Fans besorgt: Was hat sich Alba bei diesem Kader gedacht?

Hermannsson bleibt, Thiemann ist weg, Bean bleibt, Brown ist weg (v.l.)

Hermannsson bleibt, Thiemann ist weg, Bean bleibt, Brown ist weg (v.l.)

Foto: picture alliance / contrastphoto

Fragezeichen um Alba Berlin.

Der Vizemeister geht mit einem Kader in die neue Saison der ­Easycredit Basketball-Bundesliga, der für Rätselraten bei den Fans sorgt. Nach der vergangenen Spielzeit (1:3 in der Finalserie gegen Bayern München) verabschiedeten sich die zwei großen Stars der Berliner: Weltmeister Johannes Thiemann (30) unterschrieb beim japanischen Erstligisten Gunma Crane Thunders.

Und der frühere NBA-Star Sterling Brown (29/u. a. Milwaukee) zog zu Partizan Belgrad weiter. Für das Duo wurden zwei Spieler geholt: William McDowell-White (26) kam aus der neuseeländischen Liga, unterschrieb für zwei Jahre. Trevion Williams (23) kam von Liga-Konkurrent Ratiopharm Ulm. Dem US-Amerikaner gelangen in der letzten Saison in 38 Spielen durchschnittlich 14,1 Punkte pro Partie. Auch Williams hat für zwei Jahre unterschrieben.

Zwei namhafte Abgänge, zwei Neue. Damit hat Alba die Kaderplanung abgeschlossen. Da die meisten Profis langfristige Verträge haben, war eine große Veränderung der Mannschaft ohnehin nicht zu erwarten.

Es bleibt aber die Frage: Reicht das? Nach der Vorstellung der Mannschaft setzten bei Instagram vor anderthalb Wochen große Diskussionen ein. Dass die Trikot-Nummer 19 doppelt vergeben war (an Louis Olinde und Elias Rapieque), spielte dabei nur eine Nebenrolle.

Viel mehr ging es um drei Themen.

► Konkurrenzfähigkeit

Schon vergangene Saison landete Alba in der Euroleague abgeschlagen auf dem letzten Platz – mit gerade mal fünf Siegen aus 34 Spielen. Erst im Juni wurde die Wildcard für die Königsklasse des Basketballs um ein Jahr verlängert.

Michael Körner (56), Basketball-Kommentator bei Streamingdienst Dyn (gehört wie BILD zu Axel Springer): „Ende August ist es schwierig, eine Vorhersage zu treffen. Aber wenn ich sehe, wie sich andere Teams in der Euroleague aufstellen, dann verstehe ich die Sorge der Fans schon. Viele fragen sich, ob der Verein langfristig in der EL bleiben kann. Es ist aber immer sehr schwierig, hinter die Kulissen dieser Liga zu schauen.“

► Ausländer-Spots

Alba hat neun Spieler ohne deutschen Pass unter Vertrag. Ein absoluter Luxus! Denn in der Bundesliga dürfen in einem Spiel maximal sechs Ausländer zum Einsatz kommen. In der Euroleague dagegen ist die Anzahl nicht begrenzt.

Alba-Geschäftsführer Marco Baldi (62) sagt: „Wir haben in der letzten Saison gelernt, dass man einen großen Kader braucht, wenn man 80 bis 85 Spiele innerhalb von neun Monaten hat.“

Körner ist skeptisch: „Alba hatte immer einen sehr guten Kader – den sehe ich aktuell eher bei Bayern München.“

Wer baut sowas?Dieser Basketball-Korb ist lebensgefährlich!

Quelle: Reuters, BILD

► Positionen

Von den neun Ausländern kämpfen gleich vier (Martin Hermannsson, Matteo Spagnolo, Ziga Samar und William McDowell-White) um die Aufbau-Position. Baldi: „Einige können auch auf anderen Positionen spielen. Aber letztes Jahr waren wir im Aufbau zu dünn besetzt, das ist jetzt die Gegen-Reaktion.“

Dagegen wird es auf der Center-Position dünn. Dort spielen nominell nur Khalifa Koumadje (28), Yanni Wetzell (28) und Trevion Williams (23). Letzterer wurde in der abgelaufenen Saison in Ulm aber auch auf einer anderen Position eingesetzt.

Teaser-Bild

Foto: BILD

Deutschlands Rekordnationalspieler Patrick Femerling (49/221 Länderspiele): „Williams ist etwas zu klein für die Center-Position. Aber das macht er mit seiner Athletik wett. Ob er das allerdings zwei- oder dreimal die Woche abrufen kann, bleibt abzuwarten.“

Kader-Planer Himar Ojeda (51) sagte dem RBB: „Wir haben Spieler verloren, die wir halten wollten, und andere nicht bekommen, die wir gerne gehabt hätten.“

Gegen die finanzkräftige Konkurrenz aus dem Ausland hat Alba (geschätzter Etat: 15 Mio. Euro) kaum eine Chance. Und auch auf dem deutschen Markt wird es gegen den Dauer-Rivalen aus München (geschätzter Etat: 25 Mio. Euro) zunehmend schwierig.

Am 20. September wird es ernst. Dann beginnt die BBL-Saison. Das offizielle Ziel des elfmaligen Deutschen Meisters sagt alles: die Finalteilnahme – nicht der Titel.

Haben Sie Fehler entdeckt? Möchten Sie etwas kritisieren? Dann schreiben Sie uns gerne!