Streaming-Highlights Audiothek: Fünf hörenswerte Podcasts, die mit Tabus brechen

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Die Mission des "Tabulos"-Podcasts ist glasklar. Hier wird über alles gesprochen, über das wir sonst lieber schweigen: sexuelle Vorlieben, psychische Probleme, Gewalterfahrungen. Die Journalistin Claudia Kamieth holt sich pro Folge eine*n Protagonist*in ins Studio und stellt all die Fragen, die man sich eigentlich nie trauen würde auszusprechen: Was macht Menschen an BDSM eigentlich an? Kann man als Multimillionärin auch traurig sein? Wieso wird man rückfällig nach einer Entzugsklinik?

Wer bereit ist, sich auf die jeweils einstündigen biografischen Erzählungen einzulassen, lernt viel über das Menschsein: Was uns bewegt und was uns ausbremst. Und es macht selbst die abwegigsten Lebenswege irgendwie nachvollziehbar. An dieser Stelle sei aber auch eine Triggerwarnung ausgesprochen: Dieser Podcast behandelt Themen, die verstören oder verletzen könnten.

Sie wird vor allem mit Ekel betrachtet, mit Scham behaftet und versteckt: Menstruation. Dabei ist sie für die Hälfte der Menschheit im Laufe ihres Lebens eine völlig normale Körperfunktion. Viel mehr noch: Sie gehört zum Ursprung unseres Lebens.

Doch wie wäre es, wenn wir Menstruieren so alltäglich sehen könnten wie Zähneputzen? Wenn es selbstverständlich überall kostenlose Periodenprodukte gäbe? Wenn junge Frauen und ihr Umfeld die erste Periode feiern würden? Wenn Unternehmen Menstruationsbeauftragte hätten und Zykluswissenschaft ein Studienfach wäre? 

Das Feature "There Will Be Blood" blickt in eine Welt, in der Menstruation einen festen Platz hat, sichtbar sein darf und geehrt wird. Dabei bedient sich das fast einstündige Audio-Stück kreativen, hörspielerischen Elementen und lässt gleichzeitig Aktivistinnen, Unternehmerinnen, Wissenschaftlerinnen und Kunstschaffende zu Wort kommen. Eine mutige Utopie, die mich träumen und schmunzeln lässt.

Das Leben schreibt die besten Geschichten. Der Deutschlandfunk-Kultur-Podcast "Plus Eins" findet sie und erzählt sie uns. Ob komplizierte Geschwisterbeziehungen, Fehlgeburten oder unheilbare Krankheiten – die Themen sind groß und wirken auf den ersten Blick: unangenehm. Doch sie werden uns so nahbar, so intim und empathisch erzählt, dass man gleichzeitig lächeln und weinen möchte.

Großen Eindruck auf mich hat zum Beispiel die Geschichte der Hallenserinnen Maria und Christiane gemacht, die sich ein gemeinsames Kind wünschen. Hier werden so viele Themen gleichzeitig berührt: Wie steinig der Weg ist, als lesbisches Paar schwanger zu werden, welche Perspektive Maria als querschnittsgelähmte Frau auf die Welt hat und wie liebevoll, lustig und verbunden ein Paar bleiben kann, trotz aller Widrigkeiten. Ein Podcast, der uns die Augen öffnet für all die vielen Lebensrealitäten um uns herum. 

Sexualisierte Gewalt ist leider ein Problem, von dem Frauen besonders betroffen sind. Drei Viertel der Missbrauchsopfer (unter 14 Jahren) 2023 waren laut Bundeskriminalamt weiblich, die Täter sind zu 49 Prozent männlich. Doch gerade dieser Umstand macht es Männern häufig schwer, überhaupt darüber zu sprechen, wenn sie einen sexuellen Übergriff erlebt haben.

In einer Folge des Podcasts "Eine Stunde Liebe" wird deshalb einmal dezidiert auf Männer und #metoo eingegangen. Ausgangspunkt sind die Erfahrungen des Autors Richard Gadd, der seinen sexuellen Missbrauch in der erfolgreichen Netflix-Serie "Baby Reindeer" thematisiert: Der Podcast zeigt, was Scham und Schweigen mit den Betroffenen machen, wie sich sexualisierte Gewalt auf das Männlichkeitsbild auswirkt und wie Man(n) Hilfe finden kann.

Jeder von uns wird früher oder später mit ihm zu tun haben: der Tod. Dennoch ist das ein Thema, das wir naturgemäß gerne vermeiden. Trauer findet meist im Verborgenen statt und die Wenigsten erzählen frei heraus davon, wie man eigentlich eine Beerdigung organisiert.

Die MDR-Moderatorin Sissy Metzschke möchte in ihrem Podcast "Radieschen von unten" ein bisschen Leichtigkeit in dieses schwere Thema bringen: Dafür hat sie einen wahren Experten an ihrer Seite! Bestatter Jan Edler plaudert aus dem Nähkästchen seines Berufsalltags: über außergewöhnliche Bestattungsrituale oder Songs, die man auf Beerdigungen besser niemals oder unbedingt spielen sollte.

Der Podcast teilt berührende und anregende Geschichten rund ums Sterben mit uns, klärt lebenspraktisch über die Bürokratie des Todes auf und schafft es dabei immer wieder, uns auch zum Schmunzeln zu bringen. So verwandelt sich der Tod von einem Tabuthema hin zu etwas, über das man sprechen und lachen darf und das man bewältigen kann: Etwas, das zum Leben dazu gehört.