Führungskultur im Wandel: Klassische und moderne Führungsansätze im Zeitalter der Digitalisierung
Von Dirk Lippold
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Buchvorschau
Führungskultur im Wandel - Dirk Lippold
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
Dirk LippoldFührungskultur im Wandelessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-25855-9_1
1. Thematische und begriffliche Grundlegung
Dirk Lippold¹
(1)
Berlin, Deutschland
Dirk Lippold
Email: [email protected]
Ständig formieren sich neue Herausforderungen an das Führen von Mitarbeitern. „New Work und „Digital Natives
sind die aktuellen Stichworte. Wo Manager in früheren Zeiten vor allem aus der Zentrale agieren konnten, vergrößert sich ihr Wirkungsbereich sehr schnell, verteilt sich meist auf mehrere Märkte und Umgebungen und vor allem auf Mitarbeiter einer neuen Generation. So ist es nur logisch, dass Führung sich solchen Gegebenheiten anpassen muss.
Und so ist es ebenfalls nur logisch, dass neue Führungsansätze Hochkonjunktur haben. Die Rede ist von Konzepten wie Super Leadership, agile, virtuelle und digitale Führung oder geteilte bzw. verteilte Führung – um nur einige zu nennen. Doch was ist so neu an diesen Ansätzen? Worin unterscheiden sie sich von der „klassischen" Führung? Was sind Ihre Gemeinsamkeiten?
Vor wenigen Jahren ging man noch davon aus, dass Mitarbeiter eine starke Hand brauchen, dass ihnen ein klares Ziel und vor allem der Weg dahin vorgegeben werden muss. Die neuen Führungsansätze berücksichtigen dagegen, dass auch gewisse Freiheiten und selbstständiges Handeln durchaus effizienter zum vorgegebenen Ziel führen können. Klassische Führungstheorien und -konzepte verbinden den Führungserfolg in erster Linie mit dem Verhalten und den Eigenschaften des Vorgesetzten. Neuere Ansätze ermöglichen dagegen eine breitere Perspektive auf Führung, indem sie den Interaktionsprozess zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, die Bedeutung der Mitarbeiter und den organisationalen Kontext stärker in den Vordergrund rücken.
Somit stellt sich die Frage, ob es überhaupt einen Königsweg im scheinbaren Gegeneinander von klassischen und neuen Führungsansätzen gibt? Und wenn ja, wie könnte dieser Weg aussehen?
Zunächst erscheint eine gewisse Unterscheidung zwischen Führungstheorien (bzw. führungstheoretischen Ansätzen), Führungskonzepten und Führungsstilen erforderlich.
Gedankenkonstrukte, die geeignet sind, Führungsphänomene der Realität aufgrund von Ursache-Wirkungsverhältnissen zu erklären und der Identifikation von Gesetzmäßigkeiten dienen, werden als Führungstheorien bezeichnet. Führungskonzepte dagegen sind auf die praktische Anwendung und Ausgestaltung von Führung ausgerichtet. Während etwa im Bereich klassischer Ansätze der Eigenschaftsansatz oder der Verhaltensansatz als Führungstheorien zu bezeichnen sind, handelt es sich bei den neueren Ansätzen wie „Agile Führung oder „Digital Leadership
eher um praktische Führungskonzepte, deren theoretische Fundierung derzeit noch unzureichend sind. Gleichwohl sind die Grenzen nicht immer trennscharf zu ziehen. Der Führungsstil schließlich gibt die Form an, in der die Führungskraft ihre Führungsaufgaben im Rahmen der Organisation wahrnimmt. Der Führungsstil ist somit die Grundausrichtung des Führungsverhaltens eines Vorgesetzten gegenüber seinen Mitarbeitern [vgl. Lang/Rybnikova 2014, S. 27 f. sowie Jung 2017, S. 421].
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
Dirk LippoldFührungskultur im Wandelessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-25855-9_2
2. Klassische Führungsansätze und -theorien
Dirk Lippold¹
(1)
Berlin, Deutschland
Dirk Lippold
Email: [email protected]
Die sogenannten klassischen Führungsansätze und -theorien haben gemeinsam, dass sie Aussagen über die Bedeutung von Führungseigenschaften, Führungsverhaltensweisen und Führungssituationen im Hinblick auf den Erfolg von Führungskräften treffen. Kenntnisse über menschliche und zwischenmenschliche Prozesse sowie über die Mechanismen bestimmter Führungsansätze und -theorien erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Führungskraft in einer bestimmten Situation richtig bzw. erfolgreich verhält. Solche Ansätze und -theorien aus verschiedenen Wissenschaften (vor allem der Psychologie und Soziologie) werden im Folgenden kurz vorgestellt [siehe dazu auch Lippold 2015, S. 25–46 und Lippold 2014, S. 209–228].
Im Kern kann zwischen drei verschiedenen Strömungen der Personalführungsforschung entsprechend Abb. 2.1 unterschieden werden [vgl. Stock-Homburg 2013, S. 457 ff.]:
../images/481060_1_De_2_Chapter/481060_1_De_2_Fig1_HTML.pngAbb. 2.1
Schema des eigenschafts-, des verhaltens- und des situativen