Moderieren
Von Markus Tirok
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Über dieses E-Book
Der Praxisratgeber dient gleichermaßen zur Ausbildung und Professionalisierung. Er bietet eine handwerkliche Anleitung zum Moderieren: von der richtigen Vorbereitung auf ein Interview, eine Sendung, ein Casting über den Umgang mit Pannen bis hin zur Kommunikation mit einem Auftraggeber. Dabei gibt Markus Tirok viele Tipps: wie man Lampenfieber für eigene Höchstleistungen nutzt, Hilfsmittel (Moderationskarten, Teleprompter) effektiv einsetzt und sich durch Eigen-PR einen guten Namen macht.
Medienexperten und prominente Moderatoren der deutschen TV-Landschaft sprechen erstmals ausführlich und offen über ihre Erfahrungen und geben ebenfalls Empfehlungen. Den Fragen des Autors haben sich gestellt: Sandra Maischberger, Frauke Ludowig, Barbara Eligmann sowie ihre Kollegen Roger Willemsen, Peter Kloeppel, Steffen Hallaschka und Johannes B. Kerner.
Zusätzlicher Service zum Buch auf: www.professionell-moderieren.de.
Markus Tirok
Markus Tirok ist Fernsehjournalist, Moderator und Produzent in Köln. Seit 2002 trainiert und berät er Moderatoren, Führungskräfte und Experten bei öffentlichen Auftritten, Präsentationen und Medienkontakten.
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Buchvorschau
Moderieren - Markus Tirok
[2]Markus Tirok ist Fernsehjournalist, Moderator und Produzent in Köln. Seit 2002 trainiert und berät er Moderatoren, Führungskräfte und Experten bei öffentlichen Auftritten, Präsentationen und Medienkontakten.
Kontakt: www.tirok.de
[3]Markus Tirok
Moderieren
UVK Verlagsgesellschaft Konstanz · München
[4]Praktischer Journalismus
Band 94
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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
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ISSN 1617-3570
ISBN 978-3-86496-139-7
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© UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2013
Einbandgestaltung: Susanne Fuellhaas, Konstanz
Einbandfoto: André Forster
Icons: Istockphoto Inc., Erhan Ergin · Fotolia
Lektorat und Satz: Klose Textmanagement, Berlin
UVK Verlagsgesellschaft mbH
Schützenstr. 24 · 78462 Konstanz · Deutschland
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www.uvk.de
eBook-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
www.brocom.de
[5]Inhalt
Vorwort
1 Journalistische Kompetenz
2 Grundlagen der Kommunikation
2.1 Wie wir lernen
2.2 Ihr Ziel
2.3 Aus Fehlern lernen
2.4 Die Wahrnehmungsfilter
2.5 Die Perspektive
Teil 1: Fernsehmoderation
3 TV-Moderationsarten
3.1 Freies Sprechen
3.2 Anmoderation
3.3 Aufsager
3.4 Interview
4 TV-Handwerk
4.1 Moderationskarten
4.2 Teleprompter
4.3 Knopf im Ohr
4.4 Sendeablauf
4.5 Kleidung
5 Mentale Vorbereitung
5.1 Innere Haltung
5.2 Körpersprache
5.3 Sprache
[6]5.4 Auswendig lernen?
5.5 Aufwärmen von Stimme und Körper
5.6 Umgang mit Pannen
5.7 Lampenfieber
6 Selbstvermarktung
6.1 Wie glamourös ist Fernsehen?
6.2 Agenturen und Management
6.3 Coaching
6.4 Castings
6.6 Homepage
6.7 Regionale und lokale Fernsehsender
Teil 2: Event-Moderation
7 Event-Moderationsarten
7.1 Ablaufmoderation
7.2 Doppelmoderation
7.3 Podiumsdiskussion
7.4 Messemoderation
8 Auftraggeber und Publikum
8.1 Ziel und Erwartung des Kunden
8.2 Das Publikum
8.3 Honorar für freie Engagements
9 Was prominente Moderatoren raten
10 »Ein Moderator sollte Hunger auf Menschen haben«
(Interview mit Roger Willemsen)
Schlusswort
[7]Anhang
Interviewpartner
Lokale und regionale Fernsehsender (Auswahl)
Aus- und Weiterbildung
Literatur
Index
Interviewabschriften
Barbara Eligmann
Christiane Gabor
Steffen Hallaschka
Annette Hillebrand
Johannes B. Kerner
Peter Kloeppel
Michael Laschet
Frauke Ludowig
Déirdre Mahkorn
Sandra Maischberger
Kixka Nebraska
Bernhard Roetzel
Markus Tirok
Roger Willemsen[8]
[9]Vorwort
»Die Dienstleistung einer Moderation besteht darin, dass man Themen transportiert, Persönlichkeiten präsentiert. Das macht man nicht für sich, sondern für andere. Aber es wäre langweilig für den Zuschauer, wenn es nur eine Dienstleistung wäre. Ein eigener künstlerischer Strich kann dabei nicht schaden. Aber es soll auch nicht übertrieben sein. Nur Kunst braucht kein Mensch im TV.« Sandra Maischberger
Film 2
Ein filmischer Gruß Ihres Autors (0:50).
Kann man lernen, ein guter Moderator zu werden?
Lassen Sie uns kurz in die Küche gehen, um eine Antwort zu finden. In Küchen finden wir meist Antworten und dort lassen sich die besten Gespräche führen. Und wenn wir schon in der Küche sind, dann lassen Sie mich die Frage anders formulieren: Glauben Sie, dass man kochen lernen kann? Bitte antworten Sie jetzt mit Ja, das erleichtert mir die Arbeit. Ich glaube fest daran, dass kochen zu lernen ist. Wenn wir erst einmal verstanden haben, dass Kartoffelwasser nicht anbrennen kann und Eier bei längerem Kochen nicht weicher werden, haben wir die besten Voraussetzungen dafür, in der Küche nicht zu verhungern.
Von einem Vier-Gänge-Menü sind wir noch weit entfernt, aber Bratkartoffeln schmecken auch sehr gut. Die ersten Küchenkatastrophen lassen bestimmt nicht lange auf sich warten – aber mit Mut, Freude und Humor lernen wir aus dem Angebrannten. Und eines Tages verschwindet das Rezeptbuch neben dem Herd und wir haben verstanden, was Muttis Mengenangabe[10] »noch etwas Salz dazu« zu bedeuten hat. Und auf einmal ist kochen ganz einfach geworden.
Dieses Buch ist ein Rezeptbuch zum Moderieren und richtet sich an alle, die vor der Kamera oder vor Publikum auftreten und sich präsentieren möchten. Das sind in den vergangenen Jahren ganz schön viele geworden. Heute gibt es mehr Moderatoren denn je. Denn schließlich finden wir unseren Berufszweig nicht nur bei den etablierten Sendeanstalten, sondern mittlerweile auch bei innovativen Internetprojekten und auf Event-Bühnen.
In diesem Buch beschreibe ich die Grundlagen und Techniken der Fernseh- und Bühnenmoderation detailliert und präzise, Sie erhalten Einblicke in die heutige Produktionswelt und werden sich mit Ihren eigenen Zielen und Motiven auseinandersetzen. Prominente Moderatoren aus dem deutschen Fernsehen haben sich meinen Fragen gestellt und haben erstmals in aller Ausführlichkeit Einblick in ihre Profession gegeben.
Dieses Buch versteht sich nicht als Nachttischlektüre, sondern als konkreter Ratgeber. Sammeln Sie Ihre eigenen Erfahrungen, probieren Sie etwas aus. Vom Rezeptelesen ist noch keiner satt geworden. Sie müssen schon an den Herd.
Film 3
Wie beantworten Frauke Ludowig, Sandra Maischberger, Peter Kloeppel und Roger Willemsen die Frage, ob man moderieren lernen kann? Hier erfahren Sie es (2:52).
Wegweiser durch das Buch
Icons erleichtern Ihnen die Orientierung in diesem Buch:
[11]Auf der Website www.professionell-moderieren.de können Sie die im Buch angegebenen Filme, die der Autor von prominenten Moderatoren und Experten aufgenommen hat, sowie weitere Webvideos ansehen. Hier finden Sie auch weitere Infos zum Thema »Moderieren«. Bitte geben Sie zum Öffnen der Website die Zugangsdaten auf Seite 4 ein.[12]
[13]1 Journalistische Kompetenz
Welchem übergeordneten Berufsbild wird der Moderator zugeordnet? Oder müssen wir uns erst die Frage stellen, ob »Moderator« überhaupt ein Beruf oder eher eine zeitlich begrenzte Tätigkeit ist? Nur sehr wenige Moderatoren stehen tatsächlich ihr Leben lang vor der Kamera. Für viele ist es nur eine Etappe in ihrem beruflichen Werdegang. Fernsehmoderator Roger Willemsen beantwortet die Frage für sich so:
»Es ist ein Beruf, weil man eine hohe Meinung vor der Leistung haben sollte, die ein guter Moderator zu erbringen hat. Würde man es nicht als Beruf bezeichnen, dann hieße es erstens, daran gibt es nichts zu lernen, und zweitens hieße es, dass es auch Tätigkeit ist, die man als Hobby betreiben kann. Da es aber etwas wie ein Berufsethos für den Moderator gibt, würde ich es immer als Beruf bezeichnen. Ich glaube, dass es in vielen Fällen sogar ein Traumberuf sein kann. Das hängt aber mit der persönlichen Disposition des Fragenden zusammen.«
Wo liegen die Wurzeln? Im darstellenden Fach, also im Schauspiel? Oder gründet sich eine Karriere auf die Berichterstattung und damit aufs journalistische Handwerk? Ich muss gestehen, dass ich bei dieser Diskussion sehr schnell leidenschaftlich und energisch werde. Zu oft trifft man im Fernsehen auf ausgediente Casting-Show-Kandidaten, die vollkommen selbstverliebt in die nächste Kamera posaunen, dass sie demnächst als Moderator eine eigene Sendung übernehmen wollen oder vielleicht doch eine Platte aufnehmen, wenn sie nicht gerade einen Film drehen. Das sind die Momente, die mir über die Hutschnur gehen und ich deutlich werden kann. Die drei beschriebenen Optionen sind eigenständige Berufe, die auf einer Ausbildung, Talent und vielen Jahren Erfahrung basieren. Stellte ich mich hin und behauptete, ich würde jetzt mal eben Pilot werden oder vielleicht doch Chirurg, dann würde man mich für verrückt erklären.
Ich bin nicht der einzige, der bei diesem Thema leidenschaftlich wird. TV-Moderatorin Barbara Eligmann geht es ähnlich. Ihr Ansatz ist journalistisch begründet:
[14]»Ich kann hier und sofort aus jedem Thema etwas machen, drüber reden und drüber berichten. Es gibt aber auch andere: Die kommen, sind traumschön und furchtlos und sagen sich: ›Warum bin ich denn eigentlich nicht im Fernsehen?‹. Das wäre dann der Ansatz: ›Ich kann das nicht und das auch nicht, aber vielleicht kann ich moderieren.‹«
Wenn wir die deutsche TV-Landschaft betrachten und uns die Lebensläufe ansehen, können wir klar zuordnen, dass die meisten Moderatoren einen journalistischen Hintergrund haben. Fast jede Karriere begann in einer Redaktion, in der das journalistische Handwerk erlernt und die ersten Erfahrungen gesammelt wurden. Einige Kolleginnen und Kollegen haben Jahre als Redakteur oder Realisator beim Fernsehen gearbeitet. Vielleicht war es Zufall, der sie vor die Kamera brachte, vielleicht wurden sie entdeckt oder vielleicht haben sie auch die Chance eines Castings ergriffen und konnten sich beweisen. Doch nicht nur die sich bietende Chance ist ein willkürlicher Moment, sondern auch das Talent ist ein nicht zu beeinflussender und auch entscheidender Faktor. Johannes B. Kerner formuliert es so:
»Das ist ein Talent und Talent kann man sich nicht erarbeiten, das kann man nicht erlernen und das kann man auch nicht online bestellen. Man hat es. Oder man hat es eben nicht.«
Film 4
Haben Sie das Zeug zum Moderator? Kann jeder Moderator werden? Hier geben Ihre zukünftigen Kollegen die Antwort (16:30).
Talent ist wichtig, aber nicht alles: Ohne journalistische Grundkenntnisse wird kein Moderator auskommen. Wie funktioniert die Recherche? Wie formuliere ich richtig? Wie baue ich ein Interview auf? Wie sieht eine Nachricht aus? Wie strukturiere ich Inhalte? Woran erkenne ich Nachrichten? Diese Fragen richtig beantworten zu können, ist die Grundlage für den (massen)medienorientierten Moderationsalltag.
Film 5
Wie wichtig ist die journalistische Kompetenz für die Arbeit vor der Kamera? Prominente Moderatoren geben die Antwort (5:08).
Es gibt allerdings einige Moderatoren, die ihre Ausbildung nicht in einer Redaktion gemacht haben und dennoch vor der Kamera gelandet sind. Das [15]ist eher die Ausnahme von der Regel, aber auch sie werden eng mit einer Redaktion zusammenarbeiten und werden in dieser Zusammenarbeit die Grundlagen des Handwerks erlernen. Learning by Doing. Ich gestehe an dieser Stelle jedoch ein, dass auch schauspielerisches Talent und die Freude, sich zu zeigen, hilfreich sind. Die Chance, über eine redaktionelle Arbeit den Platz vor der Kamera zu erobern, ist jedoch weitaus größer. Diese Meinung vertritt auch RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel:
»Wer von jetzt auf gleich ins Studio will, hat meiner Meinung nach nicht ausreichend Hintergrund, nicht genügend Wissen und ist nicht ausreichend teamfähig, um in einer Redaktion arbeiten zu können. Man ist als Moderator kein Übermensch, der übers Wasser geht, sondern ein Redaktionsmitglied, das genauso bei der Themenfindung, bei der Recherche, bei der Entwicklung von Sendungen mitarbeitet wie jeder andere Redakteur auch. Man muss auch Teamplayer sein, um von der Redaktion ernst genommen zu werden. Und nur, wenn man von der Redaktion ernst genommen wird und auch selber weiß, »Ja, ich habe das mitgestaltet, was ich hier präsentiere«, dann kommt man auch bei den Zuschauern an.«
Mein Rat: Ab in die Redaktion eines Senders, einer Produktionsfirma! Hier lernen Sie, wie Fernsehen gemacht wird und erhalten die besten Voraussetzungen für eine Karriere im 16:9-Format.
Und wenn ich schon ungefragt väterliche Ratschläge verteile – gleich noch einen hinterher: Sie machen bitte Ihr Abitur, dann werden Sie einen Abschluss an einer Hochschule machen, und nutzen Sie die Zeit, um ein Auslandssemester einzuschieben. Später werden Sie dazu nicht mehr kommen. Während ihres Studiums knüpfen Sie Kontakte in die Medien, z. B. über Hospitanzen und Praktika. Und nach dem Studium geht es dann ab in die Praxis. Machen Sie noch ein eineinhalbjähriges Volontariat und danach sind Sie bestens gerüstet für eine Karriere in den Medien.
Der promovierte Germanist, Autor und TV-Journalist Roger Willemsen ist mit dem Rat, zu studieren, etwas vorsichtiger, obwohl er selbst sogar vor der Habilitation stand, bevor er in die Medien ging:
»Ein Studium ist nur dann sinnvoll, wenn, erstens, die Leidenschaft vorausgesetzt ist für das, was ich machen will. Zweitens, wenn ich das Studium so instrumentell anfasse, dass ich sage, ich weiß, wohin ich mit dem Studium will. Dieses sich Parken in ei[16]nem Niemandsland des Studierens, das einem sagt, ich bin beschäftigt und irgendwann kann ich vorweisen, dass ich studiert habe, führt meiner Ansicht nach zu nicht viel.
Ich glaube, es wäre sinnvoll, wenn sich Studenten erst einmal darauf konzentrieren würden, sich zu fragen, wo habe ich die größte mögliche Leidenschaft? Für was gehe ich durchs Feuer? Was ist der Stern, dem ich unbedingt folgen muss? Und nicht – wie komme ich da rein? Wie mache ich mich windschnittig, um irgendwann eine Position zu haben, in der ich möglichst nicht auffalle.«
Dann gibt es noch die Journalistenschulen. Deutschland hat einige sehr renommierte Schulen, die meist einem Verlagshaus angehören. Wer es hier schafft, aufgenommen zu werden, wird sich auch nicht viele Sorgen um seinen beruflichen Werdegang machen müssen.
Private Akademien sollten Sie kritisch betrachten. Wie lange gibt es diese Akademie bereits? Wie sehen die Inhalte aus? Woher kommen die Dozenten und welches Angebot kann eine Akademie den Studierenden bieten? Es gibt einige Akademien, die den Teilnehmern das Geld aus der Tasche ziehen und trotzdem selbst nach zwei Jahren pleite sind und den Lehrbetrieb einstellen. Damit ist wohl keinem geholfen. Planen Sie Ihre Ausbildung sehr genau und sehr kritisch. Die Zeit vergeht schnell und Sie werden nur einmal die Ausbildungsphasen durchlaufen. Nehmen Sie alle Möglichkeiten mit, die sich Ihnen bieten.
Ist es ratsam, gleich nach dem Abitur ein Volontariat zu machen, gleich in eine Redaktion zu gehen und Geld zu verdienen? Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie verlockend die Vorstellung ist, endlich nicht mehr die Schul- oder Unibank drücken zu müssen, das machen zu können, was einem Spaß macht, und dafür auch noch Geld zu erhalten. Das war mein Weg. Bereut habe ich ihn nicht – heute würde ich ihn aber nicht noch einmal so gehen. Die Zeiten und die Anforderungen haben sich verändert. Ich würde keinem raten, auf ein Studium zu verzichten. Häufig ist das Studium auch eine Grundvoraussetzung, um überhaupt den ersten Schritt in eine Redaktion zu machen.
Studieren kann Spaß machen, im Studium lernen Sie viel Neues dazu und Sie können die Zeit des Studiums nutzen, um Erfahrungen zu machen und Kontakte zu knüpfen. Ob Sie sich für eine akademische Ausbildung entscheiden oder dagegen, auf eines werden Sie nicht verzichten können, sagt auch Sandra Maischberger:
[17]»Selbst wenn man studiert, muss man die praxisorientierte Ausbildung bekommen, sei es ein Volontariat, eine Schule oder eben Kurse. Das kann einem ein Studium nicht vermitteln. Man muss Texte schreiben, man muss Interviews führen, man muss sprechen lernen.«
Film 20
Wie wichtig ist ein Hochschulstudium für Journalisten und Moderatoren?
Die Meinungen gehen auseinander (4:17).
Wie wird man Moderator?
Die Moderation verbindet journalistisches Handwerk mit der Freude an der Präsentation und die Kunst der Darstellung.
Die meisten Moderatoren haben einen journalistischen Hintergrund.
Ein abgeschlossenes Hochschulstudium ist empfehlenswert, weil es den Berufseinstieg vereinfacht.
Beginnen Sie frühzeitig ein berufliches Netzwerk aufzubauen und zu pflegen.
Fragen an Annette Hillebrand, Direktorin der Akademie für Publizistik in Hamburg
Frage: Ist Moderator ein eigenständiger Beruf?
Annette Hillebrand: Man kann so wenig Moderator werden, wie man Intendant eines Theaters werden kann. Das ist kein definiertes Berufsfeld. Man kann sich dahin entwickeln, indem man sich notwendige Kenntnisse aneignet und Kompetenz erwirbt. Aber sich mit 18 hinzustellen und zu sagen, in drei Jahren bin ich Moderator, halte ich für eine verrückte Idee.
Frage: Viele erfahrene Journalisten raten davon ab, ein Journalismus zu studieren. Folgen Sie dieser Empfehlung?
Annette Hillebrand: Das finde ich nicht richtig. Das galt vielleicht vor zehn Jahren, als die Studiengänge noch sehr theorielastig waren. Inzwischen gibt es genügend Studiengänge mit hohem Praxisanteil. Und diesen Grundsatz »Mach es aus der Praxis und besuche keine Universität«, den finde ich falsch. So werden wir den Angeboten nicht gerecht.
Frage: Was ist Ihr Rat an junge Kollegen, die vor die Kamera streben?
Annette Hillebrand: Versuch so schnell wie möglich herauszufinden, wo Deine Talente liegen. Das finde ich noch viel wichtiger, als es früher war. Beschäftige ich mich gerne mit Technik? Kann ich gut mit Bildern Geschichten erzählen? Was ist mein besonderes Talent in diesem riesigen Feld ›Was mit Medien‹? [18]Da kommt man nur durch, wenn man relativ schnell weiß, wo man besonders talentiert ist.
Film 6
Das ausführliche Interview mit Annette Hillebrand, der Direktorin der Akademie für Publizistik Hamburg (3:42).
[19]2 Grundlagen der Kommunikation
2.1 Wie wir lernen
Das Ziel dieses Buches ist, Methoden und Techniken zu vermitteln, Gelerntes zu überprüfen und zu verbessern. Aber wie genau lernen wir? Lernen erfolgt in vier aufeinander aufbauenden Phasen:
Wie wir lernen – die vier Lernschritte
Die Grafik veranschaulicht den Lernprozess: Bei der unbewussten Inkompetenz wissen wir nicht, wie etwas funktioniert, und wissen auch nicht, dass wir es nicht wissen. Sie werden sich nicht mehr an die Zeit erinnern, es gab sie jedoch. Die Zeit, in der Sie weder Fahrrad fahren konnten noch wussten, dass es Fahrräder gibt. Das friedliche Tal der Ahnungslosen. Von der bewussten Inkompetenz sprechen wir im zweiten Schritt dann, wenn wir dabei sind, neue Fähigkeiten zu lernen und schnell an die eigenen Grenzen[20] gelangen. Wir bemerken, dass wir die neue Fähigkeit noch nicht beherrschen.
Steigen wir also noch einmal aufs Fahrrad. Mit Stützrädern waren die ersten Fahrversuche recht wackelig, ohne Stützräder ging es anfänglich gar nicht. Oder kochen Sie lieber, als dass Sie Rad fahren? Auch gut – Sie wissen jetzt, wie Sie Pasta machen, an das Rinderfilet trauen Sie sich aber noch nicht.
Die dritte Phase des Lernens ist die bewusste Kompetenz. Sie können alles Gelernte erfolgreich einsetzen, aber es bedarf Ihrer gesamten Aufmerksamkeit. Sie machen eine gute Figur auf dem Fahrrad, aber eine Unterhaltung nebenbei wäre noch etwas zu viel. Genauso sähe es in der Küche aus. Ihre Konzentration gehört dem Rezept, den Pfannen und Töpfen. Bitte jetzt nicht ansprechen!
Perfektion und Entspannung finden wir erst in der letzten Phase, in der unbewussten Kompetenz. Theorie und Praxis sind Ihnen in Fleisch und Blut übergegangen, Sie müssen sich keine Gedanken mehr machen, es läuft wie von selbst, sowohl in der Küche als auch beim Sieben-Tage-Rennen. Ihr Unterbewusstsein steuert Ihre Tätigkeit.
Nun kann es allerdings sein, dass Ihre Gewohnheiten für die Aufgabe nicht die effektivsten sind oder dass Sie sich unbewusst etwas Falsches antrainiert haben. Da Sie diese Möglichkeit erkennen, suchen Sie sich einen Coach, einen Trainer. Seine Aufgabe wird es nun sein, Sie rückwärts aus der unbewussten Kompetenz über die bewusste Kompetenz bis hin zur bewussten Inkompetenz zu leiten, um ein Detail Ihrer Fähigkeiten verändern zu können, Ihrer Fertigkeiten zu verfeinern, effektiver zu arbeiten. Ein neuer Lernprozess durch alle drei Phasen beginnt.
Warum erkläre ich Ihnen so ausführlich diese Wege des Lernens? Zum einen, damit Sie verstehen, welchen Weg wir in diesem Buch gemeinsam gehen werden, und damit Sie sich erlauben, sich die Zeit für Ihre Veränderung zu nehmen. Wir sollten keine Wunder von uns erwarten, und wenn wir unser ganzes (Berufs)Leben eine Aufgabe auf eine bestimmte Art und Weise erfüllt haben, dann darf es ruhig etwas dauern, bevor wir uns daran gewöhnt haben, die Aufgabe neu anzugehen.
Wie lernen wir?
Lernen erfolgt in vier aufeinander aufbauenden Phasen.
Perfektion und Entspannung finden wir erst in der letzten Phase.
Unser kognitives System benötigt Zeit, alte Verhaltensmuster zu verändern.
[21]2.2 Ihr Ziel
Um effektiv mit Ihnen zu arbeiten, möchte ich zu Anfang einige Kommunikationsgrundlagen vorstellen, die uns helfen werden. Sie sind einfacher Natur, aber das macht nichts. Denn tatsächlich können Sie erstaunliche Ergebnisse mit diesen simplen Techniken erzielen, und das weit über den Bereich der Moderation hinaus. Diese Grundlagen haben ihren Ursprung im ›Neurolinguistischen Programmieren‹ (NLP), einem erfolgreichen Methodenbaukasten für Kommunikation. Dieser wurde Ende der 1960er-Jahre von führenden Psychotherapeuten in den USA entwickelt. Keine Bange, ich schicke Sie heute (noch) nicht auf die Couch.
Wir beginnen mit dem Ziel. Betrachten wir das Zielsetzungsverhalten bei Menschen, können wir die Ausrichtung ihrer Orientierung in zwei unterschiedliche Kategorien einteilen. Seien Sie gespannt, in welcher Schublade Sie sich gleich selbst wiederfinden werden und nehmen Sie es mit Humor. Nur Mut – Schubladen kann man öffnen und Inhalte neu verpacken.
Die eine Kategorie wird als ›Hin-zu-Orientierung‹ bezeichnet, die andere Kategorie ist eine die ›Weg-von-Orientierung‹.
Wie wählen Sie Ihr Gericht im Restaurant? ›Weg von‹ oder ›hin zu‹?
An Beispielen sind diese Begriffe am besten zu veranschaulichen: Sie steigen am Hauptbahnhof in ein Taxi und sagen dem Taxifahrer, dass Sie bitte[22] zum Schlosshotel möchten. Dieser knurrt zwar, weil das Schlosshotel nur wenige Minuten vom Bahnhof entfernt ist, erkennt aber als arbeitsloser Diplompsychologe sofort, dass Sie eine Hin-zu-Orientierung genutzt haben. Der Weg-von-Typ würde sich in das Taxi setzen und dem Taxifahrer zu verstehen geben, er wolle nicht zum Flughafen. Wohin er aber tatsächlich möchte, bliebe ungewiss und ungesagt. Der Taxifahrer ist erfreut, das könnte eine ziemlich ertragreiche Taxifahrt für ihn werden. Bei einer Hin-zu-Orientierung ist man selbst also in der Lage, sein Ziel genau zu benennen. Es geht um das Erreichen des gesteckten Zieles. Einem weg-von-orientierten Menschen ist das Vermeiden wichtiger. Er weiß genau, was er nicht will, was es zu vermeiden gilt. Er wird kein genaues Ziel anpeilen. Auf den ersten Blick sieht eine klare Hin-zu-Orientierung erfolgversprechender aus. Seien Sie sich aber darüber im Klaren, dass dies nicht in jeder Situation zutrifft. In einer brenzligen Situation ist es angemessen, auf die Weg-von-Orientierung zu setzen: Sollte ihr Haus brennen, sind Sie gut beraten, weg vom Feuer zu rennen. Wohin ist erst einmal egal.
Sie werden sich selbst noch nicht klassifiziert haben, denn bei dem Taxi- und Feuerbeispiel handeln wir alle gleich. Doch es gibt viele Situationen im Leben, in denen wir unsere Hauptorientierung preisgeben. Oft reden wir mehr über das, was wir nicht möchten, als über das, was wir anstreben.
»Ich bin den Stress wirklich leid …«
»Bitte nicht schon wieder Spaghetti …«
»Ich möchte meinen Job wechseln, ich will einfach nicht mehr mit diesem Team von Vollidioten zusammenarbeiten.«
»Endlich fahre ich in den Urlaub, hoffentlich wird dieser nicht langweilig.«
»Schatz, ich will einfach nicht ewig deine Putzfrau spielen …«
Beginnen Sie im Alltag einmal darauf zu achten, was die Menschen Ihnen tatsächlich durch ihre Äußerungen verraten. Sagen sie wirklich das, was sie wollen? Sagen Sie das, was Sie wirklich wollen? Kennen Sie ihr berufliches Ziel oder sind Sie sich nur über die Aspekte sicher, die Sie partout ablehnen? Die Erfahrung zeigt, dass es den Menschen häufig schwer fällt, sich für ein Ziel zu entscheiden. Natürlich ist es einfacher, eine Sache auszuschließen, um sich viele weitere Optionen offenzuhalten. Wie wollen Sie ein Ziel erreichen, wenn Sie sich keines gesetzt haben? Wie sollen Sie erfolgreich sein, wenn Sie gar nicht wissen, wann genau Sie erfolgreich sind? Sie sollten Ihre Zielgerade kennen, sonst endet Ihr persönlicher Marathonlauf auch nach 42 Kilometern nicht und Sie wissen nicht, wann Sie Ihre [23]Arme zur Siegespose in die Luft reißen sollen. Je konkreter Sie Ihr Ziel definieren können, desto eher werden Sie es erreichen und desto zufriedener werden Sie sich fühlen.
Dies gilt für die Inhalte: Was will ich erreichen? Und dies gilt auch für die Art und Weise: Wie will ich mein Ziel erreichen?
Unzufriedene Menschen gibt es zuhauf. Ich bin mir sicher, auch Sie kennen solch einen Menschen. Hat er ein Ziel, um Zufriedenheit zu erlangen, oder kann er wortreich ausführen, was er nicht möchte?
Was hat dies alles mit Moderation zu tun? Jede Moderation beinhaltet ein Ziel. Ich definiere für mich, was ich erreichen möchte und wie ich es erreichen möchte. Ich muss mir darüber im Klaren sein, mit was ich beginne und wohin es mich bringen soll. Ist doch einfach, oder?
Ist es tatsächlich nicht. Meine Erfahrung mit vielen Moderatoren – Anfänger und Profis – hat gezeigt, dass bei einer verunglückten Moderation selten das Ziel wirklich klar war. Irgendwie wussten sie, was sie machen und sagen wollten. Aber eben nur irgendwie. Und das reicht nicht, wenn es darum geht, innerhalb von 20 Sekunden eine Geschichte einzuleiten. Denn wie häufig kann man in 20 Sekunden mit der Fernbedienung durch das Programm zappen, wenn es dem Moderator nicht gelingt, uns zu fesseln. Ob bei der Anmoderation, im Interview oder bei einer Live-Reportage vor Ort – kenne ich mein Ziel, dann kenne ich meinen Weg.
So gehören z. B. der erste und letzte Satz zu den wichtigsten Etappen in einer Moderation. Der erste Satz fällt noch leicht, irgendwie muss ich ja anfangen. Doch bei dem letzten Satz siegt dann oftmals die Bequemlichkeit des Moderators, »der fällt mir dann schon ein …« Ja, wäre schön gewesen. Aber nein, der letzte Satz fiel ihm nicht ein und die Moderation endete qualvoll oder langweilig.
Eine Aufgabe möchte ich Ihnen konkret vorschlagen, um sich dieses Thema bewusst zu machen: Achten Sie in den nächsten Tagen darauf, wie die Menschen von ihren Zielen erzählen. Und achten Sie auf sich, wie Sie selbst Ihre Ziele einschätzen. Und vielleicht haben Sie ja jetzt Lust bekommen, sich aus ihrer Weg-von-Schublade zu befreien und einfach mal die Hin-zu-Schublade auszuprobieren. Ihre Zuschauer werden es Ihnen danken, Ihr Partner sowieso.
Und wenn es um die Moderation geht, dann gilt ab heute: Ich kenne mein Ziel und weiß, woher ich komme und wohin ich gehe. Das ist schon sehr viel, und noch mehr gibt es jetzt. Und wieder können Sie sich eine Schublade aussuchen. Es geht um Negationen. Denken Sie bitte jetzt nicht an einen rosafarbigen Elefanten.
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Wie sieht Ihr rosa Elefant aus?
Sieht niedlich aus, oder? Ich muss Sie nicht einmal persönlich kennen, um sicher zu sein, dass eben ein rosa Elefant in Ihren Gedanken aufgetaucht ist. Ob als Wort oder als Bild, ist nebensächlich.
Wie kommt das?
Unser Unterbewusstsein ist leider außerstande, eine Verneinung zu verarbeiten. Das heißt, auf die Bitte, nicht an den Elefanten zu denken, haben wir schon die gesamte Aufmerksamkeit unseres Bewusstseins auf das Tier mit dem rosa Rüssel gelenkt. Es geht gar nicht anders und ist in diesem Fall auch egal. Aber eben nur in diesem Fall. Denn es gibt genügend Anlässe, in denen wir gut daran täten, die Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken.
»Ich bin nicht eifersüchtig, sondern fand ihre Reaktion nur komisch.« Wir können bei dieser Aussage davon ausgehen, dass hier jemand sehr wohl eifersüchtig ist. Der Grad der Eifersucht mag noch gering sein, aber wäre die Eifersucht gar kein Thema, würde sie nicht angesprochen werden, man würde nicht einmal auf die Idee ›Eifersucht‹ kommen. ›Nicht‹ dient hier eher zur Tarnung.
»Ich will nicht davon anfangen, dass ich jede Woche das Bad für dich mit putze …« Warum um Himmels willen führt unsere genervter Hausmann das Thema Badezimmer denn an, wenn er es nicht möchte. Und schon hat er sich verraten.
»Nicht, dass mich Ihr Roman langweilen würde …« Aua, das ist eine fiese Kritik gegenüber dem Schriftsteller, der hoffentlich gelernt hat, genau zuzuhören. Wäre der Roman voller Spannung, würde Langeweile gar nicht zur Debatte stehen.
[25]Unsere Beispiele zeigen, dass die Menschen meist schneller und direkter verraten, was sie denken, als ihnen lieb und bewusst ist. Sie haben jetzt zwei Vorteile: Sie hören künftig, was tatsächlich gemeint ist, wenn das Wort »nicht« auftaucht. Und Sie selbst können direkt damit anfangen, den Menschen zu sagen, was sie wirklich sagen wollen, und können aufhören, den Menschen zu erzählen, was Sie eigentlich für sich behalten möchten.
Dies versetzt Sie in einem Interview in eine sehr professionelle Zuhörerlage. Denn wenn der Bürgermeister sich das nächste Mal Ihren Fragen stellt, darf er sich schon gute Argumente überlegen, wenn er Ihnen vorher verraten hat, dass er nicht über eine Steuererhöhung nachdenkt. Und auch hierzu gibt es die Übung für Sie: Achten Sie an den kommenden Tagen auf das Wort »nicht«. Wer nutzt es in welchen Momenten? Was möchte »Herr Nicht« uns eigentlich sagen und was glauben Sie, warum er dieses verräterische Wort genutzt hat? Sie werden zu aufschlussreichen Ergebnissen kommen, wenn Sie sich erst einmal daran gewöhnt haben, auf diese Details zu hören.
Und hören Sie sich bitte wieder selbst zu. Wie oft bemühen Sie das Wort »nicht« – und was hätten Sie stattdessen sagen wollen?
Aber es ist eine schwierige Disziplin, diese beiden Techniken in der eigenen Sprache anzuwenden und zu berücksichtigen. Dazu gehört einige Zeit des Trainings. Doch das Trainingsziel vor Augen lässt uns durchhalten. Es ist ein großes Vergnügen, endlich genau sagen zu können, was und wohin man möchte. Sie werden viel klarer und präziser formulieren können. Und die anderen Menschen werden