„Plumpsklo“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Plumpsklo Stiftungsland Schäferhaus Harrislee 2014.jpg|mini|Reihenplumpsklo der Bundeswehr (ehem. [[Stiftungsland Schäferhaus|TrÜbPl Jägerslust]])]]
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[[Datei:Plumpsklo Stiftungsland Schäferhaus Harrislee 2014.jpg|mini|Reihenplumpsklo der Bundeswehr (ehemaliger [[Stiftungsland Schäferhaus|Truppenübungsplatz Jägerslust]])]]
'''Plumpsklo''' ist der umgangssprachliche Begriff für eine [[Toilette]] ohne Wasserspülung (Trockentoilette), bei der der [[Kot]] samt [[Urin]] in einen Kasten oder eine Grube fällt (plumpst) und dort verbleibt, bis die Grube beziehungsweise der Kasten gefüllt ist und der Inhalt entsorgt wird. Alternativ wird die Grube – [[Sickergrube]] genannt – zugeschüttet und eine neue in einiger Entfernung ausgehoben; dieser Vorgang wiederholt sich zyklisch („wanderndes Plumpsklo“). Plumpsklos sind von anderen Trockentoiletten, wie zum Beispiel [[Komposttoilette|Komposttoiletten]] oder Trockentrenntoiletten, zu unterscheiden.
'''Plumpsklo''' ist der umgangssprachliche Begriff für eine [[Toilette]] ohne [[Toilettenspülung|Wasserspülung]] (Trockentoilette), bei der der [[Kot]] samt [[Urin]] in einen Kasten oder eine Grube fällt (plumpst) und dort verbleibt, bis die Grube beziehungsweise der Kasten gefüllt ist und der Inhalt entsorgt wird. Alternativ wird die Grube – [[Sickergrube]] genannt – zugeschüttet und eine neue in einiger Entfernung ausgehoben; dieser Vorgang wiederholt sich zyklisch („wanderndes Plumpsklo“). Plumpsklos sind von anderen Trockentoiletten, wie zum Beispiel [[Komposttoilette]]n oder [[Trockentrenntoilette|Trockentrenntoiletten]], zu unterscheiden.


== Historisches ==
== Historisches ==
Im [[Römisches Reich|alten Rom]] waren Plumpsklos mit mehreren Sitzen (ohne [[Schamwand|Trennwand]]) zur Benutzung durch mehrere Personen gleichzeitig verbreitet. Dort galt der Toilettengang als gesellige Angelegenheit, Händler konnten über Geschäftliches reden, noch heute spricht man von der Verrichtung des ''Geschäfts''. Das Plumpsklo kann als Weiterentwicklung des [[Stehklo]]s mit einem horizontal angebrachten Balken zum Sitzen (im Volksmund „[[Donnerbalken]]“) angesehen werden.
Im [[Römisches Reich|alten Rom]] waren Plumpsklos mit mehreren Sitzen (ohne [[Urinaltrennwand|Trennwand]]) zur Benutzung durch mehrere Personen gleichzeitig verbreitet. Dort galt der Toilettengang als gesellige Angelegenheit, Händler konnten über Geschäftliches reden, noch heute spricht man von der Verrichtung des ''Geschäfts''. Das Plumpsklo kann als Weiterentwicklung des [[Stehklo]]s mit einem horizontal angebrachten Balken zum Sitzen (im Volksmund „[[Donnerbalken]]“) angesehen werden.


In Städten ohne [[Abwasser]]entsorgung waren Plumpsklos früher weit verbreitet. Die [[Fäkalien]] wurden in [[Güllegrube|Jauchegruben]] gesammelt und regelmäßig abgepumpt. Der Komfort dieser Toiletten war weitgehend den Wasserklosetts nachempfunden. Gespült wurde aber nicht, sondern stattdessen eine Klappe am unteren Ende des Keramikbeckens geöffnet und bei Bedarf mit etwas Wasser aus einer daneben stehenden Kanne nachgeputzt.
In Städten ohne [[Abwasser]]entsorgung waren Plumpsklos früher weit verbreitet. Die [[Fäkalien]] wurden in [[Güllegrube|Jauchegruben]] gesammelt und regelmäßig abgepumpt. Der Komfort dieser Toiletten war weitgehend den Wasserklosetts nachempfunden. Gespült wurde aber nicht, sondern stattdessen eine Klappe am unteren Ende des Keramikbeckens geöffnet und bei Bedarf mit etwas Wasser aus einer daneben stehenden Kanne nachgeputzt.


Eine Sonderform des Plumpsklos ist der sogenannte „Freischwinger“ – eine im südsächsischen Raum weit verbreitete Form der Toilette in den dortigen Fachwerkbauernhäusern. Diese wurde bis ins 20. Jahrhundert allgemein genutzt. Im ersten Stock gelegen, meist giebelseitig direkt über dem Stallmisthaufen gelegen, befand sich in einem erkerähnlichen Anbau der sogenannte „Abtritt/Abort“. Zur Reinigung wurde das direkt daneben gelagerte weiche Spätheu (Grummet) verwendet. Die Fäkalien fielen dabei einfach auf den darunter liegenden Misthaufen.
Eine Sonderform des Plumpsklos ist der sogenannte „Freischwinger“<!-- – eine im südsächsischen Raum weit verbreitete Form der Toilette in den dortigen Fachwerkbauernhäusern -- für diese geografische Einschränkung brauchen wir eine Quelle-->. <!--Diese wurde bis ins 20. Jahrhundert allgemein genutzt.--auch dazu braucht es eine Quelle--> Im ersten Stock gelegen, meist giebelseitig direkt über dem Stallmisthaufen gelegen, befand sich in einem erkerähnlichen Anbau der sogenannte ''Abtritt'' oder ''Abort''. Zur Reinigung wurde das direkt daneben gelagerte weiche Spätheu (Grummet) verwendet<!--Quelle? Was wurde gereinigt?-->. Die Fäkalien fielen auf den Misthaufen oder bei Burgen und Schlössern in das freie Gelände. Siehe hierzu [[Aborterker]].


== Archäologie ==
== Archäologie ==
Im archäologischen Bereich werden [[Sickergrube]]n unter einem Plumpsklo als Kloaken bezeichnet. Während des [[Mittelalter]]s und in der [[frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]] wurden sie in Städten neben ihrer Funktion als Toilette auch zur Entsorgung von Abfällen aller Art genutzt. Bei [[Ausgrabung]]en finden sich daher in ihnen oft Alltagsgegenstände. Dazu zählen vor allem Keramik- und Glasfunde. In Kloaken herrschen in vielen Fällen ausgezeichnete Erhaltungsbedingungen für organische Materialien (z. B. Holz, Leder), so dass hier Gebrauchsgegenstände geborgen werden können, die sonst nicht überdauert hätten. Die Erhaltung ist durch die Lage im Einflussbereich des [[Grundwasser]]s und die kompakte Lagerung der Fäkalienschichten bedingt. Da keine Durchlüftung herrscht, wird die Zersetzung der Kloakensedimente gehemmt.<ref>[https://stadtarchaeologie-lueneburg.de/grab/kloaken.htm ''Pollen aus dem „stillen Örtchen“''] bei Lüneburger Stadtarchäologie e.V.</ref>
Im archäologischen Bereich werden [[Sickergrube]]n unter einem Plumpsklo als Kloaken bezeichnet. Während des [[Mittelalter]]s und in der [[frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]] wurden sie in Städten neben ihrer Funktion als Toilette auch zur Entsorgung von Abfällen aller Art genutzt. Bei [[Ausgrabung]]en finden sich daher in ihnen oft Alltagsgegenstände. Dazu zählen vor allem Keramik- und Glasfunde. In Kloaken herrschen in vielen Fällen ausgezeichnete Erhaltungsbedingungen für organische Materialien (z. B. Holz, Leder), so dass hier Gebrauchsgegenstände geborgen werden können, die sonst nicht überdauert hätten. Die Erhaltung ist durch die Lage im Einflussbereich des [[Grundwasser]]s und die kompakte Lagerung der Fäkalienschichten bedingt. Da keine Durchlüftung herrscht, wird die Zersetzung der Kloakensedimente gehemmt.<ref>{{Webarchiv|url=https://stadtarchaeologie-lueneburg.de/grab/kloaken.htm |wayback=20160317135711 |text=''Pollen aus dem „stillen Örtchen“'' }} bei Lüneburger Stadtarchäologie e.&nbsp;V.</ref>


== Plumpsklos heute ==
== Plumpsklos heute ==
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Auch in den ländlichen Gegenden Schwedens und Finnlands kommen Plumpsklos noch relativ häufig vor. Man findet sie vor allem im Zusammenhang mit älteren Gebäuden, die heute als Freizeithäuser ([[Stuga (Ferienhaus)|Stuga]], [[Mökki]]) verwendet werden. Die schwedische Bezeichnung ist „Dass“ oder „Utedass“ (Außenklo), was auf den Artikel im deutschen Begriff „''das'' Haus“ zurückzuführen ist. Für die Entsorgung der Fäkalien sorgt gegen Gebühr die [[Gemeinde (Schweden)|Gemeinde]]. Ein Entsorgungsabonnement kann auf die Sommermonate beschränkt werden. Auch an schwedischen Stränden oder in finnischen Nationalparks werden Plumpsklos aufgestellt.
Auch in den ländlichen Gegenden Schwedens und Finnlands kommen Plumpsklos noch relativ häufig vor. Man findet sie vor allem im Zusammenhang mit älteren Gebäuden, die heute als Freizeithäuser ([[Stuga (Ferienhaus)|Stuga]], [[Mökki]]) verwendet werden. Die schwedische Bezeichnung ist „Dass“ oder „Utedass“ (Außenklo), was auf den Artikel im deutschen Begriff „''das'' Haus“ zurückzuführen ist. Für die Entsorgung der Fäkalien sorgt gegen Gebühr die [[Gemeinde (Schweden)|Gemeinde]]. Ein Entsorgungsabonnement kann auf die Sommermonate beschränkt werden. Auch an schwedischen Stränden oder in finnischen Nationalparks werden Plumpsklos aufgestellt.


Laut einer Entscheidung des [[Landgericht Hamburg|LG Hamburg]] reicht für ein Ferienhaus auf einem naturbelassenen Grundstück ein Plumpsklo aus, ohne dass der Vermieter explizit darauf hinweisen muss.<ref>LG Hamburg, Urteil vom 23. August 2002, [[Aktenzeichen (Deutschland)|Az]]. 313 S 78/02.</ref>
Laut einer Entscheidung des [[Landgericht Hamburg|LG Hamburg]] reicht für ein Ferienhaus auf einem naturbelassenen Grundstück ein Plumpsklo aus, ohne dass der Vermieter explizit darauf hinweisen muss.<ref>LG Hamburg, Urteil vom 23. August 2002, [[Aktenzeichen (Deutschland)|Az]]. 313 S 78/02.</ref>
[[Datei:Outhouse Uzbekistan.jpg|mini|Steh-Plumpsklo am [[Aydarsee]] in [[Usbekistan]]]]

== Plumpsklos in Eisenbahnzügen ==
== Plumpsklos in Eisenbahnzügen ==
Bis heute finden Plumpsklos ('''Fallrohrtoilette'''; „Offene Bauart“) in Eisenbahnzügen Verwendung. Dabei werden Fäkalien und Urin durch eine Klappe und ein Gummi- und/oder Metallrohr auf die Gleise abgelassen, weswegen der Gebrauch in Bahnhöfen verboten ist. Vorteilhaft ist, dass diese Toiletten kaum Wartung benötigen. Abgesehen von der regelmäßigen Reinigung muss gelegentlich der über der Decke angebrachte Wassertank nachgefüllt und Toilettenpapier nachgelegt werden. Außerdem sind die dicken Fallrohre relativ unempfindlich gegen Verstopfungen. Nachteilig ist die Verschmutzung von Schwellen, des Bahndamms und unterhalb von Brücken und Viadukten gelegener Grundstücke (siehe [[Rendsburger Hochbrücke#Informatives]]) oder gar der sich dort aufhaltenden Personen mit Fäkalien.
[[Datei:Zugtoilette 003.jpg|miniatur|Fallrohrtoilette in einem historischen Zug]]
Bis heute finden Plumpsklos ('''Fallrohrtoilette'''; „Offene Bauart“) in einigen Eisenbahnzügen Verwendung. Dabei werden Fäkalien und Urin durch eine Klappe und ein Gummi- und/oder Metallrohr auf die Gleise abgelassen, weswegen der Gebrauch in Bahnhöfen verboten ist. Vorteilhaft ist, dass diese Toiletten kaum Wartung benötigen. Abgesehen von der regelmäßigen Reinigung muss gelegentlich der über der Decke angebrachte Wassertank nachgefüllt und Toilettenpapier nachgelegt werden. Außerdem sind die dicken Fallrohre relativ unempfindlich gegen Verstopfungen. Nachteilig ist die Verschmutzung der Schwellen, des Bahndamms und der unterhalb von Brücken und Viadukten gelegenen Grundstücke mit Fäkalien.


In deutschen Zügen sind Plumpsklos inzwischen weitgehend durch [[Vakuumtoilette]]n ersetzt worden, die ein geschlossenes Abwassersystem erlauben.
In deutschen Zügen sind Plumpsklos inzwischen weitgehend durch [[Vakuumtoilette]]n ersetzt worden, die ein geschlossenes Abwassersystem erlauben.


Offene Zugtoiletten sind auch bei Baustellen für die Arbeiter eine zusätzliche Belästigung. Auf der Baustelle im unterirdischen Teil des [[Zürich Hauptbahnhof|Zürcher Hauptbahnhof]]s führte die Verschmutzung durch [[Fäkalien]] im Herbst 2011 sogar zum Streik der Bauarbeiter.<ref>[http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/Streik-am-HB-da-Kot-und-Urin-auf-Arbeiter-tropfen/story/19657664 ''Kot und Urin auf Arbeiter'']</ref> Bei den Schweizer [[Schweizerische Bundesbahnen|SBB]] haben 2011 noch 42 % der Züge oder rund 1300 Wagen offene Toiletten, die erst bis 2019 komplett umgerüstet oder ersetzt werden sollen.
Offene Zugtoiletten sind auch bei Baustellen für die Arbeiter eine zusätzliche Belästigung. Auf der Baustelle im unterirdischen Teil des [[Zürich Hauptbahnhof|Zürcher Hauptbahnhof]]s führte die Verschmutzung durch [[Fäkalien]] im Herbst 2011 sogar zum Streik der Bauarbeiter.<ref>[https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/streik-am-hb-da-kot-und-urin-auf-arbeiter-tropfen/story/19657664 ''Kot und Urin auf Arbeiter'']</ref> Bei den Schweizer [[Schweizerische Bundesbahnen|SBB]] hatten 2011 noch 42 % der Züge oder rund 1300 Wagen offene Toiletten, die erst bis 2019 komplett umgerüstet oder ersetzt werden sollten.


[[Hochgeschwindigkeitszug|Hochgeschwindigkeitszüge]] können nicht mit Toiletten dieser Bauart ausgestattet werden, da der bei Einfahrt in einen Tunnel mit hoher Geschwindigkeit entstehende Luftdruck den Inhalt des Fallrohres zurückdrücken könnte.<ref>[https://books.google.at/books?id=SLwcDQAAQBAJ&lpg=PT121&ots=8UdNrWgkR9&dq=zug%20tunnel%20plumpsklo&hl=de&pg=PT121#v=onepage&q=zug%20tunnel%20plumpsklo&f=false ''Plumpsklos in Hochgeschwindigkeitszügen'']</ref> Bei Hochgeschwindigkeitszügen mit [[Druckkabine#Eisenbahn|Druckkabine]] wäre eine offene Verbindung nach außen ohnehin nicht möglich.
[[Hochgeschwindigkeitszug|Hochgeschwindigkeitszüge]] können nicht mit Toiletten dieser Bauart ausgestattet werden, da die bei Einfahrt in einen Tunnel mit hoher Geschwindigkeit entstehenden Luftdruckschwankungen den Inhalt des Fallrohres zurückdrücken könnten.<ref>[https://books.google.at/books?id=SLwcDQAAQBAJ&lpg=PT121&ots=8UdNrWgkR9&dq=zug%20tunnel%20plumpsklo&hl=de&pg=PT121#v=onepage&q=zug%20tunnel%20plumpsklo&f=false ''Plumpsklos in Hochgeschwindigkeitszügen'']</ref> Bei Hochgeschwindigkeitszügen mit [[Druckkabine#Eisenbahn|Druckkabine]] wäre eine offene Verbindung nach außen ohnehin nicht möglich.

== Siehe auch ==


== Andere Toiletten ==
* [[Aborterker]]
* [[Aborterker]]
* [[Chemie-Toilette]]
* [[Chemie-Toilette]]
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* [[Komposttoilette]]
* [[Komposttoilette]]
* [[Mobile Toilettenkabine]]
* [[Mobile Toilettenkabine]]
* [[Trockentrenntoilette]]

== Siehe auch ==
* [[Stuhlgang]]
* [[Stuhlgang]]
* [[Welttoilettentag]]
* [[Welttoilettentag]]
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== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Zedler Online|1|Abtritt, Häußgen, heimlich Gemach|213|213}}
* {{Zedler Online|1|Abtritt, Häußgen, heimlich Gemach|213|213}}
* Daniel Furrer: ''Wasserthron und Donnerbalken''. Eine kleine Kulturgeschichte des stillen Örtchens. 2. durchgesehene Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2007, ISBN 978-3-89678-248-9.
* Daniel Furrer: ''Wasserthron und Donnerbalken. Eine kleine Kulturgeschichte des stillen Örtchens.'' 2. durchgesehene Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-89678-248-9.
* Roy Palmer: ''Auch das WC hat seine Geschichte'' (Originaltitel: ''The Water Closet.'' A New History, übersetzt von Charles Glanzmann und Rudolf Kulzer). Pfriemer, München 1987, ISBN 3-7906-0067-9.
* Roy Palmer: ''Auch das WC hat seine Geschichte'' (Originaltitel: ''The Water Closet.'' A New History, übersetzt von Charles Glanzmann und Rudolf Kulzer). Pfriemer, München 1987, ISBN 3-7906-0067-9.
* Mila Schrader: ''Plumpsklo, Abort, stilles Örtchen''. Edition Andersweit, Sudesburg-Hösseringen 2003, ISBN 3-931824-25-X. {{Webarchiv |url=http://www.anderweit.de/I_anderweit/I_4_Programm/393182425X.pdf |wayback=20100705064645 |text=Digitalisat}} (PDF; 1,27 MB).
* Mila Schrader: ''Plumpsklo, Abort, stilles Örtchen''. Edition Andersweit, Sudesburg-Hösseringen 2003, ISBN 3-931824-25-X. {{Webarchiv |url=http://www.anderweit.de/I_anderweit/I_4_Programm/393182425X.pdf |wayback=20100705064645 |text=Digitalisat}} (PDF; 1,27 MB).
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />

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[[Kategorie:Bad und WC]]
[[Kategorie:Bad und WC]]

Aktuelle Version vom 7. August 2024, 10:45 Uhr

Plumpsklo mit traditionellem Herz-Loch in der Tür
Plumpsklo im Gebäude
Schultoilette aus Portz um 1900 im Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof
Zugtoilette mit Fallrohr
Reihenplumpsklo der Bundeswehr (ehemaliger Truppenübungsplatz Jägerslust)

Plumpsklo ist der umgangssprachliche Begriff für eine Toilette ohne Wasserspülung (Trockentoilette), bei der der Kot samt Urin in einen Kasten oder eine Grube fällt (plumpst) und dort verbleibt, bis die Grube beziehungsweise der Kasten gefüllt ist und der Inhalt entsorgt wird. Alternativ wird die Grube – Sickergrube genannt – zugeschüttet und eine neue in einiger Entfernung ausgehoben; dieser Vorgang wiederholt sich zyklisch („wanderndes Plumpsklo“). Plumpsklos sind von anderen Trockentoiletten, wie zum Beispiel Komposttoiletten oder Trockentrenntoiletten, zu unterscheiden.

Im alten Rom waren Plumpsklos mit mehreren Sitzen (ohne Trennwand) zur Benutzung durch mehrere Personen gleichzeitig verbreitet. Dort galt der Toilettengang als gesellige Angelegenheit, Händler konnten über Geschäftliches reden, noch heute spricht man von der Verrichtung des Geschäfts. Das Plumpsklo kann als Weiterentwicklung des Stehklos mit einem horizontal angebrachten Balken zum Sitzen (im Volksmund „Donnerbalken“) angesehen werden.

In Städten ohne Abwasserentsorgung waren Plumpsklos früher weit verbreitet. Die Fäkalien wurden in Jauchegruben gesammelt und regelmäßig abgepumpt. Der Komfort dieser Toiletten war weitgehend den Wasserklosetts nachempfunden. Gespült wurde aber nicht, sondern stattdessen eine Klappe am unteren Ende des Keramikbeckens geöffnet und bei Bedarf mit etwas Wasser aus einer daneben stehenden Kanne nachgeputzt.

Eine Sonderform des Plumpsklos ist der sogenannte „Freischwinger“. Im ersten Stock gelegen, meist giebelseitig direkt über dem Stallmisthaufen gelegen, befand sich in einem erkerähnlichen Anbau der sogenannte Abtritt oder Abort. Zur Reinigung wurde das direkt daneben gelagerte weiche Spätheu (Grummet) verwendet. Die Fäkalien fielen auf den Misthaufen oder bei Burgen und Schlössern in das freie Gelände. Siehe hierzu Aborterker.

Im archäologischen Bereich werden Sickergruben unter einem Plumpsklo als Kloaken bezeichnet. Während des Mittelalters und in der Frühen Neuzeit wurden sie in Städten neben ihrer Funktion als Toilette auch zur Entsorgung von Abfällen aller Art genutzt. Bei Ausgrabungen finden sich daher in ihnen oft Alltagsgegenstände. Dazu zählen vor allem Keramik- und Glasfunde. In Kloaken herrschen in vielen Fällen ausgezeichnete Erhaltungsbedingungen für organische Materialien (z. B. Holz, Leder), so dass hier Gebrauchsgegenstände geborgen werden können, die sonst nicht überdauert hätten. Die Erhaltung ist durch die Lage im Einflussbereich des Grundwassers und die kompakte Lagerung der Fäkalienschichten bedingt. Da keine Durchlüftung herrscht, wird die Zersetzung der Kloakensedimente gehemmt.[1]

Plumpsklos heute

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Insbesondere in ärmeren Ländern sind Plumpsklos auch heute noch häufig zu finden.

Auch in den ländlichen Gegenden Schwedens und Finnlands kommen Plumpsklos noch relativ häufig vor. Man findet sie vor allem im Zusammenhang mit älteren Gebäuden, die heute als Freizeithäuser (Stuga, Mökki) verwendet werden. Die schwedische Bezeichnung ist „Dass“ oder „Utedass“ (Außenklo), was auf den Artikel im deutschen Begriff „das Haus“ zurückzuführen ist. Für die Entsorgung der Fäkalien sorgt gegen Gebühr die Gemeinde. Ein Entsorgungsabonnement kann auf die Sommermonate beschränkt werden. Auch an schwedischen Stränden oder in finnischen Nationalparks werden Plumpsklos aufgestellt.

Laut einer Entscheidung des LG Hamburg reicht für ein Ferienhaus auf einem naturbelassenen Grundstück ein Plumpsklo aus, ohne dass der Vermieter explizit darauf hinweisen muss.[2]

Steh-Plumpsklo am Aydarsee in Usbekistan

Plumpsklos in Eisenbahnzügen

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Bis heute finden Plumpsklos (Fallrohrtoilette; „Offene Bauart“) in Eisenbahnzügen Verwendung. Dabei werden Fäkalien und Urin durch eine Klappe und ein Gummi- und/oder Metallrohr auf die Gleise abgelassen, weswegen der Gebrauch in Bahnhöfen verboten ist. Vorteilhaft ist, dass diese Toiletten kaum Wartung benötigen. Abgesehen von der regelmäßigen Reinigung muss gelegentlich der über der Decke angebrachte Wassertank nachgefüllt und Toilettenpapier nachgelegt werden. Außerdem sind die dicken Fallrohre relativ unempfindlich gegen Verstopfungen. Nachteilig ist die Verschmutzung von Schwellen, des Bahndamms und unterhalb von Brücken und Viadukten gelegener Grundstücke (siehe Rendsburger Hochbrücke#Informatives) oder gar der sich dort aufhaltenden Personen mit Fäkalien.

In deutschen Zügen sind Plumpsklos inzwischen weitgehend durch Vakuumtoiletten ersetzt worden, die ein geschlossenes Abwassersystem erlauben.

Offene Zugtoiletten sind auch bei Baustellen für die Arbeiter eine zusätzliche Belästigung. Auf der Baustelle im unterirdischen Teil des Zürcher Hauptbahnhofs führte die Verschmutzung durch Fäkalien im Herbst 2011 sogar zum Streik der Bauarbeiter.[3] Bei den Schweizer SBB hatten 2011 noch 42 % der Züge oder rund 1300 Wagen offene Toiletten, die erst bis 2019 komplett umgerüstet oder ersetzt werden sollten.

Hochgeschwindigkeitszüge können nicht mit Toiletten dieser Bauart ausgestattet werden, da die bei Einfahrt in einen Tunnel mit hoher Geschwindigkeit entstehenden Luftdruckschwankungen den Inhalt des Fallrohres zurückdrücken könnten.[4] Bei Hochgeschwindigkeitszügen mit Druckkabine wäre eine offene Verbindung nach außen ohnehin nicht möglich.

Andere Toiletten

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Commons: Plumpsklo – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Plumpsklo – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Pollen aus dem „stillen Örtchen“ (Memento vom 17. März 2016 im Internet Archive) bei Lüneburger Stadtarchäologie e. V.
  2. LG Hamburg, Urteil vom 23. August 2002, Az. 313 S 78/02.
  3. Kot und Urin auf Arbeiter
  4. Plumpsklos in Hochgeschwindigkeitszügen