Erfolgreiche Unternehmensnachfolge: Erfahrungen aus Industrie und Wirtschaft
Von Sandra Thaler
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Über dieses E-Book
Die Unternehmensnachfolge ist ein komplexer Prozess mit einer Vielzahl an beteiligten Personen. Wer führt das Unternehmen weiter? Was ist beim Kauf oder Verkauf zu beachten?
Ob Übergeber, Nachfolger, Erben, Mitgesellschafter oder weitere Stakeholder: bei der Unternehmensnachfolge sind die Interessen aller Rollen zu beachten.
In Familienbetrieben, beim Unternehmenskauf und -verkauf kommt der Kommunikation neben den rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Komponenten eine große Bedeutung zu.
Das Buch bietet wertvolle Tipps, anschauliche Praxisbeispiele sowie Checklisten und bildet so eine hilfreiche Grundlage für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge.
Die Autorin leitet seit 2004 Nachfolgeprozesse im deutschsprachigen Raum und führt ihre Leser und Leserinnen durch die Schritte, die im Rahmen der Unternehmensnachfolge zu gehen sind. Wer wird Nachfolger? Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Nachfolge? Was sind die größten Stolpersteine der Nachfolge in der Praxis? Wie können wir Konflikte besser verstehen und lösen?
Erste Auflage 2020, überarbeitete Neuauflage 2023.
Sandra Thaler
Mag. Sandra Thaler ist Juristin, Wirtschaftsmediatorin, Unternehmensberaterin und Business Coach. Seit 2004 leitet sie erfolgreiche Nachfolge- und Mediationsprojekte in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Ihre Keynotes für Banken, Unternehmen, Wirtschaftskammern und HR-Netzwerke erfreuen sich großer Beliebtheit und namhafter Referenzen wie Raiffeisen, WKO, New Work SE, uvam. Mit Augmentas® stärkt sie Unternehmen und Führungskräfte.
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Buchvorschau
Erfolgreiche Unternehmensnachfolge - Sandra Thaler
KAPITEL 1
Der Aufbruch in eine neue Ära
Unternehmensentwicklung mit Weitblick
Mit dem Generationenwechsel bzw. Führungswechsel beginnt für alle Beteiligten eine neue Ära. Einerseits werden die Weichen für die Unternehmensentwicklung gestellt, andererseits werden die Rollen neu verteilt.
Ein Unternehmen übergibt und übernimmt man in der Regel genau einmal. Daher muss alles perfekt sein
.
Das Pensionsantrittsalter kann ein möglicher Auslöser und Zeitpunkt für den Generationenwechsel sein. Immer häufiger ist auch eine Neugründung des Übergebers das Motiv. Wesentlich ist, für die Übergabe bzw. die Übernahme bereit zu sein und die Beteiligten in den Prozess miteinzubinden. Es gilt, Rückhalt für die Nachfolger zu schaffen.
Wer übergibt, möchte das Unternehmen in vertrauensvolle Hände legen, finanziell abgesichert sein, Wertschätzung für das Lebenswerk erhalten oder für einen Neustart gerüstet sein.
Wer übernimmt, braucht ausreichend Motivation, Eignung, einen klaren Blick auf das Unternehmen und die erforderliche Gestaltungsfreiheit für neue betriebliche Entwicklungen.
Wer als weichender Erbe beteiligt ist, wünscht sich einen fairen Anteil als Abfindung und gegebenenfalls einen passenden Anteil als nicht operativ tätiger Gesellschafter.
Bei allen eigenen Standpunkten und Eigeninteressen ist der Weitblick auf Märkte, Kunden und das Erkennen des Zeitgeistes ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Die Unsicherheiten auf den Märkten erfordern die Fähigkeit, vernetzt zu denken und handeln, in volatilen Zeiten agil und flexibel zu reagieren und vor allem gut mit Komplexität und Unsicherheiten umgehen zu können.
Im Spannungsfeld der Interessen
Industrie- und Wirtschaftsbetriebe haben sich im freien Wettbewerb zu behaupten. Digitalisierung, Innovation, Künstliche Intelligenz und Internet of Things fordern die besten Köpfe heraus.
Beim Generationenwechsel verändert sich mit der Führung auch die Wertestruktur eines Unternehmens. Jede Veränderung ruft naturgemäß Ängste hervor, was wiederum zu emotionalen Auseinandersetzungen führen kann. Die Freiheit des einen schränkt die Freiheit des anderen ein.
Die Veränderung von Führungsrollen im Unternehmen, die Neuordnung und Aufteilung von Vermögen sowie neue Strukturen bringen neben Veränderungen auch Unsicherheiten mit sich. Diejenigen, die übergeben, sind mit dem Verlust von Einkommensquellen, infolge von Sicherheiten und Machtverlust konfrontiert und brauchen neue Perspektiven. Die Übernehmer fühlen sich für den Erfolg verantwortlich und zudem stellen Sie unter Beweis, dass sie mehr sind als „Sohn oder Tochter vom Chef". Auch bei der externen Nachfolge können die Interessen aneinanderprallen: die Belegschaft erlebt einen Führungs- und auch Paradigmenwechsel und mitunter entpuppen sich die Erwartungen der Beteiligten als nicht zu erfüllende Illusionen.
Ziel ist es, die Unternehmensnachfolge in geordnete Bahnen zu lenken. Der Generationenwechsel birgt eine riesige Chance im Veränderungsprozess in einer riskanten und diskussions- und konfliktgeladenen Zeit.
Innerhalb von Familienunternehmen drohen einerseits zu emotional geführte Gespräche zu eskalieren – vor allem, wenn die Personen genau wissen, wo sie einander verletzen können. Auf der anderen Seite wird oft zu wenig gesprochen. Vermeintliche, nicht ausgesprochene Erwartungen führen unweigerlich zu Enttäuschung.
Das Ziel ist es, ein stabiles Fundament als Basis für Verständnis zu schaffen.
Verständnis entsteht, wenn die Beteiligten aufeinander eingehen und die Übergabethemen auf sachlicher Ebene gemeinsam besprochen werden. Als Faustregel gilt: Je mehr Verständnis für sich selbst und die anderen entsteht, desto erfolgreicher gelingt der Generationenwechsel.
Am Ende einer Ära kommt auch Vergangenes aufs Tablett. In jeder Unternehmerfamilie können auch ungelöste Generationenkonflikte aus der Vergangenheit schwelen, die dann im Zuge der Nachfolge ausbrechen. Dies erweist sich immer wieder als eine Chance, vergangene Themen wie Familienfehden zu klären und ordentlich damit abzuschließen. Das stellt sicher, dass der Blick in die Zukunft nicht durch vergangene Gegebenheiten verstellt wird.
Je besser die Beteiligten ihre gegenseitigen Erwartungen kennen, desto besser können sie sich aufeinander einstellen. So ist es möglich, sich beispielsweise vor unerwarteten Forderungen oder unerfüllbaren Anliegen zu schützen.
Die Nachfolge im Familienbetrieb
Die Nachfolge innerhalb eines Familienbetriebes ist geprägt von Tradition, Respekt und Wertschätzung. Ich erlebe, dass Unternehmer/innen, die den Betrieb einst selbst gegründet oder von den Vorfahren übernommen haben, einen brennenden, tief verwurzelten Wunsch haben, den Betrieb so weiter zu erhalten und auch innerhalb der Familie weiter zu geben.
Über 80 % aller Betriebe in Österreich, Deutschland und Schweiz sind Familienbetriebe, was viele Vorteile hat: Meist kennt man sich gut und man denkt in Generationen. Blut ist bekanntlich dicker als Wasser.
Auf der anderen Seite ist das zugleich der Nachteil: gerade, weil man sich gut kennt, fehlt häufig der Mut zu offenen und ehrlichen Gesprächen.
Innerhalb von Familienbetrieben vermischen sich das familiäre und das betriebliche Gefüge auf allen Ebenen. In einer Familie geht es um Bindung, ein Unternehmen basiert auf Gewinn. Diese zwei unterschiedlichen Frequenzen spiegeln sich in der Kommunikation wider und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Missverständnissen kommen kann.
Zudem ist es für die junge Generation keine Selbstverständlichkeit mehr, einen Betrieb übernehmen zu wollen. Wo die eigenen Karrierepläne im Einklang mit dem Interesse an einer Übernahme stehen, braucht es zugleich frische Ideen und Lösungskompetenz für Konflikte. Die übergebende Generation muss bereit sein, ihr Lebenswerk großzügig loszulassen. Großzügigkeit und Entschlossenheit sind zwei wesentliche Erfolgsfaktoren für eine gelungene Nachfolgeregelung.
Daher kommt es auf das Denken und Handeln jeder einzelnen Person und auf Kommunikation, die Ängste abbaut, Vertrauen aufbaut sowie klare Entscheidungen ermöglicht, an.
M & A
Mergers & Acquisitions ist ein Sammelbegriff für Transaktionen wie Fusionen, Unternehmenskauf, Betriebsübergänge, fremdfinanzierte Übernahmen, Outsourcing/Insourcing, Spinoffs, Carve-outs und Unternehmenskooperationen.
Wer ein Unternehmen oder Anteile verkaufen will, wird „die eigene Braut schmücken" und nach einem passenden Käufer Ausschau halten.
Naturgemäß gestalten sich Verhandlungen, bei denen es keine familiären Berührungspunkte gibt, etwas einfacher. Meistens ist es eine reine Kaufpreisverhandlung. Aber auch hier können Bewertungsfragen und Haftungsrisiken zu Spannungen führen, denn sowohl Verkäufer als auch Käufer haben ihre Interessen zu wahren. Niemals dürfen Entscheidungen zu unüberlegt oder einseitig betrachtet werden. Auch die Frage, mit wem allfällige verbleibende Gesellschafter bzw. in welchem Anteilsverhältnis sie zusammenarbeiten wollen und können, sind sorgfältig zu