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„Dieses Turnier ist kein Spektakel“: Experte warnt vor extremen Belastungen

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Die EM-Halbfinalisten stehen fest, doch nur Spanien konnte bisher wirklich überzeugen. Ex-Profi Lutz Pfannenstiel sieht die Ursache in der hohen Belastung der Topspieler.

Frankfurt – Die Halbfinalbegegnungen der Europameisterschaft stehen fest: Am Dienstag wird in München das Duell zwischen Spanien, dem Bezwinger Deutschlands, und Frankreich ausgetragen, am darauffolgenden Tag kämpfen in Dortmund England und die Niederlande um den Einzug ins Finale. Bislang konnte lediglich die spanische Mannschaft, die Deutschland im Viertelfinale besiegte, das auch als würdiges Finale hätte gelten können, wirklich überzeugen.

Die vor dem Turnier als Favoriten gehandelten Teams aus Frankreich und England haben bislang eher enttäuscht und sich mit einem minimalistischen Spielstil unter die vier besten Mannschaften gekämpft. Gemessen an den vorhandenen Spielern haben beide Teams die Erwartungen bisher keineswegs erfüllt. Lutz Pfannenstiel, ehemaliger Profi und aktueller Sportdirektor von St. Louis City in der nordamerikanischen MLS, zeigt sich jedoch nicht überrascht über das schwache Niveau vieler Spiele bei der EM.

Lutz Pfannenstiel: „... dann krankt das System“

„Dieses Turnier ist kein Spektakel, im Mittelpunkt steht für viele Mannschaften das nüchterne Ergebnis. Für mehr reicht vor allem bei den Topteams die Kraft nicht mehr“, so Pfannenstiel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Er sieht das Problem in der extremen Belastung der Spieler auf Vereinsebene.

Die Belastung für Spitzenspieler wie Jude Bellingham ist dieser Tage extrem.
Die Belastung für Spitzenspieler wie Jude Bellingham ist dieser Tage extrem. © IMAGO/Maik Hölter/TEAM2sportphoto

„Wenn sie bei EM und WM nicht mehr ihre beste Leistung abrufen können, wenn die Spiele kein Fußball-Feuerwerk mehr sind, dann krankt das System“, ist Pfannenstiel überzeugt. Dabei sei nicht nur die physische Belastung ein Faktor, der das Niveau senke, sondern auch der „psychische Druck“, der auf den Profis laste, sei im Vergleich zu früheren Jahren deutlich gestiegen.

Die Verbände bürden den Spielern immer mehr auf

Die Erkenntnisse des ehemaligen Torwarts, der als Fußballglobetrotter bekannt wurde, nachdem er auf jedem der sechs anerkannten Kontinentalverbände als Profi aktiv war, sind nicht neu. Dennoch wird die zunehmende Belastung insbesondere der Spitzenspieler weitgehend ignoriert.

„Die Champions League wird nun mit noch mehr Spielen ausgetragen, kommenden Sommer steigt erstmals die Klub-WM, im Jahr danach erstmals eine Weltmeisterschaft mit 48 Mannschaften“, führt Pfannenstiel aus. Spieler wie Jude Bellingham, der nach einer anstrengenden Saison bei Real Madrid über sein Limit hinaus scheint, können dabei schon jetzt kaum noch ihre beste Leistung abrufen.

Pfannenstiel sieht insbesondere für die Spieler der erfolgreichen Nationalmannschaften einen Teufelskreis, da sie kaum Zeit zur Regeneration haben, bevor die Vereinssaison beginnt. „Was das für ihre Form bedeutet, welche Verletzungen das nach sich zieht, werden wir spätestens wissen, wenn wir Weihnachten feiern. Alles hat seinen Preis. Jeder hat sein Limit“, warnt Pfannenstiel.

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