Validierung CFD
Validierung CFD
F [N] Kraftvektor
F
1
[ ] Erste
Uberblendungsvariable des k--SST Modells
F
2
[ ] Zweite
Uberblendungsvariable des k--SST Modells
F
p
[N] Druckkraft
F
v
[N] Schwerkraft
F
f
[N] Reibungskraft
g [m/s
2
] Erdbeschleunigung
g
i
[ ] allgemeine Stromungsgroe
g
i
[ ] Schwankungswert einer allgemeinen Stromungsgroe
G
i
[ ] Mittelwert einer allgemeinen Stromungsgroe
h [J/kg] spezische Enthalpie
h [mm] Stufenhohe
k [J] turbulente kinetische Energie
L
t
[m] charakteristische Lange
m [kg] Masse
m [kg/s] Massenstrom
Ma [ ] Machzahl
p [Pa] Druck
p
Q [W] Warmestrom
R [J/(kg K)] Gaskonstante
Re [ ] Reynoldszahl
S [1/s] absolute Schergeschwindigkeit
S
ij
[1/s] Komponenten des Schergeschwindigkeitstensors
t [s] Zeit
t
0
[s] Startzeit
t
I
[s] Zeitintervall
T [mm] maximale Dicke des Fl ugelprols
u [m/s] Geschwindigkeitskomponente in Richtung der x-Achse
u [m/s] Geschwindigkeitsvektor
U [m/s] Geschwindigkeit
U
t
[m/s] charakteristische Geschwindigkeit
U
[m/s] Schergeschwindigkeit
u
i
u
j
[ ] Komponente des Reynoldschen Spannungstensor
v [m/s] Geschwindigkeitskomponente in Richtung der y-Achse
V [m
3
] Volumen
w [m/s] Geschwindigkeitskomponente in Richtung der z-Achse
w
k
[ ] Wichtungsfaktor
x [m] Koordinate auf der x-Achse
X
r
[mm] R uckstromlange (reattachment point)
X
w
[mm] Wirbelausdehnung auf der x-Achse in der Symmetriebene
y [m] Koordinate auf der x-Achse
y
+
[ ] dimesionsloser Wandabstand
z [m] Koordinate auf der z-Achse
Griechische Formelzeichen
[W/m
2
K] Warme ubergangskoezient
[ ] Modellkonstante des k- und k--SST Modells
k
[ ] Koezienten der Ansatzfunktion (Variationsprinzip)
[ ] Modellkonstante des k- und k--SST Modells
k
[m
2
/s] Viskositatsfaktor der turbulenten kinetische Energie
[m
2
/s] Viskositatsfaktor der turbulenten Dissipationsrate
[m
2
/s] Viskositatsfaktor der spezischen turbulenten Dissipationsrate
[m] Grenzschichtdicke
ij
[ ] Kronecker-Delta
[ ] Dierentialquotient
h [m] Gitterschrittweite
[ ] Dissipationsrate der turbulenten kinetischen Energie
[ ] Residuum
[K] Temperatur
[ ] von Karmann Konstante
[kg/(m s)] Druckviskositat / zweiter Viskositatskoezient
[kg/(m s)] dynamische Viskositat
[m
2
/s] kinematische Viskositat
t
[m
2
/s] turbulente Viskositat
[kg/m
3
] Dichte
[Pa] Normalspannung
k
[ ] Modellkonstante des Standard-k-, k- und k--SST Modells
w
[m
2
/s
2
] Wandschubspannung
k
[ ] Formfunktion (Variationsprinzip)
[ ] Dierenzenquotient
[ ] Quellterm
[ ] Ansatzfunktion (Variationsprinzip)
[m
2
/s
2
] Potentialfunktion der Schwerkraft
[1/s] spezische turbulente Dissipationsrate
f
[1/s] spezische turbulente Dissipationsrate im Freistrombereich
[ ] Integrationsgebiet
Mathematische Operatoren
partieller Dierentialoperator
XVI
Nabla-Operator
Indizes
f bezogen auf die Reibung
h bezogen auf die Stufenhohe x
i Richtungskomponente einer Variablen
j Richtungskomponente einer Variablen
k Flachenkomponente eines Tensors
k bezogen auf die turbulente kinetische Energie
krit kritischer Wert
p bezogen auf den Druck
r R uckstromzone
ref Referenzgroe
t Turbulenz
v bezogen auf das Volumen
w bezogen auf die Wand
w Wirbel
wall wandnachster Gitterpunkt
x bezogen auf die Koordinate x
y bezogen auf die Koordinate y
z bezogen auf die Koordinate z
bezogen auf die turbulente Dissipationsrate
bezogen auf die kinematische Viskositat
bezogen auf die Scherspannung
in ungestorter Stromung
XVII
Kurzfassung
Die schnelle Entwicklung in der Computertechnik machte in den vergangenen Jahren die nume-
rische Stromungsberechnung zunehmend interessant f ur die Anwendung auf Ingenieursprobleme.
Durch die intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit in den letzten zwei Jahrzehnten sind eine
Vielzahl von Softwareprogrammen zur numerischen Stromungsberechnung entstanden.
Ziel dieser Arbeit ist der Vergleich und die Validierung der CFD-Programme OpenFOAM, AVL
Fire, FENFLOSS und ANSYS CFX. AVL Fire und ANSYS CFX reprasentieren in diesem Ver-
gleich die Gruppe der kommerziellen Software, OpenFOAM ist ein weit verbreitetes Open-Source
Softwarepaket und FENFLOSS ist eine akademische Software zur Stromungsberechnung. Grund-
lage f ur den Vergleich und die Bewertung sind zwei Testanwendungen, Backward-Facing Step und
Wing-Body Junction, und dazugehorige Versuchsergebnisse aus der ERCOFTAC Classic Collec-
tion Database. Neben den Ergebnissen der Berechnung mit gangigen Turbulenzmodellen werden
auch der Ressourcenbedarf, das Konvergenzverhalten und die Gittersensitivitat der vier getesteten
CFD-Programme bewertet.
ANSYS CFX zeigt die k urzesten Berechnungszeiten und das beste Konvergenzverhalten der ge-
testeten Programme. Die Ergebnisse f ur Speicherbedarf und Gittersensitivitat als auch die Be-
rechnungsergebnisse mit den verwendeten Turbulenzmodellen, Standard-k- und k--SST, sind
uberdurchschnittlich gut. AVL Fire liefert insgesamt befriedigende Ergebnisse. Positiv sind der
geringe Speicherbedarf und die geringste Gitterabhangigkeit beim Testfall Wing-Body Junction.
Negativ sind die sehr langen Berechnungszeiten, insbesondere im Vergleich zu ANSYS CFX, und
das mitunter sehr schlechte Konvergenzverhalten. Die Ergebnisse von OpenFOAM sind in allen
Punkten konkurrenzfahig mit den kommerziellen Softwarepakten. Hervorzuheben sind die guten
Berechnungsergebnisse, die guten Ergebnisse bez uglich Gittersensitivitat und der geringe Speicher-
bedarf von Ergebnisdateien. Die Qualitat der Ergebnisse und die Berechnungszeiten von FEN-
FLOSS sind auf dem Niveau von AVL Fire. Klare Vorteile bietet FENFLOSS bei der Anwendung
auf 2-dimensionale Problemstellungen, wo gute Berechnungsergebnisse von kurzen Berechnungszei-
ten erganzt werden.
Im Rahmen dieser Studienarbeit wird insbesondere das Leistungspotential der frei verf ugbaren
CFD-Software OpenFOAM im Vergleich zu den Programmen FENFLOSS und ANSYS CFX auf-
gezeigt. AVL Fire kann mit den in dieser Arbeit gewonnen Ergebnissen nicht uberzeugen.
XVIII
Abstract
Due to the fast computer development, Computational Fluid Dynamics (CFD) has became in-
creasingly interesting for engineering applications. Thus during the last decades a large number
of dierent CFD software packages has been developed out of intensiv research and development
endeavors.
Target of this student project is the comparison and validation of the CFD-software OpenFOAM,
AVL Fire, FENFLOSS and ANSYS CFX. AVL Fire and ANSYS CFX are commerical codes,
OpenFOAM an open source software package and FENFLOSS is an academic CFD-software. Two
testcases, a backward-facing step and a wing-bohy junction, and related experimental data from
the ERCOFTAC Classic Collection Database are the basis for the comparison and evaluation.
Additionally to the solutions of the simulations, the requirement of computational resources, the
convergence characteristics and the mesh sensitivity of the used software packages are judged.
ANSYS CFX needs the shortest computational time and has the best convergence behaviour from
all tested programmes. The results for storage media requirement and mesh sensitivity as well as
the results of the simulations with the used turbulence modells, Standard-k- and k--SST, are very
good. Overall AVL Fire provides sucient results. The low usage of hard disc space and the lowest
mesh sensitivity for the wing-body junction testcase are benicial. Negative are the long compu-
tational time, particulary in comparison to ANSYS CFX, and unstable convergence characteristic.
The results of OpenFOAM are competitive to the results of commercial CFD-software in every
particular issue. Especially the good simulation results, the low mesh sensitivity and the small hard
disc space needed for result les have to be highlighted. The quality of results and computational
time of FENFLOSS are on the same level as AVL Fire. FENFLOSS obviously has a big advantage
in simulating 2-dimensional applications, where good results are supplemented with short compu-
tational time.
Within the scope of this student project the capability of the open source CFD-software OpenFO-
AM in comparison to FENFLOSS and ANSYS CFX is presented. AVL Fire is not able to present
persuasive with the results of this thesis.
1
1 Einleitung
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Ingenieursalltag einem grundlegenden Wandel unter-
zogen. Verbunden mit der rasanten Entwicklung der Computertechnik stehen Ingenieuren heute
leistungsfahige digitale Werkzeuge f ur Forschung und Entwicklung zur Verf ugung. Die numerische
Stromungsmechanik, im englischen Computational Fluid Dynamics (CFD) genannt, ist ein solches
Werkzeug.
Durch die ressourcenintensiven Berechnungen im Rahmen der numerischen Stromungsmechanik
war lange Zeit ein Einsatz im alltaglichen Entwicklungsprozess nicht oder nur sehr eingeschrankt
moglich. Die Nutzung war weitestgehend auf die Forschung, die Meterologie oder auf Sonderan-
wendungen in der Luft- und Raumfahrt beschrankt. Erst durch die Verf ugbarkeit wirtschaftlich at-
traktiver und leistungsfahiger Computersysteme ist es moglich, die numerische Stromungsmechanik
auch f ur andere Entwicklungsaufgaben zu nutzen. Ferner konnte durch stetige Weiterentwicklung
der Losungsverfahren die Genauigkeit und die Aussagekraft der Ergebnisse bedeutend verbessert
werden. Als Folge hat die numerische Stromungsmechanik wahrend der letzten zwei Jahrzehnte in
verschiedene Branchen vermehrt Einzug gehalten. Dazu gehoren neben der Luft- und Raumfahrt,
thermische und hydraulische Stromungsmaschinen, die Automobilindustrie, Marineanwendungen,
das Bauingenieurwesen und die Verfahrenstechnik.
Die Stromungssimulation bietet vielfaltige Vorteile. F ur die Grundlagenforschung ist eine bessere
Einsicht in Stromungsvorgange moglich und es kann ein tieferes Verstandnis f ur die Stromungs-
physik erlangt werden. Bei der Entwicklung neuer Produkte ist neben einer Kostenreduzierung
auch eine Verk urzung der Entwicklungszeiten moglich. Simulationen sind bereits in einem sehr
fr uhen Entwicklungsstadium moglich und es kann zu einem sehr fr uhen Zeitpunkt mit der Opti-
mierung des Produktes begonnen werden. Die Anzahl kosten- und zeitintensiver Experimente kann
deutlich reduziert werden. Trotz dieser Vorteile darf nicht vergessen werden, dass die numerische
Stromungssimulation auf Modellvorstellungen beruht. Es werden verschiedene Annahmen getroen
und Vereinfachungen gemacht. Komplexe Probleme werden im alltaglichen Gebrauch durch we-
niger rechenintensive Modelle ersetzt. Exemplarisch f ur diese Praxis sind Turbulenzmodelle. Eine
detailierte Auosung der turbulenten Stromung ist heute mittels Direkter Numerischer Simulation
(DNS) moglich, aber aufgrund mangelnder Computerressourcen bleibt dies noch f ur viele Jahre
bzw. Jahrzehnte der Grundlagenforschung vorbehalten.
2 1 Einleitung
Diese Modellvorstellung sind ein magebender Grund f ur die Notwendigkeit ausf uhrlicher und de-
tailierter Validierungen neuer Simulationswerkzeuge oder Anwendungs- und Berechnungsmetho-
diken. Neben dem Vergleich mit experimentell ermittelten Versuchsergebnissen, ist auch der Ver-
gleich mit bestehenden Losungen von Bedeutung. Das groe Anwendungsspektrum der numerischen
Stromungsberechnung und die vielfaltigen Losungsverfahren haben eine groe F ulle von Software-
Paketen hervorgebracht.
Ziel dieser Arbeit ist der Vergleich und die Validierung gangiger Programme zur numerischen Stro-
mungssimulation. Untersucht werden die Programme ANSYS CFX, AVL Fire, FENFLOSS und
OpenFOAM. Die Leistungfahigkeit der Programme soll an gangigen und aussagekraftigen Testbei-
spielen bewertet werden. Ferner dient dieser Vergleich zur Evaluation des frei verf ugbaren Glei-
chungslosers OpenFOAM, welcher zunehmend Anwendung in Forschung und Entwicklung ndet.
OpenFOAM bietet neben der kostenlosen Verf ugbarkeit, den Vorteil eines einsehbaren und mo-
dizierbaren Quellcodes. Das Programm bzw. die Losungsalgorithmen konnen auf die jeweiligen
Bed urfnisse und Vorlieben des Anwenders angepasst werden.
3
2 Grundlagen
In diesem Kapitel sollen die physikalischen und mathematischen Grundlagen auf denen diese Ar-
beit basiert erlautert werden. Wichtige Gleichungen werden vorgestellt und ihre Herleitung an-
gesprochen. F ur ein einfacheres Verstandnis dieser Arbeit werden relevante Zusammenhange der
Stromungsphysik kurz erklart. Anschlieend werden die Grundgleichungen der Stromungslehre wie-
dergegeben und kurz erlautert. Darauf aufbauend folgen die f ur die numerische Stromungsmechanik
wichtigen Grundlagen und Gleichungen. Ferner wird auf die Turbulenzmodellierung und die nume-
rischen Methoden naher eingegangen.
Leider konnen nicht alle Grundlagengebiete in dieser Arbeit abgedeckt werden. Grundlegende
Kenntnisse auf den Gebieten der Thermodynamik, Stromungslehre und der Hoheren Mathematik
werden daher vorausgesetzt. F ur ein detailiertes und umfangreiches Grundlagenstudium im jewei-
ligen Fachgebiet, Herleitungen von Gleichungen und Behandlung von Sonderfallen wird auf die
einschlagige Fachliteratur und insbesondere auf die zu den einzelnen Themengebieten gegebenen
Literaturempfehlungen verwiesen.
2.1 Grundlagen der Stromungsphysik
Im Folgenden werden notwendige Grundlagen und Grundgleichungen aus den Fachbereichen Stro-
mungsmechanik und Thermodynamik angesprochen und erklart. Die vorgestellten Grundlagen ba-
sieren auf der Annahme, dass das Fluid idealisiert als Kontinuum betrachtet werden kann. Dar uber
hinaus werden im Rahmen dieser Arbeit stets inkompressible, newtonsche Fluide in isothermer
Umgebung betrachtet.
2.1.1 Massenerhaltung
Die Massenerhaltung stellt ein elementares Grundgesetz der Fluidmechanik dar. Wird das Fluid
in einem innitisimalen Kontrollvolumen betrachtet, so besteht die
Anderung der Masse aus der
Summe der Massen usse uber die Oberachen.
4 2 Grundlagen
Bei der Herleitung bzw. Betrachtung der Massenerhaltung muss zwischen kompressiblen und inkom-
pressiblen Fluiden unterschieden werden. Kompressible Fluide andern ihre Dichte unter Druckdie-
renzen. Bei inkompessiblen Fluiden gibt es keine oder vernachlassigbare Dichteanderung aufgrund
von aueren Kraften. Die Dichte ist ausschlielich von der Temperatur abhangig. Beispiel f ur ein
inkompressibles Fluid ist Wasser. Auch Luft kann f ur Mach-Zahlen Ma 0.3 als inkompressibel
angenommen werden. Wird die Mach-Zahl groer als 0.3 ist diese Idealisierung nicht mehr zulassig
und Luft muss als kompressibel betrachtet werden.
Zur Herleitung der Massenerhaltungsgleichung, in der Regel als Kontinuitatsgleichung bezeichnet,
werden die Massen usse durch die Oberachen des Kontrollvolumens in einstromende (Index 1)
und ausstromende (Index 2) Massen usse unterteilt.
m
x1
= udy dz (2.1)
m
x2
= [ u +
x
(u) dx] dy dz (2.2)
m
y1
= v dxdz (2.3)
m
y2
= [ v +
y
(v) dy] dxdz (2.4)
m
z1
= wdxdy (2.5)
m
z2
= [ w +
z
(w) dz] dxdy (2.6)
Die Dichteanderung im Kontrollvolumen f ur kompressible Gase ist deniert als
t
dxdy dz. (2.7)
Aus den Massen ussen uber die Oberachen des Kontrollvolumens und der Dichteanderung im
Kontrollvolumen folgt die Kontinuitatsgleichung f ur kompressible Fluide. Damit ist die Kontinui-
tatsgleichung f ur kompressible Fluide
t
+
x
(u) +
y
(v) +
z
(w) = 0 (2.8)
oder in symbolischer Schreibweise
t
+ u = 0. (2.9)
Analog dazu ist die Kontinuitatsgleichung f ur ein inkompressibles Fluid, f ur welches die Dichte
2.1 Grundlagen der Stromungsphysik 5
konstant ist ( = konst. ),
u
x
+
v
y
+
w
z
= 0 (2.10)
oder in symbolischer Schreibweise ausgedr uckt
u = 0. (2.11)
In Gleichung 2.10 bzw. 2.11 ist zu erkennen, dass bei einem inkompressiblen Fluid das einstromende
und das ausstromende Volumen gleich sein muss.
2.1.2 Impulserhaltung
Die Impulserhaltung beruht auf dem Newtonschen Grundgesetz, welches im Jahr 1687 von Isaac
Newton
1
veroentlicht wurde. Demnach ist die Kraft gleich dem Produkt aus Masse und Beschleu-
nigung.
F = m
d
dt
u (2.12)
Dabei ist die Masse durch die Dichte sowie das Volumen bestimmt und lautet
m = dxdy dz. (2.13)
Die totale Beschleunigung, auch substantielle Beschleunigung genannt, wird durch die lokale Be-
schleunigung und die konvektive Beschleunigung gebildet. Konvektive Beschleunigung bezeichnet
beispielsweise die Beschleunigung der Stromung durch die Querschnittsanderung in einer D use. Die
totale Beschleunigung ist somit
du
i
dt
=
u
i
t
+
u
i
x
j
dx
j
dt
. (2.14)
Die Summe der aueren Krafte
x
i
dxdy dz mit = g z. (2.18)
Der Spannungstensor
ij
behinhaltet die einzelnen Komponenten der Reibungsspannung und ist
als
ij
=
_
_
_
11
12
13
21
22
23
31
32
33
_
_
_
(2.19)
deniert.
Aus den Gleichungen (2.13) bis (2.17) kann der Impulssatz, mit dV = dxdy dz und u
j
=
dx
j
dt
, nun
gebildet werden und lautet
( dV )
_
u
i
t
+u
j
u
i
x
j
_
=
p
x
i
dV g
i
dV +
ji
x
j
dV. (2.20)
2.1.3 Thermodynamische Grundlagen
Energieerhaltung
Die Energieerhaltung, auch als 1. Hauptsatz der Thermodynamik bekannt, stellt einen elementaren
Zusammenhang der Natur- und Ingenieurwissenschaften dar. Der 1. Hauptsatz besagt, dass in einem
abgeschlossenen System keine Energie erzeugt oder vernichtet werden kann. Eine Energieanderung
im System kann nur dann erfolgen wenn von Auen Warme oder Arbeit zugef uhrt wird bzw. Warme
oder Arbeit nach Auen abgef uhrt wird.
2.1 Grundlagen der Stromungsphysik 7
F ur ein oenes stationares System ist der 1. Hauptsatz
Q+P = m[h +
1
2
u
2
+g z]. (2.21)
Thermische Zustandsgleichung f ur ideale Gase
Die thermische Zustandsgleichung f ur ideale Gase, auch ideale Gasgleichung genannt, bildet einen
funktionellen Zusammenhang von thermodynamischen Zustandsgroen und beschreibt die Eigen-
schaften eines idealen Gases. Es ist moglich die thermische Zustandsgleichung bezogen auf die Masse
oder auf die Stomenge zu denieren.
Bezogen auf die Masse lautet die thermische Zustandsgleichung
p V = m R mit R
Luft
= 287 [
J
kg K
] aus [1]. (2.22)
2.1.4 Stromungsformen
Es gibt zwei grundlegende Arten von Stromung: die laminare und die turbulente Stromung.
Die laminare Stromung wird charakterisiert durch ein gleichgerichtetes, geschichtetes Stromungs-
bild, ohne der Hauptstromungsrichtung uberlagerte Querstromungen. Typischerweise bildet sich
bei der laminaren Stromung ein parabolisches Geschwindigkeitsprol aus. Beim
Uberschreiten der
kritischen Reynoldszahl Re
krit
schlagt die laminare Stromung in turbulente Stromung um. Die
turbulente Stromung ist durch Wirbelbildung, starke Geschwindigkeits-, Druck- und Richtungs-
schwankungen von Querstromungen gekennzeichnet. Turbulenzen sind stark zufallig, stark dissi-
pativ, mischungsinteniv, komplex, immer dreidimensional und instationar. Im Vergleich zu einer
laminaren Stromung bildet sich ein hoher Geschwindigkeitsgradient in Wandnahe aus.
Erste Untersuchungen zur turbulenten Stromung wurden von Osborne Reynold
2
im Jahre 1883 an
einer Rohrstromung gemacht. Die kritische Reynoldszahl ist allgemein stark von den Zustrombedin-
gungen abhangig. F ur Rohrstromungen unter technischen Anwendungsbedingungen wird Re
krit
=
2300 als Richtwert angenommen. Eine detailiertere wissenschaftliche Betrachtung von turbulenten
Stromungen ndet sich in [2].
2.1.5 Grenzschicht-Theorie
Die Grenzschicht-Theorie wurde im Jahre 1904 von Ludwig Prandtl
3
entwickelt. Allgemein wird
mit der Grenzschichttheorie beschrieben, dass sich aufgrund der Haftbedingung an der Wand,
2
irischer Physiker (18421912)
3
deutscher Physiker (18751953)
8 2 Grundlagen
Abb. 2.1: Turbulente Stromung um eine Kugel [3]
zwei Stromungsbereiche ausbilden. Direkt an der Wand bildet sich die Grenzschicht. Innerhalb
der Grenzschicht wird die Stromung, ausgehend vom Stillstand unmittelbar an der Wand, sehr
stark beschleunigt. Bei hinreichendem Abstand zur Wand, abhangig von der Reynoldszahl, ndet
sich die vollausgebildete Stromung, welche den zweiten Stromungsbereich bildet.
Wie bei der Betrachtung einer herkommlichen Stromung gibt es auch bei der Grenzschicht die
zwei Typen, die laminare und die turbulente Grenzschicht. Die kritische Reynoldszahl f ur den Um-
schlag der laminaren zur turbulente Grenzschicht ist abhangig vom Turbulenzgrad der Anstromung
3.5 10
5
Re
krit
10
6
f ur eine langs angestromte Platte mit spitzer Vorderkante. Die kritische
Reynoldszahl ist dabei abhangig von der Lauang der Grenzschicht.
Re
x,krit
=
_
U x
_
krit
(2.23)
Am Beispiel einer langs angestromten Platte bedeuted dies anschaulich, dass nach einer bestimm-
ten Plattenlange die laminare Grenzschicht zwangslaug in eine turbulente Grenzschicht umschlagt.
Der Umschalg von einer laminare in eine turbulente Grenzschicht erfolgt nicht plotzlich, sondern in
einem Bereich endlicher Lange, welcher als Transitionsbereich bezeichnet wird. Die Grenzschicht-
Abb. 2.2: Bildung einer laminaren Grenzschicht an einer langs angestromten Platte [4]
dicke (x) einer laminaren Grenzschicht ist eine mit der Laufkoordinate x monoton wachsende
Funktion. F ur eine langs angestromte Platte bedeutet dies, dass mit zunehmender Lange der Platte
die Grenzschichtdicke zunimmt. Die Grenzschichtdicke ist nicht als feste Grenze zwichen Grenz-
2.2 Grundlagen der Numerischen Stromungsmechanik 9
schichtstromung und vollausgebildetem Stromungsbereich zu sehen, da sich der
Ubergang zwischen
den beiden Stromungsbereichen kontinuierlich vollzieht, so dass eine prazise Trennlinie nicht fest-
gelegt werden kann.
Da es sich bei der Grenzschichtdicke um eine k unstlich eingef uhrte Groe handelt, kann sie nur
abgeschatzt werden. F ur eine laminare Grenzschicht an einer langs angestromten Platte gilt:
99
(x) = 5
_
x
U
(2.24)
Die Grenzschichtdicke
99
ist die Dicke, bei der die Geschwindigkeit in der Grenzschicht 99 % der
Geschwindigkeit in der vollausgebildeten Stomung ist [4].
Im Vergleich zur laminaren Grenzschicht ist die turbulente Grenzschicht dicker und es ist ein wei-
terer Stromungsbereich zu erkennen. Innerhalb der turbulenten Grenzschicht bildet sich in unmit-
Abb. 2.3: Entwicklung einer Grenzschicht an einer langs angestromten Platte [5]
telbarer Wandnahe eine viskose Unterschicht aus, welche nicht turbulent ist, sondern aufgrund
der hohen Reibungskrafte weiter laminar bleibt. Diese viskose Unterschicht nimmt ungefahr 1 %
der turbulenten Grenzschicht ein. Ist die viskose Unterschicht hoher wie die hochste Unebenheit
bzw. Rauhigkeit der Wand, so spricht man von einer hydraulisch glatten Wand, im anderen Fall
von einer hydraulisch rauhen Wand. Bei einer hydraulisch rauhen Wand steigt der Widerstand im
Vergleich zur hydraulisch glatten Wand stark an, da die Turbulenzen in der Grenzschicht mit den
Rauhigkeiten der Wand in Kontakt kommen und eine zusatzliche Reibung induzieren.
2.2 Grundlagen der Numerischen Stromungsmechanik
Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte wurden vielfaltige Verfahren zur numerischen Losung von
Bewegungs- und Transportgleichungen entwickelt. Im Allgemeinen basieren jedoch alle numerischen
Losungsverfahren in der Stromungsmechanik auf dem selben Grundger ust. Am Anfang steht ein ma-
thematisches Modell, bestehend aus Dierentialgleichungen und Randbedingungen. Anschlieend
muss eine Diskretisierungmethode f ur die Losung der Dierentialgleichungen gewahlt werden, um
aus den Dierentialgleichungen algebraische Gleichungen zu erhalten. Die wichtigsten und bekann-
10 2 Grundlagen
testen Diskretisierungsmethoden sind die Finite-Dierenzen-Methode, die Finite-Volumen-Methode
und die Finite-Elemente-Methode. Aufbauend auf der Diskretisierung wird ein Berechnungsgitter
erstellt, welches die Diskretisierng auf die untersuchte Geometrie bezieht. Dieses Berechnungsgitter
f uhrt, je nach Diskretisierungsmethode, zu einer endlichen Anzahl von Elementen bzw. Volumen des
Berechnungsgebiets. Nach der Auswahl eines Berechnungsgitters muss, abhangig von der Diskreti-
sierungsmethode, eine nite Approximation erfolgen, welche das Verhalten der Variablen zwischen
den diskretisierten Punkten wiedergibt. Beispielsweise muss bei Verwendung der Finite-Elemente-
Methode eine Ansatzfunktion gewahlt werden, bestehend aus Form- und Wichtungsfunktionen. F ur
das aufgestellte, meist sehr groe, Gleichungssystem muss abschlieend ein geeignetes Losungsver-
fahren gewahlt und Konvergenzkriterien deniert werden [6].
Wird, wie bereits angesprochen, das Fluid als ein Kontinuum angesehen, so bilden die Navier-Stokes-
Gleichungen die zentralen Gleichungen f ur numerische Verfahren in der Stromungsmechanik. Ziel
der numerischen Stromungsmechanik ist im Allgemeinen die Navier-Stokes-Gleichungen zu losen.
Eine exakte Losung der Navier-Stokes-Gleichung ist nur f ur wenige bestimmte Probleme moglich
und dadurch f ur Ingenieursanwendungen nicht einsetzbar. Daher werden Naherungslosungen f ur
die Navier-Stokes-Gleichungen gesucht.
Die Navier-Stokes-Gleichungen gehen von einem Newtonschen Fluid als Medium aus. Newtonsche
Fluide sind durch einen proportionalen Zusammenhang zwischen den auftretenden Schubspannun-
gen und Schergeschwindigkeiten charakterisiert.
Die Beziehung zwischen Schubspannung und Schergeschwindigkeit f ur ein newtonsches Fluid sind
xx
=
_
u
x
+
v
y
+
w
z
_
+ 2
u
x
(2.25)
yy
=
_
u
x
+
v
y
+
w
z
_
+ 2
v
y
(2.26)
zz
=
_
u
x
+
v
y
+
w
z
_
+ 2
w
z
(2.27)
xy
=
_
u
y
+
v
x
_
(2.28)
xz
=
_
u
z
+
w
x
_
(2.29)
yz
=
_
v
z
+
w
w
_
. (2.30)
In Tensorschreibweise zusammengefasst ergibt sich
ij
=
u
k
x
k
ij
+
_
u
i
x
j
+
u
j
x
i
_
. (2.31)
2.3 Numerische Behandlung turbulenter Stromungen 11
Im Rahmen der proportionalen Beziehung zwischen Schubspannungen und Schergeschwindigkeiten
bei einem Newtonschen Fluid tritt der zweite Vikositatskoezient , auch Druckviskositat genannt,
auf. F ur Bewegungsgleichungen wird durch die von George Gabriel Stokes
4
1849 denierte Stokes-
Hypothese mit
3 + 2 = 0
=
2
3
(2.32)
bestimmt.
Obwohl es f ur diese Hypothese keinen eindeutigen physikalischen Beweis gibt, ist sie wissenschaftlich
anerkannt. Seit der Veroentlichung konnte durch unzahlige verschiedene Experimente die Stokes-
Hypothese nachgepr uft werden.
Durch Einsetzen der Beziehungen zwischen Schubspannungen und Schergeschwindigkeiten sowie
der Stokes-Hypothese in die Impulsgleichungen erhalt man die Navier-Stokes-Gleichungen
_
u
i
t
+u
j
u
i
x
j
_
=
p
x
i
x
i
+
x
j
_
_
u
i
x
j
+
u
j
x
i
_
2
3
u
k
x
k
ij
_
. (2.33)
Wie in Gleichung (2.33) zu erkennen ist, ist diese Gleichung abhangig von der Dichte des Fluids und
gilt somit f ur kompressible Fluide. Da im Rahmen dieser Arbeit ein isothermes Problem mit einem
inkompressiblen Fluid betrachtet wird, kann die Navier-Stokes-Gleichung vereinfacht werden, in
dem die Dichte als konstant angenommen wird. Ferner werden Druck- und Schwerkraft zu p
=
p + zusammengefasst und die kinematische Viskositat =
eingef uhrt.
_
u
i
t
+u
j
u
i
x
j
_
=
1
x
i
+
x
j
_
_
u
i
x
j
+
u
j
x
i
__
(2.34)
Die Navier-Stokes-Gleichungen gemeinsam mit der Kontiunitatsgleichung (2.11) bilden ein Glei-
chungssystem von 4 Gleichungen mit 4 Unbekannten (u, v, w, p).
2.3 Numerische Behandlung turbulenter Stromungen
Die numerische Stromungssimulation eines turbulenten Systems ohne Turbulenzmodelle wird im
Allgmeinen mit direkter numerischer Simulation bezeichnet. F ur eine direkte numerische Simu-
4
irischer Mathematiker und Physiker (18191903)
12 2 Grundlagen
lation (DNS) ist eine detailierte Abbildung aller auftretenden Wirbelstrukturen in der turbulen-
ten Stromung durch die Diskretisierung bzw. das Berechnungsgitter erforderlich. Ferner ist eine
ausreichende Auosung der Grenzschicht notwendig. F ur Ingenieursanwendungen, bei denen die
Reynoldszahl in der Regel uber 10
6
liegt, erfordert dies eine auerst detailierte Diskretisierung,
welche groe Gleichungssysteme und dadurch lange Rechenzeiten zur Folge hat. Mit heute verf ug-
baren Rechenressourcen ist DNS im Ingenieursalltag nicht einsetzbar. Schatzungen gehen davon
aus, dass die direkte numerische Simulation f ur den alltaglichen Entwicklungsprozess voraussicht-
lich um das Jahr 2080 verf ugbar sein wird [5].
Um die Stromungssimulation von Ingenieursproblemen zu ermoglichen, wurden verschiedene An-
satze entwickelt um einen mehr oder minder groen Teil der Turbulenzen, die dadurch entstehenden
Wirbel und die Auswirkungen der Turbulenz auf die Stromung durch Modelle abzubilden. Dadurch
kann eine weniger detailierte Diskretisierung angewandt werden und die Anzahl der zu losenden
Gleichungen verringert sich betrachtlich. Die magebenden Ansatze f ur die Turbulenzmodellierung
sind die Reynolds-gemittelten Gleichungen, die Very-Large-Eddy-Simulation und die Large-Eddy-
Simulation.
Wie in Abbildung 2.4 zu sehen ist, unterscheiden sich die Ansatze durch die Menge der direkt
berechneten Wirbelstrukturen. Diese Wirbelstrukturen werden durch ihr Energiespektrum charak-
terisiert.
Abb. 2.4: Spektrum der verschiedenen Losungsansatzen f ur turbulente Stromungen [5]
2.3 Numerische Behandlung turbulenter Stromungen 13
2.3.1 Reynolds-gemittelte Gleichungen
Die Reynolds-gemittelten Gleichung (RANS)
5
, entsprechen einer statistischen Betrachtung der
turbulenten Stromung. F ur Ingenieursanwendungen ist es in der Regel nicht notwendig alle turbu-
lenten Geschwindigkeits- und Druckschwankungen detailiert zu kennen. Die Kenntniss der gemit-
telten Stromung ist meist ausreichend. Daher wird die Stromung dierenzierter betrachtet und in
Mittelwert und Schwankungswerte aufgeteilt.
Abb. 2.5: Trennung der Geschwindigkeitsanteile einer turbulenter Stromung [5]
Durch die Trennung von Mittelwert und Schwankungswerten ist eine allgemeine Stromungsgroe
exemplarisch als
g
i
= G
i
+g
i
(2.35)
deniert.
Der Mittelwert G
i
reprasentiert eine geordnete Grundstromung und wird durch Integration uber
ein hinreichend kurzes Zeitintervall bestimmt
G
i
=
1
t
I
t
o
+t
I
_
t
o
g
i
dt. (2.36)
Wird eine Integration uber das Zeitintervall t
I
auf den Schwankungswert g
i
angewendet so ergibt
sich
t
o
+t
I
_
t
o
g
i
dt = 0. (2.37)
5
vom englischen Begri Reynolds Averaged Navier-Stokes
14 2 Grundlagen
Wie bereits angesprochen muss das Zeitintervall t
I
f ur die Mittelung der Stromungsgroen hinrei-
chend klein im Bezug auf die instationare Hauptstromung gewahlt werden. Das Zeitintervall muss
jedoch notweniger Weise deutlich groer sein als der Zeitmastab der turbulenten Bewegungen bzw.
der turbulenten Schwankungen. Die Mittelung wird auf alle zu losenden Gleichungen angewandt,
so dass sich ein neuer, zeitgemittelter Satz von Gleichungen ergibt.
Dieser besteht beispielsweise aus Reynolds-gemittelte Kontinuitatsgleichung
U
i
x
i
= 0 (2.38)
einer Reynolds-gemittelte Energiegleichung
t
+U
j
x
j
_
x
j
_
x
j
u
__
= (2.39)
und der Reynolds-gemittelte Navier-Stokes-Gleichungen
U
i
t
+U
j
U
i
x
j
=
1
P
x
i
+
x
j
_
_
U
i
x
j
+
U
j
x
i
_
u
i
u
j
_
. (2.40)
Das Gleichungssystem der Reynolds-gemittelten Gleichungen ist wegen der Korrelation der un-
bekannten Schwankungsbewegungen u
i
u
j
in den Reynolds-gemittelten Navier-Stokes-Gleichungen
nicht mehr geschlossen. Diese Korrelation wird als turbulente Spannungen oder Reynoldsche Span-
nungen bezeichnet, obwohl es physikalisch gesehen keine Spannungen sind. u
i
u
j
ist ein symmetri-
scher Tensor.
u
i
u
j
=
_
_
_
u
2
u
v
2
v
w
2
_
_
_
(2.41)
Um den Reynoldschen Spannungstensor zu losen und das Gleichungssystem der Reynolds-gemittelten
Gleichungen zu schlieen werden uberwiegend empirisch gewonnene Turbulenzmodelle verwendet.
2.3.2 Grobstruktursimulation
Die Grobstruktursimulation erfordet aufgrund ihrer detailierteren Auosung bedeutend groere
Computerressourcen wie eine Reynolds-gemittelte Berechnung. Aufgrund ihres groen Potentials
und aufgrund der schnellen Computerentwicklung ist die Grobstruktursimulation heute Gegenstand
intensiver Forschung.
2.3 Numerische Behandlung turbulenter Stromungen 15
Very-Large-Eddy-Simulation
Bei der Very-Large-Eddy-Simulation (VLES) werden groe, von der Geometrie induzierte Wirbel
vom Berechnungsmodell aufgelost und instationar berechnet. Das restliche, vorwiegend hochfre-
quente Turbulenzspektrum wird mit Turbulenzmodellen approximiert. VLES stellt damit einen
Mittelweg zwischen der vollen Modellierung von Turbulenzen und der direkten numerischen Simu-
lation dar. Die erzielte Genauigkeit f ur Ingenieursanwendungen ist in der Regel hoher und VLES
ist heute wirtschaftlich einsetzbar.
Large-Eddy-Simulation
Bei der Large-Eddy-Simulation (LES) werden groere Wirbel, die eine hohe Energie enthalten und
meist anisotrope Eigenschaften besitzen, aufgelost und instationar berechnet. Nur kleine Wirbel,
welche vom Berechnungsgitter nicht erfasst werden und isotrope Eigenschaften besitzen, werden
durch Turbulenzmodelle abgebildet. Die Large-Eddy-Simulation erfordert sehr feine und qualitativ
sehr hochwertige Berechnungsgitter um die direkt zu losenden Wirbel mit hinreichender Genau-
igkeit aufzulosen. Gemeinsam mit der stets dreidimensionalen und instationaren Berechnung sind
f ur eine Large-Eddy-Simulation groe Computerressourcen notwendig. F ur die Identizierung der
Wirbel muss eine raumliche Filterung erfolgen. Gangige Filter sind der Fourier-Filter, der Gau-
Filter und der Favre-Filter.
Derzeit ist die Large-Eddy-Simulation noch nicht f ur den alltaglichen Entwicklungsprozess einsetz-
bar. Die hohen Computerresourcen die f ur LES notwenig sind, wird eine Nutzung in industriellem
Umfeld auch in naher Zukunft verhindern.
Abb. 2.6: Aufteilung des Kolmogorov-Spektrums bei einer Large-Eddy-Simulation [5]
16 2 Grundlagen
2.4 Turbulenzmodellierung Reynolds-gemittelter Gleichungen
Die Vereinfachung und Approximation von turbulenten Stromungen benotigt f ur eine numerische
Losung Modelle, welche die Auswirkungen der Turbulenz auf die Stromung und die mit der Turbu-
lenz zusammenhangenden physikalischen Eekte approximiert und in vereinfachter Form wiederge-
ben. Ziel ist die turbulenten Schwankungen in der Stromung nachzubilden. Solche Modelle werden
Turbulenzmodelle genannt. Turbulenzmodelle konnen in verschiedene Klassen aufgeteilt werden.
Zum einen lassen sie sich durch die Anzahl der zusatzlich, zu den bereits vorgestellten Bewegungs-
und Transportgleichungen, zu losenden Dierentialgleichungen einteilen. Gangig sind Null-, Ein-
Gleichungs und Zwei-Gleichungs-Modelle. Bei Null-Gleichungs-Modellen werden keine zusatzlichen
Dierentialgleichungen gelost. Die Turbulenzmodellen bestehen aus analytischen Gleichungen. We-
gen ihrer verhaltnismaig guten Ergebnisse und dem uberschaubaren Rechenaufwand dominieren
bei Ingenieursanwendungen derzeit die Zwei-Gleichungs-Modelle.
Alle bisher angesprochenen Modelle basieren auf dem Wirbelviskositatsprinzpip. Es sind auch Mo-
delle verf ugbar, die nicht auf dem Wirbelviskositatsprinzip beruhen, beispielsweise die Reynolds-
Spannungs-Modelle. Bei den Reynolds-Spannungs-Modellen wird f ur jede Komponente des Reynold-
schen Spannungstensor eine Dierentialgleichung aufgestellt und gelost. Daraus folgen Turbulenz-
modelle, mit mindestens sechs zu losenden Dierentialgleichungen f ur die turbulenten Spannungen
und einer Dierentialgleichung f ur die turbulente Dissipation.
Aufgrund der Bedeutung f ur Ingenieursanwendung werden im Rahmen dieser Arbeit das Standard-
k- Modell und das k--SST Modell naher betrachtet. F ur weitere Informationen oder ein detai-
lierteres Studium der Turbulenzmodellierung sind die B ucher von Wilcox [7] sowie Ching-Jen
und Sheng-Yuh [8] zu empfehlen.
2.4.1 Wirbelviskositatsprinzip von Boussinesq
Beim Wirbelviskositatsprinzip von Boussinesq wird die Annahme getroen, dass die Turbulenz
durch eine Reibung, die sogenannte turbulente Reibung, nachgebildet werden kann. Turbulente
Spannungen werden demnach analog zu den viskosen Spannungen gebildet
u
i
u
j
=
t
_
U
i
x
j
+
U
j
x
i
_
2
3
k
ij
. (2.42)
Zerlegt man die turbulente Viskositat mittels einer Dimensionsanalyse, so kann sie durch eine
charakteristische Lange L
t
und eine charakteristische Geschwindigkeit U
t
beschrieben werden.
t
U
t
L
t
(2.43)
2.4 Turbulenzmodellierung Reynolds-gemittelter Gleichungen 17
Ziel der Turbulenzmodelle die auf dem Wirbelviskositatsprinzip beruhen ist es, die charakteristische
Lange und die charakteristische Geschwindigkeit durch Modelle zu bestimmen.
Das Wirbelviskositatsprinzip besitzt keine physikalische Rechtfertigung. Aufgrund der dennoch gu-
ten Ergebnisse basieren die meisten f ur industrielle Anwendungen eingesetzten Turbulenzmodelle
heute auf dem Wirbelviskositatsprinzip. Voraussetzung f ur die Anwendung des Wirbelviskositats-
prinzips ist eine isotrope Turbulenzstruktur.
2.4.2 Standard-k- Modell
Das Standard-k- Modell ist das am haugsten eingesetzte Turbulenzmodell derzeit. Es liefert f ur
viele Anwendungen sehr gute Ergebnisse und aufgrund des vielfachen Einsatzes in Forschung und
Industrie sind die Schwachen dieses Modells sehr prazise bekannt.
Zur Bestimmung der turbulenten Viskositat wird die turbulente kinetische Energie k und die Dis-
sipationsrate der turbulenten kinetischen Energie aus Transportgleichungen bestimmt. Die tur-
bulente Viskositat ist deniert als
t
= C
_
k
2
_
. (2.44)
Die Transportgleichungen, abhangig von den Modellkonstanten (siehe Tabelle 2.1), f ur k und
lauten
(k)
t
+
(U
i
k)
x
i
= P
k
+
x
i
_
k
k
x
i
_
(2.45)
()
t
+
(U
i
)
x
i
= C
1
k
P
k
C
2
2
k
+
x
i
_
x
i
_
. (2.46)
mit
k
= +
t
k
(2.47)
= +
t
(2.48)
P
k
=
t
_
U
i
x
j
+
U
j
x
i
_
U
i
x
j
+
2
3
k
ij
U
i
x
j
(2.49)
Stromungssituationen in denen das Standard-k- Modell schlechte oder unzureichende Ergebnisse
liefert sind stark drallbehaftete Stromung, ausgepragte Staupunktstromung und Stromungen mit
18 2 Grundlagen
starker Stromlinienkr ummung oder postitven Druckgradienten. Das Standard-k- Modell ist nur
f ur vollausgebildete turbulente Stromungen g ultig. Viskose Eekte konnen somit nicht dargestellt
werden, woraus Probleme bei der Losung in Wandnahe resultieren.
C
= 0.009 C
1
= 1.44 C
2
= 1.92
k
= 1.0
= 1.3
Tabelle 2.1: Gangige Werte f ur die Modellkonstanten des Standard-k- Modells nach Launder und
Spalding [5] [6] [9] [10]
Das Standard-k- Modell wird zur Approximation der viskosen Unterschicht durch ein logarithmi-
sches Wandgesetz erweitert. Das logarithmische Wandgesetz stellt einen nicht-linearen Zusammen-
hang zwischen Geschwindigkeitsgradient und Geschwindigkeit her. Bei Verwendung des logarithmi-
schen Wandgesetzes sind keine feinen Gitter zur Auosung des steilen Geschwindigkeitsgradienten
in Wandnahe notig. Ferner konnen im logarithmischen Wandgesetz auch Wandrauheiten ber uck-
sichtigt werden.
Die meisten kommerziellen Berechnungsprogramme in der numerischen Stromungsmechanik bein-
halten ein adaptives Wandgesetz. Dadurch konnen Konvergenzprobleme oder eine negative Be-
einussung des Berechnungsergebnises durch eine ungeeignete Ausf uhrung des Berechnungsgitters
im Wandbereich vermieden werden. Mit dem dimensionslosen Wandabstand y
+
und der Scherge-
schwindigkeit U
=
_
_
_
1
ln(y
+
E) f ur y
+
11.5
y
+
f ur y
+
< 11.5
(2.50)
mit
y
+
=
U
(2.51)
U
=
_
. (2.52)
Geht man von einem lokalen Gleichgewicht der Turbulenz im wandnahen Bereich aus, so erhalt
2.4 Turbulenzmodellierung Reynolds-gemittelter Gleichungen 19
man als Randbedingungen f ur k und am wandnachsten Punkt [5]
k
wall
=
U
_
C
(2.53)
wall
=
|U
|
3
y
wall
. (2.54)
2.4.3 k- Modell
Das k- Modell ist wie das k- Modell ein Zweigleichungsmodell zur Turbulenzmodellierung. Im Ge-
gensatz zum Standard-k- Modell kann das k- Modell auch laminarisierende Stromungen abbilden,
wie sie im Wandbereich auftreten. Das gangigste k- Modell ist das von Wilcox [11], oftmals auch
als Standard-k- Modell bezeichnet. Neben der turbulenten kinetischen Energie k wird eine Trans-
portgleichung f ur die spezische turbulente Dissipationsrate gelost. Die Transportgleichungen des
k- Modell nach Wilcox lauten wie folgt:
(k)
t
+
(U
i
k)
x
i
= P
k
k +
x
i
_
k
k
x
i
_
(2.55)
()
t
+
(U
i
)
x
i
=
k
P
k
2
+
x
i
_
x
i
_
(2.56)
mit
k
= +
t
k
(2.57)
= +
t
(2.58)
P
k
=
t
_
U
i
x
j
+
U
j
x
i
_
U
i
x
j
+
2
3
k
ij
U
i
x
j
(2.59)
Die Turbulenzviskositat folgt mit k und aus folgender Gleichung:
t
=
k
(2.60)
Zu beachten bei der Verwendung des k- Modells ist die groe Empndlichkeit der Berechnung
bez uglich den Eingangswerten von [12].
20 2 Grundlagen
=
5
9
=
3
40
= 0.09
k
= 2.0
= 2.0
Tabelle 2.2: Werte f ur die Modellkonstanten des k- Modells nach Wilcox [11]
2.4.4 k--SST Modell nach Menter
Das k--SST Modell wurde von Florian Menter vor dem Hintergrund entwickelt, durch kom-
binieren zweier bestehender Turbulenzmodelle ein Turbulenzmodell zu entwickeln, welches f ur den
Groteil der Anwendungen verbesserte Ergebnisse liefert. Hierzu kombinierte er das sehr weitver-
breitete und vielfach getestete Standard-k- Modell mit dem k- Modell nach Wilcox. Aufgrund
der guten Abbildung von laminarisierender Stromung durch das k- Modell kommt dieses im wand-
nahen Bereich zum Einsatz. In der Kernstromung ist nach Menter der Einsatz des Standard-k-
Modell besser geeignet, da es gute Ergebnisse f ur ausgebildete vollturbulente Stromungen liefert
und, im Vergleich zum k- Modell, weniger empndlich auf die Randbedingungen reagiert. Ferner
wurden Korrekturen zur besseren Behandlung von Stromungen mit groen Druckgradienten imple-
mentiert. Verantwortlich bei der Nutzung des k--SST Modells f ur die Auspragung der Bereiche in
denen das k- und Bereiche in denen das k- Turbulenzmodell zum Einsatz kommt ist eine
Uber-
blendungsfunktion. Numerisch wird diese
Uberblendung durch die Variable F
1
charakterisiert. Ist
F
1
= 0 wird das k- Modell verwendet, bei F
1
= 1 das k- Modell [13] [14] [15].
F ur den Einsatz im k--SST Modell wird das k- Modell, mittels der Beziehung
= C
k (2.61)
in eine -Formulierung uberf uhrt. Nach Menter [13] folgen die neuen Transportgleichungen daraus
zu
(k)
t
+
(U
i
k)
x
i
=
P
k
k +
x
i
_
( +
k
t
)
k
x
i
_
(2.62)
()
t
+
(U
i
)
x
i
=
P
k
2
+
x
i
_
( +
t
)
x
i
_
+2
2
(1 F
1
)
1
k
x
i
x
i
. (2.63)
Die
Uberblendung ist dabei deniert als
F
1
= tanh
_
_
_
_
min
_
max
_
k
y
,
500
y
2
_
,
4
2
k
CD
k
y
2
__
4
_
_
_
(2.64)
2.4 Turbulenzmodellierung Reynolds-gemittelter Gleichungen 21
mit
CD
k
= max
_
2
2
1
k
x
i
x
i
, 10
10
_
(2.65)
und y als Abstand zur nachsten Wand.
Die turbulente Viskositat errechnet sich nach der Gleichung
t
=
a
1
k
max(a
1
, SF
2
)
. (2.66)
Dabei ist S die absolute Schwergeschwindigkeit
S =
_
2 S
ij
S
ij
(2.67)
und F
2
die zweite
Uberblendung
F
2
= tanh
_
_
_
max
_
2
y
,
500
y
2
__
2
_
_
. (2.68)
Um die
Uberproduktion von Turbulenzen in Staupunkten zu reduzieren, wird ein Produktionbe-
grenzer implementiert.
P
k
=
t
U
i
x
j
_
U
i
x
j
+
U
j
x
i
_
P
k
= min(P
k
, 10
k) (2.69)
Alle Konstanten des k--SST Modells, welche die Indizes 1 und 2 besitzen, werden mit der
Uber-
blendung von Standard-k- und k- Modell mit =
1
F
1
+
2
(1 F
1
) gewichtet. Die Konstanten
f ur das k--SST Modell sind nach Menter wie folgt gegeben:
1
=
5
9
2
= 0.44
1
=
3
40
2
= 0.0828
= 0.09
k1
= 0.85
k2
= 1.0
1
= 0.5
2
= 0.856
Tabelle 2.3: Werte f ur die Modellkonstanten des k--SST Modells nach Menter [13]
Die heute meist verwendete Formulierung des k--SST Modells, wie oben beschrieben, weicht nur
geringf ugig von der urspr unglichen Formulierung nach Menter ab [16]. In der heute gebrauch-
lichen Formulierung wird die Schergeschwindigkeit anstelle der Wirbelstarke in Gleichung 2.66
und der Faktor 10 anstelle des Faktors 20 f ur die Produktionsbegrenzung benutzt.
22 2 Grundlagen
Berechnungen von Menter [14] zeigen erkennbare Vorteile des k--SST Modells im Vergleich zum
k- Modell nach Wilcox. Das SST-Modell ist deutlich unempndlicher bez uglich der Freistrom-
werte von und die Ergebnisqualitat ist beim k--SST Modell nur geringf ugig schlechter als beim
k- Modell. Durch geringf ugige Veranderungen von
f
sind beim k- Modell bereits signikante
Ergebnisveranderungen erkennbar.
2.5 Numerische Diskretisierung
Zweck einer Diskretisierung ist die
Uberf uhrung einer oder mehrerer Dierentialgleichungen in ein
gleichwertiges System algebraischer Gleichungen. Die Diskretisierung muss sowohl f ur das Berech-
nungsgebiet bzw. die Geometrie, als auch f ur die Berechnungsgleichungen durchgef uhrt werden.
Das mit dieser Diskretisierung erzielte Berechnungsergebnis ist eine endliche Menge von Berech-
nungsgroen an den vorherbestimmten Positionen in Zeit und Raum. In der Stromungsmechanik
sind solche Berechnungsgroen beispielsweise ein Vektor, wie die Geschwindigkeit, oder ein Skalar,
wie Druck oder Temperatur. Aufgrund der groen Anzahl von Diskretisierungsmethoden werden
nachfolgend nur die f ur diese Arbeit wichtigen Methoden kurz angesprochen.
2.5.1 Diskretisierung des Berechnungsgebiets
Bei der Diskretisierung des Berechnungsgebiets wird ein Berechnungsgitter erstellt, welches das
Berechnungsgebiet in eine endliche Anzahl separater Einzelgebiete unterteilt, f ur welche das auf-
gestellte System von Dierentialgleichungen gelost wird. F ur die Navier-Stokes-Gleichung wird das
Berechnungsgebiet mittels der Finite-Dierenzen-, Finite-Volumen- oder Finite-Elemente-Methode
diskretisiert. Die Finite-Volumen- und die Finite-Elemente-Methode werden nachfolgend aufgrund
der Bedeutung f ur diese Arbeit und auch f ur die Stromungsmechanik naher erlautert.
Finite-Volumen-Methode
Die Finite-Volumen-Methode eignet sich besonders gut f ur die Nutzung in der Stromungsmecha-
nik. Bei der Finite-Volumen-Methode wird f ur jeden diskretisierten Punkt oder jedes diskretisierte
Element ein Kontrollvolumen bestimmt. Die Finite-Volumen-Methode kann auf jedes Berechnungs-
gitter angewendet werden und alle Approximation beruhen auf physikalischen Grundlagen.
In Abbildung 2.5.1 ist ein Kontrollvolumen allgemein dargestellt. Das Kontrollvolumen wird durch
eine endliche Anzahl ebener Flachen begrenzt. Jede Flache hat genau einen Nachbarn und kann
entweder zu den internen Flachen oder den Randachen gezahlt werden. Eine interne Flachen
2.5 Numerische Diskretisierung 23
wird von zwei Kontrollvolumen geteilt, eine Randache eines Kontrollvolumens ist eine Flache die
das Berechnungsgebiet begrenzt. Als Nachbar einer Randache kann stellvertretend eine Randbe-
dingung bezeichnet werden. Die Gleichungen der Berechnung m ussen f ur jedes Kontrollvolumen
integral erf ullt sein. Wird der Mittelpunkt des Kontrollvolumens mit P und eine exemplarische
Stromungsgroe mit g bezeichnet, so folgt
_
V
p
(g g
p
) dV = 0. (2.70)
Abb. 2.7: Kontrollvolumen einer Finite-Volumen Diskretisierung (schematisch) [17]
F ur eine tiefgehende Betrachtung der Finite-Volumen-Methode wird das Buch von Munz und
Westermann [18] und die Dissertation von Jasak [17] empfohlen.
Finite-Elemente-Methode
Die Finite-Elemente-Methode ist eine sehr exible Methode f ur komplexe Geometrien. Urspr unglich
wurde sie f ur die Strukturmechanik entwickelt und wurde dann zur allgemeinen numerischen Losung
von Dierentialgleichungen weiterentwickelt.
Ahnlich wie bei der Finite-Volumen-Methode, wird
bei der Finite-Elemente-Methode das Berechnungsgebiet in endlich viele Volumen bzw. Elemente
aufgeteilt. Im Vergleich zu den meisten anderen Diskretisierungsmethoden, benutzt die Finite-
Elemente-Methode ein Variationsprinzip zum Losen der Dierentialgleichungen.
Da f ur die Navier-Stokes-Gleichungen kein Variationsprinzip angewendet werden kann, m ussen
Naherungsverfahren angewendet werden. Das gangiste Naherungsverfahren ist die Methode der ge-
wichteten Residuen. Dabei wird f ur die Dierentialgleichung L() = f im Berechnungsgebiet , mit
den Randbedingungen B() = g auf dem Rand des Berechungsgebiets eine Naherungslosung
24 2 Grundlagen
gesucht. Die Ansatzfunktion f ur dieses Problem ist nach Ruprecht [19]
=
k
k
. (2.71)
Die linear unabhangige Funktion
k
ist die Formfunktion und
k
sind zu berechnende Koezienten.
Da es sich um eine Naherung handelt, wird die Ausgangsgleichung nicht exakt erf ullt und es ergibt
sich ein Residuum und ist deniert als
= L(
) f. (2.72)
Nach der Methode der gewichteten Residuen muss nun das Integral uber die mit w
k
gewichteten
Residuen f ur das Berechnungsgebiet zu Null werden
_
w
k
d = 0 . (2.73)
F ur die Wahl der Wichtungsfunktion gibt es verschiedene Ansatze. Neben der Methode der kleinsten
Fehlerquadrate und die Collocations-Methode, ist das Galerkin-Verfahren das gangiste Verfahren
zur Denition der Wichtungsfunktion. Beim Galerkin-Verfahren wird die Wichtungsfunktion gleich
der Ansatzfunktion gewahlt
w
k
=
k
. (2.74)
2.5.2
Ortliche Diskretisierung der Gleichungen
Es gibt heute eine Vielzahl von ortlichen Diskretisierungsverfahren f ur unterschiedlichste Anwen-
dungen und mit unterschiedlichen Hintergr unden. Allgemeines Ziel ist eine moglichst exakte Ap-
proximation der Realitat bei minimalem Rechenaufwand, geringem Fehler und hoher Stabilitat
der iterativen Berechnung. Exemplarisch werden an dieser Stelle die Zentrale-Dierenzen Diskre-
tisierung und die Upwind Diskretisierung 1. Ordnung gezeigt. Sie gehoren zu den meistgenutzten
ortlichen Diskretisierungsverfahren in der numerischen Stromungsmechanik.
Bei der Dierenzierung eines 1-dimensionalen Problems mit dem zentralen Dierenzquotienten,
werden die Werte beider Nachbarn genutzt. Daraus folgt der zentrale Dierenzquotient mit
i
=
i+1
i1
2 x
(2.75)
2.5 Numerische Diskretisierung 25
Tritt bei einem Konvektions-Diusions-Problem starke Konvektion auf, so kann es zu physikalisch
falschen Oszillationen in der Losung kommen. Um dieses Problem zu umgehen und eine stabi-
le Losung zu erhalten, muss eine Upwind-Diskretisierung benutzt werden. Die lineare Upwind-
Diskretisierung ist die einfachste Form einer Upwind-Diskretisierung.
U
x
=
_
_
_
U
i
i1
x
f ur U
i
0
U
i
i+1
i
x
f ur U
i
< 0
(2.76)
Eine Upwind-Diskretisierung ist bei einer stationaren Berechnung ab einer Gitter-Reynoldszahl
Re
grid
= Uh/ = 2 f ur ein stabiles Ergebnis anzuwenden [20].
2.5.3 Zeitliche Diskretisierung der Gleichungen
Die bisher betrachteten Diskretisierungsmethoden beziehen sich alle auf eine Ortsdiskretisierung.
Um die zeitliche Ableitung der Navier-Stokes-Gleichungen losen zu konnen ist dar uber hinaus auch
eine zeitliche Diskretisierung notwendig. F ur diese zeitbezogene Diskretisierung gibt es verschiedene
gangige Verfahren. Aufgeteilt werden konnen diese Verfahren in explizite und implizite Verfahren.
Explizite Verfahren sind weniger aufwendig, jedoch nur stabil f ur kleine Zeitschritte. Ferner m ussen
die Zeitschritte an die Gitterschrittweite angepasst sein. Implizite Verfahren benotigen im Vergleich
zu expliziten Verfahren hohere Rechenressourcen. Sie sind jedoch immer stabil und die Zeitschritte
konnen unabhangig von der Gitterschrittweite gewahlt werden. Gangige Verfahren sich das explizite
Euler Verfahren
t
=
t+t
t
t
+O(t) (2.77)
und das implizite Euler Verfahren
t+t
=
t+t
t
t
+O(t) . (2.78)
Neben einem impliziten Verfahren erster Ordnung wird auch haug das 3-level-fully-implicit Ver-
fahren, welches von zweiter Ordnung ist, eingesetzt und deniert ist als
t+t
=
3
t+t
4
t
+
tt
t
+O(t
2
) . (2.79)
26 2 Grundlagen
Als Mittelweg zwischen expliziter und impliziter Zeitdiskretisierung kann das Crank-Nicholson-
Verfahren
t+0.5 t
=
t+t
t
t
+O(t
2
) (2.80)
angesehen werden. Es ist mathematisch stabil, kann jedoch bei verhaltnismaig groen Zeitschritten
zu Osziallationen f uhren.
2.6 Losungsverfahren
Bei den hergeleiteten Gleichungen handelt es sich meist um nicht-lineare Gleichungen die nicht ana-
lytisch gelost werden konnen. Die Losung dieser Gleichungen f ur komplexe Gemometrien erfordert
die Anwendung iterativer Naherungsverfahren. Wichtige iterative Verfahren sind die Jacobi Me-
thode, das Gauss-Seidel Verfahren, Sucezzive Overrelaxation (SOR), Distributed Minimal Residual,
die konjugierte Gradienten Methode und die Multigrid Verfahren. Insbesondere die beiden letzt-
genannten werden in aktuellen Gleichungslosern f ur die Losung komplexer Anwendung eingesetzt.
F ur einfache Probleme wird oft das einfacher aufgebaute SOR-Verfahren angewandt [18].
Die konjugierte Gradienten Methode (CG)
6
, gehohrt zur Klasse der Krylov-Teilraum-Verahren und
ist f ur das Losen nichtlinearer Gleichungen geeignet. Die CG-Methode benotigt eine symmetrische
Matrix mit positiven Eigenwerten. Da aus Konvektions-Diusions-Problemen, wie die Losung der
Navier-Stokes-Gleichungen eines ist, in der Regel keine symmetrische Matrizen hervorgehen, werden
haug CG-Verfahren zur Verwendung mit asymmetrischen Matrizen benutzt. Ein gangiges und viel
genutztes Verfahren ist das Biconjugated Gradients and CGSTAB Verfahren (BiCGSTAB). Dieses
Verfahren ist sehr robust und sowohl f ur strukturierte als auch unstrukturierte Gitter geeignet. F ur
eine detailierte Beschreibung der Gradientenverfahren empfehlen sich die B ucher von Saad [21]
sowie Ferziger und Peric [6].
Multigrid Verfahren, im deutschen auch Mehrgitterverfahren genannt, sind die derzeit ezientesten
Iterationsverfahren f ur komplexe Anwendungen. Die Idee der Mehrgitterverfahren besteht darin,
das Problem auf verschiedenen Ebenen, d.h. auf verschiedenen Gittern, zu betrachten. Dabei muss
zwischen feinen und groben Gittern ein bilateraler Austausch der Ergebnisse erfolgen. Ferner erfolgt
eine Fehlerglattung, zum Beispiel mit einem SOR-Verfahren [22]. Mehrgitterverfahren stellen keine
besonderen Anforderungen an die Eigenschaften der zu losenden Gleichungen. Auch im Bezug auf
die Mehrgitterverfahren empehlt sich f ur eine tiefergehende Erklarung das Buch von Ferziger
und Peric [6] als auch das Buch von Munz und Westermann [18].
6
von der englischen Bezeichnung conjugate gradient
27
3 Eingesetzte Simulationssoftware
Nachfolgend werden die in dieser Arbeit verwendeten und zu vergleichenden CFD-Programme kurz
vorgestellt. Die Betrachtungen und Ausf uhrungen bez uglich der Programme basieren auf Hersteller-
bzw. Entwicklerinformationen und eigenen Erfahrungen. Aufgrund der Komplexitat von Program-
men zur Stromungssimulation wird f ur detailierte Erklarungen zum Aufbau der Programme auf die
Dokumentation der Hersteller oder Entwickler verwiesen [23] [24] [25] [26].
3.1 OpenFOAM
OpenFOAM ist ein in C++ geschriebenes Softwarepaket zur numerischen Losung von kontinuums-
mechanischen Problemen. Urspr unglich unter dem Namen FOAM (Field Operationa And Manipu-
lation) am Imperial College of London entwickelt, wird es seit 2004 unter dem Namen OpenFOAM
als Open-Source Software unter der GNU-Public-License unentgeldlich vertrieben. Im Rahmen die-
ser Studienarbeit wird die Version 1.4.1 verwendet.
Neben den integrierten Toolboxen zur Losung spezieller Probleme, kann der Anwender sich eigene
Gleichungsloser in der OpenFOAM eigenen Synthax schreiben und implementieren. Im Bereich
der numerischen Stromungsmechanik sind Losungsalgorithmen f ur Simulationen mit Reynolds-
gemittelten Gleichungen, f ur die Large-Eddy-Simulationen und die Direkte-Numerische-Simulation
verf ugbar. Integrierte Diskretisierungsverfahren sind die Finite-Volumen-, die Finite-Elemente- und
die weniger bekannte Finite-Flachen-Methode. OpenFOAM beinhaltet mehrere Losungsalgorithmen
zur Losung der Gleichungssysteme. Neben Gauss-Seidel-Verfahren und vorkonditionierten konjun-
gierte Gradienten Verfahren, f ur symmetrische und asymmetrische Matrizen, ist auch ein algebrai-
sches Mehrgitterverfahren integriert. Eine Parallelisierung wird uber ein MPI-Protokoll ermoglicht.
Neben verschiedenen integrierten Gleichungsloser sind auch eine Vielzahl verschiedener Hilfsmit-
tel und Bibilotheken integriert. Die Hilfsmittel dienen beispielsweise zum Qualtitatscheck des Be-
rechnungsmodells im Rahmen des Pre-Processings oder zum Umwandeln der Ergebnisdateien in
andere Dateiformate im Rahmen des Post-Processing. Die Bibilotheken beinhalten verschiedene
Turbulenzmodelle, z.B. das Standard-k- Modell, thermophysikalische Modelle zur Mischung von
passiven Gasen oder einen Laplace-Filter f ur die Large-Eddy-Simulation. Derzeit wird OpenFOAM
28 3 Eingesetzte Simulationssoftware
aufgrund seiner Flexibilitat vorwiegend in der Forschung eingesetzt. Durch die freie und kostenlose
Verf ugbarkeit sowie der steigenden Leistungsfahigkeit zeigt auch die Industrie zunehmend Interesse
an OpenFOAM.
Im Anhang dieser Arbeit ndet sich eine Einf uhrung in OpenFOAM. F ur eine komplette Auistung
aller implementierten Gleichungsloser, Bibliotheken und Hilfsmittel sowie f ur detailiertere Aussagen
zu Einsatzmoglichkeiten von OpenFOAM empehlt sich das OpenFOAM User Manuel [25].
3.2 AVL Fire
AVL Fire wurde urspr unglich f ur die Stromungs- und Verbrennungssimulationen in Verbrennungs-
motoren von der osterreichischen Firma AVL List GmbH entwickelt. In AVL Fire werden vielfaltige
Berechnungsmodule, speziell f ur Verbrennungsmotoren, und Setup-Moglichkeiten angeboten. In
dieser Arbeit wird AVL Fire in der Version v8.52 verwendet.
AVL Fire ist f ur unstrukturierte Gitter geeignet und kann zur Losung von inkompressiblen und
kompressiblen sowie unterschall, transonischen und uberschall Stromungen eingesetzt werden. Fer-
ner sind stationare als auch instationare Berechnungen moglich. Die instationare Berechnung kann
bez uglich Zetischritten oder bei Verbrennungsmotoren bez uglich des Kurbelwinkels erfolgen.
Ausgehend von einer Finite-Volumen-Diskretisierung hat der Anwender die Wahl zwischen einem
Orthomin-Verfahren, Conjugated-Gradient-Verfahren und einem algebraischen Multigrid-Verfahren
zur Gleichungslosung. Der Conjugated-Gradient Solver beinhaltet eine symmetrische Gradienten
Methode f ur symmetrische Matrizen und eine bi-konjungierte Methode nach Van der Vorst
(1992) f ur Gleichungen mit asymmetrischen Matrizen. Beide Methoden werden in Verbindung mit
einer unvollstandigen Choleski- oder einer Jakobi-Vorkonditionierung angewandt. Im Vergleich zum
Conjugated-Gradient Verfahren hat das Algebraic-Multi-Grid Verfahren einen hoheren Speicherbe-
darf. Die algebraische Mehrgitter Methode ist ein sehr eektives Verfahren zur Losung komplexer
Probleme.
Die sogenannte SIMPLE Methode (Semi-Implicit Method for Pressure-Linked Equations) nach
Patankar und Spalding (1972) wird zur Druckkorrektur und zur Losung der Impulsgleichung
verwendet. Erweitert durch eine Dichtekorrektur nach Karki und Patankar (1989) sowie De-
mirdzic et al. (1993) ist die SIMPLE Methode auch auf kompressible Stromung anwendbar [26].
Zu den umfangreichen Setup-Moglichkeiten zahlen auch verschiedene Dierenzierungsschemata.
Neben Upwind-Dierenzierung und Central-Dierencial-Dierenzierung f ur eine ortsbezogene Dis-
kretisierung stehen Zeitdiskretisierungen von erster und zweiter Ordnung zur Verf ugung.
Eine Parallelisierung von AVL Fire ist uber das MPI-Verfahren (Message Passing Interface) mog-
lich. Nach der Erstellung des Berechnungsgitters, der Diskretisierung und der Denition der Berech-
3.3 FENFLOSS 29
nungsparameter, wird das Berechnungsgebiet in mehrere, der Anzahl der Prozessoren entsprechen-
den, Teilgebiete zerlegt und getrennt berechnet. Jedes Teilgebiet wird dabei in separate Dateien
gespeichert. Die Aufteilung des Berechnungsgebiets erfolgt mit der Programmbibliothek METIS, ei-
nem vielverbreiteten Gitterzerleger. Die Kopplung der Teilgebiete erfolgt uber Puerzellen, welche
Werte des benachbarten Teilgebiets beinhalten. Das Post-Processing der parallelisierten Berech-
nungen unterscheidet sich f ur den Anwender im Vergleich zu seriell durchgef uhrten Berechnungen
nicht.
Zur Berechnung turbulenter Stromungen stehen die heute ublichen Turbulenzmodelle zur Verf u-
gung. Vielverwendete und in AVL Fire integrierte Turbulenzmodelle sind das Standard-k- Mo-
dell, das Low-Reynolds-k- Modell, das -f Modell, das Spalart-Allmaras Modell und Reynolds-
Spannungs-Modelle. Ein k- oder k--SST Modell ist in AVL Fire derzeit leider nicht verf ugbar.
F ur eine kurze Einf uhrung in AVL Fire wird auf den Anhang dieser Arbeit verwiesen.
3.3 FENFLOSS
Die CFD-Software FENFLOSS (Finite Element based Numerical FLOw Simulation System) wur-
de am Institut f ur Stromungsmechanik und Hydraulische Stromungsmaschinen, an dem auch diese
Studienarbeit erarbeitet wurde, entwickelt. Basierend auf der Finite-Elemente-Methode verwendet
FENFLOSS einen entkoppelten Losungsalgorithmus mit einem modizierten Uzawa-Druckkorrektur-
Verfahren. Ferner wird ein konjugiertes Gradienten-Verfahren, BiCGSTAB2, nach Van der Vorst
f ur asymmetrische Matrizen genutzt. F ur konvektionsdominierte Stromungen verwendet FEN-
FLOSS eine Galerkin-Formulierung sowie ein Petrov-Galerkin Verfahren. Das implizite Verfah-
ren 3-fully-implicit wird zur Zeitdiskretisierung genutzt. Dieses Diskretisierungsverfahren ist von
2. Ordnung, immer stabil und verwendet zwei zur uckliegende Zeitschritte. Um unphysikalische
Druckoszillationen zu verhindern, wird eine Least-Square-Glattung eingesetzt. FENFLOSS ist so-
wohl vektorisierbar als auch paralellisierbar [19].
Neben der herkommlichen Berechnung mit Reynolds-gemittelten Gleichung unter Verwendung von
Turbulenzmodellen ist mit FENFLOSS auch eine Very-Large-Eddy-Simulation (VLES) moglich.
Die Very-Large-Eddy-Simulation ermoglicht genauere Ergebnisse, was jedoch bedeutend hohere
Rechenressourcen erfordert.
Hervorzuheben ist die adaptive Wandfunktion. Im Vergleich zu der in Kapitel 2.4 denierten Wand-
30 3 Eingesetzte Simulationssoftware
funktion und deren Einsatzgrenzen, wird bei FENFLOSS eine andere Denition gewahlt [23]:
U
U
=
_
_
1
ln(y
+
E) f ur y
+
> 30
5 ln(y
+
) 3.05 f ur 5 < y
+
< 30
y
+
f ur y
+
< 5
(3.1)
Abb. 3.1: Iterationsschema der CFD-Software FENFLOSS [23]
3.4 ANSYS CFX
ANSYS CFX ist eine leistungsstarke kommerzielle CFD-Software der us-amerikanischen Firma
ANSYS Inc. Neben einem Gleichungsloser beinhaltet CFX auch einen leistungsfahigen Pre- und
Post-Prozessor. CFX ist f ur alle Formen komplexer Geometrien sowie f ur kompressible und inkom-
pressible Fluide geeignet. In dieser Arbeit wird die ANSYS CFX Version 11.0 verwendet.
Der in CFX integrierte Pre-Processor dient zum Erstellen des Berechnungsmodells und zur Deni-
3.4 ANSYS CFX 31
tion der Berechnungsparameter. Der Pre-Processor ist in der Lage, ein oder mehrere Berechnungs-
gitter von unterschiedlichen Quellen zu laden und zu verarbeiten. Dar uber hinaus ist es moglich
ein Berechnungsgebiet in mehrere Berechnungsgebiete aufzuteilen oder vice versa. Benutzerde-
nierte Randbedingungen konnen uber Comma-Separated-Value Dateien, gekennzeichnet durch die
Endung .csv, dem Modell zugef uhrt und im Pre-Processor weiter verwendet werden. Die CFX-
Expression-Language (CEL) ermoglicht dem Anwender die Denition neuer Variablen oder Funk-
tionen.
Der Gleichungsloser von CFX basiert auf der Finite-Volumen-Methode mit einem gekoppelten
Multigrid-Solver. Dieser arbeitet selbststandig und braucht nach seinem Start keine weitere Betreu-
ung durch den Anwender. Herstellerinformationen zu Folge steigt die benotigte Rechenzeit bzw. die
notwendigen Computeressourcen linear mit der Groe des Berechnungsgitters [27], was in dieser
Arbeit noch uberpr uft wird. Der Losungsalgorithmus ist unempndlich gegen uber Gitterparameter
oder zu feinen Gittern in der Grenzschicht. Die Nutzung eines gekoppeltem Multigrid-Solvers er-
moglicht CFX das gesamte Gleichungssystem simultan zu losen. Mit dieser impliziten Kopplung ist
eine deutliche Rechenzeitverk urzung gegen uber eines herkommlichen, nicht gekoppelten Multigrid-
Verfahren f ur komplexe Probleme moglich [24]. Dar uber hinaus ist CFX voll parallelisierbar. Dabei
wird das Berechnungsmodell von CFX in mehrer Teile zerlegt, in ihrer Groe abhangig von der
Prozessoranzahl und der jeweiligen Prozessorleistung. Ferner zeichnet sich CFX durch eine einfache
Handhabung und eine robuste und zuverlassige Gleichungslosung aus. F ur das Losen turbulenter
Stromungen stehen verschiedene state-of-the-art Turbulenzmodelle zur Verf ugung.
Abb. 3.2: Leistungsvergleich zwischen gekoppeltem und ungekoppeltem Multigrid-Solver [24]
Im Post-Processor kann die CFX-Expression-Language f ur eine einfachere Analyse der Simulation
genutzt werden. Verschiedene graphische Hilfsmittel, Bezugsgeometrien und das einfache Erstellen
von Diagrammen unterst utzen den Anwender bei der Auswertung und Visualisierung der Ergeb-
nisse.
33
4 Methodisches Vorgehen
Ein methodisches Vorgehen beim Vergleich und der Validierung von Simulationsprogrammen oder
Berechnungsverfahren ist unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten erforderlich. Durch ein metho-
disches Vorgehen sind die spatere Nachvollziehbarkeit und eine korrekte Beurteilung der Ergebnisse
sichergestellt.
Ziel dieser Arbeit ist der Vergleich und eine daraus resultierende Bewertung verschiedener CFD-
Programme. Neben einer relativen Bewertung der Programme soll auch eine absolute Bewertung
der Simulationsprogramme gemacht werden, wozu detailierte und zuverlassige Versuchsergebnisse
gebraucht werden. Die richtige Beurteilung und Bewertung von Simulationsprogrammen erfordert
eine prazise Denition und Kenntniss der Testanwendungen. Basis dieser Arbeit und der Bewertung
der Programme sind Testgeometrien und dazugehorige Versuchsergebnisse aus der ERCOFTAC
Classic Collection Database [28].
Aus der ERCOFTAC Classic Collection Database werden reprasentative und geeignete Anwen-
dungen ausgesucht. Aufbauend auf diesen Testgeometrien werden f ur jede Anwendung mehrere Be-
rechnungsmodelle erstellt. Diese Berechnungsmodelle unterscheiden sich lediglich durch die Knoten-
und Elementanzahl des Berechnungsgitters. Die Randbedingungen f ur die Berechnungsmodelle ori-
entieren sich an den Randbedingungen der Versuche.
Um den universellen Charakter dieses Vergleichs zu unterstreichen und um reprasentative Ergeb-
nisse f ur Anwendungen in Forschung und Industrie zu erhalten, wird der Vergleich mit der Methode
der Reynolds-gemittelten Gleichungen durchgef uhrt. Aufgrund der breiten Verwendung bei Inge-
nieursanwendungen werden zur Turbulenzmodellierung das Standard-k- Modell und das k--SST
Modell nach Menter ausgewahlt.
Im ersten Schritt nach der Modellerstellung werden Berechnungen zur Ermittlung des Verhaltens
der Gleichungsloser bei steigender Groe der Berechnungsgitter durchgef uhrt. Betrachtet werden die
Veranderung der Berechnungszeiten mit steigender Knoten-/Elementanzahl, das Konvergenzverhal-
ten der Residuen und die Gittersensitivitat. Das Verhaltnis zwischen Knoten-/Elementanzahl und
Berechnungszeit bei groer werdenden Berechnungsgittern stellt im Bezug auf komplexe Ingenieurs-
anwendungen eine wichtige Charakteristik einer CFD-Software dar. Ein stark uberproportionaler,
beispielsweise exponentieller, Anstieg der Berechnungszeit bei Vergroerung des Berechnungsgitters
34 4 Methodisches Vorgehen
schliet die Anwendung eines solchen Programms bei komplexen Problemen aus. In engem Zusam-
menhang zur Berechnungszeit steht das Konvergenzverhalten. Die Residuen sind ein Ma f ur den
verbleibenden Fehler der iterativ gewonnen Nahrungslosung und somit eine wichtige Bewertungs-
groe f ur die Qualitat des Berechnungsergebnisses. Ferner kann anhand des Konvergenzverlaufs der
Residuen eine Aussage uber die Stabilitat des Gleichungslosers getroen werden. Die Veranderung
der Stromungsgroen bei
Anderung der Knoten-/Elementanzahl des Berechnungsgitters wird als
Gittersensitivitat bezeichnet. Die Gittersensitivitat lasst R uckschl usse uber die notwendige Git-
tergroe zur zufriedenstellenden Losung einer Anwendung und damit ebenfalls zum notwendigen
Ressourcenaufwand zu. Diese Berechnungen werden unter Verwendung des Standard-k- Turbu-
lenzmodell durchgef uhrt. Im Anschluss werden die Ergebnisse der verschiedenen Programme und
die ausgewahlten Turbulenzmodelle f ur die einzelnen Anwendungen genauer begutachtet. Dabei
erfolgt, wie bereits angesprochen, eine relative und eine absolute Bewertung. Im Mittelpunkt bei
allen Bewertung stehen, aufgrund ihrer universellen Aussagekraft, die Geschwindigkeiten der Stro-
mungsfelder.
Abb. 4.1: Vorgehenssystematik
35
5 Testanwendungen und Modellierung
Es werden zwei reprasentative Stromungsanwendungen ausgewahlt, die Stromung uber eine abfal-
lende Stufe und die Umstromung einer Fl ugel-Rumpf-Verbindung. F ur die Modellerstellung wird die
Pre-Processing Software ICEM CFD genutzt, ein leistungsfahiges und vielverbreitetes Programm
zur Erstellung von Berechnungsmodellen.
5.1 Aspekte der Modellierung
Ziel der Modellierung ist ein Berechnungsmodell welches die tatsachliche Geometrie moglichst ein-
wandfrei abbildet. Kernst uck der Modellierung ist die Erstellung eines Berechnungsgitters. Das Be-
rechnungsgitter bildet das Ger ust auf welchem die notwendigen Gleichungen gelost werden und ist
somit die Basis der Berechnung. Daraus resultiert ein betrachtenswerter Einuss des Berechnungs-
gitters auf die spatere Losung der Berechnung. Um ein qualitativ hochwertiges Berechnungsgitter
zu erstellen und um die Berechnungsergebnisse spater richtig zu beurteilen, ist die Kenntniss von
moglichen gitterinduzierten Fehlern der Losung erforderlich. Ferner kann das Konvergenzverhal-
ten der iterativen Berechnungen durch ein qualitativ schlechtes Berechnungitter negativ beeinusst
werden.
5.1.1 Elementtypen
Die Gitterelemente sind die Bausteine des Berechnungsgitter und bilden das Kernst uck des Be-
rechnungsgitters. Auf Basis der Gitterelemente werden abhangig vom Diskretisierungverfahren die
Berechnungspunkte, Kontrollvolumen oder Berechnungselemente diskretisiert. Ein dreidimensiona-
les Berechnungsgitter kann durch drei Hauptelementtypen aufgebaut werden, die in Abbildung 5.1
zu sehen sind.
Die Auswahl der Elementtypen kann nach unterschiedlichen Kriterien erfolgen. F ur einfache Geome-
trien werden Hexaeder bevorzugt verwendet. Sie ermoglichen eine prazise Verteilung der Elemente
bzw. Knoten im Berechnungsgebiet. Dar uber hinaus kann die Element- oder Knotenanzahl gut
gesteuert und leicht verandert werden. Polyeder und Tetraeder kommen vermehrt bei komplexen
36 5 Testanwendungen und Modellierung
Geometrie oder der automatischen Gittererstellung zum Einsatz. Durch ihre Topologie ermoglichen
sie eine groere Flexibilitat bei komplexen Geometrien.
Abb. 5.1: Elementtypen f ur ein dreidimensionales Berechnungsgitter
Neben geometrischen Kriterien oder
Uberlegungen bez uglich der Anwendung, m ussen bei der Wahl
des Elementtyps auch die Auswirkungen auf die Berechnungsergebnisse und Berechnungsgenauig-
keit beachtet werden. Untersuchungen zur Auswirkung des Elementtyps auf das Berechnungsergeb-
nis wurden von Juretic [29] durchgef uhrt. Es wurden die Fehler, der Ressourcenaufwand und die
Gitterabhangigkeit von Hexaeder-, Polyeder- und Tetraedergitter miteinander verglichen.
Abb. 5.2: Vergleich von Elementtypen - Fehler im Geschwindigkeitsfeld [29]
Abb. 5.3: Vergleich von Elementtypen - Gitterabhangigkeit [29]
Hexaeder und Polyeder sind bez uglich der entstehenden Fehler nahezu gleichwertig. Tetraedergit-
ter beeinussen das Berechnungsergebnis oensichtlich am negativsten. Ein ahnliches Resultat zeigt
5.1 Aspekte der Modellierung 37
Abb. 5.4: Vergleich von Elementtypen - Ressourcenaufwand [29]
die Auswertung der Gitterabhangigkeit. Wahrend Hexaeder und Polyeder ahnliche Abweichungen
aufweisen, lediglich mit anderen Vorzeichen der Veranderungen, ist bei den Tetraedergittern eine
groere Gitterabhangigkeit des Ergebnisses erkennbar. Bez uglich des Ressourcenaufwands mit stei-
gender Gittergroe sind keine signikanten Unterschiede bei den verschiedenen Elementtypen zu
erkennen.
5.1.2 Gitteraufbau
Einen entscheidenenden Einuss auf die Qualitat und Richtigkeit der Berechnungsergebnisse hat
die Auosung des Berechnungsgitters. Neben der Anzahl von Knoten und Elementen ist die Ver-
teilung der Selben ein wichtiges Kriterium. Ziel ist eine angemessen detailierte Auosung der Stro-
mungsphanomene und moglichst detailierte Wiedergabe der Geometrien. Neben Geometrie und
Stromungscharakteristiken hat bei turbulenter Stromung die Wahl des Turbulenzmodells entschei-
denden Einuss auf die Groe des Berechnungsgitters. Die Diskretisierung des Berechnungsgebiets
mit zu wenigen Knoten bzw. Elementen, d.h. durch ein zu grobes Berechnungsgitter, kann unter
Umstanden eine ganzlich falsche Losung und unphysikalisches Stromungsverhalten zur Folge ha-
ben. Die korrekte Verteilung der Gitterelemente und Gitterknoten ist ebenso von Bedeutung. In
Regionen groer Gradienten wird allgemein eine detailiertere Diskretisierung des Berechnungsge-
bietes gefordert. Dies sind beispielsweise wandnahe Gebiete oder Bereiche vor und nach Storstellen
wie Hindernissen. In Bereichen in denen keine groen Gradienten oder Veranderungen des Stro-
mungsverlaufs erwartet werden, ist eine grobere Diskretisierung ausreichend aber nicht zwingend
erforderlich.
Als Nicht-Orthogonaliat wird eine schiefe Ausrichtung der Flachennormalen einer Elementache
zur Stromungsrichtung bezeichnet. In Abbildung 5.5 ist eine nicht-orthogonale Flache in einem
2-dimensionalen Stromungsfeld dargestellt. Durch die schiefe Ausrichtung der Flache im Bezug
auf die Stromungsrichtung (vgl. Fachennormale S), hat die Stromungsrichtung bzw. deren Ge-
schwindigkeitsvektor d aus Sicht der Elementache eine Komponente in x- und eine Komponente
38 5 Testanwendungen und Modellierung
in y-Richtung. Wahrend bei einem orthogonal ausgerichteten Berechnungsgitter nur ein Nachbar-
elemente und eine Koordinatenrichtung f ur die Diskretisierung der Diusion in Betracht gezogen
werden muss, ist es bei einer nicht-orthogonalen Ausrichtung notwendig weitere Koordinatenrich-
tungen und evtl. weitere Nachbarelemente in Betracht zu ziehen. Daraus resultiert ein groerer
Fehler bei der iterativen Berechnung und es stellt sich eine numerisch induzierte Diusion ein.
Abb. 5.5: Einuss der Nicht-Orthogonalitat des Berechnungsgitters [17]
Die Skewness bezeichnet einfach gesagt die Richtungs- bzw. den Winkelunterschied zweier benach-
barter Gitterelemente. Ein sehr anschauliches Beispiel ist in Abbildung 5.6 dargestellt. Bezogen
auf die gemeinsame Elementache sind die Elemente nicht orthogonal ausgerichtet, was zu nume-
rischen Fehlern f uhrt. Bei der Interpolation eines Ergebnisses auf die gemeinsame Elementache
durch Verwendung der Ergebnisse der Elementzentren P und N wird augenscheinlich nicht korrekt
auf die Flachenmitte interpoliert. Diese Schiefheit der Gitterelemente oder Kontrollvolumen f uhrt,
ebenso wie eine Nicht-Orthogonalitat, zu numerischer Diusion.
Abb. 5.6: Einuss der Skewness des Berechnungsgitters [17]
Die Reduzierug bzw. ganzliche Vermeidung dieser Fehler ist meist nicht moglich oder benotigt einen
unwirtschaftlich hohen Zeitaufwand. Daher werden im Allgemeinen unterschiedlich denierte Quali-
tatsanforderungen angestrebt, welche einen Kompromiss zwischen Qualitat des Berechnungsgitters,
Anwendung, Ressourcen und Zeiteinsatz darstellen. Detailiertere Ausf uhrungen zu den moglichen
5.2 Backward-Facing Step 39
Fehlern und Methoden zur Fehlerbehebung bzw. Folgenminderung nden sich in der Dissertation
von Jasak [17] und in der darauf aufbauenden Arbeit von Juretic [29].
Im Rahmen dieser Arbeit werden die Berechnungsgitter der ausgewahlten Testanwendungen bzw.
Testgeometrien aus Hexaeder erstellt. Grund f ur die Auswahl von Hexaeder sind die geringe nume-
rische Diusion durch Ausrichtung der Flachennormalen langs zur Hauptstromungsrichtung sowie
die Moglichkeit schnell und gezielt die Knoten- bzw. Elementverteilung des Berechnungsgitters zu
verandern.
5.2 Backward-Facing Step
Der Backward-Facing Step, im deutschen meist als abfallende oder zur uckspringende Stufe bezeich-
net, ist eine Standardgeometrie zum Testen neuer Gleichungsloser, Berechnungsmethoden oder Tur-
bulenzmodelle. Das Hauptaugenmerk beim Backward-Facing Step ist das Verhalten beim Bilden
von R uckstromzonen. Durch den prazise denierten Ablosepunkt an der Stufenkante lassen sich die
Charakteristiken der abgelosten Stromung sehr gut bewerten. Neben der R uckstromzone sind auch
die mit der Querschnittserweiterung verbundenen Geschwindigkeits- und Druckanderungen f ur die
Bewertung von Interesse.
5.2.1 Geometrie- und Versuchsbeschreibung
Die Geometrie f ur die numerische Berechnung entspricht der Testgeometrie nach Driver und See-
gmiller [30]. Durch das relative groe Verhaltnis zwischen Einlaufhohe und Stufenhohe von 8:1
kann eine Beeinussung der Stromung im Bereich der Stufe durch die Grenzschicht an der oberen
Kanalwand vermieden werden. Die im Verhaltnis zur Kanalhohe groe Breite des Kanals verrin-
gert den Einuss dreidimensionaler Eekte auf ein Minimum, so dass eine zweidimensionale bzw.
quasizweidimensionale numerische Berechnung der Stromung moglich ist.
Der Versuchsaufbau besteht aus einem 1000 mm langem, 151 mm breitem und 101 mm hohem
Einlasskanal, mit rechteckigem Querschnitt. Als Versuchsmedium wurde Luft verwendet. An den
Einlasskanal schliet sich eine abfallende Stufe mit der Hohe h = 12.7 mm an. Die Referenzge-
schwindigkeit ist U
ref
= 44.2 m/s bei atmospharischem Druck und atmospharischer Temperatur.
Daraus folgt eine Reynoldszahl bezogen auf die Stufenhohe Re
h
38
. Dies kann bei der Berechnung zu Konvergenzproblem f uhren und unter Umstanden
das Berechnungsergebnis negativ beeinussen.
Aufgrund oftmals komplexer Geometrien bei Ingenieursanwendungen und aufgrund eines haug
herrschenden Zeitdrucks bei der Bearbeitung und Losung der Probleme, bleibt oftmals keine Zeit
f ur eine detailierte Optimierung der Berechnungsgitter. Das Berechnungsgitter wird deshalb nicht
weiter optimiert, die kleinen Elementwinkel im Bereich der Fl ugelspitze beibehalten, und damit die
Testbedingung f ur die CFD-Programme verscharft. Dadurch wird ein allgemeing ultige und praxis-
nahe Aussage uber die Leistungsfahigkeit der Programme erwartet.
Berechnungsmodell f ur das k--SST Turbulenzmodell
Im Gegensatz zum Backward-Facing Step muss bei der Wing-Body Junction ein separates Be-
rechnungsmodell f ur die Berechnung mit dem k--SST Modell erstellt werden. Grund ist ein zu
groer Wandabstand der wandnachsten Gitterknoten des Berechnungsgitters WBJ 4. Eine zufrie-
denstellende Losung ist mit dem Modell WBJ 4 unter Verwendung des k--SST Modells nicht zu
erwarten. Um einen, wie vom k--SST Modell geforderten, sehr kleinen dimensionslosen Wandab-
stand zu erhalten, wird der Wandbereich des Berechnungsgebiets stark verfeinert. Resultat ist ein,
im Vergleich zu den bislang erstellten Berechnungsgittern f ur die Wing-Body Junction, bedeutend
groeres Berechnungsgitter. Daher wurde aus Zeit- und Ressourcengr unden darauf verzichtet, die-
ses Modell auch f ur die Berechnungen mit dem Standard-k- Modell zu verwenden.
Das Berechnungsgitter f ur die Berechnungen mit dem k--SST Modell, bezeichnet mit dem K urzel
WBJ 5, hat 4114800 Knoten und 4015947 Elemente. Der Wandabstand konnte im Bereich des
Rumpfes auf 0.065 mm, am Fl ugel auf 0.03 mm reduziert werden.
5.4 Einlassrandbedingungen
Entscheidend f ur den Erfolg ist mitunter die richtige Wahl der Randbedinungen f ur die Berechnung.
Um eine einwandfreie Vergleichbarkeit mit den Versuchsdaten zu gewahrleisten, muss sichergestellt
werden, dass die Einstromung in das Berechnungsgebiet korrekt erfolgt. Wie schon bei der Erlau-
terung der einzelnen Testfalle angesprochen, wird die jeweils erste Geschwindigkeitsmessung des
Versuches als Einlassrandbedingung verwendet. F ur den Backward-Facing Step ist dies die Po-
sition x = 4 h bzw. x = 50.8 mm und f ur die Wing-Body Junction x = 18.24 T bzw.
x = 1307.8 mm. So wird sichergestellt, dass zu Beginn des Berechnungsgebietes keine Unterschie-
de zwischen Berechnung und Versuch vorhanden sind. Spatere Dierenzen von Stromungsgroen
sind somit ausschlielich auf die Berechnung zur uck zu f uhren.
5.4 Einlassrandbedingungen 47
Abb. 5.14: Einlassrandbedingungen f ur die Berechnungen des Backward-Facing Steps
Abb. 5.15: Einlassrandbedingungen f ur die Berechnungen der Wing-Body Junction
49
6 Auswertung der Berechnungen
Ergebnisse numerischer Stromungsberechnungen lassen sich nach verschiedenen Kriterien auswer-
ten und bewerten. Neben dem resultierenden Stromungsfeld, welches das Ergebnis im klassischen
Sinne reprasentiert, sind die Gitterabhangigkeit der berechneten Losungen, die benotigte Zeit f ur
die Berechnung und das Konvergenzverhalten wichtige Eigenschaften eines Simulationsprogram-
mes.
Um eine reprasentative Bewertung der benotigten Berechnungszeiten f ur die einzelnen Modelle und
Programme vornehmen zu konnen, erfolgen alle Berechnungen auf dem selben Computer. Dieser
Computer wird ausschlielich f ur diese Berechnungen verwendet, so dass keine anderen Prozesse
die Leistung des Computers beeinuen. Die Gittersensitivitat wird durch Betrachtung charakte-
ristischer Bewertunggroen des jeweiligen Anwendungsfalls f ur die verschiedenen Gittergroen der
Berechnungsmodelle beurteilt.
F ur die Berechnungen wird ein maximales Residuum von 10
4
als Konvergenzkriterium deniert.
Diese Groenenordnung des Residuums ist bei Ingenieursanwendungen weit verbreitet und stellt
einen guten Kompromiss zwischen Ressourcenaufwand sowie Ergebnisgenauigkeit dar. Ferner er-
laubt es reprasentative R uckschl usse auf das Verhalten der genutzten Software. Um die Vergleich-
barkeit der Losungen zu gewahrleisten, wird f ur alle Berechnungen das Upwind-Verfahren zur orts-
bezogenen Diskretisierung der Dierentialgleichungen verwendet.
F ur die Auswertung werden mit den Messebenen des Versuches korrespondierende Schnittebenen
deniert. Beim Backward-Facing Step benden sich die Schnittebenen in der Zone unmittelbar
nach der Stufe. Dieses Gebiet ist aufgrund der erwarteten Stromungsphanomene besonders inter-
essant. Bei der Wing-Body Junction werden Schnittebenen in der Fl ugelanstromung, im Bereich
der Fl ugleumstromung und im Nachlaufgebiet zur Auswertung ausgewahlt.
Abb. 6.1: Schnittebenen des Backward-Facing Step
50 6 Auswertung der Berechnungen
Abb. 6.2: Schnittebenen der Wing-Body Junction
6.1 Ressourcenbedarf
Der Ressourcenbedarf hat einen groen Einuss auf entstehende Kosten und ist daher ein wichtiges
Kriterium bei der Auswahl von Softwarepaketen. Im Mittelpunkt des Ressourcenbedarfs steht die
notwendige Berechnungszeit zur Losung einer Anwendung. Neben der absoluten Berechnungszeit
f ur eine bestimmte Anwendung, ist auch die Entwicklung der Berechnungszeit bei groeren Berech-
nungsgittern von Bedeutung. Der notwendige Speicherplatz stellt einen weiteren wichtigen Punkt
bez uglich des Ressourcenbedarf dar. Die Verf ugbarkeit von ausreichendem Speicherplatz ist bei den
sehr datenintensiven Stromungsberechnungen mit erheblichen Kosten verbunden.
6.1.1 Berechnungszeiten
Wie bereits angesprochen, erfolgten alle Berechnungen auf dem selben Computer, ohne parallel lau-
fende Prozesse, um eine einwandfreie Vergleichbarkeit zu gewahrleisten. Der verwendete Computer
ist mit einem Intel Core2Quad Q6600 Mulitcore-Prozessor und mit 8 GB Arbeitsspeicher ausge-
stattet. Um unabhangig von moglichen Geschwindigkeitsschwankungen im Instituts-Netzwerk zu
sein, werden die f ur die jeweilige Berechnung benotigten Daten, f ur die Zeit der Berechnung, lokal
auf der Festplatte des Berechnungs-Computers gespeichert.
In Tabelle 6.1 sind die Berechnungszeiten f ur die getesteten Programme aufgelistet. Die Leistung
von OpenFOAM hangt oensichtlich teils stark von der Berechnungsanwendung ab. Wahrend beim
GAMG-Loser eine ahnliche Leistung im Bezug auf die benotigte Berechnungszeit f ur beide Test-
falle zu sehen ist, unterscheidet sich die Leistung mit dem PCG/PBiCG-Loser ungewohnlich stark
zwischen Backward-Facing Step und Wing-Body Junction.
6.1 Ressourcenbedarf 51
Modell Knotenanzahl OpenFoam OpenFOAM AVL Fire FENFLOSS ANSYS CFX
Solver GAMG Solver PCG/PBiCG
BFS 0 103062 502 s 593 s 777 s 213 s 1607 s
BFS 1 160532 1213 s 1940 s 1991 s 344 s 2556 s
BFS 2 248786 3288 s 5781 s 4950 s 495 s 3950 s
BFS 3 386488 8419 s 16370 s 10562 s 798 s 6453 s
BFS 4 614636 17119 s 47099 s 23851 s 1451 s 9676 s
WBJ 0 537632 13870 s 14902 s 19536 s 17874 s 1438 s
WBJ 1 706446 21587 s 22220 s 32287 s 36976 s 1943 s
WBJ 2 937808 37379 s 40054 s 53960 s 50621 s 2686 s
WBJ 3 1213537 34574 s 41691 s 67491 s 77636 s 3352 s
WBJ 4 1609358 62477 s 70102 s 121453 s 102738 s 4785 s
Tabelle 6.1: Berechnungszeiten
Abb. 6.3: Entwicklung der Berechnungszeiten f ur den Backward-Facing Step
Abb. 6.4: Entwicklung der Berechnungszeiten f ur die Wing-Body Junction
52 6 Auswertung der Berechnungen
AVL Fire zeigt f ur beide Berechnungsfalle eine durchschnittliche Leistung. Im direkten Vergleich
zum ebenfalls kommerziellen CFD-Programm ANSYS CFX sind die Berechnungszeiten bedeutend
schlechter. Die Berechnungszeiten des Backward-Facing Steps zeigen eine sehr gute Performance
von FENFLOSS f ur 2-dimensionale Berechnungen. Der Zeitaufwand je Berechnungsknoten bleibt
f ur die 2-dimensionale Berechnung mit FENFLOSS konstant. Die Berechnungszeiten von FEN-
FLOSS f ur die Wing-Body Junction liegen auf dem Niveau von AVL Fire. Unabhangig vom Test-
fall zeigt sich anhand der absoluten und normierten Berechnungszeiten die Starken des gekoppelten
Multigrid-Verfahrens von ANSYS CFX f ur groe und komplexe Berechnungsanwendungen. Die
Berechnungszeiten liegen, insbesondere bei der Wing-Body Junction, betrachtlich unter denen der
ubrigen CFD-Programme. Bei den weniger komplexen Stromungsphanomenen und den kleineren
Berechnungsgittern des Backward-Facing Step sind die Unterschiede weniger deutlich. Die graphi-
sche Darstellung der normierten Groen (Abb. 6.3 und 6.4) zeigt deutlich die Charakteristik von
ANSYS CFX bei groer werdenden Berechnungsgittern.
Ubereinstimmend mit den Herstelleranga-
ben (Kapitel 3.4) ist ein konstanter Ressourcenbedarf je Gitterknoten erkennbar. Daraus resultiert
eine direkte Proportionalitat zwischen Gittergroe und Berechnungszeit. Neben der sehr hohen Ef-
zienz bei komplexen Anwendungen, ist eine einfache und prazise Vorhersage uber die notwendige
Berechnungsdauer moglich.
6.1.2 Speicherbedarf
Der nachfolgend aufgef uhrte Speicherbedarf beinhaltet alle zugehorigen Steuer- und Ausgabeda-
teien, das Berechnungsgitter in dem f ur das jeweilige Programm erforderlichen Dateiformat und
die vom Berechnungsprogramm ausgegebenen Ergebnisdateien (Abb. 6.5 und Tabelle 6.2). Den
Speicherbedarf von Dateien der Auswertung wird an dieser Stelle nicht bewertet, da die Dieren-
zierung teils nur sehr schwer moglich ist.
Abb. 6.5: Entwicklung des Speicherbedarfs
6.1 Ressourcenbedarf 53
Die f ur den Speicherbedarf entscheidenden Dateien sind das Berechnungsgitter und die Ergebnis-
datei. Bei der Betrachtung des Backward-Facing Step sind die Vorteile der 2-dimensionalen An-
wendung in FENFLOSS im Vergleich zur (quasi-)3-dimensionalen Problemstellung in OpenFOAM,
AVL Fire und ANSYS CFX erkenntlich. Die Wing-Body Junction zeigt, ahnlich wie die Auswer-
tung der Berechnungszeiten, einen vorteilhaften Ressourcenbedarf bei der Verwendung von ANSYS
CFX. Ferner ist bei ANSYS CFX ein geringf ugig kleinerer Anstieg des Speicherbedarfs im Ver-
haltnis zur Groe des Berechnungsgitters zu sehen. Die prazise Dierenzierung des tatsachlichen
Speicherbedarfs von AVL Fire ist uberraschenderweise sehr schwer zu ermitteln. AVL Fire spei-
chert sowohl eine Datei mit den 3-dimensionalen Ergebnissen ab (*.3), als auch eine Datei mit den
Ergebnissen der letzten Iteration, welche eigentlich mit der *.3-Datei identisch sein sollte. Aus un-
geklarter Ursache schwanken die Groe beider Dateien teils sehr stark, was eine genaue Erorterung
des Speicherbedarfs oder eine Vorhersage benotigter Ressourcen sehr schwer macht.
Interessant sind auch die Unterschiede des Groenverhaltnisses zwischen Berechnungsgitter und
Ergebnisdatei. Wahrend bei OpenFOAM die Ergebnisdatei deutlich kleiner ist als die Datei welche
das Berechnungsgitter beinhaltet, ist bei AVL Fire, FENFLOSS und ANSYS CFX die Ergebnisda-
tei teils signikant groer wie das Berechnungsgitter. Tabelle 6.3 verdeutlicht den verhaltnismaig
geringen Speicherbedarf des Berechnungsergebnisses bei OpenFOAM. Erwartungsgema sind keine
Unterschiede im Speicherbedarf der Ergebnisdateien zwischen den beiden getesteten Gleichungslo-
sern von OpenFOAM zu erkennen. Insbesondere bei der Speicherung mehrerer Zwischenergebnissen,
zum Beispiel bei instationaren Berechnungen, ist die Groe der Ergebnisdatei von entscheidender
Bedeutung.
Modell Knotenanzahl OpenFoam OpenFOAM AVL Fire FENFLOSS ANSYS CFX
Solver GAMG Solver PCG/PBiCG
BFS 0 103062 18 MB 17 MB 18 MB 15 MB 20 MB
BFS 1 160532 27 MB 27 MB 75 MB 23 MB 29 MB
BFS 2 248786 42 MB 41 MB 56 MB 35 MB 43 MB
BFS 3 386488 65 MB 64 MB 109 MB 53 MB 65 MB
BFS 4 614636 103 MB 103 MB 94 MB 84 MB 100 MB
WBJ 0 537632 136 MB 135 MB 124 MB 175 MB 93 MB
WBJ 1 706446 178 MB 178 MB 208 MB 239 MB 122 MB
WBJ 2 937808 246 MB 246 MB 168 MB 328 MB 167 MB
WBJ 3 1213537 309 MB 309 MB 166 MB 404 MB 204 MB
WBJ 4 1609358 416 MB 416 MB 218 MB 529 MB 267 MB
Tabelle 6.2: Speicherbedarf - komplette Berechnungen
54 6 Auswertung der Berechnungen
Modell Knotenanzahl OpenFoam OpenFOAM AVL Fire FENFLOSS ANSYS CFX
Solver GAMG Solver PCG/PBiCG
BFS 0 103062 4.1 MB 4.1 MB 9,6 MB 8.4 MB 15 MB
BFS 1 160532 6.4 MB 6.4 MB 15 MB 14 MB 22 MB
BFS 2 248786 9.9 MB 9.9 MB 23 MB 21 MB 33 MB
BFS 3 386488 16 MB 16 MB 36 MB 32 MB 50 MB
BFS 4 614636 25 MB 25 MB 56 MB 51 MB 76 MB
WBJ 0 537632 45 MB 45 MB 44 MB 87 MB 79 MB
WBJ 1 706446 59 MB 59 MB 58 MB 115 MB 103 MB
WBJ 2 937808 82 MB 82 MB 80 MB 158 MB 142 MB
WBJ 3 1213537 102 MB 102 MB 99 MB 197 MB 173 MB
WBJ 4 1609358 136 MB 136 MB 131 MB 261 MB 228 MB
Tabelle 6.3: Speicherbedarf - Ergebnisdateien
6.2 Konvergenzverhalten
Das Konvergenzverhalten eines iterativen Gleichungslosers bezeichnet die notwendigen Iteratio-
nen zum Erreichen einer beliebigen Losungsgenauigkeit einer numerischen Berechnung. Damit hat
das Konvergenzverhalten einen bedeutenden Einuss auf die erforderlichen Berechnungsressourcen.
Dar uber hinaus kann anhand des Konvergenzverhaltens wichtige Aussagen uber die Stabilitat einer
numerischen Berechnung getroen werden. Im Allgemeinen wichtigstes Konvergenzkriterium sind
die Residuen. Sie sind ein Mastab f ur die Genauigkeit der Losung. Anzustreben ist ein moglichst
kleines Residuum mit fortschreitender Berechnung bzw. steigender Iterationszahl.
OpenFOAM
Abbildung 6.6 zeigt die Residuenverlaufe f ur die OpenFOAM Berechnungen mit dem Standard-k-
Turbulenzmodell. Bei der Verwendung des Standard-k- Modells f ur den Backward-Facing Step ist
im Vergleich zur Berechnung mit dem k--SST Modell ein unregelmaigeres Verhalten der Residuen
zu erkennen. Grund f ur diesen Unterschied ist vermutlich die Behandlung wandnaher Stromungen
von OpenFOAM. Die hier betrachteten Residuenkonvergenzen stammen aus den Berechnungen mit
dem Berechnungsmodell BFS 4. Aufgrund der sehr feinen Vernetzung bei diesem Berechnungsmo-
dell resultiert ein dimensionsloser Wandabstand y
+
= 1.25. Dieser geringe Wandabstand ist f ur
den Einsatz des Standard-k- Modells ohne entsprechendes Wandgesetz nicht optimal. Leider ist
in OpenFOAM (Version 1.4.1) kein adaptives bzw. hybrides Wandgesetz implementiert, so dass
das Konvergenzverhalten oensichtlich negativ beeinusst wird. Abhilfe w urde beispielsweise die
Implementierung eines logarithmischen Wandgesetzes bringen, welches bei y
+
< 11 automatisch
6.2 Konvergenzverhalten 55
aktiviert wird. Dies ist heute bereits bei vielen Gleichungslosern gangige Praxis. Bei der Berechnung
der Wing-Body Junction ist dieses Problem nicht zu erkennen, was durch einen wesentlich hoheren
und f ur das Standard-k- Modell geeigneteren dimensionslosen Wandabstand zu erklaren ist.
Abb. 6.6: Residuenverlauf OpenFOAM - Turbulenzmodell Standard-k-
Das k--SST Modell (siehe Abb. 6.7) hingegen berechnet die Grenzschicht vollstandig und benotigt
sehr kleine y
+
-Werte f ur eine gute Konvergenz und reprasentative Ergebnisse. Die beschriebenen
Probleme des Standard-k- Modells treten bei Verwendung des k--SST Modells daher wie erwartet
nicht auf.
Im Allgemeinen konvergiert OpenFOAM sehr zufriedenstellend und stabil. Probleme sind lediglich
bei zu hoher Relaxationen (p > 0.3, alle ubrigen > 0.7) oder einem nicht geeigneten Dierzie-
rungsschema zu erwarten. Bei den betrachteten Testfallen ist keine signikante Abhangigkeit der
benotigten Iterationensanzahl vom Gleichungsloser erkennbar. Lediglich der Zeitaufwand je Ite-
ration ist vom gewahlten Gleichungsloser und nicht zuletzt auch von der Anwendung abhangig.
56 6 Auswertung der Berechnungen
Abb. 6.7: Residuenverlauf OpenFOAM - Turbulenzmodell k--SST
AVL Fire
Bei den Residuenverlaufen der Berechnungen mit AVL Fire ist in Abbildung 6.8 zu erkennen, dass
bei beiden Testfallen das Residuum der turbulenten kinetischen Energie am schlechtesten kon-
vergiert. Ein oensichtlicher Grund f ur dieses Verhalten konnte leider nicht identiziert werden.
Groere Unregelmaigkeiten oder Schwankungen der Residuen bei der Berechnung des Backward-
Facing Step wie bei OpenFOAM zu erkennen waren, treten nicht auf. Dies erklart sich durch die
Nutzung eines adaptiven Wandgesetzes.
Das schlechte Konvergenzverhalten der turbulenten kinetischen Energie wirkt sich sehr stark auf
die Leistungsfahigkeit von AVL Fire aus. Dar uber hinaus ist, beim Vergleich mit den benotigten
Berechnungszeiten, ein hoher Zeitaufwand je Iteration erkennbar. Das Konvergenzverhalten von
AVL Fire ist sehr sensibel. Bereits kleinste Veranderungen der Berechnungsparametern haben teils
groen Einuss auf das Konvergenzverhalten und die Stabilitat der numerischen Berechnung. Ein
groer Einuss auf das Konvergenzverhalten konnte bei der Intialisierung der Berechnung bemerkt
werden. Nur durch die Initialisierung des Berechnungsgebiets mittels einer Potentialstromung konn-
te anschlieend eine zuverlassig stabile Berechnung durchgef uhrt werden. Bei der Initialisierung
6.2 Konvergenzverhalten 57
Abb. 6.8: Residuenverlauf AVL Fire - Turbulenzmodell Standard-k-
durch ein uniformes Stromungsfeld hingegen, war eine konvergente Berechnung nur sehr schwer
oder garnicht moglich.
FENFLOSS
Groe Auswirkungen auf die Residuenkonvergenz hat die Wahl des Wandabstandes in FENFLOSS.
Nach Erfahrungen aus Testrechnungen im Rahmen dieser Arbeit wird die beste Konvergenz im
Allgemeinen durch die Wahl des Wandabstandes des wandnachsten Gitterknoten im Bereich der
hochsten Gradienten erzielt. Ob diesbez uglich die Wahl auf den hochsten Gradienten einer be-
stimmten Geschwindigkeitskomponente, des Druckes oder einer Turbulenzgroe fallen sollte, wurde
im Rahmen dieser Arbeit nicht untersucht. F ur die Wing-Body Junction ist der Gitterknoten vor
der Fl ugelspitze in Rumpfnahe der Ort der hochsten Geschwindigkeits-, Druck- und Turbulenz-
gradienten. Ebenfalls nenneswerten Einuss auf die Konvergenz der Geschwindigkeitsresiduen und
des Druckresiduums hat der Parameter . Der Parameter ist der Gewichtungsfaktor der Druck-
korrektur in FENFLOSS. Ein hoher Wert von setzt die Gewichtung der Losung mehr auf die
Kontinuitatsgleichung, ein niedriger Wert in Richtung der Losung der Druckgleichung. Durch den
oftmals unruhigen Verlauf der Residuen ist eine konkrete Einschatzung uber die Veranderungen des
Konvergenzverlaufs f ur verschiedene Werte von nur schwer moglich. Im Allgemeinen konnte mit
der Standardeinstellung von = 0.2 sehr gute und zuverlassige Ergebnisse erzielt werden. Bei ei-
nem bedeutend langsameren Konvergenzverhalten der Geschwindigkeitskomponenten im Vergleich
zu den Turbulenzresiduen, kann erfahrungsgema durch eine Erhohung von auf 0.3 0.4 eine
Verbesserung des Konvergenzverhaltens erreicht werden.
FENFLOSS zeigt im Vergleich zu den anderen getesteten Programmen einen sehr unruhigen Resi-
duenverlauf. Insbesondere die Residuen der turbulenten kinetischen Energie k und der turbulenten
Dissipation verhalten sich sehr unruhig und teils sprunghaft. Sowohl beim Backward-Facing-Step
58 6 Auswertung der Berechnungen
als auch bei der Wing-Body Junction konnte das Ziel-Residuum 10
4
f ur die turbulente Dissipati-
on nicht in absehbarer Zeit erreicht werden und wurde daher vernachlassigt behandelt. Bei allen
durchgef uhrten Berechnungen ist eine weitgehende Stagnation des Residuums von im Intervall
10
02
residuum 5 10
04
zu erkennen. Mit steigender Knoten-/Elementanzahl des Berech-
nungsgitters verbessert sich jedoch im Allgemeinen die Konvergenz des Residuums der turbulenten
Dissipation .
Abb. 6.9: Residuenverlauf FENFLOSS - Turbulenzmodell Standard-k-
Abb. 6.10: Residuenverlauf FENFLOSS - Turbulenzmodell k--SST
F ur die Berechnungen mit dem k--SST Modell ist ebenfalls ein sehr unruhiges Verhalten von
FENFLOSS hinsichtlich der Residuenkonvergenz zu erkennen. Anders als bei der Verwendung des
Standard-k- Modells, ist f ur das Residuum der turbulenten kinetischen Energie k oensichtlich
keine 10
4
-Konvergenz erreichbar. Wesentlich umfangreichere Konvergenzprobleme oenbarte die
Berechnung der Wing-Body Junction mit dem k--SST Modell. Eine konvergente Losung konnte
6.2 Konvergenzverhalten 59
im Rahmen dieser Arbeit leider nicht erzielt werden. Hauptproblem war dabei die Empndlichkeit
der spezischen turbulenten Dissipation und die damit verbundene Divergenz der Berechnung.
ANSYS CFX
Der Residuenverlaufe von CFX in den Abbildungen 6.11 und 6.12 zeigen die hohe Qualitat des
genutzten gekoppelten Multigrid-Solvers. Das Konvergenzverhalten der Residuen ist vorbildlich
und die Anzahl der benotigten Iterationen f ur die Wing-Body Junction mit 47 uberdurchschnitt-
lich gering. Allgemein sind keine groeren Schwankungen oder Storungen im Residuenverlauf der
Berechnungen mit dem Standard-k- Turbulenzmodell zu erkennen.
Abb. 6.11: Residuenverlauf ANSYS CFX - Turbulenzmodell Standard-k-
Abb. 6.12: Residuenverlauf ANSYS CFX - Turbulenzmodell k--SST
Im direkten Vergleich zwischen den Turbulenzmodellen beim Backward-Facing Step, zeigt ANSYS
CFX bei Verwendung des k--SST Modells ein etwas schlechteres Konvergenzverhalten. Dennoch
60 6 Auswertung der Berechnungen
ist keine Instabilitat des Gleichungslosers zu erkennen. Auch die hohere Sensibilitat der Turbu-
lenzgroen beim k--SST Modell scheint bei beiden Testfallen kein Problem f ur ANSYS CFX zu
sein.
6.3 Gittersensitivitat
Die Gittersensitivitat von Backward-Facing Step und Wing-Body Junction werden aufgrund ver-
schiedener Bewertungskriterien und zur besseren
Ubersicht getrennt betrachtet. Beim Backward-
Facing Step liegt der Fokus auf dem Stromungsverhalten in der R uckstromzone hinter der Stufe.
Bei der Wing-Body Junction wird die Gitterabhangigkeit der Stromung in den Gebiete vor und
neben dem Fl ugelprol betrachtet.
6.3.1 Backward-Facing Step
Als charakteristische Bewertungsgroe f ur den Backward-Facing Step wird der Punkt ausgewahlt,
an dem die R uckstromzone endet und die Stromung uber die volle Kanalhohe wieder in Richtung
Auslass iet, im englischen reattachment point genannt, um die Gittersensitivitat zu beurteilen.
Dar uber hinaus werden die Geschwindigkeiten entlang einer Langslinie auf halber Stufenhohe aus-
gewertet. Aufgrund der feinen Vernetzung im Bezug auf die Groe des Berechnungsgebiets, werden
nur geringf ugige Unterschiede zwischen den einzelnen Gittern erwartet.
Modell Knotenanzahl OpenFoam OpenFOAM AVL Fire FENFLOSS ANSYS CFX
Solver GAMG Solver PCG/PBiCG
BFS 0 103062 5.417 h 5.398 h 5.323 h 4.549 h 6.063 h
BFS 1 160532 5.386 h 5.449 h 5.339 h 4.502 h 6.047 h
BFS 2 248786 5.386 h 5.457 h 5.425 h 4.524 h 6.024 h
BFS 3 386488 5.331 h 5.343 h 5.291 h 4.459 h 6.016 h
BFS 4 614636 5.299 h 5.362 h 5.638 h 4.526 h 5.921 h
Tabelle 6.4: R uckstromlangen f ur den Backward-Facing Step
Tabelle 6.4 zeigt Gitterabhangigkeiten f ur jedes der getesteten Programme. Bei ANSYS CFX und
bei OpenFOAM unter Verwendung des GAMG-Gleichungslosers ist eine fortschreitende Verk urzung
der R uckstromzone mit zunehmender Knotenanzahl zu erkennen. Bezogen auf die R uckstromlange
des groten Berechnungsmodells liegt die maximale Abweichungen bei (-) 6.155 % mit AVL Fire.
Die geringste Abweichung weist FENFLOSS mit 1.48 % auf. Alle Berechnungen unterschreiten die
im Versuch gemessene R uckstromlange von X
r
= 6.26 h (0.10 h).
6.3 Gittersensitivitat 61
Zur weiteren Betrachtung der Gitterabangigkeit werden Proben der Geschwindigkeit in x-Richtung
beurteilt, welche entlang einer Linie von der Stufe (x = 0 h) bis zum Ende der Berechnungsgebiets
(x = 32 h), auf halber Stufenhohe (y = 0.5 h) entnommen werden.
Abb. 6.13: Langsschnitte am Backward-Facing Step - OpenFOAM
Abb. 6.14: Langsschnitte am Backward-Facing Step - AVL Fire
Die Gitterabhangigkeit dieser Geschwindigkeiten, siehe Abbildungen 6.13 bis 6.16, zeigen ein ahnli-
ches Ergebnis wie die Betrachtung der R uckstromlange. Wahrend OpenFOAM die guten Ergebnisse
f ur die Gittersensitiviat der R uckstromlange bestatigt, ist bei ANSYS CFX ein schlechteres Ver-
halten f ur das Intervall 2 h x 17 h bzw. 25 mm x 215 mm zu erkennen. Wie auch bei der
Betrachtung der R uckstromlange ist bei AVL Fire die ausgepragteste Gitterabhangigkeit erkenn-
bar. AVL Fire zeigt eine mit der Lauange groer werdende Gitterabhangigkeit ab ca. x = 11 h.
FENFLOSS kann die sehr guten Ergebnisse bei der Betrachtung der R uckstromlange nicht wie-
derholen. Es sind mitunter deutliche Unterschiede erkennbar. Vorallem im Gebiet direkt hinter der
Stufe in dem die x-Komponenten der Geschwindigkeit negative Werte annimmt, sind Abhangig-
62 6 Auswertung der Berechnungen
keiten erkennbar, die mit den anderen Programmen nicht auftreten. Mit zunehmender Nahe zum
Ausla des Berechnungsgebiets ist eine Wiederannaherung der Geschwindigkeiten f ur die getesteten
Berechnungsgitter erkennbar.
Abb. 6.15: Langsschnitte am Backward-Facing Step - FENFLOSS
Abb. 6.16: Langsschnitte am Backward-Facing Step - ANSYS CFX
6.3.2 Wing-Body Junction
F ur die Wing-Body Junction ist die Ausdehnung des Wirbels vor dem Fl ugel, auf der x-Achse
in der Symmetrieebene, eine typische Bewertungsgroe f ur die Analyse der Gittersensitivitat. Die
x-Koordinate der groten Ausdehnung des Frontwirbels wird mit X
w
bezeichnet. Die relative Ko-
ordinate ist auf die grote Breite des Fl ugelprols mit T = 71.7 mm bezogen. Im Versuch wurde
eine Ausdehnung des Wirbels bis X
w
= 0.47 T beobachtet.
Eine reprasentative Bewertung der Gitterabhangigkeit ist anhand der R uckstromungen vor dem
6.3 Gittersensitivitat 63
Fl ugel mit dem gewahlten Turbulenzmodell leider nicht moglich. Grund daf ur ist die Staupunkt-
stromung an der vorderen Spitze des Fl ugels, die vom Standard-k- Modell nicht korrekt abgebildet
werden kann. Erst durch eine sehr feine Diskretisierung des Berechnungsgebiets, insbesondere direkt
vor dem Fl ugel, ist eine Wirbelbildung bei OpenFOAM und AVL Fire erkennbar. Die Ausdehnung
dieses Wirbels wird jedoch auch mit diesem Berechnungsgitter nur unbefriedigend abgebildet. Eine
Ausnahme bildet ANSYS CFX, das vermutlich die Unzulanglichkeiten des Standard-k- Modells
bei Staupunktstromung durch eine intelligente Nutzung der Wandfunktion teilweise ausgleichen
kann. FENFLOSS ist mit allen genutzten Berechnungsgittern nicht in der Lage einen Wirbel vor
dem Fl ugelprol zu errechnen.
Die Gittersensitivitat wird mit Geschwindigkeitsprolen in der Symmetrieebene vor dem Fl ugel
und mit Proben der Geschwindigkeiten in x-Richtung entlang einer Langsinie (500 mm x
500 mm, y = 50 mm und z = 50 mm) f ur jedes Programm beurteilt.
OpenFOAM
Die Berechnungsergebnisse zeigen vor dem Fl ugel eine erkennbare Gitterabhangigkeit von Open-
FOAM, ansteigend uber die Hohe des Fl ugels. Bei der Umstromung des Fl ugels hingegen ist der
Einuss des Gitters augenscheinlich sehr gering. Bei genauerer Betrachtung des Langsschnittes ist
eine geringf ugig kleinere Gittersensitivitat des PCG/PBiCG-Gleichungslosers bei der Umstromung
des Fl ugels nach dem Erreichen der maximalen Geschwindigkeit zu erkennen. Im Vergleich zu den
Ergebnissen mit dem Multigrid-Gleichungsloser zeigt der Konjugierte-Gradienten-Gleichungsloser
eine geringere Gitterabhangigkeit der Geschwindigkeit bei der Wing-Body Junction, insbesonde-
re direkt vor dem Fl ugel bei der x-Koordinate 0.1034 T (entspricht 7.41 mm vor der Fl ugel-
spitze). Bei den Geschwindigkeitsprolen, welche der F ugelspitze am nachsten sind, sind f ur alle
Berechnungsgitter kleinere Unregelmaigkeiten im Geschwindigkeitsverlauf erkennbar. Da kein phy-
sikalischer Grund f ur dieses Verhalten oensichtlich ist, werden diese Unregelmaigkeiten auf das
Programm zur uckgef uhrt. Aufgrund der kleinen Amplituden ist jedoch nicht von einer negativen
Beeinussung des Ergebnisses auszugehen.
AVL Fire
AVL Fire zeigt bei der Wing-Body Junction, im Gegensatz zum Backward-Facing Step, kaum Git-
terabhangigkeiten. Lediglich am
Ubergang zwischen Grenzschicht und ausgebildeter Stromung kurz
vor der Fl ugelspitze ( x = 0.1034 T ) bildet sich beim Berechnungsmodell WBJ 4 eine hohere
Spitzengeschwindigkeit aus. Als Grund f ur diese hohere Geschwindigkeit wird eine R uckwirkung des
Wirbels vor der Fl ugelspitze angenommen, der sich bei AVL Fire nur mit dem Berechnungsmodell
64 6 Auswertung der Berechnungen
Abb. 6.17: Gitterabhangigkeit Wing-Body Junction mit OpenFOAM - Geschwindigkeitsprole
6.3 Gittersensitivitat 65
WBJ 4 bildet. Der Wirbel drangt die wandnahe Stromung, welche auf den Wirbel trit, zur Seite,
was bei der Betrachtung des Geschwindigkeitsprols uber die y-Koordinate zu einer Geschwin-
digkeitserhohung uber dem Wirbel f uhrt. Bei den anderen betrachteten Geschwindigkeitsprolen
kann keine nennenswerte Gitterabhangigkeit festgestellt werden. Auch die Geschwindigkeiten im
Langsschnitt zeigen keine erkennbare Gittersensitivitat.
Abb. 6.18: Gitterabhangigkeit Wing-Body Junction mit AVL Fire - Geschwindigkeitsprole
FENFLOSS
FENFLOSS zeigt im Vergleich zu den ebenfalls getesteten Programmen die grote Gitterabhangig-
keit. Die Unterschiede der Geschwindigkeiten im Langsschnitt f ur die einzelnen Gitter sind zwar
nicht signikant, jedoch wesentlich klarer zu erkennen als bei den anderen Softwarepakten. Bei
der Anstromung des Fl ugelprols sind noch markantere Unterschiede zwischen den getesteten Be-
rechnungsgittern erkennbar. Dar uber hinaus ist keine eindeutige Tendenz f ur die Veranderung der
Geschwindigkeit im Bezug auf die Groe des Berechnungsgitters zu erkennen. Die Geschwindig-
keitsprole nahe des Staupunktes ( x = 0.1034 T ) zeigen Unterschiede zwischen den Berech-
66 6 Auswertung der Berechnungen
nungsgittern von bis zu 1 m/s, was ca. 8 9 % entspricht. Eine Wirbelbildung oder Anzeichen
f ur ein ahnliches Verhalten sind bei keinem Berechnungsgitter erkennbar.
Abb. 6.19: Gitterabhangigkeit Wing-Body Junction mit FENFLOSS - Geschwindigkeitsprole
ANSYS CFX
Wie auch schon bei der Analyse der Gittersensitivitat am Backward-Facing Step, ist auch f ur die
Wing-Body Junction im Allgemeinen keine signikante Gitterabhangigkeit von ANSYS CFX er-
kennbar. Im Bereich vor dem Fl ugel sind mehrere, lokal begrenzte und unregelmaig auftretende
Geschwindigkeitsspr unge und Oszillationen zu erkennen. Sie treten an jedem Gitter an unterschied-
lichen Positionen und mit unterschiedlicher Auspragung auf. Der grote Geschwindigkeitssprung
ist beim Berechnungsmodell WBJ 0 mit den wenigsten Gitterknoten/-elementen zu erkennen. Bei
einem solchen, oensichtlich physikalisch falschen, Geschwindigkeitssprung von ca. 10 % der Ge-
schwindigkeit ist mit negativen Auswirkungen auf das Berechnungsergebnis zu rechnen. Der Mittel-
wert der Stromung zeigt jedoch nur minimalste Unterschiede zwischen den verschiedenen Berech-
nungsmodellen.
6.4 Auswertung - Berechnungen mit dem Turbulenzmodell Standard-k- 67
Abb. 6.20: Gitterabhangigkeit Wing-Body Junction mit ANSYS CFX - Geschwindigkeitsprole
6.4 Auswertung - Berechnungen mit dem Turbulenzmodell
Standard-k-
F ur die Auswertung der beiden Testfalle mit den verschiedenen CFD-Programmen unter Verwen-
dung des Standard-k- Turbulenzmodells werden die Ergebnisse der feinsten Berechnungsgitter,
BFS 4 f ur den Backward-Facing Step und WBJ 4 f ur die Wing-Body Junction, verwendet. Im
Mittelpunkt der Auswertung stehen die errechneten Geschwindigkeiten der Stromungsfelder.
6.4.1 Backward-Facing Step
Wie aus den Geschwindigkeitsprolen in Abbildung 6.21 ersichtlich ist, zeigen die Ergebnisse von
OpenFOAM, AVL Fire und ANSYS CFX eine gute
Ubereinstimmung mit den Versuchsergebnis-
sen. Lediglich im Bereich der R uckstromzone hinter der Stufe sind vereinzelt Dezite zu erkennen.
Insgesamt stimmen die Ergebnisse der drei genannten CFD-Programme nahezu uneingeschrankt
uberein. FENFLOSS hingegen zeigt, im Vergleich zu den anderen CFD-Programmen und auch im
68 6 Auswertung der Berechnungen
Vergleich zu den Versuchsergebnissen, teils deutlich abweichende Ergebnisse f ur die Geschwindig-
keitsverteilung. Insbesondere in den
Ubergangsbereichen zwischen wandnaher Stromung und der
ausgebildeten Hauptstromung im Raum stimmen die Ergebnisse von FENFLOSS nicht mit den
anderen Ergebnissen uberein. Nach Wiederanliegen der Hauptstromung hinter der R uckstromzone,
im Bereich h y 0, ist jedoch eine sehr gute
Ubereinstimmung der Geschwindigkeit von FEN-
FLOSS in Wandnahe mit den im Versuch gemessenen Geschwindigkeiten zu erkennen.
Abb. 6.21: Geschwindigkeitsprole Backward-Facing Step - Turbulenzmodell Standard-k-
6.4 Auswertung - Berechnungen mit dem Turbulenzmodell Standard-k- 69
Abb. 6.22: Langsschnitt Backward-Facing Step - Turbulenzmodell Standard-k-
Die gute Approximation der Geschwindigkeiten in Wandnahe von FENFLOSS wird auch im Langs-
schnitt hinter der Stufe mit der y-Koordinate 0.5 h deutlich (Abbildung 6.22). Wahrend Open-
FOAM, AVL Fire und ANSYS CFX die gemessenen Geschwindigkeiten deutlich unterschreiten,
gibt FENFLOSS die Geschwindigkeiten aus dem Versuch fast einwandfrei wieder. Wie auch bei
den Geschwindigkeitsprolen entlang der y-Achse, stimmen die Ergebnisse der Programme Open-
FOAM, AVL Fire und ANSYS CFX auch bei der Betrachtung entlang der x-Achse im Intervall
0 x 200 mm sehr gut uberein. Mit fortschreitender Lauange der Stromung ist jedoch ein ver-
langsamter Anstieg der Geschwindigkeit bei AVL Fire verglichen mit den Ergebnissen der anderen
getesteten Programme zu erkennen.
Wie zu beobachten ist, sind im Bezug auf die errechneten Geschwindigkeiten keine nennenswerte
Unterschiede zwischen ANSYS CFX und den beiden getesteten Gleichungslosern von OpenFOAM
ersichtlich. Zusammenfassend ist die sehr gute
Ubereinstimmung der Ergebnisse von OpenFOAM,
AVL Fire und ANSYS CFX mit den Versuchsergebnissen in der Hauptstromung hervorzuheben.
FENFLOSS hingegen zeigt Starken in der Approximation der R uckstromzone.
6.4.2 Wing-Body Junction
Die Stromungsphanomene bei der Wing-Body Junction sind primar durch die Staupunktstromung
und die Wirbelbildung um die Fl ugelspitze gepragt. Wie bereits angesprochen, ist das Standard-
k- Modell nur bedingt f ur eine solche Anwendung geeignet. Die Ergebnisse der Turbulenzmodelle
Standard-k- und k--SST werden in Kapitel 6.6 verglichen.
Die Geschwindigkeitsprole in Abbildung 6.23 zeigen die Anstromung des Fl ugelprols in der Sym-
metrieebene. Die Versuchsergebnisse zeigen eine Geschwindigkeits uberhohung im Intervall 20 mm
y 50 mm. Diese Geschwindigkeits uberhohung ist tendenziell einzig im Ergebnis von ANSYS CFX
70 6 Auswertung der Berechnungen
zu nden. OpenFOAM und AVL Fire zeigen eine sehr gute
Ubereinstimmung oberhalb der Ge-
schwindigkeits uberhohung. Die Ergebnisse von FENFLOSS zeigen eine konstant hohere Geschwin-
digkeit im Vergleich zu den Ergebnissen der anderen Programme und zu den Ergebnissen des Ver-
suches. Die Abweichung zu den Ergebnissen von OpenFOAM, AVL Fire und ANSYS CFX betragt
bei einem Abstand zur Wand > 20 mm zwischen 1.0 und 1.5 m/s. In Rumpfnahe (y 0 mm)
sind Dezite bei der Approximation der R uckstromung durch das ungeeignete Turbulenzmodell bei
allen getesteten Programmen zu erkennen. Dennoch wird die Geschwindigkeit der Stromung f ur
einen Wandabstand von 50 mm bis 150 mm gut wiedergegeben. Lediglich FENFLOSS zeigt auch
in diesem Bereich schlechtere Ergebnisse.
Abb. 6.23: Geschwindigkeitsprole Fl ugelanstromung WBJ - Turbulenzmodell Standard-k-
Zu Beginn der Fl ugelumstromung (Abb. 6.24) sind groere Abweichungen der Simulationsergebnis-
se von den Versuchsergebnissen erkennbar. F ur die Geschwindigkeitsprole mit der x-Koordinate
0.76 T (entspricht 54.492 mm) ist eine Abweichung von bis zu 10 % vorhanden. In Fl ugelnahe sind
bei den Versuchsergebnissen im Rumpfbereich die Auswirkungen durch die Wirbelbildung vor der
Fl ugelspitze und das Mittreiben des Wirbels um den Fl ugel mit der Hauptstromung zu erkennen.
Wie erwartet ist keines der getesteten Programme in der Lage diese Stromungscharakteristik mit
dem Standard-k- Turbulenzmodell abzubilden. Dennoch ist es ANSYS CFX moglich die Versuchs-
ergebnisse der ugelnahen Stromung bei der x-Koordinate 1.79 T sehr gut nachzubilden. Ebenfalls
zu erkennen ist ein kleiner werdender Unterschied zwischen den Ergebnissen der getesteten Soft-
warepakte mit zunehmendem Wandabstand. Mit fortschreitender Umstromung des Fl ugelprols
kann sich ANSYS CFX im Bezug auf die Ergebnisqualitat im Vergleich zu den Versuchsergebnissen
teils signikant von den anderen Programmen absetzen. ANSYS CFX gelingt dabei eine nahezu
konstant gute Approximation der Geschwindigkeiten. Mit Ausnahme der Geschwindigkeiten bei
x = 2.72 T / z = 1.055 T unterschreiten die Ergebnisse der beiden OpenFOAM-Gleichungsloser die
gemessenen Geschwindigkeiten und zeigen mitunter die schlechtesten Ergebnisse. Die Ergebnisse
6.4 Auswertung - Berechnungen mit dem Turbulenzmodell Standard-k- 71
Abb. 6.24: Geschwindigkeitsprole Fl ugelumstromung WBJ - Turbulenzmodell Standard-k-
72 6 Auswertung der Berechnungen
von AVL Fire und FENFLOSS zeigen im Vergleich zu den anderen Programmen gute Ergebnisse,
konnen jedoch aufgrund von Abweichung zu den Versuchsergebnissen von bis zu 3 m/s bzw. 11 %
nicht uberzeugen.
Abb. 6.25: Geschwindigkeitsprole Fl ugelnachlauf WBJ - Turbulenzmodell Standard-k-
Die Geschwindigkeitsprole in der Nachlaufstromung des Fl ugelprols in Abbildung 6.25 zeigen
deutlich die vorangegangenen Beobachtungen. In der Symmetrieebene und Nahe der Symmetrie-
ebene ist nur ANSYS CFX einigermaen in der Lage, die gemessenen Geschwindigkeiten wieder-
zugeben. Sehr schlecht ist das Ergebnis von FENFLOSS in der Symmetrieebene. Die Abweichung
zu den Versuchsergebnissen betragt mitunter bis zu 9 m/s, was ca. 50 % entspricht. AVL Fire und
OpenFOAM zeigen in Wandnahe gleichwertige Ergebnisse, mit groerem Wandabstand verlieren
sie jedoch die Nahe zu den Versuchsergebnissen teils signikant. Mit zunehmendem Abstand von
der Symmetrieebene nahern sich die Ergebnisse von OpenFOAM, AVL Fire und insbesondere FEN-
FLOSS den Versuchsergebnissen sowie den Ergebnissen von ANSYS CFX an.
Ahnliche Optionen bietet auch die Denition des Endzeitpunktes der Berechnung. Moglich sind
die Denitionen endTime, writeNow, noWirteNow und nextWrite. writeNow speichert das Ergeb-
nis nach der nachsten Iteration und beendet die Berechnung. Die Denition noWirteNow beendet
die Berechnung nach der nachsten Iteration ohne Speicherung des Ergbnisses. nextWrite speichert
das Ergebnis und beendet die Berechnung beim Erreichen des nachsten regularen Zeitpunkts einer
Zwischenspeicherung, welcher uber das Kennwort writeIntervall deniert wird.
Der Zeitschritt der Berechnung wird uber das Kennwort deltaT bestimmt. F ur stationare Berech-
nungen ist der Zeitschritt 1 vorgesehen.
Uber writeControl und writeIntervall werden die Zwischenspeicherungen gesteuert. Die Standar-
deinstellung ist die Zwischenspeicherung nach einer denierten Anzahl von Zeitschritten (bzw.
Iterationen bei stationaren Berechnungen). Dar uber hinaus gibt es die Moglichkeit nach einer de-
nierten Prozessor-Zeit, Kennwort cpuTime, oder Real-Zeit, Kennwort clockTime, zu speichern.
Die Anzahl der gespeicherten Ergebnisse bzw. Zwischenergebnisse wird mit purgeWrite bestimmt.
Der im oben gezeigten Beispiel genannte Wert 2 hat zur Folge, dass nicht mehr als zwei Ergebnisse
gespeichert werden. Wahrend der Berechnung bleiben somit zwei Zwischenergebnisse gespeichert,
die vorherigen Zwischenspeicherungen werden geloscht, sobald ein neues Zwischenergebnis gespei-
chert wird. Nach Ende der Berechnung bleibt ein Zwischenergebnis und das Endergebnis gespei-
chert.
In der Zeile writeFormat kann zwischen der Speicherung der Ergebnisse in ASCII- (ascii ) oder
Binarformat (binary) gewahlt werden. Bei der Verwendung von ASCII-Format ist eine einfachere
Weiterverarbeitung der Daten moglich. Die Speicherung in binarem Dateiformat benotigt weniger
Speicherplatz und ist daher besonders zur Archivierung geeignet. Nahere Informationen zu den
Anhang 117
Formaten der Ergebnisdateien und zu ihrer Weiterverarbeitung sind in Kapitel B.5 zu nden.
fvSolution
Angaben und Einstellung zur Gleichungslosung werden in der Datei fvSolution gemacht. Die Datei
beinhaltet die wichtigsten Einstellungen des Gleichungslosers und losungsrelevante Parameter der
Numerik.
/*--------------------------------*- C++ -*----------------------------------*\
| ========= | |
| \\ / F ield | OpenFOAM: The Open Source CFD Toolbox |
| \\ / O peration | Version: 1.4.1 |
| \\ / A nd | Web: http://www.openfoam.org |
| \\/ M anipulation | |
\*---------------------------------------------------------------------------*/
// FoamX Case Dictionary.
FoamFile
{
version 2.0;
format ascii;
root "/mnt/fs2/home/fdenner/02_openfoam";
case "bfs04";
instance "system";
local "";
class dictionary;
object fvSolution;
}
// * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * //
solvers
{
p PCG
{
tolerance 1e-06;
relTol 0.01;
preconditioner DIC;
};
U PBiCG
{
tolerance 1e-06;
relTol 0.1;
preconditioner DILU;
};
k PBiCG
{
tolerance 1e-06;
relTol 0.1;
preconditioner DILU;
};
epsilon PBiCG
{
tolerance 1e-06;
relTol 0.1;
preconditioner DILU;
};
R PBiCG
118 Anhang
{
tolerance 1e-06;
relTol 0.1;
preconditioner DILU;
};
nuTilda PBiCG
{
tolerance 1e-06;
relTol 0.1;
preconditioner DILU;
};
}
SIMPLE
{
nNonOrthogonalCorrectors 0;
pRefCell 0;
pRefValue 0;
}
PISO
{
nCorrectors 2;
nNonOrthogonalCorrectors 0;
pRefCell 0;
pRefValue 0;
}
relaxationFactors
{
p 0.3;
U 0.7;
k 0.7;
epsilon 0.7;
R 0.7;
nuTilda 0.7;
}
// ************************************************************************* //
Im Abschnitt Solvers werden f ur jede Berechnungsgroe Angaben zu deren Losung gemacht. Neben
dem Solver-Typ werden auch Angaben zu Toleranzen und Vorkonditionierung gemacht. Unter dem
Stichwort tolerance wird die globale Toleranz des Gleichungslosers festgelegt. Unterschreitet das
Start-Residuum der jeweiligen Berechnungsgroe diesen Wert zu Beginn einer globalen Iteration,
werden keine weiteren Zwischen-Iterationen f ur diese Berechnungsgroe durchgef uhrt. Die relative
Toleranz, Kennwort relTol, deniert die zu erreichende Verringerung des Residuum innerhalb einer
globalen Iteration. Hat beispielsweise das Residuum des Druckes zu Beginn einer globalen Iteration
den Wert 3.1 10
4
und es ist eine relative Toleranz von 0.01 festgelegt, so werden Zwischen-
Iterationen durchgef uhrt bis das nale Druckresiduum der globalen Iteration 3.1 10
6
ist.
Die Abschnitte SIMPLE und PISO beziehen sich auf die Einstellungen f ur die Druckkorrek-
tur. Das Stichwort nonOrthogonalCorrectors ermoglicht zusatzliche numerische Korrekturen zum
Ausgleichen von Nicht-Orthogonalitaten des Berechnungsgitters. Bei stark nicht-orthogonalen Be-
rechnungsgittern kann dadurch die Stabilitat der Berechnung deutlich gesteigert werden. Nur bei
der Nutzung der PISO-Druckkorrektur kann die Anzahl von Druckkorrekturen beeinusst werden
(nCorrectors). Die Standardeinstellung ist zwei Druckkorrekturen, bei Konvergenz- oder Stabi-
litatsproblemen kann diese Zahl nat urlich verandert werden. Standardmaig kommt die PISO-
Anhang 119
Druckkorrektur nur bei instationaren Berechnungen zum Einsatz.
Der Unterpunkt relaxationFactors beinhaltet Werte f ur die Relaxation der Berechnungsgroen. Die
Standardeinstellung liefert sehr zuverlassige Berechnungen und ist im oben stehenden Beispiel zu
sehen.
fvSchemes
In der Datei fvSchemes werden die Diskretisierungsverfahren zur Losung der Dierentialgleichun-
gen deniert. F ur eine detailierte Auistung und Beispiele bez uglich der verf ugbaren Diskretisie-
rungsschemata empehlt sich der OpenFOAM User Guide [25].
/*--------------------------------*- C++ -*----------------------------------*\
| ========= | |
| \\ / F ield | OpenFOAM: The Open Source CFD Toolbox |
| \\ / O peration | Version: 1.4.1 |
| \\ / A nd | Web: http://www.openfoam.org |
| \\/ M anipulation | |
\*---------------------------------------------------------------------------*/
// FoamX Case Dictionary.
FoamFile
{
version 2.0;
format ascii;
root "";
case "";
instance "system";
local "";
class dictionary;
object fvSchemes;
}
// * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * //
ddtSchemes
{
default steadyState;
}
gradSchemes
{
default Gauss linear;
grad(p) Gauss linear;
grad(U) Gauss linear;
}
divSchemes
{
default none;
div(phi,U) Gauss upwind;
div(phi,k) Gauss upwind;
div(phi,epsilon) Gauss upwind;
div(phi,R) Gauss upwind;
div(R) Gauss linear;
div(phi,nuTilda) Gauss upwind;
div((nuEff*dev(grad(U).T()))) Gauss linear;
}
laplacianSchemes
{
default none;
120 Anhang
laplacian(nuEff,U) Gauss linear corrected;
laplacian((1|A(U)),p) Gauss linear corrected;
laplacian(DkEff,k) Gauss linear corrected;
laplacian(DepsilonEff,epsilon) Gauss linear corrected;
laplacian(DREff,R) Gauss linear corrected;
laplacian(DnuTildaEff,nuTilda) Gauss linear corrected;
}
interpolationSchemes
{
default linear;
interpolate(U) linear;
}
snGradSchemes
{
default corrected;
}
fluxRequired
{
default no;
p;
}
// ************************************************************************* //
Starten einer Berechnung
Vor dem Starten der Berechnung sollte entschieden werden welcher Loser f ur die Anwendung ge-
eignet ist. Bei klassischen Anwendungen in der Stromungsmechanik und unter der Annahme eines
inkompressbilen Mediums sind dies simpleFoam f ur stationare und turbFoam f ur instationare Be-
rechnungen. Das Starten der Berechnung erfolgt dann in der Kommandozeile und immer nach dem
gleichen Muster, wie nachfolgend exemplarisch dargestellt ist.
simpleFoam <Pfad> <Berechnungsfall>
Die Ausgabe der Berechnungsdaten, wie Iteration/Zeitschritt oder Residuen erfolgt direkt im Kom-
mandofenster. Bei langeren Berechnungen ist es meist sinnvoller die Berechnung im Hintergrund
laufen zu lassen. Um jedoch die Ausgabedaten dennoch betrachten zu konnen oder f ur eine spatere
Auswertung zur Verf ugung zu haben, gibt es die Moglichkeit diese in eine log-Datei schreiben zu
lassen. Eine Berechnung im Hintergrund, mit Speicherung der Ausgabedaten in einer separaten
Datei ermoglicht der Befehl:
simpleFoam <Pfad> <Berechnungsfall> > <log-Datei> &
oder etwas spezischer dargestellt:
simpleFoam wbj wbj_01 > log_wbj_01 &
Anhang 121
Die Anzeige der Ausgabedateien in einem Kommandofenster parallel zur Berechnung ist in diesem
Fall, wenn gew unscht, uber die Unix-Funktion tail -f <log-Datei> moglich. Das separate Abspei-
chern der Ausgabedateien wird dadurch nicht beeinusst.
Zwischen- und Endergebnisse
Bei einer stationaren Berechnung, ist der Zeitschritt gleich der Iterationsnummer. Der Zeitschritt
100 entspricht der Iteration 100. Alle Ergebnisse die durch OpenFOAM bei einer Berechnung er-
zeugt werden, Zwischenergebnisse oder Endergebnisse, werden in einem Ordner gespeichert, der mit
der Nummer des aktuellen Zeitschritts (oder Iteration bei stationaren Berechnungen) bezeichnet
ist. Wird beispielsweise nach dem Zeitschritt 100 (oder Iteration bei stationaren Berechnungen) ein
Zwischenergebnis bzw. Backup-Ergebnis gespeichert, so werden diese Daten im Ordner <Berech-
nungsfall>/100 abgelegt. Wie bereits erklart, konnen in der Datei controlDict Einstellungen
bez uglich der Speicherung vorgenommen werden.
B.4 Weitere Berechnungseinstellungen und -moglichkeiten
OpenFOAM bietet uber verschiedene Skripte vielfaltige Moglichkeiten um die Berechnung zu indi-
vidualisieren. Nachfolgend werden die wichtigsten kurz erlautert.
Initialisierung durch eine Potentialstromung
Die Intitialisierung des Stromungsfeldes hat bei komplexen Geometrien und Stromungsvorgangen
groen Einuss auf Stabilitat und Konvergenz der numerischen Berechnung. Reicht es bei einfachen
Problemstellungen aus, dass Berechnungsgebiet mit einer uniformen oder stillstehenden Stromung
zu initialisieren, so ist es bei komplexen Anwendungen oder bei Verwendung sensibler Turbulenz-
modelle oft notwendig, eine weiterf uhrende Initialisierung vorzunehmen. Eine gangige Moglichkeit
zur Initialisierung ist ein Stromungsfeld nach der Potentialtheorie zu errechnen. Das Vektorfeld
einer Potentialstromung besitzt keine Drehung, wodurch eine Potentialstromung stets reibungsfrei
ist.
Mit OpenFOAM kann eine Initialisierung durch eine Potentialstromung mit dem Gleichungsloser
potentialFoam erfolgen. Dabei wird eine Losung nach der Potentialtheorie errechnet und das Er-
gebnis im Ordner mit den Startdateien f ur die nachfolgende Berechnung abgelegt. Die Genauigkeit
der Potentialstromung wird uber den Korrekturfaktor f ur die Gitterorthogonalitat (nonOrthogo-
nalCorrectors) des SIMPLE-Druckkorrekturverfahrens gesteuert. Werden keine Korrekturen f ur die
122 Anhang
Gitterorthogonalitat gesetzt (nonOrthogonalCorrector = 0), wird nur eine Druckkorrektur durchge-
f uhrt. Diese Losung ist erfahrungsgema zu ungenau und nicht ausreichend um eine Verbesserung
hinsichtlich Konvergenz und Stabilitat der Berechnung zu erzielen. Daher empehlt es sich, je
nach Komplexitat der erwarteten Stromungsvorgange, mehrere Korrekturen durchf uhren zu lassen.
Nachfolgend ist die log-Datei einer Berechnung mit f unf Korrekturen bez uglich nicht-orthogonaler
Berechnungsgitter, woraus insgesamt sechs Druckkorrekturen folgen, exemplarisch aufgef uhrt.
Reading field p
Reading field U
Calculating potential flow
GAMG: Solving for p, Initial residual = 1, Final residual = 0.0990614, No Iterations 138
GAMG: Solving for p, Initial residual = 0.00137377, Final residual = 0.00013525, No Iterations 14
GAMG: Solving for p, Initial residual = 0.00123546, Final residual = 0.000105741, No Iterations 8
GAMG: Solving for p, Initial residual = 0.000488349, Final residual = 4.85444e-05, No Iterations 25
GAMG: Solving for p, Initial residual = 0.000440554, Final residual = 4.27098e-05, No Iterations 9
GAMG: Solving for p, Initial residual = 0.000267316, Final residual = 2.58137e-05, No Iterations 17
continuity error = 0.197039
Interpolated U error = 1.75949e-06
ExecutionTime = 313.21 s ClockTime = 313 s
End
In Tabelle B.10 sind Ergebnisse f ur eine Reihe exemplarischer Initialisierungen durch potentialFoam
mit verschiedener Anzahl von Korrekturen aufgef uhrt. Wie bei Vergleich zu sehen ist, wird der
Fehler der Kontinuitat und der Geschwindigkeit mit zunehmender Anzahl von Korrekturen geringer,
was sich positiv auf die Stabilitat einer so initialisierten Berechnung auswirkt. Der Fehler der
Geschwindigkeit bleibt nahezu unverandert auf sehr geringem Niveau.
Anzahl Berechnungszeit Fehler Fehler
nonOrthogonalCorrectors Kontinuitat Geschwindigkeit
1 229 s 1.0181000 1.55870e-06
2 244 s 0.7995420 1.95029e-06
5 313 s 0.1970390 1.75949e-06
10 384 s 0.0711038 2.01854e-06
20 503 s 0.0123023 2.05299e-06
Tabelle B.10: Initialisierungsergebnisse durch Potentialstromung in OpenFOAM
Mapping eines Berechnungsergebnisses
Unter mappen eines Ergebnisses wird in diesem Zusammenhang die Projektion eines vorhande-
nen Berechnungsergebnisses auf das aktuelle Berechnungsmodell und die Nutzung f ur die folgende
Anhang 123
Berechnung als Startintialisierung verstanden. Typischerweise wird das Mappen eines vorhande-
nen Berechnungsergebnisses nach kleineren Geometrie- oder Gitterveranderungen angewandt, um
im folgenden weniger Berechnungsressourcen zu benotigen und einen stabileren Konvergenzver-
lauf zu erhalten. Wird nur das Berechnungsgitter durch ein modiziertes ersetzt, die Geometrie
aber unverandert bleibt, sind keine weiteren Einstellungen notig. In der Kommandozeile ist dem
mapFields-Befehl lediglich der Zusatz -consistent anzuhangen, wie nachfolgend zu sehen ist.
mapFields <source path> <source case> <target path> <target case> -consistent
Gibt es Geometrieanderungen kann der Befehl -consistent nicht mehr verwendet werden und es
muss die Datei mapFieldsDict im Ordner <Berechnungsfall>/system hinzugef ugt werden.
Geschwindigkeitsprol als Randbedingung
Der Vergleich mit Experimenten oder die realistische Nachbildung von Ingenieursanwendungen
erfordert oft eine nicht konstante Eingangsgeschwindigkeit am Einlass des Berechnungsgebiets.
OpenFOAM lost diese Anforderung durch eine einfache aber sehr eziente Implementierung. Im
gew unschten Startverzeichnis der Berechnung, zum Beispiel <Berechnungsfall>/0, wird f ur den
Einlass in der Datei U, welche die Initialisierung und Randbedingungen f ur die Geschwindigkei-
ten beinhaltet, die Randbedingung timeVaryingMappedFixedValue deniert. Unter dem Stichwort
setAverage kann die Mittelung der eingelesenen Geschwindigkeitswerte aktiviert oder deaktiviert
werden.
{...}
dimensions [0 1 -1 0 0 0 0];
internalField uniform (0 0 0);
boundaryField
{
INLET
{
type timeVaryingMappedFixedValue;
setAverage off;
}
OUTLET
{
type zeroGradient;
}
TOP
{
type symmetryPlane;
}
{...}
// ************************************************************************* //
124 Anhang
Die gew unschten Geschwindigkeiten und die dazugehorigen Koordinaten m ussen in separaten Da-
teien hinterlegt werden. Hierf ur wird im Verzeichnis <Berechnungsfall>/constant ein Ordner
boundaryData und in diesem wiederrum ein Ordner mit dem Namen der Randbedingung an-
gelegt. In diesem Verzeichnis werden dann die Koordinaten und die Stromungsgroen mit dem
dazugehorigen Zeitschritt abgelegt. Die Verzeichnisstruktur f ur die oben genannten Daten m usste
wie folgt aussehen:
Abb. B.4: Verzeichnisstruktur von Geschwindigkeitsproldaten in OpenFOAM
Wie anhand der Verzeichnisstruktur zu erkennen ist, ist es hinsichtlich realistischer Ergebnisse und
stabilem Konvergenzverhalten ratsam auch die Turbulenzgroen analog zu den Geschwindigkeits-
werten zu berechnen. Die Koordinaten der Punkte und die korrespodierenden Stromungsgroen sind
in gleicher Reihenfolge in den einzelnen Dateien einzutragen. Generell ist jedes Geschwindigkeitspro-
l, sowohl 2- als auch 3-dimensional durch die freie Wahl von Punkten innerhalb der Randache
moglich. Beispiel- und Musterdateien nden sich im Tutorial simpleFoam/pitzDailyExptInlet
von OpenFOAM.
Konvergenzverlauf von Skalaren/Vektoren
Durch Denition selbstgewahlter Punkte im Berechnungsgebiet kann die Veranderung von Stro-
mungsgroen an diesen Punkten uber die Berechnungsdauer verfolgt werden. Die Punkte werden in
der Datei controlDict im Verzeichnis <Berechnungsfall>/system bestimmt, wie nachfolgend
exemplarisch dargestellt.
Anhang 125
{...}
graphFormat raw;
runTimeModifiable yes;
functions
(
probes1
{
// Type of functionObject
type probes;
// Where to load it from (if not already in solver)
functionObjectLibs ("libsampling.so");
// Locations to be probed. runTime modifiable!
probeLocations
(
(-0.05 0.01 0.001)
(-0.10 0.01 0.001)
(0.0 0.1 0.1)
(0.4 0.2 0.1)
);
// Fields to be probed. runTime modifiable!
fields
(
p
U
);
}
);
// ************************************************************************* //
Neben den Koordinaten der zu betrachtenden Punkte im Berechnungsgebiet m ussen auch die ge-
w unschten Stromungsgroen deniert werden. Die Ergebnisse f ur die ausgewahlten Punkte werden
nach jeder Iteration im Ordner <Berechnungsfall>/probes/<Startzeit> abgelegt.
Parallele Berechnung
Komplexe Anwendungen mit groen Berechnungsgittern erfordern zum Erreichen einer akzeptablen
Berechnungszeit in der Regel die Berechnung auf mehreren Prozessoren. OpenFOAM benutzt das
gangige MPI-Verfahren zur Parallelisierung.
Zerlegung des Berechnungsgebiets
Vor eine parallele Berechnung durchgef uhrt werden kann, muss die Geometrie inklusive aller Rand-
bedingung in mehrere Teilgebiete zerlegt werden. Die Anzahl der Teilgebiete ist korrespondent
zur Anzahl der Prozessoren die f ur die parallele Berechnung benutzt werden sollen. In wieviele
Teilgebiete zerlegt werden soll, mit welchem Verfahren und welche Teilung bevorzugt verwendet
werden soll wird im decomposeParDict deniert. Das decomposeParDict, abzulegen im Verzeichnis
<Berechnungsfall>/system, sieht wie folgt aus:
126 Anhang
/*---------------------------------------------------------------------------*\
| ========= | |
| \\ / F ield | OpenFOAM: The Open Source CFD Toolbox |
| \\ / O peration | Version: 1.4 |
| \\ / A nd | Web: http://www.openfoam.org |
| \\/ M anipulation | |
\*---------------------------------------------------------------------------*/
FoamFile
{
version 2.0;
format ascii;
root "";
case "";
instance "";
local "";
class dictionary;
object decomposeParDict;
}
// * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * //
numberOfSubdomains 2;
method simple;
//method metis;
//method parMetis;
simpleCoeffs
{
n (2 1 1);
delta 0.001;
}
hierarchicalCoeffs
{
n (2 2 1);
delta 0.001;
order xyz;
}
metisCoeffs
{
//processorWeights
//(
// 1
// 1
// 1
// 1
//);
}
manualCoeffs
{
dataFile "";
}
distributed no;
roots
(
);
// ************************************************************************* //
Unter dem Stichwort numberOfSubdomains wird die Anzahl der Teilgebiete angegeben. Anschlie-
end muss eine Zerlegungsmethode ausgewahlt werden. Zur Auswahl stehen simple, hierarchical,
metis und manual. Das simple-Verfahren eignet sich insbesondere f ur einfache Geometrien. Anhand
von einfachen Koezienten wird das Berechnungsgebiet entlang der kartesischen Koordinatenach-
sen aufgeteilt. Nach ahnlichem Muster arbeitet auch das hierarchical -Vefahren, bei dem die Reihen-
Anhang 127
folge der relevanten Koordinatenachse gesteuert werden kann. Die METIS-Zerlegung, die auch in
vielen anderen CFD-Programmen zum Einsatz kommt, erfordert keine Angaben durch den Benut-
zer und zielt auf eine Teilung, welche die Schnittstellen zwischen den Teilgebieten auf ein Minimum
reduziert. Daher wird das METIS-Verfahren vorzugsweise bei komplexen Geometrien und Anwen-
dungen benutzt, da die zeitintensive Kommunikation zwischen den Prozessoren reduziert wird. Die
Zerlegung mit manual erfordert die manuelle Zuordnung jedes Elements zu einem Teilgebiet.
Die Stichworte distributed und roots nehmen Bezug auf Datensatze welche auf mehreren Daten-
trager abgespeichert sind. Sollte dies der Fall sein, m ussen unter dem Stichwort roots die Pfade
der Speicherorte hinterlegt werden. Nachdem die Einstellungen in der Datei decomposeParDict
vorgenommen wurden, muss das Skript decomposePar aufgerufen werden.
decomposePar <Pfad> <Berechnungsfall>
Durchf uhren einer parallelen Berechnung
Nach erfolgreicher Zerlegung, sind im Verzeichnis des Berechnungsfalls mehrere Ordner, Anzahl
der Ordner gleich der Anzahl von Teilgebieten, mit der Bezeichnung processor# zu nden. Diese
Ordner beinhalten die Geometrie- und Randbedingungsdaten der Teilgebiete. Auch Zwischen- und
Endergebnisse werden in diesen Ordnern abgespeichert.
Werden Prozessoren auf mehreren Computern genutzt muss eine Datei <Computername> erstellt
werden. In dieser Datei sind die Hostnamen der Computer und gegebenenfalls die Anzahl der
zu nutzenden Prozessoren einzutragen. Die Datei <Computername> kann beispielsweise wie folgt
aussehen:
duese
amiga cpu=2
atari cpu=2
Im gezeigten Beispiel wird von f unf Teilgebieten ausgegangen die auf f unf Prozessoren verteilt
werden. Ein Prozessor vom Computer duese und jeweils zwei Prozessoren von den Computern
amiga und atari. Die Berechnung wir anschlieend uber den folgenden Befehl gestartet.
mpirun --hostfile <Computernamen> -np <Anzahl Prozessoren>
<OpenFOAM Executable> <Pfad> <Berechnungsfall> -parallel
128 Anhang
Ist die Nutzung der Prozessoren nur eines Computers vorgesehen, kann auf die Datei <Computer-
name> verzichtet werden. Die Berechnung kann dann direkt auf dem jeweiligen Computer uber die
Kommandozeile gestartet werden. Der oben gezeigte Befehl verk urzt sich dann zu:
mpirun -np <Anzahl Prozessoren>
<OpenFOAM Executable> <Pfad> <Berechnungsfall> -parallel
Zusammenbau der Teilgebiete
Nach erfolgreicher parallelen Berechnung muss das Berechnungsgebiet bzw. das Berechnungsergeb-
nis zur Auswertung wieder zusammengebaut werden. Der Zusammenbau erfolgt uber das Skript
reconstructPar und wird wie folgt uber die Kommandozeile aufgerufen:
decomposePar <Pfad> <Berechnungsfall> [-latestTime] [-time time]
Mit dem optionalen Befehl -latestTime wird nur der letzte Zeitschritt bzw. die letzte gespeicherte
Iteration, mit -time der ausgewahlte Zeitschritt bzw. die ausgewahlte Iteration zusammengebaut.
Es versteht sich von selbst, dass der ausgewahlte Zeitschritt bzw. die ausgewahlte Iteration als End-
oder Zwischenergebnis gespeichert sein muss.
B.5 Post-Processing
Neben dem Pre-Processing und dem Losen der eigentlichen Berechnung, ist das Post-Porcessing
der dritte Schritt einer numerischen Stromungsberechnung. F ur das klassische Auswerten der Be-
rechnung steht dem OpenFOAM-Benutzer eine Implementierung des Open-Source Post-Processors
Paraview zur Verf ugung. Diese nennt sich paraFoam, aufrufbar uber diesen Befehl im jeweiligen
Berechnungsordner, und bietet eine einfache sowie intuitive Post-Processing Oberache. F ur die
eziente Auswertung stehen in OpenFOAM auch eine Vielzahl von Skripten zur Verf ugung. Die
wichtigsten werden im Folgenden naher erlautert.
Erstellen weiterer Datensatze
Beim Abspeichern eines Berechnungsergebnisses werden nur die wichtigsten Stromungsgroen abge-
speichert. Alle Groen die aus den abgespeicherten Werten errechnet werden konnen, werden nicht
automatisch abgelegt. Oft sind jedoch erweiterte Kenntnisse durch weitere Daten f ur eine qualitativ
Anhang 129
hochwertige Auswertung notwendig. Hierf ur bietet OpenFOAM, wie auch f ur die anderen Bereiche
der Berechnung, einfache Skripte um weitere Datensatze nachtraglich zu erzeugen. Moglich ist die
Erzeugung von Datensatze bez uglich des Geschwindigkeitsfeldes, wie lokale Mach-Zahl (Mach) oder
die Divergenz des Geschwindigkeitsfeldes (divU), bez uglich der Spannungsfelder, wie beispielsweise
die Reynoldsspannungen (R), oder bez uglich der Wande, wie zum Beispiel y
+
-Werte (checkYPlus)
oder Wandschubspannungen (wallShearStress).
Die Anwendung dieser Skripte ist sehr einfach und ist analog zu den bereits gezeigten Skripten.
F ur die Berechnung der y
+
-Werte sieht der Befehl in der Kommandozeile wie folgt aus:
checkYPlus <Pfad> <Berechnungsfall> [-latestTime] [-time time]
F ur eine ausf uhrliche Auistung wird auf den OpenFOAM User Guide [25] verwiesen.
log-Dateien
Als log-Datei wird im Allgemeinen die Datei welche wahrend der Berechnung ausgegeben wird
bezeichnet und Angaben zu Iteration bzw. Zeitschritt und Residuen enthalt. Wie in nachfolgendem
exemplarischen Ausschnitt aus einer solchen log-Datei zu erkennen ist, beinhaltet die Datei Angaben
zu den Resiuden, Anzahl innerer Iterationen und zur bereits verstrichenen Berechnungszeit. Bei
instationaren Berechnungen wird auch noch die CFL-Zahl ausgegeben.
/*---------------------------------------------------------------------------*\
| ========= | |
| \\ / F ield | OpenFOAM: The Open Source CFD Toolbox |
| \\ / O peration | Version: 1.4.1 |
| \\ / A nd | Web: http://www.openfoam.org |
| \\/ M anipulation | |
\*---------------------------------------------------------------------------*/
Exec : simpleFoam . bfs00
Date : Jul 19 2008
Time : 17:26:33
Host : parameter
PID : 10158
Root : /data1/fdenner1/openfoam
Case : bfs00
Nprocs : 1
Create time
Create mesh for time = 0
Reading field p
Reading field U
Reading/calculating face flux field phi
Selecting incompressible transport model Newtonian
Selecting turbulence model kEpsilon
Starting time loop
130 Anhang
Time = 1
GAMG: Solving for Ux, Initial residual = 1, Final residual = 0.0184062, No Iterations 1
GAMG: Solving for Uy, Initial residual = 1, Final residual = 0.0479171, No Iterations 1
GAMG: Solving for p, Initial residual = 1, Final residual = 0.0096604, No Iterations 23
time step continuity errors : sum local = 40.593, global = 18.2613, cumulative = 18.2613
GAMG: Solving for epsilon, Initial residual = 0.998967, Final residual = 0.0246296, No Iterations 2
GAMG: Solving for k, Initial residual = 1, Final residual = 7.78145e-05, No Iterations 1
ExecutionTime = 1.73 s ClockTime = 1 s
Time = 2
GAMG: Solving for Ux, Initial residual = 0.559338, Final residual = 0.0148959, No Iterations 2
GAMG: Solving for Uy, Initial residual = 0.0667376, Final residual = 0.00344524, No Iterations 1
GAMG: Solving for p, Initial residual = 0.796743, Final residual = 0.00682904, No Iterations 26
time step continuity errors : sum local = 16.5572, global = -2.67111, cumulative = 15.5902
GAMG: Solving for epsilon, Initial residual = 0.535761, Final residual = 5.77017e-06, No Iterations 1
GAMG: Solving for k, Initial residual = 0.257042, Final residual = 0.000675187, No Iterations 1
ExecutionTime = 2.6 s ClockTime = 2 s
End
Um die Daten, insbesondere die Residuen, f ur eine spatere Auswertung und Nutzung in ein gut zu
verarbeitendes Format zu konvertieren, kann das Skript foamLog genutzt werden. Die Daten aus
der log-Datei werden dann getrennt voneinander in einem neuen Ordner mit dem Pfad <Berech-
nungsfall>/logs abgelegt. Der Befehl in der Kommandozeile lautet:
foamLog <Pfad> <Berechnungsfall> <log-Datei>
Daten f ur 2-dimensionale Plots
Mit dem sample-Werkzeug lassen sich schnell Daten f ur 2-dimensionale Graphen erzeugen. Vor dem
Anwenden von sample muss eine Steuerungsdatei, sampleDict, im Verzeichnis <Berechnungs-
fall>/system erstellt werden. In dieser Datei werden Position und Namen der Linie deniert, auf
der die gew unschten Stromungsgroen ausgegeben werden.
/*---------------------------------------------------------------------------*\
| ========= | |
| \\ / F ield | OpenFOAM: The Open Source CFD Toolbox |
| \\ / O peration | Version: 1.4 |
| \\ / A nd | Web: http://www.openfoam.org |
| \\/ M anipulation | |
\*---------------------------------------------------------------------------*/
FoamFile
{
version 2.0;
format ascii;
root "";
case "";
instance "";
local "";
class dictionary;
object sampleDict;
Anhang 131
}
// * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * //
interpolationScheme cellPoint;
writeFormat raw;
sampleSets
(
uniform
{
name x-0.1034T;
axis y;
start (-0.00741378 0.000 0.0001);
end (-0.00741378 0.215 0.0001);
nPoints 1000;
}
uniform
{
name x6.38Tz1.2T;
axis y;
start (0.457446 0.000 0.08604);
end (0.457446 0.215 0.08604);
nPoints 1000;
}
);
fields
(
U
wallShearStress
p
);
// ************************************************************************* //
Anschlieend werden durch den Aufruf in der Kommandozeile in gewohnter Form (siehe auch unten)
die gew unschten Daten erzeugt und im Verzeichnis <Berechnungsfall>/sample/<Zeitschritt>
abgelegt. Die Dateien haben dabei die in der Datei sampleDict angegebenen Namen und die bein-
halteten Daten als Anhang.
sample <Pfad> <Berechnungsfall> [-latestTime] [-time time]
Datenformate und Konvertierung
Das von OpenFOAM verwendete Datenformat kann nur von wenigen Post-Processing Programmen
verarbeitet werden. Um diesem Umstand zu begegnen bietet OpenFOAM auf f ur diese Aufgabe
die Bewaltigung durch Skripte an. Insbesondere die Konvertierung in die Datenformate VTK und
Ensight ist aufgrund der weiten Verbreitung dieser Datenformate wichtig.
Die Bedienung der Skripte erfolgt wie auch schon bei den anderen Skripten zur Weiterverarbeitung
von Daten uber die Kommandozeile. F ur die Konvertierung in das VTK-Datenformat sieht der
Befehl wie folgt aus:
foamToVTK <Pfad> <Berechnungsfall> [-latestTime] [-time time]
132 Anhang
Skriptname erzeugtes Datenformat
foamDataToFluent Fluent Datensatze
foamToEnsight Ensight Datensatze (von vielen Programmen lesbar)
foamToFieldview9 Fieldview Datensatze
foamToGMV GMV Datensatze (freier Post-Processor)
foamToVTK VTK Datensatze (von vielen Programmen lesbar)
Tabelle B.11: Skripte zur Datenkonvertierung in OpenFOAM
Neben der Konvertierung in andere Dateiformate zur Auswertung gibt es auch die Moglichkeit die
Ergebnisse, welche standardmaig im ASCII-Format gespeichert werden, in platzsparendes binares
Datenformat zu konvertieren. Dies ist insbesondere f ur eine Archivierung von Bedeutung. Selbstver-
standlich ist es auch moglich die binaren Daten bei Bedarf wieder in ASCII-Format umzuwandeln.
Durch die Umwandlung in das binare Datenformat kann gegen uber dem ASCII-Format ca. 20 %
Speicherplatz gespart werden. Zur Umwandlung muss das gew unschte Zielformat, ascii oder bi-
nary, in der Datei controlDict angegeben und anschlieend uber den nachfolgenden Befehl die
Konvertierung aufgerufen werden.
foamFormatConvert <Pfad> <Berechnungsfall> [-latestTime] [-time time]
B.6 Roadmap f ur die Berechnung
In Abbildung B.6 ist das empfohlene und in dieser Arbeit verwendete Vorgehen bei der Berechnung
mit OpenFOAM schematisch dargestellt. Exemplarisch wird f ur diese Prozessbeschreibung ange-
nommen, die Erzeugung des Berechnungsgitter hatte in ICEM CFD stattgefunden.
Wie bereits in Kapitel B.3 erlautert, kann das Pre-Processing uber die graphische Benutzerober-
ache oder direkt uber die textbasierten Steuerdateien von OpenFOAM geschehen. Aufgrund der
einfachen und schnellen Handhabung wird grundsatzlich die Nutzung der textbasierten Steuerdatei-
en empfohlen. Nachteilig dabei ist jedoch die umfangreichere Einarbeitungszeit. F ur den Einstieg
in OpenFOAM eignet sich daher die intuitiv bedienbare graphische Benutzeroberache FoamX
besser, auch weil alle Einstellungsmoglichkeiten dargestellt werden und so das Kennenlernen der
Funktionen erleichtert.
Als bevorzugtes Ausgabeformat des in ICEM CFD erstellten Berechnungsgitters sollte das Fluent-
Format *.msh verwendet werden. Im Vergleich zu anderen Formaten bietet das Fluent-Gitterformat
in Verbindung mit OpenFOAM auch die Moglichkeit mehrere Berechnungsgebiete in einer Datei
Anhang 133
einzulesen. Das Importieren des Berechnungsmodells erfolgt dann uber die Skripte uentMeshTo-
Foam oder uent3DMeshToFoam. uent3DMeshToFoam ist ein neueres Skript zur Importierung
von Fluent-Berechnungsgittern und benotigt erfahrungsgema weniger Arbeitsspeicher.
Wird eine parallele Berechnung gew unscht, muss nach der Denition der Start- und Randbedin-
gungen das Berechnungsgebiet in Teilgebiete zerlegt werden. Dabei wird f ur einfache Geometrien
des Berechnungsmodells die manuell steuerbare Zerlegung mit der simple-Methode, bei komplexen
Geometrien das schnittstellenminimierende METIS-Verfahren empfohlen.
Nachdem Angaben zu numerischen Verfahren und Berechnungseinstellungen in den Steuerdatei-
en im Verzeichnis <Berechnungsfall>/system gemacht wurden, gibt es Moglichkeiten f ur eine
umfangreichere Intitialisierung. Dies empehlt sich insbesondere f ur komplexe Anwendungen oder
wenn numerisch anspruchsvolle Stromungsphanomene erwartet werden. Sind bereits Berechnungen
f ur die gleiche Anwendung, jedoch mit einem anderen Berechnungsgitter gemacht worden, kann
dieses Ergebnis als Startlosung verwendet werden. F ur detailierte Information zur Projektion ei-
nes bestehendes Ergebnisses auf ein neues Berechnungsgitter wird auf den Unterpunkt Mapping
eines Berechnungsergebnisses in Kapitel B.4 verwiesen. Eine weitere Option zur Initialisierung ist
die Verwendung der OpenFOAM-Anwendung potentialFoam. Mit diesem Stromungsloser kann das
Berechnungsgebiet uber eine Potentialstromung initialisiert werden.
Um die Berechnung zu starten muss, nach erfolgtem Setup, noch ein Gleichungsloser ausgewahlt
werden. F ur inkompressible Stromungen sind dies der Loser simpleFoam f ur stationare Berechnun-
gen und turbFoam f ur instationare Berechnungen. Um eine spatere Betrachtung des Berechnungs-
verlaufs, z.B. Konvergenz der Residuen oder Verlauf der CFL-Zahl, zu ermoglichen, wird empfohlen
die Ausgabe des Solvers in eine log-Datei schreiben zu lassen. Der Befehl
simpleFoam <Pfad> <Berechnungsfall> > <log-Datei> &
oder beispielsweise
simpleFoam wbj wbj_01 > log_wbj_01 &
w urde eine im Hintergrund laufende Berechnung mit Abspeicherung der Ausgabe in einer log-Datei
starten.
134 Anhang
Abb. B.5: Workow mit OpenFOAM
Anhang 135
C AVL Fire - Programmaufbau und Anwendung
AVL Fire ist ein kommerzielles CFD-Programm der osterreichischen Firma AVL List GmbH. AVL
Fire ist ein state-of-the-art Stromungsloser f ur zwei- und dreidimensionale Anwendungen. In diesem
Kapitel wird die Handhabung von AVL Fire an einfachen Beispielen beschrieben und Empfehlungen
f ur Berechnungen mit AVL Fire gegeben.
Der Hauptanwendungsbereich von AVL Fire sind die Stromungs- und Verbrennungsberechnung in
Verbrennungsmotoren. Nicht nur die graphische Benutzeroberache sondern auch Turbulenzmodelle
und Diskretisierungsverfahren sind auf diese Anwendungen ausgerichtet.
C.1 Theoretischer Hintergrund
Gleichungsloser
Um den Bedarf an Arbeitsspeicher zu senken, werden die Gleichungssysteme in AVL Fire getrennt
bzw. nicht gekoppelt gelost. Hierf ur beinhaltet AVL Fire aktuell drei Gleichungsloser. Neben einem
konjugierten Gradienten Verfahren mit Cholesky- oder Jacobi-Vorkonditionierung sind auch ein al-
gebraisches Mehrgitterverfahren und einen Generalized-zero-level-ll-in-orthomin Gleichungsloser
implementiert.
Unvorteilhafterweise ist der Orthomin-Loser, in AVL Fire mit GTSB abgek urzt, in den AVL Fire
Unterlagen nicht dokumentiert. Es wird lediglich dessen Verf ugbarkeit erwahnt. Der konjugierte
Gradienten Loser kann mit einer Incomplete-Cholesky- oder mit einer Jacobi-Vorkonditionierung
verwendet werden. F ur die Losung von asymmetrischen Matrizen wird das bikonjugierte BiCG-
STAB Verfahren nach Van Der Vorst (1992) benutzt. Beim algebraischen Mehrgitterverfahren,
in AVL Fire mit AMG abgek urtzt, werden Relaxationsschemata nach Stuben (1999) und Borzi
(2000) zur Dampfung der iterativen Berechnung verwendet.
Interessant ist die Herstellerempfehlung, den AMG-Loser nur f ur die Druckkorrektur zu verwen-
den, nachzulesen im AVL Fire CFD Solver v8.5 Handbuch [26] auf Seite 3-24. Dar uber hinaus
fallt auf, dass bei der herstellereigenen Validierung von AVL Fire [38] f ur beinahe jede Anwendung
der GSTB-Gleichungsloser verwendet wird. Der CGJP-Gleichungsloser kommt lediglich einmal, das
136 Anhang
Multigrid-Verfahren nur zweimal zum Einsatz. Dabei sind sowohl die Anwendungen f ur den CGJP-
als auch f ur den AMG-Loser zweidimensional. Dies lasst auf eine verbesserungsfahige Implementie-
rung der beiden Gleichungsloser CGJP und AMG schliessen. Vorteile oder eine Ergebnisverbesse-
rung sind gegen uber dem GTSB-Loser nicht oensichtlich.
Geschwindigkeits-Druck-Kopplung
F ur die Geschwindigkeits-Druck-Kopplung wird in AVL Fire das weitverbreitete SIMPLE-Verfahren
nach Patankar/Spalding (1972) verwendet. Um dieses Verfahren auf f ur trans- und supersoni-
sche Stromungen nutzen zu konnen, wird der SIMPLE-Algorithmus durch Dichtekorrekturen und
-kopplungen nach Karki/Patankar (1989) und Demirdzic et al. (1993) erganzt.
Um numerische Instabilitaten bei kompressiblen Stromungen zu vermeiden, werden sogenannte
bounded schemes zur Diskretisierung empfohlen.
Diskretisierung
AVL Fire verf ugt uber eine Vielzahl wahlbarer Dierenzierungsschemata zur Ortsdiskretisierung.
Neben Zentralen-Dierenzen-Schema und Upwind-Verfahren verschiedener Ordnungen, sind auch
andere Verfahren hoherer Ordnung verf ugbar. Dies sind das Upwind-TVD-Schema MINMOD und
das CBC-Verfahren AVL SMART. Sowohl das MINMOD-Schema als auch das AVL SMART Sche-
ma sind in einer relaxierten Form und in einer Variante mit Variablen-Begrenzung verf ugbar. De-
tailierte Ausf urungen zu den einzelnen Dierenzierungschemata sind im AVL Fire CFD Solver
v8.5 Handbuch [26] nachzulesen.
Die Zeitdiskretisierung erfolgt durch explizite, implizite oder Crank-Nicholson-Verfahren. F ur ex-
pilizite Verfahren werden sehr kleine Zeitschritte benotigt. Idealerweise sollte die CFL-Zahl bei der
Verwendung eines expliziten Verfahrens < 1 sein [26]. Zur impliziten Zeitdiskretisierung stehen
ein Euler-Schema erster Ordnung und ein drei Level Verfahren zweiter Ordnung, identisch mit der
Formulierung in FENFLOSS, zur Verf ugung.
Turbulenzmodellierung
Zur Turbulenzmodellierung Reynolds-gemittelter Gleichungen verf ugt AVL Fire uber verschiedene
Turbulenzmodelle. Verschiedene k- Modelle sind ebenso implementiert wie das Spalart-Almaras
Modell und Reynolds-Spannungs-Modelle. Ferner verf ugt AVL Fire uber zwei selbst entwickelte
bzw. optimierte Turbulenzmodelle f ur RANS-Anwendungen, das AVL HTM Modell und ein k--f
Modell.
Anhang 137
Das AVL HTM Modell ist ein hybrides Turbulenzmodell. Dabei wird die Modellkonstante C
des
k- Modells uber Gleichung C.1 variabel berechnet.
C
=
u
i
u
j
U
i
i
k
2
S
2
(C.1)
mit
S =
_
2 S
ij
S
ij
(C.2)
Die Gleichung f ur die kinetische turbulente Energie wird dabei durch Losen der Transportglei-
chungen f ur alle Komponenten der Reynolds-Spannungen erhalten. Das HTM Modell verbindet
nach Herstelleraussagen die Stabilitat des k- Modells mit den Vorz ugen der Reynolds-Spannungs-
Modelle [39].
Das k--f Modell ist ein 4-Gleichungs-Turbulenzmodell und ist numerisch robuster wie das eng
verwandte v
2
-f Modell nach Durbin. Die Hersteller von AVL Fire geben einen Zuwachs der Be-
rechnungszeit im Vergleich zu k- Modellen von ca. 15% an [39]. Empfohlen wird ein maxmimaler
dimensionsloser Wandabstand y
+
= 3.
Neben den Turbulenzmodellen f ur Reynolds-gemittelte Gleichungen ist in AVL Fire auch ein hybri-
der Ansatz zwischen RANS und Large-Eddy-Simulation implementiert. Dieser Ansatz wird PANS
(Partially Averaged Navier Stokes) genannt und bendet sich derzeit noch in einem Entwicklungs-
stadium. Ist das Berechnungsgitter fein genug wird ein LES-Ansatz gewahlt. In Gebieten in denen
das Berechnungsgitter zu grob f ur eine LES-Berechnung ist, kommt ein k- Modell zum Einsatz.
Parallelisierung
Die Parallelisierung in AVL Fire erfolgt uber das vielverwendete MPI-Verfahren. Das Aufsetzten der
Berechnung in AVL Fire f ur serielle und parallele Berechnungen unterscheidet sich nicht. Nachdem
alle Einstellungen f ur die Berechnung vorgenommen wurden, wird das Berechnungsgebiet in meh-
rere, der Anzahl der Prozessoren entsprechenden, Teilgebiete zerlegt. Diese Zerlegung erfolgt mit
dem ebenfalls f ur CFD-Anwendungen haug angewandten METIS-Verfahren. Die Kommunikation
zwischen den einzelnen Teilgebieten erfolgt durch Puerzellen, siehe Abbildung C.1.
138 Anhang
Abb. C.1: Zerlegung von Teilgebieten in AVL Fire [26]
C.2 Die Benutzeroberache
Zur einfacheren Bedienung verf ugt AVL Fire uber eine graphische Benutzeroberache. Die graphi-
sche Benutzeroberache ist ubersichtlich aufgebaut. Auf der linken Seite ist ein Projektbaum zu
sehen, der zur Navigation dient. Oben angefangen bei den Berechnungsgittern geht es weiter zu den
Berechnungen und abschlieend zur Auswertung. In der Werkzeugleiste sind wichtige Funktionen
zur Dateihandhabung, dem Import und Export von Daten, den moglichen Ansichten und einfachen
geometrischen Formen zur Auswertung zu nden. Am rechten Rand des Fire-Fensters ist die Steue-
rung des Gleichungslosers zu sehen. Am unteren Bildrand bendet sich ein Informationsfenster.
Abb. C.2: Startbildschirm von AVL Fire
Anhang 139
Abb. C.3: Projektbaum von AVL Fire
Der Projektbaum am linken Bildrand dient zur Navigation und zum Aufsetzen der Berechnung. Im
oberen Bereich des Projektbaumes bendet sich das bzw. die Berechnungsgitter mit dazugehorigen
Funktionen.
Unterhalb der Gitterdatei sind die einzelnen Randachen aufgef uhrt. Durch Doppelklick auf die
gew unschte Randache kann die Darstellung geandert werden.
Im Anschluss an die Berechnungsgitter folgt der Bereich Calculation der alle relevanten Daten
der Berechnung enthalt. Zu erst werden die verwendeten Berechnungsgitter nocheinmal namentlich
aufgef uhrt. Anschlieend folgt die Steuerdatei der Berechnung, genannt Solver Steering File. Diese
Datei beinhaltet alle Einstellungen der Berechnung, wie beispielsweise Randbedingungen, Turbu-
lenzmodelle, Dierenzierungsschemata und ahnliches. Die Steuerdatei wird auch als ASCII-Datei
mit der Endung *.ssf im Berechungsordner abgelegt. Die darauf folgende Rubrik 2D Log beinhal-
tet die log-Datei einer aktuell laufenden oder bereits abgeschlossenen Berechnung. Die log-Datei
kann auch uber die Steuerleiste des Gleichungslosers am rechten Bildrand aufgerufen werden. Die
Abschnitte 2D Results und 3D Results beinhalten die Ergebnisse der zwei- bzw. dreidimensionalen
Berechnungen. Wird mit der rechten Maustaste beispielsweise auf die Rubrik 3D Results geklickt,
onet sich das Kontextmenu und es kann, wenn mehrer Zwischenergebnisse gespeichert wurden,
der gew unschte Iterationsschritt ausgewahlt werden.
Nach der Berechnung folgen im Projektbaum, wie auch chronologisch, Elemente der Auswertung.
Es gibt vier Rubriken die sich durch die Art der Auswerteelemente unterscheidet. In der ersten
Rubrik werden alle Schnitte durch das Berechnungsgebiet, mit oder ohne Colorierung durch Be-
rechnungsgroen, abgelegt. In der Rubrik Impress-Particles nden sich alle Auswerteelemente die
140 Anhang
sich auf die Bewegung von (ktiven) Partikeln im Berechnungsgebiet beziehen, wie beispielsweise
Stromlinien. Einfache zwei- und dreidimensionale Elemente wie Linien oder Isoachen nden sich
in den beiden folgenden Unterpunkten.
Die letzte Rubrik im Projektbaum Viewer Objects bezieht sich auf die Darstellung des Pre- und
insbesondere Post-Processing.
C.3 Aufsetzen einer Berechnung
Das Aufsetzen einer Berechnung erfolgt im Projektbaum von oben nach unten, was eine einfache
Orientierung beg unstigt. Exemplarisch wird anhand eines einfachen Beispiels das Vorgehen bei der
Denition einer Berechnung gezeigt.
Importieren des Berechnungsgitters und Denition einer Berechnung
Durch anklicken der Rubrik Meshes mit der rechten Maustaste onet sich das relevante Kontext-
menu. Durch auswahlen des Menupunktes Import kann ein Berechnungsgitter importiert werden.
Nach dem Importieren taucht das Berechnungsgitter mit den bereits denierten Randachen als
Unterpunkt im Berechnungsbaum auf. Die Darstellung der Berechnungsgitter und Randachen
kann jeder Zeit im jeweiligen Kontextmenu geandert werden.
Abb. C.4: Importieren des Berechnungsgitter in AVL Fire
Eine neue Berechnung wird deniert in dem nach importieren des Berechnungsgitters mit der
rechten Maustaste auf die Rubrik Calculations gedr uckt und anschlieend im Kontextmenu die
Option New case ausgewahlt wird.
Anhang 141
Setzen der Randbedingungen
Die Denition der Randbedingungen ist bekanntlich ein wichtiger Einussfaktor f ur eine erfolgreiche
und qualitativ hochwertige Berechnung. AVL Fire bietet vielfaltige Randbedingungstypen. Deniert
werden die Randbedingungen in der Steuerdatei der Berechnung, dem Solver Steering File, im
Unterpunkt Boundary Conditions. Jede Randbedingung bekommt zur einfachen Identizierung eine
fortlaufende Nummer. Abbildung C.5 zeigt exemplarisch die Denition einer Wandrandbedingung
(links) und einer Einlassrandbedingung (rechts).
Abb. C.5: Denition der Randbedinungen in AVL Fire
Der Randbedingungstyp Wall kann f ur reibungsbehaftete und reibungsfrei sowie f ur stehende und
bewegliche Wande verwendet werden. Eine stehende Wand wird mit dem Geschwindigkeitsvektor
(0 0 0) deniert. Allgemein wird von einer reibungsbehafteten Wand ausgegangen. Soll die Wand
ohne Reibung modelliert werden, so muss die Funktion Slipwall aktiviert werden.
Eine Einlassrandbedingung kann nach verschiedenen Kriterien deniert werden. Typische Deni-
tionen sind ein Geschwindigkeitsvektor oder ein Geschwindigkeitsbetrag normal zur Eintrittsache.
Im Beispiel in Abbildung C.5 ist die Denition eines Geschwindigkeitsvektors zu sehen. Die Eingabe
fester Geschwindigkeitskomponenten ist selbsterklarend. Neben den Eingabefelder der Geschwin-
digkeitsvektoren ist ein Kastchen mit drei Punkten zu erkennen. Beim Anklicken dieses Kastchens
onet sich eine Auswahl mit den Optionen Constant, Table und Formula. Constant bezeichnet die
Denition eines konstanten Wertes wie es im Beispiel zu sehen ist. Die Option Table ermoglich die
Geschwindigkeitskomponente nach einer bestimmten Iteration im Wert zu verandern. Mit Formula
kann eine Funktion uber den integrierten Formelmanager implementiert werden. Die Nutzung des
Formelmanagers in diesem Zusammenhang wird im nachsten Abschnitt genauer betrachtet. Unter-
halb der Geschwindigkeitskomponenten konnen Angaben zu Temperatur und Turbulenzgroen f ur
die Einlassrandbedinung gemacht werden.
Der Formelmanager bietet einfache Methoden zum Einlesen von Funktionen oder Datensatze und
142 Anhang
die Weiterverwendung f ur die Berechnung. Gutes Beispiel ist ein experimentell bestimmtes Ge-
schwindigkeitsprol welches als Einlassrandbedingung f ur die Berechnung dienen soll.
Uber den
Knopf Import Example am unteren Fensterrand des Formelmanagers konnen vorgefertigte Skripte
eingelesen und weiterverwendet werden (siehe Abb. C.6). Zum Einlesen experimenteller Daten kann
das vorgefertigte Skript Mapped from xyz genutzt werden. Die Geschwindigkeiten und Koordinaten
werden hierf ur in einer Textdatei hinterlegt. Der Pfad dieser Datei ist in der 4. Zeile des Skriptes
einzutragen. Wie zu sehen ist, basiert die verwendete Synthax auf der Programmiersprache C.
Abb. C.6: Importieren von Versuchsdaten uber den Formelmanager in AVL Fire
Denieren der Berechnungseinstellungen
Die komplette Denition der Berechnungseinstellung erfolgt analog zur Denition der Randbedin-
gungen im Solver Steering File. Es bietet sich an, beim Aufsetzen der Berechnung den internen
Strukturbaum im Solver Steering File (Abb. C.7) von oben nach unten durchzuarbeiten.
Abb. C.7: Aufbau des Solver Steering Files von AVL Fire
Anhang 143
Der Unterpunkt Solver beinhaltet Einstellung uber die zeitliche Diskretisierung der Berechnung
und uber vorgefertigte Module f ur spezielle Anwendungen, beispielsweise Multiphasen-Stromung
oder Verbrennung.
Im Abschnitt Boundary Conditions nden sich, wie in vorigem Kapitel bereits erlautert, die Rand-
bedingungen und ihre Denitionen.
Anschlieend folgt Fluid properties wo Eigenschaften des Fluids bzw. der Fluide deniert werden.
Standardmedien wie Luft und Wasser sind bereits implementiert.
Im Abschnitt Initial conditions ndt sich die Initialisierungen des Berechnungsgebiets. Erfahrungs-
gema hat die Initialisierung bei AVL Fire einen sehr groen Einuss auf die Stabilitat und den
Erfolg der Berechnung. Insbesondere die Intialisierung durch eine Potentialstromung, auszuwahlen
unter Initialization mode im unteren Teil des Denitionsfensters, ist empfehlenswert und mit einem
unwesentlichen Zeitaufwand verbunden. Herstellerinformationen zu Folge empehlt sich ebenfalls
die Initialisierung durch Berechnung mit einem 1-Gleichungs-Turbulenzmodell, aktivierbar im un-
tersten Punkt der Initialisierungeinstellungen.
Abb. C.8: Initialisierung der Berechnung in AVL Fire
Der Unterpunkt Additional terms beinhaltet Einstellungen f ur die angenommene Schwerkraft und
deren Verteilung sowie uber Angaben f ur rotierenden Teile.
Im Abschnitt Solver control nden sich alle wichtigen Einstellungen bez uglich der eigentlich Glei-
chungslosung, wie Diskretisierung und Glattungsalgorithmen (Abb. C.9 oben links), Dierenzie-
rungsschemata, Konvergenzkriterien sowie die verwendenten Gleichungsloser und ihre Einstellun-
gen. Im Unterpunkt Equation control werden Einstellungen zu Turbulenzmodellen, Art der Stro-
mung, Wandbehandlung und Relaxationen der Berechnung durchgef uhrt (Abb. C.9 oben rechts).
Bei der Denition der Dierenzierungsschemata f ur die einzelnen Gleichungen kann auch eine Re-
laxation im jeweils rechten Feld deniert werden (Abb. C.9 unten links). Unter Menupunkt Linear
solver werden die gew unschten Gleichungsloser ausgewahlt und relevante Einstellungen deniert
(Abb. C.9 unten rechts). Zur Auswahl stehen die Gleichungsloser GSTB, AMG und CGJP. Bei
144 Anhang
Verwendung der Option AUTO wird automatisch ein passender Gleichungsloser ausgewahlt. Er-
fahrungsgema ist dies jedoch in der Regel der GSTB-Loser. Rechts neben der Auswahl der Glei-
chungsloser ndet sich die bereits bekannte Schaltache mit den drei Punkten wieder. Dort kann
beispielsweise ein Wechsel des Gleichungslosers nach einer bestimmten Iterationsanzahl deniert
werden. In der Spalte Tolerance werden die Zieltoleranzen der inneren Iterationen deniert. Im
Menupunkt Convergence criteria werden die gew unschten Konvergenzkriterien f ur die einzelnen
Gleichungen oder eine maximale Iterationsanzahl angegeben.
Abb. C.9: Wichtige Einstellungen des Gleichungslosers in AVL Fire
Abgeschlossen wird die Denition der Berechnungseinstellungen mit dem Unterpunkt Output con-
trol. In diesem Abschnitt werden Angaben zur Zwischen- oder Backup-Speicherung gemacht. Ferner
kann deniert werden, welche Variablen bzw. Stromungsgroen abgespeichert werden, was insbe-
sondere bei sehr groen Anwendungen hinsichtlich der notwendigen Speicherkapazitaten von Vorteil
sein kann. Im Menupunkt Log le konnen tabellarisch die Koordinaten von Gitterknoten/-elementen
angegeben werden, an denen der Verlauf der wichtigen Stromungsgroen uber die Iterationen ver-
folgt werden kann. Dies dient in erster Linie der Konvergenzkontrolle. Die Daten an den denierten
Punkten werden gemeinsam mit den Residuen des Gleichungssystems in der log-Datei abgelegt. Die-
se log-Datei kann auch wahrend der Berechnung beobachtet werden, was in folgendem Abschnitt
naher erlautert wird.
Anhang 145
Starten und Verfolgen der Berechnung
Sind alle gew unschten Einstellungen formuliert, kann die Berechnung gestartet werden. Dies erfolgt
uber den Start-Knopf der Steuerungsleiste des Gleichungsllosers am rechten Fensterrand. Es wird
ein neues Fenster geonet, der sogenannte Calculation Wizard, in dem die nalen Einstellungen
f ur die Berechnungen getroen werden, wie Startlosung oder paralleles Rechnen. Am Ende wird
uber den Knopf Calculate die Berechnung gestartet. Wurden bereits Berechnungen im Projekt
durchgef uhrt, wird der Anwender gefragt, ob die bestehenden Ergebnisse geloscht oder beibehalten
werden sollen.
Abb. C.10: Calculation Wizard in AVL Fire
Nachdem die Berechnung durch den Gleichungsloser gestartet wurde, kann ebenfalls in der Steuer-
leiste des Gleichungsllosers am rechten Bildrand mit dem Knopf 2D Log die log-Datei zur Verfolgung
der Berechnung geonet werden. Ein separates Fenster wird geonet. Im linken Teil des Fensters
konnen Residuen oder Variablen ausgewahlt werden die uber den Iterationsverlauf in einem zwei-
dimensionalen Diagramm dargestellt werden sollen. Die Anzahl der angezeigten Graphen kann im
Menupunkt Options > Options verandert werden, genauso wie die Anzahl angezeigter Iterationen.
Unter Menupunkt View konnen Einstellungen zur Ansicht vorgenommen werden, wie beispielsweise
logarithmischer oder linearer Achsenmastab.
Die Berechnung wird automatisch beendet wenn die vorgegebenen Konvergenzkriterien erf ullt sind,
die Anzahl maximaler, ebenfalls vom Anwender denierten, Iterationszahl erreicht ist oder der An-
wender die Berechnung manuell stoppt. Eine manuelle Beendigung erfolgt im Fire Hauptfenster in
der Steuerleiste des Gleichungslosers. Der Gleichungsloser stoppt daraufhin die Berechnung nach
der nachsten vollstandigen Iteration. Egal ob die Berechnung manuell oder automatisch gestoppt
wird, der Anwender wird durch eine visuelle Benachrichtigung uber das Ende der Berechnung in-
formiert.
Selbstverstandlich ist es nicht erforderlich die Berechnung zu verfolgen oder die graphische Be-
146 Anhang
nutzeroberache f ur die gesamte Zeit der Berechnung geonet zu lassen. Nachdem die Berechnung
gestartet ist kann zu jeder Zeit die graphische Benutzoberache geschlossen werden. Die Berechnung
lauft dennoch weiter.
Abb. C.11: Verfolgen der log-Datein in AVL Fire
Laden eines Ergebnisses
Das Laden eines Berechnungsergebnisses oder mehrerer Berechnungsergebnisse erfolgt im Kontext-
menu des Unterpunktes 3D Results im Projektbaum, wie in Abbildung C.12 gezeigt ist. Geonet
wird das Kontextmenu durch einen Rechtsklick mit der Maus auf den gew unschten Punkt im Pro-
jektbaum. Nach Laden der jeweiligen Ergebnisse werden diese ebenfalls im Projektbaum angezeigt,
was ein schnelles wechseln zwischen den Ergebnissen ermoglicht.
Abb. C.12: Laden eines Berechnungsergebnisses in AVL Fire
Anhang 147
C.4 Kurztest der implementierten Gleichungsloser
Wie bereits angesprochen wurde bei der herstellerseitigen Validierung [38] die Gleichungsloser AMG
und CGJP nur vereinzelt ber ucksichtigt. Um dennoch eine Aussage uber die Eigenschaften treen
zu konnen, werden kleinere Testberechnungen durchgef uhrt. F ur diese Testberechnungen, mit denen
lediglich Konvergenzverhalten und Stabilitat der Gleichungsloser bewertet werden sollen, wird eine
einfache Testanwendung f ur laminare und turbulente Berechnungen erstellt. Die Testanwendung ist
ein modizierter Backward-Facing Step mit einem Verhaltnis von Stufenhohe zu Gesamthohe von
1:3. Das Berechnungsgitter ist dreidimensional und besitzt 30000 Gitterknoten.
Abb. C.13: Berechnungsgitter f ur die Kurztests von AVL Fire
Der laminare Testfall wird mit einer Reynoldszahl Re = 800 und mit 1000 Iterationen berechnet.
In Tabelle C.1 sind ausgewahlte Testergebnisse der Berechnungen aufgef uhrt. Getestet wird ein
partieller Einsatz der Gleichungsloser AMG und CGJP. Der Standard-Gleichungsloser GSTB wird,
wie auch bei der herstellerseitigen Validierung durch AVL List, als Basis genutzt. Gegen ubergestellt
sind die Berechnungszeiten sowie die End-Residuen der Geschindigkeitskomponente U und des
Impulses M nach 1000 Iterationen.
Impuls Konitnuitat Berechnungszeit Residuum U Residuum M
GSTB GSTB 1003.37 s 4.46E-10 3.13E-15
AMG GSTB 2098.19 s 2.18E-05 2.62E-15
GTSB AMG 303.50 s 4.34E-10 3.55E-16
CGJP GSTB 881.59 s 3.29E-10 4.33E-15
GTSB CGJP 231.47 s 4.41E-10 2.91E-16
Tabelle C.1: Berechnungsdaten laminarer Kurztest AVL Fire
Die Ergebnisse zeigen, dass der AMG-Gleichungsloser nicht zum Losen der Impulsgleichungen ge-
eignet ist. Neben einer sehr langen Berechnungszeit ist auch das Konvergenzverhalten oensicht-
lich deutlich schlechter. Sowohl AMG als auch CGJP Solver eignen sich oensichtlich gut f ur die
Nutzung zur Berechnung der Kontinuitat, insbesondere im Bezug auf die Berechnungszeiten. Das
148 Anhang
konjugierte Gradienten Verfahren kann im Gegensatz zum Mehrgitterverfahren auch f ur die Im-
pulsgleichungen zum Einsatz kommen.
F ur den turbulenten Testfall wird eine Reynoldszahl Re = 5000 festgelegt, um eine vollstandig
turbulente Stromung zu erhalten. Wie beim laminaren Testfall werden 1000 Iterationen berechnet.
In Tabelle C.2 sind die Berechnungszeiten, das Residuum der Geschwindigkeiskomponente U, das
Residuum des Impulses M und das Residuum der turbulenten kinetischen Energie K nach 1000
Iterationen aufgelistet.
Impuls Konitnuitat Turbulenz Berechnungszeit Resid. U Resid. M Resid. K
GSTB GSTB GSTB 858.26 s 1.84E-11 1.65E-15 8.50E-11
AMG GSTB GSTB 1828.20 s 2.22E-05 3.89E-16 7.84E-11
GTSB AMG GSTB 363.55 s 1.31E-11 2.77E-16 9.05E-11
GTSB GSTB AMG 732.21 s 1.35E-05 6.43E-06 4.08E-04
CGJP GSTB GSTB 880.40 s 2.15E-11 1.47E-15 6.19E-11
GTSB CGJP GSTB 327.61 s 2.22E-11 1.29E-15 1.23E-10
GTSB GSTB CGJP 861.00 s 1.86E-11 1.63E-15 1.12E-10
Tabelle C.2: Berechnungsdaten turbulenter Kurztest AVL Fire
Der turbulente Testfall zeigt ganz ahnliche Ergebnisse wie der laminare. Dar uber hinaus ist aus
den turbulenten Berechnung zu erkennen, dass der AMG-Loser auch nicht f ur die Berechnung der
Turbulenz eingesetzt werden sollte, aufgrund der oenbar schlechteren Konvergenz.
Die kleinen Testbeispiele haben gezeigt, dass insbesondere bei der Anwendung des algebraischen
Multigrid-Verfahrens mit Nachteilen zu rechnen ist. Der konjugierte Gradienten Loser scheint eine
gute Alternative zum Standard-Gleichungsloser GSTB zu sein.
C.5 Post-Processing
AVL Fire bietet vielfaltige Werkzeuge f ur die Auswertung und Moglichkeiten zur Individualisie-
rung der Auswertung. In diesem Kapitel werden nicht alle Moglichkeiten vorgestellt, es wird nur
auf magebende und haug verwendete Werkzeuge zur Auswertung eingegangen. F ur die detai-
lierte Erklarung aller Post-Processing Moglichkeiten wird auf das AVL Fire CFD Workflow
Manager Handbuch [36] verwiesen.
Anhang 149
2-dimensionale Graphen
Zweidimensionale Graphen sind eine eektive und haug angewandte Auswertungsvariante. Eine
beliebige Stromungsgroe wird uber eine weitere Variable oder vorzugsweise uber eine Koordinate
in einem zweidimensionalen Diagramm aufgetragen. Eine erfarungsgema sehr eziente Vorgehens-
weise in AVL Fire, ist das Plotten einer Variablen entlang einer Polyline. Die Polylinie wird in der
Rubrik 3D Plots ausgewahlt. Durch anklicken der gew unschten Positionen im Berechnungsraum
wird die Polylinie erstellt. Anschlieend konnen die Koordinaten der Linieneckpunkte noch uber die
Tastatur verandert werden. Werden mehrere ahnliche Testfalle ausgewertet, kann selbstverstandlich
auch jede Linie separat gespeichert oder importiert werden. Dies geschieht mit den Knopfen Import
bzw. Export des Eigenschaftsfensters.
Abb. C.14: Denieren einer Polylinie in AVL Fire
Nach Erstellen der Polylinie kann ein Graph erstellt werden. Hierzu muss zuerst das gew unschte
Ergebnis, wie in Abbildung C.15 zu sehen ist, durch Mausklick angewahlt werden. Anschlieend
wird, ebenfalls in Abbildung C.15 sichtbar, uber die Funktion Results > Proles > Along polyline
ein Graph erzeugt. Es onet sich ein neues Fenster in dem ein leeres Diagramm zu sehen ist. Auf
der linken Seite benden sich die Auswahlmoglichkeiten f ur den Graphen wie Koordinaten und
Stromungsgroen. Durch Auswahl der gew unschten Groen werden die Inhalte des Diagrammes
bestimmt. Ist es gew unscht die zweidimensionalen Daten in Textformat auszugeben, so m ussen alle
gew unschten Daten ausgewahlt werden und anschliessend uber File > Save as in einer Datei abge-
legt werden. Bei Graphen die uber eine Linie deniert werden, ist zu beachten, dass beim Speichern
in eine Textdatei in der Regel auch die Lauange der Polylinie abgelegt wird, was bei spaterer
Weiterverwendung der Textdatei zu Verwirrungen in Verbindung mit anderen Stromungsgroen
f uhren kann.
150 Anhang
Abb. C.15: Erstellen eines zweidimensionalen Graphen in AVL Fire
Abb. C.16: Zweidimensionaler Graph in AVL Fire
Kontur- und Vektorplots
Kontur- und Vektorplots werden haug zur Visualisierung von Stromungen verwendet. Durch die
Colorierung mit Variablenwerten fordern sie an vielen Stellen das Verstandnis f ur die Stromungs-
charakterstik. Die Erstellung solcher Schnitte ist in AVL Fire sehr einfach und es werden unzahlige
Moglichkeiten zur Individualisierung der Darstellung bereitgestellt. Das Erstellen des Schnittes er-
folgt f ur Kontur- und Vektorplot auf die selbe Art und Weise. Im Projektbaum wird der Unterpunkt
Impress-Cuts mit der rechten Maustaste angeklickt und im sich onenden Kontextmenu der ge-
w unschte Schnitt, bezogen auf die Koordinatenachse der Flachennormale, ausgewahlt. Darauf hin
onet sich ein Eigenschaftsfenster in dem verschiedenste Einstellungen gewahlt werden konnen. Im
Reiter Data settings wird ausgewahlt welche Variable f ur die Colorierung verwendet werden soll und
ob ein Kontur- oder ein Vektorplot gew unscht ist. Es versteht sich von selbst, dass ein Vektorplot
nur f ur vektorielle Groen, wie beispielsweise den Geschwindigkeitsvektor, verf ugbar ist. Im Reiter
Cut Geometry kann der Schnitt im Raum verschoben werden.
Anhang 151
Abb. C.17: Eigeschaftsfenster von Kontur- und Vektorplots in AVL Fire
Selbstverstandlich konnen auch Kontur- und Vektorplots exportiert oder importiert werden. Dies
erfolgt nach gleichem Prinzip wie bei den zweidimensionalen Diagrammen.
Stromlinien
Stromlinien werden uber die Ruprik Impress-Particles im Strukturbaum erzeugt. Analog zum Vor-
gehen bei den Kontur- und Vektorplots, wird uber einen Maus-Rechtsklick das Kontextmenu geo-
net und die Funktion 3D Streamlines ausgewahlt. Im sich anschlieend onenden Fenster konnen
Einstellungen bez uglich der Stromlinien vorgenommen werden. Im Abschnitt Streamline computing
options kann eine Variable f ur die Colorierung gewahlt werden. Das Aussehen der Stromlinien, wie
Linienart oder Art der Colorierung, wird im Reiter Streamline settings deniert.
Abb. C.18: Einstellungen von Stromlinien in AVL Fire
Wie auch bei den zweidimensionalen Diagrammen oder den Kontur- und Vektorplots konnen auch
Stromlinien bzw. deren Einstellungen importiert und exportiert werden.