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Die Waffen der Wikinger und Normannen

Die Bewaffnung und Rstung zur Zeit der Wikinger und Normannen vom 9. - 11. Jh. Die Wikinger kannten eine ganze Reihe von Waffen, die fr ihr wenig friedfertiges Ttigkeitsfeld sicher auch notwendig waren. Neben Schwert und Schild waren vor allem Speere und xte in Gebrauch, aber auch Bogen und Sax. Kettenhemd und Helm rundeten die Kampfausstattung ab. Allerdings konnte sich ein solches Waffenarsenal kaum jeder leisten, die meisten Wikinger mussten sich mit weit weniger begngen. Das Schwert

In der frhen Wikinger-Zeit waren Schwerter oft von minderwertiger Qualitt und hufig nur aus einem einzigen Stck Eisen geschmiedet, das zuweilen so weich war, dass man das Schwert whrend des Kampfes wieder gerade biegen musste. Trotz dieser Mngel Schwerter waren fr den einfachen Mann praktisch unerschwinglich. Qualitativ besser waren Schwerter, die man aus mehreren Lagen von unterschiedlich hartem Eisen zusammengeschweit hatte. Hierbei wurden entweder zwei Schneiden aus hartem Stahl auf beiden Seiten an einen Schwert-Torso geschweit oder es wurde ein durchgehend hartes Schwertblatt verwendet und auf der Ober- und Unterseite mit einer Lage weicheren Eisens verschweit.

Doch diese hochwertigen Schwerter wurden anfangs nur im Reich der Franken gefertigt. Interessant ist, dass die Schwerter der rheinischen Manufakturen einen so guten Ruf hatten, dass manche Schmiede ihre Namen als Markenzeichen und damit Qualittsmerkmal in die Schwertrcken gravierten. Besonders ULFBERTH und INGELRI waren seinerzeit bekannte Marken.

Von Besonders hoher Gte waren Schwerter, bei denen harter Stahl und weiches Eisen solange miteinander verschmiedet wurde, bis ein sogenannter Damaststahl entstand, der die Eigenschaften beider Metalle auf das Beste miteinander verband. Solche Klingen wurden aufgrund ihrer charakteristischen Musterung auch als Wurmbunt bezeichnet.

Der frnkische Knig Karl der Kahle verbot den Export rheinischer Schwerter in den Norden zwar bei Todesstrafe, doch tat dies dem Gewinnstreben frnkischer Kaufleute keinen Abbruch. Allerdings wurden nur die Klingen exportiert, denn die Nordleute hatten einen anderen Geschmack als die Franken und lieen sich lieber Griffe nach eigenen Vorstellungen an die Schwerter setzen. Als Material fr den Griff kam hufig Kiefernholz zur Anwendung, Pommel und Parierstange konnten aus Bronze oder Eisen sein und waren zuweilen mit filigranen Tauschierungen versehen, versilbert und zuweilen sogar vergoldet, denn das Schwert galt in der Wikinger-Zeit als Statussymbol schlechthin. So trugen manche Schwerter sogar eigene Namen.

Die Schwertscheide bestand in der Wikinger-Zeit in der Regel aus zwei mit Leder bezogenen, flachen Holzleisten, die im Inneren mit Fell gefttert sein konnte. An der Spitze der Scheide befand sich in der Regel ein dekoratives Ortband und an der Oberseite zuweilen auch ein Mundblech. Auf der Vorderseite konnte ein Schwertriemenbgel befestigt sein, durch den der Lederriemen des Wehrgehnges gezogen wurde, der in einen Leibriemen oder einen Schulterriemen mndete. Bei den karolingischen Franken war es zwar blich, kunstvoll gearbeitete kleeblattfrmige Riemenverteiler am Wehrgehnge zu tragen. Bei den Wikingern fanden diese jedoch nur als schmckende Fibel fr die Gewandung ihrer Frauen Verwendung. Fr Waffen waren stattdessen eher schlichte, durchbrochene Riemenverteiler in runder Form blich. Das Sax Wikinger trugen hufig auf der rechten Seite ein einschneidiges Hiebmesser, das sogenannte Sax, oft auch zustzlich zum Schwert. Saxe waren bei den Wikingern weit verbreitet und fanden sicher auch bei der tglichen Arbeit rund um Haus als eine Art Machete ihre Verwendung. Whrend der Schlacht diente das Sax im engen Gedrnge des Schildwalls dazu,

zwischen oder unter den Schilden hindurchzustechen und den Gegner so auer Gefecht zu setzen.

blicherweise waren die Saxe der Wikinger relativ kurz, sie konnten allerdings auch bis zu Schwertlnge erreichen. Die Form des Saxes war entweder lanzettenfrmig oder die Schneide hatte einen abgeknickten Hals und lief spitz zu. Ein schlichter Griff aus Holz oder Horn war zwar die Regel, es gab aber auch Saxe, die mit einem regelrechten Schwertgriff versehen waren. In der Regel trug man das Sax in einer Lederscheide an zwei Schlaufen parallel zum Grtel. Aus York sind auch aufwndig geprgte Scheiden mit Messingbeschlgen bekannt, blicherweise drften die Lederscheiden jedoch schlicht gehalten gewesen sein, und sie bestanden fast immer aus Leder. Die Schneide zeigte dabei generell nach oben.

Eine Besonderheit stellen die schmalen, lang gezogene Hiebmesser dar, die auf Gotland verbreitet waren und mit aufwndig beschlagenen Scheiden versehen waren. Dolche treten im Fundmaterial der Wikinger-Zeit hingegen berhaupt nicht auf. Die Axt

Die Axt wird in der Wikinger-Zeit wohl eine der vorherrschenden Waffen gewesen sein, denn sie stand jedem Mann als Werkzeug im Haushalt zu Verfgung, war erschwinglich und bedurfte wenig technischer Raffinesse, weder bei der Herstellung noch beim Kampf. In den Grabfunden der Wikingerzeit treten xte daher auch ebenso hufig auf wie Schwerter und Speere. Meist war auf das eiserne Axtblatt eine Schneide aus hartem Stahl angeschweit. Es gab unterschiedliche Formen von xten in verschiedenen Abmessungen. Zum einen verwendeten die Wikinger die Handaxt, die etwas grer als die gewhnliche Arbeitsaxt war und auf einem etwa hfthohen Stiel sa. Dann gab es noch die fr die Wikinger-Zeit so typische Bartaxt, bei der sich Klingenlnge

und Gewichtsreduktion optimal miteinander verbanden und die sich bestens eignete, dem Gegner die Waffe zu entwinden oder das feindliche Boot zu entern. Und schlielich fhrten die Wikinger-Krieger meisterhaft die gefrchtete Breit-Axt mit einem groen, dnnen Blatt auf einem bis zu zwei Meter langen Stiel, die ordentlich Platz in den gegnerischen Reihen zu schaffen vermochte. Spter bernahmen die sogenannten Huscarls der angelschsischen Leibgarde die Breitaxt als Hauptwaffe.

Wurfxte kamen bei den Wikingern brigens nicht vor, obgleich sie zur selben Zeit bei den Franken und Angelsachsen weit verbreitet waren. Die Keule Keulen waren zwar bei den Germanen durchaus noch bekannt und wurden in dnischen Moorfunden in unterschiedlichen Formen gefunden, galten allerdings eigentlich nur als Waffen von Sklaven oder Kleinbauern, die sich mit nichts Besserem ausstatten konnten. Die Keulen waren zumeist aus dickem Eichenholz gefertigt und zuweilen mit Eisen beschlagen, oder sie hatten am Ende einen Kopf mit Eisenngeln. Sie war allerdings keine typische Waffe der Wikinger. Interessanterweise trug allerdings Wilhelm der Eroberer eine Keule aus Rosenholz bei sich, als er sein Normannenheer in die Schlacht von Hastings fhrte. Der Speer

Sehr hufig wurden bei den Wikingern auch Speere verwendet, von denen es drei verschiedene Arten gab. Da war zum einen der Handspeer, der als Kurzspeer zusammen mit einem Schild getragen wurde, und der eine lange, schwertartig zulaufende Speerspitze hatte. Dann gab es die groe Lanze, die im Schiffskampf und im Schildwall Bedeutung hatte, um die Distanzen zwischen den kmpfenden Parteien zu berwinden. Und schlielich gab es den Wurfspeer, der zur Erffnung der Schlacht in die feindlichen Reihen geschleudert, oder von berittenen Einheiten gebraucht wurde. Die Wurfspeere waren dabei in der Regel mit einem

Schwungriemen versehen, der eine grere Reichweite und Durchschlagskraft des Speers mglich machte.

Hervorzuheben ist noch der Flgelspeer, ein schwer Speer mit angeschmiedetem Quereisen, der spter noch als Saufeder zur Hatz auf Wildschweine verwendet wurde. Der Flgel sollte verhindern, dass der aufgespiete Gegner zu weit auf den Schaft rutschen und den Speertrger so im Kampf behindern konnte, oder das der Gegner evtl. sogar noch so viel Elan hatte, um dem Werfer selbst noch im aufgepflocktem Zustand gefhrlich nahe zu kommen. Der Ango, ein kurzer Wurfspeer mit langer Tlle und Widerhaken, war zu Beginn der Wikinger-Zeit zwar noch im Gebrauch, verschwand aber im Laufe der Zeit aus dem Waffenarsenal der Wikinger.

Der Speer wurde scheinbar generell nicht nur als Stich- sondern auch als Hiebwaffe gebraucht, wie Untersuchungen der Kerben an Speerspitzen aus dem Fund von Nydam nahe legen. Speere waren zumeist schlichte Waffen, die einfach herzustellen waren und wenig kosteten. Die Tlle des Speers war zuweilen einfach nur berlappt geschmiedet, hufig aber auch als geschlossenes Stck feuerverschweit. Selbst kunstvoll mit Niello tauschierte Speerspitzen waren blich und sogar solche, bei denen der Schmuck aus Gold eingelegt war. Der Bogen

Auch der Gebrauch von Pfeil und Bogen zur Wikinger-Zeit ist gut belegt, und es sind sogenannte Langbgen mit D-frmigen Querschnitt aus Eiben- und Ulmenholz bekannt, die mit Enden aus Horn oder Knochen versehen sein konnten. Die Bogensehne bestand in der Regel aus gedrehten Flachsfasern, seltener aus Tierdarm oder Tiersehnen. Die Pfeile waren am Ende mit drei Federn versehen, die man mit Harz anklebte und mit Garn umwickelte. Sie konnten bis zu Fingerstrke erreichen. Jagdpfeile waren zuweilen auch mit Nocken aus Bronze versehen. Pfeilspitzen aus der Wikinger-Zeit wurden in groer Zahl gefunden, was fr die Bedeutung dieser Waffe spricht. Die Pfeilspitzen waren bei den Wikingern zumeist mit einer Angel versehen, die in den Pfeilschaft eingesetzt und dieser dann mit Garn umwickelt wurde, seltener mit einer Tlle. Sehr hufig waren schlichte, lanzettenfrmige Spitzen. Sie waren einfach herzustellen waren und taten dennoch ihren Dienst. Daneben gab es blattfrmige oder rautenartige Pfeilspitzen, bsartige Dreikantspitzen oder Querschneider und natrlich auch Spitzen mit Widerhaken, die das Herausziehen erschwerten. Eine besondere Form stellen die Brandspitzen dar, die aus einer Art Kfig bestanden, in den brennbares Material gegeben wurde. Die Brandspitzen dienten dazu, Segel oder Strohdcher in Brand zu schieen. Nicht unblich soll es auch gewesen sein, die Pfeilspitzen vor der Schlacht in Exkremente zu tauchen, was eine sichere Garantie fr Wundbrand beim Gegner gewesen sein drfte. Kcher sind fr die Wikinger-Zeit ebenfalls belegt. So gibt es unter anderem den Fund eines Lederkchers aus dem Hafen von Haithabu und Abbildungen von Kchern auf dem Teppich von Bayeux. Der Helm

Helme treten im Fundmaterial der Wikinger-Zeit nur sehr selten auf und finden sich fast nie in Grabbeigaben. Dennoch gibt es einige wenige Funde von Wikinger-Helmen, und auch aus der vorangegangenen Vendelzeit sind bereits Helme bekannt. Zudem gibt es aus der Wikinger-Zeit eine ganze Reihe von Abbildungen mit helmartigen Kopfbedeckungen und auf dem Teppich von Bayeux trgt fast jeder Kmpe einen Helm. Auch Textquellen bezeugen den Gebrauch von Helmen. Die Egils Saga erzhlt: Als Kveldulf zum Hinterdeck zurckkam, hob er die Streitaxt und schlug sie Halvard durch Helm und Haupt, dass sie bis zum Schaft eindrang. Und in der Gunnlaugr Ormstungas Saga erfhrt

man von einem Zweikampf, bei dem in einer Kampfpause einer der Kmpen Wasser in seinem Helm herbeibringt.

Waren die Helme der Vendelzeit noch halbkugelig geformt und mit zahlreichem Zierwerk aus Bronze versehen, so waren die Helme der Wikinger-Zeit schlicht und spitzkegelig und oft mit einem Nasal versehen, das das Gesichtsfeld und besonders die Nase schtze. Bei den spteren Normannen war es blich, ein schtzendes Kettengeflecht vor das Gesicht zu ziehen und an einem Haken am Nasal zu befestigen, so dass nur noch die Augen frei blieben.

Ergnzend konnte ein Wangen- und Nackenschutz aus Metallplatten oder Kettengeflecht angebracht sein. Unter dem Helm wurde blicherweise noch eine wattierte Haube oder Mtze getragen. Eine besondere Helmform stellt der Brillenhelm dar, bei dem das Gesicht mit einem brillenfrmigen Metallteil geschtzt wurde und der sogenannte Spangenhelm, der schon bei den Germanen in Gebrauch war und aus einzelnen Metallplatten zusammengesetzt war. Auf jedem Fall aber hatten die Helme der Wikinger keine Hrner! Es gibt zwar Darstellungen gehrnter Figuren auf goldenen Pressblechen, diese stellen aber mit Sicherheit einen kultischen Gebrauch dar und keine Kampf-Ausstattung. Die Brnne Kettenhemden sind aus der Wikinger-Zeit ebenfalls belegt und wurden als Ringbrnne bezeichnet. Je vier Ringe wurden mit einem Ring verbunden und miteinander vernietet. Zumeist reichte das Kettenhemd nur bis ber den Unterleib, es konnte aber auch bis zum Oberschenkel reichen. Kettenhemden waren allerdings ungemein kostspielig und daher nicht sehr weit verbreitet. Erst bei den Normannen gegen Ende der Wikinger-Zeit scheinen

Kettenhemden in grerem Mae getragen worden zu sein, wie der Teppich von Bayeux zeigt.

Das Kettenhemd schtzte vor allem vor ungezielten Schlgen im Kampfgetmmel ein gut platzierter Treffer mit Schwert oder Axt konnte eine Ringbrnne allerdings leicht durchschlagen und auch Pfeile hielt das Ringgeflecht nicht ab. Und vor Quetschungen und Knochenbrchen schtzte ein Kettenhemd schon gar nicht. So trug Wilhelm der Eroberer in der Schlacht von Hastings eine Rosenholzkeule in seinem Grtel gesteckt, mit der er sicher auch ordentlich zulangte. Unter dem Kettenhemd wurde daher in der Regel zustzlich noch ein gepolstertes Wams getragen.

Da Kettenhemden naturgem sehr leicht rosteten, trug man hufig ein Kleidungsstck darber, um das teure Stck vor der Witterung zu schtzen. Hatte das Kettengeflecht dennoch Rost angesetzt, so wurde es wieder aufpoliert, in dem man es in eine mit Sand gefllten Tonne gab und diese krftig herum rollte so wurde es fast wieder wie neu. Doch nicht immer erwiesen sich Kettenhemden als Vorteil! So wird von einer Schlacht berichtet, bei der es so hei war, dass die Wikinger sich ihrer Ringbrnnen entledigen mussten, und auch bei Seegefechten konnte sich der vermeintliche Vorteil auf dem Land ber Wasser schnell zu einen gewaltigen Nachteil verwandeln Auf dem Teppich von Bayeux tragen die Normannen zudem Kettenhosen, die vermutlich nur die Vorderseite der Beine bedeckten und auf der Rckseite durch Riemen verschnrt waren. Von einem vendelzeitlichen Fund aus Valsgrde sind eiserne Beinschienen bekannt, wie sie auch noch bei den nordischen Kriegern der Warger-Garde in Byzanz getragen wurden.Aus etwas spterer Zeit wird von den sogenannten Birkebeinern aus Norwegen berichtet, die Beinschtzer aus Holz getragen haben sollen. Denn der Rundschild vermochte sicher gut den Krper zu schtzen, die Beine waren im Kampf aber stets gefhrdet. Der Schild

Der typische Wikinger-Schild hatte die Form eines Kreises und war aus einzelnen Holzbrettern zusammengesetzt, die in der Mitte dicker waren und zu den Enden dnn ausliefen. In der Mitte des Schildes sa ein runder Schildbuckel aus Eisen und auf der Rckseite befand sich eine durchgehende Schildfessel aus Eisen oder Holz, die den Schild stabilisierte und als Griff diente. Auch auf der Vorderseite des Schildes konnten sich Metallbnder befinden, die den Schild stabiler machten Der Rand des Schildes war entweder mit Eisen- oder Messingblech beschlagen, oder wurde mit fester Rohhaut umsumt.

Hufig waren Wikinger-Schilde rot bemalt, denn rot galt als die Farbe des Kampfes. Aufwndige Malereien waren eher unblich und allenfalls Rangabzeichen von Jarlen und Knigen. Im Schildwall wurden die Rnder der Schilde bereinander gelegt und so eine feste Mauer gebildet, die den Ansturm der Gegner aufzuhalten vermochte und ein Kippen des Schildes verhinderte. Auf See wurden die Schilde entlang der Ruder auf der Reeling befestigt, so waren sie nicht im Weg und gaben zustzliche Deckung. War ein Pfeilhagel zu erwarten, so hielt man den Schild am ausgestreckten Arm einfach weit ber sich; so schlugen die Pfeile zwar in den Schild, blieben aber nach einigen Zentimetern stecken. Die Hand war dabei vom eisernen Schildbuckel geschtzt.

Gegen Ende der Wikinger-Zeit traten die tropfenfrmigen Schilde auf, die spter so typisch fr die normannische Reiterei waren und im Kampf im Gegensatz zum Rundschild auch die Beine zu schtzen vermochten. Zudem war es mglich, den Tropfenschild auf dem Boden abzusetzen und so die Arme zwischenzeitlich zu entlasten. Zum Tragen hatte der Tropfenschild auf der Rckseite ein Geviert aus Lederriemen, durch die man den Arm fhrte und zustzlich einen langen Schulterriemen, um ihn beim Reiten leichter handhaben zu knnen.

Die Normannische Rstung


ber die Rstung der Normannen zur Zeit der Eroberung Englands im 11. Jh.

Aus normannischer Zeit sind eine Vielzahl von Bildzeugnissen und Funden erhalten, die uns heute ein gutes Bild ber die Rstung der normannischen Soldaten im 11. und frhen 12. Jh. zu geben vermgen. Typisch fr das Erscheinungsbild der Normannen war vor allem Kettenhemd, Nasalhelm und Tropfenschild. Diese wollen wir uns ein wenig nher ansehen. Der Helm der Normannen Typisch fr die Normannen war der sogenannte Nasalhelm, ein konisch geformter Helm mit ausgezogenem oder angesetztem Nasenschutz wie er nicht nur auf dem Teppich von Bajeux und zahlreichen anderen Bildwerken sondern auch im archologischen Fundmaterial jener Zeit gut belegt ist.

Der normannische Nasalhelm unterscheidet sich deutlich von den frheren Helmen der Wikinger, bei denen der aus mehreren Teilen zusammengesetzte Spangenhelm, sowie der sogenannte Brillenhelm mit Gesichtsschutz und der Spitzovale Helm ohne Nasal verbreitet waren, wobei aus der Wikingerzeit generell aber nur sehr wenig Informationen ber den Gebrauch von Helmen zu Verfgung stehen. Neben aus einem Stck getriebenen Helmen gab es auch bei den Normannen aus mehreren Teilen zusammengesetzte Helme und auch noch den Spangenhelm. Hiervon ist aus normannischer Zeit zwar kein Originalfund erhalten, doch es existieren eine ganze Reihe von Abbildungen welche die Hufigkeit dieses Helmtyps im 11. und 12. Jh. dokumentieren.

Daneben gab es auch halbrund geformte Helme sowie Helme die nicht spitzoval, sondern mit etwas nach vorne ausgezogener Spitze versehen waren, wie es von antiken Bildzeugnissen bekannt ist, und die als phrygischen Form bezeichnet werden. Am Ende des Nasals konnte sich auch ein Haken befinden in welchen der Gesichtsschutz eingehngt werden konnte sowie umlaufende Lcher fr ein Kettengeflecht das den Nacken schtzte. Wangenklappen traten in normannischer Zeit hingegen nicht mehr auf. Der Schild der Normannen

War bei den Wikingern noch ausschlielich der Rundschild in Gebrauch, so wurden bei den Normannen im 11. Jh. neben diesem noch zwei weitere Schildtypen verwende, der ovale Schild und der Tropfenschild. Die Rundschilde waren entweder flach oder gewlbt, wobei der flache Schild in der Mitte einen Schildbuckel, der die Hand an der rckseitigen Schildfessel schtzte. Gewlbte Rundschilde trugen hingegen hufig keinen Schildbuckel. Der Rundschild war bereits seit germanischer Zeit ber mehrere Jahrhunderte bekannt und wurde noch bis in das 12. Jh. und darber hinaus verwendet. Der Schild konnte mit Leder, Leinen oder Rohhaut bezogen und bemalt sein und war zwischen 40 und 100 cm gro bei einer Strke von 5 bis 10 mm, wobei die Dicke des Schildes zum Rand hin abnahm. Der Rand der Rundschilde war zuweilen mit Metall verstrkt doch auch eine zustzliche Verstrkung mit Leder oder Rohhaut ist denkbar, wie es zum Beispiel beim ovalen Schild von Trondheim belegt ist, der gewissermaen einen Zwischschenschritt zwischen Rundschild und Tropfenschild darstellte.

Der Tropfenschild hingegen war ein lnglicher, sich nach unten verjngender Schild mit runder Oberkante und trat etwa Mitte des 11. Jh. in Nordwesteuropa erstmals in Erscheinung bis er gegen Ende des 11. und im 12. Jh. seine grte Verbreitung erreichte. Der Tropfenschild setzte sich vor allem als Schild der normannischen Reiterei durch, da er die Flanke und Beine besser als der Rundschild zu schtzen vermochte, leistete aber auch im Schildwall bei der Infanterie gute Dienste.

Der Normannenschild konnte eine lnglich schlanke bis bauchige oder eifrmige Gestalt haben, wie zahlreiche Bildquellen belegen. Im Gegensatz zu den beiden anderen Schildtypen ist jedoch kein einziges Original eines Normannenschildes erhalten geblieben. Die Schilde waren bei einer Strke von 1,3 bis 1,5 cm gemeinhin so um die 100 x 50 bis 120 x 60 cm gro, hatten also in Bezug auf Hhe zu Seite in etwa ein Verhltnis von 2:1.

Zu Beginn war der Tropfenschild vermutlich noch weitgehend flach und war mit einem Schildbuckel aus Eisen oder Bronze versehen, der Schild wurde ber die Zeit jedoch immer mehr nach innen gebogen und verlor den als Handschutz sinnlos gewordenen Buckel zum Teil ganz.

Es wurden sowohl groe wie auch deutlich kleinere Buckel als auf den Rundschilden aufgebracht wobei die Rnder der Buckel entweder schlicht oder mit Durchbrchen und Aussparungen verziert sein konnten und halbkugelig oder spitz zulaufend gestaltet waren.

Auf der Rckseite des Tropfenschildes befand sich kreuzweise oder im Geviert angebrachte Lederriemen mit einer Schulterschlaufen, die entweder direkt auf denSchildkrper aufgenietet oder in auf dem Schild befindlichen Ringen befestigt waren. So konnte der Schild an Arm und Hals getragen und sein Gewicht optimal auf den Krper verteilt werden. Hufig sind die Nietkpfe der Befestigung auf der Vorderseite des Schildes deutlich zu erkennen. Der normannische Schild war vermutlich aus in Richtung der Lngsachse aneinandergefgten Holzbrettern gefertigt und bestand wohl zumeist aus dem leichten Holz der Linde oder Pappel Lindenholz. Aber auch Erle und Eiche wren denkbar. Manche Schilde waren mit Leder, Rohhaut oder Leinen bespannt und zum Teil bemalt. Byzantinische Quellen lassen zwar auch eine Fertigung aus dnnen, miteinander verleimten Holzschichten mglich erscheinen, was allerdings nicht so recht zur Fertigungstradition europischer Schilde passt. Die Mehrheit der in den Bildquellen abgebildeten Schilde hat einen deutlich abgesetzten Rand was auf eine entsprechende Randverstrkung hinweist. Da zwar Buckel, Nieten und Metallverzierungen erhalten geblieben sind, jedoch keine Funde von Randverstrkungen aus Metall, drften diese vermutlich aus Leder oder Rohhaut gewesen sein. Diese Verstrkung wurde vermutlich entweder aufgenagelt oder eher aufgenht, wie es am Trondheimschild und frheren Rundschilden nachgewiesen ist, Der Groteil der Schilde auf zeitgenssischen Abbildungen ist einfarbig und allenfalls mit einem farblich abgesetzten Rand versehen. Zudem gibt es aber auch eine ganze Reihe von Bildzeugnissen die eine Bemalung in Form von Kreuzen, Balken, Streifen, Linien, gezackte Rndern, Fabeltieren, Blumen, umlaufenden Reihen aus Punkten oder rankenfrmigen Mustern aufweisen. Schriftzge oder Symbole sind als Verzierung nicht bekannt denn Wappen gab es zu dieser Zeit noch nicht. Das Kettenhemd der Normannen

War das Kettenhemd zur Zeit der Wikinger ein nur einigen wenigen Wohlhabenden vorbehalten, so nderte sich dieses in normannischer Zeit sehr und Kettenhemden wurden von einem Groteil der Reiter und Futruppen getragen. So gibt es auch kaum Funde von Kettenhemden vor dem 11. Jh. Fr das Kettenhemd waren verschiedene begriffe blich wie Kettenpanzer, Ringbrnne, Ringelhemd oder Hauberg. Bekannt sind zum Beispiel das sogenannten Gjermundbuhemd und das Kettenhemd des heiligen Wenzels aus Prag, beide aus dem 10. Jh. wobei das erstere extrem kurz, das zweite eher lang ausfllt.

Das Gjermundbuhemd war dabei aus gestanzten Ringen, das Wenzelshemd aus genieteten Ringen gefertigt, die einen rundlichen bis quadratischen Querschnitt und einen Durchmesser von 7 bis 8 mm hatten. In der Regel waren Ringgren von 6 bis 10 mm verbreitet bei einer Ringstrke von 1,5 bis 2,5 mm, wobei die Ringe immer verschweit oder vernietet waren. Neben dem berhmten Teppich von Bajeux, auf dem eine Vielzahl von Kettenhemden abgebildet ist, gibt es auch einige weitere Bildzeugnisse ber das Kettenhemd im 11. Jh. bereinstimmend scheinen die normannischen Kettenhemden in etwa Knie- und Ellebogen lang gewesen zu sein, konnten aber auch bis zum Handgelenk reichen. Mann muss dabei allerdings bercksichtigen, dass der Teppich von Bajeux erst rund 80 Jahre nach der Schlacht von Hastings angefertigt wurde und somit eher ein Bild fr etwas sptere Rstungen abgibt. Auch wenn Funde und Bildquellen nur wenig Auskunft dazu geben ist dennoch stark anzunehmen, dass zumindest die Lngeren Kettenhemden mit Schlitzen versehen waren wobei sich diese bei der Reiterei mit Sicherheit vorne und hinten befanden um den Reiter nicht zu behindern und die Flanke zu schtzen.

Ein Kettenschutz an Hnden, Beinen und Fen tritt in den Bildquellen zur Zeit der Eroberung Englands kaum auf und drfte nur wenig verbreitet gewesen sein. Erst sptere Quellen zeigen solchen Schutz in grerer Hufigkeit. Auf dem Teppich von Bayeux trgt jedenfalls nur William der Eroberer und Bischof Odo Kettenbeinlinge.

Ungewhnlich wirkt auch der seitliche Schlitz fr das Schwert, der in der zweiten Hlfte des 11. Jh. und im 12. Jh. verbreitet zu sein scheint und bei dem nur der Schwertgriff aus dem Kettenhemd hervorschaut, wie es auf dem Teppich von Bayeux, der Figur am Hildesheimer Dom und der Kathedrale von Angouleme zu sehen ist. Mann wrde eigentlich annehmen, dass ein solcher Gebrauch eher unbequem wre, und zudem ein Grtel das Gewicht des Kettenhemdes abnhme, aber es scheint tatschlich eine verbreitete Trageweise gewesen zu sein. Was die oft zu sehenden quadratischen Gebilde auf der Brust der Kettenhemden darstellen ist bis heute umstritten. Denkbar wre ein Einschlupf fr den Kopf, eine Verstrkung der Brust oder eher eine Art Latz aus Kettengeflecht, den sich der Trger als Schutz vor das Gesicht hngen konnte. Dafr sprechen z.B. die an den Nasalen der Helme gefundenen Haken. Es gibt jedoch auch viele zeitgenssische Abbildung ohne diese Quadrate.

Zudem gab es Kettenhemden mit direkt angesetzter Haube fr den Kopf, die man Coif nannte, quasi eine Art Kapuzenpulli aus Kettengeflecht. Obgleich kein solches Hemd gefunden wurde, spricht der Umfang der Bildquellen eine deutliche Sprache. Daneben gab es

auch Kettengeflecht, das am Helm angebracht war und als Aventail oder Helmbrnne bezeichnet wird, wobei der Begriff Aventail generell auch fr den Latz gebraucht wird, den sich der Krieger vor das Gesicht zog. Zudem waren auch separate Hauben mglich, die ber das Kettenhemd und unter den Helm gezogen wurden, auch wenn es dafr nur wenige archologische Belege und diese erst aus dem 12. Jh. gibt. Die Bildquellen machen in jedem Fall verschieden Interpretationen mglich. Generell schein bei den Normannen zum Kettenhemd immer ein Kettenschutz des Kopfes integraler Bestandteil der Rstung gewesen zu sein, entweder als direkt angesetzte oder separate Kettenhaube oder als Kettengeflecht des Helmes. Der Gebrauch des Kettenhemdes ohne einen solchen Kopfschutz tritt im Bildmaterial so gut wie nie auf. Das Steppwams der Normannen

Neben dem Kettenhemd war ebenfalls das Steppwams in Gebrauch, auch als Gambeson oder Aketon bezeichnet. Das Wams bestand aus mehreren Lagen geftterten Stoff oder Leder und war bereits im frhen Mittelalter verbreitet, denn im Gegensatz zu einem Kettenhemd war ein solches Wams erheblich preiswerter und leichter herzustellen. Selbst unter einem Kettenhemd war ein Steppwams sinnvoll da es die Wucht der Schlge absorbierte, wohingegen ein Kettenhemd nur gegen Schnitte schtzte. So lautet zum Beispiel der Bericht ber den Abt Engilbert im Jahre 926 n. Chr. dass sich seine Brder gegen einen feindlichen berfall der Ungarn auf das Kloster St. Gallen Panzer aus Filzstoffen anfertigten. Und aus der Olafs Saga ist bekannt, da sich einige Huscarls whrend der Schlacht von Stiklestad im Jahre 1030 Brnnen aus Rentierfell trugen die ebenso gut waren wir die eisernen Ringbrnnen. Aus byzantinischen Quellen jener Zeit heit es, dass es Panzerwmse mit kurzen, breite rmeln aus Baumwolle gab, die bis zu 4 cm dick sein konnten und aus mehreren Lagen Filz oder wattiertem, gestepptem Stoff bestanden.

Auf dem Teppich von Bajeux ist scheinbar auch ein solches Steppwams als Bekleidung Bischof Odos abgebildet, obgleich die meisten Krieger Kettenhemden tragen, die durch kleine Kringel erkenntlich sind. Daneben gibt es aber auch karofrmig schraffierte Rstungen, die eher an Gambesons denken lassen. Nach den vorliegenden Bildzeugnissen konnte die Steppung unterschiedliche Ausprgungen haben und in Form von Rauten, Quadraten oder Querlinien auftreten.

Literaturhinweise
- Byzantinische Waffen, Taxiarchis G. Kolias, Verlag der stereichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988, ISBN 3-7001-1471-0 - Catalogue of Scandinavian Mail, Sonia A. OConnor, The Archaeology of York, Volume 17: The Small Finds, York Archaeological Trust for Excavations and Research 1992. - Europas Mitte um 1000, Ausstellungskatalog, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1545-6 - Das Reich der Salier 1024-1125, Katalog zur Ausstellung des Landes Rheinland-Pfalz, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, ISBN 3-7995-4140-3 - Armour from the Battle of Wisby 1361, von Bengt Thordeman, ISBN 1-8914-4805-6 - Ring weave, A metallographical analysis of ring mail material at the Oldsaksamlingen in Oslo, Vegard Vike, Oslo 2000 - Der Mittelalterliche Reiterschild, Jan Kohlmorgen 2002, ISBN 3-935616-10-4 - Ring Mail, Breaking the Chain, Russell Scott, The Vikings 1997 - Schutzausrstung des 11. Jahrhunderts in Mitteleuropa, Henry Skodell

Verfasst von Peer Carstens, Dippoldiswalde 2013

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