Das Projektmanagement-Office: Einführung und Nutzen
Von Gerhard Ortner und Betina Stur
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Über dieses E-Book
Dieses Buch über das Projektmanagement-Office veranschaulicht aus theoretischer und praktischer Sicht, weshalb ein PMO ein Erfolgsfaktor für unternehmerische Herausforderungen ist. In acht Kapiteln zeigen Prof. (FH) Dr. Gerhard Ortner und Mag. (FH) Betina Stur, was für die Einführung eines PMOs spricht und welche organisatorischen Aufgaben bei der Einführung anfallen.
Die 14 Fallbeispiele dieser dritten Auflage zeigen Ihnen, wie sich ein PMO effektiv auf Ihre Arbeitsweise auswirkt.
Verwalten Sie Ihre Projekte mittels guter Planung noch effizienter
In projektorientierten Unternehmen spielt die Projektverwaltung eine zunehmend wichtigere Rolle, vor allem, um die Projektmanagementaktivitäten zielgerichtet undeffizient auszurichten. Dabei entstehen oft neue Aufgaben und Funktionen und veränderte Rahmenbedingungen, auf die Sie flexibel reagieren müssen.
Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Sie sich den folgenden Herausforderungen mit Hilfe eines Projektmanagement-Office erfolgreich stellen:
- Agilität
- Nachhaltigkeit
- Veränderte Rollen
- Verantwortung der Führungskräfte
Hier erfahren Sie, wie sich ein agiles Projektmanagement-Office positiv auf Ihre Arbeitsweise auswirkt und erhalten einen detaillierten Überblick über die unterstützende Wirkung eines PMOs. Die vorliegende Ausgabe enthält zudem wichtige Neuerungen über die Funktionen, Positionierung und Verantwortlichkeiten innerhalb eines Multiprojektmanagements.
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Buchvorschau
Das Projektmanagement-Office - Gerhard Ortner
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019
G. Ortner, B. SturDas Projektmanagement-Officehttps://doi.org/10.1007/978-3-662-59486-5_1
1. Einleitung
Gerhard Ortner¹ und Betina Stur²
(1)
Projektmanagement und Organisation, Fachhochschule des BFI Wien, Wien, Österreich
(2)
Projektmanagement-Office, Fachhochschule des BFI Wien, Wien, Österreich
Fähigkeiten im Projektmanagement sind in der Menschheitsgeschichte schon sehr lange gefragt. Große Bauprojekte wie etwa die ägyptischen Pyramiden, römische Wasserleitungssysteme, aber leider auch Kriege in der Antike bedurften guter Planung und Steuerung. Das Projektmanagement-Know-how jener Tage war dabei in die Fähigkeiten mancher Berufsgruppen wie z. B. Architekten und Baumeister eingebettet. Immer mehr neue Techniken und Methoden wurden mit der Zeit entwickelt und stammen z. B. aus dem technischen oder militärischen Bereich (z. B. Planungstechniken für Aufgaben und Ressourcen). Aber erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich daraus schließlich langsam die Profession des/der Projektmanagers/-in zu einem eigenen Berufsbild. Projektmanagement gibt es jetzt am Beginn des 21. Jahrhunderts fast überall, in Kleinst- und Kleinbetrieben und im multinationalen Konzern. Ob unbewusst oder ganz bewusst zur optimalen Ergebniserreichung eingesetzt, existiert kaum eine Branche, in der keine Projekte durchgeführt werden.
Die Zahlen für die Zertifizierungen von Projektmanagern und Projektmanagerinnen der großen Projektmanagementvereinigungen (IPMA, PMI) zeugen von einem starken Wachstum im Bereich Fortbildung, Standardisierung und Professionalisierung quer über den ganzen Erdball. In einer immer stärker wissensorientierten Gesellschaft und Wirtschaft wird es für viele Unternehmen zunehmend unverzichtbar, Projekte, Programme und Projektportfolios effizient und professionell zum maximalen Nutzen für ihre Organisation zu managen und kontinuierlich an ihrer PM-Maturity zu arbeiten.
Das Projektmanagement-Office (PMO) ist ein „Werkzeug", das dazu dienen kann, den Nutzen, die Effizienz und den Erfolg von Projekten, aber auch das Know-how der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unternehmen weiter zu verbessern.
In den letzten Jahren lässt sich in der deutschsprachigen Projektmanagement-Community beobachten, dass das PMO in verschiedenen Veranstaltungen, bei Seminaren und Konferenzen zunehmend thematisiert wird. Gerade Leute aus der Praxis zeigen hier steigendes Interesse, sich auszutauschen und über die Thematiken, die mit PMO verbunden sind, zu diskutieren. Auch lassen sich neue Trends wie zum Beispiel Ansätze, ganze PMO outzusourcen erkennen. PMO werden auch immer öfter gemeinsam mit anderen Aufgabengebieten, wie etwa dem Prozessmanagement, betrachtet und es haben sich neue Schlagworte wie „integratives Projektmanagement-Office" herausgebildet.
Auch die Entwicklungen hin zu agilen Vorgehensmodellen oder ganzen agilen Organisationsformen stellt ein PMO vor immer neue Herausforderungen.
Die aus dem Studiengang Projektmanagement und Informationstechnik stammende Diplomarbeit „Projektmanagement-Office – ein Vergleich zwischen Theorie & Praxis" von Betina Riebl (nunmehr Betina Stur) hat die ursprüngliche Basis für dieses Buch gelegt. Da es im deutschsprachigen Raum nur wenig Literatur gibt, die ihren Fokus auf Projektmanagement-Offices legt, haben wir uns entschlossen, dieser in Unternehmen immer öfter anzutreffenden Organisationseinheit mit diesem Buch entsprechend Raum zu widmen.
Neben der Aufarbeitung der aktuellen Literatur zum Thema fließen auch zahlreiche persönliche Interviews¹ in österreichischen Unternehmen als Praxisinput in diese Arbeit mit ein („Statements aus der Praxis"). An dieser Stelle sei allen Interviewpartnern und Interviewpartnerinnen noch einmal herzlich für ihre Bereitschaft gedankt, uns ihre Erfahrungen mitzuteilen.
Die Gliederung des Buches soll grob der Abfolge von Überlegungen folgen, die bei der Einführung eines Projektmanagement-Office (PMO) bedacht werden sollten.
Als Motivation für Sie, liebe Leserinnen und Leser, starten wir nach einer kurzen Begriffsklärung (Kap. 2) mit 10 guten Argumenten, ein PMO in einem Unternehmen einführen bzw. betreiben zu wollen. Danach wenden wir uns den Vorbereitungen einer PMO-Einführung zu und beschreiben die unterschiedlichen Möglichkeiten, PMO zu klassifizieren (Kap. 3). Die Fragen, wie das PMO richtig im Unternehmen positioniert werden kann (Kap. 4) und welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten ein PMO prinzipiell übernehmen kann (Kap. 5) bilden einen Hauptteil dieses Buches. Die Umsetzung eines solchen Implementierungsvorhabens und die erfolgreiche Verankerung des PMO im Unternehmen bilden dann die Kap. 6 und 7. Als Abschluss sollen 14 Beispiele (in Kap. 8) zur Veranschaulichung von PMO-Implementierungen in ganz unterschiedlichen Unternehmen dienen.
Das Buch ist durchaus als kompakte Übersicht über die prinzipiellen Möglichkeiten und Aufgabengebiete eines PMO aus einem eher projektmanagementtheoretischen Blickwinkel betrachtbar, soll aber eigentlich für die aus der Praxis kommenden Leserinnen und Leser ein Handbuch zur Einführung eines PMO sein und sie unterstützen, nach den jeweiligen unternehmensrelevanten Bedürfnissen ein eigenes sinnvolles Setup für ihr PMO zu finden bzw. Ideen für die Weiterentwicklung bestehender PMO zu stimulieren.
Fußnoten
1
Alle Aussagen wurden auf Wunsch der meisten Interviewpartner/-innen anonymisiert.
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019
G. Ortner, B. SturDas Projektmanagement-Officehttps://doi.org/10.1007/978-3-662-59486-5_2
2. Das Projektmanagement-Office (PMO)
Gerhard Ortner¹ und Betina Stur²
(1)
Projektmanagement und Organisation, Fachhochschule des BFI Wien, Wien, Österreich
(2)
Projektmanagement-Office, Fachhochschule des BFI Wien, Wien, Österreich
2.1 Das Projektmanagement-Office – eine Begriffsklärung
…‚PMO‘ means vastly different things to different people with this as their only consistent thread: ‚Something that’s going to fix our project management mess‘. (Casey und Peck 2001)
In der Literatur sowie in Unternehmen kursieren die unterschiedlichsten Bezeichnungen für das, was hier Projektmanagement-Office (PMO) genannt wird. Bei näherer Betrachtung sieht man, dass sich diese organisatorischen Einheiten hinsichtlich ihrer Ausprägungen, Funktionen und Aufgaben oft decken oder zumindest ähnlich sind. Andererseits können trotz gleicher Namensgebung gravierende Unterschiede in der Interpretation des Begriffs Projektmanagement-Office bestehen.
Ein bedeutender Unterschied kann beispielsweise in der Anzahl der Projekte, die von einem PMO betreut werden, liegen. In manchen Unternehmen ist ein PMO lediglich für ein einzelnes Projekt oder Programm zuständig. Andere hingegen sind der Meinung, nur wenn das Projektmanagement-Office unternehmensweit tätig ist, kann es effektiv eingesetzt werden.
Teilweise wird die Meinung vertreten, dass aufgrund der Bezeichnung der Zweck des Projektmanagement-Office ersichtlich ist. Demnach wäre das „Projekt-Office beispielsweise für ein einziges Projekt zuständig, während das „Projektmanagement-Office
für mehrere oder alle Projekte zur Verfügung stünde. Da diese Trennung in der Literatur jedoch nicht durchgängig ist und die Bezeichnungen sehr unterschiedlich verwendet werden, soll hier kurz darauf eingegangen werden, was in diesem Text mit PMO gemeint ist (siehe Abb. 2.1).
Abb. 2.1
Begriffswolke „PMO"
Es gilt folglich in jedem Fall zu hinterfragen, was hinter einem Projektmanagement-Office, Projekt-Office, Project-Support-Office, Programm-Management-Office – oder wie auch immer die Bezeichnung lauten mag – tatsächlich steckt. Im Folgenden sollen einige Definitionen aus der jüngeren Projektmanagement-Literatur vorgestellt werden, die zeigen, wie ähnlich, aber auch wie unterschiedlich die Begriffe und Definitionen sein können. Schon bald wird man erkennen, dass Projektmanagement-Office nach Autor X keinesfalls gleich Projektmanagement-Office im Unternehmen Y ist.
Hans-Dieter Litke spricht zum Beispiel von einem Projektbüro und beschreibt es als „… eine zentrale Einrichtung, die sämtliche Prozesse, Vorlagen und Anleitungen zur organisatorischen Abwicklung von Projekten den operativen Projektteams zur Verfügung stellt" (Litke 2007, S. 243). Als besonderen Vorteil hebt er dabei die Standardisierung der Projektarbeit, die als Folge der Zentralisierung von Dienstleistungen in einem Projektbüro erreicht wird, hervor. Dadurch werden Projekte transparenter und besser kontrollier- bzw. steuerbar.
Ähnlich lautet Rory Burkes Definition. Für ihn stellt das Projektbüro die Vereinigung aller Projektmanagement-Verfahren, die zum Managen eines Projekts notwendig sind, dar. „Im Projektbüro ist das Projektmanagementwissen vorhanden, das zur Entwicklung der Projektmanagementsysteme, für ihre Bedienung, zur Erstellung der Berichte und zur Aufrechterhaltung der Systeme notwendig ist" (Burke 2004, S. 408).
Als „ein hierarchisch recht hoch angesiedeltes Gremium aus PM-Profis, dessen hauptamtliche Aufgabe die Sicherung eines hochwertigen PM-Betriebs ist" (Campana und Schott 2005, S. 20) beschreiben Campana und Schott das Projektmanagement-Office.
Und Patzak und Rattay sprechen von einer „… zentralen Position und der Gesamtsicht über alle projektmanagementrelevanten Themen" bzw. dass das PMO „unternehmensweite Projektportfolio bzw. aktuelle Programme koordiniert und führt" (Patzak und Rattay 2014, S. 517), wenn sie den Ausdruck Projektmanagement-Office verwenden.
„Das Project Office ist eine Organisation, die den Projektmanager bei der Erfüllung seiner Pflichten unterstützen soll" (Kerzner 2008, S. 171), so Kerzner. Er betont, dass eine gute Arbeitsbeziehung zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Projektmanagement-Office und der Projektleitung notwendig ist. Weiters müssen sich diese seiner Definition nach „… dem Projekt in gleicher Weise verpflichtet fühlen wie der Projektmanager …" (Kerzner 2008, S. 171).
Gerard Hill positioniert das Projektmanagement-Office als „… business integrator – whether in a role that is limited to managing multiple projects as a program or expanded to serve as a business unit …" (Hill 2008, S. xvii). Das Projektmanagement-Office umfasst alle Leute sowie Prozesse und Tools, die Projektleistungen steuern oder beeinflussen, und hilft sowohl der Projektleitung als auch der relevanten Organisation „… to understand and apply professional practices of project management and to adapt and integrate business interests into the project management environment with which it is associated" (Hill 2008, S. xvii).
Gemäß dem Project Management Body of Knowledge (PMBOK Guide) des Project Management Institute (PMI) ist das Projektmanagement-Office „… eine organisatorische Einheit, die das Management von Projekten, die zu seinem Bereich gehören, zentralisiert und koordiniert. Ein PMO wird auch als ‚Programmmanagementbüro‘, ‚Projektbüro‘ oder ‚ Programmbüro‘ bezeichnet." Weiters wird in der Interpretation des PMI darauf hingewiesen, dass die vom PMO unterstützten Projekte mit Ausnahme des gemeinsamen Managements keine Gemeinsamkeiten aufweisen müssen (vgl. PMI 2008, S. 11, bzw. 2013, S. 10 f.).
Jolyon Hallows macht schon 2002 darauf aufmerksam, dass es verschiedenste Begriffe für das Project-Office – wie er es in seinem Buch nennt – gibt: „In some companies, they are called ‚project management offices‘, ‚project control offices‘, or ‚project support offices‘" (Hallows 2002, S. 6). Hallows konzentriert sich in seinem Buch aber auf die Projektmanagerinnen und Projektmanager. Seinen Ausführungen nach besteht das Project-Office nämlich aus einer Menge von Funktionen, die Projektmanagerinnen und Projektmanager fördern, und die Durchführung der Projekte, die diese Projektmanagerinnen und Projektmanager steuern, unterstützen.
„A project office is not always called a project office" (Englund et al. 2003, S. 83), meinen auch Englund, Graham und Dinsmore und führen in ihrem Buch ebenfalls eine Reihe möglicher Bezeichnungen an. So z. B. Project Management Initiative, Project Support Group, Project Management Center of Excellence, Project Management Compentency Center und einige mehr.
Kent Crawford spricht von einer „Home-Base" für Projektmanager und -managerinnen und Projektmanagement und beschreibt sie – egal, wie die Bezeichnung dafür lauten mag – als „… a must for organizations to move from doing a less-than-adequate job of managing projects on an individual basis, to creating the organizational synergy around projects that adds value, dependably and repeatably" (Crawford 2002, S. vi).
Pfetzing und Rodhe beschreiben die Projektservicestelle – wie sie das Projekt-Office noch nennen – als dauerhafte Einrichtung, die den Projekten den methodischen Rahmen und die Standards für das Projektmanagement vorgibt und Projektleiterinnen und -leiter sowie Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in der Anwendung unterstützt (vgl. Pfetzing und Rohde 2009, S. 59 f.). Auch andere Autorinnen und Autoren beziehen sich immer wieder auf eine dauerhaft eingerichtete Service-Stelle, die dem ganzen Unternehmen Nutzen bei der Unterstützung von Projektmanagement-Aktivitäten stiften soll, wenn sie von einem Projektmanagement-Office sprechen (vgl. z. B. Levin und Rad 2002, S. 1 oder Turbit 2005, online, S. 1).
Wie an den zitierten Literaturquellen zu sehen ist, sind Bezeichnungen wie Projektmanagement- Office oder Projekt-Office häufig zu finden, dazu aber auch eine weite Vielfalt anderer Begriffe, die inhaltlich aber meistens auf serviceorientierte Tätigkeiten hinweisen. Wie Unternehmen letztendlich jene organisatorische Einheit nennen, mit deren Hilfe sie Projektmanagement effizient betreiben wollen, bleibt ihnen selbst überlassen und wird, wie die Praxis zeigt, auch durchaus unterschiedlich gehandhabt.
Man kann zusammenfassend sagen, dass es keine Kriterien für „falsch oder „richtig
bei der Bezeichnung oder Definition gibt. Es besteht aber