Wachstumsfinanzierung durch Wagniskapitalgeber in Deutschland: Darstellung des Finanzierungsprozesses und Analyse der Erfolgsfaktoren einer Venture Capital-Finanzierung für junge, innovative Wachstumsunternehmen
Von Daniel von Wedel
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Daniel von Wedel
Daniel v. Wedel verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung als Unternehmer. Er gründete gemeinsam mit seinem Bruder mehrere Unternehmen in den Branchen Automotive, Sport und Freizeit und B2B-Dienstleistungen und sie waren an weiteren Gründungen beteiligt. Er ist aktiver Angel Investor und investiert in frühen Phasen in Start-ups in unterschiedlichen Bereichen, wie Software/KI oder Food & Beverages. Daniel v. Wedel ist Mentor im Unibator der Goethe Universität Frankfurt und Lehrbeauftragter im MBA Studiengang "Entrepreneurship & Business Development" und Mitglied im Institut für Entrepreneurship der Frankfurt University of Applied Sciences.
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Buchvorschau
Wachstumsfinanzierung durch Wagniskapitalgeber in Deutschland - Daniel von Wedel
Vorwort des Autors
Die vorliegende Masterarbeit wurde von mir im Juni 2016 im Fachbereich 3 – Wirtschaft und Recht an der Frankfurt University of Applied Science eingereicht, und auch im Jahr 2021 sind die Inhalte dieser Arbeit weiterhin aktuell. Zwar reflektiert das verwendete Datenmaterial¹ den Stand des Start-up-Ökosystems zum Ende des Jahres 2015, die Zahlen heute weisen jedoch einen ungebrochenen Aufwärtstrend bei der Anzahl der Finanzierungen auf.² Weiterhin ist eine zunehmende Bedeutung der Start-ups für das wirtschaftliche Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland zu verzeichnen, und innerhalb des Start-up Ökosystems hat die Bedeutung von Venture-Capital-Gesellschaften und Business Angels als bevorzugte Kapitalquelle zugenommen. Trotz der stetigen Zunahme von verfügbarem Geld von Wagniskapitalgebern, bleibt es weiterhin eine der größten Herausforderungen für Gründerinnen und Gründer, externes Kapital einzuwerben.³
Die Intention dieser Arbeit ist es, Gründerinnen und Gründern die Gestaltung einer Wagniskapitalfinanzierung zu skizzieren. Dabei werden die relevanten Aspekte aus einer akademischen Perspektive beleuchtet und gleichzeitig praktische Hinweise für die Umsetzung gegeben. Zudem geht es um grundlegende Fragestellungen, welche Ziele mit der Gründung eines Unternehmens verfolgt werden und mit welchen Mitteln und Ressourcen diese Ziele erreicht werden sollen. Dabei spielen vor allem die Grundprobleme der Prinzipal-Agent-Theorie bei der Investorensuche eine wesentliche Rolle, die mit der individuellen Zielsetzung und dem Wertesystem jeder Gründungspersönlichkeit in Einklang gebracht werden sollten. Aufgrund der Gesamtkomplexität eines Finanzierungsprozesses können hier die Herausforderungen, die einem Gründerteam bei der Investorensuche begegnen, nicht im Detail beschrieben werden; „Hacks oder einfache Checklisten zur Lösung bietet die vorliegende Arbeit nicht an. Der erfolgreiche Abschluss einer Finanzierungsrunde bedeutet in den meisten Fällen lange, harte Arbeit, weshalb es empfehlenswert ist, sich weitere relevante Wissensressourcen zu erschließen. Diese können u.a. die aufgeführte Literatur, Internetquellen, Blogs, Podcasts, etc. sein, aber vor allem auch der Austausch mit anderen Gründern, Investoren, Dienstleistern und sonstigen Aktiven im Start-up-Ökosystem. Ganz nach dem Motto: „It takes a Region to raise a Start-up!
⁴
Mein herzlicher Dank geht an Frau Prof. Dr. Andrea Ruppert und Herrn Prof. Dr. Jörg Kupjetz für die Annahme und Betreuung dieser Arbeit. Zudem danke ich Herrn Prof. Dr. Cord Siemon, stellvertretend für das Institut für Entrepreneurship, für die Aufnahme dieser Arbeit in die Schriftenreihe des IFE und besonders für die vielen anregenden Diskussionen.
Offenbach am Main, 2021
Daniel v. Wedel
„Your deal, my terms."
Joseph W. Bartlett⁵
¹ Sperrvermerk: die erhobenen Daten der eigenen Befragung der Marktteilnehmer unterliegen der Vertraulichkeit und werden deshalb hier nicht im Detail veröffentlicht; sie liegen jedoch dem Prüfungsamt im Rahmen der Gesamtarbeit vor.
² EY - Start-up-Barometer, Januar 2021
³ Deutscher Start-up-Monitor 2020, S. 46
⁴ https://ittakesacity.de/startupregionfrankfurt/
⁵ https://vcexperts.com/buzz_articles/502
Inhaltsverzeichnis
I. Abkürzungsverzeichnis
II. Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Hintergrund für die Arbeit und Bedeutung von Wagniskapital
1.2 Ziel der Arbeit
1.3 Gang der Untersuchung
2 Wagniskapital und die beteiligten Akteure
2.1 Finanzierung durch Wagniskapitalgeber
2.1.1 Definition Wagniskapital – Venture Capital
2.1.2 Ursprünge und Entwicklung von Venture Capital in den USA
2.1.3 Entwicklung von Venture Capital in Deutschland
2.2 Venture Capital-Gesellschaften
2.2.1 Organisation und Struktur von Venture Capital-Gesellschaften
2.2.2 Geschäftsmodell von Venture Capital-Gesellschaften
2.3 Junge, innovative Wachstumsunternehmen
2.3.1 Gründer und Gründungsunternehmen
2.3.2 Innovation und Wachstumspotential
3 Wagniskapitalfinanzierung
3.1 Allgemeiner Ablauf eines Venture Capital-Beteiligungsprozesses aus der Sicht des Venture Capital-Nehmers
3.1.1 Wachstum und Wachstumsmodelle
3.1.2 Finanzierungsphasen
3.1.3 Venture Capital-Finanzierung aus Sicht des Venture Capital-Nehmers
3.2 Allgemeiner Ablauf eines Venture Capital-Beteiligungsprozesses aus Sicht des Venture Capital-Gebers
3.2.1 Beteiligungsakquisition
3.2.2 Beteiligungswürdigkeitsprüfung
3.2.3 Beteiligungsverhandlung
3.2.4 Managementunterstützung und Zusatzleistungen
3.2.5 Desinvestition
4 Investitionsentscheidungsfindung von Venture Capital-Gesellschaften
4.1 Erfolgsfaktoren und Kriterien der Beteiligungsprüfung
4.1.1 Kriterien der Beteiligungswürdigkeitsprüfung
4.1.2 Zusammenfassung und kritische Würdigung der Studien
4.1.3 Ergebnisse der eigenen Befragung von Venture Capital-Gesellschaften
4.2 Entscheidungsprozess bei der Venture Capital-Finanzierung
4.3 Finanzierungstheoretische Betrachtung der Wagniskapitalfinanzierung
4.3.1 Vorvertragliches Identifikationsproblem
4.3.2 Typische Vertragsklauseln einer Venture Capital-Finanzierung
5 Prozess der Wagniskapitalfinanzierung aus Sicht des Venture Capital-Nehmers
5.1 Unterschiedliche Interessenslage
5.2 Detailbetrachtung der wesentlichen Kriterien der Beteiligungswürdigkeitsprüfung
5.3 Vorbereitung und Durchführung des Finanzierungsprozesses aus Sicht des Venture Capital-Nehmers
5.3.1 geeignete Finanzierungsform bestimmen
5.3.2 Finanzierungsprozess planen
5.3.3 Venture Capital-Gesellschaft identifizieren
5.3.4 Unterlagen erstellen
5.3.5 Venture Capital-Gesellschaft ansprechen und überzeugen
5.3.6 Due Diligence organisieren
5.3.7 Vertrag verhandeln
5.3.8 Finanzierung abschließen
6 Fazit
6.1 Erfolgsfaktoren einer Venture Capital-Finanzierung
6.2 Venture Capital-Finanzierung als letzte Zuflucht
III. Literatur- und Quellenverzeichnis
A. Literatur
B. Internetquellen (Texte)
C. Internetquellen (Linkliste)
I. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abb. – Abbildung
AIFM-RL – Richtlinie für Alternative Investment Fund Managers
BMWi – Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (vormals Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie)
Bspw. – beispielsweise
BVK – Bundesverband der Kapitalbeteiligungsgesellschaften
Bzw. – beziehungsweise
Ca. – circa
CEO – Chief Executive Officer
Corp. – Corporation
Etc. – et cetera
EuVECA-VO – Verordnung über Europäische Risikokapitalfonds
EY – Ernst & Young
f. – folgende
ff. – die folgenden
F&E – Forschung und Entwicklung
ggf. – gegebenenfalls
GP – General Partner
HBR – Harvard Business Review
Hrsg. – Herausgeber
HTGF – High-Tech Gründerfonds
Inc. – Incorporated
inkl. – inklusive
IPO – Initial Public Offering
IT – Informationstechnologie
KAGB – Kapitalanlagegesetzbuch
KfW – Kreditanstalt für Wiederaufbau
KMU – kleine und mittlere Unternehmen
KPI – Key Performance Indicator
MBG – Mittelständische Beteiligungsgesellschaft
Mio – Millionen
MVP – Minimum Viable Product
MW – Mittelwert
NVCA – National Venture Capital Association
PR – Public Relations
PwC – PricewaterhouseCooper
SE – Societas Europaea
S. – Seite
USA – Vereinigte Staaten von Amerika
vgl. – vergleiche
VC – Venture Capital
VCG – Venture Capital-Gesellschaft
v. – von
z.B. – zum Beispiel
II. ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1 - EY Start-up-Barometer 2016 - Risikokapitalinvestitionen 2015
Abbildung 2 - Grundstruktur eines Venture Capital-Unternehmens am Beispiel
von Capnamic Ventures
Abbildung 3 - Anzahl der Gründer
Abbildung 4 - Vollerwerbsgründer schaffen überproportional mehr Beschäftigung
Abbildung 5 - Finanzierungsalternativen für Gründungsunternehmen und deren Beurteilung
Abbildung 6 - disruptiver und inkrementeller Innovationsverlauf
Abbildung 7 - Wachstumsmodell von Pümpin/Prange
Abbildung 8 - Frühphase
Abbildung 9 - Wachstumsphase
Abbildung 10 - Spätphase
Abbildung 11 - Darstellung verschiedener Phasenmodelle in der Literatur
Abbildung 12 - Verfahren der Unternehmensbewertung
Abbildung 13 - Übersicht der Studien zur Venture Capital-Entscheidungsfindung
Abbildung 14 - Kriterien der Beteiligungswürdigkeitsprüfung
Abbildung 15 - Finanzierungsprozess aus Sicht des Venture Capital-Nehmers
Abbildung 16 - die vier Grundaspekte des Harvard-Konzepts
Abbildung 17 - detaillierter Finanzierungsprozess aus Sicht des Venture Capital-Nehmers
1 EINLEITUNG
1.1 HINTERGRUND FÜR DIE ARBEIT UND BEDEUTUNG VON WAGNISKA-PITAL
Weltweit wird von einer Explosion von unternehmerischer Aktivität mit digitalen Geschäftsmodellen gesprochen, die mit der kambrischen Artenexplosion verglichen wird.⁶ Diese Explosion von Startups begründet Steve Blank, einer der bedeutendsten Autoren und Lehrenden zum Thema Entrepreneurship,⁷ mit den gesunkenen Kosten bei einer Unternehmensgründung und Technologieentwicklung, einer breiteren Kundenbasis aufgrund des vereinfachten Zugangs über das Internet und somit einem geringeren Risiko für Kapitalgeber durch niedrige Investitionssummen. Hinzu kommt eine zunehmend intensive Betrachtung der Besonderheiten des Unternehmertums durch die Wissenschaft, die neue Erkenntnisse und praktische Leitfäden in den Jahren nach der Dotcom-Blase hervorgebracht hat.⁸ Auch die deutsche Gründerszene profitiert von diesen Entwicklungen und erfuhr in den letzten Jahren eine steigende Aufmerksamkeit bei potentiellen Kapitalgebern. Ein Indikator dafür ist die Gesamtsumme an Risikokapitalinvestitionen, die von 650 Millionen Euro im Jahr 2013 auf über 3 Milliarden Euro im Jahr 2015 gestiegen ist.⁹
Die Besonderheit von Wagniskapital (Venture Capital) hierzulande wird bei Betrachtung des gesamtwirtschaftlichen Zusammenhangs erkennbar und lässt sich in einen Finanzierungs- und in einen Performanceeffekt von Venture Capital unterscheiden. Innovationen¹⁰ haben eine große Bedeutung für die Entwicklung von
Volkswirtschaften. Insbesondere die in der vorliegenden Arbeit betrachteten jungen, innovativen Wachstumsunternehmen haben einen positiven Effekt auf die Wachstums- und Beschäftigungsdynamik einer entwickelten Volkswirtschaft, wie sich 2015 durch einen gestiegenen direkten Bruttobeschäftigungseffekt in Deutschland aufgrund von Gründungsaktivitäten bestätigte.¹¹ Die innovationsbasierte Wachstumsstrategie ermöglicht es somit führenden Volkswirtschaften (Leader), durch Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen auch weiterhin ihren technologischen Vorsprung gegenüber aufholenden Volkswirtschaften (Follower) beizubehalten und aufgrund von zusätzlichen Absatzmöglichkeiten neue Wachstums- und Beschäftigungsimpulse zu setzen. Aufgrund kürzer werdender Produktlebenszyklen und der immer schnelleren und kostengünstigeren Imitation von Produkten und Technologien durch aufholende Länder müssen die führenden Länder eine kontinuierliche Innovationsleistung in den dort ansässigen Unternehmen ermöglichen.¹² Jungen, innovativen Wachstumsunternehmen wird ein hohes Maß an disruptiver Innovation zugesprochen und somit ihre gesamtwirtschaftliche Bedeutung unterstrichen. Jedoch ermöglichen die Mechanismen des Kapitalmarkts für diese Unternehmen keine zufriedenstellende Versorgung bei der Finanzierung. Durch die Restriktionen im Fremdkapitalmarkt aufgrund der Vorschriften zur Regulierung von Banken (Basel III) sind die Anforderungen und die damit verbundenen Aufgaben der Fremdkapitalnehmer für junge, innovative Wachstumsunternehmen zum Teil nicht oder nur mit