Alle Märchen
Von Wilhelm Busch
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Über dieses E-Book
Seine ersten Bildergeschichten erschienen ab 1859 als Einblattdrucke. In Buchform wurden sie erstmals 1864 unter dem Titel Bilderpossen veröffentlicht. Schon seit den 1870er Jahren in ganz Deutschland berühmt, galt er bei seinem Tod dank seiner äußerst volkstümlichen Bildergeschichten als "Klassiker des deutschen Humors".[1] Als Pionier des Comics schuf er u. a. Max und Moritz, Fipps, der Affe, Die fromme Helene, Plisch und Plum, Hans Huckebein, der Unglücksrabe, die Knopp-Trilogie und weitere, bis heute populäre Werke. Oft griff er darin satirisch die Eigenschaften bestimmter Typen oder Gesellschaftsgruppen auf, etwa die Selbstzufriedenheit und Doppelmoral des Spießbürgers oder die Frömmelei von Geistlichen und Laien. Viele seiner Zweizeiler sind im Deutschen zu festen Redewendungen geworden, zum Beispiel "Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr" oder "Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich".
Wilhelm Busch
Wilhelm Buch ist uns heute als Geschichtenerzähler und Zeichner von Bildergeschichten bekannt. Er begann 1847 ein Studium des Maschinenbaus am Polytechnikum in Hannover, wechselte 1851 zum Kunststudium an die Düsseldorfer Kunstakademie, daß er abbrach und 1852 in Antwerpen fortsetzte. Bereits ein Jahr später kehrte er nach einer Typhuserkrankung nach Wiedensahl zurück und widmete sich hier der Malerei sowie der Sammlung von Märchen, Sagen und Reimen. 1854 zog es Busch nach München an die Akademie der bildenden Künste, wo er sich auch dem Künstlerverein Jung-München anschloss. Später wechselte er nach Frankfurt und dann wieder zurück in seinen Heimatort Wiedensahl. Busch starb am 9.1.1908 in Mechtshausen im Harz, wo er während der letzten zehn Jahre seines Lebens im Haus seines Neffen, Pfarrer Otto Nöldeke lebte.
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Alle Märchen - Wilhelm Busch
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Wilhelm Busch
Zwei Diebe
2diebe01.jpgGanz heimlich flüstern diese zwei,
Natürlich nur von Lumperei.
2diebe02.jpgDa gehen sie in tiefem Schweigen,
Wohin? Das wird sich später zeigen.
2diebe03.jpgEin Fenster, welches nicht verschlossen,
Erklimmen sie auf Leitersprossen.
2diebe04.jpgHier schläft ein reicher Privatier
Bei seinem Gelde in der Näh!
2diebe05.jpgUnd als der Privatier erwacht,
Ein Messer ihm entgegenlacht.
2diebe06.jpgSchnell will er die Pistole kriegen,
Der Dieb mißgönnt ihm das Vergnügen.
2diebe07.jpgSeht nur! wie die Pistole kracht,
Dem Lumpen hat es nichts gemacht.
2diebe08.jpgDer Privatier ganz zornentbrannt,
Haut mit dem Säbel umeinand.
2diebe09.jpgUnd jeder haut und jeder sticht,
Und keiner trifft den andern nicht.
2diebe10.jpgHier knebeln sie den dicken Mann,
Daß er nicht schrein und laufen kann.
2diebe11.jpgUnd hängen ihn, o Sünd' und Schand',
An einen Nagel an die Wand.
2diebe12.jpgDa kommt, vom lauten Knack erwacht,
Die Köchin im Gewand der Nacht.
2diebe13.jpgUnd ruft mit bangem Wehgeschrei
Durchs Fenster nach der Polizei.
2diebe14.jpgDa faßt der Dieb sie bei der Jacke
Und überzieht sie mit dem Sacke.
2diebe15.jpgDa liegt sie nun, was hilft ihr Schrein?
Der Sack hüllt ihre Klagen ein.
2diebe16.jpgDoch seht! Die brave Polizei
Kommt, wie gewöhnlich, schnell herbei.
2diebe17.jpgDie Diebe sind im Schrank versteckt,
Die Polizei hat's gleich entdeckt.
2diebe18.jpgDie Diebe sausen ins Gemach
Mit aufgespanntem Regendach.
2diebe19.jpgAm Rücken liegt die Polizei,
Die Diebe stürmen schnell vorbei.
2diebe20.jpgDa sieht man beide lustig fliegen,
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2diebe21.jpgDoch still: die Strafe fehlet nie!
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oder
Warum Herr Brandmaier das Punschtrinken
für immer verschworen hat.
Ein Lebensstück in Bildern.
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Wilhelm Busch
Adelens Spaziergang
adele01.jpgEin Mädchen, schön und voll Gemüt,
Geht hier spazieren, wie man sieht.
adele02.jpgSie pflückt auf frühlingsgrüner Au
Vergißmeinnicht, das Blümlein blau.
adele03.jpgAch Gott! Da hupft ein grüner, nasser,
Erschrecklich großer Frosch ins Wasser.
adele04.jpgAdele, die ihn hupfen sah,
Fällt um und ist der Ohnmacht nah.
adele05.jpgAmeisenbisse tun gar weh;
Schnell springt Adele in die Höh'.
adele06.jpgEin Schäfer weidet in der Fern. -
Den Ziegenbock hat man nicht gern.
adele07.jpgEs stößt der Bock - Adele schreit -
Der Hirt ist in Verlegenheit.
adele08.jpgAuf seine Hörner nimmt der Bock
Adelens Krinolinenrock.
adele09.jpgHund, Hirt und Herde stehen stumm
Um diesen Unglücksfall herum.
adele10.jpgDer Schäfer trägt Adelen fort;
Ein Storch kommt auch an diesen Ort.
adele11.jpgSchnapp! faßt der Storch die Krinoline
Und fliegt davon mit froher Miene.
adele12.jpgHier sitzt das Ding im Baume fest
Als wunderschönes Storchennest.
Wilhelm Busch
Naturgeschichtliches Alphabet
Für größere Kinder und solche,
Die es werden wollen.
alpha_a.jpgIm Ameishaufen wimmelt es,
Der Aff' frißt nie Verschimmeltes.
alpha_b.jpgDie Biene ist ein fleißig Tier,
Dem Bären kommt dies g'spaßig für.
alpha_c.jpgDie Ceder ist ein hoher Baum,
Oft schmeckt man die Citrone kaum.
alpha_d.jpgDas wilde Dromedar man koppelt,
Der Dogge wächst die Nase doppelt.
alpha_e.jpgDer Esel ist ein dummes Tier,
Der Elefant kann nichts dafür.
alpha_f.jpgIm süden fern die Feige reift,
Der Falk am Finken sich vergreift.
alpha_g.jpgDie Gams im Freien übernachtet,
Martini man die Gänse schlachtet.
alpha_h.jpgDer Hopfen wächst an langer Stange,
Der Hofhund macht dem Wandrer bange.
alpha_i.jpgTrau ja dem Igel nicht, er sticht,
Der Iltis ist auf Mord erpicht.
alpha_j.jpgJohanniswürmchen freut uns sehr,
Der Jaguar weit weniger.
alpha_k.jpgDen Kakadu man gern betrachtet,
Das Kalb man ohne weiters schlachtet.
alpha_l.jpgDie Lerche in die Lüfte steigt,
Der Löwe brüllt, wenn er nicht schweigt.
alpha_m.jpgDie Maus tut niemand was zu Leide,
Der Mops ist alter Damen Freude.
alpha_n.jpgDie Nachtigall singt wunderschön,
Das Nilpferd bleibt zuweilen stehn.
alpha_o.jpgDer Orang-Utan ist possierlich,
Der Ochs benimmt sich unmanierlich.
alpha_p.jpgDer Papagei hat keine Ohren,
Der Pudel ist meist halb geschoren.
alpha_q.jpgDas Quarz sitzt tief im Berges-Schacht,
Die Quitte stiehlt man bei der Nacht.
alpha_r.jpgDer Rehbock scheut den Büchsenknall,
Die Ratt' gedeihet überall.
alpha_s.jpgDer Steinbock lange Hörner hat,
Auch gibt es Schweine in der Stadt.
alpha_t.jpgDie Turteltaube Eier legt,
Der Tapir nachts zu schlafen pflegt.
alpha_u.jpgDie Unke schreit im Sumpfe kläglich,
Der Uhu schläft zwölf Stunden täglich.
alpha_v.jpgDas Vieh sich auf dere Weide tummelt,
Der Vampyr nachts die Luft durchbummelt.
alpha_w.jpgDer Walfisch stört des Herings Frieden,
Des Wurmes Länge ist verschieden.
alpha_z.jpgDie Zwiebel ist der Juden Speise,
Das Zebra trifft man stellenweise.
Wilhelm Busch
Das Bad am Samstagabend
bad1.jpgHier sieht man Bruder Franz und Fritzen
Zu zweit in einer Wanne sitzen.
bad2.jpgDie alte Lene geht; - und gleich
Da treibt man lauter dummes Zeug.
bad3.jpgDenn Reinlichkeit ist für die zwei
Am Ende doch nur Spielerei.-
bad4.jpgJetzt will der Fritz beim Untertauchen
Nur seinen einen Finger brauchen.
bad5.jpgNatürlich läuft ihm was ins Ohr
Dem Franz kommt dieses lustig vor.
bad6.jpgDas ärgert aber Bruder Fritzen
Drum fängt er an, den Franz zu spritzen.
bad7.jpgDoch der mit seiner großen Zehe
Tut Fritzen an der Nase wehe;
bad8.jpgDafür taucht Fritz den Kopf ihm nieder
Was so im Wasser sehr zuwider.
bad9.jpgFranz aber zieht an Fritzens Bein;
Der zappelt sehr und kann nicht schrein.
bad10.jpgIn Mund und Auge, zornentbrannt,
Greift jetzt die rachbegierge Hand.
bad11.jpgDie Wanne wird zu enge
Für dieses Kampfgedränge.
bad12.jpgPerdatsch! die alte, brave Lene
Kommt leider grad zu dieser Szene.
bad13.jpgSie spricht voll Würde und voll Schmerz:
Die Reinlichkeit ist nicht zum Scherz!
Und die Moral von der Geschicht:
Bad zwei in einer Wanne nicht!
Wilhelm Busch
Der gewandte, kunstreiche Barbier und sein kluger Hund
barbie01.jpg1.
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