Wenn der Wind sich dreht: Zeitfenster in eine neue politische Ära
Von Daniel Witzeling und Fabio Witzeling
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Über dieses E-Book
Die krisenhaften Entwicklungen der letzten Jahre offenbaren schonungslos die Leere hinter dem gesellschaftspolitischen Leitstern der "offenen Gesellschaft". Dessen hypermoralischer Schutzwall aus Sprach- und Denkregelungen erodiert im kalten Wind der sozialen Realität.
Was hält uns noch zusammen? Was treibt uns noch an?
Die Brüder Daniel und Fabio Witzling versuchen durch die Zusammenführung psychologischer und soziologischer Paradigmen, keine einseitig ideologischen Allheilmittel zu propagieren, sondern nach dem klassischen Schema von Diagnose und Therapie beim Individuum und seinem Entwicklungspotential anzusetzen. Sie wollen Impulse für einen positiven kulturellen und politischen Wandel nach menschlichem Maß liefern.
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Buchvorschau
Wenn der Wind sich dreht - Daniel Witzeling
Impressum
Einleitung
Das neue Jahrtausend und die Suche nach der eigenen Identität – Eine Anleitung zum politischen Glücklichsein
„Identität ist der Schnittpunkt zwischen dem, was eine Person sein will, und dem, was die Welt ihr zu sein gestattet." (Erik. H. Erikson, Psychoanalytiker)
Die Frage nach der eigenen Identität ist gerade unter politisch unsicheren Rahmenbedingungen die Kernfrage unserer Zeit. Sinnentleerte ideologische Fassaden und ein orientierungslos gewordener sozialer Fortschrittsglaube reichen nicht mehr aus. Die Suche nach dem Ich und den eigenen Werten stellt im neu angebrochenen Jahrtausend quer über die verschiedensten Gesellschaftsschichten und Parteigrenzen die zentrale Herausforderung für viele Menschen dar. „Wer bin ich und wohin geht meine Reise" ist keine esoterische Frage, die nur Personen mit einer Tendenz zum magischen Denken betrifft, sondern sie wird immer mehr zur elementaren Existenzfrage in sich immer stärker wandelnden Zeiten. Trotz aller technologischen und sozialen Errungenschaften des vergangenen Jahrhunderts ist dieser diffizile Weg zur Selbstfindung nicht leichter geworden. Es herrscht vermehrt ein Gefühl der diffusen aber auch konkreten Unsicherheit. Einst war es relativ klar, zu welcher Partei oder Gesinnung man tendiert, welcher Religion man angehören möchte und zu welcher gesellschaftlichen Gruppe mit welchem Status man gehört. Heute verschwinden diese Kategorien und Grenzen zusehends, und trotz aller Vorteile und gesellschaftlichen Errungenschaften, die derartige Umbrüche zur Folge haben, fühlt sich der Homo sapiens immer unsicherer und bei seiner Entwicklung alleine stehen gelassen.
Ideologische Konstrukte wie der Sozialismus oder der Kommunismus und als Gegenpole der Kapitalismus sowie Neoliberalismus sind nicht mehr zeitgemäß, sie brauchen dringend eine Weiterentwicklung als Adaptation für die neuen Anforderungen. Sie haben sich überlebt, und zum Teil werden sie auch nicht mehr gelebt. Der Mensch hat Schwächen und ist in vielen Fällen Egoist. Seine wahre Identität zu finden oder sie reifen und entwickeln zu lassen, ist die Herausforderung der Zeit. Proponenten der politisch Linken wie auch der Rechten sind anscheinend nicht mehr authentisch in der Lage, Antworten und Lösungswege für die zunehmend komplexer werdenden Lebensbedingungen der Menschen zu geben und es gehen ihnen die Ideen für die Anforderungen einer immer mehrdimensionaler werdenden Welt aus. Lehrer, Politiker, Ärzte, der Klerus und andere Autoritäten von einst verlieren zum Teil selbstverschuldet ihre Glaubwürdigkeit und auch ihre Deutungshoheit in der Gesellschaft. Klassischen Medien wird immer weniger geglaubt und es wird auf sogenannte „alternative Fakten zurückgegriffen, dabei wäre die Sehnsucht nach gesicherten Quellen und Informationen, wie auch das Projekt „Quo Vadis Veritas
des Red Bull-Gründers Mateschitz beweist, so groß wie noch nie.
Suche nach der eigenen Identität
Die Welt ist im permanenten Wandel. Von politischen Veränderungen wie der Wahl Trumps in den USA bis zur Sinnkrise der Europäischen Union und der damit verbundenen fehlenden einenden Identität ebendieser. Die EU beispielsweise wird nicht als Sozialunion, sondern als Union der Konzerne und Lobbys wahrgenommen. Die Entwicklung zu einer gemeinsamen europäischen Wertegemeinschaft hat nicht stattgefunden. Europa als Union der Menschen und nicht der Konzerne und bürokratischen Apparate ist leider bis dato eine Utopie geblieben. „Früher war alles besser - diesen Ausspruch hört man im angebrochenen 3. Jahrtausend von vielen im gesamten EU-Raum immer häufiger. Sogar in einstig kommunistisch geprägten Gebieten wie der ehemaligen DDR flackern teilweise positive Reminiszenzen zu früheren Zeiten auf. Wer sehnt sich nicht in einem ruhigen Moment der Besinnung nach den „guten alten Zeiten
zurück, in denen alles besser war. Es war scheinbar ruhiger, es gab mehr und besser bezahlte Jobs und auch in Bezug auf den sozialen und realen Frieden war die Lebenssituation eine bessere. So jedenfalls die oft verklärt wahrgenommene Realität.
Fakt ist, dass die letzten Jahre enorme gesellschaftliche, technologische und auch soziale Umbrüche beinhalteten. Durch die neuen Technologien wie soziale Netzwerke im World Wide Web, Suchmaschinen und andere Neuerungen haben wir uns zur Wissens- und Informationsgesellschaft gewandelt. Viele Menschen haben sich aber in ihrer individuellen Genese anscheinend nicht so schnell weiterentwickelt. Daher braucht es eine neue Form der harmonischen Synchronisation zwischen den Anforderungen der Zeit und der Lebensrealität der Menschen in Europa sowie der ganzen Welt.
Zukunft für Jung & Alt
Eines steht fest: Aus der teilweise fehlenden oder in einer immer globalisierteren Welt schwieriger zu findenden Identität resultiert ein Gefühl der Depersonalisierung bei Jung wie auch bei Alt. Die einen finden wenig Anhaltspunkte für eine positive individuelle Entwicklung, die anderen fühlen sich zunehmend auf der Strecke gelassen in einem immer härter werdenden internationalen Wettbewerb, bei dem die guten alten Werte, welche man auch immer darunter versteht, scheinbar nichts mehr zählen. Als Symptome dieses im weitesten Sinne bezeichneten Depersonalisierungsprozesses resultieren falsche Feindbilder, gesellschaftliche Spannungen, Ängste und in der Folge reale Konflikte, wie Terror oder zunehmende Polarisierungen zwischen einzelnen gesellschaftlichen Gruppen belegen.
Eigentlich sollte es aber um eine lebenswerte Zukunft für Jung und Alt und deren Rolle in der Gesellschaft gehen. Welche Aussichten gibt es für diese Zielgruppen? Prekäre Arbeitsverhältnisse für junge Menschen und keine Wertigkeit für die Generation 50plus. Die Zukunftsperspektive für jene, die nicht abgesichert in einem System sitzen, sieht düster aus. Man fühlt sich, wenn man nicht im Strom des Konsums und Kapitals mitschwimmen kann, einsam und wertlos. Armut, fehlende Perspektiven und im schlimmsten Fall Extremismus und Terror sind die Folgen und traurige Symptome der gesamtgesellschaftlichen Krankheit.
Bei allem sozialromantischem Flair dieser Thematik ist die Frage nach der Zukunft für junge Menschen, die eine positive berufliche und soziale Aussicht für sich und ihre Familien haben wollen, und auch für ältere Generationen, die ihren Stellenwert auch in der Pension verdienen und sich verdient haben, die große Frage der Zeit. Eines steht aber heute schon fest: Die Lösung für eine lebenswerte Zukunft für uns alle liegt in uns selbst und in jedem von uns. Nur wenn wir uns auf unsere Stärken und unsere Identität besinnen und nicht von Ängsten regiert werden, können wir die kommende Herausforderung meistern. Angst ist in diesem Zusammenhang kein guter Ratgeber.
Was wir bei all den scheinbaren Krisen, von der Herausforderung der Migration über die Schere zwischen Arm und Reich bis hin zur Generationengerechtigkeit, nicht vergessen dürfen, ist, was unser stolzes Land und die Menschen alles schon geleistet und vollbracht haben. Vom Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, den unsere Groß- und Urgroßeltern geschafft haben, über die gesellschaftlichen Revolutionen in den 60er- und 70er-Jahren bis hin zur digitalen Revolution und den Anforderungen der Industrie 4.0, die wir aktuell meistern. Wir haben allen Grund, stolz auf uns und unsere Vorfahren zu sein. Mit diesem Selbstbewusstsein gilt es, in die Zukunft zu blicken.
Im vorliegenden Werk sollen aus psychologischer und soziologischer Perspektive die anstehenden gesellschaftlichen Anforderungen beleuchtet sowie mögliche Lösungswege bis hin zur individuellen Ebene aufgezeigt werden. Dafür sollen zunächst im folgenden Kapitel die Grundzüge des aktuellen politischen Wandels aus psychologischer Sicht dargestellt werden. Darauf folgt in den Kapiteln 3 bis 7 die soziologische Analyse des kulturellen und politischen Status quo und dessen Transformationen in Österreich und teilweise der gesamten westlichen Hemisphäre, um die Wurzeln der gegenwärtigen krisenhaften Entwicklungen und deren konkrete Auswirkungen offenzulegen. Dies soll als Grundlage dienen, um schließlich in den Kapiteln 8 und 9 Wege aus der sozialen Pathologie zu umreißen und konkrete Interventionsvorschläge für jeden Einzelnen zu formulieren.