Eine Frau trägt einen gelben Regenmantel mit einem Gender- und Protestsymbol bei einer Kundgebung zum Internationalen Frauentag.
Auf der Social-Media-Plattform TikTok setzt sich ein Trend namens Mikrofeminismus für Frauenrechte ein. Bildrechte: picture alliance/dpa | Christian Charisius

TikTok Mikrofeminismus – Sexismus im Alltag enttarnen

06. Juli 2024, 08:34 Uhr

Der Feminismus will die Diskriminierung von Frauen bekämpfen. Feministinnen und Feministen versuchen auf dem Weg dahin vor allem strukturelle Ungleichheiten aus dem Weg zu schaffen. Auf der Social-Media-Plattform TikTok setzt ein neuer Trend namens Mikrofeminismus darauf, Ungleichheiten und Diskriminierung im Kleinen zu enttarnen.

Dem männlichen Kollegen auf dem Weg ins Büro die Türe aufhalten, dauerhaft das generische Femininum nutzen oder Männern auf dem Gehweg zur Abwechslung mal nicht ausweichen: Mikrofeminismus kann subtil und spielerisch sein.

Die TikTok Influencerin Silvia Carlsson teilt auf ihrem Account mikrofeministische Gesten aus ihrer Community: "Mein Freund bekommt regelmäßig Blumen von mir. Er freut sich immer sehr darüber und erzählt es allen", schreibt eine Userin. Eine andere schreibt: "Ich lobe kleine Mädchen dafür, wie stark, mutig und clever sie sind. Nie dafür, dass sie schön aussehen." Eine weitere Nutzerin berichtet von ihrer Arbeit in der Kita: "(…) wenn ein Kind die Kleidung verschmutzt und sich darüber beschwert, sage ich immer, dass es kein Problem ist und der Papa die ja waschen kann."

Ethnologin: Mikrofeminismus kann Ungleichheiten aufzeigen

Das Ziel solcher Aktionen ist es, gesellschaftliche Rollenbilder zu durchbrechen oder sexistische Verhaltensweisen aufzudecken. Sophia Wagemann ist Ethnologin und promoviert an der Universität Leipzig. Sie hält die kleinen Gesten für eine effektive Form des Feminismus. "Weil gerade in Alltagssituationen männlich sozialisiertes Verhalten gegriffen werden kann, was vielleicht größere Theorien gar nicht so richtig greifen können", sagt Wagemann. Diese spielerische Form des Feminismus könne helfen, Ungleichheiten in konkreten Momenten aufzuzeigen.

Influencerin kritisiert Trend

Die Influencerin und Journalistin Sophia Sailer nutzt ihre Social Media Präsenz schon seit einigen Jahren für Aufklärungsarbeit rund um den Feminismus. Sie sieht den Trend zum Teil kritisch. Das Aufzeigen von Ungleichheiten sei nicht zielführend. "Das ist was wo Online-Aktivismus oftmals stagniert, dass wir sagen: Ok ich zeig das auf, ich zeig das auf, ich zeig das auf. Aber wenn man es genau nimmt, sind das Sachen, die in der feministischen Bewegung seit den 80ern ein Ding sind", meint Sailer. "Damit wir aber in die Umsetzung kommen und damit eine gesamtgesellschaftliche Sensibilität entsteht, müssen eben alle Beteiligten und nicht-beteiligten irgendwie was ändern an dem Umgang miteinander."

Einstiegsmöglichkeit in feministische Bewegungen

Gerade für jüngere Frauen und Männer könne der Trend aber ein Einstieg in die feministische Bewegung sein, sagt Ethnologin Wagemann: "Weil viele weiblich sozialisierte Menschen im Alltag am ehesten merken, dass das vielleicht etwas mit dem Geschlecht zu tun hat und nicht einfach damit, wie die Welt funktioniert." Was die kleinen Gesten am Ende bewirken, bleibt offen. Mit über 13 Millionen Inhalten zum Mikrofeminismus allein auf TikTok sorgen die Videos aber für Aufmerksamkeit und geben Denkanstöße.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 06. Juli 2024 | 08:21 Uhr

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