Venture Capital: Finanzierung und Bewertung von Start-up-Unternehmen
Von Christopher Hahn
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Über dieses E-Book
Dieses nach den jeweiligen Unternehmensphasen gegliederte Praxisbuch zur Gründungs- und Wachstumsfinanzierung richtet sich an die Start-up-Szene. Auch Investoren, Rechtsanwälte, Unternehmens- und Steuerberater erhalten kompaktes Fachwissen.
Die 3. Auflage wurde vollständig überarbeitet und berücksichtigt die aktuellen Trends der Start-up-Finanzierung. Mit Erweiterungen zum Thema „Bewertung von Start-ups“ wird nun auch dieser in der Praxis wichtige Komplex ausführlich behandelt und Gründer werden auf die Renditeperspektive der Investoren vorbereitet. Im Kapitel "Public/Investor Relations" werden Themen wie Öffentlichkeitsarbeit und Investorenansprache, samt Praxisteil mit zahlreichen Tipps und Tricks, erläutert.
Aufschlussreiche und praxisrelevante Einblicke erfolgreicher Gründer und Investoren runden die Neuauflage ab.
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Buchvorschau
Venture Capital - Christopher Hahn
Book cover of Venture Capital
Hrsg.
Christopher Hahn
Venture Capital
Finanzierung und Bewertung von Start-up-Unternehmen
3. Aufl. 2021
Logo of the publisher
Hrsg.
Christopher Hahn
trustberg LLP Rechtsanwälte, Berlin, Deutschland
ISBN 978-3-658-33699-8e-ISBN 978-3-658-33700-1
https://doi.org/10.1007/978-3-658-33700-1
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Ursprünglich erschienen unter dem Titel: Finanzierung von Start-up-Unternehmen. Praxisbuch für erfolgreiche Gründer: Finanzierung, Besteuerung, Investor Relations
© Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2014, 2018, 2021korrigierte Publikation2022
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Lektorat/Planung: Catarina Gomes de Almeida
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Geleitwort
In Deutschland herrscht seit einigen Jahren Gründerstimmung. Das zeigen die beeindruckenden Zahlen zu den Finanzierungsrunden und den damit verbundenen Investitionen. So konnte selbst 2020 während der weltweiten Corona-Pandemie die Zahl der Deals um rund 6 % auf 743 gesteigert werden. Nach Zählung der Beratungsgesellschaft EY ist zwar die Finanzierungssumme gegenüber 2019 um 15 % auf 5,3 Mrd. Euro zurückgegangen. Aber 2019 war diese mit 6,2 Mrd. Euro im Vergleich zu den Vorjahren außergewöhnlich hoch, so dass die Finanzierungshöhe 2020 immer noch deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre lag.
Diese Gründerstimmung kann einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Schwierigkeiten leisten. Die Krise hat wie unter einem Brennglas vorhandene Schwächen und Verletzlichkeiten in der globalen Wirtschaft schonungslos offengelegt, wie beispielsweise die Beschaffung und Bevorratung von elementaren Gesundheitsprodukten. Gleichzeitig hat sie strukturelle Verschiebungen ausgelöst oder beschleunigt, die weit in die Zukunft reichen werden. Zwar war der Trend zur Digitalisierung bereits vor der Krise ein entscheidender Treiber der Wirtschaft, der einerseits in den etablierten Branchen menschliche Arbeitskraft einsparte und auf der anderen Seite neue Tätigkeitsfelder erschuf. Die Corona-Krise hat die Digitalisierung in fast allen Lebensbereichen nochmals beschleunigt und vorhandene Defizite schmerzlich aufgezeigt. Der schnelle Ausbau der notwendigen Infrastrukturen und die Einführung von Innovationen wird nach der Krise unumgänglich sein.
Hier werden Start-ups ein entscheidender Faktor sein. Sie initiieren digitale Innovation, führen technisch-wirtschaftlichen Fortschritt auch in die klassischen Branchen ein, treiben den digitalen Strukturwandel voran und schaffen den Großteil der neuen Arbeitsplätze. Die Start-ups von heute haben viel von jenem Geist, der für die Gründerjahre Ende des 19. Jahrhundert in Deutschland stand. Viele bedeutende Familiendynastien sind nach Krisenzeiten wie der Depression in den 1920er- Jahren oder der Nachkriegszeit mit einem enormen Drang zum Wiederaufbau entstanden. Auch die heutigen Start-ups können der Kristallisationskeim für den neuen Mittelstand von morgen sein, der neue Arbeitsplätze schafft. Allein im Bereich der Digitalwirtschaft arbeiten in Deutschland inzwischen rund 1,3 Millionen Menschen. Seit 2008 haben die Start-ups in diesem Bereich knapp 500.000 neue Stellen geschaffen.
Ein Großteil der Innovationen wird aber immer noch in den klassischen, etablierten Industrieunternehmen entwickelt. In ihrem Umfeld entstehen digitale Innovationen, die ganz konkrete Lösungen für reale Problemstellungen in der Produktion oder der Logistik lösen. Dagegen versuchen Start-ups oft mit grundlegend neuen Angeboten in noch nicht existierende Märkte vorzustoßen und ihre eigene Nachfrage zu kreieren. Beide Welten müssen zusammenkommen. Nach wie vor sind Kooperationen zwischen Mittelständlern und bestehenden Start-ups die verbreitetste Variante. Allein in Berlin arbeiten inzwischen mehr als 100 Digital Hubs großer, technologiestarker Konzerne wie z. B. Daimler, Viessmann, Würth, Allianz und Volkswagen und schließen dort die Lücke zwischen den etablierten Unternehmen und den Newcomern.
Start-ups, die meist sehr schnell in ihre Märkte hineinwachsen, benötigen in allen ihren Wachstumsphasen finanzielle Mittel in unterschiedlicher Form. In der Bundeshauptstadt werden unter der Marke IBB Ventures seit bald einem Vierteljahrhundert Erfahrungen und Aktivitäten im Bereich der Venture Capital-Finanzierung gebündelt. Dabei liegt der Fokus auf Berliner Start-ups in frühen Phasen mit starkem Wachstums- und Innovationspotenzial und herausragenden Gründerteams. Seit 1997 hat die IBB Ventures über 200 Berlinern Kreativ- und Technologieunternehmen in Konsortien mit Partnern rund 1,43 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt.
Den Förderbanken der Hauptstadtregion ist es seit Jahrzehnten ein ganz besonderes Anliegen, potentielle Gründer in jeder Hinsicht in die Lage zu versetzen, passgenaue Finanzierungen zu erhalten. Dazu lernen sie zuerst die Grundlagen der Start-up-Finanzierung in Seminaren, Webinaren, Workshops und Foren kennen und werden bei der Erstellung ihres eigenen Businessplans unterstützt. Mit seinem Buch „Venture Capital - Finanzierung und Bewertung von Start-up-Unternehmen" ist es Christopher Hahn hierzu auf exzellente Weise gelungen, dieses äußerst vielschichtige und komplexe Thema einer breiteren Öffentlichkeit übersichtlich und griffig darzustellen. In diesem Sinne ist auch der 3. Auflage des Praxisbuchs für erfolgreiche Gründer eine breite Leserschaft und eine positive Resonanz zu wünschen.
Dr. Jürgen Allerkamp
Vorsitzender des Vorstandes
Investitionsbank Berlin
Vorwort
Liebe Gründerin,
lieber Gründer,
die Vorauflagen unter dem ehemaligen Haupttitel „Finanzierung von Start-up-Unternehmen haben sich in den letzten Jahren zu einem regelrechten „Bestseller
entwickelt. Nicht nur in der Start-up-Szene ist das Buch zu einem festen Bestandteil von Gründerbibliotheken, sondern auch an Hochschulen bei Studenten/-innen zu einem Standardwerk beim Verfassen ihrer Bachelor- oder Masterarbeiten zum Themenkreis „Start-up-Finanzierung" geworden.
„Gründen ist dabei ungeachtet aller globalen Widrigkeiten weiter im Vormarsch. Zahlreiche öffentlichkeitswirksame Exits erfolgreicher Start-ups wie auch weitläufige politische Initiativen haben zu einem Wandel der Wahrnehmung des Wagnisses der Selbstständigkeit geführt. Immer mehr (wenngleich immer noch zu wenige) Menschen können sich vorstellen, (zunächst) auf eine „Corporate-Karriere
im Unternehmen oder in der Beratung zu verzichten, bzw. kehren dieser den Rücken zu.
Die 3. Auflage wurde vollständig aktualisiert sowie überarbeitet und berücksichtigt die aktuellen Trends der (meist risikokapitalbasierten) Start-up-Finanzierung. Der neue Titel „Venture Capital: Finanzierung und Bewertung von Start-up-Unternehmen" trägt dabei der steigenden Bedeutung und Bekanntheit der Risikokapitalfinanzierung in Deutschland Rechnung.
Mit einer Erweiterung durch ein neues Kapitel zum Thema „Bewertung" wird nun auch dieser in der Praxis wichtige Komplex ausführlich behandelt und Gründerinnen und Gründer werden auf die Renditeperspektive der Investoren vorbereitet.
Im Kapitel „Public/Investor Relations" werden erweiterte Themen wie Öffentlichkeitsarbeit und Investorenansprache, samt Praxisteil mit zahlreichen Tipps und Tricks, erläutert.
Auch diese Auflage verzichtet als Fach- und Praxiswerk für Gründerinnen und Gründer größtenteils auf die Darstellung komplexer theoretischer Abhandlungen. Dafür finden sich wie gewohnt zahlreiche Erläuterungen praktischer (gleichwohl akademischer) Natur sowie etliche Übersichten, Tabellen und Grafiken zum illustrativen Verständnis.
Frau Julia Beregovaja gebührt schließlich besonderer Dank für ihre fach- und tatkräftige Unterstützung zum redaktionellen Gelingen dieser Auflage.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Buch selbst auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten somit gleichermaßen für alle Geschlechter.
Bei Fragen und Anmerkungen steht der Herausgeber auch diesmal wieder gern zur Verfügung und freut sich auf Feedback (christopher.hahn@trustberg.com).
Christopher Hahn
Berlin
Sommer 2021
Die ursprüngliche Version dieses Buches wurde revidiert. Ein Erratum zu diesem Buch finden Sie unter: https://doi.org/10.1007/978-3-658-33700-1
Inhaltsverzeichnis
Teil I Einführung (Hahn)
1 Einleitung 3
Christopher Hahn
1.1 Digitalisierung und Gründertum 3
1.2 Was ist ein Start-up? 5
1.3 Start-up-Finanzierung 5
1.3.1 Liquidität, Liquidität, Liquidität 5
1.3.2 Irrglauben der Start-up-Finanzierung 6
2 Die Start-up-Szene in Deutschland 7
Christopher Hahn
2.1 Von der Garage zur Verbandsgründung 7
2.2 Start-up-Regionen 8
2.2.1 Osten: Berlin 8
2.2.2 Süden: München 9
2.2.3 Westen: Rhein-Main-Gebiet 9
2.2.4 Norden: Hamburg 10
2.2.5 Hochschulen 10
2.3 Vernetzung der Start-ups 10
2.3.1 Online 10
2.3.2 Veranstaltungen 11
2.3.3 Verbände 11
2.4 Wirtschaftsfaktor 14
2.4.1 Statistik 14
2.4.2 Investitionen 14
Teil II Die Finanzierung des Start-ups (Hahn)
3 Grundsätzliches zur Finanzierung 19
Christopher Hahn
3.1 Vorbemerkungen 19
3.1.1 Strategieorientierte Finanzierungsmodelle 20
3.1.2 Finanzplanung (im weiteren Sinne) 24
3.2 Gründungs-/Finanzierungsphasen 28
3.2.1 Early Stages ((Pre-) Seed-, Start-up-Phase) 28
3.2.2 Expansion Stages (Wachstumsfinanzierung) 30
Literatur 31
4 Finanzierungsstruktur 33
Christopher Hahn
4.1 Kapitalherkunft 33
4.1.1 Innenfinanzierung 34
4.1.2 Außenfinanzierung 35
4.2 Haftungsqualität des Kapitals 36
4.2.1 Eigenkapital 36
4.2.2 Fremdkapital 38
4.3 Mezzanine – Finanzierung 39
Literatur 42
5 Kapitalgeber 43
Christopher Hahn
5.1 Selbstfinanzierung durch Bootstrapping 43
5.2 Private Investoren (Business Angels) 46
5.2.1 Business Angels 46
5.2.2 Form der Beteiligung 47
5.2.3 Die Akquise eines Business Angels 54
5.3 Inkubatorenen/Accelerators 57
5.4 Venture Capital Gesellschaften 59
5.4.1 Venture Capital 60
5.4.2 VC-Gesellschaften 61
5.4.3 Öffentliche VC-Fonds 62
5.4.4 Corporate Venture Capital (CVC) 63
5.5 Private Equity 64
5.5.1 Management Buy-Out (MBO)/Management Buy-In (MBI) 65
5.5.2 Leverage Buy Out (LBO) 66
5.5.3 Rekapitalisierung 66
5.6 Öffentliche Fördermittel 66
5.6.1 Grundsätzliches 67
5.6.2 Zuwendungsformen 68
5.6.3 Rahmenbedingungen 68
5.6.4 Förderphasen 69
5.7 Banken 82
Literatur 84
Teil III Finanzierungs-/Gründungsphasen (Hahn)
6 (Pre-) Seed-Phase 87
Christopher Hahn
6.1 Rechtsformwahl 90
6.1.1 Vorüberlegungen 90
6.1.2 Kapitalgesellschaften 93
6.1.3 Personengesellschaften 99
6.1.4 Einzelunternehmung 104
6.2 Der Businessplan (Pitch Deck) 104
6.2.1 Begriff 105
6.2.2 Pitchdeck und Teaser 106
6.2.3 Inhalt und Form 106
6.2.4 Vorgehensweise bei der Erstellung des Businessplans (Pitch Deck) 130
6.2.5 Businessplan-Wettbewerbe 131
6.3 Besonderheiten der Finanzierung in der Seed-Phase 132
6.4 Kapitalquellen in der Seed-Phase 132
Literatur 134
7 Start-up-Phase 137
Christopher Hahn
7.1 Besonderheiten der Finanzierung in der Start-up-Phase 139
7.2 Finanzierungsquellen in der Start-up-Phase 139
7.2.1 Beteiligungsfinanzierung durch Venture Capital 141
7.2.2 Öffentliche Fördermittel 199
7.3 Crowdinvesting 200
7.3.1 Finanzierungsmodelle 202
7.3.2 Rechtsfragen des Crowdinvestings 212
Literatur 216
8 Emerging-Growth-Phase (Expansion: Wachstumsfinanzierung/Bridgefinanzierung) 219
Christopher Hahn
8.1 Besonderheiten der Finanzierung in der Emerging-Growth-Phase 221
8.2 Kapitalquellen in der Emerging-Growth-Phase 222
8.2.1 Private Equity 222
8.2.2 Fremdkapital 227
8.2.3 Mittelbare Finanzierung durch Mitarbeiterbeteiligungsmodelle 233
8.2.4 Strategische Partnerschaften 239
Literatur 241
Teil IV Bewertung (Frey)
9 Bewertung von Start-ups 245
Philipp Frey
9.1 Vorbemerkung 245
9.1.1 Differenzierung zwischen Wert und Preis 247
9.1.2 Anlassbezogene Bewertung 248
9.2 Bewertungsmethoden (Abb. 9.3) 250
9.2.1 Discounted Cashflow-Methode 250
9.2.2 Multiplikatoren-Methode 259
9.2.3 Venture-Capital-Methode 260
9.2.4 Weitere Methoden 261
Literatur 264
Teil V Die Besteuerung des Start-ups (Hahn)
10 Gründungsprozess 267
Christopher Hahn
10.1 Abgrenzung zwischen Gewerbetreibenden und freien Berufen 267
10.2 Anmeldung beim Finanz- und Gewerbeamt 268
Literatur 269
11 Steuern 271
Christopher Hahn
11.1 Allgemeines 271
11.2 Rechtsformunabhängige Steuern 271
11.2.1 Umsatzsteuer 271
11.2.2 Lohnsteuern 277
11.3 Rechtsformabhängige Steuern 280
11.3.1 Bei einem Einzelunternehmen 280
11.3.2 Bei einer Personengesellschaft 286
11.3.3 Bei einer Kapitalgesellschaft 288
11.3.4 Rechtsformvergleich 295
Literatur 295
12 „Steuerfallen" erkennen und vermeiden 297
Christopher Hahn
12.1 Gründungsaufwand 297
12.2 Steuervorauszahlungen 298
12.3 Verträge zwischen nahen Angehörigen 298
12.4 Fehlende Absprachen mit einem (steuer-)rechtlichen Berater 299
12.5 Versäumnis von Fristen 299
Literatur 300
Teil VI Public/Investor Relations (Krause)
13 Public/Investor Relations 303
Michaela Krause
13.1 Individuelle Ansprache statt Massenversand 307
13.2 Start-up-Launch-Kommunikation 307
13.3 Informieren ohne Buzzword-Bingo 308
13.4 Struktur und Storytelling zählen 308
13.5 Namen als Türöffner 309
13.6 Die Pressemitteilung ist kein Allheilmittel 309
13.7 Gängige Anfängerfehler bei der Medienansprache 312
13.8 Selbst ist das Start-up vs. professionelle Unterstützung 312
13.9 Mehrwert schaffen – wie die eigene Finanzierungsmeldung heraussticht 314
13.10 Exklusiv-Story vs. Massenansprache 315
13.11 Nach der Runde ist vor der Runde 316
Literatur 316
Teil VII Einblicke erfolgreicher Gründer und Investoren (Hahn/Frey)
14 Qunomedical (Sophie Chung) 319
Christopher Hahn und Philipp Frey
14.1 Unternehmen 319
14.2 Einblick von Sophie Chung, Gründerin 319
15 Lieferando.de/Just Eat Takeaway.com (Jörg Gerbig) 323
Christopher Hahn und Philipp Frey
15.1 Unternehmen 323
15.2 Einblick von Jörg Gerbig, Gründer 323
16 Trade Republic (Christian Hecker) 327
Christopher Hahn und Philipp Frey
16.1 Unternehmen 327
16.2 Einblick von Christian Hecker, Gründer Trade Republic 327
17 Capnamic Ventures (Olaf Jacobi) 331
Christopher Hahn und Philipp Frey
17.1 Venture Capital Fond 331
17.2 Einblick von Olaf Jacobi, Investor 331
18 Earylbird (Paul Klemm) 335
Christopher Hahn und Philipp Frey
18.1 Earlybird Venture Capital 335
18.2 Einblick von Paul Klemm, Investor 335
19 Visionaries Club (Sebastian Pollok) 339
Christopher Hahn und Philipp Frey
19.1 Venture Capital Fond 339
19.2 Einblick von Sebastian Pollok, Investor 339
20 Selfapy (Farina Schurzfeld) 343
Christopher Hahn und Philipp Frey
20.1 Unternehmen 343
20.2 Einblick von Farina Schurzfeld, Gründer 343
21 Forto (Michael Wax) 347
Christopher Hahn und Philipp Frey
21.1 Unternehmen 347
21.2 Einblick von Michael Wax, Gründer 348
22 flaschenpost (Dr. Stephen Weich) 353
Christopher Hahn und Philipp Frey
22.1 Unternehmen 353
22.2 Einblick von Dr. Stephen Weich, Gründer 354
Erratum zu: Venture Capital E1
Stichwortverzeichnis 357
Teil I
Einführung (Hahn)
Unternehmensgründungen schaffen für die Gründer ein Höchstmaß an individueller Entfaltungsmöglichkeit und Selbstzufriedenheit sowie spiegelbildlich für die in einem Start-up beschäftigten Mitarbeiter flache Hierarchien und somit kurze, der optimalen Selbstverwirklichung dienende Entscheidungswege. In den letzten Jahren hat sich so in Deutschland ein bedeutendes Start-up-Ökosystem entwickelt.
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2021
C. Hahn (Hrsg.)Venture Capitalhttps://doi.org/10.1007/978-3-658-33700-1_1
1. Einleitung
Christopher Hahn¹
(1)
trustberg LLP Rechtsanwälte, Berlin, Deutschland
Christopher Hahn
Email: [email protected]
An erratum to this publication is available online at https://doi.org/10.1007/978-3-658-33700-1_23
1.1 Digitalisierung und Gründertum
Gründen ist weiterhin „in", allerdings haben in den letzten Jahren immer weniger Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Aufgrund der positiven Konjunktur der letzten Jahre war es für qualifizierte Fachkräfte noch nie einfacher, einen festen Arbeitsplatz zu finden. Ob dies mittelfristig aufgrund der globalen COVID-19-Pandemie weiter so gilt, bleibt abzuwarten. Die aktuelle Krisenzeit eignet sich jedoch gerade für Gründer von Start-ups hervorragend dazu, neuartige Geschäftsmodelle oder technische Innovationen hervorzubringen. Wie das Beispiel von Amazon zeigt, erzielen viele, meist digitalbasierte Unternehmen Rekordumsätze. Auch Neugründungen mit innovativen Geschäftsmodellen und vor allem mit einer wirklichen technischen Innovation haben somit nicht nur exzellente Chancen, weiterhin eine Finanzierung mit Wachstumskapital (Venture Capital) zu erhalten, sondern auch, während und nach COVID-19 Geld zu verdienen und sich nachhaltig am Markt zu etablieren.
Entgegen anfänglicher Erwartungen zeichnet sich auch nicht ab, dass die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie in der Verhandlung und Gestaltung von Beteiligungsverträgen zu spüren sind, etwa in Form niedrigerer Unternehmensbewertungen und somit geringerer (verbleibender) Beteiligungsquoten der Gründer.
In jedem Fall gilt: ungeachtet des volkswirtschaftlichen Stellenwerts des Unternehmertums ist der Gedanke, die eigene Persönlichkeit nur im Wege einer selbstbestimmten, intrinsisch motivierten Tätigkeit entfalten zu können, eine maßgebliche Triebfeder für jede Start-up-Gründung. Unternehmensgründungen schaffen für die Gründer ein Höchstmaß an individueller Selbstentfaltung und Selbstzufriedenheit sowie spiegelbildlich für die in einem Start-up beschäftigten Mitarbeiter (zumindest der ersten Generation) flache Hierarchien und somit kurze, der eigenen Selbstverwirklichung dienende Entscheidungswege. Darüber hinaus lassen sich mit einem erfolgreichen digitalen Geschäftsmodell innerhalb kürzester Zeit (zumindest theoretisch) erhebliche Gewinne bzw. überprofitable Exits generieren, von denen (teilweise jahrzehntelang am Markt bestehende) Unternehmen der old economy ungeachtet ihrer Innovationskraft und Marktdurchdringung nur träumen können.
Das Internet ermöglicht die digitale Existenzgründung von zu Hause aus mit vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz. Neue Akteure treffen auf diesem in vielen Bereichen immer noch nicht vollständig erschlossenen Markt (z. B. AI, Legal Tech, FinTech, etc.) auf hervorragende Bedingungen. Die digitale Transformation sämtlicher Lebensbereiche schreitet weiter voran und mit jeder neuen Entwicklung oder auch Krise ergeben sich wiederum neue Geschäftsmodelle. Auch ist nach wie vor nicht die gesamte Bevölkerung online oder zumindest -mangels Ausbaus eines deckenden Glasfasernetzes in Deutschland- nicht schnell genug online, sodass das Wachstumspotenzial weiter ungebrochen ist. Zudem ist es problemlos möglich, über das Internet den globalen Markt inklusive der vielversprechenden Schwellenländer zu erreichen. Kurzum: Unternehmensgründungen, insbesondere im Bereich Online oder Mobile, sind weiterhin aussichtsreich.
Nach dem Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende und nach zahlreichen bemerkenswerten Exits (vgl. bspw. nur runtastic (2009): EUR 220 Mio.; trivago (2012): EUR 477 Mio.; Team Viewer (2014): EUR 830 Mio.; Flaschenpost (2020): EUR 1,0 Mrd.) geht die nächste Generation der Gründer erkennbar umsichtiger vor und baut verstärkt auf belastbare Geschäftsmodelle. Innovative Ideen werden mit solider (Key Performance-) Planung kombiniert, sodass sich auch Kapitalgeber mit dem Wagnis einer finanziellen Beteiligung leichter tun. Im Zusammenspiel von Unternehmergeist und den Möglichkeiten des Internet entstehen auch in Deutschland Start-ups, die nicht nur fremde Ideen kopieren („copy cats"), sondern eigene Innovationen umsetzen. Wer über ein gutes Konzept und Ehrgeiz verfügt, kann aus einer Idee ein Unternehmen machen. Dies gilt allerdings nur dann, wenn die Gründer bereits von Beginn an die konkrete Umsetzung der Idee fokussieren („ohne Umsetzung („execution) ist die beste Idee nichts wert
), die maßgeblich über den Erfolg oder Misserfolg des Start-ups entscheidet. Erforderlich hierfür ist ein profundes, durch eine unternehmensphasengerechte Finanzierung unterlegtes Business Development, welches die Umsetzung der Idee plant, begleitet und ständig anpasst.
1.2 Was ist ein Start-up?
Wenn vorliegend der Begriff „Start-up" fällt, versteht sich darunter zwar grundsätzlich jedes junge Unternehmen ungeachtet seines Vertriebskanals (online/offline) oder seiner angebotenen Produkte bzw. Dienstleistungen, das sich im (Vor-) Gründungsprozess befindet und auf der Suche nach Kapital ist (Start-up im weiteren Sinne). Gleichwohl hat sich im allgemeinen Sprachgebrauch der Begriff Start-up v. a. für junge Wachstumsunternehmen eingebürgert, die über ein besonderes Innovationspotenzial verfügen und dabei eine Tätigkeit im Bereich Internet/Web (v. a. Tech, Social Media, Mobile, Games) aufzunehmen beabsichtigen (Start-up im engeren Sinne). Dieses Buch richtet sich daher vor allem an Unternehmen bzw. eine Unternehmensgründung, die den Vertrieb, das Marketing oder das eigentliche Produkt oder Dienstleistung digitalisieren. Gleichwohl gilt ungeachtet des teilweise schon inflationären Gebrauchs des Begriffes „Start-up", dass die hier vorgestellten, auf die jeweilige Unternehmensphase ausgerichteten Finanzierungsmöglichkeiten grundsätzlich strukturell nicht danach differenzieren, ob das jeweilige Unternehmen online oder offline agiert.
Gleichwohl ist die Großzahl der vorgestellten Kapitalquellen ohnehin nur für (Jung-) Unternehmen geeignet, die aufgrund ihrer besonderen Innovationsstärke (z. B. durch den Einsatz neuer Technologien bei der Entwicklung neuer Produkte bzw. die Ausarbeitung neuer, skalierbarer Geschäftsmodelle oder neuer Dienstleistungsangebote) und ihres überdurchschnittlichen Innovationpotenzials über ein entsprechend ebenso überdurchschnittliches Wachstums- und Renditepotenzial verfügen. Nur dann lenken diese Start-ups nämlich überhaupt erst das besondere Interesse der hier aufgeführten Kapitalgeber von Venture Capital auf sich.
1.3 Start-up-Finanzierung
1.3.1 Liquidität, Liquidität, Liquidität
Dieses Buch widmet sich der Finanzierung von Start-ups und geht dabei auch auf zahlreiche flankierende Themen ein, deren Kenntnis entweder notwendig und/oder hilfreich ist, um einen Investor zu akquirieren und die mit dem Investor marktüblichen Vereinbarungen zu treffen. Sonstige betriebswirtschaftliche Fragestellungen einer Unternehmensgründung werden entsprechend nur dann am Rande erwähnt, sofern sie in der spezifischen Unternehmensphase mit der Finanzierung selbst in einem untrennbaren Zusammenhang stehen.
Für die Existenz eines Start-ups ist dessen stets vorhandene, ausreichende Liquidität überlebensnotwendig. Die Sicherstellung der Liquidität in jeder Unternehmensphase ist somit das wesentliche Motiv für eine Unternehmensfinanzierung sowie unter Berücksichtigung der vorhandenen Liquiditätslage gleichermaßen Korrektiv hinsichtlich der zu wählenden Finanzierungsstruktur sowie der Finanzierungsmittel. Eine bestimmte Kapitalquelle sollte also im Hinblick auf den zuletzt genannten Aspekt auch wirklich erst dann beansprucht werden, wenn dies die Liquiditätslage tatsächlich erfordert.
1.3.2 Irrglauben der Start-up-Finanzierung
Der Leser der szenetypischen Nachrichtenplattformen (insbesondere der „GSDS-Leser; dieses Akronym soll für die in Deutschland wohl bekanntesten Plattformen „Gründerszene
[gruenderszene.de] sowie „Deutsche Startups" [deutsche-startups.de] stehen) könnte in Anbetracht der dort nahezu täglich berichteten Erfolgsmeldungen über große Finanzierungsrunden glauben, dass die Akquisition einer Beteiligungsfinanzierung, insbesondere von Wagniskapitalgesellschaften (VCs) conditio sine qua non, also schlechthin unerlässlich für den Aufbau eines erfolgreichen Start-ups ist.
Hierbei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass VCs in der Praxis für nur einen geringen Anteil des gesamten Gründungsfinanzierungsvolumens verantwortlich sind. Die überwiegende Mehrzahl der im Ergebnis ebenso erfolgreichen Start-ups stellt die zur Gründung erforderlichen finanziellen Mittel selbst (auf diese Kapitalquelle greifen nach dem Deutschen Startup Monitor 2020 von pwc [https://deutscherstartupmonitor.de/wp-content/uploads/2020/09/dsm_2020.pdf [https://bit.ly/3mVUfBS] mehr als vier von fünf Gründern zurück) bzw. generiert idealerweise bereits nach vergleichsweise kurzer Zeit einen positiven operativen Cashflow, der dem Start-up den Weg zum klassischen Fremdkapital von Banken öffnet.
Bei einer nicht unerheblichen Anzahl der Unternehmensgründungen sieht die Finanzierungssituation in der Praxis daher so aus, dass die Gründer Fremdkapital mittels der klassischen Bankdarlehen, aber auch durch Kredite von Privatinvestoren oder Familie und Freunden („Family & Friends") in Anspruch nehmen. Dies geschieht in der Praxis meist so, indem sich der oder die Gründer mangels entsprechender Sicherheiten des noch jungen Unternehmens gegenüber dem Kapitalgeber durch eine persönliche (Mit-) Haftung persönlich verpflichten. Obgleich diese Form der Kapitalbeschaffung für ein Unternehmen aus VC-Sicht nicht der Idealfall ist (die persönliche Haftübernahme ist überhaupt nur solange vertretbar, als der Gründer die Mehrheit der Geschäftsanteile am Start-up besitzt), erfahren die Gründer auf diese Art und Weise (ungeachtet der durch die Wahl einer juristischen Person als Unternehmensform eintretenden Haftungsbegrenzung), was es bedeutet, unternehmerisch tätig zu sein und somit auch persönlich für unternehmerische Entscheidungen einzustehen.
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2021
C. Hahn (Hrsg.)Venture Capitalhttps://doi.org/10.1007/978-3-658-33700-1_2
2. Die Start-up-Szene in Deutschland
Christopher Hahn¹
(1)
trustberg LLP Rechtsanwälte, Berlin, Deutschland
Christopher Hahn
Email: [email protected]
An erratum to this publication is available online at https://doi.org/10.1007/978-3-658-33700-1_23
2.1 Von der Garage zur Verbandsgründung
Die Nutzung des Internets ist nicht mehr bloß ein Bestandteil des Alltags, ohne das Internet wäre der Alltag undenkbar. Besonders die sog. „Digital Natives" wachsen heute in einer Gemengelage aus Kreativität, Technik und stetiger Veränderung auf. Dieser Zeitgeist verbunden mit dem Streben vieler nach Selbstverwirklichung als emotional erfüllendes und subjektiv sinnstiftendes Idealbild ist die inspiratorische Grundlage der Start-up-Szene. Was früher noch lange Zeit kritisch im Vergleich zu einer Festanstellung beäugt wurde, hat sich inzwischen etabliert und ist im Mainstream angekommen. Sowohl Medien als auch Politik wie die gesamte Wirtschaft vom Konzern bis hin zum Mittelstand richten ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf Start-ups und erarbeiten auf diese abgestimmte Beteiligungs- und Finanzierungsmodelle. Der Tenor der Berichterstattung in der Presse wechselt von Misstrauen zu Euphorie; entsprechend entwickelt sich auch die öffentliche Wahrnehmung.
In der Politik wird die Internetwirtschaft auf regionaler und nationaler Ebene umgarnt. Im Bund werden bspw. Investments in Start-ups für Investoren besonders gefördert und so die Start-up-Szene unterstützt; lokal erhofft man sich positive Auswirkungen sowohl durch den nicht zu vernachlässigenden emotionalen Kreativfaktor als auch die real messbare Wirtschaftsleistung, vor allem durch die nennenswerte Schaffung neuer Arbeitsplätze. Weitere Unterstützung kommt aus der old economy, deren Beteiligte ihr Portfolio bzw. ihre aufgrund ihrer Konzernstrukturen oftmals verminderte Innovationskraft durch entsprechende onlinefokussierte Akquisitionen („Corporate Venture Capital") bereichern wollen. Alles in allem wenden sich somit meinungsbildende Akteure den aufstrebenden Start-ups zu, sodass diese ihr Wachstum unter sich stetig verbessernden Bedingungen vorantreiben können.
Dementsprechend zeichnen sich bereits Entwicklungen ab, die von einer zunehmenden Professionalisierung und Institutionalisierung der Gründerszene zeugen. Die Start-ups gründen branchenspezifische Verbände und unterhalten Netzwerke. Hochschulen und Politik führen empirische Untersuchungen zur Start-up-Szene durch und entwickeln gesamtheitliche Strategien, um eine Gründungskultur und mehr Unternehmergeist an Hochschulen zu etablieren (vgl. hierzu die sog. EXIST- Gründerhochschulen, https://www.exist.de/DE/Programm/Ueber-Exist/Exist-Rueckblick/EXIST-Gruenderhochschule/inhalt.html).
Größere Unternehmen stellen Inkubatoren und andere Unterstützung. Mit diesem Rückenwind fassen deutsche Start-ups immer öfter eine Internationalisierung ins Auge (Deutscher Startup Monitor 2020 von pwc [https://deutscherstartupmonitor.de/wp-content/uploads/2020/09/dsm_2020.pdf]). Die globale Internetwirtschaft befindet sich auf Wachstumskurs und in Deutschland gegründete Unternehmen versuchen, ihren Anteil daran zu haben.
2.2 Start-up-Regionen
Innerhalb Deutschlands verteilt sich die Start-up-Szene mittlerweile breit. Insbesondere bestimmte Gründerzentren in den Ballungsräumen um die wichtigen Großstädte, sind ebenso wie Hochschulen – teilweise dank integrierter Gründerzentren – mittlerweile ein fest etablierter Bestandteil der Start-up-Szene.
2.2.1 Osten: Berlin
Die deutsche Hauptstadt ist im bundesweiten Vergleich weniger für wirtschaftlichen Erfolg als für eine bedeutende Kreativszene („Kreativstadt Berlin") bekannt. Auf dieser Basis ist entstanden, was für viele Menschen die idealen Lebensbedingungen und ein hohes Maß an Lebensqualität darstellt: (immer noch, aber auch immer weniger) bezahlbare Mieten und zahlreiche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Der Standort Berlin bietet Start-ups also gute Argumente beim Werben um Mitarbeiter. Des Weiteren sind hier bereits viele Mitstreiter und gewachsene Global Player ansässig, von denen einige schon weit über die Start-up-Phase hinausgewachsen sind bzw. gar seit kurzem im Leitindex DAX der Deutschen Börse gelistet sind (Delivery Hero, HelloFresh, Zalando). Berlin ist über die deutschen Grenzen hinaus als das Start-up-Zentrum Deutschlands, wenn nicht gar Europas bekannt und anerkannt. Infolgedessen arbeiten in Berlin bereits mit steigender Tendenz zahlreiche ausländische IT-Fachkräfte verschiedenster Herkunft.
Die Vernetzung in Berlin ist hervorragend (siehe Kap. 2), ebenso wie auch das Standing gegenüber der Politik. Politiker aller Parteien bemühen sich in Berlin um die Gunst der Start-ups und eine Verbesserung ihrer öffentlichen Wahrnehmung sowie ihrer unternehmerischen Rahmenbedingungen – nicht zuletzt, weil man sich wohl auch erhofft, dass etwas von der „Coolness" Berlins und seiner Start-ups auf die Politik abstrahlt. Im Gegenzug wünschen sich die Berliner Start-ups nicht nur mehr Förderung, sondern weiterhin v. a. weniger Bürokratie und niedrigere Hürden zur Zuwanderung talentierter Fachkräfte.
Thematisch lassen sich die Geschäftsfelder der meisten Berliner Start-ups unter dem Spektrum „Dienstleistungen" (ganz besonders hervorzuheben aber sicherlich der FinTech Bereich) zusammenfassen, wobei vor allem Web- und App-Entwickler stark vertreten sind.
Tipp
Diesbezüglich findet sich eine ausführliche Link-Sammlung unter: https://www.deutsche-startups.de/startup-lotse-berlin/
2.2.2 Süden: München
München wird in der Regel mit High-Tech-Gründungen in Verbindung gebracht. Diese sind aufgrund des hohen technischen Aufwands überdurchschnittlich kostenintensiv. Häufig werden neue Entwicklungen der Spitzentechnologie, bspw. in der Medizintechnik, mit IT-Anwendungen kombiniert, sodass auch der Aspekt der IT-Entwicklung eine Rolle spielt. Kooperationen mit den Hochschulen der Region tragen einen bedeutenden Teil dazu bei, dass in Deutschlands Süden auf hohem Niveau gegründet wird. Dies spiegelt sich auch in der verhältnismäßig hohen Konzentration von Risikokapitalgebern in der Region wider. Doch auch bundesweit bekannte und erfolgreiche Start-ups wie z. B. Flixbus, Runtastic oder Stylite haben ihren Ursprung in München.
Tipp
Eine Link-Sammlung ist unter: http://www.deutsche-Start-ups.de/Start-up-lotse-muenchen/ abrufbar.
2.2.3 Westen: Rhein-Main-Gebiet
„Rhein-Main-Gebiet" ist der Überbegriff, unter den die westdeutsche Start-up-Szene geografisch zu fassen ist. Zwar spielen hier mehrere Städte jeweils kleinere Rollen (vor allem Düsseldorf, Frankfurt und Köln), doch liegen diese räumlich sehr eng beisammen. Der Fokus liegt ähnlich breit wie in Berlin auf digitalen Dienstleistungen, allerdings lässt sich im Rhein-Main-Gebiet eine gewisse Spezialisierung auf medienrelevante Geschäftsmodelle erkennen. Die Medienstadt Köln bietet einen hervorragenden Nährboden für entsprechende Ideen; verbunden nicht zuletzt mit der Hoffnung der Gründer auf einen Exit an einen der dort ansässigen Medien-Konzerne. Auch ist Köln der Veranstaltungsort einiger großer Start-up-Konferenzen.
Tipp
Unter: http://www.deutsche-Start-ups.de/start-up-lotse-koeln/ finden sich weitere Links.
2.2.4 Norden: Hamburg
Hamburgs Start-up-Landschaft ist eher unauffällig, was daran liegen mag, dass der Stadt ein klares Profil („Medienstadt Köln, „Kreativstadt Berlin
) fehlt. Stattdessen ist Hamburg für hohe Mieten bekannt, was junge Gründer nicht unbedingt anzieht. Umso beeindruckender sind aber die Internet-Unternehmen, die einst als Hamburger Start-ups begonnen haben und inzwischen große Unternehmen mit mehreren hundert Mitarbeitern sind. Hervorzuheben ist hier v. a. die Games-Branche, die in Hamburg mit mehreren großen Akteuren vertreten ist.
Tipp
Eine weiterführende Link-Sammlung kann unter: http://www.deutsche-Start-ups.de/Start-up-lotse-hamburg/ eingesehen werden.
2.2.5 Hochschulen
Obwohl die Fächer Betriebswirtschaftslehre und Informatik an praktisch jeder Hochschule gelehrt werden, tun sich einige von ihnen durch eine besonders hohe Gründerdichte unter ihren Absolventen hervor (https://www.gruenderszene.de/allgemein/top-startup-unis). Bei manchen liegt dies aufgrund ihrer speziellen Ausrichtung nahe: Die privaten Hochschulen Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung (WHU), Handelshochschule Leipzig (HHL) und European Business School (EBS) tragen den Willen zur unternehmerischen Tätigkeit bereits in ihren Namen. Entsprechend viele ihrer Absolventen gründen ein eigenes Unternehmen. Ebenso begehrt sind sie als (angehende) Führungskräfte bei Inkubatoren oder bereits etablierten Internetunternehmen.
Auch die Technischen Universitäten (TU) Berlins und Münchens haben ihren Anteil am deutschen Start-up-Boom. Aus der eigenen Forschung ein Unternehmen zu generieren, entspricht schließlich dem Ideal-Typus des technisch orientierten Gründers. Vergleichbare Erfolge können bspw. die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und die Freie Universität Berlin (FU) dank hochschuleigener Gründerzentren verzeichnen.
Neue (Master-) Studiengänge, die einen Schwerpunkt auf digitale Fragen legen, sind im Kommen. Hohen Zulauf erfreuen sich unter anderem Entrepreneurship und Innovation (Universität Wuppertal), Entrepreneurship in digitalen Technologien (Universität Lübeck) oder Business Engineering (Universität Stuttgart).
2.3 Vernetzung der Start-ups
2.3.1 Online
Als Teil der digitalen Szene sind die Start-up-Beteiligten selbst in den verschiedenen sozialen Netzwerken aktiv. Über diese privaten Kommunikationskanäle hinaus gibt es aber auch Webseiten, die sich auf die Veröffentlichung von Nachrichten aus der Start-up-Szene spezialisiert haben. Diese Portale finanzieren sich größtenteils durch Werbung. Ihr Anspruch ist eine möglichst umfassende Berichterstattung zu den relevanten Geschehnissen der Internetwirtschaft. Die dortigen Publikationen haben eine immer größer werdende Reichweite und decken von der Entdeckung junger Start-ups mit vielversprechenden Geschäftsideen über die Beobachtung des aktuellen Marktgeschehens bis hin zur Kommentierung einzelner Deals ein breites Spektrum ab.
Besonders umfassend und informativ berichten:
Gründerszene – www.gruenderszene.de
Deutsche Start-ups – www.deutsche-startups.de
Foerderland – www.foerderland.de
TechCrunch – www.techcrunch.com
t3n – www.t3n.de
2.3.2 Veranstaltungen
Wie in jeder Wirtschaftsbranche kann die Bedeutung von Treffen im Real Life gar nicht genügend hervorgehoben werden – informelle Zusammenkünfte sind von großer Wichtigkeit für die Kontaktpflege und öffnen auf entspannte Weise mehr Türen als manches stressige Business-Meeting oder gar eine rein virtuelle Kommunikation. Entsprechend zahlreich sind die Gelegenheiten, zu denen sich Start-up-Gründer versammeln. Besonders gut hat sich dies in Berlin, München oder Hamburg etabliert; vom Investoren-Frühstück bis zum Dinner, von einer geselligen Runde bis zur Club-Party, in den Start-up Hubs existieren die unterschiedlichen Möglichkeiten des informellen Gedankenaustausches und des Networkings. In der Zahl etwas geringer, doch gleichwohl qualitativ nicht schlechter, sind die Veranstaltungen in anderen Städten.
Die größten – jährlich stattfindenden – Events mit Bezug zur deutschen Start-up-Szene sind in Tab. 2.1 dargestellt.
Tab. 2.1
Jährliche Events
Daneben haben sich in den Start-up-Zentren Deutschlands einige Veranstaltungsreihen etabliert, die etwas kleiner sind, dafür aber meist in kürzeren Zyklen stattfinden. Einige von ihnen dienen dem Austausch der Start-ups untereinander, andere haben das Zusammenfinden von Gründern und Investoren zum Ziel. Tab. 2.2 führt beispielhaft einige dieser Veranstaltungen auf.
Tab. 2.2
Weitere Veranstaltungen