Kara Ben Nemsi - Neue Abenteuer 23: Koenig Salomons Diamanten
Von Axel J. Halbach
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Rezensionen für Kara Ben Nemsi - Neue Abenteuer 23
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Buchvorschau
Kara Ben Nemsi - Neue Abenteuer 23 - Axel J. Halbach
In dieser Reihe bisher erschienen
1801 Die Rückkehr des Schut
1802 Die Rache des Schut
1803 Der Fluch des Schut
1804 In der Gewalt des Schut
1805 Das Geheimnis des Schut
1806 Der Krieg des Schut
1807 Die Schatzräuber und die Felsenstadt
1808 Das Königsgrab in der Felsenstadt
1809 Das Vermächtnis aus der Felsenstadt
1810 Die Shejitana
1811 Im Reich der Shejitana
1812 Königin Shejitana
1813 Die Reise zum Toten Meer
1814 Die Stadt am Toten Meer
1815 In der roten Wüste
1816 Die El-Wahabiya-Bande
1817 Karawanentod
1818 Auf dem Weg zu Halef
1819 Im Tal der Herba Juvenilis
1820 Der Blick des Tetrapylon
1821 Schwarzes Elfenbein
1822 Von Leptis Magna in den Dschebel Nefusa
1823 König Salomons Diamanten
König Salomons Diamanten
Eine Reiseerzählung nach den Charakteren von Karl May
Kara Ben Nemsi
Buch 23
Axel J. Halbach
BLITZ-VerlagDieses Buch gehört zu unseren exklusiven Sammler-Editionen
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Copyright © 2024 BLITZ-Verlag
Hurster Straße 2a, 51570 Windeck
Redaktion: Jörg Kaegelmann
Titelbild: Mario Heyer unter Verwendung der KI Software Midjourney
Umschlaggestaltung: Mario Heyer
Logo: Mark Freier
Satz: Gero Reimer
Alle Rechte vorbehalten.
1506v1
ISBN: 978-3-7579-9540-9
Inhalt
Ein folgenschwerer Schriftwechsel
Kleine und größere Ganoven
Der Bruder des Kurbadschy
Zwischenfall auf Pelican Island
Der schwimmende Sand
Abu el Kerba
Der Sklaventransport
Sir David und die Leopardenhöhle
Ankunft in der Teufelsschlucht
König Salomons Diamanten
Über den Autor
Ein folgenschwerer Schriftwechsel
Seit einiger Zeit schon saß ich jetzt in Radebeul am Fenster meiner Villa Shatterhand und sah in das trübe Grau eines Novembertags hinaus. Über ein halbes Jahr lang hatte ich mich jetzt mit Arbeiten für meinen Verleger, mit der Aufarbeitung der letzten Erlebnisse im Orient, mit der Beantwortung endlosen Schriftwechsels und immer neuer Wünsche, Bitten und Forderungen herumgeschlagen. Ein Blick auf meinen Schreibtisch zeigte, dass es jetzt eigentlich möglich sein müßte, mich erneut in andere, sonnigere Gefilde zu begeben, denn er sah erstaunlich leer und aufgeräumt aus. Diese Hoffnung hatte ich aber schon öfter - bis der Postbote kam und sie wieder zunichte machte. Tatsächlich - schon wieder sah ich ihn gerade mit einem dicken Packen Briefe auf mein Haus zukommen! Soll dies denn ewig so weitergehen? Voller Ärger rührte ich mich nicht, als die Glocke schellte und wartete, bis mir Linda, meine treue Haushaltshilfe, die Post ins Zimmer brachte.
Widerwillig warf ich einen Blick auf den Tisch und wollte ihn schon wieder abwenden, als drei mit recht bunten, ausländischen Marken beklebte Umschläge meine Aufmerksamkeit fanden. Bei näherem Hinsehen war die Überraschung noch größer, war doch eines dieser Schreiben mit einem eindrucksvollen Lordsiegel versehen und in typischer Manier an mich adressiert:
An den ehrenwerten Karl May alias Hadschi Kara ben Nemsi Shatterhand Effendi
Deutsches Kaiserreich
Radebeul, Villa Shalterhand
Ich brauchte nicht auf den Absender zu schauen, sondern wusste sofort, von wem nur dieser dicke, mit englischen Marken versehene Brief stammen konnte: Mein guter Freund Sir David Lindsay hatte geschrieben. Ein wahrlich seltenes Vergnügen und so zögerte ich nicht, mich sofort mit dem Inhalt seines Briefes vertraut zu machen:
Lieber Kara ben Nemsi!
Simply horrible, dieses neblige Great Britain! Der fog extremely dicht, habe die Türme der Westminster Abbey vor drei Wochen zuletzt gesehen!
Nicht auszuhalten! And then - diese langweiligen Tage und Abende in den Clubs - gehen mir ganz erbärmlich auf die Nerven. Was diese ehrenwerten Herren so von sich geben: grauenhaft langweilig! Ein ehemaliger Major of the Indian Army bringt es fertig, zwei Stunden lang über eine tiger hunt zu erzählen, auf der not one tiger to be seen! Ein pensionierter Distriktskommissar aus Nigeria schwärmt von gebratenen Termiten - no culture at all, eine Schande für das Königreich! Und ein im Ruhestand befindlicher hoher Beamter der staatlichen tax commission hat eine great pleasure, uns die Tricks zu erzählen, mit denen man versucht hat, fällige Abgaben an das Königreich zu umgehen! Als ob wir die - and we know even better! - nicht alle schon selbst angewandt hätten! Simply distasteful and absolutely boring!
Einziger Vorteil dieser Klubs: Für Frauenzimmer prohibited!
Hatte schon lange vor zu fragen: When are you planning your next adventure? Bin highly interested to participate - kann es hier einfach nicht mehr aushalten. And then - vor einigen Wochen - die große Überraschung: Lesen Sie den beiliegenden Zeitungsausschnitt aus der Times! Phantastic - King Salomons diamonds - was für ein Abenteuer!
Habe lange überlegt - pretty good luck, dieser damned fog! Hat meine Entscheidung beschleunigt, werde die diamonds suchen und Sie kommen mit! Certainly! Bezahle alles, no problem! Bitte lesen Sie und kabeln mir Ihr Einverständnis - nothing else is accepted. Bin any time fahrbereit!
Komme aber auch unaufgefordert, wenn Sie wieder Ihre üblichen Einwände haben. Kenne sie - no relevance!
Best wishes - I am certain to see you soon!
Gez.: Sir David Lindsay
Lord des Oberhauses und treuer
Untertan seiner Majestät des
Königs von England
Nun - das war freilich ein überraschender Brief mit einem noch überraschenderen Inhalt! Der gute Sir David - seit einigen Monaten hatte ich nichts mehr von ihm gehört und bei einem Blick aus dem Fenster hier konnte ich mir gut vorstellen, wie ihm die Londoner Nebelsuppe auf den Geist gehen musste. Mir ging es ja ähnlich - sehnte ich mich doch wieder nach Wärme, Sonne und aufregenden Erlebnissen. Aber: König Salomons Diamanten? Was für einen Bären hatte man ihm denn hier aufgebunden? Und überhaupt: Hatte Sir David es bei seinem Vermögen nötig, einer Diamanten-Fiktion nachzulaufen? Die Zeitungsmeldung lag jetzt gut zwei Monate zurück - für Sir David ein langer Zeitraum, war er mir doch als ein Mann spontaner Entschlüsse bekannt. Egal - ohne mir zunächst weiter den Kopf zu zerbrechen, nahm ich den Zeitungsartikel aus der Times zur Hand und begann zu lesen:
London, im September 1885
Aufsehenerregender Fund in einem Tonkrug
Am British Museum tätige Altertumsforscher warteten auf ihrer gestrigen Pressekonferenz mit einer erstaunlichen Mitteilung auf. Bei Aufräumarbeiten im Keller des Museums stießen sie auf Dutzende alter, verstaubter Tonkrüge, die dort teilweise schon seit vielleicht hundert Jahren oder länger gelegen haben mussten und vergessen wurden.
Anhand verschiedener Schriftzeichen und anderer Merkmale konnten sie als aus dem Nahen Osten stammend identifiziert werden. Ihr Alter wurde auf mindestens tausend Jahre geschätzt, bis ein erstaunlicher Fund in einem dieser Krüge eine genauere Altersbestimmung möglich machte.
Einer der Krüge enthielt eine mit assyrischen Schriftzügen versehen Pergamentrolle, die eine Datierung des Schriftstücks auf das Jahr 926 v. Chr. möglich machte. Die Krüge waren also fast 3000 Jahre alt! Noch erstaunlicher aber war der Inhalt dieser Pergamentrolle, die von den Mitarbeitern des Museums in mühsamer Kleinarbeit entziffert wurde. Ihr Text läßt sich übersetzt etwa wie folgt wiedergeben:
Hiermit wird bestätigt, dass der Anordnung von König Salomon Folge geleistet und die Quelle seines Reichtums nach seinem Tod für die Nachwelt unwiederbringlich verschüttet und unkenntlich gemacht wurde.
Niemand soll je wieder von den im Hadschar-Gebirge verborgenen Schätzen erfahren. Die Arbeit in der Mine und die dort noch verborgenen reichen Vorräte an Edelsteinen aller Art haben Tausenden von Menschen den Tod gebracht. König Salomon ging dieses Opfer ein, um sein Reich groß und mächtig zu machen. Nach seinem Tod aber sollte niemand mehr dieser Jagd nach Ruhm und Reichtum zum Opfer fallen.
Dem Befehl des Königs wurde Folge geleistet. Dennoch tut es mir, dem Oberschatzmeister am Hofe Salomons, in der Seele weh, dass der Reichtum und die Schönheit dieser Mine für alle Ewigkeit der Nachwelt verborgen bleiben wird. Ich habe deshalb an der Seite des Wasserfalls, unterhalb dessen sich der nun verschüttete Eingang zur Mine befand, ein Zeichen angebracht, unser Zeichen herabstürzenden Wassers. Sollte jemand dieses Zeichen finden und richtig interpretieren, ist ihm, so er den richtigen Eingang zur Mine findet, unendlicher Reichtum, aber auch unendliche Mühsal und Qual gewiss.
Ibrahim Mustafa Mukhtar
Oberschatzmeister am Hofe
von König Salomon
Der legendäre König Salomon, König von Israel und Juda, lebte von 965 bis 926 v. Chr. Den Bestand seines großen Reiches sicherte er durch den Ausbau von zu ihrer Zeit unüberwindlichen Grenzbefestigungen wie auch durch diplomatische Beziehungen und Heiraten, die zu einer immer größeren Ausweitung seines Machtbereichs führten. Legenden berichten von einem märchenhaften Reichtum, dessen Ursprung eine Edelsteinmine in entfernten Landen gewesen sein soll, deren Lage aber bis heute unbekannt geblieben ist. Die Suche nach dieser Mine hat immer wieder Abenteurer in die entferntesten Gegenden Afrikas und des Vorderen Orient geführt, ohne dass bisher jemals ein Hinweis auf sie gefunden wurde. Zeugnisse verschiedenster Art aus dieser heute fast drei Jahrtausende zurückliegenden Zeit lassen aber keinen Zweifel daran aufkommen, dass es diese Mine gegeben haben muss.
Ist dieser aufsehenerregende Fund jetzt nicht nur ein weiterer Hinweis auf die Existenz der Mine, sondern erlaubt er auch, gezielter nach ihr zu suchen? Das Hadschar-Gebirge liegt im Südosten Arabiens am Rand einer fast menschenleeren, wasserlosen Sand- und Steinwüste, deren Beschaffenheit uns bis heute weithin unbekannt ist. Es liegt aber auch in der Nähe des Persischen Golfs, von dem aus und den Euphrat flußaufwärts es wagemutigen Männern des Altertums möglich gewesen sein muss, Schätze per Schiff und am Schluss auf dem Landweg an den Hof König Salomons zu bringen.
Soweit die Meldung der Times, die Sir David seinem Brief beigefügt hatte.
War das zu glauben? Hatte diese Zeitungsmeldung den guten Sir David so an- und aufgeregt, dass er jetzt selber auf die zweifellos hoffnungslose Suche nach dieser Edelsteinmine gehen wollte? Unmöglich - bei den Strapazen, überhaupt - ein völlig sinnloses, überflüssiges, gefährliches Unterfangen, wenn ich es ihm auch nachfühlen konnte, dem Londoner Nebel so bald wie möglich entkommen zu wollen. Und mich wollte er dabei haben? So gerne ich ihn wiedergesehen hätte und auch selber gerne wieder unterwegs gewesen wäre - die Suche nach dieser Mine wollte ich auf jeden Fall anderen überlassen. In diesem Sinne würde ich ihm telegraphieren - und da fiel mein Blick auf einen weiteren Brief aus dem Ausland, aus Spanien kam er, um genau zu sein - und wer konnte es anders sein als mein guter Freund Dick Hammerdull (alias Adlerhorst) aus dem Fernen Westen Amerikas? Ihm und seinem Vater hatte ich vor einem knappen Jahr geholfen, das den beiden auf verbrecherische Weise entwendete Gut Lasvegas bei Saragossa wiederzuerlangen. Dick war nicht mit seinen Freunden in den Wilden Westen zurückgekehrt, sondern wollte seinem Vater beim Wiederaufbau des verkommenen Gutes helfen.
Was mochte ihm jetzt wohl auf der Seele liegen? Ich hatte seit einigen Monaten nichts mehr von ihm gehört.
Nun - diese Frage ließ sich leicht beantworten. Den Brief von Sir David beiseite legend, nahm ich den wesentlich dünneren Umschlag von Dick in die Hand und öffnete ihn. Sein Inhalt war typisch Dick, kurz und bündig:
Lieber Mr. Shatterhand!
Wir haben lange, zu lange nichts voneinander gehört! Hier geht alles inzwischen einen sehr geordneten Gang. Meine Schwester Sarah und ihr Mann Aschlik sind unbezahlbar - unser Gut Lasvegas blüht und gedeiht wieder, die Felder stehen in gutem Saft, der Wald bringt gutes Geld, wir sind alle gesund und munter. Ich habe geholfen, als es notwendig war - jetzt aber wäre die Zeit gekommen, wieder auf Wanderschaft zu gehen, wie es 15 Jahre lang mein Leben war. Ich kann mich nicht mehr umgewöhnen - mir kribbelts überall! Wann brechen Sie wieder nach Amerika auf? Darf ich Sie in die 'dark and bloody grounds' begleiten?
Bitte sagen Sie nicht nein und geben mir bald Nachricht!
Ihr ergebener
Dick Hammerdull
Noch jemand, der mit mir auf Reisen gehen wollte! Hatten denn alle so eine Ahnung, dass auch mir die vier Wände in der Villa Shatterhand allmählich wieder zu eng wurden? Diamanten, Wilder Westen? Nun - Sir David ließ sich sicher zu allem überreden, bei dem ich dabei war. Aber halt - was war denn das? Aus dem Briefstapel auf meinem Schreibtisch fiel mir erst jetzt noch ein weiterer Umschlag ins Auge, der mit zahlreichen bunten orientalischen Briefmarken versehen war und als ich die etwas unbeholfene Schrift auf der Vorderseite sah, brauchte ich nach dem Absender nicht mehr zu suchen: Halef hatte geschrieben - zum ersten Mal, seit wir uns vor Monaten am Tigris voneinander verabschiedet hatten! Was mochte wohl der Anlaß dieses Schreibens sein? Schon manchmal hatte ich daran gedacht, ob er wohl wieder gut bei seinen Haddedihn, bei Hanneh und Sohn Kara ben Halef eingetroffen war. Der kleine liebe Kerl war mir sehr ans Herz gewachsen und ich beeilte mich, seinen Brief zu lesen. Hatte Kara vielleicht ein Brüderchen oder Schwesterchen bekommen? Als ich jedoch anfing zu lesen, legte sich meine Stirn in immer tiefere Falten:
Mein lieber, ehrerbietiger Sihdi!
Gnade und Gruß Allahs, möge er immer mit Dir sein und Dir ein frohes Gemüt bewahren! Ich hoffe, Du bist gut nach Hause zurückgekehrt, so wie ich zu den Zelten der Haddedihn. Alles war fröhlich, die Familie gesund, die Weiden grün. Aber jetzt ist eine große Traurigkeit über uns, über mich hereingebrochen. Allah ist unergründlich, nur er weiß, warum er mich und meinen Stamm so straft. Oh Unverständnis, oh Wehmut, oh Wut, die wie tausend Ameisen mein Inneres durchwühlt! Aber noch weißt Du ja gar nicht, um was es sich handelt: so höre denn und stell Dir vor, wie ich Dir dies mit knirschenden Zähnen und grimmiger Miene schreibe: Wir lebten seit unserem Abschied am Tigris in Ruhe und Frieden, Allah schickte uns nicht nur Hitze, auch Sturm und Regen, Wasser und Weide gab es im Überfluß, alles schien auf die sieben fetten Jahre hinzudeuten, die uns der Prophet versprochen hat! Aber nein - oh Unglück, womit haben wir diese Strafe Allahs verdient?
Es begann vor wenigen Wochen. Junge Männer meiner Haddedihn - und das gleiche erlebten andere Beduinenstämme in der näheren Umgebung - waren auf der Weide, um ein paar verirrte Schafe zu suchen, ein junges Kamel zuzureiten oder bei den gefräßigen Ziegen nach dem Rechten zu sehen. Wir haben sie nie wiedergesehen! Vor allem dann, wenn sie nur einzeln oder zu zweit unterwegs waren, verschwanden sie spurlos.
Natürlich suchten wir verzweifelt, fanden auch hier und da ein paar verdächtige Spuren, die der nächste Sandsturm dann wieder schnell verwischte. Über 30 junge Männer sind auf diese Weise in den letzten Wochen bei