„Meine Frau ist gestorben...
... und ich weiß nichts davon?!“
Voller Entsetzen schaut er mich an.
Unfassbar die Situation – für ihn und für mich.
Sechs Monate ist es her, dass seine Frau bei uns im Hospiz gestorben ist. Jetzt ist er bei uns eingezogen. Ein Patient mit schwerer Tumorerkrankung und vaskulärer Demenz.
📅 Schubartig gehen ihm Erinnerungsinhalte verloren. Heute ist es wieder passiert. Und damit sind sechs Monate seines Lebens ausradiert.
Wieder und wieder wird er konfrontiert mit dem Verlust seiner Lebensgefährtin der letzten 60 Jahre. Und für ihn ist es immer das erste Mal. Wie kann ein Mensch das verkraften?
Wie gehe ich damit um?
1. „Was möchten Sie wissen?“ – so gebe ich ihm die Steuerung über unser Gespräch.
Und er fragt nach. Dann erzähle ich. Seine Fassungsloskeit bleibt. Und tiefe, tiefe Traurigkeit.
2. Minutenlang sitzen wir einfach still beisammen. Beide nach vorne gebeugt, die Hände auf die Knie gestützt.
3. „Was könnte Sie trösten?“ frage ich nach seinen eigenen Bewältigungsideen.
„Mit meiner Tochter zu telefonieren“, so antwortet er. Dann macht er die WhatsApp Nachrichten auf und findet darin Fotos, wohlweislich hat sie ihm diese schon gesendet: darunter der Grabstein seiner Frau. Lange schaut er diesen an. Kaum zu glauben für ihn.
Danach spricht er mit seiner Tochter. Liebevoll erzählt sie ihm von Tod und Beerdigung seiner Frau. Bestätigt: ja, das vergisst du immer wieder.
4. Dann überlegen wir gemeinsam weiter, was ihm in der Bewältigung seiner Trauer helfen könnte: Möchte er vielleicht eine Kerze vor dem Foto seiner Frau anzünden? Oder eine Blume dort hinstellen?
5. Seine Tochter bitte ich noch, ihm eine Sprachnachricht zu schicken, in welcher sie ihm von den Geschehnissen berichtet. So kann er sie immer wieder anhören, wenn Bedarf ist. Und weitere Fotos zum Anschauen zu schicken: von ihm und seiner Frau, von der Beerdigung.
6. An Tagen, in denen er nicht nach seiner Frau fragt, werden wir sie nicht erwähnen. Das sind Tage, in dem er sich emotional ausruhen kann.
An anderen, die ihm den Verlust vor Augen führen, ohne dass er sich erinnern kann, werden wir ihm zur Seite stehen: im Verstehen und in der Trauer.
➜ Vielleicht wird so allmählich in seinem Körpergedächtnis etwas entstehen. Denn es sind nicht die Informationen, die Spuren hinterlassen. Es sind Erfahrungen und Gefühle.
Mit #KommunikationOhneWorte begleiten wir Menschen in Situationen, die sprachlos machen. Um so auch in der #Demenz einen Halt zu geben, welcher tiefer reicht, als Worte es vermögen. Das lehren wir seit 24 Jahren. Wir kommen gerne in Ihre Pflegeeinrichtung. Im gesamten DACHL-Raum.