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Ausrstungsleitfaden Geschichtspark Brnau-Tachov. Bereich Frhmittelalter.

Einleitung:
Grundstzliches zur Darstellung:
Moderne Anachronismen wie Brillen, offen getragene, groe Tattoos, Ohrringe bei Mnnern, Makeup,
bunte Strhnen, moderne Haarspangen usw., sind auf Grund des angestrebten Darstellungsqualitt
tunlichst zu unterlassen oder abzudecken. Rauchen in Gewandung sieht nicht gut aus und ist im Museum
ohnehin nur in den Raucherzonen erlaubt (zuerst wegen der Brandversicherung). Brillen sollten
weggelassen werden oder durch Kontaktlinsen ersetzt, wenigstens whrend der ffnungszeiten und
Gruppenfhrungen. Zu Handys muss wohl kein Wort verloren werden.

Bitte bleibt authentisch und lasst euch beraten, wir stellen eine lndliche Bevlkerung des frhen
Mittelalters dar und alles, was zwar verbreitet und praktisch ist aber nicht belegt, sollte vermieden
werden.
Zum Leitfaden: aus gutem Grunde fehlen bestimmte Sachen wie Diamantkper, Goldschmuck,
Kriegsausstattung usw. Dies ist ein spezieller Berater fr die Belebung einer drflichen Siedlung.
Auerdem findet man hier eine Basisausrstung. Mit dieser Richtschnur kann man eine
museumsgerechte Darstellung gewhrleisten. Es gibt darin ausreichend Spielrume fr individuelle
Gestaltung, die aber bitte mit den Verantwortlichen abzustimmen ist. Aber auch wir sind fr Anregungen
und Verbesserungsvorschlge jeder Zeit dankbar.

Grundausrstung Mnner:
Stoffe:
Leinen, Wolle in Leinwand (Tuchbindung) und in Kper.

Farben:
Grundstzlich gilt, im Zweifel Farben immer abklren, auch satte Farben sind mglich, waren aber
eigentlich zu aufwendig in der Herstellung. Bleibt lieber bei Erdfarben oder den klassischen ungefrbten
Wolle/Leinen Naturstoffen. Bei passenden Farbtnen spricht auch nichts gegen gekaufte Fertigstoffe,
doch sollte man dann auf Nachfragen wissen, womit man den Farbton natrlich herstellen kann.

Walnuss: Braun
Birke:

Grn

Zwiebel: Gelb
Krapp: Rot

Tunika:
Wir haben uns als Basismodell fr den einfachen Birkaschnitt entschieden, da er auch von Tschechischer
Seite als Optimum vorgeschlagen wird und sich optisch von den Ottonen unterscheidet.

Die Kittel sind prinzipiell gerade geschnitten und ab Taille abwrts durch Geren (Dreieckseinstze)
aufgeweitet. In gegrtetem Zustand sollte die Lnge noch ungefhr bis zum Knie reichen. Die rmel sind
gerade, gleichweit und am Handgelenk eher eng geschnitten.

In der Mnnertracht bitte keine Manschetten oder Schnrzge an den Handgelenken, keine bauschigen
oder gerafften rmel und niemals kurze rmel. Alle Kittel auch die der Unterkleidung sind stets
langrmelig.

Der Halsausschnitt ist rund, schlssellochfrmig oder V-frmig. Als slawischer Sonderfall ist auch ein
versetzter Halsschlitz in Schlsselbeinhhe denkbar.

Untertunika:
Material Leinen, etwas krzer geschnitten, vor allem an den rmeln, als die bertunika.
Sollte als Leib und Arbeitshemd getragen werden, in der Regel keine Verzierung und ungefrbt.

bertunika:
Material Leinen oder Wolle, etwa knielang. Verzierungen in Form von Stoffbestzen/Einfassungen an
den Kanten sind mglich, Borten und Stickereien sind selten und wenn, dann am Festgewand, dieses
sollte dann aber auch nur zu passenden Anlssen getragen werden.

Mantel:
Klassischer Rechteckmantel, geschlossen mit einfachen Omegafibeln. Die Kettfden knnen am Saum in
Form von Fransen zur Zierde dienen, meistens aber glatte Kanten. Vereinzelt knnen auch wollene
Klappenrcke getragen werden, sollten aber die Ausnahme bleiben.

Hose:

Gerader Thorsbergschnitt, Skjoldehamn.

Hose aus Wolle oder Leinen, eher eng anliegend und mit engem Beinabschlu. Der Bund kann mit
Kordelzug geschlossen werden oder einen separaten (einfachen) Grtel
aufweisen.

Mtze:
Birka,Naalbinding oder Filzmtzen. Entweder als anliegende runde Kappen oder mit leichter
Spitze/Zipfel, aber keine Rus-Mtzen. Verzierungen sind optional, mglich sind nach Rcksprache im
Rahmen der Darstellung Borten ( Kamm/Kettfden oder brettchengewebt.)

Gugel:
Nur als dicke Winterausfhrung aus Wolle, nicht alltglich und immer ohne Zipfel. Den Kragen nicht zum
knpfen, sondern geschlossen und zur Verbreiterung vorn mit einem eingesetzten Dreieckskeil.

Grtel:
Bevorzugt sind einfache lederne Bindegrtel. Ein Ende ist hierbei etwas breiter und geschlitzt, das
Andere spitz zulaufend und kann sogar eine einfache Riemenzunge aus Bronze oder Hirschhorn tragen.
Gut eignen sich auch einfache D-Schnallen (z.B Haithabu) mit oder ohne Dorn und mit oder ohne
Schnallenbeschlag. Die Materialien sind vorrangig Horn, Bein, Bronze und Eisen.

Aufwendigere Garnituren und zustzliche Beschlagteile sind fr das Festgewand mglich, sollten aber
vorher abgeklrt werden.

Wadenwickel:
Das Tragen von Wadenbinden scheint sehr weit verbreitet gewesen zu sein und sollte auch bei uns die
Regel sein. Bevorzugtes Material ist Wolle mit einer Lnge von ungefhr 3m oder mehr. Erlaubt sind auch
einfache Lederbnder und Borten, die sich ab Knchel bis zum Knie kreuzweise um die Hose gewickelt
werden. Sinn des Ganzen war frher, die Hose vor Beschdigungen zu schtzen oder weite Hosenbeine
enger zu schnren, um nicht berall hngen zu bleiben bei der Arbeit .

Schuhe:
Erlaubt ist das Haithabusortiment, diverse polnische Funde ( nicht die verzierten), grundstzlich gilt
wendegenht. Wir haben uns entschlossen als Kinderschuhe oder Einstiegsmodell auch einfachere
Bundschuhe gelten zu lassen, da diverse zeitgenssische offene Schuhfunde den Gebrauch rechtfertigen.

Taschen/Beutel:
Erlaubt sind einfache Beutel aus Wolle und Leder, in Rechteck oder Kreisform (z.B.Birka).
Kleine Grteltaschen wie das halbrunde Standardmodell sind mglich, im Zweifel aber bitte vorher
abklren. Immer bedenken, weniger ist meistens authentischer. Punzierte "Wikinger"-Taschen in
bergren sind zu vermeiden.
Wir haben uns durchgerungen einfache, rechteckige Umhngetaschen aus Leder oder Wolle/Leinen mit
Leder- oder Stoffriemen gelten zu lassen, aber das Rechteck sollte eine Gre von 30x40cm nicht
wesentlich berschreiten.

Krims und Krams:


Jeder sollte ein Messer haben, Klingenlnge variiert je nach Zweck zwischen 9 -20cm.
Griff Geweih oder Holz, Scheide Leder handgenht, "hngend" nicht quer getragen an einer Schlaufe
oder der Grtel wird durch die Scheide eingefdelt.

Essen/Trinken:
Becher und Teller sind aus Holz oder Keramik, diese ist stets unglasiert und sollte in der Materialfarbe
schwarz, grau, braun oder rotbraun sein. Verzierungen knnten einfache eingeritzte Wellenbnder oder
schlichte Stempeldekore (senkrechte Striche oder Rechtecke) sein. Die Becher sind bauchig bis
tonnenfrmig mit einfachen, eher runden Rndern.

Optionale Erweiterungen:
Schmuck:
Faustregel schlicht aber schn, ein schnes Holzkreuzchen/Idol oder eine schn geschnitztes
Horngrtelende machen optisch echt was her unter dem ganzen Schmuckeinheitsbrei. Natrlich sind
Sachen aus Bronze im darstellungsgerechten Rahmen erlaubt.

Einfache Silberringe finden sich hufiger, Armreife eher selten

Festtagsgewand:
Wer sich mal rausputzen will, vor allem wenn der Trubel vorbei ist und fr interne Feiern, kann sich
gerne auch was Prchtigeres zulegen, doch sollte das einfache Gewand zuvor vorhanden sein.

Zum Schlu:
Mit diesem Leitfaden soll niemand gegngelt oder bevormundet werden und niemand sollte sich als
A-Sheriff aufspielen. Fakt ist aber natrlich, das wir keinen Abenteuerspielplatz, sondern ein Museum
beleben und wir es den Besuchern schuldig sind, ihnen ein stimmiges und stimmendes Mittelalterbild zu
zeigen. Falsches sehen sie oft genug. Durch unsere Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitten
und Museen knnen wir auch immer mit Fachpublikum rechnen und auch dann sollten wir uns keine
Ble geben. Darberhinaus werden wir feststellen, dass ein Kleidungsstck umso praktischer und
alltagstauglicher ist, je genauer es an der archologischen Vorlage orientiert ist. Die Menschen des
Mittelalters hatten nmlich keine Verkleidungen, sondern Arbeitskleidung.

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