Fahrbericht

Neuer Porsche Taycan: Schöner, schneller, weiter – So fährt sich das neue Turbo-Modell

Der Porsche Taycan ist nicht nur der erste vollelektrische Sportwagen aus Zuffenhausen. Er ist auch ein absolutes Erfolgsmodell. Dieses Jahr wurde der Topseller überarbeitet und in fast allen Bereichen verbessert. Am sichtbarsten wird das bei einer Ausfahrt in einem Turbo-Modell.
Neuer Porsche Taycan Turbo in Grün von vorne
Felix J. Strohbach

Neuer Porsche Taycan: Erste Ausfahrt im Turbo-Modell

Zentriert zwischen den neuen Kotflügeln und flacheren Scheinwerfern des Taycan sitzt wie gewohnt das Porsche-Emblem. Allerdings wirkt es dezenter als bisher. Statt der Farben Schwarz, Rot und Gold ist es jetzt nur noch in Schwarz und einem warmen Silberton gehalten. Porsche nennt diese Farbe „turbonit“. Die neue Akzentfarbe findet man jetzt an allen Turbo-Modellen des Taycan. Dadurch sollen sie sich optisch klarer vom Rest der Modellpalette abgrenzen. Noch Gravierender sind die neuen technischen Eckdaten. Alle Ausführungen des neuen Porsche Taycan haben jetzt mehr Leistung, mehr Reichweite, eine bessere Beschleunigung und brauchen kürzere Ladepausen. (Mehr zum Porsche-Design: Michael Mauer im GQ-Interview: “Ein Porsche wird das letzte Auto sein, das ein Lenkrad besitzt")

Kein anderes Elektroauto führt das altbekannte Motto „höher, schneller, weiter“ so exakt fort. Schon beim Ziehen am Türgriff macht der Wagen einen Sprung nach oben. Das seit 2024 serienmäßig verbaute Luftfahrwerk ermöglicht dadurch bequemeres Einsteigen. Während der Fahrt senkt es sich wieder ab. Im Fahrmodus „Sport Plus“ sind dann weniger als elf Zentimeter Platz zwischen Karosserie und Straße. Hohen Bordsteinen oder tiefen Schlaglöchern sollte man ausweichen oder vorher den „Lift-Modus“ aktivieren. Dadurch hebt sich die Karosserie 14,5 Zentimeter über den Boden und verhindert Aufsetzer. Wohler fühlt sich der neue Porsche Taycan trotzdem auf frisch asphaltierten Landstraßen, dreispurigen Autobahnen oder abgesperrten Rennstrecken. (Passend dazu: 50 Jahre Porsche Turbo: Maximaler Leistungsdruck)

Neuer Porsche Taycan: Mehr Power, mehr Reichweite

In 2,7 Sekunden auf Tempo 100: Mit aktiver Launch Control kann der Porsche Taycan Turbo eine Overboost-Leistung von bis zu 650 Kilowatt (884 PS) abrufen.

Felix J. Strohbach

Erst trete ich mit dem linken Fuß die Bremse durch, dann mit dem rechten das Fahrpedal. Jetzt ist die „Launch Control“ aktiv und der neue Porsche Taycan Turbo bereit, 650 Kilowatt (884 PS) auf die Straße zu entladen. Bevor man den Fuß vom Bremspedal nimmt, empfiehlt es sich, sämtliche Gegenstände sicher zu verstauen, Haarklammern am Hinterkopf zu entfernen und alle Mitfahrenden vorzuwarnen. Was jetzt passiert, gleicht einer Achterbahnfahrt. Als ich den linken Fuß hebe, werden wir mit voller Wucht in die Rückenlehne gepresst und die G-Kräfte drücken uns das Blut aus den Gesichtern. Mit aller Kraft klammere ich mich ans Lenkrad und versuche den Blick auf der Straße zu halten. In 2,7 Sekunden soll der Porsche Taycan Turbo Tempo 100 knacken. Ob das stimmt, konnte ich nicht verifizieren, denn ich war zu beschäftigt, die Kontrolle zu behalten. Aber: Keiner der Insassen, inklusive mir, stellt die 2,7 Sekunden nach diesem elektrischen Adrenalinschub noch infrage. Porsche konnte bei den neuen Taycan-Modellen noch einmal bis zu 0,6 Sekunden herausholen. Gleichzeitig hat sich auch die Reichweite erhöht. (Lesen Sie auch: Porsche Taycan GTS: der aerodynamischste Porsche aller Zeiten im Fahrtest)

Bis zu 678 Kilometer soll der Einstiegs-Taycan jetzt schaffen. Beim Taycan Turbo sind es bis zu 630 Kilometer. Porsche spricht von einer Verbesserung um 35 Prozent und bis zu 175 Kilometern. Neben kleineren Effizienzmaßnahmen ist dafür auch der größere Akku verantwortlich. Statt 93 fasst er jetzt 105 Kilowattstunden elektrische Energie. Gleichzeitig bleibt die Ladegeschwindigkeit auf demselben hohen Niveau. Für eine Ladung von zehn bis 80 Prozent dauert es nur 18 Minuten, auch wenn die Akkutemperatur nur 15 Grad Celsius beträgt. Bei unserem Stopp an einer Schnellladesäule hat der Porsche Taycan Turbo zwischenzeitlich über 300 Kilowatt gezogen. Nach 20 Minuten hatte er knapp 80 Kilowattstunden nachgeladen. Rekordverdächtig. (Auch interessant: Concept Car 2024: Diese 8 Elektromodelle gewähren einen Ausblick auf die Zukunft)

Ein Fahrwerk für Höchstgeschwindigkeiten

Push-to-Pass: Am Fahrmodus-Schalter in der rechten unteren Lenkradspeiche ist ein Boost-Knopf für Überholvorgänge dazugekommen.

Porsche AG

200 Kilometer pro Stunde fühlen sich im neuen Porsche Taycan an wie 150. Das adaptive Luftfahrwerk überkompensiert jegliche Neigungen der Karosserie und vermittelt uns ein ruhiges und stabiles Fahrgefühl. Durch den elektrischen Antrieb sind nur noch die lauter werdenden Windgeräusche ein akustisches Indiz für die Geschwindigkeit. Kein Wunder, dass selbst bei der Höchstgeschwindigkeit des Porsche Taycan Turbo der Eindruck entsteht: Da geht noch mehr!
(Ebenfalls nach oben offen: Elektro-Cabrios: In diesen 6 E-Autos ist mobiles Sonnenbaden möglich)

Während die Modelle Turbo und Turbo S bei Tempo 260 abgeriegelt sind, schafft das Spitzenmodell über 300 Kilometer pro Stunde. Allerdings kann und sollte man zum Schutz aller anderen Verkehrsteilnehmenden mit dem Porsche Taycan Turbo GT inklusive Weissach-Paket lieber auf die Rennstrecke gehen. Nur hier lässt sich das Potenzial des Elektro-Boliden mit 815 Kilowatt (1.108 PS) voll ausschöpfen. Auch bei der Energierückgewinnung. Wer aus hoher Geschwindigkeit abbremst, kann im neuen Porsche Taycan mit bis zu 400 Kilowatt Energie zurück in den Akku speisen. Von der Höchstgeschwindigkeit bis zum Stillstand könnten also auch wieder ein bis zwei Prozent Akkuladung zurückgeholt werden. (Lesen Sie auch: Porsche schickt zwei neue elektrische Macan-Modelle ins Rennen)

Fazit zum neuen Porsche Taycan

Schöner, schneller, weiter: Der neue Porsche Taycan konnte GQ-Autor Felix J. Strohbach erneut von sich überzeugen.

Ruth de Carné

Porsche baut beeindruckende Elektroautos. Ende 2019 hat das bei der damaligen Stammkundschaft noch zu einem Aufschrei geführt, heute fährt ein großer Teil der Kundschaft vollelektrisch. Porsche hat weltweit fast 150.000 Taycan verkauft. Mit der Überarbeitung wurde optisch und technisch nachgeschärft. Das Resultat: Beschleunigung und Ladezeit sind jetzt noch spektakulärer. Zwar fehlt ihm noch immer die Möglichkeit für One-Pedal-Driving, das Bremsen und Beschleunigen mit nur einem Pedal, dafür gleitet er wie kein anderes Elektroauto vor sich hin und hält dieselbe Geschwindigkeit. Neben dem 84-Liter-Funk (Kofferraum vorne) und der Einstiegshilfe sind auch die Ladeanschlüsse auf beiden Seiten nach wie vor praktisch. Mit zwei Schnelltasten lassen sich nervige Tempolimit-Warnungen und Spurkorrekturen deaktivieren. Am Ende dürfte für viele Porsche-Fans vor allem eins zählen: In der Ausführung Turbo GT mit Weissach-Paket ist der Porsche Taycan der stärkste Serien-Porsche aller Zeiten.

Technische Daten des Porsche Taycan Turbo (2024)

Leistung: 520 Kilowatt (707 PS)
Overboost-Leistung (Launch-Control): 650 Kilowatt (884 PS)
Beschleunigung 0 - 100: 2,7 Sekunden
Maximales Drehmoment: 890 Newtonmeter
Höchstgeschwindigkeit: 260 km/h
Leergewicht: 2.365 Kilogramm
Aerodynamik: cw-Wert 0,22
Stromverbrauch: 20,5 – 18,0 kWh/100 Kilometer
Maximale Reichweite(WLTP): 630 Kilometer
Akkukapazität: 105 Kilowattstunden
Maximale Ladeleistung: 320 Kilowatt
Beste Ladezeit (10 – 80 Prozent): 18 Minuten
Einstiegspreis: 175.600 Euro
Preis des Testwagens: 227.347 Euro