Bachelorarbeit Victoria Schneider 2013
Bachelorarbeit Victoria Schneider 2013
Victoria Schneider
2013
Fakultät: Medien
BACHELORARBEIT
Autorin:
Victoria Schneider
Studiengang:
Businessmanagement
Tourismus-, Hotel- und Eventmanagement
Seminargruppe:
BM10w2-B
Erstprüfer:
Prof. Dr. Volker J. Kreyher
Zweitprüfer:
Natalie Dechant M.A.
Einreichung:
Ort, Datum
Faculty of Media
BACHELOR THESIS
Change Communication at
Restructuring Processes
emplified at Beissbarth
author:
Victoria Schneider
course of studies:
Business Management
Tourism, Hospitality and Event Management
seminar group:
BM10w2-B
first examiner:
Prof. Dr. Volker J. Kreyher
second examiner:
Natalie Dechant M.A.
Bibliografische Angaben
Schneider, Victoria:
Referat
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Thematik der Change Communication bei
Umstrukturierungsprozessen. Zunächst werden der heutige Wandel und die Umstruk-
turierungen anhand von Change Management (Veränderungsmanagement) definiert
und die Anforderungen und Aufgaben an dieses ermittelt. Die Ziele, die einzelnen Pha-
sen eines solchen Veränderungsprozesses und die Konzeption sowie die Arten von
Veränderungen werden erfasst. Im Rahmen dieser Veränderungen muss hier ebenfalls
der Wandel der Markenstrategie thematisiert werden. Der Fokus dieser Arbeit liegt auf
der Change Communication und einem praxisnahen Beispiel der Veränderungskom-
munikation während eines Fusions- und Akquisitionsprozesses bei dem Unternehmen
Beissbarth. Schließlich wird die Veränderungskommunikation mit der Auswertung einer
Expertenbefragung thematisiert. Das Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, die Erfolgsfakto-
ren der Veränderungskommunikation zu ermitteln.
Inhaltsverzeichnis V
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ...................................................................................................... V
6 Expertenbefragung ............................................................................................59
Literaturverzeichnis ..................................................................................................63
Anhang.......................................................................................................................68
Eigenständigkeitserklärung .....................................................................................72
Abkürzungsverzeichnis VII
Abkürzungsverzeichnis
AA Automotive Aftermarket
PR Public Relations
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit (Quelle: Eigene Darstellung) .......................................2
Abbildung 2: Stakeholder ..............................................................................................7
Abbildung 3: Mitarbeiterverhalten im Veränderungsprozess nach Lewin .......................9
Abbildung 4: Acht- Stufen- Prozess nach John P. Kotter .............................................10
Abbildung 5: SWOT-Analyse .......................................................................................13
Abbildung 6: Übersicht zur Arbeits-/ und Lernmethodik ...............................................18
Abbildung 7: Drei Phasen des Mergers & Acquisitions- Prozesses .............................20
Abbildung 8: Branding-Modelle ...................................................................................26
Abbildung 9: Struktur der Corporate Identity ................................................................28
Abbildung 10: Das Dachkonzept der integrierten Kommunikation/
Veränderungskommunikation ...............................................................30
Abbildung 11: Change Communication Ziele ...............................................................33
Abbildung 12: Integration der Heritage in den Managementprozess............................39
Abbildung 13: traditionelle Kommunikationsinstrumente..............................................43
Abbildung 14: Innovative Kommunikationsinstrumente................................................46
Abbildung 15: Kommunikationsstrategie – strategisches V –.......................................54
Abbildung 16: Kommunikationsstrategie in drei Schritten ............................................55
Abbildung 17: Erfolgsfaktoren der Change Communication.........................................60
Aufgabenstellung, Zielsetzung und Aufbau der Arbeit 1
„Wer aufgehört hat besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein“ – Robert Bosch [Frei
2013,1]
Die Veränderung der Wirtschaft und Gesellschaft im 21. Jahrhundert wird maßgeblich
durch die weltweite Globalisierung, die IT-Revolution und die daraus entstehenden
Kommunikationsmöglichkeiten sowie die Entwicklung neuer Wirtschaftsregionen, wie
China und Indien geprägt. „Ganze Branchen sind im Umbruch“ [Deekeling/ Barghop
2009, 5]- und Unternehmen wird ein hohes Maß an Veränderungsbereitschaft abver-
langt. Die Ansicht von Robert Bosch ist zutreffend denn, wenn Unternehmen aufhören
sich dem Wandel anzupassen, verlieren sie den Anschluss zum Wettbewerb, der ver-
mehrt aus China und Indien kommt.
Im Hauptteil, dem vierten und fünften Kapitel, wird die Veränderungskommunikation mit
ihren Grundanforderungen, Zielen, Botschaften und der Veränderung der Unterneh-
menskultur thematisiert. Zusätzlich werden einzelne Kommunikationsmaßnahmen,
traditionelle, innovative Instrumente der Kommunikation und die Kommunikationsstra-
tegie herausgearbeitet. Ebenso wird im Rahmen der Veränderungskommunikation die
Heritage Communication, die so genannte Traditionskommunikation, am Beispiel der
BASF erläutert. Im Verlauf des fünften Kapitels wird auf den Akquisitionsprozess des
Unternehmens Beissbarth mit Bosch auf die Veränderungskommunikation eingegan-
gen. Abschließend werden die Expertenantworten zum Thema Change Communicati-
on ausgewertet und daraus die Erfolgsfaktoren geschlossen.
Kapitel 7:
ERFOLGSFAKTOREN
PRAXISBEISPIEL
Kapitel 5: Darstellung der Veränderungskommunikation am
Beispiel von Beissbarth
CHANGE COMMUNICATION
Kapitel 4: Anforderungen, Instrumente, Strategie
EINFÜHRUNG
Kapitel 1: Problemstellung, Zielsetzung und Aufbau
„Change Management ist wie der Umbau eines Schiffes auf hoher See: Es braucht
eine Kernmannschaft, die dafür sorgt, dass das Schiff weiterhin Fahrt macht, und eine
Gruppe erfahrener Seeleute und Techniker, die das Schiff gut kennen und den Umbau
erfolgreich bewältigen können“ [Hartwich 2011, 33]. In diesem Kapitel wird zunächst
der Begriff Wandel und Umstrukturierung definiert und auf die Grundlagen, Gründe und
Ursachen, Ziele, Phasen der Veränderung, die Konzeption und die Arten eingegangen.
2.1 Definition
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor eines Unternehmens ist Flexibilität, sodass schnell wan-
delnde Märkte bedient und für das eigene Unternehmen genutzt werden können [vgl.
Hartwich 2011, 22].
„Die Welt hat sich radikal verändert“ [Doppler/ Lauterburg 2005,21]. Die Schnelligkeit,
mit der sich die Veränderung in Unternehmen vollzieht, ist in den letzten Jahrzehnten
stark angestiegen, sodass unternehmerisches Handeln und betriebliches Management
unter anderen Voraussetzungen stattfinden muss als vor einigen Jahren [vgl. Rischar
2005, 2]. Veränderungen durchzuführen, ist eine Kernkompetenz der Unternehmen
des 21. Jahrhunderts [vgl. Loebbert 2006, III]. Es existieren unterschiedliche Ursachen
Grundlagen Wandel und Umstrukturierungen 4
für den Wandel in Unternehmen, zum einen die aus dem äußeren Umfeld und zum
anderen die aus dem inneren Umfeld des Unternehmens.
Die Einwirkungen des äußeren Umfeldes lassen sich auf technologische, gesamtwirt-
schaftliche, soziokulturelle und gesetzgeberische Aspekte eingrenzen [vgl. Rischar
2005, 2].
Der Wandel ist deutlich im technologischen Bereich bei der Informations- und Kom-
munikationstechnologie spürbar [vgl. Rischar 2005, 2]. Auffällig ist, dass Konsum- und
Gebrauchsgüter einen wesentlich schnelleren Produktzyklus durchlaufen. Ohne fort-
währende Produktinnovationen haben selbst Hersteller von vermeintlich unvergängli-
chen Gütern keine Chance mehr, Produkte und Dienstleistungen abzusetzen. Deshalb
drängen immer mehr innovative Produkte der Hersteller auf den Markt, die neuartige
Technologien, beispielsweise in ihren Arbeitssystemen vorweisen, damit die Hersteller
wettbewerbsfähig bleiben [vgl. Rischar 2005, 2].
Was den soziokulturellen Bereich betrifft, haben sich die Erwartungen und Lebensvor-
stellungen von Menschen geändert. Es wird die Auffassung vertreten, dass der Trend
von der Wegwerf- oder Freizeitgesellschaft hin zur gesundheitsbewussten Lebenswei-
se oder der Anspruchsgesellschaft geht [vgl. Rischar 2005, 3]. Hinzu kommt, dass die
Kundenbedürfnisse komplexer werden. Die Kunden erwarten beim Kauf eines Produk-
tes den dazugehörigen Service, sodass dieser zum wesentlichen Kaufargument ge-
worden ist [vgl. Edtinger/ Mayr/ Wagner 2004, 10].
Der gesetzgeberische Bereich stellt Bürger wie auch Unternehmen vor neue Bedin-
gungen und Gegebenheiten. Durch die Umstellung der Arbeitsabläufe sind hauptsäch-
lich die Organisationseinheiten betroffen, was für diese vermehrten Aufwand bedeutet
[vgl. Rischar 2005, 3].
Grundlagen Wandel und Umstrukturierungen 5
Die Gründe und Ursachen für Veränderungen sind beobachtbar und „können in ihrer
Entwicklung verfolgt werden und lassen zumindest grobe Rückschlüsse auf ihre Aus-
wirkungen in Unternehmen zu“ [Rischar 2005, 3].
Die Anforderungen an das Change Management lassen sich in acht Punkten der Pro-
zesskompetenz definieren:
Vision erarbeiten und überzeugend vermitteln
Veränderungen und Leistungen offen sichtbar machen
Operative Optimierer und innovative Impulsgeber gezielt einbeziehen
Klare Rahmenbedingungen vereinbaren und kontrollieren
Veränderungsbereitschaft persönlich hervorheben
Regeln offenlegen und Leitsätze verwirklichen
Stabilität offenlegen und Leitsätze verwirklichen
Intuitives Wissen gezielt fördern und einsetzen
[Berger/ Chalupsky/ Hartmann 2008, 30]
2.4 Ziele
Primäres Ziel eines Change Prozesses ist es, diesen wirkungsvoll umzusetzen. Hierbei
müssen von Beginn an alle mit „ins Boot“ geholt werden. Der Faktor Mensch spielt eine
große Rolle, um die Ziele zu erreichen. Das Top Management muss die Notwendigkeit
einer Veränderung und den darauffolgenden Prozess verinnerlichen und diesen an das
mittlere Management kommunizieren. Dieses trägt dann die Verantwortung, die Not-
wendigkeit einer Veränderung an die Mitarbeiter zu kommunizieren und zu vermitteln
[vgl. Plog 2011, 10].
2.4.1 Vision
„Wenn das Leben keine Vision hat, nach der man sich sehnt, die man verwirklichen
möchte, dann gibt es auch kein Motiv, sich anzustrengen“ – Erich Fromm [Zitaten-
sammlung 2013, 3].
Ein für die Mitarbeiter nicht zufriedenstellender Ist-Zustand vor oder während einer
Veränderung ohne ersichtliche Maßnahmen zur Besserung, ist Grund genug zur Er-
stellung einer leitenden Vision für alle. Eine Vision gibt eine klare Zielrichtung vor, wie
das Unternehmen handelt und einen Veränderungsprozess durchlebt [vgl. Plog 2011,
53]. „Die Entwicklung einer Vision ist als eine strategische Weichenstellung primär der
Leitung einer Organisation zugeordnet, d.h. die Verantwortung liegt in der obersten
Führungsebene“ [Plog 2011, 57]. Damit eine Vision am Ende ihre Wirkung entfalten
kann, müssen auch die Mitarbeiter davon überzeugt sein und sich mit ihr identifizieren,
um motiviert den Veränderungsprozess zu unterstützen [vgl. Plog 2011, 57].
2.4.2 Mission
Die Mission, das Leitbild begründet die Existenz eines Unternehmens und stellt den
gesellschaftlichen Beitrag und Zweck dar. Die Mission beinhaltet ebenfalls die Corpo-
rate Identity (Unternehmensidentität) eines Unternehmens, die ansprechend und deut-
lich für Außenstehende zu gestalten ist. Somit bildet die Mission, ebenso wie die Vision
ein Führungsinstrument [vgl. Plog 2011, 54 ff.].
Ein Beispiel für die Vision und Mission eines Unternehmens zeigt die Bosch Gruppe
mit dem Slogan: Technik fürs Leben. „Als führendes Technologie- und Dienstleistungs-
unternehmen nutzen wir weltweit unsere Chancen für eine kraftvolle Weiterentwick-
lung. Wir haben den Anspruch, mit innovativen und nutzbringenden Lösungen die
Lebensqualität zu fördern. Wir setzten dabei auf unsere Kernkompetenzen in der Au-
tomobil- und Industrietechnik sowie bei Leistungen für den gewerblichen und privaten
Gebrauch. […] Im Sinne unseres Unternehmensgründers übernehmen wir im besonde-
ren Maße gesellschaftliche und ökologische Verantwortung – wo immer wir tätig sind.
[…] Uns treibt der Wille, vereinbarte Ziele gemeinsam zu erreichen. Als Mitarbeiter
verbindet uns in aller Welt ein einzigartiger Zusammenhalt durch tägliches Leben unse-
rer Werte. Wir schöpfen aus der Vielfalt der Kulturen zusätzliche Kraft“ [Bosch Ge-
schäftsbericht 2012, II].
Es ist wichtig, dass Unternehmen ihre Vision und Mission verinnerlicht haben und die-
se leben, denn diese prägen die Verhaltensweisen der Mitarbeiter und sind Bestandteil
der Unternehmenskultur [vgl. Plog 2011, 55].
Grundlagen Wandel und Umstrukturierungen 7
2.4.3 Zielgruppen
Mitarbeiter
Kommunen
Bewohner Manage-
ment
Stakeholder
Behörden Kunden
Politiker Lieferanten
Abbildung 2: Stakeholder
(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bentele/ Piwinger/ Schönborn 2004, 12)
Die berufliche Zukunft der Mitarbeiter kann sich durch den Veränderungsprozess auf
die Sicherheit des Arbeitsplatzes, die Karrierechancen, neue Kollegen oder Partner
auswirken.
Der Veränderungsprozess wirkt sich auf die Qualität, die Zuverlässigkeit und die Lang-
lebigkeit der Geschäftsbeziehung zu Kunden und Lieferanten aus.
Die Behörden und Politiker müssen entscheiden ob sie Einfluss auf den Verände-
rungsprozess nehmen, um beispielsweise den Standort und die damit verbundenen
Arbeitsplätze zu sichern.
Grundlagen Wandel und Umstrukturierungen 8
Die Kommunen und Bewohner am Standort des Unternehmens, das einen Verände-
rungsprozess vollzieht, werden verunsichert bezüglich des Erhalts ihrer Arbeitsplätze
und der Standortqualität.
Zu der Zielgruppe der Shareholder gehören die Kapitaleigner und Aktionäre. Sie müs-
sen mit Auswirkungen auf den Unternehmenswert rechnen, die sich mit der Akzeptanz
des Wandels, der Strategie und Widerständen zeigen.
2.5 Phasen
In der bestehenden Literatur existieren verschiedene Ansätze und Modelle einen Ver-
änderungsprozess zu klassifizieren und eine Reihenfolge zu erstellen. Um einen Ein-
blick in die Vielfalt dieser Ansätze zu geben, werden im weiteren Verlauf zwei Ansätze
genauer betrachtet. Der erste Ansatz beschäftigt sich mit dem Drei-Phasen-Modell von
Kurt Lewin. In diesen drei Phasen geht er auf die Wandelblocker und die Wandeltreiber
ein. Der zweite Ansatz befasst sich mit dem Acht-Stufen-Prozess von John P. Kotter.
Er teilt den gesamten Veränderungsprozess in acht Stufen ein. Diese Stufen stellen
Handlungsempfehlungen dar, wie die Veränderung gemanagt werden kann und welche
Faktoren wann eine bedeutende Rolle spielen.
Kurt Lewin vertritt die Auffassung, dass es in jedem Unternehmen Kräfte gibt, die den
Wandel/ Veränderungsprozess vorantreiben (driving forces) und solche, die den Wan-
del verhindern (restraining forces). Die Mitarbeiter spielen in Veränderungsprozessen
eine große Rolle. Nach diesen drei Phasen wird der Change Prozess vorbereitet:
Phase 1: Auftauen
In der ersten Phase müssen die driving forces, also die Wandeltreiber, gestärkt und die
restraining forces, die Wandelblocker, minimiert werden. Die Mitarbeiter müssen von
der Notwendigkeit der Veränderung in Kenntnis gesetzt und vom Management über-
zeugt werden, sodass der Widerstand gegen den Wandel minimiert wird. Das Ziel ist,
unter den Mitarbeitern die Bereitschaft für den Wandel zu schaffen.
Phase 2: Verändern
In der zweiten Phase wird die Veränderung im Unternehmen vollzogen, und die Verän-
derungsweise vom Management vorgelebt. Da Veränderungen die Mitarbeiter verunsi-
chern sinkt deren Leistungskurve zunächst [vgl. Abbildung 2]. In sieben Phasen
befinden sich die Mitarbeiter während eines Veränderungsprozesses, von der völligen
Grundlagen Wandel und Umstrukturierungen 9
Verweigerung bis hin zur Akzeptanz und der damit verbundenen Leistungssteigerung
auf hohem Niveau.
Phase 3: Stabilisieren
Nach einem erfolgreichen Veränderungsprozess ist das Ziel in der letzten Phase, den
Veränderungserfolg im Unternehmen zu stabilisieren. Um das zu erreichen, ist der Ist-
Zustand zu prüfen und je nach Bedarf müssen weitere Veränderungen eingeleitet wer-
den [vgl. Graus 2012, 19ff.].
Für die Gestaltung eines tiefgreifenden Wandels schlägt Kotter einen Veränderungs-
plan in acht Stufen vor. Er vertritt die Auffassung, dass bewusstes und kompetentes
Handeln mit Hilfe des Acht-Stufen-Veränderungsprozesseses Fehler verhindert oder
zumindest stark minimiert [Kotter 1996, 15ff.].
Grundlagen Wandel und Umstrukturierungen 10
2.6 Konzeption
Die Instrumente zur Konzeptionserstellung eines Change Prozesses stützen sich auf
verschiedene Ebenen, die Analyse, die Strategie und die Integration/ Implementierung
sowie die anschließende Evaluation. Diese Instrumente sind für die Konzeption einer
Veränderung von hoher Bedeutung. Zuerst müssen die Rahmenbedingungen und Ka-
pazitäten analysiert werden, bevor eine Strategie der Vorgehensweise gebildet werden
kann. Anhand der Strategie kann anschließend die Integration der Veränderung im
Grundlagen Wandel und Umstrukturierungen 12
2.6.1 Analyse
Die erste Ebene der Konzeption befasst sich mit der Voranalyse der Gesamtsituation
im Unternehmen, und wird in entsprechende Teilebenen aufgeteilt. Die Analyse stellt
den wichtigsten Part der Konzeption dar, denn es wird entschieden ob die Verände-
rung notwendig ist und ob diese mit den gegebenen Kapazitäten durchführbar ist.
Ein erster Schritt der Relevanzanalyse ist, das Change Projekt nach einer ABC-
Analyse einzustufen. Diese Einstufung soll die Dringlichkeit des Projekts auf allen Ebe-
nen deutlich machen. Hierbei bedeutet die Einstufung
A = sehr wichtig und von hoher Bedeutung für das gesamte Unternehmen
B = weniger wichtig und nur für Teilbereiche des Unternehmens von Relevanz
C = eher unwichtig und auch nicht von hoher Bedeutung für das gesamte Un-
ternehmen, also somit auch vermeidbar.
Entscheidende Aspekte sind hierbei die Person, die die Bewertung des Change Pro-
zesses durchführt, sowie das Vorhandensein von Informationen, damit eine qualitative
statt quantitative Analyse durchgeführt werden kann. Einer der wichtigsten Faktoren
der Voranalyse ist der Kostenfaktor. [vgl. Plog 2011, 44- 47].
Die Motivationsanalyse bezieht sich auf den Grad der Identifikation mit dem künftigen
Projekt und stellt eine Analyse der Veränderungsbereitschaft aller Beteiligten dar [vgl.
Gattermayer/Al-Ani 2001, 18 ff.] Die Motivation der Führungsebene und der Mitarbeiter
definiert sich oftmals mit ihrer Erfahrung im Unternehmen bei früheren Umstrukturie-
rungs-, und Veränderungsprozessen. Mit einbezogen werden müssen bei fehlender
Veränderung die Nachteile und Gefahren sowie die Vorteile und Chancen bei einer
Veränderung. Je nach Motivation/Demotivation aller Adressaten müssen die Maßnah-
men der Realisierbarkeit kritisch geprüft werden. Die Motivation kann durch Motivation
von Anreizen oder Motivation durch Erzeugung von Dringlichkeit gesteigert werden.
Ebenso stellt die Vertrauensbasis in die Führungsebene einen großen Motivationsfak-
tor dar. „Ist das Vertrauen hoch, können viele oder größere Projekte bewerkstelligt
werden, als wenn das Vertrauen fehlt“ [Plog 2011, 53].
Die Kapazitätsanalyse ergänzt die Volumenanalyse und benennt den konkreten Ar-
beitsaufwand der am Change Projekt beteiligten Personen. Hierbei handelt es sich um
die Errechnung des Faktors Zeit für das Veränderungsprojekt. Festgelegt werden
muss, welche und wie viele Führungskräfte und Mitarbeiter wie viel Zeit zur Umsetzung
Grundlagen Wandel und Umstrukturierungen 13
benötigen und inwiefern das Tagesgeschäft beeinträchtigt wird. Der Faktor Zeit muss
großzügig kalkuliert werden, damit das Ziel erreicht werden kann [vgl. Plog 2011, 54].
Damit ein Change Projekt jeglicher Art zustande kommt und erfolgreich umgesetzt
werden kann, muss vorher eine Störquellenanalyse der inneren und äußeren Einfluss-
faktoren, der Auswirkung auf andere Geschäftsfelder und einer SWOT- Analyse statt-
finden. Die inneren und äußeren Einwirkungen des Umfeldes wurden bereits in Kapitel
2.2 ermittelt.
Nützlich ist hierbei die SWOT-Analyse, da diese alle Faktoren zu einem Gesamtüber-
blick zusammenfasst.
„Eine SWOT- Analyse zur Positionierung des Veränderungsprojekts verhilft dazu, Stär-
ken, Schwächen, Chancen und Risiken des Unternehmens anhand einer Matrix aufzu-
zeigen“ [Plog 2011, 60]. Abbildung 4 zeigt die einzelnen Chancen, Risiken, sowie
Stärken und Schwächen eines Unternehmens auf und fasst damit mögliche Einwir-
kungsfaktoren zusammen [vgl. Plog 2011, 61].
Stärken Chancen
Schwächen Risiken
Abbildung 5: SWOT-Analyse
(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Plog 2011, 61)
Die SWOT-Analyse kann auch als Definition des Change Projektes gelten. Sollten die
Chancen und Stärken nicht überwiegen, besteht dringender Handlungsbedarf. Aus
Abbildung 4 geht hervor, dass die Maßnahmen zum „Aufrütteln und zur Beschleuni-
gung“ [Plog 2011, 61] der Strategie führen sollten.
Grundlagen Wandel und Umstrukturierungen 14
Die Kontextanalyse befasst sich ausführlich mit dem Sach- und Situationszusammen-
hang aus welchem eine Veränderung hervorgeht und wie sie wahrgenommen wird.
Besondere Beachtung bekommt hierbei die Historienerfassung vergangener Change
Projekte. Auf den Erfahrungen vergangener Projekte werden zukünftige Change Pro-
jekte aufgebaut. Zu erfassen ist, ob die Mitarbeiter und Führungskräfte in der Vergan-
genheit positive oder negative Erfahrungen gemacht haben. Anhand dieser
Erfahrungen müssen die Maßnahmen angepasst werden. Beispielsweise bei schlech-
ten Erfahrungen müssen vermehrt Motivationsmaßnahmen durchgeführt werden [vgl.
Plog 2011, 69 ff.]. Auf das Thema der Geschichte, bzw. Vergangenheitserfahrungen
wird in Kapitel 4 der Heritage Communication näher eingegangen.
Nach gründlicher Analyse und Untersuchung kann mit den erarbeiteten Daten, die das
Fundament bilden, eine passgenaue Strategie zur Umsetzung des Veränderungspro-
jektes erfolgen. Hierbei spielen ebenso wie bei der Analyse einzelne Faktoren eine
wichtige Rolle. Die Strategie bildet wiederum die Grundlage für eine erfolgreiche Integ-
ration der Veränderung in das Unternehmen und dessen Umfeld [vgl. Plog 2011, 73].
Ohne qualifizierten Einsatz des Mittels wird jedoch der Zweck nicht erreicht“ [Plog
2011, 75 ff.].
Das Projektmanagement befasst sich damit, welche Personen oder Abteilungen be-
stimmte Verantwortlichkeiten und Kompetenzen übertragen bekommen und in welchen
Abhängigkeiten diese zueinander stehen. Die Zielsetzung, die Zwischenziele und das
Ergebnis erklären den Zweck des Projektes. Die Rahmenbedingungen, Kapazitäten,
Unterstützungen und Befugnisse stellen die Bedingungen dar. Das Team und dessen
Kooperationen müssen den Zeitplan einhalten, hierzu zählen die Ablaufplanung, die
Terminplanung sowie die Zwischen- und Abschlusstermine. Zu all diesen Punkten
müssen während des Projektmanagements Meilensteine gesetzt werden damit die
Beteiligten motiviert sind.
„Die Strategie ist ein Plan, wie man sein Ziel am besten, günstigsten und schnellsten
erreichen will“ [Doppler/ Lauterburg 2002, 191]. Eine klare Zielvereinbarung ist unver-
meidlich, da es ohne Zielvereinbarungen im Veränderungsprozess zu Unsicherheiten
kommt. Daher sollte die Zielvereinbarung realistisch, sinnvoll, erreichbar, motivierend,
eindeutig formuliert und verträglich mit anderen Zielen sein [Plog 2011, 83 ff.]. Laut
einer Studie scheitern Veränderungsprojekte in deutschen Großunternehmen zu 56%
an unklaren Zielbildern [vgl. Berentzen 2009, 4].
Ein Instrument zur Zielerreichung in Change Prozessen ist die Balanced Scorecard
(BSC). Die BSC beleuchtet die Leistung des Unternehmens der finanziellen Perspekti-
Grundlagen Wandel und Umstrukturierungen 16
Die Integration aller Beteiligten erfolgt durch kontinuierliche Information. Damit ist ge-
meint, dass alle Beteiligten rechtzeitig über das Veränderungsprojekt in Kenntnis ge-
setzt werden. Jedoch ist das oftmals nicht gewollt, und ein Großteil der Beteiligten
erfährt darüber aus der Presse. Im Rahmen der Integration kann auch eine Kommuni-
kations-Score-Card erstellt werden, die den Informationsablauf regelt. Es dürfen keine
Informationen durchsickern, sondern diese müssen kontinuierlich und geplant kommu-
niziert werden. Weitere Faktoren sind die Informationsauswahl und der Informations-
aufbau, die den Kern der Informationen, die Botschaften und die Argumente festlegen.
Außerdem müssen Störquellen auf allen Unternehmensebenen unterbunden werden,
indem permanent kommuniziert wird [vgl. Plog 2011, 86 ff.].
Die Lösungsfindung hängt von der Größe des Veränderungsprojektes und der Einbin-
dung unter der Unternehmensleitung der Beteiligten ab. Sie soll unterstützen, die Moti-
vation aller Beteiligten zu erhöhen und parallel dazu beitragen, das Projekt zu
optimieren. Die Methoden zur Lösungsfindung sollten „gut vorbereitet, professionell
durchgeführt, moderiert und weiterbearbeitet werden“ [Plog 2011, 95].
Der Part der Entscheidungsfindung stützt sich auf die Zuteilung der Verantwortlichkei-
ten, der Vision, der Abwägung und der Erfolgsorientierung. Die Klärung der Verant-
wortlichkeiten ist wichtig, da festgelegt werden muss wer für welche Entscheidungen
verantwortlich ist. Die Vision ist ein wichtiger Treiber in Veränderungsprozessen und
stellt die Vorstellung der Umsetzung des Veränderungsprojektes dar [vgl. Plog 2011,
96]. Die Vision besagt „in diese Richtung wollen wir uns bewegen“ [Doppler/ Lauter-
burg 2002, 191]. Außerdem ist es sinnvoll, Idealvorstellungen und Wünsche seitens
der Beteiligten anhand einer Pro- und Contra-Liste abzuwägen [vgl. Plog 2011, 96 ff.].
Es ist eine Kunst, den Wandel zu verkaufen und liegt in der Wahl der Verhandlungs-
strategie. Die Verhandlungsstrategie kann partiell, aber auch durch weiche, mittlere
und harte Manipulation durchgesetzt werden.
Ein Beispiel der partiellen Durchsetzung ist das Harvard- Prinzip. Dieses ist eine Me-
thode des Dialogs und bezieht die Betroffenen mit in das Veränderungsprojekt ein.
Nach diesem Prinzip sollen Widerstände frühzeitig ausgeräumt werden, da ein ständi-
ger Informationsaustausch zwischen Beteiligten und Verursachern stattfindet.
Grundlagen Wandel und Umstrukturierungen 17
Die weiche Manipulation als Strategie setzt sich aus den Varianten Ködern, Perspekti-
venwechsel und Salamitaktik zusammen [vgl. Plog 2011, 118]. Mit der Köder-Taktik
beispielsweise werden die Beteiligten durch Anreize, Prämien und Provisionen ange-
lockt und lenken von dem eigentlichen Veränderungsprojekt und den eventuellen
Nachteilen ab.
Die mittlere Manipulation als Strategie befasst sich mit den Varianten des Auslagerns
und der des Trittbrettfahrens. Die Variante Auslagern bezieht sich auf externe Beteilig-
te, wie Unternehmensberater. Hierbei lenkt das Management die Widerstände der in-
ternen Beteiligten auf die Berater, die sogenannten Buhmänner, da diese nach dem
Projekt das Unternehmen verlassen. Dieses Ablenkungsmanöver seitens des Mana-
gements, lenkt nur von einem Konflikt intern ab.
Die harte Manipulation als Strategie setzt sich aus den Varianten Verwirrung und Zer-
mürbung zusammen. Die Verwirrung der Beteiligten kommt durch schnell aufeinander
folgende Maßnahmen und Veränderungen oder Rücknahmen von Entscheidungen
zustande. Zermürbung als Variante der Strategie bewirkt Überforderung der Beteiligten
durch andauernde Wiederholung von Forderungen [vgl. Plog 2011,117 ff.].
2.6.3 Transfer/Integration
Die Integration von Veränderungen findet auf verschiedenen Ebenen statt. Der Verän-
derungsprozess muss sinnvoll und detailliert geplant und allen Beteiligten durchgehend
kommuniziert werden, bevor der Prozess in das Unternehmen integriert werden kann.
Eine Maßnahme zur Integration ist der Wissenstransfer in fünf Leitgedanken. „Gesagt
ist nicht gehört; gehört ist nicht verstanden; verstanden ist nicht einverstanden; einver-
standen ist nicht durchgeführt; und durchgeführt ist nicht beibehalten“ – Konrad Lorenz
[Possert o.J., 8].
PERSPEKTIVE
PRAKTISCH ANALYTISCH TECHNISCH
"Macher" "Denker" "Planer"
VORGEHENSWEISE
Ausprobieren/Erleben Reflexion/Forschung Lösungssammlung/
Übung Diagnose Konzeptentwicklung
ERGEBNISSE
Fallstudien/Beispiele Hintergründe/ Best-Practice-Modelle
Formulierungen Zusammenhänge Check-Listen
Hemmnisse sind in Change Projekten keine Seltenheit, deshalb ist die Vorgehenswei-
se bzw. der Umgang mit Widerstand in verschiedenen Varianten zu lösen. Während
des gesamten Veränderungsverlaufs müssen interne und externe Störfaktoren (wie in
Grundlagen Wandel und Umstrukturierungen 19
2.6.4 Evaluation/Kontrolle
2.7 Arten
Unter einer Fusion (englisch: merger) versteht man den Zusammenschluss zweier ho-
mogener Partner zu einer neuen Firma. Bei solch einem Firmenzusammenschluss
entsteht ein völlig neues Unternehmen. Dieses neue Unternehmen erhält meist einen
neuen Firmennamen oder setzt sich aus den beiden alten zusammen.
Von Akquisition oder Übernahme spricht man, wenn ein Unternehmen den Hauptteil
der Unternehmensanteile eines anderen Unternehmens erwirbt.
Grundlagen Wandel und Umstrukturierungen 20
Gründe für Fusionen und Akquisitionen können die „strategische Neuausrichtung oder
die Fokussierung des Portfolios auf die Kernkompetenzen“ [Pfannenberg 2009, 105].
des Verkäufers sein. Solch eine Akquisition oder Übernahme kann mit dem Einver-
ständnis des übernommenen Unternehmens, freundlich erfolgen oder gegen dessen
Willen, feindlich [vgl. Pfannenberg 2009, 14 ff.].
Um den Ablauf genauer darzustellen wird der Prozess von Fusionen und Akquisitionen
in drei Phasen gegliedert [vgl. Jansen 1999, 249].
2. Transaktionsphase
Das Unternehmen das eine Übernahme plant, nimmt in dieser Phase Kontakt
auf, beginnt mit der Verhandlung und bietet für das andere Unternehmen. Es
führt eine Unternehmensbewertung durch und versucht einen Kaufpreis festzu-
legen. Nach diesen Schritten sollten außerdem die Finanzierung, die Vertrags-
phasen und die wettbewerbsrechtliche Prüfung stattfinden.
Nationale und internationale Fusionen sowie Akquisitionen sind rechtlich streng gere-
gelt und müssen von den berechtigten Kartellbehörden bewilligt werden. „Wenn beide
Unternehmen im gleichen Markt tätig sind (horizontale Fusionen) oder in verschiede-
nen Teilen eines Marktes (vertikale Fusionen), können Mergers & Acquisitions [Fusio-
nen und Übernahmen/ V.S.] von den Kartellbehörden mit Auflagen versehen oder
sogar gestoppt werden“ [Pfannenberg 2009, 105].
2.7.2 Spin-Off
Ein Spin-off benennt die Ausgliederung oder die Veräußerung eines Teilbereichs aus
einem Unternehme. Der ausgegliederte Unternehmensbereich wird eine eigene Ge-
sellschaft, die anschließend verkauft wird. Zuvor war der Unternehmensbereich durch
den Großkonzern geschützt, nach der Ausgliederung ist das Unternehmen auf sich
selbst gestellt, wodurch verschiedene Veränderungsprozesse angestoßen werden. Es
müssen ein neues Management gegründet sowie eine überzeugende Vision, eine ei-
gene Kultur, Marketing- und Vertriebsstrategien aufgebaut werden. Der Spin-off muss
zeitnah ein eigenes Geschäftsmodell ausbilden [vgl. Pfannenberg 2009, 115].
Bei diesem Veränderungsprojekt geht es darum, wie das Unternehmen seinen Wert
generieren kann. Das Business Model Redesign beinhaltet den Wertbeitrag (Value
Proposition), das bedeutet welchen Nutzen das Unternehmen für seine Kunden gene-
riert. Der Wertschöpfungsprozess zeigt, welcher Nutzen mit den Wertschöpfungsstu-
fen, den Akteuren und deren Rollen für die Kunden erzeugt wird. Außerdem beschreibt
Grundlagen Wandel und Umstrukturierungen 22
das Geschäftsmodell, welche Einnahmen das Unternehmen aus welchen Quellen ge-
neriert (Ertragsmodell) [vgl. Pfannenberg 2009,146].
2.7.4 Restrukturierung/Downsizing
Mit Restrukturierung ist das Gesundschrumpfen (Downsizing), also der Abbau von
Strukturen und Überkapazitäten in Unternehmen gemeint, die mit diesem Verfahren
ihre Wettbewerbsfähigkeit erweitern möchten. Betroffen sind meist die Mitarbeiter, da
Personalabbau und Veränderung des Arbeitsumfeldes durch Enthierarchisierung und
Outsourcing die Folgen sind [vgl. Pfannenberg 2009, 152].
„Ausgangspunkt der strategischen Planung ist die Geschäftsdefinition. Nur wenn ein
Unternehmen versteht, in welchem Geschäft das Unternehmen tätig ist und welche
Märkte es bedient, wird es die richtigen Produkte und Services entwickeln“ [Pfannen-
berg 2009, 127 / Hervorheb. i.O.]. Aus der Vision eines Unternehmens kann die Zieler-
reichung für bestimmte Geschäftsfelder und Märkte abgeleitet werden. Kennzeichnend
für die Neuausrichtung der Unternehmensstrategie ist die Erschließung neuer Ge-
schäftsfelder oder die Bündelung bestimmter Geschäftsfelder sowie die Umstrukturie-
rung des Produktportfolios, horizontale und vertikale Angebotserweiterung oder die
Suche nach strategischen Allianzen [vgl. Pfannenberg 2009, 127].
2.7.6 Kundenorientierungsprogramme
2.7.7 Internationalsierung
Die Internationalisierung ist für große Unternehmen zentraler Bestandteil der Unter-
nehmensstrategie. Hervorgerufen vor allem durch die andauernd höhere Erreichbarkeit
und Durchsichtigkeit von Informationen durch das Internet sowie den anhaltenden
Wunsch der Unternehmen nach weiterem Wachstum in neuen Märkten. Damit ein Un-
Grundlagen Wandel und Umstrukturierungen 23
ternehmen international erfolgreich ist, muss es mit einer Strategie an die Märkte her-
antreten. Erfolgversprechende Punkte sind Marktbearbeitungsformen, wie Franchising,
strategische Allianzen, Export oder Auslandsniederlassungen [vgl. Pfannenberg 2009,
132].
„Denn tatsächlich demonstriert die Marke ihre Identität nur durch Veränderungen“
[Kapferer 1992, 110].
Ein Brand oder eine Marke ist „ein Nutzenbündel mit spezifischen Merkmalen, die dafür
sorgen, dass sich dieses Nutzenbündel gegenüber anderen Nutzenbündeln, welche
dieselben Basisbedürfnisse erfüllen, aus Sicht relevanter Zielgruppen nachhaltig diffe-
renziert“ [Buhrmann/ Blinda/ Nitschke 2003, 3]. Verwirklicht wird im Kopf der Zielgrup-
pen und möglicher Nutzer des Produktes das Markenimage, anhand des
Nutzenbündels. Nach der Imageplatzierung richtet sich die Unternehmensmarke an die
Stakeholder-Gruppen Mitarbeiter und Führungskräfte, Kunden und Lieferanten, Aktio-
näre und die Financial Community sowie an die allgemeine Öffentlichkeit. Mit diesen
Stakeholder-Gruppen befasst sich auch die Veränderungskommunikation.
Marken werden in Strukturen gemanagt. Dies bedeutet, dass Unternehmens- und Pro-
duktmarken in verschiedenen Beziehungen zueinander stehen und der Veränderungs-
prozess verschiedene Auswirkungen auf diese Beziehungen hat:
Die Veränderung wird nicht nur in einzelnen, sondern in allen Elementen der Marke
vollzogen, um die zentralen Werte auf einen gemeinsamen neuen Nenner zu bringen:
Der Markenname und das Logo stellen einen wichtigen Bestandteil der Marke dar. Nur
eine völlig neue Vision und Strategie, aufgrund eines ausnahmslosen Bruchs mit der
bisherigen Identität des Unternehmens ist Auslöser für eine Veränderung des Logos
und des Markennamens. Ein solcher Bruch könnte eine Fusion sein.
Das Claim (Slogan) bringt den Nutzen der Unternehmensleistung und die Markenbot-
schaft auf den Punkt. Dieser wird aufgrund von einer Veränderung von Geschäftspro-
zessen in Verbindung mit dem Logo neu ausgerichtet.
Die Mission stellt das Nutzenversprechen für die Stakeholder dar. Im Rahmen einer
Veränderung wird das Wording (der Ausdruck der Unternehmensmarke) mit neuen
Schlüsselbegriffen angepasst.
Das Corporate Design ist der gestalterische Ausdruck der passenden Werte. Eine ho-
he Signalwirkung haben Farben und Formen, Verwendung der Schrift und anderer
Zeichen. Die typische Handhabung von Bildausschnitten und Bildwelten sowie die Art
ihrer Reproduktion sind zentrale Bestandteile des Corporate Designs [vgl. Borgards
2009, 51].
Die Veränderung der Markenelemente signalisiert den intern Beteiligten den Wandel.
Die Identität bei einer Veränderung wird gebrochen, um diese neu zu gestalten. Aber
Veränderung der Markenstrategie 26
auch die Markenwerte und Markenelemente werden stark verändert. Es wird zwischen
folgenden Branding- Modellen unterschieden:
Abbildung 8: Branding-Modelle
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Borgards 2009, 52
„Die Implementierung von neuen Unternehmensmarken und Strukturen wird oft zum
symbolischen Kampfplatz für die Widerstände gegen den neuen Eigentümer des Un-
ternehmens beziehungsweise gegen die neue Orientierung“ [Borgards 2009, 53]. Um
diesen Widerständen bei Veränderungen oder Weiterentwicklungen der Unterneh-
mensmarke vorzubeugen, müssen die wichtigsten Stakeholder frühzeitig mit einge-
bunden werden.
die Botschaft verständlich ist und die Strategie eindeutig vermittelt wurde. Zu der Cor-
porate Mission gehören unter anderem das Corporate Branding (Unternehmensbrand)
und das Product Branding (Produktbrand).
Die Corporate Identity ist das „Selbstverständnis eines Unternehmens über seine Un-
ternehmenspersönlichkeit: Wer sind wir? Wer wollen wir sein? Wie werden wir gese-
hen? Wie wollen wir gesehen werden?“ [Herbst 2009, 20]. Die Identität eines
Unternehmens schließt sich aus dem gemeinschaftlichen Selbstverständnis aller Mit-
arbeiter über die Unternehmenspersönlichkeit. Dies spiegelt sich im Denken, Handeln
und den Leistungen des Unternehmens wider. Das Selbstverständnis über die Unter-
nehmenspersönlichkeit wird durch die mehrheitliche Zustimmung der Mitarbeiter ver-
stärkt und kann so auch nach außen geschlossener auftreten [vgl. Herbst 2009, 18].
Die Strategie, die Maßnahmen und deren Wirkung bilden die Struktur einer Corporate
Identity wie folgt:
Die Marke, die Markenstrategie und der Markenaufbau im Rahmen einer Veränderung
der Markenstrategie werden in die Maßnahme des Corporate Designs (Erscheinungs-
Veränderung der Markenstrategie 28
„Das Veränderungstempo wird auch künftig nicht mehr abnehmen. In den meisten
Branchen wird sich der Wettbewerb eher noch verschärfen“ [Kotter 1996, 161]. Diese
Aussage traf John P. Kotter schon 1996 und heute 2013 trifft diese Thematik mehr zu
denn je. Der Wandel in Unternehmen steht heutzutage auf der jährlichen Agenda der
Unternehmensstrategie. „Change Communication - das belegt eine Umfrage unter den
DAX- und Top-250-Unternehmen – ist in der Unternehmenspraxis Alltag geworden,
allerdings noch nicht Routine. Mindestens einmal im Jahr geht es darum, neue Tech-
nologien [und/ V.S.] notwendige Veränderungen durch […] Umstrukturierungen zu be-
wältigen“ [Mast 2012, 411]. Die Folge sind Fusionen, Restrukturierungen, Spinn Offs
oder Internationalisierungen von Unternehmen.
Aber nicht nur Unternehmensstrukturen wandeln sich, sondern auch die Werte und
Normen der Gesellschaft. Die Beteiligten einer Veränderung nehmen diesen persönlich
wahr, jedoch veraltet ihr Wissen schneller und Herausforderungen wachsen. Bei immer
schnellerem Unternehmenswachstum ist die Herkunft nach Wurzeln, Tradition und
Werten von immer größerer Bedeutung [vgl. Bühler/ Dürig 2008, 12 ff.]. Mit diesem
Thema befasst sich die Heritage Communication.
Die interne Kommunikation bezieht sich auf die Mitarbeiter und Führungskräfte. Diese
befasst sich im Veränderungsprozess mit der beruflichen Zukunft der Betroffenen und
deren Ängste. Die Aufgabe besteht darin, den Betroffenen ihre Ängste zu nehmen und
die Qualität der Arbeit zu sichern, zum Beispiel durch Mitarbeiterkommunikation und
Motivation [vgl. Pfannenberg 2009, 13]. Die Mitarbeiterkommunikation versteht sich als
enger Partner der Marketing-Kommunikation und der externen Kommunikation [vgl.
Führmann/ Schmidbauer 2011, 38]. Erfolgreiche externe Kommunikation und Marke-
ting-Kommunikation generieren das Selbstwertgefühl und den Stolz der Mitarbeiter und
Führungskräfte.
Change Communication und Heritage Communication 30
Die Marketing-Kommunikation bezieht sich auf die Kunden und Lieferanten. Im Verän-
derungsprozess kommuniziert diese die Bedeutung der Veränderung bezogen auf die
zukünftige Geschäftsbeziehung [vgl. Pfannenberg 2011, 13] anhand einer externen
Kampagne. „Die externe Kampagne [entfaltet V. S.] erst dann die volle Wirkung, wenn
die Mitarbeiter, motiviert durch interne Kommunikation, sich voll und ganz hinter die
Kommunikationsbotschaften stellen und die Kampagne leben“ [Führmann/ Schmid-
bauer 2011, 40].
Die Mitarbeiter werden als Botschafter des Unternehmens gegenüber Kunden und Lie-
feranten betrachtet [vgl. Führmann/ Schmidbauer 2011, 38].
interne
Kommunikation
Dachkonzept der
externe integrierten Marketing
Kommunikation Kommunikation/ Kommunikation
Veränderungs-
kommunikation
Finanzkommuni-
kation
Die Finanzkommunikation bezieht sich auf die Aktionäre und die Financal Community.
Diese werden von der Finanzkommunikation in Kenntnis darüber gesetzt, ob sich der
Wert des Unternehmens verändert und die Strategie realistisch und erfolgsbasierend
ist und ob das Unternehmen mit Widerständen seitens der Mitarbeiter zu rechnen hat
[vgl. Pfannenberg 2011, 13].
Die externe Kommunikation bezieht sich auf die Standortöffentlichkeit, die Politik und
die Behörden und die allgemeine Öffentlichkeit. „Die externe Kommunikation unterteilt
sich in vielen Unternehmen in zwei große Aufgabenbereiche. Da ist die imagebezoge-
ne Unternehmenskommunikation mit dem Schwerpunkt PR auf der einen Seite und auf
Change Communication und Heritage Communication 31
4.1.1 Grundanforderungen
Die zweite Grundanforderung stellt die Vernetzung mit der Unternehmenspolitik dar.
Zur Umsetzung von Veränderungen ziehen Manager meist ein Kommunikationskon-
zept heran, das die Unternehmensprozesse beeinflusst. Diese Beeinflussung der Pro-
zesse wird von den Betroffenen kritisch beobachtet, bevor sie Stellung zu dem
Veränderungsprojekt beziehen. Dies erfolgt auf drei Ebenen:
auf der kognitiven Ebene werden Mitteilungen auf ihre Bündigkeit und Kompati-
bilität zu den bestehenden Wissensbeständen begutachtet und
auf der emotionalen Ebene werden alle Emotionen rege, die durch Motivation
eng mit der kognitiven Ebene vereint sind.
Werden von den Betroffenen Spannungen und Unregelmäßigkeiten auf der konativen,
kognitiven oder emotionalen Ebene erfasst, entstehen Unsicherheiten, die sich auf den
Erfolg des Veränderungsprojekts auswirken. Hier wird die Unternehmensleitung massiv
gefordert [vgl. Mast 2012, 409 ff.].
Das Agieren der Führungskräfte und Multiplikatoren als Kommunikatoren stellt die drit-
te und letzte Grundanforderung dar. Veränderungskommunikation benötigt sogenannte
Change Agents (Veränderungsberater). Diese müssen die Führungskräfte darstellen,
indem sie für die richtigen Rahmenbedingungen sorgen und die Aufgabe haben, die
angestrebte Vision und deren Ziele umzusetzen. Außerdem müssen sie entsprechende
Widerstände der Mitarbeiter die mit den Veränderungsvorgaben kollidieren beseitigen
oder in persönlichen Gesprächen klären. Das Gegenstück zur Online- Kommunikation,
wie zum Beispiel das Intranet bildet die Face-to-Face-Kommunikation als dialogischer
Kommunikationsweg. Hierbei sind persönliche Gespräche gemeint – diese „sollen das
Verständnis und die Akzeptanz von Veränderungen positiv beeinflussen. […] Die fach-
lichen und kommunikativen Anforderungen an die Kommunikatoren und Multiplikatoren
steigen und ihre Rollen ändern sich“ [Mast 2012, 410]. Aus ihnen werden Coaches,
Diskussionsleiter und Interpreten, die um die Befürwortung der Mitarbeiter zum Verän-
derungsprozess kämpfen. „Change Communication entwickelt sich von einem Ver-
ständnis perfektionierter, persuasiver Kommunikation der vergangenen Jahre hin zu
einem flexiblen Beziehungsmanagement bzw. Management der Befindlichkeiten und
Sensibilitäten konkreter Bezugsgruppen als Ziel für die kommenden Jahre“ [Mast 2012,
411].
4.1.2 Ziele
„Die Aufgabe der Veränderungskommunikation liegt darin, die riskante Komplexität für
die internen wie externen Stakeholder zu reduzieren und sie auf die Ziele des Change-
Projekts zu orientieren. Die Wirkungen der Kommunikation werden im Rahmen von
Change-Prozessen zu Werttreibern“ [Pfannenberg 2009, 14 ff]. Da die Emotionen aller
Beteiligten durch Fusionen oder Umstrukturierungen aufgewühlt werden, nimmt die
Veränderungskommunikation an Einfluss zu. Sie befasst sich mit einer kommunikati-
ven Problemlösung des Wandels und verfolgt das Ziel der Integration vorhandener
Change Communication und Heritage Communication 33
Emotionen. Die Emotionen entscheiden über das Gelingen einer Veränderung [vgl.
Mast, 2012,419].
KOMMUNIKATIONSMANAGEMENT
KOMMUNIKATIONSZIELE
Um die Emotionen aller Beteiligten nicht weiter zu reizen, sollte Wert auf Offenheit und
Klarheit der Aussagen und Informationen gelegt werden. In angespannten Situatio-
nen, hat die De-Eskalation oberste Priorität und soll Mehrdeutigkeiten von Informatio-
nen, Dissonanzen, wie verschiedene Meinungen der Change-Agents und leere
Informationen vermeiden [vgl. Mast 2012, 420].
Mit der Sicherheit der Prozesse ist die Sicherheit und Kalkulierbarkeit von Kommunika-
tionsabläufen gemeint, denn diese vermittelt den Mitarbeitern positive Emotionen. Es
muss klar definiert werden, wer welche und wann Informationen über den Change-
Change Communication und Heritage Communication 34
Prozess kommuniziert werden. „Zögern ist gefährlich, ein Vertrösten auf später eben-
falls: Wenn die Unsicherheit bei Veränderungsprozessen groß ist, wirkt eine Verzöge-
rung in der Information ebenfalls nur wie ein Nicht- Wollen“ [Mast 2012, 421].
Die Ziele der internen Kommunikation belaufen sich auf die Verbesserung der Verän-
derungsbereitschaft der Mitarbeiter und Führungskräfte in Bezug auf die Verdeutli-
chung der Veränderungsnotwendigkeit und deren Verpflichtungen. Durch Motivation
und Zufriedenheit der Mitarbeiter und Führungskräfte vertrauen diese der Unterneh-
mensführung. Die systematische Wissensvermittlung über Ziele, Strategien und Maß-
nahmen haben eine positive Einstellung zum Change- Prozess zur Folge [vgl.
Pfannenberg 2011, 15]. Es muss auf allen Managementebenen und bei den Mitarbei-
tern Akzeptanz und Identifikation mit dem Change- Prozess geschaffen werden, bevor
„Verhaltens- und Einstellungsänderungen, […] schnelles Lernen und neue Prozessrou-
tinen“ [Deekeling/ Barghop 2009, 19] gefordert werden können.
Die Ziele der externen Kommunikation betreffen die allgemeine Öffentlichkeit, Politik
und Behörden, sowie die Standortöffentlichkeit und beziehen sich auf die Rechtmäßig-
keit der Veränderung. Es ist wichtig, dass in diesem Zusammenhang der Prozess von
Non Governmental Organizations (NGO) oder der Politik nicht verhindert wird. Dazu ist
es notwendig, dass das Unternehmen die Bedeutung der Veränderung für das Unter-
nehmen verdeutlicht.
Die „Finanzkommunikation sichert das Verständnis und die Unterstützung von Aktionä-
ren und der Financial Community für die veränderte/ neue Strategie und deren Imple-
mentierung, so dass das Unternehmen (weiterhin) Zugang zu kostengünstigem Kapital
hat [Pfannenberg 2011, 17/ Hervorheb. V.S].
Das Management trifft eine kommunikative Leitidee, die Grundaussage und Positionie-
rung über das Veränderungsprojekt darstellt. Diese Formulierung läuft nach dem Ras-
ter „Wir wollen, Wir sind, Wir haben“ [Bruhn 2006, 194] ab. Daraus wird der Slogan
gebildet, wie z.B. Lufthansa: „Theres no better way to fly“ (Es gibt keinen besseren
Weg um zu fliegen) [vgl. Bruhn 2006, 193 ff.].
Die Devise lautet aktive Kommunikation statt Schweigen, denn wenn das sich verän-
dernde Unternehmen keine genauen Antworten hervorbringt, kann das einen erhebli-
chen Imageverlust bedeuten.
Eine weitere gute Variante lautet: Schlechte Nachrichten zuerst kommunizieren. Ist
dies nicht der Fall, entstehen Gerüchte und blockieren den Veränderungsprozess.
Deshalb sollte der Informationsfluss der negativen Nachrichten frühzeitig beginnen und
kontinuierlich fortlaufen, um ein zukunftsorientiertes Handeln zu gewährleisten [vgl.
Pfannenberg 2011, 17].
Change Communication und Heritage Communication 36
„Kultur ist die Persönlichkeit eines sozialen Systems, das heißt die Art, wie es auf die
großen und kleinen Fragen des Lebens antwortet. Sie ist das Resultat der Entschei-
dungen, die dieses System im Laufe seiner Entwicklung in Reaktion auf kritische Erfah-
rungen getroffen hat“ [Berner 2012, 14]. Die Geschichte und die damit verbundene
Erfahrung eines Unternehmens, sowie die Lerngeschichte und die daraus entstande-
nen Entscheidungen, Überzeugungen und Gewohnheiten bilden die Komponenten für
den Charakter eines Unternehmens und somit dessen Unternehmenskultur [vgl. Berner
2012, 14 ff.] Um eine erfolgreiche Veränderung der Unternehmenskultur zu bewerkstel-
ligen, muss die Veränderungskommunikation ihre ganze Kraft auf die Verhaltensände-
rung der Beteiligten setzen [vgl. Pfannenberg 2009, 18].
Mit dem Grundgesetz der Kulturveränderung ist gemeint, dass sich die Menschen aus
ihrer Perspektive richtig und logisch verhalten. Davon gehen sie auch aus, wenn ihr
Handeln nicht in Relation zu den übergeordneten Zielen des Betriebes steht [vgl. Ber-
ner 2012, 100]. Menschen ändern ihre Gewohnheiten nur, wenn ihnen das aus ihrer
Perspektive sinnvoll erscheint. Dies ist immer dann der Fall, wenn sie ihr Handeln ver-
ändern müssen, um ihre Ziele erreichen zu können. Damit die Beteiligten schneller zu
einer Veränderung ihrer Gewohnheiten bewegt werden können ist es von Vorteil die
Rahmenbedingungen zu verbessern [vgl. Berner 2012, 97]
Die innere Logik des heutigen Verhaltens der Beteiligten zeigt auf, dass sie ihr Verhal-
ten und ihre Gewohnheiten nur durch einen persönlichen Nutzen verändern. Es gilt zu
klären, wie sich die Rahmenbedingungen ändern müssten, damit das vom Unterneh-
men gewünschte Verhalten für die Adressaten subjektiv, sinnvoll und vernünftig wird.
Die Rahmenbedingungen der Veränderung müssen so angepasst werden, dass diese
vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Ziele, Werte und Interessen vereinbar sind.
Ein wichtiges Instrument der Kulturveränderung ist die Veränderung der Rahmenbe-
dingungen so anzupassen und zu beeinflussen, dass die Führungskräfte und Mitarbei-
ter ihre Ziele erreichen können, um so das gewünschte Verhalten zu erreichen. Den
Rahmenbedingungen sollte viel Aufmerksamkeit geschenkt werden, denn diese beein-
flussen maßgeblich das Verhalten der Mitarbeiter. Ein Beispiel ist die räumliche Nach-
barschaft. Diese vereinfacht die Kommunikation und fördert auch das
Zusammengehörigkeitsgefühl. Die räumliche Trennung fördert die Lagerbildung und
das Denken in Wir vs. Die [vgl. Berner 2012, 107 ff.].
Die Machtfrage muss im Management und unter den Führungskräften geklärt werden,
damit keine Unstimmigkeiten auftreten und die Kulturveränderung erfolgreich umge-
setzt werden kann. Um eine Kulturveränderung durchzusetzen, müssen die Vorstände
Change Communication und Heritage Communication 37
resolut hinter dieser Entscheidung stehen und diese auch so vermitteln. Setzen sie
dies nicht um, hat das die negative Auswirkung zur Folge, dass weder die Führungs-
kräfte noch die Mitarbeiter die Kulturveränderung ernst nehmen und das Projekt schei-
tern wird [vgl. Berner 2012, 110].
„Je weiter man zurückblicken kann, desto weiter wird man vorausschauen!“ – Winston
Churchill [Berühmte Zitate 2013]. Die Heritage Communication, zu Deutsch Traditions-
kommunikation „meint die Tradition, die Werte, die Herkunft und die Geschichte, kurz:
die Wurzeln und das Erbe eines Unternehmens bzw. einer Institution oder Organisati-
on“ [Bühler/ Dürig 2008, 20]. Mit offener Kommunikation hat die Traditionskommunika-
tion das Ziel die Herkunft und Philosophie eines Unternehmens greifbar zu machen.
4.2.1 Grundlagen
Die Traditionskommunikation beruht auf vier Grundlagen. Zum einen stiften Werte
Identität, gelebte Werte sind vorgelebte Werte sowie Traditionen und Erinnerungen
bilden die Wurzeln der Zukunft.
Die Werte eines Unternehmens müssen von der Unternehmensleitung und Führungs-
ebene verinnerlicht, vorgelebt und an die Mitarbeiter überzeugend kommuniziert wer-
den. Der Vorsitzende der Bosch-Gruppe Franz Fehrenbach sagte: „Die Verantwortung
hierfür liegt beim Top- Management“ [Bühler/ Dürig 2008, 22]. Manager und Führungs-
kräfte, die die Werte leben stellen gleichzeitig ein Vorbild und geben Wertorientierung.
Außerdem können sie aus dem Wissen ihrer Herkunft die Markenkraft für das Unter-
nehmen stärken.
Der Begriff Tradition stammt aus dem lateinischen und bedeutet die Übergabe von
Besitzübertragung und ist mit den geschichtlichen Erinnerungen eines Unternehmens
zu verstehen. Traditionen haben auch immer etwas mit Belegen und Sinnstiftung zu
Change Communication und Heritage Communication 38
tun und stehen immer mit Erinnerungen im Zusammenhang. Jedoch sind Erinnerungen
nur Ausschnitte, die das Gehirn speichert, und müssen deshalb von Historikern wahr-
heitsgemäß entschlüsselt werden. Wichtig sind auch wissenschaftlich ermittelbare Fak-
toren. Beide Betrachtungsweisen sind für die Traditionskommunikation von hoher
Bedeutung. Traditionsreiche Unternehmen sind meist bekannter als neue Unterneh-
men und stellen einen klaren Wettbewerbsvorteil dar. Der Geschäftsführer des Instituts
für Firmen- und Wirtschaftsgeschichte Sven Tode nennt ein Beispiel: „Was unterschei-
det Aspirin von ASS-ratiopharm? 100 Jahre Geschichte!“ [Bühler/ Dürig 2008, 23].
Ein Unternehmen hat eine Zukunft, wenn es sich an seine Wurzeln und Werte, an sei-
ne Tradition erinnern kann. „Wurzeln und Werte, Herkunft und Heimat, sowie Tradition
und Geschichte können nur vermittelt werden, wenn sie nicht nur aktuell vorgelebt,
sondern auch memoriert, also erinnert werden“ [Bühler/ Dürig, 2008, 26]. Die Fähigkeit
der Erneuerung entscheidet über den Erfolg der Traditionskommunikation. Es verlangt
Mut, sich mit Themen aus der Vergangenheit auseinander zu setzen und auf Mei-
nungsverschiedenheiten einzugehen [vgl. Bühler/ Dürig 2008, 26].
1. Werteanalyse
2. Ausgestaltung von strategischen Grundsätzen und Leitlinien für die Gesamtor-
ganisation
3. Ableitung der strategischen Inhalte für die Unternehmensplanung, die Kommu-
nikations- und Personalstrategie
4. Ausrichtung aller Organisationseinheiten auf Grundlage definierter Werte, stra-
tegischer Inhalte und Grundsätze
5. Aufbau einer einheitlichen Corporate Identity
Change Communication und Heritage Communication 39
Die BASF ist das führende Chemieunternehmen der Welt. Die Identität des Unterneh-
mens und das heutige Handeln basiert auf einer langen Geschichte und einem kulturel-
len Erbe von Werten und Wurzeln, was die BASF unverwechselbar macht.
2006 nahm die BASF mehrere Integrationsprojekte mit dem Erwerb der Bauchemie
Degussa, der Übernahme der Engelhard Corporation und der Akquisition von Johnson
Polymer und CropDesign in Angriff. Somit mussten mehrere tausend Mitarbeiter mit
unterschiedlichen Unternehmenskulturen integriert werden. Die Lösung bat die
Heritage Communication im Rahmen der internen Mitarbeiterkommunikation in Form
einer Serie Tradition der Ideen. Es erschienen sechs Ausgaben, in denen der Fokus
auf bahnbrechenden Innovationen lag, die heute noch von großer Bedeutung sind.
Diese Geschichten stammen aus dem Traditionsarchiv jedes zu integrierenden Unter-
nehmens und der BASF. Diese Innovationen zeigen auf, dass sie alle gemeinsam
schon immer Vorreiter waren und finden im Bereich der Chemie ihren gemeinsamen
Nenner, der sie alle verbindet [vgl. Bühler/ Dürig 2008, 196].
4.3.2 Transaktionsphase
Die Vorbereitungen der Transaktion finden bis zur Verkündung mit Rücksichtnahme
auf die gesetzlichen Bestimmungen im Geheimen statt. In dieser Phase müssen der
Unternehmenswert und das soziale Kapital, die Mitarbeiter und Führungskräfte, gehal-
ten werden. Daher zielt die Strategie auf eine kontinuierliche Kommunikation nach au-
ßen mit den Journalisten, um Gerüchte zu vermeiden und nach innen mit den
Mitarbeitern durch Feedback-Schleifen ab. Ein Vorteil bietet während des gesamten
Prozesses die „One Voice–Steuerung der Kommunikation“ [Pfannenberg 2003, 95],
denn diese stimmt alle Statements (Aussagen) zentral ab. Bis zur Bekanntgabe wird
die Kommunikation so weit wie möglich geplant, dass am Tag der Kundgebung die
Maßnahmen nur noch „ausgerollt werden müssen: Pressemitteilungen, Mitarbeiter-
und Kundenbriefe, Mitarbeiterversammlungen mit den Boardmitgliedern, Artikel in Mit-
arbeitermedien, gegebenenfalls Informationsportale für Führungskräfte und Mitarbeiter.
Die Kommunikation zielt darauf ab, intern und extern Wissen über die beteiligten Ge-
sellschaften aufzubauen, die Erwartungen zu steuern, Loyalitäten zu sichern und die
Bereitschaft für unterstützendes Verhalten zu schaffen und zu fördern“ [Pfannenberg
2009, 110].
4.3.3 Integrationsphase
Der Startschuss nach außen hin zur Integration fällt mit dem Day-One. Das übernom-
mene Unternehmen wird zu einer Tochtergesellschaft bei einer Akquisitio,n und im
Falle einer Fusion bildet sich ein neues Unternehmen. Der Day-One stellt einen emoti-
onalen Event für die Mitarbeiter dar. „An allen wichtigen Standorten finden Mitarbeiter-
versammlungen statt. Auf einem Führungskräfte-Event stellt der CEO die Strategie und
Change Communication und Heritage Communication 42
Im Anschluss an die Integrationsphase steht eine Evaluation, die die Einhaltung und
Erreichung der Ziele hervor bringt [vgl. Pfannenberg 2009, 111 ff.].
Unter der persönlichen Kommunikation versteht man den direkten Kontakt, wie Perso-
nalversammlungen, Mitarbeiterfeste und Arbeitsessen, um komplexe Sachverhalte zu
besprechen und um Vertrauen und Wertschätzung dem Gegenüber entgegen zu brin-
gen. Bestimmte Sachverhalte können im Dialog besser geklärt werden, da sie veran-
schaulicht werden und bei den Mitarbeitern einen nachhaltigen Effekt erzielen. Die
Akteure sollten ein professionelles Kommunikationsverhalten an den Tag legen, da sie
Change Communication und Heritage Communication 43
Die Besprechungen bilden in vielen Unternehmen einen Großteil der Arbeitszeit. Des-
halb ist es wichtig, während einer solchen Besprechung das Ziel nicht aus den Augen
zu verlieren und sich an einer Agenda mit Zeitangaben zu orientieren. Um einen nach-
haltigen Effekt bei einer Besprechung zu erzielen, sollte im Anschluss ein Ergebnispro-
tokoll erstellt werden, das kommende Ziele und eine terminierte Aufgabenstellung
vorweist [vgl. Führmann/ Schmidbauer 2011, 173].
Face-to-
face
Kommuni
-kation
traditionelle
Kommunikations-
instrumente
Digital- Print-
kommuni- kommuni-
kation kation
Interne Veranstaltungen oder Events sind in den Part der persönlichen Kommunikation
einzuordnen. Ein Event bringt die Vorteile mit, dass es Themen und Botschaften erleb-
bar macht und Mitarbeiter diese eher verinnerlichen als Broschüren. Es wird zwischen
verschiedenen Eventformen unterschieden. Die „Face to Medium-Events befassen sich
mit Ausstellungen und Filmvorführungen, während Face to Face-Events mit Betriebs-
versammlungen oder Weihnachtsfeiern einhergehen. Sach-Events beinhalten Füh-
rungsrunden und Soft-Events sind Kollegen-Partys. Die Dialog-Events meinen Intranet-
Chats und Monolog-Events z.B. die Rede des Vorstands. Ein Beispiel für Social-
Events: Mitarbeiter helfen anderen Organisationen, wie Kaffekränzchen im Altenheim.
Die letzte Variante sind Incentive Events, die zur Belohnung der Mitarbeiter dienen, wie
ein Segeltörn an der Ostsee [vgl. Führmann/ Schmidbauer 2011, 174].
Change Communication und Heritage Communication 44
Die Print- Kommunikation befasst sich mit der Mitarbeiterzeitschrift, Broschüren, Falt-
blättern und dem Schwarzen Brett.
Die Mitarbeiterzeitschrift ist ein wichtiges Instrument der Kommunikation. Sie ist kei-
nesfalls vom Intranet abgelöst worden, sondern interpretiert, inszeniert und vertieft
Themen. Sie ist emotionaler, bunter und erlebbarer. Die Mitarbeiterzeitschrift bereitet
viele Themen im Rahmen der Gesellschaft des Unternehmens in Form von Reporta-
gen, Interviews oder Home-Storys auf. Sie präsentiert sich in einem Mix aus „harten
und weichen Themen, aus Fakten und Unterhaltung“ [Führmann/ Schmidbauer 2011,
177].
Broschüren, Handbücher und Faltblätter sind Bestandteil des Corporate Designs. Wäh-
rend Handbücher das Unternehmen und seine Prozesse und Regeln beschreiben, be-
fassen sich Broschüren und Faltblätter mit aktuellen Themen und Ereignissen [vgl.
Führmann/ Schmidbauer 2011, 178].
Das schwarze Brett gilt als unmodern. Jedoch verschafft es bei richtiger Informations-
pflege allen Mitarbeitern Zugang zu wichtigen Informationen, die keinen Intranet- Zu-
gang haben, wie beispielsweise die Mitarbeiter aus der Produktion [vgl. Führmann/
Schmidbauer 2011, 178].
Zur digitalen Kommunikation zählen Instrumente, wie das Intranet und das Mitarbeiter-
fernsehen.
Das Intranet revolutioniert die interne Kommunikation, denn die Mitarbeiter haben
schnellen Zugriff auf Informationen, und Wissen stellt kein eingeschränktes Kapital
mehr dar. „Das Intranet versteht sich als Kommunikations-, Arbeits- und Wissensplatt-
form. Es ist multimedial, hypermedial, interaktiv und unabhängig von Ort und Zeit ein-
setzbar“ [Führmann/ Schmidbauer 2011, 179]. Jedem Mitarbeiter, der einen Intranet-
Zugang hat, sind alle aktuellen Informationen frei zugänglich.
Das Mitarbeiterfernsehen wird auch Corporate TV genannt und zeigt bewegte Bilder
über das Unternehmen. Funktionales Mitarbeiterfernsehen stellt die Mitarbeiter- und
Kundenkommunikation dar. Inhaltliches Mitarbeiterfernsehen stellt die Unternehmens-
Change Communication und Heritage Communication 45
Die unter dem Begriff Web 2.0 zusammengefassten sozialen Medien entwickeln ein
Gemeinschaftsgefühl, denn Gemeinschaft kann erst durch Kommunikation entstehen
[vgl. Führmann/ Schmidbauer 2009, 181]. Die innovativen Kommunikationsinstrumente
befassen sich mit Webblogs, Wikis, Online Social Networks, dem Social Bookmarking,
mit Media-/ Informations-Sharing-Plattformen und dem Internet. [vgl. Pfannenberg
2009, 64].
Ein Webblog ist eine Website, die auf einfachen Content-Management-Systemen ba-
siert. Sie sind digitale Tagebücher und bieten eine Dialog- bzw. Kommentarfunktion an.
Diese Einträge können in Form von Text, Audio (Podcast), Video (Vodcast) oder durch
mobile Nutzung Mikro- Blogging (z.B. Twitter) verfasst werden. In der Veränderungs-
kommunikation werden diese Blogs von Führungskräften /CEO und Mitarbeitern in
Form von Projekt- Blogs, Themen-Blogs, Mitarbeiter-Blogs, Führungskräfte-Blogs, oder
Knowledge-Blogs (Austausch von Wissen/ Informationen) genutzt. Aber auch Service-
Blogs, die sich an externe Stakeholder richten, um eine Verbindung für Angebote und
Umfragen zu schaffen.
Wikis stellen Websiten dar, die nicht nur gelesen oder kommentiert sondern auch edi-
tiert (erstellt) werden können. Ein solcher Wiki bietet eine legitime Projektplattform zur
Festhaltung von Arbeitsprozessen, aber auch eine Plattform, um Wissen auszutau-
schen und zu verbreiten.
Online Social Networks stellen Gemeinschaftsportale dar, über die sich mehrere Nut-
zer miteinander vernetzten können. Typisch hierfür ist es, sich als Nutzer ein persönli-
ches Profil und eine Kontaktliste anzulegen, um dann Nachrichten und Medien zu
versenden und zu empfangen. Dies bietet den Rahmen für ein Expertennetzwerk, in-
dem alle Projektbeteiligten Informationen austauschen können.
Change Communication und Heritage Communication 46
Webblogs
Media/
Informatio-
Wikis
nssharing
Plattformen innovative
Kommuni-
kations-
instrumente
Online
Social Book
Social
Marking
Networks
Die externe Kommunikation wird hier nicht benötigt, da das Zusammenstellen der Füh-
rungskoalition nur intern abläuft [vgl. Pfannenberg 2009, 67].
Beissbarth ist ein bayerisches, über 110 Jahre altes Traditionsunternehmen in Mün-
chen. Die beiden Firmengründer und Brüder, Daniel und Hermann Beissbarth, waren
„Ende des 19. Jahrhunderts die Automobilpioniere in Bayern“ [Beissbarth 2013, 3]. Am
14.April.1899 erhielten sie den ersten Führerschein in Deutschland und sogar das ers-
te Autonummernschild Nr.1, dass im Deutschen Museum ausgestellt ist [vgl. Ude 1999,
10]. Heute stellt Beissbarth mit 200 Mitarbeitern moderne Prüf- und Servicegeräte für
Kfz-Werkstätten her, die den ständig wachsenden Standards der Automobilbranche
entsprechen. Im Fokus stehen die Produktbereiche:
Fahrwerkvermessung
Bremsenprüfung und Prüfstraßen
Reifenmontiergeräte
Radwuchtmaschinen
Klimaservicegeräte
Hebebühnen
Die Kunden sind Großhändler, Autowerkstätten, TÜV-Werkstätten und die Original
Equipment Manufacturer (OEM) Kunden .In enger Zusammenarbeit mit den großen
Fahrzeugmarken/OEM-Partnern, wie BMW, Daimler, Fiat, Mazda, Opel, Peugeot, Cit-
roen, Renault, Toyota und Volkswagen werden Entwicklung, Freigabe, und Vertrieb bis
zum Service von Prüfgeräten vorangetrieben. Das Homologations-Team bereitet die
weltweite Vermarktung der Prüfgeräte vor und sichert die Erfüllung der hohen Herstel-
lervorgaben, technischer Standards und staatlichen Gesetzesanforderungen. Damit
Beissbarth seine Produkte an die OEMs auf verschiedenen Vertriebswegen verkaufen
darf, müssen für die einzelnen Produkte nach Anpassung auf die Kundenwünsche
Homologationen gestellt werden [vgl. Beissbarth 2013, 3].
Change Communication am Beispiel von Beissbarth 52
Da das Unternehmen auf eine über 110-jährige Geschichte zurückblicken kann, haben
die Mitarbeiter und Führungskräfte schon mehrere Umstrukturierungen, Akquisitionen,
Restrukturierungen, Neuausrichtungen der Unternehmensstrategie, Übernahmen
durch Private-Equity-Investoren und völligen Neustart hinter sich gebracht. Aufgrund
der Wirtschaftskrise Mitte der dreißiger Jahre erfolgte eine Restrukturierung des Unter-
nehmens. Das Fabrikgebäude in der Tegernseer Landstraße in München wurde ge-
schlossen.
1944 wurde das gesamte Fabrikgelände Beissbarths zerbombt, jedoch schafften die
Söhne Daniel Beissbarths das Unternehmen wieder aufzubauen [vgl. Beissbarth 2000,
42]. Nach dem Wiederaufbau florierte das Geschäft, sodass sich das Unternehmen
vergrößerte und 1960 zum jetzigen Olympiagelände in München umzog.
1972 erfolgte eine Akquisition durch die Rohe-Gruppe. Diese gliederte 1978 den eben-
falls erworbenen Hebebühnen Hersteller Romeico in die Räumlichkeiten des Beiss-
barth Unternehmens mit ein. Diese Eingliederung hatte zum Vorteil, dass der Service
zentral gesteuert und die Produktbereiche gemeinsam entwickelt werden konnten.
Anfang der 80er Jahre wurde Beissbarth von einem Private-Equity-Investoren erwor-
ben und erhielt in diesem Zuge einen neuen Geschäftsführer. Kelm-Kläger war zuvor
Geschäftsführer des insolvent gegangenen Unternehmens ITT. Er brachte seinen Ver-
triebs-, Logistik- und Entwicklungschef mit zu Beissbarth [vgl. Anhang: Wiedorn-
Interview]. Unter der Leitung des Geschäftsführers Kelm-Kläger wurde 1980 eine ein-
schneidende Umstrukturierung vollzogen. Die Fertigung und die Entwicklungsabteilung
wurden in Form einer Neuorganisation ausgebaut. Dies hatte eine Restrukturierung,
also Personalabbau in der gesamten Montage zur Folge [vgl. Beissbarth, 2000, 43].
Der Durchbruch gelang Beissbarth Anfang der 90er Jahre mit der Entwicklung der In-
novation der CCD-Technologie. Die Vermessung eines Fahrwerks erfolgte bis dato mit
Spiegeln und Licht. Die Charge Couple Device (CCD) -Technologie ermöglicht es den
Werkstätten, eine Fahrwerkvermessung vollautomatisch durchzuführen. Daraufhin stat-
tete Beissbarth sämtliche VW-Werkstätten mit seiner neuen CCD-Technologie aus.
Mitte 2005 wird die damalige Beissbarth Automotive Group (BAG) durch den Private-
Equity-Investoren SG Kapital Europe durch Zustimmung des französischen Mutterkon-
zerns Fimalac übernommen. Neuer Geschäftsführer wurde Jean-Loup Bourjot [vgl. kfz-
Betrieb 2005]. Unter der Leitung von Jean-Loup Bourjot entwickelte Beissbarth eine
neue Technologie der kabellosen Fahrwerkvermessung - Touchless. Diese wurde
2006 auf der Automechanika Messe vorgestellt. Daraufhin wurde Bosch, selbst Fahr-
werksvermessungsproduzent, auf Beissbarth aufmerksam.
Der Weltkonzern Bosch erwarb 2007 das Unternehmen Beissbarth und ordnete dies in
seinen Unternehmensbereich Kraftfahrzeugtechnik im Bereich Automotive Aftermarket
ein. Bei diesem Kauf handelte sich es um eine Akquisition, somit blieb die Marke Be-
issbarth erhalten. „Wir wollen die Position unseres Produktbereichs Bosch Diagnostics
im Werkstattausrüstungsgeschäft weiter stärken - dies gilt vor allem für das Geschäft
mit Diagnose-Systemen“ [Pressrelations 2007]. Diese Aussage traf der damalige
Bosch Geschäftsführer Peter Tyroller, ebenfalls Verantwortlicher für den Geschäftsbe-
reich Automotive Aftermarket. Auch Bosch kann auf eine über 150 jährige Geschichte
zurückblicken, was einen starken Wettbewerbsvorteil darstellt. Der Geschäftsbereich
Kraftfahrzeugtechnik verbuchte 2012 einen Umsatz von 30,9 Mrd. Euro [Bosch
Deutschland 2012, III].
Letztes Jahr im Januar erwarb Bosch ein weiteres Unternehmen für das Geschäftsfeld
Automotive Aftermarket (AA). Hierbei handelt es sich um das amerikanische Unter-
nehmen SPX Service Solutions. Damit erweitert Bosch sein Produktportfolio im Bereich
Automotive Aftermarket, und wird zum umfassenden Lösungsanbieter im Diagnose-
und Reparaturgeschäft. Der größte Zukauf mit 880 Mio. Euro Kaufpreis im AA-Bereich
verschafft Bosch den zweiten Platz im weltweiten Diagnosegeschäft. SPX vertreibt und
entwickelt Service- und Diagnosegeräte, Werkstattzubehör und Software. Bei diesem
Kauf wurde ein Produktbereich von SPX gekauft. Das bedeutet, dass die bestehende
Marke SPX weiter am Markt existiert. Der von SPX ausgegliederte/ verkaufte Produkt-
bereich geht in das Produktportfolio von Bosch über und erhält keine neue Marke. Mit
dieser Fusion erkaufte sich Bosch Marktanteile im Wirtschaftsraum NAFTA (North
American Free Trade Agreement), [vgl. Die Welt 2012]. Im Rahmen dieser Fusion wur-
de ein neuer Geschäftsbereich im Automotive Aftermarket, der Automotive Aftermarket
- Automotive Service Solution (AA-AS) gegründet. Beissbarth war zuvor im Automotive
Aftermarket im Geschäftsfeld Diagnostics angesetzt. Nun wird Beissbarth gemeinsam
mit dem Produktbereich von SPX in den neuen Geschäftsbereich AA-AS eingegliedert.
Change Communication am Beispiel von Beissbarth 54
5.3 Kommunikationsstrategie
Kommunikationsstrategie
Kernaussagen
Auf der einen Seite muss die Veränderung begründet werden anhand einer klaren
Darstellung der negativen wirtschaftlichen Situation. Dies kann sich auf die Umsatz-
entwicklung, den Marktanteil/ Marktwachstum oder Qualitätsprobleme beziehen. Das
Ziel ist es die Zahlen und Daten aufzuzeigen, um die Notwendigkeit einer Veränderung
zu verdeutlichen.
Change Communication am Beispiel von Beissbarth 55
Auf der anderen Seite ist es von hoher Bedeutung allen Beteiligten eine Zukunftsper-
spektive aufzuzeigen. Dies erfolgt anhand einer Vision, Mission und Ziele. Zudem
müssen die Verbesserungspotenziale der Strukturen und Prozesse, der Produkte, kos-
ten und Qualität erläutert werden. Das Ziel ist es alle Beteiligten zu motivieren und eine
Identifikation mit dem Veränderungsprozess zu schaffen.
3. Umsetzung
1. Veränderung 2. Zukunftsvision
transparent
begründen aufzeigen
machen
1. Veränderung begründen
Es müssen der Grund und das Ziel für die Veränderung aufgezeigt werden,
damit alle Beteiligten verstehen, was sich in Zukunft ändern wird und was be-
stehend bleibt.
2. Zukunftsversion aufzeigen
Allen Beteiligten muss gezeigt werden was passiert, wenn die Veränderung
nicht vollzogen wird und was mit der Veränderung erreicht werden will.
5.4 Kommunikationsmaßnahmen
Es wird sich auf das aktuelle Post-Merger-Integration-Projekt (PMI) bezogen. Dies be-
trifft die Akquisition von einem Teilbereich von SPX durch Bosch. SPX wird zurzeit in-
tern noch als S2 beschrieben. Gemeinsam mit dem AA-DG (Automotive Aftermarket-
Diagnostics Geschäftsbereich), in diesem befindet sich Beissbarth, wird der neue AA-
AS Bereich gegründet. Von diesem Veränderungsprozess sind über 4.000 Mitarbeiter
weltweit betroffen [vgl. Folger 2013, 1].
Transaktionsphase:
In der zweiten Phase wird der Kontakt zu dem erwerbenden Unternehmen aufgenom-
men und die Verhandlungen beginnen. Nach erfolgreichem Vertragsabschluss und
kartellrechtlicher Prüfung wurden die Mitarbeiter über den Abschluss erneut, Anfang
Dezember in Form eines Newsletters, informiert. In diesem Newsletter wenden sich die
fünf Vorstände Tanvir Arfi, Hans-Peter Meyen, Dietmar Wunstorf, Michael Klemm und
Robert Hanser an ihre Führungskräfte und Mitarbeiter [vgl. AA Newsletter 2012].
Es erfolgen Presseberichte zur Information der externen Betroffenen über die erfolgrei-
chen kartellrechtliche Prüfung der Kaufverträge und den Abschluss am 3. Dezember.
2012 [vgl. Folger 2013, 1].
Laut Kotter, erfolgt im zweiten Schritt die Bildung eines PMI-Teams. Dieses besteht
aus Managern von Bosch- Diagnostics (Beissbarth) und SPX [vgl. Folger 2013, 1]. Ein
Management-Workshop findet für die oberste Führungsriege gemeinsam mit dem
Chief Executive Officer (CEO) unter Leitung der Unternehmensberatung KPMG statt.
Change Communication am Beispiel von Beissbarth 57
Dieser wird als Workstream Blockwoche benannt. Neben dem PMI-Team werden auch
die Workstream-Leiter eingeladen. Diese stellen die Vertreter für die einzelnen Wirt-
schaftsregionen dar. Zum symbolischen Auftakt des Big Mac Projektes wird ein riesiger
Kuchen in Form eines Burgers aufgetischt, der von den beiden CEOs gemeinsam an-
geschnitten wird. Im Rahmen der Workstream Blockwoche erfüllte die Führungskoaliti-
on ebenfalls den dritten Schritt. Sie machten den Anfang der Entwicklung einer Vision
und Strategie [vgl. Staa 2013, 5].
So wird die Vision des Wandels im vierten Schritt intern, in Form eines Kick-Off Events,
vollzogen. Der Beissbarth Vorstand Olaf Henning lud alle Mitarbeiter und Führungs-
kräfte in einem persönlichem Schreiben zur Kick-Off Veranstaltung, dem Day One, ein
[vgl. Henning 2012]. Der Day One fand am 6. Dezember 2012 in der Porsche Arena in
Stuttgart statt und war das emotionale Kick-Off Event zum Start der Integrationsphase.
Mit einem Video über die Wünsche, Gedanken und Hoffnungen der Mitarbeiter wurde
der Auftakt des Events angestimmt [vgl. Staa 2013, 7]. „Es begann mit 1000 Teilneh-
mern, gefolgt von Veranstaltungen in den USA, Brasilien, China, Italien, Frankreich und
Großbritannien“ [Staa 2013, 6 ff.].
Die externe Kommunikation informierte in Form einer Pressemitteilung über das erfolg-
reich Kick-Off Event, Day One. Dieses richtet sich an die allgemeine Öffentlichkeit, die
Kunden und Lieferanten, sowie an die Aktionäre.
In der fünften Phase nach Kotter geht es darum die Blocker zu neutralisieren und die
Wandeltreiber zu motivieren. Deshalb erfolgt ein Newsletter des PMI-Teams im zwei-
monatigen Rhythmus, der sich weltweit an alle Beteiligten richtet. Der erste erschien
Ende Januar. In diesem Newsletter richtet sich der Big Mac Manager Oliver Frei an alle
Mitarbeiter. Zur Übersicht wird das Projekt Team und die Organisation vorgestellt. Die
Ziele und die Vision werden vermittelt. So heißt der Slogan des Veränderungsprojek-
tes: „Thats why you count! Deshalb zählen Sie!“ [Folger 2013, 2]. Zudem werden die
Workstream Blockwoche und aktuelle Erfolge des Vertriebes weltweit dargestellt.
Nochmals wird der Erfolg des Day One thematisiert [vgl. Staa 2013, 7].
Hauptgebiete zur Formung einer Zukunftskultur sind die Kommunikation, die Vertriebs-
orientierung und die Entscheidungsprozesse [vgl. Trockel 2013, 7ff.]
Videos mit Stellungnahmen des Vorstands Tanvir Arfi zur aktuellen Situation wurden
gedreht und jedem Mitarbeiter im Corporate TV zur Verfügung gestellt. Außerdem er-
hielten Kunden und Lieferanten Zugang zu den Inhalten.
Die Informationen in der Mitarbeiterzeitung sind ähnlich aufgebaut wie im PMI Newslet-
ter. Den Unterschied macht die Häufigkeit der Mitarbeiterzeitung, denn diese erscheint
im vierwöchigen Rhythmus. Die Inhalte belaufen sich auf aktuelle Prozessschritte des
Integrationsprozesses oder die Entwicklung der gemeinsamen Unternehmenskultur.
Das können beispielsweise Erfolgsgeschichten aus aller Welt und verschiedenen Ab-
teilungen sein.
Bei der PMI- Mailbox handelt es sich um einen möglichen Questions & Answers-Kanal
(Frage und Antwort-Kanal). Mit Q&A sind die Fragen und Antworten aller Beteiligten
gemeint. Damit alle Beteiligten auf ihre Fragen Antworten bekommen, errichtete das
PMI-Team eine Mailbox. Dort können alle Fragen per Mail eingereicht werden [vgl.
Folger 2013, 8]
In der sechsten Phase nach Kotter müssen kurzfristige Ziele geplant und geschaffen
werden. Diese motivieren alle Beteiligten. Im zweiten PMI Letter werden weltweite und
europaweite Erfolgsgeschichten dargestellt. Der indische Regional Präsident be-
schreibt seine ersten 100 Tage in der neuen Organisation [vgl. Muralidharan 2013, 4]
während der europäische Independent Aftermarket (IAM) sein neues Corporate Design
erhalten hat [vgl. Kayan 2013, 4ff.].
Den siebten Schritt, Erfolge konsolidieren und weiter ausbauen und den achten Schritt,
die Veränderungsbereitschaft in der Kultur verankern, haben das gesamte PMI-Projekt
und Beissbarth noch vor sich.
Expertenbefragung 59
6 Expertenbefragung
Es stellte sich heraus, dass das Potenzial künftiger Change Communication Prozesse
große Bedeutung zukommen. Die Veränderungskommunikation hat die Aufgabe, die
Beteiligten, die Mitarbeiter und Führungskräfte, umfangreich und stetig zu informieren,
damit diese den Nutzen einer Veränderung besser verstehen können und akzeptieren,
denn durch die Akzeptanz der internen Stakeholder kann der Veränderungsprozess
schneller und zielgerichteter durchgeführt und einheitlich nach außen kommuniziert
werden [vgl. Anhang: Staa-Interview/ Janko-Interview].
Veränderungskommunikation
ist Führungsaufgabe
Kommunikationsstrategie mit
starker
Stakeholderorientierung
Kommunikationsinhalte: Ziele,
Gründe, Erfolge
CHANGE COMMUNICATION
Die Veränderungskommunikation stellt einen entscheidenden Faktor für den Erfolg von
Change Projekten dar. Die nachstehend aufgezeigten Erfolgsfaktoren der Verände-
rungskommunikation zeigen vor allem, dass der Faktor Mensch eine entscheidende
Rolle spielt.
3. Stakeholderorientierte Kommunikationsstrategie
Die Kommunikation und die Strategie wachsen zusammen, denn die Strategie
basiert auf einem flexiblen und dialogorientierten Management von Beziehun-
gen. Der wichtigste Faktor, um stakeholderorientiert zu kommunizieren, ist die
persönliche Kommunikation. Diese finden in Form von persönlichen Gesprä-
chen und auch Feedbackgesprächen, mit allen wichtigen Stakeholder-Gruppen
statt. Durch die persönliche Kommunikation werden die Beteiligten positiv auf
den Veränderungsprozess eingestimmt und haben die Möglichkeit ihre Meinung
in die weitere Planung des Prozesses mit einzubeziehen. Somit fühlen sich die
Stakeholder nicht ausgegrenzt, sondern verstanden und bestärken dadurch viel
eher den Veränderungsvorgang.
Mit einem Zitat von Robert Bosch beginnt diese Arbeit, und mit einem Zitat wird diese
auch abgeschlossen.
„Gegen Leistungen kommt man nur mit Leistungen auf“- Robert Bosch [Bosch 1950,
57].
Literaturverzeichnis 63
Literaturverzeichnis
AA Newsletter (2012): Bosch plant Kauf von SPX Service Solutions. Karlsruhe
Beissbarth (2000): Die Fahrwerkvermessung. Eine technische Dokumentation für The-
orie und Praxis. München.
Bosch, Robert (1950): Sei Mensch und ehre Menschenwürde-Aufsätze, Reden und
Gedanken von Robert Bosch. Stuttgart
Literaturverzeichnis 64
Bühler, Heike/ Dürig, Uta-Micaela (2008): Tradition kommunizieren. Das Handbuch der
Heritage Communication. Wie Unternehmen ihre Wurzeln und Werte professionell
vermitteln. Frankfurt
Die Welt (2012): Bosch schließt Übernahme mit SPX Service Solutions ab. URL:
www.diewelt.de/newsticker/news3/article111801385/Bosch-schliesst_Uebernahme-
von-SPX-Service-Solutions-ab.html (12. 07. 2013)
Edtinger, Birgit/ Mayr, Fabian- Patrick/ Wagner, Karl (2004): Veränderungen erfolgreich
umsetzen. Change Management in der Praxis. Weinheim. Basel
Frei, Oliver (2012): Grußwort des Big Mac Projektleiters. In: PMI Letter1. Karlsruhe
Folger, Chris (2013): PMI und Projektorganisation. In. PMI Letter 1. Karlsruhe
Führmann, Ulrike/ Schmidbauer, Klaus (2011): Wie kommt System in die interne
Kommunikation? Ein Wegweiser für die Praxis. Berlin
Gattermayer, Wolfgang/ Al- Ani, Ayad (Hrsg.) (2001): Change Management und Unter-
nehmenserfolg. Wiesbaden
Graus, Herbert E. (2012): Skript zur Vorlesungsreihe: Change Management. Die Ge-
staltung von Veränderungsprozessen. Mittweida
Kapferer, Jean- Noel (1992): Die Marke- Kapital des Unternehmens. Landsberg. Lech
Kayan, Necat (2013): Blueprint für den IAM Vertrieb. In: PMI Letter 2. Karlsruhe
Kostka, Claudia/ Mönch, Anette (2002): Change Management. 7 Methoden für die Ge-
staltung von Veränderungsprozessen. München. Wien
Loebbert, Michael (2006): The Art of Change. Von der Kunst, Veränderungen in Unter-
nehmen und Organisationen zu führen. 2. Aufl.
Muralidharan, S. (2013): Indien. Unsere ersten 100 Tage. In: PMI Letter 2. Karlsruhe
Staa-Interview (2013): Experteninterview mit Silvia van Staa, Leiterin der Kommunika-
tion in Veränderungsprozessen im Post Merger Integration Team bei Bosch Karlsruhe.
siehe Anhang
Staa, van Silvia (2013): Workstream Corner. In: PMI Letter 1. Karlsruhe
Trockel, Kai (2013): Umfrage zur Unternehmenskultur. In: PMI Letter 1. Karlsruhe
Ude, Christian (1999): Das Jubiläum. 100 Jahre Beissbarth und Automobilgeschichte in
München.
Willemsen, Heinz Josef/ Hohenstatt Klaus- Stefan/ Schnitker, Elmar/ Schweibert, Ulri-
ke/ Seibt, Christoph H. (2008): Umstrukturierung und Übertragung von Unternehmen.
Arbeitsrechtliches Handbuch. 3. Aufl. München
Anhang
Experteninterview
Fragestellungen zum Thema Change Communication bei Umstrukturierungsprozessen
1. Welche Potenziale sehen Sie für die Bedeutung künftiger Change Communica-
tion Prozesse?
2. Welche Kommunikationsmaßnahmen sehen Sie zukünftig bei einer Verände-
rung der Markenkommunikation?
3. Welche Erwartungen stellen Sie an zukünftige Umstrukturierungsprozesse, wie
Mergers & Acquisitions und deren Folgen in Bezug auf die Change Communi-
cation?
Expertenantwort 1:
Klaus Janko
Leitung Cultural Integration Management (CIM) im Automotive Aftermarket, CIM- Bera-
tung/ Konzepte für PMI- Projekte, CIM- Funktion in ausgewählten PMI-Projekten bei
Bosch Karlsruhe
1. Der Veränderungskommunikation kommt eine sehr hohe Bedeutung zu, und sie
stellt ebenfalls sehr große Potenziale dar, denn im Rahmen der Veränderungs-
kommunikation werden die Menschen in den gesamten Prozess der Verände-
rung mit eingebunden, denn wenn alle Beteiligten in den Prozess einer
Veränderung mit einbezogen werden, können sie ihn besser verstehen und le-
gen so eine positive Arbeitshaltung an den Tag.
2. Bei einem Veränderungsprozess muss die Markenstrategie verändert, und die
Markenkommunikation dementsprechend angepasst werden. Eine Verände-
rung der Markenkommunikation wird zum größten Teil intern vollzogen. Die in-
ternen Stakeholder, wie Mitarbeiter und Führungskräfte müssen intensiv und
umfassend informiert werden. Dies findet anhand des Intranets, der Mitarbeiter-
zeitung oder Mitarbeiterveranstaltungen statt. Nach außen, also den externen
Stakeholdern muss die Veränderung logisch und den Markterfordernissen ent-
sprechend kommuniziert werden. Gegebenenfalls müssen kritische Kunden
vorab informiert werden.
3. Die Kommunikation muss in Veränderungsprozessen von Anfang an mit einge-
bunden werden. Sie stellt ein Werkzeug dar, das den gesamten Prozess unter-
stützt. Anhand eines Kommunikationskonzeptes, das den gesamten Prozess
begleitet, werden einzelne Maßnahmen den Kommunikationsaktivitäten zuge-
ordnet. Diese Maßnahmen müssen dann nur noch angewandt werden.
Anhang 69
Expertenantwort 2:
Silvia van Staa
Leiterin der Kommunikation in Veränderungsprozessen im Post Merger Integration
Team bei Bosch Karlsruhe
1. Der Kommunikation in Veränderungsprozessen kommt eine sehr hohe Bedeu-
tung zu, da sie einen Schlüsselfaktor für den Erfolg darstellt. Anhand der Um-
setzung der Veränderungskommunikation können alle Beteiligten die
Notwendigkeit der Veränderung verstehen. Wird die Kommunikation richtig ein-
gesetzt, akzeptieren die Beteiligten die Veränderung und unterstützen den Pro-
zess positiv.
2. Im Rahmen eines Veränderungsprozesses wie beispielsweise bei einer Fusion
muss die Markenstrategie und damit auch die Markenkommunikation ange-
passt werden. Damit alle Stakeholder-Gruppen die Veränderung akzeptieren
und diese auch aktiv unterstützen, statt sich der Veränderung gegenüber zu
verschließen, müssen die Kommunikationsmaßnahmen angepasst werden.
Die internen Betroffenen stellen die Führungskräfte und Mitarbeiter dar. Diesen
muss die Veränderung besonders intensiv durch die Mitarbeiterzeitung, das In-
tranet und vor allem in persönlichen Gesprächen vermittelt werden, denn intern
muss die Veränderung umfassend akzeptiert werden, damit die Veränderung
geschlossen nach außen kommuniziert werden kann. Den externen
Stakeholdern, wie Aktionäre, der Öffentlichkeit sowie Kunden und Lieferanten
gegenüber müssen die Informationen logisch und einheitlich kommuniziert wer-
den.
3. Die Kommunikation muss in Veränderungsprozessen von Anfang an mit einge-
bunden werden. Die Veränderungskommunikation stellt im Change Manage-
ment ein erforderliches Werkzeug zur Zielerreichung dar. Während des
gesamten Prozesses werden die Kommunikationsmaßnahmen in den einzelnen
Phasen angewandt. Ein so genanntes Kommunikationskonzept legt die Maß-
nahmen vorher fest, so dass diese zum gegebenen Zeitpunkt nur noch ange-
wendet werden müssen.
Anhang 70
Expertenantwort 3:
Dr. Eva-Maria Rakob
Stellvertretende Leitung Unternehmenskommunikation, Markenmanagement und
Nachhaltigkeit; Aufgabengebiete: Restrukturierung, Akquisition, Change Management,
Koordination Change- und Kommunikationsmanagement, Koordination Solar Energy
bei Bosch Karlsruhe
1. Die Thematik der Change Communication wird in Unternehmen immer wichti-
ger, und das Bewusstsein für deren Notwendigkeit nimmt zu. Die Welt verän-
dert sich immer schneller, die Menschen müssen immer mehr Information
verarbeiten, und deren Arbeitsaufgaben sind immer dichter getaktet. Somit sind
Mitarbeiter einem hohen Anspannungsgrad ausgesetzt, und wenn dann noch
Veränderungen hinzukommen, ist die Bereitschaft, diese Veränderung mitzu-
gehen eingeschränkt. An diesem Punkt setzt die Kommunikation an und stellt
einen entscheidenden Schlüssel dar, um als Unternehmen auch erfolgreich zu
sein. Damit die Veränderungskommunikation und damit auch das Unternehmen
erfolgreich sein können, stellt sie eine Führungsaufgabe dar. Die Führungsriege
bzw. die Führungskräfte müssen geschlossen hinter der Veränderung stehen
und diese einheitlich an die Mitarbeiter kommunizieren. Führungskräfte benöti-
gen für diese Aufgabe ein hohes Maß an Führungsqualität. Diese muss aktiv
eingebracht werden, um einen erfolgreichen Veränderungsprozess verbuchen
zu können. Bei erfolgreicher Veränderungskommunikation sind die Mitarbeiter
bereit, diesen Prozess mitzugehen.
2. Die Veränderung der Markenstrategie beinhaltet auch die Veränderung der
Markenkommunikation. Diese Veränderung muss intern von den Führungskräf-
ten einheitlich kommuniziert werden. Dies findet auf den klassischen Kanälen,
wie Corporate TV, Mitarbeiterzeitung und Intranet statt. Der Veränderungspro-
zess der Markenstrategie findet grundsätzlich nur intern statt. Hierbei muss die
vorhandene Markenkommunikation an die Veränderung angepasst werden und
anhand der Print-Kommunikation nach außen kommuniziert werden.
3. Das Ziel muss sein, dass das Thema Veränderungskommunikation konsequent
gerade bei Zukäufen vollzogen wird, um den neuen Mitarbeitern des übernom-
menen Unternehmens den Einstieg zu erleichtern. Der Integrationsprozess
kann mit Hilfe der Kommunikation bestmöglich vorbereitet und umgesetzt wer-
den.
Anhang 71
Anfang der 80er Jahre wurde Beissbarth von einem Private-Equity-Investoren gekauft
und erhielt Kelm-Kläger als neuen Geschäftsführer. Kelm-Kläger war vor Beissbarth
Geschäftsführer der ITT Firma, die Pleite gegangen ist. Zu Beissbarth brachte er sei-
nen Vertriebs-, Logistik- und Entwicklungsleiter mit. Zu Beginn der 90er Jahre vollzog
Kelm-Kläger eine komplette Restrukturierung. Außerdem entwickelte Beissbarth eine
neue Technologie für die Fahrwerkvermessung. Zuvor wurde ein Auto mit Spiegeln
und Licht vermessen. Durch die CCD-Technologie von Beissbarth war dieser Vorgang
nun automatisch möglich. Das verschaffte Beissbarth den Durchbruch. Es wurden
nahezu alle VW Werkstätten mit der neuen CCD-Technologie ausgestattet. Die Er-
folgswelle hielt für Beissbarth bis Ende der 90er an.
Der Private-Equity Investor hatte 1999 genug Geld verdient und stieß Beissbarth wie-
der ab. Nun wurde Beissbarth vom inhabergeführten, französischen Unternehmen
Facom aufgekauft. Außerdem erwarb Facom das in Coreggio ansässige Unternehmen
Sicam. Beide Marken blieben unter dem Dach von Facom erhalten. Zum Zeitpunkt der
Akquisition produzierte Facom unter anderem im kleinen Stil Achsmessgeräte und He-
bebühnen. Mit Beissbarth erweiterte Facom sein Produktportfolio um Fahrwerkvermes-
sungsgeräte und Bremsenprüfstände. Und mit Sicam, um Radwucht-, und
Montiergeräte.
Beissbarth wurde 2001 zum Center of Competence (COC) für Achse und Bremse und
Sicam für Wuchten und Montieren ernannt. Dies bedeutet, dass das Produkt-Know-
How und die Produktion an den jeweiligen Standort verlegt werden.
Das Unternehmen Fimalac erwarb Mitte 2005 für seine Tochter der, Private-Equity-
Investor SG Kapitals, Beissbarth. Unter deren Leitung entwickelte Beissbarth eine
neue Innovation der Fahrwerkvermessungstechnologie.
Nach der Entwicklung der CCD-Technologie zu Beginn der 90er Jahre, stellte Beiss-
barth 2006 auf der Automechanika Messe seine neuste Innovation vor. Es wurde eine
neue Generation der Fahrwerkvermessung vorgestellt. Hierbei handelte es sich um die
kabellose Fahrwerkvermessung Touchless.
Bosch wurde daraufhin auf Beissbarth aufmerksam. 2007 erwarb Bosch Beissbarth
und Sicam von Facom, um wie Facom sein Produktportfolio zu erweitern.
Eigenständigkeitserklärung 72
Eigenständigkeitserklärung
Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und nur unter Ver-
wendung der angegebenen Literatur und Hilfsmittel angefertigt habe. Stellen, die wört-
lich oder sinngemäß aus Quellen entnommen wurden, sind als solche kenntlich
gemacht. Diese Arbeit wurde in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen Prü-
fungsbehörde vorgelegt.