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Universitt Potsdam

Michael Hoffmann

Funktionale Varietten des Deutschen kurz gefasst

Universittsverlag Potsdam 2007

Michael Hoffmann

Funktionale Varietten des Deutschen kurz gefasst

Universittsverlag Potsdam 2007

Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ber http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Universittsverlag Potsdam, 2007 Universittsverlag Potsdam, Am Neuen Palais 10, 14469 Potsdam Fon +49 (0) 331 977 4517 / Fax 4625 e-mail: [email protected] http://info.ub.uni-potsdam.de/verlag.htm ISBN 978-3-939469-74-2 URL http://pub.ub.uni-potsdam.de/volltexte/2007/1345/ URN http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus-13450 Druck: Pro BUSINESS GmbH Berlin Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschtzt. Es darf ohne vorherige Genehmigung des Autors nicht vervielfltigt werden.

Inhaltsbersicht 1 Vorbemerkungen ................................................................................. 1 2 Theoretische Grundlagen .................................................................... 2 2.1 Zum Funktionsbegriff .................................................................... 2 2.2 Kernpunkte der Kritik am System der Funktionalstile ................... 3 2.3 Zum besonderen Status der funktionalen Varietten im Variettenraum ............................................................................. 5 2.4 Ein Algorithmus zur Ermittlung und Abgrenzung von Funktiolekten ................................................................................ 9 3 Beschreibung der funktionalen Varietten ......................................... 13 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 Alltagssprache ............................................................................. 14 Dichtersprache............................................................................. 19 Wissenschaftssprache................................................................. 22 Behrdensprache ........................................................................ 27 Pressesprache............................................................................. 32 Werbesprache ............................................................................. 37

4 Schlussbemerkungen ........................................................................ 42 5 Literaturverzeichnis ............................................................................ 44

Vorbemerkungen

Das hier zu behandelnde Thema entstammt einem Zweig der Stilistik: der Funktionalstilistik. Die Theorie der funktionalen Stile ist mittlerweile von anderen sprachwissenschaftlichen Disziplinen aufgegriffen worden; Textlinguistik und Variettenlinguistik (als Zweig der Soziolinguistik) zeigen ein begrndetes Interesse. In der Textlinguistik sind es die funktionalstilkonstituierenden Kommunikationsbereiche, die fr die Beschreibung des Situationskontextes von Texten und Textsorten als relevant angesehen werden (vgl. Adamzik 2004, 68ff.); in der Variettenlinguistik sieht man in den funktionalen Stilen eine Variettenklasse: die Klasse der funktionalen Varietten bzw. Funktiolekte (vgl. Lffler 1994, 103ff.). Die Adaption berlieferter funktionalstilistischer Konzepte offenbart jedoch auch das eine oder andere Missverstndnis. Ein Missverstndnis ist es z.B. anzunehmen, Texte, die der Partnersuche oder der Anleitung zum Kochen/Backen dienen und demzufolge im privaten Alltag eine Rolle spielen, seien alltagsprachlich geprgt. Wenn man mit Kontaktanzeigen und Kochrezepten (in der Presse) so verfhrt (vgl. DudenGrammatik 2005, 1165 u. 1167), gibt man dem Begriff Alltagssprache, wie er von der Funktionalstilistik bestimmt wird, einen vllig anderen Inhalt. Die Merkmale von Alltagssprachlichkeit leiten sich im funktionalstilistischen Sinne ausschlielich aus der privaten, von dienstlichen oder institutionellen Zwngen befreiten Kommunikation ab und nicht schlechthin aus der privaten Lebenssphre der Menschen. Auerdem: Kochrezepte knnen zwar Pressetexte sein, sind dann aber keinesfalls pressesprachlich berformt oder von der Pressesprache beeinflusst (vgl. ebd., 1167), denn es handelt sich dabei nicht um eine journalistische Textsorte. Kontaktanzeigen und Kochrezepte das zeigen die betreffenden Beispieltexte lassen vielmehr behrden-, dichter- und werbesprachliche Elemente erkennen. Ein weiteres Missverstndnis liegt vor, wenn man die Sprache der Politik einem bestimmten Funktionalstil zuschlagen will (vgl. ebd., 1162). Politische Sprache begegnet in vielen Kommunikationsbereichen: in der Wissenschaft (Politikwissenschaft), im Journalismus (politischer Journalismus), in der Werbung (politische Werbung), in der Kunst (politische Dichtung). Politische Sprache gibt es natrlich nicht zuletzt im Bereich der Brokratie (z.B. in Gestalt von Gesetzen zur Regelung politischer Verhltnisse), wo zugleich gruppen- und fachsprachliche Elemente besonders deutlich in Erscheinung treten. Die vorliegende Darstellung ist bemht, die Theorie der Funktionalstile fr die Variettenlinguistik mglichst schlssig und in knapper Form aufzubereiten. Dabei soll das klassische funktionalstilistische Paradigma um

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den Funktionalstil der Werbung (bzw. die Werbesprache) erweitert werden. Trotz der thematischen Ausrichtung auf funktionale Varietten werden viele weitere Varietten und Variettenklassen zur Sprache kommen. Varietten stehen bekanntlich nicht isoliert nebeneinander. Zum Wesen der funktionalen Varietten gehrt es, Sprachvarianten aus allen nur denkbaren Varietten fr kommunikative Zwecke bereitzuhalten. Auch zwischen den funktionalen Varietten selbst sind funktional erklrbare Relationen herstellbar. Mit der vorliegenden Darstellung kann keine Einfhrung in die Variettenlinguistik gegeben werden; Grundkenntnisse (auch die Kenntnis von Grundbegriffen) werden in hohem Mae vorausgesetzt. Das Kompendium wurde fr das Selbststudium im Rahmen derjenigen linguistischen Lehrveranstaltungen, die funktionale Varietten/Stile zum Thema haben, erarbeitet.

Theoretische Grundlagen

2.1 Zum Funktionsbegriff Funktion bezeichnet in der kommunikativ orientierten Sprachwissenschaft den kommunikativen Zweck sprachlicher Zeichen, uerungen und uerungsaspekte. In Karl Bhlers Organonmodell werden sprachlichen Zeichen drei kommunikative Grundfunktionen zugewiesen. Die Sprechakttheorie bezeichnet kommunikative Absichten, die ein Sprecher mit seiner uerung verfolgt, als illokutionren Zweck. In der Textlinguistik ist es blich, von Textfunktionen zu sprechen. In der pragmatischen Stilistik hat sich der Begriff des stilistischen Sinns etabliert, um stilistische Funktionen im Kontext sprachlich-kommunikativen Handelns zu erfassen. Was nun meint Funktion in der Funktionalstilistik? Gemeint ist allgemein Sprachfunktion, und zwar im Kontext einer Sprachtheorie, die die konkreten gesellschaftlichen Zwecke der Sprache in verschiedenen Kommunikationsbereichen (Ttigkeitssituationen) der Menschen fokussiert. Funktionalstile bzw. funktionale Varietten sind dementsprechend zweckbestimmte, kommunikationsbereichsbezogene Teilsprachen einer Einzelsprache. Magebend fr diese stilistische Ordnung, die Ordnung nach Kommunikationsbereichen, sind Vorstellungen von einer arbeitsteilig organisierten Gesellschaft, wodurch sich verschiedene Arbeits- und Lebensbereiche des Menschen konstituiert haben, in denen die Sprache als Kommunikationsmittel bei der Bewltigung von je spezifischen Aufgaben dient. In der folgenden bersicht sind grundle2

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gende funktionale Zusammenhnge zwischen Gesellschaft (Kommunikationsbereichen) und Sprache (Varietten) dargestellt. Funktionale Zusammenhnge zwischen Gesellschaft und Sprache Ttigkeiten (gesellschaftliche Zwecke der Sprache) Alltag Besprechen fami(Alltagskommunikation) lirer Angelegenheiten; Pflege privater Kontakte; Freizeitgestaltung Brokratie Administrieren; (Behrdenkommunikation) Regeln offizieller Angelegenheiten Wissenschaft Vermitteln theore(Wissenschaftskommunikation) tischer Erkenntnisse ber die Welt Journalismus Informieren ber (Pressekommunikation) aktuelle Ereignisse; Beeinflussen der ffentlichen Meinung Kunst Herstellen von (poetische Kommunikation) Sprachkunstwerken; Bewirken von Kunsterlebnissen Kommunikationsbereiche (Ttigkeitssituationen) Funktionale Varietten (zweckbestimmte Teilsprachen) Alltagssprache (auch: Funktionalstil des Alltagsverkehrs)

Behrdensprache (auch: Funktionalstil des Amtsverkehrs) Wissenschaftssprache (auch: Funktionalstil der Wissenschaft) Pressesprache (auch: Funktionalstil der Presse und Publizistik) Dichtersprache (auch: Funktionalstil der Belletristik)

2.2 Kernpunkte der Kritik am System der Funktionalstile Die Auffassung von der gesellschaftlich-funktionalen Differenziertheit der Sprache verbindet sich wissenschaftsgeschichtlich mit der Prager Schule des Strukturalismus (vgl. u.a. Havrnek 1976a [1932]; 1976b [1942]), sie fand ber die Stilforscherin Elise Riesel (vgl. Riesel 1963; Riesel/Schendels 1975) Eingang in die Germanistik und hat seitdem in der stilistischen (Fleischer/Michel 1975; Sanders 1977) und varietten3

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linguistischen Fachliteratur (Lffler 1994) einen festen Platz. Man spricht von Funktiolekten, Funktionalstilen, Bereichsstilen (Fleischer/Michel/ Starke 1996) und versumt i.d.R. nicht den Hinweis, dass das System der funktionalen Sprachen/Stile so manche Schwachstelle aufweist. Kernpunkte der Kritik sind die folgenden: Die Gliederung in fnf funktionale Sprachen/Stile erfasst nicht smtliche Kommunikationsbereiche bzw. gesellschaftlichen Sprachfunktionen. Da von der Theorie her nicht alle Kommunikationsbereiche erfasst sind, bleiben bestimmte Textmengen zwangslufig unbercksichtigt. Von der klassischen Funktionalstilistik nicht erfasst sind z.B. die Bereiche Kirche, Militrwesen und Tourismus. Auch stellt sich die Frage, wie weit oder wie eng ein Kommunikationsbereich abzustecken ist (vgl. Fleischer/Michel/Starke 1996, 36). Im Interesse der Lehr- und Lernbarkeit sollte die Zahl der zu bercksichtigenden Bereiche auf jeden Fall berschaubar bleiben. Das System ist zu grob, es wird der Vielgestaltigkeit von Texten innerhalb eines Kommunikationsbereichs nicht gerecht. Man denke an die Vielfalt von journalistischen Beitrgen in der Presse oder an den Reichtum schriftstellerischer Handschriften in der Kunst. Hier knne demnach nicht von einem einheitlichen sprachlichen Erscheinungsbild die Rede sein. Wer so argumentiert, bersieht, dass dieses Erscheinungsbild nicht an einzelnen Sprachvarianten festgemacht werden kann, sondern nur an grundlegenden Gestaltungszusammenhngen. Darber hinaus kann man im Rahmen des Systems weiter differenzieren. Mglichkeiten bestehen a) in der Unterscheidung von Gattungssprachen/-stilen (so kann die Behrdensprache differenziert werden in Verwaltungssprache, Rechtssprache, Geschftssprache), b) in der Untersuchung der funktionalen Sprachen/Stile im Textsortenzusammenhang (so knnen Besonderheiten der Behrdensprache im Rahmen der Textsorten Bekanntmachung, Gesetzestext, Vertrag, Antrag, Gesuch, Leistungsschein u.a. untersucht werden), c) in der Bildung von Stilklassen, d.h. der Bndelung verschiedener Stilregister innerhalb eines Kommunikationsbereichs (so kann man die Stilklasse der behrdensprachlichen Stile bilden, die verschiedene Register der Gestaltung von Beziehungen zwischen den Kommunikationsteilnehmern, der Selbstprsentation des Textproduzenten usw. umfasst).
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Die Bezeichnung der einzelnen Funktionalstile ist in hohem Mae uneinheitlich. Neben den Bezeichnungen Behrdensprache und Stil des institutionellen Verkehrs beispielsweise findet man auch die unzutreffenden Bezeichnungen Stil des ffentlichen Verkehrs und Sprache des offiziellen Verkehrs. Letztere sind deshalb unzutreffend, weil Behrdenkommunikation nicht immer ffentlich, also fr jedermann zugnglich, stattfindet und auch nicht immer offiziellen Charakter trgt. Das Nebeneinander der Konstituenten Sprache (Behrdensprache) und Stil (Funktionalstil des Amtsverkehrs) ist aber durchaus begrndbar. Es erklrt sich zum einen daraus, dass funktionale Stile eben auch als Teilsprachen einer Einzelsprache gelten, zum anderen daraus, dass funktionale Sprachen Instrumentarien zur Gestaltung von Texten sind, was dazu berechtigt, von Stilformen zu sprechen (vgl. auch 2.3.).

2.3 Zum besonderen Status der funktionalen Varietten im Variettenraum Der Variettenraum ist eine theoretisch hergestellte Variettenordnung mit gesellschaftlichen Parametern (Variablen), z.B. Gruppe, Region, Kommunikationsbereich; sprachlichen Grobereichen (Variettenklassen), z.B. Soziolekten, Regiolekten, Funktiolekten; Untergliederungen von Variettenklassen in konkrete Varietten, z.B. Jugendsprache, Vogtlndisch, Behrdensprache; Dimensionen der Sprachvarianz, die sich aus wechselseitigen Relationen zwischen Variablen und Varietten(klassen) ergeben, z.B. diastratische, diatopische, diaphasische Dimension (vgl. Coseriu 1988) oder gruppale, regionale, mediale usw. Dimension; (Arten von) Beziehungen zwischen den Varietten, z.B. Geber- und Nehmervarietten (vgl. Braun 1987), etwa zwischen Behrdensprache (als Nehmervariett) und Fachsprachen (als Gebervarietten). Variettenmodelle sind vereinfachte Darstellungen des Variettenraums. Der Vereinfachung sollte eigentlich keines der oben genannten theoretischen Elemente zum Opfer fallen, was sich aber schwer realisieren lsst. So fehlen in unserem Modell des Variettenraums (vgl. Abb. 1)
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der bersichtlichkeit halber konkrete Varietten und deren Beziehungen untereinander. Es fehlt des Weiteren eine besondere Variettenklasse, nmlich die Klasse der Chronolekte, die im Variettenraum in der diachronischen Dimension (vgl. Coseriu 1988) auf die Variable Historische Zeit zu beziehen ist (z.B. Sprache des 18. Jahrhunderts und Gegenwartssprache). Abb. 1: Ein Modell des Variettenraums

Gesellschaft GRUPPEN Varietten Soziolekte


(Gruppensprachen)

FACHGEBIETE

Professiolekte
(Fachsprachen)

Funktiolekte

Standardsprache

Regiolekte REGI

KOMMUNIKATIONSBEREICHE Emotiolekte
(Stilschichten)

REGIONEN Mediolekte

SOZIALE SITUATIONEN

KOMMUNIKATIONSKANLE

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Erluterungen zu Abb. 1 Auer den funktionalen Varietten bzw. Funktiolekten umfasst der hier abgebildete Variettenraum folgende Variettenklassen: Soziolekte: Als Gruppensprachen gelten u.a. Gruppenjargons (Schler-, Jugend-, Soldatensprache, Familienjargon), Schichtensprachen, die Sprachen von Freizeitgruppen (vgl. Lffler 1994 u.a.). Professiolekte: Neben den Fachsprachen, wie sie sich fr die einzelnen Fachgebiete herausgebildet haben, existieren Fachjargons als umgangssprachlich geprgte Professiolekte. Regiolekte: Hierher gehren Dialekte, regionale Umgangssprachen, Stadtsprachen (Urbanolekte). Mediolekte: Als Mediolekte gelten a) die Sprech- oder Spontansprache (einschlielich Gesprchssprache) und b) die Schreib- oder Literatursprache. Neben der Variablen Kommunikationskanle (mndlich vs. schriftlich) ist also eigentlich ein weiteres Situationsmerkmal konstitutiv: die Kommunikationsplanung (spontan vs. vorbereitet). Hinzu kommt, dass Sprechsprachlichkeit auch schriftlich, Schreibsprachlichkeit auch mndlich realisiert werden kann. Wir knpfen hier an die Unterscheidung zwischen medialer und konzeptioneller Mndlichkeit bzw. Schriftlichkeit an, wie sie von Koch/Oesterreicher (1985 u..) vorgenommen wurde. Medial schriftliche Sprechsprachlichkeit zeigt sich in Schrifttexten, wo es nicht auf literarisches Ausfeilen ankommt. Beispiele sind Notizzettel, Stichwortzettel, SMS-Texte. Medial mndliche Schreibsprachlichkeit zeigt sich in gesprochenen Texten, die auf schriftlich fixierte und ausgefeilte Texte als Vorlagen zurckgreifen, z.B. bei Eidesformeln, Gebetstexten und Manuskriptvortrgen, sofern sie nicht was der Rezeptionssituation des Adressaten entgegenkommt rhetorisch-sprechsprachlich konzipiert sind. Mediolekte sind nicht mit der Mediensprache (vgl. 3.5.6) zu verwechseln. Emotiolekte: Das traditionelle Stilschichten-Modell umfasst neben der emotional neutralen Stilschicht normalsprachlich die emotional markierten Stilschichten gehoben, umgangssprachlich, salopp-umgangssprachlich, derb/vulgr. Ihr Zusammenhang mit sozialen Situationen zeigt sich in der Existenz von Emotionsregeln. Sie besagen u.a., dass
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die Stilschicht gehoben in feierlichen, festlichen Situationen angemessen ist, whrend die unterhalb der Normalsprache liegenden Stilschichten dem Gefhlsausdruck bei zwangloser Kommunikation vorbehalten sind (vgl. Fleischer/Michel/Starke 1996, 104ff.). Vom Stilschichten-Modell werden vorrangig Lexeme erfasst, deren konnotative Bedeutung die emotional-wertende Einstellung des Textproduzenten zur sozialen Situation ausdrckt. Darber hinaus knnen Lexeme zustzlich eine emotionale Stilfrbung aufweisen, d.h. eine emotional-wertende Einstellung des Textproduzenten zum benannten Gegenstand (vgl. ebd., 116f.), z.B. die Stilfrbungen spttisch (neunmalklug), scherzhaft (Friedrich Wilhelm statt Unterschrift), Schimpfwort (Arschloch), diskriminierendes Schimpfwort (Kanake). Die im Zentrum des Modells verortete Standardsprache steht in verschiedenen Relationen zu den aufgefhrten Variettenklassen. Sie steht als Gemeinsprache in Opposition zu den Gruppen- und Fachsprachen, die man unter dem Begriff Sondersprachen zusammenfassen kann, als Hochsprache in Opposition zu den Regiolekten. Sie ist als Schreib-/ Literatursprache selbst ein Mediolekt und als Normalsprache die Bezugsgre fr die emotional markierten Stilschichten. Hinzuweisen ist auch darauf, dass es nationale Ausprgungen der Standardsprache geben kann. So gibt es neben dem deutschen Standarddeutsch in Deutschland das sterreichische Standarddeutsch und das Schweizerhochdeutsch. Selbst innerhalb eines nationalen Verbandes kann die Standardsprache territorial bedingte Differenzierungen aufweisen; man denke an standardsprachliche territoriale Dubletten wie Esse und Schornstein, Samstag und Sonnabend, Rechen und Harke, die in verschiedenen Regionen Deutschlands bevorzugt verwendet werden. Varietten haben, wenn man sich das sprachliche Erscheinungsbild betrachtet, verschiedene Domnen. Regiolekte sind vor allem an phonologischen Besonderheiten erkennbar; es handelt sich um Lautsprachen. Die Domne der Sozio-, Professio- und Emotiolekte liegt im lexikalischen Bereich; es sind Wortsprachen. Bei den Mediolekten spielt die Syntax eine grere Rolle als alles andere, so dass man hier von Satzsprachen sprechen kann. Die Unterscheidung von Wort- und Satzsprachen findet sich schon bei Steger (1990, 46), wird jedoch dort anhand der Semantik sprachlicher Zeichen (Monosemie als Charakteristikum von Fachsprachen als Wortsprachen; Polysemie als Charakteristikum von Satzsprachen) vorgenommen. Funktionale Varietten nun haben im Varietten8

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raum insofern einen besonderen Status, als sie sich durch stilbildende phonologische, morphologische, lexikalische, phraseologische, syntaktische Sprachmittel unterscheiden, die in Texten in einem Gestaltungszusammenhang stehen. Sie sind deshalb als Textsprachen zu charakterisieren, d.h. als Muster fr die stilistische Organisation von sprachlichen Mitteln verschiedener Ebenen des Sprachsystems im Text. Fr die Gewhrleistung der Funktionsadquatheit von Texten in der kommunikativen Interaktion haben sich Sprachverwendungsmuster herausgebildet, bei denen die Kookkurrenz (das Zusammenvorkommen), die Kombination, Gruppierung, Anordnung, Frequenz usw. von sprachlichen Einheiten und Zeichen im Text soziale Bedeutung erlangt. Zum Wesen dieser Textsprachen gehrt auch, dass sie Prferenzen und Optionen fr die Verwendung von Sprachmitteln aus anderen Varietten einschlieen. Die Beschreibung der funktionalen Varietten fokussiert funktional begrndbare gestalterische Aspekte der Textherstellung. So erklrt sich auch, warum man hier hufig von funktionalen Stilen spricht. Die stilprgende Organisation von Sprache im Text zeigt sich beispielsweise bei der Gestaltung von Teiltexten. Man vergleiche u.a. die Titel von Monographien (Wissenschaftssprache) mit denen von Romanen (Dichtersprache) oder die Schlagzeilen in der Presse (Pressesprache) mit Werbeschlagzeilen (Werbesprache).

2.4 Ein Algorithmus zur Ermittlung und Abgrenzung von Funktiolekten Der Zusammenhang zwischen dem jeweiligen Kommunikationsbereich und den konkreten Sprachmitteln ist kein direkter, sondern ein ber Stilprinzipien (Auswahl- und Kombinationsprinzipien) vermittelter. Dabei muss man von einer Hierarchie solcher Prinzipien ausgehen, da sich einige fr die Gestaltung von Texten als dominierend erweisen. Diesen Umstand kann man sich bei der Abgrenzung der funktionalen Varietten zunutze machen. Bei Fleischer/Michel (1975, 246ff.) finden wir den Versuch einer funktionalstilistischen Grobgliederung mittels einer algorithmischen Schrittfolge, die sich nicht durchweg einheitlich auf grundlegende Gestaltungsmerkmale von Texten und die ihnen zugrunde liegenden Stilprinzipien sttzt. Algorithmisch heit in diesem Zusammenhang, dass die funktio9

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nalen Stile schrittweise anhand von textuellen Gestaltungsalternativen ermittelt und voneinander abgegrenzt werden. An diese Methodik anknpfend, stellen wir hier einen erweiterten und vereinheitlichten Algorithmus mit fnf Schritten vor. Bei jedem dieser Schritte ist von einem Knotenpunkt aus eine Entscheidung zwischen zwei alternativen Gestaltungsmerkmalen zu treffen (vgl. Abb. 2). Wie zu erkennen ist, bietet der Algorithmus die Mglichkeit, eine weitere Variett, und zwar die Werbesprache, in das funktionale Variettengefge zu integrieren. Wir folgen damit Sowinski (1998, 76), der wiederholt darauf verweist, dass Werbetexte als ein eigener Stilbereich im Sinne der Funktionalstilistik aufgefasst werden knnen (vgl. auch 3.6.6). Man muss allerdings den Unterschied zwischen Werbesprache und Werbetexten beachten. Werbesprache ist als funktionale Variett eine Erscheinung der langue, Werbetexte eine Erscheinung der parole. Werbesprache ist ein Instrumentarium zur Gestaltung von Werbetexten.

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Abb. 2: Ein Algorithmus zur Ermittlung und Abgrenzung von Funktiolekten Texte aller Art 1

Literarischausgefeilte Texte

Sachprosa: Texte

ohne knstlerische Formung

Texte ohne theoretische Abstraktheit

Texte ohne brokratische Formalisierung

Alltagssprache

Dichtersprache

Wissensch.sprache

Behrdensprache

Pressesprache

Werbesprache

Knoten 1: ungezwungen-locker vs. literarisch-ausgefeilt Knoten 2: knstlerisch geformt vs. nicht knstlerisch geformt Knoten 3: theoretisch-abstrakt vs. nicht theoretisch-abstrakt Knoten 4: brokratisch-formalisiert vs. nicht brokratisch-formalisiert Knoten 5: journalistisch geformt vs. anpreisend-persuasiv

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Erluterungen zu Abb. 2 Knoten 1: Texte unterscheiden sich gestalterisch zunchst dadurch, dass sie entweder Produkte eines spontanen oder Produkte eines mehr oder weniger vorbereiteten Kommunikationsprozesses sind, was in gegenstzlichen Gestaltungsmerkmalen seinen Ausdruck findet. Eine ungezwungen-lockere Gestaltung begegnet uns typischerweise in spontan gefhrten Alltagsgesprchen, das Stilprinzip der Ungezwungenheit ist charakteristisch fr die Alltagssprache. Anderenfalls haben wir es mit literarisch-ausgefeilten Texten zu tun, das entsprechende Stilprinzip ist charakteristisch fr zahlreiche andere funktionale Varietten, so dass ein weiterer Schritt zu ihrer Abgrenzung erforderlich ist. Knoten 2: Die literarisch-ausgefeilten Texte lassen sich grob danach differenzieren, ob sie eine knstlerische Formung aufweisen oder nicht. Das Gestaltungsmerkmal der knstlerischen Geformtheit ist charakteristisch fr poetische Texte, das entsprechende Stilprinzip ist eine Eigenheit der Dichtersprache. Trifft das genannte Gestaltungsmerkmal nicht zu, erfassen wir Textmengen, die sich unter dem Oberbegriff Sachprosa zusammenfassen lassen. Knoten 3: Innerhalb der Sachprosa findet man Texte, die dominant theoretisch-abstrakt gestaltet sind, und solche, die es nicht sind. Das Gestaltungsmerkmal der theoretischen Abstraktheit ist charakteristisch fr wissenschaftliche Texte, das entsprechende Stilprinzip zeichnet die Wissenschaftssprache aus. Knoten 4: Unter den Texten, die nicht dominant nach dem Prinzip der theoretischen Abstraktheit gestaltet sind, weisen einige deutliche Merkmale von brokratischer Formalisierung auf, das entsprechende Stilprinzip ist bestimmend fr die Behrdensprache. Knoten 5: Der letzte Schritt in diesem Rahmen besteht aus der Entscheidung, ob sich Texte anhand einer journalistischen Formung als Pressetexte zu erkennen geben oder ob sie anpreisend-persuasiv gestaltet und somit als Werbetexte zu charakterisieren sind. Die Dominanz der genannten Gestaltungsmerkmale und der ihnen zugrunde liegenden Stilprinzipien bildet die Grundlage fr die Abgrenzung von Pressesprache und Werbesprache.

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Zwischen den funktionalen Varietten gibt es vielfltige Berhrungsbeziehungen. Wenn etwa die Sprache der Werbung nach diesem Algorithmus als eine Variett zu bestimmen ist, fr die das Prinzip der knstlerischen Formung von Texten keine Geltung haben soll, dann ist das kein Widerspruch zu unseren Beobachtungen, dass Werbetexte und das nicht einmal so selten eine entsprechende Formung aufweisen knnen. Es ist die Dominanz des Prinzips der anpreisenden Persuasivitt, die es erlaubt, gegebenenfalls von dichtersprachlichen Mitteln fr Werbezwecke Gebrauch zu machen. Ebenso wird man poetische Texte finden, die alltagssprachliche Zge aufweisen; diese unterliegen aber dem Prinzip der knstlerischen Formung, wir begegnen der Alltagssprache als einem Mittel zur Portrtierung literarischer Figuren, zur Vergegenwrtigung von Lokalkolorit u.a.m. Zu betonen ist, dass auch mit diesem Algorithmus keinesfalls der Anspruch verbunden sein kann, alle funktionalen Varietten erfasst zu haben. Uns erschien wichtig, dass zumindest die Werbesprache im Variettenraum einen angemessenen Platz findet.

Beschreibung der funktionalen Varietten

In diesem Abschnitt wird ein Beschreibungsprotokoll zu jeder einzelnen funktionalen Variett angefertigt, in dem in knapper Form Angaben gemacht werden zur funktionalen Charakteristik, d.h. zur kommunikativen Hauptleistung der Variett; zu den kommunikativen Rahmenbedingungen, die fr den Kommunikationsbereich als charakteristisch gelten; zu Untergliederungen in speziellere Kommunikationsformen innerhalb des Kommunikationsbereichs, wobei Subtypen (Gattungssprachen bzw. -stile) sowie Text- bzw. Gesprchssorten (kommunikative Gattungen) bercksichtigt werden; zum sprachlichen Erscheinungsbild, d.h. zu den Sprachmitteln, die fr die Realisierung des dominierenden sowie weiterer Stilprinzipien genutzt werden; zur Abgrenzung zwischen der betreffenden funktionalen Variett einerseits und hnlichen (verwandten), benachbarten oder bergrei-

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fenden Varietten andererseits, wobei jeweils ein spezieller Schwerpunkt gesetzt wird; zu wissenschaftlichen Publikationen, die der Vertiefung dienen knnen. Fr die Beschreibung des sprachlichen Erscheinungsbildes wird jeweils ein Beispieltext bzw. -gesprch, in dem sich die Verwendung der betreffenden Variett augen- bzw. ohrenfllig manifestiert, herangezogen.

3.1 Alltagssprache 3.1.1 Funktionale Charakteristik: Alltag fassen wir mit Riesel (1970) als einen Kommunikationsbereich auf, in dem die Menschen privat, von dienstlichen oder institutionellen Zwngen befreit miteinander kommunizieren. Hauptfunktion der Alltagssprache ist es demzufolge, Kommunikationsmittel im privaten Umgang miteinander zu sein. Entscheidend ist nicht die Privatheit der Lebenssphre schlechthin; sondern die Privatheit bei der Pflege von Kontakten, beim Besprechen familirer Angelegenheiten, bei der Freizeitgestaltung usw. 3.1.2 Kommunikative Rahmenbedingungen der Alltagskommunikation: Die Kommunikationspartner begegnen sich in ihren Alltagsrollen als Mutter und Sohn, Ehefrau und Ehemann, Freundinnen, Clubmitglieder, Kollegen, Kommilitonen, Wohnungsnachbarn usw. Die Beziehungen sind stets rein privater Natur. Es gibt keine spezifischen Kommunikationsgegenstnde. Der Kommunikationskanal ist vorwiegend mndlich. 3.1.3 Gattungssprachen: Mit Riesel (1970, 74) kann man unterscheiden: Alltagssprache im Familien- und Freundeskreis; Alltagssprache im Berufsleben, sofern die Beziehung nichtdienstlicher Art ist (etwa in der Pausenkommunikation); Alltagssprache im kommunikativen Verkehr mit Fremden (ohne jegliche offizielle Bindung). 3.1.4 Text- und Gesprchssorten: Privatgesprch (im Familien- und Freundeskreis, auf Partys, in der Clique, im Wartezimmer usw.), Privatbrief und Grukarte, Tagebuch, Wegauskunft u.a.
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3.1.5 Sprachliches Erscheinungsbild: Beispiel fr ein Alltagsgesprch (vgl. Mackeldey 1987, 135; Transkription in Anlehnung an Furchner 2002, 327)

(A ist bei B zu Besuch; B hatte vorher ber ihre kalte Wohnung geklagt; beide betreten das Wohnzimmer von B; A und B sind weiblich und miteinander bekannt.) A: na . also . ich finde . das is (?hier hinne) berHAUPT nich kalt B: bitte/ A: das is berHAUPT nich kalt . wenn du hier ... wenn ich da UNsere EISbude dagegen vergleiche B: soll ich dir mal das ANdere Zimmer zeigen/ komme GLEICH mal mit . da kannst=e mal sehen . wo=s KALT is . du A: wo=s KALT is/ nee . auch so HIER . im korridor ... ich finde=s eigentlich NICH kalt Erluterungen zur Transkription bitte/ Beispiel fr interrogative Intonation KALT Beispiel fr die Akzentuierung eines Wortes oder einer Silbe wo=s Beispiel fr enklitische Wortformen . kurzes Absetzen innerhalb einer uerung oder zwischen zwei uerungen (?...) nicht eindeutig identifizierbarer Wortlaut Beschreibung 1. Das dominierende Stilprinzip der Ungezwungenheit (vgl. 2.4), das die Gestaltung des Alltagsgesprchs bestimmt hat, ist erkennbar an zahlreichen Kolloquialismen, d.h. auerhalb der Standardvariett liegenden Sprachvarianten, die fr die Alltagsrede charakteristisch sind. Wir registrieren regionalsprachliche Kolloquialismen (auerhalb der Hochsprache liegende Sprachvarianten): hinne fr hier drin (= schsisches Dialektwort);
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sprech- bzw. spontansprachliche Kolloquialismen (auerhalb der Schreib- bzw. Literatursprache liegende Sprachvarianten): 1) lexikalische Kolloquialismen in Gestalt von Gesprchswrtern, hier zur Einleitung von Gesprchsbeitrgen: na, also; 2) phonologische Kolloquialismen, nmlich a) Lautabstoungen am Wortende (Apokopen): is, nich; b) Silbenabstoungen am Wortanfang (Prokopen): mal statt einmal; c) enklitische Formen (Verschleifungen von schwach oder nicht betonten Wrtern mit vorangehenden stark oder strker betonten Wrtern): kannst=e, wo=s, finde=s; 3) syntaktische Kolloquialismen, z.B. Konstruktionswechsel (Anakoluthe): wenn du hier ... wenn ich da [...]; auch so hier . im korridor ... ich finde=s [...]; nachgetragene Anredepronomina: da kannst=e mal sehen [...] . du; stilschichtliche Kolloquialismen (auerhalb der Normalsprache liegende Sprachvarianten), die sich in die Stilschichten umgangssprachlich, salopp-umgangssprachlich, derb/vulgr weiter untergliedern lassen: eisbude, nee. Kennzeichnend fr die Ungezwungenheit des Sprechens (und Schreibens) ist, dass alle Arten von Kolloquialismen gleichzeitig vorkommen knnen, also auch Fach- und Gruppenjargonismen (Nheres s. Abschnitt 3.1.6: zum Verhltnis von Alltags- und Umgangssprache). Mit dem dominierenden Stilprinzip der Ungezwungenheit stehen weitere Stilprinzipien und -mittel der Alltagssprache im Zusammenhang: 2. Das Stilprinzip Knappheit wird z.B. realisiert durch Kurzwrter wie Limo statt Limonade oder durch Univerbierungen wie anhaben statt angezogen haben. 3. Alltagsrede weist aber auch Stilmittel der Breite bzw. Ausdrucksflle auf, z.B. die Verwendung von Wortgruppen statt Einzelwrtern wie schwimmen tun statt schwimmen oder Formen der doppelten Verneinung wie niemand wei nichts davon. 4. Das Stilprinzip Expressivitt bzw. Ausdrucksverstrkung wird realisiert durch Mittel des bertreibens (z.B. bertreibende Gradpartikeln wie wahnsinnig und ungeheuer, vgl. wahnsinnig interessant und ungeheuer spannend), Mittel des Verbildlichens (z.B. bildliche Vergleiche, etwa dumm wie Bohnenstroh) oder Mittel des emphatischen, emotional nach16

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drcklichen Sprechens (z.B. Ausrufestze wie Ich fass es nicht!). Auch kann sich Expressivitt in einer witzigen Sprech- oder Schreibweise zeigen, z.B. durch Verwendung von Spottnamen (Broheini, Getrnkefritze) oder hyperbolischen Phraseologismen (sich den Hals verrenken, aus der Haut fahren, vor Wut platzen). 5. Kennzeichnend fr Alltagstexte und -gesprche ist eine einfache, unkomplizierte Sprech- bzw. Schreibweise. Wir wollen deshalb auch das Stilprinzip Einfachheit in die Beschreibung des sprachlichen Erscheinungsbildes mit aufnehmen. Es wird vorrangig realisiert durch die Verwendung des Grundwortschatzes der Gemeinsprache (vgl. im Beispiel kalt, Zimmer, Korridor), worunter auch Schwammwrter (Riesel 1970, 88ff.) fallen, d.h. Wrter, die semantisch so unbestimmt sind, dass sie je nach Kontext eine andere konkrete Bedeutung annehmen knnen: die Verben machen und tun, die Substantive Ding, Sache und Zeug. In der Aufforderung Mach das mal lieber nich ist machen u.a. interpretierbar als jdn. ansprechen, schwimmen gehen, einen Freund treffen, etw. stehlen, jdn. belgen. Das Verb machen kann in der Alltagsrede alle diese Bedeutungen tragen; es hat als Systemwort die verschiedensten Bedeutungen in sich aufgesogen. 3.1.6 Zur Abgrenzung von Alltagssprache und Umgangssprache: Vordringlich erscheint die Bestimmung des Verhltnisses von Alltagssprache und Umgangssprache deshalb, weil beide Variettennamen in der Literatur auch synonym verwendet werden. Betrachtet man das vorgestellte Modell des Variettenraums, lassen sich mehrere Ausprgungen von Umgangssprache ableiten. Umgangssprache wird verstanden als Sub- bzw. Nonstandard, der im Variettenraum auf verschiedene Variablen beziehbar, also mehrdimensional ist, wobei in jeder Dimension ein spezieller Aspekt zum Vorschein kommt (vgl. auch Hoffmann 2001, 26f.): 1. Im Bezug auf die Variable Region erscheint Umgangssprache als ein Regiolekt, nmlich als Ausgleichsvariett zwischen Hochsprache (als Standardvariett) und Dialekten. Solche regionalen Umgangssprachen finden wir insbesondere in Grostdten und Industriegebieten; man spricht von Urbanolekten, Stadtsprachen, Stadtdialekten (z.B. Berlinisch).

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2. Im Bezug auf die Variable Kommunikationskanle stellt sich Umgangssprache als ein Mediolekt dar, nmlich als spontane gesprochene Sprache (Sprechsprache), die neben der elaborierten geschriebenen Sprache (Schreib- oder Literatursprache) existiert. 3. Im Bezug auf die Variablen Gruppe und Fachgebiete erscheint Umgangssprache als Gruppen- bzw. Fachjargon (als ein Soziobzw. Professiolekt). Gruppenjargons (gruppensprachliche Jargons) sind beispielsweise Jugendsprache und Soldatensprache oder Varietten mit Bindung an soziale Randgruppen (Obdachlose, Prostituierte, Hftlinge). Fachjargons (fachsprachliche Jargons) umfassen einen Fachwortschatz, dem die Kodifizierung in Gestalt schriftlich fixierter, definierter Bedeutungen fehlt. 4. Im Bezug auf die Variable Soziale Situation ist Umgangssprache ein Emotiolekt, genauer: stilistischer Substandard, der sich in die Stilschichten umgangssprachlich, salopp-umgangssprachlich und derb/vulgr weiter untergliedern lsst. Alltagssprache kann anhand dieser Unterscheidungen als eine funktionale Variett bestimmt werden, die Sprachvarianten aller aufgefhrten Ausprgungen von Umgangssprache in sich aufgenommen hat: stadtsprachliche Regionalismen, sprechsprachliche Varianten, Gruppen- und Fachjargonismen sowie stilistische Substandardismen (z.B. Vulgarismen). Da auch Dialektismen auf allen Ebenen des Sprachsystems und die Merkmale einer einfachen Standardsprache (Grundwortschatz, einfacher Satzbau) zum Erscheinungsbild von Alltagssprache gehren, ist eine Gleichsetzung von Alltags- und Umgangssprache nicht gerechtfertigt. 3.1.7 Empfohlene Literatur zur Vertiefung: Der Stil des Alltagsverkehrs (Riesel 1963, 461-477); Der Stil der deutschen Alltagsrede (Riesel 1970); Alltagsverkehr (Fleischer/Michel 1975, 253-256); Gesprochenes Deutsch (Schwitalla 1997); Gesprochene Sprache (Duden-Grammatik 2005, 1175-1256).

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3.2 Dichtersprache 3.2.1 Funktionale Charakteristik: Hauptfunktion der Dichtersprache ist es, als Instrument bei der Herstellung von Sprachkunstwerken zu fungieren und bei Textrezipienten zu bewirken, dass sie sich auf ein Kunstwerk einlassen, damit Kommunikation zu einem Kunsterlebnis werden kann. 3.2.2 Kommunikative Rahmenbedingungen der poetischen Kommunikation: Mit Schmcker (1998, 282ff.) sind Kunstwerke Medien eines diskontinuierlichen Kommunikationsgeschehens. Whrend sich kontinuierliche Kommunikationsprozesse zwischen den Kommunikationsteilnehmern vollziehen und Textrezipienten ihre Aufmerksamkeit unmittelbar auf Inhalte von etwas Mitgeteiltem und Absichten eines Mitteilenden konzentrieren, sind Rezipienten in der poetischen Kommunikation aufgefordert, sich auf die Geformtheit eines Kunstwerks zu konzentrieren und dabei sthetische Entdeckungen zu machen, um Anhaltspunkte fr individuelle Sinnzuschreibungen zu gewinnen, ohne dass definitiv entscheidbar ist, worin der Sinn des Mitgeteilten nun genau besteht. Die Frage nach den Absichten des Textproduzenten tritt in den Hintergrund. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang auch eine kommunikative Mehrebenenstruktur. Die realen Kommunikationspartner der poetischen Kommunikation stehen sich in den sozialen Rollen Knstler und Publikum (z.B. Lese-, Theaterpublikum) gegenber. In diesen realen Kommunikationsprozess sind lyrische Subjekte, Erzhlerinstanzen und Dialoge zwischen dramatischen Figuren als Fiktionen eingeschaltet. Zum Gegenstand der poetischen Kommunikation werden insbesondere individuelle Erfahrungs- und Gefhlswelten. Der Kommunikationskanal ist schriftlich, smtliche Sprachkunstwerke knnen jedoch durch Rezitation, Lesungen, Inszenierungen zu Gehr gebracht werden. Werke der dramatischen Kunst werden von vornherein fr eine Auffhrung in Gestalt von Hrspielen, Spielfilmen oder Theaterinszenierungen verfasst. 3.2.3 Gattungssprachen: Traditionell werden von der Literaturwissenschaft drei Grogattungen unterschieden: Lyrik, Epik, Dramatik, die ber ein je spezifisches Potential an knstlerischen Gestaltungsmglichkeiten verfgen. 3.2.4 Text- und Gesprchssorten: Man spricht bei poetischen Texten eher von Genres oder Untergattungen. Lyrische Genres sind beispielsweise Lied, Ode, Sonett; zu den epischen Genres gehren Roman, No19

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velle, Kurzgeschichte, Fabel; als dramatische Genres gelten Tragdie, Komdie, Tragikomdie, Melodram. Darber hinaus gibt es Mischformen (dramatisches Gedicht, episches Drama, lyrischer Roman). 3.2.5 Sprachliches Erscheinungsbild: Beispieltext (Bertolt Brecht: Lied des Stckeschreibers; Auszug) Ich sehe da auftreten Schneeflle. Ich sehe da nach vorn kommen Erdbeben. Ich sehe da Berge stehen mitten im Wege Und Flsse sehe ich ber die Ufer treten. Aber die Schneeflle haben Hte auf. Die Erdbeben haben Geld in der Brusttasche. Die Berge sind aus Fahrzeugen gestiegen Und die reienden Flsse gebieten ber Polizisten. Das enthlle ich. Beschreibung Dichtersprache rekrutiert sich nicht aus sprachlichen Zeichen und Zeichenstrukturen, sondern aus Mustern, wie man daraus Zeichen und Zeichenstrukturen mit poetisch-sthetischer Potenz generiert. Solche Muster betreffen den Zeichenausdruck (das Zeichenformativ) und/oder die Zeichenbedeutung (den Zeicheninhalt). Das dominierende Stilprinzip der knstlerischen Formung (vgl. 2.4) ist am Brecht-Text u.a. erkennbar an der Gliederung des Textes in Verszeilen; an einer Vielzahl von Stilfiguren in einer doch recht kurzen Textpassage: Wiederholungsfigur Anapher (Ich sehe da [...]), Wiederholungsfigur Parallelismus (vgl. die beiden ersten Verszeilen), Positionsfigur Anastrophe (u.a. Ich sehe da auftreten Schneeflle. statt Ich sehe da Schneeflle auftreten.), Ersetzungsfigur Personifikation (vgl. Aber die Schneeflle haben Hte auf. sowie die nachfolgenden drei Verszeilen); an der geordneten Wiederaufnahme von Wrtern in den Verszeilen 58 (vgl. Schneeflle in den Zeilen 1 und 5, Erdbeben in den Zeilen 2 und 6, Berge in den Zeilen 3 und 7, Flsse sowie Und in den Zeilen 4 und 8), wodurch der Text eine viergliedrige Struktur aufweist;

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an der Bildung eines Rahmens (vgl. Ich am Anfang der ersten Zeile und ich am Ende der letzten Zeile); an der quivalenz von Klangstrukturen, die dem Text klangliche Kontinuitt verleiht (vgl. die Assonanzen bzw. Halbreime in sehe Berge Wege, stehen (auf)treten, Schneeflle Erdbeben, von denen nur die beiden letzten Verszeilen ausgenommen sind); an Paradoxa (Inkompatibilitten) von Zeichenverknpfungen (vgl. Erdbeben nach vorn kommen, Flsse ber Polizisten gebieten); an der Offenheit von Zeichenbedeutungen: Schneeflle, Erdbeben, Berge, Flsse haben vermutlich eine ber die Gemeinsprache hinausreichende symbolhafte Bedeutung (vgl. auch die Offenheit der Bedeutung von aber in Zeile 5 und enthllen in Zeile 9). Die knstlerische Bearbeitung des Zeichenausdrucks und seiner Strukturen manifestiert sich in der Gliederung des Textes in Verszeilen, in den Stilfiguren Anapher, Parallelismus und Anastrophe, in der geordneten Wiederaufnahme lexikalischer Einheiten, in der Rahmenbildung sowie in der quivalenz von Klangstrukturen. Die knstlerische Bearbeitung der Zeichenbedeutung und ihrer Strukturen manifestiert sich in der Stilfigur Personifikation, in den Paradoxa der Zeichenverknpfung sowie in der Offenheit von Zeichenbedeutungen. Von diesen Zeichenmustern wird auf individuelle Weise Gebrauch gemacht; es gibt aber auch Restriktionen insofern, als die Textproduzenten einer knstlerischen Richtung (z.B. Impressionismus, Konkrete Poesie) oder Gattungsnormen folgen wollen. Individueller Umgang mit poetischsthetischen Mustern heit auch, dass man auf Tradiertes weitgehend verzichten und bestrebt sein kann, neue Gestaltungsmittel zu schaffen. Es kann also bei poetischen Texten nach dem individuellen Anspruch an die knstlerische Formung gefragt werden, z.B. nach der Realisierung individueller Gestaltungskonzepte (etwa Ironiekonzepte), oder nach der Verpflichtung des Dichters gegenber knstlerischen Gattungen und Richtungen. Das sind jedoch Fragen, die den Rahmen der Variettenlinguistik sprengen. Sie fallen in den Zustndigkeitsbereich der Literaturwissenschaft. Bereits bei der Beschreibung des sprachlichen Erscheinungsbildes der Dichtersprache war es unumgnglich, Erkenntnisse aus Poetik und semiotischer sthetik zu bercksichtigen. 3.2.6 Zur Abgrenzung von Dichtersprache und Literatursprache: Die genannten Varietten sind nach unserer Darstellung des Varietten21

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raums auf verschiedene Variablen zu beziehen: Dichtersprache auf die Variable Kommunikationsbereiche, Literatursprache (synonymisch: Schreibsprache) auf die Variable Kommunikationskanle. Lffler (1994, 110) schreibt:
Mit Literatur ist jener Bereich bezeichnet, wo Sprache mit hohem Stilwillen und Formbewutsein verwendet wird. Der Produktionsvorgang ist gekennzeichnet durch dauerndes Setzen und Korrigieren, berarbeiten und Feilen, oder, wenn die Sprache in einem Wurf konzipiert wird, durch ein Hchstma an Konzentration. Aufbau und Abfolge der Makroeinheiten sind dabei ebenso einem Gestaltungswillen unterworfen wie die Form der einzelnen Satzperiode und die Wahl eines Wortes.

Daraus wird ersichtlich, dass sich Dichtersprache und Literatursprache eng berhren. Es ist allerdings zu beachten, dass Literatursprache im Unterschied zu Dichtersprache keinen funktional eingrenzbaren Kontext hat; Literatursprachlichkeit finden wir auch in der Behrden-, Wissenschafts- und Pressekommunikation. Deshalb erscheint es sinnvoll, wenn die Merkmale einer poetischen Literatursprache gesondert beschrieben werden (vgl. ebd., 111f.). Mitunter wird Literatursprache aber auch im Sinne von Hoch- bzw. Standardsprache (vgl. u.a. Jedlika 1982) oder Dichtersprache (vgl. Henne 1986, Braun 1987) gebraucht. 3.2.7 Empfohlene Literatur zur Vertiefung: Kleine deutsche Stilistik (Kerkhoff 1962); ber die Dichtersprache (Mukaovsk 1976 [1940]); Sach- und sprachbergreifende Gestaltungsmittel (Asmuth/Berg-Ehlers 1976, 113-147); Literatursprache (Sae 1980); Literatursprache: Entautomatisierung (Braun 1987, 47-52); Dichtersprache und Gebrauchssprache im Variettenraum (Hoffmann 2001).

3.3 Wissenschaftssprache 3.3.1 Funktionale Charakteristik: Hauptfunktion der Wissenschaftssprache ist es, Kommunikationsmittel zu sein bei der Verbreitung von Forschungsergebnissen aus den verschiedensten Wissenschaftszweigen sowie bei der Erklrung der gewonnenen Erkenntnisse ber die Welt.

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3.3.2 Kommunikative Rahmenbedingungen der Wissenschaftskommunikation: Die Kommunikationspartner begegnen sich entweder als Fachleute (Wissenschaftler) oder als Fachleute und Studierende oder als Fachleute und Laien. Kommuniziert werden Erkenntnisse ber die Welt in Gestalt von Regeln bzw. Gesetzmigkeiten, Typologien, Klassifizierungen u. dgl. Der Kommunikationskanal ist vorwiegend schriftlich. Publikationen haben einen besonderen Stellenwert, da nur sie die geistige Urheberschaft absichern und die grndliche Auseinandersetzung mit Positionen, Thesen usw. ermglichen. 3.3.3 Gattungssprachen: Mit Riesel/Schendels (1975, 292) kann man unterscheiden: die akademische Wissenschaftssprache; die populrwissenschaftliche Sprache (sie dient der Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Vorstellungswelt von Laien). Entsprechend den oben genannten Rollenkonstellationen wre mindestens noch eine Gattungssprache zu ergnzen, nmlich die didaktische Wissenschaftssprache, deren man sich insbesondere an Hochschulen bedient, um Wissen lehr- und lernbar aufbereitet zu vermitteln. 3.3.4 Text- und Gesprchssorten: Dissertation, Magisterarbeit, Monographie, Zeitschriftenaufsatz, Rezension, Forschungsbericht, wissenschaftliches Gutachten, Abstract, Lexikonartikel, wissenschaftliche Diskussion, Vorlesung, Hochschullehrbuch, Seminarreferat, -gesprch u.a. 3.3.5 Sprachliches Erscheinungsbild: Beispieltext (vgl. ZGL 27.1999, 378); Textsorte Abstract LGL: 2. Aspekte einer Theorie der Sozialkommunikation; 20. Textlinguistik SIGURD WICHTER, Gesprch, Diskurs und Stereotypie. In: ZGL 27.1999, 261-284 Der Diskurs als texttranszendente, als groe Kommunikationsform wird in seiner Verwandtschaft mit dem Gesprch gesehen und gegen mgliche Kritik als legitimer und relevanter Gegenstand der Linguistik behauptet. Vorgeschlagen werden einige Differenzierungen fr eine Dis23

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kurslinguistik, so die Differenzierung zwischen domnengebundenen Produktdiskursen und Normdiskursen etwa im staatlichen Kontrollbereich, die diskursinterne, auf die soziale Reichweite abzielende Differenzierung zwischen einer Primrebene und einer Sekundrebene innerhalb des Diskurses und die ebenfalls diskursinterne Differenzierung zwischen faktischen (pragmatischen) und fiktionalen Linien. Generelle Gren fr Diskursklassifizierungen sind das Thema, die Diskursgemeinschaft, die Diskurskonstellation und der Verlaufszeitraum einschlielich mglicher unter- und bergeordneter Kategorien. Neben den inhaltlich konstituierten Diskursen gibt es Einheiten, die anderen Bindungsprinzipien gehorchen und der inhaltlichen Klammer entbehren: Tagesordnungen und Nachrichtenfolgen z.B. bieten Querschnitte aus Diskursen zur isolierten, partiellen Behandlung von inhaltlich Disparatem nach bestimmten Zeitzwngen. Inhaltlich konstituierte Gruppen von Diskursen nun kann man als Diskursrume zusammenfassen. Diskurs und Diskursrume bilden das System der thematisch gebundenen Textmengen und lassen sich zusammenfassen in der Diskursgeschichte einer Gesellschaft. Diskurse sind in der Regel und vielleicht sogar stets vertikal strukturiert. Die Kooperation zwischen Experten und Laien ist mglich und verluft ber Bedienungsoberflchen als bergabestellen: ber stereotype Bedeutungen von Wrtern. Von diesen neutralen Stereotypen zu unterscheiden sind die Parteilichkeitsstereotype, bei denen das Halbwissen zum Instrument sozialer Parteinahme und mglicher Aggression wird. Die Untersuchung der Verstndigung einer Gesellschaft mit sich und anderen ergibt sich nicht zuletzt als Untersuchung ihrer Diskursgeschichte. N. O. Minabitur, Montpellier Beschreibung 1. Das dominierende Stilprinzip der theoretischen Abstraktheit (vgl. 2.4), das die Gestaltung des Beispieltextes bestimmt hat, ist erkennbar an der Verwendung theoriegebundener Professionalismen (Termini) wie Diskurs und Gesprch; an der Konstituierung terminologischer Wortfamilien, vgl. Diskurslinguistik, Produktdiskurs, Normdiskurs, Diskursraum; am Aufbau hierarchischer Begriffsstrukturen, vgl. Diskurs Produktdiskurs Normdiskurs, Primrebene Sekundrebene;
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an der Verwendung von Akademismen (allgemeinwissenschaftlichen Professionalismen) wie relevant, Kategorie, Klassifizierung, System, Stereotyp; an der Bildung von Derivaten mit Fremdsuffixen wie transzendent, fiktional, Klassifizierung, partiell; an der Verwendung von Mitteln des Verallgemeinerns, vgl. generelle Gren, in der Regel, stets sowie die Verbformen im generellen Prsens; an der Bildung agensloser Konstruktionen (Deagentivierungen) wie Diskurs und Diskursrume bilden das System, lassen sich zusammenfassen, die Untersuchung [...] ergibt sich als [...]. 2. In der wissenschaftlichen Kommunikation kommt es ferner auf strenge Systematik an: vgl. die Konstituierung terminologischer Wortfamilien, den Aufbau hierarchischer Begriffsstrukturen, aber auch die Aufgliederung eines Gegenstands bzw. Themas nach dem Dezimalsystem. Darber hinaus sind weitere Stilprinzipien konstitutiv: die Vernetzung der Gedanken, bersichtlichkeit, Genauigkeit und bisweilen, in der populrwissenschaftlichen Kommunikation sogar vordergrndig, Konkretheit bzw. Anschaulichkeit. 3. Die Vernetzung der Gedanken zeigt sich u.a. an Vor- und Rckverweisen (vorgenannt, oben genannt, im Folgenden, Ersteres, Letzteres), an Vorreitern zur Signalisierung des bergangs zu einem neuen Gedanken, d.h. speziellen Vorverweisen (es ist nun der Versuch zu unternehmen). 4. bersichtlichkeit wird erzielt durch Gliederungswrter (erstens, zweitens, zum einen, zum anderen, einerseits, andererseits), die Darstellung von Textteilen im Tabellen- und Spaltenmodus, die Hervorhebung von Textteilen durch Formatierungsattribute (gro, fett, kursiv, unterstrichen), die Strukturierung des Textes in Kapitel, Abschnitte und Abstze, die explizit gemachte Differenzierung zwischen Haupt- und Nebentexten (z.B. Funoten). 5. Genauigkeit, d.h. das Streben nach wissenschaftlicher Przision, zeigt sich insbesondere an den Mitteln der Redewiedergabe (Zitate und Teilzitate mit bernahme smtlicher Formatierungsmerkmale des Originals), an der Vermeidung von Ausdrucksvariation im terminologischen Bereich,
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an der Verwendung von Realienbezeichnungen (vor allem bei Quellenangaben: Verfassernamen, Buchtitel, Namen von Verlagen und Verlagsorten, Jahres- und Seitenzahlen). 6. Der Konkretheit bzw. Anschaulichkeit dienen u.a. das Anfhren von Beispielen und die Aufnahme textergnzender Zeichen wie Abbildungen, Diagramme, Modelle, Karten. 3.3.6 Zur Abgrenzung von Wissenschaftssprache und Fachsprache(n): Es liegt auf der Hand, dass Fachsprachen fr die Wissenschaftssprache unumgnglich sind. Unterschiede bestehen erstens darin, dass die Wissenschaftssprache fachgebietsbergreifend ist; es gibt keine Wissenschafts-, wohl aber eine Fachsprache der Medizin, Mathematik, Psychologie, Politikwissenschaft usw. Zweitens sind Fachsprachen kommunikationsbereichsbergreifend; sie gehren auch zum sprachlichen Erscheinungsbild weiterer funktionaler Varietten. Genannt seien die Behrdensprache (z.B. Fachsprache des Rechtswesens) und die Pressesprache (man denke an den Wissenschafts-, Wirtschafts-, Brsen- und Sportjournalismus), und drittens knnen bestimmte Fachsprachen als Soziolekte aufgefasst werden, da man sie an bestimmte Berufsgruppen (Handwerker, Jger, Seeleute) und Freizeitgruppen (Philatelisten, Numismatiker) binden kann. Bezeichnungen wie Fachwissenschaftssprache fr einen Funktiolekt (Lffler 1994, 86) oder die dezidierte Einordnung von Fachsprachen in den Kreis der funktionalen Varietten (ebd., 113ff.) werden dem unterschiedlichen Status von Wissenschafts- und Fachsprache nicht gerecht. 3.3.7 Empfohlene Literatur zur Vertiefung: Zur Beschreibung eines Funktionalstils: Stil der Wissenschaft (Riesel/Schendels 1975, 292-299); Wissenschaft (Fleischer/Michel 1975, 260-264); Wissenschaftlicher Stil (Peukert 1977, 72-75); Formulieren und Textmuster. Am Beispiel von Wissenschaftstexten (Sandig 1997); Analyse eines wissenschaftlichen Textes: funktionalstilistisch (Fix/Poethe/Yos 2001, 73-81).

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3.4 Behrdensprache 3.4.1 Funktionale Charakteristik: Hauptfunktion der Behrdensprache ist es, Kommunikationsmittel zu sein bei allen Verwaltungsaufgaben sowie bei der Regelung von juristischen und offiziellen Angelegenheiten aller Art. 3.4.2 Kommunikative Rahmenbedingungen der Behrdenkommunikation: Die Kommunikationspartner begegnen sich in spezifischen sozialen Rollen, nmlich als Vertreter gesellschaftlicher Institutionen (Ministerien, mter, Gremien u.a.) bzw. als Brger eines Staates. Die Beziehungen sind stets von nichtprivater Natur. Kommuniziert werden i.d.R. Manahmen, die a) der Effektivittssicherung bei der Realisierung von Verwaltungsaufgaben oder b) der Regelung des Zusammenlebens der Menschen, der rechtlichen Verhltnisse dienen. Der Kommunikationskanal ist vorwiegend schriftlich. 3.4.3 Gattungssprachen: Mit Riesel (1963, 21) kann man unterscheiden: Sprache der mter und Kanzleien; Sprache des Gerichtswesens; Sprache des Diplomatenverkehrs. Eine andere Mglichkeit besteht in der Unterscheidung zwischen a) Verwaltungssprache, b) Rechtssprache, c) Geschftssprache. 3.4.4 Text- und Gesprchssorten: Gesetz, Verordnung, Bekanntmachung, Aktennotiz, Protokoll, Stellenausschreibung, Lebenslauf, Bewerbungsschreiben, Bewerbungsgesprch, Beurteilung, Antrag, Gesuch, Vollmacht, Bescheinigung, Urkunde, Fahrplan u.a.

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3.4.5 Sprachliches Erscheinungsbild: Beispieltext (Auszug aus dem AMTSBLATT LANDKREIS CHEMNITZER LAND, 02/2000, 4)

Bro Landrat Bekanntmachung (nach Redaktionschluss) Die vom Kreistag des Landkreises Chemnitzer Land am 15. Dezember 1999 beschlossene Haushaltssatzung fr den Zeitraum 01. Januar bis 31. Dezember 2000 wird hiermit ffentlich bekannt gemacht. Mit Schreiben des Regierungsprsidiums Chemnitz vom 10. Februar 2000 wurde die Genehmigung der Haushaltssatzung mit folgender Einschrnkung erteilt: Der im 1 Abs. 2 vorgesehene Gesamtbetrag der Kreditaufnahmen wird in Hhe von 3.800.000 DM genehmigt. Am Tage nach dem Erscheinungsdatum dieses Amtsblattes liegt der Haushaltsplan gem 61 der Schsischen Landkreisordnung in Verbindung mit 76 der Schsischen Gemeindeordnung fr die Dauer von sieben Arbeitstagen im Landratsamt des Landkreises Chemnitzer Land, 08371 Glauchau, Gerhart-Hauptmann-Weg 2, Zimmer 330, zur Einsicht ffentlich aus. Das Erscheinungsdatum des Amtsblattes ist der 21. Februar 2000. Haushaltssatzung des Landkreises Chemnitzer Land fr das Haushaltsjahr 2000 Aufgrund der Landkreisordnung vom 19. Juli 1993 und der Gemeindeordnung vom 21. April 1993 in der Neufassung vom 14. Juni 1999 hat der Kreistag des Landkreises Chemnitzer Land am 15. Dezember 1999 folgende Haushaltssatzung erlassen: 1 Der Haushaltsplan wird festgesetzt mit
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1. den Einnahmen und Ausgaben von je 178.164.200 DM davon im Verwaltungshaushalt 139.320.100 DM im Vermgenshaushalt 38.844.100 DM 2. mit dem Gesamtbetrag der vorgesehenen Kreditaufnahmen (Kreditermchtigungen) von 5.000.000 DM 3. mit dem Gesamtbetrag der Verpflichtungsermchtigungen von 9.615.000 DM. 2 Der Hchstbetrag der Kassenkredite wird festgesetzt fr die Landkreiskasse auf 14.000.000 DM fr den Eigenbetrieb Altenheim Wasserturm Limbach-Oberfrohna auf 350.000 DM fr das Kinder- und Jugendheim Limbach-Oberfrohna auf 300.000 DM fr den Eigenbetrieb Kommunale Wirtschaftsfrderung auf 50.000 DM. 3 Die Kreisumlage wird mit 23,0 % der Umlagegrundlagen der Gemeinden des Landkreises Chemnitzer Land festgelegt. 4 Die Satzung tritt am 01. Januar 2000 in Kraft. Glauchau, den 11. Februar 2000 Dr. C. Scheurer Landrat Hinweis: Gem 3 Abs. 5 der Schsischen Landkreisordnungen gelten Satzungen, die unter Verletzung von Verfahrens- und Formvorschriften zustande gekommen sind, ein Jahr nach ihrer Bekanntmachung als von Anfang an gltig zustande gekommen. Dies gilt nicht, wenn 1. die Ausfertigung der Satzung nicht oder fehlerhaft erfolgt ist, 2. Vorschriften ber die ffentlichkeit von Sitzungen, die Genehmigung oder die Bekanntmachung der Satzung verletzt worden sind, 3. der Landrat dem Beschluss nach 48 Abs. 2 wegen Gesetzwidrigkeit widersprochen hat, 4. vor Ablauf der in Satz 1 genannten Frist a) die Rechtsaufsichtsbehrde den Beschluss beanstandet hat oder

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b) die Verletzung der Verfahrens- und Formvorschrift gegenber dem Landkreis unter Bezeichnung des Sachverhalts, der die Verletzung begrnden soll, schriftlich geltend gemacht worden ist. Ist eine Verletzung nach Satz 2 Nr. 3 oder 4 geltend gemacht worden, so kann auch nach Ablauf der in Satz 1 genannten Frist jedermann diese Verletzung geltend machen. Beschreibung 1. Das dominierende Stilprinzip der brokratischen Formalisierung (vgl. 2.4), das die Gestaltung des Beispieltextes bestimmt hat, ist vor allem erkennbar an Mitteln einer unpersnlichen, formelhaften Ausdrucksweise: Passivkonstruktionen (wird bekannt gemacht, wurde erteilt, wird genehmigt), Umschreibungen von Personenbezeichnungen durch Namen von Institutionen (Kreistag, Regierungsprsidium, Landratsamt, Rechtsaufsichtsbehrde); an Mitteln zum Erzeugen amtlichen Nachdrucks: speziellen Pronominaladverbien (hiermit, auch hiervon, hierfr), speziellen Amtsprpositionen (gem, auch infolge, mangels, bezglich), hinzugefgten Amtstiteln (Landrat), juristischen Professionalismen (Haushaltssatzung, Genehmigung, Landkreisordnung, Gemeindeordnung, Verfahrens- und Formvorschriften, Gesetzwidrigkeit), Nominationsstereotypen (nichtidiomatischen festen Wortverbindungen wie Einnahmen und Ausgaben, schriftlich geltend machen); an formalisierten Gliederungsmitteln: Beispiele sind Zeichen der Abschnittsgliederung wie die Verbindung von Ziffern mit Paragraphenzeichen (1) und Zeichen der Absatzgliederung wie die Spiegelstriche; an Mitteln des nominalen, formelhaften Satzbaus: Funktionsverbgefgen (Genehmigung erteilen, die Ausfertigung der Satzung ist erfolgt statt die Satzung ist ausgefertigt), Konstruktionen mit nominalen Blcken, d.h. Substantivketten mit fortschreitender syntaktischer Unterordnung (Verletzung der Verfahrens- und Formvorschriften gegenber dem Landkreis). Die Nominalisierung des Satzbaus findet ihre Entsprechung in der Wortbildung, wo man auf vielgliedrige Komposita trifft: z.B. Eheunbedenklich30

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keitsbescheinigung, Vertragserfllungsbrgschaft, Rechtsbehelfserklrung. Amtlicher Nachdruck wird hufig auch mit Hilfe modaler Infinitive zum Ausdruck gebracht. Das sind Konstruktionen des Typs haben + zu + Infinitiv (haben zu erfolgen, haben sich einzufinden) oder sein + zu + Infinitiv (sind zu genehmigen, sind einzureichen). 2. Ein weiteres Stilprinzip der Behrdensprache ist Przision bzw. Genauigkeit (vgl. die im Beispieltext zu findenden zahlreichen Zeit-, Ortsund Datumsangaben, die Verweise auf Rechtsgrundlagen, die genaue Auflistung der Einnahmen und Ausgaben: fr den Zeitraum 01. Januar bis 31. Dezember 2000, Landkreis Chemnitzer Land, am 15. Dezember 1999, Landkreisordnung vom 19. Juli 1993, 178.164.200 DM u.a.). 3.4.6 Zur Abgrenzung von Behrdensprache und Amtssprache: In der sozio- bzw. variettenlinguistischen Literatur wird Behrdensprache in der Regel als eine von mehreren funktionalen Varietten dargestellt, whrend mit Amtssprache der Tatbestand erfasst wird, dass es innerhalb eines nationalen Verbandes eine offizielle Sprache der Regierung und anderer Institutionen/Organe mit festgelegtem einzelsprachlichem Status gibt. Amtssprache bezeichnet folglich keine Variett (als Teilsprache einer Einzelsprache), sondern eine selbstndige Sprache mit funktionaler Markierung. Das Deutsche beispielsweise ist Amtssprache u.a. in Deutschland, sterreich, Liechtenstein, Luxemburg und der Schweiz. Darber hinaus wird der Terminus Amtssprache anstelle von Behrdensprache verwendet, um in mehrsprachigen Staatsgebilden den hochsprachlich geprgten Sektor der offiziellen Kommunikation zu erfassen. Ammon (2001, 19ff.) fhrt am Beispiel des Deutschen folgende Erscheinungsformen von amtssprachlicher Mehrsprachigkeit auf: 1. Deutsch ist nationale Amtssprache zusammen mit anderen Einzelsprachen: in der Schweiz (hier ist Deutsch Amtssprache neben Franzsisch, Italienisch und Rtoromanisch); in Luxemburg (hier ist Deutsch Amtssprache neben Franzsisch und Letzeburgisch). 2. Deutsch ist regionale Amtssprache, d.h. beschrnkt auf eine Provinz, Sprachinsel o.. innerhalb eines nationalen Verbandes:

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in der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens (hier ist Deutsch vorherrschende Amtssprache; Franzsisch wird subsidir verwendet); in der autonomen Provinz Bozen-Sdtirol in Italien (hier ist Deutsch Amtssprache neben Italienisch; gebietsweise wird auch Ladinisch verwendet). Das Beispiel Schweiz zeigt, dass aus dem gleichberechtigten Nebeneinander von Deutsch, Franzsisch, Italienisch und Rtoromanisch mehrere einzelsprachliche Behrden- bzw. Amtssprachen erwachsen, die dem jeweiligen einzelsprachlich gebundenen Variettengefge angehren. Ob Behrden- bzw. Amtssprache eine Variett oder eine selbstndige Sprache ist, muss in Abhngigkeit von der Sprachsituation eines mehrsprachigen Landes entschieden werden. 3.4.7 Empfohlene Literatur zur Vertiefung: Der Stil des ffentlichen Verkehrs (Riesel 1963, 437-443); Verwaltung (Amtsverkehr) (Fleischer/Michel/Starke 1996, 125-127); Sprache des ffentlichen Verkehrs (Lffler 1994, 117-120); Zu Nominationsproblemen im Bereich der Verwaltungskommunikation (Heinemann 1997); Analyse eines institutionellen Textes: pragmastilistisch (Fix/Poethe/Yos 2001, 82-94).

3.5 Pressesprache 3.5.1 Funktionale Charakteristik: Pressesprache ist eine Kommunikationsform, die sich im Rahmen des journalistischen Mediums Zeitung herausgebildet hat. Ihre Zweckbestimmtheit resultiert aus Aufgaben, die dem Journalismus in der Gesellschaft zukommen: ber aktuelle und die ffentlichkeit interessierende Ereignisse zu informieren und meinungsbildend zu wirken, d.h. einen Beitrag zur ffentlichen Meinungsbildung zu leisten. 3.5.2 Kommunikative Rahmenbedingungen der Pressekommunikation: Die Textproduzenten sind im Wesentlichen Journalisten und damit institutionell eingebunden (in eine Redaktion, Agentur u.a.). Der Rezipientenkreis besteht aus einem sozial heterogenen Massenpublikum, innerhalb dessen evtl. besondere Zielgruppen erreicht werden sollen. Journalisten und Rezipienten befinden sich in einer je anderen Situation. Die Journalisten befinden sich im Dienst, die Rezipienten nicht. Fr sie
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ist das Lesen einer Zeitung/Zeitschrift i.d.R. Privatsache; deshalb knnen sie auch entscheiden, ob sie die Zeitung lesen und was sie lesen. Die Kommunikationsgegenstnde mssen bestimmten journalistischen Anforderungen entsprechen (Aktualitt, Interessantheit, Unterhaltsamkeit u.a.). Der Kommunikationskanal ist schriftlich. 3.5.3 Gattungssprachen: In Anlehnung an Lger (1995, 22ff.) lassen sich unterscheiden: Pressesprache als Sprache einzelner Zeitungstypen (serise Presse, Boulevard- bzw. Regenbogenpresse, Tageszeitungen); Pressesprache als Sprache einzelner Publikationsorgane (DER SPIEGEL, BILD); Pressesprache als Sprache von Zeitungssparten bzw. -rubriken (Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport, Lokales u.a.). Andere Differenzierungsmglichkeiten erwachsen aus der Spezifik journalistischer Berufsrollen (Sport-, Wissenschafts-, Wirtschaftsjournalismus), aus der Spezifik von Journalismuskonzepten (sozialwissenschaftlicher, investigativer, populrer Journalismus) und Typen der journalistischen Stoffdarbietung (tatsachenbetontes und meinungsbetontes Darstellen). (Vgl. Lorenz 2002.) Anknpfend an Letztere kann man unterscheiden zwischen der Sprache der journalistischen Nachrichtengebung (Nachrichtensprache) und der Sprache der meinungsbildenden Kommentierung von Nachrichten (Meinungssprache). (Vgl. Hoffmann 2005.) Dies korrespondiert mit der funktionalen Charakteristik von Pressesprache (s.o., 3.5.1), wobei nicht bersehen werden sollte, dass der Journalismus auch eine Unterhaltungsfunktion hat. Nachrichten- oder Meinungssprache erscheinen dann unterhaltungsfunktional geprgt etwa als Sprache des Infotainments oder des Politainments. 3.5.4 Text- und Gesprchssorten: Nicht alle Zeitungstexte sind bekanntlich journalistische Texte: Wetterberichte, Kontakt-, Stellen- und Werbeanzeigen, Rtsel, Kochrezepte, Fortsetzungsromane u.a. weisen keine Merkmale der journalistischen Formung auf. Andererseits tragen Texte von Nichtjournalisten (Kommentare von politischen Publizisten, Leserbriefe, Meinungsumfragen) durchaus zur Erfllung der journalistischen Aufgaben bei und sind deshalb einzubeziehen. Sie werden hufig auch redaktionell bearbeitet. Als journalistische Text- und Gesprchssorten gelten u.a.: Zeitungsnachricht, Zeitungsbericht, Leitartikel, Presse33

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kommentar, Kunstkritik, Kolumne, Essay, Glosse, Portrt, Story, Reportage, Interview. 3.5.5 Sprachliches Erscheinungsbild: Beispieltext (vgl. POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN, 06.09.2001, 8); Textsorte Pressekommentar GEWALT GEGEN KINDER IN NORDIRLAND Hass ohne Grenzen In ihrer fast dreiigjhrigen Gewaltorgie hat es die IRA nicht geschafft, den Ruf ihrer katholischen Glaubensbrder derart in den Schmutz zu ziehen, wie es nun einer winzigen Gruppe protestantischer Betonkpfe fr die eigene Seite mhelos gelungen ist. Die Bewohner einer protestantischen Enklave in Nordbelfast haben mit ihrer Kampagne gegen wehrlose katholische Schulmdchen unermesslichen Schaden angerichtet. Die Kinder haben in den letzten drei Tagen mehr ber das Gift der gesellschaftlichen Spaltung und des konfessionellen Hasses gelernt, als sie bewltigen knnen. Die Anstifter sehen sich auch nach dem Bombenanschlag auf kleine Kinder unverndert als Opfer, aber die Reihen ihrer Verbndeten lichten sich. Quer durch das protestantisch-unionistische Spektrum findet eine Absetzbewegung statt. Denn viele Protestanten wissen, dass die Aktivitten ihrer Glaubensbrder kontraproduktiv sind. Nordirland liefert gengend Beispiele dafr, dass Gewaltanwendung gelegentlich die erwnschten politischen Frchte trgt. Es wre unrealistisch, diese unangenehme Einsicht zu leugnen. Aber wenn erwachsene Mnner mit Schaum vor dem Mund kleine Mdchen unfltig beschimpfen, und wenn anonyme Paramilitrs Mordanschlge auf Kinder verben, dann verschwindet das Bedrfnis der Auenstehenden, sich ber die Motive der Angreifer kundig zu machen. Es msste die vornehmste Aufgabe aller serisen protestantischen Politiker sein, ihren katholischen Mitbrgern zu versichern, dass die Zukunft Nordirlands nicht auf solchen Szenen erbaut werden soll. ali Beschreibung 1. Das dominierende Stilprinzip der journalistischen Formung (vgl. 2.4) konkretisiert sich entsprechend den journalistischen Hauptaufgaben als journalistische Objektivitt (Tatsachenbetontheit) und journalisti34

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sche Subjektivitt (Meinungbetontheit). Zu den Mitteln zum Ausdruck von Meinungen (Positionen, Haltungen) gehren (vgl. Beispieltext): negativ bewertende, abwertende Ausdrcke (Pejorativa): in den Schmutz ziehen, Kampagne, Schaden anrichten, kontraproduktiv, unfltig, auch Pejorativa mit emotionaler Wertungskomponente wie Gewaltorgie, Betonkpfe, Schaum vor dem Mund; positiv bewertende, aufwertende Ausdrcke (Meliorativa): vornehmst, seris; Mittel des Widersprechens, Sich-Distanzierens von anderen Meinungen: z.B. die Konstruktion sich als Opfer sehen im Textzusammenhang (Die Anstifter sehen sich auch nach dem Bombenanschlag auf kleine Kinder als Opfer [...]), auerdem Verben wie ablehnen, widersprechen, sich distanzieren und Konstruktionen wie etw. fr unwahr / falsch / schdlich halten; Mittel des Wollens und Wnschens: Modalverben (mssen u.a.), Konjunktivformen wie wre und msste (Es wre unrealistisch [...] Es msste die vornehmste Aufgabe [...] sein), auerdem Konstruktionen wie etw. fr notwendig / mglich / realisierbar halten. Zu ergnzen sind die Mittel des Zustimmens (zu anderen Meinungen), fr die der Text keine Beispiele liefert: Verben wie begren, untersttzen, zustimmen, Modalwrter wie wirklich, tatschlich, zweifellos und Konstruktionen wie etw. fr wahr / richtig / ntzlich halten. 2. Das Prinzip der journalistischen Objektivitt ist in unserem Beispieltext textsortenbedingt schwach ausgeprgt. Es ist erkennbar an Mitteln zur Wiedergabe und Darstellung von Tatsachen. Dazu gehren: Realienbezeichnungen (Eigennamen, Kalenderausdrcke, Zahlwrter): Nordirland, IRA, Nordbelfast, in ihrer dreiigjhrigen Geschichte, in den letzten drei Tagen (vgl. Beispieltext); die Mittel der objektiven Rededarstellung, mitunter Redewiedergabe genannt (vgl. Kurz u.a. 2002, 173ff.): a) neutrale redekennzeichnende Verben: sagen, uern, mitteilen, betonen; b) direkte Rede: Das Land Brandenburg braucht dringend einen Fonds fr Denkmalschutz, sagte Kulturministerin Wanka.; c) indirekte Rede: Wanka betonte, das Land Brandenburg brauche dringend einen Fonds fr Denkmalschutz.;
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d) abstrahierte Rede: Wanka: Brandenburg braucht dringend einen Denkmalfonds.; e) Tatsachenmitteilung mit Quellenangabe: Nach den Worten von Kulturministerin Wanka muss in Brandenburg ein Denkmalfonds eingerichtet werden.; f) Redebericht: Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) hat die rasche Einrichtung eines Denkmalfonds fr das Land gefordert. Dieser msse mindestens 25 Millionen Mark (ca. 12,8 Mio Euro) umfassen, sagte sie am Donnerstag in Luckenwalde. 3. Weitere mgliche und funktional begrndbare Stilprinzipien der Pressesprache sind Anschaulichkeit und Unterhaltsamkeit. Ersteres verbindet sich vor allem mit den Mitteln der Bildlichkeit (bildliche Vergleiche, Metaphern, Sprichwrter u.a.), Letzteres z.B. mit Sprachspielen aller Art. 3.5.6 Zur Abgrenzung von Pressesprache und Mediensprache: Die in 3.5.1 und 3.5.3 genannten Funktionen von Pressesprache sind auf andere journalistische bzw. journalistisch genutzte Medien (Hrfunk, Fernsehen, Internet) bertragbar. Mediensprache ist demzufolge in einem umfassenden Sinne die Sprache des Journalismus in den Massenmedien. Pressesprache bildet dabei die Bezugsvariett, um Gestaltungs- bzw. Prsentationsspezifika (Lorenz 2002, 154ff.) von Hrfunk, Fernsehen und Internet zu beschreiben. Darber hinaus kann Mediensprache aber auch als Oberbegriff fr drei verschiedene Kommunikationsformen in Anspruch genommen werden: fr die Sprache des Journalismus in den Massenmedien; fr die Sprache der Werbung in den Massenmedien, wobei auch hier Prsentationsspezifika bei der bermittlung von Werbebotschaften zu bercksichtigen sind; fr die Sprache der neuen Medien, wofr es bereits spezielle Bezeichnungen (z.B. Cyberslang) gibt (vgl. u.a. Wolf 2001). Die Sprache der neuen Medien manifestiert sich im Rahmen neuer Technoformen, d.h. Kommunikationsformen, die an eine bestimmte Kommunikationstechnik gebunden sind (Anrufbeantworter-, E-Mail-, SMS-, Chat-, Hypertextkommunikation u.a.) sowie im Rahmen neuer Textsorten bzw. Textsortenvarianten (Homepage, E-Mail-Roman, Video36

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Konferenz). Dabei ist untersuchenswert, wie sich hier das Verhltnis von Sprech- und Schreibsprachlichkeit (s.u., 2.3, Mediolekte) darstellt. 3.5.7 Empfohlene Literatur zur Vertiefung: Pressekommunikation (Bucher 1986); Pressesprache (Lger 1995); Analyse zweier Pressetexte: funktionalstilistisch, textsortenbezogen (Fix/Poethe/Yos 2001, 104-111); Stilistik fr Journalisten (Kurz u.a. 2002); Textmustervarianz am Beispiel von journalistischen Portrts (Hoffmann 2005, bes. 104-109).

3.6 Werbesprache 3.6.1 Funktionale Charakteristik: Werbesprache ist ein Kommunikationsmittel zur Anpreisung von Produkten, Dienstleistungen, Veranstaltungen, politischen Ideen usw. Die Textrezipienten (Adressaten) von Werbekommunikation sollen sich fr ein bestimmtes Produkt, eine bestimmte Dienstleistungsfirma, eine bestimmte Partei usw. entscheiden. 3.6.2 Kommunikative Rahmenbedingungen der Werbekommunikation: Die Kommunikationsteilnehmer treten nicht direkt miteinander in Verbindung. Um mglichst viele Textrezipienten (Adressaten) zu erreichen, wird nicht nur der ffentliche Straenraum, sondern es werden auch die journalistischen Medien genutzt. Als Textproduzenten i.e.S. sind die Werbetexter anzusehen, die hufig einer Werbeagentur angehren und somit institutionell eingebunden sind. Hinter den Werbetextern bzw. -agenturen stehen ein Unternehmen, eine Partei usw. als Auftraggeber. Werbetexte werden vielfach Personen in den Mund gelegt, die beispielgebend in die Rolle eines Kufers, Whlers usw. schlpfen. Hufig haben solche scheinbaren Textproduzenten Experten- oder Prominentenstatus, worin sich zugleich ein werbestrategischer Aspekt zeigt. Werbestrategische berlegungen erstrecken sich auch auf den Rezipientenkreis, indem eine Zielgruppe ins Auge gefasst wird, wobei soziodemographische Merkmale (Alter, Geschlecht, Einkommen), psychologische Merkmale (Denkweisen, Vorurteile, Vorlieben), soziologische Merkmale (z.B. Gruppennormen) und Konsumdaten (z.B. Konsumbedrfnisse) bestimmend werden knnen (vgl. Janich 1999, 21, mit Bezug auf medienwissenschaftliche Literatur). Die Textproduzenten befinden sich in einer Problemsituation, da sie eine Kommunikationsbarriere in Gestalt eines (unterstellten) kommunikativen Widerstandes gegen die Werbebotschaft zu berwinden suchen mssen. Die Textrezipienten bzw. -ad37

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ressaten befinden sich in einer Entscheidungssituation. Sie sehen sich vor die Entscheidung gestellt, ob sie entsprechend der aktuellen oder einer anderen, konkurrierenden Werbebotschaft handeln sollen. Natrlich gibt es auch die Mglichkeit, Werbebotschaften gnzlich an sich abprallen zu lassen oder gar nicht erst an sich heranzulassen. Manche schauen sich Werbesendungen lediglich des Unterhaltungswertes wegen an. 3.6.3 Gattungssprachen: Es ist zumindest zu unterscheiden zwischen der Sprache der kommerziellen Werbung (Reklamesprache) und der Sprache der politischen Werbung (Propagandasprache). Eine Differenzierungsmglichkeit der Reklamesprache besteht darin, Teilbereiche der kommerziellen Werbung ins Auge zu fassen: Auto-, Getrnke-, Kosmetik-, Medikamenten-, Haushaltsgerte-, Mbel-, Textilwaren-, Uhrenwerbung usw. 3.6.4 Text- und Gesprchssorten: Werbeanzeige, -plakat, -brief, -spot, Flyer, Trailer, Versandhauskatalog, Wahlkampfrede, Wahlprogramm, TV-Wahlkampfduell u.a. 3.6.5 Sprachliches Erscheinungsbild: Beispieltext Textsorte Werbeanzeige (Teilbereich Autowerbung) Jetzt noch schner: serienmig mit Diesel-Partikelfilter. Der Viano. So umweltfreundlich kann ein Van sein. Was Ihren Augen gefllt, wird jetzt auch der Umwelt gefallen. Denn den Viano gibt es als einziges Fahrzeug seiner Klasse ab sofort serienmig mit Diesel-Partikelfilter. Dieser verringert den Rupartikelaussto um mehr als 95%. Und das ohne Zusatzstoffe, selbstreinigend und ohne zustzliche Wartungen. Dank modernster Reinigungstechnik erfllt der Viano die Schadstoffnorm EU4/Gruppe III. Mehr zum umweltfreundlichen

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Viano erfahren Sie unter www.mercedes-benz.de/viano oder bei Ihrem Mercedes-Benz Partner. Mercedes-Benz Beschreibung 1. Werbesprache ist ein Instrumentarium zur anpreisend-persuasiven Gestaltung von Texten (vgl. 2.4). Werbetexte haben einen anpreisendpersuasiven Stil. Welche lexikalischen Stilmittel eignen sich fr die Realisierung dieses dominierenden Stilprinzips? Im Vergleich mit der Alltagssprache, wo gemeinsprachliche Gattungsbezeichnungen wie Auto bevorzugt werden, ist fr die Werbesprache die Verwendung von klangvollen Produktnamen kennzeichnend: Man sagt also nicht Auto, sondern Viano oder Van. Ein weiterer Wortschatzbereich wird aus Fachwrtern gebildet. Sie dienen der Herausstellung von Produkteigenschaften (DieselPartikelfilter, Rupartikelaussto, Schadstoffnorm EU4/Gruppe III). Mit Hilfe von Wertwrtern werden anpreisende Werturteile abgegeben (schn, umweltfreundlich, selbstreinigend, modern). Gefhlswrter hingegen versprechen, dass sich positive Gefhlszustnde einstellen, wenn man das Produkt erwirbt (gefallen in Was Ihren Augen gefllt). Weitere Beispiele fr Gefhlswrter aus der Autowerbung sind: Fahrspa, Freude (am Fahren), Traumauto. Was heit anpreisend-persuasiv fr die morphologische Ebene des Sprachsystems? Werbesprachlich markiert ist die Verwendung von Komparativen (in Verbindung mit der Intensivierungspartikel noch: noch schner) und Superlativen (modernst). Unter den Wortbildungsmustern spielen Augmentativkomposita, d.h. Komposita mit einer den Gegenstand vergrernden bzw. seine Bewertung intensivierenden Konstituente, eine besondere Rolle (Traumauto, hochattraktiv, supergnstig). Auffllig und deshalb besonders auf Werbewirksamkeit bedacht sind Rededarstellungskomposita (vgl. Hoffmann 2002a), d.h. Kom39

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posita mit einem ganzen Satz in der Form von direkter Rede (Was soll ich blo anziehen?-Anrufe, Damit treib ichs bunt-Hemden). Was heit anpreisend-persuasiv fr die syntaktische Ebene des Sprachsystems? Die werbesprachliche Syntax wird bewusst mit Merkmalen der Sprechsprache (spontanen gesprochenen Sprache) ausgestattet. Die Bevorzugung solcher Sprachvarianten erklrt sich aus den besonderen Umstnden (Rahmenbedingungen) der Werbekommunikation. Sowinski (1998, 62) schreibt dazu:
Der Satzbau in Werbetexten wird durch die Erfordernisse der appellativen Kommunikation, insbesondere des Rezeptionsvorgangs und der jeweils verwendeten Medien bestimmt. Autofahrer z.B., die an Plakaten vorbeifahren, haben kaum Zeit, deren Werbebotschaften zu lesen. Ein flchtiger Blick mu gengen. Plakate bieten deshalb meistens die krzesten Werbetexte. Aber auch die Leser von Illustriertenwerbung und die Zuschauer bei Fernsehwerbungen sind meistens nicht auf ein lngeres Verweilen und aufmerksames Wahrnehmen der Werbetexte eingestellt. Werbetexte mssen deshalb schnell und leicht verstanden werden. Lange Satzgebilde sind dafr wenig geeignet. Bevorzugt werden Kurzstze mit 17 Wrtern oder (fast nur im Haupttext) Stze mittlerer Lnge (mit etwa 820 Wrtern) [...].

2. Sprechsprachlichkeit steht mit Einprgsamkeit im Zusammenhang; die Werbebotschaft muss, soll der Persuasionsversuch glcken, im Gedchtnis haften bleiben. Eine besonders starke Anlehnung an die Sprechsprache wird erreicht, wenn auf die vollstndige Ausformung einfacher Stze verzichtet wird, so dass elliptische Konstruktionen entstehen (vgl. Jetzt noch schner: serienmig mit Diesel-Partikelfilter). Sprechsprachlich markiert sind auch die Bildung von Kurzstzen (vgl. So umweltfreundlich kann ein Van sein.), die syntaktische Isolierung von Teilstzen (vgl. Denn den Viano gibt es als einziges Fahrzeug seiner Klasse ab sofort serienmig mit Diesel-Partikelfilter.) sowie syntaktische Nachtrge (vgl. Und das ohne Zusatzstoffe, selbstreinigend und ohne zustzliche Wartungen.). 3. Mit anpreisend-persuasiv stehen die Stilprinzipien Eindringlichkeit und Originalitt im Zusammenhang. Eindringlichkeit wird erzeugt u.a. durch eine marktschreierische Tonlage (man denke an Werbespots in
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Hrfunk und Fernsehen, wo lautes und schnelles Sprechen praktiziert wird, oder an die Mehrfachwiederholung von Produktnamen, damit sie im Ohr bleiben). Originalitt zeigt sich u.a. im spielerischen Umgang mit der Ausdrucks- und/oder Bedeutungsseite von Phraseologismen (vgl. Ewald 1998; Hoffmann 2002a, 218f.). 3.6.6 Zur Abgrenzung von Werbesprache und journalistischer Mediensprache: Elise Riesel betrachtete die Sprache der Werbung als eine Erscheinungsart des Stils der Presse und Publizistik mit dem Argument, dass es gemeinsame Grundmerkmale gbe wie Streben nach berzeugungskraft [...] und Appell an die Gefhlswelt der Menschen (Riesel 1974, 166). Doch Bernhard Sowinski gibt bereits in seiner Stilistik von 1973 (vgl. Sowinski 1973, 22) den Hinweis, dass es auf Grund des Appellcharakters von Werbetexten ratsam sei, hier von einem eigenen Funktionalstilbereich (Sowinski sagt Funktionsstil) zu sprechen. Unsere Begrndung fr die Trennung von Presse- und Werbesprache liegt zum einen in der andersartigen funktionalen Charakteristik beider Varietten, zum anderen in den andersartigen dominierenden Stilprinzipien bzw. in den andersartigen sprachlichen Erscheinungsbildern. Indes ist nicht zu bersehen: Werbesprachliche Mittel konstituieren einen Teilbereich innerhalb der journalistischen Mediensprache, da es zu den kommunikativen Aufgaben im Kommunikationsbereich des Journalismus gehrt, mit den Mitteln der Werbung zu arbeiten, um die Aufmerksamkeit auf den journalistischen Text, die journalistische Sendung zu lenken und durch eine mglichst attraktive Gestaltung von Medienbeitrgen zum Lesen, Zuhren und Zuschauen zu animieren. Als werbesprachlich in diesem Sinne sind Stilmittel fr die Schaffung von Rezeptionsanreizen anzusehen, wie sie fr die Gestaltung von berschriften bzw. Titeln zur Verfgung stehen (vgl. Kurz u.a. 2002, 394ff.): lexikalische Neuschpfungen (Mit spaciger [= weltraumtauglicher] Unterwsche an die Brse); Synsthesien (Blonde Klnge); Aufzhlungsgruppen, z.B. Dreiergruppen mit und ohne Wortwiederholungen (ohne Wortwiederholung: Vital, farbig, poetisch; mit Wortwiederholung: Plakate, Plakate, Plakate); paradoxe Zeichenverknpfungen (Schwimmen im Lift); Alliterationen (Tolle Tattoos auf Tahiti).

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Von diesen und anderen Mitteln zu unterscheiden sind jene Flle, wo mittels Werbesprache ein journalistischer Beitrag, z.B. eine Filmdokumentation im Fernsehen, angepriesen wird. Diese anpreisenden Texte sind Werbetexte, keine journalistischen Texte. Die Verwendung werbesprachlicher Mittel in journalistischen Texten hingegen macht diese noch nicht zu Werbetexten. Ausschlaggebend fr die jeweilige Zuordnung sind der funktionale Kontext (Presse- bzw. Werbekommunikation) und das dominierende Stilprinzip (journalistisch geformt vs. anpreisend-persuasiv). 3.6.7 Empfohlene Literatur zur Vertiefung: Werbung (Sowinski 1998); Werbesprache (Janich 1999); Analyse eines Werbetextes: pragmastilistisch (Fix/Poethe/Yos 2001, 150-157); Werbesprache Gesamtsprache Sprachsystem. Eine variettenlinguistische Betrachtung (Hoffmann 2002a); Werbesprache als ein Gefge aus Stilregistern (Hoffmann 2002b).

Schlussbemerkungen

Die vorliegende Darstellung orientierte sich an Kernaussagen (Theoremen) der Funktionalstilistik, um ein mglichst schlssiges Konzept der funktionalen Varietten zu erarbeiten. Die wichtigsten Theoreme seien abschlieend zusammengestellt, und es sei zugleich auf Aspekte ihrer Umsetzung bei der vorliegenden Darstellung verwiesen: 1. In einer arbeitsteilig organisierten Gesellschaft haben sich fr spezielle kommunikative Aufgaben spezielle Sprachverwendungsmuster, die Auswahl und Kombination von Sprachvarianten bzw. -mitteln betreffend, herausgebildet. Der Zusammenhang von Sprache und Gesellschaft kommt also hier auf besondere Weise zum Tragen: als wechselseitiger Aufeinanderbezug von Kommunikationsbereichen (Alltag, Kunst, Wissenschaft, Brokratie, Journalismus, Werbung) und Sprachvarianten, die funktionale Teilsprachen einer Einzelsprache konstituieren (wie z.B. in Abbildung 1 dargestellt). 2. Der Zusammenhang zwischen dem jeweiligen Kommunikationsbereich der Sprache und den konkreten Sprachvarianten (Sprachmitteln) ist kein direkter, sondern ein ber Stilprinzipien (Auswahl- und Kombinationsprinzipien) vermittelter. Dabei waltet eine Hierarchie solcher Prinzi42

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pien, da sich einige als dominierend, den Kommunikationsbereich in magebender Weise charakterisierend erweisen. Sowohl der Algorithmus zur Ermittlung und Abgrenzung funktionaler Varietten (vgl. Abbildung 2) als auch die von Stilprinzipien ausgehende Beschreibung des sprachlichen Erscheinungsbildes einer jeden funktionalen Variett tragen diesem Theorem Rechnung. 3. Funktionale Varietten/Stile unterscheiden sich durch die Einbettung von sprachlichen Merkmalen und Merkmalskombinationen im Textzusammenhang. Es handelt sich um Textsprachen, d.h. Muster der stilistischen Organisation von Sprache im Text. Dies beherzigend, ging die Beschreibung der sprachlichen Erscheinungsbilder jeweils von einem Beispieltext aus; im Vordergrund stand der Nachweis dessen, wie die betreffenden Stilprinzipien realisiert wurden. Dabei erwies es sich als unumgnglich, auf gestalterische Aspekte von Textstrukturen einzugehen (vgl. etwa Beobachtungen zur dichtersprachlich geordneten Wiederaufnahme von Wrtern, zu wissenschaftssprachlichen Vor- und Rckverweisen, behrdensprachlichen Textgliederungsmitteln, pressesprachlichen Formen der Redewiedergabe). Die Bercksichtigung von kommunikativen Rahmenbedingungen, Gattungssprachen und Textsorten kann dazu beitragen, Textgestalterisches differenzierter funktional erklrbar zu machen. Funktionale Varietten/Stile dies sei zum Schluss vermerkt sind Erscheinungsformen der Sprache (Einzelsprache), ihre Verwendung hingegen eine Erscheinungsform von Text- und Gesprchsexemplaren. Diese beiden Blickrichtungen mssen einerseits auseinandergehalten, andererseits zusammengedacht werden. Einzelsprachen sind funktional variant, Text- und Gesprchsexemplare sind funktional variativ. Sie weisen Merkmale der Verwendung funktionaler Varietten auf. Wenn man funktionale Varietten als Textsprachen begreift, erweist sich der Rahmen einer Einzelsprache eigentlich als zu eng. Der Blick ist vielmehr von einer konkreten Einzelsprache auf die Gesamtsprache zu richten. Gesamtsprachen lassen sich im Unterschied zu Einzelsprachen als ein Kommunikationssystem beschreiben, nmlich als ein System diverser Kommunikationsformen, zwischen denen es regelhafte Beziehungen gibt. Kommunikationssysteme umfassen auer Varietten auch Textund Gesprchssorten (zusammenfassend: kommunikative Gattungen), Darstellungsarten, d.h. Muster der Themenentfaltung (z.B. Berichten, Beschreiben, Erzhlen, Argumentieren), Sprachhandlungsmuster (z.B.
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BITTEN, BEFEHLEN, GRSSEN, DANKEN), Stilklassen und Stilregister (vgl. 2.2) sowie Technoformen (z.B. Telefongesprch, Fernsehsendung, Hrbuch oder E-Mail- und Chat-Kommunikation; vgl. auch 3.5.6). Nicht einzel-, wohl aber gesamtsprachlich und funktionalstilistisch relevant sind darber hinaus spezielle sthetische Codes, z.B. der rhetorisch-sthetische Code (Stichwort: Stilfiguren), der typographisch-sthetische Code (Stichwrter: Layout, Textdesign) und der poetisch-sthetische Code (Stichwort: Gestaltungsmittel der poetischen Grogattungen Lyrik, Epik und Dramatik).

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