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Ortsvorsteher Friedrich Hesse: „Es kommt einiges auf Eschersheim zu“

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Friedrich Hesse (CDU) am Weißen Stein, wo die Verkehrsführung geändert werden soll.
Friedrich Hesse (CDU) am Weißen Stein, wo die Verkehrsführung geändert werden soll. © Rolf Oeser

Friedrich Hesse (CDU) spricht im Interview über die Probleme bei der Maybachbrücke, die Situation der Schulen und den S-Bahn-Ausbau.

In einer Serie blicken wir zurück auf das Jahr 2023 in den 16 Ortsbeiräten. Was waren die wichtigsten Themen, die den Ortsbezirk in den vergangenen Monaten bewegt und beschäftigt haben? Welche Erfolge oder Niederlagen gab es für das Stadtteilparlament? Wie geht es jetzt im neuen Jahr weiter? Heute der Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim).

Der Fahrradverkehr ist ein oft kontroverses Thema im Ortsbeirat 9. Zuletzt war die Radwegeanlage über die Maybachbrücke ein Aufreger. Aufgrund des baulichen Zustands der Brücke wurde der Radverkehr Anfang Dezember wieder kurzfristig auf den Bürgersteig zurückverlegt. Wie geht es hier nun weiter?

Über diesen ganzen Ablauf muss ich schon lachen. Das ist schon alles sehr dilettantisch. Der eine Brückenkörper kann offenbar aus statischen Gründen nicht zwei Autofahrspuren verkraften. Der eine Teil der Brücke über die Gleis ist aus dem Jahr 1964. Jetzt hat die Stadt die Radwege wieder auf den Fußweg zurückverlegt, die linke Fahrspur ist komplett gesperrt, die rechte bleibt für die Autos offen. Wir haben im Ortsbeirat beschlossen, dass uns der Sanierungsplan für die Brücke zeitnah vorgestellt werden muss. Alles Weitere werden wir später sehen.

Die Probleme waren aber vorher schon bekannt, oder?

Ja, das ist es, was mich sehr wundert. Obwohl die Probleme bekannt waren, wurden noch die Radwege auf die Fahrspuren verlegt, als die Brücke im Bereich des Mittelbahnsteigs an der S-Bahn-Station Eschersheim bereits ein Stützkorsett erhalten hat.

Da kommt ja einiges auf den Stadtteil Eschersheim zu. Wie ist ansonsten der Sachstand bei der künftigen Radwegeanbindung und Verkehrsführung durch Eschersheim in Richtung Weißer Stein?

Ja, es kommt einiges auf Eschersheim zu. Daran hängt auch die künftige Radwegeanbindung wegen des geschlossenen Bahnübergangs Lachweg in Richtung Weißer Stein. Zudem wird dieses Jahr die neue Unterführung Dreihäusergasse / Friedhof eröffnet, die wesentlich breiter sein wird als die frühere. Der Radverkehr könnte dort an den Gleisen bis zur Thielenstraße entlanggeführt werden, wo auch eine Rampe entsteht. Für den motorisierten Verkehr soll Am Weißen Stein ein neu zu gestaltender Kreuzungsbereich die Verkehrsströme kanalisieren.

Die Pläne zur Umgestaltung kamen nicht direkt gut an.

Genau. Die ersten Pläne des Amtes für Straßenbau und Erschließung (ASE) führten zu einem riesigen Aufschrei aller Fraktionen, weil die Pläne den Platz zerrissen hätten. Das ASE zeigte sich zunächst stur und überrascht von dem Widerstand. Mittlerweile ist eine neue Planung in Mache und wird voraussichtlich Anfang diesesn Jahres vorgestellt.

In der Eschersheimer Landstraße südlich vom Marbachweg soll der schon lange geforderte Radweg entstehen. Kurzzeitparkplätze sollen für die Geschäfte den Wegfall von Stellplätzen kompensieren. Was halten Sie von dieser Lösung?

Wir als Ortsbeirat waren eingebunden und hatten einen gemeinsamen Ortstermin. Wir waren zum Teil konträrer Meinung. Letztendlich ist ein Kompromiss gefunden worden. Die Kurzzeitparkplätze zwischen Spenerstraße und Marbachweg bleiben erhalten. Der Bereich zwischen Eduard-Rüppell- und Spenerstraße fällt indes zum kurzzeitigen Halten weg. Das war nicht zu retten. An der Stelle wird er neue Radweg markiert. Als Kompromiss gelten die Kurzzeitparkplätze zwischen Eberhard-Beckmann-Anlage und Eduard-Rüppell-Straße.

Ein anderer Dauerbrenner ist die Situation der Schulen im Ortsbezirk. Eine davon ist die Ziehenschule. Ende 2022 wurde ein Entwurf vorlegt, der Neubau, inklusive Turnhallen im Untergeschoss, sowie Abriss des Anbaus und der alten Turnhalle vorsieht. Während der Bauphase muss das Eschersheimer Gymnasium voraussichtlich ausgelagert werden. Was fordern Sie als Ortsbeirat?

Eventuell könnte hier das Gelände der Bowlingbahn am Berkersheimer Weg genutzt werden. Die Bowlingbahn ist offenbar angezählt. Allerdings ist dort Landschaftsschutzgebiet. Wir haben trotzdem vorgeschlagen, das Areal mit dem großen Parkplatz, der ja versiegelt ist, als Ausweichstandort zu prüfen. Dieser liegt jedenfalls nicht zu weit vom heutigen Schulstandort entfernt. Aktuell heißt es wieder vom Stadtschulamt, der Platz auf dem Schulgelände reiche eventuell doch für den Aufbau von Pavillons.

Zur Person

Seit 2006 bekleidet der frühere Studienrat Friedrich Hesse (70 Jahre) das Amt des Ortsvorstehers im Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim).

Im Ortsbezirk leben 51 366 Menschen (Stand 30. Juni 2023). Seit den Kommunalwahlen 2021 sind die Grünen mit sechs Mitgliedern die stärkste Fraktion im Ortsbeirat 9. Die übrigen Sitze verteilen sich wie folgt: fünf für die CDU, je zwei für die SPD, die Linke und die FDP sowie einen für die BFF. Hinzu kommt ein Fraktionsloser.

Die erste Sitzung des neuen Jahres findet am Donnerstag, 25. Januar, um 19.30 Uhr im Gemeindesaal der evangelischen Emmausgemeinde, Alt-Eschersheim 22, statt. the

Ärger gab es auch bei der Ginnheimer Diesterwegschule, die wegen Sanierung und Erweiterung aktuell ausgelagert ist, wegen des zunächst fehlenden Schulhofes und des Schulweges zum Provisorium. Welche Erwartung haben Sie als Stadtteilgremium?

Mittlerweile läuft die Sanierung, der Schulhof existiert nun. Wir müssen aber die weitere Bauentwicklung immer im Blick haben. So war uns bei der Präsentation der Pläne für die neue S-Bahn-Station Ginnheim aufgefallen, dass man tatsächlich beabsichtigte, Baustellenverkehr an der Schule vorbeizuführen. Zusammen mit den Eltern haben wir erreicht, dass die Baustellenabwicklung unter der Rosa-Luxemburg-Straße entlanggeführt wird. Das gab zunächst Stress mit dem Blumenladen, der aber zum Glück nun bleiben kann. Was wir aber erwarten, ist, dass die Containeranlage fortbestehen soll, um sie für andere Schul- oder Kitasanierungen zu nutzen.

Ungemach droht aktuell an der Ludwig-Richter-Schule. Der Elternbeirat fordert Ersatz für das seit einem Jahr demontierte Klettergerüst. Die Jungen-Toilette ist einem desolaten Zustand. Wie wird hier der Ortsbeirat aktiv?

Der Ortsbeirat hat hierzu gemeinsam beschlossen, dass die Stadt in dem Fall darauf verzichten soll, ein externes Unternehmen zu beauftragen, sondern dass sie selbst etwa vom Grünflächenamt ein neues Klettergerüst bauen soll. Das spart Zeit und Geld.

Im Dornbusch wünscht sich der Ortsbeirat 9 schon langeeine schönere Platz-Gestaltung vorm Saalbau Dornbusch. Welche Signale erhalten Sie hierzu aus dem Römer?

Das letzte Signal datiert aus dem Mai. Es gibt ja schon Pläne, die aber in der Schublade liegen. Unser Kritik geht eher dahin: Stadt, plane weniger und setze mehr um! Das ist sehr unbefriedigend. Auch gab es die Idee, den Platz nach Marcel Reich-Ranicki zu benennen, der lange Zeit im Dichterviertel gelebt hat. Aber so lange der Platz so unwürdig aussieht, ist an eine Umbenennung nicht zu denken.

Der erste Bauabschnitt zum Ausbau der S-Bahn-Strecke zwischen Bad Vilbel und dem Frankfurter Westbahnhof soll im Februar abgeschlossen sein. Ende 2024 soll auch die S-Bahn-Station Ginnheim fertig sein. Welche Erwartungen hat hier der 9er?

Bei der Station Ginnheim frage ich mich, ob es wirklich nur Umsteiger von der U 1 in die S-Bahn geben wird oder ob der Stadtteil Ginnheim davon profitieren beziehungsweise partizipieren wird. Ich denke, das muss sich erst einmal entwickeln. Und wie schon gesagt, müssen wir schauen, wie die Wegebeziehung am Weißen Stein gestaltet wird, ohne aber den eigentlichen Platz zu zerreißen.

Der Ortsbeirat hat lange die Nutzung der zugewucherten Fläche am Iranischen Generalkonsulat für den dort geplanten Grünzug gefordert. Kurz nachdem der Grundstückskauf perfekt war, hat der Magistrat diesen aufgrund der aktuellen politischen Entwicklung abgelehnt. Wie stehen Sie als Stadtteilgremium zu dieser Entscheidung?

Seitens des Ortsbeirats haben wir einen konkreten Vorschlag, den wir verabschiedet haben. Es gibt hier zwei Grundstücke, die der Stadt gehören, direkt neben dem Erschließungsweg am Heizkraftwerk. Hier könnte die Einfriedung verlegt werden. So hätten wir 20 Meter gewonnen. Diese Fläche könnte dem Grünzug zugeschlagen und entsprechend gestaltet werden. Das ist eine Lösung, die auch dem Grünflächenamt zusagt

Welche Themen haben Sie vor allem für 2024 auf der Agenda?

Ein Thema wird sicherlich die Sanierung der Maybachbrücke sein. Die kleine Brücke über die Gleise muss auch komplett neu gemacht werden. Wie gesagt, müssen wir uns darauf konzentrieren, was am Weißen Stein geplant ist, genauso auf die Fahrradwege an der Eschersheimer Landstraße. Ein weiteres Thema, das wir im Blick haben, ist der barrierefreie Zugang der U-Bahn-Station Hügelstraße im Kreuzungsbereich mit der Eschersheimer Landstraße.

Interview: Sonja Thelen

2024 steht die Sanierung der Maybachbrücke an.
2024 steht die Sanierung der Maybachbrücke an. © bittner
So könnte die Diesterwegschule in Zukunft aussehen.
So könnte die Diesterwegschule in Zukunft aussehen. © stadt

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