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Reinhard Neebe - Großindustrie, Staat Und NSDAP 1930-1933
Reinhard Neebe - Großindustrie, Staat Und NSDAP 1930-1933
Reinhard Neebe
Großindustrie, Staat und NSDAP 1930-1933
Einbandtext http://neebe-grossindustrie.digam.net
Neebe, Großindustrie, NSDAP und Staat - Titelseite
Reinhard Neebe
KRITISCHE STUDIEN
ZUR GESCHICHTSWISSENSCHAFT
Herausgegeben von
Helmut Berding, Jürgen Kocka,
Hans-Ulrich Wehler
Band 45
Reinhard Neebe
Großindustrie, Staat und NSDAP 1930-1933
Neebe, Reinhard:
Grossindustrie, Staat und NSDAP 1930-1933 [neunzehnhundertdreissig bis
neunzehnhundertdreiunddreissig]: Paul Silverberg u. d. Reichsverb. d. Dt. Indu-
strie in d. Krise d. Weimarer Republik/von Reinhard Neebe. – Göttingen:
Vandenhoeck und Ruprecht, 1981.
(Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; Bd. 45)
ISBN 3-525-35703-6
NE:GT
Inhalt
Einleitung …………………………………………………………... 9
5
Neebe, Großindustrie, NSDAP und Staat - Inhaltsverzeichnis
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Neebe, Großindustrie, NSDAP und Staat - Inhaltsverzeichnis
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Neebe, Großindustrie, NSDAP und Staat - Leerseite
KSG 45 - Seite 8
Leerseite
8
Neebe, Großindustrie, Staat und NSDAP - Einleitung
Einleitung
In einem Artikel der "Deutschen Führerbriefe" vom Herbst 1932 wird als
Kernproblem der zukünftigen politischen Entwicklung in Deutschland die
Frage herausgestellt, ob es für den Nationalsozialismus eine "spezifische
soziale Möglichkeit" gebe, durch die er "aus einer fascistischen Bewegung
in ein Teilorgan der bürgerlichen Herrschaft verwandelt" werden könne.
Die Abhandlung mit dem Titel "Die soziale Rekonsolidierung des Kapita-
lismus" hat seinerzeit beträchtliches Aufsehen erregt und ist in den letzten
Jahren erneut in den Mittelpunkt intensiver Erörterungen gerückt.1 Das Vo-
tum der aus großindustrieller Perspektive urteilenden Führerbriefe, dem
Nationalsozialismus die bisherige Rolle der Sozialdemokratie in ihrer Funk-
tion als "Massenstützpunkt für die Herrschaft des Bürgertums" anzutragen,
verweist auf einen auch aus zeitgenössischer Sicht evidenten Systemzu-
sammenhang zwischen Faschismus und Kapitalismus. Das vieldiskutierte
Wort Max Horkheimers "Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, soll-
te auch vom Faschismus schweigen",2 wird hier anscheinend unmittelbar
bestätigt.
Die gegenwärtig in der deutschen Geschichtswissenschaft neu aufleben-
de Kontroverse über die Verwendbarkeit und Legitimität der Begriffe "To-
talitarismus" und "Faschismus" zur Kennzeichnung der nationalsozialisti-
schen Diktatur und ihrer Voraussetzungen deutet demgegenüber an, daß
Interpretationen, die sich auf den Zusammenhang von Kapitalismus und
Nationalsozialismus beschränken, offenbar bis heute wichtige Pro-
blembereiche nicht befriedigend zu erfassen vermögen.3 So wenden Ver-
treter eines modifizierten Totalitarismuskonzepts wie z. B. K. D. Bracher
oder Ernst Nolte ein, daß ein allgemeiner Faschismusbegriff die "primäre
Frage nach dem totalitären Charakter politischer Systeme" außer acht lasse
und "das entscheidende Kriterium zur Beurteilung des modernen Staates:
das Kriterium der politischen Freiheit und des limited government zugun-
sten einer sozio-ökonomischen Klassifizierung übergehe.4 Klaus Hil-
debrand, Andreas Hillgruber u. a. wollen ihrerseits den strukturgeschicht-
lichen Ansatz durch einen "biographischen Zugang" ergänzt wissen, da sich
die Persönlichkeit Hitlers "jedem Reduzierungsversuch aufs Funktio-
nale" entziehe und "auf gar keinen Fall als austauschbar" anzusehen sei.5
Hans Mommsen wiederum macht geltend, daß das Totalitarismusmodell
"tendenziell von den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vorbedingun-
gen abstrahier[e], die die Durchsetzung totalitärer Strukturen ermögli-
chen", und daß eine bloß auf Hitler orientierte Interpretation u. a. Gefahr
laufe, "die Mitverantwortung der konservativen Machteliten nicht nur in der
Machteroberungsphase, sondern auch für die mittelfristige Stabilisierung
des NS-Herrschaftssystems in den Hintergrund zu rücken".6 Der Versuch
Jürgen Kockas, die unterschiedlichen Interpretationsansätze zusammenzu-
fassen und in eine übergreifende Erklärung der" Ursachen des Nationalso-
zialismus" zu bringen,7 zeigt die Dimensionen des Themas eindringlich auf
und verweist zugleich auf die Notwendigkeit eines breiter gefaßten sozial-
geschichtlichen Zugriffs.
Diesem erweiterten, verschiedene Ansatzpunkte aufnehmenden Faschis-
musbegriff, den Kocka, Mommsen, W. Schieder u. a. mit jeweils besonde-
ren Akzentuierungen verwenden,8 steht die orthodox-marxistische Defini-
tion entgegen, die im Faschismus "die offene, terroristische Diktatur der am
meisten reaktionären, chauvinistischen und imperialistischen Elemente des
Finanzkapitals" erblickt.9 Die nationalsozialistische Diktatur stellt sich hier
als eine Form bürgerlicher Herrschaft dar, die sich in ihren Wesens-
merkmalen von der liberalen Demokratie nicht grundsätzlich unterscheidet.
Der Widerspruch zwischen diesem engen, dogmatischen Faschismusbegriff
und einer offeneren, sozialgeschichtlich orientierten Faschismusin-
terpretation leitet sich in seiner theoretischen Begründung vor allem aus
einer wesentlich anderen Bewertung des Verhältnisses von Ökonomie und
Politik ab. Darauf ist zunächst ausführlicher einzugehen:
Bereits in der älteren Faschismusdebatte, die in der Großen Krise
1929-1933 vor der nationalsozialistischen Machteroberung geführt wurde,
bildete die Beurteilung der spezifischen Qualität des Bündnisses zwischen
Großbürgertum und Nationalsozialismus einen zentralen Punkt der Kon-
troverse. Das nach wie vor aktuelle Monitum August Thalheimers aus dem
Jahre 1930, man müsse sich "die Entwicklung nicht so kindlich vorstellen,
daß die Bourgeoisie den Nationalsozialisten 'freiwillig' die Macht übergebe,
weil die Faschisten eine großkapitalistische konterevolutionäre Partei" sei-
en,10 richtete sich vor allem gegen die offizielle KPD-Linie und die von ihr
verfochtene Sozialfaschismusthese.11
Thalheimers Auseinandersetzung mit der Sozialfaschismustheorie zielte
im Kern darauf, aus einer den ökonomischen, gesellschaftlichen und politi-
schen Entwicklungen der ausgehenden Weimarer Republik tatsäch-
lich angemessenen und zugleich theoretisch reflektierten Analyse eine rea-
litätsorientierte antifaschistische Strategie abzuleiten. "Blindheit", so Thal-
heimer in Zurückweisung der Thälmannschen These, daß der Faschis-
mus in Gestalt der "sozialfaschistischen Regierungsbande" Hermann
Müllers bereits die Herrschaft ausübe, sei "keine Entschuldigung vor der
Geschichte".12 Hiergegen, aber auch gegen die simplifizierende Auffassung
der unmittelbaren Identität von Finanzkapital und Faschismus, setzte
Thalheimer ein weit komplizierteres Interpretationsmodell, das in Anleh-
nung an die Marxsche Bonapartismusanalyse die Entstehungsvorausset-
Im Rahmen der nach wie vor durch erhebliche empirische Defizite ge-
kennzeichneten, politisch stark aufgeladenen Kontroverse über die Ursa-
chen des Scheiterns der Weimarer Republik verfolgt die vorliegende Unter-
suchung die Absicht, zu einer differenzierteren Sicht des Verhältnisses
von Großindustrie, politischem System und Nationalsozialismus in
Deutschland vor 1933 beizutragen. Sie erhebt nicht den Anspruch, dies
unter Verwendung eines neuen Theorieansatzes oder eines bisher für dieses
bestimmte, daß bei der Vorbereitung von Gesetzen und wichtigen Verord-
nungen "möglichst die Vertretungen der Fachkreise rechtzeitig heranzu-
ziehen" seien, deren Einschaltung von der in § 29 der GGO bestimmten
Geheimhaltungspflicht der Gesetzentwürfe im übrigen ausdrücklich unbe-
rührt blieb. Die Kooperation zwischen der bei den häufigen Kabinetts-
wechseln des Weimarer Staates relativ autonomen Ministerialbürokratie
und der Führung der Spitzenverbände war zudem durch unmittelbare perso-
nelle Verschränkungen ausgesprochen eng: Die Geschäftsführenden Präsi-
dialmitglieder des RDI und DIHT, Geheimrat Ludwig Kastl und Reichsmi-
nister a. D. Eduard Hamm, hatten z. B. vor ihrer industriellen Tätigkeit je-
weils führende Positionen im Staatsapparat eingenommen: Hamm als
Staatssekretär in der Reichskanzlei und dann Reichswirtschaftsminster
1922-25, Kastl als Ministerialrat im Reichsfinanzministerium und Leiter der
Reparationsabteilung 1921-25; die offizielle Berufung Kastls in die ständi-
ge Mandatskommission des Völkerbundes 1927 und in den Sachverständi-
genausschuß zur Regelung der Reparationsfrage 1929 galt als durchaus
'normaler' Vorgang: Seine Unterschrift unter den Young-Plan, von Teilen
der Wirtschaft heftig befehdet,87 belegt die Kohärenz zwischen Staatsver-
waltung und industrieller Interessenorganisation in der Weimarer Republik
anschaulich und zeigt zugleich, wie auch der Reichsverband in gesamtpoli-
tische Verantwortung eingebunden werden konnte.
Eine empirische Analyse zum Verhältnis von Ökonomie und Politik in
der Endphase der Weimarer Republik darf bei der Abklärung der entschei-
dungsrelevanten Zusammenhänge also die Rolle der großen Industriever-
bände nicht übergehen. Die vorliegende Darstellung bemüht sich, von will-
kürlich herausgegriffenen Einzelpunkten oder -vorgängen abzusehen, und
sucht statt dessen, die Interessenpolitik des "Reichsverbandes der Deut-
schen Industrie"88 (RDI) systematischer aufzuschlüsseln. Sie geht dabei auf
die interne Struktur, programmatische Konzeption und konkrete Aktion der
Spitzenorganisation der Wirtschaft ein. Daneben findet der "Deutsche Indu-
strie- und Handelstag"89 (DIHT), vor allem aber der mächtige Regionalver-
band der Ruhrindustrie, der sog. "Langnam-Verein",90 ausführliche Berück-
sichtigung.91
Neben der Untersuchung der großen Unternehmerverbände als den insti-
tutionalisierten Gremien industrieller Interessenpolitik bedient sich die vor-
liegende Analyse eines zweiten Ansatzes, um die Verflechtungen zwischen
Ökonomie und Politik in der Weimarer Republik präziser zu veran-
schaulichen und die Spannung zwischen individuellem und kollektivem
Handeln92 zu verdeutlichen. Im Rahmen einer vergleichenden Darstellung
führender Unternehmerpersönlichkeiten wie Duisberg, Krupp oder Reusch
ist hier die Konzeption und politische Strategie des rheinischen Braun-
kohlenindustriellen Paul Silverberg zusammenhängend herausgearbeitet
worden. Die intensivere Behandlung Silverbergs leitet sich zunächst ab
aus seinen Spitzenpositionen im RDl, dem DIHT und Langnam-Verein
fener Direktheit auf den Begriff und war gleichzeitig an den entscheidenden
Wendepunkten der Entwicklung in vorderster Linie aktiv politisch tätig:
Schon im Kriege das Konzept der späteren Zentralarbeitsgemeinschaft von
1918 verfechtend, verhinderte er zusammen mit Hugo Stinnes 1920 in der
Sozialisierungskommission die Vergesellschaftung der Schlüsselindustrien,
formulierte auf dem Höhepunkt der Inflationskrise 1922/23 das radikalste
Programm unternehmerischer Reaktion, um dann in der Stabilisierung sein
berühmt gewordenes Dresdener Konzept (1926) einer neuen Zusammenar-
beit mit Sozialdemokratie und Gewerkschaften bei "Anerkennung der Re-
publik" durch das Unternehmertum vorzulegen. An der Offensive gegen die
Große Koalition 1929/30 maßgeblich beteiligt, propagierte Silverberg spä-
ter erneut den Arbeitsgemeinschaftsgedanken und die "Einspannung" der
SPD. Er gehörte zu den wichtigsten industriellen Beratern Brünings und
war eigentlicher Initiator der Osthilfe-Aktion, lehnte aber im Herbst 1931
die Übernahme eines Ministeramtes ab, um sich nicht zu stark zu binden.
Für die Frage nach dem Verhältnis von Großindustrie und Nationalso-
zialismus vor der Machtergreifung 1932/33 kommt der präzisen Abklärung
der Rolle Silverbergs eine gewisse Schlüsselfunktion zu: Seine Politik in
den letzten Monaten der Weimarer Republik wird in der Literatur zuneh-
mend kontrovers beurteilt. Einerseits als Mitstreiter Schleichers und dessen
wichtigster Bündnispartner in der Ruhrindustrie geltend, wird Silverberg
andererseits zu den führenden Protagonisten der Hitler-Lösung gerechnet.
Eine genaue Bestimmung der Silverberg-Position gewinnt für die tatsäch-
liche Orientierung der industriellen Fraktionen vor der Machtergreifung
maßgebliche Bedeutung, zumal diese in den verschiedenen Faschismusin-
terpretationen immer noch strittig und empirisch bislang nicht hinreichend
aufgearbeitet ist.98 Der Versuch Silverbergs, die von ihm propagierte Bünd-
nisstrategie gegenüber der NSDAP aus einer gesellschaftlichen Analyse
abzuleiten und theoretisch zu begründen, muß besonderes wissen-
schaftliches Interesse beanspruchen. Die Frage, ob es möglich sei, die na-
tionalsozialistische Bewegung in ein "Teilorgan der bürgerlichen Herr-
schaft" zu verwandeln, wurde in den Silverberg nahestehenden "Deutschen
Führerbriefen" ab Sommer 1932 ausführlich diskutiert und in eine konkrete
politische Strategie eingebracht.99 Die von den Führerbriefen' entwickelte,
in der Papen/Schleicher-Ära vielbeachtete und neuerdings wieder erörterte
politische Linie zeichnet sich dadurch aus, daß sie die nach wie vor im
Mittelpunkt der Faschismus-Kontroverse stehende Bündnisproblematik
aus zeitgenössischer, industrieller Perspektive thematisiert und im Umfeld
der sich verändernden Rahmenbedingungen über Monate kontinuierlich
verfolgt. Auch hier liegt, trotz zunehmenden, bisweilen zusammenhang-
losen Wiederabdrucks von Einzelbeiträgen der Korrespondenz,l00 eine hin-
reichend systematische Untersuchung noch nicht vor.101
Vor allem die Konzeption Silverbergs und der Führerbriefe gegenüber
dem Strasser-Flügel der NSDAP ist deshalb bisher nicht richtig gesehen
worden.102 Eine Nachzeichnung der politischen Strategie der Führerbriefe'
auf der Basis einer Gesamtauswertung dieses Organs von 1932 bis Frühjahr
1933 erschien hier unerläßlich, auch hinsichtlich einer Überprüfung ihres
spezifischen Stellenwertes für die politische Orientierung der Großindu-
strie.
Eine Analyse großindustrieller Interessenpolitik in der Krise der Weima-
rer Republik verlangt neben der Sichtung von Firmen- und Verbandsarchi-
ven sowie von Privatnachlässen führender Unternehmer und anderer ent-
scheidungsrelevanter Persönlichkeiten die Heranziehung ausgewählter
staatlicher Akten. Gemäß der sich in der Ära der Präsidialkabinette zuneh-
mend verselbständigenden Exekutive und einer damit verbundenen Verla-
gerung der Handlungskompetenzen innerhalb des Weimarer Systems
kommt vor allem der Auswertung der Bestände der Reichskanzlei
1930-1933 (BA Koblenz) vorrangige Bedeutung zu. Dies erscheint auch
notwendig, um die einzelnen Problemfelder angemessen gewichten und um
Konsens oder Divergenz in den Elementen industrieller und staatlicher Kri-
senstrategie herausarbeiten zu können.103 Der spezifische Stellenwert der
immer noch kontrovers diskutierten Deflationspolitik Brünings und seines
Reparationsplans,104 des Steuergutscheinprogramms Papens oder auch von
Schleichers Arbeitsbeschaffungskonzeption ist anders nur unvollkommen
zu bestimmen und in den Kontext der politisch-wirtschaftlichen Gesamt-
entwicklung bis 1933 einzuordnen.
Die strukturellen Untersuchungsfelder der vorliegenden Arbeit leiten
sich ab aus der Verknüpfung von Staatsbegriff, Demokratievorstellung,
ideologischer Konzeption und politischer Aktion der Großindustrie mit den
Hauptthemen der Systemdebatte der 20er Jahre: nämlich Staatsinter-
ventionismus und ökonomischer Strukturwandel; Sozialpolitik, Gewerk-
schaften, Zentralarbeitsgemeinschaft; Steuer- und Finanzpolitik, Repara-
tionen, Konjunkturpolitik und nicht zuletzt Außenhandels- und Agrarpoli-
tik. In der thematischen Präzisierung der skizzierten Arbeitsschwerpunkte
soll insbesondere die Stellung der Großindustrie zwischen parlamentari-
schem System, autoritärem Staat und Faschismus in einer empirisch-
chronologischen Verfahrensweise herausgearbeitet werden. Im Verhältnis
zum Nationalsozialismus sind ausgehend von der Interessenlage Annähe-
rungen, Übereinstimmungen und Divergenzen auf programmatischer und
politischer Ebene im einzelnen näher zu bestimmen, um schließlich den
Anteil der Großindustrie an der Zerstörung der Weimarer Republik richtig
gewichten zu können. Dazu ist vor allem notwendig, auf einer erweiterten
Materialgrundlage neu abzuklären, welches Bündniskonzept die Groß-
bourgeoisie dem Nationalsozialismus gegenüber tatsächlich verfolgte und
unter welchen spezifischen, möglicherweise widersprüchlichen Bedingun-
gen sich die Machtergreifung Hitlers schließlich vollziehen konnte.
Mit der Revolution von 1918 und dem Zusammenbruch des Wilhelmini-
schen Reiches gestaltete sich das Verhältnis von Großindustrie und Staat
scheinbar grundlegend um. Die Wirtschaft, die in der alten Gesellschaft
zwar nicht politisch führend war, von ihr aber in ihren Belangen respektiert
und protegiert wurde, sah sich plötzlich in einer ungewohnten Defen-
sivstellung. Der neue Staat nahm nunmehr für sich in Anspruch, lenkend in
den Wirtschaftsprozeß einzugreifen und Orientierungspunkte für Planung,
Produktion und Verteilung zu setzen. Gleichzeitig mit der Republik war so
aus Sicht der Industrie der "lnterventionsstaat"1 geschaffen, demgegenüber
die überkommene liberal-kapitalistische Ordnung verteidigt werden mußte.
Der Kampf um die Sozial- und Wirtschaftsordnung in Weimar empfing von
hier sein zentrales Moment: die Trennung von Staat und Wirtschaft, unan-
tastbares Credo großindustrieller Ordnungspolitik, wurde zum Dogma er-
hoben und zum Hauptpunkt der Unternehmerideologie der 20er Jahre stili-
siert.
Tatsächlich war der "Interventionsstaat" nicht, wie die Industrie behaup-
tete, die Erfindung der Republik und der sie anfangs regierenden Sozialde-
mokratie, sondern eine Folge langfristiger Änderungen im ökonomischen
System selbst und eines damit verbundenen Funktionswandels des Staates.2
Diese Entwicklung war durch die zentrale Planung der Kriegswirtschaft
entscheidend forciert worden; eine qualitative Vorbestimmung der nachfol-
genden Friedenswirtschaft leitete sich daraus jedoch nicht unbedingt ab.
Dem Abbau dieses im Krieg weiter ausgebildeten "Interventionsstaates"
und seines Instrumentariums galt das vordringliche Interesse der Unter-
nehmer nach dem Zusammenbruch. Unter der Parole "Kampf gegen die
Sozialisierung" vollzog sich die Befreiung von einer Zwangswirtschaft, für
die das Kaiserreich in erster Linie verantwortlich zu zeichnen hatte. Es er-
gab sich dabei die paradoxe, aber politisch kennzeichnende Situation, daß
die Unternehmer der Republik die Folgen der Kriegswirtschaft anlasteten −
genauso wie ihr von der politischen Rechten die Verantwortlichkeit für den
militärischen Zusammenbruch und seine Konsequenzen zugeschoben wor-
den war.3
Bündnispartner der industriellen Revisionspolitik waren die Gewerk-
schaften, für die das Stinnes-Legien-Abkommen vom 15. November 1918
und Arbeit seiner Auffassung nach auf Dauer allein zu tragbaren Lösungen
kommen. Das verlangte aber auch von den Unternehmern die Bereitschaft
zum Kompromiß, darüber hinaus die Bereitschaft, mit den Gewerkschaften
als den Vertretern der Arbeiterschaft zusammenzuarbeiten. Wie Silverberg
richtig sah, stellten die Gewerkschaften und die Sozialdemokratie als deren
politische Vertretung notwendige Bündnispartner der Unternehmer dar,
wenn das Konzept der Autonomie der Wirtschaft gegenüber dem Staat
verwirklicht werden sollte. Gewerkschaften und Sozialdemokratie konnten
dann zwar eine Artikulation der Interessen der Arbeiterklasse vollziehen,
gleichzeitig aber stellten sie das Instrument dar, mit welchem die Massen zu
lenken und zu disziplinieren waren.32
Hier das alte System des Obrigkeitsstaates Bismarckscher Prägung hin-
ter sich lassend, rief Silverberg das Unternehmertum "zu völliger Umkehr"
gegenüber Staat und auch Sozialdemokratie auf. Die Zeit der Sozialistenge-
setze schien historisch überholt.
"Ich bin immer mehr zu der Überzeugung gekommen, daß ein großer Teil der
Schuld das Unternehmertum trifft ... eine solche gewaltige geistige Bewegung wie
die Sozialdemokratie ist ein Faktor, mit dem man rechnen muß; den kann man
nicht einfach damit ausradieren, daß man den Marxismus in einer Hauptversamm-
lung der Vereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände tötet."33
großen Zusammenhänge auch in diese Kreise gedrungen ist, auf deren na-
tionale Hilfe und Mitwirkung und auf deren Hilfe in der Arbeit wir unbe-
dingt angewiesen sind.36 Im Oktober 1922 votierte Silverberg mit dem Ap-
pell, die Arbeitnehmerorganisationen zur Mitarbeit heranzuziehen, letztlich
gegen die Aufkündigung der Zentralarbeitsgemeinschaft, die für weite
Kreise der Industrie ihre Funktion offenbar schon verloren hatte. In Verfolg
des Konzeptes der Autonomie der Wirtschaft gegenüber dem Staate zielte
Silverberg allerdings auf einen Rollenwandel der Arbeitsgemeinschaft. Die
Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften war jetzt nicht mehr das Mittel
zur Verhinderung der Sozialisierung, sondern das geeignete Instrument zur
"Organisierung" des Kapitalismus in Eigenregie.37 Diese Umbestimmung
der ZAG, bei der das alte Konzept "Sozialpolitik gegen Verzicht auf Sozia-
lisierung" gegen die Formel "Anerkennung und untergeordnete Mitarbeit
der Gewerkschaft gegen Freiheit im Wirtschaftskampf' eingetauscht worden
war,38 deutete Silverberg vor der VDA am 12. Oktober 1922, wohl aus tak-
tischer Zurückhaltung gegenüber der Öffentlichkeit, allerdings nur vorsich-
tig an.39
Die grundsätzliche Position der Industrie im Spannungsfeld Sozialpoli-
tik-Gewerkschaften-Staat dokumentiert mit unübertroffener Deutlichkeit
das von Silverberg Ende Dezember 1922 verfaßte und am 1. Januar 1923
einem engeren Kreise, darunter auch dem amtierenden Reichswirtschafts-
minister Becker, zugänglich gemachte Programm zum "Wiederaufbau der
deutschen Wirtschaft"40 in dem frei von taktischer Rücksichtnahme gegen-
über den Arbeitnehmerorganisationen die prinzipielle Zielrichtung unter-
nehmerischer Revisionspolitik aufgezeigt wurde.41 Das Silverberg-Pro-
gramm war, wie von Unternehmerseite selbst konstatiert, nichts anderes als
ein "kraftvolles und machtvolles Diktat"42 das eine "völlige Durchbrechung
des in den letzten Jahren gehandhabten und nach der Revolution entstande-
nen Verhältnisses von Arbeitgeber und Arbeitnehmer" bzw. "einen völligen
Umsturz aller nach der Revolution geschaffenen Arbeitsverhältnisse" bein-
haltete.43 Auch in der Reichskanzlei wurde vermerkt, daß Silverberg an in-
nenwirtschaftlichen Maßnahmen "ungleich mehr" verlange, "als ein Kabi-
nett jemals befürworten könnte und ein Parlament jemals annehmen würde.
Die Überspannung seiner Forderungen" sei "an einzelnen Stellen geradezu
grotesk."44
Ohne wirklich neue Gedankengänge zum Verhältnis von Industrie und
Staat zu entwickeln, hatte Silverberg eine Zusammenstellung altbekannter
Formeln vorgenommen, die an Schärfe kaum zu überbieten waren und ins-
gesamt den Klassenkampf von oben bedeuteten. Der sehr eng gehaltene
Verteilerkreis sicherte dem Papier die Diskretion zu, die es benötigte.45 Die
wichtigsten Forderungen lauteten:
"Ihr Programm sieht von den außenpolitischen' Einwirkungen auf das innere
Wirtschaftsleben ab und gelangt infolgedessen zu Forderungen, denen eine prakti-
sche Bedeutung nicht zukommt, solange das Deutsche Reich unter dem Druck des
Versailler Friedensvertrages steht. Auch scheint mir, daß Sie gewisse durch die
innerpolitischen Veränderungen der Nachkriegszeit geschaffene Verhältnisse in
Duisberg machte somit, nach außen wohl die taktische Seite in den Vor-
dergrund schiebend, grundsätzlichere Einwände geltend. Während Paul
Reusch dem Programminhalt selbst zustimmte − "Hier wird das Übel unse-
rer inneren Wirtschaftslage an der Wurzel angefaßt" −, aber den Zeitpunkt
und die Umstände des Vorstoßes kritisierte, galten Duisberg die von Silver-
berg in weitgehender Konsequenz der Trennung von Staat und Wirtschaft
erstellten Richtlinien als Rückfall ins "Manchestertum". Richtig war dieser
Vorwurf insofern, als Silverberg tatsächlich die Funktion des Staates auf
vorbismarcksche Ausmaße reduziert wissen wollte; unzutreffend aber des-
halb, weil als Alternative nicht das Prinzip des "Laissez faire" gesetzt wur-
de, sondern die Organisierung des Kapitalismus durch die Wirtschaft selbst.
Daß der so organisierte Kapitalismus' auf sozialpolitischem Gebiet manche-
sterliche Züge trug und tragen mußte, stand dazu nicht im Widerspruch,
sondern zeigte vielmehr die Ideologieträchtigkeit der Forderung nach "Frei-
heit der Wirtschaft" auf.
In jedem Falle war das Programm vom 26. Dezember 1922 nicht als
Forderung des Tages gedacht; vielmehr sollte es den Orientierungsrahmen
zukünftiger industrieller Politik abgeben. Wie von O. Funcke, einem Mit-
glied der Programmkommission des RDI, zutreffend bemerkt wurde, ist im
Reichsverband "in den Jahren 1921-22 beharrlich daran gearbeitet worden,
neben der Stellungnahme zu den akuten Tagesfragen eine allgemeine
Kenntnis der wirtschaftspolitischen Probleme zu gewinnen, nicht als Wis-
senschaft, sondern als Sammlung solcher Gesichtspunkte, an denen die po-
litische Orientierung erfolgen konnte. Es ist eine ganze Ideologie geschaf-
fen worden, die in wirtschaftlichen Kreisen lange Jahre gegolten hat."62
Mit dem Programm vom Dezember 1922, dessen sozialpolitische Aus-
richtung Silverberg in der Rede vor der VDA am 12. Oktober 1922 im
"besonders angenehm berührt von unserem Wunsche eines Vetorechts für den
Reichsfinanzminister auf dem gesamten Gebiete der öffentlichen Ausgaben ... Der
Reichspräsident meinte ... zustimmend zu den Ausführungen des Herrn Reusch,
daß die Not der Zeit eine stärkere Anwendung des Artikel 48 auf der Grundlage
eines Ermächtigungsgesetzes notwendig mache. Wenn die Regierung keine
Dummheiten macht, soll mir ein Ermächtigungsgesetz und der Artikel 48 sehr
recht sein. Dann muß sie aber mehr als bisher auf das hören, was die Wirtschaft
70
verlangt."
"Ich stehe zur Verfassung, wie sie in Weimar beschlossen ist, und wünsche nur,
daß sie sich den Zeitverhältnissen entwicklungsgemäß anpaßt, daß die Verwaltung
immer besser und vollkommener wird. Der bestverwaltete Staat ist nun einmal der
beste Staat'. Dabei hängt das Staatswohl nicht davon ab, ob monarchisch oder
republikanisch regiert wird, sondern davon, wie er regiert wird."7
tion des Jahres 1925" die beste Antwort gegeben, daß eine wirtschafts-
freundliche Zoll- und Handelspolitik, aber auch Finanzpolitik mit "Links"
nicht durchführbar sei.37 Silverberg, der noch einmal das Wort ergriff, be-
tonte gegen Bücher gewendet die Notwendigkeit des Parlaments an sich,
das zur Kontrolle der Finanzwirtschaft der Öffentlichen Hand gar nicht ent-
behrt werden könne. Seinem Kontrahenten Reichert hielt Silverberg entge-
gen, daß es eine "Verkennung der Wirklichkeit" sei, wolle man sich vorma-
chen, die Arbeiterschaft sei nicht vornehmlich in der Sozialdemokratie re-
präsentiert: Deshalb dürfe gerade die SPD "nicht verantwortungslos neben
der Regierung einhermarschieren", sondern müsse "unbedingt zur verant-
wortlichen Mitarbeit" herangezogen werden.38
Eine Einordnung der Silverberg-Rede in die von der Großindustrie in
den 20er Jahren geführte Systemdebatte zeigt, daß der spezifische Stellen-
wert der zunächst im Vordergrund des Interesses stehenden "Anerkennung
der Republik" und der damit verbundenen Forderung nach "Regierungsbe-
teiligung der Sozialdemokratie" nur im Zusammenhang von "Kalter Sozia-
lisierung", sich "organisierendem Kapitalismus" und "Sozialpolitik" hinrei-
chend klar gemacht werden kann: Im Silverbergschen Konzept bildeten
Unternehmerverbände und Gewerkschaften die beiden Säulen eines Groß-
kartells, das die Organisation und Steuerung des Wirtschaftsprozesses in
eigener Verantwortung und autonom gegenüber dem Staat und anderen ge-
sellschaftlichen Gruppierungen vollziehen sollte. Im Grunde handelte es
sich dabei um ein halbparlamentarisches, mit ständischen Elementen durch-
setztes System, in dem den bürgerlichen Parteien auf der einen und der So-
zialdemokratie auf der anderen Seite nurmehr die Funktion zukam, den in
einer neuen, von den Unternehmern dominierten "Zentralarbeitsgemein-
schaft" jeweils vorab gefundenen Kompromiß in die politische Praxis um-
zusetzen. In der Propagierung dieses Konzeptes war Silverberg fortschritt-
lich und reaktionär zugleich. Fortschrittlich insofern, als er sich mit der An-
erkennung der Republik und den in ihr wirkenden Kräften auf den Boden
der Tatsachen stellte, reaktionär insofern, als ihm dieser Schritt vor allem
das geeignete Mittel war, die tendenzielle Entwicklung zum Interventions-
und Sozialstaat aufzufangen.
Der Theoretiker des "Organisierten Kapitalismus", Rudolf Hilferding,
wertete demgegenüber die Erklärung Silverbergs als Zeichen eines grund-
legenden Wandels:
"Der Reichsverband will die Fortsetzung einer verständigen Außenpolitik der
Verständigung, er will eine ungestörte Entwicklung im Innern und deshalb keinen
Kampf um die Staatsform, er erkennt die Änderung der sozialen Machtverhältnis-
se an. Die Utopie der Stumm, Bueck und Kirdorf, Gewerkschaften und Sozialde-
mokratie zu vernichten, ist erledigt. Nur das Kompromiß erscheint verwirklich-
bar."39
Bei genauerer Betrachtung muß sich diese Analyse, die den inneren Ar-
gumentationszusammenhang und damit einen wesentlichen Kern des
Eine ähnliche Position nahmen die Freien Gewerkschaften ein, die die
Silverbergsche Offerte zur Wiederbelebung der ZAG ihrerseits mit kon-
kreten Gegenforderungen beantworteten.55 Im gleichen Sinne reagierte der
Gewerkschaftsring deutscher Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenver-
bände, der sich nur unter folgenden Voraussetzungen zur Verständigung
mit dem RDI bereit zeigte: "Vorbehaltlose Anerkennung der Gewerk-
schaften als Vertreter der Arbeitnehmer, endgültige Verzichtleistung auf
Unterstützung und Begünstigung der sogenannten wirtschaftsfriedlichen
Verbände und Werksgemeinschaften, Anerkennung des Tarifvertragsge-
dankens und des Schlichtungswesens, Anerkennung der Erhaltung und
Weiterführung der Sozialpolitik."56
Der Führer der Christlichen Gewerkschaften, Stegerwald, sah dagegen
in der Erklärung Silverbergs, bei aller Kritik im Detail, eine historische Par-
allele zum "Neuen Kurs" Kaiser Wilhelms II.
"Ich messe dem Schritt des Reichsverbandes der deutschen Industrie, in dessen
Namen Silverberg ja gesprochen haben soll, eine ähnliche Bedeutung zu, wie der
sozialen Botschaft, mit der der junge Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1890 die Arbei-
terschaft für den Staat gewinnen wollte ... jetzt spricht kein Monarch, sondern die
Industrie bietet in großen, in manchen Punkten allerdings noch der Klärung be-
dürftigen Grundrissen die Hand, auf dem Boden des heutigen Staates und der
Reichsverfassung zusammen mit der bedeutungsvollen Schicht der Arbeiter das
Zerstörte wiederaufzubauen und das deutsche Volk wieder zur Weltgeltung zu
bringen."57
Im Gesamtecho reagierten die Christlichen Gewerkschaften damit am
positivsten,58 obwohl gerade ihr Einfluß durch die Bildung einer Großen
Koalition beschnitten werden sollte. Die Resonanz bei Sozialdemokratie
und bürgerlicher Mitte (DVP), den Hauptelementen in Silverbergs Kon-
zeption, blieb indes so, daß praktische Folgerungen zumindest auf kürzere
Sicht nicht zu erwarten waren.
Entscheidend für das Ausbleiben konkreter Schritte war auch die Uneinig-
keit innerhalb der Industrie selbst. Dabei standen sich zwei Hauptgruppie-
rungen gegenüber, die bereits auf der Dresdener Mitgliederversammlung
ansatzweise erkennbar geworden waren. Prellers Hinweis, daß es "im we-
sentlichen die Kreise der Export-, der großen Chemie- und der elektro-
technischen sowie Fertigwarenindustrie" waren, "die hier sprachen".59 und
die das Silverberg-Konzept unterstützten, bedarf im Einzelfall wohl der
Differenzierung,60 entspricht aber der insgesamt vorherrschenden Tendenz.
Der Wille des Reichsverbandes zum Arrangement wurde so u. a. vom
"Verein Deutscher Maschinenbauanstalten" (VDMA) nachdrücklich be-
grüßt. Wie der Geschäftsführer des VDMA, Lange, dem RDI mitteilen
konnte, seien "aus seinem Vorstands- wie Mitgliederkreis ausschließlich
zustimmende Stellungnahmen zu der Rede des Dr. Silverberg an ihn ge-
langt."61 Auch in Berliner Bank-Kreisen wurde die neue RDI-Linie allge-
mein gebilligt und mit der Hoffnung verbunden, "daß durch dieses schein-
bare Entgegenkommen der Industrie gegenüber der Sozialdemokratie die
Deutschnationalen sich entschließen würden, aus ihrer bisherigen Stellung
herauszugehen und sich offen unter Fallenlassen des Kampfes gegen die
Weimarer Verfassung an die Seite der bürgerlichen Parteien stellen wür-
den."62
Auf der anderen Seite formierte sich unmittelbar im Anschluß an die
Reichsverbandstagung, auf der eine vorsichtige Distanzierung schon
bemerkbar geworden war, unter Führung Jacob Reicherts und Paul Reuschs
innerhalb und außerhalb des RDI eine gewichtige 'Opposition'63 die einen
grundsätzlich anderen Kurs unternehmerischer Orientierung verfolgte. Auf
Verbandsebene schaltete die sich hier artikulierende Schwerindustrie zu-
nächst die Industrie- und Handelskammer für die Kreise Essen, Mül-
heim/Ruhr und Oberhausen ein, die bereits am 8. September 1926 durch Dr.
Rechlin ihr ablehnendes Votum verkündete.64 Am 16. September schloß
sich der Hauptvorstand und Fachgruppenausschuß des VDEStI unter Lei-
tung des schon in Dresden opponierenden Reichert an, der hervorhob, daß
Silverberg "weder auf die in der Industrie und Landwirtschaft noch auf die
in nationalen Arbeiterkreisen herrschende Stimmung" Rücksicht genommen
habe und die innerpolitischen Verhältnisse somit "keine Klärung" erfahren
hätten.65
Silverberg, der durch ein vertrauliches Schreiben des Hauptgeschäfts-
führers des Langnam-Vereins, Max Schlenker, auf den sich organisierenden
Widerstand aufmerksam gemacht worden war,66 hatte Reichert noch vor der
Hauptvorstandssitzung des VDEStI eine Interpretationshilfe seiner Dresde-
ner Erklärung zukommen lassen.67 Durchschläge gingen an Duisberg und
Schlenker.68 Mit Reusch, der sicherlich Kenntnis vom Schreiben an Rei-
chert hatte, vereinbarte Silverberg für den Abend des 16. September 1926
eine Zusammenkunft in dessen Berliner Büro.69 In dem Brief an Reichert
begründete Silverberg erneut die Notwendigkeit einer "Einspannung" der
Sozialdemokratie, die sich vor allem aus der konjunkturellen Entwicklung
ergebe.70
ven, daß Duisberg und Silverberg durchaus gestärkt das Kampffeld verlie-
ßen.93
Für die vom Verlauf der Düsseldorfer Langnam-Vereinstagung am 1.
Oktober 1926 enttäuschte Opposition gegen den Silverberg-Kurs verblieb
nicht mehr viel Zeit, um vor der wichtigen Präsidial- und Vorstandssitzung
des RDI am 14. Oktober 1926 auch öffentliche Positionsgewinne zu verbu-
chen. Der "Verein für die bergbaulichen Interessen" trat jetzt endlich sicht-
bar hervor und setzte der von Silverberg in Düsseldorf bekräftigten Forde-
rung nach Regierungsbeteiligung der Sozialdemokratie die Formel entge-
gen: "Es darf nicht ohne die Unternehmerschaft regiert werden."94 Der
Bergbau-Verein sah zwar von seiner später geübten Praxis der Aus-
trittsdrohung aus dem RDI ab,95 warnte aber davor, die neue politische Li-
nie weiter zu verfolgen, weil sie die "Geschlossenheit des Reichsverbandes
und seiner Unterverbände gefährden" würde.
Die härteste Opposition gegen den neuen Kurs des Reichsverbandes
kam von seiten des "Verbandes Sächsischer Industrieller" (VSI). Die im
VSI überwiegend organisierten klein- und mittelbetrieblichen Unternehmen
hatten richtig erkannt, daß für sie im Silverberg-Konzept kein Platz mehr
blieb,96 und fürchteten nicht zu Unrecht, beim Zusammenspiel von Groß-
industrie und Gewerkschaften übergangen zu werden. Der VSI kritisierte
wie der Bergbauverein den Verlauf der Düsseldorfer Versammlung97 und
warnte davor, nach einem "Fall Silverberg" nun auch noch einen "Fall
Duisberg"98 zu schaffen. Der Geschäftsführer der Ortsgruppe Plauen,
Rechtsanwalt Dr. Schlegel, hielt dem RDI entgegen:
"Bei uns marschiert, wie wohl kaum irgendwo in Sachsen, der Gedanke der
Werksgemeinschaft ganz mächtig ... In diese Entwicklung hinein platzt wie eine
Bombe die Silverberg-Rede, die von Werksgemeinschaft nichts kennt, die einen
Pakt mit der Gewerkschaft, dem größten Gegner der Werksgemeinschaft, sucht ...
Wir im Vogtland mit in der Hauptsache mittleren und kleineren Betrieben können
den Gedanken Dr. Silverbergs nicht folgen. Wir wollen weg von Tarifvertrag und
Gewerkschaft. Wir lassen uns nichts aufoktroyieren, was wir bekämpfen. . ."99
Der große New Yorker Börsenkrach vom 24. Oktober 1929 markierte
scheinbar abrupt das Ende der weltwirtschaftlichen Stabilisierung der Zwi-
schenkriegszeit.1 Noch im August 1929 hatte das Institut für Konjunk-
turforschung einen anhaltenden Wirtschaftsaufschwung prognostiziert,2 und
im September 1929 meinte der Präsident der New Yorker Börse feststellen
zu können, "daß es mit den Wirtschaftszyklen, wie wir sie erlebt haben,
heute vorbei ist. Ich bin jedenfalls von der wesentlichen und fundamentalen
Dauerhaftigkeit der amerikanischen Prosperität überzeugt. Und das ist wohl
die Meinung der gewaltigen Mehrheit der Geschäftsleute in den Vereinigten
Staaten und zweifellos in der ganzen Welt."3 Ähnliches galt für den theore-
tischen Kopf der deutschen Sozialdemokratie, Rudolf Hilferding, nach des-
sen Auffassung mit dem "Organisierten Kapitalismus" eine qualitativ neue
Stufe der politisch-ökonomischen Entwicklung erreicht und die zyklischen
Störungen des Wirtschaftsprozesses endgültig überwunden seien.4 Tatsäch-
lich hatten sich aber bereits im Laufe des Jahres 1929 latente Anzeichen
eines Konjunkturumschwungs auch in Deutschland bemerkbar gemacht.
Die Bruttoinlandsinvestitionen, verläßliche Indikatoren des gesamtwirt-
schaftlichen Trends, gingen 1929 um 3,6 Mrd. RM bzw. 22,8% gegenüber
dem Vorjahr sichtbar zurück und deuteten zumindest auf eine mögliche
Stagnationsphase hin.5
Die deutsche Wirtschaft fiel also nicht "aus Träumen ewiger Prosperi-
tät",6 als die Krise im Herbst 1929 offen zutage trat. Strukturfehler im
Nachkriegsaufbau, das Zusammentreffen längerfristiger Stagnationsten-
denzen mit akuten Kontraktionsbewegungen 1929/30 vor dem Hinter-
grund einer durch Reparationen und Kreditverflechtungen zunehmend
kohärenter gewordenen internationalen Geldwirtschaft bewirkten eine
besondere Sensibilität, so daß schließlich, verstärkt durch eine allgemeine
Agrarkrise, der Zusammenbruch der Weltwirtschaft und des Weltwäh-
rungssystems erfolgte.7 Die Auswirkungen der Großen Depression
1929-1933 in Deutschland, so gravierend sie im einzelnen sein mochten,
stellten im internationalen Vergleich gesehen keine Besonderheit dar. Der
Rückgang der industriellen Produktion betrug wohl 40% gegenüber
"nur" 26% in Frankreich, er blieb damit aber zugleich deutlich unter dem
Wert von 48% für die USA.8 Der häufige Verweis auf die übergroße
Belastung des Deutschen Reiches durch Versailler Vertrag und Reparatio-
nen ist rein ökonomisch gesehen unzutreffend.9 Nicht das Ausmaß der
heit des Reiches zugunsten von Banken und Industrie eingeschränkt werden
sollte.18 Eine Schlüsselrolle hatte Silverberg dabei der Reichsbank zuge-
dacht, der in einer neu zu errichtenden Finanzkontrollstelle maßgeb-
liche Entscheidungsbefugnis eingeräumt werden sollte. Silverberg hatte
diese Pläne zuvor mit dem ihm freundschaftlich verbundenen Reichsbank-
präsidenten Hjalmar Schacht abgesprochen,19 wozu der "Vorwärts" nicht
ganz zu Unrecht bemerkte, daß hier offenbar der Steigbügel für einen "Fi-
nanzdiktator" Schacht gehalten würde.20 Auch der Bankier Max Warburg
äußerte Bedenken gegenüber derartigen Plänen21 und Felix Pinner charakte-
risierte die von Silverberg konzipierte "Finanzwirtschaft" als eine "ausge-
sprochene Finanzplanwirtschaft, bei der praktisch die Privatwirtschaft zu
diktieren und der Staat stillzuhalten und zu parieren hätte". Bei Verwirkli-
chung der Vorschläge Silverbergs würde "eine Art negativer Finanzdiktatur
über das Reich organisiert werden, die es ihm überhaupt unmöglich machen
würde, fürderhin noch eine selbständige Finanzpolitik zu betreiben."22
Das Projekt Silverbergs, die nach der Verabschiedung des Young-Plans
frei werdende Industrieaufbringung einem Sonderfonds zugunsten der
Landwirtschaft zuzuführen, wobei der Wirtschaft die autonome Verwal-
tung der Gelder zufallen sollte, lag auf der gleichen Linie.23 Es handelte
sich hier letztlich um den Plan, eine öffentliche Reichssteuer zu erheben,
deren Umverteilung der Privaten Hand vorbehalten blieb. Dieses gut ein
Jahr später gegen erbitterte Widerstände auch aus der Industrie verwirklich-
te Konzept bildete die finanzielle Unterlage der verfehlten "Osthil-
fe"-Aktion der Jahre 1931-33. In der zur Abwicklung der Entschuldung des
ostelbischen Großgrundbesitzes geschaffenen "Bank für Industrie-Obliga-
tionen" (Bafio) hatte die Privatwirtschaft den ausschlaggebenden Einfluß.
Aufsichtsratsvorsitzender der Bank wurde Silverberg, der "Vater der Osthil-
fe", dem damit ein exzellentes Instrument zur Umsetzung seiner Vorstel-
lung vom "Organisierten Kapitalismus" zur Verfügung stand.24
Wie schon in Dresden 1926, geriet Silverberg mit den im Dezember
1929 propagierten Plänen in das Kreuzfeuer der Kritik, die sich insbesonde-
re auf die in Aussicht gestellte Weitererhebung der Industriebelastung
konzentrierte.25 Mit diesen Vorstellungen hatte sich Silverberg insofern
vom Programm des RDI26 entfernt, als er dem Gedanken der Kapitalbildung
nicht mehr die absolute Priorität eingeräumt wissen wollte. Vielmehr
dominierte das Bestreben, den staatlichen Interventionismus jetzt entschei-
dend zurückzuschrauben und dafür auch, trotz Krise und Kostendruck,
erhebliche finanzielle und organisatorische Vorleistungen der Großindu-
strie zu bringen.27 Die sozialpolitischen Implikationen einer solchen "Fi-
nanzdiktatur" der Privatwirtschaft äußerten sich darin, daß auch für Silver-
berg der in der Defensive opportune Gedanke einer Kooperation mit Sozi-
aldemokratie und Gewerkschaften in der Krise zunächst keine Geltung
mehr hatte. Gegenüber seinem Hauptwidersacher von 1926, Paul Reusch,
Das Ziel, die Große Koalition zu Fall zu bringen, war auf der Reichsver-
bandstagung vom 12. Dezember 1929 wohl erkennbar geworden; eine ge-
wisse Zwiespältigkeit in der konkreten Aktion gegenüber dem Kabinett
Hermann Müller blieb jedoch vorerst noch konstatierbar. Immerhin hatte
die RDI-Führung dem amtierenden Reichswirtschaftsminister Moldenhauer
Gelegenheit gegeben, das Finanzprogramm der Regierung zu verteidigen,
und so zumindest die totale Konfrontation vermieden.31 Bestimmend für
diese abwartende Linie waren vor allem reparationspolitische Überlegun-
gen. Dabei bildete der vom Reichstag noch nicht verabschiedete
Young-Plan32 die Klammer,33 die eine vorzeitige Sprengung der Koalition
verhinderte.
Trotz massiver Opposition aus Kreisen der Schwerindustrie überwog im
industriellen Lager insgesamt die Zustimmung zu dem neuen Zahlungsplan,
der eine erhebliche Verringerung der Annuitäten gegenüber dem Da-
wes-Plan und damit eine merkliche Entlastung der Wirtschaft brachte.34
Auch im Langnam-Verein konnte sich die radikale Position Thyssens und
Vöglers, die auf Ablehnung bestanden, nicht durchsetzen. Dieser Streit hat-
te innerhalb der Industrie besondere Brisanz dadurch erhalten, daß
"Nach Erledigung des Youngplanes sollen dann die innerpolitischen Dinge mit
größter Beschleunigung in Ordnung gebracht werden. Hier steht Scholz völlig auf
dem von mir Ihnen schon öfter vorgetragenen Standpunkt. Er beabsichtigt, in ul-
timativer Form an das Kabinett die Aufforderung zu richten, gesetzlich festgelegte
Bindungen für die Finanz- und Steuerreform vorzunehmen. Dabei sagte Scholz
uns vertraulich, daß er hierbei bewußt auf einen Bruch mit der Sozialdemokratie
hinarbeiten wolle. Er hat im Ausblick auf diesen Bruch auch schon Verbindungen
mit Schiele, Treviranus und Brüning aufgenommen.
Die Gefahr, daß es trotz eines solchen Vorgehens nicht zum Bruch mit der So-
zialdemokratie kommt. . ., liegt darin, daß Moldenhauer immer noch daran fest-
hält, im Jahre 1930 nur zu sanieren und erst im Jahre 1931 Steuersenkungen vor-
zunehmen . . . Es ist durchaus möglich, daß die Sozialdemokratie nach einigem
Geschrei sich mit diesem Plan einverstanden erklärt ... Aus diesem Grunde ... ver-
langen wir, daß schon im Jahre 1930 mit einer fühlbaren Steuersenkung begonnen
wird."54
"die ablehnende Politik der Volkspartei gegenüber dem Programm der Re-
gierung so lange wie nur irgend möglich fortzusetzen, sie aber nicht so weit
zu treiben, als damit nicht die Sozialdemokratie in ihrem offensichtlichen
Bestreben, aus der Verantwortung für den Youngplan und für das Reform-
programm herauszukommen, unterstützt wird."55 Nicht zu Unrecht arg-
wöhnte von Gilsa, daß Kastl die Aufforderung zur Beibehaltung der Koali-
tion nicht nur taktisch meinte.56 Von Reusch deshalb zur Rede gestellt,57 der
schon im Dezember eine Ablehnung der Kompromißpolitik durch die DVP
begrüßt hätte, verteidigte sich Kastl geschickt,58 konnte aber seine zuneh-
mende Isolierung nicht verhindern. Gezielte Pressemeldungen über ein an-
geblich bevorstehendes Ausscheiden Kastls aus der Reichsverbandsführung
zeigten,59 wie umstritten seine Position inzwischen geworden war. Die la-
tenten Spannungen mündeten auf der RDI-Vorstandssitzung vom 16. Januar
1930 in einer offenen Kontroverse: Ausgangspunkt einer erregten Diskussi-
on zwischen Kastl und Reichert (VDEStI) bildete die abweichende Interpre-
tation der Rolle der bürgerlichen Parteien bei der "Mißwirtschaft" seit
1924/25. Kastl widersprach dabei entschieden der These Reicherts, daß die
Sozialdemokratie allein verantwortlich zu machen sei und daraus heute po-
litische Konsequenzen gezogen werden müssten.60
Im Februar und März 1930 versuchte Kastl der Koalition durch ein
Junktim zwischen Steuerreform und Young-Plan ein einigendes Band zu
erhalten,61 stieß aber mit diesem Bemühen, soweit zu sehen, nur bei Schäf-
fer (BVP) auf Resonanz.62 Die glatt ablehnende Stellungnahme der Spit-
zenverbände zum Steuer- und Finanzprogramm der Regierung vom 7. März
193063 bestätigte die Schwäche der um Ausgleich bemühten Indu-
striekreise.64 Diese Erklärung hatte, im übrigen parallel geschaltet mit dem
demonstrativen Rücktritt Schachts vom Präsidium der Reichsbank,65 als
letzte politische Konsequenz eine Regierungskoalition ohne Sozialdemo-
kratie im Auge.66 Reichswirtschafts- und Finanzminister Moldenhauer rea-
gierte mit Bestürzung auf die Ablehnung seines Programms durch den RDI
und kündigte, verbittert über die Desavouierung durch die Großindustrie,
seine Demission an.67 Kastl hatte sich diesmal im RDI mit seiner Politik
nicht durchsetzen können und verhielt sich, angeblich im "Urlaub", zumin-
dest nach außen hin in demonstrativer Passivität.68 Die von dem
RDI-Geschäftsführer Jacob Herle vertretene harte Linie entsprach demge-
genüber einem weitgehenden Konsensus im industriellen Lager. Auch Sil-
verberg bestätigte ausdrücklich, daß er mit dem Vorgehen Herles im Zu-
sammenhang der RDI-Erklärung vom 7. März 1930 gegen das Programm
der Großen Koalition "in vollem Umfange einverstanden"69 sei und jede
"Abschwächung" kritisieren müsse.70
Mit der Verabschiedung des Young-Planes am 11. März 1930 durch den
Reichstag war endgültig die Klammer zerbrochen, die die Große Koalition
noch zusammengehalten hatte. Der jetzt entbehrlich gewordenen Sozialde
mokratie blieb keine Schonfrist mehr, wenn auch Scholz auf dem Mann-
heimer Parteitag der DVP (20.-22. März) noch einmal eine taktische Wende
vollzog, indem er eine Regierung gegen oder ohne die SPD als auf Dauer
kaum möglich bezeichnete.71 Eine Woche später bereits stürzte das Kabi-
nett Müller über Meinungsverschiedenheiten in der Finanzierung der Ar-
beitslosenversicherung.72
Der Bruch der Großen Koalition am 27. März 1930 stellt, rückblickend
betrachtet, eine grundlegende politische Weichenstellung dar. Wie zu zei-
gen ist, bedeutete er aber im unmittelbaren zeitgeschichtlichen Zusam-
menhang noch nicht das unwiderrufliche Ende der parlamentarischen De-
mokratie in Deutschland.73
Mit der konservativen Wende zum autoritären Staat und einer vom Parla-
ment weitgehend abgelösten Exekutive erlangte das Amt des Reichspräsi-
denten eine politische Schlüsselstellung.74 Der Inhaber des Amtes, Gene-
ralfeldmarschall von Hindenburg, hatte schon im Jahre seiner Wahl 1925
einer Delegation des Reichsverbandes der Deutschen Industrie gegenüber
zu erkennen gegeben, daß eine "stärkere Anwendung des Artikel 48 auf der
Grundlage eines Ermächtigungsgesetzes" angesichts der "Not der Zeit"
durchaus von ihm unterstützt werde.75 Die Stabilisierungsphase der Repu-
blik bedeutete nur einen Aufschub dieser Pläne, denn schon eine Woche
nach dem "Schwarzen Freitag" an der New Yorker Börse vom Oktober
1929 wußte Martin Blank, der politische Vertreter der GHH in Berlin, zu
vermelden, daß angesichts "der fortschreitenden Verschlechterung der Lage
... natürlich auch wieder die Rede von einem Hindenburg-Kabinett' mit Er-
mächtigungsgesetz" sei. Freilich, so Blank, erscheine dieser Plan "im Au-
genblick . . . nicht so sehr aktuell", sondern es werde "wohl noch einer wei-
teren Zuspitzung der Lage bedürfen, ehe diese Frage akut wird".76
Das System der Präsidialregierungen 1930-33 wies der Reichswehr als
der Garantin einer parlamentarisch nur unvollkommen legitimierten Herr-
schaft eine Schlüsselrolle zu77, die ihr politischer Kopf, General Kurt von
Schleicher, überaus geschickt zu nutzen wußte. Sein Handlungsspielraum
wuchs mit der Anwendung des Artikel 48 WRV und einer von der parla-
mentarischen Basis abgehobenen, nur vom Vertrauen des Reichsprä-
sidenten getragenen Regierung fast automatisch.78 Da die Verfassung die
politische Ingerenz der Reichswehr aber nicht abdeckte, war die Intrige als
Methode gleichsam vorgegeben. Dies zeigte sich bereits beim Sturz Her-
mann Müllers: Der Adjutant Schleichers, Noeldechen, hatte in einer inter-
nen Studie die Ablösung der Großen Koalition und die Ersetzung
Bereits Ende Januar 1930 hatte Paul Reusch dazu aufgerufen, gegen die
"unselige Zersplitterung" der bürgerlichen Kräfte mit "aller Macht anzu-
kämpfen", da "mit uns das deutsche Volk verloren" sei, "wenn wir nicht
endlich hinter die Vertretung unserer wirtschaftspolitischen Belange das
notwendige Gewicht an innerpolitischer Durchschlagskraft stellen kön-
nen."4 In Anknüpfung an alte Pläne von 19235 verlangte Reusch die
konsequente politische Instrumentalisierung des DIHT, der wegen seiner
spezifischen Organisationsstruktur vor allen anderen Industrieverbänden
dazu aufgerufen sei, den Forderungen der Wirtschaft gegenüber dem Staat
die benötigte Stoßkraft zu verleihen.6
Das öffentliche Signal7 zur politischen Offensive des Unternehmertums
setzte die 58. Mitgliederversammlung des Langnam-Vereins am 4. April
1930: Springorum, Schlenker und Silverberg forderten zum aktiven Ein-
greifen in den politischen Entscheidungsprozeß auf. Während der neue
Vorsitzende des Langnam-Vereins, F. Springorum, die Notwendigkeit eines
geschlossenen Vorgehens der Industrieverbände und der von der Wirtschaft
in die Parlamente entsandten Persönlichkeiten betonte,8 regte Schlenker an,
den großen Unternehmungen einen "politischen Direktor" beizuordnen,
"dessen Aufgabe darin zu bestehen hätte, nach aller Möglichkeit zu
verhindern, daß durch die Politik mit einem Schlage wieder alles
weggewischt wird, was in zähem Ringen und durch Einsatz aller Fähigkei-
ten auf technischem und kaufmännischem Gebiet erreicht wurde".9 Silver-
berg, der die Rednerliste abschloß, lenkte demgegenüber die Aufmerksam-
keit auf das "ungelöste" Preußenproblem. Die "Überspannung der
Demokratie", die sich auch in Form eines zu partikularistischen Reichsauf-
baus äußere, verlange nach einer "organisatorische[n] Änderung", nämlich,
so Silverberg weiter, "daß an die Grundlagen unseres Staatsseins, an die
Verfassung, an die Organisation des Staates im ganzen herangegangen
werden muss".10 Der politische Hintergrund dieses Ansatzes war
offensichtlich: Solange in Preußen eine sozialdemokratisch geführte Regie-
rung amtierte, waren Legislative und Exekutive des Reiches, auch nach
dem Sturz der Großen Koalition, nicht in dem gewünschten Maße autonom
und unabhängig vom "Renten- und Verteilungsmarxismus" sozial-
demokratischer Provenienz.11 Da entscheidende parlamentarische Verän-
derungen in Preußen nicht möglich schienen, bot sich nur der Ausweg der
"Verfassungsreform", wie sie auch vom "Bund zur Erneuerung des
Reiches" (BER) angestrebt wurde.12
Nach Vordiskussion im DIHT und Langnam-Verein griff der Reichs-
verband im Rahmen der Hauptausschuß-Sitzung vom 23. Mai 1930 das
Thema "Wirtschaft und Politik" auf.13 In einer programmatisch gehaltenen
Erklärung rechtfertigte der Präsident des RDI, Duisberg, die sich
verstärkende politische Aktivität der Industrie mit dem Umstand, daß seit
dem "Umsturz" von 1918 die letzte Entscheidung in wirtschaftlichen
Dingen" in die "Hände der Massen" gelegt worden sei, während vor der
Revolution "ein gut geschulter und sachkundiger Beamtenapparat vom
Gesichtspunkte des Gemeinwohls aus die Staatsaufgaben zu lösen ver-
suchte." In der modernen Demokratie sei die Ebene der "Sachlichkeit"
verlassen und mit der der "Politik" vertauscht worden. Daraus folge die
unumgängliche Notwendigkeit, daß "die Wirtschaft mit allen zu Gebote
stehenden Mitteln aktiv handelnd in die Politik eingreift und so aus der
Sphäre der Warner und Mahner zur Selbsthilfe und aktiven Tat fortschreitet
... Es gilt, in aktiver politischer Arbeit für die Durchsetzung und
Berücksichtigung wirtschaftlicher Notwendigkeiten bei politischen Ent-
scheidungen zu kämpfen."14
Durchaus in Anknüpfung an den "temperamentvollen Vorstoß" des
Langsam-Vereins und dessen "Heroldsruf" vom 4. April 193015 forderte
Duisberg das industrielle Unternehmertum auf, "sich noch viel mehr als
bisher eine zuverlässige Querverbindung" in der Politik zu sichern. Insofern
mit dem Langnam-Verein übereinstimmend, lehnte Duisberg es allerdings
eindeutig ab, den Reichsverband oder eine andere Spitzenorganisation
"direkt" einzuschalten oder in einem Sinne zu politisieren, wie es Paul
Reusch für den DIHT verlangt hatte.16 Nicht auf der Ebene des Reichsver-
bandes könne die "Querverbindung" zwischen Wirtschaft und Politik
geschaffen werden, sondern jede Persönlichkeit, die in der Wirtschaft
oder wir sind überhaupt nicht." Dabei war für alle Versammelten klar, daß
die hier gemeinte "Objektivität" sich darauf reduzierte, von Verbandsseite
eine feste politische Option für eine bestimmte Partei im bürgerlichen Lager
nach Möglichkeit zu vermeiden.
Im Gegensatz zu Duisberg boten für Silverberg jedoch nicht die Parla-
mente den eigentlichen Ansatzpunkt für das "Hinein in die Politik", sondern
vielmehr die Exekutive, "wo wir unendlich viel wirken können". Wenn
auch ein Mitwirken in der Parteiarbeit notwendig bleibe, komme es doch
vor allem darauf an, "in die kleinen Gremien der Selbstverwaltung und der
übrigen Verwaltungen ein[zu]dringen und da unsere korrigierende Stimme
und unsere korrigierende Hand mit aller Energie und Rücksichtslosigkeit
ein[zu]setzen."22 Eine Bestätigung dieses Ansatzes erhielt Silverberg von
der Fachgruppe Bergbau im RDI, die ihm beipflichtete:
"Die einzige Art, das Problem praktisch anzufassen, ist die Methode des Hinein in
die Politik', und gerade da, wo man im engeren Bezirk Einfluß nehmen kann. Die
Demokratisierung unseres Parteiwesens ist so fest, daß nur der letzten Endes
Einfluß hat, der praktisch an der Front mitarbeitet. Unsere Industriellen verfallen
in den großen Fehler, zu glauben, daß sie mit dem Ausschreiben von Schecks für
politische Fonds und für Wahlen und mit der Kritik an parlamentarischen
Handlungen das an politischer Arbeit tun, was man von ihnen erwarten kann."23
"Ist das Parlament seiner Aufgabe nicht gewachsen, kann es sie nicht meistern,
dann wird gar nichts anderes übrig bleiben, als wieder einmal, wie es ja bereits
1923/24 der Fall gewesen ist, sich auf das Gebiet der Verordnungen zu begeben,
was im übrigen eine durchaus zulässige, verfassungsmäßige Sache ist. Man muß
gemeint, der seit 1926, der berühmten Dresdener Rede, als Hauptverfechter
dieses Gedankens galt.58
Diese Überlegungen, die auch von anderer Seite bestätigt wurden,59
fanden ihren konkreten Ansatzpunkt in den im Mai/Juni 1930 aufgenom-
menen Kontakten zwischen den Spitzenverbänden der Wirtschaft und den
Gewerkschaften.60 In Wiederanknüpfung an den Zentralarbeitsgemein-
schaftsgedanken von 1918 bemühte sich auf Initiative Hans von Raumers61
eine Kommission des RDI und der VDA zusammen mit den Gewerkschaf-
ten, eine Grundsatzerklärung zu den Prinzipien der künftigen Finanz-,
Wirtschafts- und Sozialpolitik auszuarbeiten. Die Industrie hatte ihr Kon-
zept zuvor mit Reichskanzler Brüning und Reichsarbeitsminister Steger-
wald in einer getrennten Besprechung abgestimmt62 und verfolgte den
Gedanken, die zu findende Übereinkunft mit den Gewerkschaften in betont
demonstrativer Form als "Pfingstbotschaft" durch den Reichspräsidenten
verkünden zu lassen.63
Die eigentliche Brisanz dieser Verhandlungen lag darin, daß damit
implizit die Rückkehr der Sozialdemokratie in die Regierungsverantwor-
tung verknüpft war.64 Diese, insbesondere vom "Engeren Präsidium" des
Reichsverbandes vertretene Linie stieß allerdings in Präsidium und Vor-
stand von RDI und VDA, wie sich im Rahmen der Sitzungen vom 3. Juni
1930 zeigte, auf deutlichen Widerstand.65 Während Kastl, Müller-Oerling-
hausen, Frowein und von Raumer für die Fortsetzung der Gespräche mit
den Gewerkschaften auf der Basis der bisherigen Verhandlungen eintraten
und einen baldigen gemeinsamen Schritt gegenüber dem Reichspräsidenten
befürworteten, opponierten Borsig, Braun, Blohm, Thyssen und Wittke
gegen eine Verständigung mit der Arbeitnehmervertretung. Bücher und
Vögler vermieden eine klare Stellungnahme, tendierten aber eher zur
Zurückhaltung. Damit zeichnete sich in etwa das gleiche Spektrum ab, das
schon im Zusammenhang der Dresdener Rede von 1926 deutlich geworden
war.66 Diesmal aber war es Silverberg, der vermittelnd eingriff und mit
seinem Kompromißvorschlag, die Verhandlungen wohl fortzusetzen, aber
gleichzeitig die Vorbedingungen zu präzisieren und zu bekräftigen, die
aufgebrochenen Gegensätze im Industrielager oberflächlich zu überbrücken
wußte.
Nach Überarbeitung des Resolutionsentwurfs (wobei Borsig mit seiner
Forderung, die Aufhebung der Verbindlichkeit von Schiedssprüchen mit im
Text aufzunehmen, nicht durchdringen konnte)67 kam es am 6. und 13. Juni
zu erneuten Verhandlungen mit den Gewerkschaften, die durchaus in einer
"guten Atmosphäre" verliefen.68 Zwar verhinderte die "überarbeitete"
Vorlage der Unternehmerseite das Zustandekommen eines gemeinsam
gebilligten Grundsatzprogramms, aber die Fäden waren nicht abgerissen
und die Basis für eine weitere Zusammenarbeit blieb gewahrt. In der diesen
Verhandlungen folgenden Präsidial- und Vorstandssitzung von RDI und
VDA am 13. Juni 193069 begrüßten insbesondere Borsig, Thyssen und
Erneuerung des Reiches"17 konzipiert worden waren, kam der jetzigen Re-
gierung durchaus eine wichtige Obergangsfunktion zu: die schließliche
Vollendung der erhofften konservativen Revolution sollte jedoch anderen
Kräften vorbehalten bleiben.
Nach dem 18. Juli und dem Auslaufen der Verhandlungen mit den Ge-
werkschaften und der Sozialdemokratie trat das Dilemma der zersplitterten
Mittelparteien erneut in aller Schärfe hervor. Die intensiven Bemühungen
der Industrie, die Sammlungspolitik einer "Krisennotgemeinschaft der Mit-
te"18 zu fördern und eine "bürgerliche Einheitspartei" zu gründen, erwiesen
sich abermals als erfolglos und scheiterten nicht zuletzt an den Interessen-
gegensätzen innerhalb des Bürgertums. Der besonders engagierte Paul
Reusch berichtete:
"Ich fuhr [sofort nach der Reichstagsauflösung] nach Berlin und habe sowohl
mit den Parteiführern als auch mit aktiven Parteiministern verhandelt und bei die-
sen Verhandlungen die stärksten Druckmittel angewendet, die überhaupt anzu-
wenden waren, um die einzelnen Parteigrößen zur Vernunft zu bringen. Das Er-
gebnis der Verhandlungen erschien nicht aussichtslos, als plötzlich Herr Koch-
Weser mit der Gründung seiner Staatspartei dazwischen platzte. Dann machten
sich im Landvolk wieder selbstherrliche Einflüsse geltend und der Plan der Grün-
dung einer Einheitspartei mußte vorläufig begraben werden."19
"Ich halte trotz dieses Wahlergebnisses weder die Verfassung, noch die öffent-
liche Sicherheit, noch den Kurs unserer Außenpolitik auch nur einen Augenblick
für bedroht. Es ist ganz ausgeschlossen, daß die radikalen Parteien, die bei diesen
Wahlen gewonnen haben, in die Lage kommen werden, ihre Regierungskonzepte
praktisch zu erproben.
Ich halte es vielmehr für sicher, daß eine große Koalition aller Vernünftigen
sich zusammenschließen wird, um mit einer zweifellos ausreichenden Regie-
rungsmajorität zunächst energisch alle Kräfte auf Bekämpfung der Arbeitslosig-
keit und auf die Verbesserung der wirtschaftlichen Existenzbedingungen der brei-
ten Massen zu konzentrieren."33
3. Brünings Konzept
Das Wahlergebnis vom 14. September 1930, das die politische Landschaft
grundlegend verändert hatte, wirkte maßgeblich auf die Industrie und ihre
Haltung gegenüber Staat und Politik zurück. Dabei stellt die Aussage Bra-
chers, daß mit "den Opportunisten, die auf die neue Machtverteilung auf
ihre Weise reagierten, … die Interessenverbände aller Schattierungen An-
schluß an die geänderten Machttrends" suchten und der NSDAP jetzt "fast
mühelos ... Querverbindungen und Positionen zu[wuchsen], die ihrer
"Ich glaube, man muß aus dem Ergebnis der letzten Wahlen den Schluß zie-
hen, daß nunmehr die Demokratie die allerletzte Chance hat, zu zeigen, ob sie in
der Lage ist, die Geschicke des deutschen Volkes zu führen. (Sehr richtig!) Wenn
sie diese Chance verpaßt und wenn sie nicht glücklich operiert und wenn ihr dabei
nicht noch dieser oder jener andere Glückszufall in den Schoß fällt und ihr zu Hil-
fe kommt, so wird sie wahrscheinlich nicht in der Lage sein, die Dinge zu mei-
stern und dann muß auf einem anderen Wege der Versuch gemacht werden.
Aber es darf auch nach unserer Auffassung − wenigstens ist diese Auffassung
gestern im Präsidium auch zum Ausdruck gekommen, mit aller Deutlichkeit zum
für das von der Führung des Verbandes verfolgte, mit dem Brüning-
Konzept übereinstimmende etappenweise Vorgehen aussprach,69 So war es
doch unumgänglich, den Hinweis auf eine spätere Revision der Repara-
tionsregelung, entgegen der ursprünglichen taktischen Linie des DIHT, in
die Resolution zum Wirtschafts- und Finanzplan der Regierung mit aufzu-
nehmen.70
Bedeutsamer und nicht ohne politische Brisanz war der Vorstoß des
Langnam-Vereins anläßlich der außerordentlichen Mitgliederversammlung
am 4. November 1930 in Düsseldorf. Schon im Vorfeld der Tagung hatten
sich Spannungen innerhalb der westlichen Industrie bemerkbar gemacht,71
die aus einer gespaltenen Haltung dem Kabinett Brüning gegenüber her-
rührten. Der Hauptgeschäftsführer des Langnam-Vereins, Max Schlenker,
hatte deshalb zu bedenken gegeben, ob sich nicht eine Verschiebung der
Veranstaltung empfehle, da immerhin die Möglichkeit bestehe, daß "Porzel-
lan" zerschlagen werden könne. "Mahnrufe" an Brüning seien nicht nötig,
da der Kanzler "wirklich seine Pflicht zu tun versucht".72 Zwar konnte
Schlenker eine Absage der Tagung nicht durchsetzen,73 wußte aber durch
die Rednerliste doch von vornherein sicherzustellen, daß ein eindeutiges
Votum gegen Brüning unterblieb.74 Die erwartet reservierten Stellungnah-
men von Springorum und Poensgen wurden durch die Beiträge von Müller-
Oerlinghausen ("Engeres Präsidium" RDI), Kehl (Deutsche Bank, Berlin)
und Schreiber (Preuß. Handelsminister) relativiert, die um Zustimmung für
den abgestuften Kurs Brünings warben und vor einer Unterstützung der na-
tionalen Rechten und deren Frontalprogramm in der Reparationsfrage warn-
ten.75 Insbesondere Kehl als Vertreter der Berliner Banken machte nach-
drücklich darauf aufmerksam, daß eine Regierung mit der NSDAP als Al-
ternative zum Brüning-Kabinett nicht akzeptabel sei, da die Industrie "keine
Experimente" wolle und vertrage und zwar auf keinem Gebiete, "weder auf
dem der Politik noch auf dem der Wirtschaft selbst".76
Der Ruf nach dem "Führer", "der unser Volk wieder einheitlich und
zielbewußt führen möge", mit dem Poensgen die Versammlung konfron-
tierte,77 deutete demgegenüber eine andere Tendenz an. Auch sein Behar-
ren auf der von Kehl zuvor überzeugend widerlegten These von der angeb-
lichen Schlüsselrolle der Reparationsfrage78 unterstrich dies. Zudem be-
zweifelte Poensgen, ob die Regierung Brüning "wirklich den Mut und die
Kraft" habe, dem "als richtig erkannten Weg unbeirrt zu folgen".79 Das die
Debatte abschließende Referat des renommierten Staatsrechtlers Carl
Schmitt, der auf besondere Einladung Schlenkers nach Düsseldorf gekom-
men war,80 rückte die verfassungspolitische Seite der diskutierten Alterna-
tivkonzepte unmittelbar in den Mittelpunkt. Schmitt warnte eindring-
lich, jetzt an eine "fundamentale Verfassungsreform" heranzugehen, da es
sich dabei um ein gefährliches und schwer kalkulierbares Experiment han-
dele, das in einer "Katastrophe" enden müsse. Dem Machtanspruch
"Wir können nicht die Dinge, die sich in und nach dem Kriege entwickelt ha-
ben, beseitigen und die Verhältnisse auf den Zustand zurückbringen, der vorher
bestanden hat. Das ist ein Traum von Leuten, die sich national nennen und solche
Phantasterei produzieren. Damit sollte sich ein vernünftiger Wirtschaftler nicht
abgeben. Ich möchte also davor warnen zu glauben, man könnte mit irgend einer
Gewalt durch eine Revolution oder durch einen Staatsstreich die Zustände von
gestern wieder herbeiführen. Wer es mit dem deutschen Volke gut meint, muß
dazu beitragen, daß auf evolutionärem Wege bessere Verhältnisse geschaffen
werden."84
" . . . die politische Führung, die wir bisher hatten, war keine glückliche.104 Man
kann sich nicht wundern, wenn angesichts dieser Tatsache eine Bewegung im
Reiche entsteht, wie sie sich bei den letzten Wahlen gezeigt hat. Ich möchte nur
wünschen, Herr Reichskanzler, daß bei den guten Absichten, die Sie haben, es
Ihnen gelingt, die Bewegung aller nationalen Kreise hinter sich zu ziehen; denn
ich glaube, daß erst dann Sie vollen Erfolg mit Ihren Absichten haben werden."105
"daß in dieser Entwicklung nicht nur das Auftreten Thyssens vor Präsidium, Vor-
stand und Hauptausschuß des Reichsverbands der Deutschen Industrie eine Rolle
spiele, sondern daß eigentlich im Wesentlichen der Einfluß von Adolf Hitler hier
unverkennbar hervorgetreten sei. Er, Kastl, sei davon unterrichtet, wie Adolf Hit-
ler im Revier bei den führenden Herren aufgetreten sei und welchen starken Ein-
druck das hinterlassen habe."115
mittlere Position ein und zeigte trotz seiner Tendenz zur schwerindustriellen
Opposition das auch für den Reichsverband charakteristische Phänomen
eines gegenüber der Basis nach links verschobenen Managements.125 Die
Industrie insgesamt befand sich im Frühjahr 1931 dem Kabinett Brüning
gegenüber in einer abwartenden Reserve, die allerdings, wie auch die Kon-
troverse zwischen RDI und Bergbau-Verein deutlich gemacht hatte, teilwei-
se schon in prinzipielle Opposition umgeschlagen war.
Das Dilemma 1930/31 war offensichtlich: Für eine Vereinigung der
konservativen Rechten fand sich noch keine tragfähige Basis,126 während
zugleich für eine Neuauflage der Großen Koalition zunehmend weniger
Neigung bestand,127 vor allem nachdem Brüning den bequemeren Ausweg
der indirekten Einbindung der Sozialdemokratie in die Verantwortung auf-
gezeigt hatte. Nach dem Scheitern der bürgerlichen Sammlungspolitik in
der Reichstagswahl vom 14. September und den folgenden Monaten machte
sich daher in rechtsstehenden Industriekreisen weitgehende Ratlosigkeit
breit.128 Die zuvor betriebene Kandidatur des Reichsbankpräsidenten Lu-
ther für ein autoritär geführtes Kabinett versprach jetzt keine prinzipielle
Überwindung des von Brüning gesteuerten Kornpromikurses mehr und
wurde deshalb nur noch halbherzig verfolgt.129 So blieb als wirkliche Alter-
native nur eine Kooperation mit dem Nationalsozialismus, eine Bündnisper-
spektive, die im Frühjahr 1931 innerhalb der Großindustrie noch weitge-
hend auf Ablehnung stieß.130
Aktiven Rückhalt fand der Kanzler in jenen kritischen Tagen des Juni/Juli
1931, als die Devisenverluste ein katastrophales Ausmaß annahmen und die
Krise in Deutschland ihrem "dramatischen Höhepunkt"41 zustrebte, nur
noch bei den in der Führung des RDI und DIHT tätigen Unternehmerkrei-
sen. In den Vorstands- und Hauptausschuß-Sitzungen des Reichsverbandes
vom 19. Juni42 war es vor allem Paul Silverberg, der mit aller Eindringlich-
keit appellierte, sich jetzt hinter die Regierung zu stellen und dem Reichs-
kanzler das "Vertrauen" entgegenzubringen, das er für die Durchführung
seiner Politik benötige. Silverberg ging dabei soweit, den Verlauf der Lan-
gnam-Vereins-Tagung vom 3. Juni und die dort von einzelnen Rednern er-
hobenen Forderungen an die Regierung offen zu kritisieren:
"Meine Herren, welche Verpflichtungen haben wir, wenn wir von uns aus ...
die Regierung angreifen und von ihr verlangen, innenpolitisch die schwerwie-
gendsten Eingriffe zu machen, von denen die breiten, erregten, nervösen Massen
des Volkes betroffen werden, wenn wir außenpolitische Aktionen schwerwie-
gendster Art verlangen − welche Verpflichtungen haben wir dann? Zuerst dem
Führer der Regierung nicht nur das Vertrauen auszusprechen, sondern auch es
durch die Tat zu bekunden, daß wir überall, vor allen Dingen die Regungen des
Mißtrauens und der Kritik unterdrücken und sagen: sie mögen vielleicht berech-
tigt sein, aber sie sind jedenfalls jetzt nicht am Platze. Wir müssen demjenigen,
der in solcher Situation kämpfen muß, eine Lage schaffen, daß er rückenfrei
kämpfen kann. Das ist unsere Pflicht, wenn wir einen innenpolitischen und einen
noch schwierigeren außenpolitischen Gang von ihm verlangen.
Meine Herren, ich gehe noch einen Schritt weiter. Bei aller Kritik an der
Reichsregierung oder einzelnen − ich will ganz deutlich sein − Mitgliedern der
Reichsregierung, die ich auch in meinen Ausführungen nicht verschwiegen habe,
halte ich die augenblickliche Situation für eine Ministerstürzerei oder für grundle-
gende Änderung der Reichsregierung nicht für geeignet (sehr richtig!). Meine
Herren! Vergessen Sie doch eines nicht: Verantwortlich auch für die personelle
Zusammensetzung der Regierung ist der Reichskanzler; und jedes zu schroff aus-
gedrückte Verlangen enthält auch wieder eine starke, vielleicht die stärkste Kritik
an dem Reichskanzler. Wir wollen über die persönliche Einstellung uns hier nicht
unterhalten; es ist nicht der Ort dazu. Aber jedenfalls möchte ich bitten, wenn wir
− und das wollen wir alle ernstlich – das Vertrauen zur Persönlichkeit und zum
Handeln des Reichskanzlers beweisen wollen, dann auch die Konsequenz ziehen:
Im Augenblick ist bei aller Notwendigkeit von Änderungen keine Zeit, kein Raum
und keine geeignete Gelegenheit, das zu verlangen, selbst wenn es an anderer
Stelle von uns selbst verlangt worden ist. Zwischen dem 3. Juni − da war eine
Versammlung in Düsseldorf − und heute ist auch allerhand passiert und allerhand,
das uns auch verpflichtet, nach dieser Richtung hin Ruhe zu halten, kühlen Kopf
zu behalten und die Nerven nicht zu verlieren."43
Vor dem Vorstand des RDI hatte Silverberg zuvor auf das sich als poli-
tische Alternative immer deutlicher abzeichnende, von parlamentarischen
Koalitionen nach rechts oder links weithin unabhängige Präsidialsystem
verwiesen, eine Entwicklung, die zugegebenermaßen nach einer "schweren
Geburt" zustande gekommen sei.44 Diese Option Silverbergs entsprach sei-
ner Mittlerfunktion zwischen rechtem und linkem Unternehmerflügel, zwi-
schen Langnam-Verein und RDI, zwischen Schwerindustrie und verarbei-
tender Industrie. jetzt, im Sommer 1931, noch eine formelle Koalition mit
der Sozialdemokratie zu fordern, hätte bedeutet, den zur Verfügung stehen-
den Kompromißbereich zu sprengen.
In Erwiderung auf Silverberg machte Thyssen allerdings klar, daß weder
die auf einer Tolerierung durch die SPD gründende Basis des Brüning-
"Der Reichsverband der Deutschen Industrie ist sich darüber klar, daß die
Vermeidung eines wirtschaftlichen und finanziellen Zusammenbruchs in allerer-
ster Linie eine Frage des Vertrauens in die Führung der Reichsgeschäfte ist. Der
Person des Reichskanzlers bringt die Industrie dieses Vertrauen entgegen.
An dem Inhalt der Notverordnung vom 5. Juni 1931 wurde ernste Kritik geübt
... Eine dringende Aufgabe ist ferner das entschlossene Anfassen der Repara-
tionsfrage. Ein Zögern der Reichsregierung in dieser Frage wird von der überwäl-
tigenden Mehrheit ... nicht mehr verstanden. Die Reichsregierung muß im geeig-
neten Augenblick die kraftvolle Initiative ergreifen, die notwendig ist, um neue
Verhandlungen in Gang zu setzen ... "47
3. Das Hoover-Moratorium
Opposition", wie es tags zuvor noch von Thyssen und Blohm innerhalb des
RDI vertreten wurde,51 gegenstandslos geworden war: Nur Brünings Weg
der schrittweisen Überwindung der Reparationen durch Verhandlungen
blieb als einzig gangbare Methode bestehen.52 Die Stellung des Kanzlers
war so enorm gestärkt, da die endgültige Lösung der Reparationsfrage
nunmehr noch stärker als zuvor an seine Person geknüpft war.
Trotz dieses Erfolges ließ die Kritik jener Kreise am Kanzler, die schon
vorher mit dem Gedanken eines "Schwerindustriellendirektoriums" gespielt
hatten, nicht nach. So protestierte Kirdorf in einem Schreiben vom 21. Juni
an Duisberg gegen die Unterstützung Brünings durch den Reichsverband in
der Hoffnung, den Präsidenten des RDI für die "nationale Bewegung zu
gewinnen".53 Duisberg, der auch an anderer Stelle für den Reichskanzler
geworben hatte, und dafür dessen ausdrückliche Belobigung erhalten hat-
te,54 wies dieses Ansinnen in aller Form zurück. Brüning, nach Bismarck
der "beste Kanzler", den Deutschland bisher gehabt habe, sei an eine Mehr-
heit im Reichstage gebunden, die er "nur in Verbindung mit Zentrum und
Sozialdemokratie und nicht mit den wirtschaftlich durchaus unklaren Na-
tionalsozialisten, auch nicht mit den auf einem sturen Standpunkt verhar-
renden Deutschnationalen finden" könne.55
Der Kohlenbergbau, der schon am 16. Juni in einem großaufgemachten
Artikel in der DAZ56 gegen die Unterstützung der Regierung Brüning im
Zusammenhang der Notverordnung vom 3. Juni Front gemacht hatte, be-
harrte auch in einer Besprechung in der Reichskanzlei vom 25. Juni auf der
Forderung, daß eine Preissenkung für Kohleprodukte in jedem Falle von
einer Lohnsenkung begleitet werden müsse. Der Reichskanzler erklärte un-
ter ausdrücklichem Hinweis auf die eigentliche politische Intention dieses
Verlangens, daß gegenwärtig eine Lohnsenkung "nicht in Frage" komme.
"Die politischen Folgen müßten dem Bergbau klar sein. Die Strömungen im
Ruhrbergbau gingen dahin, den Regierungen möglichst große politische
Schwierigkeiten zu machen und an den eigenen Preisen festzuhalten, Ermä-
ßigungen aber immer auf die Arbeitnehmer abzuschieben."57 In schon ge-
wohnter Obereinstimmung mit diesem Teil der Schwerindustrie meldete
sich Wittke vom "Verband Sächsischer Industrieller" zu Wort, der unum-
wunden erklärte, daß die "gegenwärtige Regierung" der Grundforderung
der Politik, nämlich die "Kunst des Möglichen" zu erfüllen, "in ihrer ge-
genwärtigen Zusammensetzung" nicht gerecht werde.58
Demgegenüber wiederholte Silverberg vor dem Hauptausschuß des
DIHT am 23. Juni 1931 in Düsseldorf den Appell, der Reichsregierung Ver-
trauen entgegenzubringen und Kritik zurückzustellen. Gerade in den
jetzt anlaufenden Verhandlungen um das Hoover-Moratorium erweise sich
wieder, daß nicht "Wirtschaft", sondern "Politik" "Schicksal" sei. Unter die-
sem Gesichtspunkt müsse man auch die Notverordnung vom 3. Juni verste-
hen, weil das Ausland darin den "sinnfälligen Beweis" gesehen habe,
"daß Deutschland bestrebt und willens ist, seine Verhältnisse selbst zu ord-
nen". Im übrigen sei es jetzt aber das Gebot der Stunde, durch Verzicht auf
Forderungen nach Änderung der Notverordnung oder auch der Zusammen-
setzung des Kabinetts "für Ruhe und Stabilität der Regierung zu sorgen".59
Auch Paul Reusch, der Anfang Juni noch heftig gegen die Regierung Brü-
ning und ihr Programm opponiert hatte,60 sprach sich jetzt, nach dem Schritt
Hoovers, dafür aus, die Kritik an der Notverordnung "auf das äußerste [zu]
beschränken"61 und an der Wiederherstellung des "Vertrauens im Inlande"
zu arbeiten.62 Im weiteren Verlauf der Bankenkrise bestätigte sich dieser
Stimmungswandel bei Teilen der westlichen Industrie gegenüber dem Ka-
binett Brüning. Der Gedanke eines Garantie-Syndikats der deutschen Indu-
strie, d. h. der Übernahme einer Ausfallbürgschaft von 500 Mio. RM durch
große Industrieunternehmungen unter Führung der Deutschen Golddiskont-
bank, entsprang so den gemeinsamen Überlegungen von Reichsbank und
Unternehmervertretern auch des Westens.63 Pünder nennt hier auf indus-
trieller Seite an erster Stelle Silverberg und Vögler, die neben Kastl und
Kraemer die Verhandlungen in der Reichskanzlei und der Reichsbank führ-
ten.64 Aber auch diese Aktion konnte den Zusammenbruch des deutschen
Kredits am 13. Juli 1931 nicht mehr verhindern. Die Wirtschaftskrise in
Deutschland hatte ihren absoluten Höhepunkt erreicht.
Überblickt man das Verhältnis von Industrie und Politik während der
schwierigen Monate im Sommer 1931, dann ist zusammenfassend festzu-
stellen, daß Bankenkrise und Hoover-Moratorium zunächst durchaus zu
einer Festigung des Kabinetts beitrugen. Der tendenzielle Solidarisierungs-
effekt wurde dadurch erleichtert, daß mit der Aussetzung des Young-Plans
zugleich der Streit über die alternativen Restaurationskonzepte zugunsten
der Brüningschen Strategie entschieden worden war.65 Trotz allem blieben
deutliche Divergenzen sichtbar: Während RDI und DIHT der amtierenden
Regierung uneingeschränkt "Vertrauen" entgegenbrachten, blieben Ruhr-
bergbau und mittelständische Industrie (VSI) in distanzierter Opposition.
Der Langnam-Verein als Forum der Schwerindustrie nahm eine eher indif-
ferente Haltung ein: An die Stelle massiver Kritik, wie sie auf der Mitglie-
derversammlung vom 3. Juni vorgebracht worden war, trat jetzt die Taktik
des "Burgfriedens".
Das von der Ruhrlade und führenden Vertretern der Berliner Großindu-
strie unter Federführung Paul Reuschs verfaßte große Schreiben an den
Reichskanzler vom 30. Juli 193166 entsprach ganz dieser Linie: Die Unter-
zeichner der Eingabe, Krupp, Klöckner, Silverberg, Vögler, Springorum, C.
F. v. Siemens, Bücher, Borsig und Reusch,67 bescheinigten Brüning, daß er
die Bürde seines Amtes mit "vorbildlichem sittlichen Ernst" auf sich ge-
nommen habe, weil er sich "grundsätzlich jeder Rücksichtnahme auf Popu-
larität" versagt habe und entschlossen sei, "sich auf weite Sicht nur
von sachlichen Gründen leiten zu lassen". Der bisherige Weg der Regie-
"das Tempo der Umstellung so zu beschleunigen, daß sie der weiteren Entkräftung
der Wirtschaft zuvorkommt und ihr so die Möglichkeit zur Gesundung und zum
Aufstieg gewährt. Das ist auch der allein wirksame Weg zur Bekämpfung der Ar-
beitslosigkeit. Man muß der Wirtschaft die Fesseln abnehmen und ihr das Wirt-
schaften nach den ewig gültigen ökonomischen Gesetzen wieder frei geben, damit
sie ihre Kräfte entfalten kann. Dann wird sie ganz von selbst immer größere
Massen von brachliegenden Arbeitskräften aufsaugen."68
"Ich bin", so Reusch, "der unmaßgeblichen Meinung, daß Herr Brüning, nach-
dem die Erwartungen, die wir auf ihn gesetzt haben, sich nicht erfüllt haben und
nachdem er nicht den Mut hat, sich von der Sozialdemokratie zu trennen, von der
Wirtschaft und vom Reichsverband auf das allerschärfste bekämpft werden muß
und daß ihm die Industrie ganz offen ihr Mißtrauen aussprechen soll.
Weiter wäre es notwendig, bei dem Herrn Reichspräsidenten [um] eine Unter-
redung nachzusuchen und ihm in aller Offenheit die trostlose wirtschaftliche Lage
zu schildern, die, wenn die bestehende Zwangswirtschaft beibehalten wird, unter
keinen Umständen gesunden kann ... Im weiteren bin ich der Ansicht, daß wir
endlich einmal unsere Taktik den Gewerkschaften gegenüber ändern müssen. Die
Industrie war bisher zu feige, den Kampf mit den Gewerkschaften mit aller Schär-
fe aufzunehmen. Das ganze Unheil, das über uns gekommen ist, ist nicht zum
geringsten Teil auf die Gewerkschaften zurückzuführen, von denen sich seit den
Revolutionstagen alle Regierungen mehr oder weniger beeinflussen ließen und die
im Hintergrunde tatsächlich regiert haben. Wir haben den Fehler gemacht, in der
Vergangenheit die Regierungen zu bekämpfen, statt daß wir die Gewerkschaften
mit aller Schärfe bekämpft haben und sollten aus diesem Fehler der Vergangen-
heit nunmehr die entsprechenden Folgerungen ziehen."2
"Komme es dazu, daß gewisse Kreise glauben, seine Zeit sei vorbei und es
müsse ein anderer die Verantwortung übernehmen, dann müßten auch die Ver-
antwortlichkeiten schon in dem Augenblick festgelegt werden, damit die Zukunft
entscheiden könne, wer die Katastrophe geschaffen habe. Er werde Mittel und
Wege finden, die Verantwortlichen in dem geeigneten Augenblick so zu verhaf-
ten, daß sie niemals in der Lage seien, sich später durch eine Irreführung des Vol-
kes dieser Verantwortung zu entziehen."16
Die weitere Entwicklung im Oktober 1931 zeigte, daß der Aufruf der Wirt-
schaftsverbände vom 29. September nur eine vergleichsweise harmlose At-
tacke gegen das Kabinett Brüning darstellte. Im Vorfeld der Tagung der
"Nationalen Opposition" in Harzburg am 11. Oktober wurden flankierende
Maßnahmen eingeleitet, die das Vertrauen Hindenburgs in den Kanzler er-
schüttern sollten. In den Tagen vom 29. September bis Anfang Oktober
gingen bei Hindenburg "waschkorbweise" Briefe der "besten Männer im
Deutschen Reiche" ein, die sich übereinstimmend gegen Brüning und seine
Politik aussprachen und in Aktionseinheit mit der "Harzburger Front" einer
nationalen Rechtsregierung den Weg freizumachen suchten.28
Der Reichsverband hielt sich im Hintergrund und blieb der Harzburger
Tagung, wenn auch nach "heftiger Auseinandersetzung", fern.29 Demge-
genüber kündigten die um den Bergbau-Verein gruppierten Kreise der rhei-
nisch-westfälischen Schwerindustrie unter Führung von E. Brandi der DVP
schwerste Pressionen an, falls die Partei sich nicht endgültig von Brüning
trenne. In einem dem Parteivorsitzenden Dingeldey am 3. Oktober 1931
überreichten "Ultimatum" verlangte Brandi von der DVP für die am 13.
Oktober beginnenden Reichstagsverhandlungen nicht weniger als: "a) Auf-
gabe der bisherigen Stellung zur Regierung und Obertritt in die Opposition.
b) Schluß mit den einseitigen Notverordnungen. c) Beteiligung an dem
Mißtrauensvotum gegen die Regierung."30 Sollte die DVP-Fraktion diesen
Bedingungen nicht Folge leisten, dann würden die industriellen Initiatoren
der Aktion den sofortigen Austritt ihrer Gruppe aus der Volkspartei vollzie-
hen. Zur Unterstreichung dieser Forderungen war für den 8. Oktober eine
persönliche Unterredung zwischen Brandl und Dingeldey anberaumt wor-
den.31
Auf höchster Ebene setzte ein Vorstoß Wilhelm Cunos, des ehemaligen
Reichskanzlers und jetzigen Vorsitzenden des Direktoriums der Hamburg-
Amerika-Linie, an. Über den Sohn Hindenburgs verschaffte sich Cuno am
5. Oktober Zugang zum Reichspräsidenten und machte detaillierte Vor-
schläge für eine Kabinettsumbildung, die den Interessen der Wirtschaft
Rechnung tragen sollte. Die Kabinettsliste, die Cuno vorlegte, sah unter der
Kanzlerschaft Brünings von Neurath oder von Hassell als Außenminister,
den Essener Oberbürgermeister Bracht als Innenminister, Vögler oder
Springorum als Wirtschaftsminister und von Schlieben oder Schmitz
(IG-Farben) als Finanzminister vor.32
Parallel dazu verfaßte Cuno ein Wirtschaftsmanifest, das als Grundlage
für die zukünftige Regierungsarbeit dienen sollte. Im wesentlichen deckten
sich die in dieser Denkschrift zum Ausdruck kommenden Gedanken mit der
Erklärung der Wirtschaftsverbände vom 29. September 1931 und stellten
somit ein reines Unternehmerprogramm dar. Zur Durchführung dieser
Der anläßlich der großen Demonstration der "Harzburger Front" vom 11.
Oktober 1931 vorgetragene Generalangriff der "Nationalen Opposition" auf
die Regierung Brüning wurde von der Schwerindustrie zumindest indirekt
mitunterstützt. Während der Reichsverband von einer Teilnahme an der
Harzburger Versammlung absah,54 schickten der Langnam-Verein sowie
der Arbeitgeberverband Nord-West ihre Syndici Schlenker und Grauert,55
die neben anderen führenden Lobbyisten wie Blank,56 von Gilsa57 und
Heinrichsbauer58 ihr Interesse am Zustandekommen einer Einheitsfront ge-
gen das gegenwärtige "System" bekundeten.
Die führenden Repräsentanten der westlichen Industrie wie Reusch,
Springorum oder Poensgen stimmten wohl mit der Grundlinie der "Nationa-
len Opposition" überein,59 waren aber nicht bereit, offen hervorzutreten.60
Schacht, dessen Harzburger Rede schnell in den Mittelpunkt des öffentli-
chen Interesses gerückt war,61 zögerte nicht, deshalb scharfe Kritik zu üben:
"Es war schade, daß die Industrie in Harzburg fehlte. Das dauernde Mitge-
hen mit dem derzeitigen System und der Mangel an Bekennermut wird die
Industrie ihr innerstes Leben kosten."62 Auch von Gilsa bedauerte, "daß
kein einziger der wirklichen Industrieführer zugegen war". Für alle in der
Industrie an "führender Stelle Stehenden- ergebe sich die "Notwendigkeit",
"sich auch persönlich mehr als bisher um die politischen Dinge zu küm-
mern. Ein Hervortreten erst im letzten Augenblick, wenn die Würfel bereits
gefallen sind, dürfte zu spät sein."63
Die nach außen hin demonstrierte "Zurückhaltung" der Schwerindustrie
hatte eine doppelte Ursache: Zunächst war eine gewisse Furcht der Indu-
strie vor direkten wirtschaftlichen Pressionen der Reichsregierung nicht zu
übersehen. Die Abhängigkeit von Staatsaufträgen hielt die Repräsentanten
der großen Konzerne des Westens davon ab, offen gegen das Kabinett zu
Felde zu ziehen.64 Im Vorfeld der Bildung der "Harzburger Front" ließ so
auch Treviranus, offensichtlich im Auftrage Brünings, gegenüber Reusch
und Springorum durchblicken, "daß für die künftigen Entschlüsse des
Kanzlers natürlich viel davon abhängen werde, wer sich etwa aus der Wirt-
schaft an der Zusammenkunft in Harzburg beteilige."65 Hinzu kam die
kaum verhüllte Drohung Brünings, im Falle seines Sturzes Einzelheiten
über skandalöse Vorgänge innerhalb der Großindustrie und des Bankwe-
sens an die Öffentlichkeit weiterzugeben.66 Im übrigen stand dem jetzt deut-
licher erkennbaren,67 abgestuften Revisionskonzept Brünings immer noch
keine personelle bzw. programmatische Alternative gegenüber, wie auch in
weit rechts stehenden Industriekreisen anerkannt wurde.68 Insbesondere
zeichnete sich die Rolle der NSDAP innerhalb des antirepublikanischen
Bündnisses noch nicht in der erwünschten Präzision ab; die unübersehbaren
Dissonanzen während der Tagung der" Nationalen Opposition" in Harzburg
am 11. Oktober bestätigten diesen Eindruck.69
jedenfalls nicht völlig ausweglos: Ein solcher Versuch hätte allerdings eine
tendenzielle Rückorientierung auf das Parlament bedeutet, schied für Brü-
ning also von vorneherein aus.
In diesem Zusammenhang ist nicht ohne Interesse, daß die Führungs-
spitze des Reichsverbandes, die im Herbst 1931 fast allein noch bereit war,
den Kanzler zu stützen,79 bis zuletzt an dieser Linie festhielt. Das Ge-
schäftsführende Präsidialmitglied Kastl bemühte sich z. B. im April 1932
noch einmal intensiv, den inzwischen ins nationalsozialistische Lager ge-
wechselten Paul Reusch aus seinem Bündnis mit Hitler zu lösen und zu-
mindest auf eine neutrale Haltung der Brüning-Regierung gegenüber zu
verpflichten.80 Anläßlich einer Besprechung mit Brüning und Stegerwald
am 13. Mai 1932, in der grundlegende Fragen der Arbeitsbeschaffung,
Siedlung, Steuer- und Finanzpolitik erörtert wurden,81 gewannen führende
Vertreter des RDI und der VDA (Kastl, Kraemer, Brauweiler und Köttgen)
ein überaus positives Bild vom Kanzler und seinen Plänen.82 Den Verhand-
lungen, die in "bestem Einvernehmen"83 zu Ende geführt wurden, folgte am
17. Mai eine mehrstündige Unterredung zwischen Kastl und Brüning, von
der das Geschäftsführende Präsidialmitglied des RDI wiederum den "aller-
besten Eindruck" mitnahm.84 Brüning selbst berichtet, daß er bei dieser Ge-
legenheit insbesondere vor den Intrigen General von Schleichers gegen das
Kabinett gewarnt worden sei: Kastl und Bücher85 versicherten den Kanzler
der Rückendeckung der "besonnenen Männer der Wirtschaft", wenn er per-
sönlich den Kampf gegen Schleicher aufnehmen wolle.86
Während der Langnam-Verein, in Fortsetzung seiner Politik vom Herbst
1931, das Kabinett zu diesem Zeitpunkt schon aufgegeben hatte und auf
Goerdeler, der als Nachfolger des Anfang Mai 1932 zurückgetretenen Wirt-
schaftsministers Warmbold im Gespräch war, einzuwirken versuchte, die
Übernahme des Ministeramtes abzulehnen und den "Sirenenklängen" Brü-
nings nicht zu folgen,87 wünschte der "Bayerische Industriellen-Verband"
(BIV) mit aller Dringlichkeit einen Besuch des Reichskanzlers in München,
da dies "zu Stärkung und Verbreitung des Vertrauens in das gegenwärtige
Reichskabinett von überaus großer Bedeutung" sei. Auch das jüngste Wahl-
ergebnis zeige, so der BIV, daß "weite Kreise noch im allgemeinen an der
gegenwärtigen Reichspolitik festhalte[n]".88 Der überraschende Sturz Brü-
nings fand so auch, in Konsequenz der bisherigen Linie des RDI, die offene
Mißbilligung des neuen Reichsverbandspräsidenten Krupp von Bohlen und
Halbach. Damit war zugleich eine deutliche Reserve gegenüber der neuen
Regierung von Papen verbunden.89
Die Haltung der hier genannten, vorwiegend exportorientierten Indu-
striekreise belegt, daß die überstürzte Ablösung des Kanzlers nicht der Poli-
tik der Gesamtindustrie entsprach. Dem konfliktträchtigen Interessen-
kartell von Großlandwirtschaft und Schwerindustrie stand eine ökono-
misch gewichtige Industriegruppe gegenüber, die, insbesondere nach
chen Besprechung auf das Problem der Belebung des Binnenmarktes hin
und setzte sich für kurzfristige Inlandskredite gegen Warendeckung ein, da,
wie er richtig sah, der nach Abzug des Auslandskredites entstandene Man-
gel an Umlaufmitteln die Produktion "fessele", und zusätzliche Arbeitslo-
sigkeit zur Folge habe.5 Auch Geheimrat Schmitz (IG-Farben) trat dafür
ein, das Kreditvolumen "ohne Inflationserscheinungen" zu erweitern. Sil-
verberg unterstützte diese Überlegungen und unterstrich, daß es notwendig
sei, "reale Werte zu realisieren. Eine vorübergehende Inflation dürfe keine
Dauererscheinung werden." Von Industrieseite hielt nur Vögler daran fest,
daß der Deflationstiefpunkt und damit der Moment zum aktiven Gegensteu-
ern noch nicht gekommen sei.6
Hier knüpfte Brüning an, dem aus reparationspolitischen Gründen an ei-
ner antizyklischen Konjunkturpolitik noch nicht gelegen sein konnte. Kenn-
zeichnend ist, daß der Reichskanzler dabei selbst die Annahme langfristiger
Auslandskredite ablehnte, obwohl er sich bewußt war, daß Deutschland mit
dem "gegenwärtigen Kapitalsumlauf nicht auskommen" konnte. "Würde",
so Brüning, "auf Angebote eingegangen, so würde das die Lösung des Re-
parationsproblems unmöglich machen. Er würde jede Mitwirkung ableh-
nen."7 Auch gegenüber Reichsfinanzminister Dietrich, der in einer Sitzung
in der Reichskanzlei am 22. August 1931 vor der Fortsetzung der Deflati-
onspolitik warnte und auf die sich daraus ergebenden Gefahren für Wirt-
schaft und Banken hinwies, beharrte Brüning auf dem Primat der Reparati-
onspolitik. Der Kanzler sagte in dieser Besprechung "sehr deutlich, daß
wir", wie Luther berichtet, "und zwar aus außenpolitischen Gründen, den
jetzigen Weg der Sparsamkeit nicht verlassen dürften."8 Brüning war sich
dabei über die binnenwirtschaftlichen Folgen einer forcierten Deflationspo-
litik und deren immanenter krisenverschärfender Auswirkung zumindest
ansatzweise im klaren: Bereits anläßlich einer Besprechung mit Vertretern
des Kohlenbergbaus am 25. Juni 1931 hatte der Reichskanzler so deren
Forderung nach weiteren Lohnsenkungen mit dem zutreffenden Argument
abgelehnt, daß "dadurch die Kaufkraft weiter sinken würde ... In der verar-
beitenden Industrie rege sich die Erkenntnis, daß bei fortgesetzten Lohn-
senkungen sich die Absatzverhältnisse immer weiter verschlechtern wür-
den."9 Brüning kannte also den Deflationsmechanismus genau: Seine mehr-
fach belegte Absicht, nach Lösung der Reparationsfrage die Reichsmark um
20% abzuwerten,10 bestätigt im übrigen, daß die Wirtschaftspolitik nicht
primär am Ziel der Krisenbekämpfung und der Behebung der Arbeitslosig-
keit orientiert war, sondern sich dem Primat der Außenpolitik unterordnete.
Daher mußte auch der wichtige Vorstoß des RDI vom 25. Juli 1931, ei-
ne elastischere Geldpolitik der Reichsbank zu erwirken, von vorneherein
scheitern.11 Die Vorschläge des Reichsverbandes wurden mit dem Verweis
darauf, daß jede Maßnahme zu vermeiden sei, "die in der breiten Öffent-
lichkeit als eine Rückkehr zu den Gepflogenheiten der Inflationszeit gedeu-
"Wenn die deutsche Wirtschaft durch die Ereignisse der letzten Wochen nicht
unabsehbaren Schaden erleiden will, dann muß ihr in der Kreditgewährung bei
sorgfältiger Prüfung der Zweckbestimmung der einzelnen Kredite weitgehendes
Entgegenkommen erwiesen werden ... Wenn wir diese Tendenzen verfolgen, so
geschieht es letzten Endes deshalb, weil wir glauben, daß eine übertriebene Kre-
ditbeschränkung ... nichts anderes erzeugen kann, als die Stillegung von weiteren
Betrieben. Es kommt aber darauf an, die leistungsfähigen Arbeitsstätten zu erhal-
ten, um die vorhandenen Arbeitsmöglichkeiten nicht einzuschränken, sondern
auszuweiten. Nur auf diesem Wege kann ein verhängnisvolles Anschwellen der
Arbeitslosenziffer verhindert werden.
Wenn wir diesen Standpunkt vertreten, so bedeutet das keine inflatorischen
Maßnahmen, sondern nur eine vernünftige Regelung des Kredit- und Zahlungs-
verkehrs, an dem jeder einzelne Teil der Wirtschaft und nicht zuletzt die Regie-
rung des13 Reiches selbst in hervorragendem Maße interessiert sind ..."13
Die Antwort der Regierung auf diesen ernsthaften Appell war unver-
bindlich und ausweichend; jeder konkrete Schritt unterblieb.14
Im Oktober 1931 wurde die in Gang gekommene währungspolitische
Debatte, die durch die aus den Jahren 1920-23 herrührende "lnflationspsy-
chose"15 unglücklich belastet war, weiter ideologisiert. Die Protagonisten
einer antizyklischen Konjunkturpolitik sahen sich, insbesondere nach dem
sensationellen Auftreten Hjalmar Schachts in Harzburg, der die geldpoliti-
sche Alternative einseitig mit der Bewegung der "Nationalen Opposition"
verknüpfte, pauschal dem Lager der extremen Rechten und der dort vertre-
tenen "Katastrophenpolitik" zugeordnet.16 Die "Frankfurter Zeitung" sprach
so am 11. Oktober 1931 von einem "Komplott" zwischen westlicher Indu-
strie und "Nationaler Opposition" zur Herbeiführung der Inflation.17 Die
herbe und sachlich durchaus gerechtfertigte Entgegnung Kastls18 änderte
nichts daran, daß die Währungsdiskussion zumindest in der Öffentlichkeit
zunehmend tabuisiert wurde. Dem Reichskanzler kam diese Entwicklung
gar nicht ungelegen, entzog sie doch seine fehlorientierte Wirtschafts- und
Finanzpolitik der grundsätzlichen Kritik selbst gemäßigter Kreise. Hinzu
kam, daß in erster Linie die Reichsbank für die in der Währungsfrage ein-
geschlagene Richtung verantwortlich gemacht wurde und so die sachlich
begründeten Zweifel an der Richtigkeit der Regierungspolitik in einer offe-
nen Opposition gegen Luther mündeten. Die Rufe nach der Ablösung Lu-
thers durch Schacht mehrten sich,19 und selbst Paul Reusch, der Hauptver-
bündete Luthers innerhalb der westlichen Schwerindustrie, suchte seit
Herbst 1931 verstärkt Kontakte zu dem früheren Reichsbankpräsidenten
Schacht.20
Intern wurde die Währungsdebatte allerdings unvermindert fortgeführt.
Silverberg nutzte die Verhandlungen des im Oktober/November 1931
War es Brüning hier noch einmal gelungen, die ihm unbequeme Diskus-
sion durch das Mittel der Pression zu unterbinden, so kam es innerhalb der
Regierung wenige Tage später wegen dieser Frage zu einer vor der Öffent-
lichkeit vertuschten Kabinettskrise. In Obereinstimmung mit den Vorstel-
lungen, wie sie Schmitz und Silverberg entwickelt hatten, erhob der erst im
Oktober 1931 ins Kabinett berufene Reichswirtschaftsminister Warmbold
Einspruch gegen die deflationistische Notverordnung vom 8. Dezember
1931.29 Reichsbankpräsident Luther als Vertreter der "reinen Lehre" hielt
dem entgegen, daß zur Privatwirtschaft "nun einmal eine selbständige Wäh-
rungspolitik" gehöre, "die sich nur den wirtschaftlichen Gegebenheiten an-
passen und nicht umgekehrt die wirtschaftlichen Gegebenheiten schaffen
könne."30 Als Brüning, der demgegenüber durchaus die Notwendigkeit ei-
ner aktiven Konjunkturpolitik, allerdings erst nach Lösung der Reparations-
frage, anerkannte,31 sich weigerte, auf Warmbolds Bedenken einzugehen,
reichte dieser seine Demission ein (8. Dezember 1931) und verlangte die
Zurückziehung seiner Unterschrift von der Notverordnung, der der Kanzler
auch stattgeben mußte(!).32 Mit Rücksicht auf die Gefährdung der Regie-
rung und auch die bevorstehende Reichspräsidentenwahl verblieb Warm-
bold jedoch zunächst im Kabinett.33
Die Ende Januar 1932 veröffentlichte Denkschrift "Geld- und Kreditre-
form" des Präsidenten des Statistischen Reichsamtes und Leiters des Insti-
tuts für Konjunkturforschung, Ernst Wagemann, stellte den vorläufigen
Höhepunkt in dieser Entwicklung dar. Der in Abstimmung mit Schmitz,
Moellendorf, Bachern und Warmbold34 entwickelte Plan Wagemanns35 ziel-
te auf eine Erhöhung der Liquidität der Banken und implizierte eine neue
Form der Geldschöpfung.36 Der Reichskanzler, in höchste Verlegenheit ge-
bracht, versuchte deshalb nicht ohne Erfolg, vor der Öffentlichkeit die Vor-
schläge Wagemanns, der als führender Kopf der "Reformer" eine noch un-
bestrittene Autorität besaß, herunterzuspielen. Intern lehnte Brüning den
Wagemann-Plan unter Hinweis auf die Reparationspolitik kategorisch ab:
"Das Ausland würde glauben, daß Deutschland nun versuchen werde, durch
künstliche Kreditschöpfung seine Wirtschaft zu verbessern und den Repara-
tionszahlungen zu entgehen."37 Warmbold und Dietrich, die in der Denk-
schrift durchaus einen richtigen Ansatz erblickten, stimmten der Grundlinie
des Kanzlers, momentan von einer Verfolgung der Vorschläge abzusehen,
zu.38 Grundsätzliche, aus einer fehlerhaften volkswirtschaftlichen Theorie
abgeleitete Opposition kam nur vom Reichsbankpräsidenten Luther, der in
dem Wagemann-Plan die "Inflation" schlechthin erblickte.39 Eben dies Ar-
gument, das für die ablehnende Haltung des Kabinetts nicht bestimmend
war, wurde der Öffentlichkeit gegenüber als Hauptpunkt für die zögernde
Haltung der Regierung genannt.40
"Dr. Goebbels, der Berliner Führer der NSDAP und bekannt als Vertreter der
schärferen Richtung innerhalb dieser Partei, ist der festen Überzeugung, daß der
NSDAP in kurzer Zeit die absolute Mehrheit im Parlament zufallen wird. Er lehnt
alle sog. halben Lösungen ab, geht vielmehr unbedingt und konsequent auf das Ziel
der Erringung der Gesamtmacht durch die NSDAP los, die er mit allen Mitteln durch-
zusetzen und zu behaupten entschlossen ist ...
Das Verhältnis zur Wirtschaft bzw. zum Unternehmertum sieht er rein politisch.
Für den Fall, daß das Unternehmertum mit der nationalen Opposition geht, ist er zu
seiner Anerkennung und Förderung gerne bereit, setzt sich das Unternehmertum je-
doch für die Unterstützung des jetzigen Systems ein, wird er es auf das Schwerste
bekämpfen. Goebbels sagte, daß es nicht zu verantworten sei, Lohnkürzungen zu
Gunsten des jetzigen innerpolitischen Systems und zu Gunsten einer Reparationser-
füllung durchzuführen; eine Unterstützung derartiger Maßnahmen müsse er unbedingt
ablehnen. Dagegen stelle er sich dem Unternehmertum restlos zur Verfügung, falls
dieses beispielsweise erkläre, daß es jede Finanzierung des jetzigen Systems (auch
durch Steuerzahlung) ablehne und sich mit der Arbeiterschaft gemeinsam gegen die
Fortsetzung der Ausblutung der Wirtschaft wende. . . "
Die Reichsleitung der NSDAP in München und vor allem Gregor Stras-
ser nahmen nach Darstellung Heinrichsbauers demgegenüber einen "gemä-
ßigteren Standpunkt" ein: Man sehe dort die Gefahren der unbedingten
Durchsetzung der Ziele der NSDAP sehr wohl und lehn[e] infolgedessen
die Unterstützung durch andere Gruppen nicht ab." In wirtschaftlichen Fra-
gen vertrete Strasser folgenden Standpunkt:
"Voraussetzung eines sauberen Staates ist das Eigentum; ich bekenne mich vor-
behaltlos zu ihm, wobei ich allerdings die durch die Börsenspekulationen erzielten
Gewinne nicht zum Eigentumsbegriff rechne ... Die NSDAP beruht auch in wirt-
schaftlichen Dingen auf dem Prinzip der Leistung und der Verantwortung; aus diesem
Grunde ist sie gegen Wirtschaftsdemokratie. Wer mehr kann und mehr arbeitet, soll
auch mehr haben; wer glaubt, die persönliche Initiative ausschalten zu können, ist ein
Narr. Ich bin Gegner der Konzerne und Trusts, die die persönliche Verantwortung
ausschalten und die teilweise mächtiger geworden sind als der Staat; diese Konzerne
und Trusts muß man beseitigen, um die freie Unternehmerpersönlichkeit wieder in
den Mittelpunkt stellen zu können.
Erzeuger und Verbraucher werden sich nie ganz einig sein können; über beiden
muß deshalb ein ehrlicher Makler stehen, der unparteiisch beiden hilft, das ist aber
ein sauberer Staat. Bisher hat die Industrie den Hauptnachdruck ihrer Kraft auf eine
Oberexpansion der Ausfuhr abgestellt und dabei den Binnenmarkt geschädigt. Der
liberale Traum der Weltwirtschaft ist aber vorbei; das Gesicht der Wirtschaft muß
deshalb vom Weltmarkt zum Binnenmarkt gedreht werden; das ist aber gleichbe-
deutend mit Belebung neuer Kraft für die Landwirtschaft. Ich bekenne mich zur Au-
tarkie in der möglichen Form und zur Zerschlagung unnötiger Ausfuhr. Es handelt
sich hier um die Durchsetzung der Schaffung neuer Kraft zur Gewinnung neuen
11
Raumes; darauf beruht auch das Bekenntnis zur Nationalwirtschaft. . ."
Über Heinrichsbauer, ab Mitte 1931 auch Funk, vollzog sich eine zu-
nehmende Einflußnahme auf das Wirtschaftsprogramm des Nationalso-
zialismus,12 um die Koalitionsfähigkeit der NSDAP mit der bürgerlichen
Rechten vorzubereiten. Diese Bündnisperspektive versuchte Heinrichsbauer
schon im Dezember 1930 als allein verbleibende Alternative heraus-
zustellen. In dem Bericht an Reusch heißt es resumierend:
"Es wäre dringendst zu wünschen, wenn die Wirtschaft, die bisher in vielen ihrer
führenden Persönlichkeiten auf die bürgerlichen' Parteien gehofft hat, in ihren Erwar-
tungen aber enttäuscht wurde, zur nationalen Opposition bald ein innigeres Verhältnis
gewänne, das über gelegentliche Aussprachen, Vorträge usw. hinausgehen müßte.
Dabei ist vor allem wichtig die Überlegung, wie durch eine richtig angesetzte Ver-
bands- und Wirtschaftspolitik die Wirtschaft die politische Führung wieder bekom-
men kann, die ihr verloren gegangen ist. Allerdings hat es wenig Zweck, sich in
grundsätzlichen Fragen von dem jetzigen System abzusetzen, ohne gleichzeitig in
entsprechende Fühlung mit der nationalen Opposition zu treten. Die Zeit des Sowohl
als auch' dürfte vorüber sein; es naht der Zeitpunkt der grundsätzlichen politischen
13
Entscheidung."
tete keine generelle Zustimmung zum Programm der NSDAP und impli-
zierte für Krupp und die RDI-Führung auch nicht die endgültige Abwen-
dung von Brüning, zeigte aber, daß der Nationalsozialismus inzwischen zu
einem wichtigen Faktor in den strategischen Planungen der Großindustrie
geworden war.
Silverberg, der Anfang 1932 dem Nationalsozialismus als möglichem
Garanten der bürgerlichen Herrschaft in Deutschland noch skeptisch gege-
nüberstand, blieb, wie auch Otto Wolff und Carl Duisberg, der Veranstal-
tung fern22 und gab in den ihm nahestehenden "Deutschen Führerbriefen"
seiner abwartenden Distanz Ausdruck.23 Demgegenüber durfte Thyssen, der
schon seit Herbst 1930 offen für die NSDAP geworben hatte, einen großen
Erfolg verbuchen, als er am 27. Januar 1932, also am Tage nach der Indu-
strieclub-Veranstaltung, Vögler und Ernst Poensgen auf seiner Besitzung
Landsberg mit Hitler, Göring und Röhm zusammenbringen konnte. 24
"daß er [Hitler] nicht nur eine erste Kraft für die Wirtschaftspolitik, sondern auch
eine solche für die Finanz-, Außen- und Innenpolitik benötige, denen ausschließ-
lich die Aufgabe überwiesen werden müsse, ganz fest umrissene Programme aus-
zuarbeiten. Bei der Auswahl dieser Männer käme es weniger darauf an, ob sie nun
Mitglieder der Nationalsozialistischen Partei wären, viel wichtiger sei die sachli-
33
che und fachliche Eignung."
Obwohl Reusch die Kandidatur Hitlers für das Amt des Reichspräsiden-
ten nicht als optimale Lösung für die "Nationale Opposition" betrachtete,34
fand er sich dennoch zu einem weitreichenden Wahlkampfabkommen mit
der NSDAP bereit. Reusch gestand Hitler zu, in den jeweils zur Verfügung
stehenden Presseorganen eine Art "Burgfrieden" innezuhalten: Konkret be-
deutete diese Vereinbarung, daß die vom Haniel-Konzern abhängigen Zei-
tungen "Schwäbischer Merkur", "Fränkischer Kurier" sowie die "Münchner
Neuesten Nachrichten" (MNN) Weisung erhielten, der Kandidatur Hitlers
zumindest "positiv-neutral" gegenüberzustehen, also von einer etwaigen
publizistischen Unterstützung Hindenburgs, wie dies teilweise im ersten
Wahlgang geschehen war, in jedem Falle Abstand zu nehmen.35
Die eindringliche, auch in der Reichskanzlei registrierte Bitte der Haupt-
geschäftsstelle Bayern des Hindenburg-Ausschusses, Reusch möge den
"Fränkischen Kurier "zu einem Frontwechsel gegen Hitler veranlassen,36
mußte deshalb von vorneherein erfolglos bleiben. In Erfüllung des Wahl-
kampfabkommens mit der NSDAP intervenierte Reusch dagegen auf eine
Beschwerde des Privatsekretärs Hitlers, Rudolf Hess, die MNN setzten
"niederträchtige Angriffe und Verdächtigungen fort" (während der "völ-
kische Beobachter" "absolute Disziplin" halte),37 umgehend beim Ver-
lagsdirektor der MNN, Betz,38 um eine positivere Haltung der Zeitung ge-
genüber der Kandidatur Hitlers durchzusetzen. Innerhalb der Ruhrlade ließ
Reusch zur gleichen Zeit auf besonderen Wunsch Fritz Thyssens eine Pu-
blikation über den Nationalsozialismus verteilen.39
Die Reichsregierung, die über diese Vorgänge recht genau unterrichtet
war, unternahm über Geheimrat Kastl vom RDI den vorsichtigen Versuch,
Reusch zum Überdenken seiner Position zu bewegen, hatte damit aber kei-
nen Erfolg mehr.40 Reusch, aus seinem Herzen "keine Mördergrube" ma-
chend, bestätigte seine Oppositionshaltung gegenüber dem Kabinett Brü-
ning ausdrücklich und setzte den Versuch, mit den Nationalsozialisten in
ein Arbeitsverhältnis zu kommen, mit unverminderter Intensität fort.41
Die Strategie der westlichen Industrie lief dabei darauf hinaus, die bisher
von Zentrum und Sozialdemokratie getragene "Links"-Regierung durch
eine dezidierte "Rechts"-Regierung nach Harzburger Muster zu ersetzen. In
Übereinstimmung mit den maßgeblichen Kräften in der Ruhrlade und dem
Langnam-Verein postulierte Springorum am 22. März 1932, drei Tage nach
dem Zusammentreffen Reuschs und Hitlers, eine aktive Bündnispolitik zwi-
schen Bürgertum und NSDAP:
"...Daß wir bei der Schaffung einer Rechtsregierung uns der Mitarbeit der NSDAP
nicht begeben können und diese einbeziehen müssen, ergibt sich schon aus
der Bedeutung dieser Partei und aus dem Umstand, daß wir nur durch aktive Mit-
arbeit (nebenbei auch gestützt auf finanzielle Interessierung) eine starke staatliche
Mitverpflichtung der NSDAP erreichen können, die uns auch den Versuch gestat-
tet, die allzu radikale Strömung innerhalb der NSDAP in etwa abzubiegen ..."42
Diese Linie forderte zweierlei: Zunächst einmal die Schaffung eines po-
litisch handlungsfähigen "Bürgerblocks" als Gegengewicht zu Hitler, dann
die Festlegung der NSDAP auf ein nichtsozialistisches, privatkapitali-
stisches Wirtschaftskonzept. Dabei erwies sich schon die erste Aufgabe als
außerordentlich problematisch: Die Diskussion um den umstrittenen Par-
teivorsitzenden der DNVP, Hugenberg, entflammte erneut. Reusch, Wil-
mowsky und Krupp konnten sich mit ihrer Auffassung, Gessler oder Goer-
deler an die Spitze der DNVP zu setzen, gegenüber Springorum, Vögler
und Thyssen nicht durchsetzen;43 es war noch nicht einmal möglich, eine
von Wilmowsky und Krupp angeregte Zusammenkunft im engsten Kreise
der Großindustrie zustande zu bringen, weil die Auffassungen im einzelnen
zu stark divergierten.44
Unbeschadet dieser Mißhelligkeiten riß der Faden zur NSDAP nicht ab:
Der unmittelbar im Anschluß an die Besprechung mit Hitler vom 19. März
1932 anlaufende Versuch eines Industriellenkreises um Paul Reusch, die
programmatische Ausrichtung der NSDAP dem privatkapitalistischen In-
teressenstandpunkt anzupassen, konkretisierte sich in der von der neue
ren Forschung zu Recht hervorgehobenen, in ihrer tatsächlichen Bedeu-
tung aber umstrittenen Einrichtung der sog. "Arbeitsstelle Schacht".45 Diese
Bemühungen standen durchaus in Kontinuität der ersten tastenden Versu-
che Heinrichsbauers und Funks von 1931;46 sie erhielten aber durch einen
fest institutionalisierten Rahmen und die Einschaltung Hjalmar Schachts
einen qualitativ anderen Stellenwert. Schon äußerlich machte die Zusam-
menarbeit mit Schacht, einem spätestens seit der Harzburger Tagung auch
öffentlich bekannten Parteigänger Hitlers, die Annäherung der
Reusch-Gruppe an den Nationalsozialismus deutlich. Wichtig in die-
sem Zusammenhang ist, daß Schacht sich wegen seiner Opposition gegen
den Young-Plan zunächst den Unwillen des RDI, DIHT und auch Lang-
nam-Vereins zugezogen hatte47 und seitdem insbesondere bei Geheimrat
Kastl auf ein kaum überwindbares Mißtrauen gestoßen war.48 Im Laufe der
Bankenkrise, als die fachliche Inkompetenz Luthers immer offensichtlicher
geworden war, mehrten sich die Rufe nach einer Rückkehr Schachts an die
Spitze der Reichsbank.49 Diese Forderungen scheiterten vor allem an Brü-
ning, der wohl zu Schachts Fähigkeiten als Bankfachmann "bedin-
politischer Hinsicht ein "Torso"59 und erfüllte auch nicht ansatzweise die
Aufgaben, die ihr ursprünglich zugedacht waren: In der endgültigen Fixie-
rung der Ziele der "Arbeitsstelle", die Schacht der Ruhrlade nach der prin-
zipiellen Einigung über die Konstituierung dieses Gremiums zukommen
ließ, war jetzt nur mehr die Rede von einer
"Dagegen müßte sich die deutsche Industrie einem organischen Umbau der
Wirtschaft im Sinne zunehmender und ausgesprochener Autarkieten-
denzen oder im Sinne der bewußten Preisgabe exportwirtschaftlicher Inter-
essen zugunsten einer zu weitgehenden Bevorzugung einzelner Wirt-
schaftszweige entschieden zur Wehr setzen."26
Mit dieser Erklärung hatte der RDI das Grundproblem der Papenschen
Wirtschaftspolitik aufgedeckt: Während die Agrarier zum Schutz ihrer kon-
kurrenzbedrohten Erzeugnisse immer rigoroser nach Abschluß vom Welt-
markt verlangten, setzte die Industrie auf eine Exportoffensive, die die Bei-
behaltung einer liberalen Handelspolitik unter Zugrundelegung des Prinzips
der Meistbegünstigung erforderte.27 Nicht zu Unrecht sah der RDI die Ge-
fahr, daß das Kabinett Papen, entsprechend seiner politischen Fundierung,
den Wünschen der Landwirtschaft nachgeben und damit die Exportindustrie
vor unlösbare Probleme stellen würde.
Das Präsidium des Verbandes setzte daher umgehend einen Ausschuß
für Handelspolitik ein28 der die Aufgabe hatte, die Aktionen der Industrie
gegen eine drohende Handelskontingentierung vorzubereiten und zu steu-
ern.29 Die beständige Fühlungnahme mit dem Wirtschaftsministerium
(Warmbold, Posse) sicherte dem RDI einen optimalen Informationsfluß und
garantierte zugleich eine weitgehende Kooperation zwischen Ministe-
rialbürokratie und industrieller Interessenvertretung gegen Autarkie und
Handelsdirigismus.30 In verschiedenen Eingaben, so u. a. vom 7. Septem-
ber, 22. September und 19. Oktober 1932, unterstrich der RDI seine Posi-
tion;31 persönliche Interventionen Krupps bei Papen am 13. Juli32 und bei
Reichspräsident Hindenburg am 23. Oktober 1932,33 flankiert von einem
Vorstoß der Spitzenverbände am 16. September,34 machen deutlich, daß
sich der Zielkonflikt zwischen agrarischer oder industrieller Interessenför-
derung inzwischen zur Schlüsselfrage der Wirtschaftspolitik entwickelt hat-
te.
Die bisher nicht ganz erfolglosen Versuche der Industrie, in direkten
Vereinbarungen mit der Landwirtschaft zu einem Interessenausgleich oder
Arrangement zu kommen,35 erwiesen sich Ende 1932 als immer problema-
tischer. Die Radikalisierung des Reichslandbundes, in Verbindung mit des-
sen offener Parteinahme für die NSDAP seit der Reichspräsidentenwahl
vom Frühjahr 1932, führte schließlich zur offenen Auseinandersetzungen
zwischen Industrie und Landwirtschaft; einen absoluten Höhepunkt erreich-
te der Konflikt schließlich im Januar 1933.36 Papen, der im Widerstreit der
Interessen und angesichts der labilen innerpolitischen Situation im Herbst
1932 keine Entscheidung einseitig zugunsten der Großindustrie oder Aga-
rier fällen konnte, verlegte sich auf Zeitgewinn und schob endgültige Be-
schlüsse immer wieder hinaus. Ein überzeugendes Konzept zur Lösung des
Konflikts, etwa im Sinne einer Kompensation der industriellen Verluste
durch rigorose Kostensenkungen bei Löhnen und Sozialleistun-
gen,37 stand nicht zur Verfügung. Der Reichsverband, der über die prinzi-
"Wir kommen in Deutschland nur weiter, wenn die Parteien bei der Regie-
rungsbildung in Zukunft ausgeschaltet werden. Das vorzunehmende Reformwerk
ist so ungeheuerlich groß, daß man vorläufig nicht daran denken kann, die Partei-
en im Reich und Preußen irgendwie wieder an die Regierung heranzulassen."41
"Es war das alte Bild: Soweit er [Funk] überhaupt positive Ziele irgendwie
formulierte, konnte man sich nur in jeder Hinsicht mit ihm einverstanden erklären;
ich habe betont, daß diese Ziele sich ja völlig mit den von der gesamten Wirt-
schaft seit Jahren geforderten Maßnahmen deckten. In der Praxis entferne sich
indes die Haltung der NSDAP immer mehr von diesen Bestrebungen. Es würden
dadurch Wünsche und Hoffnungen bei der Masse erweckt, die, wenn überhaupt,
dann nur sehr schwer zurückzudämmen wären.
Herr Funk gab dies in vollem Umfange zu, entschuldigte es mit der Notwen-
digkeit der Agitation und stellte sich für die Wirtschaft als Mittelsmann zur Ver-
fügung. Ich persönlich habe nicht den geringsten Anstand, diese Vermittlung zu
benutzen, worüber übrigens bei den maßgebenden Leuten des Wirtschaftsverban-
des völlige Einigkeit herrscht."50
In die Schußlinie der Unternehmer geriet vor allem das von Gregor
Strasser in seiner viel beachteten Reichstagsrede vom 10. Mai 1932 vorge-
stellte "Wirtschaftliche Sofortprogramm der NSDAP",51 das als "ver-
bindliche Richtschnur" der Parteiredner im Reichstagswahlkampf vom
Sommer 1932 zu gelten hatte.52 Neben der generellen Kritik, wie sie die
DIHT53 oder der Hansa-Bund54 vorbrachten, war die Stellungnahme des
Reichsverbandes zum "Sofortprogramm" von besonderer Bedeutung:
Die NSDAP hatte durch Adrian von Renteln, der in der Wirtschaftspoli-
tischen Abteilung (WPA) der Partei als Stellvertreter Wageners fungierte
und auch für das Strasser-Programm verantwortlich zeichnete, im Juli per-
sönlichen Kontakt mit der Geschäftsführung des RDI aufgenommen,55 in
der erklärten Absicht, "eine direkte wirtschaftspolitische Verbindung zwi-
schen dem RDI und der Wirtschaftsabteilung der NSDAP herzustel-
len."56 In einem Gespräch mit dem Geschäftsführer des RDI, Jacob Herle,
am 1. August 1932 wurde vereinbart, zunächst in einen "schriftlichen Ge-
dankenaustausch" über die wichtigsten wirtschaftspolitischen Fragen einzu-
treten. "Im Anschluß" daran "könnten dann in einem Gremium mit mög-
lichst beschränkter Teilnehmerzahl die aufgeworfenen Fragen zwi-
schen Vertretern der Industrie und der Reichsleitung der NSDAP weiter
diskutiert werden."57 Von Renteln verzichtete jedoch auf die zugesagte
schriftliche Fixierung der in der NSDAP-Wirtschaftsabteilung vertretenen
Auffassungen und schickte Herle statt dessen das für die Reichstagswahl
vom Juli entworfene "Sofortprogramm". Der Geschäftsführer des RDI, für
den dieses Programm nicht die "Unterlage für eine sachliche Auseinan-
dersetzung" sein konnte, verfaßte daraufhin eine umfassende Entgegnung,58
die in ihrer äußeren Konzilianz wohl weitere Gesprächsbereitschaft andeu-
tete, in der Sache aber einer "vernichtenden Kritik"59 gleichkam. Im glei-
chen Zusammenhang war bereits Dr. Reupke, der Faschismus-Referent in
der Geschäftsführung des RDI, tätig geworden. Reupke hatte einen Gegen-
entwurf zu den Thesen Rentelns angefertigt und diesen der NSDAP über
Gregor Strasser "zur endgültigen Beratung im engsten Führerkreis" zur
Verfügung gestellt.60
Eine Initiative Paul Reuschs gegen das "Sofortprogramm" und den "vie-
len Unsinn, der darin steht", rundete das Bild ab. Reusch forderte Schacht,
mit dem die Industrie seit Frühjahr 1932 in engstem Kontakt stand, auf,
"den Herren in München" anhand einer Denkschrift die entsprechende Auf-
klärung" zu geben.61 Die Abkühlung des Verhältnisses von Unternehmer-
tum und Nationalsozialismus im Herbst 1932 wirkte naturgemäß auch auf
die Kooperation mit Schacht zurück.62 So nahm die gemeinsam finanzierte
"Arbeitsstelle" ihre eigentliche Tätigkeit gar nicht auf und blieb ein "totge-
borenes Kind".63 Das entsprach andererseits auch ganz der Intention
Schachts, der Hitler eindringlich mahnte:
Gleichzeitig beklagte sich Schacht bei Hitler offen über den "Abfall der
Konjunkturmitläufer"65 und konfrontierte Paul Reusch mit dem Vorwurf,
"daß die Führer der deutschen Wirtschaft immer nur hinter der jeweiligen
Regierung herlaufen", selbst wenn diese, wie Papen es jetzt tue, ihr "Ver-
staatlichung" androhe.66 Reusch wies dies für seine Person von sich, machte
aber "kein Hehl" daraus, "daß mich die Nationalsozialisten, denen ich
durchaus sympathisch gegenüberstand, in den letzten Wochen sehr ent-
täuscht haben."67
Die Versuche der NSDAP, der wohl bemerkten Entfremdung zwischen
Industrie und Nationalsozialismus entgegenzuwirken, dokumentierten sich
zunächst in der Entscheidung Hitlers, das "Wirtschaftliche Sofortpro-
gramm" zurückzuziehen.68 Offenbar von besonderem Gewicht in diesem
Zusammenhang war der Einspruch des RDI; jedenfalls führte Herle die
gleichzeitig vollzogene Umorganisation der Wirtschaftsabteilung der
NSDAP vom 17. September 1932, die auf eine Stärkung der Position
Funks zuungunsten Wageners und Rentelns hinauslief, nicht zuletzt auf die
Intervention des Verbandes vom 8. September zurück.69
Gleichwohl konnte die NSDAP mit diesen Maßnahmen die Krise, in die
das Verhältnis zur Industrie geraten war, nicht überwinden. Der Reichs-
verband legte die bereits geknüpften Kontakte zur NSDAP auf Eis und ver-
folgte die vereinbarten Gespräche, unbeschadet der organisatorischen Ver-
änderungen in der Wirtschaftsabteilung der Partei, nicht weiter.70 Das glei-
che negative Resultat zeigte die Aufnahme des nach der Zurückziehung des
"Sofortprogramms" im Oktober 1932 diesmal unter maßgeblicher Mitwir-
kung Funks neu herausgebrachten "Wirtschaftlichen Aufbauprogramms".71
Wohl wurden "Fortschritte ... im wirtschaftlichen Denken", verglichen mit
früheren Entwürfen, konzediert, insgesamt überwog aber eine ablehnende
Haltung, die auch durch die intensiven Vermittlungsversuche Heinrichs-
bauers nicht abgebaut werden konnte.72
Die vernichtende Abstimmungsniederlage Papens in der Reichstagssit-
zung vom 12. September 1932, in der von 513 Abgeordneten nur noch eine
verschwindende Minderheit von 32 Parlamentariern der Regierung das Ver-
trauen aussprach, verdeutlichte einerseits das Zerwürfnis zwischen Konser-
vativen und Nationalsozialisten, zeigte andererseits aber ebenso klar das
Dilemma der bürgerlichen Rechten auf Autoritäre Politik ohne Massenbasis
war auf Dauer nicht durchführbar. Diese nicht neue,73 aber doch wieder
schmerzlich ins Bewußtsein gerückte Erkenntnis führte zunächst einmal zu
Wiederbelebungsversuchen der bürgerlichen Sammlungsbewegung. Paul
Silverberg, der im Herbst 1932 eine Sonderrolle spielte und bereits ein ei-
genes Konzept zur Lösung der politischen Krise in Deutschland entwickelt
hatte,74 stimmte hierin mit dem gemäßigten Schwerindustriellenflügel, aber
auch der exportwirtschaftlich orientierten Industrie, überein. In einem
Schreiben an Paul Reusch vom 5. September 1932 konstatierte Silverberg:
"Es ist dringend erforderlich, die Deutschnationale Volkspartei zur Auf-
nahme aller politisch heimatlosen Angehörigen des Bürgertums aufnahme-
fähig zu machen und ich glaube, wir sollten überlegen, ob wir nicht alle in
die Deutschnationale Volkspartei eintreten, um dann als Parteimitglieder
Herrn Hugenberg mürbe zu machen. Selbst Vögler wird nach dieser Rich-
tung hin schwankend, trotz seiner unbedingten Anhänglichkeit an Hugen-
berg . . . "75
In Verfolg dieser Strategie unternahm Krupp von Bohlen und Halbach,
offenbar in enger Abstimmung mit Silverberg und Reusch,76 den Versuch,
die Industrie auf eine einheitliche politische Linie zurückzuführen. Eine zu
diesem Zweck arrangierte Besprechung, zu der Silverberg, Reusch, Sprin-
gorum, Brandi, Vögler, Wilmowsky, Frowein, C. F. von Siemens und Carl
Bosch geladen waren,77 hatte jedoch nicht den gewünschten Erfolg, sondern
scheiterte abermals an dem nicht zu überbrückenden Gegensatz in der Hu-
genberg-Frage. Eine parallel laufende Initiative des Düsseldorfer Oberbür-
germeisters Karl Jarres zeigte das gleiche negative Resultat.78
Krupp sah sich deshalb gezwungen, von einer bereits geplanten persönli-
chen Intervention bei Hugenberg zugunsten eines Wechsels in der Partei-
führung der DNVP abzusehen: "Das hätte ich", so Krupp gegenüber
Reusch, "nur tun können, wenn ich wenigstens unser Revier geschlossen
hinter mir gehabt hätte."79
Der somit erneut offenbar gewordene Mißerfolg bürgerlicher Samm-
lungspolitik hatte jedoch nicht zur Konsequenz, daß die Unternehmer nun-
mehr in einer Machtübertragung an die Nationalsozialisten die einzig
verbleibende Möglichkeit zur Stabilisierung der innerpolitischen Verhält-
nisse erblickt hätten.80 Dies zeigte sich insbesondere bei einer Zusammen-
kunft der führenden deutschen Industriellen am 19. Oktober 1932 im Club
von Berlin.81 Auf der Veranstaltung, die zur Vorbereitung der Reichstags-
wahl vom 6. November 1932 gedacht war, erhielt Staatssekretär Planck,
dessen direkte Einschaltung in die Besprechungen vom 19. Oktober die en-
ge Kooperation zwischen Papen-Regime und industrieller Elite unterstrich,
ausdrückliche Zustimmung für die Zielsetzung der amtierenden Regierung,
den Wahlkampf ganz auf die Brechung der Majorität von NSDAP und Zen-
trum zur Verhinderung einer Kanzlerschaft Hitlers auf einer derartigen Ko-
alitionsbasis abzustellen.82 In der Industrie bestehe, wie Geheimrat Kastl
vom RDI in lange Zeit nicht gekannter Übereinstimmung mit den verschie-
denen politischen Gruppierungen der Wirtschaft ausführen konnte,
"so groß", daß auf das persönliche Erscheinen des Kanzlers besonderer
Wert gelegt werden müsse.95
Das Wahlergebnis vom 6. November 1932 bedeutete somit keine unmit-
telbare Zäsur für die politische Orientierung der Industrie: Die erstmaligen
massiven Stimmenverluste der NSDAP, die eine Reduzierung der Reichs-
tagsfraktion von 230 auf 196 Abgeordnete zur Folge hatten, zeigten viel-
mehr, daß das Abnutzungskonzept Papens nicht völlig erfolglos geblieben
war: Nach der Novemberwahl mußten die Nationalsozialisten ihre Hoff-
nung, allein die Mehrheit zu erringen, endgültig aufgeben; eine schwere
Krise innerhalb der Partei in der Frage der Bündnispolitik folgte zwangsläu-
fig,96 nachdem der "Zauber ihrer Unwiderstehlichkeit"97 gebrochen war und
Hitler seinen "politischen Zenit"98 scheinbar schon überschritten hatte.
Die bekannte, in ihrer tatsächlichen Bedeutung vielfach falsch einge-
schätzte Eingabe vom 19. November 1932 an den Reichspräsidenten Hin-
denburg, alle bisherigen persönlichen Vorbehalte zurückzustellen und die
"Übertragung der verantwortlichen Leitung eines mit den besten sachlichen
und persönlichen Kräften ausgestatteten Präsidialkabinetts an den Führer
der größten nationalen Gruppe" nunmehr zu vollziehen,99 ist somit vor al-
lem als der angestrengte Versuch der nationalsozialistisch orientierten
Großlandwirtschaft und des Hitler-Flügels der Industrie zu interpretieren,
die letzte Chance"100 einer faschistischen Krisenlösung wahrzunehmen und
zu realisieren.
Die werbenden Bemühungen insbesondere Schachts, Kepplers und
Schroeders bei der Großindustrie für eine Unterzeichnung der Eingabe
waren in dieser Situation wenig erfolgreich. Die Enttäuschung Schachts
über den schon zuvor beklagten "Abfall der Konjunkturmitläufer"101
wuchs weiter an.102 In einem Schreiben an Hitler kritisierte er dabei
besonders die Schwerindustrie, die bei der Aktion, wie Schacht richtig
voraussah, "kaum mitmachen" werde und ihren Namen "deshalb mit
Recht von ihrer Schwerfälligkeit" trage.103 Tatsächlich beharrte die Ruhr-
industrie im November 1932 mehrheitlich auf ihrer wieder erneuerten
Konzeption einer autoritären Regierungsführung. Nicht einmal Albert
Vögler, der neben Fritz Thyssen104 dem Nationalsozialismus innerhalb
der Ruhrindustrie am nächsten stand und auch als Mitglied im "Keppler-
Kreis geführt105 wurde, konnte sich zur Unterschrift entschließen; das von
Vögler vorgebrachte Argument, seine Zurückhaltung sei notwendig, um
die "Gegensätze im Revier" nicht noch weiter zu verschärfen,106 bestätigt,
daß von einer "Verbreiterung der Hitlerkoalition innerhalb der konservati-
ven Führungsschichten", soweit es die Ruhrindustrie betraf, im November
1932 nicht die Rede sein konnte.107 Auch die gleichzeitige Mitteilung
Vöglers, Paul Reusch und Fritz Springorum teilten "an und für sich" die in
der Eingabe niedergelegte Auffassung und sähen "nur darin eine wirkliche
Lösung der jetzigen Krise", wollten aber mit ihrer Stellungnahme jetzt
unbemerkt. Immerhin aber mehrten sich auch hier die Stimmen, die zur
Stabilisierung des Papen-Kurses eine Einbeziehung der NSDAP − freilich
als Juniorpartner − nunmehr wieder als mögliche Alternative ansahen. Auch
der RDI und der DIHT äußerten sich auf ihren Tagungen vom 24. und 25.
November in dieser Richtung. Es komme darauf an, die gegenwärtige Unsi-
cherheit durch ein stabiles Regierungsfundament zu ersetzen",119 wobei al-
lerdings die Fortführung des Papen-Programms gewährleistet sein müsse.120
Das Mißtrauen gegenüber Hitler121 und dem Wirtschaftsprogramm der
NSDAP122 war also nicht geschwunden: Der hier gemeinte Weg basierte
vielmehr auf einer neuen Strategie, die die "vernünftigen" Elemente im Na-
tionalsozialismus mit dem national-konservativen Bürgertum zu verbinden
suchte: Als Exponent dieses Flügels der NSDAP bot sich für die Industrie
zunehmend Gregor Strasser an.123
Vermittler Franz von Papen an, dessen Ehrgeiz, in der deutschen Politik
wieder eine führende Rolle spielen zu dürfen, sich mit der Forderung der
Nationalsozialisten, endlich in die Reichskanzlei einziehen zu können, in
idealer Weise verband.17 Die historische Zusammenkunft von Papen und
Hitler am 4. Januar im Hause des Kölner Bankiers von Schroeder, von der
Forschung zu Recht als "Geburtsstunde des Dritten Reiches... gewürdigt,18
stellte die entscheidenden Weichen für den 30.Januar 1933. An Vorberei-
tung und Vermittlung der Unterredung waren, wie hinlänglich erwiesen, der
"Keppler-Kreis" und auch Schacht maßgeblich beteiligt.19 Zu prüfen bleibt
jedoch, inwieweit die anderen Gruppierungen der Industrie an diesen Vor-
gängen Anteil hatten und ob sich diese, wie z. B. von Czichon behauptet, in
ihrer überwiegenden Mehrheit nunmehr den Hitlerindustriellen unterordne-
ten und sich mit ihren Zielen identifizierten.20
Die gemäßigte Schwerindustrie um Paul Reusch vollzog, nachdem sie
im Herbst 1932 zusammen mit dem RDI und DIHT gegen die Hitler-
Lösung votiert hatte,21 jetzt eine tendenzielle Annäherung an die Thyssen--
Gruppe, ohne allerdings deren Konzept zu übernehmen. Schleichers
scheinbarer Pragmatismus22 in tabuisierten Bereichen der Unternehmer-
ideologie, vor allem sein "ketzerisches" Eingeständnis, weder "Anhänger
des Kapitalismus noch des Sozialismus" zu sein"23 verstärkte die Opposi-
tionshaltung gegen die amtierende Regierung. Nach Schleichers program-
matischer, vom Rundfunk übertragener Regierungserklärung vom 15. De-
zember 1932 konzentrierte sich die schwerindustrielle Kritik dabei auf drei
Hauptpunkte: 1. Sozialpolitik, 2. Staatsinterventionismus und 3. Stillstand
der "Verfassungsreform".
In der Aufhebung des sozialpolitischen Teils der Notverordnung vom 4.
September sowie der Tariflockerungsverordnung vom 5. September − von
Schleicher durchgesetzt in der Absicht, durch eine Öffnung nach links" die
Gewerkschaften zur Mitarbeit zu bringen und so die Basis seines Kabinetts
zu verbreitern − sah Reusch wie die Mehrheit der westlichen Industrie nur
"Nachgiebigkeit" gegenüber Parteien und Gewerkschaften. Angesichts der
sich abzeichnenden konjunkturellen Erholung berge dies die große Gefahr
in sich, "den richtigen Moment" für "steuerliche und sozialpolitische Entla-
stungsmaßnahmen durchgreifender Natur" . . . "endgültig zu verpassen".24
In dem neuen Konzept des auf direkter Staatshilfe basierenden Arbeitsbe-
schaffungsprogramms des Reichskommissars Gereke zeichnete sich zudem
eine neue Qualität der "Vermischung von Staats- und Privatwirtschaft" ab,
die der unvermindert propagierten "Doktrin von der Nichtintervention des
Staates" entschieden zuwiderlief.25
Trotzdem waren die wirtschaftspolitischen Argumente gegen Schleicher
sekundär: zentraler Angriffspunkt der Schwerindustrie war der Vorwurf, die
Chance zur "Verfassungsreform" nach den hoffnungsvollen Ansätzen Pa-
pens nunmehr ungenutzt verstreichen zu lassen. Die Rückkehr Schlei-
zwischen Schleicher und Strasser, die von der westlichen Industrie (Vögler,
Springorum, Brandi) "gebilligt" worden seien, Hitler bekannt geworden, der
daraufhin Strasser und seinen Adjutanten Schulz aus ihren Parteiämtern
entfernt habe.44 Tatsächlich lehnte Heinrichsbauer jedoch eine Spaltung der
NSDAP, wie sie Schleicher anstrebte, ab.45 Seine Politik stellte vielmehr
eine taktische Variante dar, die darauf zielte, eine Machtübernahme durch
den Nationalsozialismus nicht am Problem "Hitler" scheitern zu lassen.
Auch in seiner Schrift von 1948 findet sich eine scheinbar nebensächliche
Entgleisung, die auf die von ihm in Wirklichkeit angestrebte Einbindung
Strassers in ein neu aufgelegtes Papen-Kabinett verweist: Heinrichsbauer
berichtet dort, daß nach dem Mißlingen der Strasser-Aktion im Dezember
1932 die" an ihr beteiligten Personen ... den schwersten Verfolgungen aus-
gesetzt" waren. Neben Strasser (sowie seinem Adjutanten Paul Schulz)
führt Heinrichsbauer nun nicht General von Schleicher auf, sondern nennt
merkwürdigerweise allein die Person Edgar Jungs.46 Dies verweist nun al-
lerdings auf Franz von Papen, als dessen Chefideologe Jung 1932/34 gelten
kann.47
Während die Reusch-Gruppe das Zusammengehen mit Strasser unter
dem Vorzeichen der konservativen Erneuerung sah, erblickte Heinrichs-
bauer hier umgekehrt die Möglichkeit, den Nationalsozialismus auf diesem
Wege in die Regierungsverantwortung zu bringen. Dem entspricht auch,
daß Hitler nach der Machtergreifung persönlich entschied, für ihn gebe es,
trotz der aufgetretenen taktischen Differenzen, keinen "Fall Heinrichs-
bauer". Staatssekretär Funk bestätigte Heinrichsbauer im gleichen Zusam-
menhang, "in dem Kampfe für den deutschen Nationalsozialismus stets in
der vordersten Front" gestanden zu haben.48
Der Versuch der Ruhrindustrie, Papen durch Vermittlung Heinrichs-
bauers zur Kontaktaufnahme mit Strasser zu bewegen,49 stellte aus ihrer
Perspektive eine logische Fortsetzung der Dortmunder Verhandlungen vom
7. Januar 1933 dar. Papen wies dies Ansinnen jedoch kühl zurück: Wohl sei
er gern bereit, Heinrichsbauer zu empfangen, mache im übrigen aber darauf
aufmerksam, daß die "Angelegenheit" Strasser "endgültig erledigt" sei.50
Auch das Insistieren der Industrie auf seinem Eintritt in die DNVP und ei-
ner "Sammlung der Rechten" unter seiner Führung überging Papen, obwohl
er am 7. Januar offenbar eine diesbezügliche Zusage gegeben hatte.51 Im
Hintergrund des Sinneswandels bei Papen stand offenbar seine Einigung
mit Hitler, die wohl im Verlaufe der Verhandlungen vom 18. Januar erfolgt
war.52 jedenfalls votierte Papen jetzt offen für eine Kanzlerschaft Hitlers,
die er der Industrie als die allein verbleibende Alternative schmackhaft zu
machen versuchte:
"Ich habe mich inzwischen nach allen Richtungen bemüht, die nationale Kon-
zentration zu fördern, stoße aber bei Hitler in Folge der Lippeschen Wahlen er-
neut auf größten Widerstand als Juniorpartner in ein Kabinett einzutreten. Es be-
stehen nun zwei Möglichkeiten:
Auflösung und Wiederwahl, was für die Wirtschaft höchst abträglich ist und eine
politische Änderung kaum erbringen dürfte ...
2. Möglichkeit: Umbildung der Regierung mit Hitler. Ermächtigungsgesetz und
ungestörte politische Arbeit. Auch für diesen Fall Zusammenschluß der bürgerli-
chen Kräfte als Gegengewicht gegen Hitler dringendst notwendig."53
sich weder als Anhänger des Kapitalismus noch des Sozialismus zu be-
zeichnen:
"Es wäre höchst bedauerlich, und wir müßten auf das Entschiedenste dagegen
Front machen, wenn etwa hinter diesem bewußten Ausweichen vor einem klaren
Bekenntnis zur Privatwirtschaft ein inneres Schwanken stehen und wenn dieses
innere Schwanken etwa zu wirtschaftspolitischen Handlungen führen würde, die
eine Fortsetzung der fehlerhaften Vermischung privatwirtschaftlicher und soziali-
stischer Grundsätze ... bedeuten würde."
tums schwer verletzenden Angriffen" des RLB Kenntnis, der in seiner Ent-
schließung vom 11. Januar 1933 unverblümt von der "Ausplünderung der
Landwirtschaft zugunsten der allmächtigen Geldbeutelinteressen der inter-
national eingestellten Exportindustrie und ihrer Trabanten" gesprochen86
hatte. Der RDI wies "derartige, wider besseres Wissen erhobene, vaterlän-
dische Interessen auf das schwerste gefährdende Beschimpfungen eines
unentbehrlichen Teils der deutschen Wirtschaft auf das schärfste zurück"
und prophezeite der Führung des Reichslandbundes, "daß sie auf Granit
beiß[e], wenn sie glaub[e], die Einheitsfront der deutschen Industrie durch
eine derartige Verhetzung auch nur lockern zu können."87 In der Tat wurde
die Handelspolitik der Regierung Schleicher, vom RLB erbittert bekämpft
und zur Schicksalsfrage stilisiert, von einer breiten Industriefront, die vom
DIHT, RDI, VDEStI,88 BIV89 und Langnam-Verein90 bis hin zu Teilen des
Kohlebergbaus,91 dem christlichen Metallarbeiterverband und der
ADGB-Führung92 reichte, gebilligt und mitgetragen.
Der teilweise behauptete Interessenausgleich zwischen Industrie und
Landwirtschaft vor der Machtergreifung, u. a. in Form der sogenannten
"Agrarkartellierung", steht in krassem Widerspruch zur tatsächlichen Kon-
stellation im Januar 1933.93 Die Machtergreifung Hitlers stellt sich aus die-
ser Perspektive gerade nicht als Ausfluß eines Roggen-Eisen-Kartells Bis-
marckscher Prägung dar, auch wenn der rührige Geschäftsführer des VDE-
StI, Jakob Reichert, dafür im Dezember 1932 noch einmal geworben hat-
te.94
Als im Vorfeld der Kabinettsbildung vom 30. Januar 1933 erste Gerüch-
te über ein Doppelministerium Wirtschaft und Ernährung unter Hugenberg
kursierten, lancierten interessierte Kreise aus der Ministerialbürokratie ent-
sprechende Hinweise an den RDI, um eine solche Kombination mit Hilfe
der Industrie zu verhindern.95 In diesem Sinne beklagte der RDI auf seiner
Präsidialsitzung vom 19. Januar, deren Haupttagesordnungspunkt die Aus-
sprache über die Wirtschaftspolitik des Kabinetts Schleicher bildete, "daß
von der Politik her neue Unruhe in die Wirtschaft getragen" werde, und be-
zeichnete es als "höchst verhängnisvoll", "wenn auf diese Weise die beste-
henden Ansätze zu einer Rückkehr des Vertrauens und zu einer wirtschaft-
lichen Besserung wieder zunichte gemacht würden". "Insbesondere", so das
RDI-Präsidium, bedürfe "die Handelspolitik unbedingt eitler Beruhigung
und stabiler Führung . . . "96
Nachdem Krupp bereits am 12. Januar 1933 zu einer Unterredung mit
Schleicher zusammengetroffen war,97 schaltete die RDI-Führung jetzt vor
allem Staatssekretär Planck ein, um ihre diesbezüglichen Vorstellungen
geltend zu machen. Ende Januar intervenierte der RDI mit allen zu Gebote
stehenden Mitteln gegen eine Übertragung des Wirtschaftsministeriums an
Hugenberg sowie eine grundlegende Umbildung der Regierung Schleicher
überhaupt. Der Versuch Geheimrat Kastls, noch in letzter Minute die Kabi-
nettsbildung vom 30. Januar 1933 zu verhindern,98 entsprach der Linie
des RDI im Dezember 1932/Januar 1933. In einem von der Forschung bis-
her nicht genügend beachteten Schreiben an Krupp vom 26. Januar 1933
berichtete Kastl, daß er "die Entwicklung der politischen Ereignisse" in
Berlin "nicht ohne Sorge" verfolge:
"Bei Erörterung der politischen Lage [mit Staatssekretär Planck] erfuhr ich",
so Kastl, , als neuesten Stand das Bestreben der Deutschnationalen und der Natio-
nalsozialisten, die Harzburger Front wieder herzustellen. Man spricht von einem
Kampf-Kabinett Papen-Hitler-Schacht, bei dem Papen die Spitze darstellen soll
und Hitler Wehrministerium und Ministerium des Innern erhalten soll, Schacht
Finanzministerium, Hugenberg Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium. Ich
halte diese Kombination, an der sich keiner der gegenwärtigen Minister beteiligen
wird, für äußerst bedenklich und gehe so weit zu befürchten, daß eine derartige
Kombination als offene Kampfansage gegen den größten Teil der Bevölkerung
angesehen würde und man nicht ohne Unruhen durchkommen würde, wenn es
tatsächlich dazu käme. Im Augenblick bestehen noch immer erhebliche Zweifel,
ob der Herr Reichspräsident sich auf einen solchen Vorschlag einlassen wird. An-
deutungen sprechen dafür, daß man nicht ganz ohne Erfolg ihm klar gemacht ha-
ben soll, daß ein solches Kabinett ein ganz großes Kabinett werden würde mit
größten Aussichten auf Stabilität. Man hat sogar von einem sogenannten Bom-
benkabinett gesprochen, worauf ich scherzweise bemerkte, daß mir bedauerli-
cherweise der Nachdruck mehr auf Bomben als auf Kabinett zu liegen scheine.
Das Zentrum ist entschiedener Gegner und die Sozialdemokraten selbstverständ-
lich erst recht.
Ein anderer Ausweg, der versucht wird, ist der, den Reichstag am 31. d. M.
zusammentreten zu lassen − die Regierung wird kurzen Vertagungen widerspre-
chen − und einmal abzuwarten, was bei dem Zusammentritt des Reichstags he-
rauskommt. Bleibt dann nichts anderes übrig als eine Auflösung, so soll hinterher
die Frage erneut geprüft werden, ob man die Neuwahl bis zum November ver-
schieben kann. Der Reichspräsident soll sich angeblich nur dann für einen solchen
Weg entscheiden, wenn ein derartiger Vorschlag entweder von den Parteien selbst
gebracht oder toleriert würde, so daß konkrete gesetzliche Notmaßnahmen unter-
bleiben könnten. In diesem Falle würde das Kabinett Schleicher bleiben. Vom
Standpunkt der Wirtschaft aus gesehen, würde natürlich ein solcher Ausweg weit-
aus jedem anderen vorzuziehen sein. . . "99
Die vielfach kolportierte These einer geschlossenen Industriefront für
eine Machtübertragung auf Hitler im Januar 1933100 kann, wie auch dieses
Dokument belegt, nicht weiter aufrechterhalten werden. Tatsächlich trat nur
der Thyssen-Flügel vorbehaltlos für die Kanzlerschaft Hitlers ein, während
die gemäßigte Schwerindustrie um Reusch und Springorum (Lan-
gnam-Verein) in einer Neuauflage des Papen-Kabinetts auf verbreiterter
Grundlage (Strasser) die ihr genehme Lösung erblickte. RDI und DIHT
sprachen sich demgegenüber nachdrücklich für ein Verbleiben des amtie-
renden Reichskanzlers von Schleicher aus und warnten eindringlich vor
Kombinationen, die eine Wiederherstellung der Harzburger Front und die
Hereinnahme der NSDAP in die Regierungsverantwortung zum Ziel hatten.
Silverberg erscheint in der neueren Literatur als einer der wenigen Indu-
striellen, die bis zuletzt aktiv gegen den Nationalsozialismus gearbeitet und
auch gewagtes persönliches Engagement nicht gescheut hätten, um eine
Kanzlerschaft Hitlers zu verhindern.1 Diese Sichtweise basiert auf der The-
se, daß Silverberg in Fortsetzung seiner 1926 in Dresden entwickelten Kon-
zeption2 an der Verwirklichung der "Strasser-Lösung" mitgewirkt3 und im
Bündnis mit Schleicher die Errichtung einer Achse von den sozialdemokra-
tisch orientierten Gewerkschaften bis zum linken Flügel der NSDAP unter
Einschluß von Teilen des Unternehmertums angestrebt habe.4 Silverberg sei
dabei sogar, wie Mariaux zu berichten weiß, "zum öffentlichen, verantwort-
lichen Mittun − als Reichswirtschafts- oder Reichsfinanzminister" bereit
gewesen.5 Zu einer ähnlichen Wertung gelangt die ältere Unternehmerfor-
schung,6 während Turner vorsichtiger urteilt und Silverbergs Kontakte zu
Strasser als einen im übrigen gescheiterten Versuch begreift, der Schwerin-
dustrie einen "Verbündeten" in der NSDAP zu gewinnen.7
Im Gegensatz zu diesen Interpretationen steht Czichons Wertung. Czi-
chon ordnet Silverberg einer sogenannten "rechts-keynesianistischen"
Gruppierung zu, deren politisches und wirtschaftliches Konzept durch Pa-
pen repräsentiert gewesen sei und die im Schleicher-Programm, ganz wie
die "Nazi-Industriellen" um Thyssen und Kirdorf nurmehr eine "bolschewi-
stische Gefahr" erblickt und im Dezember 1932 alle Vorbehalte gegen eine
Kanzlerschaft Hitlers fallen gelassen habe.8 Schleicher sei, so Czichon, le-
diglich von einer "links-keynesianistischen" Minderheit um den
RDI-Vorsitzenden Krupp gestützt worden, eine Gruppe, die in sich aller-
dings zu heterogen und insgesamt zu schwach gewesen sei, um dem ge-
meinsamen Angriff des Papen-Silverberg-Flügels, der Hitler-Industriellen
und nicht zuletzt der Großlandwirtschaft erfolgreich Widerstand entge-
gensetzen zu können.9
Die widersprüchliche Beurteilung der politischen Strategie Silverbergs
ist zunächst auf die problematische Quellenlage für den Zeitraum 1932/33
zurückzuführen. Das Fehlen leicht greifbarer Aktenstücke, etwa eines
kontinuierlichen Schriftwechsels Silverbergs mit politisch relevantem
Inhalt,10 läßt Spielraum für Interpretationen, die dem Anspruch seriöser
Forschung nicht immer hinreichend genügen können. Hinzu kommt, daß
Fehleinschätzungen, die aus anderen Zusammenhängen, insbesondere
Herr Hitler', mit dem Thyssen schloß, in der Versammlung ohne Widerhall
blieb. Besonders beachtenswert erscheinen aus den Ausführungen Hitlers
die scharfe Kampfansage an die Gewerkschaften und das Eintreten für die
Persönlichkeit. Während über den ersten Punkt die Meinungen geteilt sind,
wird man das andere aus dem Munde des Führers der Nationalsozialisten
nur begrüßen können."40
Im Frühjahr 1932 warb Silverberg noch einmal intensiv für die Zusam-
menarbeit mit der Sozialdemokratie, deren Unterstützung im übrigen für die
Wiederwahl Hindenburgs benötigt wurde. Der preußische Ministerpräsident
Otto Braun erschien den Führerbriefen als "Repräsentant einer autoritären
Demokratie", bei dem man eine "geistige Verwandtschaft zu Friedrich Wil-
helm 1. und den alten preußischen Junkern" zu spüren glaube.41 Seit Bis-
marck habe keiner "mit mehr Hochgefühl, Ernst und Selbstbewußtsein in
Haltung, Handlung und Wort die Macht des Preußischen Staates innegehabt
und präsentiert" und zugleich die Einbindung der Arbeiterschaft geleistet
als Otto Braun, der als der "energischste Träger" der "sozialdemokratischen
Tolerierungspolitik" aufgetreten sei.42 Auf der gleichen Linie der positiven
Stilisierung der SPD bei Negativkritik am Nationalsozialismus43 lag der
Artikel "Wandlungen in der Sozialdemokratie" vom 26. Februar 1932.44
Paul Reusch, der mit seinem zu diesem Zeitpunkt vollzogenen endgülti-
gen Obertritt in das Lager der "Nationalen Opposition" Zeichen gesetzt hat-
te und wenig später mit Hitler persönlich ein Presseabkommen für die
Reichspräsidentenwahl aushandeln sollte,45 war über diese Ausrichtung der
DFB sichtlich ungehalten.46 Sein Versuch, die Führerbriefe mittels finan-
zieller Pression zu einer Änderung ihrer Politik gegenüber der SPD zu ver-
anlassen, war jedoch wenig erfolgreich.47 So lobte die Korrespondenz nach
dem ersten Durchgang der Reichspräsidentenwahlen am 13. März 1932 er-
neut die "ausgezeichnete Disziplin" der Sozialdemokraten,48 während die
Entwicklung des Nationalsozialismus, der im Gegensatz zum preu-
ßisch-protestantischen Nationalismus nicht in der "Zucht" wurzele, sondern
vom "Rausch" lebe, mit lebhafter Kritik bedacht wurde.49
Dies war jedoch kein Urteil auf Dauer. Der entscheidende Wendepunkt
in der Bündnisstrategie Silverbergs war durch zwei äußere Ereignisse mar-
kiert, die Preußische Landtagswahl vom 24. April und die Ankündigung der
Lausanner Reparationskonferenz vom 25. April 1932.50 Während mit der
Terminierung der Lausanner Verhandlungen auf den 16. Juni die Lösung
des Reparationsproblems in greifbare Nähe gerückt und damit auch den
Führerbriefen ein vorzeitiger Austausch des Reichskanzlers nicht mehr aus-
geschlossen erschien,51 vollendete die Preußenwahl (NSDAP von 8 auf 162,
DNVP von 82 auf 31, DVP von 40 auf 7, DDP von 21 auf 2 und SPD von
137 auf 93 Mandate) den "politischen Erdrutsch", den die Septemberwahl
1930 eingeleitet hatte. Dies war in erster Linie eine Folge des Zusammen-
bruchs der alten bürgerlichen Parteien mit liberalem Hinter-
"Die paar Mandatstrümmer, die sie noch aus dem Zusammenbruch gerettet
haben, bedeuten nichts mehr, können auch nicht als Anklammerungspunkte für
eine Wiederbelebung dieser Parteien gelten. Was sich hier vollzogen hat, ist von
weittragender Bedeutung ... Der Liberalismus, auch der wirtschaftliche, hat für die
nächste Zeit keine politische Basis in Deutschland."52
Silverbergs Abkehr von Brüning ist nicht zuletzt aus der Perspektive ei-
ner so gewandelten Parteienlandschaft und eines daraus abgeleiteten neuen
Integrationskonzeptes zu verstehen. An Brünings Sturz war Silverberg wohl
nicht unmittelbar beteiligt, wenn seine Rolle auch Beachtung verdient: Of-
fenbar in Abstimmung mit dem zu dieser Zeit noch im Amt befindlichen
Reichswirtschaftsminister Warmbold intervenierte Silverberg am 7. April
1932 in der Reichskanzlei gegen eine Rede von Finanzminister Dietrich,53
der angedeutet hatte, den "vorsichtigen Versuch einer Wirtschaftsbelebung"
machen zu wollen. Der Vorstoß Warmbolds und Silverbergs muß überra-
schen, weil Dietrichs Äußerungen genau auf der Linie der von beiden zuvor
wiederholt geforderten Abkehr von einer überzogenen Deflationspolitik
lag.54 Die Widersprüchlichkeiten im Verhalten Silverbergs und Warmbolds
lassen den Schluß zu, daß mit dem Ausbau einer Frontstellung gegen Diet-
rich ein Alibi für den am 6. Mai 1932 überraschend vollzogenen Rücktritt
des Reichswirtschaftsministers vorbereitet werden sollte. Dieses Alibi war
um so notwendiger, als Warmbold keine vier Wochen später in sein altes
Amt zurückkehrte, diesmal jedoch unter Franz von Papen als Reichskanz-
ler. Vielsagend in diesem Zusammenhang ist die Haltung der Führerbriefe,
die bereits am 3. Mai die Demission Warmbolds unter der Schlagzeile "Das
Kabinett Brüning in der Auflösung" zu vermelden wußten. In ihrem Leitar-
tikel "Was ist der politische Sinn des Rücktritts von Professor Warmbold"
wird an erster Stelle Dietrich als "eigentliche Veranlassung" genannt. Ah-
nungsvoll resümiert die Korrespondenz: "Dieser Reichsfinanzminister
kommt dem Kanzler teuer zu stehen."55
In den Begründungen, die der Wirtschaftsminister später selbst für sei-
nen demonstrativen Rücktritt anführte, erscheint demgegenüber als Haupt-
motiv der Widerstand gegen die Deflationspolitik Brünings (deren Beendi-
gung Dietrich in seiner Rede vom 6. April ja gerade angekündigt hatte),
insbesondere die Notverordnung vom 8. Dezember 1931, in deren Folge
Warmbold das Demissionsgesuch eingereicht habe, dessen "Genehmigung"
sich aber "aus politischen Gründen" bis Mai 1932 verzögert habe.56 Tat-
sächlich datiert das Rücktrittsgesuch jedoch, wie die Akten ausweisen, erst
vom 28. April 1932.57 Brünings Empfinden, daß Warmbold sich "als Werk-
zeug gegen das Kabinett" gebrauchen ließ,58 erscheint daher nicht ohne
substantiellen Hintergrund.
Hier findet sich, unschwer zu erkennen, eine exakte Analyse der Silver-
bergschen Politik, wie sie für die 20er Jahre bestimmend war. Der zweite
Teil des Artikels, betitelt "Die Eingliederung des Nationalsozialismus", be-
schreibt die durch die Krise veränderte Situation, in der mit der Aus-
schaltung des Parlaments auch die Sozialdemokratie in ihrer Funktion als
politisch-parlamentarischer Überbau der Gewerkschaften einerseits und als
"Massenstützpunkt für die Herrschaft des Bürgertums in Deutschland" an-
dererseits überflüssig geworden sei. Die daraus resultierende Auseinan-
derentwicklung von Gewerkschaften und SPD schaffe aber die Vorausset-
zung für die "Eingliederung" des Nationalsozialismus zur sozialen Konso-
lidierung der in Gefahr geratenen kapitalistischen Wirtschafts- und Gesell-
schaftsordnung:
"Durch ihre Loslösung von der Sozialdemokratie entfällt für die Gewerkschaf-
ten ihre bisherige politische Repräsentation, an deren Stelle sie in einem nicht
mehr oder nur sehr bedingt parlamentarischen Staat eine neue und neuartige poli-
tische Führung brauchen. Wenn es dem Nationalsozialismus gelänge, diese Füh-
rung zu übernehmen und die Gewerkschaften in eine gebundene Sozialverfassung
einzubringen, so wie die Sozialdemokratie sie früher in die liberale eingebracht
hat, so würde der Nationalsozialismus damit zum Träger einer für die künftige
Der Verfasser des Artikels, Alfred Sohn-Rethel, lieferte hier die Gründe,
die für Silverbergs Hinwendung zum Nationalsozialismus bestimmend wa-
ren, und formulierte zugleich die Probleme, die bis zu einer Regierungs-
übernahme durch die NSDAP zu lösen blieben. Der späteren Behauptung
Sohn-Rethels, der Artikel sei von ihm, einem damals unerkannten Marxi-
sten, nach Oberlistung der etwas beschränkten Führerbrief-Redaktion "ein-
zig zum Zweck" des "Wahlkampfs für die Kommunisten" in die Korre-
spondenz eingeschleust worden67 ist entgegenzuhalten, daß die Abhandlung
der Gesamtlinie der DFB im Herbst 1932 genau entsprach. Dies ist im übri-
gen bereits überzeugend nachgewiesen68 und von Sohn-Rethel auch indirekt
anerkannt69 worden. Für Silverberg hatte die Artikelserie eine doppelte
Funktion: Einerseits war sie als Argumentationsunterlage gegenüber der
westlichen Industrie gedacht, um deren Abkehr von der NSDAP entgegen-
zuwirken; andererseits sollten die Ausführungen Hitler gegenüber als
Nachweis einer wohlwollenden Einstellung dienen und einer direkten Kon-
taktaufnahme die Wege ebnen.70
Über Werner von Alvensleben71 im Winter 1932/33 wohl der wichtig-
ste Mittelsmann in den Verhandlungen mit der NSDAP, nahm Silverberg
Verbindung zu Hitler auf. Dabei legte er offenbar Wert darauf, in Abstim-
mung mit Krupp und Reusch72 vorzugehen und sie über seinen Schritt zu
informieren. Am Abend des 31. August 1932 traf Silverberg mit Alvensle-
ben zusammen73 um die Position der Wirtschaft gegenüber der NSDAP
deutlich zu machen. Alvensleben fertigte Notizen von diesem Gespräch74
und übersandte sie, wohl mit Billigung Silverbergs75 sowohl an Hitler als
auch an Schleicher. Wie aus den Aufzeichnungen ersichtlich, galt Silver-
bergs vordringliches Interesse zunächst der Verhinderung einer Koalition
von NSDAP und Zentrum in Preußen und im Reich.76 Er versuchte dabei,
den Nationalsozialismus ausschließlich auf seine "nationale" Komponente,
der allein die "14 Millionen-Bewegung" ihre Erfolge verdanke, festzule-
gen. Wenn die NSDAP nun aus "taktischen Gründen" Verhandlungen mit
dem Zentrum führe, lägen die Berührungspunkte höchstens dort, "wo die
eigene Bewegung ohnehin durch fremde Gedankengänge gefährdet ist".
Gemeinsamkeiten mit dem Zentrum seien nämlich nur in" gewerkschaftli-
chen, sozialistischen und marxistischen Ideengängen" zu finden. Lasse die
NSDAP sich aber erst einmal auf solche Kombinationen ein und vollziehe
nicht eine "bewußte Lossagung" von "gelegentlich publizierte[n] marxi-
stische[n] Forderungen", bestehe konkrete Gefahr für die weitere Existenz
der "Bewegung", weil solche Gedankengänge dem Nationalsozialismus
"völlig wesensfremd" seien.77 Daß Silverberg die Verhinderung einer Ko-
alition zwischen NSDAP und Zentrum ein zentrales Anliegen war, unter-
strich er auch gegenüber Paul Reusch: "Die ganzen Dinge stehen und
fallen mit der Frage, auf welcher Grundlage die Koalition Zentrum-
Nationalsozialisten im Reich zustande kommt. Ich brauche Ihnen nicht zu
sagen, daß ich, soweit ich irgendwie konnte, ohne mich zu sehr zu exponie-
ren, nach allen Richtungen Fühlung genommen habe um dieses Spiel zu
hintertreiben."78
Im Vordergrund der Unterredung mit Alvensleben stand neben dieser
Frage vor allem Silverbergs Angebot einer Zusammenarbeit von Unter-
nehmertum und Nationalsozialismus: Silverberg deutete dabei an, daß er
hierzu persönlich bereit sei, warnte aber eindringlich vor einem unklaren
Kurs der Partei, der zur Abwendung der Industrie führen müsse:
"Die Wirtschaft braucht, um fünf Millionen Arbeitslose von der Strasse herun-
ter in die Betriebe zu bringen, vor allem Ruhe, Ordnung und eine gleichbleibende
politische Linie. Die Wirtschaft war bereit, mit der nationalsozialistischen Bewe-
gung, deren nationalem Elan sie sich sofort anschloß, zusammenzugehen. Die
Bewegung hat aber das Ordnungsbedürfnis der Wirtschaft bisher nicht genügend
berücksichtigt, und es besteht daher die Möglichkeit, daß sie sich vom Nationalso-
zialismus abwendet und der Parole der Regierung Papen folgt, weil deren Wirt-
schaftsprogramm ihr die Hoffnung auf die Sicherung der Ordnung und die ent-
schiedene Abkehr von Sozialismus und Marxismus gebracht hat. Es wird für die-
jenigen Persönlichkeiten der Wirtschaft, die von jeher (Silverberg-Rede 1926 in
Dresden) der Meinung waren, daß das deutsche Unternehmertum mit der Arbei-
terschaft und auch einer großen politischen Vertretung der Arbeitnehmerschaft
zusammengehen müsse, daher immer schwerer, für das Zusammengehen der
Wirtschaft mit dem Nationalsozialismus einzutreten. Ohne das Unternehmertum
und die Wirtschaft aber wird der Nationalsozialismus außerstande sein, die Mil-
lionen Erwerbslosen in die Betriebe zu bringen, dem Volk Arbeit und Brot zu
geben und damit die Voraussetzung für die Durchführung der nationalen Ziele zu
schaffen."79
Wie 1926 in Dresden kam es Silverberg darauf an, mit "einer großen po-
litischen Vertretung der Arbeitnehmerschaft", diesmal allerdings der
NSDAP anstelle der SPD, zusammenzugehen. Dies sei im übrigen auch im
Interesse der NSDAP, denn "ohne das Unternehmertum" werde es der Par-
tei nicht möglich sein, die Krise zu überwinden. Dies verlange aber vom
Nationalsozialismus, das "Ordnungsbedürfnis der Wirtschaft" besser als
bisher zu berücksichtigen.
Dem Votum einer Zusammenarbeit mit dem Nationalsozialismus ent-
sprach, wie in Silverbergs Gespräch mit Alvensleben deutlich wird, die
Notwendigkeit für die Unternehmer, "die Führung der N.S.D.A.P. zu einer
deutlichen, unmißverständlichen Klarheit über ihr wirkliches Wirt-
schafts- und Sozialprogramm zu drängen"80 So galt auch den Führerbriefen
das von Strasser in seiner Reichstagsrede vom 10. Mai verkündete "Wirt-
schaftliche Sofortprogramm", das in Industriekreisen allgemein mit großer
Skepsis betrachtet wurde,81 als eine Mischung von "gewerkschaftli-
chem Denken und deutscher Romantik", mit dem "keine nüchterne und
briefe übersandt habe: Es handelte sich dabei wohl kaum zufällig um dieje-
nigen Exemplare, die den wegweisenden Rekonsolidierungs-Artikel ent-
hielten.
Anfang November 1932 kam es dann tatsächlich zu dem gewünschten
Zusammentreffen der "Unterhändler" Silverbergs, Meynen und Reuter, mit
Hitler im Hotel Kaiserhof, dem Berliner Standquartier der NSDAP. Die
Unterredung selbst dauerte nach einem Bericht der "Welt am Montag"
"über eine Stunde. . . Hitler bestritt die Unterhaltung, seinem Temperament
entsprechend, zu neun Zehnteln allein. Das lag aber zufällig auch im Sinne
der Unterhändler, da sie ja seine Meinung hören wollten. Sie äußerten sich
nach [ihrer] Rückkehr zuversichtlich und betonten, Hitler 'kenne jetzt die
Grenzen seiner politischen Macht ".117 In den Führerbriefen und fast gleich-
lautend den "Velten-Briefen" beteuerten Meynen und Reuter, im übrigen
sparsam mit Informationen über die Zusammenkunft, daß Hitler trotz der
"Abneigung" des Reichspräsidenten, ihn zum Kanzler zu ernennen, sich
nicht "auf irgendwelche Unbesonnenheiten abdrängen lassen würde": Sie
hätten "aus einem kürzlichen Gespräch mit Hitler einen viel zu guten Ein-
druck von seinem klaren, nüchtern real-politischen Blick bekommen", als
daß sie annehmen könnten, "er würde nicht eine legale Möglichkeit zu er-
greifen versuchen".118
Die spätere Mitteilung Meynens, es habe sich um eine unverbindliche
Erörterung wirtschaftspolitischer Prognosen "über den Verlauf der dama-
ligen Krise" gehandelt, ein Thema, zu dem er als durch Alvensleben emp-
fohlener Experte von Hitler konsultiert worden sei, wird dem Vorgang
kaum gerecht.119 Richtiger ist wohl die Version, daß es Hitler in erster Linie
darauf ankam, die politische Sonderrolle Silverbergs und der Führerbriefre-
daktion, also deren Eintreten für seine Kanzlerschaft, zu bestärken. Bei Sil-
verberg mag der Wunsch mitgespielt haben, "auch in der neuen Richtung
wieder als ausschlaggebender Berater und wirtschaftlicher Faktor betrachtet
zu werden."120
Die Führerbriefe vertraten jedenfalls weiterhin die Forderung nach einer
Regierungsübernahme durch Hitler und lehnten jede "Zwischenlösung" ab.
Anläßlich der für den 19. November anstehenden Verhandlungen zwischen
Hindenburg und Hitler über die Bildung einer neuen Regierung könne man,
so die DFB, "nicht dringend genug wünschen, daß es in dieser historischen
Stunde zu einer Verständigung kommt ... Darum soll Hindenburg Hitler
zum Manne seines Vertrauens machen, es sei denn, daß dieser selbst
jemand anders vorschlüge."121 Dieses Plädoyer, das sich wohl die
Chance eines Auswegs offenhielt (falls Hitler nämlich Strasser benen-
nen sollte),122 entsprach substantiell der vom "Keppler-Kreis" initiierten
Eingabe an den Reichspräsidenten. Silverberg war offensichtlich auch
persönlich bereit, die Eingabe zu unterzeichnen. Jedenfalls meldete Keppler
am 14. November 1932 an Krogmann: "Selbst Silverberg will ohne Beden-
ken auf seine Abstammung unterschreiben."123 Wie Silverberg spä-
ter bestätigte, hatte er von der Aktion Kenntnis, "aber es hat sich niemand
an mich wegen meiner Unterschrift gewendet, was ja auch nach Lage der
Dinge, angesichts meiner Abstammung, nicht gut möglich war."124
Nachdem Hindenburg ein Hitler-Kabinett abermals abgelehnt hatte, weil
es sich "zwangsläufig zu einer Parteidiktatur" entwickeln würde, verfielen
die Führerbriefe, die das "größere Recht" auf der Seite Hitlers sahen, in
Ratlosigkeit, da sie keine tragfähige Alternative erblicken konnten:
"... wir vermögen uns im Augenblick keine Lösung der Regierungskrise vor-
zustellen, die von längerem Bestand wäre und Aussicht auf den nötigen Erfolg der
neuen Regierung böte. Die Umstände erforderten eigentlich die Berufung Schlei-
chers zum Kanzler, der aber wohl schon vom Reichspräsidenten für diesen Zweck
beim Portepee gefaßt werden müßte. Für die Autorität einer Präsidialregierung am
ungeeignetsten wäre die Wiederberufung Papens . . ."125
Schleichers Konzept einer Massenbasis, das wohl weiter führte als Papens
Idee des "Neuen Staates", lehnte Silverberg, soweit es vornehmlich auf ei-
ner "Querachse" zu den Gewerkschaften beruhte, entschieden ab. In diesem
Sinne hatte Silverberg bereits im September 1932, angesichts einer mögli-
chen Koalition zwischen NSDAP und Zentrum im Reich, vor den Gefahren
einer Querverbindung "aller gewerkschaftlichen und sozialistisch einge-
stellten Teile des Zentrums und der Nationalsozialisten" gewarnt, die "voll-
kommen einig in der Absicht" seien, "die Verstaatlichung zumindest des
Bergbaues, der Schwerindustrie und angeblich auch der Großchemie durch-
zuführen ... Man ha[be] Grund anzunehmen, daß diese Bestrebungen ihr
zentrales Antriebsmoment im Reichswehrministerium finden, das eine voll-
ständige wirtschaftspolitische Abteilung eingerichtet hat und von Autori-
tätsgedanken und der Sicherung der Landesverteidigung getragen, diese
Sozialisierungsideen und die planwirtschaftlichen Ideen fördert . . . "126
Silverbergs Distanz zu Schleicher127 wurde verstärkt durch den offen-
sichtlichen Einfluß des Kölner Eisenindustriellen Otto Wolff beim damali-
gen Reichswehrminister, der, von Schleicher protegiert, vor allem den Ein-
stieg ins profitable Rußlandgeschäft zu finden suchte.128 Alte persönliche
Animositäten zwischen Silverberg und Wolff mündeten im September 1932
in einer öffentlich ausgetragenen Pressefehde:129 dieser Kontroverse ent-
sprach dabei auf höherer politischer Ebene die Auseinandersetzung zwi-
schen Hitler und der Schleicher-Wolff-Gruppe in der Frage der Regie-
rungsbeteiligung der NSDAP.130 In Übereinstimmung mit Reusch131 be-
fürchtete Silverberg vor allem einen Stillstand der "inneren Reform"
Pressemeldungen vom Januar 1933, daß Silverberg bzw. die "jungen Leute
um die Führerbriefe'" an dem Zustandekommen des Kölner Treffens
zwischen Papen und Hitler am 4. Januar 1933 "nicht unbeteiligt" gewesen
sein sollen,153 erscheinen aus der Bündnisperspektive des Industriellen
1932/33 als nicht völlig unwahrscheinlich. Silverberg ließ diese Mitteilun-
gen jedoch durch das Conti-Büro energisch dementieren: Er habe" mit der
ganzen Angelegenheit gar nichts zu tun gehabt" und von "jener Zusam-
menkunft zwischen den Herrn Hitler und von Papen erst tags darauf in Ber-
lin durch die Presse erfahren."154 In diesem Sinne wies Silverberg auch die
von dem ehemaligen französischen Botschafter in Berlin, André Fran-
çois-Poncet, nach dem Kriege verbreitete Darstellung155 zurück, daß er per-
sönlich (an zweiter Stelle genannt neben Schacht, Thyssen und Vögler)
diesem Votum für eine Notstandsdiktatur auf Zeit waren neue Töne gegen-
über Hitler und dem Führungsanspruch der NSDAP zu hören, in denen die
Argumentation Gregor Strassers deutlich nachklang und die durchaus als
Warnung an die Partei begriffen werden konnten:
Mit der Zuspitzung der politischen Lage Ende Januar 1933 waren diese
Spekulationen auf ein autoritäres Obergangskabinett dann wieder ersatzlos
fallen gelassen worden.163 Anläßlich der Ernennung Hitlers konstatierten
die Führerbriefe schließlich nicht ohne Genugtuung, daß die "Regierungs-
krise ... durch die Berufung Hitlers zum Reichskanzler erfreulich schnell die
Lösung gefunden" habe, "die wir seit dem Sommer unentwegt trotz nicht
geringer Kritik und Anfeindungen als die beste gefordert haben."164
"Man kann innerlich zu der Regierungsumbildung stehen, wie man will, und
man mag der Politik den Primat über Regungen des Gemüts voll zubilligen; vom
menschlichen Standpunkt habe ich das lebhafteste Bedauern gefunden, daß eine
Persönlichkeit wie Sie in dieser kritischen Stunde nicht mehr verantwortungsvoll
wirken soll."6
"da ja vorläufig noch kein Mensch weiß, wohin die Reise geht und infolgedessen
kein Vertrauen in die weitere Entwicklung der Dinge bestehen kann. - Richtig ist,
daß das Bürgertum auf diese Wahlen ebenso wenig vorbereitet ist wie auf die ver-
gangenen Wahlen. Wenn es sich nicht entschließt, sich zu einer einzigen großen
Partei zu vereinigen, wird es vorläufig im politischen Leben Deutschlands keine
Rolle mehr spielen."11
RDI und DIHT hielten in Fortsetzung ihrer zuletzt unter Schleicher vorge-
brachten Generalkritik am Wirtschaftsprogramm der NSDAP,13 aber auch
an den Plänen Schachts,14 im Februar und März 1933 an ihrer auf Distanz
bedachten Linie fest: Der neuen Staatsführung wurde öffentlich bescheinigt,
daß ihr Konzept "von letzter Klarheit noch weit entfernt" sei,15 eine Fest-
stellung, die Reichskanzler Hitler im Kabinett definitiv bestätigte und mit
der Notwendigkeit einer auf Breitenwirkung abgestellten Propaganda recht-
fertigte.16 Im Vordergrund der Auseinandersetzung von RDI und DIHT mit
der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik stand, in Kontinuität der be-
reits Papen und Schleicher gegenüber eingeschlagenen handelspolitischen
Linie, der Kampf gegen die Autarkie.17
Unmittelbar nach der Inaugurierung des Hitler-Papen-Kabinetts trafen
die Vertreter der Spitzenverbände zusammen, um angesichts der zu erwar-
tenden Vereinigung von Wirtschafts- und Ernährungsministerium Maß-
nahmen einzuleiten, die einer Abkehr von einem weltmarktorientierten
Handelssystem entgegenwirken sollten. Gleichzeitig kamen die industriel-
len Organisationen überein, auf Distanz zur Regierung zu bleiben und "vor-
läufig auch nicht offiziell um eine Audienz bei dem Reichskanzler oder
Hugenberg" einzukommen, damit, so Kastl, nicht der "Eindruck" entstehe,
"als ob wir uns in irgend einer Form anwerfen wollten".18 Anläßlich der
ersten Besprechung zwischen der Industrie und dem neuen Wirtschafts- und
Ernährungsminister Hugenberg am 9. Februar 1933 legte Kastl ein ausführ-
liches Aide mémoire vor,19 in dem das Prinzip einer exportorientierten Han-
delspolitik für unverzichtbar erklärt wurde. In Übereinstimmung mit dem
DIHT und der Internationalen Handelskammer verlangten die Vertreter des
Reichsverbandes von der Regierung, die Pläne zur Einführung von Han-
delskontingenten, wie von der Landwirtschaft gefordert und auch von
Schacht befürwortet,20 fallenzulassen. Silverberg bezeichnete in seiner Ei-
genschaft als Stellvertretender Vorsitzender des RDI den Versuch einer
"derartigen schematischen Regelung der Handelsbeziehungen als verhäng-
nisvoll",21 und Frowein betonte für die Internationale Handelskammer, "daß
eine Sanierung der deutschen Wirtschaft ohne eine Sanierung der Weltwirt-
schaft nicht denkbar sei. Man sei sich international darüber einig, daß das
Prinzip der Meistbegünstigung aufrechterhalten werden müsse ... Man den-
ke heute wirtschaftspolitisch zu bilateral und müsse sich wieder daran ge-
wöhnen, multilateral zu denken und zu handeln."22
Für den DIHT wies Hamm auf die "Zusammenhänge zwischen Arbeits-
losigkeit und Exportförderung" hin und warnte dabei vor "Maßnahmen",
die das "handelspolitische Verhältnis zu unseren Hauptabnehmern erschüt-
tern können".23 Die schwerwiegenden Besorgnisse der Exportindustrie24 vor
einer zunehmenden Autarkiepolitik der NS-Regierung bestimmten auch die
Präsidialsitzung des RDI vom 17. Februar 1933:25 Das Präsidium ließ in
seiner ersten öffentlichen Erklärung zum Amtsantritt des Hitler-Kabinetts
nur knapp verlauten,
"daß die Stellungnahme der Industrie auch gegenüber der neuen Regierung von
ihren wirtschaftspolitischen Maßnahmen abhängig bleiben müsse. Für die Besserung
der wirtschaftlichen Verhältnisse sei es nach Auffassung der Industrie von ausschlag-
gebender Bedeutung, daß Störungen der inneren Ruhe und des sozialen Friedens
vermieden würden, damit die vorhandenen Möglichkeiten einer organischen Gesun-
dung, die für die Gesamtheit des deutschen Volkes lebenswichtig sei, nicht vernichtet
würden. Dazu müßten Unternehmer und Arbeiter im Interesse der Allgemeinheit bei-
26
tragen."
Diese Erklärung stimmte im Tenor mit einer bereits am 10. Februar ver-
breiteten Mitteilung überein, daß die Stellungnahme des RDI "zu dem neu-
en Reichskabinett ebenso wie zu früheren Regierungen lediglich durch sei-
ne wirtschaftlichen Maßnahmen bestimmt" werde.27 Krupp erhielt im An-
schluß an die Präsidialsitzung den Auftrag, bei Hitler persönlich gegen eine
Umstellung der Außenhandelsbeziehungen Front zu machen: Dies sollte im
Rahmen der bekannten Zusammenkunft führender Industrieller mit Hitler
im Hause Görings am 20. Februar 1933 geschehen.28 Auf einem offenbar
als Gedächtnisstütze für die Besprechung gedachten Handzettel hatte Krupp
säuberlich notiert: "Vermeidung erneuter Unruhe in handelspol[itischen]
Fragen ... Weitestgehende Stärkung des Exportes zwecks Arbeitsbe-
schaff[un]g." und schließlich als Nachtrag "Erschwerung des Eintretens für
Regierung falls einseitige Agrarpolitik übertrieben wird."29 Im März 1933,
nach Reichstagswahl und Ermächtigungsgesetz, legte der RDI eine ange-
sichts der weiteren Entwicklung unwirksam gebliebene, in ihrer grundsätz-
lichen Bedeutung aber bisher nicht beachtete programmatische Erklärung
zur deutschen Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik vor, die sich voll-
kommen im Rahmen der liberalen Wirtschaftstheorie bewegte und auch in
der Handelspolitik am Prinzip der Weltmarktorientierung festhielt.30 In Ab-
schnitt VII der Denkschrift wurde ausgeführt:
"Die deutsche Handelspolitik ist so zu gestalten, daß auf der einen Seite der
nationalen Produktion ein ausreichender Schutz gewährt wird, daß aber auf der
anderen Seite der Export, von dem auch heute noch mehr als 20% der Bevölkerung
leben, keine Schmälerung erfährt, sondern nach Möglichkeit wieder ausgeweitet wird.
Der richtige Weg für die Rettung der Landwirtschaft liegt nicht in einseitigen
Schutzmaßnahmen, die ihr auf die Dauer selbst zum Schaden gereichen, sondern
in einer solchen Stärkung des inneren Marktes, daß für den Absatz landwirtschaftli-
cher Produkte genügend Kaufkraft vorhanden ist. Jeder zusätzliche Ertrag der
31
deutschen Ausfuhr bedeutet eine solche erwünschte Stärkung des inneren Marktes."
Auch in der Finanz- und Währungspolitik stand die nationalsoziali-
stische Programmatik im Gegensatz zu den Auffassungen der Großin-
dustrie: So hielten RDI und DIHT, aber auch Teile der Schwerindustrie, an
der überkommenen Lehre vom ausgeglichenen Haushalt fest und lehnten
umfangreiche "deficit-spending"-Programme als "Währungsexperimente"
nach wie vor entschieden ab.32 Die Absetzung Luthers vom Direktorium der
Reichsbank am 16. März 1933 löste innerhalb breitester Kreise der Indu-
strie Unruhe aus, weil in seiner Person der Garant einer soliden und auf
Stabilität ausgerichteten Konjunkturpolitik erblickt wurde, dem es bisher
gelungen seil "den Ansturm der vielen falschen oder irregeleiteten Prophe-
ten und Reformatoren, die an die Stelle klug abwägender Vernunft Experi-
mente zu setzen gewillt waren, abzuwehren".33 Im engeren Kreis des
RDI-Präsidiums waren deshalb, als sich die Wiederernennung Schachts
zum Präsidenten der Reichsbank abzeichnete, vorbeugende Maßnahmen zur
Sicherstellung der Lutherschen Währungspolitik diskutiert worden.34 Kastl,
"der von der Entwicklung außerordentlich betroffen war und von großen
Gefahren sprach", wurde beim noch amtierenden Luther selbst vorstellig,
ließ sich aber schließlich überzeugen, daß "kein anderer Weg zu gehen
blieb", Widerstand gegen die Weisungen der politischen Führung innerhalb
des Generalrats der Reichsbank also zwecklos erschien.35 Der anschließen-
de Versuch, Schacht auf die konservative Konjunkturpolitik Luthers
festzulegen36 dokumentierte eine unrealistische Einschätzung der
Gesamtlage, machte aber zugleich deutlich, mit welcher Skepsis die
Industrie seiner erneuten Amtsführung entgegenblickte.
So nahm es nicht wunder, daß die Spitzenverbände das "Wirtschaftssy-
stem des Faschismus", dessen Umrisse sich zudem im Februar und März
1933 noch nicht in der gewünschten Präzision erkennen ließen, zunächst
mit wenig Enthusiasmus betrachteten. Die Abkehr von den "alten abge-
wirtschafteten Grundsätze[n] einer liberalistischen Wirtschaftspolitik", wie
sie Thyssen in der Präsidialsitzung des RDI am 23. März verlangte,37 war
bisher nicht vollzogen: Vielmehr beharrte der Reichsverband in seiner
Denkschrift vom März 1933 auf sauberer "Trennung" zwischen Staat und
Wirtschaft und erteilte, unabhängig von Zugeständnissen in der Termino-
logie, jeder Form des Staatsinterventionismus eine klare Absage.38 In die-
sem Sinne hatte auch Krupp als Forderung der Industrie an Hitler notiert:
"Einschränkung der öffentli[chen] Ausgaben auf die Grundlage" vor 1900
(!)"entsprechend dem Verhältnis zum damaligen Umfange der wirt-
schaftl[ichen] Gesam[m]t- Produktion".39
Die Gegnerschaft der Großindustrie gegen ein staatskapitalistisches Sy-
stem dokumentierte sich auch in dem Versuch, erneut die Zusammenarbeit
mit der organisierten Arbeiterklasse zu suchen,40 jetzt mit der Zielsetzung,
"daß gerade in der augenblicklichen politischen Situation, in der sich die Gewerk-
schaften in einer außerordentlich schwachen Stellung befinden, solche Worte aus dem
Unternehmerlager stark versöhnend wirken und auch in diesem Sinne aufgefaßt wor-
den sind, und daß es eine nicht wiederkehrende Gelegenheit bedeutet, jetzt den Plan
einer stärkeren Verantwortlichmachung der Arbeitnehmerschaft für den Wirtschafts-
verlauf zu fördern, zumal dies auch in den Rahmen der bisher von der N.S.D.A.P.
vertretenen Auffassung von der Wirtschaft fällt."
Bauer verwies dabei ausdrücklich auf die von Silverberg 1926 in Dres-
den entwickelte Konzeption zur Fortentwicklung der Zentralarbeitsgemein-
schaft .43
In seinem Aide-memoire vom 23. März 1933 sprach der RDI zwar den
Arbeitsgemeinschaftsgedanken nicht explizit an, betonte aber, daß neben
der "Vermeidung innerer Unruhen"44 und der "Aufrechterhaltung der
Rechtssicherheit"45 die Wahrung des "sozialen Friedens" unbedingte Vor-
aussetzung einer wirtschaftlichen Erholung sei. Der "soziale Frieden" werde
"wesentlich davon abhängen, daß zwischen Unternehmern und Arbeitern
eine verständnisvolle Zusammenarbeit möglich wird, die durch eine positi-
ve Einstellung zum Staatsgedanken und durch eine Oberwindung der Idee
des Klassenkampfes und parteipolitischer Gesichtspunkte gekennzeichnet
sein" müsse.46 Diese gewiß interpretationsfähige Erklärung steht offenbar in
Zusammenhang mit der Verlautbarung des ADGB vom 21. März 1933 zu
Aufgaben und Stellung der Gewerkschaften: Die Gewerkschaften, so der
ADGB, seien "von dem Willen geleitet", "die ihnen obliegende Vertretung
der Arbeiterinteressen in freier Vereinbarung mit den Unternehmern wahr-
zunehmen" und "im Sinne einer Selbstverwaltung der Wirtschaft auch über
das Gebiet der Lohn- und Arbeitsbedingungen hinaus dauernd mit den Un-
ternehmerorganisationen zusammen zu wirken."47
Die Vorwürfe Thyssens in der Präsidialsitzung des RDI vom 23. März
1933, der Reichsverband und andere Industrielle hätten den "Versuch einer
Fronde mit den Gewerkschaften zusammen gegen die Regierung gemacht",
erscheinen aus dieser Perspektive nicht völlig aus der Luft gegriffen, zumal
Krupp einräumte, daß sich "einige Herren", darunter er selbst, "mit einigen
Gewerkschaftsvertretern über die Aussichten einer künftigen Zusammenar-
beit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, wie sie auch in der Ver-
gangenheit bestanden habe und voraussichtlich auch in der Zukunft wieder
vorhanden sein werde, unterhalten" hätten.48
Gleichwohl können diese Gespräche mit den Gewerkschaften nicht als
Versuche einer auf Opposition gegen die Hitler-Regierung gerichteten Stra-
tegie interpretiert werden: Sie entsprachen vielmehr einer auf Abwehr des
Staatsinterventionismus zielenden Politik der Unternehmerverbände, wobei
der "starke Staat" sich auf die Garantierung äußerer Rahmenbedingungen
wirtschaftlicher Betätigung zu beschränken hatte. Dieses noch ganz am li-
beralen Modell orientierte Konzept macht erklärlich, daß der Vorsitzende
des RDI, Krupp, trotz erheblicher programmatischer Differenzen keinen
Widerspruch darin erblickte, der neuen Staatsführung unter Hitler gleichzei-
tig politische Unterstützung zuzusichern. Dies wurde besonders deutlich in
der bereits erwähnten Besprechung führender Industrieller mit dem Reichs-
kanzler am 20. Februar 1933. Hitler zeigte dort eine erstaunliche Offenheit
und ließ keinen Zweifel am totalen Machtanspruch der NSDAP,49 verstand
es aber andererseits, "in geschickter Wendung das eigene autoritärdiktatori-
sche Wirtschaftskonzept mit den antidemokratischen Autoritätsansprüchen
einer mehrheits- und gewerkschaftsfeindlichen Unternehmerideologie" zu
verbinden.50 Symptomatisch war, daß Hitler, dem vor allem daran gelegen
war, sich der Unterstützung der Industrie für die Reichstagswahl vom 5.
März 1933 zu versichern, zu "wirtschaftlichen Fragen ... verhältnismäßig
wenig" sagte51 und im übrigen keineswegs gewillt war, das Modell einer
strikten Trennung von Staat und Wirtschaft, das Krupp in seinen vorbereite-
ten Notizen zur Grundlage einer Kooperation mit den Nationalsozialisten
gemacht hatte, zu akzeptieren.
Trotzdem brachte Krupp als Sprecher der Industrie "spontan den Dank
der Versammlung" zum Ausdruck52 und hob dabei insbesondere das Be-
kenntnis Hitlers zum "Privateigentum" und zur "Wehrhaftigkeit" hervor.53
Ebenso bezeichnete es der Reichsverband im Anschluß an die Besprechung
vom 20. Februar 1933 als die "Pflicht" seiner Mitglieder, "sich mit allen
Kräften für die Gewinnung eines stabilen Regierungsfundaments und die
Durchführung einer nationalen Sammlung und Konzentration aller aufbau-
enden Kräfte einzusetzen".54 Die substantielle Diskrepanz zwischen einer
liberal-gouvernementalen und spezifisch faschistischen Staats- und Wirt-
schaftsordnung blieb von diesen Erklärungen allerdings unberührt. Hier
verbarg sich objektiv ein beträchtliches Konfliktpotential, das nur ober-
flächlich verdeckt war und von den Unternehmern nicht überall klar gese-
hen wurde.
Die Präsidialsitzung des RDI vom 23. März 1933 leitete einen grundsätzlich
neuen Abschnitt im Verhältnis von Staatsgewalt und industrieller Interes-
senorganisation ein.55 Der Wortführer des Hitler-Flügels, Fritz Thyssen, der
zuvor im Reichsverband über keinen nennenswerten Einfluß verfügte und
nicht einmal einen Sitz im Präsidium hatte, nahm die veränderten Macht-
verhältnisse zum Anlaß, massive Vorwürfe gegen den Reichsverband zu
erheben, der "immer und zu Jeder Zeit Schleppenträger' des bisherigen Sy-
stems gewesen sei". Er, Thyssen, habe demgegenüber, wie auch seinerzeit
anläßlich des Empfangs von Reichskanzler Brüning im Hauptausschuß des
RDI (November 1930), versucht, den Reichsverband für die "Nationale
Bewegung" zu gewinnen, sei dafür aber von der Versammlung "ausge-
zischt" worden.56 "Er habe die bekannte Sitzung im Industrieklub in Düs-
seldorf [26.Januar 1932] zustandegebracht57 und in jeder Weise versucht,
den Kontakt zwischen Industrie und Nationalsozialismus herbeizuführen.
Er habe aber oft genug das höhnische Lächeln beobachten müssen, welches
solche Versuche ausgelöst hatten." Nicht einmal die im Mai 1931 bei der
Besprechung mit dem Bergbau-Verein in Bochum gegebene Zusage des
RDI, die "Politik endlich auszuschalten", und eine zumindest 'neutrale' Hal-
tung der "Nationalen Bewegung" gegenüber einzunehmen,58 sei eingehalten
worden:
gen. [Er begrüße] diese Tat, die auch dem Reichsverband den Respekt vor der
59
neuen Flagge beigebracht habe . . ."
Als Thyssen in der Sitzung vom 23. März schließlich unverblümt die
Machtfrage stellte, deutete sich an, daß die Entscheidung über die zukünf-
tige Politik des Verbandes nicht mehr allein und zu allererst innerhalb der
zuständigen Gremien des RDI fallen würde, sondern auf oberer politischer
Ebene bereits vorgezeichnet war: Nur vor diesem Hintergrund jedenfalls
war Thyssen in der Lage, in ultimativer Form nicht nur die positive Mitar-
beit des RDI im nationalsozialistischen Staat, sondern auch personelle Kon-
sequenzen für die Führungsspitze des Verbandes zu fordern:
"Die nationale Revolution sei noch nicht beendet, sie sei nicht über den Kom-
munismus gestolpert und werde auch nicht über den Strohhalm des Reichsverban-
des stolpern, es sei denn, daß der Reichsverband sich eingliedere in die große Be-
wegung, und daß von diesem Gesichtspunkte aus die notwendig werdenden Neu-
wahlen zum Präsidium geprüft werden. Es müsse dafür gesorgt werden, daß es in
Zukunft ausgeschlossen sei, daß eine Gegenströmung gegen die nationale Bewe-
gung in Deutschland entstehen könne. Es sei dies gerade im Interesse der Indu-
strie erforderlich."60
Der RDI beeilte sich, Hitler umgehend eine ausdrückliche Loyalitätser-
klärung zu übermitteln, indem er durch Kastl (!) und Herle versichern ließ,
daß durch die Wahlen die "Grundlage für ein stabiles Regierungsfundament
geschaffen" und damit die "Störungen beseitigt" seien, "die sich aus den
ständigen politischen Schwankungen der Vergangenheit ergeben und die
wirtschaftliche Initiative stark gelähmt haben." Die Industrie sei bereit, bei
dem "notwendigen tatkräftigen Wiederaufbau" mitzuwirken und der
Reichsregierung bei "ihrem schweren Werke zu helfen."61 − In dem gleich-
zeitig verabschiedeten Aide-mémoire zur deutschen Wirtschafts-, Finanz-
und Sozialpolitik, das als Unterlage für die wirtschaftspolitischen Verhand-
lungen zwischen Regierung und Reichsverband gedacht war,62 beharrte die
Großindustrie jedoch, wie bereits vorn erörtert, auf ihren überkommenen
Thesen einer liberal verfaßten Wirtschafts- und Sozialordnung.63
Ernsthafte Besprechungen mit der Reichsregierung über das Programm
vom 23. März 1933 haben niemals stattgefunden: Vielmehr setzte eine ille-
gale, staatlich tolerierte Gewaltaktion gegen den RDI grundsätzlich neue
Prämissen: Im Zuge der sog. "Gleichschaltungsaktion" vom 1. April 1933
erschien der vormalige Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung der
NSDAP, Otto Wagener, in der Geschäftsführung des RDI, während zur
gleichen Zeit Krupp und Siemens im Auftrage des RDI-Präsidiums mit
Hitler in der Reichskanzlei konferierten. Wagener verlangte unter Andro-
hung von Gewaltmaßnahmen den sofortigen Rücktritt des Geschäftsfüh-
renden Präsidialratmitglieds, Geheimrat Kastl, von seinem Amte. Dies sei
notwendig, da der Reichsverband es bisher vermieden habe, "irgendwel-
che Notiz von der Revolution zu nehmen" und so tue, "als ob alles beim
nalen Bewegung" stellte dabei einen Eingriff in die Autonomie der Selbst-
verwaltungsorgane der Wirtschaft dar, wie er in der Geschichte des indu-
striellen Verbandswesens in Deutschland bisher ohne Beispiel war.
Es ist deshalb etwas überraschend, daß dem Konflikt zwischen Reichsre-
gierung und RDI in der einschlägigen Literatur, abgesehen von einigen älte-
ren Darstellungen und einer letzthin erschienenen kürzeren Abhandlung,
bisher relativ wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden ist."68 So notieren
beispielsweise Günther und Ohlsen in ihrer Monographie über den Reichs-
verband69 zwar Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Präsidiums im
Anschluß an die Tagung vom 23. März, interpretieren diese jedoch aus ei-
nem Gegensatz zwischen "Monopolkapital" und "nichtmonopolistischen
Unternehmern". Weite Kreise des kleinen und mittleren Unternehmertums
hätten, bei Unterstützung durch untergeordnete örtliche Staats- und Partei-
instanzen, mit der Forderung nach Durchsetzung ihrer Wirtschaftsinteressen
zu "ständiger Beunruhigung im RDI" beigetragen, "so daß mehrfach von
Regierung und oberster Parteiführung Eingriffe in die Wirtschaft verurteilt
und Strafen angekündigt wurden." Am 1. April schließlich sei es im Rah-
men des allgemeinen Judenboykotts zu einer "zeitweiligen Besetzung" der
RDI-Geschäftsstelle durch einen "Trupp SA-Männer" gekommen. Das
"Ausscheiden" Kastls und die Einsetzung Möllers und von Luckes als Re-
gierungskommissare habe "in erster Linie" das Ziel verfolgt, den RDI "vor
Obergriffen abzusichern, wie sie in den ersten Monaten des faschistischen
Regimes von unteren Parteiinstanzen aus zeitweilig gehegten Ressentiments
gegenüber dem Großkapital vorkamen".70
Ähnlich urteilt Stegmann, der, bei auffallend kursorischer Behandlung
des Vorgangs, von einer "wilden Besetzung" der Zentrale des RDI durch
SA und klein- und mittelbetrieblich organisierte Wirtschaft spricht: "Ob-
wohl", so Stegmann, "die Parteiführung um Hitler sehr früh Order gab, im
Interesse der Ruhe' in der Wirtschaft ... solche unkontrollierten Aktionen zu
verhindern, konnten diese aktivistischen Bewegungen von unten' . . . nicht
gestoppt werden."71
Beiden Interpretationen ist gemeinsam, daß sie nachträglich das ideolo-
gische Rüstzeug für den illegalen Eingriff in die Autonomie des Verbandes
liefern und dabei den Konflikt zwischen frei organisierter industrieller In-
teressenvertretung und Staatsgewalt umdeuten in eine Auseinandersetzung
zwischen Großunternehmertum und mittelständischer Wirtschaft. Diese
Erklärungsversuche, die die objektiven Widersprüche zwischen Großindu-
strie und faschistischem System im Frühjahr 1933 zu umgehen versuchen,72
basieren auf einer doppelt falschen Ausgangsthese, nämlich erstens einer
"wilden" Aktion durch unkontrollierbare Kräfte aus Mittelstand und Klein-
bürgertum unter Beteiligung der SA und zweitens der Ohnmacht der politi-
schen Führung gegenüber dieser, von ihr mißbilligten, illegalen Gewaltan-
wendung.
"Bei der Kopflosigkeit rings im Lande muß jede Unsicherheit über die Hal-
tung des Rv. von sehr übler Wirkung sein. Es sind schon viel zu viel Positionen
aufgegeben, ohne daß es nötig gewesen wäre und ihre früheren Inhaber, soweit sie
der herrschenden Partei dabei nachlaufen, müssen noch dazu die ganze Lauge des
Spottes über sich ergehen lassen. Für Mangel an Mut haben gerade die maßgeben-
den Leute des neuen Regimes am wenigsten Verständnis ...
Solange der Weg ... noch so unklar ist wie heute, solange wir noch keine Ah-
nung davon haben, ob die individualistischen ... oder die rein staatssozialistischen
[Kräfte] wirtschaftlich die Linie bestimmen werden, solange dürfen und können
wir nicht optieren, wenn wir nur einen Funken Achtung vor uns selbst behalten
wollen.
Bis dahin dürfen wir unseren Mitgliedern draußen auch keinen Umbau und
keine Gleichschaltung vortäuschen lassen . . . auch den staatlichen Stellen nicht.
Gerade ihnen sind wir eine klare − aber loyale − Haltung schuldig. Politische Op-
position für einen Wirtschaftsverband wäre heller Wahnsinn − verwaschenes
Nachlaufen hinter irgendwelchen wirtschaftlichen Utopien aber Selbstmord, auch
wenn es die Utopien der herrschenden Partei sein sollten.
Wir sind dazu da, das Recht der freien Meinung zu bewahren und die staatli-
chen Gewalten von ihrer Notwendigkeit zu überzeugen. Dazu ist erstes Gebot:
Klarheit in allen Dingen. Dazu gehört z. B. die Judenfrage. Der Rv. kann und darf
niemals eines Einverständnisses mit der unerhörten Disqualifikation und Bedrük-
kung des deutschen Judentums geziehen werden, wenn er noch ein moralisches
"standing" beanspruchen will. Sollte wegen einer solchen Haltung wirklich einmal
der Reichsverband vorübergehend oder längere Zeit nicht die Möglichkeit haben,
sich bei den maßgebenden politischen Führern Gehör zu verschaffen, nun, dann
müssen wir dies Schicksal tragen in der Überzeugung, das Beste gewollt zu ha-
ben..."84
In diesem Zusammenhang ist nicht ohne Interesse, daß auch Teile der
gemäßigten Schwerindustrie Kritik an der Aktion der NSDAP gegen
den RDI übten. So zeigte sich z. B. Paul Reusch "mit der Entwicklung
der Dinge" beim Reichsverband "durchaus nicht einverstanden" und bedau-
erte, an der Präsidialsitzung vom 6. April nicht teilgenommen zu haben."85
Der Eingriff in die Autonomie der Wirtschaftsorganisationen und die Um-
stellung der Unternehmerverbände auf das "neue Deutschland"86 wider-
sprach dem hier vorherrschenden Verständnis von Staat und Wirtschaft
entschieden.87 Der Bergbau begegnete der Kritik an der nationalso-
zialistischen Reorganisationspolitik dagegen mit dem Hinweis auf die Vor-
teile des angestrebten berufsständischen Aufbaus, in dem die "sozial-
politische Säule ... möglichst kurz" sein solle und auch der Werkgemein-
schaftsgedanke einer Realisierung entgegensehe.88 Die Position der
Reusch-Gruppe wurde noch einmal deutlich, als der Langnam-Verein
selbst mit den Gleichschaltungsansprüchen des NS-Systems konfrontiert
wurde: Um den von der NSDAP geforderten Rücktritt des Hauptge-
schäftsführers Max Schlenker zu verhindern, solidarisierten sich Vorsitzen-
der und Vorstand mit der Geschäftsführung. Als Schlenker schließlich nicht
mehr zu halten war, legte Springorum demonstrativ den Vorsitz des
men!"15 Der Rücktritt Silverbergs vom Vorsitz des AR der RAG nach der
Generalversammlung des Unternehmens am 31. März 1933 war logisch und
konsequent: er leitete gleich den vollständigen Rückzug des Industriellen
aus allen wirtschaftlichen und geschäftlichen Betätigungen bis Ende 1933
ein.16
Seine eigentliche politische Dimension erhält der Zusammenbruch des
Silverberg-Imperiums durch die bisher unbeachtet gebliebene Rolle Fritz
Thyssens. Dieser Zusammenhang ist auch in der Darstellung des Verhand-
lungsführers der RAG, Gustav Brecht, übergangen worden.17 In dem ge-
nannten Lage-Bericht der RAG von Mitte März 1933 wird auf diesen Punkt
dagegen nachdrücklich hingewiesen: Es sei kaum "aufzuklären", welche
Gründe Thyssen zur Veräußerung der RAG-Aktien aus dem Erbteil seines
Vaters veranlaßt hätten, insbesondere sei nicht zu sagen, ob "persönliche
Antipathien eine Rolle spielten, oder ob Elemente anderer nicht wirtschaft-
licher Art hinzutraten . . ."18 Auch Silverberg selbst, der Thyssen schon lan-
ge ein Dorn im Auge gewesen ist,19 hat später angedeutet, daß der Interven-
tion Thyssens gegen die Rheinische Braunkohle primär politische Motive
zugrunde gelegen haben.20
Die Interpretation Brechts, daß Silverbergs "Entmachtung" bei Rhein-
braun "in keinerlei Zusammenhang" mit der fast gleichzeitigen "Machter-
greifung" Hitlers stehe,21 bedarf also der Relativierung. Andererseits ist
aber der Hinweis auf die Überspannung der Kapitaldecke der Rheinischen
Braunkohle durch ein zu starkes Engagement bei Harpen nicht von der
Hand zu weisen:22 Silverbergs Gefährdung 1932/33 resultierte gewiß auch
aus seinen sehr ehrgeizigen, weitgespannten Planungen für ein großzügiges
Verbundsystem von Braunkohle, Steinkohle und Energiewirtschaft; seine
Niederlage jedoch ausschließlich aus einer unabwendbaren Zwangsläufig-
keit gravierender unternehmerischer Fehlentscheidungen darstellen zu wol-
len -"qui trop embrasse mal étreint" −, wie es Brecht23 und Meynen24 ver-
sucht haben, verdeckt die politischen Implikationen der Rheinbraun-Krise
1933.
engagierte Tätigkeit in diesem Gremium26 war jedoch nur von kurzer Dau-
er: Schon bald nach der Machtergreifung begannen kaum verdeckte Intri-
gen, die auf seine Ablösung vom Präsidium der Kammer zielten. Dabei
spielte Kurt Freiherr von Schroeder, in dessen Hause die entscheidende Zu-
sammenkunft von Hitler und Papen am 4. Januar 1933 stattgefunden hatte,
eine wenig rühmliche Rolle. Nachdem Schroeder, den Bracher zutreffend
als "ehrgeizigen, rücksichtslosen Opportunisten" charakterisiert,27 am 1.
Februar 1933 (!) der NSDAP beigetreten war, richtete er seine weiteren Ak-
tivitäten zunächst auf persönlichen Macht- und Prestigegewinn im engeren
Kölner Raum.
So erschien v. Schroeder im Anschluß an die Plenarsitzung der IHK
Köln am 13. März 1933 bei Silverberg und dem 1. Geschäftsführer der
Kammer, Dr. Schmitz-Sieg, um seinen Anspruch auf den Vorsitz geltend zu
machen.28 Offenbar sah Schroeder nach der am gleichen Tag vollzogenen
Amtsenthebung des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Dr. Adenauer29
auch seine Stunde gekommen. Dabei ist auch ein Zusammenhang mit der
Rheinbraun-Krise, die Mitte März 1933 in ihr entscheidendes Stadium trat30
nicht unwahrscheinlich: Immerhin ist auffällig, daß die RWE-Gruppe unter
Führung Vöglers über den anhaltenden Widerstand Silverbergs gegen die
Übernahme der Braunkohle durch das RWE zunehmend ungehalten war
und nunmehr starken Druck einsetzte,31 um Silverberg zum Einlenken zu
bewegen. Auch die Entfernung Adenauers konnte der Vögler-Gruppe nicht
ungelegen kommen, führte doch der Kölner Oberbürgermeister die Opposi-
tion der freien RAG-Aktionäre gegen die Politik des RWE an.32
Jedenfalls teilte Schroeder Silverberg und Dr. Schmitz-Sieg mit, daß am
nächsten Tage, also am 14. März, ein Staatskommissar die "Aufsicht und
Kontrolle über die laufende Arbeit der Kammer"33 übernehmen werde. Dr.
Schmitz-Sieg setzte sich daraufhin mit dem Staatssekretär Dr. Claussen im
Ministerium für Wirtschaft und Arbeit sowie dem Regierungspräsidenten in
Köln telefonisch in Verbindung und erhielt den Bescheid, "daß irgendeine
Sonderaktion gegen die Kammer nicht in Frage käme, insbesondere nicht,
daß etwa ein Staatskommissar eingesetzt würde". Gleichwohl erschien
Schroeder am Mittag des 14. März erneut in der Geschäftsführung der
Kammer und teilte mit, daß "die Gauleitung doch bäte, daß der Präsident
von seinem Amte zurückträte, ferner, daß sie Wert darauf lege, daß v[on]
Sch[roeder] das Präsidium übernehme". Am gleichen Tage versicherte der
Kölner Regierungspräsident dem Vizepräsidenten der IHK Köln, Franz
Proenen, nochmals, daß keine "Aktionen" gegen die Kölner Kammer ge-
plant seien und im übrigen ein "Mißverständnis" vorliegen müsse.
Schroeder ließ sich jedoch nicht beirren und erkundigte sich bei Dr.
Schmitz-Sieg nach in Berlin kursierenden Gerüchten, daß er, Schroeder,
das Präsidium der Kammer übernommen habe. Abermals mußte der
Geschäftsführer der IHK Köln Schroeder unter Hinweis auf die Stellung-
nahme des Staatssekretärs und des Regierungspräsidenten enttäuschen.
Schroeder, der jetzt merkte, daß er zu früh losgeprescht war, zeigte sich
dann verwundert darüber, "wie es denn möglich sei, daß ein solches Ge-
rücht überhaupt aufkäme", da er doch nie den Rücktritt Silverbergs verlangt
habe. Er bitte, auch den amtierenden Präsidenten davon in Kenntnis zu set-
zen. Auf das Verlangen Dr. Schmitz-Siegs, Schroeder möge die Mitteilung
an Silverberg "zur Vermeidung weiterer Mißverständnisse" wörtlich formu-
lieren, äußerte sich dieser wie folgt: "Ich teile Ihnen durch Herrn Dr.
Schmitz-Sieg mit, daß die Auffassung der Gauleitung, die mir durch Herrn
Dr. Schmidt bekannt wird, dahin geht, daß auf die Dauer wohl die Persön-
lichkeit des Handelskammerpräsidenten nicht tragbar wäre, daß aber über-
eilte Schritte nicht vorgenommen werden sollten. Eine Bitte der Gauleitung,
daß er sein Amt niederlegen sollte, ist nicht ausgesprochen worden."34
Damit war klar, daß die Tage Silverbergs als Präsident der IHK Köln
gezählt waren. Schroeder war Mitte März 1933 wohl noch etwas zu vorei-
lig, als er glaubte, sich selbst im Handstreich in die begehrte Position brin-
gen zu können. Weil die Gauleitung die Unruhe in der Bevölkerung über
die Amtsenthebung Konrad Adenauers durch ein ähnliches Vorgehen gegen
Silverberg nicht unnötig verstärken wollte, hielt sie den drängenden
Schroeder vorerst noch zurück.35 Der dreitägige "Judenboykott" vom 13.
April 1933 brachte auch für die Kölner IHK die Entscheidung: Im Rahmen
der im ganzen Reich durchgeführten "Gleichschaltung" der Wirtschaft tra-
ten die Präsidien der Industrie- und Handelskammern entweder geschlossen
zurück oder wurden "durch Ausscheiden der jüdischen Mitglieder und den
Eintritt von nationalsozialistischen Mitgliedern umgeschaltet."36 Schroeder
hatte sein Ziel erreicht.37 Als "Nachfolger" Silverbergs übernahm er den
Vorsitz der Kölner Kammer, den er bis 1945 innehatte.38
in Präsidium und Geschäftsführung ein Ende: Das von Dr. Otto Wagener
aus dem Verbindungsstabe der NSDAP im Zuge der "Gleichschaltungsak-
tion" vom 1. April vorgebrachte Ultimatum, daß neben Geheimrat Kastl
wegen seiner "bisherigen Ablehnung der nationalsozialistischen Bewe-
gung" die Stellvertretenden RDI-Vorsitzenden Dr. Silverberg und Dr.
Kraemer, die Präsidialmitglieder Piatscheck, Pietrkowski, von Simson und
Sobernheim sowie die Syndici Dr. Loening, Dr. Singer und Dr. Veit als
"Mitglieder jüdischer Rasse" sofort von ihren Funktionen zu entbinden sei-
en,41 stellte einen beispiellosen Affront der industriellen Spitzenorganisati-
on dar.42
Der Nationalsozialismus konnte bei seiner Maßnahmepolitik gegen jüdi-
sche Unternehmer auf ein tragfähiges antisemitisches Potential innerhalb
der Großindustrie nicht zurückgreifen. In den Denkschriften, Publikationen
sowie internen Materialien der Industrieverbände finden sich zumindest für
die Weimarer Zeit keine diesbezüglichen Anhaltspunkte. Charakteristisch
ist, daß vor allem aus Kreisen konservativer Schwerindustrieller noch der
energischste Protest gegen die judenfeindliche Politik des NS-Regimes laut
wurde. Die Absetzung Silverbergs vom Vorsitz der Kölner Handelskammer
wurde so zuallererst von Emil Kirdorf scharf angeprangert. In einem offe-
nen Brief an die "Rheinisch-Westfälische Zeitung" in Essen distanzierte
sich Kirdorf, nachdem er Silverberg zuvor seine persönliche Solidarität be-
kundet hatte, in aller Form von der Wiederbelebung des Antisemitismus
durch den Nationalsozialismus.43 Kirdorf schrieb:
"Als ein Verbrechen erachte ich das unmenschliche Unmaß der fortgesetzten
antisemitischen Hetze. Eine große Anzahl um Deutschland verdienter Menschen,
deren Familien seit Jahrhunderten hier eingebürgert sind, hat man in grausamer
Weise deklassiert und ihnen den Boden unter den Füßen weggenommen ... Der
Dolchstoß, den man diesen wertvollen Menschen versetzt hat, hat auch mich ge-
troffen. jetzt ist meine Hoffnung dahin, mein Vertrauen, ein neues, unbeflecktes,
stolzes Deutschland noch zu erleben"44
Eingriffe des NS-Regimes aus: Der RDI könne und dürfe "niemals eines
Einverständnisses mit der unerhörten Disqualifikation und Bedrückung des
deutschen Judentums geziehen werden, wenn er noch ein moralisches 'stan-
ding' beanspruchen" wolle.47 Unter Führung des Reichsverbandsvor-
sitzenden Krupp setzte sich jedoch eine problematische "Appeasement"-
Strategie durch, die die Diskriminierung der jüdischen Industriellen kritik-
los hinnahm.48 Zwar rief Krupp am 23. Mai 1933 zu einer vertraulichen
Besprechung über die "Rassenfrage" zusammen,49 irgendwelche greifbaren
Ergebnisse wurden aber nicht erzielt. So blieb schließlich als einzige Form
des "Widerspruchs" die Fortführung privater Kontakte zu den öffentlich
desavouierten Berufskollegen.50
Der Anpassungsprozeß an die Ideologie des Nationalsozialismus vollzog
sich indes erstaunlich schnell. So ließ sich der im Juni 1933 neugegründete
"Reichsstand der Deutschen Industrie" ohne erkennbare Skrupel zum will-
fährigen Sprachrohr des Ministeriums für "Volksaufklärung und Pro-
paganda" machen: Dabei wurde die chemische Industrie zum Vorreiter,
indem sie durch den "Reichsstand" eine ausführliche Denkschrift zur "Ab-
wehr ausländischer Boykottbewegungen"51 verbreiten ließ, die die ideologi-
sche Rechtfertigung der antisemitischen Aktionen vom 1. bis 3. April
nachlieferte. Diese sich scheinbar seriös gebende, der Tendenz nach aber
von übelster Demagogie geprägte Materialsammlung enthielt u. a. eine
Zusammenstellung über den jeweiligen jüdischen Anteil in einzelnen
Berufsgruppen, darunter auch die Bereiche Bankwesen und Industrie. Hier
stellte die Denkschrift fest: "Stets ist das Bestreben der Juden stark
gewesen, Eingang in die Geldwirtschaft zu finden". So seien vor allem die
Banken "in ihrer Leitung jüdisch bzw. verjudet". Im Rahmen einer
Aufstellung jüdischer Aufsichtsratsinhaber führte die Schrift neben anderen
Industriellen und Bankiers auch Paul Silverberg namentlich auf, mit der
Schlußfolgerung, "daß das Unternehmertum in starkem Umfange jüdischem
Finanzeinfluß" unterliege.52
Die Ursache für die "außerordentliche Ausbreitung des jüdischen Ein-
flusses" in Deutschland erkannte die Denkschrift in der Revolution von
1918: Seit dieser Zeit hätten sich die Verhältnisse insofern geändert, "als
die Sozialdemokratie ihren politischen Machteinfluß dazu benutzt" habe,
"der Judenschaft im allgemeinen einen ihr nach ihrem Verhältnis zur
Bevölkerungszahl nicht zustehenden Einfluß im öffentlichen Leben ... zu-
zugestehen."53 Der notwendige Kampf gegen "das jüdische Vordrin-
gen" sei dabei, So die Denkschrift in bewußter Abhebung auf die antisozia-
listischen und antigewerkschaftlichen Grundtendenzen innerhalb der vor-
herrschenden Unternehmerideologie, auch die "logische Folge" der "viel-
fachen Zusammenhänge zwischen Marxismus und Kommunismus einer-
seits und dem Weltjudentum andererseits." "Gegen diese Einflüsse der jüdi-
schen Bevormundung des deutschen Geisteslebens, der Gestaltung der deut-
schen Politik und des Oberhandnehmens der Korruption" wende
"sich das neue Deutschland. Es wird in Zukunft nicht mehr geduldet wer-
den, daß Juden in verhältnismäßig hohem Masse Beamten-, Richter-,
Lehrer- usw. Stellen einnehmen und dadurch einen ihrem Verhältnis zur
Gesamtbevölkerung nicht entsprechenden Einfluß in Deutschland gewin-
nen. "54
Der "Reichsstand der Deutschen Industrie" zeichnete wohl für die Ab-
fassung dieser Hetzschrift nicht unmittelbar verantwortlich. Es bleibt aber
bemerkenswert, daß er die Thesen der "Materialsammlung" den ange-
schlossenen Organisationen als Argumentationshilfe zur Rechtfertigung
von "gewissen Eingriffen" der Reichsregierung in der Judenfrage" vor-
behaltlos anempfahl."55
hang ist von besonderem Interesse, daß sein Kölner Mitarbeiter Dr. Bauer
zuvor die Anregung gegeben hatte, in Anknüpfung an die Dresdener Rede
von 1926 die Veranstaltung der IHK Köln dazu zu benutzen, um von dieser
Bühne öffentlich zu einer Erneuerung der Zentralarbeitsgemeinschaft auf-
zurufen.58 Silverberg ging darauf nicht ein und machte damit auch klar, daß
für ihn der Arbeitsgemeinschaftsgedanke, der im Februar und März 1933 in
RDI und DIHT erneut aufgegriffen und aktualisiert worden war,59 keine
Perspektive mehr hatte.
Ende 1933 verließ Silverberg, der sich inzwischen aus allen Geschäften
zurückgezogen hatte, Deutschland und nahm seinen Wohnsitz in der
Schweiz. Wie viele andere deutsche Staatsbürger aus politischen' oder 'ras-
sischen' Gründen zur Emigration gezwungen, verharrte Silverberg in an-
dauernder Loyalität gegenüber dem Hitler-Regime, ohne jemals eine ange-
messene Distanz zu den Ereignissen im Reich gewinnen zu können.60 So
lehnte der Industrielle auch 1934 ein durch die "Notgemeinschaft Deutscher
Wissenschaftler im Ausland" vermitteltes, ihn zunächst sehr interessieren-
des Angebot, die Oberleitung für den Wirtschaftsaufbau in der Türkei zu
übernehmen, ab, weil er seine Entscheidung von einer offiziellen Zustim-
mung der nationalsozialistischen Reichsregierung abhängig gemacht hat-
te."61
Der spätere Versuch Hermann Rauschnings, Silverbergs Mithilfe zu ge-
winnen, um Hitler "Einhalt" zu gebieten, "bevor es zu einer totalen Zerstö-
rung Deutschlands kommen würde",62 scheiterte vollständig. Silverberg
entwickelte in einem durch Dr. Brettauer arrangierten Gespräch, das im
Herbst 1938, nach der "Reichskristallnacht" in seiner Villa in Lugano statt-
fand,63 Vorstellungen, die durchaus in Kontinuität altbekannter ideologi-
scher Strukturmuster standen, in ihrer Pointiertheit aber überraschen müs-
sen: Nach den dem Verfasser gegenüber bestätigten64 Aufzeichnungen
Rauschnings65 rechtfertigte Silverberg dabei sowohl die innere Struktur des
nationalsozialistischen Regimes, insbesondere sein Integrationskonzept ge-
genüber der Arbeiterklasse, als auch die militärischexpansionistischen Ziele
Hitlers, die als unabdingbare Voraussetzung für das weitere Wachstum der
deutschen Industrie im Rahmen eines großeuropäischen Binnenmarktsy-
stems anerkannt wurden.
Die Zerschlagung der Gewerkschaften, so Silverbergs Argumentation,
wäre völlig unnötig gewesen, wenn der Marxismus die Massen nicht blind
gemacht hätte.
"We ought to have gone out for some sort of reasonable Socialism, instead of
Marxism − the English variety, if you like. The workman must have his represen-
tatives; no one will object to that. On the contrary, we want someone to negotiate
with; we are not reactionaries."66
zuvor immer in Unruhe gehalten worden wären, mußten diese Leute einfach
loswerden. Immerhin ginge es den Arbeitern jetzt insofern besser, als die
"Nazi-Bosse" mit ihnen reden könnten: diese seien keine "Doktrinäre" und
wüßten, daß man Feuer nicht ohne Kohle schüren, keine Arbeit geben,
Löhne zahlen könne, ohne nicht selbst etwas zu verkaufen.
Im übrigen hätten die Nationalsozialisten noch etwas anderes verstan-
den, nämlich daß wir einen Markt brauchten für unsere Güter, und daß wir
ihn nicht durch Feilschen erhielten. Die deutsche Industrie brauche Europa,
sie brauche den Osten. Das bedeute "war to the knife", entweder die ande-
ren oder die Deutschen müßten untergehen. An diesem Punkte breche die
Solidarität der Arbeiter genauso zusammen wie der Pazifismus. Es gebe
Brot und Arbeit entweder für die deutschen Arbeiter oder für die Tschechen
und Polen, aber es gebe nicht genug für alle. Die anderen müßten zurück
aufs Land gehen oder etwas anderes suchen. Die Industrie bleibe deutsches
Monopol, und die Arbeiter seien daran genauso interessiert, daß es so blei-
be, wie wir. Der Nationalsozialismus, so Silverberg resümierend, habe "sei-
ne Aufgabe erfüllt, wenn er nur diesen Gedanken in ihre Köpfe hämme-
re."67 Silverbergs bitter gemeintes Fazit, daß die nationalsozialistische Be-
wegung die Welt hätte gewinnen können, "if it had not persecuted the
Jews", zeigte vollends das Fehlen einer politischen Entwicklung.68
vor seinem Tode 1959, in einem Brief an den seit Weimarer Tagen be-
freundeten Adenauer, notierte Silverbergs Tochter schließlich: "Es ist
furchtbar zu sehen, was aus diesem vitalen und geistig regen Menschen
durch die lange Emigration und damit verbundene Arbeitslosigkeit gewor-
den ist."77
Ergebnisse
Aus der vorliegenden Studie ergibt sich für das Verhältnis von Großindu-
strie, Staat und NSDAP in der Krise der Weimarer Republik 1930-1933 die
zusammenfassende Beurteilung:
1. Die Großindustrie verfügte in dem "pluralistischen System organi-
sierter Interessen" des Weimarer Staates über weitreichende politische
Einflußchancen. Sie konnte ihre Bedürfnisse wirksam organisieren und
besaß zugleich die Fähigkeit, dem Gesamtsystem restriktive Bedingungen
aufzuerlegen. Die Chance zur Durchsetzung von solchen ökonomischen
oder politischen Zielen, die jenseits eines gemeinsamen Grundkonsensus
innerhalb der Industrie lagen, war allerdings wesentlich eingeschränkt.
Schwerindustrie und Leichtindustrie standen sich in der Weimarer Republik
trotz vielfacher organisatorischer und interessenpolitischer Verschrän-
kungen als tendenziell antagonistische Gruppierungen gegenüber. Während
die Schwerindustrie vor allem durch den Bergbau-Verein, aber auch den
mächtigen Regionalverband der Ruhrwirtschaft, den Langnam-Verein,
ihren Einfluß geltend machen konnte, fehlten der verarbeitenden Industrie
entsprechende Organisationsfiguren. Andererseits konnte diese
Industriegruppe im DIHT, vor allem aber im Präsidium des RDI, ihr
tatsächliches Gewicht zunehmend zum Ausdruck bringen und ihre dortige
Führungsposition zu Beginn der Weltwirtschaftskrise weiter ausbauen.
Keine der beiden industriellen Hauptgruppen verfügte angesichts dieser
Voraussetzungen über die Chance, im Konfliktfalle ihre Strategie zu
oktroyieren und gesamtverbindlich durchzusetzen. Die Kräfteverhältnisse
innerhalb des industriellen Spektrums sind demnach durch die Betonung
einer "Veto-Position der Schwerindustrie nur unzureichend gekennzeichnet.
Tatsächlich herrschte eher eine "Patt-Situation zwischen den Polen der
Industrie. Diese Konstellation prägte sich in der Krise noch deutlicher aus
und war überdies überlagert von einem andauernden Spannungsverhältnis
zur Landwirtschaft. Die Mechanismen zur Regulierung grundsätzlicher
Konflikte innerhalb der Industrie und in ihrem Verhältnis zur Land-
wirtschaft waren 1932/33 kaum noch funktionsfähig. Dies dokumentierte
sich u. a. im Gelsenberg-Streit im Sommer 1932 oder in der öffentlich
ausgetragenen Fehde zwischen RDI und Reichslandbund im Januar 1933.
2. Die relative Autonomie des Staates verstärkte sich in der Weltwirt-
schaftskrise und spiegelte sich innenpolitisch im System der Präsidialkabi-
nette wider. Dabei konnte die Exekutive auch grundlegende politische
200
Neebe, Großindustrie, Staat und NSDAP - Ergebnisse
201
Neebe, Großindustrie, Staat und NSDAP - Ergebnisse
und der Exportindustrie stellte dabei nicht Voraussetzung und Ursache der
Machtergreifung dar, sondern war im Gegenteil deren Folge.
4. Für die Frage nach dem strukturellen Zusammenhang von Kapitalis-
mus und Faschismus ist kennzeichnend, daß die Großindustrie auch in der
offenkundigen Krise des überkommenen Wirtschaftssystems am Modell des
liberalen Kapitalismus festhielt und die Störungen im ökonomischen
Reproduktionsprozeß auf die politisch-soziale Ordnung von 1918/19
zurückführte. Dies wurde im Kampf gegen den "Staatsinterventionismus",
zuerst gegen die unmittelbare Vergesellschaftung der Schlüsselindustrien,
dann gegen die "Kalte Sozialisierung" zum Ausdruck gebracht. Die
Gebrochenheit der liberalen Ideologie dokumentierte sich vor allem in der
Haltung gegenüber den Gewerkschaften und in der Sozialpolitik. Die offene
Gewerkschaftsfeindlichkeit der NSDAP, ihr Abheben auf Grundelemente
der Unternehmerideologie wie "Persönlichkeit", "Führerprinzip" und
"starker Staat" wurde von großen Teilen der Industrie nachdrücklich
begrüßt. Andererseits stieß der Nationalsozialismus als verstärkt
interventionistisch agierendes System allgemein auf Ablehnung, ganz
abgesehen von den massiven Gegensätzen im Bereich der Finanz- und
Währungspolitik, insbesondere aber in der Frage Weltmarktorientierung
oder Autarkie.
Die Umstellung auf das nationalsozialistische Wirtschaftssystem im
Frühjahr 1933 war Ergebnis einer "terroristischen Konsensbildung" und
erfolgte durch illegalen Eingriff des NS-Staates in die wirtschaftlichen
Interessenverbände bei gleichzeitiger Ausschaltung der Industrie-Opposi-
tion. Die Einschränkung der Unternehmerkompetenz und die Neuorien-
tierung vor allem in der Handelspolitik konnten allerdings durch die
Ankündigung forcierter Rüstungsprogramme in Verbindung mit einer am
Unternehmerinteresse orientierten Lohn- und Sozialpolitik beinahe rei-
bungslos kompensiert werden.
202
Neebe, Großindustrie, Staat und NSDAP - Ergebnisse
kgl nicht zu denken. Die Machtergreifung stellt sich so nicht zuletzt als der
gescheiterte Versuch dieser Kräfte dar, ihrer sozialen Deklassierung durch
die "Einspannung" der NSDAP entgegenzuwirken.
Die Offensive großer Teile der Wirtschaft gegen Demokratie, Parlamen-
tarismus und Weimarer Staat hat zum Sieg des Nationalsozialismus gewiß
wesentlich beigetragen, erklärt aber nicht ursächlich die "deutsche Kata-
strophe" in der Obergangsphase zur modernen Industriegesellschaft.
203
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zur Einleitung
Anmerkungen
Einleitung
204
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zur Einleitung
in: "Gegen den Strom", Jg. 3, 1930, Nr. 17. Abgedruckt in: Der Faschismus in Deutschland.
Analysen der KPD-Opposition in den Jahren 1928-1933, Frankfurt 1973, S. 77-91, hier S. 87.
11. Vgl. K. H. Tjaden, Struktur und Funktion der "KPD-Opposition" (KPO). Eine
organisationssoziologische Untersuchung zur "Rechts"-Opposition im deutschen Kommu-
nismus zur Zeit der Weimarer Republik, Meisenheim 1964. Rechtfertigungsversuch der
Sozialfaschismustheorie neuerdings wieder bei J. Schleifstein, Die "Sozialfaschismus"-These.
Zu ihrem geschichtlichen Hintergrund, Frankfurt 1980. Vgl. im übrigen Wippermann, S. 11 ff.
12. Thalheimer, Die Krise des Parlamentarismus - das Vorspiel zur Krise der bürgerlichen
Herrschaft, in: "Gegen den Strom", Jg. 2, 1929, Nr. 10. Abgedruckt in: Faschismus, S.54.
13. Thalheimer, Über den Faschismus, in: "Gegen den Strom", Jg. 3, 1930, Nr. 2, 3, 4, in: ebd., S.
28-46. Geringfügig gekürzt auch in: W. Abendroth u. a. (Hg.), Faschismus und Kapitalismus.
Theorien über die sozialen Ursprünge und die Funktion des Faschismus, Frankfurt 1967, S.
19-38, hier S. 31.
14. Thalheimer, Grundlagen, S. 87/88.
15. Vgl. z. B. D. Schieder, Faschismus und Ökonomie. Zu Problemen der Entwicklung der
Produktionsverhältnisse unter der faschistischen Diktatur, in: ders. u. Goßweiler, S. 49-72,
hier S. 49.
16. J. Kuczynski, Studien zur Geschichte des deutschen Imperialismus, Bd. 1: Monopole und
Unternehmerverbände, Berlin 1948; ders., Die Geschichte der Lage der Arbeiter unter dem
Kapitalismus, Teil 1, Bd. 16: Studien zur Geschichte des staatsmonopolistischen Kapitalismus
in Deutschland 1918-1945, Berlin 1963.
17. K. Goßweiler, Großbanken, Industriemonopole, Staat. Ökonomie und Politik des
staatsmonopolistischen Kapitalismus in Deutschland 1914-1932, Berlin 1971.
18. Zur kritischen Auseinandersetzung mit der Monopolgruppentheorie siehe vor allem E.
Hennig, Materialien zur Diskussion der Monopolgruppentheorie. Anmerkungen zu Kurt
Goßweilers "Großenbanken, Industriemonopole und Staat", in: NPL, Jg. 18, 1973, S. 170-93.
Der Versuch der vorliegenden Untersuchung, die empirisch herausgearbeiteten Positionen der
verschiedenen Industrieverbände und ihrer Repräsentanten in ein Gesamtspektrum
einzuordnen (vgl. z. B . Kap. II, S. 43 ff.; Kap. V, S. 80 ff.; Kap. XI, S. 141 ff.), steht nicht im
Widerspruch zur grundsätzlichen Kritik an der orthodox-marxistischen Monopol-
gruppeninterpretation.
19. Hennig, Materialien, S. 191.
20. E. Czichon, Wer verhalf Hitler zur Macht? Zum Anteil der deutschen Industrie an der
Zerstörung der Weimarer Republik, Köln 1967.
21. E. Hennig, Industrie und Faschismus. Anmerkungen zur sowjet-marxistischen Interpretation,
in: NPL, Jg. 15, 1970, S. 432--449, hier S. 438.
22. W. Ruge, Monopolbourgeoisie, faschistische Massenbasis und NS-Programmatik in
Deutschland vor 1933, in: Eichholtz u. Goßweiler, S. 125-55. Siehe auch die ältere Kritik
Ruges (ZfG, Jg. 17, 1969, S. 1621), Czichon habe "relativ untergeordnete
Meinungsverschiedenheiten" innerhalb der Monopolbourgeoisie überbetont. Vgl. hierzu im
übrigen Wippermann, S. 22 ff.
23. E. Czichon, Der Primat der Industrie im Kartell der nationalsozialistischen Macht, in: Das
Argument, Jg. 10, 1968, Nr. 47, S. 168 ff.; D. Eichholtz u. K. Schieder, Noch einmal: Politik
und Wirtschaft 1933-1945, in: ebd., S. 210 ff., hier S. 218.
24. R. Griepenburg u. K. H. Tjaden, Faschismus und Bonapartismus. Zur Kritik der
Faschismustheorie August Thalheimers, in: Das Argument, Jg. 8, 1966, Nr. 41, S. 461-72.
Siehe auch Schieder, S. 9 ff.
25. T. W. Mason, Primat der Industrie? - Eine Erwiderung, in: Das Argument, Jg. 10, 1968, Nr.
47, S. 193 ff., hier S. 204.
26. E. Hennig, Thesen zur deutschen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 1933 bis 1938,
205
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zur Einleitung
Frankfurt 1973, S. 125 ff. sowie ders., Bürgerliche Gesellschaft und Faschismus in Deutsch-
land. Ein Forschungsbericht, Frankfurt 1977, S. 37 ff., S. 227 ff.
27. H. A. Winkler, Die "neue Linke" und der Faschismus: Zur Kritik neomarxistischer Theorien
über den Nationalsozialismus, in: ders., Revolution, S. 65-117. Zur Gegenposition siehe z. B.
R. Kühnl, Faschismustheorien. Texte zur Faschismusdiskussion 2. Ein Leitfaden, Hamburg
1979.
28. R. Hilferding, Die Aufgaben der Sozialdemokratie in der Republik, in: Sozialdemokratischer
Parteitag Kiel 1927 (Protokoll), Berlin 1927, S. 165-184.
29. H. A. Winkler, Einleitende Bemerkungen zu Hilferdings Theorie des Organisierten
Kapitalismus, in: ders. (Hg.), Organisierter Kapitalismus. Voraussetzungen und Anfänge,
Göttingen 1974, S. 9-18; J. Kocka, Organisierter Kapitalismus oder Staatsmonopolistischer
Kapitalismus? Begriffliche Vorbernerkungen, in: ebd., S. 19-35.
30. So Kocka in der Diskussion des Bochumer Symposiums 1973, in: H. Mommsen u. a. (Hg.),
Industrielles System und politische Entwicklung in der Weimarer Republik. Verhandlungen
des Internationalen Symposiums in Bochum vom 12.-17. Juni 1973, Düsseldorf 1974, S.958.
31. Kocka, Kapitalismus, S. 28.
32. Dies bestätigte indirekt auch der Diskussionsverlauf des Bochumer Symposiums und der
dortige Versuch, diesen Ansatz für die Weimarer Republik zu thematisieren und die
Interdependenzen zwischen industriellem System und politischer Entwicklung in Deutschland
1918-1933 genauer zu erfassen: Zur Intention der Konferenz siehe Mommsen, System, S.
20-23, zur methodologischen Diskussion S. 949 ff.
33. G. Feldman, Iron and Steel in the Gürriian Inflation 1916-1923, Princeton 1977; vgl. auch
ders. u. H. Homburg, Industrie und Inflation. Studien und Dokumente zur Politik der
deutschen Unternehmer 1916-1923, Hamburg 1977. Siehe im übrigen ders., Army, Industry
and Labor in Germany 1914-1918, Princeton 1966; ders., The Social and Economic Policies
of German Big Business 1918-1929, in: AHR, Bd. 75, 1969/70, S. 47-55, sowie ders.,
Aspekte deutscher Industriepolitik am Ende der Weimarer Republik 1930-1932, in: K. Holl
(Hg.), Wirtschaftskrise und liberale Demokratie. Das Ende der Weimarer Republik und die
gegenwärtige Situation, Göttingen 1978, S. 103-25.
34. Mommsen, System, S. 962/63.
35. J. Kocka, Angestellte zwischen Faschismus und Demokratie. Zur politischen Sozialgeschichte
der Angestellten: USA 1890-1940 im internationalen Vergleich, Göttingen 1977; H.-J. Puhle,
Politische Agrarbewegungen in kapitalistischen Industriegesellschaften. Deutschland, USA
und Frankreich im 20. Jahrhundert, Göttingen 1975; H.-P. Ullmann, Der Bund der
Industriellen. Organisation, Einfluß und Politik klein- und mittelbetrieblicher Industrieller im
Deutschen Kaiserreich 1895-1914, Göttingen 1976.
36. H. A. Winkler, Organisierter Kapitalismus? Versuch eines Fazits, in: ders., Liberalismus und
Antiliberalismus. Studien zur politischen Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts,
Göttingen 1979, S. 264-71, hier S. 271.
37. H. Kaelble, Industrielle Interessenpolitik in der Wilhelminischen Gesellschaft. Centralverband
Deutscher Industrieller 1895-1914, Berlin 1967; S. Mielke, Der Hansa-Bund für Gewerbe,
Handel und Industrie 1909-1914. Der gescheiterte Versuch einer antifeudalen
Sammlungspolitik, Göttingen 1976. Siehe auch H.-J. Puhle, Agrarische Interessenpolitik und
preußischer Konservatismus im Wilhelnünischen Reich (1893-1914). Ein Beitrag zur Analyse
des Nationalismus am Beispiel des Bundes der Landwirte und der Deutsch-konservativen
Partei, Hannover 1966. Vgl. im übrigen Anm. 45.
38. Weisbrod, Schwerindustrie in der Weimarer Republik. Interessenpolitik zwischen
Stabilisierung und Krise, Wuppertal 1978.
39. Ebd., S. 17/18.
40. Ch. S. Maier, in: Mommsen, System, S. 955 ff.
206
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zur Einleitung
207
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zur Einleitung
52. G. W. Hallgarten u. J. Radkau, Deutsche Industrie und Politik von Bismarck bis heute,
Frankfurt 1974.
53. Ebd., S. 10 ff.
54. G. W. Hallgarten, Hitler, Reichswehr und Industrie. Zur Geschichte der Jahre 1918-1933,
Frankfurt 19552.
55. Stegmann, Zum Verhältnis von Großindustrie und Nationalsozialismus 1930-1933. Ein
Beitrag zur Geschichte der sog. Machtergreifung, in: AfS, Bd. 13, 1973, S. 399-482; ders.,
Die Silverberg-Kontroverse 1926, Unternehmerpolitik zwischen Reform und Restauration, in:
H.-U. Wehler (Hg.), Sozialgeschichte heute, Festschrift für Hans Rosenberg zum 70.
Geburtstag, Göttingen 1974, S. 594-610; ders., Kapitalismus und Faschismus in Deutschland
1929-34. Thesen und Materialien zur Restituierung des Primats der Großindustrie zwischen
Weltwirtschaftskrise und beginnender Rüstungskonjunktur, in: Gesellschaft, Beiträge zur
Marxschen Theorie 6, Frankfurt 1976, S. 19-91; ders., Antiquierte Personalisierung oder
sozialökonomische Faschismus-Analyse? Eine Antwort auf H. A. Turners Kritik an meinen
Thesen zum Verhältnis von Nationalsozialismus und Großindustrie vor 1933; in: AfS, Bd. 17,
1977, S. 275-96.
56. Stegmann, Verhältnis, S. 399-402.
57. Siehe z. B. U. Hörster-Philipps, Großkapital, Weimarer Republik und Faschismus. Kon-
zeptionen und Aktivitäten des deutschen Industrie- und Bankkapitals zur Zerstörung des
bürgerlichen Parlamentarismus und zur Errichtung der faschistischen Diktatur 1918-1933, in:
R. Kühnl u. G. Hardach (Hg.), Die Zerstörung der Weimarer Republik, Köln 1977, S. 38-141;
Hennig, Gesellschaft, S. 260 ff.; Ruge, Monopolbourgeoisie, S. 129, S. 143 ff., S. 149.
58. Hennig, Was heißt und zu welchem Ende studiert man Faschismus? in: Gesellschaft, Beiträge
zur Marxschen Theorie 6, Frankfurt 1976, S. 14.
59. In seiner Abhandlung: Kapitalismus, S. 21-27, hat Stegmann den Versuch unternommen,
dieses Defizit durch ein vorgeschaltetes Kapitel zur Entwicklung des Kapitalismus 1918-1929
abzubauen.
60. Ders., Verhältnis, S. 399-400.
61. Vgl. z. B. ders., Silverberg-Kontroverse, S. 601.
62. Ders., Personalisierung, S. 277 ff.
63. Ders., Verhältnis, S. 441.
64. Ders., Kapitalismus, S. 25, S. 66.
65. Ders., Verhältnis, S. 441.
66. Ders., Kapitalismus, S. 59 ff., S. 68.
67. Ebd., im Untertitel der Abhandlung zum Ausdruck kommende These.
68. Turner, Großunternehmertum, S. 65/66.
69. Mason, Primat, S. 201/02.
70. Vgl. Stegmann, Kapitalismus, S. 57 f, sowie ders., Personalisierung, S. 295/96. Ausführliche
Erörterung der Handelspolitik 1932/33 siehe u. a. Kap. X, S. 129 ff.
71. Schieder., Kapitalismus, S. 55.
72. Siehe ausführlich Kap. XII, S. 165 ff.
73. Stegmann, Verhältnis, S. 439. Ähnlich undeutliche Beschreibung der Bündniskonstellation vor
und nach dem 30. Januar 1933 bei F. Fischer, Bündnis der Eliten. Zur Kontinuität der
Machtstrukturen in Deutschland 1871-1945, Düsseldorf 1979, S. 72 ff.
74. Turner, Großunternehmertum, S. 50-56. Die Interpretation Turners bestätigt bei Hentschel, S.
102 ff., vor allem S. 124 ff.
75. Stegmann, Kapitalismus, S. 45 ff.
76. Vgl. z. B. Stegmanns Replik auf die sachlich fundierten Einwendungen Turners in:
Personalisierung, S. 292 f., Anm. 86. Stegmann stützt seine weitreichende Argumentation
lediglich auf eine mündliche Mitteilung von Familienangehörigen Helfferichs, eines Mitglie-
des des "Keppler-Kreises" (ausführliche Erörterung dieser Thematik s. Kap. XI.).
208
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zur Einleitung
77. Unkritische Rezeption der Stegmann-Version z. B. bei Hennig, Gesellschaft, S. 260 f, oder
Hörster-Philipps, Großkapital, S. 93 f.
78. Vgl. Hennig, Gesellschaft, S. 287 f
79. Ebd., S. 35 ff.
80. Klein, Zur Vorbereitung der faschistischen Diktatur durch die deutsche Großbourgeoisie
(1929-1932), in: ZfG, Jg. 1, 1953, S. 872-904.
81. C. Schieder, Aktionen gegen die "kalte Sozialisierung" 1926-1930. Ein Beitrag zum Wirken
ökonomischer Einflußverbände in der Weimarer Republik, Berlin 1966.
82. These C. S. Maiers in: Mommsen, System, S. 955.
83. Mason, in: ebd., S. 965/66, ähnlich Petzina, in: ebd., S. 969/71.
84. Weisbrod, in: ebd., S. 970. Vgl. auch ders., Zur Form schwerindustrieller Interessenvertretung
in der zweiten Hälfte der Weimarer Republik, in: ebd., S. 674-692.
85. C. Offe, Das pluralistische System von organisierten Interessen, in: H. J. Varain (Hg.),
Interessenverbände in Deutschland, Köln 1973, S. 368-71.
86. Böhret, Aktionen, S. 103 ff.
87. Vgl. Kap. V, S. 85, Kap. XIII, S. 183.
88. Die bisherige Literatur zum Reichsverband ist, wie bereits ausgeführt, recht spärlich. F.
Günther u. M. Ohlsen, Reichsverband der Deutschen Industrie (RDI) 1919-1933, in: D. Fricke
(Hg.), Die bürgerlichen Parteien in Deutschland, Bd. 2, Leipzig 1970, S. 580-619, liefern eine
gut informierte Darstellung, die allerdings die Herausarbeitung interner Konflikte und
Interessengegensätze zugunsten der Nachzeichnung einer einheitlichen Strategie zurücktreten
läßt. Immer noch wichtig ist das beigefügte Quellen- und Literaturverzeichnis. Vgl. im
übrigen die Auswahlbibliographie zu den Interessenverbänden in: Varain, S. 373 ff.; ferner
H.P. Ullmann, Bibliographie zur Geschichte der deutschen Parteien und Interessenverbände,
Göttingen 1978.
89. Vgl. D. Schäfer, Der Deutsche Industrie- und Handelstag als politisches Forum der Weimarer
Republik, Hamburg 1966.
90. Vgl. J. Winschuh, Der Verein mit dem langen Namen. Geschichte eines Wirtschaftsverbandes,
Berlin 1932.
91. Die Quellenlage für den Reichsverband der Deutschen Industrie ist, obwohl sein Berliner
Zentralarchiv als verschollen gelten kann, insgesamt nicht ungünstig: Wichtige Verbandsakten
finden sich zunächst in den Firmenarchiven bzw. in den Nachlässen der ehemaligen
RDI-Präsidenten, also für 1924/25-1931 (Carl Duisberg) im Bayer-Archiv Leverkusen, für
1931-33/34 (Krupp von Bohlen) im Krupp-Archiv Villa Hügel. Relativ geschlossen erhalten
ist der Bestand der Fachgruppe Bergbau (Bergbau Archiv, Bochum), Restakten des "Vereins
Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller- (VDEStI) liegen im BA Koblenz. Als unersetzlich für
die Aufarbeitung der Politik des RDI und Langnam-Vereins müssen die Privatsammlungen
führender Unternehmerpersönlichkeiten in Präsidium und Vorstand der Verbände angesehen
werden. Durch eine sehr gute Quellentradition zeichnet sich vor allem der NI. Paul Reusch
(Historisches Archiv der GHH, Oberhausen) aus, dessen Papiere (Schriftwechsel Reusch) die
jeweilige Position der gemäßigten Schwerindustrie zwischen autoritärem Staat und
Nationalsozialismus 1930-33 recht genau bestimmen helfen. Der umfangreiche NI. Silverberg
im Bundesarchiv umfaßt ein breites Kompendium zur internen Verbandsarbeit des RDI, aber
auch des DIHT und Langnam-Vereins. Teilweise exklusive Materialien aus der Tätigkeit der
Programmkommissionen, Ausschüsse und satzungsmäßigen Organe (Engeres Präsidium,
Präsidium, Vorstand und Hauptausschuß) spiegeln die maßgebliche Rolle Silverbergs im
Reichsverband und der westlichen Schwerindustrie wider. − Vgl. Summarisches
Auswahlinventar von Quellen zum Thema "Industrielles System und politische Entwicklung
in der Weimarer Republik" in Archiven der Bundesrepublik Deutschland, bearbeitet von Th.
Trumpp unter Mitarbeit von B. Herzog, in: Mommsen, System, S. 986-1000.
209
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zur Einleitung
92. Vgl. z. B. P. Wulf, Hugo Stinnes. Wirtschaft und Politik 1918-1924, Stuttgart 1979. Vgl.
besonders den Abschnitt S. 10 ff. "Probleme einer Biographie".
93. Vgl. Turner, Faschismus, S. 114-156.
94. Mariaux, Paul Silverberg − ein "Letzter Mann", in: Der Volkswirt, Jg. 13, Nr. 42 vom 17.
Okt. 1959, S. 2280-84.
95. Silverbergs Privatakten wurden nach seiner Emigration 1933/34 von seiner in Deutschland
verbliebenen Tochter Louise Silverberg zunächst nach München verbracht und dort
eingelagert. 1957 nahm der Generalbevollmächtigte Silverbergs in Deutschland, J. H.
Berndgen, im Einvernehmen mit der Familie eine Sichtung der Materialien vor und
vernichtete dabei den überwiegenden Teil der privaten Korrespondenz, aber auch
geschäftliche Unterlagen (vgl. das umfangreiche Verzeichnis "vernichteter Akten" im
Zentralarchiv der Rheinischen Braunkohle, Paffendorf. Nach Zwischenstation in St. Moritz
(1957-61) gelangten die Akten schließlich ins Bundesarchiv Koblenz. − Auch Silverbergs
Korrespondenz nach 1933 ist nicht mehr erhalten. Die wenigen Reststücke befinden sich heute
im ZA Rheinbraun.
96. Zur Biographie Silverbergs siehe vor allem: F. Mariaux (Hg.), Paul Silverberg. Reden und
Schriften, Köln 1951. Das Buch besitzt wegen seines umfangreichen Dokumententeils
Quellenwert. Die Darstellung von H. Kellenbenz, Paul Silverberg, in: Rheinisch-westfälische
Wirtschaftsbiographien, Bd. IX, Münster 1967, S. 103-32, fällt hinter Mariaux zurück und ist
handwerklich teilweise unbefriedigend.
97. ders, Silverberg − ein "Letzter Mann", S. 2282.
98. Siehe Kap. XI und XII. Dort auch detailliertere Literaturübersicht.
99. S. o. Anm. 1.
100. Z. B. Stegmann, Verhältnis, Dok. IV und XVII; U. Hörster-Philipps, Wer war Hitler
wirklich? Großkapital und Faschismus 1918-1945. Dokumente, Köln 1978, Dok. Nr. 86,
104,120. E. Berliner, Das monopolistische Problem der Massenbasis, die "Deutschen Führer-
briefe" und Alfred Sohn-Rethel, in: Bl. f. dt. und intern. Politik, Jg. 19, 1974, Dok. Nr. I-VI,S.
165-174.
101. Vgl. z. B. F. Großkurth, Die politische Position der "Deutschen Führerbriefe" in der
Schlußphase der Weimarer Republik, Staatsexamensarbeit Marburg 1975. Diese, auf Anre-
gung des Verfassers entstandene Untersuchung stellt wohl einen ersten Ansatz in dieser
Richtung dar, zeichnet die spezifische Strategie der Führerbriefe, vor allem in der Strasser--
Frage, aber nicht präzise genug nach. Ausführlicher Kap. XII, S. 154f.
102. Z. B. Stegmann, Kapitalismus, S. 53 ff.
103. Turner und Stegmann, aber auch Weisbrod haben auf eine systematische Auswertung
dieser Quellen verzichtet. Die Studien von Feldman, Winkler oder Wolffsohn unterstreichen
demgegenüber die Relevanz dieser Materialien.
104. Vgl. zuletzt G. Schulz, Reparationen und Krisenprobleme nach dem Wahlsieg der NSDAP
1930. Betrachtungen zur Regierung Brüning, in: VSWG, Bd. 67, 1980, S. 200-22
(Vorabdruck aus: Politik und Wirtschaft in der Krise 1930-1932. Quellen zur Ära Brüning.
Eingeleitet von dems., bearb. von I. Maurer u. U. Wengst, Düsseldorf 1980). Die ältere These,
daß es zur Wirtschaftspolitik Brünings keine Alternative gegeben habe, neuerdings wieder
vertreten bei K. Borchardt, Zwangslagen und Handlungsspielräume in der großen Wirtschafts-
krise der frühen dreißiger Jahre: Zur Revision des überlieferten Geschichtsbildes, in: Bayeri-
sche Akademie der Wissenschaften, Jb. 1979, München 1979, S. 85-132. Vgl. hierzu ausführ-
licher Kap. VIII, S. 111 ff.
210
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. I. 1918-1925: Revolution und Interventionsstaat
1. Zum Zusammenhang zwischen Friedens- und Kriegswirtschaft vgl. F. Zunkel, Industrie und
Staatssozialismus. Der Kampf um die Wirtschaftsordnung in Deutschland 1914-18,
Düsseldorf 1974; ferner G. D. Feldman, Der deutsche Organisierte Kapitalismus während der
Kriegs- und Inflationsjahre 1914-23, in: Winkler, Kapitalismus, S. 150-71.
2. Vgl. insbesondere H.-U. Wehler, Der Aufstieg des Organisierten Kapitalismus und
Interventionsstaates in Deutschland, in: ebd., S. 36-57; siehe auch G. Hardach, Deutschland in
der Weltwirtschaft 1870-1970. Eine Einführung in die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte,
Frankfurt 1977, S. 133 ff., S. 143 ff.
3. Die Unterscheidungsbereitschaft zwischen Ursache und Folge, wie sie Silverberg am 12. Okt.
1922 vor der VDA zeigte, ist durchaus atypisch: "Wir müssen uns vom wirtschaftspolitischen
Standpunkt darüber klar sein, daß die Revolution ... in diesem Sinne gedacht nicht erst am 9.
Nov. 1918 begonnen hat, sondern daß die wirtschaftspolitische Einstellung im Sinne dessen,
was wir Revolution nennen, faktisch schon im August 1914 ihren Anfang genommen hat. . ."
NI. Silv. Nr. 1, Bl. 2. Feldman, Policies, S. 49, sonst ein guter Kenner dieser Epoche, irrt,
wenn er, allein von dieser Silverberg-Rede ausgehend, resümiert: "Businessmen frequently
argued, that the real revolution took place 1914 when the government began its massive
incursions upon the autonomy of business." Feldman muß so die gegen die Republik
gewendete Stoßrichtung des Verlangens nach Aufhebung der "Zwangswirtschaft" übersehen.
4. Zur Zentralarbeitsgemeinschaft siehe: H. Kaun, Die Geschichte der Zentralarbeitsge-
meinschaft der industriellen und gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutschlands,
Jena 1938; G. D. Feldman, German Business between War and Revolution: The Origins auf
the Stinnes-Legien Agreement, in: Entstehung und Wandel der modernen Gesellschaft,
Festschrift für Hans Rosenberg, Berlin 1970, S. 312-41; ders., Die freien Gewerkschaften und
die Zentralarbeitsgemeinschaft 1918-1924, in: H. O. Vetter (Hg.), Vom Sozialistengesetz zur
Mitbestimmung. Zum 100. Geburtstag von Hans Böckler, Köln 1975, S. 229-52; Zunkel,
Industrie, S. 172 ff; W. Richter, Zentralarbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerbli-
chen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutschlands (ZAG) 1918-1924, in: Fricke, Bd. 2, S.
845-49; Dokumentation des Abkommens, Begleittexte und Stellungnahme der Gewerkschaf-
ten, in: G. A. Ritter u. S. Miller, Die deutsche Revolution 1918-1919. Dokumente, Hamburg,
19752, S. 233-41, 243-45.
5. Vgl. A. Rosenberg, Geschichte der Weimarer Republik, Frankfurt 1961, S. 8.
6. Vgl. G. D. Feldman, Wirtschafts- und sozialpolitische Probleme der deutschen Demobil-
machung 1918/19, in: Mommsen, System, S. 618-36. Siehe auch H. A. Winkler, Vorläufige
Schlußbemerkungen, in: ders., Kapitalismus, S. 214-18, hier S. 217.
7. Zur Sozialisierungsdebatte siehe: H. Schiek, Der Kampf um die deutsche Wirtschaftspolitik
nach dem Novemberumsturz 1918, Diss. Heidelberg 1958, sowie ders., Die Behandlung der
Sozialisierungsfrage in den Monaten nach dem Staatsumsturz, in: E. Kolb (Hg.), Vom
Kaiserreich zur Weimarer Republik, Köln 1972, S. 139-64. Ferner P. Wulf, Die Auseinander-
setzungen um die Sozialisierung der Kohle in Deutschland 1920/21, in: VfZ, Jg. 25, 1977, S.
46-98, sowie ders., Stinnes, S. 221 ff.
8. Vgl. hier P. Wulf, Regierung, Parteien, Wirtschaftsverbände und die Sozialisierung des
Kohlenbergbaues 1920-1921, in: Mommsen, System, S. 647-57.
9. Text des Gutachtens in: Protokolle des Unterausschusses zur Sozialisierungsfrage, 5. Sitzung
vom 10. Nov. 1920, S. 90, 93, NI. Silv. Nr. 141; gedruckt bei Mariaux, Silverberg, S. 25-30.
Zum Verlauf der Verhandlungen siehe jetzt auch Wulf, Stinnes, S. 227 ff.
10. Wohl wurde am 12. Nov. 1920 die erneute Einsetzung der nunmehr verdoppelten Kommission
beschlossen (u. a. Hinzuziehung Rathenaus, Bernhards, Cunos) und für den 1. Dez. 1920
einberufen (NI. Silv. Nr. 146, Schreiben des Reichskohlenrats vom 16. Nov.
211
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. I. 1918-1925: Revolution und Interventionsstaat
1920), neue Ergebnisse wurden jedoch nicht vorgelegt. Mit dem gemeinsamen Gutachten des
Auswärtigen Amtes und des Reichsjustizministeriums vom 17. Febr., 1921, wonach ein
sozialisierter Kohlenbergbau dem Zugriffsrecht der Alliierten unterworfen wäre, fand die
Sozialisierungsdebatte ihren endgültigen Abschluß. Siehe Wulf, Regierung, S. 655/56.
11. Siehe dazu Mariaux, Silverberg, S. 24, Faksimilewiedergabe des handschriftlichen Entwurfs
Silverbergs.
12. Mitglieder der "Verständigungskommission" des Unterausschusses zur Sozialisierungsfrage
des RWR: Stinnes, Vögler, Silverberg auf Unternehmerseite, Imbusch, Werner, Wagner für
die Arbeitnehmer und Berthold als unabhängiger Vorsitzender.
13. Die Arbeitnehmervertreter Imbusch und Wagner äußerten Vorbehalte, stimmten aber dem
Gesamtgutachten zu, Werner legte ein Sondervotum vor. NI. Silv. Nr. 141.
14. Ebd., Bl. 109; Mariaux, Silverberg, S. 25.
15. Stinnes am 25. Okt. 1920 auf der 2. Sitzung des Unterausschusses, NI. Silv. Nr. 141, Bl. 95 R:
"Ich habe den Zusammenschluß des Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerkes der
Roddergrube und der Gelsenkirchener Bergwerksgesellschaft mit der Deutsch-Luxemburgi-
schen Bergwerks-Gesellschaft im Auge. Das waren Zusammenschlüsse solcher Art, die im
übrigen die Vorläufer weiterer Zusammenschlüsse sein müssen. Nur in dieser Weise kann die
Wirtschaft weiterkommen."
16. Stinnes am 25. Okt. 1920 auf der 2. Sitzung des Unterausschusses, ebd., Bl. 96: "Wir müssen
unsere Konsumenten, die die Kohle in Gestalt von Elektrizität, Gas, Wasser, Verkehr
beziehen, zusammenfassen in möglichst große Bezirke, ich will sie
Landes-Elektrizitätsgesellschaften, Landes-Gasgesellschaften, Landesverkehrsgesellschaften
nennen. Diese Gesellschaften müssen nach ihrer Eigenart industrielle Führung im
Aufsichtsrat, kommunale und staatliche Mehrheit unter den Aktionären haben."
17. Im Gutachten die Abschnitte B. L und II., NI. Silv. Nr. 141, Bl. 109 R; Mariaux, Silverberg,
S. 28. Vgl. in diesem Zusammenhang die Einsetzung einer Kommission beim Verein für
Bergbauliche Interessen, Essen, zur Prüfung der Frage, ob die "Beteiligung der Arbeiter am
Betriebsgewinn" eine geeignete Maßnahme zur "Abwendung der Sozialisierung" sein könne.
26. Aug. 1920, Verein für Bergbauliche Interessen an Silverberg, NI. Silv. Nr. 135. Vgl. dazu
auch 17. Juni 1927, Silverberg an die Redaktion des Berliner Börsen-Couriers, NI. Silv. Nr.
364.
18. Silverberg am 6. Mai 1951 in Lugano: "Wir haben Schweres zu kämpfen ... gehabt. Ich habe
zwei Höhepunkte in meinem Leben gehabt: Freiheit des Bergbaus und Freiheit der
Schlüsselindustrien" (als anderen Höhepunkt nennt Silverberg die Kreditaktion der Bank für
Industrieobligationen 1931-33). ZA Rheinbraun Nr. 210/201.
19. Rede Silverbergs am 8.Jan. 1930 vor der "Volkswirtschaftlichen Gesellschaft in Zürich", in:
Mariaux, Silverberg, S. 137-58, hier S. 148.
20. Zum Gesamtzusammenhang siehe jetzt: Feldman, Iron; vgl. auch Rosenberg, S. 104 ff.
21. Zur Programmdiskussion im RDI 1922-1925 siehe jetzt auch Feldman, Inflation, S. 319 ff.
Vgl. auch ders., Kapitalismus, S. 163 f., S. 170; ferner Weisbrod, Schwerindustrie, S.
226-230.
22. 23. Aug. 1922, Silverberg an das Geschäftsführende Präsidialmitglied des RDI, Geheimrat
Bücher, späterer AR-Vorsitzender der AEG, NI. Silv. Nr. 312.
23. Die Einsetzung des Sonderausschusses wurde auf der Vorstandssitzung des RDI vom 28. 6.
1922 beschlossen, es folgten verschiedene Beratungen bis Dezember 1922. Infolge der
Ruhrbesetzung tagte der Ausschuß 1923 nur noch einmal am 25. April 1923; die Fortsetzung
der Beratungen erfolgte im April 1925. Dokumentation zur Arbeit des Sonderausschusses jetzt
bei Feldman u. Homburg, S. 313-344 (Dok. 34-39).
24. Silverberg am 6. Sept. 1922 in der Vorstandssitzung des RDI, HA/GHH Nr. 3001240/4.
Abgedruckt bei Feldman u. Homburg, S. 313-23.
212
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. I. 1918-1925: Revolution und Interventionsstaat
25. Am 9. Sept. 1922 in den Beratungen des Sonderausschusses. DII, Funcke, Vergangene Zeiten,
Bd. 4.
26. Silverberg am 12. Okt. 1922 auf der a. o. MV der VDA in Berlin. NI. Silv. Nr. 1.
27. Silverberg am 6. Sept. 1922 in der Vorstandssitzung des RDI (s. Anm. 24).
28. NI. Silv. Nr. 1. Vgl. auch Feldman, Policies, S. 49.
29. "Wir wollen die Autorität des Staates stützen, müssen aber auch von der Autorität des Staates
verlangen, daß wir frei werden, um die wirtschaftlichen Kämpfe führen zu können". NI. Silv.
Nr. 1, Bl. 3 R.
30. Ebd.
31. " . . . wenn wir irgendwelche wirtschaftlichen Explosionen haben, seien es auch nur Streiks ...
können wir von seiten unserer Unternehmerschaft ... nur Erfolg haben mit dem Staate, aber
nicht gegen den Staat.- Ebd.
32. " . . . der Militarismus, die militärische Erziehung, die Disziplin, die in systematischer
Schulung jedem einzelnen beigebracht worden ist, . . . - auf dieser militärischen Erziehung
beruhen nicht nur die grossen Erfolge, die wir in der Industrie erzielt haben, sondern vor allen
Dingen auch die Grundlagen der Gewerkschaften, die Möglichkeit, Massen zu regieren. Denn
man kann nur disziplinierte Massen regieren, solche Massen, die für die Autorität von
Vorgesetzten aufnahmefähig gemacht worden sind." NI. Silv. Nr. 1, Bl. 2.
33. NI. Silv. Nr. 1, Bl. 4.
34. Silverberg in der Beiratssitzung beim "Reichskommissar für Kohlenverteilung" am 14.Juli
1917, Niederschrift Bl. 6, BHSTA München, Bestand "Kriegsministerium" MKr 14325.
35. Rede Silverbergs am 14. Okt. 1920, in: Mariaux, Silverberg, S. 7-16, hier S. 8. Im gleichen
Sinne schon in einem Artikel der K. Z. Nr. 1171 vom 23. Dez. 1918 "Vergesellschaftung",
später in dem Aufsatz "Die soziale Krise", F. Z. Nr. 106 vom 9. Febr. 1924 sowie in der
Dresdener Rede vom 4. Sept. 1926 (siehe Kap. II).
36. Rede Silverbergs am 8. Jan. 1930, in: Mariaux, Silverberg, S. 137-58, hier S. 148.
37. Mit der Propagierung dieses Modells von Wirtschaft, Gewerkschaften und Staat war
Silverberg zum direkten Gegenspieler der Hilferdingschen Theorie vom "Organisierten
Kapitalismus" geworden. Breitere Erörterung dieses Zusammenhangs siehe Kap. II, S. 40f
38. Vgl. Schiek, Behandlung, S. 155 f.
39. Zur Argumentation Silverbergs vgl. auch Feldman, Policies, S. 49.
40. Silverberg hatte dieses Programm in voller Unabhängigkeit von den Beratungen des
"Sonderausschusses- am 26. 12. 1922 erstellt und am 1. Jan. 1923 in Umlauf gebracht
(Quellennachweis siehe Anm. 46).
41. Feldman, Kapitalismus, S. 163/64, hat zuerst auf die Bedeutung dieses Programms im
Rahmen der Rekonsolidierung des Privatkapitalismus aufmerksam gemacht. Ausführlichere
Behandlung in: ders., Iron, S. 335 ff. (Vgl. Anm. 46).
42. 12. Jan. 1923, Duisberg an Silverberg, NI. Silv. Nr. 313, Bayer-Archiv 62/10/6.
43. Internes 6seitiges Exposé der Wirtschaftspolitischen Abteilung der IG-Farben, mit
handschriftlicher Kopfzeile "Bemerkungen zum Silverbergschen Programm", Vorlage zum
Schreiben Duisberg an Silverberg vom 12. Jan. 1923, ebd.
44. Aktenvermerk Ministerialrats Kempner für Staatssekretär Hamm vom 6. Jan. 1923, R 43 1/
1133, Bl. 170. jetzt auch gedruckt bei Feldman u. Homburg, S. 328.
45. Nach den Unterlagen in NI. Silv. Nr. 313 an Geheimrat Bücher, RWM Becker, Hagen,
Weidtmann, Vögler, Reusch, Schlitter, Langen, Kruse. Rückäußerungen erfolgten von Bücher,
Duisberg, Vögler, Reusch und Kruse. Von den genannten Adressaten gehörten nur Bücher,
Duisberg, Stinnes und Vögler dem Sonderausschuß an (DII, Funcke, Vergangene Zeiten, Bd.
4), den übrigen Mitgliedern der RDI-Programmkommission sollte eine bereits überarbeitete
Fassung vorgelegt werden. Vgl. Bücher an Silverberg, 3. Jan. 1923, NI. Silv. Nr. 313.
213
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. II. Dresdener Rede 1926
Anmerkungen zu Kap. II. Die Dresdener Rede 1926: Stabilisierung und Arrangement
1. Vollständig mit Diskussionsverlauf der Tagung wiedergegeben nur in: Veröff. RDI Nr. 32,
1926, S. 55-65. Abdruck der Ausführungen Silverbergs in: Mariaux, Silverberg, S. 49-73.
Leicht gekürzt in: Ursachen und Folgen, Bd. VI, Dok. Nr. 1280, S. 164-70, dort wertvolle
Dokumentation des Berliner Presseechos, Dok. Nr. 1281 a-f Ausführlich behandelt bei
Stegmann, Silverberg-Kontroverse; siehe auch Weisbrod, Schwerindustrie, S. 246-72.
214
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. II. Dresdener Rede 1926
215
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. II. Dresdener Rede 1926
Opposition gegen den Silverberg-Kurs ist dem Umstand, daß nur dieser Beirat, aber nicht das
Gesamtpräsidium von dem Referat zustimmend Kenntnis genommen hatte, übergroßes
Gewicht beigemessen worden. Hier bot sich der geeignete Ansatzpunkt, von vorneherein die
Verbindlichkeit der Dresdener Erklärung in Frage zu stellen.
20. Veröff. RDI Nr. 32, 1926, S. 55-65, hier S. 55 f.
21. Ebd., S. 59.
22. Silverberg wollte die Funktionen des Staates auf die "Öffnung der Absatzmärkte im Ausland"
sowie "eine wirtschaftlich sich rechtfertigende und erträgliche Wirtschafts- und Finanzpolitik
im Innern" beschränkt wissen. Ebd., S. 61.
23. "Wirtschaftliche Freiheit im Sinne einer unsystematischen, unorganischen und damit im
höchsten Maße Arbeit, Material und Geld verschwendenden Zersplitterung − den Luxus
werden wir uns ... nicht mehr leisten können". Ebd., S. 59.
24. Ebd., S. 62. Auffällig bei dieser Erklärung bleibt, daß positive Beispiele nie genannt werden.
Vgl. in diesem Zusammenhang: 26. Aug. 1926, Silverberg an Warburg, NI. Silv. Nr. 6 sowie
26. Okt. 1926, Silverberg an die Geschäftsführung des RDI, NI. Silv. Nr. 360.
25. Vgl. dazu auch Silverberg in der F. Z. Nr. 106 vom 9. Febr. 1925 "Die soziale Krisesowie den
Vortrag Silverbergs am 11. Dez. 1925 auf der 44. HV des Verbandes Deutscher
Leinenindustrieller, Berlin, "Das Kreditproblem der deutschen Wirtschaft", NI. Silv. Nr. 701.
26. Veröff. RDI Nr. 32, 1926, S. 63.
27. Ebd., S. 64.
28. Ebd., S. 64.
29. Hier gebraucht als Synonym für "Sozialdemokratie". Vgl. dazu auch Silverberg vor
Langnam-Verein, in: Mitt. Langnam-Verein, 1926, Heft 4, S. 12, von Stegmann, Silverberg-
Kontroverse, S. 602, mißverstanden im Sinne von "Sozialstaat".
30. Veröff. RDI Nr. 32, 1926, S. 64.
31. Lt. Protokoll, ebd., S. 65. Die Version Stegmanns, der im übrigen die zitierte Quelle nicht
benutzt hat, daß Silverberg nur "wenig Beifall" erhalten habe, ist unzutreffend. Stegmann,
Silverberg-Kontroverse, S. 602. Siehe dazu auch die Stellungnahme Duisbergs auf der
Vorstandssitzung des RDI am 14. Okt. 1926: "Wenn in einzelnen Zeitungen gesagt worden ist,
es wäre kein großer Beifall gewesen, dann entspricht das nicht der Wahrheit. Es war ein
stürmischer Beifall . . ., der ihm zuteil geworden ist; daran ist nicht zu rütteln .Sten. Prot. der
Vorstandssitzung vom 14. 10. 26, Bayer-Archiv 62/10/4 b.
32. Veröff. RDI Nr. 32, 1926, S. 65.
33. Stegmann läßt diesen Protest unberücksichtigt. Stegmann, Silverberg-Kontroverse, S.602.
34. Vgl. Kap. I, S. 31.
35. Veröff. RDI Nr. 32, 1926, S. 70.
36. Siehe oben Kap. I, S. 33 f.
37. Veröff. RDI Nr. 32, 1926, S. 72-74.
38. Ebd., S. 74-75.
39. R. Hilferding, Politische Probleme. Zum Aufruf Wirths und zur Rede Silverbergs, in: Die
Gesellschaft. Internationale Revue für Sozialismus und Politik, Jg. 3, Okt. 1926, Nr. 10, S.
289-302, hier S. 293.
40. Zur Auseinandersetzung des RDI und auch Silverbergs mit der "Wirtschaftsdemokratie"
Naphtalis (1928) siehe die Dokumentation bei Hardach, Deutschland, S. 156-67.
41. Während Stegmann, Silverberg-Kontroverse, S. 597 ff, dem Interpretationsansatz Hilferdings
weithin folgt, resümiert Weisbrod, Schwerindustrie, S. 252: "Ihm [Silverberg] kam es letzt-
lich nur darauf an, der Sozialdemokratie die Mitverantwortung für die Durchführung
unpopulärer Maßnahmen unter Führung der Unternehmerschaft zu übertragen und den Druck
der sozialpolitischen Kompensationsforderungen in Rechtskoalitionen zu beseitigen."
216
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. II. Dresdener Rede 1926
Weisbrod spricht damit die sozialpolitische Zielrichtung der Silverberg-Rede zutreffend an,
übersieht allerdings den zweiten Argumentationsstrang Silverbergs, nämlich den Versuch,
durch ein Zusammengehen mit der organisierten Arbeiterschaft die Ansprüche des Interven-
tionsstaates in Schranken zu weisen.
42. Siehe Kap. III ff.
43. "Herzlich Willkommen", Theodor Wolff im Berliner Tageblatt Nr. 415 vom 5. Sept. 1926.
Die Rede sei "ein Ereignis und eine Tat", aber Bedenken bleiben: "Betreten diese Herren der
Großindustrie ... das republikanische Haus nicht nur, um es nach ihrem Geschmack
einzurichten, und hofft die industrielle Oligarchie nicht, der wahre Herrscher zu werden und
dem Volke ihren Willen aufzuzwängen?
44. Z. B. Neue Preußische Zeitung ("Kreuzzeitung") Nr. 412 vom 4. Sept. 1926, Deutsche
Tageszeitung Nr. 414 vom 6. Sept. 1926. Ausführlicher dargestellt bei Stegmann, Silverberg-
Kontroverse, S. 604.
45. 5. Sept. 1926, Silverberg an Reichskanzler Marx, R 43 1/1206, BI 173.
46. 11. Sept. 1926, Der Staatssekretär in der Reichskanzlei an Silverberg (Rk 6910), R 43 1/ 1206,
Bl. 185. Überdies wurde Silverberg eine vertrauliche Besprechung angeboten.
47. K. Z. Nr. 664 vom 7. 9. 1926 "Wirtschafts- und Parteipolitik in Silverbergs Rede".
48. Jedenfalls sind exponierte Stellungnahmen nicht greifbar. Die Behauptung Friedrich Schotts,
Stresemann hätte sich auf einer Tagung der DVP in Köln gegen die SilverbergKonzeption
gestellt, ist unzutreffend. Es handelte sich hier vielmehr um eine Versammlung der DNVP
unter Führung Hugenbergs (s. Anm. 51). 4. Okt. 1926, Geh. Kommerzienrat Fr. Schott an
Kastl, Bayer-Archiv 62/10/9 b.
49. Die Unterredung fand am 3. Okt. 1926 auf Silverbergs Privatbesitzung, dem Hoverhof, statt.
Eine Aufzeichnung des Gesprächs liegt offenbar nicht vor. Eintrag im Gästebuch des
"Hoverhofs" vom 3. Okt. 1926. Persönlicher Nachlaß Louise Silverberg, St. Moritz-Suvretta.
50. Zutreffend analysiert bei Hilferding, Probleme, S. 289 ff.
51. K. Z. Nr. 673 vom 10. Sept. 1926 "Die deutschnationalen Industriellen gegen Silverberg". Auf
der Tagung riefen insbesondere Thyssen, Springorum und Haßlacher zum Widerstand auf.
52. Vorwärts Nr. 418 vom 5. Sept. 1926 "Kampf oder Gemeinschaft. Zur Rede Silverbergs".
53. Der Vorwärts verwies hier mit wohlgezieltem Seitenhieb auf die Schaffung des größten
gemeinwirtschaftlichen Unternehmens in Deutschland, des RWE, durch Stinnes und Silver-
berg, die sich dort beide nicht daran gestoßen hätten, "daß diese Mischung von privatem und
gemeinwirtschaftlichem Betrieb der Vorläufer gemeinwirtschaftlicher Unternehmensformen
ist". Vorwärts Nr. 418 vom 5. Sept. 1926. Vgl. hier auch Silverberg und Stinnes in der
Sozialisierungskommission des RWR 1920, Kap. 1, S. 25f.
54. Siehe Anm. 52.
55. Leipart im Vorwärts Nr. 426 vom 12. Sept. 1926.
56. Stellungnahme in der erweiterten Vorstandssitzung des Gewerkschaftsrings vom 18. Sept.
1926, in: K. Z. Nr. 698 vom 19. Sept. 1926 "Eine Gewerkschaftsstimme zur Rede
Silverbergs".
57. Stegerwald in einem Interview gegenüber der Kölnischen Zeitung, in: K. Z. Nr. 668 vom 8.
Sept. 1926. "Stegerwald und Silverberg. Eine Unterredung mit dem christlichen
Arbeiterführer über die Mitarbeit der Sozialdemokratie".
58. Vgl. auch K. Z. Nr. 803 vom 28. Okt. 1926 "Ein westfälischer Zentrumsparteitag". Cl.
Lammers begrüßt Silverberg-Kurs.
59. L. Preller, Sozialpolitik in der Weimarer Republik, Stuttgart 1949, S. 203. Vgl. auch
Weisbrod, Schwerindustrie, S. 268.
60. Methodisch problematische Ableitung der Industriegruppen bei Stegmann, Silverberg
217
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. II. Dresdener Rede 1926
218
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. II. Dresdener Rede 1926
77. 18. Sept. 1931, "Aufzeichnung über eine Besprechung beim Reichskanzler", streng
vertraulich, Bayer-Archiv, 62/10/8.
78. 16. Sept. 1926, Duisberg an Kastl, Bayer-Archiv 62/10/9 b.
79. 14. Sept. 1926, Kastl an Duisberg, ebd.
80. 16. Sept. 1926, Duisberg an Kastl, ebd. Tendenziell andere Bewertung bei Weisbrod,
Schwerindustrie, S. 257/58.
81. 24. Sept. 1926 (RS 1711/P), Kastl an die Geschäftsführer der Fachgruppen, BayerArchiv
62/10/3 a.
82. Vgl. Schreiben Kastl-Duisberg vom 21. Sept. 1926, Tgb. Nr. 1659/P, Bayer-Archiv 62/ 10/9
b.
83. Insbesondere 21. Sept. 1926, Schlenker an Silverberg, NI. Silv. Nr. 414. Reusch und
Silverberg trafen am 16. Sept. 1926 in Berlin zu einer Unterredung zusammen. 13. Sept. 1926,
Büro Reusch an Silverberg, HA/GHH Nr. 400101290/35 a.
84. Vgl. hier auch den wohlgezielten Artikel der K. Z. Nr. 717 vom 26. Sept. 1926 "Silverbergs
Bedingungen".
85. 10. Sept. 1926, Schlenker an Silverberg, NI. Silv. Nr. 414. Der Langnam-Verein hatte
ursprünglich daran gedacht, neben Silverberg lediglich Frowein Gelegenheit zur Behauptung
des Dresdener Konzeptes zu geben.
86. Siehe dazu: Duisberg, Abhandlungen, sowie Mitt. Langnam-Verein, Jg. 1916-1926.
87. Mitt. Langnam-Verein, 1926, Heft 4, S. 5/6. Auch zuvor hatte Reusch dem RDI gegenüber im
wesentlichen nur die mangelnde Information von Präsidium und Vorstand bemängelt. 13. u.
26. Sept. 1926, Reusch an RDI, HA/GHH Nr. 400101220/3.
88. Mitt. Langnam-Verein, 1926, Heft 4, S. 10-13. In Übereinstimmung mit der Weisung
Duisbergs vom 16. Sept. 1926 (Bayer-Archiv 62/10/9 b) sowie dessen Ausführungen vor dem
Langnam-Verein am 1 . Okt., in: Mitt. Langnam-Verein, 1926, Heft 4, S. 16. Ausgenommen
davon war allein die Stellungnahme des Geschäftsführenden Präsidialmitgliedes Kastl.
89. Ebd., S. 8 u. 11.
90. Ebd., S. 14-15.
91. Ebd., S. 17-20, hier S. 19. Die Auslassung Duisbergs über das "Quaken der Frösche" wurde
insbesondere beim Verband Sächsischer Industrieller (VSI) übel vermerkt. 9. Okt. 1926, VSI
an Präsidium des RDI, RS RDI Nr. 4870/VI vom 12. Okt. 1926, Bayer-Archiv 62/ 10/9 b.
92. Vgl. Weisbrod, Schwerindustrie, S. 264.
93. Tendenziell andere Bewertung auch bei Feldman, Policies, S. 53, und Stegmann, Silver-
berg-Kontroverse, S. 606. Vgl. hier die Auslassung Hartongs (Nordwolle) in der Vorstands-
sitzung des RDI vom 14. Okt. 1926: "Durch Düsseldorf ist die Klarheit nicht gefördert worden
(Zuruf-. Das ist richtig)", Sten. Prot., S. 48, Bayer-Archiv 62/10/4 b.
94. 6. Okt. 1926, Schreiben des Vereins für Bergbauliche Interessen an den RDI, Tgb. Nr. 1 A
1192, Bayer-Archiv 62/10/9 b, betr. Vorstandssitzung des Vereins vom 6. Okt. 1926.
95. Siehe unten Kap. V, S. 87 f.
96. Siehe auch Preller, S. 340.
97. Gesamtvorstandssitzung des VSI am 6. Okt. 1926. "Auszug aus der protokollarischen
Niederschrift" am 9. Okt. 1926 dem Präsidium des RDI übersandt, Abdruck in: RS RDI Nr.
4870/VI vom 12. Okt. 1926 an die Präsidialmitglieder des RDI, Bayer-Archiv 62/10/9 b.
98. Dr. Schneider in der Vorstandssitzung des VSI am 6. Okt. 1926, ebd.
99. Dr. Schlegel in der Vorstandssitzung des VSI am 6. Okt. 1926. Der VSI maß dieser
Stellungnahme solches Gewicht bei, daß er - im Nachgang zu seinem Schreiben vom 9. Okt.
(Anm. 97) - die betreffenden Protokollauszüge in einer separaten Mitteilung vom 11. Okt. zur
Kenntnis brachte und den Reichsverband gleichzeitig aufforderte, diese Äußerungen in den
Sitzungen von Vorstand und Präsidium am 14. Okt. 1926 angemessen zu verwerten. Bayer.
Archiv 62/10/9 b.
219
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. III. Weltwirtschaftskrise und Restaurationskonzepte
100. Von der Präsidialsitzung ist ein Protokoll offenbar nicht erhalten, wohl aber von der
darauf folgenden Vorstandssitzung. Bayer-Archiv 62/10/4 b.
101. Lt. Duisberg 2 1/2 Stunden, Sten. Prot. Vorstandssitzung RDI vom 14. Okt. 1926, s. 31,
Bayer-Archiv 62/10/4 b.
102. Ebd., S. 36.
103. Ebd., S. 41/42.
104. Ebd., S. 39.
105. Texte (Vorlage und letzte Fassung) in Bayer-Archiv 62/10/4 b.
106. Ursprünglich war jeweils von "Unternehmerschaft" und "Arbeiterschaft" die Rede, in der
Debatte hatte Blohm allerdings die Streichung von "-schaft" durchsetzen können. Im
Präsidium war bereits der dem obigen Text folgende Passus: "Der Reichsverband wird sich
seinerseits für die Verwirklichung dieser Ziele nachdrücklich einsetzen" der Zensur zum
Opfer gefallen. Ebd.
107. Vgl. z. B. Stegmann, Silverberg-Kontroverse, S. 606.
108. 14. Okt. 1926 im Vorstand RDI, Bayer-Archiv 62/10/4 b.
109. 16. Sept. 1926, Frowein an Delius, Bayer-Archiv 62/10/9 b.
110. 28. Okt. 1926 K. Z. Nr. 803 "Ein westfälischer Zentrumsparteitag". Lammers begrüßt
Silverberg-Rede ausdrücklich. 11. Dez. 1926 HAS RDL Lammers sowie Rousselle (Vorstand)
verteidigen Silverberg-Konzeption gegen Vielhaber. Sten. Prot., Bayer-Archiv 62/10/5 a.
111. Siehe unten Kap. IV, S. 64ff.
112. Nicht aufgeführt hier Hilger, der als Schatzmeister des RDI aber keinen Einfluß auf die
politische Ausrichtung des Verbandes nahm.
113. Stegmann, der die interne Struktur des Reichsverbandes nicht analysiert, sieht das
"Silverberg-Lager" dagegen in der eindeutig unterlegenen Position. Stegmann, Silverberg-
Kontroverse, S. 606/07; vgl. auch Anm. 114.
114. Weisbrod, Schwerindustrie, S. 268 f., analysiert, im Unterschied zu Stegmann, die
unterschiedlichen organisatorischen Voraussetzungen der Industriegruppierungen, neigt aber
zur Überschätzung dieses Faktors. Seine Schlußfolgerung, daß die Schwerindustrie "als relativ
geschlossener Block" "durch das Forum des Langnamvereins gegen eine Mehrheit des
Reichsverbandes öffentlich Stellung nehmen und damit Entscheidungen des Reichsverbandes
präjudizieren konnte", bedarf einer Relativierung.
220
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. III. Weltwirtschaftskrise und Restaurationskonzepte
221
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. III. Weltwirtschaftskrise und Restaurationskonzepte
Kapitalbildungskraft sie [die Industrie] sich (über den eigenen Bedarf hinaus) ... zutraut und
welche Machtgedanken in ihren klügsten Köpfen umgehen".
28. 24. Dez. 1929, Silverberg an Reusch (handschriftlich), HA/GHH Nr. 400101290/35 a.
29. Düsseld. Nachr. Nr. 632 vom 13. 12. 1929 "Die Wiedergeburt des Kapitalismus. Silverbergs
Wandlung". Edgar J. Jung, führender Kopf der "konservativen Revolution" und späterer
Berater Franz von Papens, wertete die Rede Silverbergs vor dem RDI als Hinwendung ins
Lager derjenigen, die die "Unzulänglichkeit des gegenwärtigen Öffentlichen Lebens
empfinden" und sah Anlaß, seine programmatische Zukunftsvision "Die Herrschaft der
Minderwertigen, ihr Zerfall und ihre Ablösung durch ein neues Reich" zu übersenden. 22.
Dez. 1929, Jung an Silverberg, NI. Silv. Nr. 19.
30. Vgl. hier auch Stegmann, Silverberg-Kontroverse. Stegmann übersieht den partiell taktischen
Charakter der Dresdener Rede, indem er unterstellt, Silverberg habe das Konzept der ZAG
ununterbrochen verfolgt.
31. Siehe Kap. III, S. 51.
32. Zum Young-Plan siehe vor allem: Die Entstehung des Youngplans, dargestellt vom
Reichsarchiv 1931-33. Durchgesehen und eingeleitet von M. Vogt, Boppard 1970.
33. Dieser Zusammenhang ist übersehen bei: Maurer, S. 108 ff, insbesondere S. 126,
"Stimmungsumschwung" Hindenburgs zwischen 11. und 18. März 1930. Richtigere Ein-
schätzung bei Timm, S. 201. Pointierte, aber angemessene Betonung bei Mommsen, Ruhrberg-
bau, S. 175, sowie ders., Auflösung, S. 10. Siehe auch Hardach, Weltmarktorientierung,
S.109.
34. Durchschnittliche Senkung von 2,5 Mrd. auf 2,05 Mrd. RM jährlich. Maurer, S. 112. Nach
einer Publikation des VDMA (Lange) "Belastungsvergleich zwischen Dawesplan und
Youngplan" vom Nov. 1929 betrug die effektive Entlastung ca. 50%. R 13 1/277.
35. 28. Mai 1929, Kastl an Reusch: "Es wäre für mich natürlich nichts leichter gewesen, als dem
Beispiel Vöglers zu folgen. Trotzdem habe ich es nicht verantworten können, das gleiche zu
tun, weil das gleichzeitig auch den Zusammenbruch der Konferenz mit allen seinen Nachteilen
für uns zur Folge gehabt hätte." Vgl. dazu auch Schriftwechsel Herle, Duisberg, Vögler,
Thyssen vom 28. Mai - 5. Juni 1929, in: HA/GHH Nr. 200101220/6 b.
36. 8. Juni 1929, Kastl an Duisberg, Bayer-Archiv, Autographensammlung.
37. Umfangreiche Materialien zur Young-Plan-Kontroverse, die hier nur randlich behandelt
werden kann, in: NI. Silv. Nr. 415, Krupp-Archiv IV E 915, HA/GHH Nr. 400101221/ 9 b.
38. Vgl. die angebliche Äußerung Thyssens "diese Krise brauche ich jetzt" anläßlich einer
Zusammenkunft in Essen, Villa Hügel. Zur diesbezüglichen Privatklage Bernhards (Voss.
Zeitung) gegen Ernst Poensgen siehe die Materialien in: HA/GHH Nr. 400101293/9.
39. Vorstandssitzung RDI vom 20 Juni 1929, Bayer-Archiv 62/10/4 c. Nach langer Debatte
einigte sich die Versammlung darauf, "daß jeder der Sachverständigen nach bestem Wissen
und Gewissen bestrebt gewesen ist, das nach Lage der Verhältnisse günstigste Ergebnis für die
Zukunft des deutschen Volkes zu erreichen". Zit. nach RS RDI Nr. 760/1 vom 20. 6. 1929.
Insgesamt blieb die Haltung des Reichsverbandes aber nach außen hin etwas verschwommen.
Ähnlich votierten der DIHT, der Centralverband des dt. Bank- und Bankiergewerbes, der RV
des Dt. Groß- und Oberseehandels, die jeweils grundlegende innere Reformen an die
Verwirklichung des Young-Planes knüpften. G. M. RDI Nr. 15, 1929, Lfd. Nr. 269 vom 12.
Juli 1929 "Die wirtschaftlichen Spitzenverbände zum Young-Plan".
40. Schriftw. Reusch-Blank 22.-29. Juli 1929, in: HA/GHH Nr. 4001012024/6. Vgl. auch 27. Juli
1929, Reusch an von Miquel, HA/GHH Nr. 40010124/2.
41. 26. Juli 1929, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/6.
42. K. Z. Nr. 570 vom 17.10.1929 Mitunterzeichner u. a. L. Hagen, Brecht, von Oppenheim,
Pferdmenges.
222
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. III. Weltwirtschaftskrise und Restaurationskonzepte
43. Vortrag vom 11. Nov. 1929 "Wirtschaftliches und Finanzielles zum Young-Plan", NI. Silv.
Nr. 18.
44. Vgl. Mommsen, Auflösung, S. 10.
45. Duisberg unterstrich dort den momentanen Zwang zum Kompromiß mit der SPD wegen der
Young-Plan-Ratifizierung, ließ aber keinen Zweifel daran, daß auf Dauer eine "ganz andere
Fahrrichtung im kapitalistischen Sinne, nicht im sozialistischen Sinne- erforderlich sei.
Bayer-Archiv 62/10/7 b.
46. Veröff. RDI Nr. 50, 1930, S. 6.
47. Zur Charakterisierung von Alvensleben siehe u. a. S. Delmer, Die Deutschen und ich,
Hamburg 1963, S. 171 ff. Offiziell stand Alvensleben dem "Deutschen Bund zum Schutz der
abendländischen Kultur" vor, der jedoch nicht mehr als den äußeren Rahmen seiner Intrigan-
tentätigkeit abgab. Bei aller Undurchsichtigkeit von Alvenslebens Aktionen im einzelnen ist
aber unverkennbar, daß eine enge Kooperation mit General v. Schleicher die Basis bildete.
Siehe dazu Schriftwechsel Alvensleben-Schleicher, in: N 42/21, 22, 23, 25, 29; N 97/1 sowie
NS 20/122.
48. 28. Nov. 1929, Alvensleben an Duisberg, Bayer-Archiv, Autographensammlung.
49. 29. Nov. 1929, Duisberg an Alvensleben, ebd.
50. Die erste große Spaltung der DNVP und der Auszug der Treviranus-Gruppe aus der
Reichstagsfraktion in der Zeit vom 27. 11.-4. 12. 1929 stehen in unmittelbarem Zusammen-
hang mit der Aktion Alvenslebens. Vgl. Bracher, Auflösung, S. 276 ff., 284 ff. Die oft
verbreitete Version, die DNVP und vor allem der Hugenberg-Flügel der Partei erfreuten sich
der besonderen Gunst der Großindustrie, ist unzutreffend. In diesem Sinne auch K.-P. Hoepke,
Alfred Hugenberg als Vermittler zwischen großindustriellen Interessen und Deutschnationaler
Volkspartei, in: Mommsen, System, S. 907 ff., S. 916 ff.
51. Vgl. L. Döhn, Politik und Interesse. Die Interessenstruktur der Deutschen Volkspartei,
Meisenheim 1970.
52. E. von Gilsa, offiziell "Abteilungsleiter" der GHH/Sterkrade, fungierte als politischer
Beauftragter P. Reuschs. Siehe dazu Schriftwechsel Gilsa-Reusch, in: HA/GHH Nr.
400101293/4 a u. b. Mit Martin Blank, der das besondere Vertrauen Reuschs besaß und der zu
den bedeutenden Lobbyisten der Weimarer Zeit (aber auch der frühen Bundesrepublik) zählt,
führte Gilsa das Berliner Büro der GHH.
53. Wichtig insbesondere die streng vertrauliche Besprechung rechter Kreise der DVP am 24. Jan.
1930 in Berlin. Berichte sowie Ergebnisprotokoll der Zusammenkunft siehe: 25. Jan. 1930,
Gilsa an Reusch, 29. jan. 1930, Gilsa an Reusch (mit Protokoll), HA/GHH 400101293/ 4 a.
54. Bericht über Verlauf der Besprechung siehe: 5. Febr. 1930, Gilsa an Reusch, ebd. Vgl. in
diesem Zusammenhang auch 6. Febr. 1930, Reusch an Fritz Schäffer, HA/GHH 400101293/
10 a.
55. 17. Dez. 1929, Kastl an Reusch, NI. Silv. Nr. 235, Bl. 148 ff.
56. Vgl. 16. Dez. 1929, Reusch an Gilsa, HA/GHH Nr. 400101293/4 a. Vgl. auch: 9. März 1930,
Gilsa an Reusch, ebd.
57. 16. Dez. 1929, Reusch an Kastl, NI. Silv. Nr. 235.
58. 17. Dez. 1929, Kastl an Reusch, ebd. Antwort Reuschs vom 19. 12. 1929, HA/GHH Nr.
400101220/7.
59. 20. Dez. 1929 K. Z. "Staatssekretär Schmid und Langnamverein". Nach der Notiz in de, K . Z.
seien Überlegungen im Gange, Kastl durch Schlenker vom Langnam-Verein zu ersetzen. Vgl.
dazu 21.Jan. und 24.Jan. 1930, Schlenker an Reusch, HA/GHH Nr. 400101221/11 a; siehe
auch 9. März 1930, Gilsa an Reusch, HA/GHH Nr. 400101293/4 a.
60. Sten. Prot., Bayer-Archiv 62/10/4 d, S. 43 ff.
61. 8. Febr. 1930, Kastl an Moldenhauer, HA/GHH Nr. 400101293/10 a; RS RDI Nr. 498/P vom
27. Febr. 1930 an nahestehende RT-Abgeordnete, HA/GHH Nr. 400101220/8 a.
223
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. III. Weltwirtschaftskrise und Restaurationskonzepte
62. Schriftwechsel Schäffer-Reusch, in: HA/GHH Nr. 400101293/10 a. Ob Schäffer durch dieses
Junktim auch den Bestand der Koalition retten wollte, ist allerdings fraglich. Vgl. 4. und 8.
Febr. 1930, Schäffer an Reusch, ebd.
63. RS RDI Nr. 1843/S vom 7. März 1930, HA/GHH Nr. 400101220/8 a. Vgl. auch RS RDI Nr.
1895/S vom 8. März 1930, NI. Silv. Nr. 337.
64. Siehe aber die Stellungnahme Kalle (IG-Farben) sowie Dr. Schneider in der Fraktionssitzung
der DVP vom 11. März 1930: Insbesondere Kalle betonte, daß die Erklärung der
Spitzenverbände im wesentlichen nur von den Syndici gedeckt sei. Die widersprechende
Information Gilsas, daß Reusch, Müller-Oerlinghausen und Silverberg der Resolution zuge-
stimmt hätten und daß der Entwurf auf Frowein, Flechtheim, Lammers und Bücher zurück-
gehe, ist, soweit Oberprüfungen möglich sind, offenbar zutreffend. 13. März 1930, Gilsa an
Reusch, HA/GHH Nr. 400101293/4 a.
65. 8. März 1930, Aktennotiz Herle über Telephonat mit Moldenhauer, NI. Silv. Nr. 337, von
Herle am 10. März an Reusch, Silverberg u. a. übersandt.
66. Zutreffende Einschätzung der DFB Nr. 19 vom 7. März 1930: "Diese [die Regierungskoalition
ohne Sozialdemokratie] muß die Wirtschaft ja als letzte politische Konsequenz im Auge
haben, wenn sie dem Programm des Kabinetts, dessen Finanzminister der Deutschen
Volkspartei angehört, ihre Zustimmung versagt." Zum Hintergrund der "Führerbriefe" siehe
Kap. XII, S. 154f.
67. 10. März 1930, Moldenhauer an Duisberg, Bayer-Archiv, Autographensammlung: "Ich habe
die Entschließung der Spitzenverbände, die mit einer Handbewegung meine ganze Arbeit
beiseite schiebt, außerordentlich bitter empfunden ... Mehr konnte im Augenblick nicht
geschaffen werden. Nichts ist für die Zukunft verdorben, aber ein guter Anfang gelegt. Über
diese mühsame Arbeit, die im schwersten Kampf der Sozialdemokratie abgerungen wurde,
geht die Erklärung der Spitzenverbände einfach hinweg. Ich habe Herrn Dr. Herle und Herrn
Hamm erklärt, ich glaube kaum, daß sich noch einmal ein Mann aus unsern Kreisen finden
werde, der bereit ist, das große persönliche Opfer zu bringen, um im entscheidenden
Augenblick im Stich gelassen zu werden. Diese Erklärung hat die letzte Möglichkeit einer
Verständigung beseitigt, weil nun die Fraktion, die unter Führung von Scholz das Joch der
Sozialdemokratie brechen und unter Umständen für die nächsten vier Jahre in fruchtlose
Opposition gehen will, in der Erklärung der Spitzenverbände eine Anerkennung ihres
Verhaltens findet. Vgl. auch 15. März 1930, Moldenhauer an Duisberg, ebd.
68. Zur Sonderrolle Kastls siehe RS RDI Nr. 1843/S vom 7. März 1930, HA/GHH Nr.
400101220/8 a; 9. März 1930, Gilsa an Reusch, HA/GHH Nr. 400101293/4 a; 15. März 1930,
Meynen an Silverberg, NI. Silv. Nr. 337; 20. März 1930, Blank an Reusch, HA/GHH Nr.
4001012024/6.
69. 11. März 1930, Silverberg an Herle, NI. Silv. Nr. 337.
70. 16. März 1930, Telegramm Silverberg an RDI, ebd.
71. C. Horkenbach, Das Deutsche Reich von 1918-heute (1918-1930), Berlin 1930, S. 304. Vgl.
auch den Schriftwechsel Gilsa-Reusch vom 23. und 25. März 1930. Reusch äußerte seine
Enttäuschung: "Sehr bedauert habe ich, daß keine scharfe Trennungslinie zwischen der
Deutschen Volkspartei und der Sozialdemokratie gezogen worden ist. Wenn die Deutsche
Volkspartei nicht die Parole zum Kampf gegen den Sozialismus ausgibt, dann wird die
anzustrebende große Bürger-Partei niemals geschaffen werden können." HA/GHH Nr.
400101293/4a.
72. Die Reform der Arbeitslosenversicherung wurde als möglicher Anlaß des Bruches der
Koalition bereits am 24. Jan. 1930 auf einer internen Sitzung rechter DVP-Kreise ins Auge
gefaßt. HA/GHH Nr. 400101293/4 a.
73. Vgl. dazu Conze, Entscheidungen, S. 176-252, insbes. S. 178/79.
224
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. III. Weltwirtschaftskrise und Restaurationskonzepte
74. Vgl. Bracher, Auflösung, S. 43-57, dort auch Diskussion des Kompromisses zwischen
monarchischem Konstitutionalismus und demokratischem Parlamentarismus.
75. 30. Dez. 1925, Kastl an Silverberg, NI. Silv. Nr. 235.
76. 30. Okt. 1929, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/6. Weitere Hinweise auf ein
kommendes "Hindenburg-Kabinett" u. a. 28. Nov. 1929, Alvensleben an Duisberg,
Bayer-Archiv, Autographensammlung; Schriftwechsel Gilsa-Reusch, Dez. 1929-März 1930,
in: HA/GHH Nr. 400101293/4 a.
77. Zu von Schleicher und zur Reichswehr vor allem: Th. Vogelsang, Reichswehr, Staat und
NSDAP. Beiträge zur deutschen Geschichte 1930-1932, Stuttgart 1962; wichtig immer noch:
0. E. Schüddekopf, Das Heer und die Republik. Quellen zur Politik der Reichswehrführung
1918 bis 1933, Hannover 1955. Aus der zeitgenössischen Literatur siehe: K. Caro u. W.
Oehme, Schleichers Aufstieg. Ein Beitrag zur Geschichte der Gegenrevolution, Berlin 1933.
78. Vgl. auch Bracher, Auflösung, S. 246 ff.
79. Die Alternativ-Kandidatur des Parteivorsitzenden der DVP, Scholz, war nur als Notlösung
konzipiert. N 42/29, Denkschrift Noeldechen.
80. Anspielung auf die "Große Koalition" in Preußen unter dem Sozialdemokraten Otto Braun.
81. In: N 42/29. Dort auch weiteres Material zur Rolle der Reichswehr beim Sturz der Großen
Koalition. Denkschrift Noeldechen gedruckt bei Vogelsang, Reichswehr, S. 414/15.
82. Ebd., S. 415. Siehe im gleichen Zusammenhang auch die Niederschrift Westarps vom 15. Jan.
1930 zu dem Plan eines "Hindenburg-Kabinetts", wiedergegeben bei W. Conze, Die Krise des
Parteienstaates in Deutschland 1929/30, in: HZ, Bd. 178, 1954, S. 79/80.
83. H. Schacht, 1933. Wie eine Demokratie stirbt, Düsseldorf 1968, S. 63, charakterisiert Brüning
so: "Er war der Beauftragte, der Angestellte eines Diktators, des Reichspräsidenten."
84. H. Brüning, Memoiren 1918-1934, Stuttgart 1970.
85. Bei K. D. Bracher, Brünings unpolitische Politik und die Auflösung der Weimarer Republik,
in: VfZ, Jg. 19, 1971, S. 118, gekennzeichnet als "zutiefst abhängige Stellung zu Hindenburg
und zur Reichswehrführung". Zum gegenwärtigen Brüning-Bild siehe vor allem H. Mommsen,
Heinrich Brünings Politik als Reichskanzler: Das Scheitern eines politischen Alleingangs, in:
Holl, S. 16-45.
86. Ausführlicher Kap. V, S. 78ff.
87. Die politische Rolle Luthers 1930-33 ist in der Forschung bisher nicht hinreichend gewürdigt
worden. Vgl. aber G. Schulz, Erinnerungen an eine mißlungene Restauration, in: Der Staat,
Bd. 11, 1972, S. 65, Anm. 7; siehe jetzt auch ders., Reparationen, S. 214-18.
88. Eine Untersuchung zum BER fehlt bisher. Wertvolle Materialien zur politischen Wirksamkeit
des Bundes in den Beständen: HA/GHH 400101293/9, 15, 16a, 17 und 400101290/29-31; BA,
NI. Luther. Zur Einführung siehe K. Goßweiler, Bund zur Erneuerung des Reiches (BER)
1928-1933, in: Fricke, Bd. 1, S. 195-200,
89. 1929/30 wird Luther wiederholt als Kanzlerkandidat der im BER vereinigten wirtschaftlichen
und politischen Kräfte genannt: 4. Dez. 1929, Reusch an Luther, HA/GHH Nr. 400101290/29
b; 25. und 29. Jan. 1930, Gilsa an Reusch, HA/GHH Nr. 400101293/4 a; 18. Juni 1930,
Gattineau an Duisberg, Bayer-Archiv 62/10/3 b; 5. Juli 1930, 5. Aug. 1930, 13. Aug. 1930,
Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/7.
90. 25. Okt. und 9. Nov. 1929, Reusch an Gilsa, HA/GHH Nr. 400101293/4 a; 22. Nov. 1929,
Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/6. Vgl. Bericht über die Tagung des
Reichsausschusses der DVP von Anfang Dezember 1929, Anlage zum Schreiben Reusch-Lut-
her vom 4. Dez. 1929, HA/GHH Nr. 400101290/29 b. Der nicht genannte Berichterstatter
schreibt: "Auch eine Kandidatur Luthers als Parteiführer wurde erörtert ... Bei der gestrigen
Sitzung kam jedoch sehr stark der lebhafte Wille, man kann ruhig sagen der Mehrheit zum
Ausdruck, die wertvollen Kräfte Luthers für andere große Aufgaben aufzusparen und Luther
225
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. IV. Politische Offensive im Sommer 1930
inzwischen enger an die Partei heranzuführen. Luther wird am 14. d. Mts. in den Zentralvor-
stand der Partei mithinein gewählt werden. Für seine spätere Verwendung denke ich mir
Luther als Spardiktator, Finanz- oder Innenminister, vielleicht auch wieder als Kanzler.
jedenfalls zeigte der gestrige Tag, daß die politische Arbeit, die für Luther den Rückweg zur
aktiven Politik erleichtern sollte, schon recht gute Früchte getragen hat."
91. Vgl. H. Luther, Vor dem Abgrund. 1930-1933. Reichsbankpräsident in Krisenzeiten, Berlin
1964, S. 37/39.
92. "Vertrauliche Niederschrift über eine am 9. 3. 1930 stattgefundene Unterredung mit Dr.
Luther". Die 4seitige Gesprächsskizze findet sich im NI. Luther Nr. 365 und ist mit dem
handschriftlichen Signum "gez. Jänecke" versehen. Zu den Plänen Luthers vgl. auch Hardach,
Weltmarktorientierung, S. 118 f.
93. Lt. Niederschrift vom 9. 3. 1930. Die dortigen Mitteilungen bestätigt im Schreiben
Reusch-Edgar Jung vom 20. März 1930, HA/GHH Nr. 400101293/ 10 a.
94. Indirekte Bestätigung bei Luther, Abgrund, S. 128-30. Vgl. auch die recht kritische
Charakterisierung Luthers in den Memoiren Brünings, deren tatsächlicher Hintergrund dort
allerdings im unklaren bleibt. Aufschlußreich in diesem Zusammenhang die Schilderung
Blanks vom 13. Aug. 1930: "In einer Rücksprache mit Herrn Treviranus habe ich heute
festgestellt, daß tatsächlich beim Reichskanzler eine sehr starke Nervosität gegenüber dem
Reichsbankpräsidenten bestanden hat. Herr Treviranus, der seinerseits davon überzeugt war,
daß diese Nervosität in einem solchen Umfang nicht berechtigt war, hat inzwischen sehr
ausgleichend gewirkt. Er steht weiter mit Herrn Luther in Verbindung und es dürfte ihm auch
gelungen sein, den Kanzler darüber zu beruhigen, daß auf Seiten von Herrn Luther keine
feindlichen Absichten gegenüber dem gegenwärtigen Kabinett bestehen." Blank an Reusch,
HA/GHH Nr. 4001012024/7.
95. Bestätigt auch bei Luther, Abgrund, S. 131-57; "Es gab keine Alternative".
96. Siehe Niederschrift Jänecke vom 9. März 1930, NI. Luther Nr. 365.
97. Vgl. Anm. 50.
98. Programmatisch: H. Schacht, Das Ende der Reparationen, Oldenburg 1931; ders., Grundsätze
deutscher Wirtschaftspolitik, Oldenburg 1932. Daneben von besonderer politischer Brisanz
die Rede Schachts anläßlich der Bildung der "Harzburger Front" am 11. Okt. 1931. Zur Politik
Schachts vgl. auch Hardach, Weltmarktorientierung.
99. Siehe Kap. IX, S. 122ff.
226
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. IV. Politische Offensive im Sommer 1930
400101221/11 a. In dem Artikel heißt es u. a.: "Die Wirtschaft hat sich zu sehr in die
Defensive drängen lassen und muß, wenn sie die Zeichen der Zeit erkennt und nicht zu
Grunde gehen will, nunmehr zur Offensive übergehen. Sie muß sich vor allem darüber klar
werden, daß sie ihren Gegnern, die mit politischen Waffen kämpfen, auch auf politischem
Gebiet ein Paroli bieten muß ... Es wird freilich hohe Zeit zum Handeln".
8. Mitt. Langnam-Verein, Heft 2, 1930, S. 142/43.
9. Ebd., S. 147.
10. Ebd., S. 179 ff., hier S . 183. Vgl. auch die Tischrede Silverbergs im Düsseldorfer
Industrieclub am 1. April 1930, NI. Silv. Nr. 21.
11. Vgl. auch die Ausführungen Wielands vor dem Hauptausschuß des RDI am 23. Mai 1930, der
die Frage der "Reichsreform" im Zusammenhang eines notwendigen bürgerlichen
Gegengewichts gegenüber der Sozialdemokratie anspricht. Sten. Prot., Bayer-Archiv 62/10/ 5
b, S. 8-12.
12. Vgl. oben Kap. III, S. 58.
13. Sten. Prot. HAS RDI vom 23. Mai 1930, Bayer-Archiv 62/10/5 b, hier S. 1-7.
14. Ausführungen Duisbergs auch gedruckt in: Duisberg, Abhandlungen, S. 102-05. Hier zit. nach
Sten. Prot., S. 1 ff.
15. Siehe oben Kap. IV, S. 60.
16. Ebd.
17. Sten. Prot. HAS RDI vom 23. Mai 1930, Bayer-Archiv 62/10/5 b, S. 1-7.
18. Ebd., S. 13-17. Hier zit. nach Protokollauszug in NI. Silv. Nr. 274, Bl. 26-28.
19. Dieser Gedanke war nicht ganz neu, sondern stand schon einmal im Jahr 1925 zur Diskussion,
als der Versuch gemacht wurde, die "Parlamentarischen Abende" beim RDI, zu denen sich ca.
25 bis 50 und mehr Abgeordnete in lockerer Form einfanden, in einen ständigen
"Parlamentarischen Beirat" umzuwandeln. Mit diesem Vorhaben stieß der RDI jedoch auf
"Ablehnung bei den meisten Abgeordneten, die diese Bindung als zu eng und einseitig
empfanden". Böhret, Aktionen, S. 126/27.
20. Sten. Prot. HAS RDI vom 23. Mai 1930, Bayer-Archiv 62/10/5b, S. 13-17 (s. Anm. 18).
21. Ebd., S. 18-22, hier S. 19: ja, damit locken Sie keinen Hund hinter dem Ofen hervor, und am
andern Morgen, wenn die anderen wieder im Parlament und in der Politik sind, dann ist der
ganze Abend mit dem schönen Essen usw. vergessen, und dann ist wieder die nüchterne
Parteipolitik das, was den Ausschlag gibt. - Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Schreiben
Borsigs an die Geschäftsführung des RDI sowie an Silverberg vom 26. Mai 1930, NI. Silv. Nr.
274, Bl. 23-28.
22. Sten. Prot. HAS RDI vom 23. Mai 1930, Bayer-Archiv 62/10/5 b, S. 18 ff.
23. 23. Mai 1930, Fachgruppe Bergbau (Pinkerneil) an Silverberg, NI. Silv. Nr. 274, Bl. 22.
24. In diesen Zusammenhang gehört die Forderung Wielands nach Reichsreform und
Wahlrechtsänderung, ebenfalls erhoben auf der HAS RDI am 23. Mai 1930. Sten. Prot., S.
8-12. Dazu Borsig im Schreiben vom 26. 5. 1930 an die Geschäftsführung des RDI, NI. Silv.
Nr. 274, Bl. 24/25: "Mir ist . . . klar, daß die Ausführungen des Herrn Kommerzienrat
Wieland, daß es nicht besser werde, ehe nicht das Wahlsystem geändert würde, durchaus
richtig sind; ich möchte aber sagen, daß hier das Bessere des Guten Feind ist und wohl noch
lange Zeit vergehen wird, bis das Wahlsystem geändert wird. Auch ich glaube, daß noch sehr
viel anderes geschehen muß, aber das Gute nicht zu tun, weil vielleicht noch in Zukunft etwas
Besseres gemacht werden kann, erscheint mir durchaus verfehlt."
25. Duisberg am 23. Mai 1930 im HAS des RDI.
26. Siehe insbesondere Tagung vom 4. April 1930, Kap. IV, S. 60f.
27. Vgl. auch die exponierte Stellung des VSI im Zusammenhang der Silverberg-Kontroverse von
1926 (Dresden), Kap. II, S. 47.
28. Veröff. RDI Nr. 50, 1930, S. 38.
227
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. IV. Politische Offensive im Sommer 1930
29. In diesem Sinne auch Frowein am 23. Mai 1930 bei der Begründung der Satzungsänderung
vor dem HAS des RDI, Sten. Prot., Bayer-Archiv 62/10/5 b, S. 24.
30. Zur Organisation des RDI siehe Sonderdruck "Der Reichsverband der Deutschen Industrie
und sein Aufbau", Stand Nov. 1932 sowie "Arbeitsplan der Geschäftsführung des RDU, Stand
März 1924, NI. Silv. Nr. 221. Siehe im übrigen die Satzung des RDI, nach Stand vom 21.
Sept. 1929 abgedruckt in: Der Weg zum industriellen Spitzenverband, hg. v. BDI, Darmstadt
1959, S. 139 ff. Interpretierte Satzungsauszüge bei H. Brettner, Die Organisation der
industriellen Interessen in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung des "Reichs-
verbandes der deutschen Industrie", Berlin 1924, S. 52-57.
31. Ab 1927 nur noch alle zwei Jahre. Vgl. Weg, S . 130.
32. Ebd., S. 129.
33. Ebd., S. 131.
34. Brettner, S. 55.
35. Sten. Prot. HAS RDI vom 23. Mai 1930, Bayer-Archiv 62/10/5 b, S. 24 ff. Ergebnisse der
Sitzung auch mitgeteilt in G. M. RDI Nr. 13 vom 3. Juni 1930, S. 127-28.
36. Vgl. 26. Mai 1930, Duisberg an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/10. Die Erweiterung der
Führungsspitze des RDI sei vorgenommen worden, "um eine innigere Fühlungnahme
zwischen Präsidium und Geschäftsführung in allen wirtschaftspolitischen Angelegenheiten
herbeizuführen."
37. Vgl. 11. Juni 193 1, Duisberg an Krupp, Bayer-Archiv 62/10/2. Duisberg lobt Kastl als "sehr
fähiges, tüchtiges und geeignetes" Geschäftsführendes Präsidialmitglied, allerdings sei er
gelegentlich "allzu selbständig" geworden. "Aus diesem Grunde sah ich mich deshalb auch
genötigt, Ende vorigen Jahres die Zahl der stellvertretenden Vorsitzenden um zwei zu
vermehren und eine weitgehende Arbeitsteilung, an die Herr Geheimrat Kastl gebunden ist,
durchzuführen."
38. Richtlinienentwurf vom 2. Juni 1930, in einer Besprechung des "Engeren Präsidiums" vom 11.
Dez. 1930 endgültig bestätigt. Bayer-Archiv 62/10/1. (Der Entwurf vom 2. Juni auch in: NI.
Silv. Nr. 268, S. 183/84) Die "Arbeitsteilung- im "Engeren Präsidium" sah vor:
Duisberg: Geschäftsführung und innere Organisation, Sozialpolitik, Gewerblicher Rechts-
schutz, VDA, DIHT.
Frowein: Kartellwesen, Internat. Handelskammer, Groß- und Überseehandel, Einzelhandel,
Handwerk.
Hilger: Etat des RDI, Industriefonds.
Silverberg: Finanzpolitik, Agrarpolitik, Verkehrspolitik, Rechtsfragen.
Müller-Oerlinghausen: Handelspolitik.
Kraemer: Reichswirtschaftsrat, Rußland und Ostfragen, Exportförderung, Messen und
Ausstellungen.
(nach Aufstellung in: Bayer-Archiv 62/10/1 vom 11. Dez. 1930).
39. Ebd.
40. Siehe hier die Ausführungen Froweins in der Begründung der Satzungsänderung vor dem
HAS RDI am 23. Mai 1930, Bayer-Archiv 62/10/5 b. Der Terminus "Engeres Präsidium"
wurde im offiziellen Sprachgebrauch des RDI stets vermieden, war aber intern durchaus
gängig. Vgl. u. a. 12. Aug. 1930, Herle an Silverberg, NI. Silv. Nr. 268, S. 206. Siehe auch
Registratur des Silverbergschen Nachlasses; Bd. 234 trägt die Aufschrift: "Engeres Präsidium
1930-33". Siehe in diesem Zusammenhang auch 27. Sept. 1932, Krupp an Lammers,
Krupp-Archiv IV E 1023: Krupp stellt dort in Abrede, daß die Stellvertretenden Vorsitzenden
ein besonderes Gremium darstellten.
41. Gepflogenheit, die auch unter dem späteren Vorsitzenden Krupp beibehalten wurde. 10. März
1932, Krupp an Silverberg, Krupp-Archiv IV E 177.
42. Winschuh, S. 79/80, interpretiert den Führungswechsel im Langnam-Verein eher gegenteilig.
228
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. IV. Politische Offensive im Sommer 1930
43. Reusch hatte bereits vor der Sitzung vom 23. Mai 1930 definitiv gegenüber Kastl und
Lammers abgelehnt, den 2. Stellv. Vorsitz zu übernehmen. Auch ein Drängen von Vögler und
Reuter half nicht. 25. Mai 1930, Reusch an Blank, HA/GHH Nr. 4001012024/6. Zur engen
Kooperation Reuschs mit Kastl im Zusammenhang der Reorganisation des RDI siehe 21.
März 1930, Reusch an Kastl, HA/GHH Nr. 400101220/8 a. Vgl. hierzu auch Beschluß des
Wahlausschusses und der Satzungskommission vom 14. Mai 1930, Bayer-Archiv 62/10/1;
Frowein am 23. Mai 1930 auf der HAS RDI, Bayer-Archiv 62/10/5 b; 31. Mai 1930, Reusch
an Silverberg, HA/GHH Nr. 400101290/35 a.
44. Nicht aufgeführt hier E. Hilger von der sächsischen Braunkohlenindustrie, der als
Schatzmeister- des RDI jedoch keinen Einfluß auf die Politik des Verbandes nahm.
45. Belege für die Positionen der Mitglieder des "Engeren Präsidiums" siehe u. a. Kap. 11, S. 48,
Kap. V. S. 77.
46. Anders Stegmann, Silverberg-Kontroverse, S. 606/07.
47. G.M. RDI Nr. 13 vom 3. Juni 1930, S. 127/28.
48. Ebd.
49. Umfangreicher Schriftwechsel mit Duisberg in: Bayer-Archiv 62/10/1; vgl. auch
Schriftwechsel mit Reusch in: HA/GHH Nr. 400101220/8 a sowie 2. April 1930, Reusch an
Silverberg, NI. Silv. Nr. 574 und 16. April 1930, Kastl an Duisberg, NI. Silv. Nr. 235.
50. 23. Mai 1930, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/6.
51. Vgl. 28. Nov. 1929, Alvensleben an Duisberg, Bayer-Archiv, Autographensammlung.
52. Zum Gesamtproblem siehe L.E. Jones, The Dying Middle: Weimar Germany and the
Fragmentation of Bourgeois Politics, in: CEH, Bd. 5, 1972, S. 23-54; sowie ders., Sarn rnlung
oder Zersplitterung? Die Bestrebungen zur Bildung einer neuen Mittelpartei in der Endphase
der Weimarer Republik 1930-1933, in: VfZ, Jg. 25, 1977, S. 265-304.
53. Ausführungen Reuschs am 30.Jan. 1930 vor dem HAS des DIHT in Berlin, in: Verhandl.
DIHT, Heft 1, 1930, S. lOff.; Abstimmung Reuschs und Schlenkers über Artikel "Sammeln"
in K. Z. Nr. 120 vom 2. März 1930, HA/GHH Nr. 400101221/11 a; im übrigen Schriftwechsel
Reusch - v. Gilsa sowie Reusch-Blank in: HA/GHH Nr. 400101293/4 a bzw. 4001012024/6-7;
siehe auch 5. Sept. 1930, Reusch an Weinling, HA/GHH Nr. 400101293/ 10 b. Angemessene
Herausarbeitung des industriellen Einflusses bei den bürgerlichen Sammlungsversuchen
(insbesondere im Zusammenhang der 'Volkskonservativen Vereinigung' Treviranus) bei W.
Methfessel, Volkskonservative Vereinigung 1934-1933, in: Fricke, Bd. 2, S. 799 ff.
54. 1. Mai 1930, v. Gilsa an Reusch, HA/GHH Nr. 400101293/4 a.
55. Ebd.; v. Gilsa berichtet: "Die Bestrebungen, das nichtmarxistische Bürgertum zu einer
gemeinsamen Front zusammenzufassen, sind in der letzten Zeit nicht recht vorwärts gekom-
men. Abgesehen davon, daß Hugenberg eine intensive Tätigkeit entfaltet, den Boden, den er in
der Reichstagsfraktion verloren hat, wiederzugewinnen, sind die Bestrebungen der Herren
Brüning, Trevitanus und Scholz ins Stocken geraten ... Tatsache ist jedenfalls, daß die
Stimmung des Zueinanderkommenwollens innerhalb des deutschen Bürgertums nicht mehr so
' vorhanden ist wie noch vor einigen Wochen, sodaß die Bestrebungen Einzelner, sei es aus
sachlichen Gründen, sei es aus persönlichem Ehrgeiz, noch weiter neue Parteien zu gründen,
leider wieder mehr an Boden gewinnen."
56. April 1930, Blank an Reusch, dort Wiedergabe der telefonisch übermittelten Auffassung
Bernsteins: "Es sei unbedingt erforderlich, die sich gerade anbahnende vernünftigere
Gestaltung der Verhältnisse auf dem Geld- und Kapitalmarkt nicht durch neue politische
Beunruhigung zu stören." Blank seinerseits bezweifelte Bernstein gegenüber, "ob es richtig
sei, das Kabinett Brüning durch wechselnde parlamentarische Mehrheiten künstlich am Leben
zu erhalten, wodurch es zweifellos in seiner Aktionsfähigkeit aufs schwerste bedrängt werde."
Weitere Belege hierzu siehe Kap. V, Anm. 49.
57. 21. Mai 1930, v. Gilsa an Reusch, HA/GHH Nr. 400101293/4 a.
229
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. IV. Politische Offensive im Sommer 1930
58. Genauere Angaben zu Zeit und Ort der berichteten Äußerungen fehlen. Zu Silverbergs Rolle
im Rahmen der politischen Entwicklung im Sommer 1930 siehe vor allem die Ausführungen
vor dem Präsidium des RDI vom 25. Juni 1930, Kap. IV, S. 71.
59. U. a. 24. Mai 1930, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/6.
60. Vgl. auch M. Schneider, Unternehmer und Demokratie. Die freien Gewerkschaften in der
unternehmerischen Ideologie der Jahre 1918 bis 1933, Bonn 1975, S. 126 ff. Schneider
reduziert die Verhandlungen unzutreffend auf den "begrenzten Sektor der Lohn- und
Arbeitszeitfragen", übersieht die politischen Dimensionen hinsichtlich einer Wiederbelebng
der "Großen Koalition" vollständig und gibt den Unternehmern insgesamt die Schuld am
Auslaufen dieser Gesprächsansätze. Wesentlich richtigere Darstellung bei Wengst, Unterneh-
merverbände, S. 99-119. - Zum Problem gewerkschaftlicher Orientierung in der Krise siehe
auch die Literaturübersicht in Kap. XII, Anm. 66.
61. Darstellung der Vorgeschichte der Verhandlungen vom Sommer 1930 durch Pietrkowski in
einer Besprechung von Präsidium des RDI und Vorstand der VDA am 3. Juni 1930,
zusammenfassende Niederschrift, Bayer-Archiv 62/10/3 b sowie NI. Silv. Nr. 457.
62. Genaues Datum der Zusammenkunft, die bei v. Raumer stattfand, nicht zu ermitteln. Aus
allem ergibt sich jedoch ein Termin in der letzten Maiwoche. Teilnehmer der Bcsprechung
waren: Brüning, Stegerwald, Kastl, Brauweiler, Pietrkowsky, Müller-Oerlinghau~,~n, Borsig,
Silverberg und Poensgen fehlten entschuldigt. Lt. Mitteilungen Pietrkowskis am 3. Juni 1930,
siehe Anm. 61.
63. Gedanke, der insbesondere von Kastl (RDI) verfolgt wurde. Siehe Aktennotiz vom 5. Juni
1930, HA/GHH Nr. 400101293/ 10 b. "Mitteilungen von Herrn Kastl".
64. Siehe Kap. IV, S. 71 f., Präsidialsitzung RDI vom 25. Juni 1930.
65. Siehe Anm. 61.
66. Siehe oben Kap. 11.
67. Erklärung der Arbeitgeber am 4. Juni in einer kleineren Kommission unter Vorsitz Büchers
gemäß den Besprechungen vom 3. Juni redigiert (Text in RS Nr. 918/VI vom 4. Juni 1930,
Bayer-Archiv 62/10/3 b) und am 5. Juni in einer gemeinsamen Besprechung zwischen RDI
und VDA nochmals überarbeitet. Nicht ohne Interesse ist, daß die schließlich gebilligte
Erklärung vom 5. Juni (Aktennotiz Kastl, HA/GHH Nr. 400101293/ 10 b) wesentlich konzi-
lianter als die Vorlage gehalten ist.
68. 10. Juni 1930, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/71; siehe auch Anm. 69.
69. Sten. Prot. der Sitzung, Bayer-Archiv 62/10/3 b. Aufzeichnungen über den Verlauf der
Sitzung auch in: HA/GHH Nr. 4001012024/7, 400101293/10 b, Bayer-Archiv 62/10/3 b sowie
NI. Silv. Nr. 457.
70. Siehe insbesondere die herbe Kritik Raumers an der Haltung der Arbeitgeber: "In vieler
Hinsicht könnten die Gewerkschaften, deren Wunsch nach Zusammenarbeit viel größer sei als
auf der eigenen Seite, Bundesgenossen werden. Die einzige Lösung der Finanzfrage sei der
allgemeine Gehaltsabbau bei den Beamten, das sei alles mit den Gewerkschaften zusammen
zu haben gewesen, vorläufig aber nunmehr zerschlagen," zit. nach Kurzprotokoll,
Bayer-Archiv 62/10/3 b.
71. Text der Pressemitteilung in: G.M. RDI Nr. 15, 21. 6. 1930, Lfd. Nr. 366.
72. Siehe oben Kap. IV, S. 63 f.
73. Sten. Prot. Bayer-Archiv 62/10/3 b, S. 80/81
74. Zur politischen Bedeutung dieser Aktion siehe auch Vorwärts Nr. 305 vom 3. Juli 1930:
"Scharfinacher gegen Arbeiterpresse". In diesem Artikel findet sich ein vollständiger Abdruck
des Schreibens von Herle vom 9. Mai 1930 "Inseratenwerbung durch die Sozialdemokratie"
verbunden mit der Aufforderung an das Präsidium des RDI, "Farbe [zu] bekennen, ob es
diesen Scharfmacherstreich mitmachen will".
75. B. Sydow, Sozialdemokratie und Industrie, in: Der Arbeitgeber, Jg. 20, Nr. 7, 1. April 1930, S.
176-78
230
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. V. Die Reichstagswahl vom 14. September 1930
76. 9. Mai 1930, Herle an Silverberg, "persönlich", NI. Silv. Nr. 268.
77. Ebd.
78. Ebd.
79. 19. Juni 1930, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/7.
80. Ebd.
81. Zit. nach Sten. Prot. der Präsidial- und Vorstandssitzung des RDI vom 25. 6. 1930,
Bayer-Archiv 62/10/3 c, S. 92/93.
82. "Wir haben wiederholt in unseren Kreisen jede Katastrophenpolitik abgelehnt. Ich möchte
auch für den Reichsverband und für jeden von uns gerne sagen können: wir haben alles getan,
um die Katastrophe zu verhindern. Man weiss . . ., was mit der Katastrophe zerschlagen wird.
Man weiss aber nicht, wie es wieder aufgebaut werden soll. Das ist mein Standpunkt, an dem
ich unweigerlich festhalte, mag die Kritik sagen, ich sei Defaitist, ich gehe den Regierungen
zu weit entgegen - das mag gesagt werden; ich nehme den Vorwurf auf mich". Sten. Prot.,
ebd., S. 89.
83. Silverberg in der Replik auf Ausführungen Büchers, der jedem Kompromiß in der Finanz- und
Steuerpolitik widersprach; es sei, so Bücher, "nur notwendig, rücksichtslos zu sparen,
vielleicht 15% bei den Etats. Aber dazu brauche man einen Mann, eine wirkliche
Persönlichkeit im Kabinett und bis es so weit sei, habe es keinen Sinn, sich in Details mit dem
Finanzproblem zu befassen." Zit. nach zusammenfassendem Bericht über die RDI-Sitzungen
vom 25. 6. 1930, ebd.
84. Sten. Prot., ebd., S. 103.
85. "Aufstieg oder Niedergang"? Deutsche Wirtschafts- und Finanzreform 1929. Eine Denkschrift
des Präsidiums des RDI, Berlin 1929.
86. So erblickte Silverberg jetzt in der von Bücher propagierten Politik des "Alles oder Nichts" in
letzter Konsequenz den Trend zu "einem deutschen Finanzdirektorium, das auf Grund des
Ermächtigungsgesetzes autonom wird regieren müssen". Sten. Prot., BayerArchiv 62/10/3 c,
S. 102.
87. RS RDI Nr. 3663/IV vom 27. Juni 1930, HA/GHH Nr. 400101220/8 b. - In der
Pressemitteilung wurde die Fortsetzung weiterer unmittelbarer Verhandlungen ausdrücklich
befürwortet. In einem Beischreiben beklagte Herle allerdings die Darstellung des "Vorwärts-
vom 26. 6. 1930, die darauf ziele, "die einzelnen Industrien gegeneinander auszuspielen-.
231
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. V. Die Reichstagswahl vom 14. September 1930
ausschlaggebende Grund ... die Auflage Hindenburgs vom 28. März. Mit der SPD sollte nach
dem Fall der Großen Koalition nicht mehr regiert werden".
6. Vgl. Brüning, Memoiren, S. 192 ff.
7. 1. und 3. April 1930, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/6.
8. Siehe dazu die Materialien in: HA/GHH Nr. 4001012024/6-7.
9. 21. Juli 1930, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/7.
10. 23. Juli 1930, Blank an Reusch, ebd.
11. Ebd.
12. 24. Juli 1930, Blank an Reusch, ebd.
13. 25. Juli 1930, Kastl an Silverberg, NI. Silv. Nr. 235.
14. Siehe auch die Verhandlungen betr. Kartellpolitik im Sept./Okt. 1930 zwischen RDI und
Reichskanzlei, in: R 43 1/1203.
15. Siehe u. a. die Materialien in: HA/GHH Nr. 4001012024/7. Für Luther siehe insbesondere
Niederschrift vom 9. 3. 1930, NI. Luther Nr. 365.
16. 7. Aug. 1930, Reusch an Blank, "Vertraulich", HA/GHH Nr. 4001012024/7.
17. Siehe oben Kap. III, S. 58.
18. Conze, Entscheidungen, S. 218.
19. 5. Sept. 1930, Reusch an Weinlig, HA/GHH Nr. 400101293/106. Neben Reusch beteiligte
sich z. B. auch Silverberg an diesen Verhandlungen, der am 31. Juli zu einer Unterredung mit
Scholz (DVP) zusammenkam. 29.Juli 1930, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/7.
Vgl. u. a. auch 28. Juli 1930, Hamm an Reusch, HA/GHH Nr. 40010123/ 25 b.
20. G.M. RDI Nr. 19 vom 5. Aug. 1930, Lfd. Nr. 434 "Falschmeldungen über die Beteiligung des
Reichsverbandes der Deutschen Industrie am Wahlkampf". Dort Gegendarstellung zu
Pressemeldungen in der "Welt am Abend" Nr. 168 vom 22. Juli, der RDI habe Hugenberg den
gesamten Wahlfonds zur Verteilung überlassen, wobei den Nationalsozialisten der
"Löwenanteil" zugefallen sei. Richtig sei vielmehr, daß die westl. Industrie alle bürgerlichen
Parteien von der Staatspartei bis zur DNVP gleichmäßig bedenken wollte, wobei Vögler zuvor
mit Hugenberg verhandeln und diesem mitteilen sollte, "daß von ihm erwartet wird, daß er
keine Beziehungen zu den Nationalsozialisten unterhält". 29. Juli 1930, Blank an Springorum,
HA/GHH Nr. 4001012024/7.
21. Zur Kritik der Wirtschaft an der DNVP unter Hugenberg siehe vor allem: 8. Sept. 1930,
Reichert an Krupp mit Exposé "Warum fort von Hugenberg", Krupp-Archiv IV E 962.
22. Vgl. Bracher, Auflösung, S. 318.
23. Allen Mitgliedern des Reichsverbandes mitgeteilt in dem RS (o. Nr.) "Industrie und
Reichstagswahlen" vom 16. Aug. 1930, NI. Silv. Nr. 268. Abgedruckt auch in: G.M. RDI Nr.
21 vom 25. Aug. 1930, Lfd. Nr. 484. An der Redaktion des Wahlaufrufes waren neben der
Geschäftsführung vor allem die Mitglieder des "Engeren Präsidiums" beteiligt (Duisberg,
Kastl, Frowein, Silverberg, Kraemer, Müller-Oerlinghausen und Hilger), die auch mit ihrer
Unterschrift verantwortlich zeichneten. Siehe dazu 12. und 16. Aug. 1930 Schriftwechsel
Herle-Silverberg, in: NI. Silv. Nr. 268; vgl. auch 13. Aug. 1930, Herle an Reusch, HA/GHH
Nr. 400101220/9 a.
24. G.M. RDI Nr. 21 vom 25. Aug. 1930, Lfd. Nr. 484.
25. 3. Sept. 1930, Kastl an Reusch, HA/GHH Nr. 400101220/9 a; 3. Sept. 1930, Hamm (DIHT) an
Reusch, HA/GHH Nr. 40010123/25 b.
26. Vgl. Bracher, Auflösung, S. 323 ff.
27. Keese, S. 323 ff.
28. 15. Sept. 1930, v. Gilsa an Reusch, HA/GHH Nr. 400101293/4 b.
29. 15. Sept. 1930, Aufsatz Reicherts "Der erste Eindruck von der Reichstagswahl 1930".
3seitiger hektographierter Umdruck, Krupp-Archiv IV E 962.
30. Mehrseitiger Aktenvermerk Pünders vom 15. Sept. 1930, R 43 1/1308, Bl. 597 ff. Auf
232
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. V. Die Reichstagswahl vom 14. September 1930
diesen bisher nicht genügend beachteten Vorgang verweist bereits J. Becker, Brüning, Prälat
Kaas und das Problem einer Regierungsbeteiligung der NSDAP 1930-1932, in: HZ, Bd. 196,
1963, S.78.
31. R 43 1/1308, Bl. 598.
32. Ebd., Bl. 598/99.
33. Horkenbach, 1918-1930, S. 319.
34. E. Matthias, Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, in: ders. u. R. Morsey (Hg.), Das
Ende der Parteien 1933. Darstellungen und Dokumente, Düsseldorf 1960, S. 103 ff.
35. Siehe dazu auch die Berichte der britischen Botschafter in Paris, R. H. Campbell sowie in
Berlin, Sir H. Rumbold vom 16. und 18. Sept. 1930 an Außenminister Henderson. In diesen
Berichten gehen die Botschafter jeweils von der "Großen Koalition" als der erwarteten Lösung
der Parlamentskrise in Deutschland aus. Ursachen und Folgen, Bd. VIII, S. 92-95, Dok. 1680
b und 1680 c.
36. Brüning, Memoiren, S. 187.
37. Ebd., S. 187: "Mein Auftrag wäre gescheitert, wenn ich mich irgendwie auf Koalitions-
versicherungen eingelassen hätte."
38. R 43 1/1308.
39. R 43 1/1446.
40. 21. Sept. 1930, Schulenburg an Schleicher, N 42/21.
41. Vgl. Vogelsang, Reichswehr, S. 95.
42. 26. Sept. 1930, Schleicher an Schulenburg, versendet als "Einschreiben-, N 42/21. Auch
gedruckt bei Vogelsang, Reichswehr, Dok. 6, S. 415, und R. Kühnl, Der deutsche Faschismus
in Quellen und Dokumenten, Köln 1975, S. 142.
43. Conze, Entscheidungen, S. 220.
44. 21. Juli 1930, Aufzeichnung Blank, HA/GHH Nr 4001012024/7. Siehe Zitat Kap. V, S. 73 f.
45. 1. Okt. 1930, Treviranus an Blank, HA/GHH Nr. 4001012024/7.
46. Vgl. Brüning, Memoiren, S. 192 ff.
47. Ausführliche Erörterung des Zusammenhangs zwischen Reparationen und Deflationspolitik
bei Brüning siehe Kap. VIII. Dort auch zahlreiche archivalische Belege für die hier vertretene
These.
48. Brüning, Memoiren, S. 193/94.
49. Siehe u. a. 5. Dez. 1930, von Gilsa an Reusch, HA/GHH Nr. 400101293/4 b: "Bei dem
Abschluß des letzten Überbrückungskredits in Höhe von 125 Millionen Dollar soll nach
meinen Informationen die Reichsregierung bereits erhebliche Zugeständnisse an Amerika
gemacht haben. Einmal soll die Regierung sich verpflichtet haben, in der nächsten Zeit kein
Moratorium auf Grund des Neuen Planes auszusprechen, und zum andern habe das Kabinett
versprechen müssen, die Krise in Deutschland nicht auf außerparlamentarischern, sondern auf
parlamentarischem Wege zu lösen ... Eigentlich ist es ja nicht recht verständlich, warum das
Ausland gegen eine außerparlamentarische Lösung sein sollte. Es müßte doch nur daran
interessiert sein, daß bei uns endlich Ordnung geschaffen würde, damit dem Ausland die von
ihm bei uns angelegten Gelder nicht verloren gingen. Die Psyche der Völker ist ja manchmal
eigentümlich. In den westeuropäischen Ländern und auch in Nordamerika ist der Parlamenta-
rismus ja ganz anders gestaltet und im Volksempfinden eingewurzelt als bei uns. Dort sieht
man vielleicht in einem Bruch mit der parlamentarischen Form zugleich den Anfang des
drohenden Chaos." Vgl. auch 1 . Okt. 1931, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/9;
Kap. VII, Anm. 44.
50. Zum Gespräch siehe u. a. Becker, S. 74.
51. Brüning, Memoiren, S. 192 ff.
52. 8. Okt. 1930, Vortrag Brünings beim Reichspräsidenten, R 43 1/678: Brüning schildert hier
seine Verhandlungen mit Hitler und dessen Forderung "auf sofortige Reparationsrevi-
233
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. V. Die Reichstagswahl vom 14. September 1930
sion unter Erklärung des Moratoriums", wohingegen der Kanzler an der Ansicht, "Repara-
tionsverhandlungen nur nach Durchführung des Reformprogramms" in Angriff zu nehmen,
festgehalten habe.
53. Brüning, Memoiren, S. 196.
54. Bracher, Auflösung, S. 328.
55. Sten. Prot. der Präsidialsitzung liegt nicht vor. Über den Verlauf orientiert ein Schreiben
Kastls an Silverberg vom 19. Sept. 1930, NI. Silv. Nr. 235. Kastl schreibt dort u. a.: Jm
Präsidium ... war eine sehr lange Debatte, bei der ich über einige Ausführungen eines unserer
Freunde, weil sie der blühendste Unsinn waren, den ich bisher gehört habe, außerordentlich
erschüttert war. Noch schlimmer war dabei allerdings, daß ihm sogar einige zustimmten.
Reusch hat noch stundenlang unter dem gleichen Eindruck wie ich gelitten, während Kraemer
hilfesuchend die Blicke schweifen ließ."
56. 15. Sept. 1930, Aktenvermerk Pünder, R 43 1/1308. Siehe oben Kap. V, S~ 77.
57. 19. Sept. 1930, Kastl an Silverberg, NI. Silv. Nr. 235.
58. Sten. Prot. Vorstand, Bayer-Archiv 62/10/4 d; Sten. Prot. HAS, Bayer-Archiv 62/10/5 b
59. Vorstandssitzung vom 19. Sept. 1930, Bayer-Archiv 62/10/4 d, S. 6-7. Bei Nichtzustan-
dekommen einer Regierungskoalition sah Kastl ein sicheres Mißtrauensvotum und die
Aufhebung der Notverordnungen vom 27. Juli. Es sei deshalb eine "völlige Unmöglichkeit",
"daß die Regierung vor den Reichstag tritt, wenn er am 13. oder 16. Okt. zusammenkommt,
ohne aus den Ergebnissen, die sich in den Wahlen ausdrücken, die entsprechenden Folgerun-
gen zu ziehen . . ."
60. Ebd., S. 10/11.
61. Horkenbach, 1918-1930, S. 322-23.
62. Siehe dazu vor allem: "Aufstieg oder Niedergang", Veröff. RDI Nr. 49, Dezember 1929; 4.
Juni 1930, Schreiben der Spitzenverbände an die Reichsregierung betr. Deckung des Defizits
im Reichshaushalt 1930, in: G.M. RDI Nr. 14 vom 13. Juni 1930, lfd. Nr. 342. Siehe auch
programmatische Erklärung des RDI im Zusammenhang der Verhandlungen mit den
Gewerkschaften vom 26. Juni 1930, in: G. M. RDI Nr. 16 vom 2. Juli 1930, lfd. Nr. 382.
63. "Stellungnahme des Präsidiums zum Wirtschafts- und Finanzplan der Reichsregierung",
abgedruckt in: G.M. RDI Nr. 25 vom 10. Okt. 1930, lfd. Nr. 552. Ein auf Grund der
Verhandlungen des Wirtschaftspolitischen Beirats des RDI vom 8. Okt. erstellter Entwurf zur
Entschließung in: Bayer-Archiv 62/10/3 c.
64. Verhandl. DIHT, Heft 12, 1930, S. 141/42 "Zum Wirtschafts- und Finanzplan der
Reichsregierung"; siehe auch Bericht Dr. Grunds, ebd., S. 13 ff.
65. Ausführungen des Präsidenten des DIHT, von Mendelssohn, im Rahmen der Haupt-
ausschußsitzung des DIHT vom 9. Okt., ebd., S. 12.
66. Brüning, Memoiren, S. 198, deutet dies unzutreffend als einen "von Herrn Hugenberg
vorbereiteten Generalangriff gegen die Regierung".
67. Siehe insbesondere Ausführungen von Dr. Jacobshagen, in: Verhandl. DIHT, Heft 12, 1930,
S. 43/44.
68. Siehe oben Kap. V, S. 79 f. bzw. Anm. 52.
69. Verhandl. DIHT, Heft 12, 1930, S. 50. Neben der Geschäftsführung (Hamm/Frentzel) hatte
sich auch der Präsident der IHK Köln, Louis Hagen, für eine Ausklammerung der
Reparationsfrage zum jetzigen Zeitpunkt eingesetzt.
70. Vgl. Resolutionsentwurf und endgültige Stellungnahme des DIHT zum Programm der
Reichsregierung, ebd., S. 42/43 und S. 141/42.
71. Siehe Ruhrladesitzung vom 14. Okt. 1930. Bericht im Schreiben Karl Haniel an Reusch vom
15. 10. 1930, HA/GHH Nr. 4001012000/3 a. Siehe unten Kap. V, S. 84.
72. 18. Okt. 1930, Schlenker an Reusch, HA/GHH Nr. 400101221/11 a.
73. 20. Okt. 1930, Springorum an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/36 a; 21. Okt. 1930,
Schlenker an Reusch, HA/GHH Nr. 400101221/11 a.
234
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. V. Die Reichstagswahl vom 14. September 1930
74. Brüning, Memoiren, S. 206, sah darin nur einen "sinnlose[n] Vorstoß", der in eine "günstige
Atmosphäre- beim Reichsrat hineinplatzte und an "allem Kritik übte, ohne auch nur einen
einzigen positiven Gedanken zu bringen". Auch die pointierte Zusammenfassung in
Schultheß, 1930, S. 227, "In Düsseldorf tagt der Langnamverein", legt eine derartige
Einschätzung nahe, die jedoch vom Tagungsprotokoll nicht gedeckt wird.
75. A. o. MV Langnam-Verein vom 4. Nov. 1930, Beiträge gedruckt in: Mitt. LangnamVerein,
Heft 19, 1930.
76. Ebd., S. 432.
77. Ebd., S. 443.
78. Immerhin gestand Poensgen zu, daß einer erfolgreichen Inangriffnahme der Reparationsfrage
die innere Sanierung vorangehen müsse. Ebd., S. 449.
79. Ebd., S. 447.
80. 25. Okt. 1930, Schlenker an Silverberg, NI. Silv. Nr. 416.
81. Mitt. Langnam-Verein, Heft 19, 1930, S. 458-64.
82. 6. Nov. 1930, Vortrag "Wirtschaftslage und Öffentliche Hand", im Überseeclub Hamburg,
gedruckt bei: Mariaux, Silverberg, S. 159-76.
83. Vorwärts vom 7. 11. 1930 "Silverberg als Ankläger". Gegen die nationalökonomischen
Phantasien der äußersten Rechten'. In der Gesamttendenz unzutreffende Einschätzung der
Silverberg-Rede bei W. v. Alvensleben, 7. Nov. 1930, Alvensleben an Silverberg. Vgl. auch
10. Nov. 1930, Silverberg an Alvensleben, NI. Silv. Nr. 25.
84. Mariaux, Silverberg, S. 168/69.
85. Ebd., S. 176.
86. Ebd.
87. Zum Verlauf der Ruhrladesitzung siehe 15. Okt. 1930, K. Haniel an Reusch, HA/GHH Nr.
4001012000/3 a.
88. Sten. Prot., Bayer-Archiv 62/10/4 d.
89. Ebd., S. 21-40, insbesondere S. 39/40.
90. Ebd., S. 44/45: Thyssen: "Ich für meinen Teil werde dagegen Einspruch erheben, wenn hier
etwa die deutsche Wirtschaft herangezogen wird, um Hilfestellung der jetzigen Regierung zu
leisten (Lebhafter Beifall bei einem Teil der Versammlung)".
91. Ebd., S. 53/54.
92. Neben Duisberg sprachen sich innerhalb der Debatte für den Kompromißkurs Brünings aus:
Müller-Oerlinghausen, Dr. Braun - Frankfurt, Dr. Kalle und auch E. Borsig. Hinter Thyssen
ansatzweise Reichert (VDEStI) (ebd., S. 64-66).
93. Ebd., S. 46, 71.
94. Sten. Prot., Bayer-Archiv 62/10/5 b, gedruckt in: Veröff. RDI Nr. 55, Dez. 1930.
95. R 43 1/2367 Aktenvermerke Reichskanzlei vom 15. und 17. Nov. 1930. Vgl. auch 26. Nov.
1930, Kastl an Brüning und 1. Dez. 1930, Kastl/Herle an Brüning, ebd.
96. Veröff. RDI Nr. 55, Dez. 1930, S. 7.
97. Ebd., S. 19-23. Zum Konzept der "Exportoffensive" als Hebel der Reparationspolitik siehe
Brüning, Memoiren, S. 193/94 (vgl. oben Kap. V, S. 79). Zu den Ausführungen Brünings und
Kastls vor dem HAS RDI am 27. Nov. 1930 siehe jetzt auch Schulz, Reparationen, S. 205/06.
98. Veröff. RDI Nr. 55, Dez. 1930, S. 23-26.
99. Horkenbach, 1918-20, S. 337 ff.
100. Veröff. RDI Nr. 55, Dez. 1930, S. 25/26.
101. Aktenkundlich nachweisbare Gespräche zwischen Silverberg und Brüning im Herbst 1930
haben stattgefunden am 24. Sept., 30. Okt., 20. Nov. und 23. Dez. 1930, siehe R 43 1/ 2128,
2056. Zur Propagierung des Brüning-Kurses durch Silverberg siehe u. a. 27. Nov. 1930,
Silverberg vor dem Vorstand des DIHT, NI. Silv. Nr. 640; 4. Dez. 1930, Vortrag Silverberg
im Club von Berlin, NI. Silv. Nr. 26. Für Kastl siehe vor allem die Materialien in R 43 1/2367.
235
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. V. Die Reichstagswahl vom 14. September 1930
102. Die Vermutung, daß die reparationspolitische Konzeption Brünings von Kastl mitgeprägt
ist, bedarf gewiß einer breiteren Materialabsicherung. Ansatzpunkte für diese Hypothese
bilden die Ausführungen Kastls und Brünings vom 27. Nov. 1930 vor dem HAS RDI sowie
die später in den Memoiren dargestellte Grundkonzeption des Kanzlers: Veröff. RDI Nr. 55,
Dez. 1930, S. 19-26; Brüning, Memoiren, S. 192 ff., S. 221.
103. Veröff. RDI Nr. 55, Dez. 1930, S. 26.
104. Hier zitiert nach Sten. Prot., Bayer-Archiv 62/10/5 b. In den Veröff. RDI Nr. 55, Dez.
1930, heißt es abweichend: "... die politische Führung, die wir bisher hatten, hat versagt". In
der Literatur bisher zitiert nach dem gedruckten Text in den Veröffentlichungen.
105. Sten. Prot., Bayer-Archiv 62/10/5 b, S. 67/68.
106. Veröff. RDI Nr. 55, Dez. 1930, S. 27. Ausführungen von Kommerzienrat Krawinkel.
107. Siehe Anm. 105.
108. Czichon, Hitler, S. 19. Die Schlußfolgerung, daß Hitler mit diesem Appell "salonfähig,
d. h. regierungsfähig" geworden sei, kann freilich nicht geteilt werden.
109. Vgl. Kap. IX, S. 117.
110. Veröff. RDI Nr. 55, Dez. 1930, S. 27-28.
111. RS RDI Nr. I/VI vom 31. Dez. 1930 (DII).
112. Siehe dazu die Schreiben Reicherts vom 4. Dez. 1930 an Schlenker; 4. Dez. an Poensgen
und Springorum; 6. Dez. an Poensgen, Springorum und Schlenker, R 13 1/602.
113. So auch Reichert im Schreiben vom 4. Dez. an Poensgen und Springorum, ebd.
114. Siehe in diesem Zusammenhang auch den Disput Kastls mit August Heinrichsbauer,
Herausgeber des Rheinisch-westfälischen Wirtschaftsdienstes. Heinrichsbauer war mit der
Schwerindustrie, insbesondere dem Bergbau, eng verbunden und knüpfte 1930 die erstell
Fäden zu den Nationalsozialisten. Zu Person und Wirken Heinrichsbauers siehe Kap. IX, S.
117 ff. Ausgangspunkt der Kontroverse vom Dez./Jan. 1930/31 war ein Artikel Heinrichsbau-
ers "Young-Revision? - Versailler Revision!" in: Wirtschaftspolitischer Pressedienst (WPD),
Nationalsozialistische Wirtschaftskorrespondenz, hrsg. v. Dr. 0. Wagener, Nr. 13, 24. Dez.
1930. Kastl glossierte die dortigen Ausführungen Heinrichsbauers mit der Bemerkung: "H.
kann sofort Geschäftsführer vom Grobblechverband werden!" Der Kritik Kastls hielt Hein-
richsbauer entgegen, daß anstelle der etappenweisen Revisionspolitik Stresemannscher Prove-
nienz nunmehr ein "Risiko" gewagt werden müsse, um im gegebenen Moment die Totalre-
vision des Versailler Vertrages zu erzwingen. Materialien in: NI. Kastl Nr. 9, 3. und 13. Jan.
1931, Kastl an Heinrichsbauer, 5. Jan. 1931, Heinrichsbauer an Kastl.
115. 4. Dez. 1930, Reichert an Schlenker, R 13 1/602. Ober die erwähnte Zusammenkunft
Hitlers mit verschiedenen Ruhrindustriellen wohl im Nov. 1930 ist näheres nicht bekannt. Wie
aus dem weiteren Zusammenhang hervorgeht, fand sie offenbar auf Kirdorfs Besitzung, dem
"Streithof", statt. Vgl. auch Stegmann, Verhältnis, S. 417, Anm. 80.
116. 4. Dez. 1930, Reichert an Schlenker, R 13 1/602.
117. Protokoll der Ruhrladesitzung nicht erhalten. Hinweise zur Tagesordnung in: HA/ GHH
Nr. 40010124/14, P. 3 "Reichsverband der Deutschen Industrie". Über den Verlauf der
Sitzung orientiert ein Schreiben Herles an Duisberg vom 9. Febr. 1931, Bayer-Archiv,
Autographensammlung: "'Im Westen' insofern alles beim alten', als sich die Ruhrlade in der
letzten Sitzung bis auf Herrn Th[yssen] einmütig dahin geäußert hat, daß man gegen den
Reichsverband als solchen nicht nur nichts tun will[?], sondern daß man die Notwendigkeit
anerkennt, diese Spitzenorganisation der deutschen Industrie unter allen Umständen zu halten.
Es geht also alles wieder in Ordnung."
118. 9. Febr. 1931, Herle an Duisberg, ebd. Vgl. auch 28. Jan. 1931, Reusch an Blank, HA/
GHH Nr. 4001012024/8 a: -Wir haben hier die bindende Erklärung vorliegen, daß der
Bergbau-Verein nicht kündigen wird."
119. Dazu passen die Meldungen von einem angeblichen Ausscheiden Geheimrat Kastls aus
dem RDI "im Hinblick auf die Differenzen mit gewissen Kreisen der westlichen Industrie, die
236
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. V. Die Reichstagswahl vom 14. September 1930
man kaum auf die Dauer glaubt ausräumen zu können." Nach einer Mitteilung Blanks habe
Staatssekretär Schäffer vom Reichsfinanzministerium Kastl den Posten eines Vorstandsmit-
gliedes in der Reichskreditanstalt angeboten. 10. und 27. März 1931, Blank an Reusch, HA/
GHH Nr. 4001012024/8 a.
120. 2. März 1931, Duisberg an Brandi; 3. März, Thyssen an Duisberg; 4. März, Brandi an
Duisberg etc., Bayer-Archiv 62/10/8. Weiterer Schriftwechsel in Vorbereitung der Bochumer
Zusammenkunft vom 5. Mai siehe NI. Silv. Nr. 234, Krupp-Archiv IV E 915, HA/GHH Nr.
400101220/10 b.
121. Erst im März 1933 war es möglich, das schon 1930/31 geforderte "Revierement"
durchzusetzen. In der Präsidialsitzung vom 23. März 1933 erinnerte Thyssen an die Bochumer
Zusammenkunft und verlangte, da die Geschäftsführung die damals zugesagte "Zurückhal-
tung" nicht befolgt habe, den Rücktritt Kastls. Prot. Kastl vom 27. 3. 1933, Krupp-Archiv IV
E 885. Siehe Kap. XIII, S. 181 ff.
122. 5. Mai 1931, Reusch an Krupp, Krupp-Archiv IV E 176.
123. Siehe Schriftwechsel 5. Mai - 11. Juni 1931, in: ebd., insbesondere 5. Mai, Reusch an
Krupp sowie 11. Juni, Duisberg an Krupp. Siehe auch die Materialien in: Bayer-Archiv
62/10/2.
124. Für den DIHT 1930/31 siehe z. B. Vorstandssitzung vom 20. Jan. 1931, zusammenfas-
sendes Protokoll HA/GHH Nr. 40010123/33 a.
125. Der Hauptgeschäftsführer Max Schlenker sorgte wiederholt dafür, daß ein Abgleiten des
Langnam-Vereins ins allzu radikale Fahrwasser vermieden werden konnte. Vgl. z. B.
Vorbereitung der Mitgliederversammlung vom 4. Nov. 1930, Kap. V, S. 83.
126. Eine für April/Mai 1931 geplante Zusammenkunft der "Nationalen Opposition" wurde
durch wachsende Spannungen zwischen DNVP und NSDAP unmöglich gemacht. 22. April
1931, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/8 a.
127. Das "Engere Präsidium" des RDI, namentlich Kastl und Silverberg sowie Vertreter der
Berliner Banken, insbesondere J. Goldschmidt, hielten an dem Gedanken einer Großen
Koalition auch nach der ersten Phase der Notverordnungspolitik fest: Silverberg am 4. Dez.
1930 vor dem Club von Berlin, NI. Silv. Nr. 26; 18. Febr. 1931, Kastl an Stegerwald, R 43 1/
2039; 17. Jan. 1931, v. Gilsa an Reusch, HA/GHH Nr. 400101293/4 b.
128. Kennzeichnend dafür sind auch die Bestrebungen Paul Reuschs in Zusammenarbeit mit
Wegbereitern der 'Konservativen Revolution' wie Edgar Jung und Friedrich Glum, eine
"Bewegung" zu bilden, die, an der Programmatik des BER orientiert, sich "Stützpunkte" im
Lande verschaffen müsse, um von dort aus die Bildung einer "nationalen Rechten" voranzu-
treiben. Schriftwechsel Reusch-Jung in: HA/GHH Nr. 400101293/11, insbesondere 5. Jan.
1931, Reusch an Jung. Material zum Aktionskreis Glum in: Krupp-Archiv IV E 152, 776.
129. Immerhin unternahm die Luther nahestehende Wochenschrift "Der Ring" parallel zur
verstärkten Reserve der Schwerindustrie im April/Mai 1931 einen gezielten Vorstoß gegen das
"System Brüning". Der Reichskanzler war so beunruhigt, daß er Silverberg gegenüber auf den
Vorgang zu sprechen kam. 21. Mai 1931, Meynen an Silverberg, NI. Silv. 578. Der
Herausgeber des "Ring", H. v. Gleichen, unternahm im Juni 1931 einen letzten Versuch,
Luther zu bewegen, endlich mit Brüning zu brechen und aus der Reserve herauszutreten.
Luther werde wohl noch von Reusch gestützt, aber bereits bei Springorum verschiebe sich die
Front. 15. Juni 1931, Gleichen an Luther, NI. Luther Nr. 336.
130. Reusch z. B. stimmte mit der Einschätzung Edgar Jungs, daß der Nationalsozialismus eine
in seiner "psychischen Haltung und politischen Dynamik unbedingt begrüßenswerte
Erscheinung- sei, nicht überein. Wenn auch außerpolitisch eine nicht "unerwünschte"
Erscheinung, so sei das Wirken der NSDAP innerpolitisch doch "höchst unerfreulich". Auch
Vögler, der am rechten Flügel der Ruhrindustrie anzusiedeln ist, sah im Frühjahr 1931 in der
NSDAP noch keine Alternative. Vgl. 27. April 1931, Blank an Reusch, HA/GHH Nr.
4001012024/8 b. Zur Entwicklung des Verhältnisses zwischen Großindustrie und
Nationalsozialismus 1931/32 siehe Kap. IX.
237
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. VI. Die Bankenkrise
238
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. VI. Die Bankenkrise
13. Dreiseitige Aktennotiz Blank/Sogemeier vom 20. Mai 1931 im Anschluß an zwei Gespräche
mit Springorum vor und nach dessen Unterredung beim Reichskanzler, HA/GHH Nr.
4001012024/8 b.
14. Entwurf vom 21. Mai 1931, NI. Silv. Nr. 416, Bl. 273 E
15. 27. Mai 1931, Springorum an Silverberg, NI. Silv. Nr. 416, BI 275/275 R.
16. Entwurf vom 26. 5. 1931, ebd., BI 276. Identisch mit der Resolution vom 3. Juni 1931 in:
Mitt. Langnam-Verein, Heft 1, 1931, S. 49-51.
17. Vgl. auch die Mitteilung Vöglers an Springorum, in: Schreiben Springorum an Silverberg vom
27. 5. 1931, NI. Silv. 416: "Wir sind uns ja alle darüber einig, daß der Wunsch, die
sogenannten Reparationen zu streichen, unerfüllbar ist". Vögler entwickelte dann einen
eigenen Zahlungsplan, der eine zehnjährige Transferpause vorsah.
18. F. Z. Nr. 409 vom 4. Juni 193 1.
19. Protokoll in: Mitt. Langnam-Verein, Heft 1, 1931.
20. HAS RDI vom 27. Nov. 1930, siehe oben Kap. V, S. 86.
21. Die Essener "Nationalzeitung" kommentierte unter deutlicher Bezugnahme auf die
Ausführungen Thyssens: "Zum ersten Male seit langen, langen Jahren hat sich auf der
gestrigen Wirtschaftstagung in Düsseldorf ein Ansatz zu dem gezeigt, was der Nationalsozia-
lismus vom ersten Tage seiner Gründung an erstrebt und was ihm als unverrückbares Ziel vor
Augen steht-. Zit. nach einem Artikel des "Vorwärts" vom 13. 7. 1932: "NSDAP Partei des
Kapitals. Hitler ist die Hoffnung der reaktionären Scharfmacher".
22. Zit. nach Horkenbach, 1931, S. 189/90.
23. Mitt. Langnam-Verein, Heft 1, 1931, S. 41.
24. Horkenbach, 1931, S. 194-98. Eine Verschärfung der Oppositionshaltung des Langnam-
Vereins auf Grund der Notverordnung unterstrichen in einem Brief Paul Reuschs an Bücher,
2. Juni 1931, HA/GHH Nr. 400101290/5 a.
25. Vgl. Horkenbach, 1931, S. 189/90 "Der Kampf um die Ausgestaltung der Notverordnung-.
Für den RDI siehe RS RDI Nr. 1160/P vom 3. Juni 1931 "Vorläufige Stellungnahme zu der
neuen Notverordnung der Reichsregierung", Abdruck auch in: G. M. RDI Nr. 12 vom 4. Juni
1931, lfd. Nr. 245: Wie der RDI in der auch der Presse übergebenen Verlautbarung mitteilte,
"hat der bisher bekannt gewordene Inhalt der bevorstehenden Notverordnung in allen Kreisen
der Industrie eine starke Enttäuschung und schwere Besorgnisse hervorgerufen. Man sieht in
der Absicht, im Wege einer Krisensteuer eine neue direkte Belastung des Einkommens zu
schaffen, einen überaus verhängnisvollen Entschluß, der sich dahin auswirken muß, daß zum
Nachteil aller schaffenden Stände weitere Mittel der Kapitalbildung entzogen werden . . ."
26. Brüning, Memoiren, S. 194, S. 278 ff. Wichtig in diesem Zusammenhang die Mitteilung
Seldtes, daß das Protesttelegramm der "Nationalen Opposition" nach London mit Brüning
"vorher verabredet" war und dort "gut gewirkt" habe. 3. August 1931, v. Gilsa an Reusch,
HA/GHH Nr. 400101293/4 b.
27. Vgl. Brüning, Memoiren, S. 278 ff. K. E. Born, Die deutsche Bankenkrise 1931. Finanzen und
Politik, München 1967, S. 69/70, sieht diesen Zusammenhang nicht, sondern spricht vom
"Primat der Innenpolitik", der die Abfassung der Notverordnung und auch der
Zusatzerklärung bestimmt habe. Ebenso H. Köhler, Arbeitsbeschaffung, Siedlung und Repa-
rationen in der Schlußphase der Regierung Brüning, in: VfZ, Jg. 17, 1969, S. 276-307, hier S.
300/01. Richtig dagegen W. Helbich, Die Reparationen in der Ära Brüning. Zur Bedeutung
des Young-Plans für die deutsche Politik 1930 bis 1932, Berlin 1962, S. 38/39. Detaillierte
Darstellung der Reparationspolitik in der Krise vom Juni 1931 bei Hardach, Weltmarktorien-
tierung, S. 124 ff. Zum Gesamtzusammenhang siehe ausführlich Kap. VIII, S. 111 f., dort
auch weitere Literatur.
28. Abgedruckt in: Ursachen und Folgen, Bd. VIII, S. 160/61. Im Schlußabsatz der Erklärungen
der Reichsregierung heißt es: "Wir haben alles angespannt, um unseren Ver-
239
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. VI. Die Bankenkrise
pflichtungen aus dem verlorenen Kriege nachzukommen. Die Einsetzung der letzten Kräfte
und Reserven aller Bevölkerungskreise gibt der deutschen Regierung das Recht und macht es
ihr dem eigenen Volk gegenüber zur Pflicht, vor der Welt auszusprechen: Die Grenze dessen,
was wir unserem Volke an Entbehrungen aufzuerlegen vermögen, ist erreicht!"
29. Brüning, Memoiren, S. 278 ff. Vgl. auch Helbich, S. 81 ff.
30. Devisenabzüge im Juni 1931 insgesamt 1174 Mill. RM, davon in den ersten 11 Tagen des
Monats allein 564 Mill. RM. Keese, S. 69. Vgl auch Hardach, Weltmarktorientierung, S. 128,
in dieser Untersuchung auch detaillierte Darstellung des strukturellen Problems der Auslands-
kredite.
31. Siehe auch Bericht Blank an Reusch vom 12. Juni 1931, HA/GHH Nr. 400101024/8 a sowie
"Wirtschaftspolitischer Informationsdienst" vom 13. 6. 1931 (Hg. W. Funk), ebd.
32. Brüning, Memoiren, S. 287 ff.
33. 26. Juni 1931, Silverberg an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/35a; 26.Jull' 1931; Schlenker
an Silverberg; 29. Juni 1931, Silverberg an Schlenker, NI. Silv. Nr. 416. Nicht ganz
fehlerfreier Abdruck der beiden letzten Dokumente bei Döhn, S. 422/23, Dok. Nr. 1. Vgl. auch
14. Juni 1931, Kalle an Dingeldey, NI. Dingeldey Nr. 34 (ebd., S. 436, Dok. Nr. 19).
34. Horkenbach, 1931, S. 209.
35. Poensgen auf der Mitgliederversammlung des VDEStI am 17. Juni 1931, Horkenbach, 1931,
S. 213. Inhaltlich gleichlautendes Dementi im Vorwort des gedruckten Tagungsprotokolls
vom 3. Juni 1931, in: Mitt. Langnam-Verein, Heft 1, 1931, S. 2.
36. 12. Juni 1931, Heinrichsbauer an Gleichen, NI. Luther Nr. 336.
37. 10. und 19. Juni 1931, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/8 b. Um diese Zeit setzt
die Verdrängung Dr. 0. Wageners durch Walter Funk ein. Siehe Kap. IX.
38. 12. Juni 1931, Heinrichsbauer an Gleichen, NI. Luther Nr. 336 "Ich bin fest davon überzeugt,
daß das ganze jetzige System des anonymen, demokratischen Parlamentarismus im Laufe der
Zeit von einem neuen System abgelöst wird, . . . das erhebliche Anklänge an den italienischen
Faschismus haben wird ... Es kommt mir nur darauf an, diesem künftigen neuen System den
Weg zu erleichtern und ihn ihm nicht unnötig zu erschweren."
39. So auch von Heinrichsbauer gesehen, vgl. Heinrichsbauer an Gleichen, 12.Juni 1931, NI.
Luther Nr. 336.
40. Exakt formuliert bei Westarp, dem früheren Parteivorsitzenden der DNVP, in einer Erklärung
vom Okt. 1931 "Warum ich für Brüning stimmte", hektographiert in den "Volkskonservativen
Führerbriefen". Siehe Zitat Kap. VII, S. 108.
41. Born, S. 7.
42. Sten. Prot., Bayer-Archiv 62/10/4 e und 62/10/5 b. Auszugsweises Prot. der Ausführungen
Silverbergs vor dem Hauptausschuß des RDI auch in: NI. Silv. Nr. 30.
43. Ebd., S. 19/20.
44. Vorstand RDI 19. Juni 1931, Sten. Prot., Bayer-Archiv 62/10/4 e, S. 28.
45. Ebd., S. 42/43.
46. Vgl. den vergeblichen Einspruch Thyssens gegen eine den Brüning-Kurs stützende
Presseverlautbarung des RDI, ebd., S. 58. Im Hauptausschuß stellte sich lediglich Blohm
hinter die reparationspolitischen Forderungen Thyssens. Sten. Prot., Bayer-Archiv 62/10/5 b,
S. 87 ff.
47. Abgedruckt in G.M. RDI Nr. 14 vom 26. Juni 1931.
48. Aktenvermerk Reichskanzlei, R 43 1/2128, Bl. 187.
49. Kurzbericht in G.M. RDI Nr. 14 vom 26. Juni 1931, lfd. Nr. 290 "Besuch beim
Reichskanzler". Die Darstellung bei Brüning, Memoiren, S. 293, wird den Tatsachen nicht
ganz gerecht. Eine Erklärung der Industrie, daß Brüning im Gegensatz zum Reichsbankpräsi-
denten Luther das Vertrauen der Industrie besitze, ist nicht abgegeben worden.
50. Helbich, S. 81 ff.
51. Siehe oben Kap. VI, S. 94f.
240
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. VII. Wendepunkt Herbst 1931: Die Abkehr von Brüning
52. Schon am 12. Juni von Heinrichsbauer so begriffen. 12. Juni 1931, Heinrichsbauer an
Gleichen, NI. Luther Nr. 336.
53. Schreiben Kirdorf an Duisberg vom 21. Juni und 5. Juli 1931, Bayer-Archiv, Autogra-
phensammlung.
54. 24.Juni 1931, Der Staatssekretär in der Reichskanzlei, Pünder, an Duisberg, R 43 1/ 1170;
siehe auch Bayer-Archiv, Autographensammlung. Brüning läßt für Ausführungen Duisbergs
auf der 100-Jahrfeier der IHK Düsseldorf danken.
55. 26.Juni 1931, Duisberg an Kirdorf, Bayer-Archiv, Autographensammlung.
56. "Der Kohlenbergbau lehnt ab" von Dr. A. Pinkerneil, in: DAZ Nr. 268 vom 16. Juni 1931.
57. Aktenvermerk Reichskanzlei "Betrifft die Besprechung mit Vertretern des Kohlenbergbaus
am 25. Juni 1931 -, R 43 1/2178, Bl. 188 ff. Siehe auch Brüning, Memoiren, S. 286, S. 297.
58. Wittke am 26. Juni 1931 vor dem VSI, R 43 1/1204, Bl. 98.
59. Verhandl. DIHT, Heft 7, 1931, S. 67 ff.
60. 2. Juni 1931, Reusch an Bücher, HA/GHH Nr. 400101290/5 a. Vgl. auch die Ausführungen
Reuschs auf der Tagung des Langnam-Vereins vom 3. Juni 1931, in: Mitt. LangnamVerein,
Heft 1, 1931, S. 9 ff.
61. 22. Juni 1931 vor dem Vorstand des DIHT, hektographiertes Protokoll, S. 5, HA/GHH Nr.
40010123/33 a.
62. 23. Juni 1931 vor dem Hauptausschuß des DIHT, in: Verhandl. DIHT, Heft 7, 1931, S. 62.
Siehe dazu auch Schriftwechsel Silverberg-Reusch vom 26. und 29.Juni 1931, betr.
Revidierung der Position des Langnam-Vereins vom 3. Juni, in: NI. Silv. Nr. 274, Bl. 106 ff.
63. Born, S. 89/90; vgl. auch Horkenbach, 1931, S. 237. Die Darstellung Borns, der nur die
Initiative des Reichsbankpräsidenten Luther hervorhebt, ist insoweit nicht ganz zutreffend.
64. H. Pünder, Politik in der Reichskanzlei. Aufzeichnungen aus den Jahren 1929-1932, hg. v. Th.
Vogelsang, Stuttgart 1961, S. 154/55.
65. Vgl. Köln. Tagebl. Nr. 316 vom 25. 6. 1931 mit Rückblick auf die Langnam-VereinsTagung
vom 3. Juni 1931 "Streit im schwerindustriellen Lager".
66. Original in R 43 1/1139, Bl. 305 ff. Die Initiative zur Abfassung der Eingabe ging von Paul
Reusch aus, die Ruhrlade behandelte das Schreiben auf ihrer Sitzung vom 27. Juli 1931 auf
dem Hoverhof Silverbergs. Vgl. u. a. 19. Aug. 1931, Fickler an Reusch, HA/GHH Nr,
400101290/12.
67. Symptomatisch ist, daß von der Ruhrlade u. a. E. Poensgen und F. Thyssen nicht
unterzeichneten und daß auch von den sonst angesprochenen Industriellen Fr. Flick die
Unterschrift nicht leistete. 6. Aug. 1931, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/9.
68. R 43 1/1139, Bi. 318/19.
69. In der Diktion der Eingabe "Zwangsbewirtschaftung der Arbeitszeit und der Löhne",
"Versorgungsstaat", "lohnpolitische[r] Irrgarten" etc., ebd., Bl. 305 ff.
70. 9. Aug. 1931, Reusch an Bücher, HA/GHH Nr. 400101290/5 a: "Solange der Reichskanzler
sich nicht von der Sozialdemokratie trennt, werden die Wege, die zur Gesundung der
Wirtschaft notwendig sind, nicht beschritten werden. Das ist meine feste Oberzeugung!"
241
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. VII. Wendepunkt Herbst 1931: Die Abkehr von Brüning
31. Aug. bis 4. Sept. 1931; 1. Okt. 1931, Kastl/Herle an den Preuß. Min.Präs. Braun, Abschrift
in HA/GHH Nr. 100101220/11 b; 2. Okt. 1931, Kastl an Brüning, ebd.; 16. Okt. 1931, Kastl
an Brüning, R 43 1/1204, Bl. 185 ff. Zur antigewerkschaftlichen Strategie i m Sept./Okt. 1931
siehe auch Schriftwechsel Reusch-Schlenker in: HA/GHH Nr. 400101221/ 11 b sowie
Reusch-Kastl/Herle in: HA/GHH Nr. 400101220/11 b.
5. Schriftwechsel Reusch-Kastl in: HA/GHH Nr. 400101220/11 b.
6. Besprechung in der Reichskanzlei vom 22. Sept. 1931, Aktenvermerk, R 43 1/2178, Bl. 366
ff.
7. Besprechung in der Reichskanzlei vom 24. Sept. 1931, Kabinettssitzungen vom 25. Sept. und
30. Sept. 1931, R 43 1/2178, Bl. 355 ff., 369 f, 395 ff.
8. Protesttelegramm des VSI vom 2. Okt. 1931, R 43 1/2178, Bl. 384.
9. 4. Okt. 1931, Mitteilung Reusch für Blank, HA/GHH Nr. 4001012024/9.
10. 21. Sept. 1931, Schlenker an Reusch, HA/GHH Nr. 400101221/11 b.
11. Besprechung der westl. Industrie (Poensgen, Klotzbach, Springorum) mit Brüning am 18.
Sept. 1931 über öffentliche Aufträge für die Eisenindustrie, Vorbericht Blank an Reusch, 18.
Sept. 1931, HA/GHH Nr. 4001012024/9.
12. 17. Sept. 1931, Kastl an Reusch, HA/GHH Nr. 400101220/11 b; vgl. dazu 16. Sept. 1931,
Reusch an Blank, HA/GHH Nr. 4001012024/9: "Ich bin der Ansicht, daß das Memorandum so
schnell als möglich veröffentlich werden muß. Von einer Aussprache mit dem Reichskanzler
verspreche ich mir nichts mehr." Zu dem hier angesprochenen "Memorandum" siehe Kap. VII,
S. 102.
13. "Ultimatum" Kastls vom 15. Sept. 1931; siehe 15. Sept. 1931, Blank an Reusch, HA/ GHH
Nr. 4001012024/9.
14. Für den RDI nahmen teil Duisberg, Frowein, Kraemer, Kastl und Herle, für die Regierung
neben dem Reichskanzler die Staatssekretäre Pünder, Schäffer und Trendelenburg sowie die
Min. Dir. Weigert und Fessler. Von Kastl und Herle inspirierter Bericht über die Unterredung
in einer Mitteilung Blank an Reusch, 18. Sept. 1931, ebd.; 19seitige "streng vertrauliche"
Aufzeichnung in Bayer-Archiv 62/10/8.
15. Ebd., S. 2 der Aufzeichnung.
16. Ebd., S. 15/16.
17. Vgl. auch 18. Sept. und 22. Sept. 1931, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/9; 20.
Sept. 1931, Reusch an Kastl, HA/GHH Nr. 400101220/11 b.
18. Bayer-Archiv 62/10/8, Aufzeichnung, S. 17 ff.
19. Auf Einladung Kastls vom 5. Sept. 1931, R 43 1/1206, Bl. 249-50.
20. Rede Brünings vom 25. Sept. 1931, abgedruckt in: Abschiedsfeier für Carl Duisberg, hg. v.
RDI, Bayer-Archiv 62/10/2.
21. Original in R 43 1/1140, Bl. 145 ff. nebst Beischreiben an den Reichskanzler. Abdruck u. a.
in: Horkenbach, 1931, S. 318-20; RS RDI Nr. 1892/P vom 29. Sept. 1931. Falsch datierte
Wiedergabe in: Ursachen und Folgen, Bd. VIII, S. 101 ff.
22. Klein, Vorbereitung, S. 895.
23. In Verfolg der Besprechung mit dem Reichskanzler vom 18. Sept. 1931, siehe oben Kap. VII,
S. 100f.
24. Horkenbach, 1931, S. 318--20.
25. 3. Notverordnung zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen, veröffentlicht am 6. Okt. 1931.
26. Vgl. Brüning, Memoiren, S. 419. Dort abweichende Bewertung der Eingabe.
27. Texte der Erklärungen im Anhang der Anlage des RS RDI Nr. 1974/P vom 7. Okt. 1931 (DII).
28. Brüning, Memoiren, S. 417.
29. Mitteilung Kastls an Brüning: Brüning, Memoiren, S. 425. Auf Spannungen im Vorstand des
RDI, ausgelöst durch den der NSDAP nahestehenden Rud. Blohm (Hamburg),
242
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. VII. Wendepunkt Herbst 1931: Die Abkehr von Brüning
weist hin der Schriftwechsel Herle-Blohm vom 1. und 6. Okt. 1931, in: HA/GHH Nr.
400101220/11 b.
30. Vertrauliche Aktennotiz von Otto Steinbrinck (Vorstandsmitgl. der Mitteldt. Stahlwerke AG)
für Friedrich Flick vom 5. Okt. 1932, abgedruckt in: D. Eichholtz u. W. Schumann (Hg.),
Anatomie des Krieges. Neue Dokumente über die Rolle des deutschen Monopolkapitals bei
der Vorbereitung und Durchführung des zweiten Weltkrieges, Berlin 1969, S. 89/90.
31. Ebd.
32. Einzelheiten und Dokumentation zum Vorstoß Cunos vom 5. Okt. bei Klein, Vorbereitung, S.
897-901.
33. Ebd.
34. Siehe dazu Schriftwechsel Brandi-Bernhard vom 19. und 23. Okt. sowie Brandi-Schlenker
vom 20. Okt. 1931, ebd., S. 900 f.
35. Von Cuno namentlich aufgeführt: Schwerindustrie: Vögler, Reusch, Thyssen, Krupp,
Klöckner; Chemie/Elektro/Textil: Bosch, Siemens, Frowein; Banken: Solmssen, v. Mendels-
sohn; Handel: Petersen, Grünfeld; Landwirtschaft: v. Wilmowsky, v. Oppen.
36. Vgl. 19. Okt. 1931, Brandi an Bernhard, zit. bei Klein, Vorbereitung, S. 900: Aus dem
Schreiben geht hervor, daß Brandi über die Aktion Cunos nur ungefähr orientiert war und daß
eine vorherige Abstimmung offenbar nicht erfolgt ist.
37. Siehe Kap. VII, S. 106.
38. Siehe dazu die Materialien in: HA/GHH Nr. 400101290/36 u. 39, Schriftwechsel
Wilmowsky-Roedern im Juli/Aug. 1931.
39. Darauf weist auch Klein, Vorbereitung, S. 899/900, hin: "Aus jeder Zeile der Vorschläge
Cunos spricht der bewußte politische Ehrgeiz und das Machtstreben eines führenden
Kapitalisten. . ."
40. Eingabe v. Brandensteins an Brüning vom 4. Okt. 1931. Dem Schreiben voraus ging eine
persönliche Unterredung am 29. Sept. 1931. N 42/52, Bl. 92-96. Vgl. auch Brüning,
Memoiren, S. 423.
41. Brüning benennt in der Kabinettssitzung vom 7. Okt. 1931 als treibende Kräfte in erster Linie
den "alldeutschen Verband" sowie "gewisse Wirtschaftskreise", R 43 1/1453, Bl. 75.
42. Siehe auch Brüning, Memoiren, S. 417 ff.
43. So auch Bracher, Auflösung, S. 370; Conze, Entscheidungen, S. 232; Vogelsang, Reichswehr,
S. 129 ff. Fehleinschätzung u. a. bei W. Braatz, Die agrarisch-industrielle Front in der
Weimarer Republik 1930-32, in: Schmollers Jb., Jg. 91, 1971, S. 541-65, hier S. 550, und D.
Petzina, Germany and the Great Depression, in: Journal of Contemporary History, Nr. 4, 1%9,
S. 59-74, hier S. 65 f
44. Siehe oben Kap. V, Anm. 49. Wichtig in diesem Zusammenhang eine Aufzeichnung Blanks
über ein Gespräch mit Treviranus am 1. Okt. 1931, HA/GHH Nr. 4001012024/9. "Ich [Blank]
fragte Herrn Treviranus, warum der Kanzler sich jetzt wieder − unseres Erachtens ohne Not −
den Reichstag auf den Hals lade und sich seinem Votum unterwerfe. Herr Treviranus
antwortete mir, daß er sich auch vergeblich frage, warum der Kanzler sich selbst diese
Schwierigkeiten mache. Er könne es sich nur so erklären, daß besonders von amerikanischer
Seite durch den hiesigen ... Botschafter auf ihn eingewirkt werde, den Anschein
parlamentarischer Regierungsweise aufrecht zu erhalten. Herr Hoover habe Herrn Brüning
telegraphisch wissen lassen, daß er eine reibungslose Erledigung der bevorstehenden Reichs-
tagsverhandlungen als ein gutes Omen für den Verlauf der Kongreßverhandlungen (in denen
bekanntlich über das Hoover-Feierjahr noch abgestimmt werden muß) ansehen würde
...Bezüglich der vielberufenen Abhängigkeit des Kanzlers von der Sozialdemokratie betonte
Herr Treviranus, daß eine solche effektiv nicht bestehe. Die Situation der Sozialdemokratie sei
durch ihre inneren Streitigkeiten sehr schwach, und sie fräßen gewissermaßen aus der Hand . .
. Sehr viel schwerer sei es dem Kanzler, mit gewissen Strömungen im Gewerkschaftsflügel
des Zentrums fertig zu werden, der außerordentlich rebelliere und damit
243
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. VII. Wendepunkt Herbst 1931: Die Abkehr von Brüning
gedroht habe, wenn jetzt die sozialen Errungenschaften preisgegeben würden, würde er sich
unbedenklich mit den Kommunisten verbünden
45. Siehe dazu 18. März 1947, Gessler an Rud. Pechel, in: O. Gessler, Reichswehrpolitik in der
Weimarer Zeit, hg. v. K. Zendtner, Stuttgart 1958, S. 509 f "Mich hat von der damaligen
Führung der Reichspolitik meine Auffassung grundsätzlich getrennt, daß die Verfassungskrise
nicht mehr mit parlamentarischen Mitteln, sondern chirurgisch, das heißt, durch eine
anständige Diktatur, . . . gelöst werden kann."
46. Brüning, Memoiren, S. 426 ff.
47. 15. Juni 1931, Gleichen an Luther, NI. Luther Nr. 336. Nach Mitteilungen v. Gleichens trete
F. Klein (DAZ) für eine Regierungsumbildung und die Obernahme des Reichsfinanzmi-
nisteriums durch Silverberg ein. Siehe auch Pressemeldungen vom 20. Juni 1931 " Silverberg
Wirtschaftsminister?", NI. Silv. Nr. 702.
48. Vgl. auch DFB Nr. 46 u. 47 vom 16. bzw. 19. Juni 1931. In den von dem Privatsekretär
Silverbergs, Otto Meynen, mitherausgegebenen Führerbriefen ist die Rede von einer internen
Vereinbarung zwischen der DVP und Brüning, die Position des RFM neu zu besetzen.
Interessanterweise enthalten sich die Führerbriefe, die diese Entwicklung durchaus begrüßen,
entgegen sonstiger Gewohnheit jeder Erörterung der personalpolitischen Aspekte einer
möglichen Kabinettsumbildung.
49. Brüning, Memoiren, S. 370.
50. Lt. Bericht über die Verhandlungen vom 8. und 9. Okt. 1931, 12. Okt. 1931, Silverberg an
Krupp, NI. Silv. Nr. 234, Bl. 23 ff. jetzt mit fehlerhafter Quellenangabe gedruckt bei
Hentschel, S. 163-65. In Einzelheiten abweichende Darstellung bei Brüning, Memoiren, S.
425 ff. Gut informierte Meldung "Absagen und nur eine Zusage", in: K. Z. Nr. 550 vom 9.
Okt. 1931. Vgl. auch DFB Nr. 79 vom 9. Okt. 1931.
51. Interne Nachbesprechung zwischen Silverberg, Vögler, Schmitz, Dorpmüller und Kastl, NI.
Silv. Nr. 234, Bl. 24/25.
52. Nach einer Mitteilung Fritz Kleins (DAZ) äußerte Brüning in einem Telefonat am 8. Okt.
1931: "Vögler als Minister sei unmöglich. Die Vereinigten Stahlwerke befinden sich in
schwerster Krise, und wenn vielleicht in kurzer Zeit daraus die Notwendigkeit entstehe, daß
das Reich eingreifen müsse, so werde sich ein furchtbares Geschrei in der Öffentlichkeit'
erheben." - Vögler später dazu: Der Kanzler sei ein "infamer Lügner", er habe selbst
ausgeschlagen, weil er "zu weit nach rechts abgestempelt" sei und auf "tödliche Gegnerschaft"
der Gewerkschaften stoßen würde. Aktennotiz Klein vom 9. Okt. 1931, in: Ruge, "DAZ", S.
42, Anm. 110. Zu Schmitz siehe Brüning, Memoiren, S. 425 f.
53. 12. Okt. 1931, Silverberg an Krupp, NI. Silv. Nr. 234.
54. Mitteilung Kastls an Brüning, 7. Okt. 1931, in: Brüning, Memoiren, S. 425. Die Opposition im
Vorstand des RDI wurde von Rud. Blohm, Hamburg, angeführt, der auch an der Harzburger
Tagung teilnahm. Vgl. 6. Okt. 1931, Herle an Blohm, HA/GHH Nr. 400101220/11 b.
55. Nach Bracher, Auflösung, S. 362, und Czichon, Hitler, S. 23.
56. 12. Okt. 1931, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/9.
57. 13. Okt. 1931, Gilsa an Reusch, HA/GHH Nr. 400101293/4 b.
58. Heinrichsbauer, Schwerindustrie, S. 41. In einem Interview vom 21. Juli 1975 in Bonn
betonte Heinrichsbauer gegenüber dem Verfasser, daß er, Heinrichsbauer, in Schreiben an
Strasser, Hugenberg und Seldte die Initiative zur Bildung der "Harzburger Front" ergriffen
habe.
59. Siehe z. B. 11. Okt. 1931, Reusch an Betz (MNN): Ob der Standpunkt Ihrer Berliner
Redaktion, die Regierung Brüning unter allen Umständen noch zu stützen, richtig ist, möchte
ich für meine Person stark bezweifeln. Ich habe an den Mann bis vor kurzem auch geglaubt.
Nachdem er aber den großen Kredit, den er im deutschen Volke besaß, nicht zur richtigen Zeit
ausgenützt hat und durch seine Zauderpolitik die Wirtschaft immer mehr und
244
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. VII. Wendepunkt Herbst 1931: Die Abkehr von Brüning
mehr dem Abgrund zuführte, bedauere ich für meine Person, nichts mehr für ihn übrig zu
haben, trotzdem er zweifellos ein Mann von ehrlichem Wollen und hoher Intelligenz ist. Da er
jedoch nicht den Mut hat, seine Erkenntnis in die Tat umzusetzen und sich von der
Sozialdemokratie zu trennen, wäre es besser, wenn er die Zügel der Regierung bald einem
anderen übertragen würde, der diese Bindungen gegenüber der Sozialdemokratie wie Brüning
nicht hat . . ." Abdruck bei K. Koszyk, Paul Reusch und die "Münchner Neuesten
Nachrichten", in: VfZ, Jg. 20, 1972, S. 75-103, hier S. 86/87. Vgl. auch ders., Deutsche Presse
1914-1945, Geschichte der deutschen Presse, Teil III, Berlin 1972, S. 195 ff.
60. Mißverständlich hier Stegmann, Verhältnis, S. 420/21, der davon spricht, daß die genannten
Industriellen "sich in die ... Harzburger Front einreihten" und, wie Turner,
Großunternehmertum, S. 56-58, zu Recht anmerkt, den falschen Eindruck erweckt, diese
Unternehmer hätten an der Tagung der "Nationalen Opposition" persönlich teilgenommen.
61. Für die Stellungnahme der Industrie zur Schacht-Rede siehe: 16. Okt. 1931, Kastl an
Silverberg, NI. Silv. Nr. 235 und 23. Okt. 1931, Reusch an Schacht, HA/GHH Nr.
400101290/33 a. Während Reusch "kein rechtes Verständnis für den Sturm, der im Anschluß
an diese Rede in Berlin entfesselt wurde", zeigte, äußerte sich Kastl sarkastisch: "Das
Programm, das eine nationale Regierung durchzuführen haben wird, beruht auf einigen ganz
wenigen Grundgedanken. Es ist das Programm Friedrichs des Grossen nach dem siebenjähri-
gen Krieg: sich fest auf die heimische Wirtschaft stellen und aus dem heimischen Boden
herauszuholen, was nur irgend herauszuholen ist; und im übrigen sich für eine Generation
bescheiden, sparen und arbeiten."
62. 20. Okt. 1931, Schacht an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/33 a.
63. 13. Okt. 1931, v. Gilsa an Reusch, HA/GHH Nr. 400101293/4 b.
64. Gilsa berichtet über diesbezügliche spöttische Zurufe während der Harzburger Veranstaltung:
"Ihre industriellen Freunde scheinen außerordentlich viel Angst vor Brüning zu haben und
davor, daß sie keine Aufträge mehr von ihm bekommen." 13. Okt. 1931, Gilsa an Reusch,
HA/GHH Nr. 400101293/4 b.
65. 5. Okt, 1931, Blank an Springorum (Durchdruck an Reusch), HA/GHH Nr. 4001012024/9.
Treviranus, der schon am 1. Oktober eine ausführliche Aussprache mit Blank hatte, um die
Stimmung innerhalb der Industrie zu erkunden, meldete sich am 5. Oktober erneut und wollte
Genaueres über die Vorbereitung der Harzburger Tagung in Erfahrung bringen.
66. 18. Sept. 1931, Besprechung der RDI-Führung mit Brüning, Aufzeichnung, BayerArchiv
62/10/8, siehe oben Kap. VII, S. 101; Brünings Drohungen im Reichstag am 13. Okt. 1931
führten zu Beunruhigung bei Blank (14. Okt. 1931 an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/9)
und auch den DFB Nr. 80 vom 13. Okt. 1931: " . . . böse Entgleisung, daß er gegenüber den
Angriffen der Rechten mit Enthüllungen über Hintergründe oder Zusammenhänge der
Bankenkrise drohte." Vgl. hierzu die Schilderungen Brünings über den "Abgrund der
Korruption und des Leichtsinns in der Wirtschaft", in: Brüning, Memoiren, S. 442-450.
67. Vgl. DFB Nr. 79 vom 9. Okt. 1931 "Aktive Passivität".
68. So stützte beispielsweise Reichert (VDEStI) die Politik Brünings im Oktober 1931 im Sinne
des Aufrufs Westarps "Warum ich Brüning wählte"; siehe Anm. 70 und 71.
69. Vgl. hier auch die Berichte Blanks und v. Gilsas vom 12. und 13. Okt. 1931, HA/GHH Nr.
4001012024/9 u. 400101293/4 b. Blank, der das Konzept der" Nationalen Opposition" als
Stahlhelmer durchaus begrüßte, konzedierte gewisse Probleme: "Daß in der Person des Herrn
Hitler . . . gewisse Unsicherheitsmomente liegen, ist leider nicht zu leugnen. Man muß hoffen,
daß es seinen Mitarbeitern gelingt, ihn für die Zukunft fest bei der Stange zu halten."
70. 19. Okt. 1931, Reichert an Flick, abgedruckt bei Czichon, Hitler, S. 60/61. Reichert bezeichnet
den Vortrag Funks "Nationalsozialismus und Wirtschaft" vom 16. Okt. vor dem Herrenclub in
Berlin als "Enttäuschung". Von Finanzfragen, Reparationspolitik etc. scheine Funk
"keine genügende Vorstellung zu haben". Im übrigen sei zu bedenken, "daß eine
245
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. VII. Wendepunkt Herbst 1931: Die Abkehr von Brüning
völlige Einstellung der Außenzahlungen für Tributzwecke und andere wirtschaftliche Kredite,
wie es Herr Funk angedeutet hatte, ohne vorausgehende Vereinbarungen mit dem Ausland zu
einer Erschütterung unserer Ausfuhr führen müsse. . ." Vgl. auch 24. Okt. und 1. Nov. 1931,
Schriftwechsel Springorum-Funk. Dort ebenfalls Kritik oder zumindest Skepsis der Wirtschaft
gegenüber dem Programm der NSDAP. Siehe Turner, Faschismus, S. 141, Anm. 79.
71. "Volkskonservative Führerbriefe" Nr. 11, 20. 10. 1931. Darin: Graf von Westarp "Weshalb ich
für Brüning stimmte". (Kursiv gesetzte Zeilen sind im Original unterstrichen) Reichert
(VDEStI), mit der taktischen Linie Westarps offensichtlich übereinstimmend, übersandte am
22. Okt. 1931 einen vollständigen Abzug an Krupp. 22. Okt. 1931, Reichert an Krupp,
Krupp-Archiv IV E 962. Auszugsweise Wiedergabe in: Zur Entstehung und zur Geschichte
der faschistischen Diktatur, Wiss. Zs. der Humboldt-Universität, Gesellschaftsund
sprachwissenschaftliche Reihe, Jg. 12, 1973, Heft 1/2, S. 34/35.
72. Siehe u. a. Englische Note vom 25. April 1932, Erklärung Brünings vom 8, Mai 1932 "Wir
können nicht mehr warten", sowie die Reichstagsrede vom 11. Mai 1932 "Die letzten 100
Meter vor dem Ziel"; Horkenbach, 1932, S. 131, 141 £, S. 146 f
73. Das außen- bzw. reparationspolitische Kalkül im Zusammenhang der Entlassung Brünings ist
insbesondere in Arbeiten, die nach dem Einfluß der Industrie auf die politischen
Entscheidungen in der Endphase der Weimarer Republik fragen, vernachlässigt und überse-
hen. Vgl. z. B. Stegmann, Verhältnis, S. 421/22; Hörster-Philipps, Großkapital, S. 102/03. Die
Rolle der Industrie bei der Inaugurierung des Papen-Kabinetts bleibt hier folglich ver-
schwommen und unscharf Richtigere Gewichtung dagegen bei Klein, Vorbereitung, S. 901/
02; siehe auch Mommsen, Auflösung, S. 13.
74. Die näheren Umstände der Entlassung anschaulich dargestellt bei Brüning, Memoiren, S.
590-603. Interessant sind die Versuche Meissners und Schleichers, in internen Aktenstücken
die "historische Wahrheit" im Zusammenhang der Demission des Kabinetts Brüning
"festzustellen" und von ihrer eigenen Verantwortlichkeit abzulenken: Siehe dazu u. a. Schrift-
wechsel Meissner-Schleicher vom 4. Juni und 9. Juni 1932, betr. "Niederschrift über die
Entwicklung der Krise und Demission des Kabinetts Brüning", in: N 42/91; vgl. auch
undatierten Entwurf der Abwehrabteilung v. Bredow vom Juni 1932, in: N 97/1, sowie
Schriftwechsel Schleicher-Brüning vom 18. Juni und 1. Juli 1932, in: N 42/22.
75. Konferenz von Lausanne vom 16. Juni-10. Juli 1932. Internationale vertragliche Vereinbarung
über das Ende der Reparationen mit Wirkung vom 1. Juli 1932.
76. Siehe u. a. Rundfunkansprachen von Papens aus Lausanne über alle Reichssender vom 18.
Juni und 10. Juli 1932. Horkenbach, 1932, S. 202, S. 232.
77. Siehe Kap. III, S. 58.
78. Vgl. Conze, Entscheidungen, S. 237 f.; pointiert G. Mann, Deutsche Geschichte 1919-1945,
Frankfurt 1964, S. 120.
79. Siehe Kap. VII, S. 100f.
80. Schriftwechsel Blank-Reusch vom 15. und 17. April 1932, in: HA/GHH Nr. 40010120-24/10;
siehe Kap. IX, S. 120ff.
81. Materialien und Gesprächsunterlagen der Verhandlungen vom 13. Mai 1932: Aktenvermerk
Reichskanzlei (5 Seiten) vom 13. Mai 1932, R 43 1/2045; 14. Mai 1932, Kastl an Krupp,
Krupp-Archiv IV E 178; RS RDI Nr. 1084/P vom 20. Mai 1932, NI. Silv. Nr. 232. RDI und
ADGB-Vorstand hatten sich zuvor darauf verständigt, "getrennt beim Reichskanzler vorstellig
zu werden und auf Berücksichtigung des Arbeitsbeschaffungsprogramms des Reichswirt-
schaftsrats zu drängen." An der diesbezüglichen Besprechung vom 4. Mai 1932 nahmen teil
Kraemer für den RDI sowie Leipart, Graßmann und Eggert für den ADGB. Siehe Vorstands-
sitzungen des ADGB vom 28. April 1932 und 4. Mai 1932, Protokolle, DGB-Archiv, Vor-
standsprotokolle, NB 4, S. 64 u. 72.
82. 14. Mai 1932, Kastl an Krupp (1036/P), Krupp-Archiv IV E 178; zum Verhältnis
246
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. VIII. Die Deflationspolitik Brünings
Reichsregierung - RDI siehe auch Eingabe des RDI vom 10. Mai 1932, Krupp-Archiv IV E
213 sowie Antwortentwurf der Reichskanzlei vom 19. Mai 1932, R 43 1/1141.
83. Aktenvermerk Reichskanzlei vom 13. Mai 1932, R 43 1/2045.
84. 18. Mai 1932, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/10.
85. Zu Büchers Position im Frühjahr 1932 vgl. auch dessen Ausführungen vor der General-
versammlung der AEG vom 22. März 1932 sowie das Beischreiben an Reusch, HA/GHH Nr.
400101290/5 a.
86. Brüning, Memoiren, S. 590/91.
87. 12. Mai 1932, Schlenker an Reusch, HA/GHH Nr. 400101221/11 b; vgl. auch 20. Mai 1932,
Wilmowsky an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/39.
88. 10. Mai 1932, BIV an Staatssekretär Pünder, Reichskanzlei, R 43 1/1204.
89. 3. Juni 1932, 18. Juni 1932, Krupp an Herle, Krupp-Archiv IV E 178; 1. Juli 1932, v. Bülow
an Krupp, Krupp-Archiv IV C 203.
90. Siehe Kap. VIII, Deflationspolitik Brünings.
247
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. VIII. Die Deflationspolitik Brünings
Herbe Kritik an der Reichsbankführung auch im Schreiben Silverberg an Stolper vom 19. 7.
1931, NI. Silv. Nr. 707.
4. R 43 1/1451, Bl. 18-31, insbesondere Bl. 22 ff. Silverberg veröffentlichte diesen Plan wenig
später im Volkswirt Nr. 48 vom 28. Aug. 1931, S. 1615-17 unter dem Titel "Konsolidierung
der öffentlichen Finanzen". Siehe dazu auch die Meldung des Berliner Börsen-Courier Nr. 400
vom 28. Aug. 1931 "Konvertierung der öffentlichen Schulden. Ein Plan Silverbergs".
5. Ministerbesprechung vom 3. Aug. 1931, R 43/1451, Bl. 29/30.
6. Ebd., Bl. 30.
7. Ebd., Bl. 30-31.
8. Sitzung des Sachverständigenausschusses ("Neunerausschuß") in der Reichskanzlei vom 22.
Aug. 1931, NI. Luther Nr. 365, Bl. 165.
9. R 43 1/2178, Bl. 188 ff.
10. Brüning, Memoiren, S. 221; H. Brüning, Briefe und Gespräche 1934-1945, hg. v. Cl. Nix,
Stuttgart 1974, S. 33/34: Gespräch mit Montagu Norman, Gouverneur der Bank von England,
vom September 1934.
11. Gemeinsame Eingabe des RDI, DIHT, des Centralverbands des Deutschen Bank- und
Bankiergewerbes sowie der Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels an den Reichs-
kanzler vom 25. Juli 1931, Bayer-Archiv 62/10/7 a.
12. 6. Aug. 1931, St. S. in der Reichskanzlei Pünder an RDI, R 43 1/2372, Rk. 7948, Bl. 47 ff.
Kennzeichnend für die Haltung der Regierung ist, daß sie sich selbst mit dem Argument
"inflationärer" Gefahren bei einer Ausweitung des Kreditvolumens nicht identifiziert, sondern
die Auffassung vielmehr nur bei der "breiten Öffentlichkeit" vermutet. Die "Inflation" bleibt
auch hier nur ein vorgeschobenes Argument, das die reparationspolitische Zielsetzung des
Reichskanzlers überdecken soll.
13. 14. Aug. 1931, Kastl an Pünder, Tgb. Nr. 1564/P, R 43 1/2372, Bl. 627 f
14. 2. Sept. 1931, Reichskanzlei an RDI (Kastl), Rk. 8704, R 43 1/2372, Bl. 631.
15. Vgl. u. a. 5. Mai 1932, Schacht an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/33 a.
16. Siehe auch Grotkopp, S. 24 ff., Anm. 2. Grotkopp spricht von einer "demagogischen Hetze"
gegen alle Vertreter einer aktiven Konjunkturpolitik.
17. F.Z. Nr. 757/59 vom 11. Okt. 1931 "Das Komplott".
18. Abdruck in: G. M. RDI Nr. 23 vom 21. Okt. 1931, lfd. Nr. 501 "Abwehr der Pressehetze
gegen die Industrie". Siehe im gleichen Zusammenhang: K.Z. Nr. 558 vom 13. 10. 1931
"Gegen das Inflationsgerede. Eine entschiedene Erklärung des Langnamvereins";
Wirtschaftspolitischer Betriebsdienst des Langnam-Vereins Nr. 4 vom 16. Okt. 1931.
19. Unterredung Silverberg-Brüning vom 29. Juni 1931, Brüning, Memoiren, S. 300; Eingabe
Dingeldey an Brüning vom 15. Juli 1931, R 43 1/2372, Bl. 509 ff; Vorstoß Solmssen vom 15.
Juli 1931 in der Reichskanzlei, Born, S. 110/ 11.
20. Siehe Schriftwechsel Reusch-Schacht 7. Okt., 20. Okt. und 23. Okt. 1931, in: HA/ GHH Nr.
400101290/33 a. Reusch versuchte zunächst, zwischen Schacht und Luther zu vermitteln, ging
aber später von diesem Gedanken ab und wandte sich ganz Schacht zu. Siehe auch
Schriftwechsel Wilmowsky-Reusch vom 17./18. Dez. 1931, in: HA/GHH Nr. 400101290/39.
21. Siehe dazu die Materialien in: R 43 1/1165-66, R 43 1/1308, R 43 1/1453, NI. Silv. Nr. 234.
Vgl. auch Berliner Börsenzeitung Nr. 481 vom 15. Okt. 1931 sowie Brüning, Memoiren, S.
458.
22. Ebd., S. 457. Vgl. auch Ministerbesprechungen vom 27. und 28. Okt. 1931, R 43 1/ 1165, Bl.
155 f, Bl. 176 ff.
23. Zur Vorgeschichte des Wirtschaftsbeirats siehe oben Kap. VII, S. 104ff. Einzelheiten und
Dokumentation bei Klein, Vorbereitung, S. 897-901. Vgl. auch Stegmann, Kapitalismus, Dok.
Nr. IV.
248
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. VIII. Die Deflationspolitik Brünings
24. R 43 1/ 1166, Bl. 120 ff., Bl. 77 ff. Silverberg hatte seine Vorstellungen bereits zuvor in der
Sitzung vorn 29. Okt. 1931 in die Beratungen eingebracht, R 43 1/1165, Bl. 220 R ff.
25. R 43 1/1166, Bl. 75 ff.
26. Sten. Prot., NI. Silv. Nr. 35, S. 67-71. Vgl. auch NI. Luther Nr. 367, S. 68; R 43 1/ 1170, Bl.
148.
27. Aktenvermerk Reichskanzlei vom 4. Dez. 1931, R 43 1/1170, Bl. 163. Bei den Akten findet
sich ein Entwurf der Pressemitteilung des DIHT, den Hamm am 3. Dez. übersandt hatte. Dort
sind alle die Passagen, in denen Silverberg von einer notwendigen Erweiterung des
Kreditvolumens spricht, mit Rotstift eingeklammert bzw. ausgestrichen. R 43 1/1170, Bl.
155/56.
28. 5. Dez. 1931, Silverberg an Hamm, NI. Silv. Nr. 35, Bl. 30-31.
29. Darstellung dieser Vorgänge in einer Eingabe Warmbolds an die FAZ Nr. 242 vom 17. Okt.
1968, wiedergegeben bei Ziemer, S. 144/45. Siehe auch NI. Luther Nr. 367, Tagesbericht vom
7. Dezember 1931, S. 96-98.
30. NI. Luther Nr. 367, Bl. 98.
31. Brüning, Memoiren, S. 503 f
32. Ebd., S. 479.
33. 28. April 1932, Warmbold an Hindenburg, R 43 1/1309, Bl. 5.
34. Aktennotiz Respondek vom 29. Febr. 1932, NI. Luther Nr. 151.
35. Material zur Kontroverse um den Wagemann-Plan, in: NI. Luther Nr. 151, 339, 341, 367, 368;
R 43 1/2438; HA/GHH Nr. 4001012024/10.
36. Grotkopp, S. 179 ff.
37. Besprechungen in der Reichskanzlei vom 28. und 29. Jan. 1932, R 43 1/2438, Bl. 54 ff. Als
weiteres Argument nennt Brüning, daß es "nicht möglich" sein würde, "die sozialen Reformen
durchzuführen, wenn die Arbeiterschaft glaube, daß durch künstliche Schöpfung von Krediten
in Höhe von 2 Milliarden RM eine Besserung der Lage erreicht würde." Reparationspolitische
Argumentation in der Ablehnung des Wagemann-Plans auch bei Brüning, Memoiren, S.
503/04.
38. R 43 1/2438, Bl. 54 ff.
39. Luther in der Besprechung in der Reichskanzlei vom 28. Jan. 1932, R 43 1/2438, Bl. 55.
40. Pressenotiz vom 28. Jan. 1932 für W.T.B., ebd., Bl. 59-60. Die Diskrepanz zwischen
Kabinettsdiskussion und Pressenotiz vom 28. ja. 1932 übergeht Köhler, Arbeitsbeschaffung S.
296/97. Das in den Akten immer vorfindbare reparationspolitische Argument sieht Köhler als
Versuch zur "Rationalisierung der Inflationsangst" an, ohne darauf einzugehen, daß der
Reichskanzler, wie mehrfach belegt, die Deflationspolitik als vorübergehende Etappe begriff.
41. 27. Jan. 1932, Gleichen an Luther, NI. Luther Nr. 339; Berliner Börsen-Courier Nr. 77 vom
15.2. 1933.
42. Silverberg am 3. März 1932 vor dem Club von Berlin, in: Mariaux, Silverberg, S. 205.
43. Siehe vor allem die Ausführungen am 3. März 1932 vor dem Club von Berlin (ebd.) sowie am
22. April 1932 vor dem Vorstand des RDI, Sten. Prot., NI. Silv. Nr. 37.
44. 22. April 1932 vor dem Vorstand des RDI, ebd., Bl. 4 ff.
45. Vgl. auch Grotkopp, S. 34 ff., Anm. 2.
46. Siehe hier insbesondere den Vorstoß des Wirtschaftsministers Warmbold vom 7. April 1932
gegen eine Rede Reichsfinanzminister Dietrichs vom 6. April 1932, in der dieser die
Bereitschaft der Regierung, "den vorsichtigen Versuch einer Wirtschaftsbelebung zu machen",
erklärt. Auffällig ist, daß im gleichen Zusammenhang Silverberg (über seinen Privatsekretär
Meynen) intervenierte! R 43 1/1141, Bl. 40 ff. Ausführlicher Kap. XII, S. 158.
47. Siehe Ausführungen vor dem Vorstand des RDI vom 22. April 1932, NI. Silv. Nr. 37, sowie
Intervention gegen die Wirtschaftsbelebungspläne Dietrichs vom 7. April 1932, R 43 1/ 1141,
Bl. 40 ff.
249
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. IX. Großindustrie und NSDAP in der Ära Brüning
48. Als Beispiele seien hier noch einmal genannt die Abwehr der Initiative des RDI vom 25. Juli
1931, R 43 1/2372, sowie die Haltung zum Wagemann-Plan, R 43 1/2438.
49. Selbst Geheimrat Kastl vom RDI, der gegenüber Schacht ganz erhebliche Vorbehalte hatte,
orientierte Brüning Ende 1931, "daß nunmehr der Zeitpunkt für die Beseitigung von L.
gekommen sei", und forderte die Berufung Schachts. 26. Dez. 1931, Kastl an Silverberg, NI.
Silv. Nr. 235. Siehe auch Kap. IX, S. 122ff.
50. DFB Nr. 14 vom 19. Febr. 1932.
51. Borchardt, Zwangslagen, S. 97. Vgl. Kap. VIII, Anm. 1.
250
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. IX. Großindustrie und NSDAP in der Ära Brüning
633 III vom 16. Juni 1930, NI. Silv. Nr. 268, griff Herle diesen Gedanken erneut auf, stieß
damit aber immer noch auf Reserve innerhalb des Reichsverbandes. Vgl. 19. Juli 1930,
Reusch an GF RDI, HA/GHH Nr. 400101220/9 a; 21. Juni 1930, Silverberg an Herle, NI.
Silv. Nr. 268.
7. Mitgeteilt in RS RDI Nr. 1529 VI vom 2. Okt. 1930, NI. Silv. Nr. 234. Vgl. auch 11. Aug.
1930, Herle an Silverberg, NI. Silv. Nr. 254.
8. RS RDI Nr. W.A./25 vom 25. Nov. 1930 an Senat und Präsidium. In der Anlage Ausarbeitung
Heinrichsbauers "Disposition der Arbeiten betreffs Stellungnahme der Unternehmerwirtschaft
in der öffentlichen Meinung", Nach Auffassung des Verfassers müsse das Verhältnis von
Wirtschaft und Staat einer Oberprüfung unterzogen werden, wobei sich Heinrichsbauer
gewissen "Planwirtschaftszielen" im Rahmen einer "organisierten Wirtschaftsfreiheit" nicht
abgeneigt zeigte. Reusch äußerte sich skeptisch-zurückhaltend und hielt am liberalen Modell
der weitgehenden Trennung von Staat und Wirtschaft fest. 23. Dez. 1930, Reusch an Herle
(nebst Ausarbeitung Scherer von der Abt. W.), HA/GHH Nr. 4W101220/10 a.
9. Zwölfseitiger Bericht vom 9. Dez. 1930, HA/GHH Nr. 400101293/11. Die Darstellung ist
namentlich nicht gekennzeichnet, stammt aber, wie auch an den handschriftlichen Korrekturen
zu erkennen ist, zweifelsfrei von Heinrichsbauer. Reusch leitete die Aufzeichnung am 9. Dez.
1930 an Luther weiter, HA/GHH Nr. 400101290/29. Zu den Verbindungen zwischen
Heinrichsbauer und der NSDAP 1930-33 vgl. ders., Schwerindustrie, S. 39 ff.
10. Zu Otto Wagener siehe jetzt H. A. Turner (Hg.), Hitler aus nächster Nähe. Aufzeichnungen
eines Vertrauten 1929-1932, Frankfurt 1978.
11. Bericht Heinrichsbauer, S. 1-3, siehe oben Anm. 9.
12. Der Wandel der Wirtschaftskonzeption der NSDAP von 1929 bis 1933 ist im Gegeneinander
und Nebeneinander der verschiedenen Programme allein nur schwer zu erkennen. Wichtiger
ist die Beachtung der personalpolitischen Komponente dieses Prozesses, die in der
Kaltstellung Feders durch Wagener Anfang 1931 und der Verdrängung Wageners durch Funk
1932/33 sinnfällig zum Ausdruck kommt. Vgl. dazu: 9. Dez. 1930, Bericht Heinrichsbauer,
HA/GHH Nr. 400101293/11; 31. März 1931, Informationsbericht Büchner an Reusch, 10.
Juni, 19. Juni 1931, Blank an Reusch, ebd. Zur Tätigkeit der "Wirtschaftspolitischen
Abteilung" der NSDAP unter Wagener 1931-32 siehe A. Barkai, Die Wirtschaftsauffassung
der NSDAP, in: APZ, Beilage 9, 1975, S. 3 ff.; ferner ders., Wirtschaftssystem, S. 31 ff.
13. Siehe oben Anm. 9.
14. 12. Juni 1931, Heinrichsbauer an Gleichen, NI. Luther Nr. 336. Kirdorf sprach sich jedoch
schon zu diesem Zeitpunkt für ein Regieren mit der NSDAP aus. Schriftwechsel
Kirdorf-Duisberg, 21. Juni- 5. Juli 1931, in: Bayer-Archiv, Autographensammlung.
15. Besprechung in Hannover vom 29.-31. 8. 1931. Eingeladen hatte Holthöfer vom
Bergbau-Verein, Teilnehmer waren außerdem Herle (RDI); Blank (GHH); Sogemeier
(Zweckverband Wirtschaftsvertretungen); Heinrichsbauer (RWD); Reusch jr.; Winkhaus jr.;
die Univ. Ass. Dr. Sauermann und Dr. Jost sowie informatorisch Dr. Bauer als Privatsekretär
Paul Silverbergs. 11seitige Aufzeichnung Bauers vom 7. 9. 1931, NI. Silv. Nr. 181, S. 54-64.
16. Vgl. auch Kap. V, S. 86 ff.; Kap. VII, S. 107 f., Kap. VIII, S. 116.
17. Auszugsweise Abdruck bei H. Domarus, Hitler. Reden und Proklamationen 1932-1945, Bd. 1,
Wiesbaden 1973, S. 68-90. Dort, wie auch andernorts falsch datiert auf 27. Jan. 1932.
18. Vgl. dazu auch DFB Nr. 10 vom 5. 2. 1932 "Hitler in Düsseldorf".
19. 0. Dietrich, Mit Hitler in die Macht, München 1934, S. 49. Vgl. Bracher, Auflösung, S.
389/90, zur Hitler-Rede: "Ihre Bedeutung für Hitlers weiteren Weg ist im einzelnen schwer zu
präzisieren, sicher aber kaum zu überschätzen." Stegmann, Kapitalismus, S. 44/45, mißt der
Düsseldorfer Rede, hier mit Turner übereinstimmend, demgegenüber einen geringeren
Stellenwert zu.
20. 20. Jan. 1932, K. Haniel an Krupp, Krupp-Archiv IV E 789: "Der Andrang ... zum
251
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. IX. Großindustrie und NSDAP in der Ära Brüning
Hitler-Vortrag übersteigt tatsächlich meine kühnsten Erwartungen und der größte Saal im
Parkhotel ist leider nicht größer zu machen als er nun einmal ist."
21. Siehe Schriftwechsel Haniel-Krupp vom 12., 15», 19., 20. und 23. Jan. 1932, in: ebd. Vgl.
auch Schriftwechsel Krupp-Herle vom 21. und 24. Jan. 1932, in: Krupp-Archiv IV E 177.
22. Meldung der Düsseldorfer Lokalzeitung vom 30. Jan. 1932, NI. Silv. Nr. 703. Die Aussage
Grauerts [GF des Arbeitgeber-Verbandes Nord-West] vom 23. 7. 1946, Record Group 238,
Pre-Trial Interrogations, Silverberg habe an der Industrieclub-Veranstaltung teilgenommen, ist
allem Anschein nach unzutreffend.
23. DFB Nr. 10 vom 5. Febr. 1932: "Bemerkenswert war, daß das Heil, Herr Hitler, mit dem
Thyssen schloß, in der Versammlung ohne Widerhall blieb." Vgl. in diesem Zusammenhang
auch Heinrichsbauer, Schwerindustrie, S. 47, sowie eine masch. schriftl. Zusammenstellung
"Presseberichte über die Rede Adolf Hitlers vor dem Industrie-Club in Düsseldorf am 26. 1.
1932", R 7/2001. Für die Position Silverbergs im Febr. 1932 siehe auch DFB Nr. 16 vom 26.
Febr. 1932 "Wandlungen in der Sozialdemokratie".
24. E. Poensgen, Hitler und die Ruhrindustriellen. Ein Rückblick, 1945, S. 5, DII, Bibliothek B
67/2138.
25. Siehe vor allem Schriftwechsel Reusch-Kastl vom Sept./Okt. 1931, in: HA/GHH Nr.
400101220/Ilb. Vgl. oben Kap. VII, S. 99f.
26. 8. Febr. 1932, Büro Reusch an Sahm, HA/GHH Nr. 400101293/12.
27. 28. Febr. und 26. März 1932, Reusch an Duisberg, HA/GHH Nr. 400101290/10.
28. Ruhrladesitzungen vom 7. März und 4. April 1932 (zur Datierung siehe auch HA/GHH Nr.
400101124/14). Zu den dortigen Entscheidungen gegen Hindenburg siehe 2. März 1932,
Vögler an Duisberg, 29. März 1932, Krupp an Duisberg, Bayer-Archiv, Autographensamm-
lung.
29. Wahlaufruf im Kölner Tageblatt Nr. 100 vom 27. Febr. 1932. Zu den Mitunterzeichnern
gehörten neben Silverberg OB Dr. Adenauer, Geheimrat Brecht (RAG), Louis Hagen
(Präsident der IHK Köln), Bankier Pferdmenges u. a.
30. 29. März 1932, Krupp an Duisberg, Bayer-Archiv, Autographensammlung; siehe auch 7.
April 1932, Wilmowsky an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/39. Krupp hatte im 1.
Wahlgang immerhin RM 10 000 zur Verfügung gestellt sowie einen Aufruf zur Wiederwahl
Hindenburgs unterzeichnet. Krupp-Archiv IV E 1195 sowie 29. Febr. 1932, Krupp an
Duisberg, Bayer-Archiv, Autographensammlung. Bestätigung dieser Angaben jetzt durch die
von Tammen, S. 178 u. S. 181, veröffentlichten Spendenlisten zum 1. und 2. Wahlgang.
31. Stegmann, Kapitalismus, S. 45, datiert das Gespräch auf den 19. April 1932. Auch die
Angabe, es handele sich um die "dritte" Unterredung zwischen Reusch und Hitler, entspricht
nicht der Aktenlage. An anderer Stelle (Verhältnis, S. 424) spricht Stegmann, der hier das
Gespräch richtig datiert, von einer "zweiten" Begegnung. Koszyk, Reusch, S. 79, berichtet
über ein "erstes" Zusammentreffen am 23. Februar 1932. Wie Hentschel, S. 122, Anm. 15,
jetzt mitzuteilen weiß, beruhen die unterschiedlichen Darstellungen auf mündlichen Mittei-
lungen des Archivars der GHH, Bodo Herzog, sowie des Reusch-Mitarbeiters Dr. Martin
Blank. − Zur politischen Bewertung bleibt anzumerken, daß Stegmann der genannten
Unterredung einen merkwürdig geringen Stellenwert beimißt und auch über die Wahlkampf-
absprache zwischen Reusch und Hitler nicht berichtet.
32. Reusch orientierte sich dabei an einem im "Nationalsozialistischen Parlamentsdienst" vom
Febr. 1932 und im "Ring" Nr. 9 vom 26. Febr. 1932, S. 139/40, auszugsweise
wiedergegebenen Frage-Antwort-Katalog. Hitler sprach sich dort u. a. ausdrücklich gegen
einen Lohnabbau und für die Beibehaltung des Tarifsystems und der Gewerkschaften sowie
eine Mitbestimmung der Arbeitnehmer in Staat und Wirtschaft aus. Vgl. 20 März 1932,
Reusch an Wilmowsky, HA/GHH Nr. 400101290/39.
252
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. IX. Großindustrie und NSDAP in der Ära Brüning
33. 20. März 1932, Reusch an Schacht, HA/GHH Nr. 400101290/33 a. Abgedruckt auch bei
Stegmann, Verhältnis, S. 451/52.
34. 20. März 1932, Reusch an Kötter, HA/GHH Nr. 4001012007/15 a.
35. Siehe 25. Febr., 5. März 1932, Reusch an Dörge, HA/GHH Nr. 4001012007/13; 20. März
1932, Reusch an Kötter, HA/GHH Nr. 4001012007/15 a; 24. März 1932, Cossmann an
Reusch, HA/GHH Nr. 4001012007/6; 8. April 1932, Betz an Reusch, ebd. Vgl. im übrigen
Koszyk, Reusch, S. 79/80, und A. Betz, Die Tragödie der "Münchner Neuesten Nachrichten"
1932/33, in: Journalismus, Bd. 2, Düsseldorf 1961, S. 30 ff. Betz gibt aus der Perspektive
eines an diesen Vorgängen direkt Beteiligten interessante Hinweise zur Haltung Reuschs
gegenüber der NSDAP. Im Detail und auch in der Bewertung sind allerdings Unrichtigkeiten
und Fehleinschätzungen nicht zu übersehen.
36. R 43 1/586, dort Schriftwechsel Reusch-Hindenburg-Ausschuß Bayern vom 23. und 24. März
1932. Vgl. auch 15. April 1932, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/10.
37. 6. April 1932, Empfangsbestätigung Büro Reusch an Hess, HA/GHH Nr. 400101293/ 12.
38. 8. April 1932, Betz an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012007/6, Antwort auf diesbezügliche
Anfrage Reuschs vom 7. April 1932.
39. 31. März 1932, Reusch an Silverberg u. a., HA/GHH Nr. 40010124/14.
40. 15. April 1932, Blank an Reusch, 17. April 1932, Reusch an Blank, HA/GHH Nr.
4001012024/10.
41. 17. April 1932, Reusch an Blank, ebd. Siehe auch Unterredung Reusch-Cossmann (Knorr &
Hirth) vom 10. Juni 1932: Bestätigung und Festhalten an der Vereinbarung mit der NSDAP,
16. Juni 1932, Reusch an Cossmann, HA/GHH Nr. 4001012007/6.
42. 22. März 1932, Springorum an Wilmowsky, HA/GHH Nr. 400101290/36 b.
43. Siehe Schriftwechsel Wilmowsky-Reusch 18. März 1932 ff., in: HA/GHH 400101290/ 39;
Schriftwechsel Springorum-Reusch 22./23. März 1932, in: HA/GHH Nr. 400101290/36 b.
44. 7. April 1932, Wilmowsky an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/39.
45. Zur diesbezgl. Kontroverse zwischen Stegmann und Turner siehe Kap. IX, S. 125.
46. Siehe oben Kap. IX, S. 117 ff.
47. Vgl. oben Kap. III, S. 53f.
48. Schacht hatte insbesondere durch die Veröffentlichung seines Memorandums vom 6. Dez.
1929 die deutsche Verhandlungsdelegation [Kastl(!) und Melchior] desavouiert. Diese
übermittelten daraufhin der Reichsregierung eine eigene Stellungnahme, in der sie das
Verhalten Schachts aufs schärfste kritisierten. Vgl. dazu: Die Entstehung des Young-Plans, S.
348 ff.; siehe auch J. Curtius, Der Young-Plan. Entstellung und Wahrheit, Stuttgart 1950, S.
78 ff.; H. Schacht, 76 Jahre meines Lebens, Bad Wörishofen 1953, S. 322/23.
49. Siehe oben Kap. VIII, S. 116. Für Kastl siehe 26. Dez. 1931, Kastl an Silverberg, NI. Silv. Nr.
235.
50. Brüning, Memoiren, S. 300.
51. Schacht, Ende. Zur Vorgeschichte und Intention des Buches siehe auch ders., 76 Jahre, S. 342
ff.
52. Ebd., S. 350-52. Teilnehmer der Besprechung, zu der Göring geladen hatte, waren neben
Hitler, Schacht und Göring noch Goebbels und Fritz Thyssen.
53. Schriftwechsel Reusch-Schacht vom 7., 20. und 23. Okt. 1931, in: HA/GHH Nr.
400101290/33 a; sowie Wilmowsky-Reusch vom 17. und 18. Dez. 1931, in: HA/GHH Nr.
400101290/39.
54. 29. Febr. 1932, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012014/10; 1. März 1932, Adametz an
Reusch, HA/GHH Nr. 400101293/17. Ein vorbereitendes Gespräch mit Schulz, dem
Adjutanten Strassers und übrigens auch einem engen Vertrauten August Heinrichsbauers,
bezeichnete Adametz vom BER als "sehr positiv". Schulz habe sich "durchaus zustim
253
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. IX. Großindustrie und NSDAP in der Ära Brüning
mend über unsere Pläne geäußert und den Wunsch ausgesprochen…, weiter in enger
Verbindung mit mir zu bleiben…"
55. 13. und 21. Febr. 1932, Reusch an Luther, HA/GHH Nr. 400101290/30 b; 21. Febr. 1932,
Reusch an Springorum, HA/GHH Nr. 400101290/36 a, sowie insbesondere 4. März 1932,
Tagesbericht Luther über eine Unterredung mit Springorum, NI. Luther Nr. 368, Bl. 147.
56. 18. März 1932, Schacht an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/33 a, auch abgedruckt bei
Stegmann, Verhältnis, S. 450/51.
57. 20. März 1932, Reusch an Schacht, HA/GHH Nr. 400101290/33 a, 22. März 1932,
Springorum an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/36.
58. 20. März 1932, Reusch an Schacht, HA/GHH Nr. 400101290/33 a. Siehe Zitat Kap. IX, S. 120
f.
59. Turner, Großunternehmertum, S. 53.
60. 6. Juni 1932, Schacht an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/33 a.
61. Ausführliche Dokumentation hierzu bei Turner, Großunternehmertum, S. 50-56. Die
endgültige Entscheidung Schachts zugunsten des "Keppler-Kreises" fiel in einem Gespräch
mit dem Bankier von Schroeder am 4. Juni 1932, nachdem Schacht zuvor auf der Selbständig-
keit seiner "Arbeitsstelle" Keppler gegenüber bestanden hatte. Vgl. dazu E. Helfferich,
1932-46. Tatsachen. Ein Beitrag zur Wahrheitsfindung, Jever 1969, S. 8 ff. Zum "Keppler--
Kreis" siehe auch Anm. 77.
62. Helfferich, S. 8 ff.
63. Nach den Angaben Schachts umfaßte die "Arbeitsstelle" insgesamt neun Mitglieder. Davon
sind als tatsächliche Beitragszeichner jedoch nur die oben aufgeführten Ruhrindustriellen
nachweisbar, während für die noch genannten Rosterg, von Schroeder und v. Stauss
entsprechende Belege fehlen. Vgl. 6. Juni 1932, Schacht an Reusch, 9. und 25. Juni 1932,
Reusch an Schacht, HA/GHH Nr. 400101290/33 a.
64. Carl Krämer gehörte der Gruppe der "Reformer" um Dalberg, Dräger, Grävell und Grotkopp
an und trat in diesem Zusammenhang 1932 als Übersetzer der programmatischen Schrift J. M.
Keynes' "Vom Gelde" hervor. Vgl. Grotkopp, S. 39/41, S. 207, S. 235. Zur Tätigkeit C.
Krämers siehe auch A. Sohn-Rethel, Ein Kommentar nach 38 Jahren, in: Kursbuch, Nr. 21,
September 1970, S. 23-35, hier S. 26.
65. Siehe hierzu die Abhandlungen Krämers im Hamburger Wirtschaftsdienst vom 25. Sept. und
16. Oktober 1931.
66. Ausarbeitung vom 18. Juli 1932 "Erfahrung mit der Devalvation in England", 14seitiger
Umdruck, Krupp-Archiv IV E 1124 sowie HA/GHH Nr. 400101290/33 a. In einem
Beischreiben bestätigt Schacht ausdrücklich, daß diese Studie das erste Ergebnis der Arbeits-
stelle sei.
67. 26. Juli 1932, Reusch an Schacht, HA/GHH Nr. 400101290/33 a. Da Schacht bzw. Krämer
nicht reagierten, ließ Reusch die gewünschten Ergänzungen zur Denkschrift vom 18. Juli
schließlich von der Wirtschaftsabteilung der GHH selbst anfertigen und übersandte die
Ergebnisse am 2. Okt. 1932 an Schacht. HA/GHH Nr. 400101290/33 a.
68. Wirtschaftliches Sofortprogramm der NSDAP, ausgearbeitet von der Hauptabteilung IV
(Wirtschaft) der Reichsorganisationsleitung der NSDAP, Kampfschrift 16, München 1932.
69. 27. Juli 1932, Reusch an Schacht, HA/GHH Nr. 400101290/33 a.
70. Die Darstellung Stegmanns, Verhältnis, S. 429, daß die "Arbeitsstelle" "als erstes" eine
Gegendarstellung zum Sofortprogramm lieferte und daß Hitler "aufgrund der scharfen Kritik
Schachts und seiner Hintermänner die offizielle Weiterverbreitung dieser Broschüre im Herbst
1932 verbot", entbehrt jeder Grundlage. Siehe auch Turner, Großunternehmertum, S. 55.
71. "Einführung von Handelsmonopolen" (15 Seiten) vom 20. Dez. 1932, Krupp-Archiv IV E
1124 und HA/GHH Nr. 400101290/33 a.
254
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. X. Die Regierung der "Nationalen Konzentration"
72. 2. Jan. 1933, Reusch an Schacht, HA/GHH Nr. 400101290/33 a, 6. Jan. 1933, Kastl an Krupp,
Krupp-Archiv IV E 185, 10. Jan. 1933, Krupp an Schacht, HA/GHH Nr. 400101290/ 27, 26.
Jan. 1933, Kastl an Reusch, HA/GHH Nr. 400101220/14 a.
73. Die ursprüngliche ins Auge gefaßte Zusammenkunft vom 4. Juli 1932 sagte Schacht
kurzfristig ab. Als Teilnehmer waren übrigens nur die wichtigsten Mitglieder der Ruhrlade
vorgesehen, nicht aber die außerhalb stehenden v. Schroeder, v. Stauss und Rosterg. Ein neuer
Termin kam nicht zustande, da von beiden Seiten kein besonderes Interesse mehr vorlag. Vgl.
Schriftwechsel Reusch-Schacht 1932/33, in: HA/GHH Nr. 400101290/33 a.
74. Siehe Schriftwechsel Krupp-Herle vom 26. und 28. Dez. 1932, in: Krupp-Archiv IV E 202,
sowie 27. Dez. 1932, Hahn (MWT) an Wilmowsky, Krupp-Archiv IV E 1124.
75. Stegmann, Kapitalismus, S. 46-48.
76. Stegmann leitet diese These aus der isolierten Betrachtung des Schreibens SchachtReusch
vom 6. Juni 1932 (HA/GHH Nr. 400101290/33 a) ab, ohne die tatsächliche Tätigkeit der
Arbeitsstelle und des "Keppler-Kreises" 1932/33 im Auge zu behalten.
77. Selbst Helfferich, S. 14 ff., kommt nicht umhin, die Ineffizienz der wirtschaftspolitischen
Bemühungen des "Keppler-Kreises" zu konzedieren. Als Begründung führt Helfferich, dem
als Mitglied dieses Kreises im übrigen an einer Hervorhebung seiner Bedeutung gelegen ist,
an, daß Keppler und Schacht sich "noch nicht auf ein bestimmtes Programm festlegen
wollen", da nach Keppler "die Wirtschaftsfragen (praktisch) erst akut werden, wenn wir an der
Macht sind". Vgl. in diesem Zusammenhang auch 29. Aug. 1932, Schacht an Hitler, in:
Ursachen und Folgen, Bd. VIII, S. 620/21: ". . . Bringen Sie möglichst kein detailliertes
Wirtschaftsprogramm. Es gibt kein solches, worüber sich 14 Millionen einigen könnten ...
Überdies schwanken Wirtschaftsmaßnahmen nach Zeit und Umständen." Siehe auch R.
Vogelsang, Der Freundeskreis Himmler, Göttingen 1972, S. 29-34.
78. Siehe Kap. X, S. 132ff.
79. Sohn-Rethel, Kommentar, S. 23 ff., hier S. 29 ff.; ders., Ökonomie und Klassenstruktur des
deutschen Faschismus. Aufzeichnungen und Analysen, hg. u. eingel. v. J. Agnoli u. a.,
Frankfurt 1973, S. 27 ff.
80. Zu den Führerbriefen siehe Kap. XII, S. 154ff.
81. Vgl. Kap. XII, S. 159 ff.
255
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. X. Die Regierung der "Nationalen Konzentration"
11. Materialien hierzu in: HA/GHH Nr.400101220/12b und13b sowie Krupp-Archiv IV E 178,
insbesondere 23. Juli 1932, Kastl an Krupp.
12. RS RDI Nr. 407/VI/P "streng vertraulich" vom 18. Aug. 1932, HA/GHH Nr. 400101220/13 b
13. 2. Aug. 1932, RDI (Kastl) an Papen, Tgb. Nr. 3815/IV, R 43 1/2045.
14. Horkenbach, 1932, S. 296-98.
15. D. Petzina, Hauptprobleme der deutschen Wirtschaftspolitik 1932/33, in: VfZ, Jg. 15, 1967, S.
24/25. Vgl. u. a. L. Graf Schwerin v. Krosigk, Staatsbankrott. Die Geschichte des Deutschen
Reiches von 1920 bis 1945, geschrieben vom letzten Reichsfinanzminister, Göttingen 1974, S.
140 ff.
16. Vgl. z. B. Vorstandssitzung des RDI vom 22. April 1932, Ausführungen Silverbergs, NI. Silv.
Nr. 37.
17. Empfang von Vertretern des RDI beim Reichskanzler am 25. Aug. 1932, 14seitige
Aufzeichnung, R 43 1/1141, Bl. 234 ff. Siehe auch RS RDI Nr. 422/VI/P vom 26. Aug. 1932,
DII.
18. Präsidium und Vorstand des RDI am 22. Sept. 1932, RS RDI Nr. 1082 I vom 23. Sept. 1932,
NI. Silv. Nr. 265. Siehe auch RS RDI Nr. 2000/P vom 16. Sept. 1932.
19. Ebd.
20. RS der Steuerstelle des RDI, Nr. 6256 S vom 27. Sept. 1932, Anlage, HA/GHH Nr.
400101220/13 b.
21. Vgl. Petzina, Hauptprobleme, S. 22/23.
22. Vgl. z. B. den Protest von RDI, DIHT etc. gegen die Wagemann-Denkschrift "Was ist Geld",
R 43 1/2438, Bl. 277 ff.
23. Siehe z. B. "Leitsätze zur deutschen Wirtschaftspolitik", 10seitiges Arbeitspapier des RDI für
die Präsidialsitzung am 17. Aug. 1932, Krupp-Archiv IV E 184. Vgl. auch Diskussion über
"Unternehmer und Staat" in der K. Z. im Okt./Nov. 1932, insbesondere den Artikel J. Herles
in: K. Z., Handelsbl. Nr. 608 vom 6. Nov. 1932: "Freie organisiertebürokratische
Konkurrenz". Herle in diesem Aufsatz abschließend: "Freie organisierte Konkurrenz oder
organisierte Wirtschaftsfreiheit ist ein Weg des Wiederaufstiegs."
24. Grundlegend hier: Petzina, Hauptprobleme.
25. Programmrede Papens am 11. Juni 1932 vor dem Deutschen Landwirtschaftsrat (!) in Berlin,
Horkenbach, 1932, S. 181. Neben Papen sprach Reichsernährungsminister Frhr. v. Braun.
26. Erklärung des RDI vom 23./24. Juni 1932, zit. nach Horkenbach, 1932, S. 210.
27. Siehe u. a. Silverberg am 20. April 1932 im Präsidialbeirat des RDI für allgemeine
Wirtschaftspolitik, Sten. Prot., NI. Silv. Nr. 249. Vgl. Anm. 29 ff.
28. Präsidialsitzung vom 23. Juni 1932, Krupp-Archiv IV E 184.
29. Siehe u. a. 29. Juni 1932, Kastl an Krupp, ebd.
30. Siehe insbesondere Aktenvermerk über Besprechung vom 27. Sept. 1932 zwischen Min. Dir.
Posse (RWM) und Dr. Spitta und v. Brackel (RDI), Krupp-Archiv IV E 180, Tätigkeitsbericht
20/32. Die 8seitige Aufzeichnung trägt den Vermerk "Geheim".
31. Eingabe RDI vom 7. Sept. 1932, Nr. 6693/11, R 43 1/1176, Bl. 118 ff. Telegramm RDI vom
22. Sept. sowie Eingabe Krupp vom 19. Okt. 1932, R 43 1/1176, Bl. 187 f.
32. 12. Juli 1932, v. Brackel an Krupp, Krupp-Archiv IV E 184.
33. Czichon, Hitler, S. 138.
34. Aktenvermerk Reichskanzlei vom 20. Sept. 1932, R 43 1/1176, Bl. 206-07. Teilnehmer der
Besprechung von industrieller Seite: Hamm, Vögler, Keinath, Petersen, Solmssen, Kraemer,
Kastl und Bernstein.
35. Besprechungen im "Esplanade-Kreis", Vermittlungsversuche v. Wilmowskys (MWT),
Osthilfe-Plan Silverbergs etc. Materialien insbesondere in: HA/GHH Nr. 400101290/39 und
40, NI. Silv. Nr. 363-67.
256
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. X. Die Regierung der "Nationalen Konzentration"
257
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. X. Die Regierung der "Nationalen Konzentration"
54. 9. Aug. 1932, Ernst Mosich (Direktor des Hansa-Bundes) an Staatssekretär Planck, nebst
Anlage, R 43 1/1141, Bl. 126 ff.
55. 19. Juli 1932, Unterredung zwischen v. Renteln und von Buxhoeveden (RDI, Mitarbeiter
Herles), undatierte Aufzeichnung Buxhoevedens von Ende Juli 1932, HA/GHH Nr.
400101220/13 a.
56. Aktenvermerk Herles vom 1. Aug. 1932 über "Besprechung zwischen Herrn von Renteln und
den Herren Dr. Herle und Dr. von Buxhoeveden", ebd.
57. Ebd.
58. 8. Sept. 1932, Herle an Renteln, NI. Silv. Nr. 232 (nebst Beischreiben). Gedruckt bei
Stegmann, Verhältnis, S. 452 ff.
59. Ebd., S. 430.
60. 24. Aug. 1932, Aktennotiz Dr. Bauer für Silverberg, NI. Silv. Nr. 232. Ebd. das Exposé
Reupkes "Leitsätze für eine Wirtschaftserklärung des nationalen Unternehmertums (Entwurf)"
(22 Seiten). Siehe auch Kap. XII, S. 163.
61. 27. Juli 1932, Reusch an Schacht, HA/GHH Nr. 400101290/33 a.
62. Vgl. Kap. IX, S. 122ff.
63. Turner, Faschismus, S. 143/44. Siehe Kap. IX, S. 123ff.
64. 29. Aug. 1932, Schacht an Hitler, in: Ursachen und Folgen, Bd. VIII, S. 620f.
65. Ebd.
66. 12. Sept. 1932, Schacht an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/33 a.
67. 29. Sept. 1932, Reusch an Schacht, ebd.
68. Schacht informierte Reusch am 12. Sept. (s. Anm. 66): "Hitler teilte mir mit, daß er das
berüchtigte Heft 16 habe einstampfen lassen. Es wird also garnicht mehr verbreitet."
69. 23. Sept. 1932, Herle an Reusch, HA/GHH Nr. 400101220/13 a. Die These Stegmanns, der
von einem besonderen Gewicht der "Arbeitsstelle" Schacht in diesem Zusammenhang
ausgeht, wird vom Material nicht gestützt. Siehe auch Kap. XII, S. 164f., zu den Vorgängen in
der NSDAP.
70. Schriftwechsel Reusch/Herle vom 22, und 23. Sept. 1932, in: HA/GHH Nr. 400101220/ 13 a.
71. Das wirtschaftliche Aufbauprogramm der NSDAP. Eine Rede Gregor Strassers am 20. Okt.
1932, Berlin 1932. Vgl. Funk, S. 81 f.
72. Stellungnahme Dr. Scherers (GHH, Abteilung W.) zum Aufbau-Programm vom 24. Okt.
1932, HA/GHH Nr. 400127/3. Heinrichsbauer hatte das Programm am 17. Okt. nebst einem
um Verständnis für die taktische Position der NSDAP in offiziellen Wirtschaftsmanifestcn
bittenden Begleitkommentar übersandt.
73. Für 1932 (Frühjahr) siehe oben Kap. IX, S. 121 f.
74. Ausführlich dargestellt in Kap. XII.
75. 5. Sept. 1932, Silverberg an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/35 a.
76. Siehe Schreiben Silverberg-Reusch vom 5. Sept. 1932, ebd.
77. Aktennotiz vom 19. 9. 1932 für Besprechung am 21. 9. 1932 in Berlin, Krupp-Archiv IV E
202. Die Zusammenkunft fand dann tatsächlich am 3. Okt. 1932 in Essen/Villa Hügel statt (s.
Anm. 79).
78. Jones, Sammlung, S. 295/96.
79. 3. Okt. 1932, Krupp an Reusch, Krupp-Archiv IV E 1186; vgl. auch 27. Sept. 1932, Krupp an
Glum (Freiherr vom Stein-Bund), Krupp-Archiv IV E 776.
80. Zu dieser in der Literatur vor allem im Zusammenhang der November-Eingabe an den
Reichspräsidenten häufig vertretenen These siehe Kap. X, S. 137.
81. 12seitige Aufzeichnung über Teilnehmer und Verlauf der Besprechung am 19. Okt. 1932 von
Dr. M. Blank, HA/GHH Nr. 4001012024/10. Abgedruckt bei Stegmann, Verhältnis, S. 468-75
(Dok. Nr. XV).
258
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. X. Die Regierung der "Nationalen Konzentration"
82. Vgl. auch den diesbezüglichen Vorstoß Silverbergs bei Hitler (über Alvensleben) vom 31.
Aug. 1932. Siehe Kap. XII, S. 161 ff.
83. Aufzeichnung Blank vom 19. Okt. 1932, HA/GHH Nr. 4001012024/10, Bl. 3/4
84. Ebd., Bl. 8.
85. Siehe oben Kap. III, S. 58.
86. Papen am 12. Okt. 1932 vor dem Bayerischen Industriellen-Verband, in: Ursachen und
Folgen, Bd. VIII, S. 657 ff. (Dok. Nr. 18%). Vgl. auch Horkenbach, 1932, S. 342/43.
87. Ebd.
88. Siehe auch 1. Okt. 1932, Papen an Schröder, NS 20/76.
89. Völkischer Beobachter vom 14. Okt. 1932, in: Ursachen und Folgen, Bd. VIII, S. 659/ 60
(Dok. Nr. 1897 b). "Offener Brief' Hitlers an Papen vom 16. Okt. 1932 sowie Replik des
Reichskanzlers, in: Horkenbach, 1932, S. 343/44 (Briefentwurf, NS 20/122, Bl. 11447 ff.).
90. Siehe z. B. Stellungnahme der IHK Essen zur Rede Papens vom 16. Okt. 1932 vor dem
Zweckverband der Kammern Bochum, Dortmund, Essen und Münster in Dortmund, in: DWZ
Nr. 43 vom 27. Okt. 1932.
91. Aufzeichnung Blank, HA/GHH Nr. 4001012024/10, Bl. 2.
92. Vgl. hier auch die Absage Krupps für die Teilnahme an einer für den 21. Okt. 1932 von
Thyssen arrangierten Zusammenkunft mit Hitler in dessen Landhaus in Mülheim/Ruhr.
Schriftwechsel Thyssen-Krupp vom 20. Okt. 1932, in: Krupp-Archiv IV E 1129.
93. Siehe oben Kap. IX, S. 119f.
94. 30. Sept. 1932, Haniel an Papen, R 43 1/1204, Bl. 312 ff.
95. Schriftwechsel Industrieclub-Papen/Reichskanzlei vom 30. Sept., 1. Okt., 10. Okt., 14. Okt.
und 20. Okt. 1932, in: R 43 1/1204, Bl. 312-22.
96. Vgl. auch Goebbels, S. 206 ff., S. 218 ff.
97. Fritz Klein in der DAZ Nr. 524 vom 7. Nov. 1932.
98. Czichon, Hitler, S. 41.
99. Eingabe abgedruckt u. a. in: Ursachen und Folgen, Bd. VIII, S. 687/88.
100. Czichon, Hitler, S. 41.
101. 29. Aug. 1932, Schacht an Hitler, in: Ursachen und Folgen, Bd. VIII, S. 620/21.
102. 26. Okt. 1932, Keppler an Helfferich (Auszüge bei Helfferich, S. 16). In dem genannten
Schreiben Wiedergabe einer Äußerung Schachts, die das gespannte Verhältnis zur Industrie
widerspiegelt: Es gebe, so Schacht, "kaum etwas mit weniger Intelligenz und Charakter als die
deutschen Industriellen in der Politik".
103. 12. Nov. 1932, Schacht an Hitler, in: Ursachen und Folgen, Bd. VIII, S. 672.
104. Thyssen, der als einziger führender Ruhrindustrieller die Eingabe unterzeichnet hatte,
unternahm gleichzeitig den Versuch, Papen für die Hitler-Lösung zu gewinnen, indem er dem
Reichskanzler am 18. Nov. 1932 die Broschüre "Hitler und die deutsche Aufgabe" übersenden
ließ. Aktenvermerk Reichskanzlei, R 43 1/2684.
105. Helfferich, S. 13/14. Vögler nahm an der konstituierenden Sitzung des Kreises am 20. Juni
1932 allerdings nicht teil.
106. 21. Nov. 1932, Vögler an Schröder, NS 20/76, abgedruckt bei Czichon, Hitler, S. 72.
107. Zu Vöglers Position im Nov. 1932 siehe auch die Information Dr. Scholz an Bracht,
datiert vom 30.11. 1932 [?], DZAP, NI. Bracht, Bd. 2, Bl. 167: "Die Rede Vöglers beim
Eisenhüttentag, die man als Bekenntnis zum Nationalsozialismus werten will, zeigte für den
Zuhörer sowenig Geschlossenheit, man kann sogar sagen, soviel Fahrigkeit im Aufbau und in
der Durchführung der Gedanken, wie man sie von Vögler nicht gewohnt ist. Tatsächlich
waren die einzelnen Überlegungen absolut zusammenhanglos und nur die Sätze über den
Nationalsozialismus einigermaßen prägnant und interessant. Daher kommt es wohl, daß man
grade diese Ausführungen so besonders hervorhebt."
108. 21. Nov. 1932, Vögler an Schröder, NS 20/76. Vgl. in diesem Zusammenhang auch
259
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XI. Das Kabinett Schleicher
Fr. Reinhart an Staatssekretär Meißner, 21. Nov. 1932, gedruckt bei Czichon, Hitler, S. 71/ 72.
109. 8. Jan. 1933, Reusch an Kötter, HA/GHH Nr. 4001012007/16. "Der Ehrgeiz Hitler's
erstreckt sich gegenwärtig noch auf die Forderung, Reichswehrminister zu werden. Auf die
Reichskanzlerschaft scheint er bereits innerlich verzichtet zu haben. Daß es ausgeschlossen ist,
die Forderung Hitler's in dieser Richtung zu erfüllen, braucht nicht besonders hervorgehoben
zu werden."
110. 11. Nov. 1932, Schlenker an Reusch, HA/GHH Nr. 400101221/11 b.
111. 18. Okt. und 11. Nov. 1932, Schlenker an Papen, R 43 1/1204, Bl. 331 ff.
112. 15. Nov. 1932, Schlenker an Silverberg, NI. Silv. Nr. 417, Bl. 72 f.
113. Zur 'Renaissance' Luthers in der westlichen Industrie parallel zur Abwendung von
Schacht/Hitler siehe u. a. 24. Aug. 1932, Gilsa an Reusch, HA/GHH Nr. 4(X)101308/9 sowie
insbesondere den erfolgreichen Vermittlungsversuch Reuschs beim Bergbaulichen Verein im
Dezember 1932, Schriftwechsel Reusch-E. Brandi, in: NI. Luther Nr. 151. Ausführlichere
Darstellung des politischen Zusammenhangs siehe Kap. XI, S. 147.
114. Der Reichskanzler schickte der Versammlung statt dessen ein betont freundliches
Grußtelegramm. Reichsdiensttelegramm vom 22. Nov. 1932, R 43 1/1204, Bl. 338.
115. Horkenbach, 1932, S. 353/54.
116. Ministerbesprechung am 9. Nov. 1932, R 43 1/1309.
117. Vgl. Vogelsang, Reichswehr, S. 311 ff.
118. 13. Nov. 1932, Papen an Hitler, wiederabgedruckt in: Ursachen und Folgen, Bd. VIII, S.
675 f. Siehe auch Vogelsang, Reichswehr, S. 312/13; Helfferich, S. 16/17.
119. Silverberg in der Präsidialsitzung des RDI am 24. Nov. 1932, in: G. M. RDI Nr. 26 vom
12. Dez. 1932; dto. Pressemitteilung vom 25. Nov. 1932. Zur Position des RDI vgl. auch den
Vortrag Herles "Aktive Industriepolitik in der Krise- vom 18. Nov. 1932, wo eine eher
autoritäre Lösung befürwortet wird. 23. Nov. 1932, Herle an Reusch, HA/GHH Nr.
400101220/13 a.
120. DWZ Nr. 47 vom 24. Nov. 1932 "Zur Frage der Regierungsumbildung".
121. Dies gilt auch für diejenigen Industriellen, die sich nach einem Bericht von Dr. Scholz an
Bracht am Rande der Langnam-Vereins-Tagung für eine Kanzlerschaft Hitlers ausgesprochen
hätten: "Dabei scheint es sich weniger um einen Stimmungswandel zugunsten Hitlers als
vielmehr um die Auffassung zu handeln, daß um eine Regierung Hitler nicht mehr
herumzukommen ist. Unter diesen Umständen müsse man aber den Regierungsantritt Hitlers
beschleunigen, auch wenn er sich nicht bewähre, und seine Regierung, wie Skeptiker in der
Industrie annehmen, nur wenige Wochen dauert. . ." 26. Nov. 1932, Scholz an Bracht, DZAP,
NI. Bracht, Bd. 2. Czichon unterschlägt diesen für das Gesamtverständnis des Berichtes
zentralen Passus in seiner Dokumentation; siehe Czichon, Hitler, S. 73.
122. Siehe hier vor allem die Artikel Riekers in der DWZ Nr. 33-40 bzw. die im Dez. 1932
vom DIHT herausgegebenen Gesamtpublikationen "Das Wirtschaftsprogramm des Natio-
nalsozialismus". Vgl. dazu auch 14. Dez. 1932, Scherer für Reusch, HA/GHH Nr. 400127/7.
123. Siehe Kap. XI, S. 145 f. Kap. XII, S. 163 ff., S. 170 f
260
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XI. Das Kabinett Schleicher
261
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XI. Das Kabinett Schleicher
da meinen, eine autoritäre Staatsführung könne des Rückhalts im Volke entbehren, die darüber
hinaus sogar jede Zusammenarbeit mit einem Parlament ablehnen, möchte ich entgegenhalten,
daß Wille und Mut allein zum Regieren nicht genügen, daß auch Verständnis für das
Empfinden des Volkes und das Erkennen des psychologischen Momentes dazu gehören . . ."
Horkenbach, 1932, S. 421.
27. Anders akzentuiert bei Turner, Kapitalismus, S. 26/27: "… Den Ausschlag gab Schleichers
scheinbare Gleichgültigkeit gegenüber orthodoxen ökonomischen Prinzipien und den
traditionellen Klassengegensätzen." Richtig ist Turners Hinweis auf das positive Gegenbild
Papens.
28. Siehe Anm. 24.
29. Papen in der Ministerbesprechung am 3. Dez. 1932, R 43 1/1458.
30. Siehe Anm. 24.
31. 23. Dez. 1932, Springorum an Papen, Hoesch-Archiv B 1 a 82.
32. Vgl. Turner, Faschismus, S. 150--52; Stegmann, Kapitalismus, S. 58/59.
33. F. v. Papen, Vom Scheitern einer Demokratie. 1930-1933, Mainz 1968, S. 343/44. Papen
datiert die Zusammenkunft falsch auf den 4. Jan. 1933, verwechselt den Termin offenbar mit
seiner Besprechung mit Silverberg in Köln. Siehe hierzu Kap. XII, S. 171 f.
34. Zur Politik Papens gegenüber der NSDAP vgl. Kap. X, S. 138 f.
35. Siehe Kap. XII, S. 171 f.
36. 8. Jan. 1933, Reusch an Kötter, HA/GHH Nr. 4001012007/16.
37. Vgl. Schriftwechsel Springorum-Papen vom 14.1., 20.1., 24.1. 1933, in: Hoesch-Archiv B 1 a
82; Reusch-Vögler vom 10. 1., 18. 1., 23. 1. 1933, in: HA/GHH Nr. 400101290/ 37; 10. 1.
1933, Reusch an Lehr, HA/GHH Nr. 400101293/12; 13. 1. 1933, Springorum an Lehr,
Hoesch-Archiv B 1 a 76.
38. Vgl. Kap. IX, S. 117 ff., insbesondere Bericht Heinrichsbauers über "Besprechungen mit
Führern der nationalen Opposition" vom 9. Dez. 1930.
39. DFB Nr. 96 vom 9. Dez. 1932 "Gregor Strasser".
40. Schriftwechsel Thyssen-Schlenker vom 10. und 11. Nov. 1932, Abdruck des Schreibens
Thyssen-Schlenker vom 11. Nov. bei Czichon, Hitler, S. 67.
41. Ebd.
42. F. Thyssen, I Paid Hitler, New York 1941, S. 138. Thyssen übersandte Hess dabei offenbar
eine Kopie seines Schreibens vom 11. Nov. 1932 an Schlenker.
43. 28. Nov. 1932, Keppler an Schroeder, NS 20/76. Abgedruckt bei Czichon, Hitler, S. 73/ 74.
44. Heinrichsbauer, Schwerindustrie, S. 45 ff., S. 48-50.
45. Auch in zwei längeren Gesprächen mit dem Verfasser am 5. 3. und 21. 7. 1975 in Bonn
bestätigte Heinrichsbauer ungewollt diese Interpretation. Heinrichsbauer berichtete u. a. von
folgendem Geschehnis: Bei einem seiner Besuche in Berlin Anfang Dezember 1932 sei er von
Paul Schulz, dem Adjutanten Strassers, vom Bahnhof abgeholt worden. Schulz sagte: "Wissen
Sie, wo Strasser jetzt ist? Bei Schleicher!" Darauf Heinrichsbauer: "Seid ihr total verrückt
geworden."
46. Heinrichsbauer, Schwerindustrie, S. 50.
47. Zur Rolle Edgar Jungs bei Papen vgl. Papen, Scheitern, S. 401, Anm. 135.
48. 5. Dez. 1933, Heinrichsbauer an Reusch; 7. Dez. 1933, Aktennotiz Dr. Holthöfer betr. 'Fall
Heinrichsbauer'; 19. Dez. 1933, Staatssekretär W. Funk an Heinrichsbauer, HA/GHH Nr.
400101290/20 a.
49. Schriftwechsel Springorum-Papen vom 14. und 20. Jan. 1933, in: Hoesch-Archiv B 1 a 92.
Hinweise auf die Vermittlertätigkeit Heinrichsbauers zwischen Strasser und dem Kronprinzen
siehe Schreiben vom 16. Dez. 1932, N 42/23.
50. 20. Jan. 1933, Papen an Springorum, Hoesch-Archiv B 1 a 88.
51. Vgl. 23. Jan. 1933, Reusch an Vögler, HA/GHH Nr. 400101290/37.
262
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XI. Das Kabinett Schleicher
52. Datierung nach Vogelsang, Reichswehr, S. 368. In Anlehnung an Goebbels, S. 244, spricht
Vogelsang allerdings von einer "Stagnation" in der politischen Entwicklung "
53. 20. Jan. 1933, Papen an Springorum, Hoesch-Archiv B 1 a 82. Die Interpretation von Turner,
Faschismus, S. 150/51, daß Papen mit diesem Schreiben Industriellen zu verstehen gab, "daß
es sein Ziel sei, Hitler zur Annahme der Stellung eines 'Juniorpartners' in einer
Koalitionsregierung zu bewegen", wird vom Verfasser, auch in Verbindung mit dem
Antwortschreiben Springorums vom 24. Jan. [Anm. 54], nicht geteilt.
54. 24. Jan. 1933, Springorum an Papen, Hoesch-Archiv B 1 a 82.
55. Stegmann, Kapitalismus, S. 45 ff.
56. Vgl. z. B. Goebbels, S. 208, Eintragung vom 21. Nov. 1932; 6. Jan. 1933, Schacht an
Schroeder, NS 20/76.
57. Zum Funktionsverlust der "Arbeitsstelle" s. Kap. X, S. 133. Die Denkschrift "Einführung von
Handelsmonopolen" (15 Seiten) wurde von Schacht am 20. Dez. 1932 u. a. an Reusch und
Krupp übersendet, HA/GHH Nr. 400101290/33 a sowie Krupp-Archiv IV E 1124. Zur
Ablehnung des Schacht-Plans durch die Gründungsmitglieder der "Arbeitsstelle" siehe u. a.
Schriftwechsel Krupp-Herle vom 26. Dez. und 28. Dez. 1932, in: Krupp-Archiv IV E 202; 6.
Jan. 1933, Kastl an Krupp, Krupp-Archiv IV E 185; 10. Jan. 1933, Krupp an Schacht,
Krupp-Archiv IV E 1124; 2. Jan. 1933, Reusch an Schacht, HA/GHH Nr. 400101290/33 a.
58. Schriftwechsel Reusch-Kastl vom 22. und 26. Jan. 1933, in: HA/GHH Nr. 400101220/ 14 a.
59. Ein Indiz für die Trendwende innerhalb der westl. Industrie mag auch der vom
Geschäftsführer des "Zweckverbandes Nordwestdeutscher Wirtschaftsvertretungen e. V."
(Handelskammern des Ruhrbezirks, Langnamverein, Bergbau-Verein), Martin Sogemeier,
intensiv unterstützte Versuch Reichskanzler v. Schleichers sein, Ende Jan. 1933 mit F.
Springorum ins Gespräch zu kommen. Springorum lehnte eine Zusammenkunft mit Schleicher
nicht grundsätzlich ab, konnte jedoch wegen auswärtiger Terminverpflichtungen erst ab 7.
Febr. 1933 zur Verfügung stehen. Die Unterredung kam somit nicht mehr zustande. 25. Jan.
1933, Sogemeier an Springorum, NI. Springorum F 1 i 5. Vgl. im übrigen Turner,
Faschismus, S. 152, Anm. 117.
60. Siehe oben Kap. IX, S. 123. Tagesbericht Luther vom 4. März 1932, NI. Luther Nr. 368, Bl.
147.
61. Zur 'Renaissance' Luthers in der westl. Industrie siehe vor allem Schriftwechsel Reusch-
Brandi vom 1.-22. 12. 1932, in: NI. Luther Nr. 151. Zur Vorbereitung der Aussprache mit
Luther im Werksgasthaus der GHH siehe Schriftwechsel Reusch-Luther vom 28. 12.
1932-20.1. 1933, in: HA/GHH Nr. 400101290/31.
62. Vgl. Schriftwechsel Reusch-Kastl vom 22. und 30. 12. 1932, in: HA/GHH Nr. 400101220/13
a. Reusch übersandte Kastl eine Durchschrift seiner grundlegenden Kritik an Schleicher vom
22. 12. 1932 (DIHT).
63. Ausführungen Hamms in der Vorstandssitzung des DIHT am 6. 12. 1932, HA/GHH Nr.
40010123/33 b. Siehe dazu auch DWZ Nr. 49 vom 8. Dez. 1932: "Verzicht auf eine sofortige
Staatsreform notwendig" für "dauerhafte innerpolitische Entspannung".
64. Vorstandssitzung des DIHT am 5. Okt. 1932, NI. Silv. Nr. 641.
65. DWZ Nr. 49 vom 8. Dez. 1932 "Reichskanzler v. Schleicher".
66. DWZ Nr. 51/52 vom 22. Dez. 1932. Neben dieser öffentlichen Stellungnahme von
grundsätzlicher Bedeutung das interne Rundschreiben Nr. P 310/32 vom 19. Dez. 1932 an die
Mitglieder des DIHT, HA/GHH Nr. 40010123/33 b.
67. RS DIHT vom 19. Dez. 1932, Anm. 66.
68. Ebd., S. 2.
69. Siehe auch Eingabe des DIHT an Reichskanzler Schleicher, die Reichsminister sowie den
Reichspräsidenten vom 8. Dez. 1932, Abschnitt II, R 43 1/1145, Bl. 205 ff.
263
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XI. Das Kabinett Schleicher
70. Vorstandssitzung des DIHT am 18. Jan. 1933, Ausführungen Ed. Hamms, NI. Silv. Nr. 642.
71. Vgl. oben Kap. X, S. 129ff.
72. Czichon, Hitler, S. 47. Vgl. auch Günther u. Ohlsen, S. 610.
73. In Korrespondenz "Reichsindustrie" vom 13. Dez. 1932, NI. Silv. Nr. 274, S. 159-61. Auf der
Tagung vom 14. Dezember sprachen außerdem Wirtschaftsminister Warmbold und
Finanzminister von Krosigk.
74. Vgl. auch den Kommentar der DAZ zum Programm Papen: "Die Absicht, die Initiative des
Individuums in der Wirtschaft aller Grade wieder zu befreien und zu neuen Leistungen
anzuspornen, ist psychologisch von höchster Bedeutung. Es besteht die berechtigte Hoffnung,
daß die Idee der Steueranrechnungsscheine und der Prämien für Vermehrung der
Arbeitsgelegenheiten zum zündenden Funken wird." Horkenbach, 1932, S. 298.
75. Korrespondenz "Reichsindustrie" 13. Dezember 1932, S. 2. Vgl. auch die Rede Köttgens, des
Vors. der VDA, vom 14. Dez. 1932 mit gleichlautendem Tenor; Hinweis bei W. Treue, Der
deutsche Unternehmer in der Weltwirtschaftskrise 1928 bis 1933, in: Conze u. Raupach, S.
124.
76. RS RDI vom 31. Dez. 1932 (DII).
77. Zur Position Herles innerhalb der RDI-Führung siehe auch Kap. IV, S. 70.
78. Schriftwechsel Herle-Reusch vorn 4. und 10. Jan. 1933, in: HA/GHH Nr. 400101220/ 14 a.
Siehe auch Stellungnahme Scherer (Abt. W.) zum Vortrag Herles vom 10. Jan. 1933,
HA/GHH Nr. 400127/4 a.
79. Auszüge der Rede Herles nebst Begleitschreiben an Silverberg vorn 5. Jan. 1933, NI. Silv. Nr.
233, S. 10--16, hier S. 14.
80. 9. Jan. 1933, Duisberg an Herle, Bayer-Archiv 62/10/7 a.
81. 9. Jan. 1933, Silverberg an Herle, NI. Silv. Nr. 269.
82. Schriftwechsel Kastl-Schleicher vom 13. und 28. 12. 1932, in: R 43 1/1206. Das Schreiben
Kastls wurde offenbar erst nach der Schleicher-Rede vom 15. Dez. und nach den
Besprechungen des Kanzlers mit dem DIHT parallel zu dessen Rundschreiben vom 19. Dez.
1932 (siehe oben Anm. 66) abgeschickt, da es erst am 21. 12. in der Reichskanzlei einging.
83. 15. Dez. 1932, Krupp an Duisberg, Bayer-Archiv, Autographensammlung. Reden des
RDI-Vorsitzenden sowie der Minister Warmbold und Schwerin v. Krosigk vor dem RDI-
Hauptausschuß in: G.M. RDI Nr. 27 vom 23. Dez. 1932, Anl. 1, Bl. 1-6. Vgl. auch
Zusammenfassung bei Horkenbach, 1932, S. 418.
84. Zur Unterredung der Spitzenverbände mit RWM Warmbold vom 19. Dez. 1932 siehe
Aufzeichnung Heinecke (19. Dez.), Krupp-Archiv IV E 185 (11 Seiten). Dazu Schriftwechsel
Herle-Krupp vom 20. und 26. Dez. 1932. Krupp antwortete: freue mich, daß die Besprechung
. . . doch manche Punkte klargelegt hat/", ebd.
85. Bagatellisierung u. a. bei Stegmann, Kapitalismus, S. 57.
86. Presseerklärung des RDI vom 12. Jan. 1933. Dokumentation der Kontroverse zwischen RLB
und RDI/Schleicher in: Ursachen und Folgen, Bd. VIII, S. 512-16.
87. Ebd.
88. Materialien u. a. in: HA/GHH Nr. 40010124/4, insbesondere Schriftwechsel Reichert-
Kalckreuth vom 21. und 23. Dez. 1932. Dort auch div. Stellungnahmen des VDEStI.
89. Material zum sog. "Duell Heim-BIV" vom 7. 1., 1. 2. und 9. 2. 1933, in. HA/GHH Nr.
400101221/3 b.
90. Vgl. 22. Dez. 1932, Reusch an Hamm, Abschn. 4 des Schreibens, HA/GHH Nr. 40010123/25
b; 2. Jan. 1933, Reusch an Schacht, HA/GHH Nr. 400101290/33 a. Reusch lehnt Schachts
Vorschlag, eine dirigistische Handelspolitik auf der Basis von "Einfuhrmonopolen" zu
errichten, kompromißlos ab. Damit würde auch in der Handelspolitik eine "Zwangswirtschaft"
eingeführt.
91. 10. Okt. 1932, Protesttelegramm des Kohlensyndikats Essen an RK Papen gegen
264
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XII. Die Sonderrolle Silverbergs 1932/33
265
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XII. Die Sonderrolle Silverbergs 1932/33
20/122 sowie 11. Juni 1969, Meynen an Turner. Einzelheiten über den Bezugskreis der DFB
bei Großkurth, S. 26 ff.
16. Vgl. W. Müller u. J. Stockfisch, Die "Veltenbriefe". Eine neue Quelle über die Rolle des
Monopolkapitals bei der Zerstörung der Weimarer Republik, in: ZfG, Jg. 17, 1%9, S. 1565 ff.
Vgl. im übrigen Großkurth, S. 29 ff.
17. Schriftwechsel Reusch-Schlenker vom 21. 4. 1931, 12. 3. und 15. 3. 1932, in: HA/GHH Nr.
400101221/11 b. Zu Einzelheiten des Vorgangs siehe Kap. XII, S. 157.
18. Vgl. z. B. 27. Okt. 1930, Meynen an 0.Reg.Rat Walther, R 43 1/2056, Bl. 78/79;
Aktenvermerk Reichskanzlei vom 7. April 1932, R 43 1/1141, Bl. 40-41. Siehe auch 6. März
1966, Meynen an Turner.
19. So rügte Silverberg z. B. große Verselbständigungstendenzen Meynens im Zusammenhang
der Osthilfe-Beratungen 1930/31 und mahnte seinen Mitarbeiter, nicht zu vergessen, "daß Sie
[Meynen] durch Ihre Arbeit mich binden", 5. März 1931, Silverberg an Meynen, NI. Silv. Nr.
574. Siehe auch Zurechtweisung Meynens wegen eines Artikels in den ebenfalls von ihm mit
herausgegebenen " Velten-Briefen", hier Ausgabe vom 11. Dez. 1930. Diesbezüglicher
Schriftwechsel vom 12.-15. Dez. 1930 in: NI. Silv. Nr. 574.
20. 18. Mai 1929, Silverberg an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/35 a. Zur Tätigkeit Reuters bei
der Pressestelle siehe: 12. Juni 1930, Steinberg an Reusch, HA/GHH Nr. 400101221/3 a. Zum
Verhältnis Meynen/Reuter-Silverberg vgl. auch eine Information des Tatkreises Nr. 43 vom 1.
12. 1932 "Pressebeeinflussungen durch die Wirtschaft": "Die ,Deutschen Führerbriefe' streiten
eine Herausgabe oder den Verlag der Führerbriefe betreffende Verbindung zu Dr. Silverberg
ab, können wohl allerdings die engen persönlichen Beziehungen des Herausgebers Dr. Reuter
sowohl zu Dr. Meynen als auch zu Dr. Silverberg nicht leugnen." Diese Mitteilung bezieht
sich unmittelbar auf eine Darstellung der Führerbriefe Nr. 91 vom 22. 11. 1932, wo ein
besonderer Einfluß des Industriellen in Abrede gestellt und die Eigenständigkeit des
Herausgebers betont wird.
21. Vielfache zeitgenössische Hinweise, z. B. 20. Jan. 1932, Gleichen an Luther, NI. Luther Nr.
339; Tägl. Rundschau Nr. 199 vom 25. 8. 1932; vgl. auch Sohn-Rethel, Kommentar, S. 24 ff.,
der den Einfluß Schachts freilich überschätzt. Biographische Notizen zu Reuter und Meynen
siehe im übrigen: Müller u. Stockfisch, S. 1568 ff.; vgl. auch: Die Zeit Nr. 10 vom 10. März
1967, S. 35, Nachruf für Franz Reuter.
22. Zur Qualität dieser Verbindung: 12. März 1932, Schlenker an Reusch, HA/GHH Nr.
400101221 /11 b.
23. Vgl. oben Kap. 111, S. 51 f.
24. Vgl. Kontroverse der Herausgeber der Führerbriefe mit Paul Reusch wegen des Artikels
"Wandlungen in der Sozialdemokratie" in: DFB Nr. 16 vom 26. Febr. 1932; Schriftwechsel in:
HA/GHH Nr. 400101221/11 b.
25. 24. Aug. 1928, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/4b.
26. Abweichend Großkurth, S. 33/44: "... die DFB können nicht als Beleg für den Kurs
Silverbergs und der IG Farben genommen werden, da sich in den DFB vielmehr die Absicht
eines anderen Teils der Industrie artikulierte." Großkurth will, anders als Müller u. Stockfisch,
S. 1566, insbesondere die Beziehungen zu den Vereinigten Stahlwerken (VESTAG) "deutli-
cher ... genannt" wissen, bestätigt aber andererseits, in Widerspruch zu obiger Einschätzung,
die enge Bindung zwischen Silverberg, Meynen und Reuter (S. 33/34, S. 43-45). Sohn-Rethel,
Kommentar, S. 24, überschätzt seinerseits den Einfluß Schachts, der angeblich die Führer-
briefe zu seinem "politischen Instrument" gemacht habe. Richtig dagegen Berliner, Problem.
S. 162. Silverberg wird dort als "Spiritus Rector" der DFB gekennzeichnet.
27. Nachweislich von Silverberg persönlich geschrieben ist der Artikel "Der Weg des Zentrums",
in: DFB Nr. 84 vom 28. 10. 1930. Meynen ließ die Abhandlung, die sich positiv mit der
Wandlung des Zentrums zu einer durch "aristokratische Führung" bestimmten Massenpartei
auseinandersetzte, der Reichskanzlei zukommen, u. a., um eine Unterredung
266
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XII. Die Sonderrolle Silverbergs 1932/33
zwischen Silverberg und Brüning in die Wege zu leiten. 27. Okt. 1930, Meynen an 0.Reg. Rat
Walther, R 43 1/2056, Bl. 78/79.
28. Siehe oben Kap. 11.
29. Gedruckt bei Mariaux, Silverberg, S. 190-213.
30. Siehe oben Kap. II, S. 36, S. 40.
31. Grundsätzliche Ausführungen Silverbergs hierzu in der Sitzung des Reichskohlenrats vom 18.
März 1932: "Meine feste Überzeugung ist die, daß es das Unheil der gesamten Wirtschaftslage
der Welt ist, daß die politische und wirtschaftliche Ingerenz des Staates auf die Wirtschaft in
der ganzen Welt zu sehr gestiegen ist als Folge des Krieges, als Folge internationalen
Geldeintreibens, des Geldverschiebens, internationaler Kapitalverflechtungen und
-verschiebungen ohne Gegenwerte. Als Folge des Krieges ist die handelspolitische
Atomisierung oder Balkanisierung Europas festzustellen, die die Volkswirtschaften in der
größten Weise hemmt und den freien Handelsverkehr erschwert. Infolgedessen ist ganz
natürlich in allen Ländern eine starke Ingerenz des Staates auf die Volkswirtschaften entstan-
den." Problemlösung nach Silverberg im März 1932 durch "Revision dieses Aufbaues des
Staatseinflusses", NI. Silv. Nr. 157.
32. Vgl. hier u. a. Silverberg-Programm von 1923, Abschn. B 7. Kap. 1, S. 30.
33. Alle Zitate nach Mariaux, Silverberg, S. 190 ff.
34. Siehe oben Kap. VII, S. 105f.
35. Treue, Unternehmer, S. 118, merkt dazu an, daß der "Gedanke des starken, von
Parteiinteressen unabhängigen Verwaltungsstaates", wie Silverberg hier "das einfache alte
Prinzip wenig attraktiv und etwas nebulos formulierte", "keine Anhänger" mehr fand.
36. DFB Nr. 34 vom 3. Mai 1932, Leitkommentar.
37. Silverberg am 22. April 1932 vor dem Vorstand des RDI, Sten. Prot., NI. Silv. Nr. 37, S.
12-14 (bzw. S. 63-65 des Protokolls). Zum Gesamtzusammenhang siehe oben Kap. VII, S.
108.
38. Wahlaufruf in Köln. Tageblatt Nr. 100 vom 27. Febr. 1932. Nach den bei Tammen, S. 178 u.
181, abgedruckten Spendenlisten unterstützte Silverberg die Wiederwahl Hindenburgs im 1.
Wahlgang mit insgesamt 12 000 RM und im 2. Wahlgang mit insgesamt 7000 RM.
39. Siehe oben Kap. IX, S. 120ff.
40. DFB Nr. 10 vom 5. 2. 1932 "Hitler in Düsseldorf".
41. DFB Nr. 9 vom 2. Febr. 1932 "Ist Otto Braun am Ende?" Vgl. auch die positive Darstellung
Brauns bei Meynen, Silverberg, S. 10/11. Im Hintergrund ist u. a. die fruchtbare
Zusammenarbeit zwischen Braun und Silverberg auf dem Gebiet der Osthilfe' zu sehen.
42. Ebd.
43. Siehe unten Anm. 49.
44. In: DFB Nr. 16 vom 26. Febr. 1932.
45. Zum Treffen Hitler-Reusch vom 19. März 1932 siehe oben Kap. IX, S. 120ff.
46. Lt. Blank war Reusch nach Durchsicht des Artikels der Auffassung, daß "die Führerbriefe
doch manchmal gefährlich weit nach links abbiegen". 29. Febr. 1932, Blank an Schlenker,
HA/GHH Nr. 4001012024/10.
47. Siehe Schriftwechsel Reusch-Schlenker vom 12. und 15. März 1932, in: HA/GHH Nr.
400101221 /11 b.
48. DFB Nr. 21 vom 15. März 1932, Leitkommentar.
49. Insbesondere Artikel "Strukturwandel des Nationalsozialismus?" in: DFB Nr. 22 vom 18.
März 1932, dem Gegenstück zu dem Aufsatz über die "Wandlungen der Sozialdemokratie" in:
DFB Nr. 16 vom 26. Febr. 1932. Bereits zuvor war Hitlers Kandidatur für die
Reichspräsidentschaft mit einer negativen Wertung bedacht worden. Siehe DFB Nr. 14 vom
19. Febr. 1932 "Das Versagen der nationalen Opposition". Vgl. auch DFB Nr. 13 vom 16.
Febr. 1932: Dort wird Hjalmar Schacht als adäquater Gegenkandidat Hindenburgs genannt.
50. Horkenbach, 1932, S. 131.
267
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XII. Die Sonderrolle Silverbergs 1932/33
51. DFB Nr. 39 vom 24. Mai 1932 "Nun endlich eine neue Reichsregierung!" Vgl. DFB Nr. 35
vom 6. Mai 1932"Die letzten Maßnahmen des Kabinetts Brüning"; hier wird Brüning noch
eine Schonfrist bis Ende Juni konzediert. Vgl. auch die Rede Silverbergs am 22. April 1932
vor dem Vorstand des RDI, siehe oben Kap. XII, S. 156.
52. DFB Nr. 33 vom 29. April 1932 "Der Zusammenbruch der Mittelparteien-. Eine Anregung
von Prof. Dr. E. Horneffer (Gießen) "zur Bildung einer politischen Gruppe, die zwischen den
großen Zusammenschlüssen rechts und links sowie dem Zentrum stehen soll", griff Silverberg
nicht auf, jedenfalls kam eine von Horneffer gewünschte persönliche Unterredung nicht
zustande. Siehe Schriftwechsel Horneffer-Silverberg vom 25. Mai und 27. Mai sowie
Sekretariat Silverberg (Bauer) an Herle vom 31. Mai 1932, in: NI. Silv. Nr. 269, Bi. 33-37.
Nicht auszuschließen ist, daß Horneffer sich zu der Initiative gegenüber Silverberg im
Anschluß an den Artikel "Morgenröte einer neuen Mitte?", in: DFB Nr. 39 vom 24. 5. 1932
entschlossen hatte. Vgl. auch DFB Nr. 43 vom 7. 6. 1932 "Die Mitte vor dem Wahlkampf".
53. Aktenvermerk Reichskanzlei vom 7. April 1932, R 43 1/1141, B. 40/41. Während Warmbold
"sehr ungehalten" war und sich "aufs äußerste betroffen" zeigte, ließ Silverberg [durch
Meynen] auf "die bedenklichen Ausführungen des Herrn Minister Dietrich" hinweisen. Vgl.
auch Köhler, Arbeitsbeschaffung, S. 293.
54. Siehe oben Kap. VIII. Vgl. auch Nachruf auf Hermann Warmbold, FAZ vom 20. 3. 1976.
55. DFB Nr. 34 vom 3. Mai 1932. Ein Exemplar dieses Artikels findet sich übrigens in NI. Luther
Nr. 342.
56. Leserzuschrift Warmbolds an die FAZ Nr. 242 vom 17. Okt. 1968, abgedruckt bei: Ziemer, S.
144/45.
57. Demissionsgesuch Warmbold an Reichspräsident Hindenburg vom 28. April 1932, R 43
1/1309, Vl. 5. Dort ebenfalls der Versuch, den Rücktritt von den "tiefgreifenden Meinungs-
verschiedenheiten- im Zusammenhang der 4. Notverordnung vom 8. Dezember 1931
abzuleiten.
58. Brüning, Memoiren, S. 568. G. R. Treviranus, Das Ende von Weimar. Heinrich Brüning und
seine Zeit, Düsseldorf 1968, S. 134/35, deutet an, daß Schleicher der" Drahtzieher" beim
vorzeitigen Ausscheiden Warmbolds aus dem Brüning-Kabinett in Vorbereitung einer erneu-
ten Amtsführung in der Papen-Regierung gewesen sei.
59. Siehe oben Kap. X.
60. Vgl. auch 30. Aug. 1932, Reusch an Luther, NI. Luther Nr. 347. Dort Wiedergabe einer
Äußerung Silverbergs zur Gesamtrichtung der Wirtschaftspolitik Papens, insbesondere der
Rolle Luthers in den Verhandlungen um das Programm von Münster: "Der Luther ist doch ein
Kerl, er hat die Privatwirtschaft gerettet".
61. Mariaux, Silverberg, S. LXXXII, formuliert knapp, aber treffend: "Reichskanzlertum wie
Person eines Franz von Papen liegen ihm nicht."
62. Vgl. z. B. 11. Okt. 1932, Information Scholz an Bracht, DZAP, NI. Bracht, Bd. 2, Bl. 185;
oder 15. Sept. 1932, Alvensleben an Hitler, NS 20/122. Siehe auch Pressekampagne gegen
Silverberg im Artikel "Exkursion ins politische", 8 Uhr-Abendblatt vom 9. Sept. 1932, NI.
Silv. Nr. 703.
63. DFB Nr. 67 vom 30. Aug. 1932 "Das Präsidialkabinett Papen und die Wirtschaft", im gleichen
Sinne DFB Nr. 65 vom 23. Aug. 1932 "Die Aussichten für ein Reichskabinett Hitler".
64. Berliner, Problem, S. 154. Siehe auch Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. 4,
Berlin 1966, S. 593 ff.
65. DFB Nr. 72 vom 16. Sept. 1932 "Die soziale Rekonsolidierung des Kapitalismus I".
66. DFB Nr. 73 vom 20. Sept. 1932 "Die soziale Rekonsolidierung des Kapitalismus II". Zum
Gesamtproblem gewerkschaftlicher Orientierung in der Krise siehe: U. Hüllbüsch,
Gewerkschaften und Staat. Ein Beitrag zur Geschichte der Gewerkschaften zu Anfang und zu
268
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XII. Die Sonderrolle Silverbergs 1932/33
Ende der Weimarer Republik, phil. Diss. Heidelberg 1958 (Ms.); dies., Die deutschen
Gewerkschaften in der Weltwirtschaftskrise, in: Conze u. Raupach, S. 126-54; H. Heer,
Burgfrieden oder Klassenkampf. Zur Politik sozialdemokratischer Gewerkschaften 1930-33,
Neuwied 1971; Schneider, Unternehmer; ders., Tolerierung-Opposition-Auflösung. Die Stel-
lung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes zu den Regierungen Brüning bis
Hitler, in: W. Luthardt (Hg.), Sozialdemokratische Arbeiterbewegung und Weimarer Repu-
blik. Materialien zur gesellschaftlichen Entwicklung 1927-1933, Bd. 1, Frankfurt 1978, S.
150-219; H. Mommsen, Die deutschen Gewerkschaften zwischen Anpassung und Widerstand
1930-1944, in: ders., Arbeiterbewegung und Nationale Frage. Ausgewählte Aufsätze, Göttin-
gen 1979, S. 366-83. - Zur Kontroverse über die Verhandlungen des ADGB mit Papen und
Schleicher am 30. Juli bzw. die angeblichen Verhandlungen mit Schleicher und Strasser am 9.
Sept. 1932 siehe H. Skrypczak, Fälscher machen Zeitgeschichte, in: IWK, Jg. 11, 1975, S.
452-71, sowie vor allem D. Emig u. R. Zimmermann, Das Ende einer Legende: Gewerkschaf-
ten, Papen und Schleicher. Gefälschte und echte Protokolle, in: IWK, Jg. 12, 1976, S. 19-43.
-Für die Führerbriefe siehe insbesondere: DFB Nr. 51 vom 5. 7. 1932 "Gregor Strasser und die
Gewerkschaften"; Nr. 73 vom 20. 9. 1932 "Die soziale Rekonsolidierung des Kapitalismus II";
Nr. 94 vom 2. 12. 1932 "Gewerkschaften zwischen Partei und Staat".
67. Sohn-Rethel, Kommentar, S. 32-34. Dort übrigens auch Nachdruck des Rekonsolidie-
rungsartikels.
68. Berliner, Problem.
69. A. Sohn-Rethel, Zum Artikel von E. Berliner: Das monopolkapitalistische Problem der
Massenbasis, die "Deutschen Führerbriefe" und Alfred Sohn-Rethel. Die vollkommene
Selbstenthüllung eines Anonymus, in: Bl. für dt. und intern. Politik, Jg. 19, 1974, S. 1285-96,
insbesondere S. 1293.
70. Vgl. Empfang Meynen und Reuters durch Hitler, Kap. XII, S. 166f.
71. Bei Bracher, Auflösung, S. 55, Anm. 153, und S. 630 ff, wird v. Alvensleben als
"betriebsamer Zwischenträger" und "undurchsichtiger Verbindungsmann" gekennzeichnet.
72. Am 20. August trafen Reusch und Silverberg mit Krupp in dessen Jagdhaus Blühnbach (bei
Salzburg) zusammen (siehe 20. Aug. 1932, Krupp an Herle, Krupp-Archiv IV E 178). Nach
Krupps Zwischenaufenthalt in Berlin zu Verhandlungen mit von Papen am 25. August 1932
über das Programm von Münster (R 43 1/ 1141) sowie Silverbergs dortiger Unterredung mit
Alvensleben am 31. August kamen beide am 2. und 3. Sept. 1932 wieder in Blühnbach
zusammen (25. Aug. 1932, Silverberg an Krupp, Krupp-Archiv IV E 894). Silverberg
berichtete anschließend mit Schreiben vom 5. Sept. 1932 Reusch (HA/GHH Nr. 400101290/
35 a): Die dort enthaltenen Hinweise auf die Unterredungen in Blühnbach sowie der Gesamt-
kontext des Briefes (Bündnisstrategie der Wirtschaft gegenüber NSDAP, Zentrum und DNVP)
deuten auf eine intensive gegenseitige Fühlungnahme hin. Interessant ist auch, daß Reusch in
die Verhandlungen Silverbergs mit Hitler offenbar indirekt eingeschaltet war. Reusch empfing
nämlich unmittelbar vor dem Zusammentreffen Meynens mit Hitler den ebenfalls an der
Unterredung teilnehmenden Franz Reuter zu einer auf den 27. Okt. angesetzten Besprechung.
Es handelte sich dabei, soweit aus den Akten ersichtlich, anscheinend um die erste Begegnung
zwischen Reusch und Reuter, angesichts der Terminierung also keinesfalls um ein
Routinetreffen. Vgl. 24. Okt. 1932, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/10.
73. Silverbergs erste Kontakte zu Alvensleben datieren vom Herbst 1930, als dieser im Anschluß
an Silverbergs Rede vom 6. Nov. 1930 um die Mitarbeit des Industriellen für die Ziele des von
ihm geführten "Deutschen Bundes zum Schutz der abendländischen Kultur" warb.
Schriftwechsel Alvensleben-Silverberg vom 7. und 10. Nov. 1930, in: NI. Silv. Nr. 25,
131.161-69.
74. 2. Sept. 1932, Alvensleben an Schleicher, N 42/22, Bl. 125-27. Auszugsweiser Abdruck bei
Bracher, Auflösung, S. 55, jetzt auch vollständig bei Stegmann, Kapitalismus, S. 84/85.
269
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XII. Die Sonderrolle Silverbergs 1932/33
75. Substantieller Gehalt und spezifische Begrifflichkeit der Notiz Alvensleben weisen direkt auf
Silverberg hin. In diesem Zusammenhang ist auch zu bemerken, daß Alvensleben die Notizen
erst zwei Tage nach dem Gespräch weiterleitete, in der Zwischenzeit also genügend Zeit
entweder zur Korrektur oder möglicherweise sogar eigenhändigen Abfassung durch Silverberg
verblieb. Skeptischer Turner, Faschismus, S. 146/47.
76. Zur politischen Bedeutung der Koalitionsverhandlungen siehe: D. Junker, Die Deutsche
Zentrumspartei und Hitler 1932/33. Ein Beitrag zur Problematik des politischen Katholizismus
in Deutschland, Stuttgart 1969, S. 86-108, insbesondere S. 105/06. Junker vertritt im
Unterschied zu Bracher, Auflösung, S. 544, und R. Morsey, Die deutsche Zentrumspartei, in:
Matthias u. ders., S. 317, die Auffassung, daß die Verhandlungen nicht "taktisch", sondern
"wirklich ernst gemeint- waren.
77. Zitate nach der Aufzeichnung v. Alvenslebens vom 31. 8. 1932, N 42/22, Bl. 126/27.
78. 5. Sept. 1932, Silverberg an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/35 a.
79. Siehe Anm. 77.
80. DFB Nr. 38 vom 20. Mai 1932 "Strassers deutscher Sozialismus".
81. Siehe oben Kap. IX, S. 124, Kap. X, S. 132 ff.
82. Siehe Anm. 80.
83. U. a. DFB Nr. 47 vom 21. Juni 1932 "Strasser am Rundfunk"; vor allem DFB Nr. 66 vom 26.
Aug. 1932 "Zwiespalt in der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik".
84. DFB Nr. 66 vom 26. Aug. 1932, s. Anm. 83.
85. Siehe oben Kap. X, S. 132 f.
86. Ebd.
87. 8. Sept. 1932, Herle an Renteln, NI. Silv. Nr. 232, S. 197-226.
88. Handschriftliche Notiz Reupkes vom 16. 8. 1932, ebd., Bl. 162.
89. Ebd., Bl. 162-83. Vgl. auch H. Reupke, Unternehmer und Unternehmerverbände im Aufbau
einer deutschen Nationalwirtschaft. Vortrag vor dem Arbeitgeberverband Düsseldorf 1932/33,
maschinenschriftl. Ausfertigung, Personalakte Herle, DII.
90. Begleitschreiben Bauer an Silverberg zu dem Entwurf Reupkes vom 24. Aug. 1932, NI. Silv.
Nr. 232, Bl. 160/61.
91. Ebd., Bl. 161.
92. Zum Verhältnis Großindustrie-Strasser siehe Kap. IX, S. 117f, Kap. XI, S. 145f.
93. Siehe Anm. 90.
94. DFB Nr. 51 vom 5. Juli 1932 "Gregor Strasser und die Gewerkschaften-.
95. DFB Nr. 38 vom 20. Mai 1932 "Strassers deutscher Sozialismus".
96. Ebd.
97. Zum Gewerkschaftsproblem siehe oben Anm. 66.
98. DFB Nr. 47 vom 21. Juni 1932 "Strasser am Rundfunk".
99. Vgl. auch 25. Sept. 1932, Reusch an Kötter, HA/GHH Nr. 4001012007/15 b. Dort Bericht
über die Verhandlungen Schleicher/Strasser.
100. Daß für Strasser eine Lösung von Hitler nie ernsthaft zur Debatte stand, bestätigt eine
Information Cordemanns für v. Bredow vom 6. 9. 1932. "Strasser täte nie etwas ohne Hitler,
auch würde er sich nie, wie behauptet würde, von ihm trennen." N 97/1.
101. DFB Nr. 72 vom 16. Sept. 1932 "Informationen des Tages".
102. H. R. Knickerbocker, Kommt Europa wieder hoch? Berlin 1932, S. 204-14, hier S. 205.
103. Siehe Anm. 101.
104. Vgl. u. a. Winkler, Unternehmerverbände, S. 361/62. Winkler datiert die Umgliederung
der Wirtschaftsabteilung der NSDAP wie auch sonst üblich auf den 17. Sept. 1932. Vgl. Kap.
X, S. 133f.
105. DFB Nr. 84 vom 28. Okt. 1932 "Die Nationalsozialisten vor dem 6. November".
106. Ebd.
107. DFB Nr. 42 vom 3. Juni 1932 "Die weitere Aufgabe des Nationalsozialismus".
270
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XII. Die Sonderrolle Silverbergs 1932/33
108. DFB Nr. 51 vom 5. Juli 1932 "Gregor Strasser und die Gewerkschaften".
109. Siehe auch DFB Nr. 65 vom 23. Aug. 1932 "Die Aussichten für ein Reichskabinett
Hitler".
110. Turner, Faschismus, S. 147, Anm. 101.
111. Schriftwechsel Bauer-Reupke-Meynen vom 3.-15. Nov. 1932, in: NI. Silv. Nr. 580. Zur
Finanzierung des Arbeitsdienstlagers "Hammerstein" siehe Kissenkoetter, S. 126.
112. Z. B. 16. Dez. 1932, Alvensleben an Silverberg betr. Finanzierung des "Deutschen Bundes
zum Schutz der abendländischen Kultur" durch die Bafio, NI. Silv. Nr. 580.
113. 30. Dez. 1946, Silverberg an François-Poncet, handschriftl. Briefentwurf, ZA Rheinbraun
210/201.
114. 15. Sept. 1932, Alvensleben an Hitler, NS 20/122, Bl. 11338-39.
115. Ebd.
116. 21. Sept. 1932, Alvensleben an Hitler, NS 20/122, Bl. 11334-36.
117. "Welt am Montag" vom 21.11. 1932, NI. Silv. Nr. 703. Vgl. auch den an dieser Meldung
orientierten Bericht der "Münchener Zeitung" Nr. 321 vom 21. 11. 1932.
118. "Veltenbriefe" vom 7. 11. 1932, dto. DFB Nr. 87 vom 8. 11. 1932 "Was soll werden?"
Hier zit. nach Müller u. Stockfisch S. 1571, Anm. 53.
119. 15. April 1969, Meynen an Turner. Von Prof. Turner dem Verfasser freundlichst zur
Verfügung gestellt.
120. Information Dr. Scholz an Bracht vom 9. Nov. 1932, DZAP, NI. Bracht, Bd. 2, Bl.
177/78. Vgl. zum Gesamtzusammenhang: Turner, Faschismus, S. 146-48.
121. DFB Nr. 90 vom 18. 11. 1932.
122. Zu einer möglichen Kanzlerschaft Strassers als "Ersatz", nicht Alternative zu Hitler siehe
Kap. XI, S. 145f. (Heinrichsbauer-Position).
123. 14. Nov. 1932, Keppler an Krogmann, Forschungsstelle Hamburg Nr. 913. Im Text steht,
wohl ein Schreibfehler, statt "Abstammung" das Wort "Abstimmung". Den Hinweis auf dieses
Schriftstück verdanke ich Prof. H. A. Turner.
124. 28. Sept. 1953, Silverberg an v. Witzleben, ZA Rheinbraun 210/201.
125. DFB Nr. 92 vom 25. Nov. 1932 "Abermals gescheitert".
126. 5. Sept. 1932, Silverberg an Reusch, HAJGHH Nr. 400101290/35 a.
127. Vgl. auch Silverbergs Ausführungen am 6. Okt. 1932 vor dem Präsidial- und
Vorstandsbeirat zu Zwangskartellen, NI. Silv. Nr. 249: Silverberg hob dort die "Gefahr der
Politisierung" innerhalb der Kartelle der Kohlenwirtschaft hervor, die durch eine "ausgespro-
chene Parteipolitik" der Arbeitervertretung, namentlich der "Strasser-, Leipart-, Imbusch--
Front" heraufbeschworen würde.
128. Zum Verhältnis Schleicher-Wolff siehe u. a.: Aktenvermerk vom 22. Aug. 1932 betr.
Lieferung von 2 Mio. t Eisenerzeugnisse für 250 Mio. RM an Rußland, NI. Luther Nr. 346;
Finanzierung der Tägl. Rundschau", Schriftwechsel 2. 11.-17. 11. 1932, in: N 42/22; siehe
auch Neujahrsglückwunschtelegramm Schleicher an Wolff vom 1. Jan. 1933, N 42/80.
129. Zur Kontroverse Silverberg-Wolff vgl. 5. Sept. 1932, Silverberg an Reusch, HA/GHH Nr.
400101290/35 a; 21. Sept. 1932, Alvensleben an Hitler, NS 20/122; "Düsseldorfer
Lokalzeitung" vom 17. Sept. 1932 "Hie Wolff, hie Silverberg", Nl. Silv. Nr. 703; Tägl.
Rundschau" vom 2. 11. 1932 "Wie steht Otto Wolff", N 42/22; sowie Korrespondenz
Pressebüro Wolff-Dr. Scholz-Bracht 1932, in: DZAP, Nl. Bracht, Bd. 2. Zum ökonomischen
Hintergrund der Auseinandersetzung siehe Konflikt zwischen der Flick-Gruppe und
Rheinischen Braunkohle und die Haltung Otto Wolffs, 29. Juni 1932, Aktennotiz Brückner für
Silverberg, NI. Silv. Nr. 637.
130. Vgl. u. a. 9. Nov. 1932, Scholz an Bracht, DZAP, Nl. Bracht, Bd. 2; 15. und 21. Sept., W.
v. Alvensleben an Hitler, NS 20/122.
131. Vgl. 22. Dez. 1932, Reusch an Hamm, HA/GHH Nr. 40023/25 b.
132. Vorstandssitzung des DIHT vom 5. Okt. 1932, Ergebnisprotokoll, Nl. Silv. Nr. 641.
271
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XII. Die Sonderrolle Silverbergs 1932/33
133. DFB Nr. 85 und 86 vorn 1. und 4. Nov. 1932, wieder abgedruckt bei Berliner, Problem, S.
169-71; Auszüge in: W. Ruge u. W. Schumann (Hg.), Dokumente zur deutschen Geschichte
1929-33, Frankfurt 1977, S. 81/82. Für Silverberg als Verfasser des Artikels sprechen neben
sprachlichen und allgemein inhaltlichen Anhaltspunkten spezifische Details des Aufsatzes, die
von Silverberg an anderer Stelle gleichlautend behandelt worden sind: Z. B. negative
Behandlung des Zollunionsvorstoßes: Silverberg am 23. Juni 1931 vor dem RDI, NI. Silv. Nr.
31, Bl. 2-3 bzw. am 3. März 1932 vor dem Club von Berlin, Mariaux, Silverberg, S. 195. Zu
Restauration und Föderalismus: Silverberg am 6. Nov. 1930 vor dem Oberseeclub Hamburg,
ebd., S. 168; 1. April 1930 Tischrede Silverbergs vor dem Düsseldorfer Industrieclub, NI.
Silv. Nr. 21, S. 11-13; 4. April 1930, Silverberg vor dem Langnam-Verein, NI. Silv. Nr. 23, S.
6-7. Zur Kontingentierung: Hier teilweise wörtliche Übereinstimmung mit Rede vor der IHK
Köln am 21. Okt. 1932, NI. Silv. Nr. 115 bzw. DWZ Nr. 43 vom 27. Okt. 1932 "Silverberg zu
Fragen der Wirtschaftspolitik". Der unübliche Hinweis der Führerbriefredaktion, der Artikel
stamme von "besonders geschätzter Seite", verstärkt die Vermutung, daß Silverberg
persönlich für die Ausführungen verantwortlich zeichnete.
134. Siehe oben Kap. XI, S. 148 f
135. Silverberg in der Vorstandssitzung des DIHT vom 6. Dez. 1932, zusammenfassendes
Protokoll, HA/GHH Nr. 40010123/33 b.
136. 9. Jan. 1933, Silverberg an Herle, NI. Silv. Nr. 269. Vgl. auch Ausführungen Silverbergs
in der Plenarsitzung der IHK Köln am 9. Jan. 1933, Ni. Silv. Nr. 115.
137. Siehe oben Kap. XI, S. 149f.
138. DFB Nr. 94 vom 2. Dez. 1932 "Endlich Beauftragung Schleichers".
139. Vgl. u. a. Vogelsang, Reichswehr, S. 337 ff., Schwerin von Krosigk, Staatsbankrott, S. 155
ff. Nach Schwerin v. Krosigk, damals Reichsfinanzminister, war die Strasser-Lösung' "nicht
nur ein tatsächlich angestrebtes und ernstgemeintes Konzept Schleichers, sondern es war die
Grundlage seiner Tätigkeit als Kanzler." 25. Juli 1975, Schwerin v. Krosigk an den Verfasser.
140. Meynen, Silverberg, S. 11. Vgl. auch Schriftwechsel Meynen-Turner 1966--71 bzw.
Turner, Faschismus, S. 147.
141. Stegmann, Kapitalismus, S. 55, im Anschluß u. a. an Mariaux, Silverberg, S. LXXXII.
142. Der damalige Reichsfinanzminister Schwerin v. Krosigk bestätigt in einem Schreiben vom
25. Juli 1975 an den Verfasser dieses Bild. Von einer Kandidatur Silverbergs für das Amt des
Finanz- oder Wirtschaftsministers unter Schleicher habe er "nie etwas gehört". Siehe auch
diesbezgl. Dementi Silverbergs vor dem Vorstand des DIHT am 6. Dez. 1932, HA/GHH Nr.
40010123/25 b.
143. Siehe oben Kap. XII, S. 165f.
144. DFB Nr. 96 vorn 9. Dez. 1932 "Gregor Strasser".
145. Der Goebbels-Flügel galt der Industrie als ausgesprochen radikal und unberechenbar,
während Strasser als kooperations- und kompromißbereit eingestuft wurde. Die Tagebuch-
eintragungen von Goebbels spiegeln die Auseinandersetzung zwischen Goebbels und Strasser
deutlich wider und verweisen auf den eigentlichen Hintergrund der Kontroverse, der nicht in
einer divergierenden Wirtschaftsauffassung, sondern allein in der unterschiedlichen Bündnis-
strategie beruhte. Typisch z. B. die Eintragung vom 1. 12. 1932: "Strasser vertritt den
Standpunkt einer Tolerierung des Kabinetts Schleicher. Um diesen Standpunkt zu begründen,
malt er die Situation der Partei schwarz in schwarz. . . . Der Führer wendet sich sehr scharf
gegen diese Miesmacherei. Er bleibt konsequent bis zum letzten, und wir sekundieren ihm auf
das Stärkste dabei". Zusammenfassende Darstellung jetzt bei: Kissenkoetter, S. 123 ff.
146. 8. Dez. 1932, Strasser an Hitler, abgedruckt bei: J. H. Dixon, Gregor Strasser and the
Organization of the Nazi Party 1925-32, Stanford University, Ph. D. 1965, S. 233-35. jetzt
auch bei: Kissenkoetter, S. 202 ff.
147. Goebbels, Eintragungen vom 8. und 9. Dez. 1932.
272
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XIII. Großindustrie und NS-Diktatur im Frühjahr 1933
273
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XIII. Großindustrie und NS-Diktatur im Frühjahr 1933
274
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XIII. Großindustrie und NS-Diktatur im Frühjahr 1933
25. G.M. RDI Nr. 5 vom 28. Febr. 1933, lfd. Nr. 73 und 74; RS RDI Nr. 67/VIII vom 18. Febr.
1933 (DII).
26. Schulthess, 1933, S. 48 (Auszug). Die vollständige Presseerklärung im Anhang des RS RDI
Nr. 67/VIII vom 18. Febr. 1933 (DII).
27. RS RDI Nr. 210/VI vom 10. 2. 1933, NI. Silv. Nr. 274.
28. 20. Febr. 1933, RS RDI 1287 11, NI. Silv. Nr. 368.
29. Krupp-Archiv IV E 203. Zum Verlauf der Besprechung am 20. Febr. 1933 siehe vor allem
Bracher, Machtergreifung, S. 69-72 und S. 629/30.
30. "Aide-memoire des Reichsverbandes der Deutschen Industrie zur deutschen Wirtschafts-,
Finanz- und Sozialpolitik", 3seitige maschinenschriftl. Aufzeichnung nebst Entwurf,
Krupp-Archiv IV E 203; vgl. auch Beischreiben Kastl-Krupp vom 24. März 1933, ebd.
31. "Aide-memoire" des RDI, S. 2/3 (Anm. 30).
32. Ebd., Abschnitt IV, S. 2: "Die Industrie schließt sich den Erklärungen der Reichsregierung, in
denen sie von allen Währungsexperimenten abrückt, in vollem Umfang an ... Nur bei
unbedingtem Vertrauen in die Beständigkeit der Währung ist auch Vertrauen in die Zukunft
möglich . . ." In Abschnitt V hieß es: "In der Finanzpolitik ist oberstes Gebot der Ausgleich
der öffentlichen Haushalte auf der Grundlage einer sparsamen Ausgabenwirtschaft in allen
Zweigen der Staatsverwaltung . . .".
33. 20. März 1933, RDI an Luther (nebst Entwur~, NI. Kastl Nr. 38. Zur Haltung der westl.
Industrie vgl. Schriftwechsel Reusch-Luther 1933, in: HA/GHH Nr. 400101290/31. Siehe
auch Kap. XI, S. 147. Besprechung der westl. Industrie mit Luther am 23. Jan. 1933.
34. Hinweise auf eine diesbezügliche Besprechung im engeren Kreise des RDI-Präsidiums in:
Protokoll der Präsidialsitzung vom 23. März 1933, Krupp-Archiv IV E 885.
35. Tagesbericht Luther vom 16. März 1933, NI. Luther Nr. 371, Bl. 1-5.
36. 20. März 1933, RDI an Schacht, NI. Kastl Nr. 38. Aufschlußreich zum Verhältnis RDI/
Kastl-Luther-Schacht auch Schreiben Kastl-Krupp vom 12. Juni 1933, Krupp-Archiv IV E
210.
37. Protokoll der Präsidialsitzung vom 23. März 1933, S. 8, Krupp-Archiv IV E 885.
38. "Aide-mémoire" des RDI vom 23. März 1933, Abschnitt III: "Ebenso wenig wie in der
Staatsverwaltung die Sauberkeit, kann in der Privatwirtschaft Treu und Glauben entbehrt
werden. Die Industrie ist der Auffassung, daß dieses Ziel umso schneller erreicht werden
kann, je schärfer die Trennung zwischen Staat und Wirtschaft, zwischen Geschäft und
Verwaltung, durchgeführt wird." Krupp-Archiv IV E 203; vgl. auch 15. April 1933 Müller-
Oerhnghausen an Herle, Krupp-Archiv IV E 1026.
39. Handschriftl. Notiz Krupps für die Besprechung am 20. Febr. 1933, Punkt 7, Krupp-Archiv IV
E 203.
40. Siehe oben Kap. 1, S. 24f.
41. 20. März 1933, Lammers an Krupp, Krupp-Archiv IV E 1024. Lammers bezweifelte
allerdings, ob es noch möglich sein würde, die nationalsozialistischen Vorstellungen "abzu-
biegen".
42. Aktennotiz Dr. Bauer für Silverberg vom 3. März 1933, NI. Silv. Nr. 115, Bl. 130/31.
Vollständiger Text der Siemens-Rede in: Siemens-Archiv, SAA 4/Lf. 874, Reden und
Aufsätze von Dr. C. F. v. Siemens, Bd. IV, Bl. 92-105.
43. Siehe oben Kap. II.
44. Vgl. in diesem Zusammenhang Eingabe des RDI/VDA an Reichsinnenminister Frick sowie
Staatssekretär Lammers vom 10. März 1933, R 43 11/362 Bl. 12 ff. Die Eingabe bezieht sich
auf Besorgnisse der Industrie wegen möglicher innerer Unruhen und Störungen des sozialen
Friedens durch Eingriffe der Regierung.
45. Vgl. auch Krupp-Notizen vom 20. Febr. 1933, Krupp-Archiv IV E 203.
46. "Aide-mémoire" des RDI vom 23. März 1933, Abschnitt 11, Krupp-Archiv IV E 203.
275
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XIII. Großindustrie und NS-Diktatur im Frühjahr 1933
47. Erklärung des ADGB vom 21. März 1933, in: Gewerkschafts-Zeitung, Jg. 43, 1933, Nr. 12, S.
177. Abgedruckt auch bei Luthardt, Bd. 1, S. 207/08.
48. Protokoll der Präsidialsitzung vom 23. März 1933, Krupp-Archiv IV E 885, hier S. 2/3.
49. Auszug der Rede bei Czichon, Hitler, S. 82, Dok. 26: "Wir müssen erst die ganzen
Machtmittel in die Hand bekommen, wenn wir die anderen Gegner zu Boden werfen wollen.
Solange man noch an Kraft gewinnt, soll man den Kampf gegen den Gegner nicht aufnehmen.
Erst wenn man weiß, daß man auf dem Höhepunkt der Macht angelangt ist, daß es keine
weitere Aufwärtsentwicklung gibt, soll man losschlagen. Wir müssen in Preußen noch 10, im
Reichstag noch 33 Mandate erringen. Das ist, wenn wir alle Kräfte einsetzen, nicht unmöglich.
Dann beginnt erst die zweite Aktion gegen den Kommunismus." Vgl. auch die Redepassagen
bei Bracher, Machtergreifung, S. 70/71.
50. Ebd., S. 70.
51. 21. Febr. 1933, Blank an Reusch, HA/GHH Nr. 4001012024/11, abgedruckt bei Stegmann,
Verhältnis, S. 479/80, Dok. XVIII.
52. 21. Febr. 1933, Springorum an Reusch, HA/GHH Nr. 400106/105, ebenfalls abgedruckt bei
Stegmann, Verhältnis, S. 480/81, Dok. Nr. IX. Springorum berichtet: "In dieser Besprechung
hat Herr Hitler eine Darstellung der politischen Entwicklung der letzten vierzehnjahre gegeben
und seine grundsätzliche Einstellung zu den politischen Geschehnissen, sowie zur Wirtschaft,
Einzelpersönlichkeit und zum Privateigentum in einer Weise dargelegt, daß er wohl die
restlose Zustimmung aller 27 Herren, die zugegen waren, erhalten hat."
53. Lt. Mitteilung Blank, siehe oben Anm. 51. Siehe auch Aktennotiz Krupp vom 22. Febr. 1933,
abgedruckt in: Eichholtz u. Schumann, S. 106.
54. G.M. RDI Nr. 5 vom 28. Febr. 1933, Lfd. Nr. 71 "Industrie und Wahlen".
55. Auszugsprotokoll der Präsidialsitzung vom 23. März 1933, Krupp-Archiv IV E 885. Vgl.
Beischreiben Kastl an Krupp vom 27. März 1933. Zu den Vorgängen im RDI im Frühjahr
1933 siehe jetzt die auf ähnlicher Materialgrundlage basierende Abhandlung von Wengst,
Reichsverband.
56. Ebd., S. 1. Zum Auftritt Thyssen in der HAS RDI am 27. Nov. 1930, siehe oben Kap. V, S.
86.
57. Siehe oben Kap. IX, S. 119f.
58. Siehe oben Kap. V, S. 88.
59. Protokoll vom 23. 3. 1933, Krupp-Archiv IV E 885, S. 1/2.
60. Ebd., S. 2. Vgl. im übrigen Lochner, S. 182.
61. Originalschreiben, von Kastl und Herle unterzeichnet, R 43 11/362, Bl. 17 f. Dankschreiben
von Staatssekretär Lammers an RDI vom 25. März 1933, ebd., Bl. 19.
62. Siehe auch 28. März 1933, Kastl an Krupp, Krupp-Archiv IV E 203.
63. Siehe oben Kap. XIII, S. 177ff.
64. 5seitige Aktennotiz über die Vorgänge vom 1. April 1933, Krupp-Archiv IV E 193.
65. Aufzeichnung Kastl vom 20. Mai 1933 über die am 1. April und den folgenden Tagen "aus
Anlaß der Aktion der Herren Wagener, von Lucke und Müllers geführten Besprechungen und
Unterhaltungen", Krupp-Archiv IV E 210. In der Ministerbesprechung vom 4. April 1933
schnitt Hugenberg die Gleichschaltung der Handelskammern und die Verhaftung selbst
deutsch-nationaler Mitglieder der Organisation an, gab sich dann aber mit der Erklärung
Görings, daß die Handelskammern nicht mehr entsprechend den gegenwärtigen politischen
Verhältnissen besetzt seien, zufrieden. R 43 1/1461.
66. 2. April 1933, Schreiben (handschriftlich) Kastl an Krupp, Krupp-Archiv IV E 210.
Krupp wandte sich daraufhin am 4. April an Hitler, bedankte sich überschwenglich für die
Audienz am 1. April und fragte im Zusammenhang der Aktion Wageners lediglich an, "an
wen ich mich in allen das Problem der Neuorganisation des Reichsverbandes der Deutschen
Industrie berührenden Fragen als Ihren Beauftragten wenden könnte". Eine Antwort der
276
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XIII. Großindustrie und NS-Diktatur im Frühjahr 1933
Reichsregierung erfolgte nicht, so daß Krupp die Präsidialsitzung vom 6. April ohne definitive
Weisung Hitlers eröffnen mußte. Schriftwechsel RDI-Reichsregierung, in: R 43 11/ 362.
67. Aufzeichnung Kastl vom 20. Mai 1933, Bl. 5/6, Krupp-Archiv IV E 210.
68. Aus der älteren Literatur siehe vor allem Lochner, S. 184 ff. Der Verfasser verfügte offenbar
über die Protokolle und Unterlagen, die jetzt im Krupp-Archiv lagern und auch Grundlage der
hier vorgelegten Abhandlung darstellen. Lochner ist in Einzelheiten durchaus zuverlässig,
vemachlässigtjedoch die strukturellen Ursachen des Konfliktes; vgl. im übrigen Bracher,
Machtergreifung, S. 189 ff., S. 630 ff. Unter Vernachlässigung der inneren Machtstruktur bzw.
der relevanten Entscheidungsebene des Verbandes, die auf die Geschäftsführung und ein
kollegial arbeitendes "Engeres Präsidium", nicht aber auf den Vorsitzenden Krupp
zugeschnitten war, wird hier in der personellen Kontinuität an der Spitze des RDI und dem bis
zum 27. Febr. 1934 bewahrten äußeren Organisationsschema ein Zeichen für die Behauptung
des RDI gegen die " Gleichschaltung" erkannt: "Für die Chronik der nationalsozialistischen
Machtergreifung bleibt es eine bemerkenswerte Tatsache, daß der Reichsverband vor
rigorosen Gleichschaltungsmaßnahmen, wie sie andere Verbände über sich ergehen lassen
mußten und die zumeist von den Verbandsinteressen nur sehr wenig oder gar keine Substanz
übrigließen, als erster freigekommen ist und dann selbständig, freilich ständig überwacht von
den Beobachtern der NSDAP, Schritt für Schritt seine Transformation in die Organisationsfi-
guren des totalitäten Verwaltungsstaates vornehmen konnte . . ." (S. 630/31). Siehe zuletzt
Wengst, Reichsverband (Anm. 72).
69. Günther u. Ohlsen, S. 611-13.
70. Ebd., S. 612.
71. Stegmann, Kapitalismus, S. 64/65.
72. Auch Wengst, Reichsverband, stellt den Konfliktcharakter der Auseinandersetzungen
innerhalb des Reichsverbandes bzw. zwischen RDI und nationalsozialistischem Staat nicht
deutlich genug dar. Die Ausschaltung des Geschäftsführenden Präsidialmitglieds Kastl und
der jüdischen RDI-Mitglieder oder die weitreichenden programmatischen Divergenzen zwi-
schen der RDI-Mehrheitsfraktion und dem Thyssen-Flügel bzw. der NSDAP werden kaum
angemessen gewürdigt.
73. Siehe oben Kap. XIII, S. 181, S. 183.
74. Siehe oben Kap. XIII, S. 182f.
75. Auf die Koinzidenz der Vorgänge verweist auch Krupp in dem Schreiben an Hitler vom 4.
April 1933, R 43 11/362, Bl. 13/14.
76. Durchaus zutreffende Charakterisierung Krupps durch Hermann Büchers bei Lochner, S.
197/98: "In normalen Zeiten war er ein hervorragender Präsident. Aber den Verhältnissen, wie
sie sich im Jahre 1932/33 entwickelten, war er nicht gewachsen. Er war kein Unternehmertyp.
Er konnte die Erziehung im Obrigkeitsstaate und in seiner früheren Laufbahn nicht
abschütteln, sondern fühlte sich − wie er selbst des öfteren zum Ausdruck brachte − als
Verwalter des Vermögens seiner Frau und als Wahrer der Tradition des Kruppschen Hauses.
Obwohl starrköpfig und durch Dritte nahezu unbeeinflußbar, war er keine Kämpfernatur.
Nachdem Hitler zur Macht gekommen war, ordnete er sich unter, obwohl er − wie mir bekannt
− Hitler vorher strikt abgelehnt hatte."
77. Niederschrift "Streng vertraulich!" über Besprechung im RDI vom 3. April 1933 (7 Seiten),
Krupp-Archiv IV E 193.
78. Niederschrift "Streng vertraulich!- über Besprechung im RDI vom 4. und 5. April 1933 (6
bzw. 7 Seiten), ebd.
79. Niederschrift "Streng vertraulich!" über Besprechung im RDI am 5. April 1933, ebd.
80. Vgl. Schriftwechsel Herle-Krupp vom 7. und 8. April 1933, in: Krupp-Archiv IV E 209. Zur
Rolle Thyssens in der Präsidialsitzung vom 6. April siehe auch Lochner, S. 186/87. Ein
Protokoll der Sitzung ist offenbar nicht erhalten.
277
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XIII. Großindustrie und NS-Diktatur im Frühjahr 1933
81. Vgl. Presseerklärung des Präsidiums vorn 6. April, in: Horkenbach, 1933, S. 162; identisch
mit Verlautbarung in: G. M. RDI Nr. 8 vom 29. April 1933, Lfd. Nr. 146. Siehe im übrigen
Lochner, S. 187.
82. Ebd.
83. 13. April 1933, Müller-Oerlinghausen an Krupp, 13. April 1933, Müller-Oerlinghausen an
Herle, Krupp-Archiv IV E 1026. Vgl. im übrigen Schriftwechsel Müller-Oerlinghausen-Krupp
vom 7. 4.-3. 6. 1933, in: ebd.
84. 13. April 1933, Müller-Oerlinghausen an Herle, ebd,
85. 8. April 1933, Reusch an Hamm, HA/GHH Nr. 40010123/25 b.
86. Zur Umformung der Untemehrnerideologie auf die Bedingungen des faschistischen Systems
siehe u. a. Besprechung am 23. Aug, 11933 (Blank, Heinrichsbauer, Holthöfer, Herle,
Heinecke). Wegweisend die Abhandlung Herles vom 1. Sept. 1933 "Die Unternehmerver-
bände im neuen Deutschland", in: Der Volkswirt Nr. 48 vom 1. Sept. 1933; vgl. auch Bayer-
Archiv 62/10/7 a.
87. Vgl. u. a. Schriftwechsel Herle-Reusch vom 20. Juli, 22. Juli und 25. Juli 1933 sowie die RS
RDI Tgb. Nr. 1999 VI vom 15. Juli, Nr. 349/VIII (G. M.) vom 15. Juli, Nr. 92 IX vom 22. Juli
nebst Anlage und Nr. 2123/VI vom 24. Juli 1933. Siehe auch 25. Juli 1933, Reusch an Herle,
HA/GHH Nr. 400101220/14 b.
88. Sitzung der Fachgruppe Bergbau beim RDI vom 22. Mai 1933, Dr. Brandi in Replik auf die
vorsichtige Kritik Hilgers (Schatzmeister RDI) an der NS-Politik, NI. Silv. Nr. 384, Bl. 57 ff.
89. Materialien zur "Gleichschaltung" des Langnam-Vereins in: HA/GHH Nr. 400101221/ 3 b,
221/11 b, 290/36 b; insbesondere NI. Silverberg Nr. 417.
90. G. M. RDI Nr. 9 vom 17. Mai 1933, Lfd. Nr. 180 "Reorganisation der Wirtschaftsverbände",
S. 61.
91. Ebd., S. 63.
92. Siehe u. a. 6. Mai 1933, Müller-Oerlinghausen an Krupp, Krupp-Archiv IV E 1026; 4. Mai
1933, Lammers an Krupp, Krupp-Archiv IV E 1024.
93. Siehe "Aide-memoire" des RDI vom 23. März 1933. Auch nach der Sitzung vom 6. April hielt
die Mehrheit des Präsidiums, trotz der verfügten Ausschaltung Kastls und anderer Mitglieder,
an der dort formulierten programmatischen Position fest. Thyssen lehnte es deshalb ab, einem
Ausschuß des RDI zur Regelung der Organisationsprobleme beizutreten: "Ich würde es daher
vorziehen, zunächst abzuwarten, bis die Ansichten der Regierung über die Neubildung des
Präsidiums bekannt sind, Die Auffassung der Mehrheit des Präsidiums war mit Bezug auf eine
Reihe von grundsätzlichen Fragen, wie zum Beispiel Young-Plan, Handelsvertragspolitik,
Kontingentfragen, von der meinigen so verschieden, daß ich nicht glaubte, daß der ins Auge
gefaßte Ausschuß eine einheitliche Linie, was doch nötig ist, einhalten würde." 14. April
1933, Thyssen an Krupp, Krupp-Archiv IV E 1129.
94. So der Stellvertr. Vorsitzende G. Müller-Oerlinghausen, das Präsidialtmitglied Cl. Lammers u.
a., Krupp-Archiv IV E 1024/26.
95. Vgl. 19. Mai 1932, Krupp an Müller-Oerlinghausen, Krupp-Archiv IV E 1026.
96. Grundlegend hier J. Herle, "Die Unternehmerverbände im neuen Deutschland", in: Der
Volkswirt Nr. 48 vom 1. Sept. 1933. Siehe dazu auch RS RDI Nr. 480/VIII (Herle) vom 2.
Sept. 1933. Vgl. Anm. 86.
97. Vgl. auch 20. Juli 1933, Reusch an Herle, HA/GHH Nr. 400101220/14 b: "Es wäre mir von
Interesse, von Ihnen zu hören, welche Aufgaben der Reichsstand der Deutschen Industrie
übernehmen kann und übernehmen wird. Ich kann mir − offen gestanden − nicht denken, daß
er eine irgendwie für die Wirtschaft nützliche Tätigkeit noch entfalten kann. Die notwendigen
Ratschläge wird ja wohl der Generalrat der Wirtschaft geben. Einflußnahme auf die Gesetzge-
bung sowie die Verwaltungsorgane erscheint mir zurzeit unmöglich. Was bleibt also noch zu
tun übrig?"
278
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XIV. Die Ausschaltung Silverbergs 1933
279
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XIV. Die Ausschaltung Silverbergs 1933
280
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XIV. Die Ausschaltung Silverbergs 1933
39. Vgl. H. Genschel, Die Verdrängung der Juden aus der Wirtschaft im Dritten Reich, Göttingen
1966. Genschel kommt demgegenüber in der Beurteilung des Boykotts zu dem Ergebnis, daß
jeder Hinweis darauf fehle, "daß von Seiten der Parteileitung oder gar Reichsregierung 1933
Pläne zu wirtschaftlichen Umwandlungen, ja auch nur zu einer systematischen
Zurückdrängung der Juden in der Wirtschaft bestanden" (S. 55).
40. 29. März 1933, Silverberg an Krupp, Krupp-Archiv IV E 894; 30. März 1933, Krupp an
Silverberg, ebd.
41. Aktennotiz über die Vorgänge vom 1. April im Reichsverband, Krupp-Archiv IV E 193.
42. Zum Gesamtzusammenhang siehe oben Kap. XIII, S. 182ff.
43. Vgl. H. A. Turner, Emil Kirdorf und die NSDAP, in: ders., Faschismus, S. 60-86.
44. Lochner, S. 202/03. Siehe auch Turner, Faschismus, S. 78, Anm. 71.
45. Entwurf der "Richtlinien" vom 17. März 1932, Abschn. III, 1 "Kultur". Siehe auch 1. Juni
1932, Reusch an Haniel, HA/GHH Nr. 4001012007/6. Vgl. im übrigen Koszyk, Reusch.
46. Materialien zur Ruhrlade-Sitzung vom 12. Juni 1933 in: HAJGHH Nr. 40010124/15. In den
verschiedenen Berichten wird deutlich, daß die Ruhrindustriellen der von Krupp verfolgten
Appeasement-Politik kritisch und ablehnend gegenüber standen und u. a. auch auf eine
Weiterverwendung Geheimrat Kastls innerhalb der Industrie-Organisationen drängten.
47. 13. April 1933, Müller-Oerlinghausen an Herle, Krupp-Archiv IV E 1026, siehe oben Kap.
XIII, S. 187.
48. Siehe oben Kap. XIII, S. 186ff.
49. 19. Mai 1933, Krupp an Bosch, Krupp-Archiv IV C 205. Ein Bericht über die Sitzung vom 23.
Mai im Berliner Bankhaus Mendelssohn liegt nicht vor.
50. Siehe z. B. Schriftwechsel Krupp-Silverberg 1933/34, in: Krupp-Archiv IV E 894.
51. Achtzehnseitige Denkschrift nebst Beischreiben des "Vereins zur Wahrung der Interessen der
Chemischen Industrie Deutschlands e. V.", Tgb. Nr. 6423 Dr. E/R vom 29. Juni 1933,
HA/GHH Nr. 400101220/14 a.
52. Ebd., Bl. 10/11. Der Name Silverbergs ist mit Farbstift angestrichen, offenbar von Reusch.
53. Ebd., "Vorbemerkung", Bl. 1.
54. Ebd., S. 17/18.
55. Beischreiben des Chemieverbandes bzw. des "Reichsstandes", ebd.
56. Auszüge der Kanzlerrede vom 11. März 1933, in: Horkenbach, 1933, S. 109, sowie Domarus,
S. 219/20. Veröffentlicht in: VB Nr. 72 v. 13. 3. 1933.
57. Zit. nach Bericht über die Vollversammlung der IHK Köln vom 13. März 1933, in:
Westdeutsche Wirtschafts-Zeitung, Nr. 11 vom 17. März 1933, S. 127.
58. Aktennotiz Dr. Bauers für Dr. Silverberg vom 3. März 1933, NI. Silv. Nr. 115, Bl. 130/ 31.
Siehe Zitat Kap. XIII, S. 179.
59. Siehe oben Kap. XIII, S. 178ff.
60. Silverberg beantragte so z. B. das "Ehrenkreuz für Frontkämpfer", das ihm im Namen des
Führers und Reichskanzlers" durch das Deutsche Generalkonsulat Zürich am 28. Febr. 1935
verliehen wurde. Im Begleitschreiben der Urkunde hieß es: " … Mögen Sie das Ehrenkreuz
tragen als ein Zeichen Ihrer Liebe und Treue zur Heimat im stolzen Bekenntnis zu
Deutschland und seinem Führer, dessen Bestreben es ist, das gesamte deutsche Volk zu einer
großen Volksgemeinschaft zusammenzuschließen. Die Möglichkeit, an diesem hohen Ziele
mitzuarbeiten, ist auch Ihnen gegeben dadurch, daß Sie die Bestrebungen der deutschen
nationalsozialistischen Bewegung nach Ihren Kräften unterstützen." Silverberg nahm die
Auszeichnung an. ZA Rheinbraun Nr. 210/201.
61. ZA Rheinbraun Nr. 210/201. Siehe hier vor allem 7. April 1934, Silverberg an Staatssekretär
von Bülow, 13. April 1934, Bötzkes an Silverberg.
281
Neebe, Großindustrie - Anmerkungen zu Kap. XIV. Die Ausschaltung Silverbergs 1933
62. Schriftwechsel Hermann Rauschning - Verfasser vom 8. Aug. 1974 - 20. Nov. 1974, hier
Schreiben Rauschnings vom 10. Okt. 1974.
63. Ergänzende Mitteilungen Rauschnings an den Verfasser vom 10. Okt. 1974. In seinem Buch:
Men of Chaos, New York 1942, S. 207-11, referiert Rauschning die wesentlichen Aspekte des
Gesprächs. Silverberg ist ebenso wie der die Unterredung vermittelnde Dr. Erwin 0. Brettauer,
namentlich nicht voll gekennzeichnet: Rauschning begnügt sich mit dem Hinweis "Dr. S." und
"B".
64. Siehe Anm. 62/63.
65. Rauschning, S. 207-211.
66. Ebd., S. 208.
67. Ebd., S. 210.
68. Ebd., S. 211.
69. Schriftwechsel Silverberg-Adenauer 1945-1952, in: ZA Rheinbraun Nr. 210/201.
70. 25. April 1946, Silverberg an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/35 b.
71. 28. März 1947, Silverberg an Reusch, ebd.
72. 13. Dez. 1946, Brüning an Silverberg, Brüning schrieb u. a. " … Ich teile Ihre Auffassungen in
Bezug auf die Emigration und die doktrinäre und totalitäre Haltung der SPD völlig. Leute wie
Sollmann sind sehr besorgt. Aber Schumacher ist auch hier der Kandidat für den leitenden
Posten in einer späteren Reichsregierung. Ich wünsche ihm alles Gute…" ZA Rheinbraun Nr.
210/201.
73. 4. Nov. 1951, Silverberg an Paul Ring (Direktor der Gelsenkirchener Bergwerke AG).
Silverberg spricht sich hierbei gegen den Schumann-Plan aus, ebd.
74. Z. B. 28. März und 18. April 1947, Silverberg an Reusch, HA/GHH Nr. 400101290/ 35 b.
75. 17. Mai 1947, Silverberg an Reusch, ebd.
76. Festakt am 6. Mai 1951 in Lugano. Aktennotiz betr. Dankadresse Silverbergs, ZA Rheinbraun
Nr. 210/201.
77. 16. Mai 1958, Louise Silverberg an Adenauer, ebd.
282
Neebe, Großindustrie - Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
283
Neebe, Großindustrie - Abkürzungsverzeichnis
284
Neebe, Großindustrie - Quellen- und Literaturverzeichnis: I. Ungedruckte Quellen
I. Ungedruckte Quellen
R 7 Reichswirtschaftsministerium
2001
Presseberichte über Hitler-Rede vom 26. 1. 1932
3402
Allgemeine Wirtschaftslage und dt. Außenhandel 1927-38
35
Vorbereitungen von Mitgliederversammlungen der Norddt. Gruppe des VDEStI
253
Handakten Tosse 1929-34
277
Dawes- und Youngplan: Meinungsstreit 1929-33
283
Bestrebungen zur Sozialisierung der Großindustrie, 1918-22, 1932-33
602
Vertrauliche persönliche Korrespondenz Dr. Reichert
580-81
Reichspräsident
585-86
Reichspräsidentenwahl 1932
678
Innere Politik 1930--33
771
Bund zur Erneuerung des Reiches 1928-33
1138-41, 1144-45
Wirtschaftspolitik 1930-33
1148
Lohn-, Preis- und Tarifpolitik
1165-66
Wirtschaftsbeirat 1931
285
Neebe, Großindustrie - Quellen- und Literaturverzeichnis: I. Ungedruckte Quellen
1170
Handelskammern 1931-33
1176
Eingaben zur Einfuhrkontingentierung 1932
1203-04
Industrielle Gesellschaften, Unternehmungen, Kartelle
1206
Reichsverband
1308-10
Kabinettsbildungen 1928-35
1446-61
Kabinettsprotokolle 1930-33
1801-14, 1824
Osthilfe
2039,2045
Arbeitslosenfürsorge 1930-32
2056
Tarifverträge
2128
Besprechungen 1924-32
2178-79
Bergwerke
2311
Sachsen, VSI 1930-32
2360
Finanz-, Zoll-, Steuerpolitik 1927-33
2367-68, 2372, 2376
Reichsfinanzen
2381,2385
Notverordnungen 1931
2401
Steuerpolitik
2422
Allg. Zollangelegenheiten 1931-33
2426-27
Landwirtschaftl. Zölle 1930-33
2437-38
Währung 1923-32
2684
NSDAP, April 1932-Febr. 1933
R 43 II
362 Reichsverband
286
Neebe, Großindustrie - Quellen- und Literaturverzeichnis: I. Ungedruckte Quellen
NS 20 Kleine Erwerbungen
76, 102, 111, 122 Regierungsbeteiligung der NSDAP 1932/33. Schriftwechsel von Schroeder,
Keppler, von Papen, Strasser-Frage
NS 26 NSDAP-Hauptarchiv
83, 325, 597, 1363, 1368, 1370
Walther Stennes, Otto und Gregor Strasser
NI. Kastl
5, 7-9, 29, 38 Finanz- und wirtschaftspolitisches Wirken, Mitwirken bei der Beratung des
Young-Plans
NI. Luther
151
Schriftwechsel 1931-33
336-59
Reichsbank 1931-33
365-71
Tagesberichte Luther 1931-33
NI. Silverberg
1-43
Persönliches, Vorträge, Reden, Aufsätze
58,63-64
Rheinisches Braunkohlen Syndikat GmbH
66-67
Gewerkschaft Fortuna/RAG
114-15
Industrie- und Handelskammer Köln, Allgemeiner Schriftwechsel 1932-33
135-36, 139, 141-42
Soziafisierung des Bergbaus 1920/21
146, 157, 181
Reichskohlenrat 1920-33
187
Reichskohlenverband, Allg. Schriftwechsel 1929-33
221-37, 241-74, 300-27, 340-48, 360-85
Reichsverband der Deutschen Industrie 1921-33
414-17, 453
Langnam-Verein 1925-33
457-58
Vereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände e. V.
287
Neebe, Großindustrie - Quellen- und Literaturverzeichnis: I. Ungedruckte Quellen
551-52
Hugo Stinnes GmbH "Kohle", Mülheim/Ruhr
564-80
Bank für Deutsche Industrie-Obligationen 1924-33
582-87
RWE, Essen
593, 596, 599, 600-01
Rheinisch-Westfäl. Kohlensyndikat
636-37
Gelsenkirchener Bergwerks AG, Essen
640-46
Deutscher Industrie- und Handelstag, Berlin 1930-33
658
Rheinischer Provinziallandtag, Düsseldorf 1932
701-06
Presseveröffentlichungen 1910-33
707 Versprengte Unterlagen, Schriftwechsel Stolper
21-23
Innenpolitik und Parteien, März 1930 bis Januar 1933
25
NSDAP 1924-32
26
Rechtsparteien/-verbände
29
Kanzlerwechsel im März 1930
30
Reichspräsidentenwahl 1932
31
Bildung des Kabinetts Schleicher 17. 11.-2. 12. 1932
52
Wirtschaft und Weltwirtschaftskrise
91-92 Ergänzungen
98
Generalmajor von Holtzendorff zur Politik Schleichers gegenüber der NSDAP 1930-1933 (1946)
288
Neebe, Großindustrie - Quellen- und Literaturverzeichnis: I. Ungedruckte Quellen
1-3
Orientierungsberichte und Korrespondenz 1932-33
MKr 14325
Bestand "Kriegsministerium": Beiratssitzung beim Reichskommissar für Kohlenverteilung am 14.
Juli 1917
8. BAYER-ARCHIV, LEVERKUSEN
271/0
Allgemeine Personalia
o. Nr.
Autographensammlung Carl Duisberg
4001012000/3-4
NI. Paul Reusch, Schriftwechsel mit Aufsichtsratsmitgliedern, Karl Haniel
4001012024/3-14 a
Verwaltungsstelle Berlin, Dr. Martin Blank, 1926 bis 1933
400101220/3, 6-14 b
Reichsverband 1926, 1929-1933/34
289
Neebe, Großindustrie - Quellen- und Literaturverzeichnis: I. Ungedruckte Quellen
400101221/3 a-11 b
Langnam-Verein 1930--33
400101222/11 b
Verein deutscher Eisen- und Stahlindustrieller
400101223/6
Rheinisch-Westfälisches Kohlen-Syndikat
40010123/25 b, 33 a-b
DIHT 1929-41
40010124/2-3
Industrie und Landwirtschaft 1929-36
40010124/11-15
Ruhrlade 1927-35
40010128/11
Reden und Aufsätze Reusch 1908-37
400101290/off
Schriftwechsel mit Einzelpersonen
400101290/35 a-b
Schriftwechsel mit Silverberg 1922-50
400101293/1, 4 a-b
Politische Angelegenheiten, v. Dryander, v. Gilsa
400101293/9-12
Politische Angelegenheiten 1928-33
400101293/15-17
Bund zur Erneuerung des Reiches, 1927-32
400101308/9
Schriftwechsel v. Gilsa-Kellermann
4001059/6
RDI 1929-35 (Industriefonds)
400106/47, 58, 84, 104, 105
Rheinisch-Westfälischer Wirtschaftsdienst, Unterstützungen, Wirtschaftshilfe, Wahlen
400123/9
Erwerb Gelsenberg 1932
400123/10
Verhinderung der Inflation 1932
400127/2-7
Persönl. Berichte Dr. Scherer, Abt. W., 1930-1933
B 1 a 76, 82
Schriftwechsel Springorum
F 115
Zweckverband Nordwestdeutscher Wirtschaftsvertretungen e. V., Sogemeier
290
Neebe, Großindustrie - Quellen- und Literaturverzeichnis: I. Ungedruckte Quellen
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Korrespondenz Dr. Hermann Schmitz, 1928-44
IV E 152
Selbstkostensenkung, Behebung der Arbeitslosigkeit, 1930/31
IV E 173
RDI: Berichte der Geschäftsführung über Eingaben, 1931-33
IV E 176-78, 202-03
Briefwechsel mit der Geschäftsführung RDI 1929-33
IV E 180/81
Tätigkeitsberichte der Geschäftsführung RDI 1931-1934
IV E 184-85
Beratungen über die Wirtschaftslage, Handelspolitik, 1932-34
IV E 193
Ständischer Aufbau, April 1933 bis Januar 1934
IV E 209
Korrespondenz mit Mitgliedern der Geschäftsführung des RDI, 1931-37
IV E 210
Schriftwechsel mit Kastl, 1933-34
IV E 212-14
Umdrucke für den Vorsitzenden des Reichsverbandes, 1931-33
IV E 776-1186
Schriftwechsel mit Einzelpersonen
IV E 894
Schriftwechsel mit Silverberg, 1925-34
210/201
Vorstandsbiographie Dr. P. Silverberg
210/041
Unterlagen über die Entwicklung des Kaufs von Harpener Aktien. Eindringen des RWE bei
Rheinbraun (Persönl. Notizen von Herrn Geheimrat Brecht 1924-33)
210/713
RAG-Lagebericht (März 1933)
291
Neebe, Großindustrie - Quellen- und Literaturverzeichnis: II. Mündliche und schriftliche Auskünfte
NB 4-5 ADBG
Vorstandsprotokolle 1932
NB 63
Gefälschte Protokolle über Verhandlungen mit der Reichsregierung und den Nationalsozialisten
1932/33
NB 112
Verhandlungen mit der Reichsregierung 1932/33
o. Nr.
ADGB-Vorstandskorrespondenz
15. SONSTIGES
NI. Fritz Klein, im Besitz von Dr. Fritz Klein, Berlin (DDR)
Schriftwechsel Henry Ashby Turner - Dr. Otto Meynen, März 1966 bis August 1971, im Besitz
von Prof. H. A. Turner, Yale University, New Haven (USA)
Persönlicher Nachlaß Louise Silverberg, St. Moritz-Suvretta
1. MÜNDLICHE AUSKÜNFTE
2. SCHRIFTLICHE AUSKÜNFTE
292
Neebe, Großindustrie - Quellen- und Literaturverzeichnis: III. Gedruckte Quellen und Literatur
293
Neebe, Großindustrie - Quellen- und Literaturverzeichnis: III. Gedruckte Quellen und Literatur
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Neebe, Großindustrie - Quellen- und Literaturverzeichnis: III. Gedruckte Quellen und Literatur
305
Neebe, Großindustrie – Personenregister
Personenregister
306
Neebe, Großindustrie – Personenregister
307
Neebe, Großindustrie – Personenregister
Mielke, Siegfried 14 161, 163, 168, 172, 175, 187, 194, 213,
Moellendorf, Wichard von 25, 104, 115 224, 234, 243, 252
Möllers, Alfred 183f., 186, 188 Reuter, Franz 125, 154f., 167
Moldenhauer, Paul 51, 53, 55f., 71 Roedern, Siegfried Graf von 104
Mommsen, Hans 9, 15 Röhm, Ernst 120
Müller, Hermann 10, 51, 53, 57, 67, 70, 198, Rosenthal, Philipp 66
201 Rosterg, August 254f
Müller-Oerlinghausen, Georg 48, 51, 65, 68, Rousselle, Udo 220
77, 83, 186f., 194f, 224, 228, 232, 235 Ruge, Wolfgang 12
Naphtali, Fritz 216 Rumbold, Sir Horace 233
Neurath, Konstantin Frhr. von 103 Sahm, Heinrich 120
Noeldechen, Ferdinand 57 Schacht, Hjalmar 18, 52f., 56, 59, 71, 74, 92,
Nolte, Ernst 9 95, 107, 113, 116, 122-24, 133, 137f.,
Norman, Montagu 248 142f., 147, 152, 154f., 166, 171, 176, 178,
181, 198
Ohlsen, Manfred 184f., 209
Schäffer, Hans 56, 237
Oppen, Joachim von 243
Schieder, Wolfgang 10
Oppenheim, Alfred Frhr. von 222
Schiele, Martin 55
Papen, Franz von 16f., 23, 108f., 125-28, Schlegel, Dr. (VSI) 47
130f., 134-38, 141-59, 166, 168, 17f., Schleicher, Kurt von 17f., 22f., 54, 57. 74, 78,
175f., 192 105, 109, 138, 140-46, 148-54, 161, 164,
Petersen, Carl 243 168-76, 201, 223, 225
Petzina, Dietmar 19 Schlenker, Max 44f., 54, 60, 83, 88, 100, 107,
Pferdmenges, Robert 222, 252 138, 145, 187, 223
Piatscheck, Konrad 183, 194 Schlieben, Otto von 103
Pietrkowski, Edmund 183, 194 Schlitter, Oskar 213
Pinner, Felix 30, 52 Schmid, Carl Christian 223
Plaichinger, Leopold 124 Schmitt, Carl 83, 138
Planck, Erwin 135, 151 f. Schmitz, Hermann 103f., 106, 112, 114f,
Poensgen, Ernst 66, 83, 88, 92, 107, 120, 222 Schmitz-Sieg, Dr. (IHK Köln) 192f.
Posse, Hans Ernst 130 Schneider, Rudolf 224
Preller, Ludwig 43 Scholz, Ernst 55, 57, 67, 224f., 229f., 232
Proenen, Fritz 192 Schreiber, Walter 83
Pünder, Hermann 77, 97 Schroeder, Kurt Frhr. von 137, 143, 172,
Puhle, Hans Jürgen 14 192f, 254f.
Schulenburg, Friedrich Graf von der 78
Quadt zu Wykradt und Isny, Eugen Graf von
90 Schulz, Paul 123, 146, 166
Schumacher, Kurt 282
Radkau, Joachim 16
Schwerin von Krosigk, Lutz Graf 150
Rathenau, Walther 25, 60, 211
Seldte, Franz 239
Raumer, Hans von 68f.
Siemens, Carl Friedrich von 66, 97, 129, 134.
Rauschning, Hermann 197f. 179, 182, 185, 243
Rechlin, Wilhelm 44 Silverberg, Adolf 21
Reichert, Jakob Wilhelm 39f., 44, 56, 76, Silverberg, Louise 199, 210
87f., 151, 235, 245
Silverberg, Paul 18, 20-22, 25-33, 35-48, 51-
Renteln, Adrian von 132-34, 163 55, 60-68, 70f., 76f., 84, 86f, 90f., 93, 95-
Retzmann, Heinrich 48 97, 105f., 111-16, 120, 125, 134, 140-42,
Reupke, Hans 117, 133, 163, 166, 250 145, 148, 150, 153-73, 176, 179, 183, 189-
Reusch, Paul 17, 20, 31-33, 44-46, 52, 54, 56, 99, 201, 210, 224, 228, 232
58, 60f, 65, 67, 74f, 90f., 97-100, 104, Simson, Ernst von 150, 183, 194
107, 109, 113, 117f, 120-24, 131, f.,133- Singer, Dr. (GF RDI) 183, 194
35, 137f., 142-44, 146f., 149, 152, 154-57, Sobernheim, Walter 183, 194
308
Neebe, Großindustrie – Personenregister
309
Neebe, Großindustrie – Sachregister
Sachregister
310
Neebe, Großindustrie – Sachregister
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Neebe, Großindustrie – Sachregister
- Hauptabteilung IV (Wirtschaft) 117, 132-34, - Reichskanzlei 20, 23, 29, 77, 97, 112, 121,
164f., 182 127, 135f., 143, 151, 158, 182f., 185
- Wirtschaftsprogramrn 18., 76, 82f.,, 93, 96, Reichsministerien (s. a. Reichsregierung) 19f.,
108, 116-25, 132-34, 139, 147, 161-66, 176- 65, 127
80, 183, 185f., 202, 250f. - Auswärtiges Amt 103, 212
- Strasser-Flügel 23, 117, 139, 142, 145, 153, - Reichsministerium des Innern 103, 105, 138,
168, 170f., 201, 261, 272 152
- Koalitionsverhandlungen mit Zentrum 80, - Reichsfinanzministerium 20, 31, 33, 56, 71,
161f., 168, 270 103, 105, 112, 150, 152f., 158
NS-Staat 141, 175f., 182, 186, 191, 194-97 - Reichswirtschaftsministerium 20, 29f, 51, 53,
New Yorker Börse 57 56, 88, 103, 105, 109, 114, 116, 128, 130, 150-
Nordwolle-Konzern 45, 47, 101, 218f. 54, 158, 176
Notgemeinschaft Deutscher Wissenschaftler - Reichsarbeitsministerium 30, 68, 100
im Ausland 197 - Reichsjustizministerium 212
Notverordnungen 86, 90-92, 95-97, 100, 102, - Reichswehrministerium 74, 152, 168
114f., 128, 143, 152, 158 - Reichsverkehrsministerium 105, 138
Osthilfe 22, 52, 198, 221, 267 - Reichsministerium für Ernährung und Land-
Parlamentarismus 23, 39f., 54, 57, 59, 61-64, wirtschaft 151f., 176
67, 69 f., 73f., 77f., 105, 135f, 141, 144, 165, - Reichsministerium für Volksaufklärung und
201, 203 Propaganda 195
Parteien, bürgerliche 40, 43, 56, 62f.,7 1, 119, - Ministerialbürokratie 19f., 130, 151, 154
131, 157f., 164, 170 Reichsstand der Deutschen Industrie 188,
- Finanzierung 55, 63, 74, 120, 122, 166, 195f.
175f., 232 Reichstag 53, 56, 62, 67, 69, 77, 79, 91f., 96,
Pazifismus 198 100, 103f., 108f., 132, 134, 136, 152, 159, 162,
Präsidialsystem 11, 23, 54, 57-59, 73f., 76, 174, 243
78f., 84, 94, 108f, 137, 140, 200f - Auflösung 67, 73-76, 147, 152
Preisabbau 74, 96 - Mißtrauensvotum 81, 92, 103, 234
Preußen 61, 77, 83, 108, 131, 157f., 161, - Tolerierung 71, 78, 80, 94, 108f., 127, 157
170f., 225, 242 - Vertagung 174
- Staatstreich 1932, 135, 138, 144 - Wahlen 73, 75f., 78, 80-82, 86, 89, 117, 131,
Rationalisierung 26 133, 135-37, 147, 152, 157, 161, 165, 170f.,
Rechtssicherheit 156, 179, 198 175, 177, 180, 182, 201, 227
Reichsbahn 128 Reichsverband der Deutschen Industrie (RDI)
Reichsbank 52, 56, 58f., 89, 92, 97, 111-15, 20, 26f., 31f., 87, 90, 96f., 99, 103, 107, 116,
122f., 128£, 138, 147, 178, 181 122, 127, 129f., 132-34, 139, 142f., 147-52,
Reichshaushalt 51, 69, 71, 178 163, 174, 176-88, 193-95, 197, 200f., 228
Reichskristallnacht 197 - Geschäftsführung 31, 33, 36, 39, 44f., 54-56,
Reichslandbund (RLB) 130, 150f., 200 65f., 70, 85, 88, 117, 132, 155, 181-86, 194,
Reichspräsident 33, 39, 55, 57f., 68, 70, 78, 228
99, 103-05, 108, 114, 137, 145, 152, 167f., - Vorsitz, stellv. Vorsitz 56, 64-66, 81f., 86-88,
170, 181, 183 100, 104, 109, 119f, 149, 151, 174, 185-88,
- Präsidialkanzlei 174, 183 193, 201
- Wahl 1932, 108f, 115f., 120f., 130f., 156f., - Engeres Präsidium 48, 64-66, 68f, 72, 75f.,
267 83, 178, 228
Reichsreform 58, 104, 123, 138 - Präsidium 36f., 44-48, 64f, 68-72, 77, 81f.,
Reichsregierung (s. a. Brüning, von Papen, 87f., 95, 104, 111, 128, 130, 151, 155, 177-88,
von Schleicher, Hitler) 194, 200, 228
- Kabinettssitzungen 78, 111f., 138, 144 - Senat 66, 104
- Umbildungen 92, 103, 105f., 174 - Vorstand 44, 46-48, 56, 64f., 68, 71f., 81, 85,
87, 93-95, 111, 156
- Programme 56, 77f., 82f., 85f., 91, 102, 111,
128-31, 139, 141, 143, 148-51, 153, 162, 169
312
Neebe, Großindustrie – Sachregister
313
Neebe, Großindustrie – Sachregister
Verein zur Wahrung der Interessen der Chemi- Weltwirtschaft, Weltmarkt 50f., 79, 82, 118,
schen Industrie Deutschlands 281 148, 163, 176f., 202
Verlag Hans Börner 154 Weltwirtschaftskrise 17, 50f., 93, 97
Versailler Vertrag 31f., 50, 79, 82, 91, 111, Werksgemeinschaften, wirtschaftsfriedliche
236 Verbände 30, 33, 42, 47
Volksbegehren gegen den Young-Plan 54, 86 Wirtschaftsbeirat 104, 106, 113f.
Völkerbund 20, 35, 41 Wirtschaftsdemokratie 41, 53, 118
Völkischer Beobachter 121 Wirtschaftspolitik 67f, 71, 75, 79, 85, 87, 92f,
Vorwärts 42, 52, 84 105f., 112f, 119, 130, 133, 141, 143, 148, 167,
Währungspolitik 50, 110, 112-116, 128, 147, 177, 182f., 188
149, 178, 202 Young-Plan 20, 52-56, 71, 80, 82f., 85-87, 91-
Wagemann-Plan 115 93, 95-97, 108, 111, 122, 127, 183
Weimarer Reichsverfassung 27, 35, 37, 43, 46, Zentralarbeitsgemeinschaft der gewerblichen
57f., 61-63, 75f., 80-82 Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutschlands
- Verfassungsrevision 61, 63, 79, 83f., 135f., (ZAG) 22-25, 29, 37, 40-42, 47f., 53, 68-72,
138, 143f., 148, 201 159, 179f., 196f.
- Art. 48, Notverordnungen 33f, 54, 57, 63f, Zentrum 38f, 41, 75, 80, 84, 96, 121, 135, 152,
67, 73 f, 76, 78, 80, 84, 103, 156, 173 161f., 168, 243f., 266
Welt am Montag 167 Zweckverband Nordwestdeutscher Wirt-
Weltkrieg I 51, 84 schaftsvertretungen 36, 263
Weltkrieg II 198 Zweikammersystem 135, 169
Zollunion, deutsch-österreichische 111
314