Eine EEG-Probandin trägt eine EEG-Haube mit Elektroden für die EEG-Messung und hält das Modell eines Gehirns in der Hand
Mittels EEG wollen Forscher zukünftig feststellen können, ob ein Mensch lügt oder nicht. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jacob Schröter

100 Jahre EEG Wie wir mit einer Erfindung aus Jena Gedanken lesen können

06. Juli 2024, 10:00 Uhr

Können wir bald menschliche Gedanken im Detail lesen? Davon ist die Forschung laut Experten noch weit entfernt. In beschränktem Umfang sehen sie jedoch Potenzial. Auch dank Künstlicher Intelligenz wird so eine hundert Jahre alte Technologie zukunftsfähig.

Ein Jenaer Psychiater zeichnete vor 100 Jahren, am 6. Juli 1924, zum ersten Mal die elektrische Aktivität des menschlichen Gehirns auf und schuf damit auch die Grundlage für heutige Hirnimplantate. Dem Erfinder Hans Berger gelang am 6. Juli 1924 das erste "Elektrenkephalogramm", heute weltbekannt als Elektroenzephalografie, kurz EEG. Das Verfahren hat nicht nur die Erkenntnisse über das Gehirn revolutioniert, sondern auch vielfältige Anwendungen im klinischen Alltag ermöglicht, etwa bei der Diagnose von Epilepsie und ADHS. Selbst die Technologie der Gehirnimplantate-Firma Neuralink des US-Milliardärs Elon Musk baut auf der Logik der Elektroenzephalografie auf.

Das Lesen von Gedanken mithilfe eines EEG macht aus Sicht von Experten Fortschritte. Der Inhalt der Gedanken lasse sich mit herkömmlichen Methoden weder mit einem EEG noch mit anderen Messungen der Gehirnaktivität feststellen, sagte der Neurowissenschaftler Gyula Kovács von der Universität Jena. Die Entwicklung modernster Technologien und die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) mache das aber zumindest in begrenztem Umfang möglich. 

Lügen könnten erkannt werden, ethische Fragen bleiben

KI sei "die wichtigste Entwicklung der letzten paar Jahre für die Analyse von EEG-Daten", sagte Kovács weiter. Darüber ließen sich bestimmte Teile des Bewusstseins sichtbar machen. "Das war früher absolut nicht möglich." Zum Beispiel lasse sich nachverfolgen, ob jemand eine Serie gesehen habe oder nicht, oder ob jemand einen Menschen wiedererkenne. Da müsse man die ethische Frage stellen, wie weit man die Technik überhaupt anwenden wolle.

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Auch der EEG-Experte Jan Rémi, Leiter des Epilepsie-Zentrums München, sagte: "Vom Gedankenlesen sind wir noch weit entfernt. Aber ich glaube schon, dass man in den nächsten Jahren erkennen kann, ob jemand lügt oder nicht." EEG-Signale mit ihren Hunderten und Tausenden von Wellen böten zig Analysemöglichkeiten, die künftig mithilfe von KI besser ausgewertet werden könnten.

Ein EEG bildet die elektrische Aktivität des Gehirns ab. Die erste Aufzeichnung gelang dem Psychiater Hans Berger vor genau 100 Jahren – am 6. Juli 1924 – in Jena. Zuvor waren ähnliche Aufzeichnungen schon bei Tieren gelungen.

dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | 06. Juli 2024 | 10:00 Uhr

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