Straßennamen-Chaos in Berlin: „Jedes Haus hat hier praktisch drei Adressen“

Drei Adressen an der Haustür, um Post und Lieferdienste zu informieren. Solche Schilder sieht man überall in der Audre-Lorde-Straße

Drei Adressen an der Haustür, um Post und Lieferdienste zu informieren. Solche Schilder sieht man überall in der Audre-Lorde-Straße

Foto: Christian Lohse

Berlin – 1600 Anwohner der Audre-Lorde-Straße in Berlin-Kreuzberg blicken zurück auf 365 Chaos-Tage und haben heute drei Adressen!

Im September 2023 wurde der nördliche Teil der Manteuffelstraße vom Bezirksamt in Audre-Lorde-Straße umbenannt. Ehrung für eine afroamerikanische Feministin, die auch an der FU lehrte.

Maria (34) hätte sich vorab mehr Informationen gewünscht, auch an ihrem Haus hängen jetzt zwei verschiedene Hausnummern

Maria (34) hätte sich vorab mehr Informationen gewünscht, auch an ihrem Haus hängen jetzt zwei verschiedene Hausnummern

Foto: Christian Lohse

Doch niemand bekam etwas von der Umbenennung mit. Die irrwitzigen Folgen spüren die Bewohner bis heute: Probleme bei Behördengängen. Verwirrte Post und Lieferdienste, Paketstapel in Verteilerstellen.

Denn erst Monate nach der Umbenennung, im April 2024, wurden neue Straßenschilder angeschraubt. Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) gestand: „Da lief wirklich alles schief.“

Noch beim offiziellen Festakt der Umbenennung am 28. Juni war nicht einmal klar, wie mit den Hausnummern verfahren wird. Erst im August 2024 informierte das Bezirksamt die Hausbesitzer und Hausverwaltungen über die neuen Nummern. Ergebnis: Alle neu (weil es ja auch noch ein Stück Manteuffelstraße gibt) – und das Chaos war komplett.

„Hier hat jedes Haus jetzt praktisch drei Adressen“, sagt DHL-Bote Shame (24) und erklärt das Dilemma. „Briefe oder Pakete werden an die alte Manteuffel-Adresse geschickt oder an die neue Lorde-Adresse mit alter Hausnummer und jetzt auch noch an die neue Hausnummer.“

DHL-Bote Shame (24) muss lange und konzentriert seine Pakete sortieren, bevor er sie in der Straße ausliefert

DHL-Bote Shame (24) muss lange und konzentriert seine Pakete sortieren, bevor er sie in der Straße ausliefert

Foto: Christian Lohse
„Das Chaos in der Straße ist komplett“, sagt Natalie (50)

„Das Chaos in der Straße ist komplett“, sagt Natalie (50)

Foto: Christian Lohse

Das Chaos kostet die Anwohner nicht nur Nerven, sondern auch viel Geld. Obwohl der Bezirk eine gebührenfreie Änderung aller Dokumente zugesagt hatte, berichten die Anwohner, dass ihnen trotzdem Kosten entstanden seien.

„Ich meldete mein Auto um auf den neuen Straßennamen. Jetzt musste ich noch einmal hin, wegen der neuen Hausnummer. Doppelte Gebühren!“

Die Anwohner nehmen das Chaos teilweise auch mit Humor

Die Anwohner nehmen das Chaos teilweise auch mit Humor

Foto: Christian Lohse

Natalie (50) aus dem Mietwäsche-Geschäft schüttelt einfach nur den Kopf: „Muss wirklich immer alles drunter und drüber gehen?“

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