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UNIVERSITY OF PITTSBURGH

Uarlington j\lemorial Jjiorary


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GESCHICHTE DES KOSTMS
A. KACINET
DEUTSCHE AUSGABE
VON
ADOLF ROSENBERG
FNFTER BAND
BERLIN
VERLAG VON ERNST WASMUTH
36 - MARKGRAFENSTRASSE 36
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^
FRANKREICH

XVIIL JAHRHUNDERT
TRACHTEN UND ZIMMEREINRICHTUNG, 1794
Die Trachten dieses Zeitraums unterschieden sich, namentlich in der Provinz, in welcher
dieses von Jacques Maui'in aus Perpignan geraalte Familienhild entstanden ist, nicht viel von
denen der Monarchie. Man trug noch Perrcken, eine Weste, nur ohne Schsse, einen Rock,
dessen Schsse seit 1789 fischschwanzartig zugeschnitten waren, mit zwei breiten, mit Knpfen
besetzten Aufschlgen. Rock und Weste waren von verschiedener Fai-be. Die Schuhe waren
nicht mehr mit goldenen oder silbernen Schnallen besetzt, sondern mit Rosetten oder einfachen
Bndern. Die Frauen tragen das Costm des spanischen Catalonien, welchem Perpignan
benachbart ist.
Nach einem Gemlde im Besitz des Herrn Valentin in Paris.
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FRANKREICH

XYIII. JAHllUNDET
WEIBLICHE COST^TME 17941800
Die Figuren sind smmtlich Modejoni-nalen entnommen, deren Jahrgang durch die unter
einer jeden Figur angegebene Zahl bezeichnet w-d. Die Periode umfasst die letzte Zeit des
Convents, die Herrschaft des D-ectoriums und den Beginn des Consulats. Whrend sich die
Trachten aus dem Jahr 1794, namentli.ch in ihren steifen Taillen, noch an die Mode der Eococo-
zeit anschliessen, beginnt bereits mit dem Jahi-e 1796 die Annherung an die antilce oder fr
antik gehaltene Tracht dui-chzudiingen. Die Taillen werden immer ki-zer und der Halsausschnitt
immer tiefer, bis sich eine Mode herausbildet, die ihren Namen vom ersten Kaiserreich erhalten
hat. Charakteristisch ist die Vorliebe fr matte, gebrochene Farben (rosa, gelb, hellblau, grau
und heUviolett). Bei der Figur aus dem Jalu-e 1799 (mit dem hellblauen halben Oberkleide) zeigt
sich auch in der Frism- und dem Haarputz das Bestreben, die griechische Mode nachzuahmen.
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FRANKREICH

XVIIL JAHRHUNDERT
WEIBLICHE TKACHTEN UND MODEN VON 1794-lS
Bis zum Jahre 1794 eiliielt sidi die weibliche Tracht in denjenigen Foi-men, welche sich
um 1790 gestaltet hatten. Die Taille verlngert sich inmier mehi- unter dem Druck eines Fisch-
beingestells und die engen Aermel des Rockes gehen bis zum Handgelenk herab. Der Postiche
oder Cul^ ein hinten zusammengeraffter Ueberwm-f oder halber Rock, verstrkt noch die Ent-
wicklung des Kleides nach rckwrts, whrend das weite Brusttuch von Linon, das Fichu men-
teur, bis hoch an den Hals hinaufgeht und sich ber der Brust aufbauscht. (Vgl.' die ganzen
Figuren auf der Tafel mit dem Binocle.) Mau trug ber dem Fichu auch noch ein Leibchen
aus chinesischem Ki'epp oder ein vorn offenes Schoossjckchen, den Caraco. Die wii'kliche Um-
gestaltung besteht nm- in der Verwendung der Stoffe. An Stelle der gestreiften traten einfarbige.
Man vermied den Gebrauch der Seide und verwendete mit Vorliebe Leiewand von Jouy. Die
Schnallen der Gi'tel waren von Kupfer und Stahl.
Die Frisur bestand in Hngelocken imd einem auf den. Rcken herabhngenden Chignon,
war also sehr niedrig. Ueber dieser Frisur, welche Marie-Antoinette seit 1785 in die Mode ge-
bracht hatte, trug man Hte oder Mtzen. Im Jalu'e 1794 hatten die Mtzen noch etwas von
jener Tibertriebenen Ausdehnung, die man wenige Jahre vorher den Frisuren gegeben hatte. Sie
waren fast allgemein in Aufnahme gekommen, und man trug nicht mehr die hohen, geraden, den
Mnnern nachgebildeten Hte, welche die englischen Moden 1786 in Franki-eich eingefhrt hatten.
Die Physiognomie dieses Costms verschwand fast pltzlich. Abgesehen von dem Ai-range-
ment der Haare, findet man im Jahre 1796 weder das fischbeinerne Corset, noch die lange
Taille, noch den glatten Rock. Der Postiche und das Fichu menteur werden zusagmienhngend
getragen. Die zarten Farben, das vorherrschende Weiss, die Bandgi'tel, das an der Brust ge-
faltete Kleid erinnern im Character und in der Farbe an jene Epoche aus der Herrschaft der
Knigin Marie-Antoinette, in welcher man sich & Venfant trug.
Diese Umwlzung in der weiblichen Tracht ist den Anstrengungen der Aerzte in der
letzten Zeit des Jahi-hunderts zu danken. Diese freilich etwas versptete Reform wurde von
ihnen mit solchem Eifer und solcher Ki-aft beh'ieben, dass Krperschaften ihnen ihre Unter-
sttzung liehen und dass Erziehimgsinslitute, wie Schuepfeuthal. Preise fr diejenigen aussetzten,
welche die Frage lsen wrden.*) Die im Jahre 1788 verffentlichte Autwort hatte dem Publikum
seitdem die ugen gefEnet.
Vernunft und Mode pflegen nicht lange Hand in Hand zu gehn. Dieser bequemen Tracht,
bei welcher der Grtel in einer normalen Hhe angebracht war, folgte bald das eng anschliessende
Kleid, die Robe coUante, deren Grtel bis dicht unter den Busen hinaufgeschoben war, und der
den antiken Statuen entlehnte Haar- und Kopfputz.
Die niedrige Haartour, die wir erwhnt haben, war nur modificirt worden, als man, um
den fr die Guillotine zugerichteten Opfern zu gleichen, die Haare aus dem Nacken kmmte
oder schnitt, la sacrifiee ; aber das war vorbergehend. Man fuhr fort, reichlichen Haarwuchs,
natrlich mit Hlfe von Perrcken, zur Schau zu tragen, mit Chignons, Toupets und mehr oder
minder zahlreichen Seitenlocken. Des Morgens eine blonde Perrcke, des Abends eine schwarze",
sagt das Journal des Dames et des Modes im Jahre 1812 in einem Rckblick. Das war noch
das letzte Verbindungsglied mit den Moden der Vergangenheit. Als der Geschmack am griechi-
schen und rmischen Alterthum immer mehr zum Durchbruch kam, trug man kurze, ci la Titus
frisirte Haare und alle jene Arten von Flechten und Bndern, mit welchen die Griechinnen ihre
Haare zu schmcken pflegten. Die Perrcke verschwand, man frbte aber dafr die Haare.
Dazu wui-den Hte von Stroh oder Stoff, unter dem Kinn zusammengebunden, wie der Hut la
lucarne, getragen oder Capotten, die ber dem Kopfe zusammengebunden waren und die Stii'u
imd die Ohren verdeckten, aber den Hals frei Hessen.
Was das brige Costm von 1796 bis 1800 betrifft, so knnte man sagen, dass sein Haupt-
zweck war, die Wahrheit des zu jener Zeit aufgestellten Satzes zu beweisen: An den Frauen
ist nur dasjenige gut, was an ihnen schn ist". Der eng anschliessende Rock von leichtem Stoff
mit dem schmalen, unter dem Busen angelegten Grtel und das einfache Battisthemd darunter
Hessen aUe Formen hervortreten. Die weiblichen Reize wiu'deu, auch wenn sie leicht verhllt
waren, rckhaltlos zur Schau getragen. Eure Mtter", sagt das oben genannte Journal im
Jalire 1812, gingen etwas weiter, als dass sie bloss ilu'en Busen errathen Hessen".
(Nach gleichzeitigen Modejournalcii.)
') L'Ami des femmes ou Lettres d'un medeciii par J. P. Marie de Saint-Ursin. Paris, 15
DI.
1)7
All
FRANKREICH.

XVIII. JAHRHUNDERT
MODETYPEX AUS DER ZEIT DES DIRECTORIUMS,
BRSENSPEKULANTEN UND C4AUNER.
17951797.
Die Narrheit de;
Nr. 3.
Begegnung der
Nr. 2.
Die Mei-veilleusen.
Nr. 4.
Die Croyables" auf dem Per!
Nr. 1. - Die Narrheit des Tages.
ie bestand iii dem eben erst aus Deutschland eingefhrten
Walzer. Das bei diesem Tanze und sonstigen Festlich-
keiten getragene Kostm der Damen suchte die krper-
lichen Keize mglichst zur Schau zu stellen. Die Jmpos-
sibUs de la nouvelle France trugen die Arme nackt bis zur
Schulter. Ein Tricot aus rosa Seide bedeckte die Beine,
ein der antiken Sandale hnlicher, durch Kreuzbnder ge-
haltener Schuh die Fsse. Selbst das Hemde aus hellem
Linon verschwand eines Tages. Die en ae de paplon
gekleidete Tnzerin hat in ihrer Nacktheit kaum noch
Platz fr eine Tasche. Sie trgt den Fcher im Grtel,
die Brse im Busen. Das Taschentuch bergiebt sie einem
ihrer Gnstlinge zur Aufbewahrung , oder sie steckt es in
einen sbeltaschenartig vom Grtel herabhngenden Beutel,
Ucula corrumpirten Namen lateinischen i der den
ridicule erhlt.
Der Cavalier trgt das anglisirende Kostm der Zeit, das
habitcarre, die cravate f'crmtelique , die lange, enge Hose
mit herabhngenden Bandschleifen. Die kurze, hochge-
knpfte Weste lsst in der Taille das feine Batisthemd
Den Kopf des Geigers bedeckt noch die gepuderte Perrcke.
Nr. 2. Die Mtruilleuses im Strassenkostm.
Sie bilden in der Uebertreibung der Modethorheiten ein Pen-
dant 7.n den Incroyahles. In ihrem Kostm ist die Anglo-
manie und die Vorliebe fr die Antike vorherrschend. Die
lange Stola a la Flore , la Diane, l'Oinphale endet in
eine Schleppe , die bis zum Grtel aufgenommen wird und
einen Theil des Beines und den mit einem spitzen Schnh
bekleideten Fuss frei lsst.
Die Robe der mageren Dame zeigt eine breite, im Geschmack
der Antike gestickte Borten die Brust ist mit einer langen
Schrpe umschlungen, deren Ende frei nach hinten flattert.
Den Hals und einen Theil des Kinns bedeckt die cravate
tcrouelique. Der Hut la Jockey sitzt mit dem HaartuiF
ber der Stirn, whrend das brige Haar hinten und an
den Seiten frei herabfllt. Weiche, halblange Handschuhe
gehen bis zur Mitte des Unterarms.
Die Dame am Arm des Incroyahle trgt eine reich mit Fal-
beln gamirte Robe. Das ber der Stii-n getheilte Haar ist
eine gepudert; Perrcke, deren Scheitel mit einer riesigen
Schleife geschmckt ist. Das sehr niedrige Mieder lsst
den grsseren Theil der Brust frei, whrend die Schultern
von einer Art Mantille aus schwarzem Tll umhllt sind.
Der Incroyahle trgt das Haar en oreille de chitn. Sein Kinn
steckt in einer weissen Musselincravatte. Das Hemde ohne
Jabot und Manschetten wird nur ein wenig auf der Brust
sichtbar. Seine lcherlich kurze Weste ist nur durch einen
Knopf geschlossen. Die enge, lang herabgehende Hose ist
vom auf dem Schienhein geknpft, die Spitzen der Schaft-
stieffl nach oben gekrmmt. Ein ausserordentlich kleiner
Dreispitz mit dreifarlger Kokarde bedeckt das blond ge-
puderte Haar.
Nr. 3. Die Begegnung der Incroi/uhles.
)ie begrsen sieh nach der Sitte der Zeit durch eine Ver-
scUingung der kleineu Finger. Der Strkere eriunert mit
den breiten Aufschlgen seiner gestreiften Weste, dem ge-
puderten Haar und dem dicken Stock noch an den mits-
cadin, whrend sein Freund mit dem kui-z geschorenen
Haar und dem massig aufgeschlagenen redingote, der am
Saum mit einem Mander bestickt ist, mehr der angli-
sirenden Mode folgt. Der uuter dem Arm getragene Riesen-
hut gleicht dem bolivar der Restauration.
Dieser Stich, gezeichnet Btmhiry iweiiit, trgt zwar nicht,
gleich den vorhergehenden, den Namen Carle Vernet's, ge-
hrt aber zu derselben Serie, wie die 3 brigen,
Nr. 4. Die Oroyahles auf dem ^Perron''.
Der Perron des Palais-Royal diente den Agioteuren der Zeit
der Assignaten als Brse. Einer derselben wechselt soeben
diese werthlosen Papiere gegen klingende Mnzen ein,
whrend ein Dieb in der rothen Mtze gleichzeitig dem
Betrogenen das Taschentuch stiehlt.
Seit 1797 beginut das Eindringen des militrischen Schnitts
in die brgerliche Tracht. Das Beibehalten des schwarzen
Rockkragens, des Abzeichens der Royalisten, verweist also
diesen Stich in die Zeit vor dem Staatsstreich vom 18.
Fructidor des Jahres 1797.
Vgl. De Goncomi, L'Histoire de la Societe fran^aise pendant le Directoire.

Charles Blanc^
Les peiutres frangais au XIXe siecle. QttkJieroiy Histoire du costtune en France.
Df
-3)Y
FO
EUROPA.

XVIII. JAHEHUNDBRT
DIE MODEN VOM ENDE DES JAHRHUNDERTS.
NACH DEUTSCHEN FACHJOURNALEN.
Der franzsische Einfluss.
Nr. 21, 22, 23, 24 und 26
1783-1789.
Nr. 3, 4, 5, 6, 7, 10, 11, 1.5, 16, 20, 21, 22, 23, 24, 26, 27, 28, 30,
31, 32, 33, 34, 35, 36 und 37.
1794.
Nr. 1, 2, 12, 13 und 14.
179.5.
Nr. 29 und 38.
1800.
Nr. 8, 9, 17, 18, 19 imd 25.
Frankreich hatte whreud der Revolution kein Modejoimial ; dagegen erschienen seit 1793 in
Ilarlem das Cabinet de la mode, seit 1794 in London die Galerie de la Mode luid gleichzeitig die
Berliner, Gttinger und Leipziger Alnianachs. Besonders den Letzteren sind die Figiu-en unserer
Tafel entnommen.
Abgesehen von der Frankfurter Dame Nr. 29, die noch die Haube n la laitiere und den caraco
der Zeit Ludwigs XVI. -gt, zeigen die Figuren Nr. 5, 7, 11, 16, 27, 30, 32, 35 imd 37 die fichus
mentewrs und die gortjes anglaises, wie sie sich bis ziu- Entwickelung der Schreckenshen-schaft
erhalten hatten; dazu kommen als charakteristische Merkmale die lange Taille imd die engen
Aermel. Als Kopfbedeckimgen erscheinen das gi'osse Federban-ett aus gepufftem Taffet Nr. 37, die
hohen Seidenhiite Nr. 16 imd 32, der helmartige Hut mit Rossschweif Nr. 11, und der einfache
runde Hut Nr. 27, von gleicher Form fiii- beide Geschlechter.
Nach dem neunten Thermidor machte sich der diu-ch die franzsischen Emigrantinnen her-
bergebrachte anglisirte Luxus bemerkbar. Die Haartoiu-en wurden niedriger ; der Puder verschwand
;
man fasste eine Vorliebe fr blonde Perrcken; die Antikomanie, verbunden mit der Anglomanie
beherrschte die Mode. Die deutschen Damen Nr. 8, 17 und 25 gehren der Zeit des Consulats an,
als an Stelle der Frisur la Titus die l'Antinous trat. Der Hut von Nr. 7. zeigt die Anglo-
manie in ihrer reinsten Form.
Noch strker machten sich die Neuerungen in dem mnnlichen Kostm geltend.
Seit 1790 verdrngte der rimde hohe Hut den Hut la suisse, den man dem Militr berliess.
(Vgl. Nr. 2, 12, 14, 15, 20, 31 und 33.) Der Kock mit langen Schssen (Nr. 12, 33, 34 imd 37)
machte dem Frack, vorn mit zwei kurzen Aufschlgen, Platz. Eine geknotete Spitzenki-avatte, eine
enge, bis zur Wade gehende Hose, Schaftstiefel oder Schuhe und ein grosser Rock vervollstndigten
das Kostm.
Der lange ebeiTock (Nr. 20 und 24) wiu-de auf Morgenpromenaden und unwichtigen Besuchen
getragen. Die jungen Leute adoptirten vielfach als Reitkostm die Jger- oder Postillonsjacke (Nr. 1
und 14). Der militi-ische Rock (Nr. 21, 22 luid 28) ist seit 1789 allgemein verbreitet.
Die Perrcken mit geflochtenem Zopfe und catogan wiu-den nur noch von alten Herren
getragen; die jungen Leute trugen die Haare lang, Ja Titus, oder kurz und leicht gepudert.
Unter der Schreckensherrschaft begann jene Entwickelung der Moden, die unter dem Direktorium
ihre Vollendung erreichte. Dieser Zeit gehren die muscadins, die petits-maitres und die incroyables
an (vgl. Nr. 9, 10, 18 und 19).
An Stelle der den Tag ber getragenen hohen Hte trat fr den Abend der chapeau-clague
(Nr. 19). Die Form des Rockes weist unzhlige Variationen auf. Der Versuch, Stoffgamaschen
einzufhi-en, gelang nicht; sie verschwanden 1805.
Unter den Modetypen vom Ende des XVIII. Jahi-hunderts ist die Augsbiu-ger Dame Nr. 38
bemerkenswerth, die das alte, an die Zeit der Pompadour erinnernde Kostm beibehalten hat.
Alle auf dieser Tafel abgebildeten Figuren zeigen den vorherrschenden Einfluss der englisch-
franzsischen Moden der Zeit Ludwigs XVI.
Nr. 29 und 30 aus einer Folge von Stichen unter dem Titel Vorstellungen von deutschen National-
trachten; Augsburg 1800.
Alle andern Figuren sind dem Gttinger, dem Berliner und Leipziger Almanach entlehnte deren
Zeichnungen Chodowiecki, Dietrich, Riepenhausen u. s. w. lieferten.
Vgl. J.-B. Pvjoulx, Paris la fin du dix-huitieme si^cle, an IX.

A. CaiUot, Memoii-es
poui- sei-vir l'histoire des mceurs et usages des Fran^ais, 1827.
Qiiiclicrat, Histoire du costume
en France. Paiil Lacroix, Directoire, Considat et Empire, Paris 1884.
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FP
FRANKEBICH.

XVIIL JAHRHUNDERT
DIE GBECOMNIE.
MODEN DES DIRECTORIUIVIS UND DES CONSULATS.
DIHECTORIUM.
Nr. 9.
Eine Heroine von heute."
intilvO Tunika mit gestickter Borte und Quasten an den
Zipfeln; Agraffen auf den Scliultern; hoher Busengurtel.
Der Rock ist vorn aufgenommen und durch eine Agraffe
her dem Knie des mit Tricot bekleideten Beines befestigt.
Cotlmrne. Zehen- und Fingerringe. Armbnder, elastische
Reifen mit Perlen. Seidenes Haarnetz, die en frisoas
d'ebine arrangirten Haare bedeckend. Grosse Ohrringe.
Moden und Sitten des Tages."
Die Abbildung, nach einem Stich mit der Bezeichnung y,le
Pre'Uxte'^, zeigt eine Modedame, welche die Bnder ihres
Schuhes befestigt. Das gelockte Haar ist mit einem
Spitzenhubchen bedeckt, in dessen Schleifen ein langer
schwarzer Tllschleier befestigt ist. Kurze Tunika mit
weit ausgeschnittenem Mieder; durchsichtiger Rock mit
Halbschleppe, die Tunika von der Taille ab bedeckend.
Nr. 13.
Die eiferschtige minta, in hutartiger Haube, mit Kreuz-
bndern ber der einfarbigen Kobe, gesticktem Shawl,
Kidicule, im Garten von Idalien."
Tief in die Stirn gelocktes Haar; Robe mit Ilalbschleppe,
mit Nakaraschleifen garnirt; enge Aermel bis zur Hlfte
der Hand; spitze Schuhe.
Strassentoilette.
Capotte von antiker Form , an die altgriechische sphendone
und den liehryphalos eriunernd. (Vgl. Nr. 1 u. 2.) Robe mit
Halbschleppe, von einer am Grtel mit einer Metallschnalle
befestigten Tunika bedeckt; der Saum dieser hinten offenen
Tunika ist mit Rauten bestickt. Sehr kurzes rmelloses
Mieder. Fichu als Schrpe arrangirt.
Nr. 4.
Strassentoilette.
Sammethut mit Spitzenschleier; Tunika mit Schleppe , vorn
ausgeschnitten. Lange Handschuhe; Shawl als Halstuch,
vorn durch einen Ring gezogen.
Nr. 5.
Balltoilette.
Capotte mit Straussenfeder; Tunika mit gesticktem Saum,
unterhalb des Mieders geknotet; Robe mit Schleppe und
griechischem Sanm; blosse Arme.
Nr. 6.
Haustoilette.
Griechisches Haarnetz; lange Robe mit rund geschnittenen,
durch Kameen geschlossenen Schlitzen; ber den Ellbogen
gehende Handschuhe.
Nr. 7.
Abendtoilette,
laare mit breiter Bandscbleife, der Knoten durch
gehalten; mehrreihiges Perlhalsband; Tunika aus
Krepp, tief ausgeschnitten. Kurze Aermel, unabhngig
Mieder
;
Musselingrtel, an der Seite geknotet.
Seidene Capotte, deren Falten durch mit einander verknpften
Haarstrhnen bedeckt sind; Federbusch in goldenem Halb-
mond. Tief ausgeschnittene Tunika mit dreieckigem, links
zurckgeschlagenem Zipfel. Handschuhe von der Farbe des
Bockes. Grosso Ohrringe.
Nr. 18.
Tolubilis.
Kopftuch en marmotte geknpft, an den Enden goldene
Quasten; Winden auf der Oberflche dieses Kopfputzes.
Tunika, hnlich der griechischen chtaene, mit Quasten an
den Zipfeln ; eine Seite des Leibchens umgeschlagen und
ebenfalls mit einer kleinen Quaste versehen. Handschuhe
von gleicher Farbe wie die Robe.
Nr. 20.
Haustoilette.
Chlaene, ber der Brust gekreuzt; weisser Keck.
Kopftnchartige Capotte, durch ein S3eidenband gehalten;
Musselintunika mit blauem Saum; rosa Rock mit Leibchen
mit PufFrmeln ; lange weisse Handschuhe.
Nr. 2.
Strassentoilette.
Musselinkopftuch; das Chigno
Asel
Nr. 8.
Kostm la Vestale.
Leichter weiter Kopfschleier ; einfache Tunika mit Schleppe.
Nr. 10.
Abendtoilette.
In den Haaren ein Kranz ; weisser Canezon , auf der Brust
und am Arm geschnrt, mit blauem Besatz. Unter dem
las an den gleichfarbigen
Nr. 14, 15, 16 n. 19.
Haubenartige Kopfbedeckung; Paris und London.
Nr. 17.
Phaeton mit zwei Pferden, von einer Dame gelenkt.
Seit 1786 war das Ausfahren der Damen, allein oder nur von
einem Jockey begleitet, in Mode gekommen.
Die whrend der Schreckensherrschaft von dem Maler David inaugurirte Nachahmung des
griechisch-rmischen Kostms entwickelte sich unter dem Directorium mehr und mehr. Die mer-
veilleuses kleideten sich in Anlehnung an antike Statuen a la Flore imd la Diane; man trug Tuniken
la Ceres und la Minerve, Schleier ii la Vestale u. s. w. Die Modistinnen liessen sich bei ihrer
Arbeit von Malern und Bildhauern untersttzen: Nancy fr das griechische, Raimbaut flir das
rmische Kostm.
Die meisten Modestoffe, Musselin, Linon und Battist, waren englisches Fabrikat und entstammten
den Versteigerungen der im Seekriege gemachten Prisen in Brest und Lorient.

Der dui-ch das antike Kostm gefrderten Vorliebe fr das Nackte trat als Correctiv die
Anglomanie gegenber, der man die Shawls, den Strohhut und den Turban verdankte. Auch die
Coiffure a la Titus siegte gegen Ende des Consulats ber das lange Haar. Gegen Ende des XVIII. Jahr-
hunderts begegnete Pujoulx, wie er in Paris a la
fin
du dix-huitieme siech berichtet, in einem Pariser
Salon zugleich drei Frauen , die auf einem Maskenball a la grecque, a la twgue und a l'anglaise
gekleidet waren.
Nr. 9 nach einem Stich: Les Heroines d'aujourd'hui," Deret del. und Blondeau sculp.
Nr. 11 aus einer Folge von Stichen: Modes et manieres du jour," ohne Bezeichnung.
Nr. 13 nach einem colorirten Stich, wie man sie bei Basset, rue Jacques Nr. 670 kaufte.
Die brigen Figuren aus dem Journal des modes, de la M^sangere, Jahrgnge 1800 und 1801.
Vgl. de GoncouH, La Societe fran^aise pendant le Directoire. Quicherat, Histoire du costume
en France.

Paul Lacroix, Directoire, Consulat et Empire.
FRANCE XVIII^" CENT! FRANCE XYIII"^ oIECLE FRANKREICH XVnr^MAHR'^
^/3
FRANKEEIOH

XVIIL u. XIX. JAHRHUNDERT
FRAUENTRACHTEN
SHAWLTCHER
1.2 3 4 5 6 7 8 10 11 12 13
1805 1811 1807 1805 1804 1811 1804 1811 1809 1809 1803 1808 1810
14 15 U; 17 18
1803 1802 1814 1804 1794
19 20 21 22 23 24 25 26
1803 1803 1804 1803 1804 1803 1807 1804
Whrend mau bis um die Mitte der neunziger Jahre des XVIII. Jahrhunderts nur weite
Brusttcher von Krepp getragen hatte (Nr. 18), kamen gegen Ende des Jahrhunderts die feinen
Cachmirgewebe und damit auch die Shawls und Shawltcher in Gebrauch. Die Figuren dieser
Tafel zeigen , in welch' mannigfaltiger Form der Shawl ursprnglich ein lnglich viereckiges
Stck Zeug mit mehr oder weniger breiten Stickereien an den Enden getragen und drapirt
wurde, bald als Hals- und Brusttuch (Nr. 1921), bald als vollstndige Umhllung des Ober-
krpers (Nr. 9, 11, 23).
Die ersten Gewebe aus Cachmir kamen schon im Jahre 1775 nach Paris, fanden damals
aber keine Gnade vor den Augen der Damen. Erst nach der egyptischen Expedition des ersten
Consuls verbreitete sich die Mode, indische Shawls zu tragen, immer mehr, bis sie um die Wende
des Jahrhunderts allgemein und der Shawl als ein unerlsslicher Bestaudtheil der weiblichen Toilette
erachtet wurde. Cachmir lieferte dann nicht mehr allein die Gewebe. Man verfertigte schliess-
lich Shawls in allen Grssen je nach den Jahreszeiten und aus den verschiedenartigsten Stoffen,
aus Tuch, Wolle, Seide, Baumwolle, ostindischem Cattun und Spitzen. Daneben waren natrlich
immer noch die feinsten Gewebe im Gebrauch, deren Feinheit, wie man erzhlt, von den Frauen
dadurch geprft wurde, dass sie versuchten, die Shawls durch ihre Ringe zu ziehen.
Als die Mode der Shawls aufkam, trennten sich die Damen von denselben nicht. Sie
trugen sie auf der Promenade, in der Gesellschaft, auf dem Ball. Der Shawl war eine will-
kommene Ergnzung des gleichzeitig auftauchenden griechischen" Costms. Man fand dadurch
einerseits Gelegenheit, sich nach antiker Art zu drapiren und sich nach dem Vorbilde der
antiken Statuen darin einzuhllen (Nr. 23), andrerseits die Blossen des Krpers zu verhllen
welche das griechische Costm allzu freigebig preisgab. Neben diesen weiten und grossen Shawls
waren aber auch die schmalen, schrpenartigen in der Mode, welche nur den Hals schtzten
(Nr. 21). Den Gipfel der Beliebtheit erreichte der Shawl, als man ihm zu Ehren einen Tanz,
le pas du schall, veranstaltete, mit welchem die schne Grfin von Hamilton in der vornehmen
Gesellschaft einen grossen Erfolg erzielte. Man bediente sich bei diesem Tanze eines leichten
Seidenshawls (Nr. 6).
Whrend des Consulats und der ersten Hlfte des Kaiserreichs waren die Shawlstoffe
einfarbig mit breiten Borten, welche mit Palmen oder Blumen auf einem andersfarbigen Grunde
gestickt waren. Man nannte sie damals trkische Shawls. Gelb, grn, weiss und ponce.iu-roth
kamen nach einander in Mode. Um 1811 trug man blaue Shawls la Marie -Louise mit
grossen Palmen auf breiter, weisser Borte. Um den Faltenwurf zu erleichtern und die einmal
arrangirte Drapirung zu erhalten, befestigte man an den Enden des Shawls goldene Eicheln
oder mau nhte solche von Blei in die Ecken ein (Nr. 11, 2224).
(Nach verschiedenen gleichzeitigen Modejournalen.)
D/^
FRANKREICH
DIE MODEN UNTER DEM CONSULAT.

SPAZIF.EFAIIRT NACH
LONGCHAMP IM JAHRE X. (1802).
DOPPELBLATT.
Der Schpfer der oberen Darstellung auf imsei-m Blatte, welche das bunte Leben auf der soge-
nannten Promenade de Longehamp" bei Paris in kaiTikatiu-artiger Uebertreibung schildert, ist un-
bekannt. Man glaubt annehmen zu di-fen, dass der Kunsthndler und Kupferstecher Martinet, der
mit KaiTikatiu:en imd Modeartikeln handelte, der Urheber dieses kolorirten Stiches ist. Bei seinem
Erscheinen hatte das Blatt mu' einen massigen Preis. Heute wird es, wegen seiner Seltenheit, mit
400 Eres, bezahlt. Die Promenade nach der Abtei Longehamp, wo m der Charwoche geistliche
Musikauffhnmgen stattfanden, war seit dem XVin. Jahrhimdert der Sammelplatz der ele-
ganten Welt, wo man die extravagantesten Moden zur Schau trug. Eine Zusammenstellimg der
letzteren lag auch in der Absicht des Zeichners, der zugleich in der Chai-akteristik der verschiedenen
Nationen Vortreffliches geleistet hat. Aus diesem Bestreben wird auch die Steifheit der Komposition
erklrt. Man war damals in Paris ernst und gravittisch geworden. Noch im Jahi'e 1807 schrieb
Prudhomme im Miroir de Paris : Man sieht an den Parisern nicht mehr jene Heiterkeit mid Erhlich-
keit, die sie noch vor fnfundzwanzig Jahren auszeichneten; ihre Gesichter sind nicht mehr- so
lachend, ihi-e Miene ist nicht mehr so oifen. Man liest auf ihi-en Gesichtern geschftliche Verlegen-
heiten, Verpflichtungen, Projekte. Jeder verhlt sich reservkt, der eine beargwhnt den andern, jeder
beobachtet den andern."
Im Jahre 1802, als Frankreich sich mit allen Nationen im Frieden befand, war Paris wieder der
Mittelpunkt der internationalen Gesellschaft. Auch die Emigranten kehrten zurck, und einer von ihnen
scheint der Herr im Mittelgrunde rechts zu sein, welcher noch den schwarzen Kragen der vergangenen
Epoche, die gepuderte Peniicke mit Zopf und ebenfalls nach alter Mode den Hut imter dem Anne
trgt. Auch der Herr auf dem Stuhl im Vordergi-unde , der einer Dame zuhrt und eine Kleidung
von englischem Charakter trgt, scheint zu den Royalisten zu gehren. Der Mann in der grnen
Uniform und dem Zweispitz mit dem gewaltigen Federbusch ist vermuthlich einer der Ivriegs-Kom-
missai'e oder berschssigen Offiziere, die damals ohne Beschftigimg waren. Erst im Jahre 180.3
wm'den Verordnur^en in Bezug auf Militrpersonen erlassen, welche u. a. das Tragen von Feder-
bschen verboten. Das ausschliessliche Kleidungsstck der eleganten Herren war damals der Frack
von grauem, blauem, grnem, braunem oder violettem Tuch mit Metallknpfeu ; dazu ein runder breit-
kremjiiger Hut, kiu'ze Hosen, weisse Strmpfe oder weite Beinldeider und russische Stiefel mit
breiten Aufschlgen. Der Frack war ausserordentlich knapp und der Kragen desselben hochstehend
und enganliegend. Unter dem Fracke trug man scharlachfarbene oder weisse Westen mit einer Reihe
von Knpfen, feine gefaltete Jabots und Manschetten. Ausser den runden Hten wiu'den auch zwei-
spitzige, sehr grosse Chapecmx claques getragen, die ganz flach zusammengelegt werden komiten
und die man a Ja Vintimle nannte. Die Herren waren meist la Titus oder a la Caracalla fiisirt.
Zu dem Hauen Frack gehrten gelbe Knpfe ; zu dem grnen Frack, der in allen Nuancen getragen
wurde, weil grn die Leibfarbe des ersten Consuls (Bonaparte) war, nahm man weisse Knpfe.
Das Tragen von hohen Stiefeln, welches militrische Neigungen andeuten sollte, wm-de schliesslich
so allgemein, dass Herren mit hohen Stiefeln auch in den Salons zugelassen wurden.
Obwohl die weibliche Tracht imter dem Consulat der Grecomanie nicht mehr in so bertriebenem
Maassstabe huldigte, wie imter dem Directoriiun, geht sie in der Entblssmig des Krpers immer noch
sehr weit. Die Damen brachten dieser unsinnigen Mode nicht nm- das Opfer ihi-er Gesundheit,
sondern auch das ihres Lebens. Man citirt als solche Opfer Frau Ch. de Noailles, die, neunzehn Jalu-e
alt, beim Verlassen eines Balles starb, Fridein de Juigue, achtzehn Jahi-e alt, Frulein Chaptal,
sechzehn Jahre alt, und die Fi'stin Tufaikin, siebenzehn Jahre alt. Gleichwohl war die weibliche
Tracht luiter dem Consulat bei weitem gemssigter als diejenige unter dem Directorium, wo man
bereits so weit gediehen war, die Nacktheit fr die Lieblingsmode der Damen zu erklren luul
ber eine Tracht h la sauvage zu berathen. Immerhin verrieth die enganliegende, weit aus-
geschnittene, mit ganz schmalen Achselstcken versehene Robe noch genug von den weiblichen
Reizen. Mau trug jedoch keine Gazekleider mein- und schlitzte die Kleider auch nicht mehr an
der Seite auf, so dass das ganze Bein sichtbar winde. Doch wirft noch Prud'homme in seinem
Miroir de Paris (1807) den Damen vor, dass sie das Aussehen htten, als kmen sie aus der
Badewanne und als wre ihnen daran gelegen, ihre Formen durch die dm'chsichtigen Gewnder
sehen zu lassen. Obwohl die Vorliebe fr das Alterthiun immer noch herrschend war, gab man doch
schon um 1800 die Tunika auf. Das km-ze Leibchen hat ebensowenig etwas Griechisches wie der
Hut, die Kapuze und der Tiu'ban mit Federstutz. Auf unserem Bilde sieht man jedoch noch eine
Dame, welche ihren Kopf mit einem Schleier nach antiker Manier umwunden hat. Im Jahre 1802
wm-den allgeiein gelbe Strohhte getragen, von denen man damals zwanzig Fagons kannte.
Schon seit 1800 war es Sitte, dass die Damen blonde oder braime Perrcken trugen, die nach
antiken Mustern, meist nach Bsten rmischer Kaiserinnen, fi-isirt waren. Solche Perrcken gehrten
auch zu den Hochzeitsgeschenken. Die Tochter des ermordeten Deputu'fen Lepelletier-St. Fargeau,
welche von der Republik ausgestattet wurde , erhielt zwlf Perrcken. Doch gab es Damen , die
ilu-er vierzig hatten.
Die Halbfigiu-en unterhalb der Hauptdarstellung sind Modejournalen aus der Zeit von 18001803
entnommen.
getragen wurde. Nr. 10. Sfcvohliut mit einer TlHiaubi'
Nr. 1. Kapotthut aua Perkai (indischer Kattun.) - Nr. 2 nnd
darunter.
-
Nr. U und 12. Zwei Jlmeiinsis. Die eine
3 NegUgehauben mit TUbesatz; dazu ein Ficlin (Busen-
trgt eine liapottartige H.inbe mit qesteilten Rfisilicn.
-
tuch.) - Nr. 4. Turban mit Stirnlckchen, - Nr. 5. Hut
j,r. 13. Beispie! brgerlicher Tr;ul,l, i .. w.l 1. r lus,.,,
von dnrclibrochenem Stroh, ctejifaiKjespaitavf genannt.-
nnd Hals verdeckt wurden, ohne d;.
Nr. 6. Kostm i la Vestalin. - Nr. 7. Atlasjiickchen mit
andern Schnitt erhielt.
-
Nr. 14. Tm ,
Schwanenpelz besetzt. Nr. 8. Leibchen mit offenen Aer-
j(,._ jj^ Frisur nach antiker Mode Ni. Ir llut i h li
mein i l'athenienne. - Nr. 9. Grosse Haube, die im Hause I
garischer Art (d ta hcgmise).
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FRANKREICH
TRACHTEN DER IMODEHERREN, 1801, 1805.
KLEIDKG JE NACH DEM BERUF.
Der Morgenverkehr; die Thiir eines Reichen (Dehnco^t/ti, Monat Ventose im Jahre 13, 1805.;
Der Kupferstecher Dehucourt hat auf unserer Tafel, einem jener colorirten Stiche, mit denen
die Bourgeoisie ihre Speisezimmer zu schmcken pflegte, eine Reihe Clienten und Bittsteller ge-
zeichnet, vrie sie die Thr der Reichen zu belagern pflegten, Maler, Musiker, Sprachlelu-er, Literaten,
Gelehrte und verschmte Arme.
Vir befinden uns ungefhr um 10 Uhj Morgens in der
Chanss^e-d'Antin. Ein junger Mann ist eben im Begriff,
die Treppe hinaufzusteigen. Eine Dame in der antildsirenden
Modetracht berschreitet, von einem Herrn in elegantem
Garrick geleitet, die Schwelle. Hinter ihr im Vordergrunde
fulgt der Poet, schwarz gekleidet, mit einer Dedikations-
epistel in der Hand, in der Tasche einen Roman von der
belohnten Tugend". Ihm zur Seite brstet sich der Maler
aus derantikisirenden SchuleDavidsraitsorgfltigdrapirtem
Mantel. Die Dame mit ihren drei Kindern, deren jngstes
von der Amme getragen wird, in gesucht einfacher Tracht
hat wolweislich bei ihrem Bittgange ihren Mann zu Hause
gelassen. Zwischen ihr und der Amme erscheint im hohen
Dreispitz der Kopf eines jener angeblich Naiven, die ihren
Patronen mit geheuchelter Aufrichtigkeit VFeihranch
streuen. Dann folgen in einer Keihe ein Musiker im
blauen Frack mit goldenen Knpfen, Kniehogen und Es-
carpins, ein alter Maler, der auf einen langen Stock ge-
sttzt ein Staffeleigemlde unter dem Arme trgt, und ein
Architekt mit seinem neuesten Bauplan.
Hinter den drei Knstlern schreitet eine Anzahl weniger be-
stimmter Typen
,
jnnge und alte Leute in der Tracht der
Uebergangszeit, einher.
In der Ecke links haben sich drei Toilettenknstler , ein
Schuhmacher, ein Schneider und ein Hndler mit Ver-
schnerungsmitteln zusammengefunden. Der letztere trgt
eine gepuderte Perrcke, sodann Frack mit rosa Aufschlgen
und gestreifte Strmpfe.
Hinter ihnen hrt auf seinem Tbury ein Coiffenr mit ver-
schiedenen Schachteln vorber. Nach der Aufschrift der-
selben begiebt er sichln das Hotel der Madame Malvina Fricot.
Die Kutsche des Finanzmannes, um dessen Thr sich all' diese
Parasiten sammeln, hlt im Hintergrnde.
Die Mauerauschlge kndigen ffentliche Versteigerungen,
unfehlbare Mittel, Leihhuser, eine neue Stiefelwichse,
Festlichkeiten, Blle, Concerte, Feuerwerk u. s. w. an.
Die 15 Modefiguren des oberen Theils der Tafel zeigen, wie sich whrend des Zeitraums von
18011805 aus den Thorheiten des mnnlichen Kostms der Incroyahles von 1797 allmlig die
einfachere moderne Tracht entwickelt.
Kostm eines jungen Mannes.
Gesellschaftsanzg.
Morgenkostm.
Pariser Kostm.
Tracht eines jungen Mannes.
Grosse Toilette.
Ueberrockl'^cuyfere. WestevoiiSchwanen-
pelz.
Pariser Kostm.
Franzsisches Kostm, englische Mode.
804. Nr. 8. Alpaccarock mit Kapuze.
10. Frack in Savoyardenbraun , aprikosen-
farbene Hose.
12. Pariser Kostm.
13. Morgentostm eines jungen Mannes.
805. 11. Pariser Kostm.
14. Pariser Kostm.
Die Figuren sind Aem Jmirnal des da7nes et des modes eni-
Vgl. E. u. J. de Goncow% L'art du XVlIIe siecle. Deleduze^ Louis David, son ^cole et son
tenips, 1855. De Jouy, L'Ermite de la chausse d'Antin, 18121814.

Frud'hmnme^ Miroir
de Fancien et du nouveau Paris, 1807.
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BT
SCHWEDEN
DIE LAPPLNDER.
TRACHTEN, WERKZEUGE, WOHNUNGEN ETC.
Nr. 40.
Mann aus Kaitum. Lappmarken.
Nr. 43 u. 44.
Hochzeitskostm inKarasjat, Finmarken; der Mann, Mossan,
Nr. 44; die Fran, Mossa, Nr.
"43.
Nr. 45.
Mutter und Kind. Die Wiege, Ka&etn, hingt an den Deck-
balken. Lappmarken.
Nr. 46.
Der Berglappe, Fiall-lapp, bewaifnet mit dem SpaggoJi . dem
Brenspiess. Bezirk Lule, Lappmarkeu.
Nr. 62.
Lappe mit Schneescliulien, SuJiSi. Kaitum.
Nr. 68.
Metallpfeife mit Homspitze.
Nr. 96.
Njalla-, Speisekammer.
Nr. 97 u. 98.
Tragbares MilcMnnchen mit Lffel, Miolk-kagge, Man trgt
es an einem durch zwei sen gezogenen Strick.
Der Stab des Schneeschuhlnfers, SuUi.
Nr. 106.
Das Dolchmesser in der Scheide, der Knif.
Nr. 103.
Das Gestell des lapplndischen Zeltes, der Kata.
Nr. 105.
Der obere schaufeifrmige Theil des Hirtenstabes, der KtaUa.
Holz mit Reunthierhorn eingelegt und gravirt.
Nr. 107.
Der Frauengrtel, (himw-lal, mit dem ganzen Nhapparat,
Nadelkissen, Vorstecher, Scheere u. s. w. Vgl. Nr. 110,
111, 120. Gnrtelagraffen und Schnallen aus gravirtem Eenn-
thierhorn oder Metall.
Nr. 108 u. 123.
Kleine Llfel aus gravirtem Reunthierhorn, Skedars.
Nr. 109.
Frau aus dem Bezirk Lule in einer grossen Kapuze, Kladd,
die das Gesiebt einschliesst und aus der oben ein Haar-
bschel hervorsieht.
Nr. 112.
Winterschlitteu , Pulke, fr einen Mann und ein Gepck-
stck. Der Kerres ist nur fr Waaren bestimmt, der
Lakkek hermetisch verschlossen.
Nr. 114.
OhrlfFel, 0,08 cm. lang, aus gravirtem und durchbrochenem
Hrn mit beweglichen Metallringen. Er wird in den Haar-
flechten oder in einem Beutel getragen.
Nr. 115 u. 116.
Thonpfeife, Lirpipa. und Tabaksbehlter, aus Holz mit einem
Kettchen, an dem der Pfeifenrumer herabhngt.
Nr. 117.
Der Stab des Schlittenkutschers, Kor-happ , mit dem er den
einzigen Zgel des Rennthieres regiert, indem er ihn von
der Linken zur Rechten und umgftkehrt herberzieht; der
obere Theil ist aus gravirtem Renuthierhorn.
Nr. 118.
Mdchen aus dem schwedischen Lappland. Die Haare . in
einen Zopf geflochten, links ber die Brust hngend.
Nr. 119.
Winterstiefel, Vinter-slior, mit geflochtenen Bndern.
Nr. 121.
Suppenlffel ans Birkenholz , Kokse af bjorl' , der Stiel mit
aufgelegtem, gravirtem Renuthierhorn.
Nr. 122.
Lappe aus dem Bezirk Lule. Besonders mannigfaltig ist die
Form der Mtze, des Seita. Den verschiedenen formen ent-
spricht eine Unzahl von Namen, rinUr-runtar , eine Pelz-
mtze, Ealtia, in Vasenform u. s. iv.
Nr. 124.
Geldbeutel , Penm'ngpungar, aus seideiigesticktem Leder mit
Ziehschnuren. Sie wurden nach alter Mode am Halse ge-
tragen.
Nr. 125.
Sommerstiefel, Sommar-sJcor, mit langen Bndern.
Nr. 126.
Ring von vergoldetem Silber mit kleinen beweglichen Ringen.
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BE
SCHWEDEN
SCHWEDEN, ISLAND UND LAPPLAND.
Nrn. 40, 41, 43. 44, 45, 46 u. 47 den Text zur Tafel BT ber die Lapplnder.
. Sdermanland. Kirchspiel Wingkir.
Wintermantel ans Schaffell, zusammengehalten
Nr. 34, 35 u. 36. Dalekarlien. Kirchspiel Leksand.
Familie im Sonntagsstaat {Sommertracht). Der Hausherr, ein
Dannemaa, d. h. ein freier Bauer, trgt einen rothen Ueher-
ziehei mit gestickten Schulterstcken, der durch eine ehen-
solche Agraffe zusammengehalten wird. Darunter eine
Weste mit rothem Verstoss. Weisse Hose und Strmpfe
mit buntem Strumpfband. Ausgeschnittene Schuhe und
niedriger Filzhut.
Die Frau in niedrigem, vom geschnrtem Mieder. Das
Hemd , ber dem Mieder durch eine Schnalle zusammen-
gehalten ,
geht in zwei breite Aufschlge mit farbiger
Wollstickerei auseinander; darber ein leinenes Busentuch.
Die spitzenbesetzte Haube verdeckt das Haar. Schurze
von gestreiftem WoUenzeug. Das Schrzenband bildet einen
Grtel , dessen Enden seitwrts herabfallen. Kurzer ge-
streifter Kock von dunkler Farbe. Weisse Strmpfe,
Schuhe, deren Detail Nr. 36 giebt. Das Hubchen des
Kindes ist dft* Kallama der verheiratheten Frau hnlich,
nur im Nacken fr die herabhngenden Zpfe offen.
Nr. 37. Provinz Bleking.
Junge Frau im Sommerkostm. Eine Frisenrin, meist eben-
falls eine Bauerfrau, arrangirt den Zopf, der sich um das
Hubchen legt. Das Mieder aus schwarzer Seide oder eben-
solchem Sammet mit weissen Seiden- oder Silberschleifen
lsst die weiten Aennel des Hemdes frei, das am Halse
mit einer Agraffe geschlossen ist (vgl. Nr. 19 und 20 der
Schmucktafel), das blaue Seidentuch auf den Knieen der
Frau wird unter dem Mieder getragen und unterhalb der
Agraffe zusammengeschlagen. Die Schrze verdeckt den
Rock zum grsseren Theil. Schuhe mit Rosette und kleiner
Silberschnalle.
, 38 I Dalekarlien. Kirchspiel Rattvik.
Bauer und Mdchen im Sonntagsstaat. Der Bauer trgt
Rock , Weste und Strmpfe von derselben Farbe , blau-
schwarz oder braun. Hose von hnlicher oder lederartiger
Frbung. Hutschnur mit Eicheln an den Enden. Rock
und Kragen mit rothem Verstoss.
Die weibliche Kopftracht ist eigenartig, lieber dem
spitzenbesetzten Leinenhubchen eine hohe schwarze roth-
besetzte Tuchmtze, die mit ihrer Spitze an den asiatischen
Pileus erinnert , hinten geschlossen bei den Frauen, offen
bei jungen Mdchen. Das Mieder ist vom verschnrt,
durch Achselbnder gehalten. Das Halstuch wird durch
einen Knoten und zwei Schnallen befestigt. Schmale ge-
streifte Schrze, wie sie die Italienerinnen tragen, kurzer
dunkelfarbiger Rock, sehr dicke rothe Strmpfe, die mit
einer Falte auf die Schuhe herabfallen. Das Mieder ist roth
fr die Frauen, blau oder schwarz fr die Mdchen.
Nr. 42. Schonen. Bezirk Jerrestad.
Das halbe Kostmbild gehrt zu der Gruppe der Verlobten
auf der Tafel mit dem FUntenhahn Nr. 18 und Nr. 29 auf
der Tafel mit dem gekrnten A.
Nr. 48. Island.
Junges Mdchen aus Reykiavik im Festgewand.
Die dunkle
oder schwarze Tuchtaille ist vom und hinten mit silber-
gesticktem Sammt galonirt. Am Saum des Kleides vier
rothe Sammtstreifen. Ein steifer schwarzer Kragen um-
1 schliesst den Hals. Er ist mit einem regelmssigen Muster
in Silber gestickt. Ein zweiter hnlich gestickter Hals-
kragen ist im Nacken umgelegt. (Das Stickmuster ebenso
wie das Detail des einfachen Lederschuhs am unteren
Ende der Tafel.)
Das bloiitle Haar der Islnderinnen, gewhnlicli lose ge-
tragen, verschwindet bei festlichen Gelegenheiten unter
einem schwarzen, roth gernderten Seidentueh, ber dem
sich ein gesteiftes Leinwandstck, nach vorn getragen, wie
ein Helmkamm erhebt.
Der Aermel ist am Handgelenk mit Silber galonirt und
geschlitzt. Die OeiFnung ist durch schellenhnliche Silber-
knpfe geschlossen. Der durch eine Schnalle befestigte
Grtel ist ber und ber mit goldenen oder silbernen
Ornamenten in Gestalt von Eichenblttera oder herzfrmigen
Plttchen bedeckt. (Vgl. Tafel B S Nr. 79.) Von einem
goldenen Halsband hngt eine Kette mit Medaillon herab.
In Betreff der islndisclien Tracht vgl. Tafel B S Nr. 65, 67, 69, 72, 74, 79, 83, 86 u. 87.
Wegen des Urspmngs der Originale und der Literatur s. den Text zu Tafel B S.
a>2-2-
SWEDBN SUEDE SCHWEDEN
Imp. Tirmin DidoT, et C**.Par
BS
SCHWEDEN
SCHWEDEN, NORWEGEN, ISLAND UND LAPPLAND.
TRACHTEN UND SITTEN, HAARTRACHTEN, SCHIVIUCK, GEBRAUCHSGEGENSTNDE etc.
Lappland. In Betreff <
Island. - Zu Nr. 63, 67, t
r. 62 ?t. 69 vgl. den Text bu Tafd BT.
76, 83, 86 u. 87 vgl. Tafd B R AV. 48
Die Nationaltracht der Islnder ist verschwunden; sie tragen jetzt eine Jacke aus Vadml und
eine lange Tuchweste wie die Elssser. Wir geben daher nur ilu-e Unterkleider und die Fischer-
tracht.
Nr. 72.
Familie ans Hiiappavellir. Der Mann trgt ein Hemde aus
weissem Flanell, eine Filzhose mit Tragbndern, die sich
ber der Brust kreuzen, Wollstrmpfe bis ber die Kniee
und Schuhe mit Bndern, die sich um das Bein schlingen.
Zu dem Kostm der Frau vgl. Tafel BR Nr. 48, zu der
Galonirung des Rockes Tafel B S Nr. 72 und zu der Kopf-
bedeckung Tafel BS Nr. 65.
Nr. 74.
Fisoherkostm aus wasserdichtem Seehundsfell. Kurze Bluse
mit Kapuze, am Knchel fest zugebundene Hosen, Filz-
mtze wie die Neapolitaner oder grauer Hut mit schmaler
Krampe.
Nr. 86.
Tabaksbeutel in Leder mit Kupferbeschlag.
Nr. 79.
Grtelbeschlag in Bronze mit grobem Filigrau.
Nr. 83 u. 87.
Durchbrochene Knpfe in Schellenform mit Gehnge.
Schweden und Norwegen.
Ganze Figuren Nr. 80. 81 u. 95.
Nr. 80. Schonen, Bezirk Jerrestad.
Junge Frau, zum ersten Kirchgnge kostmirt. Sie trgt
chzeitsschmuck, statt der Brautkrone aber
weisses Kopftuch mit hinten auseinander stehenden Enden.
Dazu ein Mantel, bestehend aus einem Rock, dessen Taille
das Halsstck bildet. Vgl. Nr. 81. In diesem Kostm
wartet die Kirchgngerin in dem WafFensaal, wo man sonst
die Waifen , jetzt den Stock ablegt , bis man sie in die
Kirche selbst abholt.
Nr. 81. Schonen, Bezirk Torna hrad.
Frau in Trauer. Ein schwarzer Rock ber den Kopf ge-
zogen bildet einen Mantel mit Kapuze, die das ganze Ge-
sicht bedeckt und nur ein uge frei lsst. Ist der Ver-
storbene ein entfernter Verwandter, so tragen die Frauen
nur ein weisses spitzenbesetztes Kopftuch, unter dem Kinn
zusammengefasst und das Gesicht einschliessend , blaue
Strmpfe und Rcke, schwarze Schrze und schwarzes
Mieder. In Dalekarlien ist die Trauerfarbe gelb, in Suder-
manland fttert man den Trauermantel roth.
Nr. 95. Sudermanland, Kirchspiel Wingker.
Winterkostnm. Frau und Kind.
Die Haartracht der Sjel-
fran, der verheiratheten Frau, besteht in einer den ganzen
Kopf bedeckenden Haube, darber eine zweite rothe, mit
gelber Seide gestickte Haube, Charldkana-mossa, flach, mit
sichtbarem Boden. Ueber dieser Haube breitet sich ein
Kopftuch aua , das im Nacken zusammengeknpft wird.
Im Winter einen Mantel aus Lammfell, die rauhe Seite
nach aussen, auf der Brust mit einem rothem Tuchgrtel
Das Kind trgt einen hnlichen Mantel, am Hals und
in der Taille zusammengeschnallt, Imit Handtaschen yer-
sehen. Rothe Wollmtze von phrygiscber Form.
Eaarirachteii.
Nr. 49, 50. 63.
(''erscliiedene Ansichten der Haube.
Nr. 95.
iudermanland, Kirchspiel Ortheratha, Bezirk Oppunda, Win-
gker.
Haube.
Nr. 51.
Frauenhaube, schwarz, bunt gestickt. Schweden.
Nr. 55.
Frauenhaube, Musselin ber Draht^gestell, Spitzen, knstliche
Blumen, Seidenbnder. Schweden.
Nr- 56.
Haartracht. Hallingdal, Provinz Aggerhus.
Nr. 57.
Haube einer Verlobten in Schonen, binnen, breite Spitzen-
bnder, die man offen trgt. Flacher Boden, Wollstickereien
mit Perlen, mit umgeschlagener federbesetzter Kante.
Nr. 58.
Schwedische Frauenbaube, von hinten gesehen. Der hohe
Aufbau mit Spitzen und Perlen besetzt, an jeder Seite eine
Hahnenfeder und knstliche Blumen, am untern Rande
farbige, gestickte Bnder.
Nr. 59.
Filzhaube, Valde
Haube, Nu
Romsdal.
Nr.
Nr. 76.
Leichte Haube aus Leinwand mit zartfarbigem Seidenband.
Warend, Provinz Smaland.
Nr. 77.
Beguinenhubchen, gestickte Seide. Schweden.
Nr. 78.
Flgelhaube. Seitenansicht. Vos, Provinz Bergen.
Nr. 82.
Haube. Nordmore, Amtsbezirk Romsdal, Provinz Drontheim.
Nr. 90.
Sogn, Provinz
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V?-
8CHWEDEN
LAPPLNDISCHE, NORWEGISCHE UND SCHWEDISCHE TRACHTEN.
himl mul Lapplnml. I'y/. dn, Text zu Ta/il BT.
Nr. 18 sirk Jerrestad.
Junger Mann und Mdchen im Brautstaat. Der Mann in
kurzer Jacke und Weste , beide mit einer dichten Reihe
silberner Knpfe besetzt. Hose und Weste aus gelblichem
Wollstoff. Steifer weisser Hemdkragen ohne Krlvatte.
Weicher Filzhut. Scbwarzlederne Reitstiefel, weisse
Strmpfe mit buntgesticktem Strumpfband,
Der reiche Brnstschmuck des Mdchens besteht aus ver-
goldetem Silber ohne Steine und Filigranarbeit (vgl. Nr.
14, 25, 26 auf Tafel BQ). Die Masse der unter dem Arm
befestigten Unterrcke verdeckt die Taille. Das Glieder
besteht aus Wollstoff, bisweilen auch aus Seide, der rothe
Wollgrtel endet in Troddeln, die auf eine feine weisse
Schrze herabfallen. In den von der Taille herabhngenden
Hftstcken (Silberspitzen auf rothwollenem Grunde) fhrt
die Braut ein tragbares Sitzkissen bei sich.
Der Kopfputz besteht aus einer geschlossenen Krone aus
Wolle mit herabfallender Feder und flachem Boden. Steifer
Hemdkragen ebenso wie bei dem Manne.
Das am Grtel befestigte Taschentuch ist ein Geschenk
des Mannes. Blaue oder schwarze Strmpfe. Ausge-
schnittene Schuhe ohne Hacken.
Nr. 20. - Dalekarlien. Kirchspiel Mora.
Bergmann und Ackerbauer in Wintertracht. Der Oberrock
ans grobem Tuch ist schwarz oder weiss je nach dem Canton.
Charakteristisch fr das Kirchspiel Mora ist der ForsUnn,
die Lederschnrze, von deren Grtel zwei Dolchmesser herab-
hngen. Der dicke eberzieher ist mit Schaffell gefttert.
Starke Schuhe mit breiten Schnallen. Filzhut mit schmaler
heruntergeschlagener Krempe.
Nr. 21 u. 22. - Provinz Bergen. Amtsbezirk Sondre-
Bergenhus. Kirchspiel Voss.
Neuvermhlte und Brautjungfer. In Betreff der Schmuck-
stcke vergl. Tafel B Q, Nr. 4, 9, 12, 17, 20, 23, 24.
Die Brautjungfer trgt ein Mieder mit Achselbndem aus
Wolle, mit schwarzem Velours-Besatz. Das Bruststck zeigt
ein farbiges Stickmuster in regelmssigem Mosaikstil. Das
Hemde endet in einen sclimalen Stehkragen mit Cravatte
oder Goldkette.
Die Brautkrone der Neuvei-mhlten besteht in einer
flachen von Schmnckgehngen umgebenen Platte, dem
Zeichen der Jungfrauenschaft, unter der das Haar
bis-
weilen durch eine Pertcke ergnzt frei herabwallt. Das
zusammengefaltete Taschentuch ist fr den jungen Ehe-
mann bestimmt und wird sorgfltig aufbewahrt.
Wegen der Herkunft der Originale und der Literatur vgl. den Teod zu Tafel BS.
SWBDRN
SCHWEDEN
^ll
A
SCHWEDEN
BAUERNTRACHTEN AUS SCHWEDEN UND NORWEGEN.
Nr. 23. Schonen, Bezirk Jerrestad.
Mdchen whrend der Ernte. Die ganze Betleiduug he-
steht ans einem langen Hemde, hoste sarlii}, das am Halse
mit einem Knopfe geschlossen, ber der Brust offen, durch
einen Wollengrtel zusammengehalten wird. Um den Kopf
schlingt sich ein gerollter Stoff, dessen Enden hinten lang
herabfallen.
Diese alterthmliche Bekleidung, noch vor dreissig Jahren
allgemein blich, bildete die gewhnliche Tracht der alten
Skandinavier mnnlichen und weiblichen Geschlechts. Die
Vornehmen trugen sie in Seide mit mglichst langer
Schleppe.
Nr. 24 und 25. Provinz Bergen. Hardanger.
Bauer im Sonntagsstaat. Brautjungfer.
Der Bauer in
langem, hellfarbigem Rock mit weissen Knpfen und schwarz
wollenem Verstoss. Weste mit gestickten Schssen, Leder
hose, weisse Strmpfe, Reitstiefel oder Schuhe mit silbernen
Schnallen. Mtze mit Pelzaufschlag. Uebergeschlagene:
Hemdkragen mit bunter Cravatte. Das ganze National-
kostm entstammt dem Ende des vorigen Jahrhunderts
und wurde noch um 1840 regelmssig Sonntags getragen
Die Brautjungfer , meist selbst eine verheirathete Frau
trgt das Brautkrbchen aus bemaltem Holz. Bemerkens
werth ist der weisse Fuss ber dem wie gewhnlich dunklen
Strumpf. Die ausgeschnittenen Schuhe sind ohne Band
und Rosette.
Nr. 26. Dalekarlien. Kirchspiel Leksand.
Frau und Kind. Wintertracht. Die Mtze aus spitzen-
besetztem Wollstoff mit flachem Grund bedeckt die Haare
vollstndig. Sie ist im Sommer aus Linnen. Unverheirathete
Mdchen tragen sie hinten offen, so dass die bebnderten
Zpfe darber hervorhngen. An den Schuhen ist der
mitten unter dem Fuss befindliche Absatz hemerkenswerth.
An das niedrige Mieder fgt sich ein am Halse an-
schliessendes Brusttuch. Als Ueberjacke dient eine weisa-
woUene Weste mit Lammfellbesatz. Von der Hfte fallt
ein meist fein vertikal gemusterter Rock auf eine graue
oder blaue, in der Trauer gelbe Schrze. Die Dale-
karlierinnen, ebenso wie die Lapplnderinnen, tragen ilu-e
Kinder in einer Art Futteral auf dem Rcken.
Nr. 27 und 28. Provinz Drontheim. Amtsbezirk
Eomsdal. Gerichtsbezirk Sondmor.
Mann und Mdchen im Hochzeitsstaat. Die Neuvermhlte
trgt die Brautkrone aus vergoldetem Kupfer. (Vgl. Tafel
BQ. Nr. 21.) Diese der Kirche gehrige Krone wird nur
der untadligen Jungfrau vom Geistlichen aufgesetzt und
mit Blumen geschmctt. Farbige , mit schwarzer Spitze
besetzte Bnder fallen an den Seiten herab. Das Haar, in
der Mitte gescheitelt, wallt frei ber den Rcken.
Eine Art Pelerine aus Wolle , mit Spitzenstreifen und
seidenen Schleifchen gamirt, bedeckt die Brust. Das rothe
Mittelstck ist mit einem durch Kettchen gehaltenen
Goldschinuck decorirt. (Vgl. Tafel BQ. Nr. 9.) Das Ende
der Pelerine wird durch eine Breche an dem Mieder be-
festigt. Der kleine Muff ebenso wie der Wollgrtel, dessen
Ende ber die kurze Schrze herabfllt, ist mit kleinen
Schmuckstcken und Agraffen besetzt. Dunkelfarbiger
Rock mit zwei Parallelstreifen und Soutache. Dunkle
Strmpfe. Ausgeschnittene Schuhe mit silberner Schnalle.
Der Mann trgt einen hohen Seidenfilzhut mit schmalem
Bande, das vom durch eine Silberschnalle zusammen-
gehalten wird. An den Ecken eingeschlagener Stehkragen
mit bunter Cravatte. Kurze Weste in spanischem Schnitt
ohne Grtel. Scharlachfarbene, weiss gefutterte Jacke mit
weissen Knpfen.
Nr. 29 und 30. Schouen. Bezirk Ingelstad.
Mann und Frau im Hochzeitsstaat.
Der Brustschmuck der
Frau ist aus vergoldetem Silber (vgl. Tafel B Q. Nr. 14, 25.
26). Der Mann trgt ein Reitcostm.
Nr. 31 und 32. Sdennanland. Kirchspiel Wingkir.
Braut und Brutigam. Der hier nicht abgebildete Hut
ebenso wie bei Nr. 27. Der Ueberrock ist eine Art weisser
Kaftan aus ungebleichter Leinwand, Walmar genannt.
Knopflos bildet er ber der Brust einen Aufschlag, der
das lichtpurpurne Futter sehen lsst. Weste in Tricot,
enge Hose, weisse Strumpfe, Schnallenschuhe. Um-
geschlagener, spitzenbesetzter Hemdkragen.
Die Braut in hoher Leiiiwandmtze, die, sich mitrenartig
von der Stirn erhebend, die Haare bedeckt und in zwei
Spitzen endigt. lieber den Rcken fallen von derselben
buntfarbige Bnder herab. Umgeschlagener Hemdkragen
mit Spitzen besetzt. Eine Art Spencer aus feiner schwarzer
Wolle bedeckt den oberen Theil des Mieders und ist dort
mit einer breiten Doppelagraffe befestigt. Eine hnliche
Agraffe schliesst den Grtel ber der Seidenschvze und
dem scharlachenen Rocke. An dem Grtel wollene Franzen-
teher und eine Schnur befestigt, von der Ledersckeben
mit Silberlffel, Messer, Gabel, Nadelbchse u. s. w.
herabhngen.
Wegen der Herhinft der Originale und der Literatur s. den Text zu Tafel B S.
V
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3WEDBN
5i:HWEDEN
-i?^^
SCHWEDEN UND NORWEGEN
LANDLEUTE
11 12 2 1 5 4 3
10 9 8 7 6
Die Nr. 1 bis 5 stellen Einwolmer Dalekarlieus tlar, einer nrdlielien Provinz Schwedens,
deren gebirgiges Terrain die Bevlkerung auf den Bergbau (Kupfer, Eisen, Blei) anweist. Das
Kma ist rauh und der Boden unfruchtbar, sodass die Bewohner hufig gezwungen sind, nach
fruchtbareren Gegenden auszuwandern.
Nr. 1 und 2. Einwohner von Mora, die sich mit der Uhrenfabrikation beschftigen.
Nr. 3, 4, 5. Familie aus Leksand im Sonntagsstaat. Die Tracht ist in der ganzen Um-
gegend die gleiche. Nm- durch die Farbe der Schrze unterscheiden sich die einzelnen Ge-
meinden von einander.
Nr. G. Eine reiche Buerin aus Scanieu im sdlichen Schweden im Sonntagsstaat.
Nr. 7 und 8. Bauer und Buerin aus Stersdalen (Norwegen). Der Hauptbestandtheil der
mnnlichen Kleidung ist eine ungewhnlich lange Hose, die durch den Hosentrger an die kurze,
mit der Jacke ein Stck bildende Weste angeknpft ist. Fr die weibHehe Tracht charakte-
ristisch ist der ungemein kurze doppelte Eock, der ber den Grtel empor gezogen ist, so dass
er oberhalb desselben ein Mieder bildet, das rothseidene Kopftuch und der plaidartige, aus selbst-
gefertigtem WoUenstoff bestehende Umhang.
Nr. 9 und 10. Braut und Brautjungfer aus Hardanger. Der vergoldete Figi-anschmuck
an der Brust ist nationale Arbeit, in deren Ornamentik noch uralte nordische Motive zu
erkennen sind.
Nr. 11 und 12. Braut und Brutigam aus Hitterdaleu.
Nach Exemplaren einer grossen Samnilung von schwedischen und norwegischen Costiim-
figuren, die auf der Pariser Weltausstellung von 1867 zu sehen waren.
i)
^d
BQ
SCHWEDEN
SCHMUCKGEGENSTNDE DER SCHWEDISCHEN UND
NORWEGISCHEN BUERES'NEN.
Nr. 1.
Mittelplatte eines Halsbandes mit Gehnge , das aus 5 fein-
gedrehten Silberschnren besteht. Oblonge vergoldete
Platte mit aufgesetztem Filigran und brillantartig ge-
schliffenen Steinen. Ein farbiger Stein als Gehnge, um-
geben von einem Kettchen , das ein zweites grsseres Ge-
hnge trgt. Norwegisch.
Nr. 2.
Brauttrone. Strahlenfrmig. Vergoldetes Kupfer und Silber.
DurchbrocheiiesFiligran. Rubinen undSmaragden. Facettirte
Gehnge. Norwegisch.
Nr. 3.
Broche. Vergoldetes Silber.
Nr. 4.
Grtel aus rother, grnbesetzter Wolle. Aufgesetzte quadra-
tische Metallplttchen mit beweglichen Scheiben. Agraffe
mit Hkchen. Die Platten gestanzt, die Agraffe und die
grssere Scheibe daneben mit aufgesetztem Filigran.
Nr. 5.
Mittelplatte eines Halsbandes, das aus 4 Kettchen besteht.
Farbige, rautenfrmig geschliffene Steine. Norwegisch.
Nr. 6.
Goldring mit beweglichen schellenartigen Kgelchen. Nor-
wegisch, islndisch und lapplndisch.
Nr. 7.
Brustgehnge. Die Broche hlt das Hemd zusammen , das
Gehnge breitet sich ber das Mieder aus. Goldgrund mit
aufgesetztem Silberfiligran, Rubinen undSmaragden. Schwe-
Nr. 8.
Ohrring in durchbrochenem Silber. Kleine Rosen, zwei
Rubine und bewegliche SUberbrochen. Norwegisch.
Nr. 9.
Broche, silbervergoldet oder Kupfer. Ausgestanzte Buckel,
von denen, eine bewegliche Scheibe oder ein byzantinisches
Krenz herabhngt.
Herzfrmiges Gehnge mit beweglichen Scheiben. Vergoldeter
Grund, Silberaiigran. Rubine. Das Medaillon ist hufig zu
ffnen und enthlt ein Liebespfand. Norwegisch.
Gehnge in Form eines Kreuzes. Vergoldeter Grund, Silber-
filigran, Rubine, Smaragden, Perlen in den Innenwinkeln
des Kreuzes, am Ende der Kreuzanne bewegliche Scheiben
Norwegisch.
Nr. 12.
Gehnge, medaillenfrmig, leicht convex. Vergoldeter Grund.
Silberfiligran, ohne Steine. In der Mitte der verschiedenen
Plttchen ein Metallperlchen in der Form einer beweglichen
Schelle. An den drei kleineren Hngern sind durch einen
Ring Mnzen befestigt, von denen je drei lancettfnnige
Blttchen herabhngen. Norwegisch.
Nr. 13.
Grtel aus auf Leder gesetzten, durch Scharniere verbundenen
Kupferplttchen, von denen bewegHche Ringe herabhngen.
Norwegisch.
Nr. 14.
Grosses Brustkreuz (Brautschmuck in Schonen) mit beweg-
lichen Plttchen.
Nr. 25 und 26.
Nr. 15.
Doppelknopf, als Agraffe am Hemdkragen. Von der Mitte
jedes Knopfes fllt eine Kette mit einem byzantinischen
Kreuz herab, an dessen Armen kleine Ringe hngen. Das
Silber ist leicht ciselirt.
Silberne Broche mit rautenfrmigen Gehngei
Brustgehuge aus vergoldetem Kupfer. Einfach gestanzt und
mit beweglichen Plttchen versehen, hngt es vom Hals bis
zum Grtel herab.
Nr. 21.
Brautkrone in getriebenem Kupfer, vergoldet mit Sternchen,
von denen bewegliche Platten herabhngen (vgl. die Tafel
mit dem gekrnten A Nr. 28).
Nr. 20.
Brnstschnalle. Vergoldeter Grund, Silberfiligraii, Rubine und
Smaragden. Norwegisch.
Nr. 23 und 24.
Braufckopfschmuck des Kirchspiels Voss. (Tafel mit dem
Flintenhahn Nr. 22.) Carton mit gesticktem Wollzeug be-
zogen, Kupferplttchcn mit SilberOligran.
Alle bbildwngen sind auf die Hlfte der natwiichen Grsse reduciii und stammen aus der schtve-
disclien Sedion der Pariser Ausstellung 1878. Sie sind Eigenthum des skandinavischen Museums
in Stockholm.
(Fr die Literatw vgl den Text zu Tafel B S.)
^33
BP
SCHWEDEN
DAS HOLZHAUS.

LANDLEBEN. DAS INNERE DER WOHNUNGEN.
HOLZGERTHE DES LANDMANNS.
Dos abgebildete Zimmer gelmi zu einem Sause mit Sparrendach (Byggastuga) , einem alten
Wohnimgstypus , dem man noch in mehreren Provinzen begegnet. Das dargestellte Exemplar
stammt aus dem Distrid Halmstad und Arstad in Halland.
Pas uonvegisch-schwedische Bauernhaus ist gewhnlich aus Fichtenholz erbaut, lUis von .Jahr
zu .Jahr an Hrte zunimmt und schliesslich der schrfsten Axt widersteht. Mehrere solche Gebude
bilden einen Gaard, eine Faiin. Der Schlatraum der Familie, der Schlafraum der Arbeiter, die
Speisekammer , der Werkzeugschuppen , der Stall , der Kornspeicher , der Backofen , alles ist in
bestimmten Zwischenrumen der Feuersgefahr halber in besonderen Gebuden untergebracht. Die
einzelnen Gaards sind oft durch meilenweite Entfernungen getrennt. Diese Isolirung zwang den
Landbewohner von jeher, sich fast alle Gebrauchsgegenstnde selbst anzufei tigen, ein Umstand, der
zur Jahrhunderte langen Conservirung der Formen und der Ornamentirung gefhrt hat.
Das Zimmer unserer Abbildung gehrt zu einem solchen Hause aus rohen oder behauenen,
durch Holzpflcke verbundenen Fichtenstmmen. Die Zwischenrume sind mit einer Mischung aus
Moos und Lehm verstopft. Das Dach besteht aus leichtem Zimmei-werk, mit Birkenrinde bedeckt.
Darber unterhlt man zur Verminderung der Feuersgefahr einen dichten frischen Rasen. Das
ganze Haus enthlt gewhnlich nm- zwei Bume, eine Art Vestibl mit nicht mehr als fusshohem
Eingange und ein gi'osses Zimmer, das zugleich als Schlafkammer , Kche imd gemeinsamer Ver-
sammlungsort dient. Das einzige Dachfenster liegt nach Sden.
Ein Bett ist mu- fr das Haupt der Familie und die Hausfrau vorhanden, alle Anderen schlafen
auf mit Stroh und Schaffellen bedeckten Bnken.
Die Aussenseite des Hauses ist meist mit einem rthlichen Anstrich versehen. Als Innen-
decoration dienen die an der Wand und an der Decke befestigten Linnengewebe der Hausfrau, die

der Gatte mit Wasserfarben bemalt. Die Motive dieser Malereien sind der Bibel entnommen (Ge-
burt Christi, Noah und die Arche, Opfer Abrahams), doch kommen auch Genrescenen vor, die dann
vielfach den Charakter der Caricatur annehmen. Der Boden ist mit Fichtenzweigen , im Sommer
mit Blumen bestreut.
Das Mobiliar ist das denkbar einfachste. Es besteht auf unserer Abbildung aus der
einer Wanduhr, einem secretrartigen Schrank, einem gefllig geschnitzten Tisch mit Schublade,
auf dem ein dreifilssiger Armleuchter, eine Butterbchse und anderes Gerth bemerkenswerth sind,
einer Bank, einer holzgeschnitzten, eisenbeschlagenen Lade fr die Garderobe und einer darauf
stehenden ovalen Hut- und Haubenschachtel aus bemaltem Holz. Im Dachgiebel und an der Seite der
Bettlade befinden sich Wandbretter, die mit bemalten Schsseln, Thonleuchtern u. s. w. bestellt sind.
Nr. 1.
Doppellffel, angefertigt fr die Neuvermhlten am Hoch-
zeitstag. 0,20 m lang.
Nr. 2.
Kaffeekanne aus geschnitztem und gemaltem Holz. Nor-
wegisch. 0,35 m hoch.
Nr. 3 u, 12.
Holzlffel aus der Provinz Herjeadale im nrdlichen Schweden.
15 und 13 cm lang.
Nr. 4.
Bierkrug aus geschnitztem und bemaltem Holz. Norwegiscli.
0,20 m hoch.
Nr. 5.
Lft'el mit gravirtem und gemaltem Stiel. 0,10 m lang.
Nr. 6 I
l>'^f
SWEDEN
SIIEDE SCHV/EDEN
Schirndt lith Imp tiimm Diiot et C*
BP
1)3^
HOLLAND
VOLKSTRACHTEN AUS DE]\I ANFANG DES XJX. JAHRHUNDERTS.
Fig, 1. - Brautkostiii; Inj^ol Marken, Zuideizee.
Fig. 2 u. 3.
Friesische Kostme. Der sch/pper oom , der
Onkel SchifFsfhrer und seiue Frau, die Tante in Fest-
tracht.
Fig. 4. Nordhollnderin aus lkmaar.
Fig. 5 u. 6. Dame und Dienerin, Friesland.
Fig. 7 u. 8.
Fischer von der Insel Eris oder Schokland.
Zuiderxee.
Fig. 9 u. 10. Bauer und Buerin, Gueldern.
g. 11 u. 12. MiUhfrau und Magd. Kotterdara.
g. 13 u. 14. Bewohner von Walfheren.
g. 15. Fischhndlerin, Scheveniiigen.
g. 16 u. 17. Bauer und Buerin von der Insel Zuid-
Beveland.
Fig. 18 u. 19. Nordhollnderinnen in Festtracht; Fig. 18
aus dem Dorf Catwyk an der Nordsee; Fig. 19 aus Volen-
dam an der Zuiderzee.
Die sechs Tafeln mit dem Tragkorb, dem Kaninclieri, dem gekrnten E, AO, AV, AX schildern
das Holland des XIX. Jahrhunderts und bilden die Vervollstndigung des von Maaskamp 18031807
in Amsterdam herausgegebenen Werkes, dem ein Theil der Abbildungen entnommen ist. Die brigen
Figuren der genannten Tafel sind theils nach Originalphotographieen, theils nach den Figiu-inen in
der hollndischen Abtheiluug der Pariser Welt-Ausstellung von 1878 angefertigt.
Fig. 1. - Brautkostm; Insel Marken. Die Kleidung der
Mnner auf dieser Insel ist sehr einfach ; sie gleicht der
der Fischer von Urk (vgl. Tafel A V Nr. 1), die der Frauen
ist charakteristisch und ffir Kinder und erwachsene Md-
chen gleichartig. Die Braut trgt eine leinene, mit feiner
Gaze bezogene und mit Spitzen besetzte Mtze, die mit
rothen und schwarzen Seidenbndern garnirt ist. Unter
derselben sehen ein paar Haarlocken ber der Stirn und
an den Schlfen hervor. Die rmel des Hemdes werden
zwischen Schulter und Ellenbogen sichtbar und enden ober-
halb des Handgelenkes in schwarzgestickte Manschetten.
Ein Stck rothen Stoffes umschliesst Hals und Brust.
Darber legt sich ein rmelloses gleichfarbiges Camisol,
das oben durch eine GoldagrafFe, unten durch Schnrsenkel
befestigt ist. Darber befindet sich ein zweites gelbes,
reich geblmtes Camisol mit breiten Achselstcken, ber
den Hften durch Fischbein verstrkt. Die braunen rmel
sind besondere Stcke. Unter dem dunkelblauen Rock
werden je nach dem Vermgen bis sechs Unterrcke ge-
tragen. Eine gro.sse, weisse Schrze, ein leicht geknpftes
Halstuch und Schuhe mit silbernen Schnallen vervollstn-
digen das Kostm.
kleinen Stadt in Feat-
Der Schipper ooni mit der woeff, Tante, kommt aus dem
Gottesdienst. Er trgt die hlzerne Kohlenpfanne seiner
Fran. Sein Kostm besteht aus einem langen Rock von
brauner Serge , ebensolchen Hosen , die unter dem Knie
durch ein Band befestigt sind, einer Weste aus Damast
mit .Silberknpfen, enger Halsbinde und unter dem Kinn mit
einem goldenen Dop^elkn^f geschlossenem Hemde. Unter
dem Dreispitz sitzt eine eingepuderte Perrcke.
Die Tante trgt eine vorn offene Jacke aus Zitz, einen viel-
fach geltelten Damastrock ber einem Hftwulst, ein
kattunenes Halstnch, ebensolche Schrze und einen mit
demselben Stoff gefutterten Strohhut.
Fig. 4. Nordhollnderin aus Alkmar. Der Kopf ist zu-
nchst von einer weissen, sehwaregeblmten Beguine um-
hllt, unter der nur zwei Lckchen an den Schlfen her-
vorsehen. Die Beguine wird durch ein breites biegsames
Goldblech um den Hinterkopf herum gehalten. Dasselbe
endet ber den Ohren in zwei offene lngliche Arme, auf
denen zwei andere Platten liegen, welche di-e Beguine am
Vorderkopf befestigen (vgl. Tafel E Nr. 4 u. 7, Tafel mit
dem Kaninchen Fig. 18). Dazu kommt noch ein Stirnstck
aus demselben Metall, das quer ber einen Theil der Stirn
fortluft und an seinem Ende bisweilen mit Perlen und
Diamanten besetzt ist (vgl. Tafel O Fig. 7 u. 10). Das
Ganze ist mit einer Haube mit durchsichtigem Gazeboden
bedeckt. Dazu kommt ein Schoossmieder mit langen r-
meln, ein Kamelotrock und eine seidene Schrze,
Fig. 5 u. 6. Reiche Frieslnderin und Magd. Die
letztere tragt ein weisses, unter dem Kinn durch eine
goldene Agraffe geschlossenes und ein rothes Fichu, das,
vorn offen, shawlartig eingeschlagen ist.
Die Herrin trgt eine fast runde Kopfbedeckung aus Spitzen,
die am Hinterkopf durch eine Goldplatte befestigt ist. Von
den beiden Enden der letzteren geht ein Goldfaden aus,
der sich reifenartig ber der Stirn erweitert und das Vor-
dertbeil des Kopfputzes sttzt. Darber sitzt ein Hut von
gleichem Schnitt aus feinstem Strohgeflecht mit einem ber-
zug aus geblmtem Zitz, von dem zwei lange Bnder ber
die Brust herabhngen.
Fig. 7 u. 8. ~ Bewohner der Insel Ens oder Schokland.

Der Mann ist bekleidet mit einer gestickten wollenen Kappe,
einer rothen Weste mit Silberknpfen, einer dunkelblauen
Jacke und einem wollenen berrock. Die Hose ist aus
demselben Stoff, die Strmpfe aus grauer Wolle. Als Fuss-
bekleidung dienen Holzschuhe.
Die Frau trgt ein Scharlachraieder, dessen rmel sich unter
dem Ellenbogen mit einem Knopf schlieasen. Charakte-
ristisch sind die Goldgalonniruiigen der Nhte. ber dem
Mieder sitzt ein blaues rmelloses Camisol. Ein blau und
violett karrirtes Halstuch ist cravattenartig geknotet. Die
Mtze ist ein turbanartig um den Kopf gewickeltes , vorn
gesticktes Stck Leinwand, unter dem das Haar vorsieht.
Der graue Rock ebenso wie die blaue Schrze sind aus
Wolle. Als Fussbekleidung dienen blaue Strmpfe und
Holzschuhe.
Fig. 9 u. 10.
Bauer und Buerin aus Geldern. Die
Frau trgt ein Spitzenhuhchen und darber einen grossen
mit blauer Seide geftterten Strohhut. Ein Busentuch aus
weissem Musselin und ein zweites aus geblmtem Kattun
umhllen den Hals. Das Mieder ist ebenfalls aus bedruck-
tem Kattun. Der Rock aus Wolle, die Schrze aus frie-
sischem Linnen.
Der Bauer ist bekleidet mit an den Seiten aufgeschlagenem
Hut, seidenem Halstuch, blauem Tuchrock, Weste und Hose
von gleicher Farbe, Wollstrmpfen und Schnallenschuhen.
Fig. 11 u. 12. -
Magd und Milchmdchen ans Rotter-
dam. Die jngeren Mchhndlerinnen tragen einen
grossen, vorn und hinten aufgeschlagenen Strohhut, mit
geblmtem Stoff" gefttert, grosse Ohrringe und Korallen-
halsband. Die Magd zieht das Geld aus einem grossen,
mit einem silbernen Haken am Grtel befestigten Beutel,
der in einer andern Abtheilung Nhutensilien zu enthalten
pflegt.
Fig. 13 u. 14. Seelnder, Bewohner der Insel Walchoren,
in Festtracht.
Der Mann trgt einen feinen Castorhut, eine langschssige
Weste aus dunkelblauem Tuch, dunkelfarbigen Rock, eben-
solche Hose, schwaree Strmpfe und Schnallenschuhe.
Die Frau tragt unter dem Strohhut mit an den Seiten her-
untergeschlagenem Rande ein geflteltes Hubchen nnd
Stirnblech. Den Oberkrper bedeckt ein Schoossmieder.
Dazu kommt ein gestreifter Rock und eine karrirte Lein-
wandschrze.
Fig. 15. Fischhndlerin aus Scheveningeu. (Vgl. Tafel
AV Fig. 23).
Hut aus grobem Strohgeflecht, mit geblmtem Zitz gefttert,
der Rand mit rothem Band besetzt; flacher Boden zum
Tragen von Krben. Darunter eine Haube aus Cambrai-
Leinen. Daran befestigt der gewhnliche Schlfenschmuck
aus Gold oder Silber mit Goldkugeln oder Perlengehnge.
Halsband aus Korallen mit Goldagraffe. Halstuch aus
Linnen. Mieder aus Serge oder Kattun, Rock aus blauer
Serge und gleichfarbige Schrze. Mntelchon ohne Kapuze
aus brauner Serge, mit rothem Flanell gefttert. Blaue
Strmpfe und schwarze Schnallenschuhe mit niedrigen Ab-
Fig. 16 u. 17. Seelnder; Mann und Frau von Zuid-Beve-
land. Der Mann trgt eine Weste aus Damast oder ge-
blmtem Kattun mit grossen durchbrochenen Silberknpfen.
Das Vordertheil der Hosen ist mit zwei grossen convesen
Silberknpfen geschmckt, whrend zwei kleinere die
Taschen schliessen. Ebensolche Knpfe schmcken die
Strumpfbnder, silberne Schnallen die Schuhe. Die schwere
Uhrkette hngt rechts ber die Hosen herab. Das Haar
wird lang getragen, ber der Stirn rund verschnitten.
Die Buerin in Visitentoilette kennzeichnet sich durch die quer
ber die Stirn von links nach rechts gehende hoofdnaald
als junges Mdchen. Sie trgt einen grossen Strohhut ber
einem auschliesseiiden Mtzclien mit goldenem Schlfen-
schmuck. Ein Stck geblmten Kattnns bedeckt Schulter,
Brust und Oberarm. ber dem weiss geblmten Mieder
aus schwarzem Damast kreuzt sich ein buntes, silber-
gerndertes Seidenband, Eine grosse silberne Agraffe sitzt
an der Schnibbe des Mieders und hlt die weite rothe
Leinenschrze. Eine silberne Kette tragt ein Etui mit
Messer und Gabel. Den Unterarm bedecken besondere r-
mel. Ringe an den Fingern und Schnallenschuhe.
Fig. 18
Die Fn
19. Fischerfrauen aus Catwyk und Volendam.
aus Catwyk tragt als Kopfputz ein gesticktes Gazo-
er einem schwarzen Kppchen, um das sich eine
breite bis oberhalb der Ohren reichende Goldplatte legt.
Von der Stirn ausgehend treffen mit derselben zwei andere
Goldplatten zusammen. Von den Enden des hinteren Kopf-
blechs hngen verschiedene Rosetten und Perlengchnge
herab. Goldene Halskette mit Agraffe, Halstuch aus Mus-
selin , durch eine Goldnadel geschlossen. Das sonstige
Kostm aus Kattun und Seide.
)ie Frau aus Volendam ist bei Weitem einfacher gekleidet.
Ihr einziger Schmuck sind Ohrringe und Korallenhalsband.
Ihre Haube ist ans feinem Linnen mit weit ber die Stirn
ragendem Spitzenbesatz, Leinenes Busentuch und Mieder
mit kurzen rmeln. (Vgl. das Detail der Mtze Tafel AX
Fig. 20).
Abbildungen nach TahUaux de Vhabillement , des mmirs et des costumes dans la Eepnhlique
hatave, au commencement du dix-neumeme siede, von E. Maaskamp, Amsterdam, 18031807; mit
Stichen von L. Portman, kolorirt von J.
Vgl. Andre Tlumin und Baron Trov/ve\ Voyage dans la Belgique, la Hollande et Tltahe,
Paris, 1841. Louise CoUetj Promenade en Hollande, 1859. L. Jean Aicard, Visite en Hollande,
1879. Felix Narjoux, Notes de voyage d'un architecte, 1875. Henry Havard, La Hollande
vol d'oiseau, Paris, 1881.
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HOLLAND H
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Nr. 4.
AV
Nr. 5.
HOLLAND
TRACHTEN DES XIX. JAHRHUNDERTS.
Haartrachten der Frauen.
Nr. 1. Friesiii aus Loeuwavden.
Nr. 2. Buerin aus Zaardain.
Nr. 3. Frau aus Beijprland.
Xr. 4.
Mdchen aus Ameland.
Nr. 5. Mdchen aus Groeningen.
- Mdchen aus Ter-Goes auf Zuid-Bevel
Nr. 7. Mdchen aus Krommenie.
Nr. 8. Frau aus Beijerland.
Nr. 9. Frau aus Dordrecht.
Nr. 10. Mdchen aus Kromraeiiii'.
Die alten Haartrachten, Stirn- und Schlfenschmuck haben sich fast ausnahmslos in Holland
erhalten und sind bisweilen nur durch Annahme des modernen Hutes wie Nr. 9 entstellt Die
eigentlich charakteristische Haartracht der Friesinnen findet sieh brigens nicht hier, sondern auf
Tafel 5.
Moderne Trachten , zu.saniuiGngestallt mit solchen aus ileni
Anfang' des JahrhuuderU.
Nr. 1, Fischer von der Insel Urkin der Suidersee.
Nr. 21 Aamprelier, Leichenbitter aus Middelhurg.
Nr. 3. Protestantischer Leichenbitter aus Amsterdam.
Nr. 4. Buerin aus Volendam.
Nr. 5. Fischer aus Zandvoort.
Nr. 6. - Frau von der Insel Urk.
Nr. 7. Fischerfrau von der Insel Marken.
Nr. 8. Waisenmdchen aus Amsterdam. Die beiden Hauben
daneben und die Details Nr. 12 n. 14 gehren zu dieser
Figur.
Nr. 9 u. 10. Fischer und seine
tail der Haube Nr. 20.
Nr. 11. - Fischer a
Nr. 13. Fischer von der Insel Urk.
Nr. 15.
Buerin aus dem Weiler Lagemaer, Insel Schouwcn.
Anfang des Jahrhunderts,
Nr, 16. Strohhut mit geblmtem Zitz gefttert.
Ni'. 17. Junger Mann und junges Mdchen von der Insel
Walcliercn im Kirmesstaat. Detail des HuU's Xr. 2K
Nr. 18. Junger Mann aus Walcheren.
Nr. 19 u. 21. Kopftracht, von zwei Seiten gesehen, Kain>
aus Stroh, Hubchen aus Spitzen, mit goldenem Schlfen-
schmuck. Westkste der Suidersee.
Nr. 22. Nordliolliindische Damen , erste Jahre des Jahr-
hunderts. Eine Mischung der allgemeinen Mode 18101815
und der nationalen Kopftracht.
Nr. 23. Fischhndlerin aus Scheveningen. Vgl. Tafel
Nr. 2. Fig. 15,
Nr. 26. Kopftracht der Fischhndlerin aus Zandvoort.
Strohhut mit Band und geradem Boden zum Tragen des
Korbes. Die Krampe aussen und innen mit buntem Zitz
bezogen. Hubchen aus Spitzen.
Nr. 27. Mdchen aus Hindeloopen im Stcd-'^htJje, dem durch
zwei Stbe fortbewegten Schlitten. Anfang des Jahr-
hunderts.
Nr. 29. Friesin aus Hindeloopen.
Nr. 24 u. 25. Kopftrachten der verheiratheten nnd unvcr-
lieiratheten Friesinnun.
Ni-. 15, 19 11. 27, Anfang (les XIX. .Jahrhunderts, aus der Sammlung Maaskamp.
Nr. 9, 10 u. 17 und die Details 12, 14, 16, 19, 20, 21, 24, 2.5, 26 u. 28 aus der Niederlndischen
Section der internationalen Ansstellimg in Paris 187S.
Die brigen Figuren nach Photographieen.
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HOLLAND HOLLANDE H OLLAND
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HOLLAND
SCHMUCKGEGENSTNDE. GOLDENER KOPFSCHMUCK DER FRAUEN.
PLATTEN, KNPFE, KETTEN UND BRELOQUES,
PFEIFENETUIS UND
MESSER DER BAUERN.
Fig. 1. Halsband eines jungen Mdchens aus Dordrecht;
Korallen mit goldenem ScMoss.
Fig. 2 u. 4. Theil des Schmnckes einer reichen Amster-
damerin. Stirnschmuck und Broche mit Perlen und Dia-
manten.
Fig. 3. Broche in GoldflHgran mit Perlengohngen, 4 cm
lang. Zeeland.
Fig. 6. Goldener Nadelknopf mit aufgelegtem Filigian,
3 cm Durchmesser; Dordrecht.
Fig. 6.
Goldornament, l^k cm breit. Amsterdam.
Fig. 7. - Stirnplatte; Gold; 18 cm lang.
Fig. 8. Ohrring; Goldfiligran; (Vgl. Tafel AV Fig. 10)
11/2 cm hoch.
Fig. 9. ~ Haarnadel; Silberfiligran mit Steinen; Dordrecht.
Der Kopf
2Hi
cm lang.
Fig. 10. Vergoldeter Kupferring, wie ihn die Friesinnen
um den Kopf tragen; 1517 cm Durchmesser.
Fig. 11. Korallenhalsband mit Schloss aus Goldfiligran,
(Vgl. die Frau aus Volendam Tafel AV Fig. 10.)
Fig. 12. Broche aus durchbrochenem Silber mit Steinen
und vier beweglichen Gehngen. 3 cm Durchmesser.
Fig. 13. - Kupferknopf, 21/2 cm Durchmesser. Zwei solche
Knpfe verbunden schliessen den Hemdkragen.
Fig. 14.
Kopfnadel in Spiralform mit reichem Gehnge
aus Filigran mit Korallenperlen. (KmUenne - belkkens
.)
12 cm lang. Dordrecht.
Fig. 15. Ebensolche Nadel, 5 cm lang. Insel Walcheren.
(Vgl. das junge Mdchen Tafel AV Fig. 17.)
Fig. 16. Agraffe aus Goldfiligraii, mit der die Hutschleifen
der Mdchen von Walcheren hinten zusammengehalten
werden. (Vgl. Tafel AV Fig. 28.)
Fig. 17, Goldene Kopfnadel. Viereckiges sich an das Ge-
sicht schmiegendes Plttchen, von einer andern gross-
kpfigen Nadel berragt; dazu ein durchbrochenes Gehnge,
dim ein die Nadel umschliessender Haken freie Bewegung
lsst. 8-9 cm hoch. (Vgl. Tafel AV Fig. 19 und 21.)
Fig. 18.

Ohrgehnge eines jungen Mdchens von Breda;
Goldfiligran; 12 cm hoch.
g. 19.
_ Silberne Uhrkette mit Schlssel; 2 cm breit;
Zuiderzee.
g.
20. - Schlussplatte des Hosengurts, von den Bauern
der Zuiderzee paarweise getragen; 8 cm Durchmesser,
g. 21.
Knopf und Kette von Silber; Blusenschluss des
Fischers von Volendam Tafel AV Fig. 9. (16 cm lang mit
Breloque.)
Fig. 22.
Broche mit daranhngendem Brustkreuz; Gold-
filigran; Schmuck der jungen Mdchen von Breda. 13 cm
Fig. 23. Olirgehnge eines jungen Mdchens aus Dordrecht;
Goldfiligran. 6 cm hoch.
Fig. 24.
- Kupfertnopf. (Vgl. Nr. 13.)
Fig. 25.
Agraffe aus Goldfiligran. (Vgl. Fig. 16.)
Fig. 26. - Schlfennadel; Gold; 6 cm lang. (Vgl. Tafel AV
Gruppe 17.)
Fig. 27 u. 28. Messer mit geschnitztem Holzgriff und
Lederscheide, von den Bauern in der Tasche oder am
Grtel getragen. 28 cm lang.
Fig. 29.
Broche aus Goldfiligran; Dordrecht; 41/2 cm breit.
Fig. 30.

Doppelter Goldknopf, Hemdkragenverschluss mit
sich daran reihenden Silberknpfen, 2^/2 cm Durchmesser.
(Vgl. den jungen Mann von Walcheren Tafel A V Gruppe 17.)
Fig. 31. Ebensolche Garnitur, getragen von den Bewohnern
von Volendam. Jede Medaille hat 3 cm Durchmesser.
Fig. 32 u. 33. - Pfeifenetuis, 32 mit gelbem, 33 mit ver-
goldetem Leder berzogen. Sdholland.
Fig. 34. Pfeifenetuis aus geschnitztem Holz. Von den In-
Der eigentliche Ursprung der goldenen und silbernen Kopfplatten lsst sich schwer ermitteln
Dieselben werden je nach den Gegenden in verschiedener Form getragen. In Nordholland sind sie
lnglich imd flach ; in Groningen endigen sie in eine Art Blume, in Over-Yssel, in Zeeland und an der
Zuiderzee in Spiralen. Die hoofdmaald legt sich quer ber die Stirn, bei den jungen Mdchen von
rechts nach links, bei den verheiratheten Frauen von links nach rechts. Der Schlfenschmuck, Spiralen
oder viereckige Platten sind ber ganz Holland verbreitet, variiren aber ebenfalls berall in der
Form.
Die Friesinnen haben zwei Kopfschmuckgamitiu-en fr gewhnliche Tage imd fr festliche
Gelegenheiten. Durch Anlegimg der letzteren machen sie bei Brautbewerbungen bemerklich, dass
ihnen der Freier genehm ist. Die Filigranarbeit der Gehnge, Brochen und Knpfe erinnert an
portugiesische Muster, ein Umstand, der wohl mit der Einwandenmg der portugiesischen Juden zu-
Ebenso typisch sind fr die Mnner die grossen Silberknpfe am Hemdkragen, an der Weste
und den Hosen. Von dem Messer trennt sich der hollndische Bauer niemals. Es dient zur Aus-
fechtung der blutigsten Einzelkmpfe.
Die Abbildungen sind nach Gegenstnden der Niederlndischen Abtheilung auf der Pai-iser
Weltausstellung von 1878 angefertigt.
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AX
TTOLLAND
INNERES EINES BITRGERHAUSES IN HINDELOOPEN
von beiden Seiten gesehen.
TYPUS EIXER ALT-FRIESISCHEN WOHNUNG.
Das Haus, welchem der dargestellte Innenraum entnommen ist und dessen Typus in den fnfzig
andern Hiiuseni in Hindeloopen und Molkwerum wiederkehrt, besteht aus zwei Stockwerken und
einem Boden. Der Giebel, der nach der Strasse zugekehrt ist, ist nicht abgetreppt, wie es in Holland
gewhnlich, sondern hat glatte Kanten. Ein aus schwarzen und weissen Ziegeln schachbrettartig
zusammengesetzter Fries trennt das Erdgeschoss von dem obern Stockwerk und in Wiederholung
letzteres von dem Boden. Dieser zweite Fries dient dem Giebel, der die Gestalt eines gleichseitigen
Dreiecks hat, als Basis. Das Erdgeschoss hat zwei Fenster und eine Thlu-, das obere Geschoss
zwei an den ussersten Enden angebrachte, enge, nur eine Scheibe breite Bogenfenster, zwischen
denen die Mauerflche leer und schmucklos geblieben ist. Ueber derselben ist eine gi-osse, kreis-
runde Luke angebracht, durch welche der Boden sein Licht erhlt.
Der Fussboden des Zimmers ist mit Thonfliesen gepflastert. Glasirte Fliesen bekleiden auch
die Wnde bis zur halben Hhe. Die steifen Fomien des Mobiliars erinnern an ihre frhere Her-
stellung durch die einfachsten Handwerkszeuge (Axt und Messer). Sie reichen bis in das fiiihe
Mittelalter hinauf, dessen Eigenthmlichkeiten sich noch heute bei den Friesen erhalten haben.
Charakteristisch ist die lebhafte Frbimg der Tische, Stiihle, Schrnke und des Betpults, welches
letztere noch mit religisen Gemlden verziert ist. Zm- Erklrung dieser Farbenlust ist es nicht nthig,
den Friesen, die ein altgeimanischer Volksstamm sind, einen orientalischen Urspnmg anzudichten.
Auch in den Niederlanden entwickelte sich fi-hzeitig ein reger Farbensinn, der im Anfang des
15. Jahrhunderts zm- Begriindung einer Malerschule fhrte , welche airf ganz Europa bestimmend
eingewirkt hat.
Die Tnihe an der Thr, der Eahmen des Kaminmantels und das Holzwerk des Alkovens, der
durch Schiebethren verschlossen werden kann, ist braun gestrichen.

Das ganze Zimmer war auf
der Pariser Weltausstellung von 1878 als Typus einer friesischen Wohnung in der niederlndischen
Abtheilung ausgestellt.
H L L A N C Ho:
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riOLLAM
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CF CG
SCHOTTLAND
NATIONALTRACHTEN.
IRISCHE BARDEN, KRIEGER DER HEIDNISCHEN ZEIT. HUPTLINGE, KRIEGER UND
BAUERN VOM MTTELALTER BIS AUF UNSERE TAGE ; DER BREAiWN DES CLAN.
Die altschottischen Sitten, besonders die Organisation des Clans, haben sich am lngsten und
reinsten bei den Hochlndern erhalten. Der Clan, ein Mittelding zwischen Stamm und Familie, ist
eine Gruppe, deren litglieder snimtlich denselben Namen mit dem Zusatz der Vorsilbe mac (Sohn)
tragen. Ein lair oder chieftain steht an der Spitze.
Die Fabrication des Tartan imd Plaid bei den Bretonen ist ausserordentlich alt. Die Farben-
zusammenstellung imd Zeichnung, insofern sie als Abzeichen der verschiedenen Clans gelten, nennt
man breacan. Das Gesetz Ubreaclita setzte ausserdem fest, dass die Bauern und l-ieger ein-, die
Offiziere zwei-, die Huptlinge dreifarbige Kleidung tragen duiften. Den Beatachs und Bruieilmihs,
den Adligen, waren vier, den noch edleren fnf, den Ollambs oder Weisen sechs, der kniglichen
Familie sieben Farben gestattet. Jeder Clan fhrte ausserdem als Abzeichen eine bestimmte Blume
oder einen Zweig.
Im Anfang des XVin. Jahrhunderts hatten sich die Sitten der Hochlnder noch vollstndig in-
tact erhalten. Nach der Unterdi-ckung der Erhebung fr die Stuarts 1745 wurde ihnen das Tragen
des Nationalkostms untersagt, ein Verbot, das erst 1782 wieder aufgehoben wurde.
Nr. 1. Clan Mac Dugal von Lorii.
Tracht der alten Gaelen: Flanellblonse ; UnteiTOCk (fhiik-
heag) ; Grteltasche (sporran) ; 5 Fnss 8 Zoll langes Schwert
(daijmore) ; Dolch.
Nr. 2. Clan Fei-gnson.
Safranfarbenes Herode (Lem-Croich) , Vorrecht der Druine-
usual oder Edelleute; Helm (dogaid) mit dem Zweige der
Ferguson ; Schild (targoid) aus Holz mit mehreren Leinen-
lagen berzogen, mit Buckel (capan) und Handgriff; Schwert
(claidheamh).
Nr. 3. Clan Mac Millau.
Wadenstrmpfe (moggans) ; Unterrock Eilt oiei fheile-leag
:
kurzes Schwert (dtabh) mitHaukorh; torja/d mit doppeltem
Handgriff.
Nr. 4. Clan Mac Inne.
Krieger, den Wurfspeer (aseth) mit Faustriemen in der Hand
;
Nr. 5. Clan Mac Cmimin, dem die Pfeifer angehren.
Hundmtze (b&naid-gorm) ; kreuzweis umgeschlungenes Plaid
(Ireacan-fketle) ; Jacke mit Silberstickereien ; Pelzbandelier;
chynwre mit Haukorb; Schnrschuhe aus Wildleder
(cuarans).
Nr. 6, aan Mac Coli.
Von einem Mosaik aus der Zeit Karls des Grossen.
Mitraformige Mtze; Chlamys- oder Sagnmartiger Mantel;
Halsband; kurze, gegrtete Tunika; durch Goldringe ge-
haltene Strmpfe ; Stiefeletten.
Nr. 7. Clan Mac Douald von den Inseln.
Der Laii-d hlt einen Gerichtstag auf dem Tom MoM, dem
Berg des Gesetzes. Neheu ihm ein Baron in carrirter
Tunika.
Langes Kettenhemde (luricfi) ; darunter ein ebensolches aus
Leder; Arme und Beine zeigen den breacan des Clans;
clof/aid mit steinbesetztem Ringe, Adlerflgel und Zweig;
Halsband aus geflochtenem Leder.
Nr. 8. Cla dem Anfang des
Dieser Bogenschtze tragt einen konischen dor/aid; unter
einem Seidenwamms der htrich ; hreacan-fheile in den Farben
des Clans; marans; Bogen und Kcher aus Dachsfell.
Nr. 9. Awenyd der rmischen Zeit, ebenso Nr. 10 u. 11.
(Vgl. T.xfel D N Grossbritannien.)
Bardenschler, von Awon , dem Geist der Poesie , begeistert.
Die Farben der Barden sind blaugrn und weiss. Er trgt
in der rechten Hand einen Becher mit dem heiligen Saft
(gtwhi^a-hragatvd) , in der linten den Vogel , das Symbol
des Lernenden.
Nr. 10. Irischer Ollamh (Barde).
Safranfarbiges Hemd mit Stickereien je nach dem Range;
langer Kapuzenmantel (cachal), weiss, blau, grn und roth
gestreift; blaue Hosen; Lederschuhe; als Kopfbedeckung
diente gewhnlich eine Kapuze (barrad), bei hohen Festen
die Tiara.
Nr. 11. Piete mit dem asetli (vgl. Nr. 4), an dessen Ende
eine Bronzekugel, mit Metallstcken gefllt (aropstara),
um damit beim Herannahen der Reiterei zu klappern. Der
Krper ist ttowirt. Halsband und Kettengrtel.
Nr. 12. - Clan der Mac Qaaries.
Bogenschtze des XVI. Jahrhunderts (cearnaich) , bekleidet
mit einer an der Schulter geschlitzten Jacke , dem flicile-
beaff und den citarans.
Der grosse Zweihnder hngt auf dem Rcken , der taryatd
mit capan an einem Haken an der Seite.
Nr. 14. Laird vom Clan der Skenen, gekleidet nach der
Mode von 1587-1605 unter Jakob VI., spter Jakok I. von
England.
Die Tracht zeigt den spanischen Schnitt mit Beibehaltung
aller wichtigen Eigonthmlichkeiten der Nationaltracht.
Nr. 15. Clan der Graennen.
Nr. 16. Clan Robertson,
i schottischen Edelmanns am Hofe Ludwigs XIV.,
das Hofkostn der Nationaltracht zu vereinigen
Nr. 17. -
Clan Mac Ivor.
Nr. 18. Clan der Graut von Glenmoristc
Nr. 19.
Clan der Mac Intoshes,
Hoftracht vom Anfang des XVIII. Jahrhunderts.
Nr. 20. Clan Mac Leod.
Nr. 21. - Die Forbes.
Hoftracht i 1740.
Nr. 22. Clan Mac Doneil von Glengarry.
Die Mtzenform ((jUnfjarrtj) ist vom Anfang dieses Jahr
hunderts.
Nr. 23. Clan der Frsers.
Nr. 24. - Die Ohisholms.
Nr. 25.
Glniffarri/ von der Seite geseher
bells von Breadalbane.
Nr. 26. Die Menzies.
Nr. 27. - Clan der Ogilvie
der Camp-
Tra 1745.
Nr. 28. Die Davidsons.
Nr. 29. Die Stuarts.
Portrait Karl Eduards, des Prtendenten von 1745. Sanimet-
mtze mit weisser Kokarde; Corden des Andrea^ordens
;
Stern dos Hosenbandordens.
Nr. 30. Clan Buchanan.
Nr. 31. - Die Kennedys.
William, Graf von Suthcrland. Die Uniform ist die des Re-
giments, das er 1759 bildete.
Nr. 32. Clan der Mac Machtans.
Nr. 33. - Die Mac Intires; XVIU. Jahrhundert.
Eine Tracht , die den Prohibition-Act von 1746 zn umgehen
und die Eigenthmlichkeiten des Nationalkostms zu ver-
decken sucht.
Nr. 34. Die Murrays.
Nr. 35. Die Mac Donald vom Clan Eanald.
Nr. 36. Die Mac Aulays.
Nr. 37, - Clan Mao Lean.
Zeit Karls I.
Nr. 9, 10 u. 11 aus dem Werke von Meyrick und Smith ber die alten Bretonen. Alle andern
Figiu-en uacli Tlie Clans o'f the Scottish Highlands; Zeichnungen von Bobert Eonal M. Jan; Text
von James Logcm, London 18.57.
SeOTLAND ECOSSE SCHOTTLAND
CF
seoTLAND BC S S B seHOTri^No
^H^
DZ
SCHOTTLAND
TRACHTEN DER BERGBEWOHNER.

DIE FRAUEN.
REITER UND PFERD.

OFFENSIV- UND DEFENSIVWAFFEN.
(Diese Tafel schlitsst su'h an die Tafeln CF und CG an.)
Nr. 2.
Junges Mdchen vom L Sinclair.
deckt den Kopf und wird zur Taille herabgezogen , wo er
durch einen langen Ledergrtel mit Silber\'ei-zierungen ge-
> halten wird.
Jlauer Rock, einheimisches Gewebe. Lange Schrpe mit dem
j Cxeflochtenes Haar mit rothen Scleifen. Musseiinbruattnch
breacan des Clan, den Kopf umhllend und vorn herab-
^j^ ^^^^^^^^ Gestreifter Rock. Schnallenschuhe,
fallend, frher ber der Brust durch eine Metallbrosche ge-
halten. Die Fsse sind nackt. Nr. 15.
Nr. 4.
Manu vom Clan Colqhon. SVIII. Jahrhundert.
Plattmutze mit dem Zweige des Clan. Wamms mit Kupfer-
knpfen. Langer Plaid, auf der Schultt-r durch eine
Schnalle gehalten. Hosen, trews , mit dem breacan des
Plaid. Baudelier mit dem daymore. Grtel mit Schnalle.
Ausgeschnittene Schuhe, ber dem Spann geschnrt.
Nr. 6.
Banarach, Milchmdchen; Clan der Mac-Nicols,
Sie trgt in der einen Hand den Milcheimer, cuman, in der
andern einen Strick , um denselben ber dem Rcken zu
befestigen. Eine Besonderheit ihrer Tracht ist der tonaff
oiiv gunilleachan , ein carrirter, durch eine grosse Silber-
.<!chnalle zusammengehaltener Tartan.
Nr. 11.
Arisitid. Clan der Mathesons.
Gelbgestreifter arisaid, auf der Brust durch eine gro!
Brosche, in der Taille durch einen Grtel gehalten. Miei
aus Scharlachtuch mit silbernen Tressen und Knpfen i
Edelsteinen. Geflochtenes Haar mit Schleifen.
Der Junge trgt den h'lt oder fhe-iU-heag aus Tartan n
ciumms aus Damhirschleder.
Reiter; Clan Mac-Niels.
Enganliegende ir.f'H's{ Hosen). Jaquette, in der Taille gegrtet.
Tasche und Pulverhorn. Plaid, auf der Schulter durch eine
Schnalle befestigt. Lange Jagdflinte. Plattmtze mit der
Pflanze des Clans.
Das Reitzeug ist sehr altei-thmlich und einfach, aus Haar-
geflecht und einem Sattel aus Bocksfell bestehend.
Details der Tracht.
V]aiil, ieile-heag (Rock) und mo^^-aws (Strmpfe) mit dem fcrg-
candesClans. Kothe Strumpfbnder. Schnrschuhe. Inder
Hand den tnagh-catli, eine Art Pike mit axtartiger Schneide.
I Damhirschfell; Cla
Schnrschuh des Clan Chisholm.
Der arimid.
arisaid. Clan der Urqharts.
nicht mehr gebrauch! irhen Plaids,
Nr. 12.
Beutel des Clan Mac-Lean mit kurzen Lederriemen, die
Seidenquasten enden, zum Verschluss dienend.
Kr. 19.
Sporrmi des Clan Clar-Innis.
OiVensiv- und Defensivwaffen.
Nr. 1.
Bidng, Dok-hmesser; Clan der Frsers; XVIII. Jahrliniider
Nr. 3.
Bidug, in die moggans gesteckt. Clan der Guus.
Nr. 7 und 16.
Alte targaids, temerkensworth durch die lange Klinge an-
statt des Buckels, im Gebrauch his zur Schlacht bei
Fontenoy.
Nr. 9.
Targaid der Mac-Lacblaim, mit kleinem Buckel, capan.
Nr. 14 und 18.
Claymores des XVH. Jahrhunderts nach den Originalen im
Artillerie-Museum in Paris. Nr. 14. Zeit Ludwigs XIV.,
mit schwarzer Sammetgarnitur. Nr. 18. Anfang des
XVII. Jahrhunderts, mit geschlossenem Korb,
Abbildungen nach The clans of the Scottish Highlands mit Zeichnungen von Robert Rmmld M. Jan
und Text von James Logmi; London, 1857.
SCOTLAND BCOSSB
SeHC\TTLAND
DZ
D^^
CR
ENGLAND.

XVIII. UND XIX. JAHRHUNDERT
VOLKSTRACHTEN.
-
STRASSENTYPEN UND PORTRAITFIGUREN.
I Tafel gehrt zu Tafel CI, welche die Fortsetzung bildet.)
Nr. 1. Neue Kalender!"
Nr. 2. Kchin, haben Sie Fett zu verkaufen?"
Die Lichtzieher zogen von Haus zu Haus , um die zur Fa-
brikation nthigen Fettreste zu kanfen.
Nr. 3.

r^DiddU, diddle, diddk, dumplhigs, ho!'*
Alte Puddinghndlerin.
Nr. 4.
r,Ttddi/, diddy, doli, loU. loU, loU!"
Quacksalber, der an den Strasseneckeu ein unfehlbares
Strkongsmittfll anpreist.
Nr. 6 u. 7.
Drayman.'*
ierfahrer, der in den Kellem der Kunden die Fsser
abliefert.
Die beiden hier dargestellten Fuhrleute sind Portraits von
1820, zwei bekannte Bierfahrer John Barrington und Thomas
Neville darstellend, die sich durch das VertUgen von tg-
lich drei bis vier Gallonen Porter auszeichneten.
Nr. 8. r>'^atermayi to a coacli-stand.'*
Sie versorgen die Pferde der Miethskutscher an den Halte-
pltzen. Sie tragen eine Blechnummer auf der Brust und
umwickeln ihre Beine zum Schutz gegen die Feuchtigkeit
mit Heu.
Nr. 9. ^Oicen CJancey, the Fro-hittm sailor.'* Der Matrose
mit den erfrorenen Beinen.
Dieser Irlnder hatte unter Capitn Jones 1814 in den Ge-
wssern von Nordamerika Schiffbruch erlitten und sich
beide Beine erfroren. Seitdem bettelte er in den Strassen
Londons, wo ihn Busby 1820 gezeichnet hat.
Nr. 10.
r^Drover,'* Viehtreiber.
Sie mussten, um sie bei etwaigen Grausamkeiten gegen die
von Markt zu Markt getriebenen Thiere sofort notiren zu
knnen, eine numerirte Blechmarke tragen.
Nr. 11. Fish-woman,'* Fischhndlerin.
Nr. 12. ^Postimn," Brieftrger.
Zwischen 5 und 6 Uhr Abends durchlief er mit einer Schelle
lutend die Strassen, um die verspteten Briefe zur letzten
Post einzusammeln. Er erhielt dafr eine Extragebhr.
Scharlachrock mit blauem Futter und ebensolchen Auf-
schlgen, weisse Halsbinde.
Nr. 13. ^F&rtme-teller,'* Wahrsagerin.
Nr. 14.
SaiVor," Matrose.
Nr. 15. r^Pedlar,'* herumziehender Krmer.
Nr. 16. r>SIioeblacl;'* Stiefelputzer.
Es ist das Portrait von Henry Thrale, geb. 1760, etablirt
1805 und noch 1820 auf dem Strand thtig.
Nr. 17.
^MmgirW* Milchmdchen.
Es sind meist krftige
,
gesunde Mdchen aus Irland oder
Wales , die bis zehn Uhr Morgens und Nachmittags bis
sechs Uhr die Strassen durchziehen mit dem Kufe: J/i"M,
maid, helowr (Vgl. Tafel CI Nr. 22.)
Nr. 18.
riFireman,"* Feuerwehrmann.
Sie trugen eine besondere Uniform, je nach der Gesellschaft.
der sie angehrten. Die Devise seiner Gesellschaft ist auf
einer Metallplatte am Arm eingravirt.
Unser Portrait steUt William Mead dar. den Chef der Hoff-
nung'' im Jahr 1820. Rock und Weste carmoisini-oth mit
gelben Litzen. Futter und Aufschlge blau; ebenso die
Hosen; weisse Halsbinde. (Vgl. Tafel CI Nr. 23.)
Nr. 19.
Gemsegrtner aus der Umgegend von London.
Er trgt einen Rock aus ungebleichter Leinwand. Derselbe
bestand aus eiuem mehr oder weniger enganschliessenden
Leibchen mit langen rmeln, an das entweder eine Art
an den Seiten geschlitzter Rock oder vorn und hinten ein
schrzenhnlicher Zeugstreifen angenht war. Ein aus
einem Zeugstreifen bestehender Grtel verdeckte die Ver-
bindungsnaht.
Ir. 20. Tinker,'^ herumziehender Kesselflicker, Typus eines
Lehrjungen.
3s ist das Portrait eines der vierundzwanzig Kinder des Ver-
zinners Jemmy Lovel. Diese sehr gesuchten Handwerker
durchliefen die Strassen Londons mit einem Werkzeug-
kasten und einem Kohlenhecken und boten ihre Dieu.ste an.
Vgl. in Bezug auf die Herkimft der Illustrationen und sonstige Quellen Tafel CI.
ENGLAND
1)r
ANGLRTERRE EN&LAND
Imp Firmir.riiot C'= Paris
CR
D^'
ci
ENGILAND
XIX. JAHRHUNDERT.

ERSTE HLFTE.
VOLKSTYPEN.
(Diese Tafel schliesst sich ; , deren Nummerfolge ;
Nr. 21. Der Posbnan.'^ Brieftrger.
Nr. 22. r^Milkmaid," Milchmdclien.
Nr. 23. Fireman,'* Feuerwehrmann. Lederhelm mit Metall-
beschlag, hlauer Tnchanzug und Spitzaxt.
Nr. 24. ^Match girl,"- ZndholzVerkuferin.
Nr. 25. NetDsman.'^ ambulanter Zeituugsverkufer.
Bei wichtigen Nachrichten machten sich die Verkufer durch
das Blasen auf einem kleinen Metallhorn und durch eine
am Hut getragene Inschrift; Wichtige Neuigkeit etc. be-
merkbar.
Nr. 26. Wofc/)(aH," Nachtwchter.
Ausser der Laterne und einem kurzen, keulenfrmig zulaufen-
den Stock trng der Nachtwchter eine grosse Klapper, um
Fenerlrm zu schlagen oder Hlfe herbeizurufen.
Nr. 27. BarroiD-woman,'' Verkuferin mit Schiebkarre.
Hier ist es eine Fmchthndlerin. Diese Frauen, meist aus
Irland, yerkaufen ihre Waaren an den Strassenecken.
Nr. 28. ^Feinale slin'mpfr,'^ Krabbenverkuferin.
Sie trgt ein an einer Art Harke befestigtes Netz , mit dem
sie die Krabben auffischt, um sie in einen um die Hfte be-
festigten Korb zu werfen,
Nr. 29. -Bilhngsate sk wommt.'' Fischhndlerin au.s Bil-
lingsgate. (Vgl. Nr. 11.)
Nach einem alten Privileg mussten alle in London auf den
Markt gebrachten Fische in Bilngsgatc- verkauft werden.
Die geringern Sorten wurden durch herumziehende Hnd-
lerinnen vertrieben.
Nr. 30. fioA-er." Bcker. "
Nr. 31. ^Welcli icoman.'* Waschfrau aus Wales.
Sie bedient sich zum Schlagen der gesplten Wsche eines
Waschblueis.
Nr. 32. ('ipsy," Zigeunerin.
Das durchgehende Merkmal der englischen Frauen- und Mnnertracht im ersten Viertel unseres
Jahrhunderts ist der mittelhohe Hut. Besonders von den Frauen der niederen Stnde -wurde er
fast immer ber der Haube getragen.
Nr. 1, 2, 3, 4 u. 5 nach Laroow und Boitard The cries
of
London, 1714.
Nr. 6, 8, 10, 14, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31 u. 32 nach .lohn Murray Ficiti/ref^-
ques representations of the dress and manners
of
tJie English, London, 1814.
Nr. 7, 9, 11, 12, 13, 15, Ifi, 17, 18 u. 20 nach T. L. Busby Costtime of
the Imrer Orders of
Lmioii.
Nr. 19. Originalzeiclinung.
Vgl. Tableau actuel des costames, moeurs et usages de la nation anglaise, Paris an XI (1802).
-
L'Angletcn-e, costumes, moeurs et usages, von J. B. B. Eyries.
Y'^
GX
ENGLAND
ERSTE HLFTE DES XLX. JAHRHUNDERTS.
OFFIZIELLE TRACHT DER HOHEN WRDENTRGER.
UND CHELSEA. - -WEIBLICHE TRACHT.
INVALIDEN VON GREEF\^aCH
VOLKSTYPEN.
HOHE WKDENTRGER.
Der Richter.
Whrend der Sitzungen haben die Richter, als Keprasentanteu
des Herrschers, den Vorrang selbst vor den Prinzen von
Geblt. Sie tragen die rothe hermelinbesetzte Robe und
die Perrcke vom Anfang des XVIII. Jahrhunderts, wie sie
noch heute im Gebrauch ist.
Nr. 4.
Nr.
lderman von London.
Die ldermeu der City werden, 26 an der Zahl, von den zu
einem wardmote vereinigten freenien gewhlt, den %cards
oder Bezirken entsprechend. Ihre mtstracht besteht in
einer pelzbesetzten Scharlachrobe.
INVALIDEN DER LAND- UND SEETRUPPEN,
Das Hospital von Chelsea wurde von Karl 11. angefangen
und unter der Knigin Maria 1G90 vollendet.
Die Uniform besteht aus rothem Rock und blauer Hose und
Weste.
Der Speaker.
Der speiikir fhrt seinen Titel deshalb, weil er ehemals das
Recht hatte, dem Herrscher die Beschlsse und Beschwerden
des Parlaments vorzutragen.
Er trgt whrend der Sitzung die lange Perrcke und die
schwarze Robe.
Nr. 12.
Der Lord Major von London.
IS Marinehospital von Greenwieh wurde vom Knig Wilhelm
im Jahre 1696 errichtet. Die Uniform ist Mau. Die Offi-
ziere tragen eine kleine goldene Litze.
WEIBLICHE TRACHT.
Nr. 2.
Dame im Sommerkostm; Mode von 1814.
Der dustman oder Mllfahrer.
Der Mllfahrer, im Dienste eines Unternehmers, Irndigte
seine Anwesenheit durch eine Klingel an und fuhr die Ab-
flle des Hauses in einem Karren ab. Spter wurde die
Mllabfuhr gegen eine betrchtliche Summe verpachtet.
Fischer von Hastings.
Die Eewohner von Hastings , dem bedeutendsten befestigten
Kstenplatz von England, sind vorwiegend Fischer und
tragen ein dem der normannischen Fischer hnliches Kostm
.
Nr. 9.
Kirchendiener,
Sie fhren die Aufsicht in der Kirche und besorgen den
Dienst in der Sakristei und draussen in der Parochie.
Nr. 10.
Schler oder Blaujacke".
Die Schler von Christ Church Hospital tragen diesen Namen
von der ihnen eigenthmlichen Tracht.
Christ Church Hospital war ursprnglich ein Franziskaner-
Kloster und wurde von Eduard VI. in eine Erziehungsan-
stalt fr arme Kinder verwandelt. Nach dem Brande von
1666 wurde es von dem Architekten Christopher Wren wieder
aufgebaut. Karl II. grndete hier eine Schule der Mathe-
matik und errichtete eine Stiftung fr den Unterricht von
vierzig jungen Leuten, die den Seemannsberuf whlen.
Vgl. John Mnrray, Picturesqiie representations of the drc
London 1814 und den die colorirten Figuren begleitenden Text.
and manners of the English,
c^
1)^^
Aa
ENGLAND
TRANSPORTMITTEL IM INNERN DES LANDES ZU ANFANG DES
XIX. JAHRHUNDERTS.
DIE STRASSENGATTEK.
W. H. Pyne hat in seinem Microcosme, trace pittoresqtie des arts, de Vagriculiure, des manu-
facttires etc., de la Grande-Bretagne, einer Sammlung von 600 Gruppen, herausgegeben 1808 und
jetzt sehr selten, eine Reihe von treenden Zeitbildern gezeichnet, denen wir die Illustrationen unserer
Tafel entnehmen.
Strassengatter. Diese Wegsperren, die sich erst nach Zahlung einer Abgabe je nach der Zahl
der Pferde, des toU-money, den passirenden Wagen fineten, wurden 1663 eingerichtet, damit das
so gesammelte Geld ziu- Ausbesserung der Strassen dienen konnte. Sie stiessen anfangs auf grossen
Widerstand imd wurden erst gegen die Mitte des XVIII. Jahrhimderts hin populr. Aber noch
heute steht der toll-gatherer, der Zolleinnehmer, im Rufe der Grobheit.
Die Wagen. Gerade ziu- Zeit P)'nes machte die Schnelligkeit der Fortbewegimg grosse Fort-
schi-itte. 40 oder 50 Jahre vorher brauchte ein Landedelmann aus Herfortshire 6 Pferde und 2 Tage,
um nach London zu gelangen. Pyne sah dieselbe Reise mit der Mallepost zwischen acht und zehn
ein viertel Uhi- Abends zurcklegen. Von Manchester bis London gelangte man 17.54 in vier und
einem halben Tage. Im Anfang dieses Jahrhunderts brauchte man nur noch 30 Stunden.
und 8 zeigen den lndlichen Tilbnry fr zwei Personen | Nr. 5 stellt die Beladung einer Postchaise dir. Man sieht
und den mit Leinwand bespannten Karren des Ge
hndlers. Nr. 3 ist ein Reiter, der seinen Zoll zahlt,
fr. 4 ist ein grosses Korbgestell auf Tier Rdern , dessen
Zweigespann von einem reitenden Postillon gelenkt wird.
Dieses Gefhrt, soa6/e genannt, warfftr kleinere Excnrsionen
bestimmt. Nr. 2 zeigt eine vierspnnige Diligence, deren
Imperiale fr Sitzpltze eingerichtet ist.
noch den Langbaum, der die beiden Ochsen vereinigt. Nr. 7
ist eine Postchaise mit outrider, Vorreiter.
Die kleine Grnppe Nr. 6 stellt den Transport des Kalks
aus den chalk-ps der Grafschaft Kent dar , den man zur
Bodenamelioration oder zum Brennen verwandte.
Vgl. Le Microcosme, trac6 pittoresque des arts, de l'agriculture, des manufactm-es etc., de la
Grande-Bretagne, Radirungen von W. H. Pyne, Text von C. Gray. London. 1808.
Tableau
actuel des coatumes, moeurs et usages de la nation anglaise, Paris, an XI.

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DEUTSCHLAND
VOLKSTRACHTEN IX BAIERN UND SACHSEN-ALTENBUEG.
Nr. 1, 5 und 6.
Mittelfranken.
Nr. 2, 7, 10, 20 und 21.
Niederbaiera.
Nr. 3, 4, 19 nnd 25.
Niederfranken und Aschaffenburg.
Nr. 8, 9, 22, 23 und 24.
Oberfranken.
Nr. 11, 12 nnd 13.
Oberpfalz.
Nr. 14, 15, 16 und 17.
Schwaben.
SACHSEN-ALTENBRG.
BAEERN.
Wo die Bevlkenmg in Baiem gemischt ist, unterscheiden sich die Katholilicn von den Prote-
stanten schon durch die Tracht. Die Ersteren ziehen im Allgemeinen die grellen, die Letzteren die
dunklen Farben vor. Der Hut des Katholiken ist mit grnen und gelben, der des Protestanten
mit schwarzen Bndern geschmckt; auch die rothe Weste wird fast nur noch von den Katholiken
getragen.
Die weibliche Kopftracht variiit nach den verachiedenen Gegenden. Da ist zunchst die Pelz-
kappe mit gesticktem Boden (Nr. 7), wie man' sie beispielsweise an den Frauen aus dem XVII. Jahr-
hundert auf Tafel EK bemerkt. Die kleine Mtze mit aufgebogenem Boden und unter dem Kinn
geknpften Bndern (Nr. 1, 17, 25) wird in Nieder- und Mittelfranken getragen; eine Abart der-
selben erinnert an die phrygische Mtze (Nr. 2, 11 und 16) und kommt in Niederbaiern und der
Pfalz vor. Die Frauen in Wrzbiu-g und Bamberg tragen ein einfaches, verschiedenartig geknpftes
Kopftuch aus Leinwand (Nr. 4 imd 24). In Oberfranken hat eine andere Ai-t Haube vom eine Tll-
gamiiimg, die ber den Vorderkopf geht (Nr. 9) oder auch in die Stirn hineinreicht (Nr. 22 imd 23);
in Schwaben besteht diese Haube aus gestickter Seide (Nr. 14). Die Dame aus Schweinfiu-t (Nr. 19)
trgt eine hohe Mtze aus schwarzer Seide mit Spitzengamirung aus langen ber den Rcken
fallenden Bandschleifen. In Niederbaiern trgt man auch ein kappenrtig aiTangirtes Kopftuch
(Nr. 20). Die jungen Mdchen in der Pfalz legen ein einfaches Band um das geflochtene Haar (Nr. 13).
Ueber dem Hemde mit bis zum Ellenbogen reichenden Aei-meln tragen die Baierinnen ein
ausgeschnittenes oder bis zum Halse gehendes Mieder; darber ein Brusttuch aus bedrucktem Kattun,
an Festtagen aus feinem spitzenbesetzten Linnen (Nr. 22 und 23). An seine Stelle tritt bisweilen
ein fest oder lose geknpftes oder dMch eine Brosche befestigtes Fich (Nr. 4, 7, 17, 20, 24, 25
imd Nr. 11). Jaquetts mit PufFi-meln werden in Franken, Niederbaiern und der Pfalz getragen.
Der Rock, eng gefltelt, reicht bis zm' Hlfte des Beines und ist gewhnlich roth, grn oder blau.
Die Schrze, ebenfalls buntfarbig, ist an Festtagen aus Seide, mit Spitzen und Bndern besetzt.
Als Schmuck dienen hauptschlich Halsbnder aus Granaten oder Metallarbeit mit Medaillons (Nr.
22 und 23). Zu den Zwickelstrmpfen werden bisweilen ausgeschnittene Schuhe mit Franzenbesatz
ber dem Spann angelegt.
Der breitrandige Filzhut der Mnner wird fast nur noch von lteren Leuten getragen. Die
junge Generation giebt dem hohen Hut mit schmalem Rande den Vorzug. Der Bauer trgt alltags
eine Jacke ohne Taille und Schsse, Sonntags den langen blauen Tuchrock mit Stehkragen und
silbei-nen Knpfen. Dazu gehrt die rothe Weste mit Seidenstickerei und Metallknpfen. Neben
der langen Hose hat sich auch die schwarze Lederhose, unter dem Knie durch einen Riemen be-
festigt, erhalten.
SACHSEN-ALTENBURG.
Nr. 18.
Jungvermhlte.
Am Hochzeitstage unterscheidet sich die Braut von ihren Ehrenjungfern nur durch die Braut-
krone. Sie besteht aus viereckigen, mit einem Muster in Relief geschmckten Metallplttchen ber
einem Cartonkegel, der sich nach oben hin verjngt. Rund herum hngen zwei Reihen vergoldeter
Blttchen an fein gearbeiteten Silberknpfen. Hinten ber dem Boden befindet sich ein aufrecht
stehender Wulst aus grnem Sammet. Die Haare werden durch ein Stirnband aus rothem Sammet
verdeckt, das im Nacken geknotet ist. Dazu kommt noch eine breite Bandschleife, welche das Stirn-
band lunschlingt und unter dem Kinn einen grossen Knoten l.uldet. Der Rest der Tracht gleicht
der im Text zu Tafel HG, Deutschland-Tirol, beschriebenen.
N. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 20 und 21 gehren zu einer Folge
kolorirter Stiche, die, in Ni-nberg publicirt, die Kostme der bairischen Kreise darstellt.
Nr. 18 nach einer Originalzeichnung vom Anfang dieses Jahrhunderts.
Nr. 22 und 23 nach Becker.
Nr. 19, 24 und 25 nach Lante und Gatine, aus dem Rccueil de costumes de differents pays,
Paris 1827.
Vgl. Albert Kreiachmcr, Deutsche Volkstrachten, Leipzig 1870.
1)51
j)(*
HG
DEUTSCHLAND.

TIROL
VOLKSTRACHTEN.
OESTEEREICH.
Nr. 1, 6, 8, 11, 15, 16 und 19.
Bhmen.
DEUTSCHLAND.
Nr. 3 und 4.
Wrttembergerinnen
Nr. 7.
Schlesier.
Nr. 14 und 17.
Altenburgerinuen.
Nr. 18.
Xoburgerin.
Nr. 5.
Typus riines Heidullerger Studenten ; Anfiing des Jahrliunderts.
OESTERREICIL
Tirol
Die Bevlkerung des stlichen Theiles von Tirol besteht iiherwiegend aus Deutschen,
whrend sie im Sden mit Italienern und Ladineni untermischt ist.
Zillerthaler.
Schwarzer Filzbut mit Schnur, Troddeln und Auerhahn
feder. Brustfleck aus rothem Tuch, am Halsausschnit
mit Silherperleu. Schwarzseidenes Halstuch. WoUeni
Joppe mit Sammetaufschlgen. Schwarzer Ledergrtel mi
Monogramm in Seidenaticlferei , an der Seite durch ein^
Schnalle geschlossen. Schwarzlederne Kniehose. Weissi
Strmpfe. Ngelheschlageue Schnrstiefel.
Nr. 6.
Pusterthalerin.
Filzhut mit hreiter Krempe. Schnrmieder mit Achselbndern
Kurzer Wollrock. Ausgeschnittene Schuhe.
hndem. Hemde aus weissem Pique, mit Spitzen besetzt.
Wollenes Mieder mit silbernen Agraffen und schwarzen
Seidenschnren. Brusttuch aus Kattun.
Bauer vom Achensi ; Innthal.
Filzhut mit Schnur und Troddeln; Auerhahnfeder, Gemsbart
und Alpenblumen. Ueber der modernen Weste mit silberner
Kette wird nur selten der breite Ledergurt getragen. Roth-
seidenes Halstuch. Joppe, Tuchweste. Schwarzlederne
Kniehose mit Besatz. Lederstiefel.
Sarnthalerin.
Filzhut mit breiter Krempe und hinten herabfallenden Seideu-
Filzhut. Braune Tuehjoppe mit farbiger Stickerei. Leder-
grtel mit polirten Zinnngeln. Kniehose aus Gemsleder.
Wollstrmpfe. Schnrstiefel.
Buerin aus dem Passeyerthal.
Gestrickte Wollmtze. Heber dem Mieder ein Jaquett aus
violettem Tuch mit rothem Seiden!)esatz, durch farbige
Schnre und eine Reihe silberner Knpfe geschlossen.
Ueberrmel aus Sammet mit Pelzbesatz. Langer gefltelter
Wollroct. Weite blau und weissgestreifte Leinenschrze.
Kothe Wollstrmpfe. Lederschuhe.
Junger Bauer aus dem Sarnthal. Festtracht.
Rothe Jacke und Brustfleck mit gi-nen Damastachselbndem.
Hemde mit Spitzenbesatz, der am Hals und ber der Brust
ein Jabot bildet. Die verheiratheten Mnner tragen einen
schwarzen , die Junggesellen einen grnen niedrigen Filz-
hut mit breiter Krempe. Ledergrtel. Dicke weite Woll-
hose, die das Knie frei lasst. Weisse Strmpfe mit rothen
Strumpfbndern. Lederschuhe.
Deutsche und Czeclien haben aufgehrt, ein Nationalkostni zu tragen.
Nr. 2.
Junge Deutsche ausAuherzen. Bezirk Pilsen. Sommertracht.
Die Haare fallen, hinten aufgenommen, in Zpfen mit weissen
Schleifen herab. Stirntchel und Nadel , ein Diadem aus
Kupfer. Starke Tournre unter dem Wollrock. Hoch ge-
rckter Grtel. Ausgeschnittenes Mieder aus Wollstoff oder
Goldbrokat. Geblmtes Halstuch. Schrze mit farbigen
Bndern. Rothe Wollstrmpfe. Lederschuhe mit grnen
Schleifen. Beim Ausgehen wave der Kurass, eine w
Piquejacke und ein weissleinenes Kopftuch augelegt,
den Winter kommt eine Mtze und eine Pelzjacke hii
Junger Deutscher aus der ragejrend
Sachsen -Altenburg.

Auch hier ist ein Theil der Bevlkenmg wendischer Abkunft und hat
sich manche Eigenthmlichkeit der Nationaltracht bewahrt.
Nr. 14 und 17. Cravatte. Seidene Bnder mit Franzen , die das Mieder
. verdecken und vom ber die Schrze herabfallen. Ueber
Altenburgenuueu.
,
^^^ Unterrock ein eng gefltelter Wollrock bis an das
Kopftuch, hinten gefltelt, mit auf Cirtou gespamcu Enden
,
Knie reichend. Etwas lngere seidene Schrze. Weisse
gerade herabfaUend. eber dem Hemde ein Kattunjaquett
j
Wollstrmpfe , unter dem Knie durch Strumpfbnder ge-
mit langen Aermeln, auf denen an Schultern Initialen ge-
j
halten. Schuhe ohne Abstze, bei schlechtem Wetter halb-
stickt sind, eber dem Jaquett ein Mieder, dessen Aus-
imhe Stiefel, oben mit Sammetbesatz.
schnitt durch einen breiten Puff gefllt ist. Breite seidene
|
Nr. 13.

Fruchthndlerin aus Hambm-g.
Kappe aus bedi-ucktem Kattun mit diadomartig
aufi-echt stehendem Stimbande. Ein halbes Dutzend Rcke ber einander.
Nr. 18.

Junge Koburgerin.
Auf dem Scheitel eine kleine Kappe mit Glasperlen. Hemd
mit Puarmeln, von einem Mieder mit kleinen Schssen bedeckt. Gefltelter Rock. Ausgeschnittene
Schuhe.
Nr. 5.
Typus eines Heidelberger Studenten; Anfang des Jahi-hundei-ts.
Silbergesticktes
Barrett. Gestickter Halslo-agen. Ueberrock mit Passementerie.
Nr. 1, 2, 3, 4, 7, 9, 10, 11, 14, 15, 16, 17 und 19 aus den deutschen Volks-achten von Albert
Kretschmer; Leipzig 1870.
Nr. 12, 13 und 18 aus der Sammlimg von Lante und Gatine: Costunies feminins de differents
pays; Paris 1827.
Nr. 6 und 8 aus einer Sammlung von Photographieen, in Wien publicirt : Oesterreichisch-Ungarische
Nationaltrachten.
Nr. 5 nach einem Stich aus einer Kostmsammlung, am Anfang des Jahrhunderts von Jlartinet
herausgegeben.
Vgl. Albeti Kretschmer, Deutsche Volkstrachten, Leipzig 1870.
D(.\
<puy
SCHWEIZ
VOLKSTRACHTEN
LUZEKN, FREIBURG, ZUG, BERN, SCHWYZ, SCHAFFHAUSEN UND WALLIS.
ERSTE HLFTE DES XLX. JAHRHUNDERTS.
11
Xr. 1. Frau ans Luzern.
Grosser Strohhut. Hemde, am Halse geschlossen, mit kurzen
Aermeln. Gesticktes Mieder. Heller faltiger, his an die
Kuiee gehender Rock. Weisse Strmpfe, ausgeschnittene
Schuhe mit rother Rosette.
Nr. 2 , 7 u, 9. Frauen aus Freiburg.
Nr. 2 gehrt dem franzsischen Theil des Cantous an. Sie
tragt falsches Haar. Darber einen breiten Strohhut mit
schwarzen Spitzen garnirt. Langer Rock. Auf der Rckseite
des Mieders die Tragbnder der Milcbverkuferin.
Nr. 7 u. 9 gehren dem deutschen Theil des Cantons an.
Blaue Halskrause. An einem Halsbande ein silbernes Agiiu-
Bei. Geschnrtes Mieder, schwarzseidene Schrze, rother
Rock und Grte] mit herabfallenden, gestickten und ge-
franzten Enden.
Nr. 3 u. 4. Bauer und Buerin aus Zng im Sonntagsstaat.
Charakteristisch ist fr diese Bergbewohner die Masse
von Schleifen , mit denen sie Hut , Halstuch und Weste
schmcken. Besonders der Hut ist bei Personen beider
Geschlechter mit Bndern und Blumen bedeckt.
Nr. 5 u. 11.
Frauen des Canton Bern.
Nr. 5. Schmales Hubchen ans schwarzem Satin auf dem
nach dem Scheitel zu aufgenommenen Haar, das die jungen
Mdchen in Flechten getheilt frei herabhngend tragen.
Halbrmel. Auf dem Hemde sind ber den Brsten rechts
und links Vor- und Zuname der Frau eingestickt. Um den
Hals schlingt sich eine rothe, schrg gernderte Cravatte.
Langer Rock, Schrze, unter dem Knie befestigte Strmpfe.
Nr. 11 stellt eine Thalbewohnerin dar. eine Milchverkuferin
aus Oberhassli. Sie trgt einen kleinen Kopfputz aus
schwarzem Sammet. Die Brust ist mit einem Latz aus
karrirtem Stoff bedeckt. Eine grosse Schrze schtzt den
langen Rock aus hellem Stoff.
Nr. 6. - Bewohner des Canton Schwyz.
Jacke mit schmalen Litzen, offene Weste, die das durch einen
Ledergrtel zusammengehaltene Hemde sehen lsst. Knie-
hose, weisse Strmpfe, die unter dem Knie gebunden sind.
Escarpins mit rothen Schleifen.
Nr. 8. Junges Mdchen aus Schaffliausen.
Der Kopfschmuck besteht in einem sehr kleinen cjlinder-
frmigeu Deckelchen aus schwarzem Samroet. das durch
zwei schmale Bndchen anf der Hhe des Scheitels fest-
gehalten wird. Mit verschiedenfarbigen Bndern zusaramen-
geSochtene Zpfe , von deren Enden zwei blaue Schleifen
herabhngen. Hemde mit kurzen Aermeln, gesticktes und
geschnrtes Mieder. Kurzer Rock und weisse, vorn durch
rothe Bnder gehaltene Schrze.
Nr. 10. - Junges Mdchen aus Wallis.
Kleiner Strohhut mit eingeschlagenem Rande , mit Spitzen
garnirt, bisweilen mit Goldstoff. Brusttuch ber einem fein
gestickten Vorhemdchen, Mieder mit kurzen spitzenbesetiten
Aermeln und Brustlatz. Kurzer Rock und seidene Schrze.
4, 5 i der Sammlung schweizerischer und deutscher Kostme, Paris bei Martin Cm-
Nr. 7, S, 9, 10 u. 11 aus den Kostmen der Hamburger, Hollnder und Schweizer Frauen; gezeichnet
'
gestochen von atine, Paris, 1827.
i Test; Btchts, la Suisse (Geographie II!, Europe centrale), Paris, 1878.
SWITZBRLAND SUISSB SGHWEIZ
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^u^
SCHWEIZ
WEIBLICHE TRACHTEN AUS BERN, APPENZELL, FREIBURG,
LUZERN, SCHWYZ UND UNTERWALDEN
URI,
Nr. 1, 8 u. 10.
Trachten aus dem Canton Bern. Wie im brigen
Eui'opa finden sieh auch in der Schweiz die
alten Nationaltrachten nur noch bei den Mgden
und Buerinnen. Die Frauen der hheren und
mittleren Stnde folgen der franzsischen Mode.
Wie man aus Nr. 8 sieht, hat dieselbe auch
schon bei den Dienstmgden Eingang gefunden;
denn der Schlepprock des Mdchens, welches
eineu Zober trgt, ist nicht nationalen Ursprungs.
Die alte Bernerische Tracht findet sich noch
in ihrer echten Grazie bei den Buerinnen. Der
Eock ist weit und von dunkler Farbe, das Leib-
chen von schwarzer Seide oder Sammet. Es
hat einen viereckigen Schnitt und geht nicht
ber den Busen hinauf (Nr. 1). Die Brust ist
vollstndig mit einem gefalteten, sehi' weissen
Hemde bedeckt. Um den Hals ist eine Cravatte
von schwarzem Sammet geschlungen. SUbeme
Ketten, die an den Enden dieser Cravatte be-
festigt sind, fallen auf jeder Seite ber das
Leibchen herab imd werden mit dem Grtel
verbunden. Die Hemdrmel haben einen sehr
weiten Schnitt. Die Kopfbedeckung besteht
gewhnlich aus einer eng anliegenden, kurzen
Haube von schwarzem Atlas, welche auf den
Scheitel gesetzt wird und von welcher schwarze
Spitzen auf die Haare herabfallen. Unsere Nr. 10
trgt nicht diese Kopfbedeckung, sondern eine
Mtze mit einer aufrecht stehenden Quaste auf
dem Deckel. Oft besteht diese Mtze aus Gold-
oder Silberstoff. Die Tracht der Bernerinnen
hat sich, ungeachtet ihrer Vernderungen, von
allen schweizerischen Volkstrachten noch ara
vollstndigsten erhalten. Die Frauen der brigen
Cantone unterscheiden sich von einander nur
durch die Art, ihre Haare zu flechten imd die-
selben mit Bndern, Spitzen, Zeug und Nadeln
zu schmcken. Am besten und reinsten hat
sich die Bernerische Tracht im Emmenthal
erhalten.
Nr. 2 u. G.
Frauen aus dem Canton Appenzell. In dieser
sehr gebirgigen Gegend der Scliweiz, welche
keine grossen Stdte, sondern nur zwei oder
drei Flecken besitzt und in ihrer Gesammtheit
einem grossen Dorfe gleicht, welches aus ver-
einzelten Htten zusammengesetzt ist, hlt man
noch am zhesten an den alten Gebruchen
fest. Das charakteristisohe Merkmal der Appen-
zeller Frauentracht ist die Hauhe aus schwai'zer
Gaze, die sich wie ein steifer Kamm in Gestalt
von zwei Schmetterlingsflgeln auf dem Kopfe
erhebt.
Nr. 3.
Verheirathete Frau aus dem Canton Freiburg.
Diese Frau stammt aus der deutschen Hlfte
des Cantons, in welcher sich die alten Sitten
hesser erhalten haben, als in der franzsischen.
Die Heirath gilt in dieser Gegend als ein be-
sonders wichtiger Akt. Die Sitte will es, dass
Brutigam und Braut bei der Ceremonie die
Kleider ihrer Grosseltern anziehen, um damit
zu bekrftigen, dass sie nach der Weise ihrer
Voreltern leben wollen. Die einer Husaren-
mtze hnliche Haube, der Halski-agen und die
metallenen SchuhschnaUen stammen noch aus
frher Zeit. Der Schmuck besteht aus einer
langen, feinen Halskette, an welcher eine grosse
silberne Schaumnze hngt, die man Agnus dei
nennt. Im Canton Schaffhausen ist die Mtze
noch hher und schwerer. Der Rock und die
Strmpfe sind gewhnlich roth.
Nr. 4.
Frau aus dem Canton Luzern. Ein unten spitz
zulaufendes Leibchen aus schwarzem Sammet,
welches weit enger anschliesst als das der
Berneiinnen, ein gefaltetes, die Brust bedecken-
des Hemde, ein Halstuch, eine lose, vorn offene
Jacke mit weiten ermeln, die mit schmalen
Aufschlgen versehen sind, eine Mtze mit
breiter Rsche, welche den Kopf wie ein
schwarzer, durchsichtiger Nimbus umgiebt, und
eine Schrze sind die Bestandtheile dieser
Tracht, die wenig charakteristisches hat.
Nr. 5, 7 u. 9.
Frau aus dem Canton Schwyz. Frau aus
dem Canton Uri. Frau aus dem Canton
Unterwaiden.
Die Nationaltracht der Unterwaldener und
besonders die der Frauen gehrt zu denjenigen,
die mehr und mehr verschwinden. Sie besteht
aus einem kurzen, weiten Rocke aus braunem
Stoff, einem rothen Grtel, blauen Strmpfen
und zierlichen Schuhen. Die Haarflechten werden
hinten durch eine lffelartige Nadel zusammen-
gehalten. Die Schuhe sind oft mit metallenen
Hacken versehen. Au Nr. 9 findet man das
genannte Haararraugement, die niedlichen Schuhe
mit Bandi'osetten, eine den Hals eng wie ein
Halseisen umgebende Kette, den breiten hohen
Brustlatz, der auf jeder Seite mit breitem Ge-
hnge aus Silberfiligran besetzt ist, den weiten,
unten rund ausgezackten Hemdsrmel, der im
Armgelenk mit einem Sammetband zusammen-
gefasst ist, und eine breite seidene Schrze.
Die Tracht der jungen Frau aus Schwyz
(Nr. 5) bietet die Eigenthmlichkeit , dass sie,
ohne so weit in die Vergangenheit hinaufzu-
reichen wie die der nterwaldnerin , keinen
modernen Bestandtheil hat. Abgesehen von
der hohen Gazemtze, gehrt alles an dieser
Tracht dem vorigen Jahrhundert an. Das Ar-
rangement des Haares, die Entblssung des
Halses, das Brusttuch und die kurzen Aermel
sind Kennzeichen der franzsischen Mode vor
der Revolution.
Die weiblichen Trachten im Canton Uri (Nr.
7)
erinnern an die italienischen Volkstrachten. Die
Urnerinnen tragen die Schnupftcher wie die
Italienerinnen um den Kopf gebunden; ebenso
ist es italienische Sitte, das Brusttuch unter
dem zusammengeschnrten Leibchen zu tragen.
Die Schweizerinnen trugen frher Halbstrmpfe,
welche nur die Wade bedeckten.
(Nach Photograph A. Braun <5^^ Co. in Dornach und Aquarellen von y. Bastinos.)
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SWIT2.BR.LAND
O U I ,S S B SGHV/BI
Nordmaiin lit
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S CHWE IZ
FRAUENTRACHTEN
AUS UNTERWALDEN, SANCT GALLEN, BERN, WALLLS, ZRICH, ZUG,
LUZERN UND BASEL.
Nr. 1. Canton Unterwaiden.

Das ber der Brust und am Halse festgescblossene Leibchen
ist durch das Klima einer Landschaft bedingt, welche gegen Sden diu-ch Berge abgeschlossen ist,
die mit ewigem Schnee bedeckt sind. Die Ausschmckung und die Farbenzusammenstellung der
Stoffe, aus. denen das Leibchen besteht, hngt vom persnlichen Geschmack der Trgerin ab. Der
Vordertheil ist gewhnlich bunt, grn und roth gemustert, der Rckentheil immer schwarz. Die
ber der Brust sich ki-euzenden Ketten sind ron Silberfiligran. Das Haar wird meist in Flechten
gelegt, in welche weisse Bnder hineingeflochten sind. Auf den Kopf wird bisweilen ein weisses
Spitzenhubchen gesetzt. (Vgl. auch die Tafel Schiveiz mit dem Zeichen Sett.)
Nr. 2. Canton Sanct Gallen.

In diesem Canton blht eine lebhafte Industrie in Weiss- und
Flanellwaaren, Tuch und anderen Stoffen, vornehmlich aber in geklppelten Spitzen luid in Stickereien.
Auf diese sesshafte Thtigkeit deutet auch das Kostm der Frau: der lange Rock und das niedrige
Leibchen, welches die freie Bewegung der Arme ermglicht. Das zierliche Hubchen ist ein Product
dortigen Gewerbfleisses und Geschmacks, der sich auch in der feinen Zusammenstellung der Farben
kundgiebt.
Nr. 3 und 7. Canton Bern. Der kurze Rock, den Nr. 7 trgt, ist wegen des Bergsteigens
nothwendig. An Stelle der frher blichen farbigen und gestickten Strmpfe sind heute allgemein
weisse getreten. Die weisse Wsche der Bernerinnen ist berhmt. Ihre Tracht ist hbsch und
geschmackvoll; nur die Frauen von Oberhassli entstellen sich dadurch, dass sie die Hften aus-
polstern. Nr. 3 ist eine Simmenthalerin. Das Leibchen zeigt italienischen Schnitt; es ist von
schwarzer Seide und mit einem schwarzen Sammetstreifen besetzt. Das weisse Hemd steigt bis zum
Hals liinauf. Die Enden des einfarbigen Brusttuchs sind unter dem Leibchen befestigt. Die Aermel,
eng anschliessend, bilden an den Ellenbogen Puffen. Oft ist um den Hals eine Cravatte von Sammet
gescUungen, von welcher auf die Brust silberne Ketten herabhngen, die am Gi-tel befestigt werden.
Die Kopfbedeckung besteht aus einer kleinen Haube von schwarzem Atlas, die, mit schwarzen
Spitzen besetzt, auf dem Hinterkopfe sitzt. Der dunkle Rock hat eine farbige Borte. Die Schrze
ist unter dem Mieder befestigt. Die Berner Tracht hat sich am lngsten in ihrer vollstndigen Ur-
sprnglichkeit erhalten.
Nr. 4. Canton Wallis.

Die franzsische Mode hat die charakteristischen Eigenthmlichkeiten
der Volkstracht meist verwischt. Von derselben ist nur noch der Hut brig geblieben, welcher
allen fremden Einflssen Widerstand geleistet hat.
Nr. 5. Canton Zrich.

In der Tracht der Zricherin paai-t sich vriirdevoller Ernst (der
schwarze Rock) mit heiterer Farbenlust (rothes Leibchen mit gelbem, schwarz eingefasstem Brustlatz).
Nr. 6. Canton Zug.

Da die Bevlkerung des Cantons Zug vorzugsweise Ackerbau treibt,
ist danach die Tracht der Buerinnen eingerichtet. Bemerkenswerth ist die als Kopiputz dienende,
aufgesteifte Rsche, welche an eine Sonnenblume erinnert.
Nr. 8. Canton Luzern.

Auch die Bevlkerung dieses Cantons treibt Ackerbau, weshalb die
zu Feldarbeiten passende weibliche Tracht mit der des Cantons Zug verwandt ist.
Nr. 9. Canton Basel.

Wie Bern ist auch Basel eine bergige Stadt, in welcher viele Strassen
treppenartig emporsteigen. Daraus erklrt sich die Nothwendigkeit fr- die Frauen, kurze Rcke
zu tragen.
(Nach Photographien von Braun & Co. in Dornaeh und nach AqiiareUen von Bastinos. Fii/r
den Text vgl: Simond, Voyage en Suisse; Baoul Bochette, Lettres sur la Suisse 1819, 1830,
1821; C. V. de Sommerlatt, Description des vingt-eux cantons de la Suisse, Bern 1840; Berkpsch,
Schweiserhimde; W. Kaden, ScMveigerland.)
SWIT2ERLAND SU 1 S O E
SGHV/EIZ
1"
D(.<
EUROPA
PFEIFEN, ETUIS UND EAUCHUTENSILIEN.
NORWEGEN, FRANKREICH, ITALIEN, BELGIEN, OESTERREICH, DEUTSCHLAND UND
GRIECHENLAND.
Nr. 1. Norwegen.
Nr. 2, 9, 17, 2.3 und 34. - Frankreic
Nr. 5 und 14. - Italien.
Nr. 6. Belgien.
Nr. 8 und 30. - Tirol.
11, 12, 16, 20, 27 und 29. - Ungarn.
Nr. 24. Bhmen.
15, 22, 28 und 32. Deutschland.
Nr. 31. Griechenland.
10, 21, 25, 26 und 33. Pfeifen und Etuis
unbe-^timmter Herkunft.
Die Thonpfeife war ehemals das Monopol Hollands, der Porzellankopf ist typisch fr Deutsch-
land
,
der Meerschaum und der geschnitzte Holzkopf fr Oesten-eich. In einigen Theilen Ungarns
findet man Pfeifen von orientalischem Typus.
Norwegen.
Nr. 1.
Pfeife aus Stavanger : Holzltopf in Form einer Hand , Oeff-
nung mit Kupferring; Rohr aus Schilf.
Frantreieh.
Nr. 2.
Pfeife in Beilform; 1762. 0,50 m lang. StahlV-opf. gravirt
und mit Silber eingelegt; Rohr aus Hol?.. Der Typus ist
Alte Gla=!pfeife; Murano; 1 m lang.
Nr. 14.
Venetianischer Tabacksbeutel ; 0,20 i
mit Seiden- und Goldsticterei.
Belgien.
[urze Pfeife; Franche-Comte ; 0,10 m lang. Silberner Kopf;
Hornrohr.
Nr. 17.
Feuerstahlbchse ; Elsass XVII. Jahrhundert.
(Innere Einrichtung Nr. 34.)
Deutschland.
Nr. 13.
Holzliopf; Deckel und Beschlag Kupfer; 0,32 m hoch.
Nr. l'i.
Bemalter Holzkopf; die Mtze dient als Deckel. Rohr
Hrn; Kopf und Abguss 0,18 ra hoch.
Nr. 22.
Kopf aus Porzellan, Utihr ans Hrn; 0,30 m hoch.
Nr. 28.
Pfeife ans dem sietenjihi-igcn Kriege; Meerschanmkopf mit
silbernem Decltel. Holzrolir; Kopf 0,12 m hoch.
Nr. 32.
Dunlielfarhiger Holzlfopf; ElfenljeiDgarnitur ; Rohr aus Honi.
0,50 m hoch.
Tirol.
Nr. 8.
Kurze Holzpfeife; Srfinur und Quasten Seide; 0,11 m lang.
Nr. 30.
Holzpfeife; Kopf mit Kupfer und Perlmutter eingelegt; Deckel
aus gravirtem Kupfer; Spitze aus Hrn; seidene Schnur
und Troddeln ; 0,25 m lang.
Ungarn.
Nr. 10.
Kurze Pfeife aus geschnitztem Wurzelholz; 0,10 ni lang.
Nr. 11.
Gemalter Holzkopf mit Kupferdeciel ; Rohr aus Hrn und
Holz; silherne Kette; seidene Schnur und Quasten; 0,20m
lang.
Nr. 12.
Bemalter Holzkopf; Knpferdeckel; Holzrohr; Hornspitze;
0,22 m lang.
Nr. 16.
Orientalische Pfeife; Mittelstck des Kopfes und Deckel
gravirtes Kupfer; Abguss mit Gold eingelegtes Holz; mehr-
farbiger WoUplttsch zwischen Kopf und Rohr; Seidenquasten;
0,25 m lang.
Nr. 20.
Orientalisch; Thonkopf mit Silberbeschlag und ebensolchen
Gehngen; Wollplsch zwischen Kopf und Rohr; rother
Seidenbezug und mehrfarbige Schnur mit Quasten; 0,25 ra
lang.
Nr. 29.
Meerschaumkopf mit Silberbeschlag ; Hornrobr ; 0,10 m hoch.
Bhmen.
Nr. 24.
Porzellankopf, den einugigen Ziska darstellend. Holzrohr
mit Seidenschnur und Hornspitze. 0,23 m hoch.
Griechenland,
Nr. 31.
Meerschaumkopf; Sphin.x und nackte Frau; Silberdeckel;
Holzrohr mit Hornspitze; 0,60 m lang.
Pfeifen
Etui Holz geschnitzt; 0,
Herkunft.
lang.
Nr. 7.
Etui Holz geschnitzt, mit Silber eingelegt.
Nr. 18.
Kopf Holz geschnitzt; Silberbeschlag; 0,11 m lang.
Nr. 19.
Kopf Holz geschnitzt; symbolische Darstellung ; 0,15 m hoch.
Nr. 21.
Holzkopf; Silberbeschlag; 0,07 m h.
Nr. 26.
Kopf Holz geschnitzt; Silberbeschlag; 0,15 m hoch (vgl. das
Detail Nr. 25).
Nr. 33.
Nach Originalen in der Pfeifensanimliuig des Baron von Watteville.
EUROPA EUROPE,
EUROPA
CS CT
RUSSLAND.

XVI.XIX. JAHRHUNDERT
fflSTORISCHE PERSONEN UND VOLKSTRACHTEN.
Nr. 1 u. 6.
Bojarentracht des XVII. Jahrh. Nach den Stichen der Reisen
in Moskowien Ton lschlger (Olearius) 1647.
Nr. 2 n. 5.
Der Kosake Breschka in dem Ehrenkaftan, den er von Peter
dem Grossen erhalten.
Nr. 3.
Kosakenhetmann znr Zeit Peters des Grossen.
Nr. 4.
Bojar des XVn. Jahrh. im .Morgenkostm.
Nr. 7. 8 n. 9.
Franen und Mdchen ans Twer am Zusammenflnss der Twertza
und der Wolga, Hauptstadt des Gouvernements gleichen
Namens, nordwestlich von Moskau.
Nr. 10, 11, 12, 13, 14.
Sommertracht der Frauen und Mdchen aus Torjok, Gouverne-
ment Twer.
Nr. 15.
Feldtracht des Bojaren Boris Godunow, Czar von 1598-1603.
Nach einer alten Zeichnung.
Nr. 16, 17. 18.
Wintertracht der Frauen von Torjok.
Nr. 19, 20, 21.
Tracht der Frauen von Kjsan, Hauptstadt des Gouvernements
gleichen Namens.
Nr. 22.
Iwan IT., der Schreckliche, Czar von 1533-1584.
Nr. 23.
Peter der Grosse, Czar von 16821725. In Seemannstracht,
aufbewahrt im Waffenmuseum in Moskau.
Nr. 24.
Bojarentochter zur Zeit Peters des Grossen. Nach einem Stich
in Corneille de Bruyn Voyages par la Moscovie (1708 ; fran-
zsisch, 1718).
Nr. 25.
Ein Frst Eepnin. Nach einem Such desselben Werk!.
Nr. 26.
Peter der Grosse im sogenannten polnischen Kaftan.
Nr. 27.
Der Frst Peter Repnin. Nach einem Stich in den Reisen des
Olearins (1647).
Die Russen entlehnten in der historischen Zeit ihr Kostm wie ihre Eeligion den Byzantinern,
his der lange geschlossene Rock und der imeUose bei-wm-f nach der mongolischen Erobening
durch das kurze, offene, ber der Brust geknpfte Wamms und den Mantel mit Kragen und rmeln
verdrngt wurde.
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V1
EUSSLAND
NATIONAL-RSSEN

MORDWINEN

KALMCKEN
TARTAREN
10
Nr. 1. Mordwine, Glied einer finnisclien Race,
welche in den Gouvernements Kasan, Ssim-
birsk, Orenburg, Nischni-Nowgorod und Pensa,
an den Ufern der AVolga und Oka ver-
breitet ist.
Nr. 3. Kalmcke aus den donischen Steppen;
mongolische Race.
Nr. 2. Frau tartarischer Race.
Nr. 4, 5 u. 6. National-Russen aus dem Gou-
vernement Tambow zwischen den Gouverne-
ments Wladimir und Nischni-Nowgorod.
Nr. 7, 8, 9, 10 u. 11. National-Russen aus der
Stadt Torjok, Gouvernement Twer. Die Stadt
liegt an der Twertza, einem Nebenflusse der
Wolga. Tambow und Twer gehren zum
europischen Russland und liegen im soge-
genannten Gross -Russland, dem Stammsitze
der Alt- Russen.
Diese Abbildungen sind Vorlagen nachgebildet, welche die russische Regierung hat anfer-
tigen lassen. Die Originale zu den Nr. 1 G sind colorirte Photographieen , welche auf der
ethnographischen Ausstellung der Pariser geographischen Gesellschaft im Jahre 1875 zu sehen
waren. Die Kleider der Frauen von Torjok haben noch asiatischen Charakter, nur dass der
Gtirtel hinzugetreten ist. Die von einem weiten, durchsichtigen, mit Gold gestickten Schleier
nmhiUlte Frau scheint eine Braut oder eine Neuvermhlte zu sein. Das lange vorn offene Kleid
ist mit Metallknpfen zugeknpft.
Twer hat eine vorzugsweise Ackerbau treibende Bevlkerung. Die Buerinnen tragen
kurze Rcke aus groben Stoffen. Nr. 4 ist der Typus des National-Costms: ein weisses Hemde
und ein Rock, der um den Leib gegrtet ist. 5 und G haben wieder mehr asiatischen Charakter.
Nr. 8, 9, 10 und 11 gehren zur Klasse der Handwerker. Die Frauen tragen breite
Schrzen und ber der Mtze gewhnlich ein Tuch, welches um den Hals zusammengeknotet
ist und auf dem Rcken herabfllt. Auch das kleine Kind auf dem Arme der Mutter trgt noch
ber der spitzen Mtze ein solches Tuch. Die Jacken sind entweder ohne (Nr. 8) oder mit
Aermeln (Nr. 11) versehen. Nr. 10 bat einen kragenartigen Umhang, der um die Hften herum-
geht und die Unterarme bedeckt. Diese letztere Tracht ist die gebruchlichste.
Die Kopftracht von Nr. 5 ist bemerkenswerth wegen ihres eigenthmlichen Schnitts, der
ebenfalls auf Asien deutet. Nr. G ist durch ihr weites Kopftuch auffallend, unter welchem eben-
falls die spitze, tief liegende Haube zu erkennen ist. Das Kopftuch ist jedoch so arrangirt, dass
das Ohr mit seiner grossen Perle sichtbar bleibt. Perlen sind berhaupt ein beliebter Schmuck
der Russinnen; die auf den Rcken herabfallende Flechte von Nr. 6 ist mit einem Bande ver-
ziert, das mit Perlen benht ist. Die Fussbekleidungen sind aus starkem Leder gearbeitet.
Die Tracht der Tartarin Nr. 2 ist von der der Russinnen vllig verschieden. Sie trgt
ein Ober- und Unterkleid. Der Grtel der letzteren kommt durch das erstere zum Vorschein.
Der weite orientalische Schleier hat Schlitze, um die Arme hindurchzustecken. Da die Aermel
von noch anderem Stoffe sind als das Unterkleid, gehren sie vermuthlich zu einer Art Hemde,
welches auf dem Leibe getragen wurde. Der Schleier wie die beiden Kleider sind von Seide.
Die Aermel ebenfalls von Seide mit Silber gestickt. Die armen Frauen kleiden sich in der-
selben Art, aber mit chinesischen Baumwollenstoflen.
Nr. 1 stellt einen Mordwinen dar. Obwohl finnischen Stammes, nhern sich die Mordwinen
sehr der russischen Race, deren Tracht sie auch angenommen haben. Sie sind Ackerbauer und
leben nur in kleinen Drfern.
Nr. 3 ist ein Kalmcke aus den donischen Steppen. Die Kalmcken haben zahlreiche
Pferde- und Schafheerden, von denen sie leben. Sie fhren ein Nomadenleben und treiben
auch Handel mit Schaffellen, welche sie gut zu bereiten wissen und die unter dem Namen
Astrachanfelle verkauft werden. Auch ihre Tracht unterscheidet sich nicht von dem allgemeinen
russischen National- Costm.
R U S 8 1 A RUSS IE RUSSLAND
D1^
RUSSLAND
VOLKSTHMLICHE
HAARTRACHTEN.
1 2 3 4
5 6 7 8
Die Tracht der russischen Frauen hat sich in ihier Ursprnglichkeit erhalten. Besonders der
Tschepats hat alle Neueiimgen der Mode berdauert. Die hier dargestellten
Haartrachten entsfcimmen
den Grossrussischen Gouvernements Nowgorod, Kursk und Kaluga.
BEWOHNER DES GOUVERNEMENTS NOWGOROD.
Nr. 1.
Junges Mdchen von Ostujna.
L'oiffure aus gesticktem und mit Steinen besetztem Goldstoif.
Pcrlengarnitur in Fonn von Festona ber der Stirn. Tuch
hinten ber die Schultern fallend, Perlohrgehnge in Gold
gefasst. Halsbnder aus Perlen und Amethysten.
i Tikhviu
Nr. 3. Anschliessende Kappe aus gelbem Stoffe mit Gold-
besatz unter einer den Nacken bedeckenden Mtze. Die
letztere ist gestickt und von einer Art Turban umwunden,
an den sich eine mit Perlen besetzte Rsche anschliesst.
Ohrgehnge und Halsbnder aus Perlen.
Nr. 5. Kokosclim'k aus rothem , goldgesticktem Stoff, von
einem weissen Turban umschlungen und mit einem Ge-
hnge aus verschiedenfarbigen Wollstrhnen versehen.
Ohrgehnge und Halsbnder aus Glasperlen. (Vgl. die
Tafel mit der Himmelskugel Nr. 2 und 4.)
Nr. 4.
Frauen von Bielozersk.
Mtze hnlich Nr. 1. Die Stickereien bilden Medaillons mit
Perlenrosetten auf rothem Grunde. Nackentuch aus blauem
Stoff. Ohrgehnge von Perlen und Saphiren; Halsbnder
von Perlen. Der Kragen des Hemdes hat einen Goldrand.
Bewohner von Tikhvin.
SeidenmtzB mit Astrachanbesatz, der herunter goschlagei
und durch ein violettes Band mit Goldquaste unter den
Kinn befestigt werden kann. .
Nr. 2.
Junges Mdchen.
Zackenkrone mit Goldblttchen bedeckt und mit Perlen und
Edelsteinen besetzt; Stirngehnge und Perlen verschiedener
Grsse. Ohrgehnge und Halsbnder aus Perlen.
Nr. 8.
Verheirathete Frau.
Kokoschnik der verheiratheten Frau, Goldgrund mit weissen,
blauen und violetten Ornamenten und Perlen- und Stein-
garnitur; hinten ein Tuff aus rosa und schwarzen Bndern.
Ohrgehnge und Halsbnder aus Perlen.
FRAU GOUVERNEMENTS K.\LUGA
Nr. 6.
Brocatdiadem mit Steinen besetzt. Eine Art Perlnetz , ber
die Stirn, Schlfe und Wangen fallend
;
darunter ein blaues
Kopftuch mit herabhngenden Enden. Perlhalsband.
Nach Originalbildern, von der Russischen Regierung zu der Ausstellimg der Geographischen Ge-
sellschaft nach Paris gesandt, 1875.
l)'?u
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^
RUSSLAND
KOPFSCHMUCK DER FRAUEN AUS DEM VOLKE.
3
5
Diese hauten- und mtzenart.igen Kopfaufstze stammen smmtlich aus Altrussland und
sind den russischen Slaven eigenthmlich. Die hier abgebildeten Exemplare rliren aus den
Gouvernements Nowgorod, Ealuga, Twer und Kui-sli- her. Sie reprsentii-en verschiedene Arten
der tschepatz genannten Mtze, welche die Frauen der Kaufleute und Bauern tragen, und zugleich
ilu-en Ohr- und Halsschmuck. Die Ornamentik und die Gestalt dieser Mtze reicht weit zurck.
Man findet sie auf Porti-aits von Fi-sten, die dem frhen Mittelalter angehren. Vielleicht sind
sie von dem asiatischen Nomadenvolke der Polowzer mitgebracht worden, welches um die Mitte
des XI. Jahrhunderts in Russland einfiel.
Die Frauen aus dem Yolke haben die Gewohnheit beibehalten, sich stark zu scimiinken,
ihr Gesicht mit Lagen von weiss und roth zu berziehen.
Nr. 1.

Kopfbedeckung aus dem Bezii-k Bielozersk, Gouvernement Nowgorod. Dieselbe
besteht aus einem steifen Gewebe von Goldfaden, dessen Ornamentik von einem weissen mit silber-
nem Schlagloth decorirten Metallstreifen und aus aufgenhten, in Eosetten vereinigten weissen
Perlen gebildet wii-d. Aus Perlen besteht auch die Borte, welche auf die Stirn herabhngt.
Der schmale Hemdki-agen ist mit einer diu-chbrochenen Stickerei versehen und von einem
Saphir geschlossen. Die Ohi-gehnge bestehen aus traubenfi-mig gruppirten Perlen, die mit
Gold montii't sind.
Nr. 2.
Haube von hnlicher Form, aber an der Stirnseite gerader und mit einem aus
kui'zen herabhngenden Perlenschni'en gebildeten Pranzenbehang als Borte versehen. Die Or-
namente sind aus silbernen Blttchen gebildet, die auf den Goldgi-und aufgenht sind. Die Ohi--
ringe sowie das aus acht Schni-en bestehende Halsband sind aus Perlen gebildet. Bewohnerin
von Tikhwin, Gouvernement Nowgorod.

Dasselbe Ai-rangement wiederholt sich auf den bri-
gen Mtzen, nur dass die Nr. 3, 5, G, 7 nocli mit Rubinen, Topasen, Saphii-en, grossen Perlen
und sogar mit Brillanten geschmckt sind. Bei Nr. 4 ist der Grund der Mtze rotli und die
Stickereien sind farbig. Die Borte ist -wieder von Goldstoff und mit Perlen verziert, die auf
dicke Fden aufgezogen und zusammengenht sind. Der so entstandene Stoff ist rhrenartig ge-
faltet. Dasselbe Ai-rangement findet sich bei Nr. 6.
Nr. 3 ist ein Mdchen aus Bielozersk, Nr. 4 eine Frau aus Tikhwin, Nr. 5 eine Frau
aus Ustjug-Jelezepolskoi, Gouvernement Nowgorod, Nr. 6 eine Frau aus Kaluga am Oka.
(Nach Gemlden, die von der russischen Regierung auf die Ausstellung der geographi
Gesellschaft in Paris im Jahre 1875 geschickt worden sind.)
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K
-T)?^
RUSSLAND
INNERES EINES WOHNHAUSES.
Unsere Abbildung; zeigt den Hauptraum der Izba, des russisclien Bauernhauses. Whrend
das Erdgeschoss zu Viehstllen eingerichtet ist, nehmen die Wohnrume, zu denen man auf einer
Treppe von aussen hinaufsteigt, das obere Stockwerk ein. In der SweHitza, dem Hauptraum,
wird gegessen und geschlafen, gekocht und Brod gebacken. Hier befinden sicli die Bilder der

hl. Jungfrau oder eines andern Heiligen (ikona), des Czaren und der Czarin. Zwei oder drei
Nebenrume, zu welchen man aus dem Hauptraume gelangt, befinden sicli ausser diesem noch
in dem Stockwerk. Der eine, Seny genannt, dient zum Waselien und Ankleiden, die anderen
zur Aufbewahrung der Haus- und Arbeitsgerthe.
Die hier dargestellte Izba reprsentirt den im nrdlichen Eussland blichen, den echt
moskovitischen Typus; je weiter man nach Sden und ber Moskau und besonders ber die
Wolga hinauskommt, desto mehr verndert sich dieser Typus und nimmt einen mehr asiatischen
Charakter an.
Das Haus des MuscUk ist nicht das Werk eines russischen Zimmermanns, des Plotnik,
der die Axt, sein einziges Werkzeug, mit grossem Geschick an der Stelle von Hammer, Sge,
Zange, Hobel und Meissel zu gebrauchen weiss ; der russische Bauer baut sich sein Wohnhaus
selbst. Man" sieht auf dem Lande nicht viele Handwerker", sagt Richter in den Russischen
Miscellen, jeder Bauer ist Zimmermann, Tischler, Stellmacher, Tuchmacher, Schneider, Schuster
und Seiler: es gengt ihm, dass ihm jemand etwas vorgemacht hat, um es mit Erfolg nach-
machen zu knnen. Wo andere in Verlegenheit sein wrden, zieht er sich aus derselben ohne
Rathschlge und Hlfe und wartet nicht erst auf die Hnde anderer, um ans Werk zu gehen".
Das Haus ist im Blockhausstil aus Tannenholz zusammengezimmert. Die Mauern sind aus gan-
zen, ihrer Binde entledigten Baumstmmen zusammengefgt, die au den Ecken, wo sie sich
treffen, bereinander hinausragen. Im Innern sind die Stmme mit Hlfe der Sge geebnet und
geglttet. Die Fugen sind mit Werg ausgefllt, um die Klte abzuhalten. (Normand, l'Archi-
tecture l'exposition de iSGJ. C. von Ltzow, Kunst und Kunstgeiperbe auf der Wiener Welf-
aussteUung 1813. S. 73 f.)
In der S-wetlUza befindet sich zunchst ein grosser Ofen ans Backsteinen und glasirteu
Kacheln. Er zerfllt in zwei Abtheilunfreu, zum Brndbackeu und Kncheu. lieu ist der Ofen
mit Sand bestreut fr diejenigen, die im Winter darauf schlafen wollen. Wo man keine Betten
hat, stellt man des Nachts zwei von den Buken zusammen, welche an den Wnden ringsherum
aufgestellt sind.
In der Ecke, in welcher der Pope das Heiligenbild angebracht hat, steht auch der Tisch
fr die Mahlzeiten. Jeder Mahlzeit geht das Gebet voran, welches von dem Familienhaupte ge-
sprochen wird. Das Heiligenbild ist gewhnlich das der schwarzen Jungfi-au in halber Figur
mit dem Jesuskinde. Man sieht nur die Kpfe und Hnde, alles brige ist mit getriebenem
Kupfer, welches versilbert oder vergoldet ist, und mit Glasperlen bedeckt. Diese Bilder sind
meist nach byzantinischen Vorbildern gemacht. lieber ihnen befindet sich eine weisse, mit
rothen Fden gestickte Decke, die als Baldachin dient. Unter demselben befinden sich eine
ewige Lampe und einige mit lebhaften Farben bemalte, geweihte Kerzen. Das Bett, welches
auf unserer Abbildung keinen Platz finden konnte, steht in der dem Heiligenbilde gegenber-
liegenden Ecke. Es ist von Holz, und an den Ecken erheben sich vier Sulen, von welchen
Leinwandvorhnge herabhngen, welche mit rothen Fden gestickt sind. Diese Stickereien tra-
gen einen durchaus eigenartigen, nationalen Charakter. Die hlzerneu Wnde behalten ihre
nati'liche Farbe. Das Holz der Rothtanne hat schon von Natur einen schnen Ton, der mit
der Zeit noch ki-ftiger und tiefer wird. Bei den Verzierungen ber den Fenstern am Balkon
und dem Aeusseren des Hauses sind roth und blau die vorherrschenden Farben. Seltener
kommt grn, braun und weiss zm- Anwendung.
Zeichnung des Architekten Paul Benard aquarellirt von Stephan Baron.)
:p?
1)'^^
RUSSLAND
DIE SLAYISCHE TEAUUNG.
-
DER EUSSISCHE TANZ
Wenn Alle zur Trauung versammelt sind, tritt der Geistliche in seinen priesterlichen
Gewndern vor und beginnt die feierliclie Handlung. Man vertheilt an das Brautpaar und die
Gste brennende Lichte und zndet zwei dicke Kerzen an, die auf grofsen, gewhnlich silbernen
Kandelabern zu beiden Seiten eines Tisches stehen, auf welchen das Bild des Schutzheiligen des
Hauses gelegt ist. Die Ceremonie beginnt mit Gebeten und Gesngeu. Der Priester setzt auf die
Kpfe der jungen Eheleute silberne Kronen. Bei vornehmen Leuten werden diese Ki-onen von
den Brautflirern, die Driigelii heifsen, ber den Kpfen gehalten. Nachdem die Ringe eingesegnet
und gewechselt sind, bietet der Geistliche den Neuvermhlten ein Glas Wein, welches sie ab-
wechselnd in di-ei Zgen austrinken. Dann machen sie drei Male die Runde um den Tisch, auf
welchem sich das Bild befindet, und empfangen endlich den Segen des Popen, welcher sagt:
Wachset und mehret euch; der Mensch soll nicht trennen, was Gott zusammenfgt.''
In den Drfern, welche abseits von grofsen Stdten liegen, bestehen noch andere Gebruche,
die aus alter Zeit herstammen. Der heii-athslustige Bauer giebt zuerst bei den Eltern des Mdchens,
um welches er wirbt, in Begleitung eines Brautfhres eine Erklrung ab. Er geht in ihre Wohnung,
und der Brautfhrer sagt zu der Mutter: Zeigt uns Eui-e Waare, wir haben Geld." Er wird
dann in das Gemach des Mdchens eingelassen und betrachtet dasselbe aufmerksam, um seinem
Freunde eine getreue Schilderung zu berbiingen. Am anderen Tage fhrt die Liebe sie zurck,
und jetzt hat der Bewerber das Recht, in das Zimmer seiner Geliebten einzutreten, welche sich
jedoch, hinter einem Vorhange verborgen, den neugierigen Blicken des Liebhabers zu entziehen
sucht. Wenn auch die nhere Bekanntschaft der beiden jungeu Leute schon seit Jahren besteht,
so will es doch die Sitte, dafs sich das Mdchen nur unter Anwendimg sanfter Gewalt hinter dem
Vorhang hervorziehen ll'st. Die Mutter, welche bei dieser Szene zugegen ist, fragt den jimgen
Mann, wie er die Waare findet, und wenn er antwortet, dafs sie ihm gefllt, so setzt man sofort
den Tag der Verlobung durch Ringe fest. Fr diese Ceremonie breitet man auf der Erde ein
Fell aus, auf welches sich die Brautleute niederwerfen. Der Vater legt das Bild des Schutzpatrons
des Hauses auf ilrre Kpfe und segnet sie damit. Die Gefhrtinnen der Braut bieten ihr- ilu-e
Hlfe an, um mit ihr eine Anzahl von Taschentchern zu sticken, welche zu Geschenken fr
ihren Zuknftigen, fr- seine Freunde und die Brautfhrer dienen sollen. Am Vorabend der
Trauung wird die Braut von ihren Freundinnen in das Bad gefhrt. Sie gehen dann mit ihr in
dem Dorfe ixmher und singen Trauerlieder, in welchen sie ilu-en Verlust beklagen.
Ist der Tag der Trauung gekommen, so versammeln sich die Geladenen, um das Brautpaar
zur Kirche zu begleiten. Ein Chor junger Mdchen singt das Hochzeitslied und dann setzt sich
der Zug unter Vorantritt eines jungen Mannes in Bewegung, welcher den Schutzheiligen des
Hauses trgt. Nach dem Ehesegen hat der junge Gatte das Recht, seiner jungen Frau einen
Kufs zu geben und zwar nach der alten Sitte, welche vorschreibt, dafs er sie dabei an den Ohren
fal'st. Bevor die junge Frau die Kirche verlfst, nimmt ihr die Brautmutter die Haube der Mdchen
ab imd setzt ihr die der verhe-atheten Frauen auf. Dann begiebt sich die Gesellschaft nach
Hause, wo man sich der Freude berlfst, whrend die junge Fi-au tbut, als ob sie weint. Am
andern Tage giebt der Gatte ein letztes Fest, um von seinen Freunden Abschied zu nehmen.
Er wirft Haselnsse hiuter sich, um damit anzudeuten, dafs die Spiele der Jugend vorber sind.
Der russische Nationaltanz ist eine Pantomime zwischen einem jungen Manne und eiaem
Mdchen, bei welcher die Tnzer abwechselnd einander necken, liebkosen und fliehen, um sich
schliefslich zusammenzufinden. Bei andern Tnzen zeigen die jungen Leute eine grofse Leichtigkeit
und Geschicklichkeit. In sitzender Stellung drehen sie sich auf einem Fufse umher und schnellen
dann pltzlich empor, um eine andere groteske Position anzunehmen, die sie unablssig ndern,
indem sie bald nach vorn, bald zurck springen. Sie tanzen oft allein oder mit einem Mdchen,
welches keine Bewegung macht. Die dargestellte Szene geht in einem Dorfe vor sich: das
Orchester besteht aus der Balalaika, einer Art zweisaitiger Guitarre, die nur ein Mann spielt,
welcher einen Snger begleitet. Ein dritter schlgt mit den Hnden den Takt dazu.
(Nach Mittheilungen in Karl von Rechbergs Werh: Les Peuples de la Russie; description des moeurs,
usages et costumes des diverses nations de cet ejnpire. Paris 181'2-1813.}
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RUS8IA R
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EJ
RUSSLAND
VOLKSTRACHTEN.
KLEIN-RUSSEN; GROSS-RUSSEN; TSCHEREMISSEN UND BULGAREN.
Nr. 8. Klein-Russin.
Nr. 1, 3, 5 und 7. Gross-Russen.
Nr. 6 Tschcrcmissen.
Nr. 2 und 4 Bulgaren.
Der klein-russische Bauer zeigt den slaviscli-russischen Typus der Abkmmlinge der Seythen
am reinsten, whrend der Gross-Russe oder Moskowiter aus Mischungen der Tschuden, Kirghisen
und Tartaren hervorgegangen ist. Die Tscheremissen und Bulgaren bilden isolirte Kolonieen ; be-
sonders die letzteren wurden nach jedem Trkenkriege in verschiedenen Theilen Russlands angesiedelt.
Klein-Russen.
Nr. 8.
Buerin iius dem Gouvernement Orel.
doligestkVter Tscliepata mit Stirnreifen. Mehrere Halsbndei
Kock mit Blumen und Sternen bestickt; bunte Schrzt
Schuhe.
Gross-Rnssen.
Hirt aus dem Gouvernement Kherson.
Pelzmtze; Tulupe aus Schaffell, die Wolle nach innen; Leder-
g;urt mit Kupferknpfen; umflochtene Glasflasche; Messer.
mit einer Kette am Grtel befestigt; weite Hosen, Schira-
vaHs'y Schuhe aus Birkenrinde, Laptis.
Frau aus dem Gouvernement Kherson.
KaUschmli, die nationale Kopfbedeckung; Pelz aus Schaffell
;
Hemde mit bergeschlagenem Kragen ; mehrere Halsbnder;
Dieselbe Frau im Sommerkostm.
Kalcoschnik; Hemde mit gestickten Aenneln
;
gestreifter Kock
;
geblmte Schrze; Psse nackt.
Gruppe von Frauen im Pestkleide; Gouvernement Nischni-
Nowgorod.
Kopfputz, zugleich Kapuze und Schulterrantelchen. Jaquet
mit pelzbesetzten Aermeln; zwei Roben aus Brokat ber
einander. Eine der Frauen in Hanstraclit zeigt ein Hemde
mit bauschigen Aermeln, mehrere Halsbnder und Ohr-
gehnge.
Nr. 6.
Frauen im Festgewande; Gonvernement Simbirsk.
Hohe Sammetmtze, mit einem Streifen Schaffell be.setzt;
Brustlatz, zweitheilig, ber einer Blechplatte mit Mnzen
und Kupferplttchen, weisse Tunika; Halsband; Ohrgehnge
aus Mnzen; Strmpfe aus weissem Filz; Schuhe, mit
Schnren um die Beine befestigt.
Nr. 2.
Mnner aus dem Gouvernement Kherson.
Kaipak, Wollenmtze mit Astrachan berzogen; Beschmet, eine
Art zugeknpfter Weste; Kaftan oder Ueberrock mit Besatz;
weite Hose in starken Stiefeln.
Nr. 4.
Bulgarische Frau aus demselben Gouvernement.
Kopftuch, auf die Schultern herabfallend; grosses Leinen-
hemde; rmelloses Mieder; gestickte Schrze; glatter Rock
und gestickter Unterrock; Wollschrze und Grtel mit
Spangen. Ohrgehnge und Halsbnder.
Sammlung von Photograpliieen : Quelques types des peuples de la Russie, aus Odessa herstammend.
Vgl. Eechherg, Die Vlker Russlands.
Elisee Rechts, Geographie universelle.
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EUS8LAND
DIE KIBITKA, DAS ZELT DER KALMLTCKEN.
Die Kalmcken, der mongolischen Eace angehrig, erschienen in Eui'opa zuerst im Jahre 1630
und Hessen sich 1636 am Kaspischen Meere nieder. 1770 kehrte ein Theil derselben in die
heimischen Steppen am Fusse des Altaigebirges zurck. Die Kalmcken sind Fischer und Hirten.
Sie schlagen ihre Kibitken bald hier, bald da auf und bilden so zeitweise ulus oder Ortschaften.
Die Zelte bestehen aus einem Gerippe von Weidenzweigen, 2 m hoch, das eine Rundung von
5 m Durchmesser bildet. Diese ki-eisfrmige Wand wird mit einer ebenso hergestellten Wlbung
versehen imd mit Filz bedeckt. Die einzigen Oeffnungen sind ein Rauchloch in der Mitte des
Daches und eine Holzthr. Das Ganze ist in einer Viertelstunde errichtet.
In der Mitte des Zeltes steht ein Dreifuss mit einem Kessel darber. Den Hintergi-und nimmt
ein Holzbett ein, mit Pelzdecken und einem Stck Stoff bedeckt imd von einer Art Baldachin
berragt Gtzenbilder, Kleiderstoffe, Waffen, Sttel, Gerste fiir verschiedene Gerthe, niedrige
Tische, gerollte Filzstcke als Sitze, eine Gebetmhle

die Kalmcken sind Buddhisten ver-
vollstndigen das Mobiliar.
Die meisten Kalmcken haben ihr- altes Kostm beibehalten : Pelzmtze, bechmet, eine Art vom
Grtel bis zum Kinn geknpftes Wamms, ein in der Taille gegrteter Ueberrock aus blauer oder
grner Seide oder Wolle und Stiefel aus schwarzem Leder oder gelbem Maroquin mit eisenbe-
schlagenen Abstzen.
Die kalmckischen Frauen tragen ein langes Kleid unter einem Ueberrock, Ohrgehnge, aus
einem Metallring mit Perlmuttergehnge bestehend, und eine Mtze aus sammetgeftterter Seide
mit breitem aufgeschlagenem Rande, der das Haar bis auf die langen, das Gesiebt umrahmenden
Stirnhaare verhllt.
Abbildungen aus dem Werke des Grafen Bcchbcrg, Les peuples de la Russie, 1812.
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RUSS I B RUSSLAND
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RUSSLAND
OSTJAKEN
-
TXGUSEX
- INDIANER VON ALASKA
BEWOHNER DER KRIM
Nr. 1 und 2. Ostjakisclier Mann und Frau aus Obdorsk. Die Ostjaken, zu den Samojeden
gehrig, bewolinen die unteren Waldgebiete des Ii-tisch und Ob. Sie sind von mittlerer Grsse
und scliwach gebaut, von bleichem Teint und dnnem, rthlichem Haai-svuchs. Ihre Kleidung
besteht aus Thierfellen. Die Mnner tragen einen Lederrock, der kaum bis zu den Knieen
reicht und vorn und hinten geschlossen ist. Er dient zugleich als Hemde. Die Hosen sind km-z
und eng. Bei grosser Klte tritt ein weiter Ueberrock mit Kaputze hinzu, welche Hals und
Kopf schtzt. An den Aermeln ist ein kleiner Sack befestigt, welcher die Stelle der Handschuhe
vertritt. Bei unserer Figur ist die Kaputze imd der Ueberrock aus WoUe.
Die Frauen tragen Pelzkleider, die vorn mit kleinen Kiemen zusammengenestelt sind. Im
Winter tragen sie Strmpfe aus FeUen, Beinkleider und einen Rock mit Kaputze, die mit Franzen
besetzt ist. Die Kopfbedeckung der Frau, die auf unserer Tafel dargesteUt ist, ist aus Wolle,
ebenso wie die Franzen. Der kaputzenartige Ki-agen ist von Wolle und mit Perlenschni-en be-
franzt, an deren Enden Mnzen befestigt sind. Der Rock ist ebenfalls von Wolle und mit einer
Silberstickerei besetzt, die noch diu-ch Perlen bereichert ist. Die Bnder, welche den Rock vorn
zusammenhalten, sind mit farbigen Perlen und kleinen Glocken geschmckt. Das auffallend lange
Ohrgehnge besteht aus Perlen, die auf Messingdraht aufgezogen sind.
Nr. 3 und 4. Nomadisirender Tunguse.
Tunguse aus Nertschinsk. Die Tungusen
haben schwarze Haare, wenig Bart und sind ebenfalls von kleiner Gestalt. Die ganze Kleidung
von Nr. 4 besteht aus Leder, von der Kopfbedeckung bis zur Fussbekleidung. Die Verzierungen
sind, einschliesslich derer aus Metall, aufgenht.

Nertschinsk ist der Hauptort des russischen,
an der chinesischen Grenze liegenden Gebiets Transbaikalien. Die Stadt ist reich an Blei- und Silber-
minen imd treibt einen grossen Pelzhandel. Das zeigt sich im Costm der dargestellten Figur.
Die Tuclmitze imd der Tuchi'ock sind mit Pelz gefttert imd besetzt. Die Verzierungen des
letzteren sind eingestickt. Der Gi-tel ist aus Stahl und mit bunten Steinen besetzt, die Fuss-
bekleidung aus Leder ebenso wie der farbige Besatz.
Nr. 5. Indianer aus Alaska, dem ursprnglich russischen Gebiet, -welches 1867 an die ver-
einigten Staaten von Nordamerika verkauft wurde. Der Mantel ist von Leder ebenso wie die auf-
genhten Verzierungen und die Franzen. Aus Leder besteht auch der um den Leib gebundene
Schurz. Die einzelnen Lederstcke, sagt von Rechberg (Les Peuples de la Russie, Paris 1872),
sind so fest zusammengenht, dass die Oberflche sich an Dichtigkeit nur mit Sammet ver-
gleichen lsst. Das leichte und fast durchsichtige Hemde ist unvergnglich. Es ist aus den
inneren Theilen gewisser Fische gearbeitet wie z. B. aus der Zunge des Wallfisches und der
Blase des Plattfisches. Der Hut besteht aus geflochtenen Binsen. Bein und Fuss sind mit See-
hundsfellen bekleidet.
Nr. bis 11. Kopfbedeckungen von Bewohnern der Krim.
Nach colorirten Photographieen, welche die russische Regierung 1875 zur Ausstellung der
geographischen Gesellschaft nach Paris geschickt hat.
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I?'?
X
RUSSLAND
TYPEN UND TRACHTEN AUS DEM VOLKE
PODOLIEN, OREL, EMXIEN
EINE TARTARENSCHULE IN DER KRIM
12 3 4 5
6
Es giebt in der Krim Griechen, Kalmcken, Deutsche, Juden, herumziehende Zigeuner
und Tartai-en. Diese letzteren bilden die Majoritt der Bevlkerung. Die Russen im eigent-
lichen Sinne sind auf die Stdte beschrnkt. Die tartarischen Volkstmme der Krim haben
nichts mit den Banden von Dschengis-Khan und Timur gemein. Ihre -wahren Brder sind die
Noga'is -Tartaren, welche die Steppen im Norden des Kaukasus und des schwarzen Meeres bis
zur Donau und bis zum nrdlichen Theile von Kuban bewohnen. Die Nogais - Tartaren sollen
ihi-en ursprnglichen Charakter, welcher von dem mongolischen wesentlich verschieden ist, am
besten bewahrt haben. Die grosse Tartarenhorde, welche einst das mittlere Asien untei-worfen
und in Russland eine so wichtige RoUe gespielt hat, die ,.goldene Horde", wie sie die russischen
Geschichtsschreiber nennen, war aus sehr verschiedenen Elementen zusammengesetzt. Der reine
Mongole ist hssHch und missgestaltet neben dem Noga'is- und Ki-im-Tartaren. Der Teint dieser
letzteren ist zwar gelblich, aber sie haben regelmssige Zge und ein Gesicht, welches sich
mehi' der kaukasischen Race nhert. Ihi'e Haare sind braun und lockig, ihi' Wuchs schlank und
krftig. Die Frauen sind klein und von angenehmen Zgen. Sie frben ihre Nagel roth und
ihi'e Haare und Augenbrauen schwarz. Die jungen Leute lassen sich einen kleinen Schnurrbart
wachsen, tragen sehr kurze Haare und rasiren sich oft den Kopf ganz ab. Die alten Tartaren
lassen ihren Bart wachsen und rasiren ihr Haar. Sie gehren dem Islam an. Die kleinen
Knaben tragen durchweg als Kopfbedeckung den Kaipak von Lammfell, eine ber der Brust
zusammengenestelte Jacke, ein Hemde und eine etwas weite Hose. Ihre Fsse sind unbekleidet.
Bei jeglicher Verrichtung, also auch beim Lesen, kauern sie sich nach orientalischer Sitte auf
die Erde nieder. Bei den kleinen Mdchen ist die oben abgeflachte Mtze charakteristisch, die
in gleicher Form auch von den Nogais - Tartaren getragen wird. Der junge SchuUehrer trgt
eine Jacke mit dickem Pelz gefttert und mit kurzen, nur bis zu den Ellenbogen reichenden
Aei-meln, eine Weste, einen Grtel, weite Beinkleider und einen Kaipak, ganz wie die bulga-
rischen Bauern.
Kosakenhii't aus dem Gouvernement Podolien.
Nr. 2 und 3.
Russen aus dem Gouvernement Orel.

Nr. 3 trgt einen Hut mit sclimalen Bndern,
wie er bei Kaufleuten u. dgl. blich ist. Auf
asiatischen Ursprung deutet die seltener vor-
kommende Kopfbedeckung von Nr. 3. Die Fuss-
bekleidung des Greises ist eine Verbindung von
Gamasche und Sandale.
Nr. 4 und 5.
Rumnier.
Man findet Bauern dieser Race
in der Wallachei, Moldau, Bukowina, Sieben-
bi-gen, Bessarabien und in den verschiedenen
Theilen Rumniens. Ihr Typus geht bis in das
Alterthum hinauf und erinnert an die Gefan-
genen auf den Reliefs der Trajanssule. Auch
die Tracht erinnert noch an diejenige, welche
zur Zeit der rmischen Kaiser gebruchlich
war. Die Landleute tragen an Stelle des Hem-
des eine Blouse von grober Leinwand, welche
an den Hften durch einen breiten Grtel von
Leder oder Wollenstoff zusammengehalten wird,
der zugleich als Tasche dient. Das am Ober-
schenkel sehr weite Beinkleid wird vom Knie
bis zum Knchel wieder enger. Ilu-e Fuss-
hekleidung besteht aus Sandalen, die aus Ziegen-
oder Rossleder bereitet sind und mit Riemen
befestigt werden. An ihren Lammfellmtzen
erkannten sie schon die Rmer. Die Kleidungs-
stcke sind weiss, im Sonmier von Leinwand,
im Winter von Tuch. Das wollene Beinkleid
besteht aus einem Stck. Hat man es einmal
augezogen, so lsst man es nicht mehr vom
Leibe, auch whrend des Schlafens nicht.
(Nach Photographi der Sammlung des Photographen
J.
X. Raoult in Odessa:
types des peuples de la Russie).
RUSSLAND
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POLEN.

XIII. UND XIV. JAHRHUNDERT
Nr. 2.
btissin der Cistercienserinnen in Trebnifa (Trebnitz). Aus
den Bildern der Hedwigslegende
,
Nr. 4.
Brger.
Conrad, Her20g von Masovien 1 1237.
Oafla, seine Fran.

Nach den Gravirnngen eines von diesem Frsten der Katlie-
drale in Plofk geschenkten Kelches.
At)t des Klosters Oliva hei Danzig. Nai^h einem Siegel von
1307.
Nr. 8.
Bischof. Nach einem Siegel.
Nr. 9.
Boleslaus V. , der Keusche, Knig von Polen,
t
1279. Nach
seinem (5rahmal in der Kathedrale zu Krakau.
Nr. 10.
Ladislaus der Kurze , Knig von Polen f 1333. Nach einem
Siegel.
Nr. 11.
Leszek der Schwarze, Bruder und Vorg.nger des Ladislaus
t 1289. Nach einem Siegel.
, Oppeln
t 1295. Nach 1 Siegel.
Die Nationaltracht der Polen hat immer der Lage des Landes gemss gleichzeitig unter occi-
dentalen und Orientalen Einflssen gestanden. Fr das dreizehnte und vierzehnte Jahrhundert ist
als Quelle die Legende der h. Hedwig maassgebend, ein Manuscript, das gegen Ende des dreizehnten
Jahrhunderts begonnen, 1353 beendigt wurde. Es stellt in seinen Illustrationen den Hof Heinrichs
des Brtigen von Breslau dar, Tartarenschlachten imd Scenen des tglichen Lebens. Das Haupt-
kleidungsstck ist immer die Dsclmpme, eine lange faltenlose Tunika mit rmeln von verschiedener
Weite und aufrechtstehendem Kragen, vom Hals bis zum Gi-tel geknpft. Darber trug man einen
Mantel, bisweilen mit Pelz gefttert und durch ein Band oder eine Agraffe auf der rechten Schulter
gehalten. Der Schdel wurde bis ein wenig oberhalb der Ohren rasirt. Die Frsten Hessen fter
das Haar lang wachsen.
Die Dsclmpane war anfangs grau, dann roth. Das Carmoisin war ein Vorrecht des Adligen, das
er und seine Nachkommen verloren, sobald er ein Verbrechen begangen.
Im vierzehnten Jahrhundert wurden durch Vemittelung der schlesischen Herzge die occiden-
talen Einflsse vorherrschend. So trat bisweilen an Stelle der Dschivpane ein rmelloser Kock.
Das Kostm der Edelfrauen bestand anfangs in einem langen Kleide mit unten weiten, oben
bis an den Ellbogen geknpften rmeln, breitem Grtel und diu'cb Agi'affen7gebaltenem Mantel.
Im vierzehnten Jahrhundert wurde der Rock in der Taille enger anschliessend und das ganze Kostm
prchtiger. Die jungen Mdchen trugen das Haar frei herabfallend, durch eine Binde gehalten oder
in zwei Zpfe geflochten. Die Frauen bedeckten den Kopf anfangs mit der Podwika, einem grossen
Leinenaufputz , der nur das Gesicht frei Hess. Im vierzehnten Jahrhundert traten an seine Stelle
Mtzen aus kostbaren Steifen mit Perlen gamirt und mit Pelz besetzt.
Waffen und Rstung des Adels zeigen einen gewissen Eklektizismus, der zwischen Orient und
Occident schwankt. Es konmien Ring-, Platten- und Schuppenpanzer vor; der Letztere hielt sich
vom zwlften bis ins achtzehnte Jahrhundert hinein. Die Helme, meist mit Nasenschutz, waren
spitzzulaufend. Im dreizehnten Jahrhundert waren die Arme meist bis an die Schultem nackt.
Als Angriffswaffen dienten das gerade Schwert, bisweilen unten gekrmmt, der lange Sbel, Lanze
und Armbrust.
Die Tracht des Clerus richtete sich nach der im christlichen Abendlande blichen, whrend
der reiche Bi\rgerstand sein Kostm nach dem deutschen und italienischen einrichtete.
Die Figui'en sind der reichen, von Matejko gezeiclmeten und colorirten Sammlung entnommen.
Vgl. PrzezdziegTci und Eastatriegki, Monuments du moyen ge et de la Renaissance dans l'an-
cienne Pologne, Warschau 18531867. Die Bilder der Hedwigslegende, herausgegeben von
A. von Wolfskron, Wien, 1846. H. Luchs, Schlesische Frstenbilder des Mittelalters, Breslau,
18681872. Golebioioski, Ubiory w Polszcze, Warschau, 1830. Hermann Weiss, Kostmkunde.
Fr die Volkstrachten vgl. den Text zur Tafel mit dem gekrnten P.
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POLEN.

XIV. UND XV. JAHRHUNDERT
TYPISCHE UND HTSTOETSCHE FIGUREN.
Fr. 1 u. 2. Bauer und Buerin aus der Umgegend
^
Krabau im Arbeitsanzuge. Nach einem Gemlde aus d
XIV. Jahih. in der Kathedrale zu Krakau.
i Gemlde in
1434. Nach
Nr. 7. Bauer aus dem Palatinat Masovien.
Nr. 8. Grossmeister des deutschen Ordens.
Nr. 9.
Kasimir d. Gr., Knig von Polen f 1370, der letzte
der Plasten. Nach der Statue seines Grabmals in der
Kathedrale zu Krakau.
Nr. 10. Hedwig von Anjou. Knigin von Polen 1384. Ge-
mahlin des Wladislaw Jagello. Grossherzogs von Lithauen.
Nach einem Siegelabdruck.
Nr. 11. Wladislaw Jagello, Grossherzog von Lithauen und
Knig von Polen f 1434. Nach seiner Grabstatue in der
Kathedrale zu Krakau.
Nr. V2. Wladislaw. Herzog von Oppeln, Palatin von Ungarn,
aus der Dynastie der Plasten. Nach einem Siegelabdruck
aus dem Jahr 1378. Frstliche Rstung'abendlndischen
Ursprungs.
Nach Mateflo, TJhionj Pohce (Polnische Trachten) 12001795. Krahiu 1S60 (Z Ausg. 1875).
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POLAMD POLOGME
POLE)
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POLEN.

XIV. UND XV. JAHRHUNDERT
it, Frst von Wiszna (XTV. Jahrhundert).
Kieystut, Frst von Troki, Sohn des Ghedymine, Grossherzogs
von Lithauen (XIY. Jahrhundert) und Onkel des ^Vladislaw
Jagello, Grossherzogs von Lithauen und Knigs von Polen
Armbrustsehtze (XTV. Jahrhundert).
Brger (XTV. Jahrhundert).
Henker (XIV. Jahrhundert).
Nr. 7.
Brger (XIV. Jahrhundert).
Nr. 9.
Edelmann (XIV. Jahrhundert).
Nr. 10.
Eichter (XIV. Jahrhundert).
Nr. 11.
Reicher Brger der zweiten Hlfte des XV. Jahrhunderts.
Die Figiu-en dieser Tafel, Ivrieger, Brger u. s. w., dienen als Vervollstndigung der auf der
Tafel mit dem gekrnten B abgebildeten.
Nr. 1 imd 3 bedrfen keiner Erluterung. Die Kleidung von Nr. 9 ist die DscMpane (vgl. die
Tafel mit dem gekrnten B Nr. 6). Die ber der Dschwpane von Adligen und Brgerlichen getragenen
Kleidungsstcke sind sehr verschieden. Man muss zwischen Haus- und Ceremonienkostm unter-
scheiden.
Da ist zunchst die Ferezija, ein weiter rmelloser Mantel, mit leichtem Pelz gefttert und am
Halse durch eine Agraffe gehalten , bis zum X^^I. Jahi-hundert nur vom Adel , seither von den
Bauern in einigen Gegenden getragen. Dann die Sznba, ein bis auf die Knchel reichender Ueber-
rock mit gewhnlich langen, am Handgelenk bald engen, bald weiten Aermeln. Man trug die Szitba
auch in trkischer Weise, in der Taille anschliessend, mit Hngennehi (vgl. die Tafel mit der
Retorte Nr. 12), oder mit kurzen, bis zum Ellenbogen reichenden Aermeln (vgl. dieselbe Tafel
Nr. 7 und 8). Sie war mit Pelz gefttert und mit breitem Kragen versehen (Nr. 8, 10 und 11
unserer Tafel). Die Reichen schmckten sie mit grossen Knpfen und emer mit Edelsteinen be-
setzten Agraffe. Die Belia, deren Form oft wechselte, hnlich der Fereeya war ein Ceremonien-
kleidimgsstck, meist aus purpurnem oder scharlachenem Sammet, mit Atlas, Damast oder Pelz ge-
fttert, mit breitem Pelzkragen oder einem einfachen Pelzbesatz am Halse (vgl. die Tafel mit der
Retorte Nr. 10).
Die DeUufka oder Deliura war eine leichtere Art Delia (vgl. die Tafel mit dem gekrnten P
Nr. 10).
Die anderen Kostme unserer Tafel sind auslndischen Ursprimges.
Als Fussbekleidung dienten Stiefel oder spitze Schuhe.
Kostme aus der Sammlimg 3Iatcyko's, Ubiory w Polsce 12001795, Ki-akau 1869 (2te Ausgabe
1875).
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POLEN.

XVI. JAHRHUNDERT
Bauern ans Litthanen.
Nr. 3, 4 und 5.
Edelleutc, letztes Viertel des XVI. Jahrhunderts.
Edelmann, Ende des XVI. Jahrhundei-ts.
Edelfrulcin.
Nr. 12.
Koman Sanguszko , Marscliall von Litthauen (Ende des XVI.
Jahrhunderts); nai-h einem Bilduiss in der Bibliothek Osso-
linski in Leopol (Galizien).
Nheres ber die abgebildeten Kostme findet sich meist in dem Text zu der Tafel mit dem
gekrnten L.
Der Uebenock von Nr. 7 und Nr. 8 ist eine chiiba ohne Aermel, mit Pelz gefttert und mit
breitem Ki-agen. Nr. 12 zeigt eine Variante mit enger Taille. Der Mantel von Nr. 10 ist eine
delia. Nr. 3 und 4 tragen die bekiescha (Pekesche), ein ungarisches, von Stephan Bathoiy eingefhrtes
Kleidungsstck, eng in der Taille, einige Finger breit lnger als die Dschupane. Als Waffe dient
der Kiimunsbel, karabda genannt. Ausserdem bemerkt man in der Hand der Edelleute den obukh,
einen Stock, der in emen Streithammer endet.
AbbUdungen nach Mateyko: Costumes polonais (Ubioi->' w Polsce) de 1200-179-5; Krakau 1860
(2. Aufl. 187.5).
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POLEN

XVIII. UND XIX. JAHRHUNDERT
TRACHTEN DES ADELS UND DES VOLKES.
Nr. 2, 3, 4, 6.
Edellente.
!aner aus der Umgegend von Kraka
Nr. 7.
Bergbewohner aus den Karpatheu.
7
10
Der weite Tuch- oder Filzmantel (vgl. Nr. 2) ist ein im Anfang des XVI. Jahrhunderts den Tartaren
entlehntes Kleidungsstck.
Die Figiu- Nr. 10 stellt einen Feldhen-n, Hetman, dar. Sein Kolpak aus Pelzwerk ist mit einem
Federbusch geziert. Auf dem Tische liegt ein Streitkolben. Er trgt eine weisse Seupane und
einen KontuscU aus Brokatstoff. Der Mantel ist die Deliura oder DeKutka ohne Aermel, mit Pelz ge-
fttert.
Die Frauen haben stets unter dem Einfluss auslndischer Moden gestanden. Im XVII. Jahr-
himdert kam das Pelzjckchen auf, das spter unter dem Namen Polonaise in die fi-anzsische
Mode berging (vgl. Nr. 3). Die Stelle des mnnlichen Kontusck vertritt der Kontiischik, fast immer
mit Pelz besetzt (vgl. Nr. 9).
VOLKSTRACHTEN.
Kurzer Rock, enge Hose, langer Ueben-ock oder Lammfellmantel, Stiefel oder Schuhe; Hut
mit breiten Rndern und zwei Bndern, Leder- oder W^oUgrtel. Die weibliche Kleidung besteht aus
einem Hemde, einem Rock, an den sich bisweilen ein Mieder anschliesst, und einem langen Ueberrock.
Nr. 18 nach der Kostmsammlung von Mat^ko. Nr. 9 u. 10 nach der Sammlung Norblin,
gestochen von Debucowrt (1817).
Zum Text vgl. Tafel mit dem gekrnten L. Fr die Volkstrachten Golebmoski, Lud polski,
W^arschau 1830.
Zicnkcmicz, Les Costumes du peuple polonais, Paris 1841. Gerson, Costumes
polonais.
POLAlJi
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POLEN
KRIEGERISCHE TRACHT.
-
XVII.-XVIII. JAHRHUNDERT.
GENERAL. KNIGLICHE GARDE: MUSKETIERE UND JANITSCHAREN, FORfflRT DURCH
JOHAjm m. SOBIESKL
In den ersten Jahrhunderten seines Bestehens hatte Polen kein regulres Heer; der berittene
Adel war der einzige Vertheidiger des Vaterlandes. Boleslaus der Grosse war der erste Organisator;
er schuf eine Reiterarmee von 150 200000 Mann. Sigismund August (1562) traf die ersten
Maassregeln zur Bildung eines regulren Heeres, indem er ein Viertel der Einknfte aus den knig-
lichen Domnen zur Erhaltung eines solchen bestimmte.
Uebrigens war das regii-e polnische Heer selbst in der grssten Bliithe Polens nicht besonders
zahlreich; Sobieski erschien in Wien mit etwa 30000 Mann.
Die Leibgarde der polnischen Knige bestand vor .lohann III. Sobieski aus 600 Gai'disten zu
Fuss, 600 Reitern und einem Infanterieregiment von 1200 Mann. Sobieski fgte eine Compagnie
Schweizer, 200 ungarische Heiducken imd 500 Janitscharen hinzu.
Stephan Bathory (1575) versuchte es zuerst, eine gleichmssige Unifoimirung einzufhren, aber
diese Maassregel trat erst 1735 in Kraft, als Joseph Potocki das Heer befehligte.
Nr. 1.
BtUtl-passi, Kapitn der Musketiere von der Garde des Knigs
.
Mtze mit Federbusch; ber der DscJiupatie ein Koiitu!<cli\
Polnischer General.
mit riesigem Federbnsch, ushnf. Dolmim, Dolma
Typen vom Ende des XVII. Jahrhunderts nach einer Folge von Tafeln, die Jacques Chereau noch
in der zweiten Hlfte des XVIII. Jahrhunderts druckte.
Vgl. Dalerac, Memoires secrets sur le regne de Jean III., Amsterdam 1699.
Coyer, Histoire
de Jean Sobieski, Amsterdam, 1761. Chodslco, La Pologne historique, 183447.
Graf Va-
vandy, Histoire du roi Jean Sobieski et du royaiune de Pologne, 1855.
POLAND POLOGKfE POLEN
Dl'
5^
HE
POLEN.

XVILXVIII. JAHRHUNDERT
GESCIURK DES KRIEGSROSSES MIT SCHABRACKE. JUWELIERARBEIT
DES PFERDESCHMUCKES.
Der Charakter des Pferdeschmuckes ist orientalisch und zeugt von den engen Beziehungen
Polens zum Orient.
Der eigenthche Sattel besteht aus blauem Sammet mit Goldstickerei. Der Eand ist mit ver-
goldeten, mit Eubmen, Trkisen und Nephrit besetzten Silberplatten bedeckt. Das Bruststck
aus vergoldetem getriebenen Silber ist unter den Pistolenhalftem befestigt. Die Steigbgel sind
mit Nephrit und Rubinen eingelegt. Die Schabracke besteht aus rothem gold- und silbergestickten
Tuch. Die seidenen Frauzeu sind mit Korallenknpfen geschmckt. Unter dem Sattel liegt ein
Lederstck als Schutz gegen den Schweiss des Pferdes. Am Sattel hngt ein Lederkcher mit
Platten aus vergoldetem Silbei-filigran und Trkisen verziert.
Agraffe aus vergoldetem Filigran.
Filigranarabeskeu mit Email und Steinen. Hhe 0,10 l
Kette des Bruststckes. Lnge 1 m.
STANDAKTE DER HEERFHRER.
Butscimk, Kossschweif.
Der Btttschuk wurde an einer Lanze den Knigen und Heer-
fhrern Toraugetragen.
Das Geschirr befindet sich in der Sammlung des Fi-sten Czai-toryski. Der Sattel und die
Pistolenhalfter haben dem Frsten Georg Lubomirski, dem Besieger der Russen und Schweden
unter Johann Kasimh, gehrt, und die Schabracke war im Besitz des Connetable Sienawski, der sich
1683 vor Wien auszeichnete. Das Ganze ist nach einer Photographie von Franck angefertigt.
Nr. 1, 2, 3, 4, -5, 6, 7 und 8 befinden sich in der Sammlung der Grfin Dz3-alinska und waren
auf der Ausstellung der Union centrale von 1880 zu sehen. Photographie und Colorirung nach den
Originalen.
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POLEN

XIX. JAHRHUNDERT
VOLKSTRACHTEN
PO LA.! 10 POLOGME POLOM
Firtriu, Didov n C"
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POLEN

XIX. JAHRHUNDERT
VOLKSTKACHTEN
Bauer aus der Umgegeud von Ki-akau.
Xr. G.
Samogitischer (littauischer) Bauer.
Nr. 2.
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POLAMD
POLEM
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UNGARN UND KROATIEN.

RUTHENIEN
DIE MAGNATEN UNT) UNGARISCHEN EDELLEUTE.
VOLKSTRACHTEN
DER MAGYAREN, DER SLAVEN UND DER SCHSISCHEN KOLONISTEN,
DER BEWOHNER DER DONAUEBENEN UND DER KARPATHEN, DIESSEITS
UND JENSEITS DIESER GEBIRGSIvETTE.
TAFEL GZ.
Rutheuischc Stickereien.
5 und 7. Rutlienen.
Polin aus Galizieu.
dor Umgegend vou Bitjtrit
Nr. 14.
Nr. 10, U, 12, 13, 14. 15 und 16.
DIE IVUGYAREN.
Nationaltracht des Magnaten.
Kiicsma, schwarzes Samnietbarrett mit Marderfell and Agraffe
mit Adlerfeder. Seidenes Halstuch mit Franzeu. AtUla
und mmte (Mantel) aus schwarzem Sammet mit Seiden-
litzen und Trkisenknpfeu, mit Marderfell besetzt. Die
mente wird durch eine reiche Kette gehalten, und ein
ebensolcher Grtel mit dem Wehrgehnge des krummen
Sbels uraschliesst die aWla. Anliegende Hose. Leder-
stiefel mit Seidenbesatz.
Adlige Dame; Festtraeht.
Kucsma mit Agraffe aus Perlen und Smaragden mit Reiher-
feder. Ohrgehnge und Halsband aus Perlen. Rothes
goldgesticktes Sammetmieder mit Perlschnreu. Reich ge-
arbeiteter Grtel , mit Perlen und Smaragden besetzt.
Schlepprohe aus weissem Atlas. Spitzenschrze. Auf den
Schultern, durch eine Kette gehalten, ein goldgesticktes,
marderbesetztes Mntelchen aus rothera Sammet. Feder-
fcher.
Filzhut mit Schleifen und natrlichen Blumen. Die gepufften
Falten des Hemdes sind zwischen der gestickten Jacke
und den bellblauen Hosen sichtbar. Der Vordertheil der
Hose ist umgeschlagen und trgt ein Taschentuch aus
Spitzen. Auf den Schultern wird durch eine Schnur der
Dolman aus demselben Stoff wie die Hosen gehalten. Un-
garische Stiefel mit bunten Quasten und grossen Sporen.
Nr. 11.
Frau aus dem Banat.
Gesticktes Kppchen mit Pelzbesatz auf dem Haar, dessen
Junges Mdchen aus dem Neutraer Comitat.
Mtzchen mit Spitzenbesatz und an der Seite geknpftem
Junges Mdchen; Be'kser Comitat.
Zpfe mit Schleifen. Korallenhalsband. Hoch heraufgehendes
Hemde mit langen PufFrmeln. Gesticktes Mieder mit
natrlichen Blumen. Seidener geblmter Kock. Spitzen-
schrze mit breiten gestickten Bndern. Gesticktes Taschen-
Gorale (Bergbewohner) aus der Tatra.
Breitrandiger Hut auf dem gefetteten Haar. Leinenherade,
auf der Brust durch eine kupferne Agraffe geschlossen.
Pass , Ledergrtel mit breiten Schnallen, an dem Pfeife
und Messer hngen. Gum'a, Mantel aus Ziegenfell. Au
den Fssen Sandalen, sh'rpze, aus Ziegen- oder Schafleder
Filz mit
DIE SACHSEN.
Nr. 3.
Szekler-Frau aus Bistritz. Siebenbrgen.
Neuvermhlte vom Lande. Mantel aus Schafleder, das Haar
nach innen. Blumen und Arabesken aus farbiger Tuch- und
Seidenstickerei,mitGold-,Silber-undSeidenfden aufgenht.
Herade , mit Gold - und Silberkettchen ber der Brust ver-
schnrt. Grtel aus Silberfiligran mit vergoldetem, edel-
steinbesetztem Schloss. Seidengestickte Schrze ber dem
blauen Wollrock. (Vgl. Nr. 7.) Schwarzer Sammethut mit
Glasperlen und hinten herabhngenden bunten Bndern.
DIE SLOWAKEN.
Nr. 9.
Slovake aus Madera.
Kleiner Hut mit schmaler Krerape, rait Blumen, Band und
Federn garnirt. Hemd mit weiten Aermeln, Schleifen am
Kragen. Offene Weste mit seidenem gestickten Taschen-
tuch. Blaue Hose mit Litzen. Stiefel mit Quasten. Bei
schlechtem Wetter ein weisser Mantel, szr, aus grobem
Tuch mit Buntstickerei und Pelzbesatz.
Die Frauen sind weiss gekleidet, daher die Bezeichnung
btele pohlavie oder Ungarisch /eher nep, das weisse Volk.
Galizierin aus Krakaa.
viereckige flache Mtze. Korallenhalsband mit
. Ueber dem Horadc mit Puffrmeln ein gesticktes
Geblmter Rock, von einer kleinen, gestickten
bedeckt. Hoch hinaufreichende Schaftstiefel.
DIE RUTHENEN.
Junges Mdchen aus Wiznitz. Bukowina,
Gesticktes Kppchen, mit Blumen garnirt, von dem lange
Bnder hinten herabfallen. Gestickte Ledeijacke mit
Schulterstcken aus schwarzem Samraet , aus denen die
rothgestreiften Hemdrmel hervorkommen. Enger Sammet-
rock mit horizontalen und transversalen Stickereistreifen.
Lederstiefel.
Nr. 5.
Ruthenischer Bauer aus Marmaros; Ungarn.
Flacher Filzhnt mit breitem Rande. Wollenes Halstuch.
~
" Aermeln, von einem Grtel mitKupfer-
Aermellose Pelzjacke mit rother
Stickerei am Rande und auf den Nhten. An einem
breiten Bandelier eine Tasche und eine Schnapsflasche.
Weite Hose in Lederstiefeln. Dicker Knotenstock.
Ruthenische Frau ; Bukowin
Hohe gestickte Mtze, vorn mit einer Art Kokarde aus
Schleifen und Blumen. Der Boden ist von kleinen Feder-
bscheln umgeben. Korallenhalsband. Gesticktes Hemde,
am Halse gefltelt, mit langen Aermeln, die aus einer pelz-
geftterten Sammetjacke herauskommen. Breiter gestreifter
Grtel, der einen engen Sammetrock umschliesst. Leder-
stiefelchen.
Die von den ruthenischen Frauen angefertigten Stickereien, von denen Muster auf Tafel GZ
zusammengestellt sind, gleichen der persisclien Teppichdecoration. Sie bestehen aus einer Zu-
sammenstellung von geometrischen Figiu-en imd stilisirten Bliunen.
DIE WALACHEN.
Junges walachisclies Mdchen aus Orsowa.
Das mit Blumen und Scleifen geschmckte Haar wird durch
ein an der Seite geknpftes Band zusammengehalten.
Perlenhalshand. Camasia, langes bis zu den Kncheln
reichendes Hemde mit weiten Aermeln, am Halsausschnitt,
ber der Brust und an den Sumen reich gestickt. Die Cin-
gatori'a, ein dreifarbiger Wollgrtel, hlt die catrinUa^ auch
fota oder zade genannte Schrze mit langen bunten Franzen.
Im Winter trgt die walachische Frau ein Kamisol aus
Lammfell ohne ermel , das dem peptarin der Mnner
gleicht. Cisjne oder ciobote. Lederschuhe.
DIE KROATEN.
Nr.
Kroatische Bergbewohner; Umgegend von Agram ; Festtratht.
Schwarzer Filzhut mit schmaler Krempe, mit gelben Franzen
ganiirt, in deren Mitte sich das kolorirte Bild des Schutz-
patrons befindet. Kurzes Hemd mit Umschl^ekragen, ge-
fltelt ber die Leinenhosen, gatyen, fallend. Weissge-
stickte Tuchweste. Ledertasche mit rotheu WoUfranzen.
Als Mundvorrath fr lauge Wanderung am Stock befestigt
ein Spanferkel.
Nr. 8.
Junges kroatisches Mdchen aus Sissek.
Gesticktes Hubchen mit Blumenkranz. Langes gesticktes
Hemde. Aus verschiedenfarbigen Sammetstcken zusammen-
gesetzt. Rothes Glashalsband, bisweilen mit Mnzen.
Zwei Schrzen, die vordere aus langen Franzen, die an einem
gestickten Grtel befestigt sind, die hintere aus einem
dicken StofFstck bestehend. Lederschuhe mit sich ber
dem Bein kreuzenden Bndern.
Die ganze Tracht wird von den Frauen selbst verfertigt.
Nr. 4, 5, 6, 9, 14, 15 und siiul Originalzeichuungen mit Benutzung der Bltter fui- Kostmkiuide
vou A. V. Heyden, Berlin, 1881 ff.
Nr. 1, 2, o, 7, 8, 10, 11, 12 imd 13 nach den kolorii'ten Photographieen der Oesterreichiscli-Ungarisclien
Nationaltrachten", herausgegeben von R. Lechner in Wien.
Vgl. A. V. Heyden^ Bltter fiir Kostiimkimde.
Elisee BechiSy Geographie universelle. Die
Publication des Kunstgewerbemuseiuns in Lemberg ber die Ornamente der Hausindustrie der
ruthenischen Bauern: Teppiche, Stickereien und Metalle, 18801882.
jp/^^
RUTHENIAN
RIJTHENE
RUTHENISCHB
rpm
T
EUROPA
UNGARISCHE SCHIVRTCKSACHEN FR MNNER UND FRAUEN
FILIGRANARBEITEN
Mtzenagraffe.
Nr. 2.
Theil eines Degengehenks.
Nr. 3.
Profil desselben.
Von Gold und emailUrt. Im Besitze des
Grafen Johann Mikes.
Nr. 7, 8, 9, 10, 11.
Mantelgarnitur hnlicher Art im Besitze des
Grafen Erddy Istvan Tulajdona. Die Agraffe
Nr. 4 kann als Maassstab fr- die brigen
dienen. Sie misst von einer Krmmung zur
anderen 32 cm.
Nr. 4, 5, 6.
Mantelagrafl'en eines ungarischen Galakleides.
Das Alter dieser Schmucksachen geht nicht ilber das XVII, yahrhundert hinaus.
In den ungarischen Schmucksachen, welche zur Verzierung der Galakleider bestimmt sind,
begegnet sich, der geographischen Lage Ungarns entsprechend, der abendlndische Geschmack mit
dem orientalischen. Vollkommen naturalistisch behandelte Blumen, die an den Monumenten der
Sculptui' erst gegen Ende des XV. Jahrhunderts auftauchen, sind auf einem Grund von Filigi'an-
arbeit aufgelegt, die orientalischen Ursprungs ist. Als Vorbilder fr die Blumen dienen nament-
lich Sonnenblumen, Rosen, Hyazinthen imd Tulpen. Eine Kolonie schsischer Bauern in Sieben-
brgen besitzt seit langer Zeit die Fertigkeit, solche Filigranarbeiten zu machen, weshalb das
dabei verwendete Email den Namen traussylvanisches Email erhalten hat. Der Reichthum des
ungarischen Landes an Gold, Bergkrystall, Smaragden, Topasen, Granaten, Amethysten, Hya-
zinthen, Opaleu u. s. w. begiittstig-te die Verzierung der magyarischen Galakleider, von denen
schon der Venezianer Vecellio in seinem gi-ossen Trachtenwerke zu erzhlen weiss. Alle Ungarn,
sagt er, tragen Knopfschni'e von Gold oder Glas. Sie gehen selten ohne einen drei Finger
breiten Sbel aus."
Die Nr. 1226 sind Arbeiten aus Silberfiligran aus der Zeit von 16601740 in einem
Viertel ihrer natrlichen Grsse. Man findet dai'unter Anhngekreuze, ein Medaillon mit einer
aufgemalten Madonna, Knpfe, Blumenstrusse, Palmetten und Akanthusbltter. Es sind weib-
liehe Sohmuckgegenstnde, welche im Haar, am Halse, am Grtel, auf Schleifen, Bndern und
Manschetten getragen werden. Die venezianischen Goldschmiede hatten sich seit dem XU. Jahr-
hundert als vorzgliche Filigranarbeiter bekannt gemacht, und deshalb naimte man lange Zeit
alle Filigranarbeiten venezianisches Werk.
Das Filigran wird aus feinen Metallfden gefertigt, die zu Ornamenten und Blumen zu-
sammengeflochten und bisweilen mit kleinen runden oder flachen Knpfchen oder Krnern besetzt
werden. Daher ist der Name aus lum, Faden, und granum, Korn, gebildet. Die Rmer
nannten es filatim elaboratum opus, auriim, argentttm.
(Nach Photographieen. Die Filigranschmucksachen befinden sich in Mnchen.)
y)0
EUROPISCHE TRKEI, BULGARIEN UND
GRIECHENLAND
VOLKSTRACHTEN
Griechischer Bauer aus Monastii' (Ost-Albanien).
Pelzmtze, Jacke, Hose und Gamaschen aus
filzartigem Pries, Schuhe von Maroquin.
Nr. 2.
Griechische Buerin aus Monast- (Ost-Albanien).
Kojjinjecleckung aus geblmtem Stoff, die zu-
gleich als Schleier und Brusttuch dient. Hemd
von grober Leinwand, rmellose Weste aus
Filz, teppichartig gestreifte Schi-ze, zwei
Grtel, der eine mit lang herabfallender
Schrpe. Schuhe von Maroquin.
Nr. 3
Bauernfrau aus Scutari. Gestickte Mtze mit
Nackentuch, langes, buntgesticktes Hemd
mit weiten Aermeln, rmelloses Leibchen von
Filz, silberner Gi'tel, an welchem die wollene
Schrze befestigt ist. Das Hemd ist so lang,
dass der Saimi desselben noch unter dem
Rocke zum Vorschein kommt. Die Fsse
stecken unbekleidet in den Schuhen.
Nr. 4.
Bulgarische Frau aus Ali Tchelebi. Filzpan-
toffeln, Strmpfe von gestreifter WoUe, ti--
kische Bauschhose, die auf die Fsse herab-
fllt.
Nr. 5.
Griechische Frau aus Hasskevi. Die Kopfbe-
deckung ist der sogenannte ,Baschlik', der
ber den Rcken mantillenartig herabfllt.
Um den Hals Glasperlenschni-e. Leibchen
mit bogenfrmigemBrustausschnitt, Ueberrock,
Schrze und zwei Gi'tel, ein silberner mit
grossen AgTaffen und einer von gesti-eiftem
Zeuge. Gestreifte Filzstrmpfe ohne Schuhe.
Nr. 6.
Buerin aus Baidjas. Durch Einilechten von
Werg in die Haare entsteht ber dem Kopfe
ein Wulst, der eine hohe Kopfbedeckung er-
fordert. Um den Fez wird noch ein farbiges
woUenes Tuch gesclilungen und unter dem
Kinn zusammengeknpft. An den Seiten
hngen ebenfalls mit Wergdui'clillochtene Zpfe
herab, die mit Glasperlen und falschen Gold-
mnzen verziert sind. Das gestickte Hemd
ist meist nicht siclitbar. Der Grtel von
Filz.
Nr. 7.
Mann aus Sofia. Jacke und Beinkleider aus
Tuch mit seidenen Borten besetzt. Der
woUene Grtel ist mehrere Male um den
Leib geschlungen.
Nr. 8.
Bulgarische Frau aus Eustschuk. Um den Kopf
ist ein einfaches Tuch gewunden, dessen Enden
auf die Schulter herabfallen. Gesticktes,
wollenes Hemd. Der Grtel hlt die Schrze
fest. Gewhnlich wird noch ein zweiter ge-
tragen. AermeUoser, mit Pelz geftterter
Ueberrock mit Besatz aus feinerem Pelzwerk.
Wollene Strmpfe.
Nr. 9.
Bulgarischer Chi-ist aus Widdin. Mtze von
schwarzem Schaffell, kurzer Rock aus Baum-
wollenstoif, wollener Grtel, Schafspelz mit
der WoUe nach innen gekehrt, aussen mit
farbigem Tuch benht, das mit wollenen,
bamnwoUenen oder seidenen Schnren besetzt
ist. Die Beinkleider sind mit wollener Schnur
zusammengebunden. Sandalen von Leder.
Die Figuren sind einer Sammlung von Photographieen nach trkischen Volkstrachten entlehnt,
welche P. Sebah in Konstantinopel im Auftrage der kaiserl. Commission fr- die Wiener Welt-
ausstellung von 1873 veranstaltet hat. Die Details und die Farben der Costme sind den lebens-
grossen Modellen entnommen, welche 1874 diu-ch die Union centrale des beaux arts appliques
l'industrie in Paris ausgestellt waren.
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TUR KEY TURQUIE TURKEY
j)!)
^
t
EUROPISCHE TRKEI
MNNER- UND FRAUENTRACHTEN
Nr. 1, 2, 3, G, 8 u. 9.
Der Hirt von Malissor Nr. 4 ist mit Fellen von neu geborenen Lmmern bekleidet. Passe-
menterien und Stickereien von schwarzer Seide verdecken die Nhte. Der Schalwar (Hose), der
Entari (Jacke), beide fest anschliessend, ein breiter und dicker Gi'tel von Wolle, wollene Strmpfe,
der Tscharyk, die Fussbekleidung, welche der Bauer gewhnlich selbst anfertigt, der gerade Fez
mit dem Puckul, der seidenen Quaste, bilden das Costm dieses Hirten. Am Grtel trgt er
eine Art Patronentasche und zwei Flten.
Nr. 5, eine Buerin aus Matefre, charakterisii't wie Nr. 4 und 7 die Trachten Bulgariens.
Ihr auf den Nacken herabfallendes Kopftuch ist mit Mnzen und Metallplatten geschmckt. Ihr
wollenes Hemde zeigt an der Brustffnung zwei Borten mit geschmackvoller Stickerei. Die kurze
Schrze ist ebenfalls reich gestickt. Ihre Pantoffeln (Babuschen) sind mit Rosetten versehen.
Sie trgt grosse Ohrringe. Die bulgarischen Frauen tragen gewhnlich nicht den Tschalvar, das
weite Beinkleid, und auch nicht immer Strmpfe. Die Frauen der Ackerbauer, die nur mit einem
Hemd und einer Schrze bekleidet sind, ziehen gewhnlich, wenn sie das Haus verlassen, auf
ihre nackten Fsse Pantoffeln von rothem oder schwarzem Leder oder, wenn es das Terrain er-
laubt, von Filz. Wenn der Bulgare, welcher gewhnlich eine Kleidung von Schaffellen trgt,
auf dem Felde oder im Garten arbeitet, legt er die Jacke ab und behlt nur sein Beinkleid an.
(Die Tafel Europische Trkei" mit dem Zeichen Pokal bietet unter Nr. 6, 8, 4, 3, 7 und 9
Beispiele bulgarischer Trachten.)
Eine charakteristische EigenthmUchkeit des slavischen Kostms sind die Stickereien, mit
denen fast alle Kleidungsstcke der Frauen bedeckt sind. Es sind theils eingewebte, theils ge-
stickte, theils aufgedruckte oder gemalte Blumen und Ranken in orientalischem Geschmack.
Der Hodja, Nr. 1, hat ein weites, bequemes Kostm. Seine Kopfbedeckung bildet ein Fez
mit dicker Quaste, der mit einem weissen Tuche {Saryk) umwunden ist. Ein Oberhemde von
bedruckter Baumwolle bedeckt seine Brust. Die rmellose Weste ist mit dicken Knpfen be-
setzt. Shawlgrtel; Beinkleid von Tuch. Zwei kaftanartige Rcke, von denen der lngere keine
Aermel hat, und Maroquinpantoffeln vervollstndigen das Kostm.
Der christliche Priester, Nr. 3, trgt das Kostm eines Arnauten brgerlichen Standes:
den Fez, ein seidenes Hemd, eine Weste, ein Beinkleid von glnzendem, faltenreichem Zeug, einen
woUenen Grtel, weisse Strmpfe, weite Schuhe und einen Ueberrock mit Aerraeln.
Die unter Nr. 2 und 8 dargestellten Christinnen tragen das weite Beinkleid wie die
Ti-kinnen. Nur die Bulgarenfrauen haben dasselbe nicht adoptirt. Die beiden Figuren stellen
dieselbe Frau in der Tracht fr die Strasse und das Haus dar. Die Kopfbedeckung fr- das
Haus ist ein einfaches, mit Seide und Gold gesticktes Baumwollentuch, welches von einem dicken
Streifen zusammengehalten wird. Ohi'ringe aus Silberfiligran; Halsband aus demselben Stoff mit
einem daran gehngten Kreuze, in welchem sich Reliquien befinden. Das Hemde wird auf der
Brust dui-ch silberne Knpfe oder Nadeln zusammengehalten. Der breite Grtel von Gold-
schmiedearbeit, unter welchem sich ein zweiter Grtel von Gaze befindet, hlt das aus dnnem,
schillerndem Stoff gefertigte Beinkleid um die TaiUe fest. Weit ausgeschnittene Babuschen mit
Schnbeln; die gefalteten Aermel des Hemdes bedecken die halbe Hand. Fr den Aufenthalt
ausser dem Hause kommt noch ein Tuchmantel mit Ueberschlag und Kapuze hinzu (Nr. 2) und
der Musselinsclileier, der gewhnlich unter dem Kinn zusammengeknpft, selten ganz herab-
gelassen wird.
Nr. 6 und 9 stellen eine Frau aus Skodra im Ausgeh- und im Hauskleide dar. Die Kopf-
bedeckung ist eine Art Helm aus Goldstoff mit einem Busch aus Goldschmiedearbeit. Die Stirn
ist mit einer dreifachen Reihe von Zechinen geschmckt^ die an kleinen goldenen Ketten von der
Haube herabhngen. Die lngsten der Ketten reichen bis auf die drei Reihen von Gold- und
Silbermnzen herab, welche sich ber die Brust himvegziehen. Das Hemde ist von durchsichti-
gem Stofl'e, die Jacke von gewirkter Seide und unten an den Aermeln ausgezackt. Der rmel-
lose Kaftan reicht bis zu den Knieen. Das an den vier Ecken mit goldenen Blumen gestickte
Taschentuch wird durch ein Knopfloch hindurchgezogen. Ein anderes Tuch mit reicher Bor-
dre ist durch den Grtel gesteckt, welcher ein dichtes Gewebe aus Gold- und Seidenfden und
mit Franzen besetzt ist. Die Sammetpantoffeln haben Ornamente, die aus kleinen Perlen ge-
bildet sind. Wenn man ausgeht, wird der Zierrath auf der Haube aus der darunter befindlichen
silbernen Platte herausgeschraubt und ein Mantel ber den Kopf gezogen, in welchem sich die
ganze Gestalt einhllt.
(Nach Photographieen und nach Modellen, die 187i von der Union centrale des beaux-arts
appliques Vindustrie ausgestellt -waren.)
EUROPISCHE VJMir TL' R. UIE D^EIIR PE EUROPEAf^; TURKEY
AY
ORIENT
SCHMUCK AUS TURKESTAN. EGYPTEN UND BULGARIEN.
Nr. 1. Ohrgehnge. Turkestan.
Silberring mit Gehngen aas Smaragden und Eorallenperlen.
Verziemngen ia Gold.
Nr. 2. Halsgehnge in Silber, getrieben und ciselirt. Vgl.
Nr. 18. In solchen Kapseln befinden sich Amulette mit
Koranversen. Egypten.
Nr. 3 n. 4. Grosse Beinringe der Fellahs; getriebenes
Silber. 0,07 und 0,04 m Durchmesser.
Nr. 5. Halsband aus gestanztem Silber. Bulgarien.
Nr. 6. Frauenhaube in Helmform. Sammet, mit Seide ge-
fttert, bergetriebene Zierrathe mit Edelsteinen. Turkestan.
Nr. 7 u. 8. Ohn-inge in Gold. Egypten. Nr. 7 Email.
Nr. 8 Filigran,
Nr. 9, Arabisches Halsband , orge , in Silber und Perlen.
Die <yrge, der Schmuck der Reichen, ist aus Silber oder Gold
gegossen, bisweilen mit Mnzen oder Medaillengehngen.
Der cM wird von den niederen Klassen getragen.
Der todk ist ein einfacher Silber-, Kupfer- oder Zinnring,
der Schmuck der kleinen Mdchen.
Nr. 10. - Ring aus Silber. diUeh.
Der Aitli ist ein Ring ohne Stein. Der maUm zeigt fast
dieselbe Form, wird als Zeichen grgsten Vertrauens ge-
geben und am kleinen Finger der rechten Hand getragen.
Nr. 11. Stck eines silbernen Halsbandes.
Nr. 12. - Ohrring. Turkestan.
Silbernes getriebenes und ciselirtes Dreieck. Gehnge aua
Smaragden und Korallen.
Nr. 13.
-
Ohrring mit Steinen. Turkestan.
Nr. 14. Goldene Ohrringe in Form eines Pulverhomea
mit Gehngen. Egypten.
Nr. 15. - Ohrring. Silber, mit Korallen besetzt. Querstab,
durch zwei Kettchen au einem Haken befestigt. Turkestan.
Nr. 16. Armhand aus Silbermaschen. Mittelstck mit
Korallen und Email.
Nr. 17. Goldenes Armband. Filigran. Trkisen und
Schmelzmosaik,
Nr. 18. Halsgehnge. Getriebenes und ciselirtes Silber.
WoUschnur. Egypten.
Nr. 19. - Silberner Ohrring. Cloisonn und Korallen-
gehuge, Turkestan.
Nr. 20. - Stimschmuck. tepeXtX in Silber. Bulgarien. Silber-
raaschen mit kleinen Plttchen. Ketten mit Silberplatten
besetzt und in Halbmonde endend. Querkette mit Mnzen-
gehnge. HakenschloBs.
Nr. 21. Halsband, guerdmilitc, Bulgarien.
Nr. 22. Haar- oder TurbanagrafFe. Goldplttchen ber
Mastizuutrlage.
Nr. 1, 6, 12, 13, 15, 17, 19 u. 22 nach Gegenstnden von der Mission des Herrn de Ujfalvy
in Turkestan.
Nr.
2, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 11, 14, 16, 18, 20 u. 21 aus der Sammlung des Vizeknigs von Egypten.
Vgl. zum Text: Mouraja d'Ohsson, Tableau getieral de VEmpire ottomcm, Paris, 18^1. Hamdy-
Bey und Lmmmj, Les Coatumes populnire^ de Ja Turquie en 1873.
0)1
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^&^
DMi
EUROPLSCHE TRKEI
TRACHTEN AUS DEN VILAJETS VON JAMNA UND SELANIK.
(EPIRUS ODER NIEDER-ALBANIEN; TESSALIEN; MACEDONIEN.)
Das Vilajct Janina umfasst Epirus oder Nietler-Albanien und Thessalien; die Hauptstadt ist Janina
oder Yania. Die Epiroten oder Albauesen, welche sich selbst Arhenesee nennen, woraus die Trken
Amanten gemacht haben, geben sich auch den Namen Skipetar. Das bezeicimet einen stets bewaffneten
Mann, der das Schwert, den Skiphos, trgt. Die Albanesen, welche wahrscheinlich von den alten
IllyrieiTi abstammen, sind krftig und ki-iegerisch. Die Krieger des Achilles, Pyrrhus und Scanderbeg
haben ihren alten Ruhm bewahrt.
Das Vilajet von Selanik, welches im Westen an Janina gi-enzt, ist das alte Macedonien. Die
Hauptindustrie der Epiroten besteht in der Anfertigung von Kleideni. In Janina sind Schneider
und Sticker thtig, die fr ganz Griechenland jene kostbaren Gewnder liefern, deren Stoff bisweilen
unter den Goldstickereien verschwindet. Eine Mnnertracht dieser Art kostet in Janina durch-
schnittlich 1600 Eres., ein Frauenkostin 1800 Eres, und ein Kiuderanzug 500 Eres.
Nr. 7. Armmte von Jantna in reicher Tracht.
Hoher Fez aus rothem Filz mit langer blauseidner Quaste
(Piiskl) , die durch einen goldenen Knopf am Fez befestigt
ist. Eine kreuzweise geschlossene Weste (DJamadan), eine
gerade offene Weste (Yelek)-^ eine Jacke mit langen offenen
Aerraeln (Tschepken) ; der SaliWc, ein Ledergrtel mit
mehreren Abtheilungen, in welchen man ein ganzes Arsenal
von Pistolen, Sbeln und Messern unterbringen kann, die
in kostbaren Scheiden stecken. Der Grtel ist mit auf-
gelegter Goldstickerei verziert. Fistan, Fustanella, weisser
bis ber die Kniee reichender Rock mit gesteiften Falten;
Dizlik, mit Gold gestickte Gamaschen, die mit Strumpf-
bndern aua Goldfdengewebe an den Beinkleidern befestigt
sind. Als Fussbekleidung dient der Tsdiarik, ein Loder-
pantoffel mit aufwrts gebogener Spitze und seidenen
Troddeln.
Nr. 8. Amautin, aus Janina.
(Diese reiche Tracht hat in Janina 2720 Frcs. gekostet.)
Niedriger rother Fez mit blauer Qnaate, die noch mit Gold-
fden versehen ist, an deren Ende kleine goldene Kugeln
hngen. Hemde aus krauser Seide {Beurundjak, mit feiner
durchbrochener Stickerei). Ueber dem Hemde wird der
Entari getragen, ein Atlaskleid mit langen, offenen Aermeln,
welches um die Hften durch einen Grtel ( Yelek) zusammen-
gehalten wird. Ueber dem Entari kommt der Mintan,
dessen Aermel noch lnger und weiter sind, ohn jedoch die
des Entari zu verdecken. Entari, Yelek und Mintan aind
von demselben Stoffe. Der rmellose Ueberrock, der Djubbi'
ist von rothem Sammet, auf welchem der Sticker seine ganze
Kunst in jeglicher Technik entfaltet hat. Dazu einfache
Babuschen (Lederpantoffeln) und nicht allzu grosse Ohr-
ringe.
Nr. 9. Amaute aus der mittleren Klasse.
Er trgt den Djelek , den Tschepken und die Dislik ((jainaschen)
von feinem Tuch, das mit Seidenstickerei verziert ist. Der
Fez ist weniger hoch als bei den Reichen; auch .fehlt der
goldene Knopi", whrend die Quaste ebenso stark und lang
ist. Die Fustanella hat breitere, weniger fein arrangirte
Falten. Der Mantel, welcher bei keinem Arnautenkostm
fehlen darf, Akluka JTffteci genannt, besteht aus Schaffellen,
deren rauhe Seite, je nach Bedarf, nach Aussen oder Innen
gekehrt wird.
Nr. 6. Arnaiitt aus der untersten Volkskhisse.
An die Stelle des Fez ist eine weisse Filzmtze getreten. Aus
einer Art Filz, die Aha genannt wird, sind auch die brigen
Kleidungsstcke, welche sich im Schnitt nicht von denen
der hheren Klassen unterscheiden. Nur sind die Stickereien
weniger reich. Der Grtel ist von einfarbigem Leder. Die
Pantoffeln haben keine Quasten. Die Gamaschen sind von
Filz, die Fustanella aus grobem Kattun.
Nr. 3. Bauer ans der Umgegend von Janina.
Diese Tracht ist ganz streng auf den praktischen Gebrauch
begrndet. Die Fustanella fehlt. An die Stelle des Leder-
grtels ist ein dirker, den Leib warmhaltender Gurt aus Wolle
getreten, an die Stelle der Gamaschen eng anliegende Hosen
mit Ledersandalen, die durch Kiemen an den Beinen befestigt
sind. Dazu ein weiter, schwerer Mantel und ein Leinwand-
hemde von grober Hausmacherarbeit.
Nr. 2. Habam-baschi aus delanik.
Der Haham-baschi ist ein jdischer Schriftgelehrter , dessen
Beruf durch die ernste Tracht charakterisirt wird. Unter
der turbanartigen Kopfbedeckung (Kaweze) fallen zu beiden
Seiten die Locken herab , die jeden strengglubigen Juden
der alten Richtung kennzeichnen. Sein Entari ist aus
gestreifter Seide und bildet keine Falte unter dem Djubh
aus feinem dunklen Tuch. Der Oberrock, Binick, ist eben-
falls von dunkler Farbe und die orientalische Fuasbekleidung,
die Babuschen, sind von schwarzem Leder.
Nr. 5. Hodja aus Selanik.
Ein Hodja ist ein Mitglied der Ulemas, deren Beruf in der
Religionslehre besteht. Er trgt einen weissen Saryk um
seinen Fez geschlagen und nm den Entari einen breiten
shawlartigeu Grtel mit aufgedruckten Blumen. Eigen-
thmlich ist sein Mantel (Binich), dessen Aermel weiter
sind, als es in Konstantinopel blich ist,
Nr. 1. Brger von Monastir.
Jlonastir, der Hauptort des Beckens der Bistritza, gehrt zum
Vilajet Selanik und ist bekannt durch seine geschmack-
vollen und feinen Arbeiten in Gold- und Silberfiligran.
Die Kleidung dieses wohlhabenden Brgers besteht nicht
aus Filz, sondern aus sterreichischem Tuch. SemDjamadan,
sein Mintan und sein Tschepken sind reich mit dicken Gold-
stickereien verziert. Aus dem Grtel hngt eine silberne
Uhrkette herab. Der Fez ist von steifem Filz, die Schuhe
sind von derbem Leder.
Nr. 4. Miisdmnnischc Frau aus Saloniki.
Diese Ausgehetracht unterscheidet sich nicht von derjenigen,
welche bei den Damen in Konstantinopel gebruchlich ist.
Der Musselinschluier {Yaclnnak) lsat nur die ugen sehen.
Der Krper wird von dem weiten Mantel (Feradje) fast
ganz verhllt , sodass nur der kurze Entari und der lange
Chalvar zum Vorschein kommt- Die Pantoffeln haben leicht
gekrmmte Spitzen.
(Die Figxmn sind den Thotographien aus dem Wd'ke Costumes populaires de la Tiu'quie von Sebah
{Konstantinopel 1873) nachgebildet Die Einzelnheiten der Trachten sind den naturgrossen
Modellen entnommen
y die 1&74 von der Union centrale des Beaux-arts oppUqties a rindmtrie
ausgestellt worden ivaren.)
EUROPISCHE T'J
ijSl^
Di-
ITALIEN

XIX. JAHRHUNDERT
WEIBLICHE VOLKSTRACHTEN
3 4
TALIA
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ITALIEN
ROMISCHE VOLKSTRACHTEN DES XIX. JAHRHUNDERTS.
TRASTEVERINEK.
123456789 10 11
Die untere Darstellung unserer Tafel ist den 52 liadiiiingen entnommen, welche der rmische
Maler Bartolommeo Pinelli (17811835) zu dem humoristisch-satirischen Gedichte Meo Patacca von
Giuseppe Bernari im Jahre 1823 herausgegehen hat. Obwohl dieses in rmischem Yolksdialekt
geschriebene Gedicht bereits im Jahre 1695 erschienen ist, hat der moderne Illustrator den Figuren
die Kostme seiner Zeit gegeben, sodass die Abbildungen fr die Trachtengeschichte aus dem
ersten Viertel des XIX. Jahrhunderts charakteristisch sind. Meo Patacca ist ein Volksheld von
komischer Frbung, ein revolutionrer Bramarbas, dessen Name (Patacca heisst Kleingeld, Pfennig)
seine Popularitt, aber auch sein Maulheldenthum bezeichnen soll. Den Inhalt des Gedichtes bildet
die in Eom verursachte Aufregmig bei der Nachricht, dass Wien von den Trken belagert und be-
reits erobert worden sei. Auf Grund dieser Nachricht ruft Patacca die Bewohner von Trastevere
zusammen diese Scene stellt unsere Abbildung dar , um sie durch seine Beredsamkeit zur
Bildung eines Befreiungskorps anzufeuern. Er exercirt die Leute ein und macht sich zu ihrem
Kommandanten, bis die Meldung von der Befreiung Wiens eintrifft. Er erhlt sie zuerst und ver-
breitet sie mit demselben Feuer der Beredsamkeit, das er frher bewhlt hat. Das Gedicht schliesst
mit der Heirath Pataccas und Nuccias, einer schnen Trasteverinerin.
In seinen Tahleaux de Ja ville Hernelh (1835) sagt Joseph Eegnier: Niu- die Leute aus
dem Volke halten an der Samraet-Jacke (Caimagnole) , dem gestreiften Grtel (Fascia), den der
Jacke gleichen Beinkleidern, den breiten Knieschleifen und den bergrossen Schuhschnallen fest.
Einige tragen ihr dickes Haar in einem seidenen Netz, das an einem Ohr zusammengeknotet ist,
und setzen auf das andere Ohr einen spitzen, an der einen Seite aufgekrempten Hut. Um ihre ent-
blssten Schultern ist eine Art rothen Halstuchs geschlungen; die kleine Jacke fliegt in der Luft
herum wie ein Husarendolman, und die weisse oder rothe neapolitanische Weste wird mit kleinen
Ketten, die in silbernen Schnallen endigen, geschlossen. Man nestelt den Knieriemen los, um eine
rothe Unterhose zu zeigen, welche mit einer flatternden Eosette eng um das Knie befestigt ist."
Die obere Eeihe von Kopftrachten ist demselben Werke entnommen.
Nr. 1. Einer der Zeugen bei Patai'cas Hochzeit. Die Mtze
ist mit einem ber der Stirn zu einer Schleife zusammen-
gezogenen Bande befestigt.
Nr. 2. Junger Mann mit geflochtenen Haaren, die mit einer
Schleife und einer Nadel geschrafickt sind.
Nr. 3. Marco Pepe, der Nebenbuhler Pataccas, mit derselben
Mtze wie Nr. 1. Die ber die Stirn gezogene baumwollene
Zipfelmtze seheint nur dazu zu dienen , eine Kopfwunde
zu verbergen, die ihm Patacca beigebracht.
Nr. 4. Nuccia, Pataccas Braut. Die Haare sind zum Theil
geflochten, dazu ein hoher Kamm, Schleifen und lange
Ohrgehnge.
Nr. 5. Meo Patacca.
Nr. 6. Mann mit Hut und langem Haarnetz.
Nr. 7. Junger Mann mit Kopftuch.
Nr. 8, Frau mit hohem Chignon und Kamm.
Nr. 9, 10 und 11. Verschiedene Muster von Hten.
Nr. 12. Hintere Ansicht eines Chignon mit Aufputz.
Vgl. Eugene de Montlait/r, De l'Italie et de l'Espagne (Paris 1852).
Ch. de BrosseSj Lettres
familires ^crites d'Italie en 1739 et 1740. Mit einer literarischen Studie und Anmerkungen von
H. Babou (Paris 1858).
1)
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:^\>^
HB
ITALIEN.

XIX. JAHRHUNDERT
VOLKSTRACHTEN IN DEN PROVINZEN ROM UND ANCONA.
PROVINZ ROM.
Nr. 2. Frauen von Ostia.
Nr. 3 und 7.
Frauen von Sonnino.
Nr. 4 und 6. Frauen von Cervara.
Nr. 8 und 10.
Ciocciaren (Bergbewohner).
Nr. 9. Frau von Agnani.
PROVINZ ANCONA.
Nr. 1 und 5.

Einwohner von Loreto.
In der Umgegend von Rom ist die malerische Tracht der contadini beinahe vei-schwunden.
Nur bisweilen sieht man noch gan^e Familien von Landbewohnern im Nationalkostm auf den
Strassen.
Das Kopftuch aus Leinwand oder anderem Stoff wird bald in der Weise der Sibyllen und
Vestalinnen des Alterthiuus (Nr. 9 und 10), bald als ein den oberen Theil des Kopfes bedeckender
und hinten herabfallender Streifen getragen. Der letztere Typus ist der der Frauen von Cervara
(Nr. 4 und
6) ; die Frauen von Ostia (Nr. 2) nehmen das Ende noch einmal auf und stecken es unter
das Haar; die von Sonnino (Nr. 3 und 7) spannen ein Stck gestickten Stoffes ber eine den Kopf
bedeckende Platte; ebenso die Frauen von Nettuno. Beide Arten des Arrangements kommen bei
den Ciocciaren vor (Nr. 8 und 10), eine Bezeichnung, die von der ciocda, dem Schuh aus Schaf-,
Ziegen- oder Rinderfell, hergenommen ist, den die Bergbewohner tragen.
Die Trasteverinerinnen tragen den Kopf unbedeckt, und in der Kirche an-angiren sie ihren
Shawl wie einen Schleier. Auch die rmsten Frauen haben eine Vorliebe fr Schmucksachen. Die
antike Nadel und der lange Ohrring, naviceUa, sind aus dem Alterthum herbergenommen.
Das Mieder besteht meist in einem bis imter die Arme gehenden, hinten geschnrten und
durch schmale Achselbnder gehaltenen Leibchen. Die weiten Puffnnel des ausgeschnittenen Hemdes
bedecken bisweilen anliegende Uebernnel (Nr. 2). Bei der Ciocciare (Nr. 10) bildet das Hemde
selbst das Mieder, whi-end die Buerin von Cervara (Nr. 6) das ihrige unter einem kreuzweis ge-
legten Brusttuch trgt, und die Frauen von Sonnino (Nr. 8 und 7) es ganz unter einem Seiden-
jckchen verschwinden lassen.
Ueber dem einfarbigen Rock liegt fast immer eine reich und bunt gestickte Schrze.
Nr. 1 und 5 stellen Bewohner der Stadt Loreto dar. Das schwarze Haar der Frau bedeckt
ein mehrfach gefaltetes Kopftuch ; der Mann trgt eine rothwollene Mtze hnlich dem castilianischen
gorro (vgl. die Tafel Spanien mit dem gekrnten M).
Nr. 2, 3, 4, 6, 7, 8, 9 und 10 nach Photogi-aphieen.
Vgl. Francis Wey, Rome.

Du Bois-Mdly, Voyages d'artistes en Italie, 1877.
V
<^)r 1
GO
ITALIEN.

XIX. JAHRHUNDERT
LNDLICHE TRACHTEN.
DIE BAUERN DER TERRA DI LAVORO. DIE PIFFERARI.
Die Figuren stellen Bewohner von Monte Cassino, dem alten Casinum, in der Terra di Lavoro
dar, wie sie die Strassen von Rom als Modelle und die Hauptstdte des Festlandes als Musikanten
durchziehen. Sie behalten berall ihr traditionelles Hirtenkostm bei.
Die Instrumente des Pifferaro sind die Flte, der Dudelsack und die Schellentrommel. Als
Kopfbedeckung der Frauen dient das flach ber den Scheitel gelegte Tuch, wie es auch Tafel HB
zeigt. Die leinene cmnisa ist eine Tunika mit langen und weiten Aermeln, ber die man den
manicottolo , eine Art Ueberrmel zieht. Das mit Rohr oder Fischhein gesteifte Mieder heisst
corsaletto, die brigen Arten der Taille casacca. Der Rock, veste, wird durch den Grtel, scinda,
zusammengehalten. Die Schiu-ze besteht aus Sammct oder irgend einem anderen leichten Stoffe und
ist meist reich und bimt gestickt.
Abbildungen nach Photogi'aphieen.
Vgl. Chateaubriand, Voyage en Italie.
Francis Wey, Roma.
>^
ITAUA XK? CENT' ITALI E XIX '^oIBCUB ITALIEN Xff=JAHR'
J)]^^
AI
SPANIEN
TRACHTEN VOM ENDE DES XVm. JAHRHUNDERTS.
VOLKSVERGNGEK UND SPIELE.
Im Jahre 1779 erhielt Francisco Goya duixh Karl IV. den Aufti-ag, Cartons fi- Gobelins
zu zeichnen, die in der 1720 von Philipp V. begrndeten Manufaktui- ausgefhi-t werden sollten.
Nach diesen Cartons , die Scenen des tglichen Lebens darstellen , sind unsere Hlusti-ationen au-
gefertigt.
Das untere Bild stellt das Lffelspiel , Dd cueharon, dar. Es handelte sich darum, mit ver-
bimdenen Augen eine Person, die man mit dem lifelfrmig endenden Stab beiilhrt hatte, zu er-
rathen. Das Kostm der Mitspielenden ist eine Mischung der Nationaltracht mit den hen-schenden
Moden.
Der Stelzenlauf ist noch heute in Spanien populr. Die beiden Wettlufer sind hier von
Clarinettenblsem begleitet. Der berhmte Miguel Lopez Gon-ito hatte es in der Geschicklichkeit
so weit gebracht, dass er 1862 in Madrid als Stierkmpfer auf Stelzen auftrat.
Die beiden Cartons des Francisco Goya befinden sich im Museum des Prado in Madrid. Sie
bilden einen Theil der Serie: Lustbarkeiten am Ufer des Manzanares.
Vgl. Ch. Yriairte, La Biogi-aphie et le catalogue de Toeuvre de Goya.
Lawrent Mntheron,
Goya.

Gustave Brunei, Etde sur Francisco Goya.
SPAIN ESPAGNE SPANIEN
1)15!
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SPANIEN
DIE CADRILLA DES MODERNEN STIERGEFECHTS
VOLKSTYPEN
Tafel mit dem Sbel I
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Tafel mit der Sge 1
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1^ Id 14 15 Ib
Die Stiergefechte sind seit langer Zeit das zugkrftigste aller spanischen Volksfeste.
Schon die Mauren liebten diese blutigen Spiele, und in Granada existirt noch der Platz, auf
welchem sie dieselben aufflirten. Whrend des Mittelalters und des XVI. und XVU. Jahr-
hunderts gab es keine ffentlichen Feste, wie Einholungen der Knige, frstliche Hochzeiten
u. dergl., die nicht mit Stiergefechten verbunden waren. Aber nur der Adel betheiligte sich
activ an diesen Festen. Diejenigen, welche den Stier angriffen, wie der Cid Campeador, der
Kaiser Karl V. und Knig Philipp IV., den J. Pellicer de Tovar im XVII. Jahrhundert den
rey torero nennt, kmpften zu Pferde mit der Lanze bewaffnet.
Erst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts traten die Picadores, Banderilleros, Chulos und
Espada in regelmssiger Cuadrla auf. Sie bekmpften den Stier nur mit einem biegsamen
Degen und bedienten sich eines kleinen Stcks rothen Zeuges, Muleta oder Engano (Tuschung)
genannt, um die Krfte des Stiers zu erschpfen. Die Muleta, welche an einem armlangen
Stock befestigt wird, ist etwas grsser als eine Serviette. Das Spiel mit derselben ist eine
Kunst geworden, die sich von Familie zu Familie vererbt. Eine solche ist die des Audalusiers
Francisco Romero, welcher diese Art zu kmpfen erfunden hat. Nach seinem Sohne Juan, den
er selbst unterrichtet hatte, trat sein Enkel Pedro Romero die Erbschaft an, und ihm wurde im
vorgerckten Alter die Ehre zu Theil, den Hauptlehrstuhl der Akademie einzunehmen, welcher
1830 in Sevilla von Ferdinand VII. unter dem Namen Stierfechter-Universitt" gegrndet
wurde, die aber nur ein ephemeres Dasein fristete.
Die Kampftracht der ersten Stierkmpfer, von welcher wir zum Vergleich mit der Cua-
drla unserer Zeit einige Beispiele geben, zeigt, dass man in Folge der Erfahrung, welche man
sich bei diesen gefhrlichen Spielen aneignete, bei denen die geringste Hemmung ziu' Todes-
ursache werden konnte, mehr und mehr nach einem mglichst anschliessenden Kostm strebte >
indem man jedes flatternde oder lose Stck abschnitt. Die weit ausgeschnittene Jacke mit
Achselstcken hat nichts fliegendes mehr. Das Beinkleid ist so anschliessend wie mglich, der
Grtel weniger lose und weniger dick, das lange Haarnetz ist durch einen festen Chignon
ersetzt. Die Figuren Nr. 4 und 1 gehren den Jahren 1778 an. Die eine ist der berhmte
Joaquin Rodriguez, in Spanien unter dem Namen Costillares bekannt, auf welchen die Erfindung
der meisten, seitdem gebruchlichen suertes oder Degeustsse zurckgeht. Der andere, zu
dessen Fssen der Stier liegt, hat seinen Degen in die Linke genommen, um das Publikum mit
der Rechten nach dem Gebrauch zu grssen: es ist Pedro Roraero. Nr. 2, dessen Kostm dem
Jahre 1804 angehrt, zeigt, dass die Vereinfachung der Tracht schnelle Fortschritte gemacht
Iiat. Dieser Torero, der eine Uhr in der Hand hlt, vermuthlich um die Zeitdauer des Todes-
kampfes des Stiers zu ermitteln, ist Pepe Illo, dessen schreckliches Ende Goya dargestellt hat.
Er starb auf der plaza in Madrid in Folge mehrerer Stsse mit den Hrnern des wthenden
Stiers. Er wusste mit der Feder umzugehen und schrieb einmal: Das Schauspiel der Stier-
gefechte bildet die Freude der Kinder und den Jubel der Greise". Nr. 3 ist ein Torero in
gewhnlicher Tracht aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts nach Bayer.
Wenn die Cuadrilla der Stierfechter heute in die Arena tritt, reiten ihr ein oder zwei
Alguacih auf schwarzen, mit carmoisinrothen Sammetdecken behangenen Pferden vorauf. Ihre
schwarze Tracht ist seit dem XVI. Jahi-hundert mit geringen Vernderungen dieselbe geblieben
(Nr. 6): ein an der Seite aufgekrempter Hut mit Kokarde und hohem, farbigem Federbusch, ein
weisser Halskragen, ein Sammetwamms mit Ledergrtel, ein kleiner flatternder Mantel von Tuch,
eine kurze Hose von Seidentricot, seidene Strmpfe und Schnallenschuhe und bisweilen, wie auf
iinserer Abbildung, lange Gamaschen von schwarzem Leder. Er trgt grosse Sporen von Stahl.
Er spielt die Rolle eines Polizeibeamten, der ber die Aufreehterhaltung der Ordnung zu wachen
hat, und fhrt deshalb einen Stab, das Symbol der ffentlichen Gewalt Er reitet an der
Spitze aller ffentlichen Aufzge, unter anderm an der Spitze des Zuges, welcher die zum Tode
Verurtheilten escortirt. In der Arena besteht seine Function darin, dass er den Schlssel zum
Stiergewahrsam, welchen ihm der Prsident der Arena bergiebt, dem Muchacho aushndigt.
Da er kein Stierkmpfer ist, sucht er das Weite, nachdem jener den Stall geffnet hat. Seine
Flucht wird gewhnlich vom Pfeifen der Menge begleitet. Auf unserer Abbildung lehnt er an
die Mauer der Arena, welche durch vier dappelflgUge Thore geffnet werden kann. Der Tritt
dient dazu, dass sich die gefhrdeten Stierkmpfer ber die Mauer schwingen knnen.
Nach dem Alguacil kommen die Peones, die Kmpfer zu Fuss: Espadas, Banderilleros,
Chulos, auch Capeadores genannt. Die Trachten dieser verschiedenen Toreros unterscheiden sich
von einander nur durch den Reichthum der Stickereien. Der kokette Anzug, die Bestze, die
in einem Chignon endende Frisur, das gestickte, mit einem Jabot versehene Hemde und die
kleine, zusammengeknotete Gravatte geben den Toreros ein weibisches Aeussere. Die kurze
Jacke mit Taschen auf beiden Seiten, aus welchen das feine Battisttaschentuch hervorblickt,
und die Weste sind mit dicken Stickereien besetzt. Die kurze, eng anschliessende Hose ist von
Atlas, gewhnlich blau, rosa, grn oder lila. Die Strmpfe sind oft fleischfarben, die Schuhe
mit Rosetten decorirt. Der seidene Grtel ist immer von lebhafter Farbe ebenso wie der lange
Mantel, mit welchem sich die Toreros stolz zu drapiren wissen. Die Capa, ein Stck Zeug,
welches dazu dient, die Stsse der Stiere abzulenken, muss immer von schreiender Farbe sein.
Die Cuadrilla wird dui-ch die berittenen Picadores (Nr. 13 und 15) vervollstndigt. Ihre
Tracht besteht aus einem breitrandigen, niedrigen Filzhut mit grosser Bandrosette, aus einer
reich gestickten Jacke, Weste und Hemde, deren Schnitt mit den gleichen Kleidungsstcken
der Fusskmpfer bereinstimmt, aus einem seidenen Grtel und einer Hose aus gelbem Leder,
unter welcher sich Beinschienen von Eisenblech befinden, um die Hrnerstsse abzuhalten. Der
Sattel ist nach arabischer Art vorn und hinten mit einem hohen Steg versehen, und ebenso
tragen die Steigbgel und die langen Sporen arabischen Charakter. Die Augen des Pferdes
werden beim Angriff mit einem rothen Tuche verbunden. Die Lanze des Picadors hat oben
einen runden Wulst, so dass sie keine Wunden verursacht.
Die Tracht der Banderilleros (Nr. U) ist gewhnlich gelb oder grau und nur mit schwar-
zem Besatz verziert. Die Banderillas, Palillos, Zarcillos oder Rehiletes, welche er fhrt, sind
Stcke, die mit ausgezacktem, farbigem Papier umrollt sind und unten in einen Widerhaken
endigen, der, einmal in die Haut getrieben, nicht mehr herausgeht. Man stsst die Banderillas
zu zweien ein. Nr. 5 ist ein erster Degenstsser im Augenblick seines Eintritts in die Arena.
Sein seidener Mantel ist mit Gold gestickt. Nr. 7 stellt einen Torero in dem Augenblick
dar, wo die Trompete das Zeichen zum Tode des Stiers giebt und er, den Degen und das
Tuch in die Linke nehmend, mit dem Hute den Prsidenten grsst, zum Zeichen, dass er seine
Sache gut machen werde.
Nr. 12 ist ein Chulo oder Capeador, Nr. 11 ein Picador wie Nr. 13 und 15.
Nr. 8, 9, 10 und 16 sind Volkstrachten. Nr. 8 ein Gitano oder Zigeuner aus der Pro-
vinz Granada. Nr. 9 und 10 Buerinnen aus der Provinz Toledo. Ihre Brusttcher sind von
Baumwolle; ebenso die gemusterten Rcke. Nr. 16 trgt das andalusische Kostm. Auf dem
Arm trgt er eine Jacke, die selten angezogen wird.
(Nach Photographien aus der Sammlung von Laurent. Aquarelle von Garcia.)
SPAIN BS PA OME SPANIEN
SPAIN BSPAGNB .PAHIEN
S)|?^f
SPANIEN
VOLKSTKACHTEN
ALT-CASTILIEN.
- KNIGREICH LEON
Alle diese Trachten sind noch jetzt vorhanden, doch sind sie smmtlich lteren Ursprungs.
Nr. 1.
Dorfschulze; Provinz Segovia.
Seine Kopf-
bedeckung besteht aus einem kleinen Taschen-
tuch, welches vorn ber dem Kopfe zu-
sammengeknotet ist. Die rmellose Jacke
besteht aus Schafsfell. In dem Ledergrtel
steckt das an einem Bande hngende, zu-
sammengeklappte Messer.
Nr. 2 und 6.
Frauentrachten aus Santa Maria de Nueva in
derselben Provinz. Nr. 2 trgt die rothen
Strmpfe der verheiratheten Frau. Das Haar
fllt in einer Flechte auf den Nacken herab,
welche unten mit einem Sammetbande zu-
sammengeknpft ist. Die schwarze, mit sil-
bernen Knpfen besetzte Jacke ist aus Seiden-
sammet, das Leibchen von Wolle und mit
Goldspitzen besetzt. Die Aermel der Jacke
sind nach der inneren Seite offen, so dass
das Hemd sichtbar ist, und werden mit sei-
denen Bndern zusammengehalten. Der Rock
und die Schrze, welche mit leichten Borten
und Goldspitzen besetzt ist, sind aus feinem
Tuch. Der Rock ist mit einer breiten Bor-
dre von Passementeriearbeit , Gold oder
Sammet in regelmssigen Mustern besetzt.
Der Schuh ist mit einer Rosette geschmckt.
Das Korallenhalsband wird mehrere Male
um den Hals geschlungen. Daran werden
Medaillen und Kreuze gehngt. Diese an-
einander gehngten Schmuckgegenstnde
reichen bis auf den Grtel herab.
Nr. 3.
Mann aus derselben Provinz. Jacke von ge-
frbter Baumwolle mit Tuch eingefasst. Der
breite Grtel von rother Wolle wird von
einem schmleren Grtel zusammengehalten,
auf welchen man in farbiger Seide eine De-
vise, den Namen der Geliebten oder am
hufigsten den des Trgers zu sticken pflegt.
Die Hose von grobem Tuch ist ber der
Tuchgamasche befestigt, welche den Unter-
schenkel bis zum Fusse bedeckt und von der
Bekleidung des letzteren festgehalten wird.
Man trgt unter den Gamaschen weisse
baumwollene Stmpfe.
Nr. 4 und 5.
Frauen aus Santander, Provinz Burgos.

Man findet dieses Costm hufig in Madrid,
wo es von den ludliclien Ammen in den
vornehmen Familien getragen wird. Ihr
Kopftuch von lebhafter Farbe ist mit einer
besonderen Kunst zusammengeknotet. Es
bedeckt zum Theil die lange Haarflechte,
welche auf den Rcken herabfllt und am
Ende mit einem Bande verflochten ist. Ein
vorn offenes Leibchen mit niedrigem Brust-
latz lsst einen Theil des Hemdes sehen.
Der Kock von greller Farbe ist kurz genug,
um den mit Schnallenschuhen bekleideten
Fuss zu zeigen. Weisse Strmpfe, seidene
Schrze, eine breite, hinten unter dem Leib-
chen befestigte Bandschleife mit langen Enden,
grosse Ohrringe und ein Korallenhalsband,
das ist die Tracht dieser Ammen, die noch
mit Sammetstreifen, mit goldenen oder sil-
bernen Knpfen besetzt ist.
Nr. 7.
Charra. Reiche Buerin aus der Provinz Sa-
lamanca. Das Haar der Charras, die viel-
leicht ihren Namen von carrus (Karren) haben,
ist mit Nadeln geschmckt und wird hinten
von einem breiten Bande zusammengehalten.
Ihr Brusttuch, robhello, bedeckt die Schul-
tern und den Busen. Es ist ebenso wie das
Leibchen von Seide. Der scharlachfarbene
Rock ist von feinem Tuch und mit von Gold
eingefassteu Sammetstreifen besetzt, welche
in Gestalt von Blumen und Vgeln zuge-
schnitten sind. Die schmale Schrze ist
theils von Sammet, theils von Seide und mit
Goldborten besetzt. Die Strmpfe sind weiss,
die feinen, sehr flachen Schuhe sind mit
Schnallen geschmckt. Sie tragen lange
Ohrringe und ein gewhnlich mehrere Male
um den Hals geschlungenes Halsband, von
welchem ein Smaragdeukranz herabhngt.
Ihren Filigranschmuck beziehen sie von
Portugal.
Nr. 8 und 9.
Buerinnen aus der Provinz Avila. Ihre
schwarzen Hte sind von Stroh mit Bndern
von gemodeltem Sammet. Das Brusttuch
mit farbigen Blumen auf weissem Grunde ist
von Wolle, der grellfarbige Rock von grobem
Tuch, dessen untere Borte, die ein Rosetten-
ornament darstellt, entweder aufgedruckt
oder von Sammet ausgeschnitten ist. Die
Schrze ist schmal und kurz und nur von
einer Borte aus Sammet oder goldfarbener
Seide eingefasst. Die Strmpfe sind blau
und die Schuhe mit Schnallen oder Rosetten
versehen. Das schwere Geschmeide besteht
aus Ohrringen, Ringen und einem grossen
Medaillon, welches von einem Halsbande
herabhngt. Man schmckt den schon mit
Bndern gezierten Hut noch mit Blumen-
zweigen und legt unter denselben bisweilen
noch ein gestreiftes Tuch, welches Hals und
Genick gegen die Einwirkung der Sonnen-
strahlen schtzen soll.
Nr. 10.
Brgerin aus der Provinz Asturien. Ihre
Tracht besteht aus einem Merinokleide und
einem Brusttuch von Sammet mit silberner
Borte. Ihre sehr breite Schrze ist unten
mit einem Sammetstreifen und darber mit
einer Silberborte garnirt. Ebenso sind die
Aermel unten eingefasst. Ein roiizello von
Linnenzeug ist ber die Schultern geworfen
und vorn lose zusammengeknotet. Am Hals
I
trgt die Frau ein Medaillon.
SPAIN BSPAGNE SPANIEN
^i3><:^
SPAN TEN
VOLKSTYPEN
ARAGONIEN.
4 5
ALTCASTILIEN
Nr. 1 und 10.
Maragatos von Villafranca del Viergo. Provinz
Leon.
Nr. 2, 3, 8 und 9.
Galicier; Nr. 2 und 3 aus der Provinz Orense,
Nr. 8 und 9 aus der Provinz Lugo.
Nr. 4 und 7.
Asturierinnen.
Nr. 5.
agonier ; ffentlicher Ausrufer auf dem Lande.
Nr. 6.
I
Castilier, Bauer aus der Umgegend von Valladolid.
Nr. 1 und 10. Die Maragatos wohnen in den Bergen von Astorga, in der Provinz Leon,
nrdlich von Alt-Castilien. Es ist ein alter Stamm, der heute zwar in den Drfern zerstreut ist,
aber einen Charakter, eine Tracht und Sitten bewahrt hat, die sich von denen ihrer Nachbarn
unterscheiden. Sie leben imter sich und heirathen ebenfalls nur unter sich. Alles Fremde ist
ihnen verhasst. Die meisten Maragatos sind MaiUthiertreiber. Nr. 10 ist ein Hndler, welcher
frische Fische, Oel und dergl. im Umherwandem verkauft. Ihre Tracht besteht aus einer dui-ch
einen Grtel um die Hften eng zusammengehaltenen Jacke, aus weiten, unter dem Knie mit rothen
Bndern befestigten Hosen, aus zusammengeknpften Gamaschen und einem Filzhute mit flachem
Kopf und breiten Rndern.
Nr. 2, 3, 8 und 9. Galicier. Nr. 2 ist ein Bauer aus der Provinz Orense, die drei andern sind
aus der Provinz Lugo in Galicien. Der sitzende Bauer, welcher wegen des feuchten Klimas einen
grossen baumwollenen Regenschirm mit sich flut, ist mit einer jener Westen bekleidet, die einen
Theil des Sonntagsstaates bilden und die man ohne Jacken trgt. Sie ist von rothem Tuch und
auf dem Rcken mit aufgenhten Tuchstcken von anderer Farbe verziert. Sie ist ber den Grtel
gezogen und vorn nicht zugeknpft. Die Hose hat Taschen an den Seiten. Sie ist nach unten zu
offen, so dass man das Unterbeinkleid von Leinwand sehen kann. Der steife Kragen des Hemdes
ragt ber den der Jacke empor. Nr. 3 stellt einen jungen Bauer dar, welcher, wie man an dem
nach rechts gewendeten Busch der Montera sehen kann, imverheirathet ist. Seine Tracht stimmt,
bis auf die Kopfbedeckung, im Schnitt mit der des lteren Bauern Nr. 8 berein. Er trgt eine
Jacke mit weiten Aufschlgen und Aussentaschen, eine rothe Weste mit schwarzen Aufschlgen
und darber den Grtel mehi-ere Male um den Leib gewunden. Die weite Tuchhose ist ber dem
liie nicht zusammengeknpft, lun die Bewegimg desselben zu erleichtern. Das weisse Unter-
beinkleid, welches darunter sichtbar ist, steckt in den oben mit Sammet eingefassten Tuchgamaschen.
Der Bauer sttzt sich auf einen starken mit eisernen Ngeln beschlagenen Knittel. Die Buerin
Nr. 9 gehrt der rmeren Klasse an. Sie trgt ein gi'osses Tuch um den Kopf imd eine fast den
ganzen Rock bedeckende Schrze, manteo genannt.
Nr. 4 und 7. Astiu'ierinnen. Nr. 4 ist eine Buerin. Ihre warm, aus Baumwolle und Tuch
gefertigte Kleidung entspricht den klimatischen Verhltnissen. Das seidene Tuch, welches den
Kopf bedeckt, ist im Nacken unter dem Chignon zusammengeknpft. Das Brusttuch ist mit Sammet-
borten besetzt. Die Schuhe sind mit Schnallen versehen. Nr. 7 stellt eine Astiu'ierin dar, wie
man sie in Madrid sieht. Es ist ein Dienstmdchen im Sonntagskleid. Ein baumwollenes Tuch ist
ber den Kopf zusammengeknotet. Du' wollenes Brusttuch ist mit Fransen versehen und bunt
gestickt. Das Leibchen hat geschlossene Aemiel mit sammetnen Manschetten. Die kurze und
schmale Schrze ist von Sammet und mit silbernen Bndern besetzt. Der Kock ist von Kattun
oder WoUe.
Nr. 5. Aragouier. Dieser pregonero oder ffentliche Ausrufer trgt kurz geschnittene Haare,
ein farbiges Tuch lun den Kopf geschlungen , ein Hemde ohne Cravatte , die oft auf die Schulter
geschobene Jacke, die Weste, den breiten Giiel, lederne Hosen, blaue Strmpfe und Fuss-
bekleidimgen aus geflochtenem Hanf, die mit Bndern befestigt sind. Es ist die gewhnliche Tracht
der Pjrenenschmuggler.
Nr. 6. Bauer aus der Umgegend von Valladolid. Die montera erinnert in ihi-er Form an den
alten Helm, die Gamaschen an die Beinschienen. Der eigenthmliche Schmuck des groben Tuch-
mantels erinnert an die Mntel der Krieger des XV. Jahrhunderts.
{Nach Pliotogmphien und Aquarellen. Vgl. Voyage cn Espagne von Ch. Davillier.)
d)!37
P AI .N' B S PA G I' ^J Px
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SPANIEN
CATALONIER UND ARAGOyiER.
12 8 4 5
7 S 9 10
U 12
r'ATALONIER.
Die hiev dargestellten Nationaltrachten gehren verschiedenen Ortschaften nnd jenen Gebirgs-
bewohnern an, deren Voi-fahren sich in der spanischen Annee unter der Bezeichnung Mpteletef^"
als unermdliche Fusssoldaten ausgezeichnet haben. Diese BliqueJetet^ zogen die Aufinerksamkeit
auf sich nicht nur durch ihre militrische Tchtigkeit, ihr rauhes Leben und ihre Unmenschlich-
keit im Kriege, sondern auch durch ihi'e Kleidung, die leichter war als diejenige der anderen
regulren Truppen, und aus einer Jacke, einem Eckchen, das sie nie anzogen, und Schnrschuhen
bestand." Die Art und Weise, wie der Arbeiter in Barcelona seine Jacke ber die Schulter ge-
hngt trgt, ist also eine alte catalonische Tradition.
Nr. 1 u. 9. Frauen aus dtm Hodigehirqe.
Beide trafen wollene Kapuzen, farbige Brusttcher von Baum-
wolle und Schrzen ans gleichem Stoffe. Nr. 9 stellt eine
wohlhabende Berghewohnerin dar. deren lange Ueherrmel
durch ein Sammetband mit silbernen Schnallen befestigt
sind. Die Ohrgehnge sind ans Gold oder Silber, von roher
Arbeit, aber zuweilen so schwer, dass sie durch einen
Faden gehalten werden mssen. Schraucksachen dieser
Art, ebenso Ringe mit rothen nnd gelben Steinen, werden
in Barcelona viel o-nPagesas, reiche Buerinnen, verkauft.
Nr. 4. Dorfschulze aus (Um Hochgebirge.
Trgt den Gamheto oder Ueberrock und als Kopfbedeckung
den Qorro, eine lange wollene Mtze , deren Farbe ge-
whnlich roth oder braun ist.
Nr. 2. Reicher Pchter aus der Umgegend von Lerida.
Rothe wollene Mtze, kni-ze Jacke, sogenannte MarsiUe nnd
Kniehosen aus blauem Sammet. Weste aus Leinen oder
Baumwolle, rothgestreift. Halsbinde von farbiger Baum-
wolle, durch einen silbernen Ring gezogene Leibbinde von
rother Wolle. Gamaschen von gelbem Leder, seitwrts zu-
geknpft. Wollene Strmpfe. Capa de muesb-a, gefranster
Mantelumhang. Die catalonische Jacke ist nicht selten
mit mancherlei Stickereien geschmckt.
Ix. 6. Prau aus Agramunt {einem bedeutenden Marktflecken
desselben Districta). Ueber der Stirn geknotetes Kopftucli.
Goldenes Halsband. Brusttuch aus Tll , mit Spitzen be-
setzt. Grosse weisse Schi-ze. Mieder von Sammet oder
Seide, stets schwai-z, mit knappen Aermeln , die oberhalb
des Ellbogens endigen. Ueberrrael von Seide oder Wolle
und durch ein Sammetband mit silberner Schnalle ge-
'r. 8. Reichn- Pchtfr aus der J'itigegnul von Vi'ch , Provinz
Barcelona. Mtze und Leibbinde von violetter Wolle. Jacke,
Weste und Kniehosen von Tuch oder schwarzem Merino.
Wollene Strmpfe. Schnrschuhe von schwarzem Leder.
Nr. 10. clerbauer aus der Provinz Taragona.
Mtze aus brauner Wolle. Wollene Weste, rotbe Leibbinde,
Hemd aus blaugestreifter Leinwand, Kniehose von Sammet,
Jacke von grobem Tuch, wollene Strmpfe, Halbstiefeln.
Nr. 11. Junge Frau aus derselben Provinz.
Schwarzseidenes Haarnetz mit Schleifen von Sammet. Ohr-
gehnge von Silber mit Smaragden. Mieder von Sammet,
vorn zugeschnrt. Seidenes Brusttuch mit Stickereien und
Spitzen. Kock von Kattun, Schurze von farbiger Baum-
wolle.
Nr. 12. Jiivger Mann aus derselben Gegmd.
Violette Mtze. Weste von karmoisinfarbener, weissge-
sprenkelter Seide. Kniehosen von Sammet. Strumpfe von
blauer Baumwolle. Sockenschuhe. Die kleine Tuchjacke
ist ber die Schulter geworfen.
Nr. 7. Kirchendiener der 'Brderschaft vom Blute
Jesu Christ/.
Diese religise Genossenschaft , deren Mitglieder eine lange,
spitze Kapuze mit nur zwei Oeffnungen fr die Augen
tragen, steht den zum Tode Verurtheilten bei und begleitet
^ie auf ihrem letzten Gange.
ARAGONIER.
Die Nummern 5 und 3 stellen die mmiche und weibliche Tracht aus der Provinz Ai-agonien
dar. Der Aragonier (Nr. 5) trgt gewhnlich ein irni den Hinterkopf geschlungenes Tuch, unter
welchem das Haar nach vorn hervorquillt und sich lockig an Stira und Schlfen anschmiegt. Seine
Capa de muestra ist eine gi-auwoUene Decke, die, meist schwarz gesti-eift, sich in ihrer Einfachheit
den maimschen Mustern zu nhern scheint. Das Hemd, in der Regel ohne Kragen, ist selten zu-
geknpft, so dass die Bimst nackt bleibt. Die Leibbinde wird breit getragen ; sie bedeckt zuweilen
den Leib imd einen Theil der Brust imd der Lenden zugleich. Die Weste steht oifen; die Knie-
hose ist eng und km-z und gewhnlich aus schwarzem oder grnem Sammet verfertigt. Die Strmpfe
sind in der Regel von blauer Farbe. Der Landmann trgt keine Jacke. Als Fussbeldeidung pflegt
man EsiMrdillas oder lpargatas zu tragen, die, wie bei den Cataloniern, mit schwarzen Bndern
befestigt werden.
Nr. 8 zeigt, dass die Tracht der weiblichen Jugend mit derjenigen der Cata-
lonieriimen eine gewisse Aehnhclikeit besitzt, zugleich aber auch sich merklich von derselben unter-
scheidet. Die Mitchacha oder das Mdchen aus der Umgegend von Saragossa, welches hier dar-
gestellt ist, hat sein Kopftuch auf die Schultern herabgleiten lassen. Der Corpino ist ein eng an-
schliessendes und vorn geschni-tes Jckchen aus schwarzem Sammet mit engen, bis ans Handgelenk
reichenden Aenneln. Das Umschlagetuch besteht aus Baumwolle oder farbiger Seide und wird
loser als in Catalonien getragen. Der Rock, kurz, weit und auf den Hften gefltelt, ist aus Wolle
und unten mit einem Streifen aus schwarzem Sammet besetzt. Feine Schuhe mit Rosetten bilden
die Fussbekleidung. Das leichte Schlu'zchen ist aus Seide. Im Ohr wird nur eine Perle getragen.
Die Gestalt zeigt die Haltung einer jener spanischen Tnzerinnen, deren Pas hauptschlich aus
Schwebeschritten und pantomimischen Krperbewegungen bestehen. Der nationale Tanz der Aragonier
ist die Jota. Die von Gesang begleitete Seguiilla ist besonders beliebt bei den Arbeiterinnen.
Nach Aquarellen von J. Garcia.
Vgl. Voyage enEspagne von Ch.Darillier; Deirx artistes cn Espagne \on Dcsharones, Paris, 1876.
D'^"^
SPAIN BSPAGNE SPANIEN
J)li^o
BD
Miircia.
Die Provinz Murcia ist vorzugsweise von einer Ackerbau treibenden Bevlkerung bewohiit,
hat aber aucli eine nicht unbedeutende Industrie. Das Espmio-GrsiS, wird zu Sandalen, Matten
und Krben verarbeitet. Albacete ist fr Spanien das, Avas Sheffield fr England ist; von dort
kommen die navajaSy cuchiJIos und inmaUs.
Reiche Banem aus Albacete.
Ir. 6, Seidenes turbanartiges Kopftuch, g-ewhnlich vom
soinhrero bedeckt Breite faja. Jacke und Hose von dem-
selben Stoff. lpargatas (Schuhe), durch Schnre ber den
dunkelblauen Strmpfen festgehalten. Die Jacke ist meist
bunt gestickt. Ausserdem wird ein Mantel aus gestreifter
Wolle ebenso wie in Valencia getragen,
fr. 7. An den Schlfen zwei rund gelegte Flechten, hinten
in Form einer Acht verschlungen. Kleiner Kamm an der
Seite , bisweilen auch eine Blume. Der kurze Kock lusst
die seidenen, oft fleischfarbenen und mit Zickzackornamenten
bestickten Strmpfe sehen.
Die Provincias Vascongadas.
Man bezeichnet mit diesem Namen die Provinzen Alava, Guipuzcoa und Viscaya, die das
baskische und navan-esische Land bilden. Die Basken, die sich selbst Euskaldumac nennen, stehen
imter den europischen Stmmen einzig in ihi'er Eigenart da. Sie sprechen das cuskara^ welches
die Spanier wegen seiner Schwerverstndlichkeit als vascuence bezeichnen.
Bauern und Buerinnen.
)ie Tracht der Muner besteht aus der schief aufgesetzten
baskischen Mtze, einer Jacke, die meist ber die Schulter
geworfen oder um den Arm geschlungen wird, einer Weste
mit bergeschlagenem Hemdkragen und breitem Grtel und
einer mit symmetrischen Sammetstreifeu besetzten Hose.
Die Frauen tragen Rcke aus grobem Tuch und lassen von
ihrem mit einem Kattuntuch bedeckten Haar nur zwei lange
Zpfe hinten herabhngen.
Nr. 8 und 9 stellen Landleute aus dem Thal Loyola dar.
dessen Bewohner durch ihre Schnheit berhmt sind.
Aquarelle von Garcia und Bastinos.
Vgl. DamlUer, Vojage en Espagne.
3)/f^
I)ii/--
SPANIEN
GALICISCHE VOLKSTRACHTEN
Nr. 1, 2, 3, 4, 5 n. 6.
Sauern aus der Provinz Orense in Sonntags-
costmen, die Muyneira (den Miillerinnen-
tanz) tanzend oder begleitend. Die Musik
besteht aus der Gaita, einer dem Lande eigen-
thmlichen Art Sackpfeife, dem Tamhoril,
dem Fandcro (der baskischen Trommel) und
den Castaniielas in den Hnden der Tnzer.
Bei den Dorfhochzeiten beginnt der Tanz, die
Baila, unmittelbar nach dem Mahle und
dauert bis spt in die Nacht hinein.
Nr. 9 u. 10.
Junge Leute aus derselben Provinz.
Frau aus Vigo, Provinz Pontevedra.
Nr. 8 u. 11.
Bauer und Buerinnen aus der Provinz Corua.
Die GaUaeci, einer der fnf grossen gallischen Stmme Spaniens, haben der Provinz
Galicien den Namen gegeben. Die gegen-n'rtigen Bewohner derselben sind ihre Nachkommen.
Galicicn, zwischen dem atlantischen Ocean, Portugal und Altcastilien liegend, ist in vier Pro-
vinzen getheiU: Coruna, Pontevedra, Orense und Lugo. Der Hauptort ist San Jago de Com-
postella. Es ist ein holzreiches, von den cantabrischen Bergen durchschnittenes Land, dessen
Klima im allgemeinen gemssigt und feucht ist, da die Regengsse dort reichlicher sind als im
brigen Spanien.
Die Armuth des Landes zwingt den Galicianer, dasselbe zu verlassen, um auswrts Ernte-
arbeiten zu verrichten oder sich nach den grossen Stdten zu begeben, wo er, wie die Savoyardeu
und die Auvergnaten in Frankreich, neben den Asturiern als Dienstbote, Commissionr oder
Wassertrger thtig ist. Wegen ihrer geringen geistigen Begabung werden sie die spanischen
Botier" genannt und gleich den Auvergnaten sind sie die Zielscheibe des allgemeinen Spottes.
Mit diesen theilen sie aber auch die Tapferkeit, die Ausdauer und die Energie, mit welcher sie
ihr Vaterland nicht nur gegen die Rmer, sondern auch whrend der drei Jahrhunderte der
arabischen Invasion ihre Unabhngigkeit vertheidigt haben.
Die Tracht der galicianischen Bergbewohner ist natrlich von dem Klima und zugleich
von der Armuth ihres Landes abhngig. Diejenige der Mnner folgt, wie in ganz Spanien,
militrischen Gewohnheiten. Nach den von Pons in seiner Viaje de EspaTia gemachten und von Baron
Daviller in der Voyage en Espagne wiederholten Beobachtungen hat sich in den monteras die
ErinneniDg au die alten Helme von Sevilla, Granada, Valencia u. s. w. erhalten, wie uiau in den
coletos (einer Art Wamms), in den polaynas (langen Tuchgamaschen), den abarcas (einer Art
Gamaschen) die Nachbildung alter Estuugstheile wiederfindet.
Das Brusttuch oder Mntelchen der galicianischen Buerinnen, die dengiie, welches ber
die Brust gekreuzt wird, ist aus rothem Tuch gemacht und mit einer breiten Borte aus schwarzem
Sammet besetzt. Die Kopfbedeckung besteht aus einem geschickt arrangirten Schnupftuch. Die
grosse Schrze, manfeo, welche hinten durch eine doppelte Metallagraffe befestigt ist und fast
den ganzen Rock bedeckt, ist mit einer mehr oder minder breiten Borte eingefasst, ebenso der
Eock, dessen Borte immer aus Sammetband besteht. Der Rock, welcher sieh an das rmellose
Leibchen schliesst, wird so kurz getragen, dass mindestens der Fuss sichtbar bleibt. Eine Band-
schleife mit herabflatternden Enden, welche au der Agraffe der Schrze befestigt ist, vervoll-
stndigt den Sonntagsstaat, zu welchem man weisse oder blaue Strmpfe und ausgeschnittene
Schuhe mit niedrigen Hacken und kleinen Schnallen trgt. Ein langes Ohrgehnge, ein Hals-
band, aus einer Goldschnur oder einem Stoffbande mit Medaillon oder Kranz bestehend, sind fast
die einzigen gebruchlichen Schmucksachen, Fast alle Frauen tragen Smaragden am Halse oder
in den Ohren, die bisweilen auch durch Glassflsse von gleicher Farbe ersetzt werden.
Das Brusttuch, Dengue, ist von Tuch, der Manfeo ebenfalls oder von Merinowolle; ebenso
ist das Tuch der gewhnliche Stoff' fr Rock und Leibchen. Die Kopftcher sind von Baum-
wolle oder Seide. Der Schnitt der Tracht ist, wie Nr. 8 zeigt, von grsster Einfachheit. Zier-
licher und geflliger ist die Tracht der Frau von Vigo (Nr. 7). Das vorn offene, rmellose
Leibchen wird von Achselbndern gehalten und ist vorn geschnrt. Das Hemde hat weite
Aermel, die am Handgelenk nicht anschllessen, sondern breit umgeklappt sind. Die Dengue
besteht aus einem breiten Bande, welches ber der Brust gekreuzt ist. Die Schrze, mit der
des italienischen Landvolkes verwandt, ist mit schwarzen Sammetbndern besetzt. Die Tracht
der Mnner, welche mit starken Fussbekleidungen versehen sind, besteht aus einem Hemde mit
ziemlich hohem Kragen, der am Halse zugeknpft ist und auch ohne Halsbinde aufrecht bleibt,
aus einer rmellosen, ziemlich kurzen Weste mit oder ohne gerade stehenden Kragen und mit
kleinem Aufschlag. Wenn die Weste offen ist, trgt mau sie ber dem Grtel; ist sie zuge-
knpft, so wird der Grtel ein oder mehrere Male um dieselbe herumgeschlungen. Die mehr
oder minder eng anliegende Hose geht nicht weit ber das Knie herab, wird aber unten nicht
zugeknpft, sondern hngt lose ber die Gamasche herab. Das Wamms hat ziemlich enge
Aermel, an der Aussenseite Taschen und kurze, aber breite Aufschlge. Dazu wird ein spitzer,
zuckerhutfrmiger Hut aus Tuch mit sammetuem Revers getragen, der ber der Stirn in Form
eines Dreiecks emporgeschlagen wird und rechts und links in Spitzen ausluft. Auch die zwei
oder drei Bschel am Hute sind von Sammet. Die Manta, welche von Tuch ist, wird wie die
antike Toga getragen, indem man sie ber Brust und Schultern schlgt. Der Grtel ist
von Wolle.
Gewhnlich bleiben die Galicianer in Hemdsrmeln, und die jungen Leute knpfen auch
nicht die Weste ber den flatternden Enden des Grtels zu. Der Eckentheil der aus rothem
Tuch bestehenden Weste

die Aufschlge sind von Sammet ist aus starkem Stoff', meist aus
Gemsen- oder smisch gegerbtem Leder. Dasselbe ist mit Stickereien versehen. Die jungen
Stutzer wie Nr. 9 tragen den Grtel gern sehr tief, um mglichst viel von dem weissen Hemde
zu zeigen. Die Tnzer haben an jeder Seite der Weste eine dreieckige Tasche zur Aufbewah-
rung der Kastagnetten. Die Hose ist aus starkem, dickem Stoff' oder sogar aus fahlem Leder
gefertigt. Unten ist sie oft mit einem breiten schwarzen Streifen besetzt, welcher an der Seite
offen bleibt. Die Spitze der Montera, des helmartigen Hutes, ist etwas geneigt. Verlieirathete
tragen die Bscliel au der linken, unverheirathete an der rechten Seite des Hutes. Die Gamaschen
sind von Leder oder Tuch und mit zahlreichen kleinen Knpfen versehen, die nicht immer
benutzt werden.
Bei Nr. 11, anscheinend einem Commissionr, sind die weissen Uuterbeiukleider bemerkens-
werth, welche unter den braunen Hosen handbreit hervorblicken.
Es giebt keine einzige Landschaft in Spanien, die nicht ihren eigenen Tanz htte. Der
GaUegada, der Tanz der Galicianer, wird auch in Madrid viel getanzt. Der gaitero gallego, der
galicianische Sackpfeifer, und der musico tamborilero fehlen bei keiner ffentlichen Lustbarkeit
und bei keiner Hochzeit. Der magosto, welcher aus Anlass der Kastanienernte am Tage Aller-
heiligen in Galicien und in der Provinz Leon gefeiert wird, ist das glnzendste Fest des Jahres.
Die Kastagnetten sind von den antiken Crotalen wenig verschieden. Sie sind aus zwei hohlen
Becken zusammengesetzt, welche, zusammengeschlagen, einen harten, trockenen Ton hervor-
bringen. Sie werden aus Holz gefertigt.
(Nach Aquarellen von Garcia.)
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SPAIN BSPAGNB
;PANIEM
'^^^)
X))^'4
SPANIEN
DIE ANDALUSISCHE WOHNUNG.

TYPUS EINES BEGERLICHEN
HAUSES.

DIE KAMMER.

DER PATIO.

DIE STRASSE.
-
VOLKSTRACHTEN.
(Doppeltafel.)
Der patio, der Hof des spanischen Hauses, ist ein von Gebuden umschlossenes Rechteck ; in der
Mitte offen, ist er von Galerien umgeben, die durch ein schi-ges Dach geschlitzt sind. Ein Bassin
ist ziu' Aufnahme des Regenwassers bestimmt. Der ganze Hof wird ebenso wie die Strassen durch
ausgespannte Velaiien gegen die Sonne geschtzt.
Der patio ist der gemeinsame Versammlungsort der verscliiedenen Bewohner eines Mieths-
hauses, dessen erstes Stockwerk sich nach der imilaufenden Galerie hinaus nieist mit bis auf den
Boden reichenden Fenstern ffnet. Der auf unserer Tafel abgebildete Hof gehrt zu einer so-
genannten casa de pupiUos oder huespedes, einem Pensionat mittleren Ranges , etwa unsemi Htel-
gami entsprechend. Die /immer haben smmtlich einen Fussboden aus gebrannten Ziegeln, eine
Decke aus Balkenlagen. Die Mbel, Sthle und Sophas bestehen aus Holz mit Rohrgeflecht. Die
Wnde sind mit Kalk geweisst und mit einem venetianischen Spiegel und einigen Lithographieen
dekorirt. Als Heizmittel dient im Winter der brasero
,
ein gi'osses mit Kohlen geflltes Metall-
becken. Das Bett steht meist in einem dui'ch einen Vorhang verdeckten Alkoven.
Die obere, sich um den patio ziehende Galerie ist ausserordentlich tief, auf ihi'em khlen
Ziegelpflaster hlt der Spanier gewhnlich seine Siesta.
Auch die Aussenarchitektm- der Huser zeigt berall das Bestreben, die unangenehmen
Wirkungen der Sonne zu vermeiden, ohne Licht und Luft auszuschliessen. Dazu dienen die scheiben-
losen Fenster, die Doppelthren, deren oberes Getfel sich nach innen fihet, der lichte, rosenfarbene,
hellgrne oder gelbe Maueransh'ich.
Die unten dargestellten Trachten gehren den Provinzen Alt- und NeucastiHeu, la Mancha
und Valencia an.
Nr. 1. Bauer aus der Umgegend von Toledo.
Runder Hut , Tuchweste mit Passementiruiig aus Sammet
oder Kattun.
Nr. 2 u. 3. - Maulthierhndler mit Knecht; Provinz la
Mancha.
Nr. 4. Kleines Mdchen aus Castillon; Provinz Valencia.
Nr. 5. Arriero, Krrner; dieselbe Provinz.
Nr. 6. Reisbauer aus Cullera; dieselbe Provinz.
Die letzten beiden Kostme haben tj-pische Eigenschaften,
whrend die Verschiedenheiten sich aus der Beschftigung
ergeben. Beide tragen fusslose VPadenstrmpfe aus Wolle
und die dlpargatas oder espardt'nes aus geflochtenem Bast.
Auf ihrer Schulter ruht die capa de muestra, ein langes,
buntfarbiges Wolltuch, das man in der mannigfachsten
Weise arrangirt und benutzt.
Das Hemd ist durch einen Doppelknopf am Halse zusammeu-
gehalten, und als Grtel dient die seidene oder wollene
faja. Der Arriero trgt Hose und Jacke; sein von einem
Seidentuch umhllter Kopf ist mit dem flachen, breitrandigen
Hat bedeckt. Der Keisbauer ist mit den leinenen , unter-
rockartigen zaragueJks de h'eiizo und einer Weste be-
kleidet. Auf dem Kopf hat er den hohen Strohhut mit
schmaler Krampe, am Halse ein Scapulier, im Grtel ein
Pistol.
Nr. 7. Maulthiertreiber aus der Umgegend von Bnrgos.
Sein Kostm gleicht im Ganzen dem des Arriero. Er trgt
den Dreispitz, el Mcortito , mit der breiten Seite nach
Weites, 1
Volants, wie ihn
beibehalten haben,
farbige Schleife.
Nr. 8. Gitana.
Mieder und Rock mit zwei oder drei
nur noch die Zigeunerinnen in Spanien
Im Haar eine Blume oder eine grell-
Die drei Architekturfragmente nach Aquarellen von Sabatier.
Nr. 1, 5, 6 u. S nach Photographien von Laurent.
Nr. 7. Zeichnung von Lecomte. Nr. 2, o u. 4 Zeichnungen von Garcia, kolorirt von Bastinos und
Garcia.
Vgl. Theophil Gautier, Tra los Montes, 1843.
DesharoUes^ Deux artistes en'Espagne,
1855.
Baron Davillier, L'Espagne, 1873. L. Imhe, L'Espagne, splendeurs et misres, 1875.
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BG
SPANIEN
DER PORZELLAN-SALON DES BUEN-RETffiO IN MADRID.
WANDVERKLEIDUNG LA TRUNON.
Die Mode der Wandverkleidungen mit Porzellan reicht bis zu der Zeit hinauf, wo man den
Porzellanthurm von Nanking fr das achte Wunder der Welt hielt. Der Architekt Dorliay folgte
dieser Mode bei der Erbauung von Trianon zu Ehren der Frau von Montespan. Den Namen des
Porzellanhauses rechtfertigte dieses Schloss eigentlich niu' diu'ch seinen Salon, der mit sehr weissem
und glatt polirtem Stuck und azurblauen Ornamenten bekleidet war. Die Baurechnungen bezeichnen
die Decorationsstcke , welche von Morin fi' die Wandverkleidungen in Trianon, dessen Bau von
16701674 dauerte, geliefert wurden, nur als emaillirte Faience; Morin war der Vorgnger
Chicaneaus, der 1695 die Porzellanmanufactur in Saint-Cloud grndete.
Der Name Trianon wurde geradezu typisch fr einen isolirten Pavillon, und die Art der
Decoration, Blau und Gold auf weissem Grunde, verbreitete sich berall. Die glnzendsten Beispiele
dieser Nachahmung sind das Buen-Retiro in Madrid und das berhmte chinesische Cabinet im
Palast von Aranjuez.
Die Porzellanfabrication entwickelte sich in Spanien im Laufe des XVIII. Jahrhunderts. Karl III.,
Knig beider SicUien, hatte 1736 die berhmte Manufactur in Capo di Monte begrndet. Als er
1759 Knig von Spanien wurde , fhrte er etwa fiinfzig italienische Knstler mit nach Madrid und
brachte sie in dem Garten von Buen-Retiro unter. Hier fabrizirten sie bis 1789 ausschliesslich ftii-
die knigliche Familie. Die Manufactur ging ein im Jahi'e 1808. Die Erzeugnisse derselben sind
in den Sammlungen ausserordentlich selten.
Abbildung nach einer Photogi-aphic von J. Lam-ent imd einer Aquarelle nach der Natur von
J. Garcia.
Vgl. L. Dttsgieux, Le Chteau de Versailles, 1881.

Juan F. Biano, La Fabrique de
porcelaine du Buen-Retiro, Gazette des beaux-arts, 1879.
v^^r
V}ihf
SPANIEN
BALEAREN UND PITYUSEN
VOLKSTRACHTEN AUS MALLORCA,
IVIZA UND VALENCIA
12 3 4 5 6 7 8 9
10 11 12 13 U
Die hier dargestellten Trachten, welche theils aus den Balearen (Mallorca, Miuorca und
Cabrera), theils aus den Pityusen, deren bedeutendste Jviza ist, theils aus der Provinz Valencia
stammen, sind von Reisenden aus dem Ende des vorigen und von Knstlern aus dem Anfange
dieses Jahrhunderts mitgetheilt worden und daher niclit frei von den Fehlern, welche den Kunst-
produkten dieser Zeit gemeinsam sind, dem Mangel an Naivitt und der Vernachlssigung der
wirklichen Grssenverhltnisse der dargestellten Figuren. Indessen sind sie werthvoll, weil die
Trachten jetzt fast gauz verschwunden sind. Georges Sand, deren Werk l/n Hiver Majorque
(1837) die Schlaffheit und Lssigkeit der schwchlichen Bevlkerung dieser von der Natur so
sehr begnstigten Inseln trefflich schildert, sagt,' dass die auf Majorca von den Vornehmen und
den Brgern getragenen Costme ihre ganze originelle Ursprnglichkeit verloren haben, und dass
man Spuren der alten Ueberlieferung nur noch in der Bekleidung der Frauen und der Bauern findet.
Nach Alexandre de Laborde (Itineraire descriptif de l'Espagne) unterscheidet nui- der
eichthum der Stoffe und der Verzierungen die vornehmen Damen von den Mgden und den
Buerinnen. Die Kopfbedeckung, rehozillo genannt, welche eine Art Kaputze ist, wird aus einem
doppelten Brustschleier gebildet. Der obere Theil bedeckt den Kopf und geht um das Kinn
herum, so dass das Gesicht allein frei bleibt. Dann legt er sich ber die Schultern und fllt
bis auf die Mitte des Rckens herab, von wo die beiden Spitzen nach vorn genommen und
kreuzweis ber einander geschlagen werden. Die Nr. 2, 5, 7, 10 und 13 zeigen dieses Arrangement
mehr oder minder bereinstimmend mit unserer Beschreibung. Der Rock ist mit Fischbein gesteift;
die sehr engen Aermel reichen nur wenig ber die Ellenbogen herab (Nr. 10 u. 14). Das Mieder
ist mit silbernen Schnallen oder Knpfen besetzt. Die Frauen tragen Halsbnder, Ringe, Uhi-en
und andere Schmucksachen. Wenn sie ausgehen, tragen sie die Mantille (Nr. 11), wie in dem
brigen Spanien, und in der Hand ausser dem Fcher einen sehr grossen Rosenki-anz, welcher
mit goldenen Quasten und einem Kreuze von demselben Metall versehen ist. Wie die anderen
Spanierinnen, sehen auch die Frauen von Mallorca auf eine gute Fussbekleidung. Die Schuhe
sind mit Hacken versehen, laufen gegen den grossen Zeh breit aus und sind von kleinen Lchern
durchbohrt, wodui'ch der Fuss geschmeidig erhalten und das Gehen erleichtert wii-d. Der Rock
ist kurz und reicht kaum bis zur Wade herab. An den Hften -wird derselbe in Falten gelegt.
Die Strmpfe, blau, roth oder grn, haben Zwickel von anderer Farbe. Die Mgde und die
Buerinnen tragen Schrzen. Nr. 11 und 14 sind brgerliche Trachten, etwa um 1820, welche
einen Compromiss zwischen der Tradition und der Mode des Tages darstellen. Die Nr. 2, 4, 5
und 7 sind nicht nur lter, sondern auch trotz ihrer Aermlichkeit ursprnglicher. Zwischen den
Trachten auf Mallorca und Minorca ist wenig Unterschied. Nur ist auf Minorca die gelbe Farbe
fr den rehozillo gewhnlich.
In den mnnlichen Trachten findet man viele Reminiscenzen an die Maui-en: den breiten
Gi-tel, die weiten Hosen, das Hemde, dessen Schsse zum Vorschein kommen und das, wenn
es mit den Hosen allein getragen w'd, den afrikanischen Charakter besonders deutlich macht
(Nr. 1, 8 u. 9j. Die brigen Kleidungsstcke stimmen mit den an der Kste- des Festlandes
blichen berein. Die Jacke, die Weste, das bis auf den Knchel herabreichende Beinkleid, die
groben Strmpfe aus weisser, schwarzer oder rehbrauner Wolle, die Schuhe aus imgegerbtem und
ungefrbtem Kalbleder und ohne Hacken, der gestrickte oder lederne Grtel, die langen Gamaschen
und als Kopfbedeckung der breitkrempige Hut, aus den Haaren der wilden Katzen gefertigt,
mit Schnm-en und Quasten aus schwarzer Seide oder Goldfden. Im Hause wickeln die Ein-
wohner von Mallorca ein Tuch um ihren Kopf. Im Winter tragen sie oft eine schwarze
Kappe, welche ihi-e Tonsm- bedeckt. Denn sie rasiren sich den Scheitel wie die Priester,
entweder aus Grnden der Reinlichkeit oder aus religisen Rcksichten. Sonst lassen sie ihre
Haare wachsen und schneiden sie um- ber der St'u gerade ab, wie es im Mittelalter Sitte war.
Im Winter ziehen sie noch eine graue Kaputze oder das Fell der afrikanischen Ziege mit den
Haaren nach aussen ber dem Kopf.
(Die Nr. 1 Bauer, 2 Biirgerfrau, 7 Magd, 9 Hirt, 10, 11 und 14 stammen aus Mallorca,
die Nr. .5 Biirgerfrau und Scliiffer aus Minorca, die Nr. o und 4 Bauer und Buerin und 8
Grtner aus Iviza, die jVr. 12 und 13 aus Palencia. Die
fnf
grossen Figuren nach Lante.)
p)^^
1)1W
BE
8PANIEN
DIE BALEARISCHEN INSELN.
VOLKSTRACHTEN AUF MAJORCA UND MINORCA.
12 3 4 5 6
Nr. 2, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10 und 11.
Bewohner von Majorca.
Nr. 1 und 6.
Bewohner von Minorca.
Die Balearischeu Inseln, im Alterthum viel genannt, sind nach einander im Besitze der Phnizier,
der Karthager, der Griechen, der Massalioten, der Rmer, der Gothen, der Vandalen, der Araber
u. s. w. gewesen. Bei einer solchen Kreuzimg der Racen ist eine Bestimmung der Stammeszuge-
hrigkeit der Ureinwohaer unzulssig.
Heute sind die Bewohner von Majorca und Minorca meist Landleute ; auch werden Woll- und
Leinenstoffe und Tpferarbeiten fabrizirt.
UEWOHNER VON MAJOKCA.
Nr. 8.
Bauer in Sonntagstracht; 1778.
rlut aus dem Haar der wilden Katze mit an beiden Seiten
aufgesclilagener Krempe; breite Leinenbffchen ; weite
Tunika, bis zum Grtel geknpft, dann rockartig ber die
Kniehosen herabfallend; Rock; schwarzer Schnltermantel
mit Kragen; Schnallenschuhe; Robrstock.
Nr. 11.
Hirt; 1818.
lut mit breiter Krempe; zwei verschiedenfarbige Tuniken
ber einander, durch einen Gurt mit Schnalle zusammen-
gehalten; Quersack an einem Bandelier; PnftTiose; Leder-
gamaschen ; Schnrschuhe.
Gesicht; eng geknpfter Schnltermantel; PuflFhose; blaue
Strmpfe; ausgeschnittene Schuhe.
Nr. 10.
Farmerknecht; 1835.
Kattnnkopftuch ; kurze Jacke ber dem gepufften Hemde;
wollenes Halstuch; weite Hose; weisse Strmpfe; Schuhe.
Nr. 2, 4 und 7.
Landleute; jetzige Tracht.
Filzhte (Nr. 4 und 7) ; ber dem Hemde die Weste, guarde-
pits , und der saijo , eine kurze Jacke ; Puffhose ; Zwirn-
str-mpfe; Schnallen- oder Schnrschuhe. Nr. 7 trgt
ausserdem einen Grtel.
Nr. 3 und 5.
Frauen von Landleuten; jetzige Tracht.
Rebozillo ans zwei Theilen, von denen der eine den Kopf,
der andere die Schultern bedeckt. Das Haar in der Mitt;
gescheitelt, an Wochentagen frei herahfalleud, au Festtagen
in einen Zopf geflochten.
Gesteiftes Mieder aus schwarzer Seide , mit engen , bis zur
Mitte des Unteranns gehenden Aermeln. Rock aus Kattun
(Nr. 3) oder Perkal (Nr. 4.) Fcher. Kein Schmuck.
BEWOHNER VON MINORCA.
Nr. 1.
Bauer in Sonntagstracht;
Endo des XVin. Jahrhunderts.
Der Schnitt dos Kostms zeigt arabische Einflsse; Filzhut
mit breiter Ki-empe; Halstuch; Tunika mit Grtel
,-
weite, bis
auf den Knchel gehende Hose; flache Schuhe; grosser
rother Mantel.
Nr. 6.
Buerin derselben Zeit.
Ueher dem rchozlo die nmiteU, eine Abart der Mantille;
Mieder, am Hals offen, mit anschliessenden Aermeln ; kurzer,
am Mieder befestigter Rock, dessen Falten so arrangirt
sind, dass sie die Hften breiter erscheinen lassen. Zwickel-
etrmpfo. lieber den Zehen geschlitzte Schuhe mit breiten
Hacken. Fcher und Rosenkranz.
Nr. 1 uucl 6 aus der Encyclopedie des Voyages von Grasset de Saint-Sauveur.
Nr. 2, 3, 4 und 5 nach Aquarellen von Bastinos und Garcia.
Nr. 7 nach einer Photogi'aphie von Laurent.
Nr. 8 und 9 aus der Collection de trajes de Espana von la Cruz; Madi-id 1777.
Nr. 11 nach einer Lithographie von Lecomte, datirt 1818.
Vgl. Grasset de Saint-Sauven/r , Voyage dans les lies Baleares et Pityuses, 1807.

Alex,
de Lahord^t Itineraire descriptif de l'Espagne (Band V.), 1809.
Georges Sand, Un Hiver Majorque,
1837. Mis^e Redus, Geographie universelle, 1875.
^/^<
S P A I U
BE
EX
PORTUGAL
BERGBEWOHNER DER PROVINZ MINHO; RSTICOS UND TEICUAS,
BAUERN UND BUERINNEN. KSTENBEVLKERUNG.
TRACHT DER
GEISTLICHKEIT.
Die Bevlkerung Portugals setzt sich aus lateinischen, arabischen und israelitischen Elementen
zusammen, zu denen besonders an der Sdkiiste eine KreuzuBg mit als Sklaven eingefhrten Negern
hinzukommt.
Die Tracht, meist schwarz oder braun, unterscheidet sich wenig von der in Spanien und im
sdlichen Frankreich blichen.
BERGBEWOHNER DER PROVINZ MINHO.
Die Provinz Minho ist in Folge der dit-liton Eevllcerung
nicht im Stande, ihre Bewohner zu ernhren, so dass
Tausende jhrlich nach Brasilien auswandern.
Nr. 1, 3 und 6.
Buerinnen der Provinz M Festtracht.
Hut aus schwarzem Filz mit aufgeschlagener Krempe; bei
Figur 3 und 6 mit Pompons. Unter dem Hut der leti^o,
ein auf die Schultern herabfallendes Kopftuch. Mieder mit
oder ohne Aermel. Rock, den man mit der Hand schrzt,
um den Unterrock sehen zu lassen. Lange Ohrgehnge,
Halshand und Kette mit einem goldenen oder silbernen
Herz (vgl. Tafel ET). Schuhe mit Holzsohlen.
Nr. 3 ist in die capa, einen weiten Mantel, gehllt. Alle
drei tragen den Schirm, chapeo de sol, in der Hand.
Nr. 2.
Buerin der Provinz Minho.
In dem Brgerkriege zwischen den Chartisten und Absolu-
tisten bewaffneten sich auch die Frauen.
Ueber dem leiigo ein hoher Filzhut. Hemde mit weiten
aufgeschlagenen Aermeln. Ausgeschnittenes Mieder. Kur-
zer gefltelter Rock. Grosse Ohrgehnge. Schnhe mit
Holzsohlen. Pistole und eine Art Hellebarde.
Nr. 4.
Oehsentreiber.
Breitkrempiger Hut. Kurze Jacke und Weste. Breiter Grte!.
Geflgelhndlerin.
Zrjffo. Aufgeschrzte Hemdrmel. Rund ausgeschnittene
Schrze. Schuhe
Schfer.
Breitkrempiger Hut. Langer Schultermantel und eine Art
Unterrock aus Stroh. Weste und Jacke.
Nr. 16.
Viehhndler.
Breitkrempiger Hut. Offenes Hemd. Weste und Jacke. Hose
und dlpargatas. Houra de miranda, weiter Mantel in
grellen Farben. Karabiner. Breite Lederriemen mit Patron-
tasehe.
Nr. 11.
Ferkelhndler.
Kleine Mtze und weiter Ueberrock. Beine nackt.
KSTENBEVLKERUNG.
Der Fischfang beschftigt nicht weniger als 30000 Menschen
und erstreckt sich hauptschlich auf die Sardine, den Thun-
und Weiasfisch.
Nr. 8 und 12.
Fischhndlerinnen.
Nr. 9 und 10.
Muschelhndlerinnen.
Nr. 13.
Krabbenhndlerin
.
Nr. 14.
Pescadore, Fischer.
Die Tracht ist hnlich der der neapolit-anischen Fischer:
kleine Mtze, offenes Hemd mit aufgeschrzten Aermeln,
weite gegrtete Hose, Beine und Fsse nackt.
TRACHT DER GEISTLICHKEIT.
Nur die hohen Wrdentrnger sind vom Staate besoldet , der
niedere Clerua lebt hauptschlich von einer congrua ge-
Die reichen Klster sind meist seit 1834 aufgehohen und
drfen keine Novizen mehr aufnehmen.
Ordensgeistlicher.
Nr. 15.
ParochialPriester.
Barrett mit Pompon aus Seidenfden. Baiina e capa, lange
Filzhut, an den Selten aufgeschlagen. Doppelter achwaraer
Rock. Schultermantel mit Kapuze. Um den Hals eine
Kette mit Crncifix. Hirtenstab, wohl das Abzeichen eines
Ordensoberen.
Tut, an der Seite
schwarzer Serge , (
Farbe bedeckt.
Abbildungen nach Figurinen der portugiesischen Abtheilung der Pariser Weltausstellung von 1878.
Vgl. K BecluSy G^ogi-aphie universelle. De WihM, Introduction du Catalogue de la section
portugaise, Exposition internationale de Paris, 1878.
PORTUGAL PRTUGAb- PORTUGAL
0)/^^
ET
PORTUGAL
BAUERNSCHMUCK.

BUERIN IN FESTTRACHT.
DER \\^IBLICHE SCHUH.
Die Portugiesischen Buerinnen tragen zalilreiche Schmucksachen verschiedener Form. Bei
seltener Anwendung von Steinen besteht der Hauptwerth des Schmuelis in der Metallarbeit in Gold oder
Silber, deren Monopol sich Oporto und Lissabon bewahrt haben. Das hufige Vorkommen dieser
Schmuckgegenstnde erklrt sich aus dem schon im Alterthum ausgenutzten Metallreichthum des
Landes und aus dem colossalen Zufluss edler Metalle aus Malacca, Goa u. s. w. whrend des
XVL Jahrhunderts. So zhlte Lissabon nach der von Eodriguez de Oliveyra im Aufti-age des
Erzbischofs aufgestellten Handwerkerliste im Jahre 155015.51 480 Goldschmiede.
Die Eeduction der abgebildeten Schmuckgegenstnde ist im Maassstabe von 8 : 14 angefertigt.
GOLDSCHMUCK.
Nr. 11 und 19.
Ohrgehnge nnd Brosche in Filigran mit Steinen.
Nr. 1.
Fragment einer Halskette.
Nr. 3.
Brosche mit beweglichem Gehnge.
Nr. 5 nnd 15.
Herzfrmige Medaillons 15 bis 20 cm. lang.
Nr. 6.
Ohrgehnge ans drei beweglichen Halbmonden.
Nr. 7 nnd 24.
Grosses Kreuz nnd Ohrgehnge.
Nr. 12 und 27.
Hngekreuze.
Nr. 17 nnd 20.
Ohrgehinge.
Brosche mit birnfrmigen Gehngen.
SILBEESCHMCK.
Nr. 3, 3a und 4.
Miederkette und Armband. Silberne Knpfe inrtischockenform.
Nr. 8.
Gehnge mit King zum Durchziehen des Sammetbandes.
Nr. 9 und 10.
Herzfrmiges Gehnge und Ohrriug.
Nr. 14.
Ohrgehnge mit innerem beweglichen Theil.
Nr. 13 und 16.
Ohrgehnge und Brosche.
Xr. 18.
Gehnge.
Nr. 21 und 26.
Gehnge und Ohrring.
Die auf unserer Tafel abgebildete Buerin ist fast ganz in selbstgefertigte Stoffe geldeidet.
Sie ist eine Bergbewobnerin des Distrikts Vianna, Hauptstadt Bej, Administrationsbezirk Oporto-
Sie trgt das wollene Kopftuch, lengo. Das Mieder aus rotliem Tuch mit Achselbndem ohne
Aermel lsst das am Halse mit einer Ki-ause geschlossene Hemde aus weissem Leinen frei. Der
gestreifte Merinorock ist mit einem breiten Tuchrand besetzt und von einer wollenen Schrze be-
deckt. Am Grtel hngt eine gestickte Ledertascbe von hnlicher Ai-beit wie die unter Nr. 28 in
grsserem Maassstabe abgebildeten lackirten Lederschuhe.
Alle hier abgebildeten, Schmuckgegenstnde entstammen den Werksttten von Oporto imd
bildeten einen Theil der internationalen Ausstellung von 1878, portugiesische Section.
Der Schuh befindet sich im Museiun des Trocadero.
Die Buerin ist nach einer Photogi-aphie im Besitze des Herrn Carlos Kelvas in GoUega re-
producirt und nach der Figurine einer Bewohnerin von Vianna in der poitugiesischen Section der
Ausstellung von 1878 kolorirt.
Catalogue special de la section portugaise l'exposition universelle de Paris, en 1878 mit
Einleitimg des Baron von Wildik.
Di^^
CN
FRANKREICH.

XIX. JAHRHUNDERT
VOLKSTRACHTEN DER AUVERGNE, IN VELAY UND BOURBONNAIS.
und 7. Bewohnerinnen von Moulins mit dem Bour-
Htchen, um die Schultern die capr , ein rmel-
loses Mntelchen, das in ein Capuchon endet.
Nr. 2. 3. 4, 5 und 6. Bewohnerinnen von Puy.
Nr. 2 und 6. Kleiner runder Hut ber dem Kopfputz.
Xr. 3 und 4. Kschenhubclien mit Schleifen garnirt. Nr. 6.
Einfachere Haartracht.
Nr. 8 und 9.
Frauen von Issoire (Puy-de-Dme) , untere
uvergne.
Nr. 8. ganz modern gekleidet, hat von dem Auvergner Costum
nur das mit schwarzem Sammet garnirte Htchen beibe-
halten.
Nr. 9. trgt eine Hanbe mit rundem Boden und
das kreuzweis bergeschlagene Bru'ittuch.
Nr. 10. Bauer von Langeac , rrondissement Brioude (Haute-
Loire); Velay.
Alte Tracht; Dreispitz. Jacke mit grossen Knpfen. Kper-
weste, Latzhose, lange Gamaschen, Holzschuhe.
Nr. 11. Frau aus Saint-Germain-Lembron, rrondissement
Iseoire (Puy-de-Dme) ; untere uvergne.
Sonntagsstaat; grosse Haube mit rundem Boden; Kattun-
brusttuch, niedriges Mieder, Kleid, welches nach hinten hin
i
in eine lange faltige Schleppe ausluft und so den Unter-
rock frei lsst; lange Schrze mit Taschen.
;
Nr. 12. Frau aus der Umgegend von Riom (Puy-de-Dme);
;
untere uvergne.
Haube mit verlngerten Seitentheilen , die auf ein Kattun- i
brusttuch herabfallen; Mieder, dessen ermel mit schwarzen
Sammtstreifen garnirt sind, an den Seiten und hinten auf-
gesteckter Rock, lange Schrte, Holzschuhe.
Nr. 13. Bauer aus der oberen uvergne. i
Hut mit breiter Krempe; offene, eine Weste zeigende Jacke;
Ledergrtel; hraye (enge Hose); Gamaschen; Holzschuhe. |
Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und 9 nach Photographien; Nr. 10,
aus Ad. MicheU TAuvergne et le Velay.
V;;l. zum Text Lewis (pseudonym fr L. Baiissier), Physiologii
et le Velay; 1843-51. MandU Histoire du Velay; Lc Pu>
rrondissement Clermont- Nr. 14. - Mann aus Chamalifere
Ferrand; untere uvergne,
Zweispitz; lange Jacke; Kperweste; brayf; an der Seite ge-
knpfte Gamaschen ; Holzsehuhe.
Nr. 15. Buerin ans Mont-Dore-les-Bains , rrondissement
Clermont-Ferrand; untere uvergne.
Strohhut mit schwarzem Sammet garnirt, Brusttuch, dessen
Enden in ein schmales Mieder gesteckt sind; vorn ge-
schrzter Rock.
Nr. 16. Frau aus der Umgegend von Thiers (Puy-de-Dme);
untere uvergne.
Hut mit breitem Rande , Brusttuch und Mieder ebenso wie
Nr. 15.
Nr. 17. Buerin aus Saiut-Germain , rrondissement
uriUac (Cantal); obere uvergne.
In der einen Hand einen Hut, in der andern einen Krug;
capcte (Kapuze) ber dem Kopftuch; Mieder mit Aermeln,
die bindenfrmig besetzt sind.
Nr. 18. Frau aus Latour, rrondissement Issoire (Puy-de-
Dme); untere uvergne.
Kopftuch , durch eine Art Messingdiadem zusammengehalten.
Kattunenes Brusttuch; Armbinden aus demselben Stoff wie
der aufgeschrzte Rock.
Nr. 19 und 20. Bewohner von Beauregard-Leveque, rron-
dissement Clermont-Ferrand; untere uvergne.
Nr. 19. Haube mit langen Seitentheilen, Halsband mit kleinem
Kreuz; kurzes Mieder, das ein mit einem Musselinshawl
bedecktes Halstuch frei lsst und mit einem Flittermuster
besetzt ist, das sich in der Garnitur der Halbrmel wieder-
holt; im Grtel gefltelter Rock. Nr. 20. Zweispitz, kurze
weisse gefltelte Jacke; unter dem Knie mit Strumpfband be-
festigter braye; Gamaschen; Holzschuhe.
11, 12, 13, 14, 15, 17, 18, 19 und 20 nach .Stichen; Nr. 16,
onuais; 1842. Michel, Ad., Tncienne uvergne
FRAfJCC FRANCE FRANKREICH
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FRANKREICH
VOLKSTRACHTEN AUS DER UMGEGEND VON BORDEAUX.
ERSTE HLFTE DES XIX. JAHRHUNDERTS.
Nr. 1. Milchmdchen aus Gradignan, Arroiidissement Bor-
Brannes Kopftuch, Mieder mit kreuzweis gebundenem Brust-
tuch, lange Taschen, ber dem Rock getragen.
Nr. 2. Krmerin aus der Umgegend von Cauderan
.
Nr. 3.
Grisette aus Bordeaux.
Kopftuch. Halsrsche, gewrfelter Shawl, PerL-alrock. Taffet-
schrze, kleine hr an einer Haarschnur am Hals herab-
hngend, ausgeschnittene Schuhe.
Xr. 4. Hndlerin mit Geflgelkorb ; ein Tragpolster schtzt
den Kopf. Kopftuch, Kapuzenmantel, der die Schrze und
die langen Barchenttaschen sehen lsst. Fussbekleidnng aus
Tuch mit Ueberpantoffelu.
Nr. 5. Hkerin. Musselinhauhe mit stark ausladendem
Boden. Mieder mit engen Aermeln. Kattunener Shawl und
Musselin-Brusttuch. Taschen an der Aussenseite des Rockes
:
gestreifte Schrze. Escarpius.
Nr. 6. Grisette.
Blondenmtzchen, mit weisser Seide garnirt. Sammetschleife
im Haar , umgeschlagene Halskrause. Kleiner Shawl aus
Flockseide, Leinenrock, Taffetschrze, Bnderschuhe.
Nr. 7. Junges Mdchen aus Laroque, Arrondissement Bor-
Wochentagshubchen, Brustshawl ber blauem Mieder, carrirte
Schrze. Taschen aus rothgestreiftem Percal.
Nr. 8.
FiUe de peine (Mdchen fr Alles). Staatshaube aus
Musselin, Halsband mit goldnem Kreuz la Jmnmtie;
carrirtes Brusttuch, Schrze, Barchenttaschen, Bnderschuhe.
Nr. 9. Poi-tmifere (Frau aus dem Volk) in Sonntagstracht.
Musselinhaube mit gesticktem Tllrand. Brusttuch; Schrze
mit grosser Tasche, rosa Rock.
Nr. 10. Frau aus Blaye.
Kopftuch ber flachem Hubchen.
Nr. 11. Milchmdchen aus Cauderan.
Ueber der Batisthaube ein Beamer Kopftuch. Kattunshawl
und Musselinhalstucb. Das Mieder an den Seiten offen,
so dass mau das Hemde sieht.
Nr. 12. Bratpfelverkuferin.
Aehnlicbe Kopftracht.
Nr. 13. Hkerin von Bordeaus in Sonntagstracht.
Hohe Musselinhaube mit kleinen losen Bndern. Brustshawl,
ber dem au den Seiten geffneten Mieder gekreuzt; blau--
Schrze; ausgeschnittene Schuhe.
Nr. 14. Kleine Mdchen aus Cauderan.
"Weite, vorn bergebogeue Haube, Shawl ber einem in der
Farbe vom Rock abweichenden Mieder: Taschen: Schrze;
Bnderschuhe.
Nr. 15. Hkerin.
Musselinhanbe, Ohrringe, dreifaches Halsband; Kattunbrust-
tucb und Musselinhalstuch, in der Mitte durch eine vier-
eckige Broche gehalten; Schrze. Escarpius mit Schleife.
Nr. 16. Frau aus dem Volke.
Ueber der Haube ein Kopftuch aus Kattun; kleiner Shawl,
ein Ratiuf^raieder bedeckend.
Nr. 17.
Milchmdchen aus Pessac. Arrondissement Bor-
deaux.
Oben geknpftes Kopftuch; eng ein weisses Mieder umschlies-
sendes Brusttuch; lauge Percaltaschen ber schwarzem
Rock: Escarpius.
Nr. 1, 2, 3, 4, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 14 u. 16 nach der Sammlung der verschiedenen Costme
der Bewohner von Bordeaux und Umgegend, von de Glard und Geraud; Bordeause, 1818 1819.
Nr. 5, 11, 13, 15 u. 17 aus den Costumes des fenimes de Hambourg, du Tjrol, de la Hol-
lande etc., von Lante und la Me'sangere, Paris, 1827.
Vgl. zum Text: Saint-Sanmewi; Voyage Bordeaux et dans les Landes, an VI (1798). Ber-
fiadau, Tableau de Bordeaux, 1810.

Ducorneau und Monteil, la France nationale, 1844.
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EG
FRANKREICH.
-
XIX. JAHRHUNDERT
VOLKSTRACHTEN IN DEN LANDES UND IN DEN WEST-PYRENEN.
KR8TE HLFTE DES JAIIEIIUNDERTS.
12 3 4 5
6 7 S 9 10 11
Nr. 1, 2, 3 und 4.

Depai tcmeiit ik'S Liuules.
Nr. 5, 6, 7, 8, 'J, 10 iiiul 11.

West-Pyreneu : Nr. 7, Departement der Haute-Garoiine ; Nr. 6, 8,
10 und 11, Ilautcs-Pyrenecs ; Nr. 5 und 9, Basses-Pyrcnecs.
Departement des Landes.
V'w Bezeichumig les Landes entspricht wahi-sclieinlidi dem deutschen Wort Land und wird
fr das ausgedehnte unfruchtbai'e Territorium sdlich von Bordeaux gebraucht. Stelk'uwois nur Saud
und Moor, weist es aucli fette Weiden, von Eichen und Kastanienbiunen eingefasst, auf. Eigent-
lich wst und uncultivirt sind jetzt nur noch wenige Streclten.
Die Bevlkerung der Landes wohnt an der Meereskste vom Leuchtthmin von Cordouan bis
Teste und von Teste bis Bayonne. In Bordeaux bezeichnet man sie als parents, in Mont-de-Marsan
als cncozates, in Saint-Sever als lanusquds, in Dax und Bayonne als maransins.
Nr. 1, 2, 3 und 4.

Lmmsqwets , Schfer, auf den escasscs oder trhanques, Stelzen, ebenso
wie der lange Stab, mit einem Stck Rinderknochen beschlagen.
Nr. 1.
Schfer in nihender Stellung; er strickt, den Stab als Sitz benutzend. Winter-
tracht: Dolman aus Schaffell, die Wolle nach aussen; die Beine von dem cnmauo, einem
Schaffell umhllt, das bis auf die nackten Fsse hmuutergeht; Kapuzenmantel aus grobem, weissem
Tuch; danmter zwei Westen und eine bis unter das Knie reichende Hose.
Nr. 2.
Dasselbe Kostm von hinten gesehen.
Nr. 3.

Frau mit Kamisol und Rock bekleidet: der letztere lsst den cammio sehen; ber
der Brast gekreuztes Halstuch ; Schi-ze ; als Kopfbedeckung in Form einer Kapuze gefaltetes Tuch
;
an Festtagen tragen die Frauen eine Mtze mit breiten Barben mit rothen Spitzen.
Nr. 4.
Schfer in Sommeiti-acht; barrette, Plattmtze, aus Wolle gestrickt; eine Ai-t kleinen
Pelzmantels und camauo. Eine Krbisflasche hngt an seiner Seite.
Der Gbniuch der Stelzen zum sclmelleii Furtkiiimeii in ilen weiten Ebenen der Landes ist
einzig iu der Welt. Kinder, Frauen, Greise und Brieftrger benutzen sie. Die Schaler tragen ihre
ganze Nahrung fr mehrere Tage bei sich.
Die West-Pyrenen.
Die Abbildmigen dieser Tafel reprsentircn die Trachten dreier Departements ; die der Haute-
Garonne, der Ilautes- und der Basses-Pyrenees. Fast die ganze Bevlkerung der Pyrenen, von
Port-Vendres bis Bayonne, ist iberischen Ursprungs.
Haute-Garonne.
Nr. 7. Bauer aus der Umgegend von Bagneres-de-Luchon. Die Miinncrti-acht in den Pyre-
nen besteht aus Weste, Jacke, Hose und hohen Gamaschen. Der Dreispitz als Kopfbedeckimg ist
jetzt gnzlich versch\vunden.
*
Hautes-Pyrenees.
Nr. 6. Junges Mdchen aus Bugard (Arrondissement Aigeles).

Rothe Kappe ber einer
weissen Haube; Wollrock; auf der Brust ein Band mit kleinem silbernem Kreuz; Brusttuch und
Schrze aus Kattun.
Nr. 8. Frau aus dem Thal von Louron.
-
Kappe ber einer mit Rsche besetzten Haube
;
Shawl ber dem Mieder eines Barcbentrockes geki-euzt; Schrze; Mantel, ber dem Arm getragen.
Nr. 10. Junge Dame aus der Umgegend von Bagneres-de-Bigorre. Kappe aus feinem Caschmir
mit Sammetbesatz ; sonst pariser Kostm von 1820.
Nr. 11. Jimge Frau aus der Umgegend des Thals von Aure. Kappe ber einem Hubchen
;
Silberki-euz; Brusttuch mit ber eine can-irte Schrze fallenden Enden; Wollrock; Schuhe mit auf-
wrts gekrmmter Spitze.
Basses-Pyrenees.
Iii dieser Gegend ist das baskische und das bearnaiser Kostm vorherrschend. Die Baskin
trgt das Kopftuch, die Bearaerin die Kappe. Im Uebrigen ist die Tracht ziemlich die gleiche:
breites Hemde, am Hals geschlossen, um die Hften durch die Schnur eines einfachen, sehr kurzen
Barcbentrockes zusammengehalten ; bisweilen blau und weisse Strmpfe, die bis zum Knchel reichen
und den Fuss bloss lassen.
Die Kstenbevlkerung des Landes ist sehr schlecht gekleidet.
Nr. 5 und 9.
Fischerfrauen (Biarritz) mit ihrem Korbe, tistct.
Nr. 5. Kopftuch; Leinenhemde; Wollrock. Das Mntelchen ist imi die Hften gerollt.
Nr. 9. Haube mit hinten am Kopf geknpften Bndern; Hemd mit kurzen Aermelu und
Wollrock.
Nr. 1, 2, 3 imd 4 aus der Sammlung der verschiedenen Kostme der Bewohner von Bordeaux
und Umgegend von de Galard und Geraud, Bordeaux 181819.
Nr.
6, 10 und 11 nach den Costumes des femmes de Hambourg, du Tyrol, de la Hollande, etc.,
von Lante und la Mesangere, Paris, 1827.
Nr. 5 und 9 nach Photographieen.
Nr. 7 und 8 nach der Folge von Kostmen, gezeichnet von Pmgret imd Benard.
Vgl. Saint-Sauveur
, Voyage Bordeaux et dans les Landes, an VI.

F. GaiJlard, Les
Landes (Les Fran^ais peints par eux-memes, Band 7).

Bergues la Garde, Les Landes, 1868.
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PRANGE 'RAMKREICH
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FRANKREICH.

XIX. JAHRHUNDERT
VOLKSTRACHTEN
NIVERNAIS, DAUPIimE, NIZZA, SAVOYEN, MACONNAIS, BRESSE UND BOURBONNAIS.
7, 8, 10. 12 und U
ALTE GRAFSCHAFT NIZZA.
Die alte Grafschaft Nizza, jetzt das Departement der Alpes-Maritnes, bildet die Sprachgrenze
zwischen Frankreich und Italien. Der eigentliche Lokaldialekt ist eine Mischung aus dem Proven-
?alischen, dem Franzsischen und Italienischen.
Ohne hemerkenswerthe Industrie, liegt der Reichthum des Landes in der Blumenzucht. Jasmin,
Rosen, Geranium, Orangenhlthen werden in grossen Massen ausgefhrt.
Nr. 3.
Buerin aus dem Dorfe Briga.
festigt. Die Kopfledeciung besteht gewhnlich aus einem
breiten Strohhut, capeUina, oder einer Art Netz, scuffia, von
grner, schwarzer oder rother Farbe. Meist wird das Haar
mit einem weissen Kopftuch, lutireu , bedeckt, das hinten
herabfllt und unter dem Kinn befestigt ist.
SAVOYEN.
Das Land ist arm, und ein grosser Theil der Savoyarden, dui-ch die Noth gezwungen, ernhrt
sich in der Fremde im Umherziehen durch Kleinhandel.
Nach statistischen Ermittelungen hat sich die Bevlkertmg in den Hochebenen Savoyens um
ein Viertel vermindert, wlu-end sie in der Tiefebene in demselben Maasse gewachsen ist.
Nr. 5.
Bergbewohner aus der UmgegHiid von Saint-Jean de Maurieuno.
lieber der Wollmtze ein Filzhut, dessen hiotere Krempe
heruntergeschlagen den ganzen Naeten bedecltt; berge-
knpfte Weste; Hose, von starken, unter dem Knie durch
einen Lederriemen gehaltenen Gamaschen bedeckt; grosse
Schuhe; Rock mit grossen Knpfen und Seitentaschen.
^r, 1, 2, 3, 4, 5 und 6 gehren der ersten Hlfte des Jahr-
hunderts an.
Die Bewohner des Departements Sa6ne-et-Loire, von dem das Mconnais einen Theil ausmacht,
haben zum grssten Theil ihre alte Tracht beibehalten. Besonders die Frauen tragen die ca^e^
deren Form mit oder ohne hoiipe der HoiTie (Ruilce) der Rheinlnderinnen und Brabanterinnen gleicht.
Nr. 7.
Haube mit blaner Schleife. Hut mit doppelter, ziemlich tief
obere Theil mit Spitzenkrause
Nr. 8.
Hut mit flachem Rand mit Plsch und Spitzenrand; daran
befestigt ein langer Schleier; der obere Theil mit breiter
GoMlitze endet in eine kleine Plschkrone.
Unter dem Hut ein geflteltes Hubchen. Ohrgehnge und
Halsbnder. Brusttuch unter dem Schrzenlatz, der eine
kleine Brosche trgt. Spitzenkragen.
Festkostm.
Spitzenhubchen mit lang herabfallender Schleife. Hut auf
der Seite des Kopfes, durch ein ebensolches Band gehalten.
Dreifaches Halsband und Ohrgehnge. Breiter Kragen.
Rosa Seidenrock mit ebensolchem Mieder; Ueberrmel aus
weisser, gestickter Seide. Ueber der ersten Schurze eine
zweite aus schwarzen Spitzen. Halbhandschuhe. Escarpins.
Nr. 12.
Reiches Festkostm,
lut mit Spitzen, Goldquasteu und Schleier. Doppeltes Hals-
band mit Medaillon. Uhr mit langer Kette. Geialtelter
Kragen. Schwarzer Seidenrock. Schrze aus hellem Seiden-
stoff mit Mieder und goldgestickten Aermeln. Ueberrmel
und Halbhandschuhe aus Spitzen.
Tracht einer Wirthschafterin aus der ersten Hlfte unseres
Jahrhunderts.
Kleiner schwarzer Filzhut mit Schleifen. Spitzenhuhchen.
Hock aus hellgrnem Tuch mit ausgeschnittenem Mieder-
Latz.
Bresse bildet den nrdlichen Theil des Departements Ain. Die wenig diclite Bevlkerung be-
schftigt sich vorzugsweise mit Ackerbau, Viehzucht und Ksefabrikation.
Nr. 11 und 13. 1 mit Latz nad Goldkotten, die auf den Schultern l)efestigt
sind. Holzschohe, Sctuhe oder Galoschen je nach der
Jahreszeit, Filzsocken, wollene, leinene oder baumwollene
Strmpfe.
BOUEBONNAIS.
(Das hier abgebildete Kostm scliliesst sich au die aiif Tafel CN gegebenen an.)
Nr. 9.
I
Nacken zu einem dicken Knoten gescliluiigeu und durch
eine Schnur oder einen kleinen Kamm gehidten. Aus
Blangarnirter Strohhut , hinten volntenartig nach TOm ge- Ringen bestehender Schmuck an einem Samraetband. Blauer
bogen. Die Haare, von einem Hubchen bedeckt, sind im 1 Tuchmantel.
Nr. 1, 2, 3, 4, .5 und 6 aus der CoUection de Costumes de l'empire fi-angais, herausgegeben von
Martinet am Anfang des Jahi-hunderts.
Nr. 7 und 8 nach Photographieen.
Nr. 10, 11, 12 und 13 nach den Modellen im Musee Ethnographique du Trocadero in Paris.
Nr. 9 nach einer Originalzeichnung.
Nr. 14 aus den Costumes des femmes de Hambourg, du Tyrol etc., herausgegeben von Lante und
de la Mesangere.
Vgl. Statistique de l'empire, 1808.
Les Fran^ais peints par eux-memes, Band 6 imd 7.

Ducourneau und Moiiteil, La France nationale.
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FRANKREICH
ELSASS.
HAAETRACHTEN DER VERSCHIEDENEN STNDE.

DER BENDEL, DIE PELZKAPPE; XVH. JAHRHUNDERT.
VOLKSTRACHTEN, XES. JAHRHUNDERT.
Nr. 4, 6, 7, 10, 11, 13, 20 irnd 21.
Haartrachten des XYll. Jalu-hunderts.
Nr. 9, 12, H, 15, 16, 17, 18 und 19.
Details dieser Haartrachten.
Nr. 1, 2, 3 und 5.
Trachten der ersten Hlfte unsers Jahrhunderts.
Die nationalen Kopf- und Haartrachten, bis in das XVH. Jahrhundert hinein dui-ch Luxus-
gesetze geregelt, erhielten sich nach der franzsischen Occupation vorwiegend in dem Brger-
und Bauernstnde. In der neueren Zeit verlieren sie sich mehi- und mehr.
BENDEL (HAUBEN) IN VERSCHIEDENEN POEMEN.
Nr. 4.
Seidene Mutze mit Bnnt- nnd Silberstickereien.
Nr. 10 und 11.
Mtze auf Goldgrund gestickt, von zwei Seiten.
Nr. 9 und 12.
Details der Stickerei.
Verschiedenfarbige Stickerei mit Silberbltteben; Perlen-
gamituren in der Mitte und an den Seiten.
Der hintere Theil ist mit Blnmen und Ornamenten auf roth-
seidenem Grunde gestickt.
Nr. 13.
Mtze, ganz mit Goldligran berzge]
Nr. 14, 15, 16, 17, 18 und 19.
Details der Kopftracht.
1 Stand mit der goldgestickten
Nr.
XVII. Jahrhundert. Person vo
Mtze.
DIE PELZKAPPE.
Nr. 20.
Frau Marie Sabine Krezni , geb. Kieterin von Komburg
;
KOPFTRACHT DER FRAUEN.
Nr. 6 und 7.
Hohe Coiffure von zwei Seiten.
[reisfnnigG Haute aufDrahtgestell ; aufdemBoenkokarden
artige Schleifen mit einem Goldkiiopf in der Mitte.
Nr. 1.
Grtnerin aus Strasshurg.
Hubehen aus roaa Seide, vorn mit grosser Schleife; aus-
geschnittenes Mieder; leichtes Brusttuch aus Musselin;
blaugestroifter Rock; grosse Schrze ; Schuhe mit silbernen
Schnallen ; weisse Handschuhe.
Nr. 2.
Buerin aus der Umgegend von C'olmar.
Goldgesticktes Hubchen, liinteu mit einer Schleife, vorn mit
einem TUvorstoss; Mieder und Kock mit weissem Grunde ;
grosses kreuzweise gebundenes Brusttuch , dessen Enden
vom ber eine blauseidene Schrze fallen ; Schuhe mit
flacher Strohhut mit Plschrosette
;
Buerinnen aus Kochersberg.
Nr. 3. Katholisches junges Mdchen. Die Katholikinnen
tragen grelle Farben. Silbergesticktes Hubchen mitgrosser
Schleife. Gesticktes bis an den Hals reichendes Hemd;
lange Pffrmel. Vorn geschnrtes Mieder ans Kattun, ge-
blmt und mit Flittern besetzt; rosaseidene Schleifen.
Rother, grngesumter Rock ; darunter mehrere verschieden-
farbige Unterrcke. Seidenes Halstuch. Ausgeschnittene
Schuhe. Flacher Strohhut mit Kokarde und Schleifen.
Nr. 5. Lutherisches junges Mdchen. Gesticktes Hubchen
mit grosser Schleife. Lange Flechten mit schwarzen Schleifen
au den Enden. Schwarzes Halstuch. Hemd mit breitem
Umlegekragen und Puifrmeln. Grngestreiftes Mieder.
Grner Rock mit hellen Sumen. Lngerer Unterrock.
Weisse Schrze. Strohhut. Kleine Schuhe mit Rosetten.
MODERNE WEIBLICHE KOPFTRACHT.
it grosser Schleife, deren Enden hinten herabfalle:
Grosshorzogthum Baden. Halstuch mit Franzen.
Nr.
1, 2, 3 und 5 aus der SaramUmg von Lante und La Mesangere, Costumes des femmes de Ham-
bourg, du Tyrol, etc. 1827.
Nr.
4, 10, 11 und 13 und die Details Nr.
9, 12, 14, 15, 16, 17, 18 und 19 aus den Sammlungen der
Hen-en Muntz, Goupil, Baur u. s. w. ausgestellt in der Kostmausstellung der Union centrale von 1874.
Nr.
6, 7 und 21 nach gleichzeitigen Stichen ohne Bezeichnung.
Nr. 8 nach einer Photographie.
Nr. 20 nach einem deutschen Stich, bezeichnet Georg Feniher.
Vgl. Richard, Histoire de l'Alsace,
historique et statistique, 1855.
335. Pon, Strasbourg illustre, panorama pittoresque,
D.'fc r
Dl(*<^
EP
FEANKREIGH.
-
XVIII. UND XIX. JAHR-
HUNDERT
VOLKSTKACHTEN AN DER KSTE DES KANALS
FISCHER VON DIEPPE: DIE BEWOHNER VON POLLET.
10 12
Nr. 2, 3 und 5.
Bewohner von Dieppe und PoUet; zweite Hlfte des XVIII. Jahrhunderts.
Die Trachten Nr. 2 und 5 haben sich bis in das XIX. Jahrhundert erhalten.
Nr. 7, 8, 9, 10, 11 und 12.
Bewohner von Pollet; erste Hlfte unseres Jahrhunderts.
Nr. 1, 4 und 6.
Moderne Fischertypen beiderlei Geschlechts.
Dieppe, einst eine berhmte Seestadt, ist seit dem ersten Kaiseireich zu einer Fischerstadt
herabgesunken, die einen grossen Theil ihrer Waare nach Paris liefert. Besonders in Pollet, zuerst
1285 als Villa de Poleto erwhnt, haben sich die Fischer angesiedelt, denen man venezianischen Ur-
sprung zuschreibt. Sicher ist ein lebhafter Handelsverkehr zwischen den Normannen und Venezianern
im XII. imd XHI. Jahrhundert.
XVni. Jahrhundert.
Umherziehender Hndler mit Elfenheinwaaren,
Gruppe 1 Buerinnen.
Zwei von den Frauen tragen eine Haube mit langen Bndern;
kurzer Keck mit ausgeschnittenem Mieder; Unterinnel mit
weiten Hemdrmeln darber; die Buerin rechts trgt ein
kleines Halstuch.
Die Tracht der dritten Frau ist mehr stdtisch: Flache
Haube ; spitz ausgeschnittenes Mieder mit umgeschlagenem
Kragen; Sammetschleife um den Hals.
Fischer aus Pollet im Arbeitskostm.
Rothe Mtze; lange Tuchjacke mit Hornknpfen; i
Hose ein grauleinener Untenock; schwarze Leders
XIX. Jahrhundert.
Nr. 10 und 12.
Bewohner von Pollet im Festanzug.
Dieses Kostm hat sich bis gegen 1820 erhalten. I
barett mit WoU- und Silberornamenien und einer Seiden-
scMeife, die einen Bosch ans gesponnenem Glas hlt; Puder-
perrcke; Halstuch mit Quasten aus Silberfaden; blaue
WoUjaclce mit seidenen Galons; geblmte Seidenweste;
weite wollene Pluderhose mit Seide passementirt und an
den Seiten ausgezackt; Seidenstimpfe mit roth und blauen
Zwickeln; Lederschuhe mit silbernen Schnallen.
Nr. 7 und 11.
Bewohnerinnen i PoUet in Festtracht.
Nr. 7.
Haube mit unter dem Kinn zusammenstossenden Barben;
Brusttuch mit Spitzenbesatz; Sammetband mit einem gol-
denen, emaillirten Zweig oder Kreuz; geblmtes Mieder
mit kurzen Aermeln; kurzer Rock; Halbhandschuh, ber
dem Gelenk durch eine Schleife mit Schnalle gehalten;
Escarpins mit silbernen Schnallen.
Nr. 11.
Leinener Kopfputz mit bauschigem Boden. Halskette und
Goldki-euz ; Musselinbrnsttuch; geblmtes Seidenmieder,
vorn durch Schleifen geschlossen, nach hinten zu sich in
einem ge:flteltenSchooss verlngernd ; Wollrock ber einem
Tuchunterrock; seidene Schrze; Wollstrmpfe mit blauen
Seidenzwickeln ; Tnchschuhe mit silbernen Schnallen; Taba-
ti^re in der Hand.
Fischer von Pollet und Kind; Arbeitskostm.
Der Fischer gleicht dem unter Nr. 5 abgebildeten.
Das kleine Madchen ist wie die Fischerfranen gekleidet.
Moderne Trachten.
Fischer und Fischerin.
Nr. 1 und 4 tragen wasserdichte Kleidung. Nr. 6 ausser dem
Anker ein Netz.
Die Frau ist mit Haube, Halstuch und in der Taille durch
einen Strick gehaltener Jacke bekleidet; ein kurzer Unter-
rock lsst die Hose sehen; grobe Strmpfe und Holzschuhe
In jeder Stadt giebt es mehrere Fischergilden , die durch
einen ecoreiir vertreten werden. Dieser leitet die Unter-
nehmungen und vertheilt den Gewinn unter die Mitglieder
der Genossenschaft.
Nr. 1, 4 und 6 nach Photographieen.
Nr. 2, 3 und 5 nach dem Gemlde von Joseph Vemet, der Hafen von Dieppe, im Louvre.
Nr. 7 aus der Sammlung von Lant imd La Mesangfere: Costumes des femmes du pays de Caux 1827.
Nr. 9 aus einer Sammlung franzsischer Trachten, herausgegeben von L. Bourdin.
Nr. 10, 11 und 12 gehren dem ethnogi-aphischen Museum des Trocadero.
Vgl. L. Vitetj Ilistoire de Dieppe, 1844.
X Rechts, Geogi'aphie universelle.
FRANCX!r^ FRANCE XIX!8^i:^^ ^aANKREieHXIXigAHR!
Di^l
DM
FRANKREICH.

XIX. JAHRHUNDERT
NORMANNISCHE FRAUENTRACHTEN.
ERSTE HLFTE DES JAHRHUNDERTS.
2 3 4
11 12
6 7 8
U 15
Nr. 1 u. 4. Bewohiieriimen von Ronen in Sonntaggtracht.
Diese Arbeiterinnen tragen den barolet. einen tief herab-
gehenden Schleier ; der Haarwulst ist vom Kopf durch eine
breite Binde getrennt.
Nr. 2 u. 7. Trachten von Bois d'Embourg, drei Meilen von
Nr. 3. - Frau ans Val-de-la-Haye, bei Ronen.
Nr. 5. - Tracht in Pont-l'Evelue (Calvados).
Nr. 6. Junge Bewohnerin von Havre.
Der Haubenboden endet spitz, darber ein doppelt umge-
schlungenes Band mit Rosette; weisses, spitzenbesetztes
Halstuch, in das Mieder eingeknpft.
Nr. 8 n. 16. Trachten in dem Marktflecken Saint-Gorgon
bei Ronen.
Die Haube hat unten einen halbmondfrmigen Ausschnitt,
liegt anf einem Sammetstreifen und ist mit geflteltem
Batist besetzt
Nr. 9. Mdchen aus dem Caux, LimpiviUe, rrondissement
Yvetot. Sie gehrt einer religisen Vereinigung an und
trgt das geweihte Brot in die Kirche.
Der Schleier ist zweitheilig , jede Hlfte ber einem breiten
Bande gefltelt. An Festtagen wird eine Haube mit be-
sonders kurzen Barben getragen.
Nr. 10.
Bewohnerin von Bayeux.
Die Barben bilden einen Winkel vorn auf dem bavolet , die
Jacke ist auf dem Rcken gefltelt und in den Rock ge-
steckt.
Nr. 11. Bewohnerin von Caen.
Die caliyette der Caenneserinnen ist sehr hoch und die sich
kreuzenden Barben bilden eine Art Mitra, die durch eine
goldene Nadel anf dem Kopfe befestigt wird. Die Haare
sind zu einen Wulst zurckgenommen. Zwei Schrzen ber
einander mit spitzwinkligem Latz.
Nr. 12.
Buerin aus RoUeville, rrondissement Havre.
Eine schon 1827 seltene Haube. Die vordere und hintere
Garnitur sind aufgenht.
Nr. 13. - Tracht von Saint-Valery i
Nr. 14. Bewohnerin des Caux.
Das hier dargestellte Costm ist das auf dem Lande bliche.
Auch die Art des Sitzes auf dem Pferde ist eine sehr
alte. Man nannte sie la plmichetti und sie bestand
darin, dass man seitwrts sitzend die Fsse auf eine Art
Bnkchen sttzte. Ein LieWingsschmuck der Buerinnen
des Caux ist ein grosses goldenes Kreuz, von einem Heraun
berragt.
Nr. 15. Tracht von Varanyevillc, rrondissement Dieppe.
i Caux.
Die Haube der Bewohnerin der Landschaft Caux bestand aus einem reich mit Gold oder Silber
gestickten Gestell in der Form eines Kegels oder eines gekrmmten Homs, von dessen oberster Spitzi'
gefltelte Barben bis zur Mitte des Krpers herabfallen. Einfassung imd Boden fehlen.
Die brigen Haubenformen bestehen aus drei Theilen: dem Boden, der Einfassung und den
Barben.
Charakteristisch fr all diese Kopftrachten ist der Chignon aus falschen Haaren, nach dessen
Grsse man den Reichthum der Trgerin bemass.
Jetzt hat man in den besser situirten Klassen berall die stdtischen Moden angenommen.
Die Illustrationen nach dem Werke: Costumes des femmes du pays de Canx et de plusieurs
autres parties de l'ancienne province de Normandie, dessines par Lante, gravis par Gatine; Paris,
1827,
-4.
Vgl. La remarquahle Normandie ilhistre'e (1852, herausgegeben von Andre Potter und Georges
Miiucel). Violl-k-Duc, Dictionnaire du mobilier frani;ais, Artikel Coiffures.
PRANGE XirCENT FRANCE XIX? S^^^^ PRANKREIPHXirJAHK
DM
I))!^
ii^l^
FRANKREICH

XIX. JAHRHUNDERT
TEACHTEN AUS DER BRETAGNE
3 12 11 5 8 6 10
12 4
9"
7
Xr. 1.
Junge Frau aus der Umgegend von Quimperle.
Die Mtze ist von Baumwolle, der Rock von
Wolle, die Schrze von Seide; das Leibchen,
der Grtel und die Schrze sind mit Gold
und Silber gestickt; von dem zweimal um
den Hals geschlungenen Sammetbande, dessen
Schluss ein goldenes Herz bildet, hngt ein
kleines goldenes Ki-euz herab.
Nr. 2.
Mann aus Bannalec, Arrondissement Quimperle.
Die ber dem Grtel getragene blaue Weste
ist von Tuch. Das Hemde und die Hosen
sind von Leinwand, die Gamaschen von Tuch,
der Hut von Filz und der Grtel von Wolle.
Nr.
Nr. 4.
'rau aus Pont TAbbe, Arrondissement Quim-
perle. Der vordere Theil der Kopftedeckung
ist von weisser Baumwolle. Er liegt auf
einer seidenen, mit Gold gestickten Kappe,
die das Haar nur zum Theil bedeckt. Das
an den Armen und am Halse, wo es zuge-
knpft ist, sichtbare Hemd ist von Baumwolle,
das Unterkleid von WoUe, an der Brust und
am unteren Saume mit Seide gestickt. Das
Oberkleid ist ebenfalls von WoUe; die Aermel-
aufschlge sind mit Seide gestickt. Schrze
und Gi'tel sind von Seide. Letzterer ist mit
Blumenstickereien versehen. Schuhe von
Leder.
Nr. 5 und G.
Frauen aus Pont l'Abbe, in weniger reichen
Trachten als die vorige, die aber in ihren
Abweichungen dazu dienen, die Physiognomie
dieser alten Tracht zu vervollstndigen.
Nr. 7.
Frau aus Melguen, Arrondissement Quimperle.
Die Haube ist von Musselin, das Kleid von
Wolle, die Schrze mit usseren Taschen von
durchwirkter Seide und mit Passements be-
setzt, der Grtel von goldgestickter Seide.
Das Sammethalsband ist durch ein goldenes
Herz geschlossen, von dem ein goldenes Kreuz
herabhngt.
Nr. 8.
Frau aus Douarnenez, zu demselben Arron-
dissement gehrig. Ihre Tracht ist der von
Pont l'Abbe hnlich. Sie weicht nur in dem
weiten, gefalteten Hemdkragen ab. Die
leichte Schwellung des Aermels an der Schul-
ter und die hohe Haube erinnern an die
Hennins des XV. Jahrhunderts.
Nr. 9.
Manu aus Saint-Goazec, Arrondissement Oh-
teaulin. Das Hemde mit dem weiten Kragen
ist von Baumwolle. Die Tuchweste ist am
Halsausschnitt mit Sammet eingefasst. Eine
Oeffnung an der Seite gestattet der Hand,
in die darunter befindliche Tasche zn greifen.
Zwei Reihen kupferner Knpfe gehen rechts
und links von oben nach unten. Die blaue
.Jacke ist zum Theil mit schwarzem Pelz be-
setzt. Die kurzen Hosen sind von Leinwand,
die Gamaschen von Tuch, der Hut von Filz
und die Schuhe von Leder. Aus dieser Ge-
gend kommen vorzugsweise diejenigen Leute
nach Paris, die dort als Mehlsacktrger ar-
beiten.
Nr. 10.
Frau aus Ploudaniel, Arrondissement Chteau-
lin. Die hohe Haube erinnert ebenfalls an
die des XV. Jahrhunderts. Das Hemde ist
am Hals gefaltet und der Latz der Schrze,
unter welchem das befranzte Brusttuch ber
Kreuz geschlagen ist, mit einer getollten
Krause besetzt.
Nr. 11.
Junges Mdchen aus He-des-Batz, Arrondisse-
ment Morlaix. Mit ihi-er unter dem Kinn zu-
sammengeknpften Kaputze, mit ihrem vorn
offenen Mntelchen und dem geschni'ten
Leibchen erinnert diese Bretagnerin an die
Tracht des XV. Jahrhunderts.
Nr. 12.
Frau aus Locmariaquer, Arrondissement Lorient.
(Nach Studien und Ge, ilden der Herre,
von Vaiard
.
Gandon und
J.
B
m. in Quimperle.)
.stinos und Photographit
Dn'
T)!7
'y
j^
FRANKREICH
TRACHTEN DER BRETAGNE
7 8 10
XIX. JAHRHUNDERT
11 12
Nr. 1.
Einwohner von Faouet, Arrondissement Pontivy
(Morbihan).

Kurze Jacke von Tuch, zwei-
farbig quergestreifte Weste in blau und weiss,
mit schwarzen Bndern und zwei Reihen liup-
ferner Knpfe besetzt. Die Weste ist aus
einem besonderen Wollenstoff gefertigt. Der
lederne Grtel ist mit Metallbeschlgeu vei'-
sehen. Die Tuchhosen reichen bis auf den
Knchel herab. Die ledernen Schuhe sind
vorn zusammengeschnrt. Filzhut mit schwar-
zen Bndern. Kurze Haare und glatt rasirt.
Nr. 2.
Mann aus Ploare bei Douarnenez (Finistere).

Jacke und Weste aus Tuch mit Borten be-


setzt. Seidener Grtel, weite Pumphosen aus
gestreiftem Tuch, die unter dem Knie zu-
sammengebunden sind. Tuchgamaschen mit
bunten Franzen an der oberen Oefi'nung,
Filzhut mit gesticktem farbigen Seidenbande.
Vollbart und langes Haar.
Nr. 3.
Junger Mann aus Quimper.
Kurze Matrosen-
jacke mit Borten besetzt. Zwei Westen,
deren obere ber der unteren ofl'en bleibt.
Breiter Ledergrtel mit kupfernen Beschlgen.
Weite Seemannshose, Filzhut mit breitem,
goldgesticktem Seidenbande.
Nr. 4.
Einwohner von Combrit, Arrondissement Quim-
per.
Jacke und Weste aus Tuch mit
Bortenbesatz. Weites wollenes Beinkleid.
Holzschuhe mit geschwrzten Spitzen. Filz-
hut mit schwarzem Bande.
Nr. 5.
FrauausPont-rAbbe,ArrondissementQuimper.
Die mit rothen Bndern befestigte Kappe ist
von goldgestickter Seide und reicht hinten
nur bis unter das Ohr herab, so dass die Haare
hinten chignonartig zum Vorschein kommen.
Kurze, offene Jacke ohne Schsse mitAermeln,
die nur bis zum Ellenbogen reichen und mit
Sammetstreifen besetzt sind. Das wollene
Kleid ist vorn auf der Brust und au den
Unterarmen sichtbar. Das Leibchen ist mit
farbiger Seide gestickt. Das Hemde ist unter
dem Kinn zugeknpft; an den Handgelenken
sind die gefalteten Manschetten desselben
sichtbar. Die ber den Hften umgebundene
Schrze ist ebenso wie der Grtel von Seide.
Wollene Strmpfe und lederne Schuhe mit
Patten, die mit einem Bndchen zusammen-
gebunden sind.
Nr. 6.
Frau im Sonntagsstaat, aus dem Arrondissement
Quimperle.

Das wollene, an der Brust weit
aufstehende Kleid lsst das Leibchen sehen,
dessen Schnitt der Weste der Mnner gleicht.
Die Mtze ist von Musselin; die breiten hinten
aufgenommenen und im Nacken befestigten
Seitentheile derselben sind gestickt. Die
Bnder bleiben frei und fallen auf die Brust
herab. Schrze und Grtel sind von Seide
und mit farbigen Blumen gestickt. Die Sume
des Kleides und der Schrze sind mit goldenen
Borten, der Rand der Tasche mit seidenem
Bande besetzt.
Nr. 7.
Frau aus Chteaulin.
Die Seitenflgel der
Haube sind ber dem Scheitel kreuzweis zu-
sammengesteckt. Die Kopfbedeckung hngt
mit dem hoch hinaufgehenden Halskragen
nicht zusammen. Die Schrze ist mit einem
Latze versehen, welcher das- Leibchen zum
Theil bedeckt. Das Kleid ist von Tuch.
Nr. 8.
Frau aus Pont-Croix, Arrondissement Quimper.

Die baumwollene Mtze, welche eine Art Ka-


putze bildet, ist hinten gefaltet und reicht
ber den Nacken muschelfrmig auf den
Rcken herab. Die Seitenflgel der Haube
fallen von hinten, wo sie zusammengebunden
sind, auf die Brust herab. Der Rock ist von
Tuch, die Schrze von Wolle.
Frau
Nr. 9.
Carhaix, Arrondissement Chteaulii
Nr. 10.
Frau aus la Feuillee. Das Schrzenband,
welches doppelt um die Taille geschlungen
wird, ist an der Seite zusammengeknotet.
Die Jacke mit umgeschlagenen Aermeln, welche
das Leibchen des Rockes weit sehen lsst,
ist von Tuch.
Nr. 11.
Frau aus St. Thegonnec, Arrondissement Mor-
laix.
Die Haube ist arrangirt wie die von
Nr. 7. Sie ist ebenfalls aus Baumwolle wie
der breite Kragen, welcher die Schultern
bedeckt. Die wollene Jacke wird nicht vom
Grtel zusammengehalten, sondern die Seiten-
theile gehen nach unten weit auseinander.
Frau von der Insel Batz, Arrondissement Mor-
laix. Steife Haube in Kaputzenform, welche
die Schultern bedeckt. An den Rndern ge-
faltet; unter dem Kinn zusammengebunden;
aus Baumwolle. Das Leibchen ist ganz von
einem seidenen, befranzten Busentuch ver-
deckt.
(Nach Studien von Gandin, Malereien von Justin Ba nd Photographien von ViHard
fr.
in Quimper.)
^17
3-
^nf
FRANKREICH
VOLKSTRACHTEN DER BRETAGNE

XIX. JAHRHUNDERT
11
Nr. 1.
Sonntagstracht aus Kerlahan, Arrondissemcni
Brest. Der breitkrnipige Hut ist von Filz,
Halstuch von Musselin, M'este mit einer
doppelten Reihe von Knpfen, am Halsaus-
schnitt mit Seide eingefasst und gestickt
Ein seidener Grtel und eine Tuchjacke mil
Taschen, welche an den Sumen eingefassl
ist, vervollstndigen mit der gestreiften wol
lencn Hose die Tracht.
Nr. 2.
Arbeitsanzug aus derselben Gegend. Die Weste
ist aus Tuch, das Hemde von Baumwolle und
der breite gestreifte Grtel von Wolle.
Greis aus der Umgegend von Quimper. Das
weite Tuchbeinkleid wird von leinenen Knie-
bndern zusammengehalten.
Einwohner von Plouvenet-le-Faon, Arrondisse-
ment Chteaulin.
Nr. 5.
Mann aus Pont-Croix in demselben Arrondisse-
ment.- Ueber der Jacke trgt er noch eine
eberjacke ohne Aermel. Seine weiten Bein-
|
kleider werden unterhalb der Kniee von
j
Strumpfbndern aus Tuch zusammengehalten,
j
Nr. G.
Tracht aus Pleyben in demselben Arrondisse-
ment. Dieser Anzug, dessen schwarze Farbe
nur der blaue Wollengrtel unterbricht, ist
einschliesslich der Gamaschen ganz aus Tuch,
der Hut von Filz.
Nr. 7.
Auch diese Tracht aus Saint Goazec im Arron-
dissement Chteaulin ist einschliesslich der
Gamaschen ganz aus Tuch gefertigt.
Nr. 8.
Bergbewohner aus la Feuilleo. Seine Jacke ist
mit langhaarigem Pelz gefttert. Die ber-
einandergeknpfte und vollstndig geschlos-
sene Weste wird an der Taille von einem
Ledergrtel mit Metallschloss zusammen-
gehalten. Breiter Filzhut.
Nr. 9.
Einwohner von Barnalec im Arrondissoment
Quimperle. Seine kurze Tuchweste ist mit
Passementerieborten besetzt. Die Weste ist
oben am Halse mit Seide gestickt. Der
Grtel mit Metallschloss wird ber einem
Tuchgrtel getragen.
Nr. 10.
Sommeranzug. Zwei Westen, eine untere, die
oben mit Seide gestickt ist, und eine obere.
die ber der Brust herzfrmig
geht. Ein lederner Grtel mit Schloss hlt
beide zusammen. Die rmellose Jacke lsst
die Hemdsrmel sehen. Strohhut.
Nr. U und 12.
Arbeitsanzge aus Plougastel-Daoulas im Arron-
(Nach Malereien von Bastinos und Photogr
dissement Brest. Hemde von Wolle, Weste
und Jacke von Tuch, Hose von Leinwand,
Grtel und Mtze von Wolle.
Die jngeren Mnner sind durchweg glatt
rasirt und tragen meist das Haar sehr lang.
V M<
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BY
FRANKREICH
VOLKSTRACHTEN DER BRETAGNE.
DEPARTEMENT FINISTERE.
2 3 4 5
10
Buerin aus Plougastel-Daoulas, Arrondissement Brest.
Kopfputz aus Leinen oder Rattun mit Barben und Schleifen.
Mieder ans blauem Tuch mit Aermeln. Weste aus rothem
Tuch; Jacke aus braunem Tuch; wollener Kock; Grtelans
gelben Bndemi Brusttuch aus gelbem, blaugestreiftem
Kattun.
Frau aus PIonevez-du-Faou, Arrondissement Chteaulin.
Kopfputz aus Kattun ber einer Kappe aus rother Wolle
;
leicht gesteifter, leinener Halskragen; Jacke aus Tuch;
wollener Rock; Schrze, vorn mit einer Tasche; ein roth-
wollenes Band als Grtel.
Frau aus Donarnenez, Arrondissement Qnimper.
Kopfputz aus Kattun oder Leinen ; ber der Taille ein rmel-
loses Mieder blau mit bun
Frau aus Carhaix, Arrondissement Chteaulin.
lock aus hellgelbem Tuch; Leinenschrze; Kopfputz
demselben Stoff.
u ans Kerlouan, Arrondissement Brest.
1 Kattun, ber die Schultern herabfallend; Brust-
Kappe, bedeckt durch einen Musselinkopfputz; Brusttuch aus
stark gesteifter Leinwand; ber der blauen Taille ein
zweites, gleichfarbiges Mieder mit Stickereien besetzt;
weisse Kattunschrze; Ueberrmel.
Junge Buerin aus Ploare bei Douarnenez, Arrondissement
Quimper.
Kopfputz aus Spitzen oder gesticktem Tll; breit gefltelter
Leinentragen; an dem Knpfband des Kopfputzes befestigt
ein goldgesticktes Schmuckstck ber den hirits, das Hemde,
herabfallend; Mieder und Rock aus rothem Tuch mit gold-
gesticktem Besatz; tavanger , Schrze aus Seide mit gold-
gesticktem Besatz; Schuhe aus Tuch, oft mit Seiden-
iauer aus Saint-Yvi bei Rosporden, Arroudis.semeiit Quimper.
lut, toc, aus Filz mit langen, schwarzen Sammetbndern
;
roludetmou, "Weste, tlau; corquen, Jacke, aus ebensolchem
Tuch mit Stickereien; L modernem Schnitt.
Nr. 10 und 11.
Ehepaar aus Kerfeunteun, Arrondissement Quimper.
Jr. 10. Viereckiger Kopfputz aus Kattun; Stehkragen aus
demselben Stoff; Mieder und Rock aus rothem Tuch mit
Seidenbndorn ; tavatiffer aus Seide mit Goldstickerei; Gold-
kreuz an einem schwarzen Sammetbande; Schulterbaiid,
von beiden Seiten ber die Brust fallend; Tuchschuhe.
Nr. 11. Blauer rkedennou mit doppelter Knopfreihe;
dreifacher corquen aus schwarzem Saramet mit hellgelber
Stickerei; hragou-braz, weite Puffhosen aus Tuch; goiiriz,
Ledergrtel mit durchbrochenen und ciselirten Kupfer-
platten; houseaux aus gleichem Stoff, wie die 6ro5'02t-&ra;
Lederschuhe.
Frau i
Nr.
1 Plonevez-Porzay, Arrondissement Chteaulii
Viereckiger Kopfputz (vgl. Nr. 10); breit gefltelter Kragen,
Mieder und Rock aus braunem, gesticktem Tuch; breiter
Grtel aus hnlich gesticktem Band; tavariger aus geblmter
und gestickter Seide.
Nr. 7, 8, 9, 10, 11 und 12 nach Photographieen.
Vgl. Emile Soiwestre, Le Foyer breton und EUaee Heclus, Geographie universelle.
Dnl
p!7'
BI
FRANKREICH
VOLKSTKACHTEN IN DER BRETAGNE.
DEPARTEMENT FINISTERE.
Filzhut mit verschiedenfarbiger Chenille; corgum, Jacke.
Roliedcnnon, gestickte "Weste. Offene Unterjacke mit roth-
gestickten Knopflchern. Bragou-bras aus Leinwand, um
den gouriz, einen Ledergrtel, gefltelt.
Nr. 6 trgt einen gestickten Hemdkragen, wie er, bisweilen
auch roth oder schwarz, nur hei den Bergbewohnern ge-
bruchlich ist.
Nr. 2.
Bauer aus Carantec; Arrondissement Morlais.
Filzhut mit bunter Chenille. Braune Weste mit blauen
Aermeln und schwarzen Hornkiipfen. Weissleinene Hose
mit rothem Ortel.
Nr. 3.
Bauer aus Landivisiau; Arrondissement Morlaix.
Nr. 4.
Mann aus Douamenez; Arrondissement Quimper.
Hut mit Sammetband und bunter Chenille. Corquen
buntem Besatz. Weste mit gesticktem Saum. Breiter rother
Wollgrtel.
Giienedouriens oder Weisse"; Arrondissement Quimperl.
Nr. 5. Hut mit bunter Chenille. Weisse Leinenjacke mit
rother Stickerei. Blaue Weste. Weite Leinenhose.
Nr. 7. Bauer, die junge Bretagne" reprsentirend. Hose
mit Latz; Weste; weisse Leinenjacke und runder Hut mit
Sammetband.
Quimper.
Breiter Filzhut; gestickte Jacke; Weste mit doppelter Knopf-
reihe; Pumphosen.
Die bretonischen Bauern tragen nur an Festtagen den hoioti-
Uzr oder Lederschuh ; ihre gewhnliche Fussbekleidung ist
der hotou-coad (Holzschuh).
Der Bauer hlt in der Hand den pen-las, einen Stock aus
EichenWurzel.
Mann aus Plonevez-Porzay; Arrondissement Chtcaulin.
Blaue Jacke mit Sammetbesatz, Braune Weste. Kattun-
grtel. Faltige Hose. Kothe oder gelbe wollene Strumpf-
bnder. Gamaschen und Lederschuhe.
Nr. 10.
Bi^rgbewobner aus der Umgegend von Scaer; Arrondisseraent
Quimperle.
Runder Hut mit sclimaler Krempe. Weite Jacke. Doppel-
weste, die eine oifen, die andere quer ber der Brust ge-
schlossen. Breiter Stoffgrtel. Leinenhose. Tuchgamasche,
auf der Seite geknpft.
Nr. 11.
Runder Hut
Weste. Dicker Wollgrtel. Weite, faltige Hosen,
gamaschen mit 5 oder 6 Kupferknpfen.
Bauer aus Langolen ; Arrondissement Qaimper.
'leinerHut; kurze Jacke; zwei Westen, die eine geschlossen,
die andere offen; gouriz aus Leder mit Schnallen, Faltige
Lederhosen. Gamaschen und Lederschuhe. Eichenstock.
Nach Studien von Gandon, Bildern Justin Bastinos irnd Photograpliieen von Villard jun. in
Quimper.
J)l7f
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GC
BRETAGINE
HAARTRACHTEN DER FRAUEN UND KINDER: DER BlGOUDENYOl^, RONT-
L'ABBE UND DER CABELLOU.

FRAUEN VON SABLES-D'OLONNE.
SALZGEWINNENDE BEVOLKERUNq der HALBINSEL VON GUEKANDE: TRACHT DER
VERHEIRATHETEN; DER VENTEL, KIRCHGANGSMANTEL.
KOPFBEDECKUNG DER KINDER; DER CABELLOU.
Knaben und Mdchen tragen den cabeUou, eine kleine bunte Mtze. Die der Knaben ist mit
einer Quaste oder Troddel geschmckt. Da auch die Knaben bis zum sechsten oder siebenten
Jahre ein Rckchen tragen, so ist dieses das einzige Untei-scheidungsmerkmal der beiden Geschlechter.
Haartracht der Frauen von Pont-1'Abbe, Departement Finistere: der bigouden. Der higotulen
ist eine Kopfbedeckung aus Linon oder Kattim, welche die Buerinnen von Pont-l'Abbe ber ihre
seidengestickte Kappe setzen. Die Frauen selbst werden nach diesem Kopfputz Bigoudens genannt.
Nr. 5.
Bigoitden aus Kattun , dessen Bnder unabliaugig ber den
Kopfputz gelegt werden mssen.
Nr. 6.
Bigonden ans Kattun, zugleich eine Kappe bildend, an deren
Boden die Bnder befestigt sind.
litt
SALZGEWINNENDE BEVLKERUNG DER HALBINSEL GERANDE;
DEPARTEMENT LOIRE-INFERIEURE.
In Saille und Batz, den beiden Hauptorten der Halbinsel, hat ;
halten und bretonische Sprache und Sitten treu bewahrt.
Bevlkerung rein er-
Nr. 13.
Bewoliuoiin von Batz ; Kiichgaugstracht.
Schwarze Kleidung; darber der ventel, ein Mantel aus
grobem Gewebe mit dichten Franzen aus gekmmter und
grn oder schwarz gefrbter Wolle, der sich von Generation
zu Generation vererbt. Die junge Mutter trgt beim Kirch-
gang ein Krbchen, aus dem sie geweihtes Brot vertheilt.
Nr. 14 und 15.
Tracht der Verheiratheten in Saille.
Nr. 14, Gescheiteltes und geflochtenes Haar, ber der Stirn
diadomartig zusammengenommen, darber ein Battisthiiub-
chen. Grosser Spitzenkragen. Violettes Mieder mit rothen
Aenneln und Bruststck aus seidengesticktem Goldbrokat,
Wollrock. Seidene Schrze und Schrpe. Rothe Zwickel-
atrmpfe. Schuhe mit Schleifen.
Nr. 15, Hut mit seitwrts aufgeschlagener Krempe. Umge-
legter Kragen. Drei Westen bereinander. Rothe Jacke.
Leinene PufFhosen, Weisse Strumpfe. Gelbe Lederschuhe.
Nr. 19.
Savoyische Bergbewoluieriu.
Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11 und 13 nach Photograpliieen und Studien von Villard jun. in
(Jiiimper.
Nr. 12 und 16 nach Photographieen von CoUin in Sables-d'Olonne.
Nr. 14 imd 1-5 nach Volkstypen im naturgeschichtlichen Museum in Nantes.
Nr. 17 im ethnographischen Museum des Trocadero.
Vgl. Pitre - Chevalier und Eniile Souvcstrc, Nantes et la Loire-Inferieiu-e ; 1850. Achle
Huverat, Promenades historiques en Maurienue et en Tarentaise; 1872.
p
1)1
%^
FRANKREICH.

XIX. JAHRHUNDERT
STICKEREIEN UND SCHMUCKGEGENSTNDE DER BRETONISCHEN
BAUERN.
Nr. 1 und 3.
Stickerei dea clmpm {Ueberweste ohne Aennel) der Mnner
von Douarnenez, Arrondissement Quimper.
Der Grand aus Tuch; Woll- oder Seidenstickerei; das Schwarze
Sammet, hufiger Seide oder Tuch.
Nr. 2.
Spange der Frauen von GuiSrande, Arrondissement Saint-
Nr. 4 und 5.
Hemdenspangen fr Mnner und Frauen.
Ir. 4 aus Sainte - Radegonde , Arrondissement Fontenay-le-
Comte; Nr. 5 mit Glasperlen aus Lesneven, Arrondissement
Brest; die Quasten aus Wolle.
Ring mit Kreuz. Herz und Anker; Frauenschmuck.
Nr. 9 und 12.
Hemdenspangen fr beide Geschlechter; Sainte-Anne, Arron-
dissement Lorient.
Nr. 9. Gehnge mit Kupferplttchen ; Nr. 12. Messingdraht,
Glasperlen und Wollquasten.
Nr. 13 und 15.
der Pilgerschaft. In der Mitte ein kleiner Spiegel , um-
gehen von Kupferdraht und Seidenfden; d.as Ganze auf
durchbrochenem Papier.
Nr. 14 und 16.
Sicherheitsnadeln aus Plonevez-du-Faou, Arrondissement
Chteaulin: der Kopf Nr. 16 aus Blei; Nr. 14 email-
artig gefrbt. Anst.xtt des wollenen Tuifs bisweilen Glas.
Nr. 18 und 19.
Gouriz , Ledergrtel , mit gravirten und getriebenen Kupfer-
platten; das Leder wird immer frisch geweisst {vgl. Tafel
BY, Frankreich, Nr. 11).
- Plonevez-du-Faou, Arrondisse-
ment Chteaulin.
Pantoffelstickerei; Riec, Arrondissement Quimper.
Nr. 25.
Spange aus Kerlouan, Arrondissement Brest.
Nr. 27.
Stickerei eines Justin ; Fouesnant, Arrondissement Qu
Nr. 28 und 31.
;; Riec, Arrondi.>^sement Qni
i Locmaria, Arron-
Nr. 29.
Silber- oder Stahlkreuz der Buerin
; Chteaulin.
Nr. 30.
Stickerei des corquen (Mannsweste); Pont-Aven, Arrondisse-
Antike Fibeln.
Nr. 8 und 24.
Nr. 10.
Fibula vom Kircbhof in FlaTion.
Nr. 11 nnd 26.
Fibeln aus den Grabsttten des Departements der Marne.
Nr. 17.
Bronzefibel; Museum in Vannes.
Nr. 20.
Fibula, gefunden in StJrancourt, Umgegend von Eourges.
Die antiken Fibeln sind zum Vergleich mit den hnlichen modernen Schmuckstcken der Bre-
tonen zusammengestellt.
Originale mitgetheilt von Herrn Henri de Cleuzimi.
FRANCE FR AN CE FRANKREirH
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j)r^f
AD
FRANKREICH
BUERLICHER HAUSRATH.

DER BAHUT ODER DIE LADE IN DER
BRETAGNE.
Der bahtit, balm oder bahur ist eine transportable Lade oder Trulie, die zur Aufbewalining
von Kleidern, Geld, Linnen und Weiiihgegenstnden dient; sie wird gelegentlich bei Reichen und
Annen auch als Tisch oder Bank benutzt. Bis zum Ende des fnfzehnten Jahi-hunderts erhielt sich
das Wort bnhut ziir Bezeichnung eines Reisekoffers.
In Manuskripten des fnfzehnten Jahi-hunderts stellen die Mniatui-maler oft die Lade neben
Personen, deren buerlichen Stand sie hervorheben -wollen. Noch heutzutage ist sie in der Vend^e
und Bretagne ein heilig gehaltenes Familienerbstck.
Die beiden auf unserer Tafel abgebildeten Exemplare zeigen neben alterthmlicher Omamen-
tirung rohe Figuren, deren Tracht auf das Ende des XVI. oder auf die erste Hlfte des XVII. Jahr-
hunderts hinweist.
Der Naturalismus der Pflanzenornamente in der oberen Lade erinnert an keltische Vorbilder,
whrend Umrahmung und Stilisirung der Dekoration in dem unteren Exemplar sich an orientalische
Muster anlehnen.
Nach Photogi-aphieen.
Vgl. Violht-le-Duc, Dictionnaire raisonne du mobilier.
FRANCE FRANCE- FRANKREICH
^]i^
GD
BRETAGNE
INNERES DES FARMHAUSES.
VOEBEREITUNGEN ZUR HOCHZEIT. VOLKSTRACHTEN VON FINISTERE UND LOmE-
INFERIEURE.
Doppeltafel.
Das bretonische Haus besteht mu' aus einem Erdgeschoss und einem Kornboden. Au die
Aussenmauer lehnen sich einige kleine Wirthschaftsgebude aus Stein, Holz oder Lehm.
Die Schwelle des Hauses ist lun 3040 cm erhht und bildet eine Art Bank assie de hu,
auf der man Platz nimmt, um sich auszumhen imd mit den Nachharn zu plaudern.
Der Kamin ist gross und von einem schweren Mantel berragt, von dem eine Art Lambrequin
herabhngt. Auf dem Gesims des Mantels steht ein Crucifix oder eine Mutter Gottes, von ver-
schiedenen Vasen und Gerthen umgeben. Der eigentliche Feuerraiun, aus grossen Steinen zu-
sammengesetzt, lsst Platz fr einen Kaminsitz, den meist der Grossvater oder auch ein Gast eiu-
ninmit, dem man eine besondere Freundlichkeit ei-weisen will. An der Innenwand ist der (fllaume,
ein Holzai-m befestigt, der die Kerze ti-gt, welche bisweilen den ganzen Eauni erleuchten muss.
Das bretonische Mobiliar geht nicht ber 1600 hinaus; der lteste hahut trgt die Jahres-
zahl 1630.
Das Bett, gioile, wird von der Frau in die Ehe gebracht. Im Departement Finistere ist
es stets ladenartig durch verschiebbare Thren geschlossen. Vor dieser Bettlade steht ein Kasten,
dessen man sich zum Einsteigen bedient.
Die Laden, arcWiou fi- die Kleider, grinoliou (in das Korn, sind reich geschnitzt und oft
von einem Gestell fr- GeschT berragt. Der Schrank, annel, ursprnglich fr die Waffen bestimmt,
enthlt Kleider, Leinen, Silber und Familienerinnenmgen.
Der Esstisch, taol, enthlt einen Kasten fr das Mehl und meist auch eine Schublade fr
Gabel und Lffel. Auf unsrer Abbildung hngt ein Ijffelgestell aus Holz wie ein Kronleuchter
von der Decke herab. Als Sitze dienen meist Bnke imd dreibeinige Sthle. Der Sessel, Icaclor,
ist in der Bretagne nicht lter, als die Zeit Ludwigs XVI. Das Thongeschirr ist einheimisches
Fabrikat. Glser sind selten imd werden dem Fremden, um ihn besonders zu ehren, vorgesetzt.
An den Deckbalken smd Haken befestigt, von denen verschiedene Nahrimgsmittel herabhngen.
Die dargestellte Scene zeigt die Vorbereitungen zu einer Hochzeit. Eine Frau von Pont-
l'Abb mit gestickter Stimbinde und Haube bearbeitet mit einem Stabe den Krapfenteig in einem
kupfernen Kessel, whi-end ein alter glase (ein Blauer)' aus der Gegend von Quimper seine Zu-
bereitung auf dem Kaminsitz berwacht. Die Eingeladenen sind duich einen Moorbewohner von
Batz mit seiner Frau reprsentirt , die soeben eintreten. Der junge Ehemann, ein Bauer von Plo-
gonnec, conversirt mit dem Doi-finusikanten, Tcerniad, der wie ein ardaaded (ein Brauner) von Pleyben
gekleidet ist. Eine Buerin von Plougastel-Daoulas legt die letzte Hand an den Putz der Neu-
vermhlten, einer Bewohnerin von Kerfeuteun.
Nach einem Interieiu- im ethnographischen Museum in Paris mit lebensgrossen Figuren.
Vgl. Emile Souvestre, Les demiers Bretons, 1858.
iblll
BRT.
Nr. 26.
Huptling.
Nr. 28, 29 und 34.

Details seiner Ausrstung.
Vergoldeter Bronzehelm mit Kanun imd Haarbusch (vgl. Nr. 28). Mantel aus rother Wolle,
mit reich verzierten Bronzefibeln befestigt (vgl. Nr. 29). Lederkoller. Breiter Bronzegi-tel mit Ge-
hngen. Ein Bandelier ti'gt die Holzscheide des Schwertes mit emaillirtem Elfenbeingriff. Quer
ber der Brust hngt der Dolch in Bronzescheide. Die rechte Hand hlt eine kleine Bronzestreit-
axt. Ledergamaschen gehen bis auf die Schuhe herab.
VERSCHIEDENE BRONZEWAFFEN.
Nr. 23 und 24. Gallische Brustpanzer, bei Grenoble gefunden.
Nr. 12.

Gelt, gefunden am Pont Saint-Michel in Paris.
Nr. 17 und 19. Bronzexte im Knigreich Neapel gefunden und fr- celtisch gehalten.
Nr. 13. Gallischer Bronzedolch in der Seine in Paris gefunden.
Nr. 20.
Gallo-griechischer Schwertgi-iff aus Bronze.
Eisenwaffen des merovingischen Kriegers.
Der frnkische AVurfspiess Nr. 16 hatte eine Aehnlichkeit mit dem pilum der Rmer. Die
frnlcische Axt Nr. 15 diente nicht nur zum Niederschlagen des Gegners, sondern wurde auch auf
gewisse Entfernungen geschleudert. Als Waffe im Nahkampf diente das Schwert Nr. 14 oder die
Nationalwaffe, der Scamasax, ein einschneidiger, bisweilen vergifteter Dolch. Der Rundschild, Nr. 21,
bestand aus lederberzogenem Holz mit rundem Mittelstck aus Eisen. Die frnkische Lanze Nr. 18
hatte ungefhr Mannshhe mit einer Eisenspitze von wechselnder Form.
Der Gebrauch der Bronzewaffen hrte in Gallien nach der Eroberung durch die Rmer auf,
und der salische Franke verwendete fr seine Ausrstung nur das Eisen.
Abbildungen nach Photographieen der Sammlung des Artilleriemuseums in Paris. Die einzelnen
Stcke gehren ebenfalls der Waffensammlung dieses Museums an.
Vgl. De Quatrefages, L'Espece humaine, Paris, 1883.
De Gobineau, Essai sur l'inegalite
des races Immaines, Paris, 1884. Pengtiill
y
l'aridon, Catalogue des coUections composant le
musee d'artillerie de Paris.
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