Uralt Griechische Münzen.: Im Grofsherzogthum Posen in Der Nähe Der
Uralt Griechische Münzen.: Im Grofsherzogthum Posen in Der Nähe Der
Eine ; iandlung
Mitgliede der Knigl. Akademie der Wissenschaften, Ehrenmitgliede der Knig]. Akademie der
Knste zu Berlin, Mitgliede der Knigl. deutschen Gesellschaft zu Knigsberg, der Nordischen
Alterthumsforscher zu Kopenhagen, des archologischen Instituts in Rom, der historisch-antiqua
rischen Gesellschaften zu Stettin und Leipzig, und der Knigl. Socictt und Akademie der
n
MM
mm
Berlin .
Gedruckt in der Druckerei der Knigl. Akademie
der Wissenschaften.
1834.
ln Comminion bei F. Diimmler.
ber
Neapolitanische.
(2) Nach Bayer hat davon Fried. Sam. Bock in der Naturgeschichte Preuens, ThJI.
Zustze. 61610-622. eine bedeutende Nachlese gehalten, welche im Jahre 1832 durch einen
A2
4I
Lnvnzow
gen zu erwhnen. Denn nicht nur wurden im Jahre 1740 nahe bei preu
fsisch-Grlitz im Amte Osterode an 1123 silberne, rmische Denare von
mehreren Kaisern des ersten, zweiten und dritten Jahrhunderts ausgegra
ben (), die grfstentheils ins Knigl. Mnzkabinet nach Berlin gekommen
sein sollen; sondern auch im Jahre 1795 in dem Dorfe Bresin zum Knig].
Amte Putzig in West-Preufsen gehrig, 160 goldene Mnzen der byzanti
nischen Kaiser Athanasius, Marcianus, Zeno, Leo, Theodosius des jngeren
fast alle unter diesen und einigen andern Kaisern geprgt, wurde im Jahre
1800 und 1801 bei dem Flecken Grossendorf des Amtes Starsin auf der
Halbinsel Hela entdeckt. (3) Nur vier dieser Mnzen kamen in das Knigl.
Mnzkabinet, die brigen alle wurden der Knigl. Mnze leider zum Ein
schmelzen bergeben. Auch in den neuesten Zeiten fehlte es nicht an dem
glnzenden Beispiele eines solchen goldenen Schatzes. Im Jahre 1822
pgte ein Landmann auf dem Acker des Dorfes Klein -Tromp, in der Nhe
der Kirche jenes Dorfes, theils der Mnzsammlung der akademischen Biblio
sehr bedeutenden Fund von 800 Mnzen bei Mnsterwalde in der Nhe Marienwerders auf
dem jenseitigen Weichselufer, aufser anderem silbernen Schmucke von betrchtlichem Wer
the, auerordentlich vermehrt worden ist. S. Westpreu/Isische Millheilungen. 3. Jahrgang.
Marienwerder 1832. N.32. S.125.folgd.
()
Bock a. a. O. S.617,618.
(2) Die Protokolle ber diesen Fund siehe 8298-302. der Jahrbcher der Preuischen
Monarchie, Jahrgang 1799, Band II. Berlin 1799. 8. und die Aclen der Mohrungenschen
ren; sondern weil sie Niemand der gelehrten Welt bekannt gemacht hat. (z)
Vielleicht liegt noch vieles der Art in den Sammlungen gelehrter Polen ver
borgen, obgleich wohl der grfste Theil davon aus Unwissenheit und Hab
sucht der ersten Entdecker zumgrofsen Schaden der vaterlndischen Ge
schichte, mglich auch der Mnzkunde selbst, vllig untergegangen ist.
zugekommen ist.
Alle diese neun und dreifsigMnzen wurden, nach den genau einge
zogenen Erkundigungen, im Jahre 1824 auf dem Acker des Stdtchens Szubin,
zwischen Bromberg und Exin gelegen, von einem Landmanne ausgepgt,
der sie an einen Handelsjuden in Szubin verkaufte. Dieser Kufer nahm sie
bald nachher auf die Messe zu Frankfurth an der Oder mit und berliefs sie
einem anderen Berlinischen jdischen Wechsler. Bei diesem wurden sie
hier an Ort und Stelle von einem Alterthumsfreunde gefunden, welcher sie
wiederum dem Knigl. Mnzkabinet zum Verkauf anbot, ohne selbst einmal
- (') Die Geschichte dieses Fundes hat Voigt in den Beitrgen zur Kunde Preuens,
Band VI. 81112-431. Knigsberg. 8. erzhlt.
(2)
Bayer a. a. O. 5.503. fhrt indessen das Zeugnifs des Jesuiten Gabr. Rezonzynski
(in der Histor. natur. Hegn. PoIon. pag.14.) ber eine gefundene Urne an, die aufser
Asche und Knochen auch Bruchstcke silberner Mnzen, einige eines dickeren Metalles, an
dere den Brakteaten hnliche enthielt, deren einige von ihm dem Hornschen Museum in
Danzig bergeben wurden. Wahrscheinlich kusche Mnzen. - Ferner wurden unter an
dern Alterthmern auch Silbermnzen Trajans und Hadrians bei dem Dorfe Leszno im Di
strikt Blonie gefunden. S. Vossische Bcrl. Zeitung, Nr. 179. d.3. Aug. 1826. Artik. Warschau
d. 17. Juli. Des Fundes zweier rmischer Silbermnzen des Antonius und Hadrians er
whnt K. Wunster in der Schrift: Die Schnitsch eine Station des alten. Landhandels.
Liegnitz 1827. 8. S. 105.jblgd, an der schlesischen Grnze zwischen Trachenberg und Pakosz
im Grolsherzogthum Posen.
Lsvrzow
Kaum waren
sie mir zu Gesicht gekommen, als ich darin hchst merkwrdige und sehr
Erste Gattung.
Sie enthlt neun und zwanzig Mnzen desselben Geprges, doch
ohne irgend eine epigraphische Bezeichnung.
Alle zeigen nemlich auf der Vorderseite nur die Figur eines Ra
des mit vier ein Kreuz bildenden Speichen; auf der Rckseite aber
ein sogenanntes Quadratum incusum, aus vier sehr irregulr an
Das Metall, aus welchem sie geprgt sind, ist sehr reines Silber, und
scheint bei allen von gleichem Schrotund Korn.
In Betracht ihrer Grfse ist die der sechs und zwanzig kleinen die
kleinste von allen griechischen Mnzgrfsen, so dafs die wenigsten den von
Mionnet in der neusten Miinzgrfsen-Scale angegebenen ersten und klein
sten Kreisraum nicht einmal ganz ausfllen; zwei grfsere erreichen nur den
Umfang des vierten Kreises. Aber keine von ihnen ist vollkommen rund,
sehr unebenen und rauhen Flche ihrer Vorderseite zeigt sich zwar die
Figur des oben beschriebenen Rades, aber so roh und ungeschickt gebildet,
dafs die Felgen desselben kaum sichtbar werden und das ganze Bild mehr
nur einem rohen, rechtwinkeligen Kreuze hnlich sieht; doch lfst sich im
Centrum der durch eine runde Erhabenheit auf allen angedeutete Kopf der
Achse bemerken.
(e)
Lnvnzow
Verzierung. - Auf der Rckseite zwar, wie auf den vorigen, das Quadrat.
incusum, doch schon auf den meisten in vier ungleiche, gleichsam durch er
bobene, gekreuzte Zwischenlinien, getrennte Dreiecke. Das Bild des Rades
ist auch kleiner, als auf denen der ersten Periode.
Die dritte Periode stellt sich in achtzehn Mnzen dar und zwar in
funfzehn der kleinsten Grfse, den beiden grfseren und der einen grfse
sten. () Sie sind zwar nicht alle von gleichem Grade der Erhaltung, aber
sie zeigen doch eine schon so deutlich ausgebildete Form des Rades auf der
Vorderseite, dafs die vier Radien desselben da, wo sie sich oben an die
Felgen anschliefsen, durch einen bogenfrmigen Ansatz an jeder Seite ein
sehr zierliches, fcherhnliches Ansehn erhalten. Das Quadrat auf der Rck
seite ist indessen auf den meisten fast noch unfrmlicher, als auf denen der
beiden vorigen Perioden; selbst auf den Rckseiten der drei grfseren wenig
anders, wenn gleich grfser, aber desto auffallender und ungeflliger. Zwei von der kleinsten Grfse mgten vielleicht als Proben des noch nicht
ganz geglckten Versuchs den Radien ein zierliches Ansehn zu geben, ange
sehen werden knnen; aber drei andere dieser Grfse zeichnen sich, bei gu
ter Erhaltung vor den brigen, durch reinere Zeichnung und grfsere Sorg
falt in der Ausprgung aus. Auch an den drei grfseren ist diese ursprng
liehe grfsere Sorgfalt nicht zu 'verkennen, wenn sie gleich im Ganzen- ziem
lich abgerieben erscheinen.
liche Quadratum incusum, welches bis jetzt auf den ltesten griechischen
Mnzen allein gefunden worden ist. (z) Ebendasselbe beweist aber auch
()
(2) Nur eine einzige Mnze ist mir bis jetzt vorgekommen, welche bei zweifelhaftem
griechischen Ursprunge und Charakter auf der Rckseite ein dem griechischen hnliches Qua
dratum incusum, auf der Vorderseite aber einen unkenntlichen Gegenstand zeigt. Es ist die
von Hrn. Dr. Pinder in seinem erst krzlich edirten und gewifs allen Numismatikern sehr
erwnschten Beitrag zur Erweiterung und Berichtigung des Materials in der alten Mnz
kunde: Numismala anliqua inedila, Partie]. (Berol. 1834. gr. 8.) auf Tab.II. nr. 6, aus
schon an sich, abgesehen von allen brigen Merkmalen, dafs jene Mnzen
zu den ltesten und lteren Denkmlern griechischer Mnzkunst gehren,
da nur in den ersten Perioden derselben das Quadratum auf den Rckseiten
als mechanisches Hlfsmittel zum Festhalten und strkeren Ausdruck der
Vorderseiten beim Prgen angewendet ward, spterhin aber, bei den Fort
schritten der Kunst, nach mancherlei bergngen und Abstufungen, ganz v
von den Rckseiten verschwand und einem zweiten, schnen und bedeu
einzeln, haben sich hier und dort gefunden. Mionnetv giebt nicht nur in
seiner Descrljutlbn de Mddales anliques () Abbildungen zweier Mnzen, je
nen beiden grfseren unserer kleinen Sammlung (z) sehr hnlich; sondern
beschreibt auch die letzte von ihm abgebildete Mnze so deutlich, (3) dafs
Grfse hat C ombe, im [Pluseo Hunteriano (4) ein Exemplar abgebildet, des
sen ganzer Charakter dem mehrerer der unsrigen auf das genaueste entspricht.
Eine ganz hnliche kleine Mnze aus der dritten Periode habe ich erst neu
lich in der Sammlung des verstorbenen Kammerherrn und Legazionsraths
von Knobelsdorf gefunden. (5)
der Mnzsammlung des Kniglichen Museums zuerst edirte, auf Java, in den Ruinen eine:
indischen Tempels bei lllatara, gefundene silberne Mnze.
(l) Tom.VII. Recueil des Planches TaLXL. nr.5, und TahXLI. nr.
(a) Nr.27. und 29. auf Taf. I.
(s) doch abgesehen davon, dafs er aus Mifsverstande die vier geschmiickteren und durch
die Seiten-Anstze an den Felgcn komponirteren Radien fr zwlf Radien zhlt.
' (s) im: der Universitt Oxford gehrig, Tab. 67. .1.
(i)
.5:
::-=
__________
10
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Lnvnzow
Frgt man jetzt aber, welcher Vlkerschaft, oder welcher Stadt diese
Mnzen mit Recht zugeschrieben werden knnen; so mgte die Antwort
wie er hinzufgt, insofern sie mit dem Geprge eines Rades versehen sind,
Sestini als in Chalcedon in Bithynien geprgt ansieht.
Aber in welcher seiner zahlreichen Schriften dieser gelehrte Numis
matiker diese Meinung geufsert habe, ist mir bis jetzt unbekannt geblieben;
doch, wo es auch immer sein mag, er kann es nur auf die Autoritt jener
Mnze von Chalcedon mit bereilung gethan haben, welche zuerst Pelle
rin () bekannt machte, die aber dem Geprge und dem ganzen brigen
Charakter zufolge so wenig mit den unsrigen, als den ihnen hnlichen auch
nicht die geringste artistische Verwandtschaft zu haben scheint.
(')
11
Wenden wir uns daher zu den Mnzen anderer Stdte, unter deren
Typen die Radform ungezweifelt erscheint, um zu sehen, ob nicht von
chen Rades und schwerlich, wie Herr Brndstedt in seinem sehr gelehr
ten und geschmackvollen Werke,
sechs und acht Speichen, ganz auf hnliche Weise gezeichnet. (z)
So er
scheinen die Rder ganz unverkennbar, theils inv der einfachen, theils in der
12
Lsvnzow
leicht vermuthen, dafs auch die Radform auf den Mnzen eine symboli
sche Bedeutung in sich trage. (1) Es wird ihm nicht unwahrscheinlich sein,
in dieser Form auf den Mnzen eine Anspielung zu erblicken auf den so aus
gezeichneten Gebrauch, welchen die Griechen von den Wagen bei ihren
ffentlichen und feierlichen Spielen machten, auf einen Sieg, oder mehrere
Siege von einem und dem andern Brger jener Stdte bei jenen Spielen im
Wagenrennen davon getragen, den aber die lteste und ltere noch rohe
Kunst, zumal auf Mnzen sehr kleinen und kleineren Umfangs, wie z.B.
den unsrigen, nicht durch die vollkommnere Vorstellung ganzer Bigen und .
(') Wie schon Brndstedt bemerkt 0101.14. zu 118. 11a. W. Luch), hatte schon
Dionysius Thrax nach Clemens von Alexandrien (Slromau. L-V. aVIII. p.672.,
ed. Polier.) ber die symbolische Bedeutung des Rades (Ev 197 zrspl ri; Entpaie-sw; rot! vrspi
nv rpaxfa-xwu W/to/ou, wie es bei Clemens lautet) geschrieben.
13
Kreis unserer Untersuchung alle die Mnzen nicht fallen knnen, deren Ge
burtsstdte nicht griechischen Ursprungs sind, oder welche nur als Beiwerk
die Figur eines kleinen Rades an sich tragen, oder in denen das Rad nicht
mit vier, sondern mit mehreren, sechs oder acht Speichen versehen ist; so
kann ich mit desto grfserem Rechte sie alle unbercksichtigt lassen, je we
niger sie dadurch unsern Mnzen hnlich sehen. Also mit Ausnahme aller
dieser bleiben noch zum Vergleich brig die Radmnzen von Massilien, Me
sambria in Thrazien, von Tarent, Syrakus, Gela, Triadizza in Msien,
Akanthus in Macedonien, Sinope in Paphlagonien, Chalcedon in Bithynien
und einiger anderen unbekannten Stdte.
Aber bei ihrer genaueren Ansicht welch ein weiter Tummelplatz fr
leere Conjecturen und Meinungen bietet sich da nicht dem Vergleicher dar!
Denn, auch nach Aussonderung aller der kurz zuvor angedeuteten, wieviel
Mnzen der verschiedensten Lnder und Stdte, hin und wieder den unsri
gen in Hinsicht auf die Radgur zwar nicht ganz unhnlich, aber in Hinsicht
auf andere Merkmale von ihnen auch ganz verschieden, bleiben da nicht
noch brig, so, dafs man bei ihrem Anblicke verlegen und zweifelhaft An
stand nimmt, zu welchen man sich wenden, bei welchen verweilen und sie
zur Grundlage einer genaueren Vergleichung nehmen soll. Denn aufser den
Vorderseiten, worauf man das Radbild erblickt, zeigen ihre Rckseiten,
welche nur mit dem vertieften Quadrat auf den unsrigen bezeichnet sind, die
mannigfaltigsten und von einander verschiedensten Bilder und Inschriften.
Wie kann man es wagen, ohne den Vorwurf der hchsten bereilung und
(')
14
Lnvnzow
schaft mit den unsrigen auszusprechen, denen alle diese Dinge fehlen und
demnach auch das natrliche und nothwendige Band, vermittelst dessen sie
mit dieser oder jener Gattung nur allein rechtmig verbunden werden
knnten?
Wollte etwa Jemand aus der Provinz, oder dem Orte, wo sie in Grie
' Brn dstedt begegnet, der in dem angefhrten Werke die unseren Mnzen
gleiche und andere ihnen hnliche, und selbst zwei von denen, welche er
Nach allen diesen Bemerkungen wrde ich mich genthigt sehen, mit
Combe, dem gelehrten Erklrer der Hunterschen Sammlung auch unsere
Mnzen zur Zahl derer einer noch ungewissen Stadt zu rechnen, wenn
zweiten Gattung
der Mnzen unseres Fundes ber.
Sie stellt sich in sieben Mnzen dar, in sechs kleineren und einer
grfseren.
l
()
S. a. a. O. in der Note.
15
ter Zhne zeigt, welches in der grfsten von allen ganz deut
lich das Gorgonium, oder vielmehr das Medusenhaupt in der
lteren Form, doch ohne ausgereckte Zunge, zu erkennen giebt.
Das Gewicht der kleineren wechselt von 9 bis 10,35 Gran; die gr
fsere wiegt 2 Drachmen 141-90 Gran.
In Hinsicht auf Technik und Styl ist es leicht zu bemerken, dafs
sie nicht alle einer und derselben Zeit entsprungen sind. Eine der kleineren
und der grfseren verrathen schon Beweise einer sorgfltigeren, ausdrucks
volleren Kunst. Sonst sind sie wohl im allgemeinen so ziemlich fr Pro
dukte der Periode zu halten, in welcher die Mnzkunst noch in der Wiege
lag, also einer der frhesten. Die Gestalt des Quadrats ist bei den meisten
dem Quadrat der Mnzen der beschriebenen ersten Gattung in der zweiten
Periode ihrer Prgung fast ganz gleich; mit welchen demnach ihre Entste
hung in eine und dieselbe Zeit fallen mgte und sie daher auch als aus einer
und derselben Fabrik entsprungen anzunehmen wren.
Wenn gleich die grfsere Mnze durch die Zeit viel von ihrem ur
sprnglich scharfen Geprge verloren hat, so giebt sie doch den Charakter
des Bildes, welches man auf allen erblickt, deutlicher und bestimmter zu
16
Lnvnzow
erkennen. So erscheinen auf ihr ber der breiten Stirn runde Punkte,
welche offenbar kleine gekruselte Locken andeuten sollen, die man auf den
Schwierigkeit ergeben, wie bei denen der ersten Gattung. Nicht selten er
scheint auch auf den Vorderseiten der Mnzen mehrerer griechischen Stdte
dasselbe, oder doch hnliche Bild des Medusenhauptes. Aber der nemliche
Umstand, welcher auf denen der ersten Gattung die Entdeckung der arti
stisch-numismatischen Verwandtschaft ihrer mit einer oder der anderen Stadt
verhinderte, nemlich die nur mit dem Quadrat bezeichnete Rckseite, ist es
auch hier, welcher, bei dem Mangel irgend einer Spur von Inschrift, uns je
des Mittels zur nheren Vergleichung beraubt. Denn, so viel ich weil's, ist
bis jetzt keine hnliche, oder auch nur mit den unsrigen mit einigem Rechte
vergleichbare Mnze entdeckt worden, welche durch irgend eine beigesetzte
Sylbe, oder einen hinzugefgten Buchstaben zu einem Fingerzeige ber den
Ursprung derselben dienen knnte.
Zwar nden sich Mnzen mit einem hnlichen Bilde, denen die bei
gesetzten Namen der Stdte, oder doch wenigstens die Anfangssylben und
Buchstaben derselben nicht fehlen; aber nur mit ausgeprgten Rckseiten,
welche den unsrigen abgehen; oder doch eines so verschiedenen Styls und
einer so abweichenden Technik, dafs dadurch alles Recht der Vergleichung
vllig aufgehoben wird. Jene Stdte sind Populonia in Etrurien; Camarina
in Sicilien; Mazara ebendaselbst mit Punischer Inschrift MSRA; Neapolis in
Macedonien; Coronea in Botien, Athen, Abydos in Troas und das mysi
sche Parium. ()
Nach Maafsgabe einer grfseren oder geringeren hnlichkeit mit die
sen Mnzen haben nun die Herausgeber der alten Mnzen den grfseren Theil
derer, welche jeder Beischrift ermangeln, sie dieser oder jener Stadt zuzu
(l) Die Beschreibung aller dieser Mnzen sehe man bei Mionnet unter den Namen dieser
Stdte in der Descriptlbn d. Medaille: und den Supplenzenlen zu diesem Werke; ihre
Abbildungen theils bei demselben Verfasser im Recueil d. Planchcs und dem TomJII. der
Supplemenle; theils aber auch bei den ersten Editoren der Mnzen, die Mionnet genannt
hat, in ihren besonderen Werken, als bei Pellerin, Principe di Torremuzza, Eckhel,
Neumann, Combe (Mus. Bunten), Viczai, besonders bei Sestini, Harwood und an
deren.
17
schreiben gewagt; ich mgte aber nicht behaupten, dafs es berall mit Glck
() Allerdings finden sich Mnzen eines spteren Zeitalters durch die Inschrift als Athe
nische bezeichnet, welche auf der Vorderseite ein Medusenhaupt im mittleren Styl,
mit zwar ausgereckter Zunge, aber ohne Schweinshauer und auf der Rckseite eine
Minerva mit Schild und Speer und AQE, auch ABE darstellen (m. s. Mionnet in den
Supplem. T. III. p.568. nr.237, 238. und bei Harwood Popull. et Urbb. Sei. num.
- Tab. I. g. 17.) Aber dieser spterhin angenommene Typus erlaubt nicht zu schliefsen, dals
Athen auch auf seinen ltesten Mnzen das uralte Gorgonium gesetzt habe, wie es auf jenen
mit dem QuadraLincus. bezeichneten zu sehen ist; indem bis jetzt keine athenische Mnze
mit dem Quadrat. incus. auf der Rckseite allein mit Sicherheit nachgewiesen werden kann.
Seine lteste Mnze lfst sich nur bis zu den unlrmlichen, globosen silbernen Tetradrachmen
hinaufflihren, welche auf der Vorderseite den uralten, stark conturnirten Minervenkopf und
auf der Rckseite die Eule und den lzweig mit AQE in einem Quadrat-incus. zeigen.
C2
18
Lizvnzow
Schoofse der Erde bis auf unsere Zeit verborgen blieben, welche man doch
unmglich als von ihnen geprgt ansehen kann? Bei allen den Mnzen, die
mit dem Namen der Stdte bezeichnet sind, kann in dieser Hinsicht kein
sere nordischen Lnder, wenn jener Grund, allein vom Fundorte herge
nommen, entscheiden sollte. Auf gleiche Weise mfsten dann auch die
Mnzen, welche der Gegenstand dieser Untersuchung sind, und die in so
grofser Zahl, so viel ich weifs, in keinem andern Lande auf einem Haufen
zum Vorschein gekommen sind; sondern auch alle arabisch-kuschen Mn
zen, welche so oft am Gestade des Baltischen Meeres, in Pommern, Preufsen
und Rufsland in sehr grofsen Massen gefunden werden, und die, was Wun- _
der nehmen mufs, in Arabien, ihrem Vaterlande selbst und anderwrts im
Orient nicht mehr sich zeigen sollen, fr Mnzen erklrt werden, die ur
sprnglich von slawischen Vlkern, oder griechischen und arabischen Kolo
nien unter ihnen geprgt wren. Sie mfsten demzufolge wirklich grie
chisch- und arabisch-pommersche, preufsische und russische Mnzen ge
nannt werden, was indessen wohl keinem Menschen von gesundem Verstande
beikommen kann.
In Bestimmung der Geburtssttte solcher Mnzen also, welche ohne
epigraphischen Beisatz und bei einer gewissen Vieldeutigkeit ihrer Bilder
zweifelhaft werden, kann der Grund vom Fundorte allein hergenommen,
nicht gelten, wenn nicht noch andere Grnde und Nebenumstnde hin
zukommen, welche die Sache aufs klarste entscheiden, oder doch hchst
19
ten silbernen von Korinth, welche er nach Syrakus, wo sie sehr hug ge
funden werden, verweist.
derspruch gefunden und noch erst vor Kurzem hat sich der gelehrte Kustode
des Kais. Mnzkabinets in Wien Hr. Arneth, bei Gelegenheit seiner Beur
theilung der von Cadalvene herausgegebenen, noch unedirten griechischen
Mnzen in den Wiener Jahrbchern der Bitteratur () ber jene korinthi
schen Mnzen und diese ganze Angelegenheit mit meiner Ansicht vollkom
men bereinstimmend erklrt.
Doch ich kehre zu unsern Mnzen zurck.
So weit sich aus dem freilich verschiedenen Grade der Deutlichkeit
des Gorgoniums auf den Vorderseiten dieser Mnzen schliefsen lfst, mgte
man darin das Gesicht der Medusa, doch ohne ausgereckte Zunge und ohne
Schweinshauer, wenn gleich noch immer grinsend und hhnend genug durch
zwei Reihen etschender Zhne, den aufgerissenen Mund und die aufgetrie
benen Backen ausgezeichnet, aber doch in etwas milderer und daher abwei
chender Gestalt von dem ltesten Typus, erkennen mssen. Sie wrden
demnach an das Ende der lteren Charakteristik zu versetzen sein, etwa vor
Pindar, wie ich dies in meiner Abhandlung ber die Entwickelung des
Gorgonen-Ideals in der Poesie und Kunst der Alten (z) darzuthun ver
sucht habe.
muthen knnen, dafs gerade diese spteren Mnzen dann auch wohl mit dem
(')
(z)
20
Lsvszow
Namen der Stadt bezeichnet sein wrden. Davon aber hat sich noch bis
jetzt keine Spur gefunden. Dasselbe gilt von den Mnzen Pariums. Alle
lteren mit dem Namen TIAPI. zeigen das Gorgonium mit ausgereckter
Zunge, keine die mit dem gemilderterm Charakter ohne dieselbe. Erst spt
zeigt sich mit der alten Benennung ITAPI. auf Mnzen von Erz das Antlitz
Medusens, aber schon in viel verschnerter Form ohne ausgereckte Zunge
und ohne allen Vorgang einer hnlichen Silbermnze aus frherer Zeit.
then, dafs diese Mnzen zusammt denen der ersten Gattung ihren Ursprung
am nrdlichen Gestade des Pontus Euxinus genommen haben.
mal ganz ausfllend. Sie hlt an Gewicht 18 Gran. Jede Inschrift fehlt.
Durch lngeren Kurs im Handel und Wandel ist sie etwas abgeglttet. Das
Bild der Schildkrte scheint das von den Numismatikern benannte Bild der
Meerschildkrte zu sein, mit glatter Schaale, wie auf anderen.
Dafs diese Mnze der Insel Aegina, als eins der ltesten Denkmler
ihrer Mnzkunst zugeschrieben werden msse, wird jetzt bei allen denen
krte bezeichneten und zum Theil mit der Inschrift AlFl in dem fnffach
getheilten Quadratum incusum beschriebenen Mnzen jener Insel unbedenk
(')
(2)
jlsdd
medailles antiques.
21
lich zu erkennen, als mit andern und selbst mit Eckheln der Stadt Aegina
in Achaja. Deshalb hat auch Mionnet keinen Anstand genommen, sowohl
im Recueil des Planches zu seiner Descrijution, als im Supplemente, diese ganze
Reihe von Mnzen von den ltesten an unter die Mnzen von Aegina auf
zunehmen.
hervorbrechen.
Die Mnze ist von reinem Silber, sehr gut erhalten und
gereinigt; der Umfang eher dreieckig als rund, doch mit stumpfen Winkeln.
Die Grfse ist die kleinste, wie bei den brigen der vorigen Gattungen. Das
Gewicht betrgt 15-Gran.
Das Bild der Rckseite, der Stern, bendet sich erhoben innerhalb
eines vertieften Quadrats, woraus erhellt, dafs diese Mnze der Klasse derer
angehrt, denen nach aufgehobenem unformlichen und roheren Quadrat,
zwar ein ganzes regelmfsiges, selbst vertieftes Quadrat verblieb, welches
Aber nachdem
bald darauf mehrere andere hnliche, sowohl goldene als silberne von Cou
sinery aus Asien nach Europa gebracht worden waren, von denen die-jn
geren denselben Typus mit der Beischrift KYZI. zu erkennen gaben, nahm
()
22
Lnvnzow
S estini seine Meinung zurck und schrieb sie alle mit vollkommenem Rechte
Cyzikus in Mysien zu. ()
Deshalb kann auch ber die Geburtsstadt unserer Mnze ohne Bei
schrift kein Zweifel obwalten; auch sie verdankt dem mysischen Cyzikus ih
ren Ursprung.
quariums besitzt hnliche, sehr gut erhaltene Exemplare, aus welchen nicht
nur die vollkommene bereinstimmung derselben mit der hier in Rede ste
henden sich ergiebt, sondern auch das Zeitalter, in welchem sie geprgt
worden, im Allgemeinen bestimmt werden kann. Denn in dem am voll
kommensten erhaltenen des Kniglichen Kabinets sind die Spuren eines ver
tieften Quadrats, wie auf der Rckseite jener Mnze von Cyzikus, ersicht
lich mit dem Bilde der Nachteule, also in der Periode der Mnzkunst, wel
Zeitalter dieser athenischen Mnzen vor Phidias, also vor Olymp. 85, 3. oder
23
Indem diese erst neulich gefundene Mnze auf beiden Seiten sich sehr
zerrieben darstellt, giebt sie zugleich zu erkennen, dafs sie schon frher sehr
lange im Kurs gewesen sein mufs; sie also eine betrchtliche Zeit nach ihrer
Prgung allen brigen noch schrfer im Geprge erhaltenen beigelegt und
so endlich mit ihnen zugleich dem Norden Europas zugefhrt worden ist.
haltung und dem schnsten Silberglanze; aber eines vllig neuen orientali
schen Charakters und Geprges, welche hchst wahrscheinlich zu diesem
Funde nicht gehrte, sondern nur aus Unwissenheit und wegen ihrer Klein
heit von einem der frheren Verkufer damit als Zugabe, oder auch durch
Zufall, verbunden worden war, weshalb ich auf sie weiter keine Rcksicht
I.
1) Dafs diese Mnzen, mit Ausnahme der von Cyzikus und Athen,
zu den ltesten griechischen gehren, ist schon oben im Verlaufe ihrer
Beschreibung ausgesprochen und bewiesen worden. Es folgt daraus, dafs
24
Lnvnzow
mit Recht bestimmen lassen. Aus vielen andern Anzeigen erhellt wenigstens
dal's von der Zeit an das Quadratum incusum auf den griechischen Mnzen
fast ganz verschwand und auf der Rckseite schon frmlich ausgebildeten
Aber 4) beweist das Metall d.i. das reinere Silber, und die kleinste
Grfse, welche in diesen Mnzen sich, mit Ausnahme der wenigsten, gleich
ist und endlich das nach Nrnberger, oder dem Alt-Preufsischen Apothe
ren hat. Im Allgemeinen aber knnte man wohl annehmen, dal's nach dem
ermittelten Gewichte die Norm fr die kleinsten der ersten und zweiten Gat
tung 10 Gran gewesen sei, weil diese Zahl, als die mittlere und hugste,
zwischen 8, 9 und 10% Gran an unseren Mnzen sich ergiebt, das Weniger
und Mehr aber in einigen theils der minderen Sorgfalt der Mnzer, theils
der noch unvollkommenen Einrichtung der Mnze in den ersten Perioden
ihres Betriebes, und endlich 'denjEinwirkungen der Zeit zuzuschreiben ist.
'
25
und zum Kauf kleiner und weniger bedeutender Dinge, wozu sie nur am
bequemsten sein konnten.
6) Dasselbe gilt auch von dem Werthe der Aeginetischen Mnze,
wenn sie gleich 18 Gran wiegend von grfserem Gewichte ist als die kleinste
Mnze der ersten und zweiten Gattung, also nach aeginetischem Fufse ge
prgt, der ein grfseres Gewicht vorschrieb.
'
7) Aber die beiden grfseren der ersten Gattung (Nr. 27. und 28.)
verhalten sich im Ganzen zu den kleineren dieser Gattung so, dafs jede der
selben dem Gewichte von sieben der kleineren gleichkommt und daher fr
eine Drachme anerkannt werden mufs, die beiden grfsten aber von allen,
sowohl der ersten Gattung (Nr. 29.) und die der zweiten (Nr. 7.) aber also,
dafs sie 113i, bis zu 14 der kleinsten im Gewichte gleich sind und daher jede
fr eine Didrachme oder Doppeldrachme angesehen werden mufs.
8) Jene Mnze von Cyzikus ist zwar nicht zu den ltesten zu rechnen,
eben so wie auch jene von Athen, beide aber doch, wie wir frher gezeigt
haben, zu den lteren, deren Geprge die zweite Periode der Mnzkunst
zu erkennen giebt, welche zwischen die Jahre 480 vor Christus, oder von
Alexander I. von Macedonien bis zu Philipp II. von Macedonien, also unge
fhr Olymp.CV.1, oder bis zum Jahre 358 vor Christus, fllt. Denn es
sind Cyzicenische Mnzen gefunden worden, welche mit dem blofsen Qua
dratum incusum geprgt sind, also von den ltesten, wie Sestini (a.a. O.)
bewiesen. Von den Athenischen Mnzen ist aber im Gegentheil noch kein
Beispiel einer blofs mit dem Quadratum incusum bezeichneten und mit voll
kommenem Rechte fr eine athenische anzuerkennende Mnze zum Vor
schein gekommen.
9) Dafs aber jene Mnze von Cyzikus und jene von Athen ohne
Quadratum incusum den brigen der ltesten Periode beigemischt in unse
rem Funde angetroffen werden, zeigt deutlich an , dafs das Zeitalter, in
welchem alle diese Mnzen zugleich bis in unsere Gegenden gekommen sind,
D 2
26
Lnvnzow
10) Ferner ist es wohl nicht zu verkennen, dafs diese Mnzen von
einem Volke herrhren und zu dem Norden Europas gebracht worden sind,
bei welchem, aufser den einheimischen Mnzen, noch Mnzen mancherlei
Art und verschiedener Stdte im Kurs waren. Dies mufs ein Volk gewesen
sein, welches in ausgebreiteten Handelsverbindungen mit dem europischen
und asiatischen Griechenlande gestanden hat. Es mgte wohl nicht mit Un
recht zu vermuthen sein, dafs die Spuren desselben zunchst in den Mnzen
der beiden ersten Klassen entdeckt werden knnten, da frher bemerkt wor
den ist, dal's in der ganzen Fabrik derselben sich eine grofse bereinstim
mung beider zeigt, sie daher wohl einem und demselben Volke und einer
und derselben Zeit entsprungen sein mgten, und weil auch gerade in ihnen
die grfsere Zahl der gefundenen Mnzen besteht.
mit jenen ltesten vereinigt gefunden worden sind; so geht auch daraus her
vor, dafs diese Mnzen schon in den ltesten Zeiten, vor allen brigen,
von denen sich bisher Beispiele gefundener Mnzen in Preufsen und in be
nachbarten nordischen Lndern ergeben haben, also lange schon vor Christi
Geburt, dorthin gebracht und hier, sei es durch Zufall, oder absichtlich,
bis auf unsere Zeit dem Schoofse der Erde anvertraut worden sind.
11.
Ich schliefse jetzt diese Bemerkungen zweitens mit Darlegung der
Grnde, welche mich vermuthen lassen, erstlich, dafs die Mnzen der bei
den ersten Gattungen einer Stadt entsprungen sind, welche am Pontus Euxi-
nus und zwar im europischen Sarmatien, gelegen hat, und zweitens, dafs
smmtliche Mnzen von dort nach den Gegenden der Weichsel durch den
frhesten Handel versetzt worden sind.
Was die erste Vermuthung betrifft, so geben mir dazu folgende That
sachen eine wohl nicht unbegrndete Veranlassung.
27
zen dieser Stadt mit ihrem Namen bezeichnet zum Vorschein gebracht, auf
welchen sich beide Typen der Mnzen erster und zweiter Gattung unseres
Fundes vereinzelt darstellen, das heifst Mnzen, theils mit der Form eines
Rades von vier Speichen, theils Mnzen mit dem Kopfe der Medusa, und
diesen fast in allen Darstellungsweisen ihres Ideals, mit Ausnahme des vollen
Speichen und, wie Sestini will, mit der Inschrift AXIA (d.i. AXIMEIA).(Z)
Auch ndet sich dieselbe Radform auf zwei andern kleineren Erzmnzen die
ser Gegend, das eine Rad als ein signum recusum ber einem lteren Ge
(') S. die Litteratur dieser Entdeckungsgeschichte bei Bckh Corpus Inscriptl. graeec.
V01. II. ParsXI. 8.80. u. 81.
(2) M.s. die Kopie dieser Mnze auf der TalIII. nr.27. zu dieser Abhandlung.
(S) So liest Sestini die Inschrift auf beiden Gattungen von Mnzen. Mir schien es
von Anfange an unwahrscheinlich, dal's eine so wenig bewohnte Insel von so kleinem Um
fange und nur allein wegen des Heiligthuids des Achill besucht, eine eigene Mnzsttte ge
habt haben sollte.
Ich vermuthete daher, dal's Sestini die vielleicht nicht mehr ganz voll
kommen erhaltene Schrift auf beiden Mnzgattungen falsch gelesen, und dafs sie ursprnglich
APIX gelautet habe, wie deutlich auf den guten Exemplaren der von mir angefhrten fol
genden Mnzen von Olbia zu lesen ist. Diese von mir gegen Hrn. Staatsrath von Khler
in Petersburg geufserte Meinung ist auch vollkommen von ihm besttigt worden, so dal's
daher auch diese flschlich der Insel Aehillea beigelegte Mnzen der Stadt Olbia zugerechnet
28
Lnvnzow
Medusa im lteren Styl, doch ohne ausgereckte Zunge und auf der Rckseite
mit dem Bilde eines Rades von vier etwas gegen den Umkreis spitz zulaufen
den Speichen mit den dazwischen gesetzten Elementen der beiden Sylben
APIX, statt TAPIXAC), also Gorgonium- und Rad auf einer und
d e rse l b e n Mnze, der Stadt Olbia zugehrig, bei von Blaramberg
2) Unter allen diesen Mnzen von Olbia und Achillea ist nun zwar
keine Silbermnze, welche unsern Rad- und Medusen-Mnzen vollkommen
entspricht, wenn man nicht etwa eine kleine Mnze von Elektrum auf der
einen Seite mit einem hfslichen Gorgonium, auf der andern mit einem vier
fach getheilten, nicht sehr tiefen Quadratum incusum dafr ansehen will. (z)
Aber die Menge von dieser Gattung von Autonom-Mnzen mit diesen Ge
prgen einer, besonders bei den Medusenmnzen, sich schrittweise erge
zu schliefsen, in grfserer Zahl als auf der Mnze irgend einer andern Stadt
des alten Griechenlandes. Dafs sich dort in Olbia keine solche Silber
mnze bis jetzt gefunden hat, wie sich berhaupt wenig Silbermnzen dort
aus der ltesten Zeit mehr zu nden scheinen, hat wohl seinen Grund vor
nehmlich darin, dafs dieses ltere Silber nur allein fr den auswrtigen Han
del brauchbar war, folglich am meisten auswrts gegangen ist und daher
auch leichter verloren gehen konnte. Auch kann der verheerende Einfall
der Dacier oder Geten in die am Pontus gelegenen Lnder, der sich in sp
werden mssen. ber die Inseln des Achilles sehe man brigens die neusten und umfas
senden Untersuchungen von Khlers im X. Bande der lllemoires de I/Icadem. Imper.
des Sciences de SLPeters-bourg. 1826. Sur (es Isles et [a (Jourse consacrde: Achille
dans le Pont-Euxin. 151531-819.
() ber die Bedeutung dieser Bezeichnung s.m. von Khlers Abhandlung unter dem
Titel: TAPIXOE, ou recherehes sur 1'lzistoire et [es Anliquiles de pecheries de la Russie
mcrillionale (im I. Bande der Memoiren der Acadcmie in Petersburg. Sixieme Serie.
Tom.I. 1832.).
(')
29
terer Zeit, gegen die Mitte des letzten Jahrhunderts vor Christus, wenige
Jahre nach der Regierung des Mithradates Eupator, etwa 56 vor Chr. Ge
burt;() sogar lngs dem Pontus Euxinus bis nach Apollonia in Thrazien
hin erstreckte, den grfsten Theil der Mnzen edleren Metalles aus der l
testen Periode des Wohlstandes dieser Gegenden, als vorzglich gesuchte
Beute, entfhrt haben, und von den Siegern, wie hug von Barbaren ge
schieht, fr andere Zwecke eingeschmolzen, auf diese Weise ganz vernichtet
worden sein.
3) Wenn nun gleich durch diese Thatsachen keine vllige Identitt
irgend einer, entweder bei Olbia, auf Achillea, oder auch bei andern be
nachbarten Stdten, z.B. bei Istrus, gefundenen Mnze mit denen der ersten
oder zweiten Gattung unseres Fundes dargethan wird; auch der blofse Um
stand des dort Gefundenseins allein nicht fr die gemeinschaftliche Quelle
ren jener Stdte und rter am Aususse des Borysthenes, sehr gewhnlich
und eine lange Zeit fortdauernd gewesen sei, gewhnlicher und lnger dau
ernd, als fast auf irgend einer andern Stadt des alten Griechenlandes. Des:
halb wird aber auch die Mglichkeit, dafs unsere Mnzen aus diesen Ge
genden herstammen, eher vergrert, als vermindert, zumal wenn noch an
dere Umstnde hinzutreten, welche diese Beziehung um so wahrscheinlicher
machen.
4) Denn aus der berwiegenderen Zahl der sich im Geprge und
Werth gleichen Rad- und Medusen-Mnzen unseres Fundes ergiebt sich au
genscheinlich, dafs sie von einer Stadt oder Gegend herstammen, in welcher
auf den einheimischen Mnzen beide Typen, Rad und Gorgonium, sehr
gebruchlich waren, was sich von keiner andern Stadt aus ihren Mnzen be
weisen lfst, welche entweder nur die Radform, oder das Medusen-Antlitz
allein auf ihren Vorderseiten zeigen, am wenigsten aber Medusen-Antlitz
und Radform auf beiden Seiten derselben Mnze zugleich, wie bei den
angefhrten von Olbia, die Sestini auf Achillea bezieht. Dadurch wird
(') S. Dio Chrysostbomus Oratio ad Borystlzenilas anno posl Christ. 97'ha1n'za.
TolmII. Edit. Reisk.
30
LBVEZOW
(')
(2) Von Bckh nher erlutert im II. Bande des Corpus Inscriptionum Graecarum
S. 126. folgd. Nr. 2059.
31
Wenn wir es frher bewiesen zu haben glauben, dafs die Figur des Ra
des auf den Mnzen, als Theil fr das Ganze, auch die symbolische Bedeutung
der Wagenrennen in den irgend einer Gottheit geweihten Spielen habe und
auch diese Spiele daher zur Bezeichnung des dem Gotte gewidmeten Kultus
zu nehmen seien; so darf dieses Symbol auf den Mnzen Olbias und dem
vermeintlichen Achilleas nicht befremden, da in ihnen Apollo unter der Be
nennung neue-reimt; (z) als Hauptgottheit verehrt worden zu sein scheint, wie
nicht nur so viele Mnzen, mit seinem belorberten Kopfebezeichnet, in
Verbindung mit dem Umstande beweisen, dafs Olbia als Kolonie von Milet
von dort her die Verehrung des Didymischen Apollo oder des athenischen
irpaa-rarnipias) berkommen hatte, sondern auch durch Inschriften vollkom
() Blaramberg in der Nolice sur Olbia, a.a.O. p.17. bemerkt in letzter Hin
sieht: Les nombreuses relations d()lbia avec dautres villes et colonies grecques, tant dAsie
que dEurope, sont constatces par les monnais dAthenes, de lisle dEubee, de la Beotie,
de la Macedoine, de la Thrace, de la Tauride, de la Paphlagonie, du Pont etc., que lon
rencontre parmis celles dOlbia dans les ruines de cette ville surtout dans le Liman du
Boug, lorsque le vents dOuest, en refoulant les eaux du euve, facilitent les rechercbes
que font les paysans des environs dans la vase produite par les terres cbonlees qui faisaient
jadis Partie de la ville et qui sec0ulent successivement avec ce quelles recelent dans leur
sein.
(3)
Vergl. die Bemerk. Bckhs Corp. Inscripll. Graecc. Tom. II. p.133. vergl. mit
32
Lnvnzow
men besttigt ist ( l ). Andererseits aber in Hinsicht aufAchillea lfst sich wohl
das gleiche vermuthen, da diese Insel dem Achilles geweiht ein Heroon des
selben in sich schlofs und folglich dem festlichen Kultus desselben, unter
dem Namen des TTONTAPXHZ, zu gewissen Zeiten heroische Wettkmpfe
und also auch im Wagenrennen nicht gefehlt haben, wie gleichfalls aus epi
graphischen Denkmlern erwiesen ist (z).
Was aber zweitens das Gorgonium auf diesen Mnzen anbetrifft, so
bezieht es sich offenbar, wie auf so vielen andern Mnzen des Pontus, auf
Perseus, der hier gleich einem einheimischen Heroen verehrt ward (3).
7) Aber Olbia stand nicht blofs in grofsen Handelsverbindungen mit
der kultivirten griechischen Welt. Seine Lage am Aususse des Borysthenes
und der unmittelbare Zusammenhang dieses Stromes mit mehreren kleineren
des europischen Sarmatiens dehnten die Beziehungen seines Handels auch
auf die roheren Vlkerschalten, welche die grofsen Lnder im Norden bis
zu den Gestaden des Baltischen Meeres bewohnten, aus. Aufser andern
Produkten als Getreide, Pelzwerk und Sklaven, war es auch der von der
alten Welt dem Golde und den Edelsteinen gleichgeschtzte Bernstein (4),
welcher auf immer mehr sich befestigenden Handelswegen von den Gestaden
des jetzigen Preufsens bis zu den Ksten des Pontus Euxinus, trotz allen
Mhen und Schwierigkeiten, welche mit Reisen und Transporten auf so un
gebahnten Strafsen und durch so unbebaute Lnderstrecken verknpft sein
Abhandl. sur les Isles el la Coursc consacr. Achille dans lc Pont-Euxin. p.634..folgd.
(a) M. vergl. die Bemerkungen Bttigers in noLSI. Sltltijblgd. in den Ideen zur
Kunst-Mythologie. 1. Cursus.
33
delsweg wohl allerdings; aber sie wurden, zumal als die Veneder sich wei
ter nach Westen vorgedrngt, gewifs dadurch bedeutend erleichtert, dafs
endurch Sarmatien fast immer unter befreundeten und stammverwandten
Vlkern fortlief. Bis zu den Alaunen erstreckt sich das Gebiet der Stavaner
und in den Wohnsitzen der ersteren lagen die Quellen des Borysthenes.
Ohne Zweifel war es dieser Weg, auf welchem schon in frhester Zeit,
bevor noch jene Strafse nach Pannonien geffnet war, der Bernstein durch
das alte Scythien zu den Griechen und weiterhin nach Asien gelangte.
Zwar war der sdliche der nach Pannonien hinabging, eine Zeitlang der ge
whnlichste und besuchteste; im hheren Alter aber mag ihm der
stliche auf dem Borysthenes ohne Zweifel voranstehen.
gesellen konnten. Wir sehen sie in einer Zeit entsprungen, welche mit der
jenigen bereinstimmt, welche dem Preufsischen Geschichtschreiber nur al
lein vorschwebte.
sten gehren, welche von der sdlichen griechischen Welt zu dem Preufsi
()
Man vergleiche damit die noch viel zu wenig gewrdigten Forschungen Brehmers
ber die Handelswege der alten Welt in Entdeckungen im Alterthum. Weimar, 1822. 8.
Zweite Ablheil. von Kap.27-32. und die Charlen lt und 5. zu dieser Abtheilung.
E2
34
Lnvszow
scheu Norden gekommen sind und zwar frher, als alle spteren rmischen
oder orientalischen Mnzen.
stecke (), mit welchem dieser Geograph eine der Stationen auf dem gro
fsen Handelswege bezeichnete, welcher von Celemantica bis Garrhodunum
(Czarnovice), von dieser Stadt aber bis zur Weichselmndung ber Setidawa
(Cydowo bei Gnesen) bis Ascaucalis fhrte. Im Archive
alle Geogra
phie, Geschichte und Alterthnier zhsonderheit der Germanischen Vlker
stmme (z) bemerkt wenigstens jener erluternde Gelehrte bei der von Pto
lemus angegebenen Lage von Ascaucalis folgendes: Ptolemus Entfernung,
nmlich des Orts Ascaucalis von der letzten Station Setidawa (d. i. Cydowo)
betrgt eilf Meilen in nrdlicher Richtung. Mit zehn Meilen von Cydowo
gelangen wir nach dem Passe von Nakel in derselben Richtung, und so
scheint hier, oder bei dem gegenber liegenden Exin, oder Czerekwiza,
wo Alterthmer gefunden werden, der gesuchte Ort gestanden zu
haben? - Diefs schrieb der Verfasser im Jahre 1822, also zwei Jahre vor
der, fast auf derselben Stelle gemachten Entdeckung unserer Mnzen.
Bei einer so grofsen bereinstimmung aller mit unserem Mnzfunde
verknpften Haupt- und Neben-Umstnde mit den Angaben des alten Geo
graphen mgte es wohl so ganz unzulssig nicht sein, anzunehmen, dafs der
Fundort der Mnzen, mit denen wir uns bis jetzt beschftigt haben, die Ge
gend des alten Ptolomischen Ascaucalis sei und zwar auf der grofsen alten
Handelsstrafse von Pannonien nach dem Baltischen Ozean, welche nach dem
()
Voigt Geschichte Preuens ThJ. S. 81. nimmt dafr Oielslci an, nnfern vom
35
dann auch wohl erscheinen, dafs unsere Mnzen von Olbia eher, als von
jeder andern Stadt Griechenlandes durch den Bernsteinhandel nach Preufsen,
oder bestimmter in die Gegend des alten Ascaucalis, zunchst auf der Was
serstrafse des Borysthenes und dann von da ab auf der nchsten Landstrafse
durch Pannonien gekommen sind.
'
Die Geschichte unseres Fundes wrde dann auch aufs neue beweisen,
Anhang
Zur Erluterung der auf Taf. II. und III. gegebenen Abbildungen.
Tafel II.
A. Mnzen mit Radform.
Nr. t, 2, 3.
belorberten Kopfe Apolls. Auf der Rckseite ein Rad mit vier einfachen
Speichen und dem hervorragenden Kopfe der Achse. Indem selbst Eckhel
diesen wichtigen Umstand und den genau ausgedruckten Umfang des ein
fachen Rades bersah, verkannte er darin diesen so deutlich bezeichneten
Gegenstand, den er nun mit andern fr eine area quadripartita erklrt. Die
36
LEVEZOW
zierlichere Form der Speichen auf Nr. i. und 2. htte leicht auf eine andere
Ansicht bringen knnen. Zwischen den Speichen auf mehreren der Anfang
des Namens, entweder durch ein einzelnes M bezeichnet, oder durch die
ter schon auf den ltesten gallischen Mnzen erscheinen; auf einigen von
barbarischer Form, nicht selten von Electrum, auch unter andern Gegen
stnden unverkennbar kleine Radbilder. Da Massilia als Kolonie von Pho
ca auch den Kultus des Apollo erhielt, ihm als seinem Schutzgotte auf der
Burg einen Tempel erbaut hatte; so werden auch ihm zu Ehren die gewhn
lichen Wagenrennen nicht gefehlt haben, deren Symbol, wie wir oben
gezeigt, das Bild eines Rades war.
Num. veterr. Anecd. Tqf. V. Nr. 3.). Auf der Vorderseite ein Helm von
vorne.
Rckseite ein Rad mit vier Speichen und der Nabe der Achse;
noch mit besonders ausgebildeter Nabe der Achse und den einzelnen Buch
staben MEZA (abgebildet beiEckhel a. a. O. Taf. V. Nr. 3.).
Auch im Mittelalter scheint der alte Mnztypus des Rades verkannt worden und die
ins Kreuz gesetzten Speichen fr ein wirkliches Kreuz genommen zu sein; indem die christ
lichen Gallischen Frsten auf den zu ihrer Zeit geprgten Massilischen Mnzen statt des Ra
deseinfrmlich ausgeprgtes, unzuverkennendes, zum Theil gespaltenes Kreuz setzenliefsen.
Diefs scheint seit dem Jahre 1366 geschehen zu sein, wo man zuerst eine groe Menge jener
antiken Radmnzen entdeckte, in deren Vorderseite man den Kopf eines Saracenen, in der
Rckseite aber ein Kreuz zu erkennen glaubte. M. s. die Abbildungen bei Fauris -Vincent
Memoire sur les Medaille: de Marseille 1771. 4. und Eckhels Auszug daraus pag. 68.
Doclr. Numorr. Vol. I.
37
Taf. I. Nr. 9.), mit demselben Typus wie vorhin, doch mit vdn der Seite
um den Umfang des Rades METAMBPIANQN. Die auf den beiden Mnzen
Nr. 4 und 6 enthaltene Inschrift des Namens lehrt augenscheinlich, wie auch
auf einigen andern hnlichen (z. B. bei Pellerin Tom. I. Pl. XXXV.
Dafs die Bilder der Rckseiten dieser Mnzen nichts mehr und nichts weni
ger als ein Rad vorstellen, zeigt das Bild desselben auf der Mnze Nr. 6.
ganz augenscheinlich. In dieser von der Seite genommenen Ansicht ist es
ganz vollkommen den Radbildern hnlich, welche sich auf grofsen Syracui
' ""
dem religisen Kultus der Einwohner so gut wie gar nichts wissen. Nr. 7, 8, 9. Drei Silbermnzen vierter Grfse, dem kleinen thraci
schen Stdtchen Tempyra angehrig.
'
Nr. 7. zeigt auf der Vorderseite ein behelmtes, jugendliches Haupt
nach der rechten Hand sehend, vielleicht das des Mercurius svaycvios. An
der Seite des Helmes das kleine Bild eines Rades mit vier Speichen. Auf der
Rckseite ein Rad mit nur drei Speichen, dazwischen die einzelnen Buch
staben IFAM (Abgebildet bei Millingen auf Taf. II. Nr. 2. vergl. mit S. 34
u. 35. des Recued de (ilelques Medailles grecques inedites. Ronze. 1812.41).
Nr. 8 und9. mit gleichem Bilde auf der Vorderseite und dem Rade
am Helme oder Petasus, auf der Rckseite aber das Bild eines Rades mit
vier Speichen, welches auch ber die Bedeutung des Bildes auf der Rck
seite von Nr. 7. keinen Zweifel lassen kann. Die Abbild. von Nr. 8. s. bei
Pellerin Med. d. Villes. Pl. CXV. Nr. '17, der sie zu denen eines unge
38
Lnvnzow
wissen Ursprunges gesetzt hat. Doch 'lfst das Bild der Vorderseite keinen
Zweifel brig. Cattaneo will die Mnzen Nr. 7., nach Note 15. zum Ca
talog. Popp. Vrhb. et Regg. quorum numi adservantur in Mus. Reg. Ofcinae
gefunden hat.
'
p. 314, Nr. 118, vergl. mit Taf. LVI, 13, 13-3 Gran schwer, auf der Vor
l derseite eine Muschelschaale, auf der Rckseite aber die Gestalt eines
Rades mit vier Speichen, die der auf unseren Mnzen hnlich ist.
Nr. 11.
Anecd. Tahll], Nr. 4. abgebildet und p.32 beschrieben; auf der Vorder
seite mit TAPAZ, von der Rechten zur Linken zu lesen, und einem nackten
Manne auf einem Delphin sitzend, unterhalb eine Muschelschaale, in Hin
sicht auf die Grfse unserer Silbermnze unter Nr. 28. hnlich.
Nr. 12. Eine andere hnliche, doch von roherer Kunst, ohne Muschel
schaale, hat Mionnet aus dem Mus. Gosselin mitgetheilt (Tom. VII. Tab. LXI,
Nr. 3. Descr. d. Med. gr.).
Rckseite; der auf dem Delphin reitende und unterhalb die Muschel, mit
TAP. von der Rechten zur Linken auf der Vorderseite.
Eine fnfte hat Pinder auf Tab. I. Nr. 2. seiner Numllsmata antiqua
39
\
terei im Alterthum berhmt war und es daher auch wohl an geschickten, sieg
reichen Wagenrennern nicht gefehlt haben wird, lfst sich aus dem, was die
Alten von der ersten bemerken, kaum bezweifeln (). Eben so lfst sich
der Kultus des Apollo in derselben Stadt voraussetzen, nach Polyb. VIII,
30, 2. vergl. mit Mllers Dorier Thl. I. p.199>lgd.
"Nr. 13, 14, 15, 16, 17. Silbermnzen von Syrakus.
gen, bezeichnet sind. Deshalb hat auch Combe mit vollkommenem Rechte
eine andere Silbermnze gleicher Grfse, auf der Vorderseite mit jenem
Kopfe und auf der Rckseite mit einem vierspeichigen Rade, der Radform auf
den besseren der unsrigen Mnzen sehr hnlich, ohne Beischrift (JVIus. Hunter.
Tab. LIV. Nr. 6. auf unserer Tafel II. Nr. 13.) derselben Stadt vindicirt.
Eine zierlichere vllig ausgebildete Radform erscheint Nr. 17. mit der
Beischrift ZYPA und zwei Delphinen auf einer grfseren Erzmnze des Mus.
Hunter. auf Tab. LIV. Nr. 26. abgebildet, so dafs also wegen der Radform
Quadrigen die Bedeutung jenes Symbols und seine Beziehung nicht aufser
allen Zweifel setzten.
()
40
Luvnzow
Jene von uns unter Nr. 14, 15, 16 und 17 unserer Tafel II. abgebil
deten Mnzen, mit den zumal auf Nr. 14. zwischen den vier Speichen ver
theilten Buchstaben Z-Y- P-A- giebt mir Veranlassung zur Berichtigung einer
Ansicht ber Zweck der Radform auf den alten Mnzen, die bei Gelegen
Urspruuges sind, und deshalb mit den unsrigen und den ihnen hnlichen viel
lteren nicht verglichen werden knnen, um aus ihnen das Radbild auf so
uralten Monumenten zu erklren; so kann diese Ansicht schon aus dem
Grunde nicht Statt nden, da die ltesten und auch viele spteren mit dem
Radbilde geprgten Mnzen, wie zum Beispiel die unsrigen und unter ihnen
die derersten Klasse mit dem allerltesten rohen Bilde, gar keine In
schrift haben, folglich das Bild ursprnglich einen andern Zweck, eine
andere Bedeutung gehabt haben mufs. Dafs man erst spterhin die Inschrift
zwischen die Speichen des Rades setzte, davon war der Grund kein anderer
als der, man konnte der Inschrift keine andere Stelle anweisen, da der bis
an den Rand der Mnze sich mehrentheils ausdehnende Umkreis des Rades
Das Mus. Hunter. zeigt auf Tab.XXVIII. Nr. 17. (vergl. mit Nr. 18.
unserer Taf. II.) eine Erzmnze, auf deren Rcks eite eine Radgur mit vier
Gerstenkrnern zwischen den vier Radspeichen; auf der Vorderseite ein
nach der linken Hand stehender Stier, oberhalb FEAAZ, unterhalb es;
vergl. mit Princ. Torremuzza Numm. Sicil. Tah. XXXIII. Nr. 21.
Ohne Zweifel hat diese eherne Mnze (wenn sie nicht die sogenannte Anima
einer vormals betrglich plattirten Silbermnze ist) ihr Vorbild in andern
lteren Silbermnzen, deren Abbilder Pr. T0 rre muzz a. a. a. O. TaIzXXII.
41
unter Nr. 14 u. 15. gegeben hat, auf der Vorderseite das Vordertheil eines
Stiers mit menschlichem Antlitze nach der Rechten gerichtet, darstellend,
in der Geogr. numis-m. hat gar keine Mnze dieser Stadt angefhrt. Er ver
weiset die dafr gehaltenen nach Traelium in Macedonien. Man sehe indessen
ber diese Stadt und diese Mnzen die Bemerkungen Eckhels in der Doctr.
Num. ad Serdzcam T/zraciae et Traelium Jllaced. Er hlt sie alle fr ungewifs.
Nr. 21, 22. Mnzen von Akanthus.
_
Eine Erzmnze, auf der Vorderseite ein behelmtes Haupt zur Rech
ten, auf der Rckseite die Radgur mit vier Speichen und der dazwischen
gesetzten Inschrift AKAN, giebt das Mus. Hunter. auf Tab. I. Nr. 17. (m.
s. die Abbild. auf Taf. II. Nr. 21. dieser Abhandl.), so wie eine andere hn
liche auf der Rckseite mit derselben Inschrift; aber auf der Vorderseite
einen Reiter zur Rechten, zeigt das Mus. Viczai Tom. I. Tab. XI. Nr. 223.
(m. s. die Copie auf Taf. II. d. Abhandl. Nr. 22.) und eine ganz hnliche
Mnze bei Harwo 0 d Popp. et Vrbb. Selecta Numism. Graeca ex Aale. Tab. I.
Nr. 2. 3 modul., als unzubezweifelnde Denkmler von Akanthus in Macedo
nien. Die Radform auf diesen Mnzen ist ganz einfach, mit geraden, un
verzierten Radien.
42
LEVEZOW
und AX. von Sestini und Mionnet, vornemlich aber von dem Erstgenann
ten, der Insel A chillea im Pontus des europischen Sarmatiens zugeschrie
ben. Man vergleiche indessen ber diese Inschrift und ihre Richtigkeit das,
was wir in der Note 3 zu Seite 27 dieser Abhandl. bemerkt haben, woraus
hervorgeht, dafs sie vielmehr der Stadt Olbia als jener Insel zunchst zuge
schrieben werden mssen. M. s. die Abbildungen und Beschreibungen die
ser drei ersten Mnzen bei Mionnet Supl. Tom. II. unter der Rubrik
Achillea, vornehmlich aber bei Sestini Contin. d. Letter. numism. Tom. I V.
p. 40 algd. und dazu Tab.IV. Nr.6. und 7. der in Bezug auf die unter
Nr. 24. und 25. von uns mitgetheilten Rckseiten (vergl. mit Mus. Viczai
Tab. XXVIII. Nr. 623. aer. 3. auf unserer Taf. II. Nr. 25.).
Von allen die wichtigste erscheint die auf unserer Tafel I]. Nr. 26.
in den Abbildungen beider Seiten mitgetheilte, indem sie auf der Vor
derseite das rohere Gorgonenhaupt, auf der Rckseite aber das Bild
eines Rades mit vier einfachen Speichen darstellt, bei Sestini Letter.
T0m.IV. Tab. I. Nr. 5. Inwiefern diese Mnze mit beiden Typen beson- .
beitra
gen kann, haben wir in der Abhandlung selbst bemerkt und die Lokal
Beziehungen dieser Typen nachgewiesen. Sollte sich indessen die Lesart
AXIA auf einer und der andern wohlerhaltenen Mnze bewhren, so wrde
diefs in unserer Vermuthung der Hauptsache nach nichts ndern, bei der
grofsen Nhe Achilleas und Olbias und des politischen Zusammenhanges bei
der rter.
'
Nr. 27. Eine Silbermnze, 2 mod., auf deren Vorderseite ein
stofsender Stier und der Inschrift AIB/VP. Auf der Rckseite: in dem
Felde eines Quadratum incusum ein Rad mit vier Speichen; in den Winkeln
des Quadrats Z- I-N -.Q, als grfsere Hlfte des Namens Sinope in Paphla
gonien. Bei Sestini Lettr. Tom. II. Tlff: IV. Nr. 23. (auf unserer TafJI.
Nr. 27.). Die Form des Rades und der Speichen ist zierlich und ganz der
Form des Wagenrades unter Nr. 53. auf unserer Taf. III. hnlich.
Nr. 28, 29. Mnzen von Chalcedon.
Die Mnze unter Nr. 28. mit der Inschrift XAAK, also auf Chalce
don in Bithynien bezglich, hat Pellerin Med. d. Vles. T. II. Pl. XLI.
Nr. 9. bekannt gemacht, eine hnliche (bei uns unter Nr. 29.) Mionnet
43
auf Pl. XLII. Nr. 6. a. a. O. Auf der Vorderseite ein entblfstes gebr
tetes Haupt mit gleicher Inschrift. Sie sind beide von dritter Grfse.
Das Radbild ist den Bildern der Wagenrder unter Nr. 53 und 54 unserer
Taf. III. sehr hnlich. Der Umkreis des Rades auf dem zweiten Bilde zeich
net sich berdiefs durch eine besondere Verzierung aus.
'
ist von Combe im Mus. Hunter. auf Tab. LXVII. Nr. i. mitgetheilt und
den unsrigen des besseren Geprges so vollkommen hnlich, dafs sie unstrei
Wir wrden
sie daher unbedenklich, nach dem, was wir darber schon in unserer Ab
wohl aus Vorsicht dazu veranlafst. Die Rckseite enthlt das einfache, un
geschmckte Rad in dem Felde eines Quadratum incusum. Eine hnliche
Silbermnze, vielleicht gleichfalls wie die vorigen aus dem Knigl. Kabinet
zu Paris, und von derselben Grfse, aber neben dem Stier im Felde, ober
halb ll und neben dem Halse den einzelnen Buchstaben )l enthaltend, bei
Mionnet Pl. LI. Nr. 3. Tom. VII. im Recuetl d. Planches.
Die dritte Mnze Nr. 32. ist von Mionnet a. a. O. Tab. XL. Nr. 4.
abgebildet. Sie enthlt eine der einfacheren, noch unvollkommneren Kon
strukzionen des alten Rades, nach welchen das Rad entweder in einem Stcke
eine volle hlzerne Scheibe bildet (wie die Wagen der Deutschen und Sar
maten an der Columna Antonini, bei Sante Bartoli auf Tqf. XXI. und
Taf. LXX.), oder aus mehreren Stcken zusammengesetzt war, und durch
drei darber angebrachte Queerhlzer, durch ein ber den ganzen Durch
messer der Cirkelscheibe gehendes und zwei darber an den kleineren Seg
44
LEVBZOW
Veterunz, Lib. I. c. 6. p. 45. Dieselbe Form ndet sich auch in den Admirand.
Roman. Antiqq. Vestigiils, von Sante Bartoli, auf TalzXXI/, doch ohne
Andeutung der drei Stcke, aus denen das Rad zusammengesetzt ist. End
lich aber nicht mehr zu einer vollen Scheibe, sondern schon aus Felgen und
Speichen zusammengesetzt, doch in der Art, dafs die Speichen nicht vom
Mittelpunkte, der Nabe, ausgehen und bis an den Umkreis reichen; sondern so, dafs die Nabe nur durch das Centrum eines einzigen bis an den Umkreis
durchgehenden Queerholzes gebildet wird, welches von zwei andern, das
selbe an den Seiten senkrecht durchschneidenden Hlzern noch mehr Festig
keit erhlt. Diese Form ist die auf unserer Mnze Nr. 32, und dafs sie die
Form eines wirklichen Rades, und nichts anderes sei, lehrt das gleichgebil
dete Rad eines Wagens, der von zwei Maulthieren gezogen wird, in dem
Die vierte Mnze (Nr. 33.) hat Mionnet auf Taf. XL. Nr. 5. a. a. O.
abbilden lassen. Sie enthlt, wie man auch aus unserer Kopie sehen kann,
das alte einfache, aber schon vierspeichige Rad auf der Vorderseite; auf
der Rckseite ein unfrmliches Quadratum incusum. Sie ist sehr ber
einstimmend mit der grfsten Silbermnze unseres Fundes auf Taf. I. Nr. 29.
so wie gleichfalls die fnfte Mnze (Nr.34.), bei Mionnet auf Tzf LXI.
Nr. 1., ganz bereinstimmend ist mit der unsrigen unter Nr. 27. auf Taf. I.
45
Tafel III.
'
3"
Die auf Taf. IH. von unter Nr.35 bis 44 abgebildeten Rckseiten der
grofsen, durch Combe im Hunter. Mus. und von Torremuzza in den
Numis Sicil. und Sestini Tqf. I. Nr. 15. Descriptzb Nuniorr. Veterr. edirten
silbernen Prachtmnzen von Gela, Messana und Syrakus geben in den Rdern
der darauf abgebildeten Bigen und Quadrigen, alle dieselben Formen auf
Vasengemlden, Reliefs u. s. w.
Dieselben Formen stellen sich auch an den unter Nr. 45 bis 55 gege
benen Abbildungen der Rder in grfserem Maasstabe an Wagen verschiede
ner Art, auf mancherlei Monumenten, als erhobenen Werken, in Vasenge
mlden und in anderen fr sich bestehenden Denkmlern dar; als auf Vasen
gemlden in Nr. 45, an der Quadriga des blitzenden Jupiters in dem schnen
Vasengemlde bei Tischbein (Hamiltons Vasen) Vol. I.
31.
Nr. 46. an der Biga, ebendaselbst Vol. II. g. 27.
'
Nr. 47. an der Quadriga, ebendaselbst Vol. Lg. 24.
Nr. 48. an dem gegelten Wagen Triptolems, ebendaselbst Vol. I.
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() Ein einzelnes, vierspeichiges aber gegeltes Rad von Minerva mit der linken Hand
gehalten, in dem Gemlde eines Trinkgeffses von gebranntem Thon, abgebildet auf P1. VII.
der Antiquar du Cabinet d. Comt. d. Pourlales-Gorgier, decriles- par T. Panofka.
Paris, 1834. F01. Ohne mich hier auf die Ausgleichung der Meinungen des gelehrten Er
klrers und Hrn. Raoul-Rochette, des frheren Editors dieses Geffses, einlassen zu wol
len (m. vergl. Pano fkas Note 35. zu pag. 41. d. a. W.), kann ich darin nichts anderes sehen,
als das Beispiel eines Symbols, welches den Theil fr das Ganze giebt, vielleicht hier das
Symbol einer Minerva Ergane.
46
rium des Knigl. Museums zu Berlin, vergl. mit demschon darber Gesag
ten 8.11 dieser Abhandlung.
'
Nr. 52. an einem Wagen circensischer Genien, in dem Relief des
'
Nr. 53. am Wagen eines kleinen Genius, der mit zwei Ebern fhrt
Pio-Clem. Tom. IV. Tab. XII.
' ' Zufolge aller dieser Thatsachen, die sich noch aus so vielen andern
Denkmlern, doch vllig berssig, hufen liefsen, geht wohl fr den Un
befangenen aufser allem Zweifel hervor, dafs die in Rede stehenden Mnz
bilder nichts anders sind und sein sollten, als Abbildungen einzelner Rder
von ihrer ltesten einfachen Gestalt und Beschaffenheit an bis auf die spte
ren Zeiten, wo sie schon durch zierlichere Bildung der Speichen ausgezeich
net erscheinen.
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matiques dediees Thorwaldsen (vom Hrn. Grafen von P alin) Rome 1833.
gr. 8:, aber leider auch eines ungewissen Urspruuges nach der Erklrung
des Herausgebers S. 26. Ob die dazu gemachten Bemerkungen in Hinsicht
ihrer etwanigen Beziehungen auf Chinesische, Indische, Agyptische und Me
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