Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Digitale Strategie 2025
Digitale Strategie 2025
lasfaser
Digitale
Strategie
2025
-G
Gigabit
Innovat
io
nen
nderzeit
r
Neue_G
nte
Intellige
ng
u
Vernetz
herheit
Datensic
Digitale
nitt
nsouver
Date
Technolo
gien
odelle
chftsm
s
Neue Ge
Industrie
4.0
n
Forschu
Ordnun
gsrahm
en
ket
gle Mar
in
Digital S
gentur
Digitala
Digitale
Bildung
Digita
telstand
sive Mit
soffen
lisierung
www.de.digital
netz
lasfaser
Digitale
Strategie
2025
-G
Gigabit
Innovat
io
nen
nderzeit
r
Neue_G
nte
Intellige
ng
u
Vernetz
herheit
Datensic
Digitale
nitt
nsouver
Date
Technolo
gien
odelle
chftsm
s
Neue Ge
Industrie
4.0
n
Forschu
Ordnun
gsrahm
en
ket
gle Mar
in
Digital S
gentur
Digitala
Digitale
Bildung
Digita
telstand
sive Mit
soffen
lisierung
www.de.digital
Inhalt
I.
0607
II. Einleitung
0810
1157
1215
1621
2227
2831
3235
3639
4043
4447
4853
5457
www.de.digital
www.de.digital
II. Einleitung
Die Digitalisierung ndert die Spielregeln. Sie sorgt fr enorme Umwlzungen
in Wirtschaft und Gesellschaft, bei Arbeit, Konsum, Kooperation und Kommuni
kation. Und mehr noch als in allen vorherigen Transformationen gilt bei der Digi
talisierung: Die Schnellen besiegen die Langsamen. Gewinnen wird, wer frhzei
tig neue Mrkte erschliet und schnell eigene Standards setzt. Wir mssen den
digitalen Wandel als prioritres politisches und wirtschaftliches Handlungsfeld
betrachten und neue Antworten auf die drngenden Fragen entwickeln:
Wie kann es uns gelingen, die notwendigen Infrastrukturen aufzubauen, die berhaupt erst die Voraussetzung dafr sind, die Potenziale der Digitalisierung freisetzen
und nutzen zu knnen? Neue Vertriebswege und Logistikprozesse, das Internet der
Dinge, autonomes Fahren und Industrie 4.0.: All das erfordert breitbandige Echtzeitkommunikation im Gigabitbereich. Wir mssen deshalb rasch damit beginnen, ein
breit verfgbares Glasfasernetz in Deutschland aufzubauen.
Wie schaffen wir es, dass auch in der sehr heterogenen Dienstleistungswirtschaft
mit oft sehr kleinen Unternehmen der direkte Zugang zu den Kundinnen und Kunden
mglich bleibt? Wir mssen verhindern, dass zuknftig eine Abhngigkeit von Online-Plattformen mit groen Netzwerkeffekten entsteht.
Wie sorgen wir dafr, dass in Deutschland und Europa Kompetenzen bei den Informations- und Kommunikationstechnologien sowie im Bereich Software aufgebaut
werden, die uns unabhngiger und konkurrenzfhiger machen? Wir brauchen eigene
digitale kosysteme, bestehend aus Hard- und Software. Wir sollten weder von
digitalen Komponenten anderer abhngig sein noch unsere Daten in fremde Hnde
geben mssen.
Wie organisieren wir die Qualifizierung so, dass die digitalen Bewertungs- und An
wendungskompetenzen ein Niveau erreichen, das den stark wandelnden Anforderungen der IKT- und datengetriebenen konomie gengt? Ttigkeitsfelder und ganze
Berufsbilder stehen unter dem Einfluss der Digitalisierung, neue Qualifikationen und
damit auch neue Bildungsinhalte werden bentigt. Wir mssen darauf mit neuen
Konzepten und neuen Instrumenten insbesondere auch fr informelles Lernen in allen
Phasen des Lebens reagieren.
Wie schaffen wir es, die notwendigen technologischen Innovationen und die Entwicklung neuer Geschftsmodelle zu finanzieren? Die gesamtstaatlichen FuE-Ausgaben
mssen mindestens die Quote der innovativsten Regionen der Welt erreichen. Startups mssen in die Lage versetzt werden, die notwendigen Ressourcen zu mobilisieren,
um neue Produkte und Dienste international zum Markterfolg zu fhren.
Wie bauen wir eine effiziente Steuerung der digitalen Transformation in Deutschland
auf? Fr eine Aufgabe dieser Komplexitt und Tragweite brauchen wir nicht nur eine
gro angelegte Strategie, sondern auch ein unabhngiges Kompetenzzentrum fr alle
Fragen der Digitalisierung. Einen Thinktank, der Service und Beratung anbietet, den
Dialog der Akteure bndelt und Expertise fr funktionierende Wettbewerbsstrukturen
aufbaut.
www.de.digital
www.de.digital
11
1. E
in Gigabit-Glasfasernetz fr
Deutschland bis 2025 aufbauen
Hochleistungsfhige Breitbandnetze sind Basis und Treiber der Digitalisierung
und damit fr die digitale Zukunftsfhigkeit Deutschlands unverzichtbar. Ohne
die richtigen Datenautobahnen kann Deutschland die immer schneller voran
schreitende Digitalisierung nicht erfolgreich bewltigen. Wir mssen deshalb
eine zukunftsfhige digitale Infrastruktur schaffen, die der dreifachen Anforde
rung von hoher Kapazitt, breiter Verfgbarkeit und geringer Latenz gengt:
Kapazitt: Das im Internet pro Minute transportierte Datenvolumen steigt auf allen
Netzebenen exorbitant. Das weltweite Datenvolumen im Festnetz verdoppelt sich
derzeit alle 40 Monate, in den Mobilfunknetzen sogar alle 18 Monate. Whrend 2014
weltweit rund 718 Exabyte (718 Milliarden Gigabyte) umgesetzt wurden, wird sich
dieser Wert schon bis 2019 auf 2 Billionen Gigabyte in etwa verdreifachen.2
www.de.digital
13
Latenz: Auch die verzgerungsfreie bertragung (geringe Latenz) ist fr viele Anwen
dungen unverzichtbar, beispielsweise fr eine intensive Cloud-Nutzung und vernetzte
Unternehmenssoftware. Studien belegen, dass im Online-Handel bereits bei einer
Verzgerung von einer Sekunde beim Seitenaufbau rund 10 Prozent weniger Umsatz
gettigt werden und die Kundenzufriedenheit um 16 Prozent sinkt. 8 Schon Verzgerungen im Millisekundenbereich, die heute noch die Regel sind, machen wiederum
bestimmte Prozessanwendungen unmglich.
Fr die Bewltigung dieser dreifachen Aufgabe mssen wir in Deutschland bis zum
Jahr 2025 ein Gigabit-Glasfasernetz aufbauen. Klassische Telefonleitungen oder
TV-Koaxialkabel aus Metall fhren dazu, dass sich mehrere gleichzeitig bertra
gende Signale gegenseitig stren knnen. Die optische bertragung der Daten ber
Glasfaserkabel ist gegen solche Beeintrchtigungen weitgehend unempfindlich.
Zudem weist eine Glasfaserinfrastruktur bis zu den Endkundinnen und Endkun
den einen signifikant geringeren Energieverbrauch auf als ein hochleistungsfhiges
Kupfernetz.9 Mit der wachsenden Bedeutung der IKT sollte deren Energie- und
Ressourceneffizienz (Green IT) zunehmend bercksichtigt werden. Das gilt auch
fr das TK-Netz.
Es sind Breitbandanschlsse erforderlich, die Geschwindigkeiten im Bereich
mehrerer Gigabit pro Sekunde symmetrisch sowohl im Downstream als auch
im Upstream bieten, zuverlssige echtzeitfhige bertragung sicherstellen und
Internetdienste hoher Qualitt ermglichen. Dafr muss die aktuelle deutsche
Breitbandstrategie, die im Wesentlichen auf die Bereitstellung asymmetrischer
Anschlsse fr Privatkundinnen und Privatkunden abzielt, schon jetzt um
einen Glasfaseransatz ber das Jahr 2018 hinaus ergnzt werden.
Ein flchendeckender Glasfaserausbau Fiber to the Home (FttH) in Deutschland
erfordert Investitionen in Hhe von bis zu 100 Milliarden Euro.10 Rund drei Viertel
der deutschen Bevlkerung leben in Ballungsgebieten11 , wo der deutsche Breit
bandmarkt eine hohe Wettbewerbsintensitt aufweist und ein marktgetriebener
Ausbau von Gigabitnetzen zu erwarten ist. Auch im lndlichen Raum gibt es
durchaus vorhandene positive Marktaktivitten mit einer systematischen Nut
zung von Kosteneinsparmglichkeiten und sektorbergreifenden Synergien.
In manchen Gebieten findet jedoch kein Netzaufbau statt, weil er sich betriebs
wirtschaftlich nicht rechnet.
Fr den Aufbau einer leistungsstarken und wettbewerbsfhigen digitalen Infra
struktur mssen folgende Manahmen auf den Weg gebracht werden:
8 Arthur D. Little: The Future of the Internet, Abb. 9 und darin erhaltene Verweise.
9V
gl. u.a. MICUS: Nachhaltiger NGA-Netzausbau als Chance fr Nordrhein-Westfalen. Studie im Auftrag der NRW.BANK, Mai 2015.
10 T
V Rheinland Consulting: Szenarien und Kosten fr eine kosteneffiziente flchendeckende Versorgung der bislang noch nicht mit
mindestens 50 Mbit/s versorgten Regionen, Dezember/2013, sowie WIK: Implikationen eines flchendeckenden Glasfaserausbaus und
sein Subventionsbedarf WIK Diskussionsbeitrge Nr. 359, Oktober 2011.
11 D
as heit zentraler bzw. sehr zentraler Lagetyp unabhngig von der siedlungsstrukturellen Prgung gem http://www.bbsr.bund.de/
BBSR/DE/Raumbeobachtung/Raumabgrenzungen/Raumtypen2010_vbg/Raumtypen2010_alt.html?nn=443270
Die schrittweise Erschlieung der letzten Meile mit gnstig und schnell skalierbaren
Gigabitnetzen: Da vor allem Wirtschaftsunternehmen zeitnah zukunftssichere Netze
bentigen, muss die Anbindung von Unternehmen an Gigabitnetze vorrangig betrieben werden.
Die Erleichterung der Planung und des Baus von Gigabitnetzen: Um den Ausbau
des Gigabitnetzes zu forcieren, mssen Verfahren vereinfacht, langwierige Planungen
beschleunigt und Baukosten reduziert werden knnen. Ansatzpunkte bietet das
DigiNetz-Gesetz zur Umsetzung der europischen Kostensenkungsrichtlinie. Konkrete
Beispiele sind kostengnstige Verlegetechniken wie Micro-Trenching, oberirdische
Kabelverlegung, Mitnutzung der Energie- und Verkehrsinfrastruktur.
Bei der Verbreitung der nchsten Generation von Mobilfunknetzen (5G) muss
eine europische Technologiefhrerschaft angestrebt werden. Dafr mssen bei
der Entwicklung und Standardisierung jetzt die richtigen Weichen gestellt werden.
Dies kann zum Beispiel durch eine aktive Beteiligung deutscher Unternehmen bei
entsprechenden Standardisierungsgremien erreicht werden.
www.de.digital
15
12 B
ITKOM-Umfrage unter 250 Start-up-Grndern, Pressemitteilung vom 11.6.2015,
https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Start-ups-benoetigen-im-Schnitt-25-Millionen-Euro-frisches-Kapital.html
www.de.digital
17
und ergnzen dies um eine Wachstumsfazilitt in Hhe von 500 Millionen Euro, die
2016 gemeinsam mit dem European Investment Fund aufgelegt wird. Diese soll
als Co-Investmentfonds gemeinsam mit erfolgreichen Venture Capital-Managern/
Fonds in innovative deutsche Wachstumsunternehmen in einer Grenordnung
von 30 bis 40 Millionen Euro pro Beteiligung investieren.
13 A
ccenture-Onlinebefragung: Harnessing the Power of Entrepreneurs to Open Innovation, Pressemitteilung vom 09.12.2015
https://www.accenture.com/at-de/company-news-release-dare-cooperation-focus-startups.aspx
Wir streben fr das Jahr 2017 die Schaffung eines High-Tech Grnderfonds (HTGF)
III mit einem Volumen von circa 300 Millionen Euro an. Der HTGF bietet eine erste
Finanzierung fr junge wachstumsstarke Technologieunternehmen. Nach der Grndung des HTGF I im Jahr 2005 und dem Anschlussfonds (HTGF II) wollen wir diese
Form der Untersttzung abermals verstetigen. Es sollen sich erneut die ffentliche
Hand und private Wirtschaftsunternehmen beteiligen knnen.
Wir bauen das INVEST-Programm 2016 massiv aus: Knftig wird auf Investitionen
von Privatpersonen in Wagniskapital von bis zu 500.000 Euro im Jahr (bislang:
250.000 Euro) ein Zuschuss in Hhe von 20 Prozent der Investitionen und eine Erstattung der Steuer auf Veruerungsgewinne von INVEST-Anteilen gewhrt. Auerdem
wird es einen anteiligen Frderzuschuss fr den Ausgleich von Verlusten geben.
Schlielich wird der Kreis der Antragsteller deutlich ausgeweitet.
Wir wollen die Brse als Finanzierungsquelle fr junge und innovative Wachstums
unternehmen wiederbeleben und damit einen wichtigen Exit-Kanal fr Wagnis
kapitalfinanzierungen wieder ffnen. Hierzu liegen mit dem Abschlussbericht des
von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel einberufenen Round Table eine Reihe
von Handlungsempfehlungen vor. Im Sommer 2016 legen wir eine Bestandsaufnahme
des inzwischen Erreichten vor.
Wir untersttzen potenzielle Grnderinnen und Grnder schon in der frhen Planungsphase durch den neuen Grnderwettbewerb Digitale Innovationen, bei dem
Grndungsideen bewertet und die besten ausgezeichnet werden.
www.de.digital
19
Wir untersttzen die Vernetzung von Start-ups mit der etablierten Wirtschaft, um
die Innovationskraft von Start-ups noch besser fr die Digitalisierung in allen Wirtschaftsbereichen zu nutzen.
Wir setzen die Initiative FRAUEN unternehmen fort und strken die Zusammen
arbeit mit dem Beirat Junge Digitale Wirtschaft.
Wir wollen die zunehmende Digitalisierung der Verwaltung nutzen, um Unternehmensgrndungen zu vereinfachen und den brokratischen Erfllungsaufwand zu reduzieren, damit Start-ups mehr Zeit haben, um sich erfolgreich am Markt zu etablieren.
Wir werden Brokratie in der Startphase auerdem durch die Einfhrung eines
einheitlichen Ansprechpartners 2.0 und die konsequente Einhaltung der Bro
kratiebremse (One in one out) reduzieren.
www.de.digital
21
14 Europische Kommission: SWD(2015) 100 final A Digital Single Market Strategy for Europe Analysis and Evidence Analysenpapier der
Europischen Kommission.
www.de.digital
23
mssen europisches Recht einhalten) auch ein bedeutender Schritt zur Wett
bewerbsgleichheit in der Datenkonomie. Daran wollen wir anknpfen. Der
europische digitale Rechtsrahmen setzt die Leitplanken fr die fortschreitende
Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft in der EU und ist damit von
zentraler Bedeutung fr die Wettbewerbsfhigkeit Deutschlands und Europas
in den nchsten Jahren. Die Vorteile eines europischen digitalen Binnen
markts erfassen die gesamte Wirtschaft nicht nur den IKT-Sektor, sondern
beispielsweise auch Bankwesen, Automobilbau, Logistik, Einzelhandel, Energie
und Verkehr. In allen diesen Sektoren knnen Unternehmen durch Konnektivi
tt ihre Produktivitt deutlich erhhen, zum Beispiel durch die Nutzung von
Cloud-Diensten, des Internets der Dinge und die Verwendung von unterneh
mensweit einheitlichen IT-Prozessen.
Vor allem muss ein europischer Digital Single Market (DSM) nicht nur den Inte
ressen der Konsumenten, sondern auch denen der Produzenten, gro wie klein,
dienen. Folgende Manahmen sind besonders wichtig:
Die Schaffung eines technischen DSM. Die EU muss im Bereich Normung und Standardisierung eine weltweite Vorreiterrolle einnehmen. Denn in der modernen IKT
hngt der Wert eines Gerts von der Fhigkeit ab, mit anderen Gerten zu kommunizieren (Netzwerkeffekt). Die europische Normung muss mit den weltweiten technischen Entwicklungen Schritt halten und sich auch auf internationaler Ebene durchsetzen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass erfolgversprechende, bereits laufende
nationale Initiativen nicht konterkariert werden. Wir wollen den Normungsprozessen
dabei eine politische Flankierung und Koordinierung geben.
Die Schaffung eines rechtlichen DSM. Wir mssen ber einen zukunftsfhigen euro
pischen Telekommunikations-Rechtsrahmen verfgen. Nur mit einer flchendeckend dynamischen Entwicklung leistungsfhiger Telekommunikationsmrkte und
Infrastrukturen knnen die deutsche und die europische Wirtschaft international
konkurrenzfhig bleiben. Kernelemente der anstehenden berarbeitung des Telekommunikations-Rechtsrahmens mssen insbesondere eine Regulierung mit flexibleren
Anstzen bei der Wahl der Regulierungsinstrumente, die Schaffung von Investitionsanreizen fr den Breitbandausbau, eine angemessene Einbeziehung von sogenannten
Over-the-Top-Diensten (OTTs), eine Mindestharmonisierung der Verbraucherrechte,
die Beibehaltung und gegebenenfalls Vereinfachung des bestehenden Universaldienstkonzeptes sowie die Optimierung des institutionellen Rahmens sein.
mission zur Rolle von Online-Plattformen zgig, aber sorgfltig, umfassend und
ergebnisoffen abgeschlossen werden.
Rechtliche Barrieren und sonstige Hindernisse fr den grenzberschreitenden E-Commerce mssen identifiziert und beseitigt werden. Grenzberschreitender E-Commerce
ermglicht Brgerinnen und Brger sowie Unternehmen, auf ein greres Warensortiment und Dienstleistungsangebot zuzugreifen und von niedrigeren Preisen zu profitieren.15 Gegenwrtig trgt E-Commerce insgesamt circa 2,5 Prozent zum Bruttoinlands
produkt bei; allerdings ist der Beitrag von grenzberschreitendem E-Commerce um
ein Zehnfaches kleiner.16 Die bestehenden Hemmnisse (sowohl rechtliche Hemmnisse
als auch Behinderungen durch wettbewerbswidriges Verhalten von Marktteilnehmern) mssen daher konsequent abgebaut werden.
Damit Europa eine weltweite Technologiefhrerschaft bei der Verbreitung der nchsten Generation von Mobilfunknetzen (5G) erreichen kann (siehe auch 1. Gigabit-Glasfasernetz), mssen auch die richtigen Stellschrauben in der Frequenzordnung gestellt
werden. Insbesondere mssen die Mitgliedstaaten wie bisher auch nationale Besonderheiten (zum Beispiel Versorgungsauflagen) und First-Mover-Vorteile (Frequenz
ffnung) nutzen knnen.
Wir mssen eine auf gemeinsamen Grundstzen (zum Beispiel Datensicherheit und
Datensouvernitt) beruhende europische Daten-Standortpolitik entwickeln. Denn
das Vertrauen in die digitale Umwelt wird durch Bedenken gemindert, ob grundlegen
de Rechte wie der Schutz von persnlichen Daten durch Diensteanbieter eingehalten
werden. Untersuchungen zufolge haben nur 22 Prozent der EU-Brgerinnen und EU-
Brger volles Vertrauen in Internetunternehmen wie Suchmaschinen, soziale Netzwerke und E-Mail-Dienste.17 Die rechtlichen und technischen Fragen im Zusammenhang mit der grenzberschreitenden Verarbeitung und Nutzung von Daten mssen
daher rasch auf EU-Ebene adressiert werden.
Auch in Deutschland mssen wir den nationalen Rechtsrahmen mit Blick auf
die Digitalisierung berprfen. Wir schlagen die Entwicklung eines Digital
gesetzbuches vor, das den genannten Prinzipien der Wettbewerbsoffenheit und
15 N . Duch-Brown/B. Martens: Consumer Benefits from the EU Digital Single Market: Evidence from Household Appliances Markets, JRC/
IPTS Digital Economy Working Paper No. 2014-03, 2014.
16 J. Francois et al.: The Macro-economic Impact of Cross-border e-commerce in the EU, JRC/IPTS Digital Economy Working Paper
No. 2014-10, 2014.
17 European Commission, Consumer survey identifying the main cross-border obstacles to the DSM and where they matter most,
forthcoming 2015.
www.de.digital
25
Die strkere Einbeziehung der digitalen Effekte (unter anderem Netzwerkeffekte, Lock-
in-Effekte) durch Transparenzvorgaben, Datensicherheit und Datenportabilitt, soweit
die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) nationale Vorschriften in diesen
Bereichen zulsst
Die Anpassung an neue Geschftsfelder: Big Data/Location Based Services; Manahmen: Datensouvernitt und Datenschutz, Transparenz- und Informationspflichten
(berarbeitung des nationalen Datenschutzrechts, insbesondere Anpassung unter
anderem des TKG und TMG an die DS-GVO)
Die Frderung der Digitalisierung in der Gesellschaft durch Schaffung eines innovationsfreundlichen rechtlichen Rahmens (vgl. Smart Meter Gesetz zur Digitalisierung
der Energiewende, E-Health-Gesetz)
E
s wird immer notwendig sein, eine von den Innovatoren unabhngige Evaluation
und Aufsicht durchzufhren. Diese unabhngigen Controller haben auch die Aufgabe,
den regulatorisch gewhrten Freiraum unter Risikogesichtspunkten freizugeben oder
bei sichtbar werdenden Gefhrdungen einzuschrnken. Eine zu grndende Bundes
digitalagentur (siehe unter 10.) kann diese Aufgabe bernehmen.
Z
iel der Experimente und deren Begleitforschung ist es, anschlieend Vorschlge zu
entwickeln, wie eine wnschenswerte, verantwortungsvolle, auf Dauer und generell
geltende Regulierung beispielsweise durch den Gesetzgeber aussehen knnte.
Ferner brauchen wir eine Einbindung Deutschlands und Europas in den globa
len Markt. Die europischen Standorte konkurrieren nicht vorrangig unterei
nander, sondern gemeinsam gegenber Wettbewerbern auerhalb Europas. Deshalb brauchen wir eine moderne Wettbewerbspolitik, die den Gegebenheiten auf
den globalen Mrkten Rechnung trgt und den Blick nicht nur auf den Binnen
markt verengt. Deshalb
ist im Bereich der Fusionskontrolle nach deutschem Recht eine Anpassung notwendig.
Aufgreifschwellen fr die Kontrolle setzen bisher nur am Umsatz der fusionierenden Unternehmen an. Speziell im digitalen Bereich knnen jedoch bereits umsatzschwache Unternehmen hohe Marktrelevanz besitzen, die sich in Relation dazu in sehr hohen Kaufpreisen
widerspiegeln (Beispiel: bernahme von WhatsApp durch Facebook). Zur Schlieung
dieser Lcke werden wir deshalb im Rahmen der 9. Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschrnkungen eine an den Transaktionswert anknpfende Ergnzung einfhren;
muss auch bei der Anwendung der europischen Fusionskontrolle die globale Wettbewerbssituation ausreichend bercksichtigt werden. Eine zu enge Marktabgrenzung trgt
der globalen Konkurrenzsituation nicht ausreichend Rechnung. Die daraus resultierende
Gefahr von Fusionsuntersagungen kann dazu fhren, dass Unternehmen in ihrer internationalen Wettbewerbsfhigkeit beeintrchtigt werden. Insbesondere auch sollte die
Kommission ihre Auslegungsgrundstze zum Begriff des relevanten Marktes berprfen
und aktualisieren. Eine Erluterung der aktuellen Praxis der wettbewerblichen Analyse von
Fusionen wrde auch der Rechtssicherheit der Unternehmen dienen.
www.de.digital
27
4. D
ie Intelligente Vernetzung in
zentralen Infrastrukturbereichen
unserer Wirtschaft vorantreiben
Intelligente Vernetzung steht fr eine umfassende und systematische Nutzung
der Digitalisierungspotenziale in wesentlichen Infrastrukturbereichen wie
dem Energie-, dem Verkehrs-, dem Gesundheits-, dem Bildungsbereich und der
ffentlichen Verwaltung. Beispiele sind unter den Begriffen Smart Grid, Smart
Meter, Smart Home, Smart Traffic, Smart City, E-Health, E-Learning, E-Govern
ment, E-Participation oder alternsgerechte Assistenzsysteme fr ein selbstbe
stimmtes Leben bekannt.
Die Intelligente Vernetzung ermglicht ein hheres Ma an sozialer und
politischer Teilhabe ebenso wie Leistungssteigerungen, Effizienzgewinne und
Wachstum in den genannten Basissystemen unserer Volkswirtschaft. Nach
einer Studie des Fraunhofer ISI18 knnen intelligente Netze insgesamt einen
gesellschaftlichen Gesamtnutzen in Hhe von rund 56 Milliarden Euro pro
Jahr hervorbringen; davon entfallen 39 Milliarden Euro auf erwartete Effizienz
steigerungen und 17 Milliarden Euro auf zustzliche Wachstumsimpulse.
Um dieses Potenzial zu nutzen, haben wir bereits zahlreiche Initiativen ergriffen,
mit denen wir das Thema Intelligente Vernetzung voranbringen:
Im Herbst 2015 hat die Bundesregierung die Strategie Intelligente Vernetzung als
Umsetzungsmanahme der Digitalen Agenda 20142017 verabschiedet. Die Strategie beinhaltet viele Elemente, die gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der
Wirtschaft im Rahmen des IT-Gipfelprozesses erarbeitet worden sind. Zur Umsetzung
haben wir die Initiative Intelligente Vernetzung19 ins Leben gerufen.
www.de.digital
29
Im November 2015 hat die Bundesregierung den Entwurf fr ein Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende beschlossen.
Anfang 2016 ist das E-Health-Gesetz20 in Kraft getreten. Es bereitet den Weg fr mehr
Telemedizin zum Nutzen der Patientinnen und Patienten, muss aber optimiert werden.
20 G esetz fr sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen sowie zur nderung weiterer Gesetze vom
21. Dezember 2015, http://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl115s2408.pdf
21 http://www.netze-neu-nutzen.de
Ein bundesweites Programm Bndnisse fr Digitalisierung etablieren: Die Bndnisse basieren auf der Idee, dass Digitalisierung jeden betrifft und ganz praktisch im
Zusammenspiel von Wirtschaft, Verwaltung und den Menschen vor Ort vorangetrieben wird. Die Bndnisse fr Digitalisierung sollen die Modellregionen mit Leben fllen
und auf lokaler und regionaler Ebene, zwischen Gebietskrperschaften, Unternehmen,
Verbnden, Kammern und der Zivilgesellschaft mit dem Ziel verankern, konkrete
Manahmen zur Digitalisierung im regionalen Kontext zu erarbeiten und zu realisieren. Die Bndnisse werden von einer Services-Stelle auf Bundesebene initiiert sowie
im Aufbau und in der gemeinsamen Arbeit untersttzt (Struktur, Strategiefindung,
Handlungsoptionen, Coaching, Kommunikation etc.).
22 http://www.oip.netze-neu-nutzen.de
www.de.digital
31
5. D
ie Datensicherheit strken und
Datensouvernitt entwickeln
Die digitale Transformation der Gesellschaft erfordert einen Paradigmenwechsel
in der Datenpolitik. Daten sind der zentrale Rohstoff der digitalen Wirtschaft.
Immer mehr, immer feinere und differenziertere Dimensionen von Wirtschaft
und Gesellschaft werden gemessen und verwertet, vernetzt und vermarktet. Die
Vermeidung von Datenerhebung und Datenerfassung kann nicht lnger unsere
Leitlinie sein. Vielmehr geht es in Zukunft um Datensicherheit und um indivi
duelle Datensouvernitt.
Brgerinnen und Brger sowie Unternehmen mssen darauf vertrauen kn
nen, dass ihre Daten gegen Missbrauch geschtzt sind. Nutzer und Verbraucher
mssen souverne Entscheidungen ber die Verwendung ihrer Daten treffen
knnen. Datensicherheit und Datensouvernitt sind wichtige Grundpfeiler
unserer Demokratie und zugleich Voraussetzung fr die Akzeptanz und den
Erfolg einer datengetriebenen konomie. Ohne vertrauenswrdige und sichere
IKT-Infrastrukturen laufen wir Gefahr, unsere Wettbewerbsfhigkeit und die
Zukunftsfhigkeit in Deutschland zu verlieren. Ohne Datensicherheit knnen
wir insbesondere unsere kleinen und mittelstndischen Unternehmen nur
schwer davon berzeugen, dass die Digitalisierung ihrer Geschfte ein guter
Weg in die Zukunft ist.
Laut aktuellem Lagebericht des Bundesamtes fr Sicherheit in der Informations
technik (BSI) fr 2015 ist die Gefhrdungslage der IT-Sicherheit in vielen Berei
chen als hoch zu bewerten. Nach Angaben des Bundesverbandes Informations
wirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) sind gut die Hlfte
(51 Prozent) aller Unternehmen in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren
Opfer von Cyberkriminalitt geworden. Mittelstndische Unternehmen sind mit
61 Prozent besonders stark von Spionage- oder Sabotageakten betroffen (Umfrage
2015). Der jhrliche Schaden fr die deutsche Wirtschaft wird dabei auf rund
51 Milliarden Euro geschtzt.
www.de.digital
33
Wir mssen dafr sorgen, dass auch jene Unternehmen, die nicht als kritische Infra
strukturbetreiber gesetzlichen Verpflichtungen unterliegen, ihr Datensicherheits
niveau verbessern. Dafr werden wir die Angebote der Initiative IT-Sicherheit in der
Wirtschaft gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft ausbauen.
Wir werden im Rahmen einer Studie identifizieren, welche digitalen Fhigkeiten und
Schlsselkompetenzen in Deutschland auch im internationalen Vergleich vorhanden sind, und daraus einen Digital-Atlas erstellen. Auf dieser Basis werden wir in
einem Stakeholder-Prozess ein laufendes Kompetenzmonitoring starten. Ziel ist dabei,
die Schlsseltechnologien und -kompetenzen, die zum Erhalt und Aufbau digitaler
Souvernitt notwendig sind, gezielt zu frdern.
Auf der Basis der Einigung zwischen der Europischen Kommission und den USA ber
ein EU-US Privacy Shield fr transatlantische Datenbermittlungen werden wir
darauf hinwirken, dass die Angemessenheitsentscheidung der Europischen Kommission den Schutz von Privatsphre und Unternehmensgeheimnissen und die staatliche
Sicherheit gleichermaen garantiert.
www.de.digital
35
zahlreiche Kompetenzzentren, eines auch speziell fr das Handwerk, die wir mit der
Frderinitiative Mittelstand 4.0 Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse schrittweise in allen Regionen Deutschlands schaffen,
vier Mittelstand 4.0 Agenturen, die sich vertieft mit den Themen digitale Kommuni
kation, Cloud, Prozessmanagement und Handel beschftigen und Untersttzungs
leistungen anbieten,
das Vorhaben go-digital, mit dem wir externe Beratungsleistungen in den drei Modulen IT-Sicherheit, Internetmarketing und digitalisierte Geschftsprozesse fr KMU
einschlielich Handwerksunternehmen finanziell frdern (zurzeit im Ruhrgebiet, in
Sachsen und im Raum Halle),
www.de.digital
37
Wir mssen die bestehenden Aktivitten ganz erheblich weiter strken. Deshalb
wollen wir mit einer Digitalisierungsoffensive Mittelstand gezielt Anreize fr
KMU zu Investitionen in die digitale Transformation setzen.
Kernelement unserer Digitalisierungsoffensive fr KMU ist ein Digitales In
vestitionsprogramm Mittelstand mit einem Volumen von 1 Milliarde Euro bis
2018. Es setzt an identifizierten Defiziten an und ergnzt bereits bestehende
mittelstandsfokussierte Innovationsprogramme wie das Zentrale Innovations
programm Mittelstand (ZIM) und die Industrielle Gemeinschaftsforschung
(IGF). Diese werden ihrerseits auf 700 Millionen beziehungsweise 200 Millionen
Euro ausgeweitet, um die steigende Nachfrage bedienen zu knnen.
Insgesamt wird die Offensive folgende Elemente enthalten:
Zur besseren Sichtbarkeit der zur Verfgung stehenden Frderprogramme sowie zur
Ansprache eines breiteren Adressatenkreises werden wir ein nutzerfreundliches Portal
zur Digitalisierung einrichten.
Die Untersttzung umfasst Analyse und Beratung, Vorhaben der Personal- und
Organisationsentwicklung, die Entwicklung zielgruppenspezifischer Technologien
und Investitionszuschsse zum Anschub von Investitionen und IT-Umsetzungs
projekten in KMU, einschlielich einer Umsetzungsbegleitung.
Gefrdert werden soll darber hinaus die strkere digitale Vernetzung deutscher KMU
in Europa durch den Aufbau europischer/internationaler Netzwerke im Bereich der
digitalen Transformation.
Wir wollen in Berlin ein Haus der Digitalisierung fr den Mittelstand mit deutschlandweiter und europischer Ausstrahlung fr den Mittelstand errichten als Treff
punkt und Showroom des Mglichen und Machbaren mit wechselnden Prsentationen
und Exponaten.
Wir werden darber hinaus den Digitalisierungsprozess durch Matching von eta
blierten Unternehmen mit Start-up-Unternehmen und Forschungseinrichtungen und
durch Best-Practice-Beispiele (Unternehmer lernen von Unternehmern) untersttzen.
Wir planen die Einrichtung einer Task Force Digitalisierung des Mittelstands und
einer One-Stop-Agency. Die Task Force soll die verschiedenen Aktivitten koordinieren und das Ministerium bei der iterativen Weiterentwicklung der Initiativen beraten.
Dazu sollen auch der Aufbau und Betrieb einer Geschftsstelle, die die Task Force
nach dem Konzept einer One-Stop-Agency operativ untersttzt, gefrdert werden.
Im Bereich der sehr heterogenen Dienstleistungswirtschaft wiederum besteht in einzelnen Branchen, zum Beispiel Handel, Handwerk, Pflege und Gesundheit, ein Bedarf
an branchenfokussierten Anstzen. Bisher hat nur eines von fnf Unternehmen sein
Geschftsmodell an die Mglichkeiten der Digitalisierung angepasst. Die Unternehmen der Dienstleistungsbranche wnschen sich mehr Untersttzung vor allem bei
Information, Beratung, Vernetzung und Vorstellung von Best Practices.25
25 Online-Konsultation Dienstleistungswirtschaft (BMWi-Dienstleistungskonferenz) (436 Teilnehmende, rd. 80 % KMU) sowie TED-Umfrage unter den Konferenzteilnehmenden.
www.de.digital
39
www.de.digital
41
ausgebaut werden. Nur so knnen wir die enormen Potenziale fr eine effizi
entere, kundennahe und ressourcenschonendere Produktion sowie zustzliche
Wertschpfung durch neue Geschftsmodelle nutzen.
Jedes zweite Unternehmen in Deutschland geht allerdings davon aus, dass bran
chenfremde Konkurrenz, beispielsweise aus dem IT-Sektor, sein Kerngeschft
angreifen wird. Gleichzeitig fhlen sich nur sechs von zehn Unternehmen in
Deutschland auf Industrie 4.0 gut vorbereitet. 26
Diese Zahlen zeigen, dass es einen erheblichen Untersttzungs- und Beratungs
bedarf gibt, damit Industrieunternehmen ausreichende Bewertungsfhigkeiten
und -kompetenzen entwickeln knnen. Das Bundeswirtschaftsministerium
erarbeitet in der Plattform Industrie 4.0 gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft
und Wissenschaft bereits praktische Leitfden und Handlungsempfehlungen in
den Bereichen Standardisierung, IT-Sicherheit, rechtliche Rahmenbedingungen
sowie Arbeit, Aus- und Weiterbildung zur Implementierung von Industrie 4.0 in
den Betrieben. In regionalen Veranstaltungen informieren wir gemeinsam mit
den lokalen Industrie- und Handelskammern ber die Ergebnisse der Arbeit und
geben Einblick in konkrete Industrie 4.0-Anwendungsbeispiele. 27
Unser Ziel ist es, Deutschland zum Leitanbieter und -anwender von Industrie 4.0
und damit zum modernsten Industriestandort der Welt zu machen. Wir wollen
den industriellen Mittelstand dabei untersttzen, eigene Digitalisierungsstrate
gien und neue Geschftsmodelle zu entwickeln. Wir sind der berzeugung:
Arbeit 4.0 bietet Potenzial fr neue, verantwortungsvollere und weniger krper
lich belastende Arbeitspltze.
Um die Potenziale von Industrie 4.0 entwickeln und nutzen zu knnen, ist Fol
gendes zu tun:
Wir bringen ein Frderprogramm fr Mikroelektronik auf den Weg. Die fr Industrie
4.0 notwendige Sensorik und Aktorik der Maschinen/Roboter und der Erhalt unserer
digitalen Souvernitt sind ohne Mikroelektronik nicht realisierbar. Wir sollten uns
deshalb fr ein europisches Forschungs- und Innovationsprojekt fr Mikroelektronik
einsetzen und uns daran im Zeitraum 20172019 mit staatlichen Zuschssen von
insgesamt 1 Milliarde Euro beteiligen.
26 McKinsey & Company: Industry 4.0 How to navigate digitization of the manufacturing sector, 2015.
27 Vgl. http://www.plattform-i40.de.
Wir setzen die Handlungsempfehlungen der Plattform Industrie 4.0 um, die zur
Hannover Messe aus den fnf Arbeitsgruppen der Plattform insbesondere in den
Bereichen Standardisierung, rechtliche Rahmenbedingungen, IT-Sicherheit und
Arbeit geliefert werden. Themen sind zum Beispiel sichere Identitten und sichere
unternehmensbergreifende Kommunikation, die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung der Maschinenrichtlinie, Standardisierungsanforderungen und Qualifizierung beziehungsweise Sensibilisierung von Mitarbeitern speziell im Bereich der
Sicherheitsanforderungen. Darber hinaus wird die Plattform beispielsweise eine
Quick-Check-List zur IT-Sicherheit verffentlichen.
Wir entwickeln einen Aktionsplan Standardisierung Industrie 4.0. Dafr ldt das
Bundeswirtschaftsministerium zur Abstimmung und zum regelmigen Austausch
alle relevanten Akteure und externe Experten ein. Ziel ist, einen abgestimmten
Aktionsplan fr die nchsten Schritte vorzulegen, um Standardisierung im Bereich
Industrie 4.0 zgig auch international zu gestalten. Dabei spielt RAMI 4.0 eine
zentrale Rolle und soll in den nationalen und internationalen Standardisierungsund Normungsorganisationen eingebracht und vermarktet werden.
www.de.digital
43
www.de.digital
45
Europa investiert nur 0,21 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in IKT verglichen mit
0,57 Prozent in Japan, 0,58 Prozent in den USA und gar 1,47 Prozent in Sdkorea.
Europa hlt nur 6 Prozent aller Patente weltweit mit Bezug auf Internet der Dinge-Technologien weit hinter den USA, Sdkorea oder Japan.
Cloud-Technologien erlauben es, ber das Internet von jedem Ort aus auf zen
tral gespeicherte Daten eines Prozesses zuzugreifen und diese Daten auch mittels
Analysesoftware zu bearbeiten. Smtliche Geschftsprozesse gewinnen an Flexi
bilitt und Schnelligkeit.
Um zu den weltweit fhrenden Volkswirtschaften im Bereich der Datenkono
mie aufzuschlieen, mssen wir die Frderung von FuE fr die Digitalisierung
der Wirtschaft erheblich verstrken. Sie ist hier um den Faktor 10 niedriger als
in den Bereichen Energie oder Luft- und Raumfahrt. Durch die Frderung von
FuE-Projekten im vorwettbewerblichen Bereich werden Zukunftsthemen der
IKT frhzeitig aufgegriffen und der Transfer von wissenschaftlichen Ergebnis
sen hin zu marktorientierten Spitzentechnologien mit hohem Anwendungs
potenzial beschleunigt. Die Forschung in kleinen und mittleren Unternehmen
sollte zudem steuerlich untersttzt werden.
Folgendes ist zu tun:
Durch steuerliche Abschreibungsmglichkeiten mssen Investitionen in Digitaltechnik attraktiver gemacht werden. Investitionen in Software und Digitaltechnik leisten
einen wesentlichen Beitrag zur Innovationsfhigkeit der Unternehmen. Um den immer
krzeren Innovationszyklen gerecht zu werden, sollten die Abschreibungsfristen fr
Hard- und Software sowie alle Gerte der Digitaltechnik auf maximal drei Jahre
reduziert werden.
Wir werden Frderprogramme spezifisch auf innovative Technologie- und Anwendungsbereiche ausrichten und Leuchtturmprojekte herausstellen: Konkrete Umsetzungsbeispiele sind im Bereich der Plattform-konomie das Technologieprogramm
Smart Service Welt, fr die Technologien im Bereich Industrie 4.0 und autonome
Systeme das Programm Autonomik fr Industrie 4.0, bei den Technologiefeldern
Produktengineering, Logistik, Service-Robotik, industrielle 3D-Anwendungen und
industrielle Kommunikation das Programm PAiCE und fr Smart/Big Data das Programm Smart Data. Diese Technologieprogramme werden laufend weiterentwickelt
und neue Themen mit Blick auf das Internet der Dinge und die Herausforderungen der
IT-Sicherheit (Security by design) aufgegriffen.
Wir wollen die technische Souvernitt erhalten: Notwendig sind Konzepte fr Pro
jekte, die in groem Mastab Partner aus Industrie und Forschung auf nationaler und
EU-Ebene einbinden. Insbesondere mssen deutsche beziehungsweise europische
Ausrster fr die industrielle Kommunikation, fr Datenanalysen in Echtzeit und fr
das Produkt-Engineering gefrdert werden.
Wir wollen die Einfhrung der steuerlichen FuE-Frderung fr kleine und mittlere Unternehmen bis 1.000 Beschftigte. Die Ausgestaltung in Form einer Zulage ermglicht es
auch Start-ups, die noch Verluste machen, in den Genuss der Frderung zu kommen.
www.de.digital
47
www.de.digital
49
Unsere Unternehmen haben lngst erkannt, dass ein Wandel bei Bildung und
Ausbildung der heutigen und knftigen Mitarbeitenden notwendig ist. Schon
heute geben acht von zehn Unternehmen ber alle Branchen hinweg an, dass
die Weiterbildung ihrer Fachkrfte fr die digitale Arbeitswelt entscheidend fr
die eigene Konkurrenzfhigkeit ist. Gefragt sind vor allem Kenntnisse bei der
Datenanalyse (45 Prozent), rund um Social Media (35 Prozent) und im Program
mieren (35 Prozent), aber auch Datenschutz und Datensicherheit (25 Prozent)
spielen eine wichtige Rolle.
Wir brauchen eine von allen Stakeholdern getragene Strategie Digitales Lernen.
Digitale Technologie sollte nicht pauschal abgewehrt werden, sondern offen
und reflektiert zum Kernbestandteil eines auf Selbstbestimmung angelegten
Bildungsauftrags werden. Diese Forderung kommt nicht nur aus der Wirtschaft
und von Bildungspolitikern. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass sie auch von fast
drei Viertel aller Lehrkrfte (73 Prozent) untersttzt wird.
Unsere Ziele:
2025 hat jede Schulabgngerin und jeder Schulabgnger Grundkenntnisse in Informatik, der Funktionsweise von Algorithmen und im Programmieren. Dafr mssen
entsprechende Pflichtbestandteile der Lehrplne in Primar- und Sekundarstufe und
bei der Aus- und Fortbildung der Lehrerinnen und Lehrer geschaffen werden.
2025 soll fr Berufsttige der Arbeitsplatz der Ort Nr. 1 sein, an dem neueste
IT-Kenntnisse erworben werden.
Um diese Ziele zu erreichen, mssen wir fr die Bildung in der und fr die digi
tale Welt 2025 auf allen Stufen ansetzen von der Schule ber die duale Ausbil
dung, die Hochschule bis zur beruflichen Weiterbildung. Zur Frderung digitaler
Bildung und zur Verbesserung der digitalen Infrastruktur im Bildungsbereich
mssen Bund und Lnder strker als bisher zusammenarbeiten.
Die duale Berufsausbildung ist eine wichtige Sule zur Deckung des knftigen
Fachkrftebedarfs. Sie soll auch in Zukunft Garant fr Qualitt und Innovations
fhigkeit Made in Germany sein. Wir wollen
die duale Berufsausbildung konsequent auf die Erfordernisse einer digitalen Wirtschaft ausrichten. Bestehende Ausbildungsordnungen und Weiterbildungsverordnungen mssen zusammen mit den Sozialpartnern mit Blick auf die Vermittlung
notwendiger digitaler Kompetenzen modernisiert werden. Das bedeutet auch, dass
Methoden- und Problemlsungskenntnisse strker gefordert und gefrdert werden.
Gerade in Unternehmen ohne eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung werden
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit nichtakademischer Ausbildung noch strker
integraler Bestandteil des Innovationsprozesses werden;
dass die dualen IT-Berufe strker dem Bedarf der Praxis folgen, damit Absolventen
von den Unternehmen auch in Zukunft als Alternative zu Hochschulabsolventen eingestellt werden. Bei anwendungsspezifischer Softwareentwicklung und Programmierung kann die Praxisnhe der dualen Ausbildung Vorteile bieten. Ausbildungsinhalte,
Zuschnitt und Abgrenzung der vier dualen IT-Berufe werden aktuell unter Einbindung
von Ausbildern, Auszubildenden, Arbeitgeber/-in und Arbeitnehmervertreter sowie
der Lnderseite berprft (bis Herbst 2016). Auf dieser Grundlage werden die Berufe
IT-Systemelektroniker/-in, Fachinformatiker/-in, IT-Systemkaufmann/-kauffrau und
Informatikkaufmann/-kauffrau modernisiert;
www.de.digital
51
uns fr die Einrichtung von zustzlichen Lehrsthlen und fr die Strkung der vorhandenen Spitzeninstitute in den MINT-Bereichen und insbesondere in der Informatik
einsetzen, etwa bei Big Data-Analyse, industrieller Software und IT-Sicherheit. Dabei
untersttzen wir eine strkere Kooperation mit der Wirtschaft, etwa ber drittmittelfinanzierte Stellen und Stiftungslsungen;
u nsere Programme zur Frderung von Grndungen aus Hochschulen (EXIST) weiter
ausbauen, um Spitzen-Know-how in die Wirtschaft zu bringen und in Deutschland
und Europa nutzbar zu machen;
d ass Online-Angebote wie Massive Open Online Courses (MOOCs) knftig besser in
ein Studium integriert werden knnen. E-Learning soll dabei das Prsenzlernen im
Sinne eines Blended Learning sinnvoll ergnzen.
uns bei Gewerkschaften und Arbeitgebern dafr einsetzen, dass Wege fr flexiblere
und individuellere digitale Weiterbildung geschaffen werden, um Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern betriebsbergreifendes, praxisrelevantes IT-bezogenes Basiswissen
und komplementres Wissen zu Kommunikation und Projektarbeit zu vermitteln.
Das Bundeswirtschaftsministerium hat dazu bereits ein Konzept fr digitale Weiterbildung in halbttigem Format, insbesondere fr Beschftigte in KMU, entwickeln
lassen. Das Konzept wird in Krze mageblichen Akteuren im Bereich Weiterbildung
vorgestellt und im Hinblick auf Erprobungskonzepte diskutiert werden. Das Bundes
wirtschaftsministerium wrde in Zukunft die Erprobung auch temporr frdern.
Dabei ist eine Selbstverpflichtung der Weiterbildungsakteure vorgesehen;
einen besonderen Fokus auf KMU richten, um ihnen Wege zur zgigen und kontinuier
lichen Fortbildung ihrer Mitarbeitenden aufzuzeigen. Der schnellere technologische
Fortschritt erfordert grere Weiterbildungsanstrengungen auch fr gut etablierte
Unternehmen und erfahrene Arbeitskrfte. Die Kompetenzzentren Mittelstand 4.0
werden Hilfe und Anleitung bei digitaler Weiterbildung anbieten;
Bewertungs- und gegebenenfalls Zertifizierungssysteme fr berufliche Weiterbildungsangebote fr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auerhalb der betrieblich
angebotenen Weiterbildungsmanahmen fortentwickeln, um die Attraktivitt und
Transparenz von Weiterbildungsangeboten zu erhhen, und uns insgesamt fr eine
Flexibilisierung der Weiterbildung einsetzen. Dazu zhlt auch, Angebote des online
basierten Studiums als berufsbegleitende Weiterbildung zu etablieren;
auerdem die Medienkompetenz ausbauen und alle dazu befhigen, sich auch indi
viduell im Netz weiterzubilden und die Qualitt von digitalen Informationen und
Bildungsangeboten zu bewerten.
www.de.digital
53
www.de.digital
55
Die neue Bundesdigitalagentur soll dagegen auf folgenden drei Sulen fuen:
Bndelung von Kompetenzen,
Untersttzung der politischen digitalen Agenda,
nachhaltiger Aufbau von Digitalisierungskompetenz.
Dabei soll die gesamte digitale Wertschpfungskette von der Inhalts-, Diensteund Anwendungsebene ber die Konnektivitt bis hin zu Gerten und Nutzern
in die Betrachtung einbezogen werden. Querschnittsthemen wie FuE, Standar
disierung, Datenschutz und IT-Sicherheit sind immer mitzubeachten, um einem
Silodenken bei der Lsung von Zielkonflikten in der Digitalisierung vorzu
beugen.
In einem ersten Schritt werden wir die Analyse- und Aktionsfhigkeit der Bun
desnetzagentur sprbar erweitern. Hierdurch wird der Entwicklung innerhalb
bestehender und neuer gesetzlicher Aufgaben Rechnung getragen. Notwendig
ist vor allem eine Strkung der Markt- und Akteursbeobachtung, nicht zuletzt
zur Ausfhrung neuer europischer Regelungen zur Wahrung der Freiheit
des Internets. Auch im Zuge des laufenden Reviews des europischen Rechts
rahmens durch die Europische Kommission sind Aufgabenerweiterungen der
nationalen Regulierungsbehrden fr einen digitalen Binnenmarkt abzusehen.
Durch die Einrichtung eines Aufbaustabs Digitale Vernetzung/Internetplatt
formen wurde bereits proaktiv ein erster Schritt zur Erweiterung und Bnde
lung von Kompetenzen unternommen.
Mittelfristig soll aber eine Digitalagentur als Servicestelle die Aufgabe berneh
men, Unternehmen und Verbraucherinnen beziehungsweise Verbraucher zu
informieren, Behrden als zentrale und kompetente Ansprechpartnerin zur Ver
fgung zu stehen und auch Umsetzungshemmnisse fr politische Strategien zu
identifizieren und abzubauen. So wie das Umweltbundesamt oder das Bundes
amt fr Flchtlinge und Migration kann eine neu zu schaffende Digitalagentur
helfen, eine der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen zu meistern.
www.de.digital
57
Impressum
Herausgeber
Bundesministerium fr
Wirtschaft und Energie (BMWi)
ffentlichkeitsarbeit
11019 Berlin
Gestaltung und Produktion
Hirschen Group GmbH, Berlin
Druck
Gutenberg Beuys Feindruckerei GmbH
Bildnachweis
Titel/Hirschen Group GmbH, S. 12 Ralph Dommer
muth/United Internet AG, S. 16 Oliver Samwer/
Rocket Internet SE, S. 22 Prof. Dr. Gesche Joost/UdK
Berlin (Matthias Steffen), S. 28 Dr. Reinhold Festge/
VDMA (Tristan Rsler), S. 32 Prof. Dr.-Ing. Ulrike
Meyer/RWTH Aachen (Peter Winandy), S. 36 Holger
Schwannecke/ZDH (Stegner), S. 40 Prof. Dr. Siegfried
Russwurm/Siemens AG, S. 44 Prof. Dr. Christoph
Meinel/Hasso-Plattner-Institut (Kay Herschelmann),
S. 48 Anke Felbor/Cornelius Kalk Fotografie,
S. 54 Prof. Dieter Gorny/Markus Nass
Stand
Mrz 2016
www.de.digital
59
www.de.digital