Tote Fische liegen am 19. August 2022 in und an der Oder bei Lebus in Brandenburg
Tote Fische am 19. August 2022 am Oderufer bei Lebus. Bildrechte: IMAGO / Funke Foto Services

Wissen-News Erbgut und Gift-Gene der Mikroalge der Oder-Katastrophe entschlüsselt

10. Juli 2024, 14:31 Uhr

Forscher haben das komplette Erbgut und die Gift-Gene jener Goldalge entschlüsselt, die für die Oder-Katastrophe im August 2022 verantwortlich war. Damals verendeten rund 1.000 Tonnen Fische, Muscheln und Schnecken in Deutschlands östlichem Grenzfluss.

Ein internationales Forscherteam unter Leitung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) hat das komplette Erbgut jener Mikroalge entschlüsselt, die die Ursache für das große Oder-Fischsterben 2022 war. Dabei konnten die Wissenschaftler auch die Gensequenzen identifizieren, die für die Giftbildung der Mikroalge Prymnesium parvum, auch Goldalge genannt, verantwortlich sind.

Der vollständig sequenzierte Algenstamm erhielt die Bezeichnung ODER1. Bislang sind 40 genetisch unterscheidbare Stämme von Prymnesium parvum bekannt. Je nach Toxinproduktion wird zwischen den Typen A, B und C unterschieden. ODER1 wurde dem Typ B zugeordnet. Was den genetischen Stammbaum betrifft, fanden die Forscher heraus, dass der ODER1-Stamm am engsten mit einem Typ B-Stamm, der 1985 aus Brackwasser im Nordwesten Dänemarks isoliert wurde, sowie mit weiteren Typ B-Stämmen aus Norwegen verwandt ist. Diese Ähnlichkeit ist den Forschern zufolge auf die geographische Nähe zurückzuführen. Einen direkten Aufschluss darüber, wie die Alge in die Oder gelangte, liefert sie aber nicht.

Das Typ-A-Referenzgenom war zuvor bereits entschlüsselt worden. Nach der jetzigen Sequenzierung von Typ B steht nur noch die Entschlüsselung von Typ C aus. Die Forscher erhoffen sich auf der Grundlage ihrer neusten Erkenntnisse Möglichkeiten, die potenzielle Giftigkeit zukünftiger Algenblüten besser abschätzen zu können. Im Zuge der verheerenden Goldalgen-Blüte in der Oder im Sommer 2022 waren rund 1.000 Tonnen Fische, Muscheln und Schnecken verendet. Die Katastrophe war zwar vom Menschen verursacht, unmittelbare Todesursache war aber das Gift der Mikroalge Prymnesium parvum.

(dn)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 12. August 2022 | 17:30 Uhr

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