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#Familie – Entspannter Umgang mit digitalen Medien
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eBook208 Seiten2 Stunden

#Familie – Entspannter Umgang mit digitalen Medien

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Über dieses E-Book

Kinder und Jugendliche sind oft überfordert, wenn man ihnen die Verantwortung für ihren Medienkonsum komplett überlässt. Zu groß sind die Verlockungen und Attraktionen, zu wichtig die sozialen Kontakte, als dass sie das digitale Schlaraffenland freiwillig verließen. Kontrolle und Verbote können daran nichts Grundsätzliches ändern.

Den richtigen Umgang mit Medien lernen Kinder nicht in den Medien, sondern in der Familie. Detlef Scholz lenkt den Blick auf die entscheidenden Faktoren: Den Entwicklungsstand und die Bedürfnisse der Kinder, den Nutzen beim Gebrauch von Internet & Co, das Vorbild, das die Eltern mit ihrem eigenen Verhalten geben, und viele weitere Aspekte untersucht der erfahrene Berater auf ihre Wirkung für das Leben und Zusammenleben in der Familie.

Der Autor greift dabei auf Erkenntnisse der Hirn-, Lern-, Medien- und Familienforschung zurück und verbindet diese mit bewährten Erziehungsprinzipien. Anregende Fragen, Experimente und Übungen unterstützen Eltern wie Kinder bei der Selbstreflexion. So wird schnell deutlich, worum es eigentlich geht: Abenteuer, Geborgenheit und Glück in der Beziehung zu anderen zu finden.
SpracheDeutsch
HerausgeberCarl-Auer Verlag
Erscheinungsdatum1. Dez. 2016
ISBN9783849780487
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    Buchvorschau

    #Familie – Entspannter Umgang mit digitalen Medien - Detlef Scholz

    werden.

    1 Die Thesen

    1.1 Zum Leben gehört Lust

    Jugendliche entdecken ihre Begeisterungsfähigkeit nicht selten dann wieder, wenn sie eine Vorstellung davon bekommen, welche Möglichkeiten sich ihnen im Internet bieten – eine großartige und wichtige Erfahrung.

    Wann fühlen wir uns so richtig lebendig? Wann spüren wir das Schöne und Wunderbare des Lebens besonders? Oftmals dann, wenn uns etwas so richtig begeistert. Und diese Begeisterung ist oft an einen Lerneffekt gekoppelt – eine sehr sinnvolle Verknüpfung, die die Natur für uns eingerichtet hat, da wir auf diese Weise immer bestrebt sind, uns zu entwickeln und unsere Fähigkeiten zu erweitern.

    Jede Mutter, jeder Vater kennt die Begeisterung des eigenen Kindes, wenn ihm die ersten Schritte gelungen sind. Trotz der vielen missglückten Versuche und kleinen Stürze wird es immer wieder aufstehen und es von Neuem probieren. Und jeder weitere geglückte Schritt entlockt ihm ein erfülltes Jauchzen. Das Kind spürt, dass ihm die neue Fortbewegung einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem bisherigen Krabbeln und Kriechen verspricht. Die Möglichkeit, jeden Punkt seiner Umgebung zu erreichen, ist ein verlockendes – hierbei noch unbewusstes – Ziel. Durch dieses neue Körpergefühl verstärkt sich das positive Erleben.

    Eigentlich könnte es nun ein Leben lang so weitergehen. Wir entdecken etwas, das wir gern können oder besser verstehen wollen, und investieren mit Begeisterung Zeit und Energie, bis sich unsere Fähigkeiten oder unser Verständnis erweitert haben. Allerdings gibt es Bedingungen, die diesen Prozess behindern. Dazu gehören regelmäßige Frustrationen und permanent erlebte Abwertungen. (Manche Forscher meinen, es gäbe einen markanten Zeitpunkt, ab dem diese Irritationen in unserer Gesellschaft besonders massiv auftreten: die Einschulung.)

    Wenn wir nicht mehr selbst bestimmen dürfen, was wir in welchem Tempo und mit welchem Ziel gerade lernen wollen, nimmt die Begeisterung kontinuierlich ab – es sei denn, wir vertrauen den Menschen, die meinen, dass das jetzt für uns gerade richtig ist, und tun es dann vor allem ihnen zuliebe.

    Vielleicht kennen Sie es von sich selbst: Vermag der Alltag Ihres Berufs, den Sie sich so gewünscht hatten, Sie immer weniger zu begeistern? Mitunter liegt das an der fehlenden Perspektive, sich selbstbestimmt weiterzuentwickeln.

    Und manchmal gibt es diese Momente, in denen wir dieses fast schon verloren geglaubte Gefühl wieder mit ganzer Macht spüren. Es durchströmt unseren Körper bis in die letzten Verzweigungen – wohlig und wärmend, inspirierend und sinnstiftend. Entdecken wir beispielsweise unsere Begabung, kreativ zu sein (zu malen, zu singen, zu fotografieren, etwas zu bauen oder zu bildhauern), kann uns das unglaublich begeistern. Dabei macht uns der Prozess Spaß und das Ergebnis bereitet auch anderen Freude. Und wir können unsere Fähigkeiten immer weiter entwickeln. Ähnliches gilt für viele andere Hobbys: Reiten, Surfen, Fußball, Tischtennis, Golfen, Speedminton … oder jede sonstige Art von Freizeitsport.

    Jugendliche entdecken ihre Begeisterungsfähigkeit nicht selten dann wieder, wenn sie eine Vorstellung davon bekommen, welche Möglichkeiten sich ihnen im Internet bieten. Dies ist eine großartige und wichtige Erfahrung. Wir als Eltern sind mitverantwortlich dafür, dass unsere Kinder so viel Begeisterndes wie möglich erleben. Die dadurch erzeugte Lebendigkeit sollte möglichst tief greifend und andauernd sein. Das lässt sich nur erreichen, wenn die Aktivitäten vielfältig und ausgewogen bleiben – und wenn die manchmal aus einer anfänglichen Begeisterung erwachsende Leidenschaft andere wichtige Lebensbereiche nicht verdrängt und so mitunter den Boden für eine Suchtentwicklung bereitet.

    Auch der noch so begeisterte Reiter wird nicht täglich zwölf Stunden auf seinem Pferd verbringen. Ein passionierter Maler wird nicht täglich malen, sondern sich immer wieder auch durch anderes inspirieren lassen. Ein Surfer kann Balance und Kraft auch trainieren, wenn Wind und Wellen fehlen, um dann beim nächsten Mal noch kompetenter auf sein Board zusteigen.

      Fazit  

    Unsere Aufgabe als Eltern ist es also zum einen zu verstehen, was unsere Kinder begeistert. Zum anderen ist es hilfreich, auf ein ausbalanciertes Handeln unserer Kinder zu achten und so ihre Lebendigkeit zu erhalten (die massive Fixierung auf eine Aktivität macht i. d. R. vulnerabel – also psychisch anfällig).

    Nichts wirkt auf Kinder nachdrücklicher, als wenn den Eltern genau das für sich selbst gelingt. Dann erleben Kinder ihre Eltern oft als glückliche Menschen und bekommen eine Ahnung davon, was Glück für sie selbst bedeuten könnte.

    1.2 Wir brauchen Mut zum Glück

    Kinder brauchen für ihre glückliche und glückende Entwicklung die Unmittelbarkeit sinnlicher Erfahrungen.

    Sie brauchen Freiheit als Sprungbrett zum Abenteuer, um mit ihren Ängsten umgehen zu lernen und ihren Mut zu stählen.

    Nun ist das mit dem Glück so eine Sache. Zumal im Deutschen noch nicht einmal sprachlich zwischen dem Zufallsglück – wenn wir z. B. bei einer Lotterie gewinnen – und dem Lebens- oder Zufriedenheitsglück unterschieden wird. Hier ist natürlich Letzteres gemeint.

    Dieses Glück kommt eben leider nicht zufällig, sondern ist an eine Reihe von Umständen und Bedingungen geknüpft. Das Gute ist: Vieles davon können wir beeinflussen.

    Die aktuelle Glücksforschung plädiert an erster Stelle für Aktivität, da geistiger Stillstand schlechte Laune macht. Jeder sollte soziale Bindungen in Freundschaft, Partnerschaft und Familie konsequent pflegen und mitunter immer wieder neu initiieren. Auch regelmäßige ausgewählte Genüsse gehören zu einem glücklichen Leben. Die eigenen Erwartungen sollten möglichst realistisch ausfallen – Überforderung führt zu ungutem Stress, Unterforderung hingegen auf Dauer zu Lethargie, Frustration und Depression.

    Eine möglichst günstige Bewertung der eigenen Empfindungen mit einer gesunden Portion Selbstironie führt zu guten Gedanken. Dazu hilft ein Glückstagebuch, in das die schönen Momente eines Tages eingetragen werden. Das Vergleichen mit anderen hingegen erzeugt zuverlässig Frust und Unlust.

    Ungleich schwerer ist der gelassene Umgang mit Unglück zu realisieren – wer mit unveränderbaren Umständen hadert, macht sich meist noch unglücklicher. Wem es hingegen gelingt, sich z. B. während der Arbeit angenehme und befriedigende Momente bewusst zu machen, stärkt sein Autonomie- und Loyalitätsempfinden gleichermaßen und sichert sich damit eine zuverlässige Quelle der Freude. Auch Achtsamkeits- oder Meditationsübungen tragen zur Entwicklung der Fähigkeit bei, Glück zu empfinden.

    Kinder brauchen für ihre glückliche und glückende Entwicklung die Unmittelbarkeit sinnlicher Erfahrungen: Berührungen, Blickkontakte, Hören von Vertrautem, Schmecken, Riechen … Sie brauchen Freiheit als Sprungbrett zum Abenteuer, um mit ihren Ängsten umgehen zu lernen und ihren Mut zu stählen. Durch das Erleben von Abenteuern stärken sie ihre Widerstandskraft. In der Natur herrscht ein großes Maß an Freizügigkeit – hier können Kinder sich selbst ganz authentisch erleben und in den Beziehungen zu Pflanzen und Tieren intuitiv eine Verbundenheit spüren. Darüber hinaus ist die Natur ein Raum für Begegnungen mit anderen Menschen. Natur ist also Freiraum, Spielraum, Entdeckungsraum, Gestaltungs-, Selbsterfahrungs- und Rückzugsraum – alles, was Kinder suchen und brauchen.

    In der heutigen Zeit scheint es immer schwieriger, Kindern natürliche Erfahrungen zu ermöglichen. Dennoch sollten wir alle verfügbaren Möglichkeiten nutzen: die ausgedehnten Parks in den Großstädten, die Stadtränder mit ihren angrenzenden Wäldern und Wiesen, die kleinen Ausflüge am Wochenende.

    Passiver Konsum kann nie zu dauerhaftem Glückserleben führen. So werden sich unter den Dauerfernsehschauern nur wenige wirklich Glückliche finden lassen.

    Bei den interaktiven Internetnutzern sieht das für eine Weile ganz anders aus. Vieles des oben Beschriebenen lässt sich auf virtueller Ebene durchaus realisieren – und das zudem viel weniger anstrengend, dafür umso ermutigender und umfassender als in der Wirklichkeit. So wirken exzessive Mediennutzer eine Zeit lang durchaus glücklich. Dieses Empfinden ändert sich erst, wenn das Agieren zu einseitig wird und nahezu alles Erleben ohne Beteiligung des Körpers stattfindet. Da sich diese Veränderung sehr allmählich vollzieht, können intensive Internetnutzer kaum erkennen, warum sie immer unglücklicher werden, obwohl sie doch eigentlich immer noch genau das tun, was sie so oft glücklich werden ließ.

    Dann ist die Zeit gekommen, etwas zu verändern. Und diese Veränderung braucht Mut. Viel Mut, da viele der Kompetenzen verkümmert sind, die für die haptische Welt notwendig sind. Einiges muss ganz neu eingeübt werden, anderes wird nur aufgefrischt. Für eine gelingende Änderung des eigenen Erlebens muss man also schließlich auch tätig werden.

      Fazit  

    Glück macht eine Menge Arbeit. Es erfordert immer wieder den Mut, die eigenen Grenzen neu auszuloten, bisher nie Versuchtes auszuprobieren und sich für andere zu öffnen. Erst im aktiven, authentischen und ehrlichen Miteinander werden wir ganz zu glücklichen Menschen.

    1.3 Die Beziehungen entscheiden

    Wenn wir unterscheiden wollen, ob die exzessive Mediennutzung unseres Kindes eher eine ungünstige Kompensationsstrategie oder wichtiger Bestandteil seines Selbstfindungsprozesses ist, gelingt uns das nur, indem wir uns die gelebten Beziehungen unserer Kinder anschauen.

    In unserem Leben ist nur weniges so prägend wie die frühen Bindungserfahrungen. Die Gestaltung unserer ersten Beziehungen – zur Mutter, zum Vater – wird sich auf viele nachfolgende Beziehungen auswirken, zuallererst und vielleicht am intensivsten auf die Beziehung zu uns selbst. Sie beeinflusst die Entwicklung unseres Selbstgefühls – der Fähigkeit, sich selbst zu fühlen, sich zu kennen und unserer inneren Haltung dazu. Für ein gesundes Selbstgefühl müssen wir lernen, alle inneren Helden zu integrieren: den Separatisten (der mich auf Abstand hält und auf alle Konventionen pfeift), den Loyalisten (der alles für andere tun würde), den Skeptiker, den Ungestümen, den Einsamen …

    Wenn wir im Familienkreis wenig Achtung und Wertschätzung erfahren haben, fällt uns der Aufbau von Selbstachtung und Selbstwertgefühl schwerer. Diese Selbstachtung wiederum ist entscheidend für die Entwicklung der vielen möglichen Beziehungen, die im Laufe eines Lebens zustande kommen können. Je weniger wir erleben, dass uns der Aufbau von Beziehungen glückt, desto mehr zweifeln wir an unserem eigenen Wert. Manchmal suchen wir dann nach Wegen, das schmerzliche Fehlen einer harmonischen Selbstbeziehung zu kompensieren.

    Dafür sind uns viele Mittel recht. Der eine stürzt sich grenzenlos in Arbeit: Er kann sich also schon aus – für alle nachvollziehbaren – Zeitgründen weder mit sich selbst noch mit anderen befassen. Ein anderer pflegt ein Hobby wie Zierfischzucht oder Bodybuilding bis zum Exzess. Ein Dritter entdeckt das Rauchen, Fernsehen oder den Alkohol als probates Mittel, um die eigentlich anstehende Beziehungsarbeit auszublenden.

    Bei unseren Kindern kann eine (zeitweise) exzessive Mediennutzung genau demselben Zweck dienen. Sie kann jedoch genauso gut ein wichtiger Bestandteil des Selbstfindungs- und Entwicklungsprozesses sein. Das zu unterscheiden, gelingt uns als Eltern nur, wenn wir uns die gelebten Beziehungen unserer Kinder anschauen.

    Man sollte sich also zuerst – so ehrlich wie möglich – fragen:

    Von welcher Art ist die Beziehung zu meinem Kind im Moment?

    Wie oft freue ich mich, es zu sehen? Wie schnell bin ich genervt?

    Wie genau beobachte ich, wie es sich gerade fühlt?

    Wie rede ich über mein Kind mit meinem Partner, mit Verwandten, mit Freunden?

    Was schätze ich an meinem Kind besonders?

    Wie oft habe ich in den vergangenen Tagen mit meinem Kind gelacht?

    Wie gestresst fühle ich mich, wenn ich an mein Kind denke?

    Wie stark interessiere ich mich für die Gedanken meines Kindes?

    Auf welche Weise hat das Zusammenleben mich verändert?

    Über welche Veränderung bin ich besonders glücklich?

    Welche Beziehung werde ich in zehn Jahren zu meinem Kind haben? Was könnte mein Kind im Moment darüber denken?

    Gleichzeitig sollten wir versuchen, darauf zu schauen, wie das Kind die genannten Aspekte erlebt:

    Spürt es beispielsweise genau, was ich an ihm schätze?

    Kann es mein wohlwollendes Interesse an ihm erkennen?

    Wird es trotz aller Reibereien immer wieder an das Glück erinnert, das sich für mich durch sein bloßes Dasein erfüllt?

    Indirekt können wir auch einen Eindruck von der Beziehung unseres Kindes zu sich selbst gewinnen:

    Wie selbstsicher tritt es auf und wie leicht lässt es sich verunsichern?

    Wie geht es mit seinen Ängsten – z. B. vor dem Tod und vor dem Verlassenwerden – um?

    Wie interessiert ist es an anderen Menschen?

    Für welche Erscheinungen in der Natur und in der Gemeinschaft interessiert es sich?

    Für welche Dinge kann es sich begeistern?

    Wie geht es mit sich um, wenn ihm etwas gelingt oder misslingt?

    Unter welchen Umständen holt es sich von wem Hilfe?

    Und nicht zuletzt

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