Schweizer hat seltene Krankheit: Rad-Profi hat im Leben mehr als 500 Kilo abgenommen

Der Schweizer Rad-Profi Jean Nuttli leidet unter einer seltenen Stoffwechselkrankheit. Der Sportler muss sich täglich viel bewegen, um nicht schnell zuzunehmen

Der Schweizer Ex-Rad-Profi Jean Nuttli leidet unter einer seltenen Stoffwechselkrankheit. Der Sportler muss sich täglich viel bewegen, um nicht schnell zuzunehmen

Foto: picture alliance / Roth

Mal abends eine Pizza und ein Glas Rotwein – schon hat man vier Kilo zugenommen? Der Gedanke vertreibt jedem den Appetit, für Jean Nuttli (50) ist es ein ernstes Problem.

Nuttli war DER Rad-Profi aus der Schweiz, hat in den 2000-er Jahren viele Erfolge eingefahren. Nun macht er öffentlich, dass er an einer seltenen Stoffwechsel-Erkrankung leidet. „Sie ist so selten, dass es dafür nicht einmal einen Namen gibt“, sagt er zur Schweizer Sonntagszeitung. Vielleicht sei er der einzige Mensch auf der Welt, der exakt dieses Leiden habe.

Folge der Erkrankung: Er nimmt in kurzer Zeit zu, sobald er sich nicht bewegt. Kohlenhydrate wandelt sein Körper direkt in Fett um. Die Folge: Bis Mitte der 1990-er Jahre wog Nuttli 125 Kilogramm. Dann zog er die Reißleine.

Mit Extrem-Diät zum Abnehmerfolg

Um an Gewicht zu verlieren, habe er acht Stunden auf dem Rad trainiert, dazu eine Radikal-Diät mit nur 500 Kalorien täglich gemacht. Zudem hat er auf Zucker und Kohlenhydrate verzichtet und ausschließlich Leitungswasser getrunken. Und er hat 1000 Liegestütze plus 2000 Rumpfbeugen gemacht – jeden Morgen!

Innerhalb weniger Monate nahm er 60 Kilogramm ab, wurde 2001 Schweizer Meister im Zeitfahren.

Jean Nuttli war einst ein gefeierter Sprot-Star in der Schweiz

Jean Nuttli war einst ein gefeierter Sport-Star in der Schweiz

Foto: imago sport

Mittlerweile ist seine Sportkarriere Geschichte. Dennoch trainiert Nuttli weiter hart. Nach dem Aufstehen trinkt er einen Kaffee und läuft los, erklimmt Berge bis zu 4000 Metern. Der Ex-Radprofi lebt diszipliniert. „Das ist noch immer ein großes Privileg.“ Nuttli wiegt mittlerweile 72 Kilogramm. Sein Plan: „Irgendwann will ich 20 000 Gipfel bestiegen haben.“

Rad-Profi Nuttli wog bis Mitte der 1990-er Jahre 125 Kilogramm

Nuttli sagt, er habe in seinem Leben insgesamt über 500 Kilogramm abgenommen und hätte mindestens 50-Mal verhungern müssen. Heute lebe der 50-Jährige am Existenzminimum. Aber: Er will so weitermachen und sein Gewicht halten. Als letzter Ausweg könnte ein Teil seines Darms entfernt werden.

Nuttlis Weg: Von Leukämie-Werten zum Gipfelstürmer

Doch auch Extremsport und Diäten hinterlassen Spuren. Seine Leber ist geschädigt, das Verhältnis zwischen roten und weißen Blutkörperchen stimmt nicht mehr.

Nuttli: „Die Ärzte sagten, ich hätte Werte wie ein Leukämie-Patient im Endstadium. Wäre in meinem Körper nichts abnormal, hätte ich alle in Grund und Boden fahren können.“

Irgendwann halfen weder Diät noch Training, der Radler war körperlich und psychisch ausgezehrt. Der Mangel an Kohlenhydraten sorgte zudem für eine nur geringe Ausschüttung des Glückshormons Serotonin. Die Folge: Depressionen und Suizid-Gedanken.

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