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Professor Bernhardi
Professor Bernhardi
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eBook182 Seiten2 Stunden

Professor Bernhardi

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Über dieses E-Book

Professor Bernhardi ist ein Drama Arthur Schnitzlers, das am 28. November 1912 im Kleinen Theater, Berlin, mit Bruno Decarli als Bernhardi und Alfred Abel als Kaplan erfolgreich uraufgeführt wurde. Wegen des systemkritischen Inhalts waren Aufführungen in der Donaumonarchie bis zu deren Zerfall, 1918, verboten. In ausführlichen Dialogen adressiert es den Antisemitismus, Probleme der Ethik und der Jurisprudenz sowie des Katholizismus. Letztendlich geht es aber primär und ewiggültig um das Navigieren zwischen Ethik und dem Machbaren, die eigentlichen Spannungspunkte Juden und Christklerikale sind definitiv nur seinerzeit zeitgenössisch verständliche Instrumente des Autors, um die eigentlichen Handlungsziele zu kolorieren: Soll man individuell richtig und ethisch handeln - wie Bernhardi - oder soll man kollektive, große Ziele verfolgen. Schnitzler gibt seine Antwort so, dass Kollektivziele unter Missachtung persönlicher Ethik abzulehnen sind. Arthur Schnitzler (1862-1931) war ein österreichischer Erzähler und Dramatiker. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Wiener Moderne. Schnitzler schrieb Dramen und Prosa, in denen er das Augenmerk vor allem auf die psychischen Vorgänge seiner Figuren lenkt.Gleichzeitig mit dem Einblick in das Innenleben der Schnitzlerschen Figuren bekommt der Leser auch ein Bild von der Gesellschaft, die diese Gestalten und ihr Seelenleben prägt. Die Handlung der Werke Schnitzlers spielt meist im Wien der Jahrhundertwende.
SpracheDeutsch
HerausgeberSharp Ink
Erscheinungsdatum30. Dez. 2022
ISBN9788028262297
Professor Bernhardi
Autor

Arthur Schnitzler

Arthur Schnitzler wurde geboren am 15. Mai 1862 in Wien und verstarb am 21. Oktober 1931 ebenda. Schnitzler war ein österreichischer Arzt, Erzähler und Dramatiker.

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    Buchvorschau

    Professor Bernhardi - Arthur Schnitzler

    Personen

    Inhaltsverzeichnis

    Dr. Bernhardi, Professor für interne Medizin, Direktor des Elisabethinums

    Dr. Ebenwald, Professor für Chirurgie, / am Elisabethinum Vizedirektor

    Am Elisabethinum:

    Dr. Cyprian, Professor für Nervenkrankheiten

    Dr. Pflugfelder, Professor für Augenkrankheiten

    Dr. Filitz, Professor für Frauenkrankheiten

    Dr. Tugendvetter, Professor für Hautkrankheiten

    Dr. Löwenstein, Dozent für Kinderkrankheiten

    Dr. Schreimann, Dozent für Halskrankheiten

    Dr. Adler, Dozent für pathologische Anatomie

    Dr. Oskar Bernhardi Assistent Bernhardis

    Dr. Kurt Pflugfelder Assistent Bernhardis

    Dr. Wenger, Assistent Tugendvetters

    Hochroitzpointner, Kandidat der Medizin

    Ludmilla, Krankenschwester

    Professor Dr. Flint, Unterrichtsminister

    Hofrat Dr. Winkler, im Unterrichtsministerium

    Franz Reder, Pfarrer der Kirche zum Heiligen Florian

    Dr. Goldenthal, Verteidiger

    Dr. Feuermann, Bezirksarzt in Oberhollabrunn

    Kulka, ein Journalist

    Ein Diener bei Bernhardi

    Ein Diener im Elisabethinum

    Ein Diener im Unterrichtsministerium

    Wien um 1900

    Erster Akt

    Inhaltsverzeichnis

    Ein mäßiger Vorraum, der zu einem Krankenzimmer führt. Rechts eine Türe auf den Gang. Im Hintergrund Türe ins Krankenzimmer. Links ein ziemlich breites Fenster. In der Mitte mehr links ein länglicher Tisch, auf dem ein dickes Protokollbuch liegt, außerdem Mappen mit Krankengeschichten, Aktenstücke und allerlei Papiere. Neben der Eingangstüre ein Kleiderrechen. In dem Winkel rechts ein eiserner Ofen. Neben dem Fenster eine breite Etagère, zu oberst ein Ständer mit Eprouvetten; daneben einige Medizinflaschen. In den unteren Fächern Bücher und Zeitschriften. Neben der Mitteltüre beiderseits je ein geschlossener Schrank. An dem Kleiderrechen hängt ein weißer Kittel, ein Mantel, ein Hut. Über der Etagère eine ziemlich alte Photographie, das Professorenkollegium darstellend. Einige Sessel nach Bedarf.

    Schwester Ludmilla, etwa 28, leidlich hübsch, blaß, mit großen, manchmal etwas schwimmenden Augen, eben an der Etagère beschäftigt. Aus dem Krankensaal kommt Hochroitzpointner, 25jähriger junger Mensch, mittelgroß, dick, kleiner Schnurrbart, Schmiß, Zwicker, blaß, das Haar sehr geschniegelt.

    Hochroitzpointner. Der Professor ist noch immer nicht da? Lang' brauchen die heut' unten. (An den Tisch, eine der Mappen aufschlagend.) Das ist jetzt die dritte Sektion in acht Tagen. Alles mögliche für eine Abteilung von zwanzig Betten. Und morgen haben wir wieder eine.

    Schwester. Glauben Herr Doktor? Die Sepsis?

    Hochroitzpointner. Ja. Ist übrigens die Anzeige gemacht?

    Schwester. Natürlich, Herr Doktor.

    Hochroitzpointner. Nachweisbar ist ja nichts gewesen. Aber es war sicher ein verbotener Eingriff. Ja, Schwester, da draußen in der Welt kommen allerlei Sachen vor. (Er bemerkt ein geöffnetes Paket, das auf dem Tisch liegt.) Ah, da sind ja die Einladungen zu unserm Ball. (Liest.) Unter dem Protektorate der Fürstin Stixenstein. Na, werden Sie auch auf unsern Ball kommen, Schwester?

    Schwester (lächelnd). Das wohl nicht, Herr Doktor.

    Hochroitzpointner. Ist es Ihnen denn verboten zu tanzen?

    Schwester. Nein, Herr Doktor, Wir sind ja kein geistlicher Orden. Uns ist gar nichts verboten.

    Hochroitzpointner (mit pfiffigem Blick auf sie). So, gar nichts?

    Schwester. Aber es möcht' sich doch nicht schicken. Und außerdem, man hat doch nicht den Kopf drauf in unserm Beruf.

    Hochroitzpointner. Ja, warum denn? Was sollten denn dann wir sagen, wir Ärzte! Schaun Sie sich zum Beispiel den Doktor Adler an. Der ist gar pathologischer Anatom und ein sehr fideler Herr. Übrigens, ich bin auch nirgends besser aufgelegt als im Seziersaal.

    Dr. Oskar Bernhardi von rechts, 25 Jahre, recht elegant, von zuvorkommendem, aber etwas unsicherem Benehmen. Hochroitzpointner, Schwester.

    Oskar. Guten Morgen.

    Hochroitzpointner und Schwester. Guten Morgen, Herr Assistent.

    Oskar. Der Papa wird gleich da sein.

    Hochroitzpointner. Also schon aus unten, Herr Assistent? Was ist denn konstatiert worden, wenn man fragen darf?

    Oskar. Von der Niere ist der Tumor ausgegangen und war ganz scharf umgrenzt.

    Hochroitzpointner. Also hätt' man eigentlich noch operieren können?

    Oskar. Ja, können. –

    Hochroitzpointner. Wenn der Professor Ebenwald auch daran geglaubt hätte –

    Oskar. – hätten wir die Sektion um acht Tage früher gehabt. (Am Tisch.) Ah, da sind ja die Drucksorten von unserm Ball. Warum einem die Leute das daherschicken ...?!

    Hochroitzpointner. Der Ball des Elisabethinums verspricht heuer eines der elegantesten Karnevalsfeste der Saison zu werden. Steht schon in der Zeitung. Herr Assistent haben ja dem Komitee einen Walzer gewidmet, wie man hört. –

    Oskar (abwehrend). Aber – (zum Krankensaal hin). Was Neues da drin?

    Hochroitzpointner. Mit der Sepsis geht's zu Ende.

    Oskar. Na ja ... (bedauernd) Da war nichts zu machen.

    Hochroitzpointner. Ich hab' ihr eine Kampferinjektion gegeben.

    Oskar. Ja, die Kunst, das Leben zu verlängern, die verstehen wir aus dem Effeff.

    Von rechts Professor Bernhardi, über fünfzig, graumelierter Vollbart, schlichtes, nicht zu langes Haar, im Gehaben mehr vom Weltmann als vom Gelehrten. Doktor Kurt Pflugfelder, sein erster Assistent, 27, Schnurrbart, Zwicker, lebhaft und zugleich etwas streng im Wesen. Hochroitzpointner, Schwester, Oskar. Begrüßung.

    Bernhardi. (noch an der Türe). Aber –

    Schwester nimmt ihm den Überzieher ab, den er umgehängt trägt, und hängt ihn an einen Haken.

    Kurt. Also, ich kann mir nicht helfen, Herr Professor, dem Doktor Adler wäre es ja doch lieber gewesen, wenn die Diagnose des Professor Ebenwald gestimmt hätte.

    Bernhardi. (lächelnd). Aber, lieber Doktor Pflugfelder! Überall wittern Sie Verrat. Wo werden Sie noch hinkommen mit Ihrem Mißtrauen?

    Hochroitzpointner. Guten Morgen, Herr Professor.

    Bernhardi. Guten Morgen.

    Hochroitzpointner. Höre eben von Herrn Doktor Oskar, daß wir recht behalten haben.

    Bernhardi. Ja, Herr Kollege. Aber »wir« haben doch zugleich unrecht behalten? Oder hospitieren Sie nicht mehr bei Professor Ebenwald?

    Oskar. Der Doktor Hochroitzpointner hospitiert ja beinahe auf allen Abteilungen.

    Bernhardi. Da müssen Sie viele Patriotismen auf Lager haben.

    Hochroitzpointner bekommt schmale Lippen.

    Bernhardi. (ihm die Hand leicht auf die Schulter legend, freundlich). Na, also was gibt's denn Neues?

    Hochroitzpointner. Der Sepsis geht's recht schlecht.

    Bernhardi. So lebt also das arme Mädel noch?

    Kurt. Die hätten sie sich auch auf der gynäkologischen Abteilung behalten können.

    Oskar. Sie haben vorgestern grad kein Bett freigehabt.

    Hochroitzpointner. Was werden wir denn eigentlich als Todesursache angeben?

    Oskar. Na, Sepsis natürlich.

    Hochroitzpointner. Und Ursache der Sepsis? Weil's ja doch wahrscheinlich ein verbotener Eingriff war –

    Bernhardi. (der unterdessen am Tisch einige Schriftstücke unterzeichnet hat, die ihm die Schwester vorlegte). Das konnten wir nicht nachweisen. Eine Verletzung war nicht zu konstatieren. Die Anzeige ist erstattet, damit ist für uns die Sache erledigt. Und für die arme Person drin ... war sie's schon früher.

    (Er steht auf und will sich in den Krankensaal begeben.)

    Professor Ebenwald kommt, sehr großer, schlanker Mensch, gegen 40, umgehängter Überzieher, kleiner Vollbart, Brille, redet bieder und mit einem zuweilen etwas übertriebenen österreichischen Akzent. Hochroitzpointner, Schwester, Oskar, Prof. Bernhardi, Kurt.

    Ebenwald. Guten Morgen. Ist vielleicht – Ah, da sind Sie ja, Herr Direktor.

    Bernhardi. Guten Tag, Herr Kollege.

    Ebenwald. Haben Herr Direktor eine Minute Zeit für mich?

    Bernhardi. Jetzt?

    Ebenwald (näher zu ihm). Wenn es möglich wäre. Es ist nämlich wegen der Neubesetzung der Abteilung Tugendvetter.

    Bernhardi. Eilt das gar so? Wenn Herr Kollege mich vielleicht in einer halben Stunde in der Kanzlei –

    Ebenwald. Ja, wenn ich da nicht grad meinen Kurs hätte, Herr Direktor.

    Bernhardi. (nach kurzer Überlegung). Ich bin drin bald fertig. Wenn Sie sich vielleicht hier gedulden wollen, Herr Kollege.

    Ebenwald. Bitte, bitte.

    Bernhardi. (zu Oskar). Hast du dem Doktor Hochroitzpointner das Sektionsprotokoll schon gegeben?

    Oskar. Ja, richtig. (Nimmt es aus seiner Tasche.) Sie sind vielleicht so gut, Herr Kollege, und tragen es gleich ein.

    Hochroitzpointner. Bitte. (Bernhardi, Oskar, Kurt, Schwester in den Krankensaal. Ebenwald, Hochroitzpointner.)

    Hochroitzpointner setzt sich und macht sich bereit zu schreiben.

    Ebenwald ist zum Fenster gegangen, schaut hinunter, wischt sich die Brille.

    Hochroitzpointner (beflissen). Wollen Herr Professor nicht Platz nehmen.

    Ebenwald. Lassen Sie sich nicht stören, Hochroitzpointner. Na, wie geht's denn immer?

    Hochroitzpointner (sich erhebend). Danke bestens, Herr Professor. Wie's halt geht, ein paar Wochen vor dem letzten Rigorosum.

    Ebenwald. Na, es wird Ihnen schon nix g'schehn – bei Ihrem Fleiß.

    Hochroitzpointner. Ja, praktisch fühle ich mich leidlich sicher, aber die graue Theorie, Herr Professor.

    Ebenwald. Ah so. Na, war auch nie meine starke Seite. (Näher zu ihm.) Wenn es Sie beruhigt, bin seinerzeit aus der Physiologie sogar durchgesaust. Sie sehen, es schad't der Karriere nicht besonders.

    Hochroitzpointner, der sich niedergesetzt hat, lacht erfreut.

    Ebenwald (Hochroitzpointner über die Schulter schauend). Sektionsprotokoll.

    Hochroitzpointner. Jawohl, Herr Professor.

    Ebenwald. Große Freude in Israel – wie?

    Hochroitzpointner (unsicher). Wie meinen, Herr Professor?

    Ebenwald. Na, weil die Abteilung Bernhardi triumphiert hat.

    Hochroitzpointner. Ah, Herr Professor meinen, daß der Tumor abgegrenzt war.

    Ebenwald. Und ist ja tatsächlich von der Niere ausgegangen.

    Hochroitzpointner. Aber mit absoluter Sicherheit war das doch eigentlich nicht zu konstatieren. Es war doch mehr, wenn ich so sagen darf, ein Raten.

    Ebenwald. Aber Hochroitzpointner, raten –! Wie können Sie nur –! Intuition heißt man das! Diagnostischen Scharfblick!

    Hochroitzpointner. Und zu operieren wär's doch keinesfalls mehr gewesen.

    Ebenwald. Ausgeschlossen. Das können sich die drüben im Krankenhaus erlauben, solche Experimente, aber wir, in einem verhältnismäßig jungen, sozusagen privaten Institut – Wissen S', lieber Kollega, es gibt so Fälle, wo immer nur die Internisten fürs Operieren sind. Dafür operieren wir ihnen dann immer zuviel. – Aber schreiben S' nur weiter.

    Hochroitzpointner beginnt zu schreiben.

    Ebenwald. Ja richtig, entschuldigen Sie, daß ich Sie noch einmal störe. Sie hospitieren doch natürlich auch auf der Abteilung Tugendvetter?

    Hochroitzpointner. Jawohl, Herr Professor.

    Ebenwald. Ich möcht Sie nämlich im Vertrauen fragen. Wie tragt denn eigentlich der Doktor Wenger vor?

    Hochroitzpointner. Der Doktor Wenger?

    Ebenwald. Na ja, er suppliert doch den Alten öfters, wenn der grad dringend auf die Jagd fahren muß oder zu einem ang'steckten Fürsten geholt wird.

    Hochroitzpointner. Ja freilich, da tragt dann der Doktor Wenger vor.

    Ebenwald. Also, wie tragt er denn vor?

    Hochroitzpointner (unsicher). Eigentlich ganz gut.

    Ebenwald. So.

    Hochroitzpointner. Vielleicht etwas zu – zu gelehrt. Aber recht lebendig. Freilich – aber, ich darf mir vielleicht nicht erlauben, über einen künftigen Chef –

    Ebenwald. Wieso künftiger Chef? Das ist noch gar nicht entschieden. Sind auch andere da. Und im übrigen, das ist doch ein Privatgespräch. Wir könnten grad so gut im Riedhof drüben miteinander sitzen und plaudern. Na, reden Sie nur. Was haben Sie gegen den Doktor Wenger? Volkes Stimme, Gottes Stimme.

    Hochroitzpointner. Also, gegen seinen Vortrag hab ich eigentlich weniger, aber so seine ganze Art. Wissen, Herr Professor, so ein bißchen präponderant ist er halt in seinem Wesen.

    Ebenwald. Aha. Das, worauf Sie da anspielen, ist wahrscheinlich identisch mit dem, lieber Kollege, was mein Vetter neulich im Parlament so zutreffend den »Jargon der Seele« genannt hat.

    Hochroitzpointner. Ah, sehr gut. Jargon der Seele. (Couragiert.) Den andern hat er aber auch, der Doktor Wenger.

    Ebenwald. Das möcht nix machen. Wir leben schon einmal in einem Reich der Dialekte.

    (Bernhardi, Oskar, Kurt und Schwester aus dem Krankenzimmer.)

    Bernhardi. So, da bin ich, Herr Kollega.

    Schwester legt ihm ein Blatt zum Unterschreiben vor.

    Bernhardi. Was ist denn? Noch was? Ah so. Also, entschuldigen Sie noch einen Moment, Herr Kollega. (Während er unterschreibt.) Es wirkt doch immer wieder erstaunlich. – (Zu Ebenwald.) Da haben wir nämlich drin eine Sepsis liegen. Achtzehnjähriges Mädel. Vollkommen bei Bewußtsein. Möcht aufstehen, spazieren gehen, hält sich für ganz gesund. Und der Puls nicht mehr zu zählen. In einer Stunde kann's aus sein.

    Ebenwald (fachlich). Das sehen wir öfters.

    Hochroitzpointner (beflissen). Soll ich ihr vielleicht noch eine Kampferinjektion geben?

    Bernhardi. (ihn ruhig ansehend). Sie hätten sich die frühere auch schon ersparen können. (Ihn beruhigend.) Vielleicht übrigens, daß Sie ihr die glücklichste Stunde ihres Leben verschafft haben. Na, ich weiß, auch das war nicht Ihre Absicht.

    Hochroitzpointner (irritiert). Ja, warum denn, Herr Direktor? Man ist ja am End auch kein Fleischhacker.

    Bernhardi. Ich erinnere mich nicht, Ihnen einen Vorwurf dieser Art gemacht zu haben.

    (Blick zwischen Hochroitzpointner und Ebenwald.)

    Bernhardi. (zur Schwester). Hat sie Verwandte?

    Schwester. Es ist in den drei Tagen niemand dagewesen.

    Bernhardi. Auch ihr Liebhaber nicht?

    Kurt. Der wird sich hüten.

    Oskar. Sie hat ihn nicht einmal genannt. Wer weiß, ob sie ihn beim Namen kennt.

    Bernhardi. Und

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