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Wahnsinnskarriere: Wie Karrieremacher tricksen, was sie opfern, wie sie aufsteigen
Wahnsinnskarriere: Wie Karrieremacher tricksen, was sie opfern, wie sie aufsteigen
Wahnsinnskarriere: Wie Karrieremacher tricksen, was sie opfern, wie sie aufsteigen
eBook371 Seiten8 Stunden

Wahnsinnskarriere: Wie Karrieremacher tricksen, was sie opfern, wie sie aufsteigen

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Über dieses E-Book

Karriere passiert nicht. Sie wird gemacht.
Die beiden Unternehmensberater und Ex-Manager Wolfgang Schur und Günter Weick zeigen anhand der beruflichen Entwicklung eines Berufseinsteigers wie man in der Welt der Großunternehmen ganz nach oben kommt. Damit entlarvendie Autoren nicht nur die Tricks und Kniffe der Superstars und Karrierewunder, sie geben Karrierewilligen und deren Partnern Denkmodelle an die Hand, sich mit dem Thema Karriere einmal anders auseinanderzusetzen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum1. März 2021
ISBN9783753430539
Wahnsinnskarriere: Wie Karrieremacher tricksen, was sie opfern, wie sie aufsteigen
Autor

Wolfgang Schur

Wolfgang Schur, geboren 1961, Geologe und Marketingexperte, trat 1989 in den Marketingbereich eines amerikanischen Unternehmens ein und durchlief innerhalb der darauffolgenden Jahre eine rasante Karriere vom Verkäufer über Vertriebsleiter bis zum Gesamtverantwortlichen für den Geschäftsbereich "Electronic Commerce". Im Anschluss baute er als Partner einer Unternehmensberatung das Geschäft auf. Heute arbeitet Wolfgang Schur als Coach.

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    Buchvorschau

    Wahnsinnskarriere - Wolfgang Schur

    Computer!«

    Regel 1: Lass die Finger vom Computer!

    Bei jedem, der heutzutage als Wissensarbeiter in ein Unternehmen eintritt, wird Computerwissen ebenso selbstverständlich vorausgesetzt wie die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben. Nicht selten ist ein Notebook eines der ersten Werkzeuge die dem Führungsnachwuchs in die Hand gedrückt werden. All diejenigen, die fortan mit ihrem schicken Rechner verheiratet zu sein scheinen, teilen ein gemeinsames Schicksal: Was die Karriere angeht, werden sie von den Arbeitskollegen, die nur notgedrungen ihren Computer anfassen, weit hinter sich lassen.

    Rechner und Karriere vertragen sich in etwa so gut wie Feuer und Wasser. Das ist der Grund, weshalb sich Executive Information Systeme (EIS) oder Management Information Systeme (MIS), also alle jene Computeranwendungen, die sich primär an Manager als Anwender richten, trotz riesiger Investitionen bis heute nie richtig durchsetzen konnten. Viele Untersuchungen zeigen, dass erfolgreiche Führungskräfte eine Abneigung gegen die Arbeit an der Tastatur haben, wobei das Maß der Ablehnung und die Hierarchiestufe direkt miteinander korrelieren: Je höher der Manager in der Hierarchie steht, desto größer ist für gewöhnlich seine Abneigung.

    Gerne wird diese Tatsache mit der Erklärung abgetan, die alten, technikfeindlichen Manager verstünden einfach nicht, was Computer für ihre tägliche Arbeit zu leisten vermögen. Das ist ebenso falsch wie der daraus abgeleitete Schluss, dass es sich bei der Ablehnung des Computers durch das obere Management lediglich um ein Generationenproblem handle, das sich mit der natürlichen Ablösung der alten Damen und Herren von selbst erledigen werde. Vielmehr ist es so, dass erfolgreiche Manager sehr wohl wissen – oder zumindest instinktiv fühlen –, was die Computernutzung für ihre Karriere bedeutet. Und deshalb lassen sie tunlichst die Finger von den Tastaturen. Und weil dies nicht nur für alte, sondern auch junge Manager gilt, wird sich die Akzeptanz von PCs im Topmanagement durch den Generationenwechsel voraussichtlich nicht wesentlich ändern.

    Wirklich erfolgreiche Manager kennen den Wert, den Rechner haben – für ihre Mitarbeiter. PCs sind fantastische und leistungsfähige Werkzeuge, wenn es darum geht, Schriftstücke zu schreiben, Präsentationen zu gestalten, komplizierte Tabellen aufzubauen oder riesige Datenbestände zu erfassen und auszuwerten. Das sind alles manuelle Tätigkeiten, die Sekretärinnen, Grafikern, Controllern – mit anderen Worten: Sachbearbeitern! – gut zu Gesicht stehen. Mit den Aufgaben eines Managers haben diese Beschäftigungen nichts gemein. Ambitionierte Jungmanager, die trotzdem glauben, darin lägen die Kernaufgaben eines Managers, sollten sie ruhig weiter ausüben. Sie werden sie auf immer und ewig ausführen und darüber nie nach oben kommen. Tatsache ist: Es gibt keine einzige »Manager«-Anwendung, die nicht mit Papier, einem freien Kopf und Delegation besser und schneller bewältigt werden kann als mit einem PC.

    Die Arbeit mit PCs stiehlt Zeit

    Je mehr man sich in die PC-Technik verliebt, desto mehr Zeit lässt man sich von dem Instrument stehlen. Einer, der weiß, wie man Treiber installiert, Drucker zum Laufen bekommt, Back-ups durchführt, Tonerpatronen austauscht, Dokumente formatiert, und dies auch selbst tut, verschwendet Zeit und Energie, die er besser für wichtigere, seine Karriere fördernde Tätigkeiten verwenden sollte.

    Was sagen Sie? Es handelt sich doch nur um einige Minuten pro Tag?

    Irrtum!

    Notieren Sie doch einmal den dafür betriebenen Aufwand, und Sie werden überrascht sein, auf wie viel sich das Ganze addiert. Hunderte von Stunden arbeiten Sie überhaupt nicht mit den Anwendungsprogrammen, sondern sind nur damit beschäftigt, das System ordentlich am Laufen zu halten.

    Jene, bei denen die IT-Abteilung Änderungen am PC-Set-up durch die Nutzer technisch unterbunden haben, sind zumindest diesbezüglich ein wenig vor sich selbst geschützt. Nicht aber davor, Unmengen von Zeit am PC für »kosmetische Maßnahmen« zu verschwenden. Da werden einem Dokument verschiedene Schrifttypen zugeordnet, Felder mit Farben hinterlegt, ausgefeilte Grafiken erstellt und vieles mehr. Alles Dinge, die nichts mit der eigentlichen Aufgabe zu tun haben und einen von der mühseligen Aufgabe, Karriere zu machen, wirkungsvoll abhalten.

    Echte Arbeit mit dem Programm macht häufig den kleinsten Teil der am Computer verbrachten Zeit aus. Doch selbst damit wird sich ein karrierebewusster Manager niemals befassen. Eine Idee ist allemal viel schneller diktiert, skizziert oder einem Mitarbeiter erklärt als am PC in die richtige Form gebracht. Und während die Sachbearbeiter die Entwürfe professionell aufarbeiten, kann sich der (zukünftige) Manager wieder auf das konzentrieren, was seiner Karriere nutzt. Natürlich wird das erste Ergebnis der delegierten Aufgabe nicht ganz den eigenen Vorstellungen entsprechen. Aber nach ein oder zwei Iterationsstufen, in denen der Karrierist von den Sachbearbeitern alle jene Fehler ausbügeln lässt, die durch Missverständnisse zwingend zustande kommen, wird er ein wesentlich besseres Ergebnis in Händen halten, als er, der Halblaie, es selbst hätte produzieren können. Schließlich handelt es sich bei den Assistenten, Sekretärinnen, Grafikern und Zahlenkünstlern um Profis, die täglich viele Stunden mit ihrem Computerhandwerkszeug arbeiten und es deshalb um Längen besser beherrschen, als es einem ehrgeizigen Jungmanager jemals möglich wäre. Und mit jedem weiteren Auftrag funktioniert die Zusammenarbeit besser, weil die Sachbearbeiter wissen, was ihr Auftraggeber möchte. Nur diese Arbeitsteilung versetzt Sie in die Lage, selbst unter absolutem Zeitdruck hervorragende Ergebnisse zu präsentieren. Es ist völliger Unsinn, gegen derart professionell erstellte Unterlagen mit eigenen Amateurversuchen anzutreten. Der häufig vorgebrachte Einwand, die anderen Möchtegernmanager machten ihre Präsentationen ja auch selbst, gilt nicht. Sie müssen sich an den Besten messen. Wenn Ihre internen Konkurrenten in der Amateurliga spielen wollen, dann sollen Sie das gerne tun. Umso leichter können Sie sich von ihnen abheben.

    Es gibt nur zwei Ausnahmen, in denen ein Manager einen PC anfassen sollte. Einmal, wenn er elektronisch kommunizieren muss, also per Videokonferenz oder über Text- oder Voice-Messages. Dazu gehört auch die elektronische Pflege von Beziehungen. Die zweite Ausnahme sind jene Situationen, in denen der Manager noch nicht genügend Gefühl für eine Aufgabenstellung hat und deshalb an einem Modell »ein wenig mit den Zahlen spielen« möchte, um dieses Gefühl zu bekommen. Er wird sich von einem Mitarbeiter die komplette Tabelle aufbauen lassen und dann in What-if-Analysen den Effekt von Zahlenänderungen auf das ganze Modell beobachten. Er wird aber weder das Spreadsheet selbst aufbauen, noch wird er den Fehler begehen, die elektronische Kommunikation als Selbstzweck zu sehen. Wer wirklich weiterkommen will, verfällt nicht der Faszination der elektronischen Kommunikationssysteme, sondern limitiert deren Einsatz ganz bewusst. Denn eines ist klar: Wer täglich ständig in sozialen Medien ist, über hundert Messages erhält und diese auch persönlich abarbeitet, wird für seine Karriere keine Zeit mehr haben. Für andere wichtige Dinge auch nicht. Meist arbeiten diese E-Kommunikations-Junkies wesentlich länger als andere Kollegen und bewegen gleichzeitig weniger. Besser ist es, man limitiert als Manager seine Zeit am Rechner systematisch und lässt z.B. seine elektronischen Nachrichten von jemand anderem bearbeiten, zumindest aber vorselektieren.¹

    Der PC stiehlt Freiräume und macht abhängig

    Je mehr der Manager das Primat des Rechners anerkennt, desto weniger Zeit hat er für sich selbst, seine Familie und vor allem für seine primäre Funktion, nämlich Karriere zu machen. Ein Manager, der bereits vor dem Frühstück in seine elektronische Post schaut, ist nicht mehr Herr des Prozesses, sondern dessen Diener – unabhängig davon, wie toll und wichtig er sich dabei fühlt. Fremdtaktung ist die schlechteste Voraussetzung für eine Karriere – wer will schon jemanden am Ruder eines wichtigen Unternehmensbereiches sitzen haben, der selbst von einer kleinen, brummenden Kiste gesteuert wird? Fremdtaktung führt nur zu unnötiger Hektik, viel Stress und damit zu einem frühen Herzinfarkt oder zumindest zu einem schnellen Burn-out-Syndrom.

    Auch auf karriereorientierte Manager übt das Spielzeug Computer seine Faszination aus – schließlich sind auch sie nur Menschen. Aber anders als der Unbedarfte weiß der Karriereorientierte um die Gefahren, die daraus erwachsen, und wird, um erst gar nicht in Versuchung zu kommen, jede intime Computerkenntnis meiden. Er wird Computer und Smartphones ebenso behandeln wie andere süchtig machende Drogen. Er weiß, dass Technikabhängige die gleichen Symptome zeigen wie andere Abhängige: Sie leugnen das Problem und rechtfertigen ihre Abhängigkeit mit tausend guten Gründen. Und sie behaupten natürlich, jederzeit damit aufhören zu können. Aber seien Sie sich sicher: In einigen Jahren wird es nicht wenige begabte Menschen in Ihrem ganz persönlichen Umfeld geben, die eines Morgens aufwachen und feststellen müssen, dass andere in der Zeit, die sie mit ihren elektronischen Spielzeugen vertrödelten, die Karrieren machten, die sie sich selbst vorgenommen hatten.

    Manager am Computer vernichten Geld

    Manager, die selbst am Computer arbeiten, vernichten Geld. Sie sind erheblich teurer als ihre Sekretärinnen, tun aber das Gleiche – nur langsamer und schlechter. Eigentlich gehört jeder hochbezahlte Manager, der eigenhändig einen Brief in einen PC tippt, sofort entlassen. (Eine interessante Alternative wäre, ihn »wertschöpfungsabhängig« zu bezahlen. Wenn er schon herumspielen und seine Karriere wegwerfen möchte, dann würde er zumindest nicht das Geld des Unternehmens aus dem Fenster werfen.) Rechtsanwälte und Berater sind – sie mögen mir das verzeihen – im Grunde genommen auch nichts anderes als hoch qualifizierte Sachbearbeiter und genießen deshalb – was den Einsatz von Computern angeht – eine gewisse Narrenfreiheit. Doch ich würde jeden von ihnen, den ich dabei erwischte, wie er für einen Stundenlohn von 200 Euro mit zwei Fingern auf der Tastatur herumklimpert, sofort im hohen Bogen hinauswerfen oder ihm für diese Zeit lediglich den Stundensatz einer Schreibkraft bezahlen. Einem Managementtrainee, der sich bezüglich Leistung primär mit einer Schreibkraft vergleichen lassen möchte, werde ich dazu Gelegenheit geben – allerdings nur zu deren Gehalt und sein gesamtes restliches Berufsleben lang. Einem Menschen, der nicht einmal erkennt, dass für sein höheres Gehalt eine andere Leistung erwartet wird als von einer Schreibkraft, kann ich beim besten Willen nicht helfen. Eines aber ist sicher: Solch einem Menschen darf nie die Verantwortung für große Investitionen anvertraut werden. So wie er seine kostbare Zeit gedankenlos für Hilfstätigkeiten verschwendet, würde er nämlich das gute Geld der Firma für marode Unternehmungen zum Fenster hinauswerfen. Und das wird ein Unternehmen nicht zulassen. Soll er doch weiter tippen! Am besten in einem anderen Unternehmen!

    PCs erzeugen Delegationsunfähigkeit

    Nichts zeigt die mangelnde Fähigkeit zur Führung und zur Delegation so deutlich wie ein intensiv selbst genutzter Computer. Es ist offensichtlich, dass es sich bei seinem fleißig tippenden Benutzer um jemanden handelt, der entweder (a) nicht die Macht hat, eine andere Person für sich arbeiten zu lassen (mit anderen Worten: ein armes, unbedeutendes Würstchen ist), (b) glaubt, einzig und allein er könne die Arbeit richtig erledigen (was auf mangelndes Vertrauen und ein gestörtes Realitätsbewusstsein schließen lässt), (c) fest glaubt, dass er nicht mehr wert ist als eine Hilfskraft (was selbst bei wohlwollender Betrachtung kein sehr großes Selbstbewusstsein vermuten lässt), (d) nicht darüber nachdenkt, was er eigentlich tut (was von einer Führungskraft aber verlangt wird) und/oder (e) nicht die notwendige Fantasie und Kenntnis hat, sich eine sinnvollere Beschäftigung mit höherer Wertschöpfung zu suchen.

    Wenn das alles aber bereits bei so trivialen Arbeiten wie der Erfassung und Formatierung von Texten, Grafiken und Zahlen zutrifft, wie soll ein solcher Mensch dann in der Lage sein, sich bei komplexeren und riskanteren Geschäften der Unterstützung anderer zu versichern? Woher soll er die Routine haben, Aufgaben so zu beschreiben, dass sie von anderen richtig verstanden werden? Wo soll das Vertrauen in die Fähigkeiten der Kollegen herkommen und woher die Erfahrung, wen man wann und wie kontrollieren muss? Wie soll der Mensch zwischen zentralen, selbst zu übernehmenden Aufgaben und delegierbaren Arbeiten unterscheiden können?

    Tippen Sie sich deshalb nicht selbst ins führungstechnische Abseits! Denken Sie daran: Wer es nicht einmal schafft, simple PC-Arbeiten zu delegieren, scheidet für jede Managementposition aus. Es erstaunt, dass es in den Abflughallen der internationalen Flughäfen so viele Damen und Herren in Businessanzügen gibt, die sich mit dem Laptop auf dem Schoß als Schreibkräfte outen. (Oder sollte es sich dabei wirklich nur um Sachbearbeiter und Berater handeln, die für eine 20-Euro-Arbeit eine 200-Euro-Rechnung schreiben?) Hinsichtlich einer Sache können Sie sich jedoch ganz sicher sein: Keine der eleganten Herrschaften mit dem Laptop auf dem Schoß wird eine wirklich hoch angesiedelte Führungskraft sein. Die wissen mit ihrer Zeit nämlich Besseres anzufangen. Wenn man schon zum Warten am Flughafen verdammt ist, dann sollte man die Zeit wenigstens zum Lesen nutzen. Und damit sind nicht in erster Linie die elektronischen Kurznachrichten gemeint. Lesen Sie stattdessen Fachmagazine oder gute Tageszeitungen. Wer im Leben mehr vor hat als zu tippen, der sollte sich in den Zwangspausen den Informationsvorsprung verschaffen, der ihn später von den Sachbearbeitern abhebt. Oder er sollte einfach ausruhen, um dann mit Energie über jene zu rollen, die vor lauter Tippen schon derart ausgepowert sind, dass sie sich ohnehin kaum mehr wehren können.

    PCs demontieren die eigene Machtposition

    Die eigenhändige Benutzung eines Computers hat noch weitere negative Auswirkungen. Indem ein Manager die Chance vergibt, einen anderen Menschen mit einer Aufgabe zu betreuen, die dieser gut erledigen kann, verpasst er die Gelegenheit, ein Machtverhältnis aufzubauen oder ein bereits bestehendes Machtverhältnis zu zementieren. Es ist im wirklichen Leben nun einmal so, dass Hierarchien – vor allem die wichtigen informellen – dadurch entstehen, dass die einen Anforderungen stellen und die anderen stillschweigend akzeptieren, dass sie diese erfüllen müssen.

    Auch Lob schafft »Ausgebende« (oder: »Gönner«) und »Abhängige«. Dieses Geben und Empfangen von Anerkennung definiert Hierarchien. Doch jemanden loben kann nur derjenige, der diesem auch die Chance gibt, etwas für ihn zu tun! Gerade für den Neueinsteiger, der noch keine formalen Berichtsstrukturen unter sich hat, ist es sehr einfach, sich derart einen Pool von Leuten zu schaffen, die ganz natürlich akzeptieren, dass sie für ihn und nach seiner Anweisung arbeiten. Jeder, der Ambitionen auf eine weitere berufliche Entwicklung hat und trotzdem selbst am PC arbeitet, vergibt sich also eine einmalige Chance, sich innerhalb des sozialen Gefüges eine herausragende Stellung zu verschaffen.

    Viel schlimmer noch: Der arme Mensch erreicht gerade das Gegenteil. Er muss sich mit denen vergleichen lassen, die ihm eigentlich bei seiner Karriere nützlich sein sollen. Er erledigt nämlich Arbeiten, die diese Mitarbeiter sehr gut beurteilen können, denn schließlich handelt es sich um deren täglich Brot. Seien Sie sicher, dass jede Sekretärin mehr von Briefgestaltung versteht, als Sie jemals lernen werden. Und der Zeichensetzungsfehler, der Ihnen entging, wird ihr sofort ins Auge springen. Es ist auch nicht verwunderlich, dass Ihre Arbeit schlechter ist – schließlich können Sie gar nicht die gleiche Qualität liefern wie die Sekretärin, die einen wesentlichen Teil ihres Arbeitstages nur mit diesen Aufgaben verbringt. Doch das sieht die Dame nicht. Sie sieht nur Ihre stümperhafte Arbeit. Der Schluss, dass es um die Qualität Ihrer eigentlichen Arbeit – die sich der Beurteilung der Sekretärin normalerweise weitgehend entzieht – auch nicht sehr weit her sein kann, liegt sehr nahe und wird in den meisten Fällen von ihr und den anderen Mitarbeitern auch genau so gezogen werden. »Wenn der nicht einmal einen fehlerfreien Text schreiben kann, dann möchte ich nicht wissen, welche Böcke er in seinem eigentlichen Job schießt!«, wird es heißen.

    Um es nur noch zu verschlimmern, erwarten viele PC-Anhänger auch noch Lob für ihr dilettantisches Tun!!! Es gibt (Möchtegern-)Manager, die darauf brennen, von der Praktikantin gesagt zu bekommen: »Donnerwetter! Wie Sie sich am Computer auskennen!« Damit dreht sich die »Lobpyramide« um. Die Mitarbeiter verschaffen dem Möchtegern-Manager (Möchtegern, weil er es nicht weit bringen wird) eine Befriedigung, die wahrscheinlich dazu führt, dass er sich künftig noch mehr und intensiver mit Dingen beschäftigt, die mit den Aufgaben einer Führungskraft nichts zu tun haben. Aber selbst wenn er nicht von sich aus in die falsche Richtung steuern würde: bei seinen Mitarbeitern ist er auf alle Fälle unten durch. Wer auf das Lob von Untergebenen wartet, wird zur Lachnummer für Kollegen und zum Versager für die Unternehmensleitung.

    Wer nicht selbst delegiert, dem wird delegiert

    Demütigend wird die Sache für den fleißigen PC-Nutzer endgültig dann, wenn ihm seine Kollegen PC-Tätigkeiten delegieren. Das fängt in der Regel ganz harmlos mit der Bitte an, »doch mal schnell zu schauen, was da nicht funktioniert«, und endet damit, dass man für seine Kollegen ganze Präsentationen und Spreadsheets aufbaut. Und wenn einen der ehemalige Teamgefährte dann endgültig überholt, dann ist man immerhin als Hilfskraft beim neuen Chef bereits bestens etabliert. Das ist auch die Garantie dafür, dass einen die anderen Kollegen ebenfalls überholen werden, schließlich wird man in seiner neuen Funktion kräftig auf Trab gehalten werden. Und wenn dann irgendwann offensichtlich wird, dass man im Vergleich mit den Informatikern vom Help-Desk doch nicht mithalten kann, ist man diese Stellung auch noch los.

    Fazit: Auch wenn man Ihnen suggerieren möchte, dass die Computernutzung heute für einen modernen Manager unerlässlich sei: Lassen Sie so weit als irgendwie möglich die Finger vom PC! Wenn Sie nicht von Ihrem Spielzeug lassen können, spielen Sie zu Hause. Ihre Modelleisenbahn und Ihre Badeente bringen Sie doch auch nicht mit ins Büro!

    Ich gebe zu, dass ich einigermaßen verdattert war. Das Ganze klang ganz logisch, und ich fühlte mich zudem ertappt, denn ich verbrachte wirklich viele Stunden am Laptop. Aber deshalb abhängig zu sein …? Nein, das konnte man wirklich nicht sagen! Oder etwa doch? Ich erinnerte mich plötzlich an die Situationen, in denen ich an der Tastatur vollkommen die Zeit vergessen hatte. »Das deckt sich aber nicht mit dem modernen Managerbild«, meinte ich, nur um etwas zu sagen.

    »Wer behauptet denn das?«

    »Nun, unser Trainer. Und bisher jeder Chef, bei dem ich hospitierte.«

    »Ah ja. Und dann haben diese Chefs Ihnen wohl PC-Arbeiten aufs Auge gedrückt?«

    »Ja.«

    »Und nachher haben sie Sie ordentlich gelobt?«

    »Ja.«

    »Und Sie haben sich gefreut und versucht, beim nächsten Mal noch besser zu sein?«

    »Natürlich.«

    »Na also! Muss ich mehr dazu sagen?«

    Er musste nicht. Trotzdem war ich noch lange nicht mit mir selbst im Reinen. Der Alte ging davon aus, dass es in den Unternehmen noch massenhaft Sekretärinnen gab. Aber die meisten waren bei uns schon lange vor meiner Zeit abgebaut worden. Bei uns arbeitete jeder mit dem Computer. Auch alle Manager. Ich wollte gerade etwas in diese Richtung sagen, als mir klar wurde, dass jene Manager, die ich wirklich bewunderte, alle über die eine oder andere Form einer Assistenz verfügten. Also ließ ich es bleiben.

    »Für viele unserer Manager scheint der Computer wirklich weniger wichtig zu sein als ihr Smartphone «, gestand ich zögernd ein.

    »Das trifft zweifellos zu. Die wirklich guten Manager gehen auch richtig mit dem Handy um. Und für jeden, der Manager werden möchte, ist die Kenntnis der entsprechenden Regel essentiell.«

    Bevor ich sie mir verkneifen konnte, war meine Frage auch schon gestellt: »Welche Regel?«

    Der Alte sah mich nachdenklich an. »Genau genommen ist es weniger eine Regel, als vielmehr eine Warnung. Sie lautet: Hüte dich vor deinem Smartphone.«


    ¹ Wie Manager mit E-Mail & Co umgehen sollten behandelt das Buch „Management by E-Mail"

    Regel 2: Hüte dich vor deinem Smartphone!

    Das Smartphone ist das zweite Werkzeug, das praktisch jedem »Knowledge Worker« vom Arbeitgeber aufgedrängt wird. Er darf es sogar privat nutzen. Und er tut es intensiv. Die Möglichkeit, per Smartphone immer und überall wichtige Kontakte zu pflegen und Projekte vorantreiben zu können, ist zweifellos sehr wünschenswert. Doch in Wirklichkeit machen diese beiden karrierefördernden Tätigkeiten nur einen Bruchteil der Aktivitäten am Handy aus. Wer auch nur ein klein wenig darüber nachdenkt erkennt, dass das Smartphone jenes Instrument ist, das wie kein anderes die Karriere torpedieren kann.

    Smartphones stehlen Zeit und Energie

    Tatsache ist, dass ein Smartphone erbarmungslos die Zeit seines Nutzers frisst. Es greift dazu gezielt dessen individuelle Schwachstelle an. Menschen, die gerne kommunizieren finden sich ständig elektronische Botschaften lesend und verfassend. Informationsjunkies dagegen checken kontinuierlich soziale Netze, Nachrichtenportale, Finanzservices oder Google. Von eingefleischten Spielern und Onlineservices-Konsumenten gar nicht zu reden. Freie Zeiten gibt es praktisch keine mehr. Wann immer man nichts Konkretes zu tun hat (in der U-Bahn auf der Fahrt zur Arbeit, beim Warten auf die nächste Videokonferenz, …) geht der Griff automatisch zum Smartphone und zur persönlichen Lieblingstätigkeit. Nachrichten checken, texten, posten, etc ... Statt sich wirklich karrierefördernden Aktivitäten hinzugeben – z.B. darüber nachzudenken, welche fördernde Schritte man als nächste unternehmen könnte, oder sich einfach einmal auszuruhen, um fit für die nächste Aufgabe zu sein – flieht man in Tätigkeiten, die einem Zeit stehlen und jene Energie rauben, die letztendlich den Unterschied zu Wettbewerbern ausmachen könnte.

    Die Auswirkung des Smartphones auf „Energie und „Persönliche Ressourcen werden vor allem von jungen Menschen nicht verstanden. Im jugendlichen Überschwank glauben sie, es bleibe ohne Konsequenzen, wenn sie praktisch jede freie Minute mit dem Smartphone füllen. Doch das ist ein Irrtum. Ähnlich wie die Haut, die keinen Sonnenbrand vergisst, vergisst auch das Gehirn mangelnde Entspannung, das ständige gleichzeitige Tanzen auf mehreren Hochzeiten, etc. nicht. Wie beim Hautkrebs liegen Ursache und Auswirkung zeitlich auseinander. Studien belegen beispielsweise, dass intensive Nutzer von Smartphones eindeutig häufiger an Depressionen, Burn-outs und anderen psychischen Krankheiten erkranken. Diese haben natürlich negative Auswirkungen auf das berufliche Weiterkommen. Als junger Mensch kann man als Smartphone-Junkie vielleicht noch die ersten beiden Stufen der Karriereleiter erklimmen, doch danach ist mangels Energie dann meist Schluss. Man kann froh sein, wenn man die erreichte Hierarchiestufe trotz reduzierter Energie und Belastbarkeit halten kann.

    Unter dem ständigen Griff zum Smartphone leiden zudem auch andere Belange des persönlichen Lebens (Beziehungen, Kontakt zu anwesenden Personen, etc.) wodurch unnötige Nebenkriegsschauplätze eröffnet werden, die weitere Energie fressen.

    Wichtig ist, dass es hier nicht um die vielzitierte „Work-Life-Balance geht. Der Körper macht keinen Unterschied, ob man geschäftlich oder privat am Smartphone aktiv ist. Statt einer „Work-Life-Balance geht es um eine „Now-Future-Balance". Ist das Teilen witziger Katzenvideos wirklich wert, in der Zukunft eine eingeschränkte Lebens- und Karrierequalität zu haben?

    Smartphones programmieren Gehirne um

    Für die Karriere noch wesentlich abträglicher als Zeit- und Energieverschwendung ist eine andere Nebenwirkung von Smartphones: Die intensive Nutzung von Apps programmiert die Gehirne intensiver Benutzer systematisch um. Das geschieht auf unterschiedlichen Ebenen, angefangen von der psychologischen bis hinunter zu der biochemischen Ebene. Der Nutzer ist in Folge an immer kleinteiligeren Informationen in immer kürzer werdenden Zeitintervallen interessiert. Er schaut ständig nach, welche Neuigkeiten verfügbar sind und ob seine eignen Beiträge gelesen/ kommentiert/ geliked, … wurden. Eine Ausprägung dieser Veränderungen ist FoMO (Fear of missing out), die Angst, ein Ereignis zu verpassen und nicht mehr auf dem Laufenden zu sein. Im gleichen Maße, wie das Interesse an schnellen, kleinteiligen Interaktionen zunimmt, nimmt die Fähigkeit des Gehirns zu langfristiger, grundsätzlicher Arbeit ab. Das Gehirn ist zunehmend nicht mehr in der Lage (und auch nicht daran interessiert) sich längere Zeit mit einem Thema zu beschäftigen. Der ehemalige Top-Manager bei Facebook und Self-Made-Milliardär Chamath Palihapitiya formulierte es bei einer Diskussion mit Studenten sinngemäß einmal so: „Glauben Sie nicht, dass das Gehirn, das Sie am Smartphone ständig auf triviale, kleinteilige Informationsverarbeitung abrichten, ein anderes Gehirn ist, als das, mit dem Sie große Projekte und Unternehmen planen. Es ist es nicht!" Jeder Mensch hat nun einmal nur ein Gehirn. Ein Student, der ständig am Handy hängt, hat gemäß Palihapitiya nicht die mindeste Chance, etwas wirklich Großes zu erreichen. Er hätte das Selbe auch über Karriere sagen können. Wer sich von seinem Handy takten lässt, hat schnell die intellektuellen Fähigkeiten verloren, die für einen Aufstieg in die wirklich hohen Ränge notwendig sind.

    Smartphones verursachen Kontrollverlust

    Wer das Smartphone des Unternehmens akzeptiert, macht man sich grundsätzlich ständig erreichbar – sei es per Anruf oder per Message. Wer dabei den Kardinalfehler begeht, seine Mobilrufnummer allgemein bekannt zu machen oder jede neu eingetroffene elektronische Nachricht zu sichten, verhält sich wie ein Mensch, der ein Modellflugzeug startet und dann massenhaft Funksteuerungen wahllos an die umstehenden Passanten verteilt. Genauso zielgerichtet wie der Kurs dieses Flugzeugs wird dann auch der Karriereweg des angehenden Managers aussehen.

    Leute, die jederzeit erreichbar sind, können nicht wichtig sein. Sofern Sie über eine Assistenz verfügen, sagen Sie Ihrem Gesprächspartner doch einfach: »Rufen Sie diese Nummer an. Meine Sekretärin wird dafür sorgen, dass mich Ihre Nachricht jederzeit schnell erreicht.« Das ist professionell. Und bei der Sekretärin haben Sie künftig einen Stein im Brett. Sie fühlt sich wichtig. »Nein, die Handy-Nummer von Herrn Müller darf ich leider nicht weitergeben!«, wird sie ins Telefon säuseln und stolz darauf sein, eine der wenigen im Unternehmen zu sein, die diese Nummer kennt. Sie wird es genießen, entscheiden zu dürfen, wann sie Sie mit welcher Nachricht belästigt, und sie wird viele Anfragen sofort für Sie erledigen. Menschen, die nicht den Luxus einer Assistenz genießen müssen andere Möglichkeiten finden, um nicht ständig von jedem erreichbar zu sein. Und sei es, dass sie über längere Zeiträume ihr Telefon ausschalten.

    Fazit: Nur ein Dummkopf akzeptiert das Primat des Smartphones. Menschen die Karriere machen wollen verhindern, dass ihr Gehirn umprogrammiert wird. Sie schaffen sich Freiräume. Sie nehmen Anrufe nur selektiv an, informieren sich auf Portalen nur einmal pro Tag und lesen/bearbeiten an sie gerichtete Nachrichten maximal drei Mal pro Tag und schalten ihr Telefon häufig ab.

    Meine Güte! Schon wieder einer, der auf Smartphones herumhackte! Das schien in letzter Zeit modern zu werden! Statt auf seine Ausführungen zur Handy-Nutzung einzugehen kehrte ich noch einmal zum Thema „Computer" zurück. »Aber ich kann doch nicht einfach alles vergessen, was ich weiß. Schließlich bin ich Informatiker und – ob Sie es glauben oder nicht – ich kenne mich mit den Büroanwendungen wirklich viel besser aus als praktisch alle im Office.«

    Mein Gegenüber legte ein Bein über das andere und zog nachdenklich an der Pfeife. Er schien nachzudenken, ob ich in Anbetracht meiner Sturheit überhaupt einen Kommentar verdiente. Zu meinem großen Glück entschied er sich dafür, Gnade vor Recht walten zu lassen.

    »Wenn Sie Karriere machen wollen, müssen Sie beinahe alles vergessen, was Sie wissen.«

    »Weshalb?«

    »Es ist die dritte Grundregel für Karrieristen: Verlerne absichtlich, was du weißt.«

    Regel 3: Verlerne absichtlich, was du weißt!

    Fachwissen ist eines der größten Hindernisse für eine schnelle und nachhaltige Karriere. Der Glaube, man könne sich durch detailliertes Spezialwissen für eine Beförderung empfehlen, ist ebenso weit verbreitet wie realitätsfremd. Dieser Irrglaube ist vor allem bei Mitarbeitern ohne akademische Ausbildung vertreten, die meinen, sich durch Fachwissen, Einsatzfreude und hohen Arbeitseinsatz gegenüber den Kollegen mit Diplom profilieren zu können. Damit vergeben sie die – in Deutschland ohnehin seltene – Chance, wirklich an diesen vorbeizuziehen.

    Fachwissen hat in etwa die gleiche Wirkung wie Mehrkomponentenkleber: Es hält den Träger felsenfest auf seinem Stuhl fest. Je profunder das Wissen, desto intensiver die Haftkraft. Welcher Abteilungsleiter mit gesundem Menschenverstand wird so wahnsinnig sein, seinen besten Mann gehen zu lassen und dadurch die Arbeitsleistung der Abteilung – und damit natürlich auch sein eigenes Weiterkommen – zu gefährden? Er wird peinlich bemüht sein, den ungeschliffenen Diamanten hinter riesigen Bergen von Arbeit vor den Augen anderer versteckt zu halten. Im Ernstfall, wenn der Name seines Stars trotzdem für eine Versetzung in die Diskussion kommt, wird er den Mann ordentlich loben und dann seine Fachkenntnis gegen ihn verwenden. »Wirklich ein ausgezeichneter Mann!«, wird er sagen. »Der Allerbeste, was Spezialwissen angeht, darüber hinaus leider an wenig mehr interessiert und auch nicht sehr breit einsetzbar.«

    Die einzige reelle Chance, sich mit dem Ruf eines Spezialisten innerhalb

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