„Alte Leipziger – Hallesche“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Unternehmen
{{Infobox Unternehmen
| Name = Alte Leipziger Hallesche
| Logo = Logo ALH Gruppe.svg
| Unternehmensform = [[Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit|Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit]]
| Logo = Alte Leipziger – Hallesche logo.svg
| ISIN =
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| Sitz = [[Oberursel (Taunus)]] und [[Stuttgart]], {{DEU}}
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| Sitz = [[Oberursel (Taunus)]] und [[Stuttgart]]
| Leitung = * Christoph Bohn (Vorstandsvorsitzender)
* Walter Botermann (Aufsichtsratsvorsitzender)
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| Mitarbeiterzahl = 2979<ref name="Geschäftsbericht Alte Leipziger Lebensversicherung Konzern">{{Internetquelle |url=https://www.alh.de/geschaeftsbericht_al_konzern_2023.pdf |format=PDF |titel=Geschäftsbericht |hrsg=Alte Leipziger Konzern |datum=2023 |abruf=2024-06-17}}</ref><ref name="Geschäftsbericht Hallesche Krankenversicherung">{{Internetquelle |url=https://www.alh.de/geschaeftsbericht_hallesche_2023.pdf |format=PDF |titel=Geschäftsbericht |hrsg=Hallesche Krankenversicherung|datum=2023 |abruf=2024-06-17}}</ref>
* Christoph Bohn (Vorstandsvorsitzender)
| Umsatz = 5,3 Mrd. Euro<ref name="Geschäftsbericht Alte Leipziger Lebensversicherung Konzern">{{Internetquelle |url=https://www.alh.de/geschaeftsbericht_al_konzern_2023.pdf |format=PDF |titel=Geschäftsbericht |hrsg=Alte Leipziger Konzern |datum=2023 |abruf=2024-06-17}}</ref><ref name="Geschäftsbericht Hallesche Krankenversicherung">{{Internetquelle |url=https://www.alh.de/geschaeftsbericht_hallesche_2023.pdf |format=PDF |titel=Geschäftsbericht |hrsg=Hallesche Krankenversicherung|datum=2023 |abruf=2024-06-17}}</ref>
* Wolfgang Stertenbrink (Aufsichtsratsvorsitzender)
| Stand = 2022-12-31
| Mitarbeiterzahl = 3030<ref name="ALTE LEIPZIGER - HALLESCHE Geschäftsbericht">{{cite web|url=https://geschaeftsbericht.alte-leipziger.de|title=ALTE LEIPZIGER - HALLESCHE Geschäftsbericht|publisher=geschaeftsbericht.alte-leipziger.de |date= |accessdate=2018-04-10}}</ref>
| Branche = [[Versicherer|Versicherungswesen]]
| Umsatz = 4,5 Mrd. Euro<ref name="ALTE LEIPZIGER - HALLESCHE Geschäftsbericht" />
| Homepage = www.al-h.de
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| Branche = [[Versicherer|Versicherungswesen]]
| Homepage = [https://www.al-h.de/ www.al-h.de]
}}
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[[Datei:Direktion Alte Leipziger 2008.jpg|mini|hochkant=1.5|{{center|Direktion Alte Leipziger in Oberursel}}]]
[[Datei:Direktion Hallesche Krankenversicherung in Stuttgart 2008.jpg|mini|hochkant=1.5|{{center|Direktion Hallesche in Stuttgart}}]]


Der '''Alte Leipziger&nbsp;– Hallesche Konzern''' (Eigenschreibweise: ''ALTE LEIPZIGER – HALLESCHE Konzern'') ist eine deutsche [[Versicherer|Versicherungsgruppe]]. Die ''Alte Leipziger [[Lebensversicherung]]'' und die [[Hallesche Krankenversicherung]] sind [[Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit|Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit]] und die [[Mutterunternehmen]] des [[Konzern]]s.
Die Unternehmen '''Alte Leipziger''' und '''Hallesche''' bilden eine deutsche [[Versicherer|Versicherungsgruppe]], die ALH Gruppe. Die ''Alte Leipziger [[Lebensversicherung]]'' und die ''[[Hallesche Krankenversicherung]]'' sind [[Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit|Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit]] und die [[Mutterunternehmen]] des [[Konzern]]s, der unter der Bezeichnung ''ALH Gruppe'' am Markt auftritt.


== Geschäftsfelder ==
== Geschäftsfelder ==
Kerngeschäftsfelder der Alte Leipziger – Hallesche stellen die Lebens-, Kranken- und [[Sachversicherung]] dar. Schwerpunkte sind dabei das [[Privatkundengeschäft]] sowie das Firmenkundengeschäft mit einem besonderen Schwerpunkt auf der [[betriebliche Altersversorgung|betrieblichen Altersversorgung]], [[Berufsunfähigkeitsversicherung]]en und dem Krankenversicherungsgeschäft. Darüber hinaus werden Finanzprodukte wie [[Offener Investmentfonds|Investmentfonds]] oder [[Bausparkasse|Bausparprodukte]] angeboten.
Kerngeschäftsfelder der Alte Leipziger – Hallesche stellen die Lebens-, Kranken- und [[Sachversicherung]] dar. Schwerpunkte in der Lebensversicherung sind dabei das Privatkundengeschäft sowie das Firmenkundengeschäft mit einem besonderen Fokus auf der [[betriebliche Altersversorgung|betrieblichen Altersversorgung]] und die [[Berufsunfähigkeitsversicherung]].
Das Krankenversicherungsgeschäft umfasst Voll-, Zusatz- und Pflegeversicherungen. Ein wichtiger Schwerpunkt ist die betriebliche Krankenversicherung.
Darüber hinaus werden Finanzprodukte wie [[Offener Investmentfonds|Investmentfonds]] oder [[Bausparkasse|Bausparprodukte]] angeboten.


== Konzernstruktur ==
== Konzernstruktur ==
Die Alte Leipziger Lebensversicherung und die Hallesche Krankenversicherung bilden einen [[Gleichordnungskonzern]]. Sie koordinieren die Strategie der einzelnen Konzernunternehmen. In den Vorständen der Alte Leipziger Lebensversicherung, der Hallesche Krankenversicherung und der Alte Leipziger Holding AG besteht Personalunion.<ref name="Konzernstruktur">{{cite web|url=https://www.alte-leipziger.de/unternehmen-al/konzern-konzern.htm|title=Konzernstruktur |publisher=Alte-leipziger.de |date= |accessdate=2013-03-05}}</ref>
[[Datei:Direktion Alte Leipziger 2008.jpg|mini|Direktion Alte Leipziger in Oberursel]]
[[Datei:Direktion Hallesche Krankenversicherung in Stuttgart 2008.jpg|mini|Direktion Hallesche in Stuttgart]]
[[Datei:Alte leipziger reklame 1888.jpg|mini|Reklame der Alten Leipziger von 1888 mit damaligem Geschäftshaus]]
Die Alte Leipziger Lebensversicherung und die Hallesche Krankenversicherung bilden einen [[Gleichordnungskonzern]]. Sie koordinieren die Strategie von Alte Leipziger&nbsp;– Hallesche. In den Vorständen der Alte Leipziger Lebensversicherung, der Hallesche Krankenversicherung und der Alte Leipziger Holding AG besteht Personalunion.<ref name="Konzernstruktur">{{cite web|url=https://www.alte-leipziger.de/unternehmen-al/konzern-konzern.htm|title=Konzernstruktur |publisher=Alte-leipziger.de |date= |accessdate=2013-03-05}}</ref>


Die erwirtschafteten Überschüsse kommen vollständig den Versicherten zugute. Im Geschäftsjahr 2017 betrugen die Beitragseinnahmen der Alte Leipziger Lebensversicherung 2,4 Milliarden Euro und die der Hallesche Krankenversicherung 1,2 Milliarden Euro.
Die erwirtschafteten Überschüsse kommen vollständig den Versicherten zugute. Im Geschäftsjahr 2021 betrugen die Beitragseinnahmen der Alte Leipziger Lebensversicherung über 2,9 Milliarden Euro und die der Hallesche Krankenversicherung rund 1,4 Milliarden Euro.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.alte-leipziger.de/-/media/dokumente/berichte/geschaeftsberichte/al-leben-konzern/geschaeftsbericht_al_konzern_2021.pdf?la=de&hash=AE5888638471AC2C707CCFEE5A6D0F9944EB811B |format=PDF |titel=Geschäfts-, Nachhaltigkeits-, Solvency-II-Berichte; ALH Gruppe |hrsg=Konzern-Berichte Alte Leipziger |datum=2021 |abruf=2022-06-02}}</ref>


Die Angebote der Alte Leipziger Lebensversicherung für die betriebliche Altersversorgung ergänzen die [[Tochtergesellschaft]]en:
Die Angebote der Alte Leipziger Lebensversicherung für die betriebliche Altersversorgung ergänzen die [[Tochtergesellschaft]]en:
* Alte Leipziger Pensionskasse AG
* Alte Leipziger Pensionskasse AG
* Alte Leipziger Pensionsfonds AG
* Alte Leipziger Pensionsfonds AG
* Alte Leipziger Pensionsmanagement GmbH
* Alte Leipziger Pensionsmanagement GmbH
* Alte Leipziger Treuhand GmbH
* Alte Leipziger Treuhand GmbH


Die Anteile an der ''Alte Leipziger Holding AG'' werden von der Alte Leipziger Lebensversicherung vollständig gehalten. Die Holding ihrerseits ist Muttergesellschaft der nachfolgend genannten Unternehmen:
Die Anteile an der ''Alte Leipziger Holding AG'' werden von der Alte Leipziger Lebensversicherung vollständig gehalten. Die Holding ihrerseits ist Muttergesellschaft der nachfolgend genannten Unternehmen:
* Alte Leipziger Versicherung AG: Versicherungsschutz bei materiellen Schäden und Unfällen sowie Schadenmanagement für Kunden und Geschädigte
* Alte Leipziger Versicherung AG: Versicherungsschutz bei materiellen Schäden und Unfällen sowie Schadenmanagement für Kunden und Geschädigte
* Alte Leipziger Trust Investment-GmbH: Investmentfonds-Lösungen
* Alte Leipziger Trust Investment-GmbH: Investmentfonds-Lösungen
* Alte Leipziger Bauspar AG: Bausparen und Baufinanzierung
* Alte Leipziger Bauspar AG: Bausparen und Baufinanzierung


== Geschichte ==
== Geschichte der Alte Leipziger ==
[[Datei:Alte leipziger reklame 1888.jpg|mini|links|hochkant|Reklame der Alten Leipziger von 1888 mit damaligem Geschäftshaus]]
=== Alte Leipziger ===
=== {{Anker|Leipziger Feuer}} Gründung ===
Die Alte Leipziger Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit und die Alte Leipziger Versicherung AG, gegründet [[1830]] bzw. [[1819]], als Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt in Leipzig, gehören zu den traditionsreichsten Versicherungen in Deutschland. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten herausragende Persönlichkeiten der Leipziger Gesellschaft, die zumeist auch Inhaber einer Firma waren, darunter der Appelationsgerichts-Präsident [[Johann Ludwig Wilhelm Beck]], Kammerrat [[Christian Gottlob Frege]] (Frege & Comp.), der Unternehmer und Eisenbahnpionier [[Gustav Harkort]] sowie [[Johannes Christian Dürbig]], Mitinhaber des großen Hamburg-Leipziger Handelshauses [[H. J. Merck & Co.#Konsolidierung|H. J. Merck]]. Zum ersten amtierenden Direktor der "Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig", die am 1. Januar 1831 ihre Geschäfte aufnahm, wurde [[Johann Friedrich August Olearius]] ernannt.<ref> [https://books.google.de/books?id=wpcAAAAAcAAJ&pg=PP3 Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig eröffnet 1. Jan. 1831. (Gründungsstatut und "Programm" bzw. Zweck der Versicherung)]</ref>
Die Alte Leipziger ging aus zwei verschiedenen Versicherungsunternehmen hervor: der [[1819]] gegründeten '''''Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt''''' und der [[1830]] gegründeten ''Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig''. Die „Leipziger Feuer“ wurde von dem aus Berlin stammenden Kaufmann [[Carl Friedrich Ernst Weiße]] ins Leben gerufen. Zu den Gründungsmitgliedern der Lebensversicherung gehörten herausragende Persönlichkeiten der Leipziger Gesellschaft, die zumeist auch Inhaber einer Firma waren, darunter der Appelationsgerichts-Präsident [[Johann Ludwig Wilhelm Beck]], Kammerrat [[Christian Gottlob Frege]] (Frege & Comp.), der Unternehmer und Eisenbahnpionier [[Gustav Harkort]] sowie Johannes Christian Dürbig, Mitinhaber des großen Hamburg-Leipziger Handelshauses [[H. J. Merck & Co.#Konsolidierung|H. J. Merck]]. Zum ersten Direktor der Lebensversicherung, die am 1. Januar 1831 ihre Geschäfte aufnahm, wurde [[Johann Friedrich August Olearius]] ernannt.<ref>[https://books.google.de/books?id=wpcAAAAAcAAJ&pg=PP3 Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig eröffnet 1. Jan. 1831. (Gründungsstatut und „Programm“ bzw. Zweck der Versicherung)]</ref>


Nach Auffassung des Versicherungshistorikers Peter Koch hat die Alte Leipziger Lebensversicherung „wesentliche Beiträge zur Entwicklung der modernen Lebensversicherung geleistet“.<ref name="Zitat Peter Koch">''175 Jahre Alte Leipziger. Zur Entwicklung der modernen Lebensversicherung''. In: [[Versicherungswirtschaft (Zeitschrift)|Versicherungswirtschaft]] Heft 13/2005, Seite 980–983</ref>
Nach Auffassung des Versicherungshistorikers Peter Koch hat die Alte Leipziger Lebensversicherung „wesentliche Beiträge zur Entwicklung der modernen Lebensversicherung geleistet“.<ref name="Zitat Peter Koch">''175 Jahre Alte Leipziger. Zur Entwicklung der modernen Lebensversicherung''. In: [[Versicherungswirtschaft (Zeitschrift)|Versicherungswirtschaft]] Heft 13/2005, Seite 980–983</ref>
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* die Einführung eines „natürlichen Dividendensystems“, mit dem die Überschussbeteiligung grundlegend umgestaltet und verbessert werden konnte.
* die Einführung eines „natürlichen Dividendensystems“, mit dem die Überschussbeteiligung grundlegend umgestaltet und verbessert werden konnte.


==== 19. Jahrhundert bis Ende Zweiter Weltkrieg ====
=== 19. Jahrhundert bis Ende Zweiter Weltkrieg ===
[[Datei:Runde Ecke Leipzig.jpg|mini|Das 1912/13 errichtete [[Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“|Gebäude der Versicherungsanstalt]] am Leipziger Dittrichring. Ab 1945 anderweitig genutzt.]]
Im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Lebensversicherungsgesellschaft erfolgreich. Die Beitragseinnahmen erhöhten sich kontinuierlich. Aufgrund des Reichsgesetzes über die privaten Versicherungsunternehmen vom 12.&nbsp;Mai 1901 nahm die Gesellschaft die Rechtsform eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit an. Den [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] überstand das Unternehmen ohne nennenswerte Probleme. Bereits in den 1920er-Jahren widmete sich die Alte Leipziger dem damals neuen Thema der betrieblichen Altersversorgung, heute ein Schwerpunkt ihrer Geschäftstätigkeit. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] kam das Neugeschäft allmählich zum Erliegen.


[[Datei:LE HS Musik Theater 1 retouched.jpg|mini|Zentrale der Alte Leipziger Leben am Dittrichring (1908–1923), heute Gebäude der [[Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig|Hochschule für Musik und Theater Leipzig]]]]
==== Nach 1945 ====
[[Datei:Leipziger Lebensversicherung AG 1925.jpg|links|mini|Namensaktie über 1000 RM der Leipziger Lebensversicherung AG vom 14. Januar 1925]]
Im Herbst 1945 untersagte die sowjetische Militäradministration dem Lebensversicherer ebenso wie dem Sachversicherer, der Leipziger Feuer-Versicherungsanstalt, die weitere Betätigung. Sie wurden geschlossen und „abgewickelt“. Damit war den Gesellschaften nach weit mehr als hundertjährigem Wirken in [[Leipzig]] die Geschäftstätigkeit an ihrem Gründungsort verboten. 1946 verlegte die Alte Leipziger Lebensversicherung daher ihren Sitz nach [[Bad Gandersheim]], 1952 nach [[Frankfurt am Main]]. Seit 1974 befindet sich die Direktion des Lebens- und des Sachversicherers in [[Oberursel (Taunus)]].<ref name="Historie Alte Leipziger">{{cite web|url=https://www.alte-leipziger.de/unternehmen-al/ueberblick-al/historie-al.htm|title=Historie Alte Leipziger |publisher=Alte-leipziger.de |date= |accessdate=2017-04-14}}</ref> In [[Bonn]] wagte die Leipziger Feuer im Jahr 1947 einen neuen Start. Am 22. März 1948 wurde die Sitzverlegung in das Handelsregister des Amtsgerichtes Bonn eingetragen.<ref name="Historie Alte Leipziger"/>
[[Datei:Runde Ecke Leipzig.jpg|mini|Das 1912/13 errichtete Gebäude der Leipziger Feuer am Dittrichring. Nach 1945 Bezirksverwaltung für Staatssicherheit („[[Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“|runde Ecke]]“).]]
Die Leipziger Feuer expandierte 1837 ins damalige [[Kaisertum Österreich]], indem sie Agenturen in [[Wien]] und [[Prag]] eröffnete. Auch die Lebensversicherungsgesellschaft entwickelte sich im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgreich. Die Beitragseinnahmen erhöhten sich kontinuierlich. Aufgrund des Reichsgesetzes über die privaten Versicherungsunternehmen vom 12.&nbsp;Mai 1901 nahm die Gesellschaft die Rechtsform eines [[Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit|Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit]] (VVaG) an. 1904–1908 ließ die Lebensversicherung zu Leipzig ein repräsentatives Verwaltungsgebäude am Dittrichring erbauen, das [[Anton Käppler]] im neobarocken Stil entwarf. Die Leipziger Feuerversicherung bezog 1913 ebenfalls eine neue Zentrale, auf der gegenüberliegenden Seite des Dittrichrings. Das Neorenaissance-Gebäude ist heute als [[Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“|„Runde Ecke“]] bekannt. Außer der Feuerversicherung bot sie ab 1910–1915 auch Versicherungen gegen [[Wasserschaden|Leitungswasserschaden]], [[Mietverlustversicherung|Mietverlust]], [[Betriebsunterbrechungsversicherung|Betriebsunterbrechung]] oder Ernteausfälle an.<ref name="Historie">[https://www.200jahre-gut-versichert.de/ Bewegte Zeiten 1819–2019.] Historie des Alte Leipziger – Hallesche Konzerns.</ref>


Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde die Lebensversicherungsgesellschaft 1922 unter dem Namen ''Leipziger Lebensversicherung AG'' neu gegründet, um Neuabschlüsse nicht mit den noch bestehenden Devisenverpflichtungen aus Altverträgen zu belasten. Der VVaG wickelte im folgenden Jahrzehnt nur den Altbestand ab. Nach dieser Sanierung übernahm er 1933 den Bestand der AG wieder und es entstand die ''Alte Leipziger Lebensversicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit''.<ref name="Historie" /> Bereits in den 1920er-Jahren widmete sich die Alte Leipziger dem damals neuen Thema der betrieblichen Altersversorgung, heute ein Schwerpunkt ihrer Geschäftstätigkeit. 1928 wurde die ''Deutsche Bau-Gemeinschaft A.G'' (DBG) gegründet, mit der Bausparverträge angeboten wurden.
=== Hallesche ===

Am 15.&nbsp;September 1934 gründete die [[Kaufmännische Krankenkasse]] die Hallesche Krankenkasse mit Sitz in Berlin als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit für den nicht versicherungspflichtigen Personenkreis. Die Ausgliederung der „privat“ Versicherten aus den gesetzlichen Kassen wurde per Gesetz beschlossen. Die betroffenen Versicherten, insgesamt 20.570 Personen, wurden als Bestand auf das neue Unternehmen übertragen. Am 1.&nbsp;Januar 1936 wurde der Geschäftsbetrieb mit 195 Mitarbeitern und Sitz in Berlin aufgenommen. 1948 zog die Hauptverwaltung infolge der politischen Spannungen von Berlin nach Stuttgart. Die Zusammenarbeit mit der Alten Leipziger begann 1972. 1975 fusionierten die Hallesche Krankenkasse und dem [[Nationaler Krankenversicherungsverein]] a.&nbsp;G. unter dem Aufsichtsratsvorsitzenden [[Ludwig Grosse]] zu dem ''Hallesche-Nationale Krankenversicherungsverein a.G.'' Mit der Gründung der Alte Leipziger Holding 1990 begann die Kapitalverflechtung von Alte Leipziger und Hallesche, die mit der Bildung des Gleichordnungskonzerns 1994 abgeschlossen wurde.<ref name="Historie Alte Leipziger"/>
Die Leipziger Feuer stieg 1929 auch in das Lebensversicherungs-Geschäft ein, indem sie die Bremen-Oldenburger Lebensversicherungs-Bank übernahm, deren Sitz nach Leipzig verlegte und sie in ''Lebenswacht Lebensversicherungs-Anstalt in Leipzig AG'' umbenannte. Die Wirtschaftskrise schwächte das Geschäft jedoch. Um sich gegenseitig zu stützen, arbeiteten Leipziger Feuer und Alte Leipziger Lebensversicherung zunehmend zusammen. 1932 gründeten sie eine Arbeitsgemeinschaft, im Jahr darauf übernahm [[Johannes Tiedke]] den Vorstandsvorsitz beider Gesellschaften in Personalunion. 1935 wurde die Alte Leipziger Lebensversicherung Hauptaktionärin der Leipziger Feuer-Versicherung. Damit war der Grundstein für die Alte Leipziger Versicherungsgruppe gelegt.<ref name="Historie" /> Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] kam das Neugeschäft allmählich zum Erliegen.

=== Nach 1945 ===
Im Herbst 1945 untersagte die [[sowjetische Militäradministration]] dem Lebensversicherer ebenso wie dem Sachversicherer, der Leipziger Feuer-Versicherungsanstalt, die weitere Betätigung. Sie wurden geschlossen und [[Abwicklung (Wirtschaft)|abgewickelt]]. Damit war den Gesellschaften nach mehr als einem Jahrhundert in Leipzig die Geschäftstätigkeit an ihrem Gründungsort verboten. In die frühere Unternehmenszentrale der Leipziger Feuer zog die sowjetische Geheimpolizei [[Innenministerium der UdSSR|NKWD]] und 1950 die [[Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig|Bezirksverwaltung für Staatssicherheit]] („[[Ministerium für Staatssicherheit|Stasi]]“).

Die Leipziger Versicherungsgesellschaften verlegten ihren Sitz in die westlichen Besatzungszonen: Die Alte Leipziger Lebensversicherung zog 1946 nach [[Bad Gandersheim]] in Niedersachsen, 1952 nach [[Frankfurt am Main]]. In [[Bonn]] wagte die Leipziger Feuer im Jahr 1947 einen neuen Start. Am 22. März 1948 wurde die Sitzverlegung in das Handelsregister des Amtsgerichtes Bonn eingetragen.<ref name="Historie Alte Leipziger" /> Seit 1974 befindet sich die gemeinsame Direktion des Lebens- und des Sachversicherers in [[Oberursel (Taunus)]].<ref name="Historie Alte Leipziger">{{cite web|url=https://www.alte-leipziger.de/unternehmen-al/ueberblick-al/historie-al.htm|title=Historie Alte Leipziger |publisher=Alte-leipziger.de |date= |accessdate=2017-04-14}}</ref> Nach der deutschen Wiedervereinigung eröffnete die Alte Leipziger 1990 an ihrem Gründungsort Leipzig wieder eine Vertriebsniederlassung. Die Zentrale blieb jedoch in Oberursel.

== Geschichte der Hallesche Krankenversicherung ==
Am 15.&nbsp;September 1934 gründete die [[Kaufmännische Krankenkasse – KKH|Kaufmännische Krankenkasse]] die Hallesche Krankenkasse mit Sitz in Berlin als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit für den nicht versicherungspflichtigen Personenkreis. Die Ausgliederung der privat Versicherten aus den gesetzlichen Kassen wurde per Gesetz beschlossen. Die betroffenen Versicherten, insgesamt 20.570 Personen, wurden als Bestand auf das neue Unternehmen übertragen. Am 1.&nbsp;Januar 1936 wurde der Geschäftsbetrieb mit 195 Mitarbeitern und Sitz in Berlin aufgenommen. 1948 zog die Hauptverwaltung infolge der politischen Spannungen von Berlin nach Stuttgart. Die Zusammenarbeit mit der Alte Leipziger begann 1972. Im Jahr 1975 fusionierten die Hallesche Krankenkasse und der ''Nationale Krankenversicherungsverein'' a.&nbsp;G. unter dem Aufsichtsratsvorsitzenden [[Ludwig Grosse (Jurist)|Ludwig Grosse]] zu dem ''Hallesche-Nationale Krankenversicherungsverein a.G.'' Mit der Gründung der Alte Leipziger Holding 1990 begann die Kapitalverflechtung von Alte Leipziger und Hallesche, die mit der Bildung des Gleichordnungskonzerns 1994 abgeschlossen wurde.<ref name="Historie Alte Leipziger" />


Die Hallesche gilt als Pionier im Bereich der Pflegeversicherung. Als eines der ersten Unternehmen hat sie Anfang der 1990er Jahre eine Pflegeversicherung versicherungsmathematisch kalkuliert und für jedermann angeboten.<ref name="Historie Hallesche">{{cite web|url= https://www.hallesche.de/unternehmen-h/ueberblick-h/historie-h.htm|title=Historie Hallesche |publisher=Hallesche.de |date= |accessdate=2017-04-14}}</ref>
Die Hallesche gilt als Pionier im Bereich der Pflegeversicherung. Als eines der ersten Unternehmen hat sie Anfang der 1990er Jahre eine Pflegeversicherung versicherungsmathematisch kalkuliert und für jedermann angeboten.<ref name="Historie Hallesche">{{cite web|url= https://www.hallesche.de/unternehmen-h/ueberblick-h/historie-h.htm|title=Historie Hallesche |publisher=Hallesche.de |date= |accessdate=2017-04-14}}</ref>
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== Spendenengagement ==
== Spendenengagement ==
Im Rahmen der Kampagne ''Gemeinsam aktiv – Bürgerengagement in Hessen'' wurde der Alte Leipziger&nbsp;– Hallesche Konzern im März 2012 zum Unternehmen des Monats gewählt.<ref name="Unternehmen des Monats">{{cite web|url=http://www.gemeinsam-aktiv.de/dynasite.cfm?dsmid=8387|title= Unternehmen des Monats|publisher=gemeinsam-aktiv.de |date= |accessdate=2013-03-05|offline=yes}}</ref> Mit dieser Auszeichnung will sie Spendenaktivitäten des Konzerns, wie zum Beispiel ''Cents lindern Not'', fördern. Dabei verzichten die Mitarbeiter der Konzern-Gesellschaften bei ihrer Gehaltsabrechnung auf die hinter dem Komma stehenden Cent-Beträge. Am Jahresende wird dann der Gesamtbetrag von der Unternehmensleitung verdoppelt. Seit der Initiierung dieser Aktion im Jahr 1991 haben viele Einrichtungen von der Spendenbereitschaft der Belegschaft profitiert. Dabei werden in erster Linie solche, die behinderten oder schwer erkrankten Kindern helfen, sie betreuen oder fördern unterstützt.<ref name="Presseinformationen">{{cite web|url=https://www.alte-leipziger.de/presse-konzern/presseinformationen-konzern|title=Presseinformationen|publisher=alte-leipziger.de |date= |accessdate=2013-03-05}}</ref>
Im Rahmen der Kampagne ''Gemeinsam aktiv – Bürgerengagement in Hessen'' wurde die ALH Gruppe im März 2012 zum Unternehmen des Monats gewählt.<ref name="Unternehmen des Monats">{{cite web|url=http://www.gemeinsam-aktiv.de/dynasite.cfm?dsmid=8387|title=Unternehmen des Monats|publisher=gemeinsam-aktiv.de|date=|accessdate=2013-03-05|offline=yes|archiveurl=https://web.archive.org/web/20140625075651/http://www.gemeinsam-aktiv.de/dynasite.cfm?dsmid=8387|archivedate=2014-06-25}}</ref> Mit dieser Auszeichnung will sie Spendenaktivitäten der Gruppe, wie zum Beispiel ''Cents lindern Not'', herausstellen. Dabei verzichten die Mitarbeiter der Gesellschaften bei ihrer Gehaltsabrechnung auf die hinter dem Komma stehenden Cent-Beträge. Am Jahresende wird dann der Gesamtbetrag von der Unternehmensleitung verdoppelt. Seit der Initiierung dieser Aktion im Jahr 1991 haben viele Einrichtungen von der Spendenbereitschaft der Belegschaft profitiert. Dabei werden in erster Linie solche, die behinderten oder schwer erkrankten Kindern helfen, sie betreuen oder fördern, unterstützt.<ref name="Presseinformationen">{{cite web|url=https://www.alte-leipziger.de/presse-konzern/presseinformationen-konzern|title=Presseinformationen|publisher=alte-leipziger.de |date= |accessdate=2013-03-05}}</ref>


Im wissenschaftlichen Bereich werden Institutionen unterstützt, deren Arbeit einen besonderen Bezug zu Themen der Versicherungswirtschaft hat. Der Konzern unterstützte im Jahr 2003 mit einem Betrag von 140.000 Euro die Errichtung einer Stiftungsprofessur der Universität Göttingen zur Erforschung von Parkinsontherapien.<ref name="Presseinformation der Universität Göttingen">{{cite web|url= http://www.pressrelations.de/new/standard/result_main.cfm?pfach=1&n_firmanr_=115790&sektor=pm&detail=1&r=187767&sid=&aktion=jour_pm&quelle=0|title= Presseinformation der Universität Göttingen |publisher= pressrelations.de|date= |accessdate=2013-03-05}}</ref>
Im wissenschaftlichen Bereich werden Institutionen unterstützt, deren Arbeit einen besonderen Bezug zu Themen der Versicherungswirtschaft hat. Die Gruppe unterstützte im Jahr 2003 mit einem Betrag von 140.000 Euro die Errichtung einer Stiftungsprofessur der Universität Göttingen zur Erforschung von Parkinsontherapien.<ref name="Presseinformation der Universität Göttingen">{{cite web|url= http://www.pressrelations.de/new/standard/result_main.cfm?pfach=1&n_firmanr_=115790&sektor=pm&detail=1&r=187767&sid=&aktion=jour_pm&quelle=0|title= Presseinformation der Universität Göttingen |publisher= pressrelations.de|date= |accessdate=2013-03-05}}</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [https://www.al-h.de/ Internetpräsenz des Alte Leipziger – Hallesche Konzerns]
* [https://www.al-h.de/ Internetpräsenz des Alte Leipziger – Hallesche Konzerns]
* {{BaFin|105644|Alte Leipziger Bauspar AG}}
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit]]
[[Kategorie:Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit]]
[[Kategorie:Unternehmen (Hochtaunuskreis)]]
[[Kategorie:Unternehmen (Oberursel (Taunus))]]
[[Kategorie:Versicherungsunternehmen (Deutschland)]]
[[Kategorie:Versicherungsunternehmen (Deutschland)]]
[[Kategorie:Versicherungsunternehmen (Stuttgart)]]
[[Kategorie:Bausparkasse (Deutschland)]]
[[Kategorie:Bausparkasse (Deutschland)]]
[[Kategorie:Organisation (Oberursel (Taunus))]]
[[Kategorie:Unternehmensgründung 1819]]
[[Kategorie:Gegründet 1819]]

Aktuelle Version vom 15. August 2024, 08:12 Uhr

Alte Leipziger – Hallesche

Logo
Rechtsform Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit
Sitz Oberursel (Taunus) und Stuttgart, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Christoph Bohn (Vorstandsvorsitzender)
  • Walter Botermann (Aufsichtsratsvorsitzender)
Mitarbeiterzahl 2979[1][2]
Umsatz 5,3 Mrd. Euro[1][2]
Branche Versicherungswesen
Website www.al-h.de
Stand: 31. Dezember 2022
Direktion Alte Leipziger in Oberursel
Direktion Hallesche in Stuttgart

Die Unternehmen Alte Leipziger und Hallesche bilden eine deutsche Versicherungsgruppe, die ALH Gruppe. Die Alte Leipziger Lebensversicherung und die Hallesche Krankenversicherung sind Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit und die Mutterunternehmen des Konzerns, der unter der Bezeichnung ALH Gruppe am Markt auftritt.

Geschäftsfelder

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Kerngeschäftsfelder der Alte Leipziger – Hallesche stellen die Lebens-, Kranken- und Sachversicherung dar. Schwerpunkte in der Lebensversicherung sind dabei das Privatkundengeschäft sowie das Firmenkundengeschäft mit einem besonderen Fokus auf der betrieblichen Altersversorgung und die Berufsunfähigkeitsversicherung. Das Krankenversicherungsgeschäft umfasst Voll-, Zusatz- und Pflegeversicherungen. Ein wichtiger Schwerpunkt ist die betriebliche Krankenversicherung. Darüber hinaus werden Finanzprodukte wie Investmentfonds oder Bausparprodukte angeboten.

Konzernstruktur

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Die Alte Leipziger Lebensversicherung und die Hallesche Krankenversicherung bilden einen Gleichordnungskonzern. Sie koordinieren die Strategie der einzelnen Konzernunternehmen. In den Vorständen der Alte Leipziger Lebensversicherung, der Hallesche Krankenversicherung und der Alte Leipziger Holding AG besteht Personalunion.[3]

Die erwirtschafteten Überschüsse kommen vollständig den Versicherten zugute. Im Geschäftsjahr 2021 betrugen die Beitragseinnahmen der Alte Leipziger Lebensversicherung über 2,9 Milliarden Euro und die der Hallesche Krankenversicherung rund 1,4 Milliarden Euro.[4]

Die Angebote der Alte Leipziger Lebensversicherung für die betriebliche Altersversorgung ergänzen die Tochtergesellschaften:

  • Alte Leipziger Pensionskasse AG
  • Alte Leipziger Pensionsfonds AG
  • Alte Leipziger Pensionsmanagement GmbH
  • Alte Leipziger Treuhand GmbH

Die Anteile an der Alte Leipziger Holding AG werden von der Alte Leipziger Lebensversicherung vollständig gehalten. Die Holding ihrerseits ist Muttergesellschaft der nachfolgend genannten Unternehmen:

  • Alte Leipziger Versicherung AG: Versicherungsschutz bei materiellen Schäden und Unfällen sowie Schadenmanagement für Kunden und Geschädigte
  • Alte Leipziger Trust Investment-GmbH: Investmentfonds-Lösungen
  • Alte Leipziger Bauspar AG: Bausparen und Baufinanzierung

Geschichte der Alte Leipziger

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Reklame der Alten Leipziger von 1888 mit damaligem Geschäftshaus

Die Alte Leipziger ging aus zwei verschiedenen Versicherungsunternehmen hervor: der 1819 gegründeten Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt und der 1830 gegründeten Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig. Die „Leipziger Feuer“ wurde von dem aus Berlin stammenden Kaufmann Carl Friedrich Ernst Weiße ins Leben gerufen. Zu den Gründungsmitgliedern der Lebensversicherung gehörten herausragende Persönlichkeiten der Leipziger Gesellschaft, die zumeist auch Inhaber einer Firma waren, darunter der Appelationsgerichts-Präsident Johann Ludwig Wilhelm Beck, Kammerrat Christian Gottlob Frege (Frege & Comp.), der Unternehmer und Eisenbahnpionier Gustav Harkort sowie Johannes Christian Dürbig, Mitinhaber des großen Hamburg-Leipziger Handelshauses H. J. Merck. Zum ersten Direktor der Lebensversicherung, die am 1. Januar 1831 ihre Geschäfte aufnahm, wurde Johann Friedrich August Olearius ernannt.[5]

Nach Auffassung des Versicherungshistorikers Peter Koch hat die Alte Leipziger Lebensversicherung „wesentliche Beiträge zur Entwicklung der modernen Lebensversicherung geleistet“.[6] Pionierleistungen der Alte Leipziger Lebensversicherung waren

  • die Einführung der vierteljährlichen und dann der monatlichen Prämienzahlung, damit wurde das Produkt breiteren Bevölkerungsschichten erschlossen,
  • die Möglichkeit zur Abkürzung der Versicherungsdauer und zur Beitragsfreistellung,
  • die Einführung eines „natürlichen Dividendensystems“, mit dem die Überschussbeteiligung grundlegend umgestaltet und verbessert werden konnte.

19. Jahrhundert bis Ende Zweiter Weltkrieg

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Zentrale der Alte Leipziger Leben am Dittrichring (1908–1923), heute Gebäude der Hochschule für Musik und Theater Leipzig
Namensaktie über 1000 RM der Leipziger Lebensversicherung AG vom 14. Januar 1925
Das 1912/13 errichtete Gebäude der Leipziger Feuer am Dittrichring. Nach 1945 Bezirksverwaltung für Staatssicherheit („runde Ecke“).

Die Leipziger Feuer expandierte 1837 ins damalige Kaisertum Österreich, indem sie Agenturen in Wien und Prag eröffnete. Auch die Lebensversicherungsgesellschaft entwickelte sich im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgreich. Die Beitragseinnahmen erhöhten sich kontinuierlich. Aufgrund des Reichsgesetzes über die privaten Versicherungsunternehmen vom 12. Mai 1901 nahm die Gesellschaft die Rechtsform eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit (VVaG) an. 1904–1908 ließ die Lebensversicherung zu Leipzig ein repräsentatives Verwaltungsgebäude am Dittrichring erbauen, das Anton Käppler im neobarocken Stil entwarf. Die Leipziger Feuerversicherung bezog 1913 ebenfalls eine neue Zentrale, auf der gegenüberliegenden Seite des Dittrichrings. Das Neorenaissance-Gebäude ist heute als „Runde Ecke“ bekannt. Außer der Feuerversicherung bot sie ab 1910–1915 auch Versicherungen gegen Leitungswasserschaden, Mietverlust, Betriebsunterbrechung oder Ernteausfälle an.[7]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Lebensversicherungsgesellschaft 1922 unter dem Namen Leipziger Lebensversicherung AG neu gegründet, um Neuabschlüsse nicht mit den noch bestehenden Devisenverpflichtungen aus Altverträgen zu belasten. Der VVaG wickelte im folgenden Jahrzehnt nur den Altbestand ab. Nach dieser Sanierung übernahm er 1933 den Bestand der AG wieder und es entstand die Alte Leipziger Lebensversicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit.[7] Bereits in den 1920er-Jahren widmete sich die Alte Leipziger dem damals neuen Thema der betrieblichen Altersversorgung, heute ein Schwerpunkt ihrer Geschäftstätigkeit. 1928 wurde die Deutsche Bau-Gemeinschaft A.G (DBG) gegründet, mit der Bausparverträge angeboten wurden.

Die Leipziger Feuer stieg 1929 auch in das Lebensversicherungs-Geschäft ein, indem sie die Bremen-Oldenburger Lebensversicherungs-Bank übernahm, deren Sitz nach Leipzig verlegte und sie in Lebenswacht Lebensversicherungs-Anstalt in Leipzig AG umbenannte. Die Wirtschaftskrise schwächte das Geschäft jedoch. Um sich gegenseitig zu stützen, arbeiteten Leipziger Feuer und Alte Leipziger Lebensversicherung zunehmend zusammen. 1932 gründeten sie eine Arbeitsgemeinschaft, im Jahr darauf übernahm Johannes Tiedke den Vorstandsvorsitz beider Gesellschaften in Personalunion. 1935 wurde die Alte Leipziger Lebensversicherung Hauptaktionärin der Leipziger Feuer-Versicherung. Damit war der Grundstein für die Alte Leipziger Versicherungsgruppe gelegt.[7] Während des Zweiten Weltkriegs kam das Neugeschäft allmählich zum Erliegen.

Im Herbst 1945 untersagte die sowjetische Militäradministration dem Lebensversicherer ebenso wie dem Sachversicherer, der Leipziger Feuer-Versicherungsanstalt, die weitere Betätigung. Sie wurden geschlossen und abgewickelt. Damit war den Gesellschaften nach mehr als einem Jahrhundert in Leipzig die Geschäftstätigkeit an ihrem Gründungsort verboten. In die frühere Unternehmenszentrale der Leipziger Feuer zog die sowjetische Geheimpolizei NKWD und 1950 die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit („Stasi“).

Die Leipziger Versicherungsgesellschaften verlegten ihren Sitz in die westlichen Besatzungszonen: Die Alte Leipziger Lebensversicherung zog 1946 nach Bad Gandersheim in Niedersachsen, 1952 nach Frankfurt am Main. In Bonn wagte die Leipziger Feuer im Jahr 1947 einen neuen Start. Am 22. März 1948 wurde die Sitzverlegung in das Handelsregister des Amtsgerichtes Bonn eingetragen.[8] Seit 1974 befindet sich die gemeinsame Direktion des Lebens- und des Sachversicherers in Oberursel (Taunus).[8] Nach der deutschen Wiedervereinigung eröffnete die Alte Leipziger 1990 an ihrem Gründungsort Leipzig wieder eine Vertriebsniederlassung. Die Zentrale blieb jedoch in Oberursel.

Geschichte der Hallesche Krankenversicherung

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Am 15. September 1934 gründete die Kaufmännische Krankenkasse die Hallesche Krankenkasse mit Sitz in Berlin als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit für den nicht versicherungspflichtigen Personenkreis. Die Ausgliederung der privat Versicherten aus den gesetzlichen Kassen wurde per Gesetz beschlossen. Die betroffenen Versicherten, insgesamt 20.570 Personen, wurden als Bestand auf das neue Unternehmen übertragen. Am 1. Januar 1936 wurde der Geschäftsbetrieb mit 195 Mitarbeitern und Sitz in Berlin aufgenommen. 1948 zog die Hauptverwaltung infolge der politischen Spannungen von Berlin nach Stuttgart. Die Zusammenarbeit mit der Alte Leipziger begann 1972. Im Jahr 1975 fusionierten die Hallesche Krankenkasse und der Nationale Krankenversicherungsverein a. G. unter dem Aufsichtsratsvorsitzenden Ludwig Grosse zu dem Hallesche-Nationale Krankenversicherungsverein a.G. Mit der Gründung der Alte Leipziger Holding 1990 begann die Kapitalverflechtung von Alte Leipziger und Hallesche, die mit der Bildung des Gleichordnungskonzerns 1994 abgeschlossen wurde.[8]

Die Hallesche gilt als Pionier im Bereich der Pflegeversicherung. Als eines der ersten Unternehmen hat sie Anfang der 1990er Jahre eine Pflegeversicherung versicherungsmathematisch kalkuliert und für jedermann angeboten.[9]

Die Hallesche platzierte sich früh mit innovativen Produkten, wie zum Beispiel Vorsorge-Gutscheinen, im neuen Markt der „Betrieblichen Krankenversicherung“ (bKV): Firmen schließen eine bKV für ihre Mitarbeiter ab, um deren Gesundheit zu fördern oder die Bindung an den Arbeitgeber zu erhöhen. Die bKV erweitert den individuellen Krankenversicherungsschutz der Mitarbeiter, zum Beispiel um Leistungen für Zahnersatz oder Sehhilfen.[10]

Spendenengagement

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Im Rahmen der Kampagne Gemeinsam aktiv – Bürgerengagement in Hessen wurde die ALH Gruppe im März 2012 zum Unternehmen des Monats gewählt.[11] Mit dieser Auszeichnung will sie Spendenaktivitäten der Gruppe, wie zum Beispiel Cents lindern Not, herausstellen. Dabei verzichten die Mitarbeiter der Gesellschaften bei ihrer Gehaltsabrechnung auf die hinter dem Komma stehenden Cent-Beträge. Am Jahresende wird dann der Gesamtbetrag von der Unternehmensleitung verdoppelt. Seit der Initiierung dieser Aktion im Jahr 1991 haben viele Einrichtungen von der Spendenbereitschaft der Belegschaft profitiert. Dabei werden in erster Linie solche, die behinderten oder schwer erkrankten Kindern helfen, sie betreuen oder fördern, unterstützt.[12]

Im wissenschaftlichen Bereich werden Institutionen unterstützt, deren Arbeit einen besonderen Bezug zu Themen der Versicherungswirtschaft hat. Die Gruppe unterstützte im Jahr 2003 mit einem Betrag von 140.000 Euro die Errichtung einer Stiftungsprofessur der Universität Göttingen zur Erforschung von Parkinsontherapien.[13]

Commons: Alte Leipziger – Hallesche – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Geschäftsbericht. (PDF) Alte Leipziger Konzern, 2023, abgerufen am 17. Juni 2024.
  2. a b Geschäftsbericht. (PDF) Hallesche Krankenversicherung, 2023, abgerufen am 17. Juni 2024.
  3. Konzernstruktur. Alte-leipziger.de, abgerufen am 5. März 2013.
  4. Geschäfts-, Nachhaltigkeits-, Solvency-II-Berichte; ALH Gruppe. (PDF) Konzern-Berichte Alte Leipziger, 2021, abgerufen am 2. Juni 2022.
  5. Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig eröffnet 1. Jan. 1831. (Gründungsstatut und „Programm“ bzw. Zweck der Versicherung)
  6. 175 Jahre Alte Leipziger. Zur Entwicklung der modernen Lebensversicherung. In: Versicherungswirtschaft Heft 13/2005, Seite 980–983
  7. a b c Bewegte Zeiten 1819–2019. Historie des Alte Leipziger – Hallesche Konzerns.
  8. a b c Historie Alte Leipziger. Alte-leipziger.de, abgerufen am 14. April 2017.
  9. Historie Hallesche. Hallesche.de, abgerufen am 14. April 2017.
  10. bKV-Kompetenz-Rating 2016. ivfp.de, abgerufen am 8. Mai 2017.
  11. Unternehmen des Monats. gemeinsam-aktiv.de, archiviert vom Original am 25. Juni 2014; abgerufen am 5. März 2013.
  12. Presseinformationen. alte-leipziger.de, abgerufen am 5. März 2013.
  13. Presseinformation der Universität Göttingen. pressrelations.de, abgerufen am 5. März 2013.

Koordinaten: 50° 12′ 43″ N, 8° 34′ 29,7″ O