Schuld war nur die Mustertapete 2: Kuriose Geschichten aus dem Siegerland (70er + 80er)
Von Carmen Immel
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Buchvorschau
Schuld war nur die Mustertapete 2 - Carmen Immel
Schuld war nur die Mustertapete! 2
Carmen Immel
Kuriose Geschichten aus dem Siegerland
COPYRIGHT©Der Titel ist bei Lektoren.ch unter Hinweis auf § 5 Abs. 3 MarkenG in allen Schreibweisen und Darstellungsformen geschützt und im Online-Titelschutz-Anzeiger veröffentlicht worden. Das Manuskript, einschließlich all seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verfassers unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikrovervielfältigungen und die Einspeicherung und/oder die Verarbeitung in elektronische Systeme. Copyright © Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Werkes darf in irgendeiner Form, durch Fotografie, Mikrofilm, Kopie oder ähnliche Verfahren, ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert, oder durch Verwendung elektronischer Systeme verbreitet, verarbeitet oder vervielfältigt werden.
Erweitertes Impressum
Copyright: © 2014 Carmen Immel
Text, Titel &Gestaltung © Carmen Immel
Titelfoto: ©Axel Linschmann
Buhmann© Schablone Papierschnitt C. Immel
Pssst
Halten Sie dieses Buch bitte von Wesen fern, die die 70er und 80er Jahre, nie erlebt haben oder nur mit Handy aufgewachsen sind. Eine Testleserin ist bis heute erschrocken und hat fürchterliches Mitleid mit mir. Wie konnte ich nur ohne Smartphone überleben? Na wenigstens hätte ich in einer Telefonzelle, die Sintflut überlebt. Herrschaftszeiten!
Kurze Fassung der elend langen Einleitung
Fangen wir doch noch mal da an, wo alles begann! Viele Eltern von heute, schwören darauf, dass ihre Babys schon während der Schwangerschaft musikalisch oder egal wie, positiv zu beeinflussen sind. So hören die einen, während den 9 Monaten klassische Musik, um am 18. Geburtstag ihres Kindes festzustellen, dass der Zögling am liebsten Dauertickets beim Wacken-Konzert hätte und eine Gitarre lieber in Fetzen, an der Wand verewigt sieht. Ich denke, dass meine Mutti mehrfach Hähnchen zur Entspannung auf der Bauchkugel liegen hatte und beim Spazierengehen mit mir intus, aus vollem Rohr „Alle Vögel sind schon da" geträllert hat. Warum sonst, interessierte mich das Geflatter am Himmel mehr, als eine Rassel die mir ständig vor die Nase gehalten wurde? Man erzählte mir nämlich sehr oft als Kleinkind, dass ich an kindgerechten Details kaum Interesse gezeigt hätte. Auch die zukünftigen Suchtprogramme wurden mir frühzeitig eingeprägt. Papa rauchte wie ein Schlot. Alle um mich rum, außer Mutti, rauchten. Das war für mich ein normales gesellschaftliches Bild. Wie wir bereits schon im ersten Teil festgestellt hatten, wurde das Koma Saufen von mir erfunden, da mir diese Weichei-Partys, bei meiner Verwandtschaft öfter mal zu harmlos abliefen. Halb leere Gläser wurden in Momenten, in denen ich ohne Aufsicht war, von mir getestet, für gut befunden und vollständig entleert. Wie an dem einem Silvesterabend, als ich kurz vor dem Feuerwerk noch unbedingt von der Tante die Latrine bestücken musste und man mich schlicht weg vergessen hatte. Ohne mich nach draußen stürmte, um das Feuerwerk zu bestaunen. Das Resultat? Ein völlig betrunkenes, aber grinsendes Peti vorzufinden, hatten wir ja schon. Meine eher unspektakuläre maßgerechte Erziehung wurde nun mal durch kleinere unerwartete Einflüsse des Öfteren gestört oder sonst wie verändert. Kurz und gut, meine Geburt störte die Evolution überhaupt nicht, brachte aber Störungen in den Tagesablauf bei meiner Familie. Oder eher … in den Tagesablauf der Nachbarn!
Risiko
Eigentlich müssten hier nun die Widmung und die Danksagung folgen, aber das lass ich dieses Mal. Ich laufe nämlich zurzeit auf ganz dünnem Eis! Das bedeutet, der erste Teil meiner weiblichen Michelerzählungen, geht gerade durch die Nachbarschaft. Eigentlich wollte ich im Heimatörtchen Iserfäll unauffällig bleiben, denn man weiß ja nie, welcher der teilweise noch lebenden und lieben Nachbarn, dieses Buch in die Hand bekommt. Das könnte für mich bedeuten, ich beziehe die erste Tracht Prügel im Alter von 47 Jahren, nachträglich. Das bedeutet auch, ich hab keinen Kindheitsbonus mehr. Kein Mitleid, keinen Niedlichkeitsfaktor, kein Nichts. Der Teppichklopfer würde also voll Schmackes, meinen Allerwertesten treffen. Nun muss ich überlegen, bei wem ich die Kirschen geklaut hatte. Welchen Wirsing
oder Cappeskopp
, hatte ich in wessen Garten ausgegraben, reingebissen und entsetzt ausgespuckt? Wo hatte ich den Winterreifenstapel zum Einstürzen gebracht, als ich mich vor den anderen Kindern versteckte? Wem hatte ich noch mal die Zunge rausgestreckt? Bei wem musste ich mich damals entschuldigen, obwohl ich es gar nicht gewesen war? Donnerlittchen! Jetzt kommen mir ja noch mehr Sachen in den Kopp! Also gut, das Risiko muss ich wohl eingehen. Aber ich kann ja so tun, als wüsste ich nicht, was die Leute meinen, wenn sie mich nach einem komischen Buch fragen. Ich und Bücher schreiben? Wie kommen die nur darauf?
Elend lange Einleitung
Nun fragte man mich auch, wie ich zu einem Buch, wie dem ersten Teil der Mustertapete gekommen bin. Wie die Jungfrau zum Kind eben. Jeder könnte ein Buch schreiben. Aber nicht jeder tut es. Tja, wer den ersten Teil nicht kennt, hat die Welt verpennt? Quatsch, aber wie meine Therapeutin vor 6 Jahren schon sagte: "Der Mist muss in die Welt! Und? Was mache ich? Ich gehe der Dame natürlich voll los und hau in die Tasten und konnte mich fast nicht mehr bremsen. Alles flog aus meinem Hirn in die Finger und dieser Zustand will einfach nicht aufhören. Weil die Pannen nicht aufhören. Wie jeder weiß, bin ich ja vor einigen Jahren von einem lieblichen, sabbernden, im Gesicht eingedellten Köter verschluckt worden. Man verzeihe mir gewisse Unarten in meiner Schreibweise und Tierschützer wissen bereits, wie sehr ich Tiere liebe. Ein großer Hund ist bei mir nun Mal ein Köter und ein kleiner, eine Fußhupe. Fertig. Der Zufall, warum gerade ich verschluckt wurde, ist eher seltsam. Führte aber zu einem Kurztrip in eine nah gelegene Klinik, wobei der behandelnde Arzt natürlich auch wieder mit Grinsen an mir rumdokterte, weil ich von dem Unfall erzählen musste. Während des Erzählens wurde eine Nähmaschine ins Behandlungszimmer gefahren. Darauf stand auch der größte Tacker aller Zeiten. Bevor der Arzt aber, mit diesem über mich drüber klackerte, musste ich erwachsenes Mädchen, völlig unter Schock stehend, erst noch eine prickelnde Show abziehen. Stotternd, zitternd, mit meinen Blicken voller Angst, ahnend den Raum nach Spritzen abscannend, erzählte ich in einem irrsinnigen Durcheinander von Köter, großes Maul, Zähne, Zaun, kein Herrchen in Sichtweite, Mundgeruch vom Köter und Fleischfetzen, Blut, Galopp, Sprung, Anlauf, Schwarz vor Augen. Eigentlich verstehe ich erst jetzt, wie das bei der Aufnahme im Krankenhaus angekommen sein musste. Die blutende Fleischwunde sagte mir natürlich, dass die rechte Hand auf jeden Fall genäht werden musste. Aus Filmen kannte ich Szenen, wo man Menschen Spritzen zwischen die Finger jagte. In einigen Horrorfilmen schossen die Dinger von den Fingern bis ins Hirn. Dann kann man den Doc doch mal fragen, ob er Horrorfilme schaut? Ob er Spaß dran hat, gewisse Szenen nach zu spielen? Ich erinnerte mich genau daaaa an den Film
SAW! Für alle Unwissenden! Wer kennt noch Dracula? Der hat nur harmlos gebissen, ein bisschen gezischt und geflattert und die Blutbank leer geräumt. In heutigen Horrorfilmen wird direkt mit der Kettensäge akribisch genau drauf gehalten und Geschnetzeltes produziert. Genauso war es. Der Assistenzarzt lief mehrmals grinsend aus dem Behandlungsraum. Nachher erzählte man mir, das ich denen die Taschen voll gelabert hätte, mit kuriosem Zeug, weil ich unter Schock stand. Und … das man sich im Nebenraum belacht hatte und sich ständig kurz erholen musste. Währenddessen musste ich stur zur Decke geschaut haben, laut erzählend, ohne Punkt und Komma und auf den großen Pieks wartend. Gut, nun ja, man lasse sich erst von einem Monster verschlucken, schaue an sich runter, betrachte den offenen Torso, sieht sein Herz wabern und die Därme baumeln. Ist es da ungewöhnlich, dass man kurz vor dem Ausrasten ist, weil man Sorge hat, dass der Körper sich vorzeitig verabschieden will? Dann kommt die Panik vor der Spritze und die durfte doch immer nur der Onkel Doc, Graf Grob, mein bereits verstorbener Doktor, abschießen, und das nur in den Hintern! Dann kam sie, die Spritze und natürlich der Satz:
Es wird jetzt ein bisschen pieksen. Mir wurde nochmals schlecht. Und mein Wunsch, den Bestatter zu rufen und ganz viele Maße durchgeben, war groß. Dann bemerkte ich nach diesen Horror-Dreh-Szenen, wie man ausgerechnet meine rechte Hand verbindet. Ich fragte verblödet nach, wie ich in den nächsten Wochen duschen geschweige denn auf die Latrine gehen sollte. Geschweige denn am Arsch kratzen! Wieder grinsen von den Weißkitteln! Nach diesem ganzen Szenario meldete sich dann später zu Hause ein bunter Engel von der Unfallversicherung und wollte mir helfen. Ängste aufarbeiten, auf die Zukunft vorbereiten, denn ich würde ja wieder irgendeinem Köter begegnen. Völlig perplex nahm ich dankend an. Tja und die Fachtante für spezielle Fälle verlangte meine Lebensgeschichte, vielmehr wollte sie wissen, ob ich irgendwas Schlimmes in der Kindheit erlebt hätte und ich fing an zu grübeln. Neee! Kopfschütteln von mir. Da war nix, wo man hätte aufbauen können. Meinen Hirnschaden hatte ich schon immer und den konnte man nicht heilen. Also fing sie bei meiner Geburt an und sie war stolz wie Oskar, als ich erzählte, dass ich ein Unfall war. Hier konnte man ansetzen! Da gab es doch Mal den Schäferköter Rex, den mein Vater mit Beton in der Wiese festgemacht hatte. Nicht den Hund! Die Kette von dem Hund! Rex war also ein böser, ein ganz ein böser Hund und da musste jetzt aufgebaut werden. Aber das ging nicht, weil ich Rex als lieben, schwarzen Schäferköter in Erinnerung hatte und vor dem haben mich alle ständig gerettet, bevor ich zartes Kind in seinem Rachen landen konnte. Nööö ... keine Angst erlebt! Hier gab es nichts zu behandeln. Rex war auch eines Tages weg. Zu gefährlich für Klein-Peti. Ich erzählte aber mit viel Grübeln, wie ich die Kellertreppe ohne Geländer runter gestürzt bin, weil ich beim Buhmann, der im Keller wohnte, Sprudel holen sollte. Danach plumpsten bei mir alle Storys nacheinander raus und die Fachtante verfiel vom Grinsen in lautes Gelächter. Manchmal konnte sie sich gar nicht mehr einkriegen vor Lachen und ich muss sagen, die Therapie scheiterte vollends. Tja und so kam sie auf den irren Gedanken, dass ich alles aufschreiben sollte. Ich meine, wer kommt schon an einer Mustertapete zur Welt? Weil die Mutter schwanger wurde, wenn sie nur die Unterbuchse an die Wand hing? Wer hat einen Buhmann als Spielgefährten? Vor wem laufen die Versicherungsvertreter weg? Welche Pussi, äh Katze hatte 27 Leben und welche Mutti bekam kein Burn-out-Syndrom? Meine Mutti! Was die Frau noch erleben musste, als sie mich in die Welt schmiss, ist für mich heute fast unglaublich. Wenn ich bedenke, dass es damals keinen Therapeuten für irgendwelche Krankheiten gab. Keinen Ansprechpartner für kuriose körperliche
Ausrastellis". Es war doch alles Tabu. Kindererziehung war ein Klacks damals. Oder doch nicht? Als Mutti damals von den ersten Irrenanstalten hörte und von Gesprächstherapien und deren Ausgang, meinte sie immer verächtlich:
»Wenn ich schon das Wort Therapieee höre. Wenn jemand nen Knall hat, dann gehört dem der Arsch versohlt und dann isser wieder kuriert« Ich kannte einen Fall von Wahn oder Wahnsinn irgendwo aus der Gegend. Wobei sich mir gerade die Frage stellt, ob es bei Wahnsinn, also Hirnschaden auch einen Sinn