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LEXIKON ZUR

KERNENERGIE
W. Koelzer

aktualisierte Fassung
Juli 2013

Angaben der Deutschen Nationalbibliothek zur letzten Druckausgabe


Titel
Autor
Ausgabe
Verleger
Erscheinungsjahr
Umfang/Format
ISBN

Lexikon zur Kernenergie


Winfried Koelzer
136. - 145. Tsd., vollst. berarb.
Karlsruhe : Forschungszentrum
2001
251 S. : Ill., graph. Darst., Kt. ; 21 cm
3-923704-32-1

Version 23. Juli 2013


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in diesem Werk berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen
im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung als frei
zu betrachten wren und daher von jedermann benutzt werden drften.
Fr Zahlenangaben kann keine Gewhr bernommen werden.

Angaben zur Druckausgabe:


1.15. Tausend Juli 1980
16.35. Tausend Mai 1981
36.45. Tausend Febr. 1983
46.55. Tausend Nov. 1984
56.61. Tausend Juni 1986
62.71. Tausend Febr. 1987
72.90. Tausend Juli 1988 (Neufassung)
91.97. Tausend Okt. 1989 (berarbeitung)
98.110. Tausend Nov. 1990 (Aktualisierung
111.120. Tausend Sept. 1991
121.135. Tausend April 1997 (Neufassung)
136.145. Tausend April 2001, vollstndig berarbeitet
Bildernachweis:
Argonne National Lab., Argonne
Aulis-Verlag Deubner & Co.KG, Kln
Karlsruher Institut fr Technologie, Karlsruhe
Informationskreis Kernenergie, Berlin

A
Abbrand
Verhltnis der Anzahl der bereits erfolgten Spaltungen und der Anzahl der ursprnglich vorhandenen spaltbaren Kerne. Abbrand ist also ein Ma fr das Verhltnis von verbrauchtem zu ursprnglich vorhandenem
Brennstoff. In der Kerntechnik wird hufig der Begriff "spezifischer Abbrand" - richtiger: spezifische freigesetzte Energie - benutzt. Fr Leichtwasserreaktoren betrgt der spezifische Abbrand 50 000 bis
60 000 MWd/t Uran. Das bedeutet, dass etwa 50 bis 60 kg spaltbares Material pro Tonne eingesetzten Kernbrennstoffes gespalten und bei einem Wirkungsgrad des Kernkraftwerkes von 34 % in etwa 400 bis
500 Mio. kWh elektrische Energie umgewandelt wurden. Wesentlich hhere Abbrnde und damit eine bessere Nutzung der Ressourcen sind in Schnellen Brutreaktoren und Hochtemperaturreaktoren mglich.
Abfallaufbereitung
Im Kernbrennstoffkreislauf, insbesondere im Kernkraftwerk und bei der Wiederaufarbeitung, fallen feste,
flssige oder gasfrmige radioaktive Abflle an. Sie mssen fr die Endlagerung aufbereitet werden. Man
unterscheidet zwischen schwach-, mittel- und hochradioaktiven Abfllen. Ein anderes Unterscheidungskriterium ist die durch den radioaktiven Zerfall bedingte Wrmeentwicklung und die daraus resultierende Einteilung in wrmeentwickelnde und nicht-wrmeentwickelnde Abflle. Schwach- und mittelradioaktive Abflle
werden mittels chemischer oder physikalischer Verfahren kompaktiert und dann die Konzentrate mit Zement
verfestigt. Fr hochradioaktive, wrmeentwickelnde Abflle ist die Verglasung eine geeignete Methode zur
berfhrung in ein endlagerfhiges Produkt.
Abflle, radioaktive
Radioaktive Stoffe, die beseitigt werden sollen oder aus Strahlenschutzgrnden geordnet beseitigt werden
mssen.
Abflle, radioaktive, Kernkraftwerk
In den Kernkraftwerken fallen einerseits Betriebsabflle und andererseits ausgediente (abgebrannte) Brennelemente als radioaktive Abflle an. Die radioaktiven Betriebsabflle entstehen durch Reinigungsmanahmen des Khlkreislaufes, des aus Kontrollbereichen abzugebenden Wassers und der Luft sowie durch Reinigung der Anlage. Zur Reinigung des Khlkreislaufes werden z. B. bei Druckwasserreaktoren Ionenaustauscherharze und Filterkerzeneinstze verwendet. Zur Reinigung des abzugebenden Wassers werden Eindampfanlagen, Zentrifugen und Ionenaustauscherfilter eingesetzt. Zur Luftreinigung dienen Filter. Bei der
Reinigung der Anlage fallen insbesondere brennbare und pressbare Abflle an. Diese Rohabflle werden
entweder direkt im Kernkraftwerk oder in einer externen Abfallkonditionierungsanlage behandelt. Die Verarbeitungsverfahren wie Trocknen, Pressen oder Verbrennen bringen eine starke Volumenverminderung.

Jhrliche Betriebsabfallmengen (Rohabflle) eines Kernkraftwerks


mit 1300-MW-Druckwasserreaktor (VGB, 2004)
1

Jhrliche Betriebsabfallmengen (Rohabflle) eines Kernkraftwerks


mit 1300-MW-Siedewasserreaktor (VGB, 2004)
Nach entsprechender Konditionierung ergibt sich eine Menge von etwa 50 m3 radioaktiver Betriebsabflle
mit vernachlssigbarer Wrmeentwicklung. Die Menge der Abflle aus der Entsorgung der jhrlichen Entlademenge der abgebrannten Brennelemente ist vom Entsorgungsweg abhngig: Bei einer Wiederaufarbeitung entstehen rund 10 m3 radioaktive Abflle mit vernachlssigbarer Wrmeentwicklung und etwa 3 m3
wrmeentwickelnde Abflle die verglasten hochradioaktiven Spaltprodukte. Bei der direkten Endlagerung
der abgebrannten Brennelemente fallen rund 45 m3 wrmeentwickelnde Abflle an.

Jhrliche konditionierte Mengen radioaktiver Abflle eines 1300-MWeKernkraftwerks, Betriebsabflle und Abflle aus der Brennelemententsorgung
je nach Entsorgungsvariante
Abflle, radioaktive, Klassifizierung
In der Vergangenheit wurden in Deutschland die radioaktiven Abflle aufgrund ihrer Dosisleistung als
schwachradioaktiv (LAW: low active waste), mittelradioaktiv (MAW: medium active waste) und hochradioaktiv (HAW: high active waste) unterschieden. Diese Differenzierung gilt zurzeit noch in vielen Lndern. Fr
sicherheitsanalytische Betrachtungen zur Endlagerung bringt diese Klassifizierung jedoch keinen Sinn, da in
diesem Zusammenhang nicht die Dosisleistung die entscheidende Gre ist. Wichtig sind vielmehr das radioaktive Inventar und die beim radioaktiven Zerfall entstehende Wrme. Diese Parameter werden fr den
Einlagerungsbetrieb, fr die technische Auslegung zur Beherrschung von Strfllen und fr die Nachbetriebsphase des Endlagers bentigt. Im genehmigten Endlager Konrad sollen aus geologischen Grnden
keine wesentlichen Temperaturerhhungen auftreten. Die Temperaturerhhung im Wirtsgestein der Einlagerungsstrecke wurde daher auf 3 Kelvin begrenzt. Aus dieser Vorgabe ergibt sich die zulssige Wrmeleistung eines Abfallgebindes.
2

Abflle, radioaktive, Mengenanfall


Das Bundesamt fr Strahlenschutz ermittelt jhrlich den Anfall und den Bestand an unbehandelten radioaktiven Reststoffen und an konditionierten radioaktiven Abfllen. Ende 2011 waren insgesamt 130 900 m radioaktive Reststoffe mit vernachlssigbarer Wrmeentwicklung und ca. 2 000 m wrmeentwickelnde radioaktive Reststoffe vorhanden. In diesem Bestand an wrmeentwickelnden Abfllen sind auer den ausgedienten Brennelementkugeln des Thorium-Hochtemperaturreaktors (THTR) keine abgebrannten Brennelemente aus Leistungsreaktoren enthalten. Die THTR-Brennelementkugeln wurden vom Betreiber als Abfall
deklariert und erscheinen deshalb in dieser Abfallstatistik.
Reststoffart

vernachlssigbar
wrmeentwickelnd
wrmeentwickelnd

unbehandelte Reststoffe

19 128 m

3 m

Zwischenprodukte

10 372 m

1 251 m

101 415 m

727 m

konditionierte Abflle

Daten der Abfallerhebung fr das Jahr 2011

Bestand konditionierter vernachlssigbar wrmeentwickelnder Abfllen, Ende 2011 nach Verursacher

Bestand konditionierter vernachlssigbar wrmeentwickelnder Abfllen, Ende 2011 nach Kostentrger


Abflle, radioaktive, Volumenreduzierung
3

Typische Rohabflle eines 1.300-MWe-Kernkraftwerkes sind brennbare und pressbare Abflle. Die Rohabflle werden vorsortiert nach brennbaren und nicht brennbaren Stoffen. Die nicht brennbaren, aber pressbaren Rohabflle werden verpresst. Der Volumenreduktionsfaktor betrgt etwa 2 bis 5. Die brennbaren Abflle
werden verbrannt. Die Aschevolumina aus der Verbrennung betragen nur noch bis zu 1/50 der Rohabfallvolumina. Die Aschevolumina knnen mit Hilfe einer Hochdruckpresse nochmals um den Faktor 2 reduziert
werden.
Abgasreinigung
Die Reinigungsanlage der Abgase aus kerntechnischen Anlagen hat in der Reihenfolge des Durchstrmens
folgenden grundstzlichen Aufbau:
- Nasse Gase: Waschen in Kolonnen und/oder Venturiwschern, Nassfilterung, Trocknen, Absolutfilterung mit Aerosolfilter der Sonderklasse S, Abgasgeblse
- Trockene Gase: Vorfilterung, Absolutfilterung mit Aerosolfilter der Sonderklasse S, Abgasgeblse
- Heie Abgase aus Verbrennen radioaktiver Abflle: Nachverbrennen und Staubrckhalten an Sinterkeramik-Filterkerzen (Temperatur bis 1000 C), Nachfilterung mit Sinterkeramik- oder Sintermetallfilter
bei Temperaturen bis 700 C, weitere Reinigung wie bei trockenen Gasen. Iod und Ruthen erfordern
Sondermanahmen
abgereichertes Uran
Uran mit einem geringeren Prozentsatz an U-235 als die im natrlichen Uran vorkommenden 0,7205 %. Es
fllt bei der Uranisotopentrennung an. Der bliche Restgehalt an U-235 in abgereichertem Uran betrgt
0,2 %.
Abklingbecken
Mit Wasser geflltes Becken, in dem Brennelemente nach dem Reaktoreinsatz so lange lagern, bis Aktivitt
und Wrmeentwicklung auf einen gewnschten Wert abgenommen haben.
Abklingzeit
Die im Brennstoff durch die Kernspaltungen entstandenen radioaktiven Spaltprodukte sind der Grund fr die
anfnglich hohe Strahlungsintensitt und die Wrmeentwicklung des Brennstoffs nach dem Einsatz im Reaktor. Wrmeleistung und Aktivitt des bestrahlten Brennstoffs nehmen wegen des groen Anteils kurzlebiger
Radionuklide zunchst rasch ab. Die im bestrahlten Brennstoff enthaltene Aktivitt ist innerhalb eines Jahres
nach der Entladung aus dem Reaktor auf etwa 1/100 des ursprnglichen Wertes zurckgegangen.
Abluftpfad
Modellmige Annahmen zur Berechnung der Strahlenexposition durch die Ableitung radioaktiver Stoffe
mit der Abluft einer kerntechnischen Anlage. Das Ergebnis einer solchen Ausbreitungsrechnung liefert ortsabhngige Konzentrationswerte von Radionukliden. Die beim Zerfall dieser Radionuklide entstehende Strahlung kann prinzipiell ber folgende Pfade zu einer Strahlenexposition des Menschen fhren:

externe Bestrahlung durch die Betastrahlung innerhalb der Abluftfahne,

externe Bestrahlung durch die Gammastrahlung aus der Abluftfahne,

externe Bestrahlung durch die Gammastrahlung der am Boden abgelagerten radioaktiven Stoffe,

interne Bestrahlung durch Aufnahme radioaktiver Stoffe mit der Atemluft (Inhalation),

interne Bestrahlung durch Aufnahme radioaktiver Stoffe mit der Nahrung (Ingestion) auf dem Weg

Luft Pflanze,

Luft Futterpflanze Kuh Milch,

Luft Futterpflanze Tier Fleisch,

Luft Muttermilch,

Luft Nahrung Muttermilch.


Modelle und Berechnungsannahmen fr die Strahlenexposition ber den Abluftpfad sind in der Verwaltungsvorschrift Ermittlung der Strahlenexposition durch die Ableitung radioaktiver Stoffe aus kerntechnischen
Anlagen oder Einrichtungen enthalten.

Abreicherung
Verminderung der relativen Hufigkeit eines Nuklides oder mehrerer Nuklide im Verlauf eines Prozesses.
Abschaltreaktivitt
Reaktivitt des durch Abschaltung mit betriebsblichen Mitteln in den unterkritischen Zustand gebrachten Reaktors. Sie hngt im Allgemeinen von der Betriebsweise des Reaktors und der Dauer des abgeschalteten Zustandes ab und ist stets negativ.
Abschaltstab
Abschaltstbe dienen dazu, einen Reaktor schnell abschalten zu knnen. Zu diesem Zweck mssen sie sehr
schnell eingefahren werden knnen und eine hohe negative Reaktivitt haben, die zur sicheren Reaktorabschaltung ausreicht. Regelstab.
Abschirmung
Schutzeinrichtung um radioaktive Quellen und kerntechnische Anlagen, um deren Strahlung nach auen
den Erfordernissen entsprechend zu verringern. Schild, biologischer; Schild, thermischer.
Absender/Empfnger-Differenz
Begriff aus dem Bereich der Kernmaterialberwachung; Differenz zwischen der Kernmaterialmenge in einer
Charge zwischen der Angabe der absendenden Materialbilanzzone und der Messung der empfangenden
Materialbilanzzone.
Absorber
Jedes Material, das ionisierende Strahlung aufhlt. Alphastrahlung wird bereits durch ein Blatt Papier total
absorbiert, zur Absorption von Betastrahlung gengen bereits wenige Zentimeter Kunststoffmaterial oder 1
cm Aluminium. Fr Gammastrahlen werden Materialien hoher Ordnungszahl und groer Dichte als Absorber verwendet (Blei; Stahl; Beton, z. T. mit speziellen Zuschlgen). Neutronenabsorber wie Bor, Hafnium
und Kadmium werden in Regelstben von Reaktoren eingesetzt
Absorberstab
Regelstab.
Abwrme
Der Wirkungsgrad eines Wrmekraftwerkes ist das Verhltnis der gewonnenen elektrischen Energie zur
erzeugten Wrme. Er ist aufgrund physikalischer Gesetze von der Temperatur des Prozessmediums abhngig und betrgt etwa 34 % beim Leichtwasserreaktor und 40 % bei einem modernen Kohlekraftwerk. Der
grte Teil der erzeugten Wrme wird bei diesen thermischen Kraftwerken ber das Kondensatorkhlwasser
an die Umgebung abgegeben.
Abwasserpfad
Modellmige Annahmen zur Berechnung der Strahlenexposition durch die Ableitung radioaktiver Stoffe mit
dem Abwasser einer kerntechnischen Anlage. Die beim Zerfall dieser Radionuklide entstehende Strahlung
kann prinzipiell ber folgende Pfade zu einer Strahlenexposition des Menschen fhren:

externe Bestrahlung durch Aufenthalt auf Sediment,

interne Bestrahlung durch Aufnahme radioaktiver Stoffe mit der Nahrung (Ingestion) auf dem Weg

Trinkwasser,

Wasser Fisch,
5

Viehtrnke Kuh Milch,


Viehtrnke Tier Fleisch,
Beregnung Futterpflanze Kuh Milch,
Beregnung Futterpflanze Tier Fleisch,
Beregnung Pflanze,
Muttermilch infolge der Aufnahme radioaktiver Stoffe durch die Mutter ber die oben genannten Ingestionspfade.

Modelle und Berechnungsannahmen fr die Strahlenexposition ber den Abwasserpfad sind in der Verwaltungsvorschrift Ermittlung der Strahlenexposition durch die Ableitung radioaktiver Stoffe aus kerntechnischen Anlagen oder Einrichtungen enthalten.
AGR
Advanced gas-cooled reactor. In England und Schottland werden insgesamt 14 Reaktorblcke dieses Bautyps betrieben. AGR-Reaktoren benutzen auf 2,5 bis 3,5 % angereichertes Uran als Brennstoff, Graphit als
Moderator und CO2 als Khlgas.
Airlift
Verfahrenstechnische Frder- und Dosiereinrichtung, bei der Luft als Frdermedium fr Flssigkeiten benutzt wird, z. B. zur Frderung hochradioaktiver Flssigkeiten. Ein Airlift hat keine beweglichen Teile. Er
bentigt das zwei- bis fnffache Frderluftvolumen gegenber dem gefrderten Flssigkeitsvolumen.
Aktivierung
Vorgang, durch den ein Material durch Beschuss mit Neutronen, Protonen oder anderen Teilchen radioaktiv
gemacht wird.

Aktivierung von Eisen


Aktivierungsanalyse
Verfahren zur quantitativen und qualitativen Bestimmung chemischer Elemente in einer zu analysierenden
Probe. Die Probe wird durch Beschuss mit Neutronen oder geladenen Teilchen radioaktiv gemacht. Die danach radioaktiven Atome der Probe senden charakteristische Strahlungen aus, durch die die Art der Atome
identifiziert und ihre Menge gemessen werden knnen. Die Aktivierungsanalyse ist hufig empfindlicher als
eine chemische Analyse. Sie findet in steigendem Mae in Forschung, Industrie, Archologie und Kriminalistik Anwendung.
Aktivitt
Aktivitt ist die Zahl der je Sekunde in einer radioaktiven Substanz zerfallenden Atomkerne. Die Einheit fr
die Aktivitt ist die reziproke Sekunde mit dem besonderen Einheitennamen Becquerel, Kurzzeichen: Bq.
1 Becquerel entspricht dem Zerfall eines Atomkerns pro Sekunde. Die frher bliche Einheit der Aktivitt war
Curie, Kurzzeichen: Ci. 1 Ci entspricht 37 000 000 000 Bq.
Anmerkung: Aktivitt benennt die physikalische Gre der Anzahl von Zerfllen pro Zeit, Radioaktivitt ist
die Eigenschaft bestimmter Nuklide, sich umzuwandeln.
6

Aktivitt, spezifische
Quotient aus der Aktivitt eines Stoffes und der Masse dieses Stoffes. Einheit Bq/kg. Bezeichnen A die Aktivitt und m die Masse des Stoffes, so ergibt sich die spezifische Aktivitt zu: Asp = A / m.
Aktivittskonzentration
Quotient aus der Aktivitt eines Stoffes und dem Volumen dieses Stoffes. Einheit Bq/m3. Bezeichnen A die
Aktivitt und V das Volumen des Stoffes, so ergibt sich die Aktivittskonzentration zu: Akonz = A / V.
Aktivittszufuhr
Die durch Mund oder Nase (Inhalation, lngestion) oder durch die intakte oder verletzte Haut in den Krper
gelangte Menge radioaktiver Stoffe.
AKR-2
Der Ausbildungskernreaktor AKR-2 der Technischen Universitt Dresden wurde am 22.3.2005 erstmals
kritisch. Der AKR-2 ist ein homogener feststoffmoderierter Reaktor mit einer maximalen Dauerleistung von
2 W. Die Reaktoranlage dient berwiegend zu Ausbildungs- und Lehrzwecken, ist aber auch Instrument fr
Forschungsarbeiten in nationalen und internationalen Projekten. Die neue Anlage lst den AKR-1 ab, der
von Juli 1978 bis Mrz 2004 in Betrieb war.
AKW
Atomkraftwerk, Kernkraftwerk.
ALARA
Abkrzung von as low as reasonably achievable (so gering wie vernnftigerweise erreichbar). Konzept der
Internationalen Strahlenschutzkommission zur Dosisbegrenzung, ausfhrlich erlutert und begrndet in der
Empfehlung der Internationalen Strahlenschutzkommission von 1990, verffentlicht 1991 als ICRPVerffentlichung 60.
ALI
Abkrzung von annual limit of intake. Grenzwert der Jahresaktivittszufuhr.
Allgemeine Verwaltungsvorschrift Strahlenpass
Die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zu 40 Abs. 2, 95 Abs. 3 Strahlenschutzverordnung und 35 Abs. 2
Rntgenverordnung (AVV Strahlenpass) vom 14. Juni 2004 legt Form und Inhalt des Strahlenpasses fr
beruflich strahlenexponierte Personen und die Anforderungen an die Registrierung und das Fhren eines
Strahlenpasses fest.
Alphateilchen
Von verschiedenen radioaktiven Stoffen beim Zerfall ausgesandtes, positiv geladenes Teilchen. Es besteht
aus zwei Neutronen und zwei Protonen, ist also mit dem Kern des Heliumatoms identisch. Die Ruhemasse
des Alphateilchens betrgt 6,644 65710-27 kg, das entspricht 3,7278109 eV. Alphastrahlung ist die am wenigsten durchdringende Strahlung der drei Strahlungsarten (Alpha-, Beta-, Gammastrahlung). Alphastrahlung wird durch ein dickes Blatt Papier absorbiert. Sie ist fr Lebewesen dann gefhrlich, wenn die Alphastrahlen aussendende Substanz eingeatmet oder mit der Nahrung aufgenommen wird oder in Wunden
gelangt.
Alphazerfall
7

Radioaktive Umwandlung, bei der ein Alphateilchen emittiert wird. Beim Alphazerfall nimmt die
Ordnungszahl um zwei Einheiten und die Massenzahl um vier Einheiten ab. So entsteht z. B. aus
Ra-226 mit der Ordnungszahl 88 und der Massenzahl 226 durch den Alphazerfall Rn-222 mit der Ordnungszahl 86 und der Massenzahl 222.

Alphazerfall; im Bild der Zerfall von Radium-226 in Radon-222


unter Aussendung eines Helium-4-Kerns (Alpha-Teilchen, Teilchen)
angeregter Zustand
Zustand eines Atoms oder Kerns mit einer hheren Energie als seinem energetischen Grundzustand entspricht. Die berschussenergie wird im Allgemeinen als Photon abgegeben. Beispiel: Ba-137m geht unter
Emission eines Gammaquants der Energie 662 keV in den Grundzustand des Ba-137 ber.

Angeregter Zustand eines Atoms:


Durch Strahlung wird ein Elektron aus einer inneren auf eine weiter auen liegende Schale
der Elektronenhlle des Atoms angehoben (angeregter Zustand des Atoms). Beim Rcksprung des Elektrons auf eine innere Schale
wird die dabei freiwerdende Energie als Photon
vom Atom emittiert.

Angeregter Zustand eines Atomkerns:


Beim Betazerfall des radioaktiven Cs-137 in
Ba-137 kann als Zwischenkern Ba-137m
entstehen, der einen hheren Energiezustand hat als der Grundzustand des Ba-137.
Dieser Energieberschuss wird in Form eines Photons - Gammaquant genannt - emittiert.

angereichertes Uran

Uran, bei dem der Prozentsatz des spaltbaren lsotops U-235 ber den Gehalt von 0,7205 % im Natururan
hinaus gesteigert ist. Zur Anreicherung sind verschiedene Verfahren mglich: Diffusionstrennverfahren,
Gaszentrifugenverfahren, Trenndsenverfahren.
Anregungsenergie fr Kernspaltung
Die Spaltung eines Atomkerns bedarf grundstzlich der Zufhrung einer Mindestenergie. Wird ein Neutron
an einen Atomkern angelagert, so wird eine Energie frei, die sich aus der kinetischen Energie des Neutrons
und der Bindungsenergie dieses Neutrons an den Kern zusammensetzt. Ist diese Energie grer als die
Anregungsenergie fr Spaltung fr diesen Atomkern, kann der Atomkern spalten.
Anregungsenergie fr
Spaltung, MeV

Bindungsenergie des
letzten Neutrons, MeV

Th-232

6,5

4,8

U-233

6,2

6,8

U-235

5,7

6,5

U-238

6,5

4,8

Pu-239

5,8

6,5

Pu-240

6,2

5,2

Pu-241

5,6

6,3

Atomkern

Anregungsenergie fr Spaltung
Fr U-235 betrgt die Anregungsenergie fr Spaltung 5,7 MeV, die Bindungsenergie des anlagernden Neutrons 6,5 MeV, sodass auch Neutronen mit sehr geringen kinetischen Energien (z. B. thermische Neutronen
mit einer kinetischen Energie von nur 0,025 eV) die Spaltung auslsen knnen. hnlich liegen die Verhltnisse von Anregungsenergie und Bindungsenergie bei den Atomkernen von U-233, Pu-239 und Pu-241. Bei
U-238 und Th-232 ist dagegen die erforderliche Anregungsenergie fr Spaltung mit 6,5 MeV deutlich hher
als die Bindungsenergie des anlagernden Neutrons mit 4,8 MeV, sodass eine Kernspaltung nur mglich ist,
wenn das Neutron eine kinetische Energie von mindestens 1,7 MeV besitzt. Bei einigen sehr schweren Atomkernen ist auch eine spontane Spaltung mglich. Spaltung, spontane.
Anreicherung
Vorgang, durch den der Anteil eines bestimmten Isotops in einem Element vergrert wird.
Anreicherungsfaktor
Verhltnis der relativen Hufigkeit eines bestimmten lsotops in einem Isotopengemisch zur relativen Hufigkeit dieses Isotops im Isotopengemisch natrlicher Zusammensetzung.
Anreicherungsgrad
Anreicherungsfaktor minus 1
Anreicherungsketten
Radioaktive Isotope eines Elementes verhalten sich chemisch wie seine nichtradioaktiven Isotope. Deshalb
knnen sie sich wie diese in Pflanzen, Tieren und im Menschen abreichern oder anreichern. Eine solche
Anreicherungskette liegt z. B. beim Iod vor. ber Luft - Gras - Kuh - Milch ist eine lodanreicherung schlielich in der menschlichen Schilddrse gegeben. Diese Anreicherungsvorgnge sind bekannt und berechenbar. Um die durch Anreicherungsketten entstehenden hheren Strahlenexpositionen in den betroffenen Organen zu vermeiden, werden die zulssigen Freisetzungswerte fr solche radioaktiven Stoffe entsprechend
reduziert festgesetzt. Auch durch Anreicherungseffekte drfen die durch Gesetze und Verordnungen festgelegten Dosisgrenzwerte nicht berschritten werden.

Anreicherungsverfahren
Isotopentrennung
Antimaterie
Materie, in der die Kernteilchen (Neutronen, Protonen, Elektronen) durch die entsprechenden Antiteilchen
ersetzt sind (Antineutronen, Antiprotonen, Positronen).
Antiteilchen
Antiteilchen haben die gleiche Masse, die gleiche mittlere Lebensdauer und den gleichen Spin wie die entsprechenden Teilchen, aber entgegengesetzt gleiche Baryonen- und Leptonenzahl. Antiteilchen und Teilchen sind entweder beide elektrisch neutral oder sie besitzen eine elektrische Ladung vom gleichen Betrag,
aber entgegengesetztem Vorzeichen.
Teilchen
Proton

Antiteilchen
Antiproton

1,672610-27 kg

1,672610-27 kg

mittlere Lebensdauer

stabil

stabil

Spin

1/2

1/2

Baryonenzahl

+1

-1

Leptonenzahl

Masse

elektrische Ladung

+1,602210

0
-19

-1,602210-19 C

Wichtige Daten fr das Teilchen-/Antiteilchen-Paar Proton/Antiproton


quivalentdosis
Die quivalentdosis ist das Produkt aus der Energiedosis D im ICRU-Weichteilgewebe und dem
Qualittsfaktor Q der Strahlung in einem Punkt des Gewebes:
H = Q D.
Die Einheit ist Joule/kg (J/kg). Der besondere Name fr die Einheit der quivalentdosis ist Sievert, Kurzzeichen: Sv. Das ICRU-Weichteilgewebe ist ein fr dosimetrische Zwecke definiertes gewebequivalentes Material der Dichte 1 g/cm3, das aus 76,2 % Sauerstoff, 11,1 % Kohlenstoff, 10,1 % Wasserstoff und 2,6 %
Stickstoff besteht.
Im angelschsischen Sprachraum wird diese Gre "dose equivalent" genannt; nicht zu verwechseln mit der
im angelschsischen Sprachraum "equivalent dose" genannten Gre, die in Deutschland Organdosis
genannt wird.
quivalentdosisleistung
Quotient aus der quivalentdosis in einer Zeitspanne und dieser Zeit, z. B.: Millisievert/Stunde (mSv/h).
Arbeitsverfgbarkeit
Verhltnis der verfgbaren Arbeit zur theoretisch mglichen Arbeit in der Berichtsspanne. Kennzeichnet die
Zuverlssigkeit der Anlage. Zeitverfgbarkeit.
Argonaut
Argonne Nuclear Assembly for University Training; Typ eines Schulungsreaktors.
Asse II

10

Zur versuchsweisen Endlagerung von schwach- und mittelradioaktiven Abfllen hergerichtetes ehemaliges
Salzbergwerk 10 km sdstlich von Wolfenbttel. Es wurden mehr als 120 000 Fsser, das entspricht rund
24 000 m3, mit schwachradioaktiven Abfllen eingelagert. In einer speziellen Lagerkammer fr mittelradioaktive Abflle wurden 1289 Zweihundert-Liter-Fsser eingelagert. Die Genehmigung zur Einlagerung radioaktiver Abflle ist 1978 abgelaufen. Zur Zeit laufen Arbeiten zur Stilllegung und Schlieung von Asse II vorrangig
unter Rckholung der Abflle.
AtDeckV
Atomrechtliche Deckungsvorsorge-Verordnung.
AtG
Atomgesetz.
AtKostV
Kostenverordnung zum Atomgesetz.
Atom
Kleinstes Teilchen eines Elementes, das auf chemischem Wege nicht weiter teilbar ist. Die Elemente unterscheiden sich durch ihren Atomaufbau voneinander. Atome sind unvorstellbar klein. Ein gewhnlicher
Wassertropfen enthlt etwa 6 000 Trillionen (eine 6 mit 21 Nullen) Atome. Der Durchmesser eines Atoms,
das aus einem Kern - dem Atomkern - und einer Hlle - der Atom- oder Elektronenhlle - besteht, betrgt
ungefhr ein hundertmillionstel Zentimeter (10-8 cm). Der Atomkern ist aus positiv geladenen Protonen und
elektrisch neutralen Neutronen aufgebaut. Er ist daher positiv geladen. Sein Durchmesser betrgt einige
zehnbillionstel Zentimeter (1 bis 5 10-13 cm) Der Atomkern ist also 100 000mal kleiner als die Atomhlle. In
der Atomhlle umkreisen ebenso viele negativ geladene Elektronen den Kern, wie der Kern Protonen enthlt. Atome verhalten sich daher nach auen elektrisch neutral. Nuklid.

Atommodell
11

Atomgesetz
Das Gesetz ber die friedliche Verwendung der Kernenergie und den Schutz gegen ihre Gefahren - Atomgesetz - ist am 1. Januar 1960 in Kraft getreten. Es wurde in der Zwischenzeit mehrfach gendert und ergnzt, zuletzt durch Artikel 2 des Standortauswahlgesetzes vom Juli 2013.
Zweck des Atomgesetzes ist,
1. die Nutzung der Kernenergie zur gewerblichen Erzeugung von Elektrizitt geordnet zu beenden und
bis zum Zeitpunkt der Beendigung den geordneten Betrieb sicherzustellen,
2. Leben, Gesundheit und Sachgter vor den Gefahren der Kernenergie und der schdlichen Wirkung
ionisierender Strahlen zu schtzen und durch Kernenergie oder ionisierende Strahlen verursachte
Schden auszugleichen,
3. zu verhindern, dass durch Anwendung oder Freiwerden der Kernenergie die innere oder uere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland gefhrdet wird,
4. die Erfllung internationaler Verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland auf dem Gebiet der
Kernenergie und des Strahlenschutzes zu gewhrleisten.
Atomgewicht
Atommasse
Atomhaftungsbereinkommen
bereinkommen vom 29. Juli 1960 ber die Haftung gegenber Dritten auf dem Gebiet der Kernenergie
(Pariser Atomhaftungsbereinkommen), Bekanntmachung der Neufassung vom 15. Juli 1985 im Bundesgesetzblatt, Teil II, S. 963. Internationales bereinkommen, um den Personen, die durch ein nukleares Ereignis
Schaden erleiden, eine angemessene und gerechte Entschdigung zu gewhrleisten und um gleichzeitig die
notwendigen Manahmen zu treffen, um sicherzustellen, dass dadurch die Entwicklung der Erzeugung und
Verwendung der Kernenergie fr friedliche Zwecke nicht behindert wird.
Atomkern
Positiv geladener Kern eines Atoms. Sein Durchmesser betrgt einige 10-13 (zehnbillionstel) cm, das ist rund
1/100 000 des Atomdurchmessers. Er enthlt fast die gesamte Masse des Atoms. Der Kern eines Atoms ist,
mit Ausnahme des Kernes des normalen Wasserstoffes, zusammengesetzt aus Protonen und
Neutronen. Die Anzahl der Protonen bestimmt die Kernladungs- oder Ordnungszahl Z, die Anzahl der
Protonen plus Neutronen - der Nukleonen - die Nukleonen- oder Massenzahl M des Kernes.

Grenverhltnis Atomkern zu Atomhlle


Atommasse
12

Die Atommasse ist die Masse eines bestimmten Isotops eines Elements, blicherweise angegeben in der
atomaren Masseeinheit (Einheitenzeichen: u). 1 u = 1,660 538 921 10-27 kg. Zu unterscheiden ist dieser
Begriff von der relativen Atommasse, frher auch relatives Atomgewicht genannt. Die relative Atommasse ist
das Verhltnis der durchschnittlichen Masse des Atoms eines Elements zu einem zwlftel der Masse eines
Kohlenstoff-12-Atoms.
Atomrechtliche Abfallverbringungsverordnung
Verordnung ber die Verbringung radioaktiver Abflle oder abgebrannter Brennelemente (Atomrechtliche
Abfallverbringungsverordnung - AtAV) vom 30. April 2009 (BGBl. I 2009, Nr. 24, S. 1000). Diese Verordnung
gilt fr die berwachung und Kontrolle grenzberschreitender Verbringung radioaktiver Abflle und abgebrannter Brennelemente. Diese Verordnung dient der Umsetzung der Richtlinie 2006/117/Euratom des Rates vom 20. November 2006 ber die berwachung und Kontrolle der Verbringung radioaktiver Abflle und
abgebrannter Brennelemente.
Atomrechtliche Deckungsvorsorge-Verordnung
Die Verordnung ber die Deckungsvorsorge nach dem Atomgesetz (Atomrechtliche DeckungsvorsorgeVerordnung - AtDeckV) vom 25. Januar 1977, zuletzt gendert durch Artikel 9 des Gesetzes vom 23. November 2007, regelt die Deckungsvorsorge fr Anlagen und Ttigkeiten, bei denen eine atomrechtliche Haftung nach internationalen Vertrgen oder nach dem Atomgesetz in Betracht kommt. Die Deckungsvorsorge
kann durch eine Haftpflichtversicherung oder eine Freistellungs- oder Gewhrleistungsverpflichtung eines
Dritten erbracht werden.
Atomrechtliche Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung
Die Verordnung ber den kerntechnischen Sicherheitsbeauftragten und ber die Meldung von Strfllen und
sonstigen Ereignissen (Atomrechtliche Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung AtSMV) vom 14.
Oktober 1992, zuletzt gendert durch die Verordnung vom 8. Juni 2010 regelt die Bestellung und den Aufgabenbereich des kerntechnischen Sicherheitsbeauftragten in Anlagen zur Spaltung von Kernbrennstoffen
ber einer thermischen Hchstleistung von 50 kW und enthlt die Vorschriften zur Meldung sicherheitsrelevanter Ereignisse an die Aufsichtsbehrde.
Atomrechtliche Verfahrensverordnung
Die Verordnung ber das Verfahren bei der Genehmigung von Anlagen nach 7 des Atomgesetzes (Atomrechtliche Verfahrensverordnung - AtVfV) vom 28. Februar 1977 in der Fassung der Bekanntmachung vom
3. Februar 1995, zuletzt gendert durch Artikel 4 des Gesetzes vom 9. Dezember 2006, regelt das Verfahren
bei der Erteilung einer Genehmigung, einer Teilgenehmigung oder eines Vorbescheids fr die in 7 Abs. 1
und 5 des Atomgesetzes genannten Anlagen. Die AtVfV regelt insbesondere die Beteiligung Dritter und den
Errterungstermin.
Atomrechtliche Zuverlssigkeitsberprfungs-Verordnung
Verordnung fr die berprfung der Zuverlssigkeit zum Schutz gegen Entwendung oder erhebliche Freisetzung radioaktiver Stoffe vom 1. Juli 1999, zuletzt gendert durch Artikel 1 der Verordnung vom 22. Juni
2010. Diese Verordnung regelt die Verfahren und Zustndigkeiten fr die berprfung der nach dem Atomgesetz geforderten Zuverlssigkeit von Personen zum Schutz gegen Entwendung oder erhebliche Freisetzung radioaktiver Stoffe.
Atomuhr
Gert, das sich der Atomkern- oder Moleklschwingungen zur Messung von Zeitintervallen bedient. Diese
Schwingungen sind uerst zeitkonstant.
AtKostV
Kostenverordnung

13

AtSMV
Atomrechtliche Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung.
AtVfV
Atomrechtliche Verfahrensverordnung.
Aufbaufaktor
Dosisaufbaufaktor.
Auflser
Technische Einrichtung in einer Wiederaufarbeitungsanlage fr das Auflsen des Kernbrennstoffes in Sure.
PUREX-Verfahren.
Aufpunkt
Der von meteorologischen Daten abhngige geographische Punkt des Niederganges der Abluftfahne aus
einem Kamin auf den Erdboden. Der Aufpunkt ist fr die Ermittlung der Strahlenexposition ber den Abluftpfad von Bedeutung.
Aufzeichnungschwelle
Wert der quivalentdosis oder der Aktivittszufuhr, bei dessen berschreitung das Ergebnis der Messung
aufgezeichnet und aufbewahrt werden muss.
Ausbreitungsrechnungen
Rechenverfahren zur Ermittlung der Auswirkungen infolge der Abgabe von Radioaktivitt mit der Abluft aus
Kernkraftwerken. Bei diesen Berechnungen werden die meteorologischen Verhltnisse im Standortgebiet
bercksichtigt. Ziel der Ausbreitungsrechnungen ist es, die Strahlenexposition des Menschen durch die Emission radioaktiver Stoffe mit der Abluft zu berechnen. Abluftpfad.
Ausgangsmaterial
Begriff aus dem Bereich der Kernmaterialberwachung; Ausgangsmaterial umfasst Uran, welches das in der
Natur vorkommende lsotopengemisch enthlt, Uran, dessen Gehalt an U-235 unter dem natrlichen Gehalt
liegt und Thorium.
Auslaugbestndigkeit
Widerstandsfhigkeit gegen Auslaugen in Flssigkeiten.
Auslaugrate
Ma fr das Auslaugverhalten von Festkrpern in Flssigkeiten. Beispielsweise gilt fr verfestigte radioaktive
Abflle in siedendem destilliertem Wasser:
zementierte Abflle 10-2 bis 10-3 g/cm Tag,
verglaste Abflle 10-5 bis 10-7 g/cm Tag.
Auslegungsstrfall

14

Auslegungsstrflle - Leitungsbrche, Komponentenversagen - mssen durch die Sicherheitseinrichtungen


so beherrscht werden, dass die Auswirkungen in der Umgebung unter den vorgegebenen Planungswerten
der Strahlenschutzverordnung bleiben, also die effektive Dosis weniger als 50 mSv betrgt. GAU.
Ausnutzungsdauer
Die Ausnutzungsdauer eines Kraftwerkes ist gleich dem Quotienten aus der Gesamtarbeit in einer Zeitspanne und der Engpassleistung der Anlage. Die Ausnutzungsdauer verschiedener Kraftwerksarten in
Deutschland im Jahre 2009 betrug (Quelle: BDEW; angegeben in Volllaststunden pro Jahr):
-

Photovoltaik
Pumpspeicherwasser
Wind
Minerall
Erdgas
Lauf- und Speicherwasser
Steinkohle
Biomasse
Braunkohle
Kernenergie

890 h/a
950 h/a
1 520 h/a
1 870 h/a
3 150 h/a
3 530 h/a
3 580 h/a
5 000 h/a
6 610 h/a
7 710 h/a

Autoradiographie
Fotografische Aufzeichnung der Verteilung eines radioaktiven Stoffes in einer Substanz durch die von diesem Stoff emittierte Strahlung.
Autoradiolyse
Dissoziation von Moleklen durch ionisierende Strahlung, die von radioaktiven Stoffen stammt, die in der
Substanz oder im Substanzgemisch selbst enthalten sind. Beispiel: Autoradiolytische Dissoziation im flssigen hochradioaktiven Abfall.
AVM-Verfahren
Franzsisches Verglasungsverfahren von flssigem hochradioaktivem Abfall. Von 1978 bis 1999 war eine
Anlage in Marcoule/Frankreich in Betrieb. In der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague wird dieses Verfahren im industriellen Mastab genutzt. Verglasung.
AVR
Atomversuchskernkraftwerk, Jlich; Hochtemperaturreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von 15 MW.
Baubeginn am 1.8.1961, nukleare Inbetriebnahme am 26.8.1966, Leistungsbetrieb ab 19.5.1969, am
31.12.1988 endgltig auer Betrieb genommen. Die kumulierte Stromerzeugung betrug 1,5 Milliarden Kilowattstunden. Der Reaktor wurde nach dem von Prof. Schulten entwickelten Konzept eines Kugelhaufenreaktors errichtet. Mit dem AVR wurden vor allem Betriebserfahrungen fr die Entwicklung von Hochtemperaturreaktoren gesammelt. Mit der Stilllegung wurde am 9.3.1994 begonnen.
AVV Strahlenpass
Die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zu 40 Abs. 2, 95 Abs. 3 Strahlenschutzverordnung und 35 Abs. 2
Rntgenverordnung (AVV Strahlenpass) vom 20. Juli 2004 legt Form und Inhalt des Strahlenpasses fr
beruflich strahlenexponierte Personen und die Anforderungen an die Registrierung und das Fhren eines
Strahlenpasses fest.

15

B
Barn
In der Kernphysik benutzte Einheit zur Angabe von Wirkungsquerschnitten von Teilchen fr eine bestimmte Reaktion, Kurzzeichen: b. Ein Barn ist gleich 10-28 m; das ist etwa die Querschnittsflche eines Atomkernes.
Barriere
Der sichere Einschluss des radioaktiven lnventars einer kerntechnischen Anlage erfolgt nach dem Mehrfachbarrierenprinzip, d. h. zur Freisetzung radioaktiver Stoffe mssen diese mehrere verschiedene, hintereinander geschaltete Barrieren passieren. Barrieren eines Kernreaktors:
Rckhaltung der Spaltprodukte im Kernbrennstoff selbst,
Einschluss des Kernbrennstoffes in Hllrohren,
Einschluss der Brennelemente im Reaktordruckbehlter und Primrkhlkreislauf,
gasdichter Sicherheitsbehlter um den Reaktordruckbehlter.
Baryon
Elementarteilchen mit der Baryonenzahl 1, das sind: Neutron, Proton, Hyperon. Der Name ( (barys),
griechisch fr schwer) leitet sich von der verhltnismig groen Masse dieser Teilchen gegenber anderen Elementarteilchen (Leptonen, Mesonen) ab. Elementarteilchen.
Becquerel
Einheit der Aktivitt eines Radionuklids, benannt nach dem Entdecker der Radioaktivitt Henri Becquerel.
Das Einheitenkurzzeichen ist Bq. Die Aktivitt betrgt 1 Becquerel, wenn von der vorliegenden Menge eines
Radionuklids 1 Atomkern pro Sekunde zerfllt. Die Einheit Becquerel ersetzt die frher gebruchliche Einheit
Curie. Curie.
BEIR
Committee on the Biological Effects of lonizing Radiation; ein Komitee des National Research Council der
USA, das eine Berichtsreihe zur Information der US-Regierung ber die Wirkungen ionisierender Strahlen
herausgibt.
1972 BEIR I: The Effects on Populations of Exposure to Low Levels of Ionizing Radiation
1977 BEIR II: Considerations on Health-Benefit-Cost Analysis for Activities Involving Ionizing Radiation
Exposure and Alternatives
1980, BEIR III: The Effects on Populations of Exposure to Low Levels of Ionizing Radiation
1988 BEIR IV: Health Risks of Radon and Other Internally Deposited Alpha-Emitters
1990 BEIR V: Health Effects of Exposure to Low Levels of Ionizing Radiation
1999 BEIR VI: The Health Effects of Exposure to Radon
2006 BEIR VII, Phase 2: Health Risks from Exposure to Low Levels of Ionizing Radiation
BER II
Forschungsreaktor des Helmholtz-Zentrum Berlin. BER II ist ein Schwimmbadreaktor mit einer thermischen
Leistung von 15 MW, Inbetriebnahme am 9.12.1973.
Berstschutz
Nicht realisiertes Baukonzept, um durch Umgeben des Reaktordruckbehlters mit einem Stahlbetonmantel
ein Bersten des Druckbehlters zu verhindern. Der Nachteil eines Berstschutzes liegt darin, dass Wiederholungsprfungen des Druckbehlters (z. B. durch Ultraschallmemethoden) praktisch unmglich werden.
beruflich strahlenexponierte Person
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Beruflich strahlenexponierte Personen sind entsprechend den Bestimmungen der Rntgenverordnung und
der Strahlenschutzverordnung Personen, die bei ihrer Berufsausbung oder bei ihrer Berufsausbildung einer
Strahlenexposition ausgesetzt sind und in die Kategorie A oder B zugeordnet sind und somit im Kalenderjahr
eine effektive Dosis (Dosis, effektive) von mehr als 1 Millisievert (mSv) oder eine Organdosis von mehr als
15 mSv fr die Augenlinse oder mehr als 50 mSv fr die Haut oder Hnde und Fe erhalten knnen. Personen, die infolge ihrer Beschftigung einer erhhten natrlichen Strahlenexposition ausgesetzt sind, zhlen
dann zu den beruflich strahlenexponierten Personen, wenn eine Abschtzung ergeben hat, dass die effektive Dosis im Kalenderjahr 6 mSv berschreiten kann. Abweichend hiervon gilt das fliegende Personal (in
Flugzeugen, fr Raumfahrzeuge gibt es keine Regelungen in der Strahlenschutzverordnung) als beruflich
strahlenexponierte Person, wenn die effektive Dosis im Kalenderjahr 1 mSv berschreiten kann. Im Jahr
2011 betrug die mittlere effektive Dosis aller berwachten Personen 0,31 mSv, Strahlenexposition, berufliche.
beschichtete Partikel
Brennstoffkrnchen aus hochangereichertem UO2 oder aus Mischungen von UO2 und ThO2, die mit einer
praktisch gasdichten Hlle aus pyrolytisch abgeschiedenem Kohlenstoff umgeben sind. In einer Graphitmatrix werden sie als Brennelemente in Hochtemperaturreaktoren eingesetzt.
Beschleuniger
Gert zur Beschleunigung elektrisch geladener Teilchen auf hohe Energien. Zu den Beschleunigern zhlen
z. B: Betatron, Linearbeschleuniger, Synchrotron, Synchrozyklotron, Van-de-Graaff-Generator
und Zyklotron.
bestimmungsgemer Betrieb
Von der zustndigen Behrde genehmigter Betrieb einer Anlage gem ihrer Auslegung. Zum bestimmungsgemen Betrieb gehren:
Normalbetrieb: Betriebsvorgnge, fr die die Anlage bei funktionsfhigem Zustand der Systeme bestimmt und geeignet ist.
Anomaler Betrieb: Betriebsvorgnge, die bei Fehlfunktion von Anlagenteilen oder Systemen ablaufen,
soweit hierbei sicherheitstechnische Grnde einer Fortfhrung des Betriebes nicht entgegenstehen.
Instandhaltungsvorgnge.
Beta-Minus-Zerfall
Radioaktive Umwandlung unter Emission eines negativen Elektrons (--Teilchen).

Beta-Minus-Zerfall (Beta--Zerfall, --Zerfall). Zerfall von Cs-137 in


Ba-137 unter Aussendung eines Elektrons (Beta--Teilchen, --Teilchen)
Beta-Plus-Zerfall
Radioaktive Umwandlung unter Emission eines Positrons (+-Teilchen), z. B. Zerfall von Na-22 in Ne-22.

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Beta-Plus-Zerfall (Beta+-Zerfall, +-Zerfall); Zerfall von Na-22 in Ne-22


unter Aussendung eines Positrons (Beta+-Teilchen, +-Teilchen)
Betastrahlung
Betastrahlung bezeichnet die Emission von Elektronen oder Positronen beim radioaktiven Zerfall. Betastrahlen haben ein Energiekontinuum, angegeben wird jeweils die maximale Energie Emax, diese betrgt z. B.
beim P-32-Zerfall 1,7 MeV. Betastrahlen werden bereits durch geringe Schichtdicken (z. B. 2 cm Kunststoff
oder 1 cm Aluminium) absorbiert.

Energieverteilung der beim --Zerfall des P-32 emittierten Elektronen (--Teilchen)


Betateilchen
Elektron mit positiver oder negativer Ladung, das von einem Atomkern oder Elementarteilchen beim Betazerfall ausgesandt wird. Entsprechend der Ladung des emittierten Elektrons spricht man auch von BetaPlus-Strahlung (+-Strahlung) und Beta-Minus-Strahlung (--Strahlung).
Betatron
Gert zur Beschleunigung von Elektronen auf Energien bis zu einigen zehn MeV. Die Elektronen laufen in
einer ringfrmigen Vakuumrhre um und werden durch eine Magnetfeldanordnung auf dieser Bahn gehalten.
Die Beschleunigung erfolgt durch elektromagnetische Induktion (Transformatorprinzip).
Betazerfall
Radioaktive Umwandlung unter Emission eines Betateilchens. Beim Betazerfall ist die Massenzahl des
Ausgangsnuklids und des neu entstandenen Nuklids gleich, die Ordnungszahl ndert sich um eine Einheit;
und zwar wird die Ordnungszahl beim Betazerfall unter Aussendung eines Positrons - Beta-Plus-Zerfall um eine Einheit kleiner und beim Betazerfall unter Aussendung eines negativen Elektrons - Beta-MinusZerfall - um eine Einheit grer.

18

Betriebserfahrungen mit Kernkraftwerken


Am 1.7.2013 waren in 31 Lndern 434 Kernkraftwerksblcke mit einer installierten elektrischen Nettoleistung
von rund 371 GW in Betrieb. Die kumulierte Betriebserfahrung bis Mrz 2013 betrug rund 15 150 Jahre. Die
weltweite Stromerzeugung aus Kernenergie betrug im Jahre 2012 netto rund 2 518 Milliarden kWh. Insgesamt wurden bis Ende 2012 weltweit netto72 106 TWh (rund 72 Billionen kWh) elektrische Energie aus
Kernkraft gewonnen. Das entspricht einem Einsatz von mehr als 30 000 Millionen Tonnen Steinkohle in Kohlekraftwerken. Kernkraftwerke, weltweit.
Betriebshandbuch
Alle zum Betrieb und zur Instandhaltung einer verfahrenstechnischen Anlage notwendigen Anweisungen
werden in einem Betriebshandbuch erfasst. Es enthlt Hinweise zur Organisation des Betriebes sowie Anweisungen fr das Verhalten des Anlagenpersonals bei Betriebsstrungen, Strfllen und anderen Vorkommnissen.
Bewertungsskala
INES, Strfallkategorien.
BfS
Bundesamt fr Strahlenschutz.
Biblis A
Kernkraftwerk Biblis Block A in Biblis, Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von
1 225 MW, Baubeginn am 1.1.1970, nukleare Inbetriebnahme am 16.4.1974, Beginn des kommerziellen
Leistungsbetriebs am 26.2.1975. Am 18.3.2011 abgeschaltet, Betriebsgenehmigung am 6.8.2011 ausgelaufen, Antrag auf Stilllegung vom 6.8.2012. Kumulierte Bruttostromerzeugung 248 Milliarden Kilowattstunden.
Biblis B
Kernkraftwerk Biblis Block B in Biblis, Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von
1 300 MW, Baubeginn am 1.2.1972, nukleare Inbetriebnahme am 25.3.1976. Beginn des kommerziellen
Leistungsbetriebs am 31.1.1977. Am 18.3.2011 abgeschaltet, Betriebsgenehmigung am 6.8.2011 ausgelaufen, Antrag auf Stilllegung vom 6.8.2012. Kumulierte Bruttostromerzeugung 264,3 Milliarden Kilowattstunden.
Bilanzierung
Wichtigste Methode der Kernmaterialberwachung einer kerntechnischen Anlage. Ziel der Bilanzierung
(Buchfhrung) ist die quantitative Bestimmung des Kernmaterials zur Aufdeckung von Fehlbestnden (unerlaubten Abzweigungen). Eine Bilanzierung bezieht sich auf einen definierten, begrenzten, umschlossenen
Raum, dessen Inhalt sich aus der Differenz aller fortlaufend gemessenen Kernmaterialzu- und -abgnge
ergibt. Am Ende eines Bilanzierungszeitraumes wird durch unabhngige direkte Messung das Anlageninventar ermittelt. MUF.
Bindungsenergie
Mit Bindungsenergie wird die erforderliche Energie bezeichnet, um aneinander gebundene Teilchen (unendlich weit) zu trennen. Eine Energie gleicher Gre wird freigesetzt, wenn sich aus Einzelteilchen ein gebundenes Teilchen bildet. Im Falle eines Atomkernes sind diese Teilchen Protonen und Neutronen, die infolge
der Kernbindungsenergie zusammengehalten werden. Neutronen- und Protonenbindungsenergien sind die
Energien, die erforderlich sind, um ein Neutron bzw. ein Proton aus einem Kern zu entfernen. Elektronenbindungsenergie ist die Energie, die bentigt wird, um ein Elektron vollstndig aus einem Atom oder einem
Molekl zu entfernen. Die Bindungsenergie der Nukleonen in einem Atomkern betrgt fr die meisten Atomkerne rund 8 MeV je Nukleon.
19

Abhngigkeit der Kernbindungsenergie pro Nukleon von der Massenzahl


Bei den schwersten Atomkernen, wie z. B. Uran, ist die Bindungsenergie je Nukleon deutlich kleiner als bei
Atomkernen mit mittleren Massenzahlen. Bei der Spaltung eines Uranatomkerns in zwei Atomkerne mit mittlerer Massenzahl wird daher die Bindungsenergie insgesamt grer, was zur Folge hat, dass Energie nach
auen abgegeben wird (Kernspaltung). Bei den leichten Atomkernen ist die Bindungsenergie der Atomkerne der Wasserstoffisotope Deuterium und Tritium deutlich geringer als die des Heliumkerns He-4. Die
Verschmelzung von Deuterium und Tritium zu Helium ist daher ebenfalls mit einer Energiefreisetzung verbunden (Fusion).
Biosphre
Lebensbereich aller Organismen der Erde; sie ist in der festen Erde mit Ausnahme fr Bakterien wenige
Meter tief, in der Luft mehrere Kilometer hoch und im Wasser bis zur grten Tiefe reichend.
Blasenkammer
Vorrichtung zum Nachweis und zur Messung von Kernstrahlung. In einer berhitzten Flssigkeit (meist flssigem Wasserstoff) erzeugen geladene Teilchen lngs ihrer Bahn eine Spur winziger Dampfblasen, die fotografiert und dann ausgewertet werden kann.
BMU
Bundesministerium fr Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.
Bodenstrahlung
terrestrische Strahlung; daneben auch die Gammastrahlung, die von Ablagerungen radioaktiver Stoffe auf
dem Erdboden infolge der Ableitung mit der Abluft aus kerntechnischen Anlagen ausgeht.
Bodenwanne
Auffangwannen, in denen flssigkeitsfhrende Apparate und Behlter stehen, zur gezielten Aufnahme eventuell auslaufender Prozessflssigkeiten zur Verhinderung der Ausbreitung dieser Flssigkeiten in der Anlage.
Body Counter
Ganzkrperzhler.
Borosilikatglas

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Glassorte mit hoher Auslaugbestndigkeit, geeignet zur Verfestigung des flssigen hochradioaktiven Abfalls aus der Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen. Verglasung.
Borzhler
Detektor, z. B. ein Proportionalzhlrohr, der gasfrmiges BF3 enthlt, zum Nachweis langsamer Neutronen.
Dabei dient das bei der Kernreaktion des Neutrons mit B-10 entstehende Alphateilchen zum Neutronennachweis.

Nachweis von Neutronen durch das bei der Kernreaktion an B-10 entstehende Alphateilchen
Bq
Kurzzeichen fr Becquerel, dem Namen fr die Einheit der Aktivitt.
Bremsstrahlung
Elektromagnetische Strahlung, die entsteht, wenn elektrisch geladene Teilchen beschleunigt oder abgebremst werden. Das Spektrum der emittierten Strahlung reicht von einer Maximalenergie, die durch die kinetische Energie des erzeugenden Teilchens gegeben ist, bis herab zur Energie Null. Bremsstrahlung tritt erst
dann merklich auf, wenn die Energie des Teilchens vergleichbar mit seiner Ruheenergie ist. Das ist meist
nur fr Elektronen erfllt (Ruheenergie des Elektrons 511 keV).

Erzeugung von Bremsstrahlung bei der Abbremsung eines


Elektrons bei der Wechselwirkung mit einem Atom
Brennelement
Aus einer Vielzahl von Brennstben montierte Anordnung, in der der Kernbrennstoff in den Kernreaktor
eingesetzt wird. Ein Brennelement eines Druckwasserreaktors enthlt rund 530 kg, das eines Siedewasser21

reaktors rund 190 kg Uran. Im Druckwasserreaktor des Kernkraftwerks Emsland sind 193, im Siedewasserreaktor des Kernkraftwerks Gundremmingen Block C 784 Brennelemente eingesetzt.
Brennelement, abgebranntes
Brennelement nach seinem Einsatz im Reaktor; auch ausgedientes oder bestrahltes Brennelement genannt.
Brennelement-Zwischenlager
Lagergebude zur zeitlich begrenzten Lagerung abgebrannter Brennelemente fr den Zeitraum zwischen
Entladung aus dem Kernkraftwerk und der Endlagerung. Die Lagerung erfolgt in speziellen fr Transport und
Lagerung entwickelten Gusseisen-Behltern, insbesondere in sogenannten Castor-Behltern, die alle Sicherheitsfunktionen wie Strahlenabschirmung, Rckhaltung radioaktiver Stoffe, mechanische Integritt auch
bei Erdbeben und Flugzeugabsturz erfllen. Die Lagerung dieser Behlter erfolgt in Lagerhallen konventioneller Bauweise. Die Khlung der Behlter im Zwischenlager geschieht durch vorbeistreichende Luft in Naturkonvektion.
In Deutschland bestehen zentrale Zwischenlager fr abgebrannte Brennelemente in Ahaus (NordrheinWestfalen) mit einer Lagerkapazitt von 3 960 t abgebrannten Kernbrennstoffs, in Gorleben (Niedersachsen)
mit einer Lagerkapazitt von 3 800 t und in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) mit einer Lagerkapazitt von
585 t.
Dezentrale Zwischenlager wurden im Zuge der Novellierung des Atomgesetzes zur Verringerung der Anzahl
von Radioaktivittstransporten an den jeweiligen Standort der Kernkraftwerke fr deren eigenen Lagerbedarf
an abgebrannten Brennelementen errichtet.
Brennstab
Geometrische Form, in der Kernbrennstoff, ummantelt mit Hllmaterial, in einen Reaktor eingesetzt wird.
Meistens werden mehrere Brennstbe zu einem Brennelement zusammengefasst. Beim Kernkraftwerk
Krmmel mit einem Siedewasserreaktor bilden 72 Brennstbe ein Brennelement, beim Druckwasserreaktor
des Kernkraftwerks Emsland sind 300 Brennstbe zu einem Brennelement zusammengefasst.

Brennstab
Brennstoff
Kernbrennstoff.
Brennstoff, keramischer
Hochtemperaturbestndiger Kernbrennstoff in keramischer Form, z. B. Oxide, Karbide, Nitride.
22

Brennstoffhlle
Den Kernbrennstoff unmittelbar umschlieende dichte Umhllung, die diesen gegen eine chemisch aktive
Umgebung (Khlwasser) schtzt und den Austritt von Spaltprodukten in das Khlwasser verhindert.
Brennstoffkreislauf
Kernbrennstoffkreislauf.
Brennstoffvergleich
Bei vollstndiger Verbrennung bzw. Spaltung lassen sich aus 1 kg Steinkohle ca. 8 kWh, aus 1 kg Erdl ca.
12 kWh und aus 1 kg Uran-235 rund 24 000 000 kWh Wrme gewinnen. Bezogen auf ein Kilogramm ist im
Uran-235 das zwei- bis dreimillionenfache Energiequivalent gegenber l bzw. Kohle enthalten. In der
Grafik ist ablesbar, wie viel Steinkohle, l oder Natururan fr eine bestimmte Strommenge erforderlich sind.
So entspricht 1 kg Natururan - nach entsprechender Anreicherung eingesetzt fr die Stromerzeugung in
Leichtwasserreaktoren - knapp 10 000 kg Erdl oder 14 000 kg Steinkohle und ermglicht die Erzeugung
von 45 000 kWh Strom.

Vergleich der Einsatzmengen verschiedener Primrenergietrger zur Erzeugung einer bestimmten Strommenge
Brten
Umwandlung von nicht spaltbarem in spaltbares Material, z. B. Uran-238 in Plutonium-239 oder Thorium-232
in Uran-233. Durch Neutronenbestrahlung in einem Reaktor entsteht z. B. aus Uran-238 durch Einfang eines
Neutrons Uran-239, das sich ber zwei aufeinanderfolgende Betazerflle in Plutonium-239 umwandelt.

23

Brutprozess: Entstehen von Pu-239


aus U-238

Brutprozess: Entstehen von U-233


aus Th-232

Brutfaktor
Brutverhltnis.
Brutgewinn
berschuss der in einem Reaktor gewonnenen Spaltstoffmenge ber die verbrauchte Spaltstoffmenge, bezogen auf die verbrauchte Menge. Der Brutgewinn ist gleich dem Brutverhltnis minus 1.
Brutmantel
Eine Schicht aus Brutstoff rings um den Kern in einem Reaktor.
Brutprozess
Der Vorgang zur Umwandlung von nicht spaltbarem Material in spaltbares Material. Brutstoff.
Brutreaktor
Ein Reaktor, der mehr Spaltstoff erzeugt als er verbraucht. Konverterreaktor, Schneller Brutreaktor.
Brutstoff

24

Nicht spaltbarer Stoff, aus dem durch Neutronenabsorption und nachfolgende Kernumwandlungen spaltbares Material entsteht. Brutstoffe sind Thorium-232, das in spaltbares Uran-233, und Uran-238, das in spaltbares Plutonium-239 umgewandelt wird.
Th-232 + n Th-233 Pa-233 U-233
U-238 + n U-239 Np-239 Pu-239.
Brutverhltnis
Das Verhltnis von gewonnenem Spaltstoff zu verbrauchtem Spaltstoff nach dem Einsatz einer Brennstoffmischung aus Spaltstoff und Brutstoff in einem Reaktor.
Brutzone
Reaktorzone, die Brutstoffe zum Zweck des Brtens enthlt.
BTU
British Thermal Unit; Wrmeenergie, die bentigt wird, um ein britisches Pfund Wasser um 1 Grad Fahrenheit zu erwrmen; 1 BTU 252 cal 1055 J.
BWR
Boiling Water Reactor; Siedewasserreaktor.

25

C
C-14
Kohlenstoff-14
Calder Hall
Erstes kommerzielles Kernkraftwerk der Welt, Standort Seascale, England. Die Kernkraftwerksanlage Calder
Hall besteht aus vier Gas-Graphit-Reaktoren mit einer elektrischen Leistung von jeweils 55 MW. Der erste
Block wurde am 27.8.1956 in Betrieb genommen. Ende Mrz 2003 wurde der Betrieb aus wirtschaftlichen
Grnden eingestellt.
CANDU
Kanadischer, schwerwassermoderierter Druckrhren-Natururanreaktor. Der Name setzt sich zusammen aus:
CAN aus Canada, D aus dem fachsprachlichen Namen Deuteriumoxid fr Schwerwasser und U aus
dem Brennstoff Uran.
Castor
Cask for storage and transport of radioactive material. Behltertyp fr den Transport und die Zwischenlagerung von abgebrannten Brennelementen und verglastem hochradioaktivem Abfall. Fr alle CASTOR-Typen
gilt dieselbe Grundkonzeption. Der Transportbehlter ist ein dickwandiger (ca. 450 mm) Krper aus Gusseisen mit Kugelgraphit. Dieses Material zeichnet sich durch besonders hohe Festigkeit und Zhigkeit aus. In
der Wandung des Gusskrpers befinden sich durchgehende axiale Bohrungen, die mit Kunststoffstben
gefllt sind. Diese Kunststoffeinlagen dienen der Neutronenabschirmung. Auch im Boden- und Deckelbereich befinden sich solche Einlagen. Der Behlter ist durch ein Mehrfachdeckelsystem verschlossen. Die
Sicherheit der Brennelementbehlter vom Typ CASTOR wurde durch folgende Prfungen nachgewiesen:
- Fall aus 9 m Hhe auf ein praktisch unnachgiebiges Fundament (Betonsockel von 1 000 t, abgedeckt mit
einer 35 t schweren Stahlplatte. Bei Fallversuchen aus 9 m Hhe auf das praktisch unnachgiebige Beton-Stahl-Fundament werden die Behlter Belastungen ausgesetzt, die in der Praxis bei Transporten
uerst unwahrscheinlich sind. Damit sind die Tests reprsentativ fr einen Fall aus weit grerer Hhe
auf einen realen Untergrund, z. B. auf Strae oder Erdreich, und fr Belastungen bei Verkehrsunfllen.
- Feuertests bei einer Temperatur von mehr als 800 C ber die Zeit von einer halben Stunde,
- Simulation des Aufpralls eines Flugzeuges durch den Beschuss mit einem Flugkrper von ca. 1 t Gewicht mit nahezu Schallgeschwindigkeit.
CEA
Commissariat lnergie atomique et aux nergies alternatives, franzsische staatliche Forschungseinrichtung, die wichtigsten Forschungszentren befinden sich in Grenoble, Cadarache und Saclay.
erenkov-Strahlung
Licht mit Intensittsmaximum im blauen Spektralbereich, das entsteht, wenn geladene Teilchen sich in einem lichtdurchlssigen Medium mit einer Geschwindigkeit v bewegen, die grer ist als die Lichtgeschwindigkeit in diesem Material (v > c0/n, c0 = Lichtgeschwindigkeit im Vakuum, n = Brechungsindex). Die Schwellenenergie fr das Auftreten von erenkov-Strahlung betrgt bei Elektronenstrahlung in Wasser (n = 1,33)
260 keV.
Chromatographie
Verfahren zur Abtrennung von Substanzen aus Substanzgemischen, bei der die zwischen einer stationren
Phase und einer mobilen Phase (Laufmittel) auftretenden Verteilungsvorgnge trennend wirken. Je nach
Anordnung der stationren Phase unterscheidet man Sulen-, Papier- und Dnnschichtchromatographie.
Ci
26

Einheitenkurzzeichen fr Curie.
COGEMA
Compagnie Gnrale des Matires Nuclaires; frherer Namen des Betreibers der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague, jetzt Teil des Areva-Konzerns.
Compton-Effekt
Wechselwirkungseffekt von Rntgen- und Gammastrahlung mit Materie. Compton-Effekt ist die elastische
Streuung eines Quants mit einem freien oder quasi-freien Elektron aus der Elektronenhlle eines Atoms. Ein
Teil der Energie und des Impulses des Quants wird auf das Elektron bertragen, der Rest bleibt bei dem
gestreuten Quant.

Compton-Effekt, Wechselwirkung eines Gammaquants mit einem Hllelektron


Containment
Sicherheitsbehlter eines Reaktors.
Core
Spaltzone eines Kernreaktors.
Corecatcher
Kernschmelzrckhalteeinrichtung, Kernschmelze.
CP-1
Chicago Pile No. 1, erster Kernreaktor (Oklo). Die erste sich selbst erhaltende Kettenreaktion gelang einer
Wissenschaftlergruppe unter Leitung von Enrico Fermi am 2. Dezember 1942 in Chicago, IL, USA. Als
Brennstoff diente Natururan, als Moderator Graphit. Eine besondere Khlung war wegen der geringen Leistung des Reaktors nicht erforderlich.

27

CP-1 whrend des kritischen Experiments zur ersten sich selbst erhaltenden Kettenreaktion am 2.12.1942
(Argonne National Laboratory)
Curie
Name fr die frhere Einheit der Aktivitt. Die Aktivitt von 1 Curie, Einheitenkurzzeichen Ci, liegt vor, wenn
von einem Radionuklid 3,71010 (37 Milliarden) Atome je Sekunde zerfallen. Die Aktivittseinheit Curie wurde
ersetzt durch die Einheit Becquerel. 1 Curie = 3,71010 Becquerel.

28

D
Dampfblasenkoeffizient
Die Reaktivitt eines Reaktors - ein Ma fr das Abweichen der Kettenreaktionsrate vom stabilen Gleichgewichtszustand - ist von einer Reihe von Betriebsparametern abhngig, in einem Siedewasserreaktor u. a.
vom Dampfblasenanteil im Khlmittel in der Kernzone. Ein negativer Dampfblasenkoeffizient bewirkt, dass
bei einem Ansteigen der Kettenreaktionsrate und dem damit verbundenen Leistungs- und Temperaturanstieg die Leistung durch den sich vergrernden Dampfblasenanteil automatisch begrenzt wird und wieder
zurckgeht. Im deutschen Genehmigungsverfahren muss nachgewiesen werden, dass der Dampfblasenkoeffizient immer negativ ist. Beim russischen RBMK-Reaktortyp ist der Dampfblasenkoeffizient bei bestimmten Betriebszustnden positiv. Eine Leistungs- und Temperatursteigerung bewirkt dann eine immer schneller
zunehmende Kettenreaktionsrate, die weitere Leistungs- und Temperaturerhhungen zur Folge hat, wenn
sie nicht durch andere Manahmen begrenzt werden kann. Dieser Effekt war eine der physikalischen Ursachen fr den Reaktorunfall in Tschernobyl.

Verlauf der Reaktorleistung unter bestimmten Umstnden bei


positivem und negativem Dampfblasenkoeffizienten
DAtF
Deutsches Atomforum e. V.
Datierung, radioaktive
Verfahren zur Messung des Alters eines Gegenstandes durch Bestimmung des Verhltnisses verschiedener
darin enthaltener Radionuklide zu stabilen Nukliden. So kann man z. B. aus dem Verhltnis von Kohlenstoff-14 zu Kohlenstoff-12 das Alter von Knochen, Holz und anderen archologischen Proben ermitteln.
DBE
Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern fr Abfallstoffe mbH, Peine.
Deckungsvorsorge

29

Die Verwaltungsbehrde hat fr Anlagen und Ttigkeiten, bei denen eine atomrechtliche Haftung nach internationalen Verpflichtungen oder nach dem Atomgesetz in Betracht kommt, die Hhe der Vorsorge - Deckungsvorsorge - fr die Erfllung gesetzlicher Schadensersatzverpflichtungen festzulegen, die der Antragsteller zu treffen hat. Die Deckungsvorsorge kann durch eine Versicherung oder durch eine Freistellungs- oder Gewhrleistungsverpflichtung eines Dritten erbracht werden. Die Regeldeckungssumme betrgt
bei Reaktoren mit einer elektrischen Leistung von 1 300 MW 2,5 Milliarden Euro. Unbeschadet der Festsetzung dieser Deckungsvorsorge haftet der Inhaber der Anlage aber unbegrenzt. Einzelheiten regelt die Atomrechtliche Deckungsvorsorge-Verordnung.
Dekontamination
Beseitigung oder Verringerung einer radioaktiven Kontamination mittels chemischer oder physikalischer
Verfahren, z. B. durch Abwaschen oder Reinigung mit Chemikalien. Dekontamination von Luft und Wasser
erfolgt durch Filtern bzw. Verdampfen und Ausfllen.
Dekontaminationsfaktor
Verhltnis der Aktivitt vor und nach der Dekontamination von radioaktiv verunreinigten Gegenstnden, Abwssern, Luft usw.
deterministische Strahlenwirkung
Wirkung ionisierender Strahlung, die zu einem Funktionsverlust des bestrahlten Organs oder Gewebes fhrt,
wenn durch die Strahlung gengend Zellen gettet oder an der Vermehrung und der normalen Funktion
gehindert werden. Dieser Organfunktionsverlust wird um so schwerwiegender, je grer die Anzahl der betroffenen Zellen ist. Da viele Organe und Gewebe bei einer geringen Verminderung der Zahl der funktionsfhigen Zellen in ihrer Funktion nicht beeintrchtigt werden, besteht fr deterministische Strahlenwirkungen
eine Schwellendosis, die berschritten sein muss, damit eine Wirkung eintritt. Bei Strahlendosen oberhalb
dieser Schwelle steigt der Schweregrad der Erkrankung steil an. Zu den deterministischen Wirkungen ionisierender Strahlung gehren z. B. Hautrtung (Dosisschwelle 3 bis 5 Gray), Trbungen der Augenlinse (Dosisschwelle 0,5 Gray), bleibende Sterilitt (Dosisschwelle 2,5 bis 6 Gray).
Deuterium
Wasserstoffisotop, dessen Kern ein Neutron und ein Proton enthlt und infolgedessen etwa doppelt so
schwer ist wie der Kern des normalen Wasserstoffes, der nur ein Proton enthlt. Man bezeichnet es daher
auch als schweren Wasserstoff. Deuterium kommt in der Natur vor. Auf 6 500 normale Wasserstoffatome
entfllt ein Deuteriumatom. Schweres Wasser.
Deuteron
Kern des Deuteriums. Er besteht aus einem Proton und einem Neutron.
Deutsches Atomforum
Das Deutsche Atomforum (DAtF) wurde im Jahr 1959 gegrndet. Die Mitglieder des gemeinntzigen Vereins
sind Unternehmen aus Industrie und Wirtschaft, Forschungseinrichtungen, Organisationen und Einzelpersonen. Zweck des Vereins ist es, die friedliche Nutzung der Kernenergie in Forschung und Anwendung zu
frdern und die ffentlichkeit auf dem Gebiet der friedlichen Kernenergienutzung zu informieren. Anschrift:
Robert-Koch-Platz 4, 10115 Berlin.
DIDO
Schwerwassermoderierter und -gekhlter Forschungsreaktor. Der Name DIDO ist von D2O, der chemischen
Formel fr schweres Wasser, abgeleitet. Ein Reaktor vom Typ DIDO war unter der Bezeichnung FRJ-2 im
Forschungszentrum Jlich vom 14.11.1962 bis zum 2.5.2006 in Betrieb. Der Antrag zur Stilllegung wurde am
27.4.2007 gestellt und am 20.9.2012 genehmigt.

30

Diffusionstrennverfahren
lsotopentrennverfahren, das die unterschiedliche Diffusionsgeschwindigkeit verschieden schwerer Atome
bzw. Molekle durch eine porse Wand zur Trennung nutzt. Der Anreicherungsgrad der leichteren Komponente nach Durchstrmen der Trennwand wird bestimmt durch die Wurzel aus dem Massenverhltnis der
Teilchen. Das Diffusionstrennverfahren wird grotechnisch zur Uranisotopentrennung genutzt. Als Prozessmedium wird UF6 benutzt. Der Trennfaktor pro Stufe betrgt nur etwa 1,002. Durch Hintereinanderschalten
in Form einer Kaskade lsst sich der Trenneffekt vervielfachen. Eine Anlage zur Uranisotopentrennung nach
diesem Verfahren wird in Pierrelatte, nrdlich von Avignon, betrieben.

Prinzip des Diffusionstrennverfahrens


Direktstrahlung
Anteil der aus einer Strahlenquelle emittierten Strahlung, die auf dem krzesten Wege, u. U. durch vorliegende Abschirmwnde geschwcht, zum betrachteten Aufpunkt gelangt. Die Direktstrahlung wird unterschieden von der Streustrahlung, die infolge Streuung an anderen Medien indirekt zum Aufpunkt gelangen
kann.
Diversitt
Auslegungsprinzip fr Sicherheitssysteme kerntechnischer Anlagen. Zur Erhhung der Ausfallsicherheit
werden Sicherheitseinrichtungen nicht nur mehrfach - d. h. redundant -, sondern auch nach physikalisch
oder technisch verschiedenartigen Funktionsprinzipien - diversitr - ausgelegt. Redundanz
Dodekan
n-Dodekan, C12H26, Schmelzpunkt -9,6 C, Siedepunkt 216,3 C, Dichte 0,7493 g/cm. Dodekan ist eine
Kohlenwasserstoffverbindung (Alkan), geeignet als Lsungsmittel zur Verdnnung des TBP bei der Extraktion von U und Pu aus bestrahltem Kernbrennstoff. PUREX-Verfahren.
Dollar
In der Reaktortechnik bei Angaben der Reaktivitt verwendeter Name. Dollar ist die auf den Anteil der
verzgerten Neutronen bezogene Einheit fr die Reaktivitt eines Reaktors.
Dopplereffekt
Vernderung der gemessenen Frequenz einer Wellenstruktur durch die Bewegung des Empfngers oder der
Wellenquelle. Der bewegte Empfnger schneidet mehr oder weniger Wellen pro Zeit, je nachdem, ob er sich
auf die Quelle der Wellen zu oder von ihr weg bewegt. Analog gilt in einem Reaktor, da Spaltungsquerschnitte von der relativen Geschwindigkeit der Neutronen und der Uranatome abhngen, dass die Schwingungen
31

der Uranatome in einem Brennelement aufgrund der steigenden Betriebstemperatur zu einem Dopplereffekt
fhren. Dieser Dopplereffekt kann die Reaktivitt des Reaktors verndern.
Dosimeter
Ein Instrument zur Messung der Personen- oder Ortsdosis (lonisationskammer, Filmdosimeter, OSLDosimeter, Phosphatglasdosimeter, Thermolumineszenzdosimeter).
Dosimetrie
Messverfahren zur Bestimmung der durch ionisierende Strahlung in Materie erzeugten Dosis.
Dosis
Ma fr eine nher anzugebende Strahlenwirkung. Die Energiedosis gibt die gesamte absorbierte Strahlungsenergie an die bestrahlte Materie an, sie wird in der Einheit Gray (Gy) angegeben. Zentrale Dosisgren im Strahlenschutz sind Organdosis und effektive Dosis. Als Sammelbegriff fr Organdosis und effektive Dosis wird der Begriff Krperdosis benutzt. Organdosis und effektive Dosis sind Schutzgren zur
Verwendung im Strahlenschutz, einschlielich der Risikoabschtzung. Sie bilden fr Energiedosen weit unterhalb der Schwellen fr deterministische Strahlenschden eine Grundlage zur Abschtzung der Wahrscheinlichkeit stochastischer Strahlenwirkungen. Die Einheit dieser Dosisgren ist das Sievert, Kurzzeichen
Sv.
Die Strahlenschutzverordnung fordert zur Ermittlung der nicht direkt messbaren Krperdosis die Messung
der Personendosis. Personendosis ist die quivalentdosis, gemessen in den Messgren der TiefenPersonendosis und der Oberflchen-Personendosis an einer fr die Strahlenexposition reprsentativen Stelle der Krperoberflche. Die Tiefen-Personendosis Hp(10) ist dabei bei einer Ganzkrperexposition mit
durchdringender Strahlung ein Schtzwert fr die effektive Dosis und die Organdosen tiefliegender Organe
und die Oberflchen-Personendosis Hp(0,07) ein Schtzwert fr die Hautdosis.
Im Folgenden ein berblick ber die im Strahlenschutz verwendeten Dosisgren. Falls die vielen Dosisbegriffe fr verwirrend gehalten werden, so mag es vielleicht ein - geringer - Trost sein, dass selbst die deutsche Strahlenschutzkommission feststellt: Die Definition der Dosis-Messgren im Strahlenschutz ist relativ
komplex und begrifflich nicht leicht zu vermitteln. (SSK-Empfehlung vom 23.5.2003).

quivalentdosis
Die quivalentdosis ist das Produkt aus der Energiedosis im ICRU-Weichteilgewebe und dem
Qualittsfaktor. Beim Vorliegen mehrerer Strahlungsarten und Strahlungsenergien ist die gesamte
quivalentdosis die Summe ihrer ermittelten Einzelbeitrge. Die Einheit der quivalentdosis ist das
Sievert. Im angelschsischen Sprachraum wird diese Gre mit "dose equivalent" bezeichnet.

effektive Dosis
Die effektive Dosis ist die geeignete Gre zur Angabe eines einheitlichen Dosiswertes bei unterschiedlicher Exposition verschiedener Krperbereiche zur Bewertung des Risikos fr Strahlensptschden. Die effektive Dosis E ist die Summe der mit den Gewebe-Wichtungsfaktoren wT multiplizierten mittleren Organdosen HT in den einzelnen Organen und Geweben des Krpers durch uere
oder innere Strahlenexposition.

E = w T HT .
T

Organ

Gewebe-Wichtungsfaktor, wT

Keimdrsen
Dickdarm
Knochenmark (rot)
Lunge
Magen
Blase
Brust
Leber

0,20
0,12
0,12
0,12
0,12
0,05
0,05
0,05
32

Organ

Gewebe-Wichtungsfaktor, wT

Schilddrse
Speiserhre

0,05
0,05

Haut
Knochenoberflche
Bauchspeicheldrse, Dnndarm,
Gebrmutter, Gehirn, Milz, Muskel,
Nebenniere, Niere, Thymusdrse

0,01
0,01
0,05

Gewebe-Wichtungsfaktoren nach Strahlenschutzverordnung

Energiedosis
Bei der Anwendung der Gre Energiedosis im praktischen Strahlenschutz wird die mittlere Energiedosis in einem Organ oder Gewebe benutzt. Die mittlere Energiedosis DT in einem Organ oder Gewebe ist gegeben durch

DT =

T
mT

Hierbei ist T die mittlere Energie, die auf das Organ oder Gewebe T bertragen wird und mT die Masse des Organs oder Gewebes. Die Einheit der Energiedosis ist Joule durch Kilogramm (J kg-1), ihr
besonderer Einheitenname ist Gray (Gy). Details Energiedosis

Folgedosis
Die Bestrahlung des Gewebes oder von Organen durch inkorporierte Radionuklide ist ber die Inkorporationszeit verteilt. Diese Zeit ist von der physikalischen Halbwertszeit und dem biokinetischen Verhalten des Radionuklids abhngig. Die Folgedosis ist das Zeitintegral der Dosisleistung in einem Gewebe oder Organ ber die Zeit. Die Organ-Folgedosis HT() bei einer Inkorporation zum Zeitpunkt t0 ist
das Zeitintegral der Organ-Dosisleistung im Gewebe oder Organ T. Wird kein Integrationszeitraum
angegeben, ist fr Erwachsene ein Zeitraum von 50 Jahren und fr Kinder ein Zeitraum vom jeweiligen Alter bis zum Alter von 70 Jahren zu Grunde zu legen:

t0 +

HT ( ) =

t0

HT ( t )dt

Oberflchen-Personendosis

Die Oberflchen-Personendosis Hp(0,07) ist die quivalentdosis in 0,07 mm Tiefe im Krper an der
Tragestelle des Personendosimeters.

Organdosis
Die Organdosis HT,R ist das Produkt aus der ber das Gewebe/Organ T gemittelten OrganEnergiedosis DT,R , die durch die Strahlung R erzeugt wird, und dem Strahlungs-Wichtungsfaktor wR.

HT,R = w R DT,R
Besteht die Strahlung aus Arten und Energien mit unterschiedlichen Werten von wR, so werden die
einzelnen Beitrge addiert. Fr die Organdosis HT gilt dann:

HT = w R DT,R
R

In sterreich und der Schweiz wird fr den Begriff "Organdosis" die Bezeichnung "quivalentdosis"
und im angelschsischen Sprachraum "equivalent dose" benutzt. Nicht zu verwechseln mit der in
Deutschland benutzten Bezeichnung "quivalentdosis" fr das Produkt aus Energiedosis und Qualittsfaktor; fr diese Gre wird im angelschsischen Sprachraum die Bezeichnung "dose equivalent"
benutzt.

Strahlenart und Energiebereich

33

StrahlungsWichtungsfaktor wR

Photonen, alle Energien


Elektronen u. Myonen, alle Energien
Neutronen
<
10 keV
10 keV
bis
100 keV
> 100 keV
bis
2 MeV
>
2 MeV
bis
20 MeV
>
20 MeV
Protonen, auer Rckstoprotonen, > 2 MeV
Alphateilchen, Spaltfragmente, schwere Kerne

1
1
5
10
20
10
5
5
20

Strahlungs-Wichtungsfaktoren nach Rntgenverordnung und Strahlenschutzverordnung

Ortsdosis
Ortsdosis ist die quivalentdosis fr Weichteilgewebe, gemessen an einem bestimmten Ort. Ortsdosis
bei durchdringender Strahlung ist die Umgebungs-quivalentdosis, Ortsdosis bei Strahlung geringer
Eindringtiefe ist die Richtungs-quivalentdosis. Die Ortsdosis ist bei durchdringender Strahlung ein
Schtzwert fr die effektive Dosis und die Organdosen tiefliegender Organe, bei Strahlung geringer
Eindringtiefe ein Schtzwert fr die Hautdosis einer Person, die sich am Messort aufhlt.

Personendosis
Die Strahlenschutzverordnung fordert zur Ermittlung der Krperdosis die Messung der Personendosis.
Personendosis ist die quivalentdosis, gemessen in den Messgren der Tiefen-Personendosis und
der Oberflchen-Personendosis an einer fr die Strahlenexposition reprsentativen Stelle der Krperoberflche. Die Tiefen-Personendosis ist bei einer Ganzkrperexposition mit durchdringender Strahlung ein Schtzwert fr die effektive Dosis und die Organdosen tiefliegender Organe und die Oberflchen-Personendosis ein Schtzwert fr die Hautdosis.

Richtungs-quivalentdosis
Die Richtungs-quivalentdosis H'(0,07, ) am interessierenden Punkt im tatschlichen Strahlungsfeld
ist die quivalentdosis, die im zugehrigen aufgeweiteten Strahlungsfeld in 0,07 mm Tiefe auf einem
in festgelegter Richtung orientierten Radius der ICRU-Kugel erzeugt wrde.

Tiefen-Personendosis
Die Tiefen-Personendosis Hp(10) ist die quivalentdosis in 10 mm Tiefe im Krper an der Tragestelle
des Personendosimeters.

Umgebungs-quivalentdosis
Die Umgebungs-quivalentdosis H*(10) am interessierenden Punkt im tatschlichen Strahlungsfeld ist
die quivalentdosis, die im zugehrigen ausgerichteten und aufgeweiteten Strahlungsfeld in 10 mm
Tiefe auf dem der Einfallsrichtung der Strahlung entgegengesetzt orientierten Radius der ICRU-Kugel
erzeugt wrde.
Dosisaufbaufaktor
Bercksichtigt bei Abschirmberechnungen den Einfluss der Streustrahlung auf die Dosis.
Dosiseffektkurve
Begriff aus der Strahlenbiologie. Bezeichnet den Zusammenhang zwischen dem prozentualen Auftreten
einer untersuchten Wirkung in Abhngigkeit von der eingestrahlten Dosis.
Dosisgrenzwert
Wert der Dosis einer ionisierenden Strahlung, der auf der Basis von Empfehlungen wissenschaftlicher Gremien vom Gesetzgeber als das Maximum festgelegt wurde, dem eine Person ausgesetzt werden darf. Fr
verschiedene Personengruppen sind unterschiedliche Dosisgrenzwerte festgesetzt. In der Strahlenschutzverordnung und in der Rntgenverordnung sind fr beruflich strahlenexponierte Personen die in der Tabelle
angegeben Grenzwerte festgelegt. Fr berufsttige Schwangere und Auszubildende gelten geringere Werte
als die fr beruflich exponierten Personen.

34

Dosisgrenzwert im
Kalenderjahr

Krperdosis
effektive Dosis

20 mSv

Organdosis
Gebrmutter, Keimdrsen, rotes Knochenmark

50 mSv

Augenlinse, Bauchspeicheldrse, Blase, Brust, Dickdarm,


Dnndarm, Gehirn, Leber, Lunge, Magen, Milz, Muskel,
Niere, Nebennieren, Speiserhre, Thymusdrse

150 mSv

Schilddrse, Knochenoberflche

300 mSv

Haut, Hnde, Unterarme, Fe und Knchel,

500 mSv

Dosisgrenzwerte fr beruflich strahlenexponierte Personen


Fr Einzelpersonen der Bevlkerung betrgt der Grenzwert der effektiven Dosis 1 mSv im Kalenderjahr; der
Grenzwert der Organdosis fr die Augenlinse betrgt 15 mSv und der fr die Haut 50 mSv im Kalenderjahr.
Bei der Ableitung radioaktiver Stoffe mit Abluft oder Abwasser sind die technische Auslegung und der Betrieb der Anlagen so zu planen, dass folgende Grenzwerte im Kalenderjahr durch diese Ableitungen jeweils
nicht berschritten werden:
effektive Dosis sowie Organdosis fr Keimdrsen,
Gebrmutter, rotes Knochenmark
0,3 mSv
Bauchspeicheldrse, Blase, Brust, Dickdarm,
Dnndarm, Gehirn, Leber, Lunge, Magen,
Milz, Muskel, Niere, Nebennieren, Schilddrse,
Speiserhre, Thymusdrse
0,9 mSv
Knochenoberflche, Haut
1,8 mSv
Die Grenzwerte mssen an der ungnstigsten Einwirkungsstelle unter Bercksichtigung smtlicher relevanter Belastungspfade, der Ernhrungs- und Lebensgewohnheiten der Referenzperson und einer mglichen
Vorbelastung durch andere Anlagen und Einrichtungen eingehalten werden.
Dosiskoeffizienten
Koeffizienten zur Ermittlung der Strahlenexposition einzelner Organe und des gesamten Krpers durch inkorporierte radioaktive Stoffe. Dosiskoeffizienten sind abhngig vom Radionuklid, von der Inkorporationsart
(Inhalation/Ingestion), von der chemischen Verbindung des Radionuklids sowie vom Alter der Person. Im
Bundesanzeiger Nr. 160a und b vom 28. August 2001 sind umfassend Dosiskoeffizienten fr Einzelpersonen
der Bevlkerung und fr beruflich strahlenexponierte Personen aufgefhrt. Sie geben die Dosis in 25 Organen oder Geweben sowie die effektive Dosis fr eine durch Inhalation oder Ingestion zugefhrte Aktivitt an.
Dosiskoeffizient in Sv/Bq
< 1 Jahr
7 bis 12 Jahre
> 17 Jahre
-11
-11
H-3
effektive Dosis
6,410
2,310
1,810-11
-9
-10
C-14
effektive Dosis
1,410
8,010
5,810-10
4,110-6
4,110-7
Knochenoberflche
2,310-6
Sr-90
-7
-8
2,310
6,010
2,810-8
effektive Dosis
-6
-6
1,010
4,310-7
Schilddrse
3,710
I-131
-7
-8
1,810
5,210
2,210-8
effektive Dosis
Cs-137
effektive Dosis
2,110-8
1,010-8
1,310-8
-4
-5
3,910
1,210-5
Knochenoberflche
1,610
Ra-226
-6
-7
4,710
8,010
2,810-7
effektive Dosis
-5
-6
6,810
8,210-6
Knochenoberflche
7,410
Pu-239
-6
-7
4,210
2,710
2,510-7
effektive Dosis
Beispiele fr Dosiskoeffizienten fr Einzelpersonen der Bevlkerung zur Berechnung der
Organdosis oder der effektiven bei einer Aufnahme radioaktiver Stoffe mit der Nahrung
(Ingestion)
Radionuklid

Organ

35

Dosisleistung
Dosisleistung ist der Quotient aus der Dosis und der Zeit; z. B. wird die Dosisleistung im Strahlenschutz hufig in Mikrosievert je Stunde (Sv/h) angegeben.
Dosis-Wirkungs-Beziehung
Beziehung zwischen der Dosis eines Organs, Krperteils oder des Gesamtkrpers und der daraus resultierenden biologischen Strahlenwirkung. Aus dem Bereich gesicherter Kenntnis bei hohen Dosen in den fr
Strahlenschutzzwecke interessanten Bereich von einigen Millisievert sind verschiedene Extrapolationsmglichkeiten denkbar. Die Internationale Strahlenschutzkommission unterstellt fr Zwecke des Strahlenschutzes eine lineare Beziehung zwischen der Hhe der effektiven Dosis und der Hufigkeit von Strahlensptschden.

Dosis-Wirkungs-Beziehungen;
Verlauf der Extrapolationsmglichkeiten:
A: linear, B: linear-quadratisch, C: quadratisch mit Schwellwert
Druckrhrenreaktor
Kernreaktor, bei dem sich die Brennelemente innerhalb zahlreicher Rhren befinden, in denen das Khlmittel umluft. Diese Rhrenanordnung ist vom Moderator umgeben. Beim kanadischen CANDU-Reaktortyp
dient schweres Wasser (D2O) als Khlmittel und Moderator; beim russischen RBMK-Reaktortyp wird leichtes
Wasser (H2O) als Khlmittel und Graphit als Moderator benutzt.
Druckwasserreaktor
Leistungsreaktor, bei dem die Wrme aus der Spaltzone durch Wasser abgefhrt wird, das unter hohem
Druck (etwa 160 bar) steht, damit eine hohe Temperatur erreicht und ein Sieden in der Spaltzone vermieden
wird. Das Khlwasser gibt seine Wrme in einem Dampferzeuger an den Sekundrkreislauf ab. Beispiel:
Kernkraftwerk Isar 2 mit einer elektrischen Leistung von 1 485 MW.

36

Kernkraftwerk mit Druckwasserreaktor


DTPA
Dithylentriaminpentaacetat; Chelatbildner. Chelatbildner sind organische Verbindungen, die in der Lage
sind, Metallionen so in das organische Molekl einzubauen, dass das Metallion die fr sein biologisches
Verhalten wesentlichen chemischen Eigenschaften verliert und so wieder beschleunigt aus dem Krper ausgeschieden werden kann. In Form des Ca-DTPA und des Zn-DTPA stehen damit wirkungsvolle Dekorporationsmittel - speziell auch fr Plutonium - zur Verfgung.
DWR
Druckwasserreaktor.

37

E
ECCS
Emergency Core Cooling System; Notkhlung.
Einzelfehler
Ein Fehler, der durch ein einzelnes Ereignis hervorgerufen wird, einschlielich der durch diesen Fehler entstehenden Folgefehler.
elektromagnetische Isotopentrennung
Trennung verschiedener Isotope durch elektrische und magnetische Felder.
elektromagnetische Strahlung
Strahlung aus elektrischen und magnetischen Wellen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen. Beispiele: Licht, Radiowellen, Rntgenstrahlen, Gammastrahlen. Die elektromagnetische Strahlung pflanzt
sich auch im Vakuum fort.
Elektron
Elementarteilchen mit einer negativen elektrischen Elementarladung und einer Ruhemasse von
9,109 382 9110-31 kg (entspricht einer Ruheenergie von 511 keV). Das ist 1/1836 der Protonenmasse. Elektronen umgeben den positiv geladenen Atomkern und bestimmen das chemische Verhalten des Atoms. Gelegentlich wird das negative Elektron auch als Negatron bezeichnet und der Namen Elektron als Oberbegriff
fr Negatron und Positron benutzt.
Elektroneneinfang
Zerfallsart mancher Radionuklide, z. B. K-40, Mn-54, Fe-55. Vom Atomkern wird ein Elektron der Atomhlle
eingefangen, wobei sich im Kern ein Proton in ein Neutron umwandelt. Das entstehende Nuklid hat eine um
eine Einheit kleinere Ordnungszahl, die Massenzahl bleibt gleich. Beispiel: K-40 + e- Ar-40.

Elektroneneinfang; Einfang eines Elektrons aus der K-Schale


der Elektronenhlle beim Zerfall von Kalium-40 in Argon-40
38

Elektronengleichgewicht
Begriff aus der Dosimetrie. Elektronengleichgewicht liegt vor, wenn als Folge von Ionisationsereignissen
innerhalb und auerhalb eines Volumenelements in dieses Volumenelement gleich viele Elektronen gleicher
Energieverteilung einlaufen wie aus diesem Volumenelement auslaufen.
Elektronvolt
In der Atom- und Kernphysik gebruchliche Einheit der Energie. Ein Elektronvolt ist die von einem Elektron
oder sonstigen einfach geladenen Teilchen gewonnene kinetische Energie beim Durchlaufen einer Spannungsdifferenz von 1 Volt im Vakuum. 1 eV entspricht einer Energie von 1,602 10-19 J. Abgeleitete, grere
Einheiten:
Kiloelektronvolt (keV) = 1 000 eV
Megaelektronvolt (MeV) = 1 000 000 eV
Gigaelektronvolt (GeV) = 1 000 000 000 eV

Veranschaulichung der Energieeinheit Elektronvolt


Element
Chemischer Grundstoff, der sich auf chemischem Wege nicht mehr in einfachere Substanzen umwandeln
lsst. Beispiele: Sauerstoff, Aluminium, Eisen, Quecksilber, Blei, Uran. Zur Zeit sind 118 chemische Elemente bekannt. Alle Elemente mit der Ordnungszahl 95 und hher sind knstlich hergestellt. Einige Elemente
Technetium, Promethium, Astat, Neptunium und Plutonium wurden zuerst knstlich hergestellt und erst danach auch ihr natrliches Vorkommen nachgewiesen.
Element, knstliches
Element, das auf der Erde nicht oder nicht mehr vorkommt, sondern durch Kernreaktionen knstlich erzeugt
wird. Zu den knstlichen Elementen gehren die Elemente Technetium (Ordnungszahl Z = 43), Promethium
(Z = 61) und die Transurane (Z > 92). Nach ihrer knstlichen Herstellung konnte fr einige Elemente Technetium, Promethium, Neptunium und Plutonium auch ihr natrliches Vorkommen nachgewiesen werden. So
konnten Seaborg und Perlman 1948 nachweisen, dass sehr geringe Spuren von Plutonium als Folge natrlicher Kernspaltungen des Urans in der Natur vorkommen (etwa 1 Plutoniumatom auf 1012 Uranatome).
Elementname
Technetium
Promethium
Neptunium
Plutonium
Americium
Curium
Berkelium
Californium
Einsteinium
Fermium
Mendelevium

Symbol
Tc
Pm
Np
Pu
Am
Cm
Bk
Cf
Es
Fm
Md

Ordnungszahl
43
61
93
94
95
96
97
98
99
100
101

Elementname
Dubnium
Seaborgium
Bohrium
Hassium
Meitnerium
Darmstadtium
Roentgenium
Copernicium
noch ohne Namen
Flerovium
noch ohne Namen
39

Symbol

Ordnungszahl

Db
Sb
Bh
Hs
Mt
Ds
Rg
Cn

105
106
107
108
109
110
111
112
113
114
115

Fl

Elementname
Nobelium
Lawrencium
Rutherfordium

Symbol

Ordnungszahl

No
Lw
Rf

102
103
104

Elementname

Symbol

Ordnungszahl

Lv

116
117
118

Livermorium
noch ohne Namen
noch ohne Namen

Liste der knstlichen Elemente


Elementarladung
Kleinste elektrische Ladungseinheit (1,602110-19 Coulomb). Die elektrische Ladung tritt nur in ganzzahligen
Vielfachen dieser Einheit auf. Ein Elektron besitzt eine negative, ein Proton eine positive Elementarladung.
Elementarteilchen
Mit Elementarteilchen bezeichnete man diejenigen Teilchen, die sich nicht ohne weiteres als zusammengesetzt erkennen lassen - etwa im Gegensatz zu den Atomkernen. Innerhalb gewisser Grenzen, die durch die
Erhaltungsstze gegeben sind, knnen sich Elementarteilchen umwandeln.
Teilchen

Ruhemasse
MeV

hufigste Zerfallsart

mittlere Lebensdauer
s

Photon
0 (< 110-24)

stabil

stabil

0 (< 210-6)

stabil

stabil

0 (< 0,17)

stabil

stabil

0 (< 15,5)

stabil

Leptonen

0,510998928
105,6583715

1776,82

stabil
26

stabil

-6

e-

stabil (> 4,610 a)


2,196 981110

e
e e

98,6

e- e
-

17,83

8,52 10-17

e+ e-

98,8
1,2

2,603310-8

(fr +)
+
e+ e
+

99,98
0,01
0,01

2,90610-13

1,4

17,41

Mesonen

134,9766

139,57018


+ -
+ -

39,31
32,57
22,74
4,60

(fr K+)
+
+
+ + e+ e
+
+

63,55
20,66
5,59
5,07
3,18
1,76

547,853

493,677

1,23810-8

40

Teilchen

497,614

K
(50 %

Ruhemasse
MeV

K0S ,

KS 8,95710-11
KL 5,29310-8

50 % K L0 )

hufigste Zerfallsart

mittlere Lebensdauer
s

%
(fr KS)
+

69,20
30,69

(fr KL)
e e

40,55

27,04


+ -
e e

19,52
12,54
0,38

1864,86

0,41010-12

1869,62

1,04010-12

Ds

1968,49

0,50010-12

5279,25

1,64110-12

5279,58

1,51910-12

B os

5366,77

1,49710-12

B c

6277

0,45310-12

Baryonen
p

938,272046

stabil (> 2,1 1029 a)

stabil

939,565379

880,1

p e- e

100

1115,683

2,63210-10

p n

63,9
35,8

1189,37

8,01810-11

p
n +

51,6
48,3

1192,642

7,410-20

1197,449
1314,86
1321,71
1672,45

1,47910

-10

-10

2,9010

1,63910

-10

8,2110-11

100

99,9

99,5

99,9

67,8
23,6
8,6

K
-

Eigenschaften einiger Elementarteilchen, Daten nach Particle Data Group, 2012


Die Vielzahl solcher Elementarteilchen - neben den in der Tabelle aufgefhrten wurden noch ber 200
weitere gefunden - fhrte zur Erfindung und schlielich zur Entdeckung der Quarks und in der Folge zum
heutigen Standard-Modell elementarer Teilchen. Die fermionischen Teilchen des Standardmodells sind die
Teilchen, die als "Materie" bezeichnet werden, und die bosonischen Teilchen vermitteln nach dem Modell die
Wechselwirkungen zwischen den Teilchen, allerdings treten sie auch wie das Photon als eigenstndiges
Teilchen auf. Die Fermionen des Standard-Modell bestehen aus zwlf Teilchen - siehe Abbildung - und
ebenso vielen Antiteilchen. So besteht das Proton aus zwei up-Quarks und einem down-Quark, das Neutron aus einem up und zwei downs, wobei zur Erfllung der elektrischen Ladungsbedingungen das upQuark eine Ladung von +2/3 und das down-Quark von -1/3 elektrischen Elementarladungen hat.

41

Standard-Modell der Elementarteilchen


Emission
Die von einem Verursacher, z. B. Industrieanlage, Haushalt, Verkehr ausgehenden Ableitungen (z. B. feste,
flssige oder gasfrmige Stoffe, Schall).
Endenergie
Energieform, die dem Anwender nach Umwandlung aus den Primrenergietrgern - Erdl, Erdgas, Kernenergie, Kohle, regenerative Energien - zur Verfgung steht. Endenergieformen sind z. B. Heizl, Kraftstoffe,
Gas, Strom, Fernwrme.
endlagerfhig
Abflle, die mit dem Ziel der Volumenreduktion sowie Erhhung der Auslaugbestndigkeit speziell fr eine
Endlagerung behandelt wurden.
Endlagerkonzepte
Fr hochradioaktive Abflle und bestrahlte Brennelemente ist weltweit noch kein Endlager in Betrieb. In vielen Lndern werden entsprechende Planungen und Standortuntersuchungen schon seit langem und mit
groem Aufwand durchgefhrt. Der Stand der Planungen in den Mitgliedsstaaten der Europischen Union ist
in der Tabelle zusammengefasst.
Land
Belgien
Finnland
Frankreich
Vereinigtes
Knigreich
Niederlande
Rumnien
Russland
Schweden
Schweiz

Konzept / Planungsstand
Endlager in Tonschichten, geplant
Endlager im Granit, Standort Olkiluoto
Endlager in Tongestein falls Untersuchungsergebnisse die
Eignung erweisen
Endlagerung in tiefen geologischen Formationen,
Vorbereitung eines Standortauswahlverfahrens
Machbarkeitsstudie fr verschiedene Endlagertypen
Standortauswahlverfahren
geologisches Endlager geplant;
Formation und Standort offen
Endlager im Granit;
Erkundung der Standorte sthammar und Oskarshamn
Endlagerung in tiefen geologischen Formationen;
Standortauswahlverfahren
42

Zeithorizont
Baubeginn etwa 2020
Inbetriebnahme 2020
Inbetriebnahme 2025

Inbetriebnahme um 2017
Inbetriebnahme nach 2020

Land
Slowakische
Republik
Spanien
Tschechische
Republik
Ungarn

Konzept / Planungsstand

Zeithorizont

Standortvorauswahl

Inbetriebnahme um 2030

Standortvorauswahl

Inbetriebnahme um 2020

geologisches Endlager geplant

Inbetriebnahme um 2032

Standortauswahl

Endlagerung
Wartungsfreie, zeitlich unbefristete und sichere Beseitigung von radioaktivem Abfall ohne beabsichtigte
Rckholbarkeit. In Deutschland wird die Lagerung radioaktiver Abflle in tiefen geologischen Formationen
als die beste Lsung angesehen. Folgende Endlager werden untersucht oder waren in Betrieb:
-

Fr die Schachtanlage Konrad wurden 1975 die Eignungsuntersuchungen und 1982 die Genehmigungsverfahren begonnen. Dort ist die Endlagerung solcher Abflle vorgesehen, die eine vernachlssigbare thermische Einwirkung auf das umgebende Gestein haben. Am 5. Juni 2002 wurde die Genehmigung zur Einlagerung eines Abfallgebindevolumens von 303 000 m3 von radioaktiven Abfllen mit
vernachlssigbarer Wrmeentwicklung erteilt. Durch Beschluss des Bundesverwaltungsgericht vom 26.
Mrz 2007 wurden die Klagen gegen die Genehmigung abschlieend zurckgewiesen und damit die
Genehmigung rechtskrftig. Die Arbeiten zum Umbau des Bergwerks in ein Endlager haben begonnen.
Mit der Einlagerung radioaktiver Abflle soll 2019 begonnen werden.
Der Salzstock Gorleben wird seit 1979 auf seine Eignung fr die Endlagerung aller Arten fester radioaktiver Abflle untersucht, also auch fr die Endlagerung wrmeentwickelnder Abflle. Eine Eignungsaussage fr den Salzstock Gorleben wird erst nach der untertgigen Erkundung mglich sein.
Im stillgelegten ehemaligen Salzbergwerk Asse II bei Wolfenbttel wurden Verfahren und Techniken zur
Endlagerung radioaktiver Abflle entwickelt und erprobt und bis 1978 schwach- und mittelradioaktive
Abflle eingelagert. Zur Zeit laufen die Arbeiten zur Schlieung vorrangig unter Rckholung der Abflle.
Die Einlagerung radioaktiver Abflle im Endlager ERAM bei Morsleben in Sachsen-Anhalt wurde 1999
eingestellt. Gegenwrtig lagern im Endlager Morsleben rund 35 000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abflle. Das Bundesamt fr Strahlenschutz betreibt ein Planfeststellungsverfahren zur Stilllegung.

Endlagerung, direkte
Bei der direkten Endlagerung wird das gesamte Brennelement einschlielich Uran und Plutonium nach einer
Zwischenlagerung zum Zerfall der kurzlebigen Radionuklide und damit verbundener Reduzierung der zerfallsbedingten Wrmeentwicklung als radioaktiver Abfall entsorgt. In einer Konditionierungsanlage werden
die Brennelemente zerlegt, in spezielle endlagerfhige Gebinde verpackt und dann als radioaktiver Abfall
endgelagert. In Deutschland wurde dieser Entsorgungsweg seit 1979 in Ergnzung zur Entsorgung mit Wiederaufarbeitung entwickelt. Mit dem Bau einer Pilot-Konditionierungsanlage in Gorleben sollte die technische
Machbarkeit der Konditionierung ausgedienter Brennelemente nachgewiesen werden. Parallel dazu wurde in
einem Demonstrationsprogramm die sichere Handhabung und der sichere Einschluss konditionierter Brennelemente in einem Endlager nachgewiesen. Durch die nderung des Atomgesetzes 1994 wurden in
Deutschland auch die rechtlichen Voraussetzungen fr die direkte Endlagerung geschaffen. Da durch das
Atomgesetz seit dem 1. Juli 2005 Transporte von bestrahlten Brennelementen zur Wiederaufarbeitung verboten sind, ist die Entsorgung abgebrannter Brennelemente aus dem Betrieb von Kernkraftwerken auf die
direkte Endlagerung beschrnkt.
Endlagervorausleistungsverordnung
Die Verordnung ber Vorausleistungen fr die Errichtung von Anlagen des Bundes zur Sicherstellung und
zur Endlagerung radioaktiver Abflle (Endlagervorausleistungsverordnung - EndlagerVlV) vom 28. April 1982
(zuletzt gendert durch Artikel 1 der Verordnung vom 6. Juli 2004) regelt die zur Deckung des notwendigen
Aufwandes fr Planung und Errichtung eines Endlagers im Voraus zu entrichtenden Betrge. Vorausleistungspflichtig ist der Inhaber einer atomrechtlichen Genehmigung, wenn aufgrund der Genehmigung mit der
Ablieferungspflicht radioaktiver Abflle an ein Endlager zu rechnen ist.
Energie
Fhigkeit, Arbeit zu verrichten oder Wrme abzugeben. Die Einheit der Energie ist das Joule (J).
43

Energiebedarf
Berechnungen der Vereinten Nationen haben ergeben, dass die Weltbevlkerung bis zum Jahr 2050 auf
etwa 10 Milliarden Menschen ansteigen wird. Parallel zum Bevlkerungswachstum wird sich trotz aller Anstrengungen zur rationellen Energienutzung der globale Energiebedarf deutlich erhhen. Bis zum Jahr 2020
wird nach Berechnungen des Weltenergierates (WEC) der weltweite Primrenergieverbrauch von heute rund
14 Mrd. t SKE pro Jahr in Abhngigkeit von den wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklungen
auf ein Niveau um 24 Mrd. t SKE pro Jahr ansteigen. Dieser Zuwachs wird sich im wesentlichen auf fossile
Energietrger sttzen.
Energiebilanz
Energiebilanzen stellen den mengenmigen Fluss der Energietrger von der Aufkommens- ber die Umwandlungs- bis zur Endverbrauchsseite bilanzmig dar. Fr energiepolitische und energiewirtschaftliche
Entscheidungen sowie fr Prognosen ber die Entwicklung des Energiebedarfs sind sie eine wesentliche
Voraussetzung. Fr Deutschland werden z. B. Energiebilanzen von der "Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen zusammen gestellt.

vereinfachtes Energieflussbild fr Deutschland, 2011, Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen


Energiedosis
Energiedosis
_

Die Energiedosis D ist der Quotient aus der mittleren Energie d , die durch ionisierende Strahlung auf
die Materie in einem Volumenelement bertragen wird und der Masse dm der Materie in diesem Volumenelement:
44

D=

d
dm

Als physikalische Basisgre ist die Energiedosis als Punktgre definiert. Im angelschsischen
Sprachraum wird die Energiedosis mit absorbed dose bezeichnet. Die Einheit der Energiedosis ist Joule
durch Kilogramm (Jkg-1), ihr besonderer Einheitenname ist Gray (Gy). Der frher gebruchliche Einheitenname war Rad (Kurzzeichen: rd oder rad).1 Gy = 100 rd; 1 rd = 0,01 Gy.
mittlere Energiedosis DT in einem Organ oder Gewebe
Bei der Anwendung der Gre Energiedosis im praktischen Strahlenschutz werden die Dosen ber ein
Gewebevolumen, z. B. ein gesamtes Organ, gemittelt. Die mittlere Energiedosis DT in einem Organ
oder Gewebe ist gegeben durch

DT =

T
mT

Hierbei ist T die mittlere Energie, die auf das Organ oder Gewebe T bertragen wird und mT die Masse
des Organs oder Gewebes. Dabei wird angenommen, dass bei niedrigen Energiedosen der ber ein
ganzes Organ gemittelte Wert der Energiedosis mit der stochastischen Strahlenwirkungen in dem betroffenen Gewebe fr die Zwecke des Strahlenschutzes ausreichenden genau korreliert ist. Fr Bestrahlungsflle, in denen diese Homogenittsannahme nicht gegeben ist, z. B. Energiedosen verursacht
durch in einem Organ abgelagerte Alphastrahler, werden besondere dosimetrische Modelle zur Bercksichtigung der heterogenen Dosisverteilung angewandt
Energiedosisleistung
Quotient aus der Energiedosis in einer Zeitspanne und dieser Zeit. Einheit: Gy/h.
Energieeinheiten
Die Einheit der Energie ist das Joule, Kurzzeichen: J. Die frher gebruchliche Einheit Kilokalorie (kcal) wurde bei der bernahme des internationalen Einheitensystems in Deutschland ab 1.1.1978 durch die Einheit
Joule ersetzt. Im Bereich der Kernphysik werden Energiewerte berwiegend in Elektronvolt (eV) angegeben. 1 eV = 1,60210-19 J. Weithin verbreitet ist die Angabe von Energiewerten in Kilowattstunden (kWh).
1 kWh = 3,6106 J. Orientiert am Energieinhalt der Kohle ist in der Energieversorgung auch die Steinkohleneinheit (SKE) gebruchlich: 1 Tonne SKE entspricht 1 Tonne Steinkohle mit einem Heizwert von 29,3 Milliarden Joule = 7 Millionen kcal.
Energiereserven
Reserven von Energietrgern sind eindeutig identifizierbare Vorrte, die sich unter heutigen oder in naher
Zukunft zu erwartenden Bedingungen technisch und wirtschaftlich abbauen lassen. Ressourcen sind Vorrte, die ber Reserven hinaus reichen. Sie sind nachgewiesen oder wahrscheinlich, aber technisch und/oder
wirtschaftlich zurzeit nicht gewinnbar. Zu den Ressourcen gehren ferner noch nicht nachgewiesene, geologisch aber mgliche Lagersttten. So vermutet man, dass in lsanden und lschiefern noch Ressourcen an
l gebunden sind, deren Abbau beim derzeitigen Preisgefge jedoch nicht wirtschaftlich ist. Die folgende
Tabelle enthlt Daten aus der "Energiestudie 2012" der Bundesanstalt fr Geowissenschaften und Rohstoffe. Im Jahr 2011 wurden nicht-erneuerbare Energierohstoffe mit einem Energiegehalt von etwa 494 EJ, das
entspricht rund 16,8 Mrd. t SKE gefrdert.
Energietrger

Reserven
Mrd. t SKE

EJ

21 942

748

473 893

161 560

Erdgas

7 240

245

11 671

3 978

Erdl

7 014

239

6 637

226

Uran

1 061

36

6 254

213

Kohle

EJ

Ressourcen
Mrd. t SKE

1 EJ = 1018 J = 34,1 x 106 t SKE


Reserven und Ressourcen nicht-erneuerbarer Energierohstoffe, weltweit 2011, Quelle: BGR 2012

45

Energietrger
l, Kohle, Gas, Uran, aber auch gestautes oder strmendes Wasser, Sonnenlicht und Wind sind Trger von
Energie. In ihnen ist die Energie in unterschiedlichen Formen gespeichert und kann bei Bedarf in eine nutzbare Energieform umgewandelt werden.
Energieumwandlung
Umwandlung einer Energieform in eine andere - z. B. mechanische in elektrische Energie im Generator oder eines Energietrgers in einen anderen - z. B. Kohle in Koks und Gas. Die Ausgangsenergie kann nie
vollstndig in die Zielenergie umgewandelt werden. Die Differenz wird als Umwandlungsverlust bezeichnet
und tritt meist als Wrme auf.
Engineered Storage
Englische Bezeichnung fr eine bestimmte Art der Lagerung, z. B. bei Abfllen. Das zu lagernde Material
bleibt zugnglich, zu einem spteren Zeitpunkt kann eine weitergehende Behandlung oder die Verbringung
in ein Endlager erfolgen.
Engpassleistung
Die durch den leistungsschwchsten Anlagenteil begrenzte, hchste ausfahrbare Leistung einer Anlage zur
Stromerzeugung. Die Engpassleistung in Deutschland betrug im Jahr 2009 insgesamt 155 494 MW. Bercksichtigt ist dabei nicht, ob zu einem gegebenen Zeitpunkt diese Leistung auch verfgbar ist.
Entsorgung
In der Kerntechnik alle Anlagen und Verfahrensschritte, die zur weiteren Behandlung des aus dem Reaktor
entladenen abgebrannten Brennstoffs erforderlich sind: Zwischenlagerung, Wiederaufarbeitung mit Rckfhrung nutzbarer Spaltstoffe oder Konditionierung der abgebrannten Brennelemente und direkte Endlagerung,
Behandlung und Endlagerung radioaktiver Abflle. Das Gegenstck zur Entsorgung ist die Versorgung des
Reaktors mit nuklearem Brennstoff: Uransuche, -frderung, -aufbereitung, -anreicherung, Herstellung der
Brennelemente. Kernbrennstoffkreislauf
EPR
Der EPR Reaktor wurde auf der Basis des von Areva in Frankreich gebauten Reaktoren vom Typ N4 und
der von Siemens in Deutschland gebauten Konvoi-Reaktoren entwickelt und wird von Areva hergestellt. Die
Reaktorentwicklung wurde ursprnglich European Pressurized Reactor oder Evolutionary Power Reactor
genannt; heute ist EPR ein Markenname von Areva. Gegenber den bestehenden DruckwasserreaktorLinien wurde der EPR darauf ausgelegt, selbst extrem unwahrscheinliche schwere Strflle mit Kernschmelzen so zu beherrschen, dass die radiologischen Auswirkungen in der Umgebung der Anlage so begrenzt
bleiben, dass eine Evakuierung der Bevlkerung nicht erforderlich ist und eine dauerhafte Beeintrchtigung
der Landwirtschaft in der Umgebung nicht eintritt. Der EPR ist auf eine elektrische Leistung im Bereich von
1 650 MW ausgelegt. Im Mrz 2013 sind vier EPR-Reaktoren in der Errichtung - Finnland (Olkiluoto), Frankreich (Flamanville) und China (zwei Anlagen in Taishan).
ERAM
Endlager fr radioaktive Abflle Morsleben. Die Schachtanlage Bartensleben in Morsleben (Sachsen-Anhalt)
wurde Anfang des 20. Jahrhunderts zur Kali- und Steinsalzgewinnung errichtet. In der Zeit von 1971 bis
1991 und von 1994 bis 1998 wurden schwach- und mittelradioaktive Abflle eingelagert. Insgesamt sind
rund 36 754 m3 feste Abflle endgelagert. Das Bundesamt fr Strahlenschutz hat am 13.9.2005 die Planunterlagen zur Stilllegung des ERAM bei der zustndigen Planfeststellungsbehrde eingereicht. Der gesetzlich
vorgeschriebene Errterungstermin wurde vom 13. bis 25.10.2011 durchgefhrt.
Erdbebensicherheit

46

Auslegung aller sicherheitstechnisch wichtigen Anlagenteile einer kerntechnischen Anlage in einer technischen und bautechnischen Art, dass der Reaktor sicher abgeschaltet, im abgeschalteten Zustand gehalten,
die Nachwrme sicher abgefhrt und eine unzulssige Freisetzung radioaktiver Stoffe in die Umgebung verhtet werden kann. Als Bemessungserdbeben ist das Erdbeben mit der fr den Standort grten Intensitt
anzunehmen, das nach wissenschaftlichen Erkenntnissen in einer Umgebung bis zu 200 km auftreten kann.
Dabei sind alle historisch berichteten Erdbeben, die den Standort betroffen haben knnten, zu bercksichtigen. Die Festsetzung des Bemessungserdbebens wird mit Angaben ber zu erwartende Maximalbeschleunigungen und Dauer der Erschtterungen aufgrund der lokalen seismischen Verhltnisse vorgenommen.
Erkennungsgrenze
Auf der Basis statistischer Verfahren festgelegter Kennwert zur Beurteilung der Nachweismglichkeit bei
Kernstrahlungsmessungen. Der Zahlenwert der Erkennungsgrenze lsst fr jede Messung bei vorgegebener
Fehlerwahrscheinlichkeit eine Entscheidung darber zu, ob unter den registrierten Impulsen ein Beitrag der
Probe enthalten ist. Nachweisgrenze. Details siehe DIN ISO 11929:2011-01.
Erneuerbare Energien - Gesetz (EEG)
Ziel dieses Gesetzes vom Mrz 2000 (neugefasst am 25. Oktober 2008, seitdem mehrfach gendert) ist es,
im Interesse des Klima- und Umweltschutzes eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung zu ermglichen und den Beitrag erneuerbarer Energien an der Stromversorgung deutlich zu erhhen. Ziel ist es,
den Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Endenergieverbrauch bis zum Jahr 2020 auf mindestens
18 % und den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung auf 35 % sptestens bis zum Jahre
2020 und auf 80 % sptestens bis zum Jahr 2050 auf zu erhhen.
Errterungstermin
Die Genehmigungsbehrde hat bei Erteilung einer Genehmigung fr Anlagen zur Erzeugung oder zur Bearbeitung oder Verarbeitung oder zur Spaltung von Kernbrennstoffen oder zur Aufarbeitung bestrahlter Kernbrennstoffe unter den in der Atomrechtlichen Verfahrensverordnung festgelegten Bestimmungen einen Errterungstermin durchzufhren. Die Genehmigungsbehrde hat die gegen das Vorhaben rechtzeitig erhobenen Einwendungen mit dem Antragsteller und denjenigen, die Einwendungen erhoben haben, mndlich zu
errtern. Der Errterungstermin dient dazu, die Einwendungen zu errtern, soweit dies fr die Prfung der
Genehmigungsvoraussetzungen von Bedeutung sein kann. Er soll denjenigen, die Einwendungen erhoben
haben, Gelegenheit geben, ihre Einwendungen zu erlutern. Der Errterungstermin ist nicht ffentlich.
Euratom-Grundnormen
Richtlinie des Rates der Europischen Union vom 13. Mai 1996 zur Festlegung der grundlegenden Sicherheitsnormen fr den Schutz der Arbeitskrfte und der Bevlkerung gegen die Gefahren durch ionisierende
Strahlungen; verffentlicht im Amtsblatt der EG Nr. L 159 vom 29. Juni 1996. Die Grundnormen vom 13. Mai
1996 orientieren sich an den in der ICRP-Verffentlichung 60 enthaltenen wissenschaftlichen Erkenntnissen im Bereich des Strahlenschutzes. Die Mitgliedstaaten der EU wurden verpflichtet, bis zum 13. Mai 2000
die erforderlichen innerstaatlichen Rechts- und Verwaltungsvorschriften zur Umsetzung der EuratomGrundnormen zu erlassen.
Die Europische Kommission hat am 29.9.2011 und nach Stellungnahme durch den Europischen Wirtschafts- und Sozialausschuss leicht verndert am 30.5.2012 einen "Vorschlag fr eine Richtlinie des Rates
zur Festlegung grundlegender Sicherheitsnormen fr den Schutz vor den Gefahren einer Exposition gegenber ionisierender Strahlung" http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/site/de/com/2012/com2012_0242de01.pdf
vorgelegt. Nach Anhrung des Europischen Parlaments und Zustimmung durch den EU-Ministerrat ersetzt
diese Richtlinie u. a. die Euratom-Grundnormen von 1996. Die Umsetzung in deutsches Recht ist frhestens
in den Jahren 2016/17 zu erwarten.
Eurochemic
Wiederaufarbeitungsanlage bei Mol/Belgien, Versuchsanlage, die 1957 von den OECD-Staaten errichtet
wurde. Von 1966 bis 1974 wurden 181 t Natururan und leicht angereichertes Uran von Leistungsreaktoren
und 30 t hoch angereichertes Uran von Materialtestreaktoren wiederaufgearbeitet. Kuriosum: Einzige Wiederaufarbeitungsanlage auf einer Briefmarke.

47

6 F Briefmarke von 1966 der belgischen Post


EUROCHEMIC MOL
Europischer Druckwasserreaktor
EPR.
eV
Kurzzeichen fr Elektronvolt.
EVA
Einwirkungen von auen. Im Rahmen des atomrechtlichen Genehmigungsverfahrens fr Kernkraftwerke und
kerntechnische Anlagen muss nachgewiesen werden, dass die Anlage spezifizierten Lastfllen wie z. B.
Erdbeben, Flugzeugabsturz und Explosionsdruckwellen standhlt.
Evakuierungsplne
Katastrophenschutzplne fr die Umgebung von Kernkraftwerken und groen kerntechnischen Anlagen
enthalten entsprechend den Rahmenempfehlungen fr den Katastrophenschutz in der Umgebung kerntechnischer Anlagen auch Plne fr die Evakuierung der Bevlkerung fr den Fall katastrophaler Unflle an der
Anlage. Dabei sind Manahmen zur Evakuierung nur der extreme Grenzfall einer Vielzahl der in den Katastrophenschutzplnen vorgesehenen Schutzmanahmen.
Exkursion
Schneller Leistungsanstieg eines Reaktors aufgrund einer groen berkritikalitt. Exkursionen werden im
Allgemeinen durch den negativen Temperaturkoeffizienten der Reaktivitt bzw. durch die Regelstbe
schnell unterdrckt.
Experimentierkanal
ffnung in einer Abschirmung eines Versuchsreaktors, durch die Strahlung zu Versuchen auerhalb des
Reaktors austreten kann.
Expositionspfad
Weg der radioaktiven Stoffe von der Ableitung aus einer kerntechnischen Anlage oder Einrichtung ber einen Ausbreitungs- oder Transportvorgang bis zu einer Strahlenexposition des Menschen
Extraktion
Verfahrensprinzip zur Abtrennung der Spaltprodukte von den Brennstoffen Uran und Plutonium nach dem
PUREX-Prozess. Die wssrige Lsung aus Brennstoff und Spaltprodukten wird in innigen Kontakt mit einer
48

nicht mischbaren organischen Lsung gebracht. Das organische Lsungsmittel besteht beim PUREXProzess aus einem Gemisch von Tributylphosphat (TBP) und Kerosin. Bei der Extraktion im PUREXProzess macht man von der Tatsache Gebrauch, dass sich die in der wssrigen Lsung befindlichen Stoffe
Uranylnitrat und Plutoniumnitrat im Gemisch aus TBP und Kerosin gut lsen, wogegen die Spaltprodukte in
dieser organischen Phase praktisch unlslich sind. Die Trennung erfolgt in Extraktoren. Das sind Apparate,
in denen die beiden Phasen im Gegenstrom aufeinander zugefhrt, intensiv gemischt und in Absetzkammern wieder getrennt werden.

Prinzip der Extraktion


Extraktor
Extraktionseinrichtung, z. B. Mischabsetzer, Pulskolonne, in der eine mehrstufige Extraktion erfolgt.

49

F
fail safe
folgeschadensicher.
Fallout
Radioaktives Material, das nach einer Freisetzung in die Atmosphre (z. B. durch Kernwaffentest, Unfall) auf
die Erde zurckfllt. Der Fallout tritt in zwei Formen auf: Der Nah-Fallout besteht aus den schwereren Teilchen, die innerhalb von einigen Tagen in der Nhe des Freisetzungsortes und in einem Gebiet, das je nach
den Wetterbedingungen bis zu mehreren hundert Kilometer windabwrts liegt, zur Erde fallen. Der weltweite
Fallout besteht aus leichteren Teilchen, die in hhere Atmosphrenschichten gelangen und die sich durch
atmosphrische Strmungen ber einen weiten Teil der Erde verbreiten. Sie gelangen dann hauptschlich
zusammen mit Niederschlgen in Zeitrumen zwischen Monaten und einigen Jahren zur Erde. Die durch
den Fallout der Kernwaffentests in Deutschland hervorgerufene Strahlenexposition betrug in den 1960er
Jahren 0,1 bis 0,4 mSv pro Jahr, sie liegt zur Zeit bei weniger als 0,005 mSv pro Jahr; die Gesamtdosis im
Zeitraum von 1960 bis 2010 wird auf 2 mSv geschtzt. Die Strahlenexposition durch den Fallout infolge des
Reaktorunfalls in Tschernobyl betrgt fr Personen in Deutschland sdlich der Donau 1 bis 2 mSv und im
brigen Deutschland etwa 0,4 mSv im Zeitraum von 1986 bis 2036.
Filmdosimeter
Messgert zur Bestimmung der Dosis. Die Schwrzung eines fotografischen Filmes durch Strahleneinwirkung ist das Ma fr die empfangene Dosis. Zur Bestimmung der Strahlenart, der Strahlenenergie und anderer fr die Ermittlung der Dosis wichtiger Faktoren sind in der Filmkassette verschiedene Filter aus unterschiedlichen Materialien angebracht.
Fissium, simuliertes
Stoffgemisch aus nicht radioaktiven Isotopen der Elemente, die bei der Kernspaltung als radioaktive Spaltprodukte entstehen, um Untersuchungen ber das chemische und physikalische Verhalten dieses Gemisches ohne Strahlenschutzmanahmen durchfhren zu knnen.
Flugzeitanalysator
Gert zur Bestimmung der Geschwindigkeitsverteilung von Teilchen in einem Teilchenstrahl. Gemessen wird
die unterschiedliche Flugzeit ber eine gegebene Wegstrecke.
Flugzeugabsturzsicherheit
Kerntechnische Anlagen, wie z. B. Kernkraftwerke, mssen entsprechend den gltigen Sicherheitsvorschriften flugzeugabsturzsicher errichtet werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass das Risiko fr die Anlagen
von schnellfliegenden Militrmaschinen bestimmt wird. Um sicherzustellen, dass das Flugzeug Wnde und
Decken nicht durchdringt, sind Wandstrken von rund 1,5 m Stahlbeton erforderlich. Den Rechnungen liegt
dabei der Absturz einer Phantom RF-4E zugrunde. Es wurde berprft, dass diese Wandstrke auch fr
abstrzende Groraumflugzeuge - wie z. B. Boeing 747 - ausreicht, ja sogar wegen der geringeren Absturzgeschwindigkeit und der greren Auftreffflchen geringere Wandstrken gengen. Die Sicherheitsvorkehrungen bercksichtigen auch die Folgen eines Flugzeugabsturzes wie Treibstoffbrnde und -explosionen
oder Trmmerwirkungen.
Flssigszintillationszhler
Szintillationszhler, dessen Szintillator eine organische Flssigkeit ist (z. B. Diphenyloxazol, gelst in Toluol).
Bevorzugtes Nachweis- und Messgert fr die niederenergetische Betastrahlung von Tritium und Kohlenstoff-14.

50

FMRB
Forschungs- und Messreaktor Braunschweig der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt; Schwimmbadreaktor mit einer thermischen Leistung von 1 MW. Inbetriebnahme am 3.10.1967. Am 19.12.1995 zur Vorbereitung der Stilllegung abgeschaltet. Stilllegungsgenehmigung am 2.3.2001 erteilt, Abschluss der Stilllegung
und Entlassung aus der atomrechtlichen Aufsicht im September 2005, Weiternutzung des Reaktorgebudes
als Zentralwerkstatt.
Folgedosis
Die Bestrahlung des Gewebes oder von Organen durch inkorporierte Radionuklide ist ber die Inkorporationszeit verteilt. Diese Zeit ist von der physikalischen Halbwertszeit und dem biokinetischen Verhalten des
Radionuklids abhngig. Die Folgedosis ist das Zeitintegral der Dosisleistung in einem Gewebe oder Organ
ber die Zeit. Fr die Integrationszeit zur Berechnung der Folgedosis wird fr Erwachsene ein Zeitraum von
50 Jahren und fr Kinder von 70 Jahren angesetzt.
Die Organ-Folgedosis HT() bei einer Inkorporation zum Zeitpunkt t0 ist das Zeitintegral der OrganDosisleistung im Gewebe oder Organ T:

t0 +

HT ( ) =

t0

HT ( t )dt .

mit

HT (t )

mittlere Organ-Dosisleistung im Gewebe oder Organ T zum Zeitpunkt t


Zeitraum, angegeben in Jahren, ber den die Integration erfolgt. Wird kein Wert fr angegeben, ist fr Erwachsene ein Zeitraum von 50 Jahren und fr Kinder ein Zeitraum vom jeweiligen Alter bis zum Alter von 70 Jahren zu Grunde zu legen.

folgeschadensicher
Ein System, das so konstruiert ist, dass im Falle eines Versagens eines Teilsystems das ganze System in
einen sicheren Zustand bergeht.
FORATOM
Europisches Atomforum mit Sitz in Brssel, Dachorganisation der Atomforen von 16 europischen Lndern,
gegrndet am 12.7.1960.
Forschungsreaktor
Ein in erster Linie auf die Erzeugung von hohen Neutronenintensitten zu Forschungszwecken ausgelegter
Kernreaktor. Kann auch zu Schulungszwecken, zur Materialprfung und Erzeugung von Radionukliden dienen. Nach Angaben der Internationalen Atomenergie-Organisation waren im Juli 2013 weltweit 246 Forschungsreaktoren in Betrieb.
Status

Anzahl

in Betrieb

246

in Bau

in Planung

abgeschaltet

148

abgebaut

306

Forschungsreaktoren, weltweit, IAEA, Juli 2013

51

Lnder mit Forschungsreaktoren in Betrieb, IAEA, Juli 2013

Alter der Forschungsreaktoren in Betrieb, weltweit, IAEA, Juli 2013


In Deutschland sind drei Forschungsreaktoren und fnf Schulungsreaktoren in Betrieb.
Standort

Reaktortyp
TRIGA Mark II,

FRMZ
Universitt Mainz
BER-II
Helmholtz-Zentrum Berlin

erste Kritikalitt
03.08.1965

0,1 MW, 41012 Neutronen/s


Schwimmbad,

09.12.1973

10 MW, 1,51014 Neutronen/s


Tank, D2O-moderiert, H2O gekhlt,

FRM-II
Technische Universitt Mnchen 20 MW, 81014 Neutronen/s

02.03.2004

Forschungsreaktoren in Deutschland, 1.7.2013


Standort
SUR Stuttgart
Institut fr Kernenergetik
SUR Ulm
Hochschule Ulm
SUR Hannover
Universitt Hannover
Institut fr Werkstoffkunde

Reaktortyp
fest-homogen,
100 mW, 5106 Neutronen/s
fest-homogen,
100 mW, 5106 Neutronen/s
fest-homogen,
100 mW, 5106 Neutronen/s
52

erste Kritikalitt
24.08.1964
01.12.1965
09.12.1971

SUR Furtwangen
Fachhochschule Furtwangen

fest-homogen,

AKR-II Dresden
Technische Universitt Dresden
Institut fr Energietechnik

fest-homogen,

100 mW, 5106 Neutronen/s


2 W, 3107 Neutronen/s

28.06.1973
22.03.2005

Schulungsreaktoren in Deutschland, 1.7.2013


FR 2
Erster Reaktor, der in der Bundesrepublik Deutschland nach eigenem Konzept im Forschungszentrum Karlsruhe gebaut wurde. Der FR 2 war ein D2O-moderierter und -gekhlter Forschungsreaktor mit auf 2 % angereichertem UO2 als Brennstoff und einer Leistung von 44 MW. Der Reaktor wurde am 7.3.1961 in Betrieb
genommen. Nach ber 20jhriger Betriebszeit ohne nennenswerte Strungen wurde der FR 2 am
21.12.1981 endgltig abgeschaltet. Das erste Ziel der Stilllegungsmanahme - der gesicherte Einschluss
des Reaktorblocks und die Demontage aller restlichen Anlagen - wurde am 20.11.1996 erreicht.

FR2-Reaktorhalle whrend der Betriebzeit


FRG-1
Forschungsreaktor Geesthacht des GKSS-Forschungszentrum Geesthacht; Schwimmbadreaktor mit einer
thermischen Leistung von 5 MW, Inbetriebnahme am 23.10.1958. Nach ber 50 Betriebsjahren am
28.6.2010 wegen Neuorientierung der Forschung mit Neutronen endgltig abgeschaltet. Am 21.3.2013 wurde er Antrag nach 7 Abs. 3 des Atomgesetzes zur Stilllegung gestellt.
FRG-2
Forschungsreaktor Geesthacht des GKSS-Forschungszentrum Geesthacht; Schwimmbadreaktor mit einer
thermischen Leistung von 15 MW, Inbetriebnahme am 16.3.1963, endgltig abgeschaltet am 1.6.1993. Der
Antrag auf Auerbetriebnahme wurde am 17.1.1995 genehmigt. Die Anlage ist teilabgebaut. Die Stilllegung
erfolgt gemeinsam mit der 2010 abgeschalteten Anlage FRG-1.

53

FRH
Forschungsreaktor Hannover vom Typ TRIGA-Mark 1 der Medizinischen Hochschule Hannover mit einer
thermischen Leistung von 250 kW. Inbetriebnahme am 31.1.1973. Am 18.12.1996 zur Vorbereitung der Stilllegung abgeschaltet. Genehmigung zum Abbau am 8.5.2006 erteilt und am 13.3.2008 beendet.
Frischwasserkhlung
Khlung des Turbinenkondensators eines Kraftwerkes mit nicht im Kreislauf gefhrtem Flusswasser. Frischwasserkhlung ist hinsichtlich der erforderlichen Investitionen bei in ausreichender Menge vorhandenem
Flusswasser die billigste Khlmethode. Um eine zu hohe thermische Belastung des Flusswassers zu verhindern, werden Maximalwerte fr die Einleittemperatur des erwrmten Wassers (z. B. 30 C), fr die Aufwrmung des gesamten Flusswassers nach Durchmischung (25 C bzw. 28 C) und die Aufwrmspanne (3 C)
festgelegt. Infolge der Vorbelastung ist eine weitere thermische Belastung vieler Flsse in Deutschland hufig nicht mehr mglich. Daher bergang zur Wasserrckkhlung.
FRJ-1
Forschungsreaktor des Forschungszentrums Jlich; Schwimmbadreaktor mit einer thermischen Leistung
von 10 MW, Inbetriebnahme am 24.2.1962. Am 22.3.1985 abgeschaltet, Stilllegung am 8.6.1995 genehmigt.
Abbaumanahmen am 8.9.2008 abgeschlossen.
FRJ-2
Forschungsreaktor des Forschungszentrums Jlich; schwerwassermoderierter und -gekhlter Tankreaktor
mit einer thermischen Leistung von 23 MW, Inbetriebnahme am 14.11.1962. Am 2.5.2006 endgltig abgeschaltet. Genehmigung zur Stilllegung am 20.9.2012 erteilt.
FRM
Forschungsreaktor Mnchen; leichtwassermoderierter Schwimmbadreaktor, am 31.10.1957 als erster Reaktor in Deutschland in Betrieb gegangen. Am 28.07.2000 endgltig abgeschaltet.
FRM II
Die Hochfluss-Neutronenquelle FRM-II wurde als Reaktor realisiert und hat den seit 1957 betriebenen Forschungsreaktor Mnchen FRM abgelst. Aufgrund der weiterentwickelten technischen Konzeption hat der
FRM-II im Vergleich zum FRM bei einer fnfmal so hohen Reaktorleistung (20 MW) einen 50mal so hohen
nutzbaren Neutronenfluss. Dabei sorgt ein grodimensionierter Schwerwasser-Moderatortank dafr, dass
dieser hohe Fluss in einem wesentlich greren nutzbaren Volumen und praktisch ausschlielich durch
langsame Neutronen, die fr die Nutzung besonders gut geeignet sind, aufgebaut wird. Inbetriebnahme am
2.3.2004. Der FRM-II ist als Strahlrohr-Reaktor optimiert. Nahezu 50% der Experimente werden mit kalten
Neutronen (Energie kleiner als 5 meV) durchgefhrt. Das Konzept basiert auf dem Einsatz eines Kompaktkerns, der ein einziges zylinderfrmiges Brennelement enthlt, das im Zentrum eines mit Schwerwasser
gefllten Moderatortanks eingebaut ist. Die Khlung erfolgt mit leichtem Wasser aus dem Reaktorbecken.
Geregelt wird der Reaktor ber den zentralen Regelstab im Innern des Brennelements. Zur Abschaltung ist
zustzlich ein unabhngiges System aus fnf Abschaltstben im Moderatortank realisiert.
FRMZ
Forschungsreaktor Mainz, TRIGA-MARK II-Reaktor des Instituts fr Kernchemie der Universitt Mainz mit
einer thermischen Leistung von 100 kW. Inbetriebnahme am 3.8.1965.
Fukushima
Am Standort Fukushima, 250 km nordstlich von Tokio unmittelbar an der Pazifikkste gelegen, befindet
sich die Kernkraftwerksanlage Fukushima Daiichi (Fukushima I). Die Anlage bestand aus sechs Siedewasser-Reaktorblcken mit einer Gesamtbruttoleistung von 4 546 MW. Das Erdbeben vom 11. Mrz 2011, rund
54

130 km stlich der japanischen Insel Honshu, fhrte zwar zur Schnellabschaltung der in Betrieb befindlichen
Blcke 1 bis 3, aber durch den vom Beben ausgelsten Tsunami fiel die elektrische Energieversorgung der
Anlage einschlielich der gesamten Notstromversorgung aus. Dadurch war die auch bei einem abgeschalteten Reaktor erforderliche Khlung der Brennelemte zur Abfuhr der durch den radioaktiven Zerfall entstehenden Nachwrme nicht mehr gewhrleistet. Die insgesamt freigesetzte Aktivitt wird auf ein Zehntel der bei
dem Tschernobyl-Unfall freigesetzten Menge abgeschtzt. Die Bevlkerung im Umkreis von 30 km wurde
evakuiert. Durch die vorherrschende Windrichtung wurde ein wesentlicher Anteil der freigesetzten radioaktiven Stoffe auf den Pazifik verweht.
Das Gebiet von 30 km (zuerst 20 km) um die Anlage wurde evakuiert. Besonders betroffen ist ein etwa
600 km2 groes Gebiet in nordwestlicher Richtung des Kernkraftwerks und hier insbesondere die Ortschaft
Iitate (rd. 7 000 Einwohner). Die Abbildung zeigt die Verteilung der Bodenkontamination durch Cs-134 und
Cs-137 und die resultierende Dosis im Freien im ersten Jahr.

Bodenkontamination durch Cs-134 undCs-137 und Dosis im Freien im ersten Jahr


Den Verlauf der Ortsdosisleistung im Freien in der von Unfallort 60 km entfernte Stadt Fukushima und das
230 km entfernte Tokio (Stadtteil Shinjuku) zeigen die folgenden Abbildungen.

Ortsdosisleistung im Freien, Mrz - Juli 2011, Fukushima City

55

Ortsdosisleistung in Tokio, 11.3.2011 - 11.3.2013


Das Band im unteren Teil des Bildes gibt die Schwankungsbreite der natrlichen -Dosisleistung im Freien
durch die kosmische und terrestrische Strahlung an (0,03 bis 0,08 Gy/h), die Linie zeigt die jeweils aktuell
gemessene Dosisleistung durch -Strahlung im Freien durch die kosmische, terrestrische und die unfallbedingte Strahlung seit dem 13.3.2011.
Ab dem 25.3.2011 konnten in Deutschland Spuren der in Fukushima freigesetzten Radioaktivitt in der Luft
gemessen werden, so an der Messstelle des Bundesamtes fr Strahlenschutz auf dem Schauinsland im
Schwarzwald. Eine Strahlendosis ist durch diese Aktivittskonzentrationen nicht gegeben..

Aktivittskonzentrationen radioaktiver Stoffe in der Luft, Messstelle des Bundesamtes fr Strahlenschutz auf dem Schauinsland, Schwarzwald
Fllhalterdosimeter
Stabdosimeter.

56

Funkenkammer
Gert zum Nachweis von Kernstrahlung. Die Funkenkammer besteht z. B. aus zahlreichen parallel angeordneten Metallplatten, zwischen denen jeweils eine Spannung von einigen tausend Volt liegt. Die Zwischenrume zwischen den Platten sind gasgefllt. Die ionisierende Strahlung fhrt zur Funkenbildung zwischen
den Platten entlang dem Weg der Strahlung durch die Kammer. Die Funkenspur kann fotografisch oder elektronisch registriert werden.
Fusion
Bildung eines schwereren Kernes aus leichteren Kernen; dabei wird Energie, die Bindungsenergie, frei. Mgliche Fusionsreaktionen:

D + T 4He + n + 17,58 MeV,


D + D 3He + n + 3,27 MeV,
D + D T + p + 4,03 MeV,
D + 3He 4He + p + 18,35 MeV,
p + 11B 3 4He + 8,7 MeV.

Die Deuterium-Tritium-Reaktion ist unter allen mglichen Fusionsreaktionen noch am leichtesten zu verwirklichen. Deuterium ist in gengender Menge in den Weltmeeren vorhanden; Tritium kann aus dem ebenfalls
reichlich verfgbaren Element Lithium mit Hilfe der beim Fusionsprozess entstehenden Neutronen erbrtet
werden. Brutreaktionen zur Erzeugung von Tritium aus Lithium:
7

Li + n 4He + T + n - 2,47 MeV und 6Li + n 4He + T + 4,78 MeV.

Bei der Fusion mssen zwei Atomkerne - z. B. Atomkerne der Wasserstoffisotope Deuterium und Tritium gegen die abstoende elektrische Kraft ihrer positiven Kernladungen so dicht zusammengebracht werden,
dass sie verschmelzen. Um ihre gegenseitigen Abstoung zu berwinden, mssen zwei Kerne mit groer
Geschwindigkeit aufeinander zufliegen. Die erforderlichen hohen Geschwindigkeiten erhalten die Teilchen
bei hohen Temperaturen von rund 100 Mio. Grad.
Die Atome eines Gases sind dann in Elektronen und Kerne zerlegt, das Gas ist ionisiert. Ein total ionisiertes
Gas wird Plasma genannt. Ein Plasma ist elektrisch leitend, seine Bewegung lsst sich daher durch elektrische und magnetische Felder beeinflussen. Dies macht man sich in den Fusionsanlagen zunutze, wo man
das heie Plasma in einen Magnetfeldkfig einschliet. In einem Magnetfeld wirkt auf die Ladungstrger die
Lorentz-Kraft. Infolge dieser Kraft fhren die Ladungstrger lngs der magnetischen Feldlinien eine Spiralbewegung aus. Im Idealfall kann der Kontakt mit der Behlterwand und damit der Wrmetransport zur Wand
unterbunden werden. Als Anordnungen, mit denen Plasmen innerhalb eines Rings magnetisch eingeschlossen werden knnen, sind Systeme vom Typ Tokamak und Stellarator blich. JET, ITER.
Es ist das Hauptziel der Forschung auf dem Gebiet der Plasmaphysik, nach geeigneten Verfahren zu suchen, die einen kontrollierten Ablauf der Fusionsreaktion in Form einer Kettenreaktion ermglichen, um die
freiwerdenden Energiemengen nutzen zu knnen. Bei der Fusion von Deuterium und Tritium zu 1 kg Helium
wird eine Energie von rund 120 Millionen kWh frei. Das entspricht der Verbrennungswrme von 12 Millionen
Kilogramm Steinkohle.

57

Fusionsexperimentieranlagen und die von ihnen erreichten Plasmazustnde (Quelle: IPP 2002)

58

G
Gammaquant
Energiequant kurzwelliger elektromagnetischer Strahlung.
Gammastrahlung
Hochenergetische, kurzwellige elektromagnetische Strahlung, die von einem Atomkern ausgestrahlt wird.
Die Energien von Gammastrahlen liegen gewhnlich zwischen 0,01 und 10 MeV. Auch Rntgenstrahlen
treten in diesem Energiebereich auf; sie haben aber ihren Ursprung nicht im Atomkern, sondern sie entstehen durch Elektronenbergnge in der Elektronenhlle oder durch Elektronenbremsung in Materie (Bremsstrahlung). Im Allgemeinen sind Alpha- und Betazerflle und immer der Spaltungsvorgang von Gammastrahlung begleitet. Gammastrahlen sind sehr durchdringend und lassen sich am besten durch Materialien hoher
Dichte (Blei) und hoher Ordnungszahl schwchen.
Ganzkrperdosis
Mittelwert der quivalentdosis ber Kopf, Rumpf, Oberarme und Oberschenkel als Folge einer als homogen
angesehenen Bestrahlung des ganzen Krpers. Heute wird dieser Begriff durch den umfassenderen Begriff
der effektiven Dosis ersetzt. Dosis.
Ganzkrperzhler
Gert zur Aktivittsmessung und Identifizierung inkorporierter Radionuklide beim Menschen.

Ganzkrperzhler des Karlsruher Instituts fr Technologie (KIT)


zur Bestimmung gammastrahlender Radionuklide im menschlichen Krper
59

Gasdiffusionsverfahren
Diffusionstrennverfahren.
Gasdurchflusszhler
Ein Proportionalzhler, dessen Fllgas in einem stndigen Strom durch neues ersetzt wird. Dadurch wird
das Eindringen von Luft vermieden bzw. eingedrungene Luft ausgetrieben.
gasgekhlter Reaktor
Kernreaktor, dessen Khlmittel ein Gas ist (Helium, Kohlendioxid).
Gasverstrkung
Durch Stoionisation bewirkte Vermehrung der Zahl der Ladungstrger in einem Proportional- und GeigerMller-Zhler.
Gaszentrifugenverfahren
Verfahren zur Isotopentrennung, bei dem schwere Atome von den leichten durch Zentrifugalkrfte abgetrennt werden. Der Trennfaktor hngt von der Massendifferenz der zu trennenden Isotope ab. Das Verfahren ist zur Trennung der Uranisotope geeignet, der erreichbare Trennfaktor betrgt 1,25. Eine Urananreicherungsanlage nach diesem Verfahren ist in Gronau/Westfalen in Betrieb.

Prinzip des Gaszentrifugenverfahrens zur Urananreicherung


GAU
Grter Anzunehmender Unfall. Begriff aus der Reaktorsicherheit, heute ersetzt durch den umfassenderen
Begriff des Auslegungsstrfalls.
Geiger-Mller-Zhler
Strahlungsnachweis- und -messgert. Es besteht aus einer gasgefllten Rhre, in der eine elektrische Entladung abluft, wenn ionisierende Strahlung sie durchdringt. Die Entladungen werden gezhlt und stellen ein
Ma fr die Strahlungsintensitt dar.
60

Geigerzhler
Geiger-Mller-Zhler.
Genehmigungsverfahren
Der Antrag auf Genehmigung zum Bau, Betrieb, zur wesentlichen nderung oder Stilllegung einer kerntechnischen Anlage ist bei der Genehmigungsbehrde des Bundeslandes, in dem die Anlage errichtet werden
soll oder sich befindet, schriftlich zu stellen. Dem Antrag sind die Unterlagen beizufgen, die zur Prfung der
Genehmigungsvoraussetzungen erforderlich sind. Dazu gehrt insbesondere ein Sicherheitsbericht, der
Dritten die Beurteilung ermglicht, ob sie durch die mit der Anlage und ihrem Betrieb verbundenen Auswirkungen in ihren Rechten betroffen sein knnen. Im Sicherheitsbericht sind die grundlegenden Auslegungsmerkmale, die sicherheitstechnischen Auslegungsgrundstze und die Funktion der Anlage einschlielich
ihrer Betriebs- und Sicherheitssysteme darzustellen.
Sind die zur Auslegung erforderlichen Unterlagen vollstndig, so hat die Genehmigungsbehrde das Vorhaben ffentlich bekannt zu geben. Whrend einer Frist von zwei Monaten sind bei der Genehmigungsbehrde
und am Standort des Vorhabens der Antrag, der Sicherheitsbericht und die Kurzbeschreibung der Anlage
zur Einsicht auszulegen. Einwendungen knnen whrend der Auslegungsfrist schriftlich bei der Genehmigungsbehrde erhoben werden. Die Genehmigungsbehrde hat die Einwendungen mit dem Antragsteller
und den Einwendern mndlich zu errtern. Der Errterungstermin dient dazu, die Einwendungen zu errtern,
soweit dies fr die Prfung der Genehmigungsvoraussetzungen von Bedeutung sein kann.
Bei der Prfung eines Antrages lsst sich die Behrde von unabhngigen Sachverstndigen untersttzen.
Bei Erhalt eines Genehmigungsantrags unterrichtet die Landesbehrde das Bundesministerium fr Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit. Dieses berwacht die Genehmigungsttigkeit der Landesbehrde, fordert notwendige Unterlagen an und holt, wenn erforderlich, weitere Stellungnahmen ein. Beratend zur Seite
stehen ihm die Reaktorsicherheitskommission und die Strahlenschutzkommission. Die zustndige Landesbehrde entscheidet unter Wrdigung des Gesamtergebnisses des Verfahrens.

Ablauf eines Genehmigungsverfahrens fr kerntechnische Anlagen


61

Die Genehmigung darf nur erteilt werden, wenn


- keine Tatsachen vorliegen, aus denen sich Bedenken gegen die Zuverlssigkeit des Antragstellers und
der fr die Errichtung, Leitung und Beaufsichtigung des Betriebs der Anlage verantwortlichen Personen
ergeben, und die fr die Errichtung, Leitung und Beaufsichtigung des Betriebs der Anlage verantwortlichen Personen die hierfr erforderliche Fachkunde besitzen,
- die nach dem Stand von Wissenschaft und Technik erforderliche Vorsorge gegen Schden durch die
Errichtung und den Betrieb der Anlagen getroffen ist,
- die erforderliche Vorsorge fr die Erfllung gesetzlicher Schadensersatzverpflichtungen getroffen ist,
- der erforderliche Schutz gegen Strmanahmen oder sonstige Einwirkungen Dritter gewhrleistet ist,
- berwiegend ffentliche Interessen, insbesondere im Hinblick auf die Reinhaltung des Wassers, der Luft
und des Bodens, der Wahl des Standortes der Anlage nicht entgegenstellen.
Erteilte Genehmigungen knnen von Betroffenen vor den Verwaltungsgerichten angefochten werden.
geometrisch sicher
Begriff aus der Reaktortechnik; mit geometrisch sicher wird ein Spaltstoff enthaltendes System bezeichnet,
in dem aufgrund der geometrischen Anordnung keine sich selbst erhaltende Kettenreaktion auftreten kann.
GeV
Gigaelektronvolt; 1 GeV = 1 Milliarde eV; Elektronvolt.
gewebehnlich
Begriff aus der Strahlenschutzmetechnik; gewebehnlich ist eine Kennzeichnung fr einen Stoff, dessen
absorbierende und streuende Eigenschaften fr eine gegebene Strahlung mit denen eines bestimmten biologischen Gewebes ausreichend bereinstimmen.
Gewebe-Wichtungsfaktor
Fr die verschiedenen Organe und Gewebe bestehen unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten fr das Auftreten stochastischer Strahlenwirkungen. Der Gewebe-Wichtungsfaktor beschreibt den Anteil des Strahlenrisikos, das sich aus einer Bestrahlung eines Gewebes oder Organs fr das Gesamtrisiko ergibt. Die GewebeWichtungsfaktoren stellen Mittelwerte dar, gemittelt ber Menschen beider Geschlechter und aller Altersgruppen, und beziehen sich somit nicht auf die Eigenschaften einzelner Personen. Zur Berechnung der effektiven Dosis werden die einzelnen Organdosiswerte mit dem jeweiligen in der Strahlenschutzverordnung
und der Rntgenverordnung angegebenem Wichtungsfaktor multipliziert und die Produkte addiert.
Organ
Keimdrsen
Dickdarm, Knochenmark (rot), Lunge, Magen
Blase, Brust, Leber, Schilddrse, Speiserhre
Haut, Knochenoberflche
Bauchspeicheldrse, Dnndarm, Gebrmutter,
Gehirn, Milz, Muskeln, Nebenniere, Niere,
Thymus

Gewebe-Wichtungsfaktor, wT
0,2
je 0,12
je 0,05
je 0,01

0,05

(der Wichtungsfaktor 0,05 wird auf die mittlere Dosis


dieser Organe angewandt)

Gewebe-Wichtungsfaktoren nach deutscher Rntgenverordnung


und Strahlenschutzverordnung
Die Internationale Strahlenschutzkommission hat auf der Grundlage einer erneuten Bewertung in ihrer Empfehlung von 2007 (ICRP-Publ. 103) einen berarbeiteten und erweiterten Satz von Gewebewichtungsfaktoren erarbeitet. Diese Daten wurden in den Entwurf "Festlegung grundlegender Sicherheitsnormen fr den
Schutz vor den Gefahren einer Exposition gegenber ionisierender Strahlung" der Europischen Kommission bernommen. Sie werden nach Annahme dieses Richtlinien-Entwurfs durch den EU-Ministerrat in deutsches Recht bernommen.

62

Gewebe-Wichtungsfaktor, wT

Organ
Brust, Dickdarm, Knochenmark (rot), Lunge,
Magen
Keimdrsen
Blase, Leber, Schilddrse, Speiserhre
Gehirn, Haut, Knochenoberflche,
Speicheldrsen
brige Gewebe:
obere Atemwege, Bauchspeicheldrse, Dnndarm, Gallenblase, Gebrmutter/Gebrmutterhals (), Herz, Lymphknoten, Mundschleimhaut, Milz, Muskelgewebe, Nebennieren, Nieren, Prostata (), Thymus

je 0,12
j

0,08
je 0,04
je 0,01

0,12

(der Wichtungsfaktor 0,12 wird auf die mittlere Dosis


dieser Organe angewandt)

Gewebe-Wichtungsfaktoren nach ICRP-Empfehlung von 2007 (ICRP-Publ. 103)


GKN I
Kernkraftwerk auf dem Gebiet der Gemeinden Neckarwestheim und Gemmrigheim am rechten Ufer des
Neckars zwischen Heilbronn und Ludwigsburg. Der Block 1, GKN I, ist ein Druckwasserreaktor mit einer
elektrischen Bruttoleistung von 840 MW (davon 157 MW fr Bahnstrom mit 16 Hz), nukleare Inbetriebnahme am 26.5.1976, erste Synchronisation am 3.6.1976, Beginn des kommerziellen Leistungsbetriebs am
1.12.1976. Am 16.3.2011 abgeschaltet, Betriebsgenehmigung am 6.8.2011 ausgelaufen. Stilllegung beantragt am 6.5.2013. Kumulierte Bruttostromerzeugung: 201 Milliarden Kilowattstunden.
GKN II
Kernkraftwerk auf dem Gebiet der Gemeinden Neckarwestheim und Gemmrigheim am rechten Ufer des
Neckars zwischen Heilbronn und Ludwigsburg. Der Block 2, GKN II, ist ein Druckwasserreaktor mit einer
elektrischen Bruttoleistung von 1400 MW, nukleare Inbetriebnahme am 29.12.1988, erste Synchronisation
am 3.1.1989, Beginn des kommerziellen Leistungsbetriebs am 15.4.1989. Stromproduktion (brutto) seit der
ersten Synchronisation bis Ende 2012 264,7 Milliarden Kilowattstunden. Entsprechend Atomgesetz endet
die Genehmigung zum Leistungsbetrieb mit Ablauf des 31.12.2022. GKN II kann auch Bahnstrom mit
16 Hz ber einen Umformer aus dem 50-Hz-Drehstrom zur Verfgung stellen.

Funktionsschema GKN II, (Quelle: Umweltministerium B-W)

63

Glasdosimeter
Phosphatglasdosimeter.
Gleichgewicht, radioaktives
Als radioaktives Gleichgewicht bezeichnet man den Zustand, der sich bei einer radioaktiven Zerfallsreihe, fr
welche die Halbwertszeit des Ausgangsnuklids grer ist als die Halbwertszeiten der Folgeprodukte, dann
einstellt, wenn eine Zeit vergangen ist, die gro ist gegenber der grten Halbwertszeit der Folgeprodukte.
Die Aktivittsverhltnisse der Glieder der Zerfallsreihe sind dann zeitlich konstant.
Gonadendosis
Strahlendosis an den Keimdrsen (Hoden und Eierstcke).
Gorleben
Standort fr mehrere kerntechnische Einrichtungen in Niedersachsen. Am Standort Gorleben werden ein
Zwischenlager fr abgebrannte Brennelemente und ein Lager fr schwachradioaktive Abflle aus Kernkraftwerken betrieben. Fr das Endlager des Bundes fr radioaktive Abflle einschlielich hochradioaktiver wrmeentwickelnder Abflle - Glaskokillen mit Abfllen aus der Wiederaufarbeitung, konditionierte bestrahlte
Brennelemente zur direkten Endlagerung - wurden die untertgigen Erkundungen ber die Eignung des
Salzstocks betrieben. Seit Oktober 2000 werden im Bergwerk zur Erkundung des Salzstocks Gorleben nur
noch Manahmen durchgefhrt, die das Bergwerk in einem betriebssicheren Zustand erhalten. Zur Sicherstellung des Standortes Gorleben vor Manahmen, die eine Fortsetzung der Erkundung erschweren knnten, hat die Bundesregierung im August 2005 die Gorleben-Vernderungssperren-Verordnung erlassen.
Gray
Einheitenname fr die Einheit der Energiedosis, Kurzzeichen: Gy. 1 Gray = 1 Joule durch Kilogramm. Der
Einheitenname Gray wurde in Erinnerung an Louis Harold Gray (1905 bis 1965) gewhlt, der mit zu den
fundamentalen Erkenntnissen in der Strahlendosimetrie beigetragen hat.
Grundlastkraftwerke
Kraftwerke der Elektrizittsversorgung, die aufgrund ihrer betriebstechnischen und wirtschaftlichen Eigenschaften zur Deckung der Grundlast eingesetzt werden und mit mglichst hoher Ausnutzungsdauer gefahren
werden. Grundlastkraftwerke sind Laufwasser-, Braunkohle- und Kernkraftwerke. Lastbereiche.
Gundremmingen B/C
KRB-B, KRB-C
GW
Gigawatt, das milliardenfache der Leistungseinheit
1 000 000 000 W.

Watt;

GWe
Gigawatt elektrisch; 1 GWe = 1 000 MWe = 1 000 000 kWe.
Gy
Einheitenkurzzeichen fr die Einheit der Energiedosis Gray.

64

1 GW =

1 000 MW =

1 000 000 kW =

H
Hafnium
Metall; Neutronenabsorber, der vornehmlich im thermischen und epithermischen Neutronen-Energiebereich
wirksam ist. Hafnium wird bevorzugt als heterogenes Neutronengift zur Vermeidung von Kritikalittsstrfllen
eingesetzt; hohe Strahlen- und Korrosionsbestndigkeit.
Haftung bei kerntechnischen Anlagen
Nach dem Atomgesetz mssen Inhaber kerntechnischer Anlagen fr Personen- und Sachschden summenmig unbegrenzt haften; dabei ist es gleichgltig, ob der Schaden schuldhaft herbeigefhrt wurde oder
nicht. Die Vorsorge fr die Erfllung seiner gesetzlichen Schadenersatzverpflichtung (Deckungsvorsorge)
muss der Inhaber der Anlage nachweisen. Bei Kernkraftwerken betrgt die Deckungsvorsorge 2,5 Mrd. Euro
pro Schadensfall. Sie ist durch Haftpflichtversicherungen oder eine Freistellungs- oder Gewhrleistungsverpflichtung eines Dritten nachzuweisen.
Haftung fr Schden bei einem Kernkraftwerksunfall in einem anderen Land der EU
Fr in der Bundesrepublik Deutschland erlittenen nuklearen Schaden, der von einer in einem anderen Mitgliedstaat der Europischen Union gelegenen Kernanlage ausgeht, haftet der Inhaber der Kernanlage, wenn
der Anlagenstaat Vertragsstaat des Pariser bereinkommen ber die Haftung gegenber Dritten auf dem
Gebiet der Kernenergie oder des Wiener bereinkommens ber die zivilrechtliche Haftung fr nukleare
Schden ist. Gehrt der Staat des schdigenden Inhabers keinem der bereinkommen an, bestimmt sich
die Haftung nach dem nach den Regeln des Internationalen Privatrechts. Die in den einzelnen Mitgliedstaaten der Europischen Union geltenden Haftungssummen knnen der Tabelle entnommen werden. Um in der
Bundesrepublik Deutschland Geschdigten unabhngig von den im Ausland festgesetzten Haftungssummen
dennoch eine angemessene Entschdigung zu sichern, hat der Gesetzgeber in 38 des Atomgesetzes einen Anspruch auf staatlichen Ausgleich bis zu 2,5 Mrd. Euro festgelegt.
Eine bersicht zu Haftungs- und Deckungssummen weltweit stellt die Kernenergie-Agentur der OECD unter
www.oecd-nea.org/law/2011-table-liability-coverage-limits.pdf zur Verfgung.
Land
Belgien
Bulgarien
Dnemark
Deutschland
Estland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Grobritannien
Irland
Italien
Lettland
Litauen
Luxemburg
Malta
Niederlande
sterreich
Polen
Portugal
Rumnien
Slowakei
Slowenien
Spanien
Schweden
Tschechien
Ungarn
Zypern

Haftungsbetrge
300 Mio. SZR
15 Mio. SZR
60 Mio. SZR
summenmig unbegrenzt

Anmerkung
#
#
#
keine Ausfhrungsgesetzgebung zum Wiener bereinkommen

175 Mio. SZR


76 Mio. SZR

#*
#
keine Ausfhrungsgesetzgebung zum Pariser bereinkommen

150 Mio. SZR

#
keine Spezialgesetzgebung

5 Mio. SZR
300 Mio. SZR
5 Mio. US-Dollar

keine Spezialgesetzgebung
keine Spezialgesetzgebung

285 Mio. SZR


summenmig unbegrenzt
150 Mio. SZR

keine Ausfhrungsgesetzgebung zum Pariser bereinkommen

300 Mio. SZR


75 Mio. SZR
150 Mio. SZR
700 Mio. Euro
300 Mio. SZR
6 Mrd. CZK 230 Mio.
100 Mio. SZR

#
#
#, *

keine Spezialgesetzgebung

65

SZR Sonderziehungsrechte des Internationalen Whrungsfonds, 1 SZR 1,16 (5.4.2013)


#
Vertragsstaat des Brsseler Zusatzbereinkommens;
garantierte Entschdigungssumme 1,5 Mrd. Euro nach Inkrafttreten des Brssel Protokolls 2004, bis zu diesem Zeitpunkt 300 Mio. SZR.
*
Nach Inkrafttreten des Protokolls 2004 zum Pariser bereinkommen summenmig unbegrenzte Haftung.

Haftungsbetrge fr nuklearen Schaden in der EU (7/2008) (Bundestagsdrucksache 16/9979)


Halbleiterzhler
Nachweisgert fr ionisierende Strahlung. Es wird der Effekt ausgenutzt, dass in Halbleitermaterial (Germanium, Silizium) bei Bestrahlung freie Ladungstrger entstehen. Halbleiterzhler sind wegen ihres hohen
Energieauflsungsvermgens besonders zur Spektroskopie von Gammastrahlung geeignet.
Halbwertsdicke
Schichtdicke eines Materials, die die Intensitt einer Strahlung durch Absorption und Streuung um die Hlfte
herabsetzt.
Halbwertszeit
Die Zeit, in der die Hlfte der Kerne in einer Menge von Radionukliden zerfllt. Die Halbwertszeiten bei den
verschiedenen Radionukliden sind sehr unterschiedlich, z. B. von 7,21024 Jahren bei Tellur-128 bis herab zu
210-16 Sekunden bei Beryllium-8. Zwischen der Halbwertszeit T, der Zerfallskonstanten und der mittleren Lebensdauer bestehen folgende Beziehungen:
T = -1 ln2 0,693 / ,

= T-1 ln2 0,693 / T,

Zerfallskurve von H-3,


wertszeit 12,3 Jahre

= -1 1,44 T

Zeitlicher Verlauf desZerfalls von H-3 und HalbEntstehens des stabilen Zerfallsprodukts He-3

Halbwertszeit, biologische
Die Zeit, in der ein biologisches System, beispielsweise ein Mensch oder Tier, auf natrlichem Wege die
Hlfte der aufgenommenen Menge eines bestimmten Stoffes aus dem Krper oder einem speziellen Organ
wieder ausscheidet. Fr den Erwachsenen gelten folgende biologische Halbwertszeiten:

Tritium (Ganzkrper):

10 Tage,
66

Csium (Ganzkrper):
lod (Schilddrse):
Plutonium:

110 Tage,
80 Tage,
20 Jahre (Leber), 50 Jahre (Skelett).

Halbwertszeit, effektive
Die Zeit, in der in einem biologischen System die Menge eines Radionuklids auf die Hlfte abnimmt, und
zwar im Zusammenwirken von radioaktivem Zerfall und Ausscheidung infolge biologischer Prozesse.

Teff =
Tphys:
Tbiol:

Tphys Tbiol
Tphys + Tbiol

physikalische Halbwertzeit,
biologische Halbwertzeit

Fr einige Radionuklide sind in der Tabelle die physikalische, biologische und die daraus ermittelte effektive
Halbwertszeit fr erwachsene Personen angegeben.
physikalische Halbwertzeit

biologische Halbwertzeit

effektive Halbwertzeit

12,3 a

10 d

10 d

8d

80 d

7,2 d

Csium-134

2,1 a

110 d

96 d

Csium-137

30,2 a

110 d

109 d

24 100 a

50 a

49,9 a

Nuklid
Tritium
Iod-131

Plutonium-239

Physikalische/biologische/effektive Halbwertzeiten fr einige Radionuklide


Halogenzhler
Geiger-Mller-Zhler, dessen Argon- oder Neonzhlgas einige Prozent eines Halogens, Cl2 oder Br2, zugesetzt sind, um Selbstlschung der Gasentladung zu erreichen.
Handschuhkasten
Gasdichter, meist aus durchsichtigem Kunststoff gefertigter Kasten, in dem mit Hilfe in den Kasten hineinreichender Handschuhe bestimmte radioaktive Stoffe, z. B. Tritium oder Plutonium, gefahrlos bearbeitet werden knnen.

Labor zur Handhabung von gasfrmigem Tritium in Handschuhksten

67

Harrisburg
In der Nhe von Harrisburg, Pennsylvania, USA, befindet sich das Kernkraftwerk Three Mile Island mit zwei
Druckwasserreaktoren. Im Block 2 ereignete sich am 28.3.1979 ein schwerer Unfall mit partieller Kernschmelze. Die Spaltprodukte wurden fast vollstndig im Reaktordruckbehlter und im Sicherheitsbehlter
zurckgehalten. Da die Rckhaltefunktion des Sicherheitsbehlters entsprechend der Auslegung funktionierte, kam es nur zu Aktivittsfreisetzungen von Xenon-133 und sehr geringen Anteilen von I-131 in die Umgebung, die zu einer rechnerisch maximalen Dosis von 0,85 mSv fhrten.
HAW
High Active Waste; hochradioaktiver Abfall.
HDR
Heidampfreaktor Growelzheim/Main, Siedewasserreaktor mit integrierter nuklearer berhitzung mit einer
elektrischen Bruttoleistung von 25 MW, nukleare Inbetriebnahme am 14.10.1969. Seit dem 20.4.1971 abgeschaltet. Die Anlage wurde nach der Abschaltung ber viele Jahre im Rahmen von Forschungsvorhaben zur
Reaktorsicherheit genutzt. Die Stilllegungsgenehmigung wurde am 16.2.1983 erteilt. Die Demontage wurde
am 15.10.1998 abgeschlossen.
Head-End
Begriff aus der Wiederaufarbeitungstechnik; erster Verfahrensschritt der Wiederaufarbeitung. Das Head-End
umfasst alle Verfahrensschritte von der mechanischen Zerlegung der Brennelemente bis zur chemischen
Auflsung des abgebrannten Brennstoffes zur Vorbereitung der Extraktion. Es sind dies im Einzelnen: Die
Brennelemente werden einer Zerlegemaschine zugefhrt, die die Brennstabbndel oder nach einer Vereinzelung die einzelnen Brennstbe in ca. 5 cm lange Stcke zerschneidet. Zur Auflsung des bestrahlten
Brennstoffes fallen die Brennstabstcke in einen Auflser, wo Uran, Plutonium und Spaltprodukte durch
konzentrierte Salpetersure gelst werden. Nach Beendigung des Lsevorganges wird die Brennstofflsung
durch Filtrieren oder Zentrifugieren von Feststoffpartikeln gereinigt und zur Bilanzierung des Gehaltes an
Uran und Plutonium in einen Pufferbehlter bergefhrt. brig bleibt im Auflser das gegenber Salpetersure bestndige Hllmaterial der Brennstbe aus Zirkaloy. Tail-End.
hei
Ein Ausdruck, der in der Kerntechnik im Sinne von hochradioaktiv verwendet wird.
Heidampf
Nassdampf.
heies Laboratorium
Fr den sicheren Umgang mit radioaktiven Stoffen hoher Aktivitt ausgelegtes Laboratorium. Es enthlt im
Allgemeinen mehrere Heie Zellen.
Heie Zelle
Stark abgeschirmtes, dichtes Gehuse, in dem radioaktive Stoffe hoher Aktivitt mit Hilfe von Manipulatoren
fernbedient gehandhabt und dabei die Arbeitsvorgnge durch Bleiglasfenster beobachtet werden knnen,
sodass fr das Personal keine Gefahr besteht.

68

Heie Zellen, Bedienseite mit Manipulatoren fr fernbedientes Arbeiten


Heizkraftwerk
Ein Dampfkraftwerk, bei dem der Dampf nicht nur zur Stromerzeugung, sondern auch zu Heizzwecken genutzt wird. Der Gesamtwirkungsgrad des Kraftwerkes ist hierbei grer als bei Kraftwerken, die nur zur
Stromerzeugung eingesetzt werden.
HEPA-Filter
high-efficiency particulate air filters; in Deutschland Schwebstofffilter der Sonderklasse S; hufig auch Absolutfilter genannt.
heterogener Reaktor
Kernreaktor, in dem der Brennstoff vom Moderator getrennt vorliegt. Gegenteil: homogener Reaktor. Die
meisten Reaktoren sind heterogen.
HEU
engl. highly enriched uranium, hochangereichertes Uran. Uran mit einer U-235-Anreicherung von 20 % und
mehr wird als HEU bezeichnet. Uran mit einer U-235-Anreicherung ber 85 % wird als "weapon grade" bezeichnet. LEU
HFR
Hochflussreaktor; Forschungsreaktor im Institut Laue-Langevin in Grenoble. Maximale Neutronenflussdichte:
1,51015 Neutronen/cm2 s, Leistung: 58,3 MW.
Hochtemperaturreaktor
Der Hochtemperaturreaktor (HTR) wurde in Deutschland als Kugelhaufenreaktor entwickelt. Der Reaktorkern besteht aus einer Schttung von kugelfrmigen Brennelementen, die von einem zylindrischen Graphit69

aufbau als Neutronenreflektor umschlossen wird. Die Brennelemente von 60 mm Durchmesser bestehen
aus Graphit, in den der Brennstoff in Form vieler kleiner beschichteter Teilchen eingebettet ist. Die Beschichtung der Brennstoffteilchen mit Pyrokohlenstoff und Siliziumkarbid dient zur Rckhaltung der Spaltprodukte.
Die Brennelementbeschickung erfolgt kontinuierlich whrend des Leistungsbetriebes. Zur Khlung des Reaktorkerns dient das Edelgas Helium, das beim Durchstrmen der Kugelschttung je nach Anwendungszweck auf 700 bis 950 C erhitzt wird. Alle Komponenten des primren Helium-Kreislaufes sind in einem
Reaktordruckbehlter eingeschlossen. Der Hochtemperaturreaktor ist eine universell einsetzbare Energiequelle, die Wrme bei hoher Temperatur bis 950 C fr den Strom- und gesamten Wrmemarkt bereitstellt.
Weiteres Ziel der HTR-Entwicklung ist die direkte Nutzung der nuklear erzeugten Wrme bei hoher Temperatur fr chemische Prozesse, insbesondere zur Kohlevergasung. Als erster deutscher HTR war das AVRVersuchskraftwerk in Jlich von 1966 bis 1988 in Betrieb. Von 1985 bis 1988 war das THTR-300Prototypkernkraftwerk in Hamm-Uentrop im Leistungsbetrieb.
Hhenstrahlung
kosmische Strahlung.
homogener Reaktor
Reaktor, in dem der Brennstoff als Gemisch mit Moderator oder Khlmittel vorliegt. Flssig-homogener Reaktor: z. B. Uranylsulfat in Wasser; fest-homogener Reaktor: z. B. Mischung von Uran (UO2) in Polythylen.
HTR
Hochtemperatur-Reaktor.
Hyperonen
Gruppe kurzlebiger Elementarteilchen, deren Masse grer als die des Neutrons ist. Elementarteilchen.

70

I
IAEA
International Atomic Energy Agency, Wien.
IAEO
Internationale Atomenergie-Organisation (amtliche deutsche bersetzung fr IAEA).
ICRP
International Commission on Radiological Protection; Internationale Strahlenschutzkommission.
ICRP-Verffentlichungen 60 und 103
Die Internationale Strahlenschutzkommission gab ihre erst allgemeine Empfehlung zum Strahlenschutz im
Jahre 1928 heraus. Weitere dem jeweiligen Kenntnisstand angepasste allgemeine Empfehlungen folgten
1959 und 1966. Seit 1977, als die Kommission ihre grundstzlichen Empfehlungen als ICRP-Verffentlichung 26 herausgab, hat sie diese Empfehlungen jhrlich berprft und von Zeit zu Zeit in den Annalen der
ICRP ergnzende Stellungnahmen herausgegeben -Mit den generellen Empfehlungen zum Strahlenschutz
von 1990 (ICRP-Publication 60) und von 2007 (ICRP-Publication-103) verfolgt die Kommission folgende
Ziele:

neuen biologischen Erkenntnissen und Entwicklungen beim Festlegen von Sicherheitsstandards


Rechnung zu tragen,

die Darstellung der Empfehlungen zu verbessern,

die Bestndigkeit in den Empfehlungen zu wahren, soweit es mit den neuen Erkenntnissen vereinbar ist.
Die Kommission mchte, dass diese ICRP-Verffentlichungen fr Gesetzgeber, Behrden und beratende
Stellen auf nationaler und internationaler Ebene eine Hilfe ist, indem sie die wesentlichen Prinzipien erlutert, mit denen ein angemessener Strahlenschutz begrndet werden kann. Wegen der unterschiedlichen
Verhltnisse, die in den verschiedenen Lndern anzutreffen sind, hatte die Kommission nicht die Absicht,
einen Gesetzestext vorzulegen. Den Behrden soll es berlassen bleiben, ihre eigenen Strukturen fr Gesetzgebung, Verordnungen, Genehmigungen und verbindliche Vorschriften zu entwickeln. Die wesentlichen
Inhalte der ICRP-Empfehlung von 1990 sind in die im Mai 1996 verabschiedeten Euratom-Grundnormen
zum Strahlenschutz und 2001/2002 in die deutsche Strahlenschutzverordnung/Rntgenverordnung bernommen worden.
ICRU
International Commission on Radiological Units and Measurements.
Immission
Einwirkung von Luftfremdstoffen, Geruschen und Erschtterungen auf Menschen, Tiere und Vegetation.
Impulshhenanalysator
Gert, das das Verfahren der Impulshhenanalyse zur Darstellung des Energiespektrums einer Strahlung
ausnutzt.
Impulshhenanalyse
Verfahren zur Gewinnung des Energiespektrums einer Strahlung. Die Impulse eines Detektors, der energieproportionale Ausgangsimpulse liefert, werden entsprechend ihrer Amplitude sortiert und gezhlt. Aus der so
gewonnenen Impulshhenverteilung lsst sich das Energiespektrum gewinnen.

71

Indikator
Element oder Verbindung, die radioaktiv gemacht wurden, sodass sie sich in biologischen, chemischen und
industriellen Prozessen leicht verfolgen lassen. Die vom Radionuklid ausgehende Strahlung zeigt dann dessen Lage und Verteilung an.
Inertgas
Nichtbrennbares Gas, z. B. CO2, Stickstoff, Edelgase. Einsatz von Inertgas erfolgt in Fabrikationsanlagen mit
brennbaren Stoffen zur Inertisierung von Prozessrumen ohne Personalaufenthalt als aktive und passive
Manahme des Brandschutzes.
INES
International Nuclear Event Scale; von der IAEO vorgeschlagene siebenstufige Skala, um Ereignisse in kerntechnischen Anlagen insbesondere unter dem Aspekt einer Gefhrdung der Bevlkerung nach international
einheitlichen Kriterien zu bewerten.

INES-Skala zur Klassifizierung von Ereignissen in kerntechnischen Einrichtungen


Die Bewertung hat sieben Stufen. Die oberen Stufen (4 bis 7) umfassen Unflle, die unteren Stufen (1 bis 3)
Strungen und Strflle. Meldepflichtige Ereignisse ohne sicherheitstechnische oder radiologische Bedeutung im Sinn der internationalen Skala werden als unterhalb der Skala bzw. Stufe 0 bezeichnet. Die Ereignisse werden nach drei bergeordneten Aspekten bewertet:
Radiologische Auswirkungen auerhalb der Anlage,
Radiologische Auswirkungen in der Anlage und
Beeintrchtigung der Sicherheitsvorkehrungen.
Der erste Aspekt umfasst die Ereignisse, welche zur Freisetzung radioaktiver Stoffe in die Umgebung der
Anlage fhren. Die hchste Stufe entspricht einem katastrophalen Unfall, bei dem in einem weiten Gebiet
Schden fr die Gesundheit und die Umwelt zu erwarten sind. Die niedrigste Stufe dieses Aspekts - Stufe 3 entspricht einer sehr geringen Radioaktivittsabgabe, welche bei den am strksten betroffenen Personen
auerhalb der Anlage zu einer Strahlenexposition von etwa einem Zehntel der natrlichen Strahlenbelastung
fhrt. Der zweite Aspekt umfasst die Stufen 2 bis 5 und betrifft die radiologischen Auswirkungen, welche ein
Ereignis innerhalb der Anlage hat, von schweren Schden am Reaktorkern bis zu greren Kontaminationen
innerhalb der Anlage und unzulssig hohe Strahlenexpositionen des Personals. Der dritte Aspekt zugeordnet sind die Stufen 0 bis 3 - umfasst die Ereignisse, bei denen Sicherheitsvorkehrungen beeintrchtigt
worden sind, die die Freisetzung radioaktiver Stoffe verhindern sollen.
72

Ingestion
Aufnahme von - radioaktiven - Stoffen durch Nahrungsmittel und Trinkwasser.
Inhalation
Aufnahme von - radioaktiven - Stoffen durch Einatmen.
inhrent sicher
Ein technisches System wird als inhrent sicher bezeichnet, wenn es aus sich selbst heraus, also ohne
Hilfsmedien, Hilfsenergie und aktive Komponenten, sicher arbeitet. Beispielsweise khlt ein Khlwassersystem inhrent sicher, wenn die Wrmeabfuhr ber ausreichend groe Wrmetauscher bei Schwerkraftumwlzung des Khlwassers (Naturkonvektion) erfolgt, da die Schwerkraft immer zur Verfgung steht.
INIS
International Nuclear Information System der IAEO.
Inkorporation
Allgemein: Aufnahme in den Krper. Besonders: Aufnahme radioaktiver Substanzen in den menschlichen
Krper.
in-pile
Ausdruck zur Kennzeichnung von Experimenten oder Gerten innerhalb eines Reaktors.
Instandhaltung
Manahmen zur Wartung, Reparatur und Instandsetzung von Apparaten, Maschinen und Anlagenteilen.
Instandhaltung kann vorbeugend als Routinemanahme oder erst nach Eintreten eines technischen
Versagens einer Anlagenkomponente erfolgen.
Internationale Strahlenschutzkommission
Die Internationale Strahlenschutzkommission, International Commission on Radiological Protection, wurde
1928 unter dem Namen International X-ray and Radium Protection Committee auf Beschluss des 2. Internationalen Kongresses fr Radiologie gegrndet. 1950 wurde sie umstrukturiert und umbenannt. Die Kommission arbeitet eng mit der Internationalen Kommission fr radiologische Einheiten und Messungen (ICRU)
zusammen und hat offizielle Verbindungen zur Weltgesundheitsorganisation (WHO), zur Internationalen
Arbeitsorganisation (ILO) und anderen Krperschaften der Vereinten Nationen, einschlielich des Wissenschaftlichen Komitees der Vereinten Nationen ber die Wirkungen atomarer Strahlung (UNSCEAR) und des
Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) sowie der Kommission der Europischen Gemeinschaften, der Kernenergiebehrde der Organisation fr wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (NEA),
der Internationalen Normenorganisation (ISO), der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) und
der Internationalen Assoziation fr Strahlenschutz (IRPA). Die Internationale Strahlenschutzkommission
besteht aus der Hauptkommission - Vorsitzende(r), zwlf weiteren Mitgliedern und dem Sekretr - und fnf
Stndigen Komitees: zusammen mehr als 200 Strahlenschutzexperten aus ber 30 Lndern. Die Wahl der
Mitglieder erfolgt durch die ICRP aus Nominierungen, die ihr von den nationalen Delegationen des Internationalen Kongresses fr Radiologie und aus den eigenen Reihen vorgelegt werden. Die Mitglieder der lCRP
werden aufgrund ihrer anerkannten Leistungen auf den Gebieten medizinische Radiologie, Strahlenschutz,
Physik, medizinische Physik, Biologie, Genetik, Biochemie und Biophysik ausgewhlt.
Intervention

73

Eingriff zur Ausfhrung von Instandhaltungsmanahmen in Anlagenbereichen mit erhhter Strahlung. Intervention wird unter Hinzuziehung von Strahlenschutzpersonal vorbereitet und whrend des Ablaufes berwacht.
Interventionsschwelle
Werte der Krperdosis, der Aktivittszufuhr, der Kontamination oder anderer aktivitts- oder dosisbezogener
Werte, bei deren berschreitung ein Eingreifen in den normalen Betriebs- bzw. Bestrahlungsablauf fr erforderlich gehalten wird.
Iodfilter
Iodhaltiges Abgas aus kerntechnischen Anlagen passiert nach einer Vorreinigung durch Gaswsche
und/oder Nassaerosolabscheider Adsorber (silbernitratimprgnierte Silikageltrger oder Molekularsiebzeolithen), die das Iod durch Chemisorption in am Trgermaterial haftendes Silberiodid berfhren und damit
Iod aus dem Abgas filtern.
Ion
Elektrisch geladenes atomares oder molekulares Teilchen, das aus einem neutralen Atom oder Molekl
durch Abspaltung oder Anlagerung von Elektronen oder durch elektrolytische Dissoziation von Moleklen in
Lsungen entstehen kann.
Ionenaustauscher
Chemische Stoffe (unlsliche, meist hochmolekulare Polyelektrolyte) mit austauschfhigen Ankergruppen,
deren Ionen gegen andere Ionen ausgetauscht werden knnen. Verwendung: Auftrennung von Substanzgemischen.
Ionendosis
In der Dosimetrie frher benutzte Messgre fr ionisierende Strahlung. Die Einheit der Ionendosis ist Coulomb durch Kilogramm (C/kg). 1 Coulomb durch Kilogramm ist gleich der Ionendosis, die bei der Erzeugung
von Ionen eines Vorzeichens mit der elektrischen Ladung 1 C in Luft der Masse 1 kg durch ionisierende
Strahlung rumlich konstanter Energieflussdichte entsteht. Bis Ende 1985 war als Einheit Rntgen (Kurzzeichen: R) zugelassen. 1 Rntgen ist gleich 258 C/kg.
Ionisation
Aufnahme oder Abgabe von Elektronen durch Atome oder Molekle, die dadurch in Ionen umgewandelt
werden. Hohe Temperaturen, elektrische Entladungen und energiereiche Strahlung knnen zur Ionisation
fhren.

Ionisation
74

Ionisationskammer
Gert zum Nachweis ionisierender Strahlung durch Messung des elektrischen Stromes, der entsteht, wenn
Strahlung das Gas in der Kammer ionisiert und damit elektrisch leitend macht.

Prinzip einer Ionisationskammer


ionisierende Strahlung
Jede Strahlung, die direkt oder indirekt ionisiert, z. B. Alpha-, Beta-, Gamma-, Neutronenstrahlung.
IRPA
International Radiation Protection Association; Zusammenschluss nationaler und regionaler Strahlenschutzgesellschaften. Gegrndet 1966 zur Frderung internationaler Kontakte und Zusammenarbeit und zur Diskussion wissenschaftlicher und praktischer Aspekte auf den Gebieten des Schutzes von Menschen und
Umwelt vor ionisierender Strahlung. Die IRPA hat ber 20 000 Mitglieder aus 61 Staaten. Die deutschen
Fachleute sind durch den deutsch-schweizerischen Fachverband fr Strahlenschutz (FS) vertreten.
Isobare
In der Kernphysik Kerne mit gleicher Nukleonenzahl. Beispiel: N-17, 0-17, F-17. Alle drei Kerne haben 17
Nukleonen, der Stickstoffkern (N) jedoch 7, der Sauerstoffkern (0) 8 und der Fluorkern (F) 9 Protonen.
Isodosenkurve
Geometrischer Ort fr alle Punkte, an denen eine Dosisgre den gleichen Wert hat.
Isomere
Nuklide derselben Neutronen- und Protonenzahl, jedoch unterschiedlicher energetischer Zustnde; z. B. die
Barium-Nuklide Ba-137 und Ba-137m.
Isotone
Atomkerne mit gleicher Neutronenzahl. Beispiel: S-36, Cl-37, Ar-38, K-39, Ca- 40. Diese Kerne enthalten
jeweils 20 Neutronen, aber eine unterschiedliche Anzahl von Protonen: Schwefel 16, Chlor 17, Argon 18,
Kalium 19 und Kalzium 20 Protonen.
Isotope
Atome derselben Kernladungszahl (d. h. desselben chemischen Elementes), jedoch unterschiedlicher Nukleonenzahl, z. B. Ne-20 und Ne-22. Beide Atomkerne gehren zum selben chemischen Element, dem Neon
75

(Kurzzeichen: Ne) und haben daher beide jeweils 10 Protonen. Die Nukleonenzahl ist allerdings verschieden, da Ne-20 zehn Neutronen und Ne-22 zwlf Neutronen enthlt.
Isotopenanreicherung
Prozess, durch den die relative Hufigkeit eines Isotops in einem Element vergrert wird. Beispiel: Anreicherung von Uran am Isotop Uran-235; angereichertes Uran.
Isotopenaustausch
Vorgnge, die zur Vernderung der Isotopenzusammensetzung in einer Substanz fhren, z. B.: H2S + HDO
HDS + H2O (H = normaler Wasserstoff, D = Deuterium, schwerer Wasserstoff, S = Schwefel). Das
Gleichgewicht wird durch die unterschiedlichen relativen Atommassen beeinflusst.
Isotopenhufigkeit
Quotient aus der Anzahl der Atome eines bestimmten Isotops in einem Isotopengemisch eines Elementes
und der Anzahl aller Atome dieses Elementes.
Isotopenhufigkeit, natrliche
lsotopenhufigkeit in einem in der Natur vorkommenden lsotopengemisch. In der Natur kommen jene Elemente, von denen es mehrere Isotope gibt, in einem Isotopengemisch vor, das - von wenigen besonders
begrndeten Ausnahmen abgesehen - berall auf der Erde gleich ist. Es knnen mehrere Isotope in etwa
gleichem Verhltnis auftreten, z. B. Cu-63 mit 69 % und Cu-65 mit 31 % im Falle des Kupfers. Hufig berwiegt allerdings ein Isotop, die anderen sind dann nur in Spuren vorhanden, z. B. beim Sauerstoff: 99,759 %
O-16; 0,0374 % O-17; 0,2039 % O-18.
lsotopenlaboratorium
Arbeitsrume, in denen durch rumliche und instrumentelle Ausstattung ein sicherer Umgang mit offenen
radioaktiven Stoffen mglich ist. In Anlehnung an Empfehlungen der IAEO werden Isotopenlaboratorien
nach der Aktivitt, mit der in ihnen umgegangen werden darf, in die drei Labortypen A, B und C eingeteilt.
Dabei wird als Ma fr die Aktivitt das Vielfache der Freigrenze nach der Strahlenschutzverordnung gewhlt. Der Labortyp C entspricht dabei einer Umgangsmenge bis zum 102fachen, der Labortyp B bis zum
105fachen und der Labortyp A oberhalb des 105fachen der Freigrenze. Im Typ-C-Laboratorium sind Abzge
zu installieren, wenn die Gefahr einer unzulssigen Kontamination der Raumluft besteht. Eine Abluftfilterung
ist im Allgemeinen nicht erforderlich. In Typ-B- und -A-Laboratorien sind neben Abzgen in vielen Fllen
Handschuhksten oder sonstige Arbeitszellen fr den Umgang mit offenen radioaktiven Stoffen vorzusehen.
Eine Abluftfilterung ist erforderlich. Details sind in DIN 25425 enthalten.
Isotopentrennung
Verfahren zur Abtrennung einzelner Isotope aus Isotopengemischen; elektromagnetische Isotopentrennung, Diffusionstrennverfahren, Trenndsenverfahren, Gaszentrifugenverfahren, Isotopenaustausch.
Isotopenverdnnungsanalyse
Methode zur quantitativen Bestimmung eines Stoffes in einem Gemisch durch Zugabe des gleichen, jedoch
radioaktiven Stoffes. Aus der nderung der spezifischen Aktivitt des zugegebenen radioaktiven Stoffes
lsst sich die Menge der gesuchten Substanz errechnen.
ITER
Mit dem Projekt ITER arbeiten die groen Fusionsprogramme der Welt - China, EU, Indien, Japan, Korea,
Russland, USA - gemeinsam daran, einen Internationalen Thermonuklearen Experimentalreaktor (ITER) zu
bauen. ITER soll zeigen, dass es physikalisch und technisch mglich ist, die Energieerzeugung der Sonne
76

auf der Erde nachzuvollziehen und durch Kernverschmelzung Energie zu gewinnen. Aufgabe von ITER ist
es, zum ersten Mal ein fr lngere Zeit Energie lieferndes Plasma zu erzeugen. Eingeleitet wurde diese Kooperation 1985. 1998 wurde der Abschlussbericht an die damaligen vier ITER-Partner weitergeleitet. Nach
der Genehmigung des Berichts war damit aus wissenschaftlich-technischer Sicht eine ausreichende Planungsgrundlage vorhanden, um den Bau der Anlage zu beschlieen. Die Partner beschlossen, den ITEREntwurf kostensparend zu berarbeiten. Dem kostenreduzierenden Entwurf wurde im Januar 2000 zugestimmt. Die Planungsarbeiten auf der Basis des Vorentwurfs wurden im Juli 2001 fertig gestellt. Im Juni 2005
wurde beschlossen, ITER in Cadarache, Sdfrankreich, zu errichten. Der Bau der Anlage hat 2009 begonnen. Ungefhr zehn Jahre nach Baubeginn knnte ITER das erste Plasma erzeugen. ITER wird als Fusionsanlage vom Typ Tokamak gebaut; seine Daten:
-

Gesamtradius:
Hhe:
Plasmaradius (grter/kleinster):
Plasmavolumen:
Magnetfeld:
maximaler Plasmastrom:
Heizleistung:
Fusionsleistung:
mittlere Temperatur:
Brenndauer:

10,7 Meter,
15 Meter,
6,2/2,0 Meter,
840 Kubikmeter,
5,3 Tesla,
15 Megaampere,
73 Megawatt,
500 Megawatt,
100 Millionen Grad,
> 400 Sekunden.

77

J
JET
Joint European Torus; Groexperiment zur kontrollierten Kernfusion; Culham, England. Zum ersten Mal in
der Geschichte der Fusionsforschung ist es mit JET 1991 gelungen, nennenswerte Energie durch kontrollierte Kernfusion freizusetzen. Fr die Dauer von zwei Sekunden erzeugte die Anlage eine Fusionsleistung von
1,8 Megawatt. 1997 hat JET mit einer Brennstoffmischung aus gleichen Teilen von Deuterium und Tritium
bei einer Fusionsleistung von 13 Megawatt eine Fusionsenergie von 14 Megajoule erzeugt.
Wesentliche Daten von JET:
-

Groer Plasmaradius
Kleine Radien
Magnetfeld
Plasmastrom
Plasmaheizung
Plasmatemperatur

2,96 Meter,
1,25 Meter horizontal / 2,10 Meter vertikal,
3,45 Tesla,
3,2 - 4,8 Megaampere,
50 Megawatt,
250 Millionen Grad.

78

K
K-Meson
Elementarteilchen aus der Gruppe der Mesonen. Elementarteilchen.
Katastrophenschutzplne
Die Behrden sind verpflichtet, fr ein Kernkraftwerk wie fr andere grotechnische Anlagen - chemische
Fabriken, Raffinerien, Tanklager - oder wie auch fr Naturkatastrophen eine Gefahrenabwehrplanung durchzufhren und einen Katastrophenschutzplan aufzustellen. Je nach den rtlichen Gegebenheiten kann ein
solcher Plan Evakuierungsmanahmen fr die in unmittelbarer Nhe wohnende Bevlkerung vorsehen. Die
Innenministerkonferenz hat hierzu gemeinsam mit dem Lnderausschuss fr Atomkernenergie entsprechend
einem Vorschlag der Strahlenschutzkommission Rahmenempfehlungen fr den Katastrophenschutz in der
Umgebung kerntechnischer Anlagen beschlossen.
KBR
Kernkraftwerk Brokdorf/Elbe, Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von 1 480 MW, nukleare Inbetriebnahme am 7.10.1986. Kumulierte Bruttostromerzeugung bis Ende 2012: 288,5 Mrd. kWh.
Entsprechend Atomgesetz endet die Genehmigung zum Leistungsbetrieb mit Ablauf des 31.12.2021.
K-Einfang
Einfang eines Bahnelektrons aus der K-Schale des Atoms durch den Atomkern. Elektroneneinfang

K-Einfang, Umwandlung von Kalium-40 durch Elektroneneinfang in Argon-40


KERMA
Kinetic Energy Released per Unit Mass. Kerma ist eine Dosisgre. Kerma K ist der Quotient aus dEtr und
dm; dabei ist dEtr die Summe der Anfangswerte der kinetischen Energien aller geladenen Teilchen, die von
indirekt ionisierender Strahlung aus dem Material in einem Volumenelement dV freigesetzt werden, und dm
die Masse des Materials in diesem Volumenelement. Bei allen Angaben einer Kerma muss das Bezugsmaterial (d. h. das Material von dm) genannt werden. Die SI-Einheit der Kerma ist das Gray (Gy).
Kern
Atomkern, Spaltzone.
79

Kernanlage
Fr die Anwendungen der Vorschriften ber die Haftung definiert das Atomgesetz als Kernanlage:
Reaktoren, ausgenommen solche, die Teil eines Befrderungsmittels sind,
Fabriken fr die Erzeugung oder Bearbeitung von Kernmaterialien,
Fabriken zur Trennung der Isotope von Kernbrennstoffen,
Fabriken fr die Aufarbeitung bestrahlter Kernbrennstoffe,
Einrichtungen fr die Lagerung von Kernmaterialien, ausgenommen die Lagerung solcher Materialien
whrend der Befrderung.
Kernbrennstoff
Nach der Definition des Atomgesetzes sind Kernbrennstoffe besondere spaltbare Stoffe in Form von

Plutonium-239 und Plutonium-241,


mit den Isotopen 235 oder 233 angereichertes Uran,
Stoffen, die einen oder mehrere der vorerwhnten Stoffe enthalten,
Stoffen, mit deren Hilfe in einer geeigneten Anlage (Reaktor) eine sich selbst tragende Kettenreaktion
aufrechterhalten werden kann und die in einer Rechtsverordnung bestimmt werden.

Kernbrennstoff-Kreislauf
Eine Reihe von Verfahrensstufen bei der Versorgung und Entsorgung von Kernreaktoren mit Kernbrennstoff.

Versorgung:
Ausgangspunkt der Kernenergienutzung ist die Versorgung der Kernreaktoren mit Uran. Der Urangehalt
der abgebauten Erze betrgt typischerweise 0,2 %. In einem Aufbereitungsverfahren wird das Uran aufkonzentriert. Es entsteht das Handelsprodukt Yellow Cake, das etwa 70 bis 75 % Uran enthlt. Das im
Yellow Cake enthaltene Uran weist die natrliche Isotopenzusammensetzung von 0,7 % U-235 und
99,3 % U-238 auf. Kernkraftwerke bentigen Uran mit einem Anteil von 3 bis 5 % des spaltbaren Isotops U-235. Daher muss das Uran an U-235 angereichert werden.
Dazu wird das Uran in die chemische Verbindung UF6 umgewandelt, die leicht in die Gasphase berfhrt
werden kann, da nur in der Gasphase eine Anreicherung einfach mglich ist. Anreicherungsverfahren
(Gaszentrifuge oder Diffusionstrennverfahren) nutzen den geringen Massenunterschied der U-235und U-238-Molekle des UF6, um diese beiden Komponenten zu trennen. Das Produkt der Anreicherungsanlage ist UF6, dessen U-235-Anteil ca. 3 bis 5 % betrgt.
In der Brennelementfabrik wird das UF6 in UO2 umgewandelt. Aus UO2-Pulver werden Tabletten gepresst, die bei Temperaturen ber 1700 C gesintert und dann in nahtlos gezogene Hllrohre aus einer
Zirkonlegierung gefllt und gasdicht verschlossen werden. Man erhlt so einzelne Brennstbe, die zu
Brennelementen zusammengesetzt werden. Brennelemente eines Druckwasserreaktors enthalten rund
340 kg Uran, eines Siedewasserreaktors rund 190 kg Uran.

Entsorgung:
Die Einsatzzeit der Brennelemente im Reaktor betrgt drei bis vier Jahre. Durch Kernspaltung wird
Kernenergie in elektrischen Strom umgewandelt. Dabei nimmt der Anteil des spaltbaren U-235 ab, und
es entstehen die zum Teil radioaktiven Spaltprodukte sowie nennenswerte Mengen des neuen, z. T.
spaltbaren Kernbrennstoffs Plutonium. Alle Ttigkeiten zur Behandlung, Aufarbeitung und Beseitigung
der abgebrannten Brennelemente werden zusammenfassend als Entsorgung bezeichnet.
Zwei Arten der Entsorgung sind mglich: Wiederaufarbeitung mit Rckgewinnung und Wiederverwendung der nutzbaren Anteile Plutonium und Uran oder direkte Endlagerung, bei der die abgebrannten
Brennelemente insgesamt als Abflle deponiert werden. Die Brennelemente kommen zunchst in ein
Zwischenlager, in dem ihre Aktivitt abklingt. Bei einer dann folgenden Wiederaufarbeitung werden wiederverwertbares Uran und Plutonium von den radioaktiven Spaltprodukten getrennt. Fr die Wiederverwendung im Kernkraftwerk mssen Plutonium und Uran - dieses u. U. nach erneuter Anreicherung wieder zu Brennelementen verarbeitet werden. Mit ihrem Einsatz im Kernkraftwerk schliet sich der
Brennstoffkreislauf.
Bei der direkten Endlagerung wird das gesamte Brennelement einschlielich der Wertstoffe Uran und
Plutonium nach einer Zwischenlagerung zum Zerfall der kurzlebigen Radionuklide und damit verbundener Reduzierung der zerfallsbedingten Wrmeentwicklung als radioaktiver Abfall entsorgt. Dazu werden
in einer Konditionierungsanlage die Brennelemente zerlegt, in endlagerfhige Gebinde verpackt und
dann als radioaktiver Abfall endgelagert. Beide Wege - Wiederaufarbeitung und direkte Endlagerung sind in Deutschland eingehend untersucht und die dafr erforderlichen Verfahren und Komponenten
80

entwickelt worden. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben ist in Deutschland seit 2005 nur noch die direkte
Endlagerung abgebrannter Brennelemente zulssig.
Radioaktive Abflle mssen auf Dauer sicher gelagert und aus der Biosphre ferngehalten werden.
Schwach- und mittelradioaktive flssige radioaktive Abflle werden u. U. nach vorheriger Volumenreduktion durch Verdampfen mit Zement fixiert. Feste radioaktive Abflle werden zur Volumenreduzierung
kompaktiert oder verbrannt und die die radioaktiven Stoffe enthaltenen Verbrennungsrckstande mit
Zement verfestigt. Zur Endlagerung werden diese Produkte in speziellen Fssern oder Containern verpackt. Die wrmeentwickelnden Spaltproduktlsungen aus der Wiederaufarbeitung werden unter Zusatz
von glasbildenden Stoffen in Glas eingeschmolzen und in Edelstahlbehlter gefllt. Fr die Endlagerung
werden stabile geologische Formationen benutzt. In der Schweiz und in Schweden ist Granitgestein vorgesehen, in Deutschland wurden insbesondere Salzstcke fr eine Endlagerung untersucht.

Kernbrennstoffkreislauf
Kernchemie
Teilgebiet der Chemie, das sich mit dem Studium von Atomkernen und Kernreaktionen unter Verwendung
chemischer Methoden befasst. Radiochemie.
81

Kernenergie
Innere Bindungsenergie der Atomkerne. Die Kernbausteine sind von einer Atomsorte zur anderen verschieden stark aneinander gebunden. Das Maximum der Bindungsenergie je Kernbaustein liegt im Bereich der
Massezahl 60. Durch Kernumwandlungen kann deshalb Energie entweder durch Spaltung (Fission) schwerer Kerne wie Uran oder durch Verschmelzung (Fusion) leichter Kerne wie Wasserstoff gewonnen werden.
Die Spaltung von 1 kg U-235 liefert rund 23 Mio. kWh, bei der Fusion von Deuterium und Tritium (DTReaktion) zu 1 kg Helium wird eine Energie von rund 120 Mio. kWh frei. Die Verbrennung von 1 kg Steinkohle liefert dagegen nur etwa 10 kWh. Fusion, Kernspaltung.

Kernbindungsenergie in Abhngigkeit von der Massenzahl des Atomkerns


Kernkraftwerk
Wrmekraftwerk, berwiegend zur Stromversorgung, bei dem die bei der Kernspaltung in einem Reaktor
freigesetzte Kernbindungsenergie in Wrme und ber einen Wasser-Dampf-Kreislauf mittels Turbine und
Generator in elektrische Energie umgewandelt wird.
Kernkraftwerke, Deutschland
In Deutschland sind (Stand 6.6.2013) neun Kernkraftwerke mit einer elektrischen Bruttoleistung von
12 696 MW in Betrieb. Im Jahr 2012 erzeugten sie rund 100 Mrd. kWh elektrischen Strom. Die Zeitverfgbarkeit betrug 91 % und die Arbeitsverfgbarkeit 90,5 %.
Kernkraftwerk
GKN II Neckar
KBR Brokdorf
KKE Emsland
KKG Grafenrheinfeld
KKI-2 Isar
KKP-2 Philippsburg
KRB B Gundremmingen
KRB C Gundremmingen
KWG Grohnde
Summe

Typ
DWR
DWR
DWR
DWR
DWR
DWR
SWR
SWR
DWR

Nennleistung
(brutto) MWe
1 400
1 480
1 400
1 345
1 485
1 468
1 344
1 344
1 430
12 696

Nennleistung
(netto) MWe
1 310
1 410
1 329
1 275
1 410
1 402
1 284
1 288
1 360
12 068

Stromerzeugung
2012 (brutto), MWh
11 126 700
10 768 134
11 430 762
10 601 671
12 082 399
10 778 670
10 366 208
10 613 396
11 692 258
99 460 198

DWR: Druckwasserreaktor; SWR: Siedewasserreaktor


Kernkraftwerke in Deutschland in Betrieb (6.6.2013), und ihre Stromerzeugung im Jahr 2012
27 Kernkraftwerke einschlielich der in den 1960/70er Jahren errichteten Versuchs-, Prototyp- und Demonstrationsanlagen - wurden bisher auer Betrieb genommen, darunter auch 1990 aus allgemeinen Sicherheitsgrnden die fnf Blcke des Kernkraftwerks Greifswald der ehemaligen DDR und acht Anlagen als
Folge der atomrechtlichen nderungen nach dem Reaktorunfall in Fukushima.

82

Bezeichnung, Standort
HDR, Growelzheim
KKN, Niederaichbach
KWL, Lingen
KRB-A, Gundremmingen
MZFR, Leopoldshafen
VAK, Kahl
AVR, Jlich
THTR, Hamm-Uentrop
KMK, Mlheim-Krlich
KKR, Rheinsberg
KGR 1-5, Greifswald
KNK, Leopoldshafen
KWW, Wrgassen
KKS, Stade
KWO, Obrigheim
Biblis A
Biblis B
GKN I, Neckarwestheim
KKB, Brunsbttel
KKI-1 Isar
KKK, Krmmel
KKP-1, Philippsburg
KKU, Stadland

elektrische
Bruttoleistung, MW
25
107
267
250
58
16
15
307
1 308
70
2 200
21
670
672
357
1 225
1 300
840
806
912
1 402
926
1 410

Betriebszeit
1969-1971
1972-1974
1968-1977
1966-1977
1965-1984
1960-1985
1966-1988
1983-1988
1986-1988
1966-1990
1973-1990
1977-1991
1971-1994
1972-2003
1968-2005
1975-2011
1977-2011
1976-2011
1977-2011
1979-2011
1984-2011
1980-2011
1979-2011

Auer Betrieb genommene Kernkraftwerke in Deutschland, Stand 6.6.2013


Kernkraftwerke, Europa
Anfang Juli 2013 waren in 17 europischen Lndern insgesamt 185 Kernkraftwerksblcke (fnf davon im
asiatischen Teil Russlands) mit einer installierten elektrischen Nettoleistung von rund 162 GW in Betrieb und
in fnf Lndern 16 Blcke mit einer elektrischen Nettoleistung von etwa 14 GW in Bau.
Im Jahr 2012 lag Frankreich mit einem Anteil der Stromerzeugung aus Kernenergie von 74,8 % an der gesamten nationalen Stromerzeugung an der Spitze, gefolgt von der Slowakischen Republik mit 53,8 %, Belgien mit 51 % und der Ukraine mit 46,2 %. In Deutschland betrug der Anteil der Stromerzeugung aus Kernenergie 16 % im Jahr 2012.
Land
Belgien
Bulgarien
Deutschland
Finnland
Frankreich
Grobritannien
Niederlande
Rumnien
Russland
Schweden
Schweiz
Slowakische Republik
Slowenien
Spanien

Anzahl
7
2
9
4
58
16
1
2
33
10
5
4
1
8

in Betrieb
Nettoleistung, MWe
5 927
1 906
12 068
2 752
63 130
9 231
482
1 300
23 643
9 408
3 308
1 816
688
7 567

83

Anzahl
1
1
10
2
-

in Bau
Nettoleistung, MWe
1 600
1 600
8 382
880
-

Land
Tschechische Republik
Ukraine
Ungarn

Anzahl
6
15
4

Summe

185

in Betrieb
Nettoleistung, MWe
3 804
13 107
1 889

Anzahl
2
-

162 026

16

in Bau
Nettoleistung, MWe
1 900
14 362

Kernkraftwerke in Europa, Stand 1.7.2013


Kernkraftwerke, weltweit
Am 20. Dezember 1951 wurde in Arco, Idaho, USA, durch den Experimental Breeder Reactor EBR-I erstmals Strom aus Kernenergie erzeugt - ausreichend fr vier Glhlampen. Der EBR-I war nicht zur Stromerzeugung sondern zur Erprobung des Konzepts eines Schnellen Brutreaktors errichtet worden.

Erste Stromerzeugung durch Kernenergie


Experimental Breeder Reactor EBR-I, 20.12.1951, Arco, Idaho, USA
(Argonne National Laboratory)
Am 26. Juni 1954 lieferte der 5-MWe-Reaktor APS-I in Obninsk, Russland, als erster Reaktor, der zur Stromerzeugung errichtet wurde, elektrischen Strom in ein ffentliches Netz. Als erstes kommerzielles Kernkraftwerk wurde die 50-MWe-Anlage Calder Hall 1, England, am 27. August 1956 mit dem ffentlichen Netz
verbunden.
84

Am 1.7.2013 waren in 31 Lndern 434 Kernkraftwerksblcke mit einer installierten elektrischen Nettoleistung
von rund 371 GW in Betrieb und in 15 Lndern 68 Kernkraftwerksblcke mit einer elektrischen Nettoleistung
von rund 66 GW im Bau. Seit der ersten Stromerzeugung in einem Kernkraftwerk - am 20. Dezember 1951
im Schnellen Brter EBR-I in den USA - sind bis Ende 2012 kumulativ 72 106 Mrd. kWh erzeugt worden. Die
kumulierte Betriebserfahrung bis Mrz 2013 betrug rund 15 150 Jahre.
nukleare netto Stromerzeugung und Anteil an
der Gesamterzeugung
2012

in Betrieb
Land
Anzahl

Nettoleistung,
MWe

in Bau

GWh

Anzahl

Nettoleistung,
MWe

Argentinien

935

5 902,89

4,7

692

Armenien

375

2 123,50

26,6

Belgien

5 927

38 464,45

51,0

Brasilien

1 884

15 170,41

3,1

1 245

Bulgarien

1 906

14 860,90

31,6

18

13 860

92 652,38

2,0

28

27 844

Taiwan

5 028

38 733,01

18,4

2 600

Deutschland

12 068

94 098,42

16,1

Finnland

2 752

22 062,78

32,6

1 600

Frankreich

58

63 130

407 437,88

74,8

1 600

Grobritannien

16

9 231

63 963,64

18,1

Indien

20

4 391

29 664,74

3,6

4 824

915

1 328,31

0,6

Japan

50

44 215

17 230,09

2,1

2 650

Kanada

19

13 500

89 060,12

15,3

Korea, Republik

23

20 739

143 549,92

30,4

4 980

Mexiko

1 530

8 412,04

4,7

Niederlande

482

3 706,68

4,4

Pakistan

725

5 271,41

5,3

630

Rumnien

1 300

10 563,52

19,4

Russland

33

23 643

166 293,44

17,8

10

8 382

Schweden

10

9 408

61 473,74

38,1

Schweiz

3 308

24 445,25

35,9

Slowakische Republik

1 816

14 411,10

53,8

880

Slowenien

688

5 243,68

36,0

Spanien

7 567

58 701,04

20,5

Sdafrika

1 860

12 397,53

5,1

Tschechische Republik

3 804

28 602,67

35,3

Ukraine

15

13 107

84 885,59

46,2

1 900

Ungarn

1 889

14 763,41

45,9

Vereinigte Arabische Emirate

2 690

Vereinigte Staaten von Amerika

100

98 560

770 718,87

19,0

3 399

Summe

434

370 543

2 346 193,41

68

65 916

China
Festland

Iran

Kernkraftwerke, weltweit: in Betrieb und in Bau sowie Stromerzeugung 2012; Stand 1.7.2013, Quelle: IAEA

85

Alter der Kernkraftwerke in Betrieb, weltweit; IAEA, 1.7.2013

Arbeits-Verfgbarkeit der Kernkraftwerke, weltweit; IAEA, 1995 - 2012

Prozentuale Stromerzeugung durch Kernenergie in verschiedenen Lndern im Jahr 2012;


IAEA, modifiziert
86

87

Kernkraftwerke, weltweit, Rangfolge


Von den zehn weltweit besten Produktionsergebnissen bei der Stromerzeugung aus Kernenergie wurden im
Jahr 2012 je vier von US-amerikanischen und deutschen und zwei von franzsischen Kernkraftwerken erzielt.
Land

Kernkraftwerk

Nennleistung
brutto MWe

Bruttostromerzeugung
Mrd. kWh

Frankreich

Chooz B1

1 560

12,97

Frankreich

Civaux 1

1 561

12,12

USA

Palo Verde 1

1 428

12,11

Deutschland

Isar 2

1 485

12,08

Deutschland

Grohnde

1 430

11,69

Deutschland

Emsland

1 400

11,43

USA

Millstone 3

1 280

11,23

USA

Callaway

1 275

11,20

USA

South Texas 1

1 354

11,19

Deutschland

Neckarwestheim II

1 400

11,13

Rangfolge der Kernkraftwerke weltweit nach ihrer Stromproduktion 2012

Rangfolge der Kernkraftwerke weltweit nach ihrer Stromproduktion, 1980 bis 2012
88

Kernkraftwerke, weltweit, Reaktortypen


In den Kernkraftwerken werden weltweit berwiegend Druckwasserreaktoren (DWR) eingesetzt 62 % nach
Anzahl, 67 % nach Leistung -, gefolgt von Siedewasserreaktoren (SWR) - 19 % nach Anzahl, 21 % nach
Leistung.
in Betrieb
Reaktortyp
elektr. Netto-Leistung,
Anzahl
MW
DWR

270

249 621

SWR

84

78 122

CANDU/D2O-DWR

48

23 961

RBMK

15

10 219

GGR/AGR

15

8 040

580

434

370 543

SNR
Summe

Kernkraftwerke weltweit nach Reaktortypen, Stand 1.7..2013, (Quelle: IAEA)


Kernkraftwerke, weltweit, stillgelegt
Seit der ersten Stromlieferung durch ein Kernkraftwerk in das ffentliche Netz am 26. Juni 1954 durch die
RBMK-Anlage APS-I in Obninsk, Russland, sind bis Anfang Juli 2013 weltweit 147 prototypische und kommerzielle Kernkraftwerke auer Betrieb genommen worden. Die gesamte installierte elektrische Nettoleistung dieser stillgelegten Anlagen betrug 55 100 MWe.
Land
Armenien
Belgien
Bulgarien
Deutschland
Frankreich
Grobritannien
Italien
Japan
Kanada
Kasachstan

Anzahl
1
1
4
27
12
29
4
9
6
1

Land
Litauen
Niederlande
Russland
Schweden
Schweiz
Slowakische Republik
Spanien
Ukraine
USA
Summe

Anzahl
2
1
5
3
1
3
2
4
32
145

Kernkraftwerke, weltweit, stillgelegt, Stand: 1.7..2013 (Quelle: IAEA)


Kernladungszahl
Ordnungszahl.
Kernmaterialberwachung
Organisatorische und physikalische Prfmethoden, die eine berwachung des spaltbaren Materials ermglichen und die unerlaubte Entnahme entdecken. In Deutschland wird die Kernmaterialberwachung von Euratom und lAEO durchgefhrt.
Kernreaktor
Reaktor.

89

Kernreaktor-Fernberwachungssystem
Mesystem zur Erfassung von Emissions- und Strahlendosiswerten sowie Betriebsparametern von Kernkraftwerken und Fernbertragung zur zentralen Datenverarbeitung und Auswertung bei der berwachungsbehrde.
Kernschmelzen
Fllt die Khlung des Reaktorkerns z. B. bei einem groen Leck im Reaktorkhlkreislauf und gleichzeitigem
Versagen der Notkhlung aus, so heizt die im Brennstoff durch den radioaktiven Zerfall der Spaltprodukte
entstehende Nachwrme den Reaktorkern auf. Dabei kann der Brennstoff bis auf Schmelztemperatur erhitzt
werden. Beim Schmelzen des Brennstoffs versagen auch die Kerntragestrukturen. Die gesamte Schmelzmasse strzt in den unteren halbkugelfrmigen Bereich des Reaktordruckbehlters. Es ist davon auszugehen, dass die in der Schmelze freigesetzte Wrme den Boden des Reaktordruckbehlters durchschmilzt. Fr
das Ausma der Freisetzung radioaktiver Stoffe in die Umgebung bei einem solchen Kernschmelzunfall ist
die Dichtheit des Sicherheitsbehlters von Bedeutung.
Kernschmelzrckhalteeinrichtung
Konstruktion in einem Reaktor zum Auffangen und Khlen eines geschmolzenen Reaktorkerns. Die Reaktorgrube wird fr die Aufnahme der bei einem Kernschmelzunfall entstehenden flssigen Metallschmelze so
ausgelegt, dass die Schmelzmasse durch die Schwerkraft in einen tieferliegenden Bereich aus feuerfestem
Material geleitet wird, wo sie sich von selbst so ausbreitet, dass die in ihr enthaltene Energie durch Khlung
entzogen werden kann und die Schmelze erstarrt.
Kernspaltung
Spaltung eines Atomkernes in zwei Teile etwa derselben Gre durch den Sto eines Teilchens. Die Kernspaltung kann bei sehr schweren Kernen auch spontan auftreten; Spaltung, spontane. Bei der Kernspaltung von Uran-235 wird durch Einfang eines Neutrons der Urankern zur Spaltung angeregt. Dabei entstehen
im Allgemeinen zwei - seltener drei - Spaltprodukte, zwei bis drei Neutronen und Energie.

Beispiel fr Kernspaltung an U-235


Im Urankern sind die Nukleonen mit einer mittleren Energie von etwa 7,6 MeV pro Nukleon gebunden. In
den Spaltproduktkernen betrgt die mittlere Bindungsenergie je Nukleon etwa 8,5 MeV. Diese Differenz in
der Bindungsenergie von 0,9 MeV je Nukleon wird bei der Kernspaltung freigesetzt. Da der Urankern 235
Nukleonen besitzt, wird pro Spaltung ein Energiebetrag von rund 210 MeV frei. Er setzt sich aus folgenden
Teilbetrgen zusammen:
kinetische Energie der Spaltprodukte
kinetische Energie der Spaltneutronen
Energie der unmittelbar bei der Spaltung
auftretenden Gamma-Strahlung
Energie der Beta- und Gamma-Strahlung
beim Zerfall der radioaktiven Spaltprodukte
Energie der Neutrinos

175 MeV,
5 MeV,
7 MeV,
13 MeV,
10 MeV.

90

Verlauf der Kernbindungsenergie


Durch die bei der Kernspaltung freigesetzten Neutronen ist prinzipiell eine Kettenreaktion mglich. Anlagen, in denen Spaltungskettenreaktionen kontrolliert ablaufen, nennt man Kernreaktoren.
Kerntechnischer Hilfsdienst
Die Kerntechnische Hilfsdienst GmbH in Eggenstein-Leopoldshafen ist eine von Betreibern kerntechnischer
Anlagen gegrndete Gesellschaft zur Gewhrleistung der Schadensbekmpfung bei Unfllen oder Strfllen
in kerntechnischen Anlagen und beim Transport radioaktiver Stoffe. Zur Eindmmung und Beseitigung der
durch Unflle oder Strflle entstandenen Gefahren werden die erforderlichen speziellen Hilfsmittel und entsprechend ausgebildetes Personal vorgehalten.
Kettenreaktion
Reaktion, die sich von selbst fortsetzt. In einer Spaltungskettenreaktion absorbiert ein spaltbarer Kern in
Neutron, spaltet sich und setzt dabei mehrere Neutronen frei (bei U-235 im Mittel 2,46). Diese Neutronen
knnen ihrerseits wieder durch andere spaltbare Kerne absorbiert werden, Spaltungen auslsen und weitere
Neutronen freisetzen.

Prinzip einer Kettenreaktion


keV
Kiloelektronvolt; 1 keV = 1 000 eV; Elektronvolt.
KF
91

Kernreaktor-Fernberwachungssystem.
KGG
Kernkraftwerk Gundremmingen, KRB-B, KRB-C
KGR
Am Standort des Kernkraftwerks Greifswald bei Lubmin waren von 1973 bis Mitte 1990 fnf Druckwasserreaktoren sowjetischer Bauart mit einer elektrischen Bruttoleistung von je 440 MW in Betrieb:

KGR-1: 3.12.1973 bis 18.12.1990, erzeugte elektrische Energie: 41 Milliarden Kilowattstunden,

KGR-2: 3.12.1974 bis 14.2.1990, erzeugte elektrische Energie: 40 Milliarden Kilowattstunden,

KGR-3: 6.10.1977 bis 28.2.1990, erzeugte elektrische Energie: 36 Milliarden Kilowattstunden,

KGR-4: 22.7.1979 bis 2.6.1990, erzeugte elektrische Energie: 32 Milliarden Kilowattstunden,

KGR-5: 26.3.1989 bis 30.11.1989, Probebetrieb.


1990 waren noch drei weitere Blcke gleicher Leistungsgre im Bau. Aufgrund des gegenber westlichen
Standards festgestellten Sicherheitsdefizits wurden im Laufe des Jahres 1990 die Reaktoren 1 bis 5 auer
Betrieb genommen und der Weiterbau der Blcke 6 bis 8 eingestellt. Die Stillegungsarbeiten fr die Anlage
haben am 30.06.1995 begonnen.
KHG
Kerntechnische Hilfsdienst GmbH.
Kilogramm, effektives
Eine besondere bei der Anwendung von Sicherungsmanahmen von Kernmaterial verwendete Einheit. Die
Menge in effektiven Kilogramm entspricht:
bei Plutonium seinem Gewicht in Kilogramm,
bei Uran mit einer Anreicherung von 1 % und darber seinem Gewicht in Kilogramm multipliziert mit
dem Quadrat seiner Anreicherung,
bei Uran mit einer Anreicherung unter 1 % und ber 0,5 % seinem Gewicht in Kilogramm multipliziert
mit 0,0001,
bei abgereichertem Uran (0,5 % und darunter) und fr Thorium ihrem Gewicht in Kilogramm multipliziert mit 0,00005.
KKB
Kernkraftwerk Brunsbttel in Brunsbttel/Elbe, Siedewasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von
806 MW; Baubeginn 15.4.1970, nukleare Inbetriebnahme am 23.6.1976, Beginn des kommerziellen Leistungsbetriebs am 9.2.1977. Seit dem 21.7.2007 abgeschaltet, Betriebsgenehmigung am 6.8.2011 ausgelaufen, Antrag auf Stilllegung am 1.11.2012. Kumulierte Bruttostromerzeugung: 126,1 Mrd. kWh.
KKE
Kernkraftwerk Emsland in Lingen/Ems, Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von
1 400 MW, Baubeginn am 10.8.1982, nukleare Inbetriebnahme am 14.4.1988, Beginn des kommerziellen
Leistungsbetriebs am 20.6.1988. Bruttostromerzeugung bis Ende 2012: 278,9 Mrd. kWh. Entsprechend
Atomgesetz endet die Genehmigung zum Leistungsbetrieb mit Ablauf des 31.12.2022.
KKG
Kernkraftwerk Grafenrheinfeld in Grafenrheinfeld/Main, Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von 1 345 MW, Baubeginn am 1.1.1975, nukleare Inbetriebnahme am 9.12.1981, Beginn des kommerziellen Leistungsbetriebs am 17.6.1982. Bruttostromerzeugung bis Ende 2012: 308,2 Mrd. kWh. Entsprechend Atomgesetz endet die Genehmigung zum Leistungsbetrieb mit Ablauf des 31.12.2015.

92

KKI-1
Kernkraftwerk Isar-1 in Essenbach/Isar, Block 1, Siedewasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung
von 912 MW, Baubeginn am 1.5.1972, nukleare Inbetriebnahme am 20.11.1977, Beginn des kommerziellen
Leistungsbetriebs am 21.3.1979. Am 17.3.2011 abgeschaltet, Betriebsgenehmigung am 6.8.2011 ausgelaufen. Kumulierte Bruttostromerzeugung: 206,6 Mrd. kWh.
KKI-2
Kernkraftwerk Isar-2 in Essenbach/Isar, Block 2, Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung
von 1 485 MW, Baubeginn 15.9.1982, nukleare Inbetriebnahme am 15.1.1988, Beginn des kommerziellen
Leistungsbetriebs am 9.4.1988. Entsprechend Atomgesetz endet die Genehmigung zum Leistungsbetrieb
mit Ablauf des 31.12.2022.
KKK
Kernkraftwerk Krmmel/Elbe, Siedewasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von 1 402 MW, Baubeginn am 5.4.1974, nukleare Inbetriebnahme am 14.9.1983, Aufnahme des kommerziellen Leistungsbetriebs am 28.3.1984. Seit 4.7.2009 abgeschaltet, Betriebsgenehmigung am 6.8.2011 ausgelaufen. Kumulierte Bruttostromerzeugung: 210,8 Mrd. kWh.
KKN
Kernkraftwerk Niederaichbach/Isar, CO2-gekhlter, D2O-moderierter Druckrhrenreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von 106 MW, Baubeginn am 1.6.1966, nukleare Inbetriebnahme am 17.12.1972. Die
Anlage wurde am 31.7.1974 aus wirtschaftlichen Grnden wegen der schnellen und erfolgreichen Entwicklung und Einfhrung der Baulinien der Druck- und Siedewasserreaktoren auer Betrieb genommen. Stromproduktion 15,2 Millionen Kilowattstunden Die Anlage wurde zunchst in den gesicherten Einschluss berfhrt. Am 6.6.1986 wurde die Genehmigung zur Beseitigung der Anlage erteilt. Am 17.8.1995 waren alle
Abbauarbeiten abgeschlossen und damit fr das erste Kernkraftwerk in Deutschland der Zustand der grnen Wiese wieder hergestellt.
KKP-1
Kernkraftwerk Philippsburg/Rhein, Block 1, Siedewasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von
926 MW, Baubeginn am 1.10.1970, nukleare Inbetriebnahme am 9.3.1979, erste Synchronisation am
5.5.1979, Beginn des kommerziellen Leistungsbetriebs am 26.3.1980. Am 17.3.2011 abgeschaltet, Betriebsgenehmigung am 6.8.2011 ausgelaufen. Stilllegung beantragt am 6.5.2013. Kumulierte Bruttostromerzeugung: 196 Mrd. kWh.
KKP-2
Kernkraftwerk Philippsburg/Rhein, Block 2, Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von
1 458 MW, Baubeginn am 7.7.1977, nukleare Inbetriebnahme am 13.12.1984, erste Synchronisation am
17.12.1984, Beginn des kommerziellen Leistungsbetriebs am 18.4.1985. Bruttostromerzeugung bis Ende
2012: 306,2 Mrd. kWh.. Entsprechend Atomgesetz endet die Genehmigung zum Leistungsbetrieb mit Ablauf
des 31.12.2019.
KKR
Kernkraftwerk Rheinsberg, Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von 70 MW, erstes
Kernkraftwerk der ehemaligen DDR, Baubeginn am 1.1.1960, erste Kritikalitt am 11.3.1966, Aufnahme des
Leistungsbetriebs am 6.5.1966. Am 1.6.1990 endgltig abgeschaltet. Mit der Stilllegung wurde am 28.4.1995
begonnen. Die kumulierte Stromerzeugung betrug 9 Milliarden Kilowattstunden.
KKS
Kernkraftwerk Stade/Elbe, Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von 672 MW, Baubeginn
am 1.12.1967, nukleare Inbetriebnahme am 8.1.1972, Beginn des kommerziellen Leistungsbetriebs am
93

19.5.1972. Am 14.11.2003 aus wirtschaftlichen Grnden endgltig abgeschaltet. Kumulierte Stromerzeugung 146 Milliarden Kilowattstunden. Die atomrechtliche Genehmigung fr die Stilllegung wurde am
7.9.2005 erteilt.
KKU
Kernkraftwerk Unterweser in Rodenkirchen-Stadland/Weser, Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von 1 410 MW, Baubeginn am 1.7.1972, nukleare Inbetriebnahme am 16.9.1978, Beginn des
kommerziellen Leistungsbetriebs am 6.9.1979. Am 18. Mrz 2011 abgeschaltet, Betriebsgenehmigung am
6.8.2011 ausgelaufen, Antrag auf Stilllegung am 4.5.2012 gestellt. Die kumulierte Stromerzeugung betrug
289,75 Milliarden Kilowattstunden.
KKW
Kernkraftwerk.
KKW-Nord
KGR
KMK
Kernkraftwerk Mlheim-Krlich/Rhein, Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von
1 308 MW, Baubeginn 15.1.1975, nukleare Inbetriebnahme am 1.3.1986, Beginn des kommerziellen Leistungsbetriebs am 1.8.1987. Formale Mngel der 1. Teilerrichtungsgenehmigung, die der Genehmigungsbehrde von den Gerichten angelastet wurden, fhrten zur Aufhebung der Betriebsgenehmigung und der Auerbetriebnahme am 9.9.1988. Die kumulierte Stromerzeugung betrug 10,3 Milliarden Kilowattstunden. Am
16.7.2004 wurde die Genehmigung fr die Stilllegung des Kernkraftwerks Mlheim-Krlich erteilt.
KNK-I/II
Kompakte natriumgekhlte Kernreaktoranlage im Forschungszentrum Karlsruhe, schneller natriumgekhlter
Reaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von 21 MW. Mit dem Bau als thermischer Reaktor wurde am
1.5.1966 begonnen und unter der Bezeichnung KNK-I am 21.2.1974 in Betrieb genommen. Nach Umbau
zum schnellen Reaktor unter der Bezeichnung KNK-II nukleare Inbetriebnahme am 10.10.1977, Beginn des
Leistungsbetriebs am 3.3.1979. Am 23.8.1991 endgltig abgeschaltet. Die kumulierte Stromerzeugung als
KNK-II betrug 0,32 Milliarden Kilowattstunden. Die Genehmigung zur Stilllegung wurde am 26.8.1993 erteilt.
Knochensucher
Ein Stoff, der im menschlichen und tierischen Krper bevorzugt in Knochen abgelagert wird. Bei radioaktiven
Stoffen z. B. Sr-90 oder Ra.
Kohlenstoff-14
Natrlicher Kohlenstoff-14 (C-14) entsteht durch eine (n,p)-Reaktion von Neutronen der kosmischen Strahlung mit Stickstoff-14 in der oberen Atmosphre. Kohlenstoff-14 hat eine Halbwertszeit von 5 730 Jahren. In
organischem Material, das am Kohlenstoffzyklus teilnimmt, stellt sich durch den stndigen Einbau von radioaktivem C-14 neben dem stabilen C-12 ein den jeweiligen Umweltbedingungen entsprechendes Verhltnis
von C-14 zu C-12 ein. Messungen an Holz von Bumen aus dem 19. Jahrhundert ergaben rund 230 Becquerel C-14 pro Kilogramm Kohlenstoff. Dieses natrliche (vorindustrielle) Verhltnis zwischen dem radioaktiven Kohlenstoff-14 und dem stabilen Kohlenstoff-12 in der Atmosphre ist heutzutage durch zwei gegenlufige Effekte beeinflusst:

Die massive Erzeugung von CO2 durch das Verbrennen fossiler - und damit auf Grund des Alters
C-14-freier Energietrger - fhrt zu einer Vergrerung des C-12-Anteils in der Atmosphre. Damit
kommt es zu einer Verringerung des vorindustriellen Verhltnisses von C-14 zu C-12. Mitte der
1950er Jahre ergab sich durch diesen sogenannten Suess-Effekt bereits eine Reduktion der C-14Aktivitt pro kg Kohlenstoff in der Atmosphre um fnf Prozent.
94

Kernwaffentests in der Atmosphre und Ableitungen aus kerntechnischen Einrichtungen bedingen


eine Erhhung des C-14-Anteils in der Atmosphre.
Die natrliche Konzentration an C-14 fhrt im menschlichen Krper zu einer C-14-Aktivitt von rund 3,8 kBq.
Die resultierende effektive Jahresdosis betrgt 12 Sv.
Koinzidenz
Zeitlicher Zusammenfall zweier Ereignisse. Koinzidenz bedeutet nicht, dass zwei Ereignisse absolut gleichzeitig eintreten, sondern nur, dass beide Ereignisse innerhalb einer Zeit auftreten, die durch das zeitliche
Auflsungsvermgen des Nachweisgertes gegeben ist.
Kokille
In der Kerntechnik Bezeichnung fr den Glasblock - einschlielich seiner gasdicht verschweiten Metallumhllung aus korrosionsbestndigem Stahl des verglasten hochradioaktiven Abfalls. Eine Kokille enthlt
etwa 400 kg Glasprodukt mit 16 % radioaktivem Abfall.
Kollektivdosis
Produkt aus der Anzahl der Personen der exponierten Bevlkerungsgruppe und der mittleren Dosis pro Person. Als Einheit fr die Kollektivdosis ist das Personen-Sievert blich.
Kompaktlager
Einrichtung zur Lagerung bestrahlter Brennelemente im Reaktorgebude unter - verglichen mit der Normallagerung - dichterer Belegung der Lagerbecken bei Verwendung technischer Manahmen zur Wahrung der
Kritikalittssicherheit.
Kondensationsbecken
Wasservorlage innerhalb des Sicherheitsbehlters eines Siedewasserreaktors zur Kondensation des beim
Bruch einer Frischdampfleitung ausstrmenden Dampfes. Durch die Kondensation des Dampfes wird ein
hoher Druck innerhalb des Sicherheitsbehlters abgebaut.
Konrad
1976 stillgelegte Eisenerzgrube in Salzgitter; vorgesehen zur Endlagerung radioaktive Abflle mit vernachlssigbarer Wrmeentwicklung sowie fr Grokomponenten aus kerntechnischen Anlagen. Am 31.8.1982
wurde der Antrag auf Einleitung des Planfeststellungsverfahrens fr die Endlagerung gestellt und am 5. Juni
2002 die Genehmigung zur Einlagerung eines Abfallgebindevolumens von ca. 300 000 m3 von radioaktiven
Abfllen mit vernachlssigbarer Wrmeentwicklung erteilt. Klagen gegen diese Genehmigung wurden durch
das Bundesverwaltungsgericht abgewiesen. Damit ist die Genehmigung zu Bau und Betrieb des Endlagers
Konrad rechtskrftig. Die Zulassung des Hauptbetriebsplanes im Januar 2008 ermglicht die Umrstung der
Schachtanlage Konrad zu einem Endlager fr schwach- und mittelradioaktive Abflle. Eine Einlagerung radioaktiver Abflle wird voraussichtlich ab 2019 mglich sein.
Kontamination
Unerwnschte Verunreinigung von Arbeitsflchen, Gerten, Rumen, Wasser, Luft usw. durch radioaktive
Stoffe. Dekontamination.
Kontrollbereich
Kontrollbereiche sind Bereiche, in denen Personen im Kalenderjahr eine effektive Dosis von mehr als
6 Millisievert oder hhere Organdosen als 45 Millisievert fr die Augenlinse oder 150 Millisievert fr die Haut,
die Hnde, die Unterarme, die Fe und Knchel erhalten knnen. Dabei sind die uere und die innere
Strahlenexposition zu bercksichtigen. Magebend bei der Festlegung der Grenze von Kontrollbereich oder
berwachungsbereich ist eine Aufenthaltszeit von 40 Stunden je Woche und 50 Wochen im Kalenderjahr,
95

soweit keine anderen begrndeten Angaben ber die Aufenthaltszeit vorliegen. Kontrollbereiche sind abzugrenzen und zu kennzeichnen. Der Zutritt ist nur unter Beachtung besonderer Strahlenschutzvorschriften
zulssig.
Konversion
In der Kerntechnik wird der Begriff "Konversion" fr verschiedene Vorgnge benutzt.
Umwandlung eines fr den Einsatz in thermischen Reaktoren nicht geeigneten Nuklids in eine spaltbare
Substanz, z. B. U-238 Pu-239 oder Th-232 U-233. Brutstoff.
Umwandlung von Uranoxid in UF6 (Uranhexafluorid). Diese leicht flchtige Uranverbindung wird in
Uran-Anreicherungsanlagen eingesetzt. Die Rckumwandlung von UF6 in UO2 (Urandioxid) wird ebenfalls als Konversion bezeichnet.
Umwandlung von waffenfhigen Materialien (waffenfhiges Plutonium, hochangereichertem Uran
HEU) in Kernbrennstoff fr Kernreaktoren (LEU bzw. MOX)
Konversionselektron
Elektron, das aus der Atomhlle losgelst wurde, indem die Energie eines vom selben Kern emittierten
Gammaquants auf dieses Elektron bertragen wurde. Die kinetische Energie des Konversionselektrons ist
gleich der Energie des Gammaquants, vermindert um die Bindungsenergie des Elektrons.
Konversionskoeffizient, innerer
Quotient aus der Zahl der emittierten Konversionselektronen und der Zahl der emittierten, nicht konvertierten
Gammaquanten.
Konverterreaktor
Kernreaktor, der spaltbares Material erzeugt, jedoch weniger als er verbraucht. Der Begriff wird auch auf
einen Reaktor angewandt, der ein spaltbares Material erzeugt, das sich von dem verbrannten Brennstoff
unterscheidet. In beiden Bedeutungen heit der Vorgang Konversion. Brutreaktor.
Krperdosis
Krperdosis ist der Sammelbegriff fr effektive Dosis und Organdosis. Die Krperdosis fr einen Bezugszeitraum (z. B. Kalenderjahr, Monat) ist die Summe aus der durch uere Strahlenexposition whrend
dieses Zeitraums erhaltenen Krperdosis und der Folgedosis, die durch eine whrend dieses Zeitraums
stattfindende Aktivittszufuhr bedingt ist.
kosmische Strahlung
Strahlung, die direkt oder indirekt aus Quellen auerhalb der Erde herrhrt. Die kosmische Strahlung ist Teil
des natrlichen Strahlungsuntergrundes. Die durch die kosmische Strahlung hervorgerufene Dosis ist abhngig von der Hhe ber dem Meer. In Meereshhe betrgt sie 0,3 mSv pro Jahr, in 3 000 m Hhe etwa
1,7 mSv pro Jahr. Bei Flugreisen bewirkt die kosmische Strahlung eine zustzliche Dosis, auf einem Flug
Frankfurt - New York - Frankfurt etwa 0,1 mSv. Strahlenexposition, kosmische.
Kostenverordnung
Die Kostenverordnung zum Atomgesetz (AtKostV) vom 17. Dezember 1981, zuletzt gendert durch Artikel 4
des Gesetzes vom 29. August 2008, regelt die Erhebung von Gebhren und Auslagen durch die nach 23
und 24 des Atomgesetzes zustndigen Behrden fr deren Entscheidungen ber Antrge nach dem Atomgesetz und die Manahmen der staatlichen Aufsicht.
Kraft-Wrme-Kopplung
Gleichzeitige Erzeugung von elektrischer Energie und Proze- oder Fernwrme in einem Kraftwerk. Bei der
Kraft-Wrme-Kopplung wird insgesamt ein hherer thermischer Wirkungsgrad erreicht als bei alleiniger
96

Stromerzeugung. Die Kraft-Wrme-Kopplung setzt einen hohen Wrmebedarf in geringer Standortentfernung vom Kraftwerk voraus.
Kraftwerksleistung in Deutschland
Die installierte Nettoleistung der Kraftwerke in Deutschland betrug 2011 rund 168 GW und die Nettostromerzeugung rund 580 Milliarden kWh. Die Tabelle zeigt den Anteil der einzelnen Energietrger an der installierten Kraftwerksleistung und den Beitrag zur Stromproduktion (Quelle: BDEW).
Kraftwerkstyp

Anteil an der installierten Leistung, %

Anteil an der NettoStromerzeugung. %

Wind

17,3

8,0

Steinkohle

16,4

18,1

Erdgas

15,4

14,1

Photovoltaik

14,9

3,3

Braunkohle

11,9

24,3

Heizl, Pumpspeicher, Sonstige

10,4

5,2

Kernenergie

7,2

17,6

Wasser (ohne Pumpspeicher)

3,3

3,3

Biomasse, sonstige Regenerative

3,2

6,1

Installierte Leistung und Nettostromerzeugung


der Energietrger zur Stromerzeugung, Deutschland 2011
97

KRB-A
Kernkraftwerk Gundremmingen/Donau, Siedewasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von
250 MW, Baubeginn 12.12.1962, nukleare Inbetriebnahme am 14.08.1966, Beginn des kommerziellen Leistungsbetriebs am 12.4.1967. Am 13.1.1977 endgltig auer Betrieb genommen; kumulierte Stromerzeugung: 13,8 Milliarden Kilowattstunden. Die Stilllegung wurde am 26.5.1983 genehmigt.
KRB-B
Kernkraftwerk Gundremmingen/Donau, Block B, Siedewasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung
von 1 344 MW, Baubeginn am 20.7.1976, nukleare Inbetriebnahme am 9.3.1984, Beginn des kommerziellen
Leistungsbetriebs am 19.7.1984. Bruttostromerzeugung bis Ende 2012: 280,6 Mrd. kWh. Entsprechend
Atomgesetz endet die Genehmigung zum Leistungsbetrieb mit Ablauf des 31.12.2017.
KRB-C
Kernkraftwerk Gundremmingen/Donau, Block C, Siedewasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung
von 1 344 MW, Baubeginn am 20.7.1976, nukleare Inbetriebnahme am 2.11.1984, Beginn des kommerziellen Leistungsbetriebs am 18.1.1985. Bruttostromerzeugung bis Ende 2012: 270 Mrd. kWh. Entsprechend
Atomgesetz endet die Genehmigung zum Leistungsbetrieb mit Ablauf des 31.12.2021.
Kritikalitt
Der Zustand eines Kernreaktors, in dem eine sich selbst erhaltende Kettenreaktion abluft.
Kritikalittssicherheit
Sicherheit gegen unzulssiges Entstehen kritischer oder berkritischer Anordnungen oder Zustnden.
Kritikalitt, prompte
Der Zustand eines Reaktors, in dem die Kettenreaktion allein durch prompte Neutronen aufrechterhalten
wird, d. h. ohne Hilfe verzgerter Neutronen. Neutronen, prompte; Neutronen, verzgerte.
Kritikalittsstrfall
Strfall als Folge des ungewollten Entstehens einer kritischen Anordnung spaltstoffhaltiger Bauteile. Ein
Kritikalittsstrfall hat im betroffenen Anlagenbereich kurzfristig eine hohe Gamma- und Neutronenstrahlung
sowie eine Energiefreisetzung aus den Kernspaltungen zur Folge.
kritisch
Ein Reaktor ist kritisch, wenn durch Kernspaltung ebenso viele Neutronen erzeugt werden wie durch Absorption im Brennstoff und Strukturmaterial und Ausfluss verloren gehen. Der kritische Zustand ist der normale
Betriebszustand eines Reaktors.
kritische Gre
Mindestabmessung einer Brennstoffanordnung, die bei bestimmter geometrischer Anordnung und Materialzusammensetzung kritisch wird.
kritische Masse
Kleinste Spaltstoffmasse, die unter festgelegten Bedingungen (Art des Spaltstoffs, Geometrie, moderiertes/unmoderiertes System etc.) eine sich selbsterhaltende Kettenreaktion in Gang setzt. Die Tabelle enthlt
fr einige Nuklide die minimale kritische Masse fr bestimmte Bedingungen.
98

kleinste kritische Masse in Kugelform fr


wssrige Lsung bei optimaler Moderation

Isotop

unreflektiert, kg
1,080
1,420
0,877
0,511
0,042
0,280
0,116
4,060
0,129
0,048

U-233
U-235
Np-237
Pu-238
Pu-239
Pu-240
Pu-241
Am-241
Am-242m
Cm-243
Cm-244
Cm-245
Cm-247
Cf-249
Cf-251

Wasser reflektiert, kg
0,568
0,784
0,494
0,246
0,020
0,127
0,054
2,180
0,060
0,025

kleinste kritische Masse in Kugelform fr Metall (schnelle unmoderierte Systeme)


unreflektiert, kg
15,8
46,7
63,6
9,5
10,0
35,7
12,3
57,6
8,8
8,4
26,6
9,1
6,9
5,9
5,5

Stahl reflektiert, kg
6,1
16,8
38,6
4,7
4,5
19,8
5,1
33,8
3,0
3,1
13,2
3,5
2,8
2,4
2,3

Kleinste kritische Massen fr einige Spaltstoffe unter bestimmten Randbedingungen


kritisches Experiment
Experiment zur Besttigung von Rechnungen im Hinblick auf die kritische Gre und Masse sowie andere
physikalische Daten, die die Reaktorkonstruktion beeinflussen.
K-Strahlung
K-Strahlung ist die charakteristische Rntgenstrahlung, die beim Wiederauffllen der K-Schale, z. B. nach
einem K-Einfang, ausgesandt wird. Die Wiederauffllung einer inneren Schale kann auch strahlungslos
verlaufen; die freiwerdende Energie wird in diesem Fall auf ein Elektron einer weiter auen liegenden Schale
bertragen, das die Atomhlle verlsst (Auger-Effekt).
KTA
Kerntechnischer Ausschuss. Der KTA hat die Aufgabe, auf Gebieten der Kerntechnik, bei denen sich aufgrund von Erfahrungen eine einheitliche Meinung von Fachleuten der Hersteller, Ersteller und Betreiber von
Atomanlagen, der Gutachter und Behrden abzeichnet, fr die Aufstellung sicherheitstechnischer Regeln zu
sorgen und deren Anwendung zu frdern.
KTG
Kerntechnische Gesellschaft, Robert-Koch-Platz 4, 10115 Berlin. Die Kerntechnische Gesellschaft e. V. ist
ein gemeinntziger Zusammenschluss von Wissenschaftlern, Ingenieuren, Technikern, Wirtschaftlern und
anderen Personen mit dem Ziel, den Fortschritt von Wissenschaft und Technik auf dem Gebiet der friedlichen Nutzung der Kernenergie und verwandter Disziplinen zu frdern
Khlmittel
Jeder Stoff, der der Wrmeableitung in einem Kernreaktor dient. bliche Khlmittel sind leichtes und schweres Wasser, Kohlendioxid, Helium und flssiges Natrium.
Khlteich
Nutzung knstlicher oder natrlicher Teiche oder Seen zur Wasserrckkhlung. Um bei Feuchtlufttemperaturen von 8 C (12 C trocken, relative Luftfeuchte 57 %) eine Kaltwassertemperatur von 21 C halten zu kn99

nen, ist fr ein Kraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 1 300 MW ein Teich mit etwa 10 km2 Khlflche
notwendig.
Khlturm
Turmartige Betonkonstruktion zur Wasserrckkhlung. Nasskhlturm, Trockenkhlturm.
Kugelhaufenreaktor
Gasgekhlter Hochtemperaturreaktor, dessen Spaltzone aus einer Kugelschttung von Brennstoff- und Moderator-(Graphit-)Kugeln besteht. Die stillgelegten Kernkraftwerke AVR in Jlich und THTR-300 in Uentrop
hatten einen Kugelhaufenreaktor. Der THTR-300 enthielt etwa 600 000 Brennstoff- und Moderatorkugeln.
Die Brennstoffkugeln bestehen aus einem Kern aus U-235 und Thorium, der von einer Graphitkugel mit 6 cm
Durchmesser umgeben ist.

Kernkraftwerk mit Kugelhaufenreaktor

Schematische Darstellung der Brennstoffkugel des Kugelhaufen-Reaktors

kurzlebige Radionuklide
Die Strahlenschutzverordnung definiert als kurzlebige Radionuklide radioaktive Stoffe mit einer Halbwertszeit
bis zu 100 Tagen.
Kurzzeitausbreitung
Begriff fr die Ermittlung der Strahlenexposition durch kurzzeitige Emission. Die Umgebungsbelastung durch
kurzzeitige Schadstofffreisetzung von bis zu etwa einer Stunde Dauer, whrend der sich die meteorologischen Einflussgren wie Windgeschwindigkeit und -richtung sowie die Diffusionskategorie nicht ndern,
lsst sich durch den Kurzzeitausbreitungsfaktor bei der Ausbreitungsrechnung bercksichtigen.
KWG
Kernkraftwerk Grohnde/Weser, Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von 1 430 MW,
Baubeginn am 1.6.1976, nukleare Inbetriebnahme am 1.9.1984, Beginn des kommerziellen Leistungsbetriebs am 1.2.1985. Bruttostromerzeugung bis Ende 2012: 316,5 Mrd. kWh.. Entsprechend Atomgesetz
endet die Genehmigung zum Leistungsbetrieb mit Ablauf des 31.12.2021.

100

KWL
Kernkraftwerk Lingen/Ems, Siedewasserreaktor mit fossilem berhitzer mit einer elektrischen Bruttoleistung
von 268 MW. Baubeginn am 1.10.1964, nukleare Inbetriebnahme am 31.1.1968, Beginn des kommerziellen
Leistungsbetriebs am 1.10.1968. Am 5.1.1977 endgltig auer Betrieb genommen; kumulierte Stromerzeugung 9,14 TWh. Seit dem 30.3.1988 befindet sich die Anlage im Zustand des sicheren Einschluss. Am
15.12.2008 wurde der atomrechtliche Antrag auf Abbau der Anlage gestellt.
KWO
Kernkraftwerk Obrigheim/Neckar, Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von 357 MW.
Baubeginn am 15.3.1965, nukleare Inbetriebnahme am 22.9.1968, Beginn des kommerziellen Leistungsbetriebs am 31.3.1969. Nach fast 37jhriger Betriebszeit wurde KWO am 11.5.2005 endgltig abgeschaltet.
Die kumulierte Stromproduktion betrug 86,821 Milliarden Kilowattstunden. Mit der Stilllegung wurde am
28.8.2008 begonnen.
KWW
Kernkraftwerk Wrgassen/Weser, Siedewasserreaktor, Bruttoleistung 670 MWe, Baubeginn am 26.1.1968,
nukleare Inbetriebnahme am 20.10.1971, Beginn des kommerziellen Leistungsbetriebs am 11.11.1975. Am
26.8.1994 endgltig abgeschaltet. Die kumulierte Stromerzeugung betrug 69,682 Milliarden Kilowattstunden.
Beginn der Stilllegung am 14.4.1997.

101

L
Landessammelstelle
Einrichtungen der Bundeslnder fr die Sammlung und Zwischenlagerung der in ihrem Gebiet angefallenen
radioaktiven Abflle, soweit diese nicht aus Kernkraftwerken stammen. Die folgende Tabelle enthlt Angaben zu den Landessammelstellen und anderen Lagerstellen fr radioaktive Abflle
Bezeichnung der Anlage
und Standort

Zweck der Anlage

Lagerkapazitt
lt. Genehmigung

200-l-, 400-l-Fsser, Betonbehlter Typ III, Gussbehlter Typ I-II,


Container Typ I-IV mit Aktivitt
bis 51018 Bq
200-l- und 400-l-Fsser, BetonAbfalllager Esenshamm
Lagerung von schwachradioaktiven Abfllen behlter, Stahlblech-, BetonconNiedersachsen
aus den KKW Unterweser und Stade
tainer, Gussbehlter mit Aktivitt
bis 1,851015 Bq
Zwischenlagerung von Abfllen mit vernachSammelstelle der EVU,
40 000 Gebinde (200-l-, 400-llssigbarer Wrmeentwicklung aus bayeriMitterteich, Bayern
Fsser oder Gussbehlter)
schen kerntechnischen Anlagen
Zwischenlagerung von Betriebs- und StillleZwischenlager Nord (ZLN),
gungsabfllen der KKW Greifswald und
200 000 m
Rubenow, MecklenburgRheinsberg mit Zwischenlagerung der abVorpommern
gebauten Grokomponenten
Zwischenlager Ahaus
Zwischenlagerung von Betriebs- und Stillle- Beton-/Gussbehlter, BetonNordrhein-Westfalen
gungsabfllen aus KKW
/Stahl-blechcontainer
Zwischenlager der NCS,
vernachlssigbar Wrme entwickelnde kon- Siemens: 9 000 m , NUKEM,
Hanau
ditionierte Abflle, Betriebs- u. Abbauabflle AREVA, GNS: 4 000 m
Hauptabteilung Dekontamina- vernachlssigbar Wrme entwickelnde Ab77 424 m (Lagervolumen)
tionsbetriebe der WAK
flle
GmbH, Eggenstein-LeopoldsWrme entwickelnde Abflle
1 240 m (Lagervolumen)
hafen
Landessammelstelle Badenkeine Kapazittsgrenze angegeAbflle aus Medizin, Forschung, Industrie
Wrttemberg, Eggensteinben (Kapazitt HDB: 78 276 m)
Leopoldshafen
Landessammelstelle Bayern,
Abflle aus Medizin, Forschung, Industrie
10 000 Gebinde
Mitterteich
Landessammelstelle Berlin,
Abflle aus Medizin, Forschung, Industrie
445 m
Berlin
Landessammelstelle Hessen,
Abflle aus Medizin, Forschung, Industrie
400 m
Ebsdorfergrund
Landessammelstelle Meckein 20-Container (ca. 80 Stck
Abflle aus Medizin, Forschung, Industrie
lenburg-Vorpommern,
70-l-Fsser)
Rubenow/
Landessammelstelle
Kapazitt ca. 300 Stk. 200-lAbflle aus Medizin, Forschung, Industrie
Niedersachsen, Jlich
Fssern
Landessammelstelle NiederAbflle aus Medizin, Forschung, Industrie
3 240 m
sachsen, Leese
Landessammelstelle NordAbflle aus Medizin, Forschung, Industrie
2 430 m
rhein-Westfalen, Jlich
Landessammelstelle RheinAbflle aus Medizin, Forschung, Industrie
500 m
land-Pfalz, Ellweiler
Landessammelstelle SaarAbflle aus Medizin, Forschung, Industrie
50 m
land, Elm-Derlen
Landessammelstelle SachAbflle aus Medizin, Forschung, Industrie
570 m
sen, Rossendorf
Landessammelstelle der vier
68 m Stellflche
norddeutschen Kstenlnder Abflle aus Medizin, Forschung, Industrie
Geesthacht
Lagerung von schwach- und mittelradioaktiAbfalllager Gorleben (Fasslaven Abfllen aus KKW, Medizin, Forschung
ger), Niedersachsen
und Gewerbe

Sammelstellen fr radioaktive Abflle, Dez. 2010 (BT-Drs. 17/4329)

102

langlebige Radionuklide
Die Strahlenschutzverordnung definiert als langlebige Radionuklide radioaktive Stoffe mit einer Halbwertszeit
von mehr als 100 Tagen.
Langzeitausbreitungsfaktor
Rechenfaktor der Ausbreitungsrechnung bei der Emission von Schadstoffen in die Atmosphre, der die horizontale und vertikale Ausdehnung der Schadstoffwolke sowie die effektive Quellhhe (Kaminhhe und thermische berhhung) bercksichtigt. Der Langzeitausbreitungsfaktor wird durch den Kurzzeitausbreitungsfaktor in der Ausbreitungsrechnung ersetzt, wenn die Emission nicht lnger als eine Stunde dauert.
Lastbereiche von Kraftwerken
Die durch die Leistungsanforderungen der Stromverbraucher sich ergebende Netzbelastung muss ber einen zeitlich angepassten Kraftwerksbetrieb gedeckt werden. Dabei unterscheidet man Grundlast, Mittellast
und Spitzenlast. In diesen Bereichen werden die Kraftwerke je nach ihren betriebstechnischen und wirtschaftlichen Eigenschaften eingesetzt. Grundlast fahren die Laufwasser-, Braunkohle- und Kernkraftwerke,
Mittellast die Steinkohlen- und Gaskraftwerke und Spitzenlast die Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke
sowie Gasturbinenanlagen.
LAW
Low active waste; schwach aktiver Abfall; blicherweise mit einer Aktivittskonzentration von weniger als
1010 Bq/m3.
LD50
Letaldosis.
Lebensdauer, mittlere
Auch kurz Lebensdauer genannte Zeit, in der die Anzahl der Kerne eines Radionuklids auf 1/e (e = 2,718...,
Basis des natrlichen Logarithmus) abnimmt. Die Lebensdauer ist gleich dem Reziprokwert der
Zerfallskonstanten . Zwischen der Lebensdauer und der Halbwertszeit T besteht die Beziehung:

= T/ln 2 1,44T.
Leichtwasserreaktor
Sammelbezeichnung fr alle H2O-moderierten und -gekhlten Reaktoren; Siedewasserreaktor,
Druckwasserreaktor (H2O = "leichtes" Wasser, im Gegensatz zu D2O = "schweres" Wasser). Im Leichtwasserreaktor wird Wrme durch die kontrollierte Kernspaltung erzeugt. Der aus Brenn- und Steuerelementen bestehende Reaktorkern ist von einem wassergefllten sthlernen Druckbehlter umschlossen. Die bei
der Spaltung entstehende Wrme geht an das Wasser ber. Im Siedewasserreaktor verdampft das Wasser
im Druckbehlter, im Druckwasserreaktor im Dampferzeuger eines zweiten Kreislaufes. Die Energie des
Dampfes wird in Drehbewegungen der Turbine umgewandelt, an die ein Generator zur Erzeugung der elektrischen Energie gekoppelt ist. Nach Durchstrmen der Turbine kondensiert der Dampf im Kondensator zu
Wasser, das wieder dem Druckbehlter bzw. Dampferzeuger zugefhrt wird. Das zur Khlung des Kondensators ntige Wasser wird einem Fluss entnommen und erwrmt in den Fluss zurckgeleitet oder es gibt
seine Wrme ber einen Khlturm an die Atmosphre ab.
Leistung, spezifische
Thermische Leistung durch Kernspaltung in einem Raumbereich geteilt durch die Masse Schwermetall, die
ursprnglich in diesem Raumbereich eingesetzt worden war. Typische Werte der mittleren spezifischen Leistung bei Volllast fr einen Leichtwasserreaktor liegen zwischen 35 und 40 kW/kg.

103

Leistungsreaktor
Ein fr die Verwendung in einem Kernkraftwerk geeigneter Kernreaktor, im Gegensatz zu Reaktoren, die
hauptschlich fr die Forschung oder zur Erzeugung von Spaltstoffen dienen. Leistungsreaktoren haben
thermische Leistungen bis zu 5 000 MW, das entspricht einer elektrischen Leistung von 1 500 MW.
Siedewasserreaktor, Druckwasserreaktor.
Leitnuklid
Fr Abschirmungsrechnungen, Ausbreitungsrechnungen oder zur Ermittlung von Ortsdosisleistungen gengt
es oft, nur einige wenige spezielle Radionuklide, die Leitnuklide, zu bercksichtigen. Die Leitnuklide verfgen
ber chemische hnlichkeit und/oder so hohe spezifische Zerfallsenergie, dass sie schwcher strahlende
Radionuklide in ihrer Wirkung berdecken, sodass deren rechnerische Vernachlssigung keine Fehler bei
Strahlenschutzrechnungen hervorruft. Leitnuklide werden auch genutzt, um bei bekannter Vorgeschichte des
Materials, in dem sich das oder die Leitnuklide befinden, die Menge an anderen Nukliden zu berechnen.
Leitungsverluste
Energieverluste, die durch den Transport der Energietrger zu den Verbrauchsorten entstehen.
Lepton
Leichtes Elementarteilchen. Zu den Leptonen gehren die Elementarteilchen, die nur der schwachen
und - falls elektrisch geladen - der elektromagnetischen Wechselwirkung sowie der Gravitation unterliegen.
Zu den Leptonen gehren die Neutrinos, das Elektron, das Myon und das -Teilchen.
LET
linear energy transfer; linearer Energietransfer.
Letaldosis
Dosis ionisierender Strahlung, die zum Tod des bestrahlten Individuums infolge akuter Strahlenschden
fhrt. Die mittlere Letaldosis (LD50) ist die Dosis, bei der die Hlfte der Individuen, die hnlich bestrahlt wurden, stirbt. Mit LD1 wird die Dosis bezeichnet, die zu einer Mortalitt von 1 % der bestrahlten Personen fhrt;
entsprechend fhrt die LD99 bei allen (99 %) Bestrahlten zum Tod. Unter Bercksichtigung der Fortschritte
der rztlichen Versorgung ergibt sich beim Menschen bei einer weitgehend homogenen Bestrahlung des
Ganzkrpers - von Bedeutung ist hier insbesondere die Knochenmarkdosis - eine LD1 von 2,5 Gy, LD50 von
5 Gy und LD99 von 8 Gy.
LEU
engl. low enriched uranium, niedrig angereichertes Uran. Uran mit einer U-235-Anreicherung von weniger als
20 % wird als LEU bezeichnet. HEU
Linearbeschleuniger
Ein langes gerades Rohr, in dem Teilchen (meist Elektronen oder Protonen) durch elektrostatische Felder
oder elektromagnetische Wellen beschleunigt werden und dadurch sehr hohe Energien erreichen (Stanford
2-miles Linac: 40 GeV Elektronen).
linearer Energietransfer
Begriff aus der Dosimetrie ionisierender Strahlen, Energieabgabe eines ionisierenden Teilchens an die
durchstrahlte Materie. Der lineare Energietransfer ist gleich der Energie dE, die ein geladenes Teilchen auf
einer Wegstrecke dl verliert.

104

L =

dE
dl

Der lineare Energietransfer wird in keV/m angegeben. Zwischen dem Qualittsfaktor Q (L) und dem unbeschrnkten linearen Energietransfer L wurde folgende Beziehung festgelegt:
unbeschrnkter linearer Energietransfer L
in Wasser, (keV m-1)

Q (L)

< 10

10 - 100

0,32 L - 2,2

> 100

300 / L

Beziehung zwischen dem linearen Energietransfer und dem Qualittsfaktor


Linearverstrker
lmpulsverstrker, dessen Ausgangsimpulsamplitude proportional der Amplitude des Eingangsimpulses ist.
LOCA
Loss-of-Coolant Accident; Khlmittelverlustunfall.
Loop
Geschlossener Rohrkreislauf, der Materialien und Einzelteile zur Prfung unter verschiedenen Bedingungen
aufnehmen kann. Liegt ein Teil des Loops und seines Inhalts innerhalb eines Reaktors, spricht man von
einem ln-pile-loop.
Lsungsmittelextraktion
Verfahren, bei dem Substanzen selektiv aus einem wssrigen Medium in ein mit diesem nicht mischbares
organisches Lsungsmittel extrahiert werden. Das Verfahren der Lsungsmittelextraktion wird beim
PUREX-Verfahren zur Trennung der Spaltprodukte von Uran und Plutonium angewandt.
LSCL
Liquid scintillation counter; Flssigszintillationszhler. Strahlenmessgert mit dem bevorzugt Radionuklide,
die niederenergetische Beta-Strahlung emittieren, gemessen werden knnen wie z. B. Kohlenstoff-14, Tritium.
LWR
Leichtwasserreaktor.

105

M
magnetische Linse
Magnetfeldanordnung, die auf einen Strahl geladener Teilchen einen fokussierenden oder defokussierenden
Effekt ausbt.
Magnox
Hllrohrmaterial in graphitmoderierten, gasgekhlten Reaktoren. Magnox (magnesium non oxidizing) ist eine
Legierung aus Al, Be, Ca und Mg.
Magnox-Reaktor
Graphitmoderierter, CO2-gekhlter Reaktortyp mit Natururan-Brennelementen mit Magnox-Hlle. berwiegend in Grobritannien gebauter Reaktortyp; z. B. Calder Hall, Chapelcross, Wylfa.
MAK
Maximale Arbeitsplatzkonzentration. Der MAK-Wert ist die hchstzulssige Konzentration eines Arbeitsstoffes als Gas, Dampf oder Schwebstoff in der Luft am Arbeitsplatz, der nach dem gegenwrtigen Stand der
Kenntnis auch bei wiederholter und langfristiger, in der Regel tglich achtstndiger Einwirkung, jedoch bei
Einhaltung der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit, im allgemeinen die Gesundheit der Beschftigten nicht
beeintrchtigt und die Beschftigten nicht unangemessen belstigt. Durch die Neufassung der Gefahrstoffverordnung wurden 2005 der Arbeitsplatzgrenzwert (AGW) eingefhrt, der die MAK-Werte ersetzen soll. Der
AWG-Wert ist die zeitlich gewichtete durchschnittliche Konzentration eines Stoffes in der Luft am Arbeitsplatz, bei der eine Schdigung der Gesundheit der Beschftigten nicht zu erwarten ist.
Manipulator
Mechanische und elektromechanische Gerte zur sicheren fernbedienten Handhabung radioaktiver Stoffe.
Markierung
Kenntlichmachung einer Substanz durch Einbau gut nachweisbarer, meist radioaktiver Atome. um so die
Substanz im Verlauf chemischer und biologischer Prozesse gut verfolgen zu knnen. Tracer.
Masse, kritische
kritische Masse.
Massendefekt
Massendefekt bezeichnet die Tatsache, dass die aus Protonen und Neutronen aufgebauten Atomkerne eine
kleinere Ruhemasse haben, als der Summe der Ruhemassen der Protonen und Neutronen entspricht, die
den Atomkern bilden. Die Massendifferenz entspricht der freigewordenen Bindungsenergie. Beispiel: Die
Masse eines Protons betrgt 1,672 62210-27 kg, die eines Neutrons 1,674 92710-27 kg. Zwei Protonen +
zwei Neutronen haben also als einzelne Teilchen eine Masse von 6,695 09810-27 kg. Das aus zwei Protonen und zwei Neutronen zusammengesetzte Alphateilchen - der Kern eines Heliumatom - hat eine Masse
6,644 656 7510-27 kg. Das Zusammenfhren der zwei Protonen und zwei Neutronen zu einem Heliumkern
ergibt also einen Massendefekt von 0,050 44110-27 kg. Das entspricht einer Energie von etwa 28 MeV, die
als Bindungsenergie freigesetzt wird.

106

Massendefekt
Massenspektrograph, Massenspektrometer
Gerte zur Isotopenanalyse und Bestimmung der Isotopenmasse durch elektrische und magnetische Separierung eines lonenstrahls.
Massenzahl
Masse eines Atoms in Kernmasseneinheiten. Nukleonenzahl.
Material, abgereichertes
Material, in dem die Konzentration eines lsotops oder mehrerer Isotope eines Bestandteiles unter ihren natrlichen Wert verringert ist.
Material, angereichertes
Material, in dem die Konzentration eines lsotops oder mehrerer Isotope eines Bestandteiles ber ihren natrlichen Wert hinaus vergrert ist.
Materialbilanzzone
Begriff aus der Kernmaterialberwachung. Sie bezeichnet einen rumlichen Bereich, der so geartet ist, dass
die Kernmaterialmenge bei jeder Weitergabe und der Bestand an Kernmaterial in bereinstimmung mit festgelegten Verfahren bestimmt werden kann, damit die Materialbilanz aufgestellt werden kann.
Material, nicht nachgewiesenes
Begriff aus dem Bereich der Kernmaterialberwachung. Differenz zwischen dem realen Bestand und dem
Buchbestand an Kernmaterial. MUF.
MAW
medium active waste; mittelradioaktiver Abfall, blicherweise mit einer Aktivittskonzentration von 1010 bis
1014 Bq/m3.

107

mCi
Millicurie, Kurzzeichen mCi; eintausendstel Curie. Curie.
Ci
Mikrocurie, Kurzzeichen Ci; einmillionstel Curie. Curie.
Megawatt
Das millionenfache der Leistungseinheit Watt (W), Kurzzeichen: MW. 1 MW = 1000 kW = 1 000 000 W.
Meson
Ursprnglich Bezeichnung fr Elementarteilchen mit einer Masse, die zwischen der Myonenmasse und der
Nukleonenmasse liegt. Zur Gruppe der Mesonen werden heute die Elementarteilchen gezhlt, die wie die
Baryonen sowohl der starken als auch der schwachen und - falls elektrisch geladen - der elektromagnetischen Wechselwirkung unterliegen, aber deren Spin im Gegensatz zu den Baryonen ganzzahlig ist. Zu den
Mesonen gehren z. B. die Pionen und K-Mesonen. Elementarteilchen.
MeV
Megaelektronvolt, 1 000 000 eV.
Mikrocurie
1 Mikrocurie (Ci) = 1/1 000 000 Ci. Curie.
Millicurie
1 Millicurie (mCi)= 1/1 000 Ci. Curie.
Millirem
1 Millirem (mrem) = 1/1 000 rem = 0,01 Millisievert (mSv). Rem.
30-Millirem-Konzept
Die Strahlenexposition des Menschen infolge der Abgabe radioaktiver Stoffe in Luft oder Wasser beim Betrieb von kerntechnischen Anlagen und beim Umgang mit radioaktiven Stoffen wird durch die Strahlenschutzverordnung mit streng limitierenden Werten geregelt. Der den Schutz der Bevlkerung und der Umwelt regelnde Paragraph der Strahlenschutzverordnung legt folgende Dosisgrenzwerte im Kalenderjahr als
Folge der Ableitung radioaktiver Stoffe mit Luft oder Wasser fest:
effektive Dosis
0,3 mSv,
Keimdrsen, Gebrmutter, rotes Knochenmark
0,3 mSv,
alle anderen Organe
0,9 mSv,
Knochenoberflche, Haut
1,8 mSv.
Von der frheren Dosiseinheit Millirem - 0,3 mSv sind gleich 30 Millirem - hat dieses Strahlenschutzkonzept
seinen Namen.
Mischabsetzer
Extraktionsapparat. Zwei unterschiedlich schwere, nicht mischbare Flssigkeiten (z. B. wssrige und organische Phase) werden mit Hilfe von Rhrern gemischt, wobei bestimmte chemische Verbindungen von einer
Flssigkeitsphase in die andere bertreten. Anschlieend setzen sich beide Flssigkeiten durch natrliche
Schwerkraft wieder ab.

108

Mischoxid
Oxidischer Kernbrennstoff aus einer Mischung von Uran und Plutonium (MOX).
Mittellastkraftwerk
Kraftwerk der Elektrizittsversorgung, das aufgrund seiner betriebstechnischen und wirtschaftlichen Eigenschaften zur Deckung der Mittelast eingesetzt wird. Mittellastkraftwerke sind Steinkohle- und Gaskraftwerke.
Lastbereich.
Mittelwertmesser
Gert zur Anzeige der im zeitlichen Durchschnitt vorhandenen Impulsrate eines Zhlgertes.
Moderator
Material, mit dem schnelle Neutronen auf niedrige Energien abgebremst werden, da bei niedrigen Neutronenenergien die Spaltung der U-235-Kerne mit besserer Ausbeute verluft. U. a. werden leichtes Wasser,
schweres Wasser und Graphit als Moderatoren verwendet.

Modelldarstellung der Wirkung eines Moderators


Moderierung
Vorgang, bei dem die kinetische Energie der Neutronen durch Ste ohne merkliche Absorptionsverluste
vermindert wird. Die bei der Kernspaltung entstehenden energiereichen Neutronen mit Energien im Bereich
von 1 MeV werden auf niedrigere Energien im Energiebereich der thermischen Neutronen (0,025 eV) gebracht, da sie in diesem Energiebereich mit grerer Wahrscheinlichkeit neue Spaltungen auslsen.
Molekl
Eine durch chemische Krfte zusammengehaltene Atomgruppe. Die Atome des Molekls knnen identisch
(H2, N2, S2) oder verschieden sein (H2O, CO2).
Monazit
Gelbes bis rotbraunes Mineral. Monazit ist Cerphosphat; es enthlt hufig weitere Seltene Erden wie auch
Thorium.
Monitor
Gert zur berwachung ionisierender Strahlung oder der Aktivittskonzentration radioaktiver Stoffe (z. B. in
Luft oder Wasser), das eine Warnung bei berschreitung bestimmter, einstellbarer Werte abgibt. Ein Monitor
dient auch zur quantitativen Messung.
Monte-Carlo-Methode

109

Statistisches Rechenverfahren, z. B. zur Berechnung der Neutronenflussverteilung bei Abbrand- und Abschirmrechnungen. Dabei wird die Lebensgeschichte einzelner, statistisch ausgewhlter Neutronen durchgerechnet, bis sich aus hinreichend vielen Einzelverlufen (Einzelschicksalen) wieder zahlenmige Mittelwerte fr den Neutronenfluss an den betrachteten Stellen ergeben. Der an sich einfache Rechengang erfordert
jedoch hohen Rechenaufwand, da zur Erzielung einer hinreichenden Genauigkeit eine sehr groe Anzahl
von Einzelschicksalen durchgerechnet werden muss.
MOX
Mischoxid
mrem
Millirem, 1/1 000 rem. Rem
Mlheim-Krlich
Stadt nordwestlich von Koblenz, Standort des Kernkraftwerks Mlheim-Krlich, Druckwasserreaktor mit einer
elektrischen Bruttoleistung von 1 308 MW, nukleare Inbetriebnahme am 1.3.1986; seit 1988 wegen Gerichtsverfahren ber die Gltigkeit der 1. Teil-Errichtungsgenehmigung nicht in Betrieb. Nach hchstrichterlicher Entscheidung von 1998 ist die Wiederinbetriebnahme unzulssig. Die Anlage befindet sich im Abbau.
MUF
material unaccounted for (nicht nachgewiesenes Material); Begriff aus dem Bereich der Kernmaterialberwachung. MUF ist die Differenz zwischen dem realen Bestand und dem Buchbestand an Kernmaterial.
Multiplikationsfaktor
Verhltnis der Neutronenzahl in einer Neutronengeneration zur Neutronenzahl in der unmittelbar vorhergehenden Generation. Kritikalitt eines Reaktors tritt ein, wenn dieses Verhltnis gleich ist.
Mutternuklid
Radioaktives Nuklid, aus dem ein Nuklid (Tochternuklid) hervorgegangen ist; z. B. zerfllt Po-218 (Mutternuklid) zu Pb-214 (Tochternuklid).
MW
Megawatt, das Millionenfache der Leistungseinheit Watt (W). 1 MW = 1 000 kW = 1 000 000 W.
MWd
Megawatt-Tag; 1 MWd = 24 000 kWh. Bei vollstndiger Spaltung von 1 g U-235 wird eine Energie von etwa
1 MWd frei.
MWd/t
Megawatt-Tag je Tonne; Einheit fr die je Tonne Kernbrennstoff whrend der Einsatzzeit im Reaktor abgegebene thermische Energie. Abbrand.
MWe
Megawatt elektrisch; elektrische Leistung eines Kraftwerkes in Megawatt. Die elektrische Leistung eines
Kraftwerkes ist gleich der thermischen Gesamtleistung multipliziert mit dem Wirkungsgrad der Anlage. Der
Wirkungsgrad bei Kraftwerken mit Leichtwasserreaktoren betrgt 33 bis 35 % gegenber bis zu 40 % bei
modernen kohle-, l- oder gasgefeuerten Kraftwerken.
110

MWth
Megawatt thermisch; Gesamtleistung eines Kernreaktors in Megawatt. MWe,
Myon
Elektrisch geladenes, instabiles Elementarteilchen mit einer Ruheenergie von 105,658 MeV, das entspricht dem 206,768fachen der Ruheenergie eines Elektrons. Das Myon hat eine mittlere Lebensdauer von
2,210-6 s. Das Myon gehrt zur Elementarteilchengruppe der Leptonen.
MZFR
Mehrzweckforschungsreaktor im Forschungszentrum Karlsruhe, Druckwasserreaktor (D2O-moderiert und gekhlt) mit einer elektrischen Bruttoleistung von 58 MW, nukleare Inbetriebnahme am 29.9.1965; am
3.5.1984 endgltig auer Betrieb genommen; kumulierte Stromerzeugung: 5 TWh. Die Stilllegung hat am
17.11.1987 begonnen, die Demontage soll mit der vollstndigen Beseitigung und Erreichen des Zustands
grne Wiese abgeschlossen werden.

111

N
Nachleistung
Thermische Leistung eines Reaktors, die sich aus der Nachwrme im abgeschalteten Reaktor ergibt.
Nachwrme
Durch den Zerfall radioaktiver Spaltprodukte in einem Kernreaktor nach Abschalten des Reaktors Beenden
der Kettenreaktion - weiterhin erzeugte Wrme. Die Nachwrme betrgt in den ersten Sekunden nach dem
Abschalten noch etwa 5 % der Leistung vor dem Abschalten. Die Nachwrme in den Brennelementen betrgt nach drei Jahren Abklingzeit etwa 2 kW je Tonne Kernbrennstoff, d. h. etwa 1 kW je Brennelement
eines Druckwasserreaktors.
Nachweisgrenze
Auf der Basis statistischer Verfahren festgelegter Kennwert zur Beurteilung der Nachweismglichkeit bei
Kernstrahlungsmessungen. Details siehe DIN ISO 11929:2011-01. Der Zahlenwert der Nachweisgrenze gibt
an, welcher kleinste Beitrag mit dem betrachteten Messverfahren bei vorgegebener Fehlerwahrscheinlichkeit
noch nachgewiesen werden kann. Damit kann eine Entscheidung getroffen werden, ob ein Messverfahren
bestimmten Anforderungen gengt und damit fr den gegebenen Messzweck geeignet ist. Erkennungsgrenze.
Beispiele fr zu erreichende Nachweisgrenzen aus der Richtlinie fr die Umweltberwachung von Kernkraftwerken:
Gamma-Ortsdosis:
0,1 mSv/Jahr,
Aerosole*:
0,4 mBq/m3,
Niederschlag*:
0,05 Bq/l,
Bewuchs*:
0,5 Bq/kg,
pflanzliche Nahrungsmittel*:
0,2 Bq/kg,
pflanzliche Nahrungsmittel, Sr-90:
0,04 Bq/kg,
Milch, I-131:
0,01 Bq/l.
* durch Gammaspektrometrie ermittelte Aktivitt einzelner
Radionuklide, Nachweisgrenze bezogen auf Co-60
Nassdampf
Gemisch aus Flssigkeit und Dampf desselben Stoffes, wobei beide Sttigungstemperatur haben. Wird dem
Nassdampf bei gleichbleibendem Druck weitere Wrme zugefhrt, so bleibt die Temperatur so lange konstant, bis alle Flssigkeit verdampft ist (Sattdampf); erst dann steigt die Temperatur ber die Sttigungstemperatur (berhitzter Dampf, Heidampf).
Nasskhlturm
Khlturm zur Rckkhlung von Wasser, bei dem das zu khlende Wasser mit der Khlluft in direkten Kontakt
kommt und durch Verdunstung und Erwrmung der Luft an diese Wrme abgibt. Der zur Khlung erforderliche Luftzug kann durch Ventilatoren oder durch die natrliche Kaminwirkung des Khlturmbauwerkes (Naturzug-Khlturm) bewirkt werden.
Nasslager
Lagerung bestrahlter Brennelemente in Wasserbecken zur Khlung und Abfhrung der durch den radioaktiven Zerfall in den Brennelementen entstehenden Nachwrme.
Natururan
Uran in der lsotopenzusammensetzung, in der es in der Natur vorkommt. Natururan ist ein Gemisch aus
Uran-238 (99,2739 %), Uran-235 (0,7205 %) und einem sehr geringen Prozentsatz Uran-234 (0,0056 %).
112

Naturzugkhlturm
Nasskhlturm oder Trockenkhlturm, der den natrlichen Zug (Kaminwirkung) des Khlturms zur Abfhrung der Khlluft ausnutzt. Naturzug-Nasskhltrme fr eine Khlleistung von einigen tausend MW haben
etwa 150 m Hhe und 120 m Bodendurchmesser.
nCi
Nanocurie, Kurzzeichen: nCi; ein milliardstel Curie. Curie.
NEA
Nuclear Energy Agency; Kernenergie-Agentur der OECD.
Nebelkammer
Gert, das die Bahnen elektrisch geladener Teilchen sichtbar macht. Es besteht aus einer Kammer, die mit
bersttigtem Dampf gefllt ist. Durchqueren geladene Teilchen die Kammer, hinterlassen sie eine Nebelspur. Die Bahnspur ermglicht eine Analyse der Bewegungen und Wechselwirkungen der Teilchen.
Blasenkammer, Funkenkammer.
Neutrino
Gruppe elektrisch neutraler Elementarteilchen mit einer Masse, die nahezu Null ist.
Neutron
Ungeladenes Elementarteilchen mit einer Masse von 1,67492735110-27 kg und damit geringfgig grerer
Masse als die des Protons. Das freie Neutron ist instabil und zerfllt mit einer Halbwertszeit von 10,15 Minuten.
Neutron, langsames
Neutron, dessen kinetische Energie einen bestimmten Wert - hufig werden 10 eV gewhlt - unterschreitet.
Neutronen, thermische.
Neutron, mittelschnelles
Neutron mit einer Energie, die grer als die eines langsamen Neutrons, jedoch kleiner als die eines schnellen Neutrons ist; im Allgemeinen der Bereich zwischen 10 und 100 000 eV.
Neutron, schnelles
Neutron mit einer kinetischen Energie von mehr als 0,1 MeV.
Neutronen, epithermische
Neutronen, deren kinetische Energieverteilung die der thermischen Bewegung berschreitet. Neutronen,
thermische.
Neutronen, prompte
Neutronen, die unmittelbar (innerhalb etwa 10-14 s) bei der Kernspaltung emittiert werden; im Gegensatz zu
verzgerten Neutronen, die Sekunden bis Minuten nach der Spaltung von Spaltprodukten ausgesandt werden. Prompte Neutronen machen mehr als 99 % der Spaltneutronen aus.

113

Neutronen, thermische
Neutronen im thermischen Gleichgewicht mit dem umgebenden Medium. Thermische Neutronen haben bei
293,6 K eine wahrscheinlichste Neutronengeschwindigkeit von 2 200 m/s, das entspricht einer Energie von
0,0253 eV. Schnelle Neutronen, wie sie bei der Kernspaltung entstehen, werden durch Ste mit den Atomen des Moderatormaterials (blicherweise Wasser, schweres Wasser oder Graphit) auf thermische Energie abgebremst, sie werden 'thermalisiert'.
Neutronen, verzgerte
Neutronen, die bei der Kernspaltung nicht unmittelbar, sondern als Folge einer radioaktiven Umwandlung
von Spaltprodukten versptet entstehen. Weniger als 1 % der bei der Spaltung auftretenden Neutronen sind
verzgert. Neutronen, prompte.
Neutronenaktivierungsanalyse
Aktivierungsanalyse.
Neutronendichte, Neutronenzahldichte
Verhltnis der Anzahl freier Neutronen in einem Raumbereich und dem Volumen dieses Raumbereichs.
Neutronenflussdichte
Produkt aus Neutronenzahldichte und mittlerer Geschwindigkeit der Neutronen. Einheit: cm-2s-1.
Neutronenquelle
Vorrichtung zur Erzeugung freier Neutronen.
nichtenergetischer Verbrauch
Die Mengen an Kohlenwasserstoffen aus l, Kohle, Gas, die nicht zur Energieerzeugung - Wrme u. a. genutzt werden, sondern zu Produkten, meist Kunststoffen und Chemikalien, verarbeitet werden.
Nichtverbreitungsvertrag
Ziel des internationalen Vertrages ber die Nichtverbreitung von Kernwaffen und der daraus resultierenden
Kernmaterialberwachung ist die rechtzeitige Entdeckung der Abzweigung von Kernmaterial fr eine Herstellung von Kernwaffen bzw. die Abschreckung vor einer solchen Abzweigung durch das Risiko der Entdeckung. Die entsprechenden berwachungen werden in Deutschland von Euratom und der Internationalen
Atomenergie-Organisation durchgefhrt.
Notkhlung
Khlsystem eines Reaktors zur sicheren Abfhrung der Nachwrme bei Unterbrechung der Wrmebertragung zwischen Reaktor und betrieblicher Wrmesenke. Die Notkhlsysteme sind so ausgelegt, dass auch
bei Verlust des Reaktorkhlmittels - z. B. bei doppelendigem Bruch einer Frischdampfleitung - der Reaktor
gekhlt und die Nachzerfallswrme ber Wochen hinweg abgefhrt werden kann. Durch Mehrfachauslegung
wird ein sehr hohes Ma an Funktionssicherheit erreicht. Auf diese Weise ist die Notkhlung selbst dann
sichergestellt, wenn ein Systemteil ausfllt.
NPT
Non-Proliferation Treaty; Vertrag ber die Nichtverbreitung von Kernwaffen.

114

nukleares Ereignis
Entsprechend der Definition des Atomgesetzes jedes einen Schaden verursachende Geschehnis, sofern das
Geschehnis, oder der Schaden von den radioaktiven Eigenschaften oder einer Verbindung der radioaktiven
Eigenschaften mit giftigen, explosiven oder sonstigen gefhrlichen Eigenschaften von Kernbrennstoffen oder
radioaktiven Erzeugnissen oder Abfllen oder von den von einer anderen Strahlenquelle innerhalb der Kernanlage ausgehenden ionisierenden Strahlungen herrhrt.
Nuklearmedizin
Anwendung offener oder umschlossener radioaktiver Stoffe in der Medizin zu diagnostischen oder therapeutischen Zwecken. In der nuklearmedizinischen Diagnostik unterscheidet man Funktionsdiagnostik und Lokalisationsdiagnostik. Radiologie.
Nukleon
Gemeinsame Bezeichnung fr Proton und Neutron.
Nukleonenzahl
Anzahl der Protonen und Neutronen - der Nukleonen - in einem Atomkern. Die Nukleonenzahl des U-238 ist
238 (92 Protonen und 146 Neutronen).
Nuklid
Ein Nuklid ist eine durch seine Protonenzahl, Neutronenzahl und seinen Energiezustand charakterisierte
Atomart. Zustnde mit einer Lebensdauer von weniger als 10-10 s werden angeregte Zustnde eines Nuklids
genannt. Zur Zeit sind rund 4 000 verschiedene Nuklide und isomere Zustnde bekannt, die sich auf die 118
zur Zeit bekannten Elemente verteilen. Davon sind ber 3 700 Nuklide radioaktiv. Radionuklide.
Nuklidkarte
Graphische Darstellung der Nuklide unter Angabe der wesentlichen Daten ber Zerfallsart, Halbwertszeit,
Energien der emittierten Strahlung; blicherweise dargestellt in einem rechtwinkligen Koordinatensystem mit
der Ordnungszahl als Ordinate und der Neutronenzahl als Abszisse. Bekannt ist die Karlsruher Nuklidkarte,
die im Jahre 2012 in 8. Auflage erschienen ist und Angaben zu 3 847 Nukliden enthlt

Ausschnitt aus der Karlsruher Nuklidkarte


115

Nulleffekt
Anzahl der Impulse pro Zeit, die bei einem Strahlungsdetektor durch andere Ursachen als die zu messende
Strahlung auftreten. Der Nulleffekt besteht im wesentlichen aus der kosmischen Strahlung und aus der
Strahlung der natrlichen Radionuklide der Erde.
Nullleistungsreaktor
Versuchsreaktor, der bei so niedriger Leistung betrieben wird, dass ein Khlmittel nicht erforderlich ist.
Nutzenergie
Der Teil der Endenergie, der beim Verbraucher nach der letzten Umwandlung tatschlich fr den jeweiligen
Nutzungszweck zur Verfgung steht. Bei dieser letzten Umwandlung wird Strom zum Beispiel zu Licht, mechanischer Energie oder Heizwrme.
Nutzstrahlbndel
Das aus einer Strahlenquelle, z. B. einer Rntgenrhre, austretende Strahlenbndel. Es wird normalerweise
durch Blendenanordnungen auf die notwendige Gre begrenzt.
Nutzungsgrad
Anders als der Wirkungsgrad, der die aufgewendete Energie mit der nutzbaren Energie ber einen kurzen
Zeitraum vergleicht, setzt man beim Nutzungsgrad beides ber einen langen Zeitraum ins Verhltnis. So
kann eine lheizung einen Wirkungsgrad von 90 % haben, der bei Nennlast erreicht wird. Bei nur teilweiser
Auslastung in der bergangszeit (z. B. Sommer) treten hhere Stillstandsverluste auf, sodass sich ein Nutzungsgrad ber das ganze Jahr von nur 65 % ergibt.
NV-Vertrag
Nichtverbreitungsvertrag, auch Atomwaffensperrvertrag genannt.

116

O
Oberflchen-Personendosis
Die Oberflchen-Personendosis Hp(0,07) ist die quivalentdosis in 0,07 mm Tiefe im Krper an der Tragestelle des Personendosimeters. Dosis.
offene radioaktive Stoffe
Radioaktive Stoffe, die keine umschlossenen radioaktiven Stoffe sind, die also nicht von einer festen, inaktiven Hlle umschlossen oder in festen inaktiven Stoffen stndig so eingebettet sind, dass bei blicher betriebsmiger Beanspruchung ein Austritt radioaktiver Stoffe verhindert wird.
Oklo
In der Uranlagersttte Oklo/Gabun wurde im Jahre 1972 ein prhistorischer, natrlicher Kernreaktor entdeckt, der vor etwa 2 Mrd. Jahren ber eine Zeitspanne von hunderttausend Jahren intermittierend in Betrieb
war. In den vergangenen Jahren wurden in dieser Lagersttte weitere Orte entdeckt, an denen aufgrund des
verminderten U-235-Gehalts im Natururan eine sich selbst erhaltende Kettenreaktion stattgefunden haben
muss. Fr die Stelle Oklo II errechnet sich aus der Abreicherung des Uran-235 infolge der Spaltung, dass
mindestens 4 t U-235 gespalten und 1 t Pu-239 gebildet wurden und eine Wrmemenge von rund 100 Mrd.
kWh entstand. Zum Vergleich: Im Reaktor eines Kernkraftwerks der 1 300 MWe-Klasse werden pro Jahr
etwa 30 Mrd. kWh Wrme durch Spaltung erzeugt.
kologie
Wissenschaft von den Beziehungen der Organismen zu ihrer Umwelt. Sie erforscht besonders die Anpassungen der Lebewesen an ihre Daseinsbedingungen.
kosystem
Rumliches Wirkungsgefge aus Lebewesen und Umweltgegebenheiten, das zur Selbstregulierung befhigt
ist.
Ordnungszahl
Anzahl der Protonen in einem Atomkern. Jedes chemische Element ist durch seine Ordnungszahl bestimmt.
Die Anordnung der Elemente nach steigender Ordnungszahl ist die Grundlage des Periodensystems der
Elemente.
Organdosis
Die Organdosis HT,R ist das Produkt aus der ber das Gewebe/Organ T gemittelten Organ-Energiedosis DT,R
erzeugt durch die Strahlung R und dem Strahlungs-Wichtungsfaktor wR.

HT,R = w R DT,R
Besteht die Strahlung aus Arten und Energien mit unterschiedlichen Werten von wR, so werden die einzelnen Beitrge addiert. Fr die Organdosis HT gilt dann:

HT =

wR

DT,R

In sterreich und der Schweiz wird hierfr die Bezeichnung "quivalentdosis" und im angelschsischen
Sprachraum "equivalent dose" benutzt.
Organ-Folgedosis

117

Die Organ-Folgedosis HT() ist das Zeitintegral der Organ-Dosisleistung im Gewebe oder Organ T, die eine
Person infolge einer Inkorporation radioaktiver Stoffe zum Zeitpunkt t0 erhlt:
t0 +

HT ( ) =

t0

HT (t)

HT (t) dt

mittlere Organ-Dosisleistung im Gewebe oder Organ T zum Zeitpunkt t


Zeitraum, angegeben in Jahren, ber den die Integration erfolgt, Wird kein Wert fr angegeben, ist fr Erwachsene ein Zeitraum von 50 Jahren und fr Kinder ein Zeitraum vom jeweiligen Alter bis zum Alter von 70 Jahren zu Grunde zu legen.

Die Einheit der Organ-Folgedosis ist das Sievert (Einheitenzeichen: Sv).


Ortsdosis
quivalentdosis fr Weichteilgewebe, gemessen an einem bestimmten Ort. Die Ortsdosis bei durchdringender Strahlung ist die Umgebungs-quivalentdosis H*(10), bei Strahlung geringer Eindringtiefe die
Richtungs-quivalentdosis H'(0,07, ). Die Ortsdosis ist bei durchdringender Strahlung ein Schtzwert fr
die effektive Dosis und die Organdosen tiefliegender Organe, bei Strahlung geringer Eindringtiefe ein
Schtzwert fr die Hautdosis einer Person, die sich am Messort aufhlt.
OSL-Dosimeter
Im Kristallgitter nicht leitender Festkrper, z. B. Berylliumoxid, Aluminiumoxid, knnen ionisierende Strahlen
Elektronen aus Bindungen lsen und auf Zwischengitterpltze anheben, aus denen sie ohne Energiezufuhr
von auen nicht mehr in ihren alten Bindungszustand zurckfallen. Bei hinreichender Energiezufuhr von
auen wird ein bergang in tiefere Energiezustnde mglich und die dabei freiwerdende Energie als Lumineszenzstrahlung abgegeben. Wenn die Energiezufuhr durch Bestrahlung mit sichtbarem Licht erfolgt,
spricht man von optisch stimulierter Lumineszenz (OSL). In Deutschland werden OSL-Dosimeter von der
Auswertungsstelle des Helmholtz Zentrums Mnchen in der Personendosimetrie eingesetzt.
Otto Hahn
Fr die Erprobung des nuklearen Schiffsantriebes gebautes deutsches Handelsschiff mit 16 870 BRT. Als
Antrieb diente ein Druckwasserreaktor mit einer thermischen Leistung von 38 MW. Erste Nuklearfahrt am
11.10.1968. Bis Ende 1978 wurden 642 000 Seemeilen zurckgelegt und dabei 776 000 t Ladung transportiert. Die Otto Hahn wurde am 22.3.1979 stillgelegt, die Reaktoranlage und alle radioaktiven Teile ausgebaut und beseitigt. Abschluss dieser Arbeiten und Entlassung aus dem Geltungsbereich des Atomgesetzes
am 1.9.1982. Anschlieend wurde das Schiff nach Einbau eines konventionellen Antriebs unter neuem Namen wieder in Dienst gestellt.

118

P
Paarbildung
Wechselwirkung von energiereicher elektromagnetischer Strahlung mit Materie. Ist die Energie der Strahlung
grer als 1,02 MeV und damit grer als die doppelte Ruhemasse eines Elektrons (me,0 = 0,511 MeV),
besteht die Mglichkeit zur Erzeugung eines EIektron-Positron-Paares (Materialisation von Energie).

Paarbildung; Erzeugung eines Elektron-Positron-Paares aus


einem energiereichen Gammaquant
Pariser bereinkommen
Atomhaftungs-bereinkommen.
Pellet
Gesinterte Kernbrennstoff-Tabletten von 8 bis 15 mm Durchmesser und 10 bis 15 mm Lnge. Viele solcher
Pellets werden in die bis zu 4 m langen Brennstoffhllrohre gefllt.
Periodensystem
Ordnungssystem der Elemente nach steigender Ordnungszahl. Einteilung entsprechend der Elektronenkonfiguration der Atomhlle in Perioden. Durch das gewhlte Ordnungsschema stehen chemisch hnliche
Elemente in Gruppen (Haupt- und Nebengruppen) untereinander.
Personendosis
Die Strahlenschutzverordnung fordert zur Ermittlung der Krperdosis die Messung der Personendosis. Personendosis ist die quivalentdosis, gemessen in den Messgren der Tiefen-Personendosis und der
Oberflchen-Personendosis an einer fr die Strahlenexposition reprsentativen Stelle der Krperoberflche. Die Tiefen-Personendosis ist bei einer Ganzkrperexposition mit durchdringender Strahlung ein
Schtzwert fr die effektive Dosis und die Organdosen tiefliegender Organe und die OberflchenPersonendosis ein Schtzwert fr die Hautdosis. Dosis.
Phosphatglasdosimeter
Messgert zur Dosisbestimmung. Der Radiophotolumineszenzeffekt, die Eigenschaft bestimmter Stoffe bei
Bestrahlung mit UV-Licht Fluoreszenzlicht grerer Wellenlnge auszusenden, wenn sie vorher ionisierender Strahlung ausgesetzt waren, wird zur Dosisbestimmung benutzt. Silberaktivierte Metaphosphatglser
zeigen z. B. diesen Photolumineszenzeffekt. Die Intensitt des Fluoreszenzlichtes ist in weiten Bereichen der
eingestrahlten Dosis proportional.

119

Photo-Effekt
Wechselwirkung von Rntgen- und Gammastrahlung mit Materie. Das Rntgen- oder Gammaquant bertrgt seine Energie an ein Hllelektron des Atoms. Das Elektron erhlt hierbei kinetische Energie, die gleich
der Energie des Quants, vermindert um die Bindungsenergie des Elektrons ist.

Photoeffekt
Photokathode
Kathode, in der Elektronen durch den photoelektrischen Effekt ausgelst werden.
Photon
Energiequant der elektromagnetischen Strahlung. Die Ruhemasse des Photons ist Null. Es hat keine elektrische Ladung. Elementarteilchen.
PHWR
Pressurized Heavy Water Reactor; Schwerwasser-Druckwasserreaktor, Beispiel: Atucha, Argentinien,
367 MWe.
Pi-Meson
Pion, Elementarteilchen.
2 Pi-Zhler, 4 Pi-Zhler
Strahlungsdetektor, der es ermglicht, ber einen Raumwinkel von 2 oder 4 die Strahlung einer radioaktiven Quelle zu erfassen.
Pinch-Effekt
Effekt in kontrollierten Fusionsversuchen, bei dem ein durch eine Plasmasule flieender elektrischer Strom
das Plasma einschnrt, komprimiert und damit aufheizt.
Pion
Kurzlebiges Elementarteilchen; Kurzform fr Pi-Meson. Die Masse eines geladenen Pions ist rund 273 mal
so gro wie die eines Elektrons. Ein elektrisch neutrales Pion hat eine Masse, die das 264-fache der Elektronenmasse betrgt. Elementarteilchen.
Plasma
Insgesamt elektrisch neutrales Gasgemisch aus Ionen, Elektronen und neutralen Teilchen. HochtemperaturWasserstoffplasmen dienen als Brennstoff in Versuchen zur kontrollierten Fusion.
120

Plateau
Der Teil einer Zhlrohrcharakteristik, in dem sich die Zhlrate bei Spannungsschwankungen nur geringfgig
ndert.
Plutonium
Plutonium - das 94. Element im Periodensystem - wurde 1940 von den amerikanischen Forschern Seaborg,
McMillan, Wahl und Kennedy als zweites Transuran-Element in der Form des Isotops Plutonium-238 beim
Beschuss von Uran-238 mit Deuteronen entdeckt. Heute sind 15 Pu-Isotope bekannt. Besondere Bedeutung
hat wegen seiner Eigenschaft als spaltbares Material das Isotop Pu-239 (Halbwertszeit 24 110 Jahre) erhalten. Die auf das 92. Element im Periodensystem - das Uran - folgenden Elemente 93 und 94 erhielten analog dem nach dem Planeten Uranus benannten Uran ihre Namen 'Neptunium' und 'Plutonium', nach den auf
Uranus folgenden Himmelskrpern Neptun und Pluto. Plutonium entsteht durch Neutroneneinfang in
Uran-238 und zwei darauf folgende Betazerflle nach folgendem Schema:
U-238 + n U-239 -Zerfall Np-239 -Zerfall Pu-239.
In der Natur kommt Plutonium-239 in verschwindend kleinen Mengen in uranhaltigen Mineralien (Pechblende, Carnotit) - ein Atom Pu auf 1 Billion und mehr Atome Uran - vor. Es bildet sich aus U-238 durch Einfang
von Neutronen, die bei der Spontanspaltung des U-238 frei werden. Durch die oberirdischen Kernwaffentests wurden schtzungsweise sechs Tonnen Pu-239 in die Atmosphre freigesetzt und weltweit verteilt,
sodass z. B. in Mitteleuropa rund 60 Bq Pu-239 pro m2 abgelagert wurden. Plutonium ist ein radiotoxischer
Stoff; seine chemische Giftigkeit als Schwermetall ist demgegenber vernachlssigbar. Die radiotoxische
Wirkung des Plutoniums kommt besonders bei der Inhalation feinster Pu-Aerosole zum Tragen; Verschlucken (Ingestion) von Plutonium ist etwa 10 000 mal ungefhrlicher, da Plutonium von der Darmschleimhaut
nur zu etwa 1/100 Prozent aufgenommen wird, 99,99 % werden sofort wieder ausgeschieden.
Pollux
Behlter zur direkten Endlagerung abgebrannter Brennelemente. Namensgebung in bezug auf Castor
(Transport- und Zwischenlagerbehlter fr abgebrannte Brennelemente) in Anlehnung an die Zwillingsbrder
Castor und Pollux der griechischen Sage. Das Konzept der direkten Endlagerung abgebrannter Brennelemente sieht vor, ausgediente Brennelemente zu kompaktieren, in dicht verschliebare Behlter zu verpacken und diese in einem Endlager sicher und von der Biosphre getrennt zu lagern. Fr die Referenzuntersuchungen wurde ein Behlter Bautyp Pollux entwickelt, der bis zu acht DruckwasserreaktorBrennelemente aufnehmen kann. Er hat einen Durchmesser von ca. 1,5 m, eine Lnge von ca. 5,5 m und
wiegt beladen 64 Tonnen. Der Behlter ist zweischalig gebaut und gewhrleistet den sicheren Einschluss
der Radionuklide. Ein Innenbehlter zur Aufnahme kompaktierter Brennelemente wird, durch einen Neutronenmoderator getrennt, von einem ueren Abschirmbehlter aus Sphrogu umgeben und geschtzt. Das
Pollux-Behltersystem ist nach den Vorschriften des Verkehrsrechts fr Typ-B(U)-Verpackungen und des
Atomrechts fr die Zwischenlagerung von Kernbrennstoffen ausgelegt, die Behlter sind also gleichermaen
als Transport-, Zwischenlager- und Endlagerbehlter einsetzbar.
Positron
Elementarteilchen mit der Masse eines Elektrons, jedoch positiver Ladung. Es ist das Anti-Elektron. Es wird
beim Beta-Plus-Zerfall ausgesandt und entsteht bei der Paarbildung.
ppb
parts per billion, 1 Teil pro 1 Milliarde Teile. Ma fr den Grad der Verunreinigung in Festkrpern, Flssigkeiten und Gasen.
ppm
parts per million, 1 Teil pro 1 Million Teile. Ma fr den Grad der Verunreinigung in Festkrpern, Flssigkeiten und Gasen.

121

Primrenergie
Energierohstoffe in ihrer natrlichen Form vor jeglicher technischen Umwandlung. Das sind beispielsweise
Steinkohlen, Braunkohle, Erdl, Erdgas, Uran, Wasser, Sonnenstrahlung.
Primrenergiereserven
Mit Reserven wird der wirtschaftlich nutzbare Teil der Energievorrte bezeichnet. Der derzeit nicht wirtschaftlich nutzbare Teil der Energievorrte wird als Ressourcen bezeichnet. Die Weltenergiereserven betragen
insgesamt rund 1 350 Milliarden Tonnen Steinkohleeinheiten. Die Tabelle zeigt die Verteilung auf die verschiedenen Energietrger und Weltregionen.
Gebiet

Erdl

Europa

Erdgas

Kohle

Uran
(80 $/kg)

Anteil %

gering

3,6

40

GUS

25

81

150

19,5

Afrika

26

19

29

5,6

Naher Osten

154

103

19,3

Austral-Asien

22

308

19

26,5

Nordamerika

48

13

211

20,6

Lateinamerika

44

10

4,9

308

253

748

36

Welt

Weltenergiereserven nicht-erneuerbare Energierohstoffe 2011


in Milliarden Tonnen Steinkohleeinheiten, Werte gerundet, Quelle: BGR 2012
Erdl und Ergas: konventionelle + nicht-konventionelle Frderung
Primrenergieverbrauch, Deutschland
Der Primrenergieverbrauch in Deutschland betrug im Jahr 2012 insgesamt 461 Mio. t Steinkohleeinheiten.

Primrenergieverbrauch nach Energietrgern, Angaben in %, Deutschland, 2012


(Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen)
122

Primrkhlkreislauf
Umlaufsystem fr das Primrkhlmittel.
Primrkhlmittel
Khlmittel, das zum Abfhren der Wrme aus der Spaltzone des Reaktors dient. Sekundrkhlmittel.
Proliferation
Verbreitung (von Kernwaffen). Alle Manahmen der internationalen Kernmaterialberwachung dienen der
Non-Proliferation, der Nichtverbreitung der Kernwaffen, die im Atomwaffensperrvertrag (Treaty on the NonProliferation of Nuclear Weapons) festgelegt wurde. Dieser Vertrag ist fr Deutschland seit dem 2. Mai 1975
in Kraft.
Proportionalzhler
Nachweisgert fr ionisierende Strahlen. Der Proportionalzhler liefert zur primren Ionisation proportionale
Ausgangsimpulse, sodass Alpha- und Betastrahlen infolge ihrer unterschiedlichen spezifischen Ionisation
getrennt nachgewiesen werden knnen. Der Proportionalzhler ermglicht eine Energiebestimmung der
Strahlung.
Proton
Elementarteilchen mit einer positiven elektrischen Elementarladung und einer Masse von 1,67262177710-27 kg,
das entspricht rund dem 1836fachen der Elektronenmasse. Protonen und Neutronen bilden zusammen den
Atomkern. Die Zahl der Protonen im Atomkern bestimmt das chemische Element, dem dieses Atom zugeordnet ist. Elementarteilchen.
Pulskolonne
Sulenfrmiger Extraktionsapparat, in dem zwei Flssigkeiten im Gegenstrom stoweise ('pulsend') durch
Siebe (Pulsplatten oder Siebbden) gepresst werden, wobei bestimmte Elemente von der einen Flssigkeitsphase in die andere bertreten.
Pulsreaktor
Typ eines Forschungsreaktors, mit dem kurze, intensive Leistungs- und Strahlungsste erzeugt werden
knnen. Die Neutronenflussdichte ist in einem solchen Puls viel hher, als sie im stationren Zustand erzielt
werden knnte. Beispiel: FRMZ, Forschungsreaktor der Uni Mainz, Typ TRIGA-Mark-II; Pulsleistung
250 MW, Dauerleistung 0,1 MW.
PUREX
Plutonium and Uranium Recovery by Extraction; Plutonium- und Uranrckgewinnung durch Extraktion.
PUREX-Verfahren.
PUREX-Verfahren
Verfahren zur Wiederaufarbeitung abgebrannten Kernbrennstoffes zur Trennung von Uran und Plutonium
von den Spaltprodukten und voneinander. Nach Auflsen des bestrahlten Brennstoffes in Salpetersure
werden durch organische Lsungsmittelextraktion - als organisches Lsungsmittel dient 30-prozentiges Tributylphosphat (TBP) in Kerosin - Uran und Plutonium in der organischen Phase gehalten, whrend die
Spaltprodukte in der wssrigen, salpetersauren Phase verbleiben. Weitere Verfahrensschritte erlauben anschlieend das Trennen von Uran und Plutonium voneinander.

123

Prinzip des PUREX-Verfahrens zur Trennung von Uran und


Plutonium von den Spaltprodukten
PWR
Pressurized Water Reactor; Druckwasserreaktor.

124

Q
Qualittsfaktor
Begriff aus der Strahlendosimetrie. Aufgrund der Feststellung, dass die Wahrscheinlichkeit stochastischer
Strahlenwirkungen nicht nur von der Energiedosis, sondern auch von der Strahlenart abhngt, wurde zur
Definition der quivalentdosis der Qualittsfaktor eingefhrt. Der Qualittsfaktor bercksichtigt den Einfluss
der fr die verschiedenen Strahlenarten unterschiedlichen Energieverteilung im zellulren Bereich im bestrahlten Krper. Der Qualittsfaktor Q ist eine Funktion des linearen Energietransfers L. Zwischen dem
Qualittsfaktor und dem unbeschrnkter linearer Energietransfer L wurde folgende Beziehung festgelegt:
unbeschrnkter linearer Energietransfer L in Wasser
(keV m-1)

Q (L)

L 10

10 < L < 100

0,32 L - 2,2

L 100

300 / L

Beziehung zwischen linearem Energietransfer und Qualittsfaktor


Qualittssicherung
Zur Genehmigung kerntechnischer Anlagen ist die Sicherung der Qualitt der zum Bau verwendeten Materialien, Apparate, Behlter, Rohrleitungen u. a. unbedingte Voraussetzung. Die vom Genehmigungsgeber
geforderten Manahmen werden in einem Qualittsprogramm erfasst. Vor-, Bau- und Abnahmeprfungen
erfolgen durch unabhngige Sachverstndige.
Quellhhe
Die Hhe der Quelle einer Emission ber Grund. Sie ist ein Parameter bei der Ausbreitungsrechnung. Bei
Emissionen kann durch thermischen Auftrieb der Luft die effektive Quellhhe ber der baulichen Kaminhhe
liegen (thermische berhhung).

125

R
R
Einheitenkurzzeichen fr Rntgen.
rad
Einheitenkurzzeichen fr Rad.
Rad
Frhere Einheit der Energiedosis (Rad: radiation absorbed dose); Einheitenkurzzeichen: rd oder rad. 1 Rad
entspricht der Absorption einer Strahlungsenergie von 0,01 Joule pro Kilogramm Materie. Die neue Einheit
der Energiedosis ist das Joule/Kilogramm mit dem besonderen Einheitennamen Gray, Kurzzeichen: Gy.
1 rd = 0,01 Gy.
radioaktive Stoffe
Radioaktive Stoffe im Sinne des Atomgesetz sind:

Kernbrennstoffe, das sind


a) Plutonium 239 und Plutonium 241,
b) mit den Isotopen 235 oder 233 angereichertes Uran,
c) jeder Stoff, der einen oder mehrere der in den Buchstaben a und b genannten Stoffe enthlt,
d) Stoffe, mit deren Hilfe in einer geeigneten Anlage eine sich selbst tragende Kettenreaktion aufrechterhalten werden kann und die in einer Rechtsverordnung bestimmt werden.

Sonstige radioaktive Stoffe, das sind Stoffe, die, ohne Kernbrennstoff zu sein,
a) ionisierende Strahlen spontan aussenden,
b) einen oder mehrere der in Buchstabe a erwhnten Stoffe enthalten oder mit solchen Stoffen kontaminiert sind.
Die Strahlenschutzverordnung unterteilt weiter in:

Umschlossene radioaktive Stoffe: radioaktive Stoffe, die stndig von einer allseitig dichten, festen, inaktiven Hlle umschlossen oder in festen inaktiven Stoffen stndig so eingebettet sind, dass bei blicher betriebsmiger Beanspruchung ein Austritt radioaktiver Stoffe mit Sicherheit verhindert wird; eine Abmessung muss mindestens 0,2 cm betragen;

offene radioaktive Stoffe: alle radioaktiven Stoffe mit Ausnahme der umschlossenen radioaktiven Stoffe;

kurzlebige Radionuklide: radioaktive Stoffe mit einer Halbwertszeit bis zu 100 Tagen;

langlebige Radionuklide: radioaktive Stoffe mit einer Halbwertszeit von mehr als 100 Tagen.
radioaktives Isotop
Synonym fr Radionuklid.
Radioaktivitt
Eigenschaft bestimmter Stoffe, sich ohne uere Einwirkung umzuwandeln und dabei eine charakteristische
Strahlung auszusenden. Die Radioaktivitt wurde 1896 von Becquerel am Uran entdeckt. Wenn die Stoffe,
genauer gesagt die Radionuklide, in der Natur vorkommen, spricht man von natrlicher Radioaktivitt; sind
sie ein Produkt von Kernumwandlungen in Kernreaktoren oder Beschleunigern, so spricht man von knstlicher Radioaktivitt. ber 3 600 Radionuklide sind heute bekannt. Kennzeichnend fr jedes Radionuklid ist
seine Halbwertszeit, das ist die Zeit, in der sich in einer vorgegebenen Menge die Hlfte der Atomkerne
umwandelt. Es sind Halbwertszeiten von mehreren Milliarden Jahren (Uran-238; noch sehr viel langlebiger
ist Tellur-128 mit einer Halbwertszeit von 7,21024 Jahren) bis zu millionstel Sekunden (Po-212) bekannt.
Charakteristisch sind auch die beim Zerfall emittierte Strahlung und ihre Energie. So zerfllt Radium-226
unter Aussendung von Alphastrahlen, whrend lod-131 Betastrahlen emittiert.

126

Radioaktivitt, induzierte
Radioaktivitt, die durch Bestrahlung, z. B. mit Neutronen, erzeugt wird.
Radioaktivitt, natrliche
Natrlich vorkommende Nuklide, die radioaktiv sind. Man unterscheidet zwischen natrlichen Radionukliden,
die durch Kernreaktionen der kosmischen Strahlung stndig neu gebildet werden, kosmogenen Radionukliden (Radionuklide, kosmogene) und primordialen (uranfnglichen) Radionukliden (Radionuklide, primordiale), die seit Entstehen der Erde vorhanden sind und aufgrund ihrer langen Halbwertszeit noch nicht
zerfallen sind, sowie den aus den primordialen Radionukliden U-238, U-235 und Th-232 entstehenden Radionukliden der zugehrigen Zerfallsreihe.
Nuklid

Aktivitt in Bq

H-3

25

Be-7

25

C-14

3.800

K-40

4.200

Rb-87

650

U-238, Th-234, Pa-234m, U-234

Th-230

0,4

Ra-226

kurzlebige Rn-222-Zerfallsprodukte

15

Pb-210, Bi-210, Po-210

60

Th-232

0,1

Ra-228, Ac-228, Th-228, Ra-224

1,5

kurzlebige Rn-220-Zerfallsprodukte

30

Natrliche radioaktive Stoffe im Menschen


Radiochemie
Teilgebiet der Chemie, das sich mit Reaktionen, Synthesen und Analysen befasst, bei denen Reaktionspartner radioaktiv sind. Kernchemie.
Radioelement
Element, das keine stabilen Isotope besitzt. Der Begriff sollte nicht in der Bedeutung Radionuklid benutzt
werden.
Radiographie
Verwendung durchdringender ionisierender Strahlung zur Untersuchung von Materialien. Die Strahlung
schwrzt einen hinter der durchstrahlten Materialprobe angebrachten Film. Aus den Schwrzungsunterschieden kann auf Fehlstellen oder Inhomogenitten im Material geschlossen werden.
Radioiod
Radioaktive Isotope des Iod.
Radioisotopengenerator
Anlage, die die beim radioaktiven Zerfall freigesetzte Wrme direkt in elektrische Energie umwandelt. Solche
Generatoren arbeiten mit thermoelektrischen oder thermionischen Konvertern. Einsatz z. B. als Energiequelle bei sonnenfernen Raummissionen.

127

Radiologie
Im weiteren Sinne medizinische Strahlenkunde, bestehend aus theoretischer Radiologie (Strahlenbiologie,
medizinische Strahlenphysik) und klinischer Radiologie. Radiologie im engeren Sinne umfasst die Rntgendiagnostik und die Strahlentherapie.
Radiokohlenstoff
Kohlenstoff-14.
Radiolyse
Dissoziation von Moleklen durch Strahlung. Beispiel: Wasser dissoziiert unter Strahleneinwirkung in Wasserstoff und Sauerstoff.
Radionuklid
Instabiles Nuklid, das spontan ohne uere Einwirkung unter Strahlungsemission zerfllt. ber 2 750 natrliche und knstliche Radionuklide sind bekannt.
Radionuklide, kosmogene
Viele kosmogene Radionuklide entstehen durch Kernreaktionen der energiereichen kosmischen Strahlung
mit den Atomkernen der Erdatmosphre. So entsteht z. B. das natrliche Radionuklid Kohlenstoff-14 (C-14)
durch eine (n,p)-Reaktion von Neutronen der kosmischen Strahlung mit Stickstoff-14 in der oberen Atmosphre. Ein weiterer Anteil auf der Erde vorhandener kosmogener Radionuklide stammt aus Kernreaktionen
der kosmischen Strahlung mit extraterrestrischer Materie, die als in der Atmosphre verglhende Meteore
oder als feste Meteoriten die Erde erreicht hat.
Radionuklid

Halbwertszeit

Radionuklid

H-3

12,323 a

Si-32

172 a

Mn-53

3,7106 a

Be-7

53,3 d

P-32

14,3 d

Mn-54

312 d

Halbwertszeit

Radionuklid

Halbwertszeit

Be-10

1,610 a

S-35

87,5 d

Fe-55

2,73 a

C-14

5730 a

S-38

2,8 h

Fe-60

1,5106 a

Na-22

2,60 a

Cl-36

3,0105 a

Co-60

5,27 a

Na-24

15 h

Ar-39

269 a

Ni-59

7,5104 a

Al-26

7,2105 a

Ar-42

33 a

Ni-63

100 a

Mg-28

20,9 h

Ca-41

1,010 a

Kr-85

10,7 a

Si-31

2,6 h

Ti-44

60,4 a

I-129

1,6 107 a

kosmogene Radionuklide

Entstehen von C-14 durch Bestrahlung von N-14


Radionuklide, primordiale
128

Uranfngliche Radionuklide, die seit Entstehen der Erde vorhanden sind und aufgrund ihrer langen Halbwertszeit noch nicht vollstndig zerfallen sind, sowie die aus den primordialen Radionukliden U-238, U-235
und Th-232 entstehenden Radionuklide der zugehrigen Zerfallsreihen.
Halbwertszeit
Jahre

Nuklid

K-40

1,3109

La-138

1,11011

V-50

1,41017

Nd-144

2,31015

Ge-76

1,51021

Nd-150

1,71019

Se-82

1,01020

Sm-147

1,11011

Rb-87

4,81010

Sm-148

7,01015

Zr-96

3,91019

Gd-152

1,11014

Mo-100

1,21019

Lu-176

2,61010

Cd-113

9,01015

Hf-174

2,01015

Cd-119

2,610

19

Ta-180

1,21015

In-115

4,41014

Re-187

5,01010

Te-123

1,21013

Os-186

2,01015

Te-128

7,21024

Pt-190

6,51011

Te-130

2,71021

Bi-209

1,91019

Nuklid

Halbwertszeit
Jahre

Primordiale Radionuklide auerhalb von Zerfallsreihen


Radiokologie
Die Radiokologie setzt sich mit dem Verhalten und der Auswirkung radioaktiver Stoffe in der Biosphre
auseinander. Sie umfasst Produktion und Freisetzung, den Transport durch den abiotischen Teil der Biosphre, die Nahrungsketten, die Aufnahme und Verteilung im Menschen und die Auswirkung der Strahlung
auf Lebewesen.
Radiophotolumineszenz
Eigenschaft bestimmter Stoffe, bei Bestrahlung mit ionisierender Strahlung Fluoreszenzzentren zu bilden,
die bei Anregung mit UV-Licht in einem anderen Spektralbereich Licht emittieren. Die emittierte Lichtintensitt ist bei geeigneter Materialwahl der Zahl der Leuchtzentren und damit der eingestrahlten Dosis proportional. Phosphatglasdosimeter.
Radiotoxizitt
Ma fr die Gesundheitsschdlichkeit eines Radionuklids. Strahlenart, Strahlenenergie, Resorption im Organismus, Verweildauer im Krper usw. beeinflussen den Grad der Radiotoxizitt eines Radionuklids.
Radium
Radioaktives Element mit der Kernladungszahl 88. In der Natur kommt Radium zusammen mit Uran vor, das
ber eine Reihe von Alpha- und Betaemissionen in Radium zerfllt.
Radon
Aufgrund der sehr groen Halbwertszeiten enthlt die Erdkruste seit ihrer Entstehung u. a. die Radionuklide
Uran-238, Uran-235, Thorium-232. Diese wandeln sich ber eine Reihe radioaktiver Zwischenprodukte mit
sehr unterschiedlichen Halbwertszeiten um, bis als Endprodukt stabiles Blei entsteht. Zu diesen Zwischenprodukten gehren drei Radon-Nuklide: Radon-222 (Halbwertszeit 3,8 Tage) entsteht als Zerfallsprodukt von
Radium-226, das aus dem radioaktiven Zerfall von Uran-238 hervorgeht. In der Zerfallsreihe des Thorium-232 tritt das Radon-220 (Halbwertszeit 54 s) und in der Zerfallsreihe des U-235 das Radon-219 (Halbwertszeit 3,96 s) auf. berall dort, wo Uran und Thorium im Erdboden vorhanden sind, wird Radon freigesetzt und gelangt in die Atmosphre oder in Huser. Von entscheidender Bedeutung fr die Radonkonzent129

ration in der Luft ist die Radiumkonzentration des Bodens und dessen Durchlssigkeit fr dieses radioaktive
Edelgas. Die Radonkonzentration in der bodennahen Atmosphre ist neben den regionalen auch jahreszeitlichen und klimatisch bedingten Schwankungen unterworfen. In Gebuden hngt die Radonkonzentration
wesentlich von den baulichen Gegebenheiten ab. In Deutschland betragen die Jahresmittelwerte der Radonkonzentrationen in der bodennahen Luft etwa 15 Bq/m3 und in Gebuden rund 60 Bq/m3. Radonkonzentrationen in Erdgeschosswohnrumen auch oberhalb 200 Bq/m3 sind nicht ungewhnlich. Fr die Strahlenexposition des Menschen ist nicht so sehr das Radon selbst von Bedeutung, vielmehr sind es die kurzlebigen Zerfallsprodukte. Diese gelangen mit der Atemluft in den Atemtrakt, wo ihre energiereiche Alphastrahlung strahlenempfindliche Zellen erreichen kann. Radon und seine kurzlebigen Zerfallsprodukte verursachen
mit 1,1 Millisievert pro Jahr mehr als die Hlfte der gesamten effektiven Dosis durch natrliche Strahlenquellen.

Rn-222 und seine radioaktiven Folgeprodukte


in der bodennahen Luft

Eindringen von Radon in Wohnrume

Rasmussen-Bericht
Nach dem Leiter der Arbeitsgruppe, die in den USA die Reactor-Safety-Study (WASH-1400) erstellte, benannte Reaktorsicherheitsstudie. Risikostudie.
Ratemeter
Mittelwertmesser.
RBMK
In lateinische Schrift transkribierte Bezeichnung fr einen russischen Reaktortyp:
(reaktor balschoi moschnosti kanalnui, Hochleistungs-Reaktor mit Kanlen). RBMK
ist ein graphitmoderierter Siedewasser-Druckrhrenreaktor. Bei diesem Typ eines Siedewasserreaktors wird
der Dampf nicht in einem Druckgef, sondern in bis zu 2 000 separaten, die Brennelemente enthaltenden
Druckrhren erzeugt. Die Benutzung von Graphit als Moderator fhrt zu einem grovolumigen Reaktorkern
von 12 m Durchmesser und 7 m Hhe. Dies hat zur Folge, dass die Regelung des Reaktors neutronenphysikalisch relativ kompliziert ist und erhhte Anforderungen an die Fahrweise der Regelstbe stellt. In Russland
sind elf RBMK-Einheiten mit je 1 000 MWe und vier mit je 12 MWe in Betrieb.
RBW
relative biologische Wirksamkeit.
rd
Einheitenkurzzeichen fr Rad.
130

RDB
Reaktordruckbehlter.
Reaktivitt
Ma fr das Abweichen eines Reaktors vom kritischen Zustand. Entspricht dem um 1 verminderten Multiplikationsfaktor und ist somit im kritischen Zustand genau Null. Ist die Reaktivitt positiv, steigt die Reaktorleistung an. Bei negativer Reaktivitt sinkt der Leistungspegel.
Reaktor
Einrichtung, mit deren Hilfe sich eine Spaltungskettenreaktion (Kettenreaktion) einleiten, aufrechterhalten
und steuern lsst. Hauptbestandteil ist eine Spaltzone mit spaltbarem Kernbrennstoff. Ein Reaktor hat im
allgemeinen einen Moderator, eine Abschirmung und Regelvorrichtungen. Reaktoren werden zu Forschungszwecken oder zur Leistungserzeugung errichtet. Reaktoren, bei denen die Kettenreaktion durch
thermische Neutronen (Neutronen, thermische) aufrecht erhalten wird, werden thermische Reaktoren genannt; wird die Kettenreaktion durch schnelle Neutronen aufrechterhalten, spricht man von schnellen Reaktoren. Der erste Reaktor (CP 1) wurde am 2.12.1942 durch eine Forschergruppe unter der Leitung von
Fermi in Betrieb genommen. Druckwasserreaktor, Siedewasserreaktor.

Reaktoraufbau, Prinzip
Reaktor, gasgekhlter
Kernreaktor, dessen Khlmittel ein Gas ist (Kohlendioxid, Helium). Die AGR-Anlagen in Grobritannien werden z. B. mit Kohlendioxid gekhlt.
Reaktor, schneller
Reaktor, bei dem die Spaltungen berwiegend durch schnelle Neutronen ausgelst werden. Ein schneller
Reaktor hat im Gegensatz zum thermischen Reaktor keinen Moderator.
Reaktor, thermischer
Kernreaktor, in dem die Spaltungskettenreaktion durch thermische Neutronen aufrechterhalten wird. Die
meisten existierenden Reaktoren sind als thermische Reaktoren konstruiert.

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Reaktordruckbehlter
Dickwandiger zylindrischer Stahlbehlter, der bei einem Kraftwerksreaktor den Reaktorkern umschliet. Er
ist aus einem speziellen Feinkornstahl gefertigt, der sich gut schweien lsst und eine hohe Zhigkeit bei
geringer Versprdung unter Neutronenbestrahlung hat. Auf der Innenseite ist der Druckbehlter mit einer
austenitischen Plattierung zum Schutz gegen Korrosion versehen. Bei einem 1 300-MWe-Druckwasserreaktor betrgt die Hhe des Druckbehlters etwa 12 m, der Innendurchmesser 5 m, die Wandstrke des
Zylindermantels rund 250 mm und das Gesamtgewicht ohne Einbauten etwa 530 t. Er ist auf einen Druck
von 17,5 MPa (175 bar) und eine Temperatur von 350 C ausgelegt.

Reaktordruckbehlter, KKW Biblis A


Reaktordruckgef
Reaktordruckbehlter.
Reaktorgift
Substanzen mit groem Neutronenabsorptionsquerschnitt, die unerwnschterweise Neutronen absorbieren.
Eine groe Neutronenabsorption haben einige der bei der Spaltung entstehenden Spaltprodukte, so z. B.
Xenon-135 und Samarium-149. Die Vergiftung eines Reaktors durch Spaltprodukte kann so stark werden,
dass die Kettenreaktion zum Erliegen kommt.
Reaktorperiode
Die Zeit, in der die Neutronenflussdichte in einem Reaktor sich um den Faktor e 2,718 (e: Basis des natrlichen Logarithmus) ndert, wenn die Neutronenflussdichte exponentiell zu- oder abnimmt.
Reaktorschnellabschaltung
Mglichst schnelle Abschalten eines Kernreaktors, im allgemeinen durch schnelles Einfahren der Abschaltstbe. Notflle oder Abweichungen vom normalen Reaktorbetrieb fhren dazu, dass die automatische Regeleinrichtung den Reaktorschnellschluss auslsen.
Reaktorschutzsystem
Ein System, das Informationen von verschiedenen Messeinrichtungen erhlt, die die fr die Sicherheit wesentlichen Betriebsgren eines Kernreaktors berwachen, und das imstande ist, automatisch eine oder
mehrere Sicherheitsmanahmen auszulsen, um den Zustand des Reaktors in sicheren Grenzen zu halten.
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Reaktorsicherheitskommission
Die Reaktorsicherheitskommission (RSK) bert entsprechend der Satzung vom 22.12.1998 das Bundesministerium fr Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in den Angelegenheiten der Sicherheit und damit in
Zusammenhang stehenden Angelegenheiten der Sicherung von kerntechnischen Anlagen und der Entsorgung radioaktiver Abflle. Die Reaktorsicherheitskommission besteht in der Regel aus zwlf Mitgliedern. In
ihr sollen die Fachgebiete vertreten sein, die fr die sachverstndige Beratung des Bundesministeriums in
den genannten Angelegenheiten erforderlich sind. Die Mitglieder mssen die Gewhr fr eine sachverstndige und objektive Beratung des Bundesministeriums bieten. Um eine ausgewogene Beratung sicherzustellen, soll die Reaktorsicherheitskommission so besetzt sein, dass die gesamte Bandbreite der nach dem
Stand von Wissenschaft und Technik vertretbaren Anschauungen reprsentiert ist. Die Mitgliedschaft in der
Reaktorsicherheitskommission ist ein persnliches Ehrenamt. Die Mitglieder der Kommission sind unabhngig und nicht an Weisungen gebunden. Die Kommission beschliet als Ergebnis ihrer Beratungen naturwissenschaftliche und technische Empfehlungen oder Stellungnahmen an das Bundesministerium. Sie trifft
keine rechtlichen Bewertungen. Die Empfehlungen und Stellungnahmen der Kommission werden den Lnderbehrden zur Kenntnis gegeben und der ffentlichkeit auf Anfrage zur Verfgung gestellt.
Reaktorsteuerung
Einstellen der Reaktivitt zum Erreichen oder Einhalten eines gewnschten Betriebszustandes.
Redundanz
In der Informationstheorie Bezeichnung fr das Vorhandensein von an sich berflssigen Elementen in einer
Nachricht, die keine zustzlichen Informationen liefern, sondern lediglich die beabsichtigte Grundinformation
sttzen. In der Reaktortechnik werden alle sicherheitstechnisch bedeutsamen Messwerte, z. B. die Neutronenflussdichte im Reaktor, von drei voneinander unabhngigen Messsystemen ermittelt und nur der Wert als
richtig angesehen, der von mindestens zwei Systemen gleich angezeigt wird. Auch die Mehrfachauslegung
wichtiger technischer Systeme (Notkhlsystem, Notstromgerte) wird mit Redundanz bezeichnet.
Diversitt.

Prinzipdarstellung der Redundanz fr die Schliefunktion


(a) und ffnungsfunktion (b) von Ventilen in einer Rohrleitung
Referenzschwelle
Wert einer Gre der quivalentdosis, der Aktivittszufuhr oder der Kontamination, bei dessen berschreitung bestimmte Handlungen oder Manahmen erforderlich werden.
Reflektor

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Materialschicht unmittelbar um die Spaltzone eines Kernreaktors. Der Reflektor streut Neutronen in die
Spaltzone zurck, die sonst entweichen wrden. Die reflektierten Neutronen knnen wiederum Spaltungen
auslsen und so die Neutronenbilanz des Reaktors verbessern.
Regelstab
Eine stab- oder plattenfrmige Anordnung zur Regelung der Reaktivittsschwankungen eines Kernreaktors.
Der Regelstab besteht aus neutronenabsorbierendem Material (Cadmium, Bor usw.).
Reinelement
Chemisches Element, das nur aus einem stabilen Isotop besteht; z. B. Fluor, Aluminium, Gold.
relative biologische Wirksamkeit
Fr einen bestimmten lebenden Organismus oder Teil eines Organismus das Verhltnis der Energiedosis
einer Referenzstrahlung (meist 200 kV Rntgenstrahlen), die eine bestimmte biologische Wirkung erzeugt,
zu der Energiedosis der betreffenden Strahlung, die die gleiche biologische Wirkung erzeugt. Der Begriff
sollte nur in der Radiobiologie und nicht im Strahlenschutz verwendet werden.
Rem
Frhere Einheit der quivalentdosis, Kurzzeichen: rem. Fr Strahlenschutzzwecke wurde hufig die Strahlendosis in Millirem (mrem) angegeben. 1 rem = 1 000 mrem. Die neue Einheit der quivalentdosis ist das
Joule durch Kilogramm mit dem besonderen Einheitennamen Sievert. 1 rem = 0,01 Sv.
Reprocessing
Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen.
Restrisiko
Nicht nher zu definierendes, noch verbleibendes Risiko nach Beseitigung bzw. Bercksichtigung aller
denkbaren quantifizierten Risiken bei einer Risikobetrachtung.
Richtungs-quivalentdosis
Die Richtungs-quivalentdosis H'(0,07, ) am interessierenden Punkt im tatschlichen Strahlungsfeld ist die
quivalentdosis, die im zugehrigen aufgeweiteten Strahlungsfeld in 0,07 mm Tiefe auf einem in festgelegter
Richtung orientierten Radius der ICRU-Kugel erzeugt wrde. Ein aufgeweitetes Strahlungsfeld ist ein
idealisiertes Strahlungsfeld, in dem die Teilchenflussdichte und die Energie- und Richtungsverteilung der
Strahlung an allen Punkten eines ausreichend groen Volumens die gleichen Werte aufweisen wie das tatschliche Strahlungsfeld am interessierenden Punkt.
Ringspalt
Raum zwischen den beiden Teilen eines Doppelcontainments (Sicherheitsbehlter), der unter Unterdruck
gehalten wird. Bei Undichtigkeiten im inneren Containment in den Ringraum eindringende radioaktive Stoffe
werden abgesaugt und entweder in das innere Containment zurckgepumpt oder gefiltert und kontrolliert
ber den Abluftkamin abgegeben.
Risiko
Als Risiko wird insbesondere bei Risikovergleichen hufig die Multiplikation von Schadensumfang (welche
Folgen?) mit der Eintrittshufigkeit (wie oft kommt der Unfall vor?) definiert. Eine Technik mit hufig eintretenden Unfllen, aber geringen Folgen (z. B. Auto), kann risikoreicher sein als eine Technik mit seltenen,
aber schweren Unfllen (Flugzeug). Diese Risikogre ist der Mastab, mit dem mgliche Folgen einer
Technologie abgeschtzt bzw. die Folgen verschiedener Technologien verglichen werden.
134

Risikostudie
In der Bundesrepublik Deutschland wurde in Anlehnung an entsprechende Studien in den USA eine eigene
umfassende Studie zur Bewertung des Risikos von Kernkraftwerken erstellt. Die Studie hatte zum Ziel, unter
Bercksichtigung deutscher Verhltnisse das mit Unfllen in Kernkraftwerken verbundene Risiko zu ermitteln. Die erste Phase wurde im August 1979 abgeschlossen. Die ersten Risikountersuchungen hatten hauptschlich das Ziel, das mit Unfllen in Kernkraftwerken verbundene Risiko abzuschtzen und dieses mit anderen zivilisatorischen und naturbedingten Risiken zu vergleichen. Dagegen wurden in den Arbeiten zur
Phase B der deutschen Risikostudie umfangreiche Untersuchungen zum Strfallverhalten vorgenommen.
Dabei wurden Strflle in ihrem zeitlichen Verlauf, die mit ihnen verbundenen Belastungen und das Eingreifen der zur Strfallbeherrschung vorgesehenen Sicherheitssysteme eingehend analysiert. In diesen Untersuchungen ist die Bedeutung von anlageninternen Notfallmanahmen (Accident-Management-Manahmen)
erkannt worden. So zeigen die Analysen, dass Kernkraftwerke in vielen Fllen auch dann noch ber Sicherheitsreserven verfgen, wenn Sicherheitssysteme nicht wie vorgesehen eingreifen und sicherheitstechnische
Auslegungsgrenzen berschritten werden. Diese Sicherheitsreserven knnen fr anlageninterne Notfallmanahmen genutzt werden, mit denen das Risiko aus Unfllen weiter vermindert werden kann. Risikoanalysen sind geeignet, anlageninterne Notfallmanahmen zu identifizieren und aufzuzeigen, wieweit mit ihnen
das Risiko aus Unfllen vermindert werden kann. Untersuchungen zu anlageninternen Notfallmanahmen
bildeten daher einen Schwerpunkt in den Arbeiten zur Phase B der Studie. Die Deutsche Risikostudie Kernkraftwerke Phase B wurde im Juni 1989 von der Gesellschaft fr Reaktorsicherheit (GRS) verffentlicht.
Rntgen
Frhere Einheit der Ionendosis, Kurzzeichen: R. Die Ionendosis von 1 Rntgen liegt vor, wenn durch
Gamma- oder Rntgenstrahlung in 1 cm3 trockener Luft unter Normalbedingungen (1,293 mg Luft) eine lonenmenge von einer elektrostatischen Ladungseinheit erzeugt wurde. Die neue Einheit der Ionendosis ist
Coulomb durch Kilogramm (C/kg). 1 R = 258 C/kg; 1 C/kg 3 876 R.
Rntgenaufnahme
Darstellungen des lebenden menschlichen oder tierischen Krpers oder einer Sache mittels Rntgenstrahlen, um deren Beschaffenheit, Zustand oder Funktionen zum spteren Betrachten sichtbar zu machen.
Rntgenbehandlung
Bestrahlungen des lebenden menschlichen oder tierischen Krpers oder einer Sache mit Rntgenstrahlen,
um deren Beschaffenheit, Zustand oder Funktionen zu beeinflussen.
Rntgendiagnostik
Zweig der Radiologie, der sich mit Rntgenuntersuchungen d. h. Rntgenaufnahmen und Rntgendurchleuchtungen zum Zweck der Diagnosestellung beschftigt.
Rntgendurchleuchtung
Durchleuchtungen des lebenden menschlichen oder tierischen Krpers oder einer Sache mit Rntgenstrahlen, um deren Beschaffenheit, Zustand oder Funktionen zum gleichzeitigen Betrachten sichtbar zu machen.
Rntgenstrahlung
Durchdringende elektromagnetische Strahlung. Die Erzeugung der Rntgenstrahlung geschieht durch Abbremsung von Elektronen oder schweren geladenen Teilchen. In einer Rntgenrhre werden Elektronen
durch eine hohe Gleichspannung beschleunigt und auf eine Metallelektrode geschossen. Die dabei entstehende Bremsstrahlung nennt man Rntgenstrahlung.

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Vereinfachte
Schnittzeichnung
einer
Rntgenrhre
(UH: Heizspannung, K: Kathode, A: Anode, e-: aus der Kathode
austretende und zur Anode beschleunigte Elektronen,
R: Rhrenabschirmung, F: Strahlungsaustrittfenster)
Rntgenverordnung
Verordnung ber den Schutz vor Schden durch Rntgenstrahlen (Rntgenverordnung - RV) vom
8. Januar 1987, in der Fassung der Bekanntmachung vom 30. April 2003, zuletzt gendert durch die Verordnung zur nderung strahlenschutzrechtlicher Verordnungen vom 4. Oktober 2011. Sie regelt den Umgang,
den Betrieb, die Anwendung und die Schutzvorschriften fr Rntgenanlagen und fr bestimmte Elektronenbeschleuniger.
RV
Rntgenverordnung.
RSK
Reaktorsicherheitskommission.
Rckkhlanlagen
Khlturm (nass; trocken; zwangsbelftet; Naturzug) oder Khlteich zur Khlung des erwrmten Khlwassers
eines Kraftwerkes vor Rckfhrung in den Khlkreislauf zur Reduzierung des Frischwasserverbrauchs zu
Khlzwecken.
Ruheenergie
Aus der Relativittstheorie folgt, dass zwischen Masse und Energie eine quivalenzbeziehung besteht. Die
Energie ist gleich dem Produkt aus Masse und dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit: E = mc2. Die Ruheenergie E0 ist also das Energiequivalent eines ruhenden, d. h. nicht bewegten Teilchens. So betrgt z. B.
die Ruheenergie des Protons 938,257 MeV. Die Ruheenergie von 1 g Masse entspricht etwa 2,5107 kWh.
Ruhemasse
Die Masse eines Teilchens, das sich in Ruhe befindet. Nach der Relativittstheorie ist die Masse geschwindigkeitsabhngig und nimmt mit wachsender Teilchengeschwindigkeit zu. Ist m0 die Ruhemasse, v die Teilchengeschwindigkeit und c die Lichtgeschwindigkeit, so errechnet sich die geschwindigkeitsabhngige Masse m aus:

m =

m0
1 - (v/c)2

136

S
Safeguard
Manahmen zur Kernmaterialberwachung. Im wesentlichen sind das Manahmen zur Bilanzierung, Einschlieung, Umschlieung und beobachtenden berwachung. Die Manahmen mssen einzeln oder in
Kombination eine rechtzeitige Entdeckung einer Spaltstoffabzweigung aus dem Prozess gewhrleisten.
Sattdampf
Nassdampf.
Schild, biologischer
Absorbermaterial rings um einen Reaktor; dient zur Verringerung der Menge ionisierender Strahlung auf
Werte, die fr den Menschen ungefhrlich sind. Schild, thermischer.
Schild, thermischer
Abschirmung eines Reaktors zwischen Reflektor und biologischem Schild; dient zur Herabsetzung der Strahlenschden und der Bestrahlungserwrmung im Druckgef und im biologischen Schild.
Schlsselmesspunkt
Begriff aus dem Bereich der Kernmaterialberwachung. Ort, an dem das Kernmaterial in einer Form vorliegt,
die seine Messung zur Bestimmung des Materialflusses oder des Bestandes ermglicht. Schlsselmesspunkte umfassen - jedoch nicht ausschlielich - die Eingnge und Ausgnge und die Lager in
Materialbilanzzonen.
Schneller Brutreaktor
Kernreaktor, dessen Kettenreaktion durch schnelle Neutronen aufrechterhalten wird und der mehr spaltbares
Material erzeugt als er verbraucht. Der Brutstoff U-238 wird unter Neutroneneinfang und zwei nachfolgende
Betazerflle in den Spaltstoff Pu-239 umgewandelt. Die Kernspaltung erfolgt zur Erzielung eines hohen
Bruteffekts praktisch ausschlielich mit schnellen Neutronen. Da die Neutronen mglichst wenig abgebremst
werden sollen, scheidet Wasser als Khlmittel wegen seiner Bremswirkung aus. Aus technischen Grnden
ist Natrium, das bei Temperaturen oberhalb 97,8 C flssig ist, besonders gut geeignet. Der Schnelle Brter
kann das Uran in Verbindung mit einer Wiederaufarbeitung der bestrahlten Brennelemente und Wiedereinsatz des erzeugten Plutoniums und des rezyklierten Urans bis zu 60fach besser ausnutzen als die Leichtwasserreaktoren.
Schneller Reaktor
Reaktor, in dem die Spaltungskettenreaktion hauptschlich durch schnelle Neutronen aufrechterhalten wird.
Schnelle Reaktoren enthalten keinen Moderator, da eine Geschwindigkeitsverminderung der bei der Spaltung entstehenden schnellen Spaltneutronen vermieden werden muss.
Schnellschluss
Mglichst schnelles Abschalten eines Kernreaktors, im allgemeinen durch schnelles Einfahren der Abschaltstbe. Notflle oder Abweichungen vom normalen Reaktorbetrieb fhren dazu, dass die automatische Regeleinrichtung den Reaktorschnellschluss auslsen.
Schwebstoffilter
Filter zur Abscheidung von trockenen Aerosolen.

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Schnellspaltfaktor
Anzahl der in einem Kernreaktor durch smtliche Spaltungen erzeugten schnellen Neutronen zur Anzahl der
durch thermische Spaltungen erzeugten schnellen Neutronen.
Schwefelwasserstoffverfahren
Verfahren zur Schwerwassergewinnung, das die negative Temperaturabhngigkeit der Gleichgewichtskonstanten der Reaktion H2S + HDO HDS + H2O nutzt. Der bei hoher Temperatur an Deuterium angereicherte Schwefelwasserstoff gibt bei niedriger Temperatur einen Teil des Deuteriums an das Wasser ab. Im Gegenstromverfahren zwischen einer heien und einer kalten Kolonne ergibt sich zwischen den Kolonnen eine
Deuteriumanreicherung.
Schwellendetektor
Detektor zum Nachweis von Neutronenstrahlung oberhalb einer bestimmten Energie (Schwellenenergie).
Schwefel ist z. B. ein Schwellendetektor. ber die Reaktion S-32 (n,p) P-32 werden nur Neutronen mit einer
Energie > 2 MeV gemessen.
Schwellenwertdosis
Kleinste Energie- oder Krperdosis, die eine bestimmte Wirkung hervorruft.
Schwerer Wasserstoff
Deuterium.
Schweres Wasser
Deuteriumoxid, D2O; Wasser, das an Stelle der zwei leichten Wasserstoffatome zwei Deuteriumatome enthlt. Natrliches Wasser enthlt ein Deuteriumatom pro 6500 Molekle H2O. D2O hat einen niedrigen Neutronenabsorptionsquerschnitt. Es ist daher als Moderator in Natururanreaktoren verwendbar.
Schwerwasserreaktor
Mit schwerem Wasser (D2O) gekhlter und/oder moderierter Reaktor. Beispiel: CANDU-Reaktoren; D2ODruckwasserreaktor Atucha, Argentinien.
Schwimmbadreaktor
Reaktor, in dem Brennelemente in ein oben offenes Wasserbecken, dessen Wasser als Moderator, Reflektor
und Khlmittel dient, eingetaucht sind. Dieser Reaktortyp wird fr Forschung und Ausbildung benutzt.
Scram
Amerikanischer Sprachgebrauch fr Schnellschluss (scram, am. Slang: abhauen).
Sekundrenergie
Durch Umwandlung aus Primrenergien erzeugte Energieform, z. B. Strom aus Gas, Kernenergie, Kohle, l;
Heizl und Benzin aus Erdl; Koks und Kokereigas aus Steinkohle.
Sekundrkhlkreis
Khlkreissystem, das Wrme aus dem primren Khlkreis bernimmt und abfhrt.

138

Sekundrkhlmittel
Khlmittel zum Abfhren der Wrme vom Kreislauf des Primrkhlmittels.
Selbstabsorption
Absorption einer Strahlung in der strahlenemittierenden Substanz selbst.
Selbsterhitzung
Bei einer hohen Konzentration von Radionukliden in einem System kann die Produktion von Zerfallswrme
die Wrmeabfuhr aus dem System bersteigen. Es liegt dann Selbsterhitzung vor. Selbsterhitzung ist z. B.
bei der Lagerung von abgebrannten Brennelementen und hochradioaktiven Abfalllsungen durch die Betriebskhlung zu verhindern.
Sellafield
Standort zahlreicher kerntechnischer Einrichtungen in Cumbria, England. Am Standort Sellafield ist die Wiederaufarbeitungsanlage THORP seit 1994 in Betrieb. Von 1956 bis 2003 waren die vier Gas-GraphitReaktoren des Kernkraftwerks Calder Hall in Betrieb. Ein Teil des Standorts Sellafield ist unter dem Namen
Windscale bekannt, an dem sich 1957 in einem der beiden militrischen Plutonium-Produktionsreaktoren ein
Unfall ereignete.
Sicherheitsbarrieren
Der sichere Einschluss des radioaktiven lnventars einer kerntechnischen Anlage erfolgt nach dem Mehrfachbarrierenprinzip, d. h. zur Freisetzung radioaktiver Stoffe mssen diese mehrere verschiedene, hintereinander geschaltete Barrieren passieren. Barrieren eines Kernreaktors sind z. B.:
Rckhaltung von Spaltprodukten im Kernbrennstoff selbst,
Einschluss des Kernbrennstoffes in Hllrohren,
Einschluss der Brennelemente im Reaktordruckbehlter und Primrkhlkreislauf,
gasdichter Sicherheitsbehlter.

Sicherheitsbarrieren eines Kernkraftwerks zur Verhinderung der Freisetzung radioaktiver


Stoffe und ionisierender Strahlung
Sicherheitsbehlter
Gasdichte Umhllung um einen Reaktor und die Kreislauf- und Nebenanlagen, damit - auch nach einem
Strfall - keine radioaktiven Stoffe unkontrolliert in die Atmosphre und Umgebung entweichen knnen. Der
Sicherheitsbehlter ist eine der Barrieren im Kernkraftwerk, die das Entweichen radioaktiver Stoffe in die
Umgebung erschweren. Er umschliet den nuklearen Teil der Anlage und ist so ausgelegt, dass er bei
schweren Strungen den austretenden Dampf aufnimmt, ohne zu versagen. Der Sicherheitsbehlter eines
139

Druckwasserreaktors ist z. B. eine sthlerne Kugel mit ca. 50 m Durchmesser und 30 mm Wanddicke. Dazu
gehren schnellschlieende Armaturen der herausfhrenden Rohrleitungen sowie Personen- und Materialschleusen. Den Behlter umgibt eine bis zu 2 m dicke Stahlbetonkuppel zum Schutz gegen uere Einwirkungen. Die Innenwand der Kuppel ist gasdicht mit einer Stahlhaut ausgekleidet. In dem Ringraum zwischen
Sicherheitsbehlter und Stahlhaut herrscht Unterdruck. Die beim Normalbetrieb aus dem Sicherheitsbehlter
austretenden radioaktiven Stoffe gelangen in die Unterdruckzone und ber Filter zum Abluftkamin. Im Strfall wird die Luft aus der Unterdruckzone in den Sicherheitsbehlter zurckgepumpt.
Sicherheitsbericht
Kerntechnische Anlagen mssen so ausgelegt sein, dass die Schutzziele des Atomgesetzes eingehalten
werden. Dies gilt nicht nur fr den Normalbetrieb und die sicherheitstechnisch unbedeutenden Betriebsstrungen, sondern auch fr Str- und Schadensflle. Daher mssen im Sicherheitsbericht eines Kernkraftwerkes neben Kapiteln ber Standort, detaillierter technischer Anlagenbeschreibung, radiologischer und klimatologischer Auswirkung auf die Umgebung bei bestimmungsgemem Betrieb insbesondere auch Angaben fr
Strfallauswirkungen vorhanden sein. Der Sicherheitsbericht muss im Rahmen des Genehmigungsverfahrens ffentlich zur Einsichtnahme ausgelegt werden. Er dient Gutachtern und Behrden als wesentliche Unterlage bei der Prfung auf Erteilung oder Versagen einer Genehmigung.
Siedewasserreaktor
Kernreaktor, in dem Wasser sowohl als Khlmittel als auch als Moderator dient und in der Spaltzone siedet.
Der entstehende Dampf wird im allgemeinen direkt zum Antrieb einer Turbine verwendet. Beispiel: Kernkraftwerk Gundremmingen, Block C, Bruttoleistung 1 344 MWe. Die 784 Brennelemente, die rund 136 t
Kernbrennstoff enthalten, befinden sich in dem zu etwa zwei Drittel mit Wasser gefllten Druckbehlter. Das
Wasser strmt von unten nach oben durch den Reaktorkern und fhrt dabei die in den Brennstben entwickelte Wrme ab. Ein Teil des Wassers verdampft. Nach einer Dampf-Wasser-Trennung im oberen Teil des
Druckbehlters wird der Sattdampf mit einer Temperatur von 286 C und einem Druck von ca. 70 bar
(7 MPa) direkt der Turbine zugefhrt. Die Dampfmenge betrgt bis zu 7 477 t Dampf pro Stunde. Die Turbine
ist mit einem Drehstromgenerator gekoppelt. Der aus der Turbine austretende Dampf wird im Kondensator
3
verflssigt. Dazu sind pro Stunde etwa 160 000 m Khlwasser erforderlich, die aus dem separaten Khlturmkreislauf stammen. Das Speisewasser wird durch Vorwrmanlagen auf eine Temperatur von etwa
215 C gebracht und dem Reaktor wieder zugefhrt. Die 193 Regelstbe, die das neutronenabsorbierende
Material enthalten, werden elektromotorisch (Normalantrieb) oder hydraulisch (Schnellabschaltung) von unten in den Reaktorkern eingefahren. Aus dem Sicherheitsbehlter fhren die Rohrleitungen in das Maschinenhaus. Eine Reihe von Sicherheitsvorrichtungen ist eingebaut, um bei einer Strung eine sofortige Trennung des Reaktors vom Maschinenhaus zu erreichen.

Prinzip eines Kernkraftwerks mit Siedewasserreaktor


140

Sievert
Besonderer Einheitenname fr die Organdosis und die effektive Dosis, Dosis; Einheitenkurzzeichen: Sv;
benannt nach Rolf Sievert (1896 bis 1966), einem schwedischen Wissenschaftler, der sich um Einfhrung
und Weiterentwicklung des Strahlenschutzes verdient gemacht hat. 1 Sv = 100 Rem.
SKE
Steinkohleneinheit.
Skyshine
Durch Streuung in Luft entstehende Streustrahlung einer primren Gammastrahlenquelle.
SNR-300
Geplanter schneller natriumgekhlter Reaktor in Kalkar/Rhein, mit einer elektrischen Bruttoleistung von
327 MW. Nach fast vollstndiger Fertigstellung aus politischen Grnden nicht in Betrieb gegangen.
Spallation
Kernumwandlung, bei der ein energiereiches Geschossteilchen aus dem getroffenen Kern zahlreiche einzelne Teilchen (Protonen, Neutronen) herausschlgt. Zuerst als Wirkung der kosmischen Strahlung beobachtet.
Spaltausbeute, Spaltproduktausbeute
Anteil der Spaltungen, der zu einem speziellen Nuklid fhrt. Die Summe aller Spaltausbeuten ist bei Spaltung eines Kerns in zwei Teile gleich zwei. Spaltprodukte mit Massenzahlen um 95 und 138 haben bei Spaltung von U-235 durch thermische Neutronen besonders hohe Spaltausbeuten.

Spaltausbeute, Summe der Ausbeuten aller Nuklide mit einer bestimmten Massenzahl
bei Spaltung von U-235 durch thermische Neutronen in Abhngigkeit von den Massenzahl
141

Spaltbarkeit
Eigenschaft eines Nuklides, durch irgendeinen Kernprozess gespalten zu werden.
Spaltgas
Bei der Kernspaltung entstehende gasfrmige Spaltprodukte, z. B. Kr-85.
Spaltgasraum
Zum Auffangen des whrend des nuklearen Abbrandes entstehenden Spaltgases freigelassener Raum im
oberen Teil eines jeden Brennstabes.
Spaltkammer
Neutronendetektor mit guter Diskriminierung gegenber anderen Strahlenarten. In spaltbarem Material, das
sich innerhalb eines Gasionisationsdetektors, z. B. einer Ionisationskammer, befindet, lsen die Neutronen
Spaltungen aus. Die energiereichen Spaltprodukte erzeugen wegen ihrer hohen Ionisierungsdichte vom
Untergrund gut unterscheidbare Spannungsimpulse.
Spaltneutron
Neutronen, die aus dem Spaltungsprozess stammen und ihre ursprngliche Energie beibehalten haben.

Energieverteilung der bei der Spaltung von U-235


entstehenden Neutronen
Spaltneutronenausbeute
Mittlere Anzahl der Spaltneutronen zur Anzahl der insgesamt im Brennstoff absorbierten Neutronen.
Spaltprodukte
Nuklide, die durch Spaltung oder nachfolgenden radioaktiven Zerfall der durch Spaltung direkt entstandenen
Nuklide entstehen.

142

Zerfallskette des primren Spaltprodukts Sn-131


Spaltproduktgift
Reaktorgift, das ein Spaltprodukt ist; z. B. Xe-135.
Spaltstoff
Jeder Stoff, der sich durch Neutronen spalten lsst, wobei weitere Neutronen frei werden, z. B. U-235,
Pu-239.
Spaltstoffflusskontrolle
Kernmaterialberwachung.
Spaltung
Kernspaltung.
Spaltung, spontane
Eigenschaft sehr schwerer Atomkerne, sich ohne Anregung von auen zu spalten; meist berlagert durch
andere Zerfallsarten. Die Halbwertszeit fr Spontanspaltung bei U-238 betrgt 81015 Jahre, d. h., dass pro
Gramm U-238 sich etwa alle 2,5 Minuten ein Kern durch Spontanspaltung umwandelt. (Die Halbwertszeit
des U-238 fr Alphazerfall betrgt demgegenber nur 4,5109 Jahre, pro Gramm U-238 wandeln sich daher
rund 750 000 Uranatome pro Minute durch Alphazerfall um.). Cf-254 und Fm-256 wandeln sich fast ausschlielich durch spontane Spaltung um.

143

Spaltung, thermische
Kernspaltung durch thermische Neutronen. Neutronen, thermische.
Spaltzone
Teil des Kernreaktors, in dem die Spaltungskettenreaktion abluft.
Speicherring
Gert der Hochenergiephysik. In einer ringfrmigen Vakuumrhre innerhalb von Magnetfeldanordnungen
werden die mittels eines Teilchenbeschleunigers auf hohe Energien beschleunigten Teilchen (Protonen,
Elektronen) gruppenweise gespeichert. Zur Erzielung von Kernreaktionen knnen diese Teilchengruppen
gegen in umgekehrter Richtung umlaufende Teilchengruppen gerichtet werden. Dadurch wird eine bessere
Ausnutzung der Teilchenenergie bei den Zusammensten erreicht.
Sperrbereich
Bereich des Kontrollbereiches, in dem die Ortsdosisleistung hher als 3 mSv pro Stunde sein kann.
Spitzenlastkraftwerk
Kraftwerke der Elektrizittserzeugung, die aufgrund ihrer betriebstechnischen und wirtschaftlichen Eigenschaften zur Deckung der Spitzenlast eingesetzt werde. Als Spitzenlastkraftwerke werden Gasturbinenanlagen sowie Speicher- und Pumpspeicherwasserkraftwerke eingesetzt.
Spontanspaltung
Spaltung, spontane.
SSK
Strahlenschutzkommission.
Stabdosimeter
Messgert in Stabform zur Bestimmung der Dosis ionisierender Strahlung. Die Entladung eines aufgeladenen Kondensators ist ein Ma fr die vom Trger des Dosimeters empfangene Dosis.

Stabdosimeter

144

Stableistung
Ma fr die Gre der pro Lnge des Brennstabes erreichbaren Wrmeleistung. Sie wird in W/cm Stablnge
angegeben (z. B. mittlere Stableistung KKW Grohnde: 212 W/cm).
Steinkohleneinheit
Bezugseinheit fr die energetische Bewertung verschiedener Energietrger. 1 kg Steinkohleneinheit (kg
SKE) entspricht einem mit 7 000 Kilokalorien (7 000 kcal 29,3 MJ 8,141 kWh) festgelegten Wert und
damit etwa dem Heizwert der Steinkohle, der je nach Sorte 29,3 MJ/kg (Gasflammkohle) bis 33,5 MJ/kg
(Anthrazit) betrgt.
1 kg Benzin
1 kg Heizl

1,59 kg SKE

1 kg Braunkohlebrikett
3

0,72 kg SKE

1,52 kg SKE

1 m Stadtgas

0,60 kg SKE

1 m Erdgas

1,35 kg SKE

1 kg Brennholz

0,57 kg SKE

1 kg Anthrazit

1,14 kg SKE

1 kg Brenntorf

0,56 kg SKE

1 kg Steinkohle

1,00 kg SKE

1 kg Rohbraunkohle

0,34 kg SKE

1 kg Steinkohlekoks

0,97 kg SKE

1 kWh

0,123 kg SKE

Bei der vollstndigen Spaltung von 1kg U-235 werden 19 Milliarden Kilokalorien frei, d. h. 1 kg Uran-235
entspricht 2,7 Millionen kg SKE.
Stellarator
Versuchsanordnung zur kontrollierten Kernfusion. In einem Stellarator wird die schraubenfrmige Verdrillung
der Feldlinien um die Torus-Seele durch uere Spulen erzeugt. Ein Stellarator kommt im Gegensatz zum
Tokamak ohne einen Lngsstrom im Plasma aus. Er kann im Prinzip stationr arbeiten. In einem Stellarator wird der magnetische Kfig durch ein einziges Spulensystem erzeugt. Der Verzicht auf den ringfrmigen
Plasmastrom bedeutet jedoch die Aufgabe der beim Tokamak vorhandenen Axialsymmetrie; Plasma und
Magnetspulen besitzen eine kompliziertere Form. Fr ein Fusionskraftwerk knnten Stellaratoren eine technisch einfachere Lsung sein als Tokamaks. Auf theoretischem Wege ist diese Frage nicht zu beantworten;
sie experimentell zu entscheiden, ist das Ziel der WENDELSTEIN-Experimente des Max-Planck-Instituts fr
Plasmaphysik.

Prinzip des Stellarators


Steuerstab
Steuerelement zur Vernderung der Reaktivitt eines Reaktors. Regelstab.
Stilllegung von Kernkraftwerken
Voraussetzung fr den Beginn der Stillegungsarbeiten ist, dass Kernbrennstoff, Khlmittel und die radioaktiven Betriebsabflle aus der Anlage entfernt sind. Dadurch wird das ursprngliche Aktivittsinventar weitgehend auf die in den aktivierten und kontaminierten Komponenten enthaltene Aktivitt reduziert. Diese Rest145

aktivitt liegt dann berwiegend nur noch in fester Form vor und betrgt ein Jahr nach Auerbetriebnahme
weniger als ein Prozent des Aktivittsinventars einer in Betrieb befindlichen Anlage. Je nach Umstnden des
Einzelfalles ergeben sich drei Stilllegungshauptvarianten: gesicherter Einschluss, Teilbeseitigung mit gesichertem Einschluss, totale Beseitigung.
stochastische Strahlenwirkung
Wirkungen ionisierender Strahlung, bei denen die Wahrscheinlichkeit, dass sie auftreten, jedoch nicht ihr
Schweregrad, eine Funktion der Dosis ist. Nichtstochastische Wirkungen, heute deterministische Strahlenwirkungen genannt, sind solche, bei denen der Schweregrad der Wirkung mit der Dosis variiert. Whrend fr
deterministische Strahlenwirkungen Schwellenwerte der Dosis (keine Effekte unterhalb dieser Werte) nachgewiesen wurden, liegen fr die stochastischen Strahlenwirkungen keine gesicherten Erkenntnisse fr die
Existenz oder Nichtexistenz von Dosisschwellwerten vor. In dem fr Strahlenschutzzwecke relevanten Dosisbereich gehren vererbbare Schden und Krebs und Leukmie zu den stochastischen Strahlenwirkungen. Die Internationale Strahlenschutzkommission gibt in der ICRP-Publication 103 von 2007 fr Krebs und
Leukmie einen Wert von 5,5 % pro Sievert und vererbbare Schden von 0,2 % pro Sievert an. Zur Verdeutlichung dieses Wertes folgende Rechnung: Die jhrliche natrliche Strahlenexposition von 2,1 mSv in
Deutschland fhrt bei den rund 82 Mio. Einwohnern zu einer Gesamtdosis von 172 000 Sv. Wird dieser Wert
mit dem Risikofaktor der Internationalen Strahlenschutzkommission fr die Gesamtsterblichkeit von 5 % pro
Sievert multipliziert, so ergeben sich rechnerisch bei Annahme der Gltigkeit dieses Risikofaktors in diesem
Dosisbereich durch die natrliche Strahlung jhrlich rund 8 600 Sterbeflle.
Strfall
Ereignisablauf, bei dessen Eintreten der Betrieb der Anlage oder die Ttigkeit aus sicherheitstechnischen
Grnden nicht fortgefhrt werden kann und fr den die Anlage auszulegen ist oder fr den bei der Ttigkeit
vorsorglich Schutzvorkehrungen vorzusehen sind.
Strfallablaufanalyse
Methodische Untersuchung des Ablaufes eines Strfalles. Die Strfallablaufanalyse dient der Ermittlung
physikalischer, chemischer und technischer Vorgnge beim Ablauf eines Strfalles sowie der Bestimmung
der Auswirkung bezglich Art und Menge der beim Strfall freigesetzten Radionuklide. Die aus der Strfallablaufanalyse mglichen Rckschlsse auf die Qualitt des untersuchten technischen Systems initiieren in
der Regel Manahmen zur Steigerung von Systemsicherheit und -zuverlssigkeit.
Strfalleintrittsanalyse
Methodische Analyse zur Untersuchung von Mglichkeit und Wahrscheinlichkeit des Eintritts von Strfllen
anhand von Ereignis- und Fehlerbumen.
Strfallkategorien
Die meldepflichtigen Ereignisse in kerntechnischen Anlagen werden in Deutschland nach der AtSMV entsprechend der sicherheitstechnischen und radiologischen Bedeutung unterschiedlichen Kategorien zugeordnet, die den Behrden innerhalb bestimmter Zeiten nach Kenntnis des Ereignisses zu melden sind.
Kategorie S: unverzglich
Kategorie E: sptestens nach 24 Stunden,
Kategorie N: sptestens nach fnf Werktagen,
Kategorie V: sptestens nach zehn Werktagen.
Die Internationale Atomenergieorganisation hat eine 'Internationale Bewertungsskala fr bedeutsame Ereignisse in kerntechnischen Anlagen' erarbeitet, die auch in Deutschland neben den oben genannten Meldekategorien angewandt wird. INES.
Strfallvorsorge
Die atomrechtliche Genehmigung von kerntechnischen Anlagen verpflichtet den Betreiber zur Strfallvorsorge und zu Schutzmanahmen. Zusammen mit der behrdlichen Katastrophenschutzplanung umfasst die
Strfallvorsorge alle Manahmen zur Minderung der Auswirkung von Strfllen und Unfllen auf die Umwelt.
146

Strahlenbiologie
Die Strahlenbiologie befasst sich mit den Wirkungsmechanismen und Effekten von Strahlungen, insbesondere ionisierenden Strahlungen, auf biologische Systeme, und zwar auf subzellulrer und zellulrer Ebene
sowie auf den Ebenen von Zellsystemen und Organismen. Aufgabengebiete:
Verwendung von Strahlung zur Erforschung biologischer Phnomene,
Verwendung von Strahlung zur Aufklrung der Grundlagen des Tumorwachstums und der Strahlenbehandlung,
Erarbeitung und Verbesserung der Grundlagen fr die Abschtzung des somatischen und genetischen Risikos und Umsetzung der Ergebnisse,
Erarbeitung und Verbesserung der Grundlagen zur Erkennung und Modifikation strahlungsbedingter
Krankheiten.
Strahlenchemie
Zweig der Chemie, der sich mit der Wirkung energiereicher Strahlung (z. B. Gamma- oder Neutronenstrahlen) auf chemische Systeme befasst.
strahlenexponierte Person
beruflich strahlenexponierte Person.
Strahlenexposition, Baumaterial
Das zum Hausbau verwendete Baumaterial hat einen Einfluss auf die Strahlendosis des Menschen durch
natrlich radioaktive Stoffe. Die Strahlung ist innerhalb von Gebuden, die aus Ziegel oder Beton errichtet
sind, grer als in Gebuden aus Holz oder manchen Fertigteilelementen, da in diesem Baumaterial weniger
natrliche radioaktive Stoffe enthalten sind.
zustzliche jhrliche
Strahlenexposition,
mSv

Baustoff
Holz

Kalksandstein, Sandstein

bis 0,1

Ziegel, Beton

0,1

bis 0,2

Naturstein, technisch erzeugter Gips

0,2

bis 0,4

Schlackenstein, Granit

0,4

bis 2

Strahlenexposition durch Baumaterial


Strahlenexposition, berufliche
Im Jahr 2011 wurden in Deutschland rund 350 000 Personen whrend ihrer beruflichen Ttigkeit mit Personendosimetern berwacht. Davon waren rund 78 % im medizinischen Bereich ttig. Die Summe der Jahresdosis aller mit Personendosimetern berwachten Personen im Jahr 2011 betrug 38,5 Personen-Sievert. Die
mittlere Jahres-Personendosis aller berwachten betrug 0,11 mSv. Bei 82 % der im medizinischen Bereich
und bei 76 % der im nichtmedizinischen Bereich mit Personendosimetern berwachten Personen lagen die
ermittelten Werte unter der kleinsten feststellbaren Dosis von 0,05 mSv im Jahr. Fr die 66 856 Personen
mit einer von Null verschiedenen Jahresdosis ergibt sich eine mittlere Jahres-Personendosis von 0,58 mSv.

147

Hufigkeitsverteilung der Personendosis berwachter Personen im Jahr 2011 (BT-Drucksache 17/14395)


Die Betreiber von Flugzeugen mssen die durch die erhhte kosmische Strahlung verursachte Strahlenexposition des fliegenden Personals mit amtlich zugelassenen Rechenprogrammen ermitteln. Im Jahr 2011
wurden in Deutschland 39 201 Personen berwacht, die Kollektivdosis dieser Personen betrug 83 PersonenSievert. Damit ergibt sich eine mittlere Jahresdosis von 2,12 mSv. Das fliegende Personal ist damit eine der
am hchsten strahlenexponierten Berufsgruppen in Deutschland.

Mittlere Jahres-Personendosis berwachter Personen in Deutschland im Jahr 2011


in den verschiedenen Ttigkeitsbereichen, (BT-Drucksache 17/14395)
Strahlenexposition, Grenzwerte
Wert der Dosis einer ionisierenden Strahlung, der auf der Basis von Empfehlungen wissenschaftlicher Gremien vom Gesetzgeber als das Maximum festgelegt wurde, dem eine Person ausgesetzt werden darf. Fr
148

verschiedene Personengruppen sind unterschiedliche Dosisgrenzwerte festgesetzt. Bei jedem Umgang mit
radioaktiven Stoffen und ionisierender Strahlung muss darber hinaus der Grundsatz beachtet werden, dass
jede unntige Strahlenexposition zu vermeiden ist und jede Strahlenexposition, auch unterhalb der gesetzlich festgelegten Grenzwerte, so gering wie mglich zu halten ist.
Die in den Euratom-Grundnormen von 1996 festgelegten Grenzwerte wurden durch die Strahlenschutzverordnung vom 20. Juli 2001 und die Rntgenverordnung vom 18. Juni 2002 in deutsches Recht bernommen.
Die fr die verschiedenen Organe und Gewebe fr beruflich strahlenexponierte Personen geltenden Grenzwerte im Kalenderjahr sind in der Tabelle wiedergegeben. Fr berufsttige Schwangere und Auszubildende
gelten geringere Werte als die fr beruflich exponierten Personen.
Dosisgrenzwert
im Kalenderjahr

Krperdosis
effektive Dosis

20 mSv

Organdosis
Gebrmutter, Keimdrsen, rotes Knochenmark

50 mSv

Bauchspeicheldrse, Blase, Brust, Dickdarm,


Dnndarm, Gehirn, Leber, Lunge, Magen,
Milz, Muskel, Niere, Nebennieren, Speiserhre, Thymusdrse

150 mSv

Schilddrse, Knochenoberflche

300 mSv

Haut, Hnde, Unterarme, Fe und Knchel,

500 mSv

Dosisgrenzwerte im Kalenderjahr fr beruflich strahlenexponierte Personen


nach der Strahlenschutzverordnung
Fr Einzelpersonen der Bevlkerung betrgt der Grenzwert der effektiven Dosis im Kalenderjahr 1 mSv; der
Grenzwerte der Organdosis fr die Augenlinse betrgt 15 mSv und der fr die Haut 50 mSv im Kalenderjahr.
Bei der Ableitung radioaktiver Stoffe mit Abluft oder Abwasser sind die technische Auslegung und der Betrieb der Anlagen so zu planen, dass folgende Grenzwerte im Kalenderjahr durch diese Ableitungen jeweils
nicht berschritten werden:
effektive Dosis sowie Dosis fr Keimdrsen, Gebrmutter,
rotes Knochenmark:
0,3 mSv
Bauchspeicheldrse, Blase, Brust, Dickdarm, Dnndarm,
Gehirn, Leber, Lunge, Magen, Milz, Muskel, Niere,
Nebennieren, Schilddrse, Speiserhre, Thymusdrse:
0,9 mSv
Knochenoberflche, Haut:
1,8 mSv
Die Grenzwerte mssen an der ungnstigsten Einwirkungsstelle unter Bercksichtigung smtlicher relevanter Belastungspfade, der Ernhrungs- und Lebensgewohnheiten der Referenzperson und einer mglichen
Vorbelastung durch andere Anlagen und Einrichtungen eingehalten werden.
Strahlenexposition, Kernkraftwerke
Aus den Ergebnissen der Emissionsberwachung wird die Strahlenexposition in der Umgebung der kerntechnischen Anlagen fr die in der Strahlenschutzverordnung definierte Referenzperson nach dem Verfahren ermittelt, das in der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Ermittlung der Strahlenexposition durch die
Ableitung radioaktiver Stoffe aus kerntechnischen Anlagen oder Einrichtungen festgelegt ist. Die Berechnung der Strahlenexposition der Bevlkerung wird jhrlich durch die Bundesregierung in einem Bericht an
den Deutschen Bundestag verffentlicht. Im Jahr 2011 ergaben sich durch die Ableitung radioaktiver Stoffe
mit der Abluft als grten Wert der effektiven Dosis fr Erwachsene 0,003 mSv fr den Standorte der Kernkraftwerke in Gundremmingen; dies ist 1 % des Grenzwertes nach der Strahlenschutzverordnung. Fr Kleinkinder ergab sich fr die effektive Dosis ein Wert von 0,006 mS fr denselben Standort. Der grte berechnete Wert der Schilddrsendosis fr Kleinkinder ergibt sich mit 0,006 mSv (weniger als 1 % des entsprechenden Dosisgrenzwerts) ebenfalls fr den Standort Gundremmingen.
Zur Berechnung der Strahlenexposition durch die Ableitung radioaktiver Stoffe mit dem Abwasser werden in
den Berechnungen ebenfalls ungnstige Verzehrs- und Lebensgewohnheiten angenommen, so z. B. ein
hoher Konsum an Fischen, die unmittelbar unterhalb der Ableitung des Kernkraftwerkes gefangen wurden,
und ein Aufenthalt von 1000 Stunden am Flussufer unterhalb der Anlage. Der grte berechnete Wert der
effektiven Dosis betrug fr Erwachsene 0,001 mSv am Standort des Kernkraftwerkes Emsland. Dies entspricht 0,3 % des Dosisgrenzwertes.
149

Die Strahlenexposition am Unterlauf der Flsse wurde nher betrachtet, wobei jeweils smtliche Emittenten
bercksichtigt wurden. Fr das Mndungsgebiet des Neckars wurde eine effektive Dosis von 0,0008 mSv fr
Erwachsene und 0,0013 mSv fr Kleinkinder berechnet, die entsprechenden Werte fr den Main betragen
0,0002 mSv und 0,0004 mSv. Fr den Unterlauf der Weser ergaben sich 0,0002 mSv fr Erwachsene und
0,0003 mSv fr Kleinkinder. Fr die Donau wurden 0,0003 bzw. 0,0006 mSv und fr den Rhein 0,0001 mSv
ermittelt. Zu den Werten trgt vor allem die uere Bestrahlung auf berschwemmungsgebieten bei.
Die Abbildung zeigt die fr den ungnstigsten Punkt in der Umgebung der Anlagen die aus den Emissionen
des Jahres 2011 berechneten Strahlendosen.

Strahlenexposition fr Erwachsene am ungnstigsten Punkt in der Umgebung von Kernkraftwerken


durch die Emission radioaktiver Stoffe mit der Fortluft und dem Abwasser, 2011, (BT-Drucksache 17/14395)
Strahlenexposition, kosmische
Die energiereiche Strahlung, die aus dem Weltraum kommend in die Erdatmosphre eindringt, bezeichnet
man als primre kosmische Strahlung oder primre Hhenstrahlung, die entsprechend ihrem Entstehungsort
in eine galaktische und eine solare Komponente unterteilt wird. Die galaktische Strahlung besteht berwiegend aus sehr energiereichen Protonen, einem rund zehnprozentigen Anteil von Heliumkernen und einem
sehr viel kleineren Anteil von schweren Kernen, zustzlich auch Photonen und Elektronen. Das Energie14
spektrum der Protonen reicht von wenigen Millionen Elektronvolt (MeV) bis zu mehr als 10 MeV mit einem
2
5
Intensittsmaximum bei 10 bis 10 MeV.
Die Protonenenergien der solaren Komponente der kosmischen Strahlung liegen berwiegend unter
100 MeV. Das Magnetfeld der Erde lenkt insbesondere die niederenergetischen geladenen Primrteilchen
zurck in den Weltraum. Dieser Effekt ist abhngig von der geomagnetischen Breite, daher ist die Flussdichte der Protonen und anderer Kerne am ueren Rand unserer Atmosphre an den magnetischen Polen
grer als in der quatorregion.
Wechselwirkungsprozesse mit Atomkernen in den hohen Atmosphrenbereichen fhren zu Sekundrteilchen und elektromagnetischer Strahlung, die zusammen die sogenannte sekundre kosmische Strahlung
bilden.
Die Breitenabhngigkeit der von Photonen und der ionisierenden Komponente der kosmischen Strahlung
hervorgerufen Dosis in Meereshhe ist gering. In quatorialen Breiten ist ihr Dosisbeitrag etwa 10 % geringer als in polaren geomagnetischen Breiten. Natrlich besteht eine ausgeprgte Hhenabhngigkeit; entspricht doch die abschirmende Wirkung der Atmosphre der einer 10 m dicken Wasserschicht.
In einer geographischen Breite von 50 betrgt die Dosisleistung durch die ionisierende Komponente der
kosmischen Strahlung (berwiegend Myonen sowie Elektronen und Photonen) unter Bercksichtigung des
fr diese Strahlenarten anzuwendenden Strahlungswichtungsfaktor wR = 1 im Freien 31 nSv/h.

150

Die Zunahme der Dosisleistung der ionisierenden Komponente mit der Hhe lsst sich bis zu Hhen von
einigen Kilometern nach der folgenden Formel berechnen:

Eion(h) = Eion(0) [0,21 e-1.649 h + 0,79 e0.4528 h].


Dabei ist Eion(0) die Dosisleistung in Meereshhe und h die Hhe in km.
Zur Berechnung der effektiven Dosis wird blicherweise ein Aufenthaltsanteil von 20 % im Freien und 80 %
in Husern mit einer Abschirmung von 20 % durch die Gebude angenommen. Daraus ergibt sich in Meereshhe eine effektive Jahresdosis durch die ionisierende Komponente von 0,23 mSv.
Der Dosisbeitrag durch die Neutronenkomponente der kosmischen Strahlung hat eine ausgeprgte Breitenabhngigkeit und eine gegenber der ionisierenden Strahlungskomponente deutlich grere Hhenabhngigkeit. Die Neutronendosisleistung in Meereshhe in Breiten um 50 betrgt 9 nSv/h; bei 70 bis 90
11 nSv/h, bei 30 bis 40 5,3 nSv/h und bei 0 bis 20 3,7 nSv/h. Die Hhenabhngigkeit des Dosisbeitrags
durch die Neutronenkomponente lsst sich mit folgenden Formeln abschtzen:

EN(h) = EN(0) eh

fr h < 2 km,

EN(h) = EN(0) 2 e0,7 h

fr h > 2 km.

EN(0) ist die Neutronendosisleistung in Meereshhe und h die Hhe in km


Fr Meereshhe in einer Breite von 50 folgt daraus - Aufenthaltsanteil von 20 % im Freien und 80 % in
Husern, Abschirmung durch Gebude 20 % - eine effektive Jahresdosis von 0,07 mSv.
Entsprechend den obigen Formeln steigt der Anteil der ionisierenden Komponente an der gesamten effektiven Dosis bei zunehmender Hhe langsamer an als der Anteil durch die Neutronenkomponente. In 500 m
Meereshhe betrgt der Anteil der ionisierenden Komponente 0,25 mSv und der der Neutronenkomponente
0,11 mSv pro Jahr (Aufenthaltszeiten im Freien und in Husern und deren Abschirmung bei diesen und den
folgenden Angaben bercksichtigt); fr 1 000 m entsprechend 0,29 mSv und 0,15 mSv pro Jahr. Stndiger
Aufenthalt auf der Zugspitze fhrt mit 1,8 mSv pro Jahr - davon 0,7 mSv pro Jahr durch die ionisierende
Komponente 1,1 mSv pro Jahr durch die Neutronenkomponente - zu einer sechsmal hheren effektiven Dosis als auf Helgoland. Den Dosisanstieg mit der Hhe fr eine Breite von 50 zeigt die folgende Abbildung.

Kosmische Strahlenexposition in Abhngigkeit von der Hhe


UNSCEAR hat unter Bercksichtigung der Verteilung der Weltbevlkerung nach geographischer Breite, Aufenthaltshhe und Abschirmung durch Gebude einen Mittelwert der effektiven Jahresdosis pro Person von
0,38 mSv errechnet. Die durchschnittlichen Jahresdosen liegen dabei im Bereich von 0,3 mSv bis 2 mSv.
Die folgende Abbildung enthlt Daten der kosmischen Strahlenexposition fr einige hochgelegene Grostdte.

151

Kosmische Strahlenexposition in hochgelegenen Stdten


(Aufenthaltszeit 20 % im Freien und 80 % in Gebuden, Abschirmung durch Gebude 20 %)

Strahlenexposition, Kraftwerke
Nicht nur Kernkraftwerke emittieren radioaktive Stoffe mit der Abluft. Fossile Brennstoffe enthalten in unterschiedlicher Konzentration natrlich radioaktive Stoffe, die bei der Verbrennung freigesetzt werden. Unterschiedliche Feuerungstechniken fhren durch die temperaturabhngige Flchtigkeit zu stark variierenden
Anreicherungen in der Flugasche. Fr eine erzeugte elektrische Energie von 1 GWa betrgt die Emission an
langlebigen alphastrahlenden Stoffen etwa 10 GBq bei einem Steinkohle- und 1 GBq bei einem Braunkohlekraftwerk. Die fr verschiedene Kraftwerke an der ungnstigsten Einwirkungsstelle auftretende effektive
Dosis liegt im Bereich von 0,1 bis zu einigen Mikrosievert pro Jahr.
Primrenergietrger

maximale effektive
Jahresdosis in der Umgebung, Sv

Braunkohle

0,5 bis 2

Steinkohle

1 bis 4

dosisrelevante Nuklide
U-238, Th-232 und Folgeprodukte, insbesondere Ra-226,
Pb-210, Po-210

Erdgas

0,2 bis 1

Radon-222 und Folgeprodukte

Kernenergie

0,1 bis 5

Spalt- und Aktivierungsprodukte

Strahlenexposition durch Kraftwerke mit verschiedenen Primrenergietrgern,


normiert auf die Erzeugung einer elektrischen Energie von 1 GWa
Strahlenexposition, medizinische
Die mittlere effektive Dosis der Bevlkerung in Deutschland durch die medizinische Anwendung ionisierender Strahlen und radioaktiver Stoffe betrgt im Jahr 1,9 mSv. Die Rntgendiagnostik bedingt den grten
Anteil an der zivilisatorischen Strahlenexposition der Bevlkerung.

152

Untersuchungsart

effektive Dosis in mSv

Computertomographie
Bauchraum

8,8 16,4

Lendenwirbelsule

4,8 8,7

Brustkorb

4,2 6,7

Hirnschdel

1,7 2,3

Untersuchung mit Aufnahmen und Durchleuchtung


Arteriographie und Intervention

10 - 30

Darm

5 - 12

Magen

4-8

Harntrakt

2-5

Gallenblase

1-8

Untersuchung mit Aufnahme


Lendenwirbelsule

0,6 - 1,1

Beckenbersicht

0,3 0,7

Mammographie beidseits

0,2 - 0,4

Halswirbelsule

0,1 - 0,2

Brustkorb

0,02 - 0,04

Zahn

0,01

Typische Werte der effektiven Dosis fr einige Rntgenuntersuchungen (BT-Drucksache 17/9522)


In den Jahren 1996 bis 2010 ist die Anzahl der Rntgenuntersuchungen in Deutschland zwar von jhrlich 1,8
Rntgenuntersuchen pro Einwohner auf etwa 1,66 zurckgegangen, von Bedeutung in Bezug auf die mittlere Dosis ist aber die Zunahme der besonders dosisintensiven Computer-Tomographie-Untersuchungen um
ber 50 % in diesem Zeitraum.

Anzahl der Rntgenuntersuchungen pro Einwohner und Jahr in Deutschland (BT-Drucksache 17/14395)

153

Beitrge der klassischen Rntgendiagnostik und der Computertomographie


zur effektiven Dosis der Bevlkerung in Deutschland (BT-Drucksache 17/14395)

Hufigkeit der verschiedenen Rntgenuntersuchungen


und ihr jeweiliger prozentualer Beitrag zur kollektiven Dosis durch die Rntgendiagnostik,
(Daten aus BT-Drucksache 17/14395)
Jhrlich werden in Deutschland rund 135 Millionen Rntgenuntersuchungen durchgefhrt. Die mittlere effektive Dosis pro Einwohner in Deutschland durch die Rntgendiagnostik errechnet sich zurzeit zu etwa
1,8 mSv pro Jahr. Die durch die Rntgendiagnostik bewirkte jhrliche effektive Strahlendosis ist in anderen
Industrielndern zum Teil wesentlich geringer; sie betrgt in Grobritannien 0,38 und in der Schweiz
1,2 mSv, sie ist aber auch wie in den USA mit 2,25 mSv in einigen Lndern grer.

154

Mittlere effektive Dosis der Bevlkerung in verschiedenen Lndern durch die Rntgendiagnostik
Der Dosisbeitrag durch die Anwendung radioaktiver Stoffe zur Diagnose ist in Deutschland gegenber dem
durch die Rntgendiagnostik vergleichsweise gering. In der nuklearmedizinischen Diagnostik wurden in
Deutschland im Zeitraum 2006-2010 jhrlich etwa 3 Millionen Radionuklidapplikationen durchgefhrt. Das
entspricht einer Anwendungshufigkeit von 36,4 Untersuchungen pro 1 000 Einwohner. Am hufigsten wurden bei den ambulanten Patienten Szintigraphien der Schilddrse und des Skeletts durchgefhrt. Die mittleren effektiven Dosiswerte nuklearmedizinischer Untersuchungen waren bei Entzndungsuntersuchungen mit
7,7 mSv am hchsten, gefolgt von Herzszintigraphien mit 7,4 mSv und Tumorszintigraphien mit 6,5 mSv. Die
am hufigsten angewendete Schilddrsenszintigraphie bewirkt eine effektive Dosis von durchschnittlich
0,9 mSv pro Untersuchung. Gemittelt ber die Jahre 2006 bis 2010 ergibt sich eine kollektive effektive Dosis
von 7 200 Personen-Sievert pro Jahr. Rechnerisch ergibt sich damit eine jhrliche effektive Dosis pro Einwohner von rund 0,1 mSv.

Hufigkeit nuklearmedizinischer Untersuchungen


und ihr jeweiliger prozentualer Beitrag zur kollektiven Dosis durch die Nuklearmedizin, Deutschland 2010
(Daten aus BT-Drucksache 17/14395)
155

Werte der effektiven Dosis durch die Strahlentherapie sind nicht berechenbar, da das Effektivdosiskonzept
auf therapeutische Bestrahlungen nicht anwendbar ist.
Strahlenexposition, natrliche
In Deutschland betrgt die natrliche Strahlenexposition fr die meisten Einwohner 1 bis 6 mSv/Jahr mit
einem mittleren Wert von 2,1 mSv/Jahr. Zur effektiven Dosis aus allen natrlichen Strahlungsquellen tragen
die uere Strahlenexposition zu einem Drittel und die innere Strahlenexposition zu zwei Drittel bei. Die
Dosis durch uere Bestrahlung stammt zu etwa gleichen Anteilen von der kosmischen Strahlung, Kalium-40 und den Nukliden der Uran- und Thorium-Reihe. Die effektive Dosis durch inkorporierte Radionuklide
wird zu etwa 3/4 durch Radon-222 und Radon-220 und insbesondere deren kurzlebige Folgeprodukte verursacht, dann folgen Kalium-40 und Polonium-210.
jhrliche effektive Dosis in mSv
Exposition durch

Bestrahlung
von auen

Bestrahlung
von innen

gesamt

kosmische Strahlung
in Meereshhe
ionisierende Komponente
Neutronen

0,23
0,07

} 0,3

0,29
0,15

} 0,44

in 1 000 m Hhe
ionisierende Komponente
Neutronen
kosmogene Radionuklide

0,02

0,02

0,17

0,3

primordiale Radionuklide
K-40

0,15

U-238-Reihe
U-238 Ra-226
Rn-222 Po-214

0,01
} 0,11

1,1*

} 1,3

0,12

Pb-210 Po-210
Th-232-Reihe
Th-232 Ra-224
Rn-220 Tl-208
Summe

} 0,14
0,7

0,02
0,05
1,4

} 0,2
2,1

Beitrge der verschiedenen Quellen zur natrlichen Strahlenexposition in Deutschland


*

Auf Grund neuer Erkenntnisse ber das Lungenkrebsrisikos durch Radon und seine Folgeprodukte empfiehlt die Internationale Strahlenschutzkommission genderte Faktoren zur Umrechnung der Radonkonzentration in effektive Dosis. Eine Anwendung dieser Berechnungsvorschlge erhht die mittlere effektive Dosis durch
Inhalation von Radon und seine Folgeprodukte von 1,1 auf 2,2 mSv/a.

Strahlenexposition, natrliche + zivilisatorische


Die effektive Dosis aus allen natrlichen und knstlichen Strahlenquellen betrgt fr einen Einwohner in
Deutschland im Mittel 4 Millisievert im Jahr. Diese Dosis stammt etwa jeweils zur Hlfte aus der natrlichen
und der medizinischen Strahlenexposition, insbesondere aus der Rntgendiagnostik. Gegenber den Beitrgen zur Strahlendosis durch Natur und Medizin und insbesondere unter Bercksichtigung der nicht unerheblichen Streuung dieser Dosiswerte sind alle anderen Dosisbeitrge faktisch zu vernachlssigen.

156

Mittlere Strahlenexposition in Deutschland, 2011

Mittlere Strahlenexposition in verschiedenen Lndern


Hinweis: Die Schweiz bercksichtigt bereits die neuen Empfehlungen der ICRP zur
Dosisberechnung durch Radon; dadurch ist der Wert der natrlichen Strahlendosis
gegenber anderen Lndern um 1,6 mSv erhht.

Strahlenexposition, Radon
Radon-222 und Radon-220 sind natrliche radioaktive, gasfrmige Stoffe. Rn-222, kurz auch nur Radon
genannt, entsteht beim Zerfall von Radium-226, Teil der Uran-Radium-Reihe. Rn-220 entsteht beim Zerfall
von Radium-224 aus der Thorium-Reihe und wird deshalb auch mit Thoron bezeichnet. Von diesen beiden
Radon-Isotopen verursacht insbesondere das Radon-222 durch seine kurzlebigen Folgeprodukte Po-218,
Pb-214, Bi-214 und Po-214 den bei weitem grten Beitrag zur natrlichen Strahlenexposition des Menschen. berall dort, wo Uran im Erdboden vorhanden ist, wird Radon freigesetzt und gelangt in die freie
Atmosphre und in die Huser.

157

Die Radonkonzentration in der bodennahen Atmosphre unterliegt systematischen klimatischen und jahreszeitlichen Schwankungen. In Gebuden hngt die Radonkonzentration wesentlich von den baulichen Gegebenheiten ab. Die Jahresmittelwerte der Radonkonzentration der bodennahen Luft in Deutschland berdecken den Bereich von 8 bis 30 Bq pro m3. Die Hufigkeitsverteilung der Radonkonzentrationswerte in den
3
Wohnungen folgt weitgehend einer logarithmischen Normalverteilung mit einem Mittelwert von 50 Bq pro m .
3
Untersuchung deutet darauf hin, dass in 10 % der Wohnungen die Radonkonzentration ber 80 Bq pro m
3
und in 1 % der Wohnungen ber 200 Bq pro m liegt.
3
Aus den Mittelwerten der Radonkonzentration im Freien in Deutschland von 15 Bq pro m und in Husern
3
von 49 Bq pro m lsst sich unter Bercksichtigung der jeweiligen Aufenthaltsdauer und unter Verwendung
der in der Strahlenschutzverordnung festgelegten Regelungen zur Dosisermittlung durch Radon die mittlere
effektive Jahresdosis durch Radon und seine Zerfallsprodukte zu 1,1 mSv berechnen. Davon stammen
0,2 mSv durch den Aufenthalt im Freien und 0,9 mSv durch Aufenthalt in Gebuden. Es ist davon auszugehen, dass bei Anwendung der von der Internationalen Strahlenschutzkommission vorgeschlagenen Berechnungsverfahren zur Ermittlung der effektiven Dosis durch Radoninhalation sich der Dosiswert etwa verdoppelt, also die Radoninhalation mit 2,2 mSv zur mittleren effektiven Jahresdosis betrgt.
Anmerkung zur Ermittlung der effektiven Dosis durch Radon:
blicherweise wird die durch eine externe oder interne Strahlenexposition fr die einzelnen Organen und
Geweben ermittelte Organdosis unter Bercksichtigung der in strahlenepidemiologischen Untersuchen
festgestellten Strahlenempfindlichkeiten der Organe mittels des Gewebe-Wichtungsfaktors in effektive
Dosis umgerechnet biokinetisches und dosimetrisches Modell. Dieses Vorgehen fhrte aber im Fall
einer Exposition durch Radon und seine kurzlebeigen Folgeprodukte zu Inkonsistenzen mit den Befunden
aus epidemiologischen Studien an Minenarbeitern, die einer Radonexposition ausgesetzt waren. Deshalb
hat die Internationale Strahlenschutzkommission fr die Ermittlung der mit einer Radonexposition verbundenen effektiven Dosis 1993 eine Dosiskonvention vorgeschlagen. Dabei wird das mit einer Radonexposition verbundene nominale Krebsrisiko unmittelbar mit dem aus anderen Studien (z. B. berlebende der Atombombenexplosionen Hiroshima/Nagasaki) ermittelten Krebsrisiko verglichen und zur Umrechnung einer gemessenen Radonkonzentration in effektive Dosis benutzt.
Diese Dosiskonvention ist in der deutschen Strahlenschutzverordnung zur Ermittlung der beruflichen Strahlenexposition durch Radon enthalten und wird auch zur Berechnung der Radon-Strahlendosis fr die Bevlkerung angewandt. Aufgrund der Ergebnisse neuerer Untersuchungen stellt die ICRP fest, dass das nominale Krebsrisiko durch Radon und Radonfolgeprodukte etwa doppelt so gro ist wie in ICRP Publ. 65 angenommen. Auf der Basis dieser Erkenntnisse will die Internationale Strahlenschutzkommission auch fr Radonexpositionen das dosimetrische Modell zur Berechnung der effektiven Dosis einfhren und entsprechende Dosiskoeffizienten berechnen. Bis zur Vorlage dieser Daten soll die bisherige Dosiskonvention weiter
angewandt werden. Nach Vorlage der neuen Dosisberechnungsverfahren fr Radon wird sich voraussichtlich eine Verdoppelung des bisherigen Beitrags der Radoninhalation zur effektiven Dosis ergeben.
Strahlenexposition, terrestrische
Die terrestrische Strahlung stammt aus den natrlich radioaktiven Stoffen, die in unterschiedlicher Konzentration berall auf der Erde vorhanden sind. Die von der terrestrischen Strahlung hervorgerufene Dosisleistung ist abhngig von den geologischen Formationen des Untergrundes und wechselt daher von Ort zu Ort.
Im Mittel ergibt sich durch die terrestrische Strahlung in Deutschland eine externe Strahlendosis von 0,4 mSv
pro Jahr, in einigen Gebieten Brasiliens und Indiens sind diese Werte etwa zehnmal so hoch.
Gebiet

mittlere effektive
Jahresdosis der Bewohner
mSv

Jahres-Ortsdosis
im Freien bis zu
mSv

Deutschland

0,4

Indien:
Gebiete in Kerala und Tamil Nadu

55

Brasilien:
Gebiete in Espirito Santo

175

Iran:
Gebiete der Stadt Ramsar

1200

Strahlendosis durch die terrestrische Strahlung in verschiedenen Gebieten


Strahlenexposition, Vergleichbarkeit, natrlich/zivilisatorisch

158

Alle Arten ionisierender Strahlen bewirken die gleichen primren physikalischen Prozesse der Ionisation
oder Anregung von Atomen oder Moleklen des bestrahlten Materials. Dies ist unabhngig davon, ob sie
natrlichen oder knstlichen Ursprungs sind. Wenn die Strahlenexpositionen in der Einheit Sievert angegeben werden, so sind sie direkt vergleichbar, gleichgltig, ob es sich um natrliche oder knstliche, von innen
oder von auen kommende Strahlenexpositionen handelt.
Strahlenexposition, zivilisatorische
Den Hauptteil der zivilisatorischen Strahlenexposition bewirkt die medizinische Rntgenstrahlenanwendung
zu diagnostischen Zwecken. Die daraus resultierende mittlere effektive Strahlendosis der Bevlkerung betrgt in Deutschland 1,8 mSv im Jahr 2010. Hinzu kommt die Strahlenexposition durch die nuklearmedizinische Diagnostik mit 0,1 mSv im Jahr. Der Flugverkehr trgt fr die Bevlkerung in Deutschland mit rund
0,01 mSv zur jhrlichen effektiven Dosis bei. Die zustzliche Strahlendosis auf einem Flug Frankfurt - New
York - Frankfurt betrgt etwa 0,1 mSv. Ein weiterer Beitrag zur Strahlendosis ergibt sich aus den noch bestehenden Auswirkungen der oberirdischen Kernwaffenversuche. Die Strahlendosis als Folge des weltweiten
Fallouts nimmt seit der Einstellung der Kernwaffentests in der Atmosphre ab. Sie betrug Mitte der 60er
Jahre bis zu 0,2 mSv pro Jahr, zurzeit ist die Exposition etwa 0,005 mSv pro Jahr. Die jhrliche effektive
Dosis durch den Tschernobyl-Unfall, die 1986 rund 0,1 mSv betrug, liegt zurzeit bei etwa 0,005 mSv. Die
mittlere Bevlkerungsdosis durch die friedliche Nutzung der Kernenergie betrgt fr die Einwohner im Umkreis von 3 km um ein Kernkraftwerk infolge Abgabe radioaktiver Stoffe mit der Abluft weniger als
0,0003 mSv pro Jahr. Der Mittelwert der gesamten zivilisatorischen jhrlichen Strahlenexposition in Deutschland ergibt sich zu 1,9 mSv.
effektive Jahresdosis in mSv
Ursache der Strahlendosis

Mittelwert fr die
Bevlkerung

Wertebereich fr
Einzelpersonen

Medizin (2010)

1,9

0,01 bis ber 30

Flugreisen

0,01

0,01 bis 3

Tschernobyl-Unfall

0,005

0,002 bis 0,04

Kernwaffentests

0,005

0,002 bis 0,01

fossile Energietrger

0,001

0,001 bis 0,01

Kernkraftwerke

0,001

0,001 bis 0,01

Beruf

0,31 *

0,1 bis 20

gesamt

1,9

* nur auf die beruflich exponierten Personen bezogen


Zivilisatorische Strahlenexposition in Deutschland, 2011
Strahlenhygiene
Feststellungen und Manahmen zum Erkennen und Beurteilen biologischer Strahlenwirkungen beim Menschen, Manahmen zum Strahlenschutz und damit zusammenhngende technische Fragen der medizinischen und nichtmedizinischen Anwendung ionisierender Strahlen sowie Grundstze zur Indikation fr Anwendungen ionisierender Strahlen.
Strahlenkrankheit
Als Folge einer kurzzeitigen hohen Strahlenexposition des ganzen Krpers auftretende Symptome.
Strahlenwirkung bei hohen Ganzkrperbestrahlungen.
Strahlenmedizin
Teilgebiet der Medizin mit den Fachgebieten Strahlenbiologie, Rntgendiagnostik, Strahlentherapie, Nuklearmedizin.
Strahlenpass
159

Die Strahlenschutzverordnung und die Rntgenverordnung legen fest, dass bei einer Beschftigung in Kontrollbereichen in fremden Anlagen und Einrichtungen, die zu einer effektiven Dosis von mehr als 1 Millisievert
im Kalenderjahr fhren kann, ein Strahlenpass vorliegen muss. Die Allgemeine Verwaltungsvorschrift
Strahlenpass vom 14. Juni 2004 legt Form und Inhalt des Strahlenpasses fr beruflich strahlenexponierte
Personen und die Anforderungen an die Registrierung und das Fhren eines Strahlenpasses fest.
Strahlenphysik
Teil der Physik, der sich mit den Eigenschaften und physikalischen Wirkungen ionisierender Strahlen befasst.
Strahlenschaden, biologischer
Nachteilige nderung in den biologischen Eigenschaften als Folge der Einwirkung ionisierender Strahlung.
Strahlenschaden, Frhsymptome
Akute Strahlenschden des Menschen werden nur nach Bestrahlungen mit sehr hohen Dosen beobachtet.
Die zeitliche Abfolge der Krankheitssymptome ist dosisabhngig. Strahlenwirkung bei hohen Ganzkrperbestrahlungen.
Strahlenschaden, physikalisch-chemischer
Nachteilige nderung in den physikalischen und chemischen Eigenschaften eines Materials als Folge der
Einwirkung ionisierender Strahlung.
Strahlenschden beim Menschen
Als Folge einer Strahlenexposition knnen somatische und vererbbare Effekte auftreten. Die somatischen
Effekte treten bei den exponierten Personen selbst auf, die vererbbaren Effekte knnen sich nur bei den
Nachkommen manifestieren. Bei den somatischen Strahlenwirkungen unterscheidet man zwischen
stochastischen und deterministischen Strahlenwirkungen.

Einteilung der Strahlenschden

160

Strahlenschutz
Strahlenschutz befasst sich mit dem Schutz von Einzelpersonen, deren Nachkommen und der Bevlkerung
in ihrer Gesamtheit vor den Wirkungen ionisierender Strahlung. Ziel des Strahlenschutzes ist es, deterministische Strahlenwirkungen zu verhindern und die Wahrscheinlichkeit stochastischer Wirkungen auf Werte zu
begrenzen, die als annehmbar betrachtet werden. Eine zustzliche Aufgabe besteht darin, sicherzustellen,
dass Ttigkeiten, die eine Strahlenexposition mit sich bringen, gerechtfertigt sind.
Strahlenschutzbeauftragter
Der Strahlenschutzverantwortliche hat entsprechend den Vorschriften der Strahlenschutz- und der Rntgenverordnung Strahlenschutzbeauftragte zu bestellen, soweit dies fr den sicheren Betrieb der Anlage und die
Beaufsichtigung der Ttigkeiten notwendig ist. Strahlenschutzbeauftragte mssen die fr den Strahlenschutz
erforderliche Fachkunde nachweisen.
Strahlenschutzbereiche
Bei genehmigungspflichtigen Ttigkeiten nach Strahlenschutzverordnung und Rntgenverordnung sind
Strahlenschutzbereiche einzurichten. Je nach Hhe der zu erwartenden Strahlenexposition wird zwischen
berwachungsbereich, Kontrollbereich und Sperrbereich unterschieden. Dabei sind die uere und die innere Strahlenexposition zu bercksichtigen. Entsprechend Rntgenverordnung und Strahlenschutzverordnung
gelten folgende Werte:
berwachungsbereiche
berwachungsbereiche sind nicht zum Kontrollbereich gehrende betriebliche Bereiche, in denen
Personen im Kalenderjahr eine effektive Dosis von mehr als 1 Millisievert oder hhere Organdosen als
15 Millisievert fr die Augenlinse oder 50 Millisievert fr die Haut, die Hnde, die Unterarme, die Fe
und Knchel erhalten knnen.
Kontrollbereiche
Kontrollbereiche sind Bereiche, in denen Personen im Kalenderjahr eine effektive Dosis von mehr als
6 Millisievert oder hhere Organdosen als 45 Millisievert fr die Augenlinse oder 150 Millisievert fr die
Haut, die Hnde, die Unterarme, die Fe und Knchel erhalten knnen.
Sperrbereiche (nur Strahlenschutzverordnung)
Sperrbereiche sind Bereiche des Kontrollbereiches, in denen die Ortsdosisleistung hher als 3 Millisievert pro Stunde sein kann.
Kontrollbereiche und Sperrbereiche sind abzugrenzen und deutlich sichtbar zu kennzeichnen. Magebend
bei der Festlegung der Grenze von Kontrollbereich oder berwachungsbereich ist eine Aufenthaltszeit von
40 Stunden je Woche und 50 Wochen im Kalenderjahr, soweit keine anderen begrndeten Angaben ber
die Aufenthaltszeit vorliegen.
Strahlenschutzkommission
Nach der Satzung der Strahlenschutzkommission (SSK) (verffentlicht im Bundesanzeiger Nr. 152 vom
27.8.2012, S. 5811) hat die SSK den Auftrag, das Bundesministerium fr Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in den Angelegenheiten des Schutzes vor den Gefahren ionisierender und nichtionisierender
Strahlen zu beraten. Wichtige Schwerpunkte dieser Beratung sind:
Bewertung biologischer Strahlenwirkungen und Dosis-Wirkungsbeziehungen,
Dosisgrenzwerte und daraus abgeleitete Grenzwerte,
Entwicklung der Strahlenexposition der Gesamtbevlkerung, spezieller Gruppen der Bevlkerung und
beruflich strahlenexponierter Personen,
Manahmen zum Schutz vor den Gefahren ionisierender und nichtionisierender Strahlen,
Notfallschutz und Planung von Manahmen zur Reduzierung der Strahlenexposition bei kerntechnischen Notfllen und Katastrophen,
Ausbreitungsmodelle fr die beim genehmigten Umgang mit radioaktiven Stoffen freigesetzten Radionuklide,
Auswertung internationaler Empfehlungen fr den Strahlenschutz
Aufstellung von Forschungsprogrammen zu Fragen des Strahlenschutzes sowie deren wissenschaftliche Begleitung.
Die Mitgliedschaft in der SSK ist ein persnliches Ehrenamt. Die Mitglieder sind unabhngig und nicht an
Weisungen gebunden. In der Regel besteht die Strahlenschutzkommission aus 14 Experten, die besondere
161

Erfahrungen auf einem der folgenden Fachgebiete besitzen: Strahlenmedizin, Radiokologie, Strahlenbiologie, Strahlenrisiko, Strahlenschutztechnik, Notfallschutz, Nichtionisierende Strahlung.
Strahlenschutzverantwortlicher
Strahlenschutzverantwortlicher ist, wer Ttigkeiten ausfhrt, die nach Atomgesetz, Strahlenschutzverordnung oder Rntgenverordnung einer Genehmigung oder Anzeige bedrfen oder wer radioaktive Mineralien
aufsucht, gewinnt oder aufbereitet. Die dem Strahlenschutzverantwortlichen auferlegten Pflichten entstehen
unmittelbar mit Aufnahme der Ttigkeit.
Strahlenschutzverordnung
Verordnung ber den Schutz vor Schden durch ionisierende Strahlen (Strahlenschutzverordnung StrlSchV) vom 20. Juli 2001, zuletzt gendert durch Artikel 5 des Gesetzes vom 24.02.2012 (BGBl. I S. 212).
Zusammen mit der Rntgenverordnung soll die Strahlenschutzverordnung sicherstellen, das Ziel des Atomgesetzes zu erreichen: Leben, Gesundheit und Sachgter vor den Gefahren der Kernenergie und der schdlichen Wirkung ionisierender Strahlen zu schtzen. Die Strahlenschutzverordnung ist das Regelwerk, um
den Grundsatz des Strahlenschutzes zu erreichen:
jede unntige Strahlenexposition oder Kontamination von Mensch und Umwelt zu vermeiden,
jede Strahlenexposition oder Kontamination von Mensch und Umwelt unter Beachtung des Standes
von Wissenschaft und Technik und unter Bercksichtigung aller Umstnde des Einzelfalles auch unterhalb der festgesetzten Grenzwerte so gering wie mglich zu halten.
Strahlenschutzvorsorgegesetz
Gesetz zum vorsorgenden Schutz der Bevlkerung gegen Strahlenbelastung (Strahlenschutzvorsorgegesetz - StrVG) vom 19. Dezember 1986, zuletzt gendert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 8. April 2008. Die
Auswirkungen des Reaktorunfalls von Tschernobyl haben gezeigt, dass die zu der Zeit in der Bundesrepublik Deutschland geltenden Gesetze und Verordnungen auf dem Gebiet des Strahlenschutzes nur unzureichende administrative Regelungen fr den Fall eines kerntechnischen Unfalles im Ausland mit Auswirkungen
auf das Gebiet der Bundesrepublik enthielten. Das Strahlenschutzvorsorgegesetz regelt die Zustndigkeiten
von Bund und Lndern fr die Durchfhrung von Messungen, der Bewertung der Messdaten und Anordnungen zu Beschrnkungen und Verboten beim Verkauf von Lebensmitteln und sonstigen Stoffen.
Strahlentherapie
Strahlenbehandlung. Im engeren Sinne wird darunter jede Behandlung von Menschen mit ionisierenden
Strahlungen verstanden. Viele Strahlenbehandlungen werden bei Krebserkrankungen durchgefhrt.
Strahlenwirkung bei hoher Ganzkrperbestrahlung
Zu erwartende Wirkungen bei einer kurzzeitigen Ganzkrperbestrahlung:
Dosis
bis 0,5 Gy
0,5 bis 1 Gy

Wirkung
keine nachweisbare Wirkung auer geringfgigen Blutbildvernderungen
bei 5 bis 10 % der Exponierten etwa einen Tag lang Erbrechen und belkeit
bei etwa 25 % der Exponierten Erbrechen und belkeit am ersten Tag, gefolgt
1 bis 1,5 Gy
von anderen Symptomen der Strahlenkrankheit; keine Todesflle zu erwarten
bei etwa 25 % der Exponierten Erbrechen und belkeit am ersten Tag, gefolgt
1,5 bis 2,5 Gy
von anderen Symptomen der Strahlenkrankheit; einzelne Todesflle mglich
bei fast allen Exponierten Erbrechen und belkeit am ersten Tag, gefolgt von
anderen Symptomen der Strahlenkrankheit; etwa 20 % Todesflle innerhalb von
2,5 bis 3,5 Gy
zwei bis sechs Wochen nach Exposition; etwa 3 Monate lange Rekonvaleszenz
der berlebenden
bei allen Exponierten Erbrechen und belkeit am ersten Tag, gefolgt von ande3,5 bis 5 Gy ren Symptomen der Strahlenkrankheit; etwa 50 % Todesflle innerhalb eines
Monats; etwa sechs Monate lange Rekonvaleszenz der berlebenden
5 bis 7,5 Gy bei allen Exponierten Erbrechen und belkeit innerhalb weniger Stunden nach
162

Dosis

Wirkung
Exposition, gefolgt von anderen Symptomen der Strahlenkrankheit. Bis zu 100 %
Todesflle; wenige berlebende mit Rekonvaleszenzzeiten von etwa 6 Monaten
bei allen Exponierten Erbrechen und belkeit innerhalb 1 bis 2 Stunden; wahrscheinlich keine berlebenden
fast augenblicklich einsetzende schwerste Krankheit; Tod aller Exponierten innerhalb einer Woche

10 Gy
50 Gy

Strahlung
Energieausbreitung durch Materie oder den freien Raum. In der Atomphysik ist dieser Begriff auch auf
schnell bewegte Teilchen ausgedehnt worden (Alpha- und Betastrahlung, freie Neutronen usw.).
Strahlung, charakteristische
Beim bergang eines Elektrons der Hlle auf eine weiter innen gelegene Schale von einem Atom emittierte
elektromagnetische Strahlung. Die Wellenlnge ist abhngig vom jeweiligen Element und der bergangsart.
Strahlungsdetektor
Gert oder Material, in dem Strahlung Vorgnge auslst, die zum Nachweis oder zur Messung der Strahlung
geeignet sind. Dosimeter, Geiger-Mller-Zhler, Proportionalzhler, Szintillationszhler.
Strahlungs-Wichtungsfaktor
Die Wahrscheinlichkeit stochastischer Strahlenwirkungen ist nicht nur von der Energiedosis abhngig, sondern auch von der Art und Energie der Strahlung, die die Dosis verursacht. Dies wird durch die Wichtung der
Energiedosis mit einem Faktor bercksichtigt, der sich auf die Strahlenqualitt bezieht. Fr Photonen- und
Elektronenstrahlung hat der Strahlungs-Wichtungsfaktor unabhngig von der Energie der Strahlung den
Wert 1, fr Alpha-Strahlung den Wert 20. Fr Neutronenstrahlung ist der Wert energieabhngig und betrgt
zwischen 5 und 20.
Strahlungs-Wichtungsfaktor
wR

Strahlenart und -energie


Photonen, aller Energien

Elektronen, Myonen, alle Energien

Neutronen
< 10 keV
10 keV bis 100 keV
> 100 keV bis 2 MeV
> 2 MeV bis 20 MeV
> 20 MeV

5
10
20
10
5

Protonen > 2 MeV

Alphateilchen, Spaltfragmente, schwere


Kerne

20

Strahlungs-Wichtungsfaktor wR nach Strahlenschutzverordnung


Die Internationale Strahlenschutzkommission hat auf der Grundlage einer erneuten Bewertung in ihrer Empfehlung von 2007 (ICRP-Publ. 103) einen berarbeiteten und erweiterten Satz von Strahlungswichtungsfaktoren erarbeitet. Diese Daten wurden in den Entwurf "Festlegung grundlegender Sicherheitsnormen fr den
Schutz vor den Gefahren einer Exposition gegenber ionisierender Strahlung" der Europischen Kommission bernommen. Sie werden nach Annahme dieses Richtlinien-Entwurfs durch den EU-Ministerrat in deutsches Recht bernommen.

163

Strahlungs-Wichtungsfaktor
wR

Strahlenart und -energie


Photonen, aller Energien

Elektronen, Myonen, alle Energien

Neutronen

Protonen und geladene Pionen

Alphateilchen, Spaltfragmente,
schwere Kerne

20

Strahlungs-Wichtungsfaktor wR nach ICRP-Empfehlung von 2007


Streuung
Vorgang, bei dem eine nderung der Richtung oder Energie eines einfallenden Teilchens oder Quants durch
Sto mit einem anderen Teilchen oder Teilchensystem verursacht wird.
Streuung, unelastische
Streuvorgang, bei dem die Summe der kinetischen Energie vor und nach dem Sto verschieden ist.

Unelastische Streuung eines Neutrons


StrlSchV
Strahlenschutzverordnung.
Stromerzeugung, Deutschland
Die Brutto-Stromerzeugung in Deutschland betrug 2012 insgesamt 617,6 Mrd. kWh. Weit berwiegend beruht die Stromversorgung auf Braunkohle (25,7 %), Steinkohle (19,1 %) und Kernenergie (16,1 %). Erdgas
war mit 11,3 % beteiligt. Die erneuerbaren Energietrger trugen insgesamt mit knapp 23 % bei, berwiegend
Wind (7,4 %, Biomasse (5,8 %), Wasser (3,4 %) und Photovoltaik (4,5 %). (Quelle: AG Energiebilanzen).

164

Energietrger der Bruttostromerzeugung in Deutschland, 2012


Stromerzeugung, Kernkraftwerke in Deutschland
In deutschen Kernkraftwerken wurden im Jahr 2012 brutto insgesamt 99,5 Mrd. kWh aus Kernenergie in
elektrische Arbeit umgewandelt. Spitzenreiter war das Kernkraftwerk Isar-2 mit 12,1 Mrd. kWh.
Jahr
1961
1970
1980
1990
2000
2005
2008
2010
2012

Bruttostromerzeugung
Mrd. kWh
0,024
6,0
42,6
152,5
169,6
163,0
148,8
140,6
99,5

Strom aus Kernenergie in Deutschland


Stromerzeugung, Kernkraftwerke in Europa
In Europa wurden im Jahr 2012 rund 1 134 Milliarden kWh Strom aus Kernenergie erzeugt. Frankreich hatte
mit 74,8 % den hchsten Nuklearstromanteil unter den Lndern mit Kernkraftwerken.
Land
Belgien
Bulgarien
Deutschland
Finnland
Frankreich
Grobritannien

Erzeugung aus
Kernenergie
in Mrd. kWh
38,5
14,9
94,1
22,1
407,4
64,0
165

Kernenergie-Anteil
in Prozent
51,0
31,6
16,1
32,6
74,8
18,1

Land
Niederlande
Rumnien
Russland
Schweden
Schweiz
Slowakische Republik
Slowenien
Spanien
Tschechische Republik
Ukraine
Ungarn
Summe
Summe EU-Lnder

Erzeugung aus
Kernenergie
in Mrd. kWh
3,7
10,6
166,3
61,5
24,5
14,4
5,2
58,7
28,6
84,9
14,8
1 114,2
838,5

Kernenergie-Anteil
in Prozent
4,4
19,4
17,8
38,1
35,9
53,8
36,0
20,5
35,3
46,2
45,9
-

Daten zur Stromerzeugung der Lnder in Europa, die Kernenergie nutzen, 2012
Stromerzeugung, Kernkraftwerke weltweit
Im Jahr 2011 wurden insgesamt netto rund 2 517 Mrd. kWh Strom aus Kernenergie erzeugten. Seit Beginn
der nuklearen Stromerzeugung im Jahr 1951 wurden bis Ende 2011 insgesamt rund 69 760 Mrd. kWh erzeugt. Die kumulierten Betriebserfahrungen bis Januar 2013 betragen 15 080 Reaktorbetriebsjahre.
SUR-100
Siemens-Unterrichts-Reaktor; ein zu Unterrichtszwecken von Siemens gebauter Reaktortyp mit einer Dauerleistung von 100 Milliwatt. Der SUR-100 ist ein homogener Reaktor; die Spaltzone besteht aus einer Mischung von auf 20 % angereichertem Uran mit Polythylen.
SWR
Siedewasserreaktor.
Synchrotron
Beschleuniger, bei dem Teilchen auf einer Kreisbahn mit festem Radius umlaufen. Die Beschleunigung erfolgt durch elektrische Felder, die Fhrung auf der Kreisbahn durch Magnetfelder. Die Kreisbahn des DESYSynchrotrons HERA in Hamburg hatte eine Lnge von 6,3 km. Je grer der Durchmesser des Synchrotrons
ist, desto grere Teilchenenergien knnen erreicht werden. Das Karlsruhe Institut fr Technologie (KIT)
betreibt die Synchrotronstrahlungsanlage ANKA (Angstrmquelle Karlsruhe) zur wissenschaftlichen und
kommerziellen Nutzung.
Synchrozyklotron
Zyklotron, bei dem die Frequenz der Beschleunigungsspannung mit der Zeit so abnimmt, dass sie sich
den langsameren Umlufen der beschleunigten Teilchen genau anpasst. Die Abnahme der Beschleunigung
der Teilchen ergibt sich aus der Massenzunahme mit der Energie, wie sie die spezielle Relativittstheorie
beschreibt. Teilchenenergien bis 700 MeV sind erreichbar.
Szintillationszhler
Nachweisgert fr ionisierende Strahlung durch Registrierung der Lichtblitze (Szintillationen), die durch die
Strahlung in bestimmten Materialien, den Szintillatoren, erzeugt werden.

166

Szintillator
Substanz, bei der durch auftreffende ionisierende Strahlung Lichtblitze erzeugt werden (Fluoreszenz). Zum
Nachweis fr Gammastrahlung eignen sich besonders Nal(Tl)-Einkristalle, fr Betastrahlung ist Anthrazen
oder das in Toluol gelste Diphenyloxazol geeignet. ZnS(Ag) ist ein gnstiger Szintillator zum Nachweis von
Alphastrahlung.

167

T
Tail-End
Der letzte Verfahrensabschnitt der Wiederaufarbeitung zur Herstellung der an die Brennelementhersteller
abzugebenden Endprodukte. Endprodukte sind Uranylnitratlsung und Plutoniumnitratlsung.
Tandem-Beschleuniger
Spezielle Bauart eines Van-de-Graaff-Beschleunigers. Es werden z. B. negative H-lonen beschleunigt, durch
Wechselwirkung mit Materie umgeladen (Abstreifen der Elektronen) und die Protonen durch nochmaliges
Durchlaufen dergleichen Potentialdifferenz weiter beschleunigt.
Target
Materiestck, auf das man Strahlung auftreffen lsst, um in dieser Materie Kernumwandlungen hervorzurufen.
TBP
Tributylphosphat.
TEG
Teilerrichtungsgenehmigung im atomrechtlichen Genehmigungsverfahren.
Teilchenbeschleuniger
Beschleuniger.
Teilkrperdosis
Mittelwert der quivalentdosis ber das Volumen eines Krperabschnittes oder eines Organs, im Falle der
Haut ber die kritische Flche (1 cm2 im Bereich der maximalen quivalentdosis in 70 Mikrometer Tiefe).
Temperaturkoeffizient der Reaktivitt
Beschreibt die Reaktivittsnderungen, die bei nderung der Betriebstemperatur eines Reaktors eintreten.
Der Koeffizient ist negativ, wenn eine Temperatursteigerung die Reaktivitt verringert. Negative Temperaturkoeffizienten sind sicherheitstechnisch wnschenswert, weil sie dazu beitragen, Leistungsexkursionen zu
vermeiden.
terrestrische Strahlung
Strahlung durch die natrlich radioaktiven Stoffe im Boden. Die terrestrische Strahlung bewirkt eine externe
Strahlenexposition des Menschen. Strahlenexposition, terrestrische.
thermionische Umwandlung
Umwandlung von Wrme in Elektrizitt durch Ausdampfen von Elektronen aus einer heien Metallflche und
Kondensation auf einer khleren Oberflche. Mechanisch bewegte Teile sind nicht erforderlich.
thermische Sule
In einigen Forschungsreaktoren vorhandenes Bauteil zur Erzeugung thermischer Neutronen fr Versuchszwecke. Sie besteht aus einer groen Anhufung von Moderatorsubstanz (hufig Graphit) neben der Spalt168

zone oder dem Reflektor des Reaktors. Aus dem Reaktor austretende Neutronen dringen in die thermische
Sule ein und werden dort abgebremst. Der Anteil thermischer Neutronen am Gesamtneutronenspektrum
wird dadurch stark erhht.
thermischer Brutreaktor
Brutreaktor, in dem die Spaltungskettenreaktion durch thermische Neutronen aufrechterhalten wird. Thermische Brutreaktoren wandeln nicht spaltbares Th-232 in spaltbares U-233 um. Brutreaktor.
Thermolumineszenzdosimeter
Radiothermolumineszenz ist die Eigenschaft eines Kristalls, bei Erwrmung Licht auszusenden, wenn dieser
vorher ionisierender Strahlung ausgesetzt war. In weiten Bereichen ist die emittierte Lichtmenge der eingestrahlten Dosis proportional. Man nutzt zur Dosisbestimmung z. B. den Radiothermolumineszenzeffekt von
Kalzium- oder Lithiumfluorid.
thermonukleare Reaktion
Kernreaktion, bei der die beteiligten Teilchen die fr die Reaktion erforderliche Reaktionsenergie aus der
thermischen Bewegung beziehen. Fusion.
THORP
Thermal Oxide Reprocessing Plant, Sellafield, Lake District, England. Wiederaufarbeitungsanlage fr oxidische Brennelemente mit einem maximalen Jahresdurchsatz von 1 200 t Uran. Am Standort Sellafield (frher
Windscale) ist seit 1964 auch eine Anlage zur Wiederaufarbeitung von Magnox- und AGR-Brennelementen
aus britischen Reaktoren in Betrieb.
Three Mile Island
Kernkraftwerk bei Harrisburg, Pennsylvania, USA, mit zwei Druckwasserreaktoren. Im Block 2 ereignete sich
am 28.3.1979 ein schwerer Unfall mit partieller Kernschmelze. Die Spaltprodukte wurden fast vollstndig im
Reaktordruckbehlter und im Sicherheitsbehlter zurckgehalten. Da die Rckhaltefunktion des Sicherheitsbehlters entsprechend der Auslegung funktionierte, kam es nur zu Aktivittsfreisetzungen von Xenon-133
und sehr geringen Anteilen I-131 in die Umgebung, die zu einer rechnerisch maximalen Dosis von 0,85 mSv
fhrten.
THTR-300
Thorium-Hochtemperaturreaktor in Hamm-Uentrop/Lippe, Hochtemperaturreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von 308 MW, nukleare Inbetriebnahme am 13.9.1983. Am 29.9.1988 endgltig abgeschaltet. Die
Anlage befindet sich seit Oktober 1997 im sicheren Einschluss.
Tiefendosis, relative
Begriff aus der Radiologie. Verhltnis einer Energiedosis in einer bestimmten Tiefe innerhalb eines Krpers
zu der Energiedosis an einem Bezugspunkt des Krpers auf dem Zentralstrahl. Bei Rntgen- oder Gammastrahlung hngt die Lokalisierung des Bezugspunktes von der Energie der Strahlung ab. Er liegt bei niedrigen Energien an der Oberflche, bei hohen Energien an der Stelle des Hchstwertes der Energiedosis.
Tiefen-Personendosis
quivalentdosis in 10 mm Tiefe im Krper an der Tragestelle des Personendosimeters, Kurzbezeichnung
Hp(10).Dosis.
Tieftemperaturrektifikation
Verfahren zur Entmischung von Gasen durch Verflssigung des Gasgemisches bei tiefen Temperaturen (ca.
169

minus 120 bis minus 200 C) und anschlieender Trennung aufgrund unterschiedlicher Siedepunkte (Rektifikation).
TLD
Thermolumineszenzdosimeter.
Tochter- und Enkelnuklid
In einer Zerfallsreihe radioaktiver Stoffe entsteht als Zerfallsprodukt eines Ausgangsnuklids (Mutternuklids)
zunchst das Tochternuklid und daraus durch Zerfall das Enkelnuklid. Beispiel: Das bei der Spaltung entstehende Iod-137 (Mutternuklid) zerfllt ber Xenon-137 (Tochter), Csium-137 (Enkel), Barium-137m (Urenkel)
in das stabile Barium-137 (Ururenkel). Zerfallsreihe, natrliche.

Mutter/Tochter/Enkel-Nuklide in der Zerfallsreihe von Iod-137 bis Barium-137


Tokamak
Versuchsanordnung zur kontrollierten Kernfusion. In einem Tokamak schlieen zwei sich berlagernde
Magnetfelder das Plasma ein: zum einen das toroidale Feld, das durch uere Spulen erzeugt wird, und
zum anderen das Feld eines im Plasma flieenden Stroms. Im kombinierten Feld laufen die Feldlinien dann
schraubenfrmig um die Seele des Torus. Auf diese Weise wird die zum Einschluss des Plasmas ntige
Verdrillung der Feldlinien und der Aufbau magnetischer Flchen erreicht. Auer dem durch die ueren
Feldspulen erzeugten Toroidalfeld und dem durch den Strom im Plasma erzeugten Feld bentigt der Tokamak noch ein drittes, vertikales Feld (Poloidalfeld), das die Lage des Stromes im Plasmagef fixiert. Der
Strom im Plasma wird vorwiegend bentigt, um das einschlieende Magnetfeld zu erzeugen. Zudem sorgt er
fr eine wirksame Anfangsheizung des Plasmas. Der Plasmastrom wird normalerweise durch eine Transformatorspule induziert. Wegen des Transformators arbeitet ein Tokamak nicht kontinuierlich, sondern gepulst. Da jedoch ein Kraftwerk aus technischen Grnden nicht gepulst betrieben werden sollte, werden Methoden untersucht, einen kontinuierlichen Strom - zum Beispiel durch Hochfrequenzwellen - zu erzeugen.
Die Fusionsforschungsanlage JET ist nach dem Tokamak-Prinzip gebaut. Auch der Fusionsreaktor
ITER wird nach diesem Prinzip gebaut.

170

Tokamak-Prinzip
Tracer
Zur Markierung von Substanzen zugesetztes Radionuklid, um Mischungs-, Verteilungs- und Transportvorgnge mittels der vom Tracer emittierten Strahlung untersuchen zu knnen.
Transienten
Jede wesentliche Abweichung der Betriebsparameter eines Kernkraftwerkes (u. a. Leistung, Druck, Temperatur, Khlmitteldurchsatz) von den Sollwerten, die zu einem Ungleichgewicht zwischen Wrmeerzeugung
und Wrmeabfuhr im Reaktor fhren kann.
Transmutation
Umwandlung der beim Betrieb von Kernreaktoren durch Neutroneneinfang im U-238 entstehenden langlebigen Nuklide der Elemente Plutonium, Neptunium, Americium und Curium in stabile oder kurzlebige Nuklide.
Insbesondere bei der direkten Endlagerung abgebrannter Brennelemente erfordern die zum Teil sehr langen
Halbwertszeiten der Alphastrahlen emittierenden Nuklide Np-237, Pu-238, Pu-239, Pu-240, Am-241,
Am-243, Cm-243 und Cm-244 den Nachweis der Sicherheit der Lagerung ber sehr lange Zeitrume. Durch
Kernumwandlungen, entweder durch direkte Spaltung wie bei Pu-239 oder Umwandlung in leicht spaltbare
Nuklide durch Neutroneneinfang, entstehen letztendlich relativ kurzlebige oder stabile Spaltprodukte. Dazu
ist es erforderlich, den abgebrannten Kernbrennstoff wiederaufzuarbeiten, diese Transuranelemente von den
Spaltprodukten abzutrennen und in geeigneten Kernreaktoren durch Neutronen umzuwandeln. Neben Reaktoren als Neutronenquelle fr die Umwandlung werden durch Beschleuniger getriebene unterkritische Anordnungen als Mglichkeit des Verbrennens von Pu und hherer Aktiniden diskutiert. Da durch einen starken Protonenstrahl aus einem Beschleuniger und daraus ausgelste Spallationen in einem geeigneten Targetmaterial eine hohe Neutronenzahl bereitgestellt werden kann, ist eine gute Voraussetzung fr solche
Transmutationsmaschinen gegeben. Da zudem in solchen Anlagen keine sich selbst erhaltende Kettenreaktion abluft, werden Vorteile hinsichtlich des Sicherheitsverhaltens erwartet.
Transport radioaktiver Stoffe
Der Transport radioaktiver Stoffe auf ffentlichen Verkehrswegen bedarf grundstzlich der Genehmigung. Je
nach Art und Menge der transportierten radioaktiven Stoffe mssen bestimmte Verpackungsvorschriften
beachtet werden. Die insbesondere fr den Transport abgebrannter Brennelemente erforderliche sogenannte Typ-B-Verpackung muss entsprechend international vereinbarter Regelungen folgenden Tests standhalten:
freier Fall aus 9 m Hhe auf ein unnachgiebiges, mit einer Stahlplatte armiertes Betonfundament,
freier Fall aus 1 m Hhe auf einen Stahldorn mit einem Durchmesser von 15 cm und einer Hhe von
mindestens 20 cm,
171

Feuertest bei 800 C ber 30 Minuten im Anschluss an die Fallversuche,


Untertauchen in Wasser fr 15 Stunden und einer Wassertiefe von 15 m oder bei einer Zulassung fr
eine besonders groe Gesamtaktivitt fr 1 Stunde und einer Wassertiefe von 200 m.
In den USA, England und Deutschland wurde diese Art von Behltern in speziellen Versuchsreihen noch
hheren Belastungen ausgesetzt, ohne dass die Behlter undicht wurden:
Zusammenprall von Brennelementtransporter und Lokomotive (relative Geschwindigkeit 130 km/h),
Fall aus 600 m Hhe (maximale Aufprallgeschwindigkeit von 400 km/h) auf harten Wstenboden,
Aufprall eines tonnenschweren Projektils mit einer Geschwindigkeit von 300 m/s = 1080 km/h.
Transuranelement
Chemisches Element im Periodensystem, dessen Kernladungszahl grer als 92, der des Urans, ist. Mit
Ausnahme der in sehr geringen Mengen entdeckten Plutonium-Isotope Pu-244 (Halbwertszeit rund 80 Millionen Jahre) und Pu-239 (stndige Neubildung in uranhaltigen Gesteinen durch Neutroneneinfang in U-238
durch die Neutronen aus der Spontanspaltung des U-238) mssen alle Transuranelemente knstlich hergestellt werden.
Symbol

Ordnungszahl

Neptunium

Np

93

Seaborgium

Sb

106

Plutonium

Pu

94

Bohrium

Bh

107

Americium

Am

95

Hassium

Hs

108

Curium

Cm

96

Meitnerium

Mt

109

Berkelium

Bk

97

Darmstadtium

Ds

110

Californium

Cf

98

Roentgenium

Rg

111

Einsteinium

Es

99

Copernicium

Cn

112

Fermium

Fm

100

noch ohne Namen

Mendelevium

Md

101

Flerovium

Nobelium

No

102

noch ohne Namen

Lawrencium

Lw

103

Livermorium

Rutherfordium

Rf

104

noch ohne Namen

117

Dubnium

Db

105

noch ohne Namen

118

Elementname

Elementname

Symbol

Ordnungszahl

113
Fl

114
115

Lv

116

Transuran-Elemente
Trennanlage
Anlage zur Isotopentrennung. Diffusionstrennverfahren, Trenndsenverfahren, Gaszentrifugenverfahren.
Trennarbeit
Begriff aus der Uranisotopentechnik. Die Trennarbeit ist ein Ma fr den zur Erzeugung von angereichertem
Uran zu leistenden Aufwand.
Trenndsenverfahren
Verfahren zur Isotopentrennung, speziell zur Trennung der Uranisotope. Durch die Expansion des Gasstrahls in einer gekrmmten Dse bewirken die Zentrifugalkrfte eine Trennung der leichten von der schweren Komponente.

172

Prinzip des Trenndsenverfahrens


Trennfaktor
Der Trennfaktor ist der Quotient aus dem Verhltnis der lsotopenhufigkeit eines bestimmten Isotops zu der
Summe der Isotopenhufigkeiten anderer Isotope nach einem Trennungsprozess und diesem Verhltnis vor
dem Trennungsprozess.
Tributylphosphat
In der Wiederaufarbeitung beim PUREX-Prozess als organisches Extraktionsmittel zur U- und PuExtraktion aus der Kernbrennstofflsung eingesetzt. Im PUREX-Prozess wird TBP auf 15 bis 40 % mit Kerosin verdnnt.
TRIGA
Abkrzung fr: Training, Research and Isotope Production Reactor der General Atomic. Ein Forschungsreaktor vom TRIGA-Typ ist an der Universitt Mainz in Betrieb.
Trimmstab
Trimmstbe dienen in einem Kernreaktor zur Kompensation der berschureaktivitt eines frisch beladenen
Reaktors und zur Einflussnahme auf die Neutronenflussverteilung.
Tritium
Radioaktives Isotop des Wasserstoffs mit zwei Neutronen und einem Proton im Kern. Tritium wird z. B. zur
Herstellung von Leuchtfarben, als Indikator in Tracer-Versuchen und als Brennstoff in kontrollierten Fusionsversuchen verwendet. Tritium ist ein Betastrahler (mit einer Maximalenergie von 18 keV und mit einer Halbwertszeit von 12,323 Jahren.
Triton
Atomkern des Tritiums. Er besteht aus einem Proton und zwei Neutronen.
Trockenkhlturm

173

Khlturm zur Rckkhlung von Wasser, bei dem kein direkter Kontakt zwischen dem zu khlenden Wasser
und dem Khlmedium Luft besteht. Das erwrmte Wasser wird, hnlich wie in einem Kraftfahrzeugkhler,
von Luft gekhlt und wieder zum Kondensator geleitet.
Trockenlager
Lagerung bestrahlter Brennelemente ohne Verwendung von Wasser als Khlmittel.
Tschernobyl
Am Standort Tschernobyl, 130 km nordwestlich von Kiew, sind zwischen 1977 und 1983 vier Reaktorblcke
vom Typ RBMK-1000 in Betrieb gegangen. Im Block 4 ereignete sich am 26.4.1986 der bisher schwerste
Unfall bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie. Der Unfall im Kernkraftwerk von Tschernobyl ist zwar
auch auf eine Kette von falschen Entscheidungen und verbotenen Eingriffen der Bedienungsmannschaft
zurckzufhren, letztlich sind aber das unzureichende Reaktorsicherheitskonzept fr das Eintreten des Unfalls und das Fehlen eines druckfesten, die Reaktoranlage umschlieenden Sicherheitsbehlters fr die
Freisetzung der groen Mengen an radioaktiven Stoffen verantwortlich. Der Reaktorunfall entwickelte sich
whrend eines Experimentes mit dem Turbinen-Generatorsatz der Kraftwerksanlage. Durch Bedienungsfehler und grundlegende reaktorphysikalische Auslegungsfehler der Reaktoranlage kam es zu einem starken
Leistungsanstieg - bis zum 100-fachen der Nennleistung. Durch die berhitzung des Brennstoffes barsten
Brennstabhllen, und es kam zu einer heftigen Brennstoff/Wasser-Reaktion mit stoartigem Druckaufbau
und Zerstrung des Reaktorgebudes. Groe Teile des Graphitmoderators und der Anlage wurden in Brand
gesetzt. Whrend dieser Zerstrungsphase wurden schtzungsweise acht Tonnen radioaktiven Brennstoffes
aus dem Kern in das Gebude und die Umgebung geschleudert. Durch die unmittelbar einsetzende Brandbekmpfung gelang es, die Brnde auerhalb des Reaktorgebudes und am Maschinenhaus in vier Stunden zu lschen. Um den Brand des Moderatorgraphits im Reaktor zu ersticken und zur Eindmmung der
Unfallfolgen wurde der Block 4 in den folgenden Tagen aus der Luft mit insgesamt 5 000 Tonnen Blei, Sand
und Lehm zugeschttet. Bis November 1986 wurde der Reaktorblock Tschernobyl 4 unter einer Struktur aus
meterdickem Beton - Sarkophag genannt - begraben.
Die massive Freisetzung radioaktiver Spaltprodukte aus dem zerstrten Reaktor erstreckte sich ber insgesamt zehn Tage. Aufgrund der thermischen Auftriebseffekte erfolgte die Freisetzung, insbesondere die der
leichtflchtigen Spaltprodukte wie Iod und Csium, bis in groe Hhen (1 500 m und darber). Dies fhrte zu
18
einer Verteilung der in die Atmosphre freigesetzten Aktivitt von 410 Bq ber weite Teile Europas. Die
am 26. April freigesetzten radioaktiven Stoffe gelangten aufgrund der vorherrschenden Windrichtung nach
Nordwesten und erreichten am 28. April Schweden. Der dort gemessene Aktivittsanstieg der Luft war im
Westen der erste Hinweis auf den Unfall. Aufgrund der Wetterverhltnisse gelangte die Aktivittsemission
des 27. April ber Polen und die vom 29. und 30. April ber den Balkan nach Mitteleuropa. Am 29. April erreichte die radioaktive Wolke das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland.
Das Kraftwerkspersonal und insbesondere das zur Brandbekmpfung eingesetzte Personal waren sehr stark
von der Strahlung betroffen. Die Dosiswerte betrugen bis zu 16 Gy. 203 Personen mit akutem Strahlensyndrom wurden in Kliniken behandelt. 31 Personen starben infolge Verbrennungen und Strahlenberexposition. Die Strahlenexposition in der 4 km westlich vom Standort gelegenen Stadt Pripyat mit 45 000 Einwohnern erreichte am Tag nach dem Unfall bis zu 6 mSv/h. Die Bevlkerung wurde daraufhin evakuiert. In den
nchsten Tagen wurden dann weitere 90 000 Personen aus der 30-km-Zone um den Standort evakuiert.
Eine Wiederbesiedlung der 10-km-Zone ist nicht beabsichtigt, die landwirtschaftliche Nutzung der 10- bis 30km-Zone wird vom Erfolg von Dekontaminationsprogrammen und dem Ergebnis radiologischer Untersuchungen abhngig gemacht.
Durch meteorologische Einflsse bedingt sind die aus der radioaktiven Wolke abgelagerten Aktivittsmengen in den Regionen der Bundesrepublik sehr unterschiedlich - im Norden und Westen deutlich geringer als
im Sden und Sdosten. Daher ist keine bundeseinheitliche Darstellung hinsichtlich der resultierenden
Strahlendosis, die zudem noch stark von der individuellen Ernhrungsgewohnheit abhngt, mglich. Die
Inhalationsdosis wurde fast ausschlielich durch die Luftaktivitt in der Zeit vom 1. bis 5. Mai 1986 bestimmt.
Die Ingestionsdosis ergibt sich fast ausschlielich durch I-131, Cs-134 und Cs-137. Die Strahlenexposition in
den Folgejahren ist wesentlich geringer als im ersten Jahr nach dem Unfall, da die Effekte der Oberflchenkontamination, die direkt (z. B. ber Gemse) oder indirekt (z. B. ber Milch und Fleisch) zur Strahlenexposition beitrugen, entfallen. Die Strahlenexposition in Deutschland betrug fr Kleinkinder, fr die sich gegenber
Erwachsenen generell hhere Dosiswerte errechnen, fr das Jahr des Unfalls zwischen 0,1 mSv in Gebieten
nrdlich der Donau und 0,6 mSv fr Bereiche des Voralpengebiets. Berechnet man die entsprechenden
Dosiswerte fr die gesamte Lebenszeit, so ergibt sich ein Gesamtbetrag zwischen 0,4 mSv bzw. 2,4 mSv fr
die Personengruppe, die zum Unfallzeitpunkt Kleinkinder waren. Fr Einzelpersonen mit extremen Lebens-

174

und Verzehrgewohnheiten knnen sich maximale Dosiswerte bis zum Zwei- oder Dreifachen dieser Werte
ergeben.
Personengruppe
Kleinkinder
Erwachsene

Norden

Zeitraum

Sden

Voralpen

effektive Dosis in mSv

1. Jahr

0,12

0,35

0,6

Lebenszeit

0,4

1,3

2,4

1. Jahr

0,1

0,3

0,5

Lebenszeit

0,4

1,1

2,1

Mittlere Strahlenexposition durch den Tschernobyl-Unfall


in den verschiedenen Gebieten Deutschlands
Block 2 der insgesamt vier Reaktorblcke am Standort Tschernobyl wurde am 11.10.1991 und Block 1 am
30.11.1996 endgltig abgeschaltet. Am 15.12.2000 wurde mit Block 3 der letzte Reaktor in Tschernobyl
endgltig abgeschaltet.

175

U
berhitzung
Die Erhitzung eines Sattdampfes zu Heidampf. In Kraftwerken wird dieses Verfahren zur Verbesserung
des Wirkungsgrades und zur Verringerung der Kondensation in den Turbinen angewandt.
berkritische Anordnung
Anordnung von Kernbrennstoff, deren effektiver Multiplikationsfaktor infolge Brennstoffmenge, geometrischer Anordnung, Moderation und Reflexion ber 1 liegt.
berkritischer Reaktor
Kernreaktor, bei dem der effektive Multiplikationsfaktor grer als 1 ist. Die Reaktorleistung steigt dann stndig an.
berschureaktivitt
Grerer Reaktivittswert, als zur Erreichung der Kritikalitt eines Reaktors erforderlich ist. berschureaktivitt wird bei der Beladung eines Reaktors mit Brennelementen vorgesehen, um den Abbrand und die
Ansammlung von Spaltproduktgiften whrend des Betriebes ausgleichen zu knnen. Die daher beim frisch
beladenen Reaktor bestehende berschureaktivitt wird durch die Stellung der Trimm- und Regelstbe
oder durch den Zusatz von Bor zum Primrkhlmittel ausgeglichen.
berwachungsbereich
Ein berwachungsbereich ist ein Strahlenschutzbereich, fr den festgelegte Dosisgrenzwerte gelten, und
der einer berwachung nach festgelegten Vorschriften unterliegt. In Anpassung an die EuratomGrundnormen ist ein berwachungsbereich ein nicht zum Kontrollbereich gehrender Strahlenschutzbereich, in dem Personen im Kalenderjahr eine effektive Dosis von mehr als 1 Millisievert oder hhere Organdosen als 15 Millisievert fr die Augenlinse oder 50 Millisievert fr die Haut, die Hnde, die Unterarme, die
Fe und Knchel erhalten knnen.
Umgang mit radioaktiven Stoffen
Unter Umgang mit radioaktiven Stoffen fallen: Gewinnung, Erzeugung, Lagerung, Bearbeitung, Verarbeitung, sonstige Verwendung und Beseitigung von radioaktiven Stoffen im Sinne des Atomgesetzes sowie der
Betrieb von Bestrahlungsvorrichtungen. Als Umgang gilt auch die Aufsuchung, Gewinnung und Aufbereitung
von radioaktiven Bodenschtzen im Sinne des Bundesberggesetzes.
Umgebungs-quivalentdosis
Die Umgebungs-quivalentdosis H*(10) am interessierenden Punkt im tatschlichen Strahlungsfeld ist die
quivalentdosis, die im zugehrigen ausgerichteten und aufgeweiteten Strahlungsfeld in 10 mm Tiefe auf
dem der Einfallsrichtung der Strahlung entgegengesetzt orientierten Radius der ICRU-Kugel erzeugt wrde.
Ein ausgerichtetes und aufgeweitetes Strahlungsfeld ist ein idealisiertes Strahlungsfeld, das aufgeweitet und
in dem die Strahlung zustzlich in eine Richtung ausgerichtet ist.
Umgebungsberwachung
berwachung der Umgebung einer Anlage auf Schadstoffe, Lrm u. a. unter Bercksichtigung definierter
Messorte, z. B. Anlagengrenze, Siedlungszonen u. a. Die berwachung kann auch durch selbstttig registrierende und alarmgebende Messstationen erfolgen. Betreiber kerntechnischer Anlagen sind zur Umgebungsberwachung verpflichtet.

176

Umlaufkhlung
Im Kreislauf gefhrtes Khlmedium (Wasser) zur Wrmeabfuhr. Die Wrmeabgabe erfolgt dabei ber einen
Khlturm.
umschlossene radioaktive Stoffe
Radioaktive Stoffe, die stndig von einer allseitig dichten, festen, inaktiven Hlle umschlossen oder in festen
inaktiven Stoffen stndig so eingebettet sind, dass bei blicher betriebsmiger Beanspruchung ein Austritt
radioaktiver Stoffe mit Sicherheit verhindert wird; eine Abmessung muss mindestens 0,2 cm betragen.
Umwandlung, radioaktive
Eine spontane Kernumwandlung, bei der Teilchen emittiert werden oder ein Hllenelektron eingefangen wird
oder eine spontane Spaltung eines Kerns eintritt.
Umweltbelastung
Eine vom Menschen verursachte Strung von kosystemen, die zu Abweichungen von deren Normalverhalten fhrt.
Umweltvertrglichkeitsprfung
Die Umweltvertrglichkeitsprfung ist ein verwaltungsbehrdliches Verfahren, das der Entscheidung ber die
Zulssigkeit von Vorhaben dient. Die Umweltvertrglichkeitsprfung umfasst die Ermittlung, Beschreibung
und Bewertung der Auswirkungen eines Vorhabens auf Menschen, Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser,
Luft, Klima und Landschaft, einschlielich der jeweiligen Wechselwirkungen, sowie auf Kultur- und sonstiger
Sachgter. Sie wird unter Einbeziehung der ffentlichkeit durchgefhrt. Das Gesetz ber die Umweltvertrglichkeitsprfung (UVPG) enthlt in seinem Anhang eine Auflistung der Vorhaben, fr die eine Umweltvertrglichkeitsprfung vorzunehmen ist.
Unfall
Ereignisablauf, der fr eine oder mehrere Personen eine effektive Dosis von mehr als 50 Millisievert zur Folge haben kann.
Unfall, grter anzunehmender
GAU.
UNSCEAR
United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation; wissenschaftlicher Ausschuss der
Generalversammlung der Vereinten Nationen ber die Wirkung ionisierender Strahlung. UNSCEAR erstellt
regelmig Berichte fr die UN-Vollversammlung ber die Strahlenexposition und die Wirkungen ionisierender Strahlung. Der UNSCEAR 2008 Report "Sources and effects of ionizing radiation" mit den wissenschaftlichen Anhngen
Medical radiation exposures
Exposures of the public and workers from various sources of radiation
Radiation exposures in accidents
Health effects due to radiation from the Chernobyl accident
Effects of ionizing radiation on non-human biota
und einem Umfang von fast 800 Seiten wurde im Jahr 2010 verffentlicht. Der im Mai 2011 verffentlichte
UNSCEAR-Report 2011 "Summary of Low-dose Radiation Effects on Health" enthlt nur eine kurze Zusammenfassung frherer Daten, berwiegend aus dem Report von 2008.

177

unterkritische Anordnung
Anordnung aus Spaltstoff und eventuell Moderator, deren Multiplikationsfaktor unter 1 liegt und in der somit keine Kettenreaktion aufrechterhalten werden kann.
unterkritische Masse
Spaltstoffmenge, die in ihrer Menge unzureichend oder in der Geometrie so angeordnet ist, dass sich in ihr
eine Kettenreaktion nicht aufrechterhalten kann.
Untersuchungsschwelle
Wert der Krperdosis oder der Aktivittszufuhr, bei dessen berschreitung Untersuchungen ber die Wirksamkeit von Strahlenschutzmanahmen erforderlich sind. Die Hhe des Wertes richtet sich nach der jeweiligen Betriebs- oder Anwendungsart. Interventionsschwelle.
Uran
Natrliches radioaktives Element der Kernladungszahl 92. Die in der Natur vorkommenden Isotope sind das
spaltbare Uran-235 (0,7205 % des natrlichen Urans), das mit thermischen Neutronen nicht spaltbare Uran238 (99,2739 % des natrlichen Urans) und das Uran-234, ein Folgeprodukt des radioaktiven Zerfalls des
Uran-238 (0,0056 %).
Uran, abgereichertes
Uran mit einem geringeren Prozentsatz an U-235 als die im natrlichen Uran vorkommenden 0,7205 %. Es
fllt bei der Uranisotopentrennung an.
Uran, angereichertes
Uran, bei dem der Prozentsatz des spaltbaren Isotops U-235 ber den Gehalt von 0,7205 % des Natururans
hinaus gesteigert ist. Zur Anreicherung sind verschiedene Verfahren mglich: Diffusionstrennverfahren,
Gaszentrifugenverfahren, Trenndsenverfahren.
Urangewinnung, weltweit
Im Jahre 2011 wurden weltweit in 19 Lndern rund 54 600 t Uran gewonnen, jeweils zu rund 30 % im bertage-, Untertage und im Lsungsbergbau. Die Uran-Produktion in der EU betrug 364 t, davon 52 t in
Deutschland (aus Grubenwasserreinigung).
Urangewinnung
in Tonnen
5 983
265
1 500
52
6
400
9 145
19 451
846
3 258
4 351
45
77
2 993
582

Land
Australien
Brasilien
China
Deutschland
Frankreich
Indien
Kanada
Kasachstan
Malawi
Namibia
Niger
Pakistan
Rumnien
Russland
Republik Sdafrika
178

Tschechien
Ukraine
USA
Usbekistan
Summe Welt

229
890
1 537
3 000
54 610

Urangewinnung 2011 (in t Uran), Quelle: WNA, London


Uranhexafluorid (UF6)
UF6 ist das Prozessmedium bei allen Trennverfahren zur Urananreicherung. Wesentlich ist hierbei, dass
Fluor ein Reinelement ist und damit allein die Massenunterschiede von U-235 und U-238 den Trennvorgang
bestimmen.
Uranreserven
Die derzeit gesicherten Uran-Vorkommen betragen 5,4 Millionen t Uran (OECD/NEA: Uranium 2009: Resources, Production and Demand) bezogen auf die Kostenkategorie < 130 US $/kg Uran und 6,3 Millionen t
Uran in der Kostenkategorie < 260 US $/kg Uran. In den niedrigeren Kostenkategorien betragen die gesicherten Vorkommen 3,7 Millionen t (< 80 US $/kg Uran) bzw. 0,8 Millionen t (< 40 US $/kg Uran). Bei einem
derzeitigen weltweiten Jahresverbrauch von rund 68 000 t Uran ist auf der Grundlage dieser Vorkommen
eine Versorgung fr ber 200 Jahre gesichert. Neben diesem bergtechnisch gewinnbaren Natururan stehen
weltweit etwa 1,8 Millionen t Uran aus Lagerbestnden (Kernbrennstoffkreislauf, militrische Abrstung) zur
Verfgung.
Urantrennarbeit
Trennarbeit.
Uranylnitrat
Endprodukt der Wiederaufarbeitung, UO2 (NO3)2, saure Uransalzlsung; Vorprodukt des durch Konversion
zu gewinnenden UF6, das wiederum nach Anreicherung und berfhrung in UO2 als Kernbrennstoff in
Brennelementen eingesetzt wird.
UTA
Urantrennarbeit; Trennarbeit.

179

V
VAK
Versuchsatomkraftwerk Kahl/Main, Siedewasserreaktor mit einer elektrischen Bruttoleistung von 16 MW.
Baubeginn am 1.7.1958, nukleare Inbetriebnahme am 13.11.1960, Beginn des Leistungsbetriebs am
1.2.1962. VAK war das erste Kernkraftwerk in der Bundesrepublik Deutschland. Am 25.11.1985 wurde es
endgltig auer Betrieb genommen. Die kumulierte Stromerzeugung betrug 2,1 Milliarden Kilowattstunden.
Der vollstndige Abbau der Anlage wurde am 24.9.2010 beendet.
Van-de-Graaff-Generator
Maschine zur Erzeugung sehr hoher Gleichspannungen, die zur Beschleunigung geladener Teilchen auf
hohe Energien (bis 12 MeV) dient. Durch ein nichtleitendes endloses Band werden elektrische Ladungen auf
eine isolierte Hohlkugel transportiert, die sich dadurch auf sehr hohe Spannung aufldt.
VEK
Verglasungseinrichtung Karlsruhe.
Ventilatorkhlturm
Khlturm mit Ventilator zur Abfhrung der Khlluft. Gegenber dem Naturzugkhlturm hat der Ventilatorkhlturm den Vorteil der geringeren Bauhhe und den Nachteil der hheren Betriebskosten.
Umlaufkhlung.
Verdopplungszeit
Die Zeit, in der sich der Spaltstoffeinsatz eines Brutreaktors verdoppelt. Je nach Brutreaktorkonzeption ergeben sich Verdopplungszeiten von 8 bis 20 Jahren.
Verfestigung
Radioaktiver Abfall wird in der Regel erst durch Einbinden in eine Matrix, durch Verfestigen, endlagerfhig.
Die Stabilitt des Verfestigungsproduktes wird dabei den Erfordernissen der Abfallart, beispielsweise Radiotoxizitt, Zerfallswrme, Halbwertszeit u. a., angepasst. Kriterien der Verfestigung sind:
mechanische Bestndigkeit zur Vermeidung von Dispergierung,
Strahlenschutzbestndigkeit zur Vermeidung von Radiolyse,
Wrmeleitfhigkeit zur Abfuhr von Zerfallswrme.
Fr schwach- und mittelradioaktiven Abfall sind Zementmrtel und fr hochradioaktiven Abfall Borosilikatglas
Verfestigungsmaterialien.
Verfgbarkeit
Ma fr die Fhigkeit eines Kraftwerkes, eines Blockes oder eines Anlagenteiles, die betriebliche Funktion
zu erfllen. Es sind Zeit- und Arbeitsverfgbarkeit zu unterscheiden:
Zeitverfgbarkeit ist das Verhltnis der Verfgbarkeitszeit (Betriebs- und Reservezeit) zur Kalenderzeit. Die Zeitverfgbarkeit kennzeichnet die Zuverlssigkeit einer Anlage.
Arbeitsverfgbarkeit ist das Verhltnis der verfgbaren Arbeit zur theoretisch mglichen Arbeit in der
Berichtsspanne. Kennzeichnet die Zuverlssigkeit der Anlage summarisch unter Bercksichtigung aller Voll- und Teilausflle.
Vergiftung
Einige der beim Betrieb eines Reaktors entstehenden Spaltprodukte haben einen groen Einfangquerschnitt
fr Neutronen (z. B. Xe-135). Um den Reaktor auf seiner Leistungsstufe zu halten, muss die Regeleinrichtung zur Kompensation des Reaktivittsquivalentes der Reaktorgifte verstellt werden. Reaktorgifte (z. B.

180

Borsurelsung) werden in wassermoderierte Reaktoren zur Notabschaltung eingespritzt. Bei Druckwasserreaktoren wird Borsurelsung zur Kompensation von berschureaktivitt verwendet.
Verglasung
Die bei der Wiederaufarbeitung anfallenden hochradioaktiven Spaltproduktlsungen mssen in ein endlagerfhiges Produkt berfhrt werden. Als Methode hierfr hat sich die Verglasung erwiesen. Beim franzsischen AVM-Verfahren wird die hochradioaktive Abfalllsung auf hohe Temperaturen erhitzt. Dabei verdampft
die Flssigkeit, und das entstandene Granulat wird unter Zugabe von Glasfritte bei 1 100 C zu Glas geschmolzen. Dieses Verfahren wird in der franzsischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague genutzt. Bei
dem im Forschungszentrum Karlsruhe entwickelten Verfahren wird die hochradioaktive Abfalllsung unmittelbar einer 1 150 C heien Glasschmelze zugegeben. Die Flssigkeit verdampft und die radioaktiven Feststoffe sind homogen in die Glasschmelze eingelagert. Bei beiden Verfahren wird die Glasschmelze in 1,3 m
hohe 150-l-Stahlbehlter, die etwa 400 kg Glasprodukt aufnehmen, abgefllt. Die Wrmeproduktion eines
solchen Behlters betrgt aufgrund des radioaktiven Zerfalls der Inhaltsstoffe 1,5 bis 2 kW.
Verglasungseinrichtung Karlsruhe VEK
Die VEK ist eine auf dem Gelnde der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe errichtete Anlage zur Verglasung der zwischen 1971 und 1990 bei der Wiederaufarbeitung von 208 t abgebrannter Kernbrennstoffe angefallenen rund 60 m3 hochradioaktiven Abfalllsung. Diese enthielt etwa 8 t Feststoffe, darunter 504 kg
Uran und 16,5 kg Plutonium. Die Gesamtaktivitt des flssigen Abfalls betrug zum Zeitpunkt der Verglasung
etwa 1018 Becquerel. Die Betriebsgenehmigung fr die VEK wurde Ende Februar 2009 erteilt. Am 22.6.2010
war die Verglasung der hochradioaktiven Abfalllsung abgeschlossen. Die Stahlbehlter mit dem verglasten
Abfallprodukt, sogenannte Kokillen, wurden in fnf Castor-Behlter der Bauart CASTOR HAW 20/28 CG
verpackt und am 16.2.2011 in das Transportbehlterlager des Zwischenlagers Nord (ZLN) in Rubenow,
Mecklenburg-Vorpommern, verbracht.
Verlorene Betonabschirmung
Endabfallgebinde fr mittelradioaktiven Abfall erhalten zur Strahlenabschirmung eine Umkleidung aus einer
Zementmrtelschicht. Diese Abschirmung ist mit dem Abfallgebinde praktisch unlslich verbunden, gelangt
daher mit in die Endlagersttte und gilt damit als verloren.
Verlustenergie
Diejenige Energiemenge, die bei Umwandlung, Transport und Endverbrauch fr die Nutzung verloren geht.
Vernichtungsstrahlung
Beim Aufeinandertreffen eines Teilchens und eines Antiteilchens, z. B. Elektron und Positron werden diese
als Teilchen vernichtet und die Masse dieser Teilchen in Energie umgewandelt. Elektron und Positron haben eine Ruhemasse, die zusammen einer Energie von 1,02 MeV entspricht. Bei der Vernichtung beider
Teilchen entstehen zwei Gammaquanten von je 0,511 MeV.

Auftreten von Vernichtungsstrahlung


beim Aufeinandertreffen von Elektron und Positron.
Es entstehen zwei Gammaquanten von jeweils 0,511 MeV
181

Versuchsreaktor
Kernreaktor, der speziell fr die Prfung von Materialien und Reaktorkomponenten unter Neutronen- und
Gammaflssen und Temperaturbedingungen eines normalen Kraftwerk-Reaktorbetriebes ausgelegt ist.
verzgert kritisch
Gleichwertig mit kritisch. Man benutzt den Begriff, um zu betonen, dass die verzgerten Neutronen notwendig sind, um den kritischen Zustand zu erreichen.
VE-Wasser
Abkrzung fr vollentsalztes Wasser; durch Destillation oder Ionenaustauschverfahren gewonnenes demineralisiertes (entsalztes) Wasser fr medizinische oder technische Zwecke.
Vielfachzerlegung
Spallation.
Vielkanalanalysator
Impulshhenanalysator, der die Impulse energieproportionaler Detektoren entsprechend der Amplitude und
damit der Strahlenenergie sortiert und im entsprechenden Kanal registriert. Vielkanalanalysatoren besitzen
bis ber 8 000 Kanle.
Void-Effekt
Das Entstehen von Dampf- oder der Eintrag von Gasblasen in den Moderator und/oder das Khlmittel eines
Reaktors beeinflussen die Kritikalitt des Reaktors. Der Void-Effekt kann durch die Auslegung des Reaktorkerns entscheidend beeinflusst werden. Da es z. B. bei einem thermischen Reaktor ein optimales Verhltnis
von Moderator- zu Brennstoffvolumen gibt, liegt bei einem bermoderierten Reaktor ein Void-Effekt mit positivem Koeffizienten vor; eine Erhhung des Dampfblasenanteils vergrert den Neutronenmultiplikationsfaktor und damit die Reaktorleistung. Umgekehrt liegen die Verhltnisse bei einem infolge der Kernauslegung
untermoderierten Reaktor; hier verringert die Erhhung des Dampfblasenanteils den Neutronenmultiplikationsfaktor und somit die Reaktorleistung. Ein hinsichtlich Dampfblasen- und Gaseintrag inhrent sicherer
Reaktor muss daher immer leicht untermoderiert sein; er besitzt einen negativen Void-Koeffizienten.
Dampfblasen-Koeffizient.

182

W
WAK
Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe.
Warme Werkstatt
Werkstatt zur Instandsetzung von radioaktiv kontaminierten Komponenten aus Kontrollbereichen. Ausstattung konventionell, jedoch nach Strahlenschutzgesichtspunkten abgestufte Arbeitsbereiche entsprechend
der Zuordnung zu Strahlenschutzzonen.
Wechselwirkung
Einfluss eines physikalischen Krpers auf einen anderen Krper oder auch die Kopplung zwischen einem
Feld und seiner Quelle. Es gibt Wechselwirkungen verschiedenster Art, z. B. Gravitationswechselwirkung,
elektromagnetische Wechselwirkung, schwache Wechselwirkung, starke Wechselwirkung.
Wechselwirkung, schwache
Wechselwirkung zwischen Elementarteilchen, bei der die Paritt nicht erhalten bleibt, z. B. Betazerfall.
Wechselwirkung, starke
Sie bewirkt die zusammenhaltenden Krfte der Nukleonen im Atomkern. Sie ist neben der elektromagnetischen und der schwachen Wechselwirkung die dritte bekannte Wechselwirkung zwischen den Elementarteilchen. Die starke Wechselwirkung verhlt sich zur elektromagnetischen, zur schwachen und zur Gravitationswechselwirkung wie 1 : 10-3 : 10-15 : 10-40.
Weglnge, mittlere freie
Die von einem Teilchen (Photon, Atom oder Molekl) zwischen aufeinanderfolgenden Sten zurckgelegte
mittlere Weglnge.
Weichteilgewebe
Fr dosimetrische Zwecke gilt als Weichteilgewebe ein homogenes Material der Dichte 1 mit einer Zusammensetzung (nach Massengehalt) aus 10,1 % Wasserstoff, 11,1 % Kohlenstoff, 2,6 % Stickstoff und 76,2 %
Sauerstoff.
Wichtungsfaktor
Gewebe-Wichtungsfaktor, Strahlungs-Wichtungsfaktor
Wiederaufarbeitung
Anwendung chemischer Verfahren, um aus dem Kernbrennstoff nach seiner Nutzung im Reaktor (abgebrannter Kernbrennstoff) die Wertstoffe - das noch vorhandene Uran und den neu entstandenen Spaltstoff
Plutonium - von den Spaltprodukten, den radioaktiven Abfllen, zu trennen: Grotechnisch mehrjhrig erprobt ist zur Wiederaufarbeitung das PUREX-Verfahren. Ein abgebranntes Brennelement hat - wenn man
vom Strukturmaterial absieht etwa folgende Zusammensetzung: 96 % Uran, 3 % Spaltprodukte, 1 % Plutonium und geringe Anteile von Transuran-Elementen. Das zurckgewonnene Uran und das Plutonium
knnen nach entsprechender chemischer Bearbeitung wieder als Brennstoff in einem Kernkraftwerk eingesetzt werden. Die in einer Wiederaufarbeitungsanlage mit einem Jahresdurchsatz von 350 t jhrlich zurckgewinnbaren Kernbrennstoffe entsprechen bei Einsatz in den heute blichen Leichtwasserreaktoren der
Energiemenge von ca. 10 Mio. t Steinkohle. Durch den Wiederaufarbeitungsprozess wird der hochradioakti-

183

ve Abfall (Spaltprodukte) abgetrennt und durch Verglasung in eine Form gebracht, die eine sichere Endlagerung gewhrleistet.

Zusammensetzung des Kernbrennstoffs fr Leichtwasserreaktoren


vor und nach dem Reaktoreinsatz
Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe
Die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) war ausgelegt auf einen Durchsatz von maximal 35 t Uran
mit einer Anreicherung bis 3 % U-235. Der Aufschluss der Brennelemente erfolgte im Chop-leachVerfahren, die U/Pu-Trennung im zweizyklischen PUREX-Prozess mit 30 % TBP in n-Dodekan. Seit der
Inbetriebnahme der Anlage im Jahr 1971 wurden bis zum Ende des Auflsebetriebs im Jahr 1990 rund 200 t
bestrahlter Kernbrennstoff aufgearbeitet und ber 1 t Plutonium abgetrennt. Das gesamte in der WAK abgetrennte Plutonium entspricht bei 70 % spaltbarem Anteil dem Energieinhalt von 1,5 Mio. t Steinkohle. Zur
endlagerfhigen Verfestigung des bei der Wiederaufarbeitung angefallenen hochradioaktiven, flssigen Abfalls mit einem Volumen von 60 m3 wurde auf dem WAK-Gelnde die Verglasungseinrichtung Karlsruhe
errichtet. Die Arbeiten zur Demontage der WAK haben 1996 begonnen. Der Abriss aller Gebude einschlielich der Verglasungseinrichtung soll in den Jahren 2021/2023 abgeschlossen sein.
Wiederaufarbeitungsanlagen, weltweit
Land

Kapazitt
tU/a

Standort

Inbetriebnahme bzw.
Betriebsdauer

Mol

60

1966-1974

Karlsruhe

35

1971-1990

Marcoule, UP 1

600

1958-1997

La Hague, UP 2 (GG)

800

1966-1974

La Hague, UP 2-400 (DWR)

400

1976-2003

La Hague, UP 2-800

1 000

1996

La Hague, UP 3

1 000

1990

GB

Windscale

GB

Sellafield, Magnox

GB

Dounreay

GB

Sellafield, THORP

300/750
1 500
8
900
184

1951-1964
1964
1980-1998
1994

Land

Kapazitt
tU/a

Standort

Inbetriebnahme bzw.
Betriebsdauer

IND

Trombay

60

1965

IND

Tarapur

100

1982

IND

Kalpakkam

100

1998

Tokai Mura

90

1977-2006

Rokkashomura

800

2006 2007

RUS

Mayak B *

400

1948-196?

RUS

Tscheljabinsk

400

1971

RUS

Krasnojarsk

800

USA

Hanford, T-Plant *

USA

Hanford, B-Plant *

1 t/d

1945-1957

USA

Hanford, REDOX *

15 t/d

1952-1967

USA

Hanford, PUREX *

2 400

1956-1972/1983-1988

USA

Savannah River Site *

USA

West Valley

1945-1956

~ 3 000

1952-2002

300

1966-1972

Wiederaufarbeitungsanlagen, Quellen: IAEA/INFCIS und andere


* ausschlielich militrische Nutzung
Wigner-Effekt
Durch Bestrahlung - berwiegend durch schnelle Neutronen - hervorgerufene Vernderung der Gitterstruktur
von Graphit.
Wigner-Energie
Gespeicherte Energie im bestrahlten Graphit eines Graphitreaktors. Die auf Zwischengitterpltzen sitzenden
Graphitatome bewirken diese Energiespeicherung (Wigner-Effekt). Bei Graphittemperaturen ber 250 C
rekombinieren diese Fehlstellen. Dabei wird Energie, die Wigner-Energie, frei.
Wirkungsgrad
Verhltnis von abgegebener Nutzleistung zur aufgewendeten Leistung einer Maschine. Der Wirkungsgrad
bezieht sich auf einen bestimmten Betriebspunkt, z. B. den Volllastbetrieb.
Wirkungsquerschnitt
Ma fr die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Reaktion. Der Wirkungsquerschnitt stellt die scheinbare
Flche dar, die ein Zielkern einem ankommenden Teilchen bietet. Der Wirkungsquerschnitt wird in Flcheneinheiten angegeben. Hufig werden Neutronen-Wirkungsquerschnitte in der Einheit Barn - Einheitenkurzzeichen: b - angegeben. 1 Barn ist gleich 10-28 m2.
Wischtest
Zur Feststellung einer auf Festkrperoberflchen vorhandenen radioaktiven Kontamination dient neben der
direkten Messung der Wischtest. Bei diesem einfach zu handhabenden Test durch Abwischen, z. B. mittels
Papiervlies, gelangt ein Teil der auf der Oberflche haftenden Kontamination auf das Papier und kann ausgemessen werden.

185

X
Xenonvergiftung
Verminderung der Reaktivitt eines Reaktors durch den sehr starken Neutroneneinfang im Spaltprodukt
Xe-135. Der Anstieg der Xe-135-Konzentration nach dem Abschalten eines Reaktors - Xe-135 entsteht
durch den Zerfall des Vorlufernuklids I-135 mit einer Halbwertszeit von 6,6 Stunden - kann bewirken, dass
der Reaktor erst nach Abklingen der Xe-135-Konzentration - das Maximum der Xe-135-Konzentration wird
nach etwa 12 Stunden erreicht - wieder angefahren werden kann.

Y
Yellow cake
Endprodukt der Uranerzbearbeitung. Yellow Cake ("gelber Kuchen") besteht zu rund 80 % aus Uran, berwiegend U3O8 und Beimengungen von Ammoniumdiuranat. Aus zwei Tonnen abgebautem Erz wird ungefhr ein Kilogramm Yellow Cake gewonnen. Der Name rhrt von der Farbe und Struktur des Produkts aus
den frheren Verarbeitungsprozessen her. Das heutige Fertigungsprodukt ist nicht mehr gelb sondern braun
bis schwarz.

186

Z
Zhlrohr
Geiger-Mller-Zhler, Proportionalzhler.
Zeitverfgbarkeit
Verhltnis der Verfgbarkeitszeit (Betriebs- und Reservezeit) eines Kraftwerks zur Kalenderzeit. Kennzeichnet die Zuverlssigkeit einer Anlage ohne Bercksichtigung von Minderleistungen whrend der Betriebszeit.
Arbeitsverfgbarkeit.
Zelle, heie
Heie Zelle.
Zentrifuge
Gaszentrifugenverfahren.
Zerfall
Die spontane Umwandlung eines Nuklides in ein anderes Nuklid oder in einen anderen Energiezustand desselben Nuklides. Jeder Zerfallsprozess hat eine bestimmte Halbwertszeit. Ra-226 zerfllt unter Aussendung von Alpha-Strahlen mit einer Halbwertszeit von 1600 Jahren in Rn-222, Co--60 unter Aussendung von
Beta-Strahlen und nachfolgend Gamma-Strahlen mit einer Halbwertszeit von 5,272 Jahren in Ni-60.

Zerfall von Co-60 in Ni-60


Zerfallskonstante
Die Zerfallskonstante eines radioaktiven Zerfalls ist gleich dem Reziprokwert der mittleren Lebensdauer .
Zwischen der Zerfallskonstanten , der mittleren Lebensdauer und der Halbwertszeit T bestehen folgende Beziehungen:
= -1 = T-1 ln 2.
Zerfallsreihen, natrliche
Die beim Zerfall der sehr langlebigen natrlichen Radionuklide U-238 (Halbwertszeit 4,5 Mrd. Jahre), U-235
(Halbwertszeit 0,7 Mrd. Jahre) und Th-232 (Halbwertszeit 14 Mrd. Jahre) entstehenden Nuklide sind wieder
187

radioaktiv, sodass sie ihrerseits wieder zerfallen. So entstehen sogenannte Zerfallsreihen, die erst enden,
wenn ein nicht mehr radioaktives Nuklid entsteht. Vom U-238 geht die Uran-Radium-Zerfallsreihe aus, die
ber 18 Zwischenstufen beim stabilen Blei-206 endet. Uran-235 steht am Anfang der Uran-Actinium-Zerfallsreihe, die ber 15 Radionuklide zum Blei-207 fhrt. Mit zehn Zwischenstufen ist die bei Thorium-232 beginnende und zum Blei-208 fhrende Thorium-Zerfallsreihe die krzeste.

Uran-Radium-Reihe

Uran-Actinium-Reihe

Thorium-Reihe

zerstrungsfreie Prfung
Prfung zum Nachweis verborgener Fehler in Materialien mit Methoden, die die Prflinge nicht beschdigen
oder zerstren. Hufig werden Rntgenstrahlung, Gammastrahlung oder Ultraschall verwendet.
Zirkaloy
Legierung auf der Basis von Zirkon und Zinn, die als Werkstoff fr Brennstabhllen verwendet wird.
Zustand, angeregter
angeregter Zustand.

188

Zufuhr
Aktivittszufuhr.
Zwischenlagerung abgebrannter Brennelemente
Nach dem Entsorgungskonzept fr Kernkraftwerke sollen Abflle aus kerntechnischen Anlagen in Endlagern
unbefristet und sicher eingeschlossen werden. Diese Endlager stehen heute noch nicht zur Verfgung. Daher sollten nach ursprnglicher Planung abgebrannte Brennelemente aus den Kernkraftwerken in zentralen
Zwischenlagern bis zur Fertigstellung der Endlager gelagert werden. Um die damit verbundenen Transporte
zu minimieren, wurde dann entschieden, an den Standorten der Kernkraftwerke Standortzwischenlager zu
errichten, in denen die abgebrannten Brennelemente bis zu ihrer Einlagerung im Endlager fr maximal 40
Jahren gelagert werden. Fr diese Lagerung werden die Brennelemente in spezielle Transport/LagerBehlter (Castor-Behlter) verpackt, die sowohl zum Transport als auch als Lagerbehlter dienen. Die
40 cm starke Wandung schirmt die Strahlung ab, an der Auenseite des Behlters angebrachte Khlrippen
gewhrleisten eine sichere Wrmeabgabe der durch den Zerfall der Spaltprodukte entstehenden Wrme an
die Umgebungsluft.
Zentrale Zwischenlager (Transportbehlterlager, TBL) bestehen in Ahaus (Nordrhein-Westfalen) und Gorleben (Niedersachsen). Im TBL Ahaus werden neben abgebrannten Brennelementen aus Leistungsreaktoren
auch abgebrannte Brennelemente aus Forschungsreaktoren aufbewahrt. Fr das TBL Gorleben besteht eine
Genehmigung zur Aufbewahrung fr die aus der Wiederaufarbeitungsanlage in Frankreich zurckgefhrten
hochradioaktiven Glaskokillen. Eine Erweiterung der Genehmigung zur Aufbewahrung von hochradioaktiven
Glaskokillen aus der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield ist vorgesehen. Die Rckfhrung von
hochradioaktiven Glaskokillen aus Grobritannien ist ab 2015 geplant.
Zentrale Zwischenlager(ZL)
Standort-Zwischenlager (SZL)

Genehmigte
Masse SM [Mg]

Stellpltze

Inbetriebnahme

TBL Ahaus (ZL)

3 960

420

Juni 1992

TBL Gorleben (ZL)

3 800

420

April 1995

585

80

Ende 1999

AVR-Behlterlager Jlich (SZL)

0,225

158

August 1993

SZL Biblis

1 400

135

18.5.2006

SZL Brokdorf

1 000

100

5.3.2007

SZL Brunsbttel

450

80

5.2.2006

SZL Grafenrheinfeld

800

88

27.2.2006

SZL Grohnde

1 000

100

27.4.2006

SZL Gundremmingen

1 850

192

25.8.2006

SZL Isar

1 500

152

12.3.2007

775

80

14.11.2006

SZL Lingen

1 250

125

10.12.2002

SZL Neckarwestheim

1 600

151

6.12.2006

SZL Philippsburg

1 600

152

19.3.2007

800

80

18.6.2007

(100)

(15)

TBL im ZLN Rubenow (ZL)

SZL Krmmel

SZL Unterweser
SZL Obrigheim (beantragt

Zwischenlager fr bestrahlte Brennelemente und hochradioaktive Abflle (BT-Drs. 17/4329)


Zyklotron
Teilchenbeschleuniger, in dem geladene Teilchen wiederholt ein elektrisches Beschleunigungsfeld durchlaufen, whrend sie sich spiralfrmig von ihrer Quelle im Zentrum der Maschine nach auen bewegen. Die Teilchen werden von einem starken Magneten in der Spiralenebene gehalten. Ein Zyklotron ist nicht geeignet
zur Beschleunigung von Elektronen. Wegen der relativistischen Massenzunahme mit wachsender Geschwindigkeit ist die mit einem Zyklotron erreichbare Maximalenergie auf etwa 400 MeV fr Protonen begrenzt.

189

Anhang

190

191

192

193

194

195

196

197

Anhang
Konstanten der Physik
Gre

Symbol

Wert

Einheit

299 792 458

m s1

4 107
= 12,566 370 614... 107

N A2
N A2

1/0c2
= 8,854 187 817... 1012

F m1
F m1

Gravitationskonstante

6,673 84 1011

m3 kg1 s2

Elementarladung

1,602 176 565 1019

27

Lichtgeschwindigkeit im Vakuum
magnetische Feldkonstante

elektrische Feldkonstante

atomare Masseneinheit
Planck-Konstante

c, c0

h/2
Avogadro-Konstante

1,660 538 921 10


6,626 069 57 10

34

1,054 571 726 10


NA, L

6,022 141 29 10

34

23

C
kg
Js
Js
mol1

Faraday-Konstante

96 485,3365

C mol1

Rydberg-Konstante

10 973 731,568 539

m1

Feinstrukturkonstante

7,297 352 5698 103

inverse Feinstrukturkonstante

137,035 999 074

molare Gaskonstante

8,314 4621

J mol1 K1

molares Normvolumen idealer Gase

Vm

22,710 953 103

m3 mol1

Boltzmann-Konstante

1,380 6488 1023

J K1

Stefan-Boltzmann-Konstante

5,670 373 108

W m2 K4

Erste Strahlungskonstante

c1

3,741 771 53 1016

W m2

Zweite Strahlungskonstante

c2

1,438 7770 102

mK

von Klitzing-Konstante

RK

25 812,807 4434

Bohr-Magneton

927,400 968 10

26
27

J T1
J T1

Kern-Magneton

5,050 783 53 10

Elektron
Ruhemasse

me

9,109 382 91 1031


5,485 799 0946 104
0,510 998 928
1,758 820 088 1011
2,426 310 2389 1012
2,817 940 3267 1015
928,476 430 1026

kg
u
MeV
C kg1
m
m
J T1

1,672 621 777 1027


1,007 276 466 812
938,272 046
1836,152 672 45
1,321 409 856 23 1015
1,410 606 743 1026

kg
u
MeV

1,674 927 351 1027


1,008 664 916 00
939,565 379
1,319 590 9068 1015
0,966 236 47 1026

kg
u
MeV
m
J T1

spez. Elektronenladung
Compton-Wellenlnge
klassischer Elektronenradius
magnetisches Moment
Proton
Ruhemasse

e/me
C
re
e

Proto-/Elektronmasse
Compton-Wellenlnge
magnetisches Moment
Neutron
Ruhemasse

mp/me
C,p
p

Compton-Wellenlnge
magnetisches Moment

mp

mn

C,n
n

m
J T1

CODATA Recommended Values of the Fundamental Physical Constants, 2010


198

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