19-11-12 (De) Maurits Dolmans Proportionality in Patent Injunctions
19-11-12 (De) Maurits Dolmans Proportionality in Patent Injunctions
Komplexe Herstellung:
Anfälligkeit nach oben in
der Kette hat Auswirkungen
nach unten (und umgekehrt)
Komplexe Netzwerke:
wechselseitige Abhängig-
keit der Produkte
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Ein Portfolio von über 200 reicht aus, um ein
undurchdringliches Dickicht (patent thicket) zu schaffen
— Die Masse der Patente
gleicht die Schwäche
einzelner Patente aus.
Stillstand am Rhein)
NPE-Streitigkeiten nehmen auch in der EU zu
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Unterlassungsverfügungen werden bei Feststellung
einer Verletzung routinemäßig erlassen --
Keine echte Verhältnismäßigkeits-/Billigkeitsprüfung
„Insgesamt entsteht der Eindruck der BGH wollte den Forderungen der
Praxis und Literatur nach Verhältnismäßigkeitserwägungen mit seinem
obiter dictum bewusst entgegenkommen, aber in jedem Fall eine
Beschränkung des Unterlassungsanspruchs vermeiden, um den
faktischen status quo des Unterlassungsrechts nicht zu verändern. Die
überwiegende Literatur merkt kritisch an, dass der Gerichtshof mit den
Anforderungen an die Gewährung der patentrechtlichen Aufbrauchfrist
deren Anwendungsbereich faktisch auf Null reduziere. Er würde nun
verschiedentlich in Entscheidungen als zu berücksichtigender Grundsatz
zitiert, ohne dass im Einzelfall hieraus konkrete Schlussfolgerungen
gezogen wurden. Tatsächlich ist keine Entscheidung bekannt, in der die
Rechtsprechung in der Folge eine Aufbrauchfrist gewährte.“
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Deutschland muss die Durchsetzungsrichtlinie umsetzen
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Art. 3 ist klar, präzise und vorbehaltlos
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UPC-Übereinkommen und –Verfahrensordnung werden auch
eine Verhältnismäßigkeit vorsehen, sobald sie in Kraft treten
„Die Verfahrensordnung ist gemäß Art. 41 Abs. 3, Art. 42 und 52 Abs. 1 des
Übereinkommens auf Grundlage der Prinzipien der Verhältnismäßigkeit,
Flexibilität, Fairness und Billigkeit anzuwenden und auszulegen.
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Verhältnismäßigkeit steht im Einklang mit deutschem Recht!
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Elemente der Verhältnismäßigkeit sind hinreichend definiert
— Legitimes Ziel? Irreparabler Schaden für Patentinhaber?
— Notwendigkeit? Sind Schadensersatz und Lizenzgebühren bereits angemessen?
— Interessenausgleich? Auswirkungen auf andere Patentinhaber, Lieferanten,
Verbraucher
Unterlassungsanspruch fragwürdig Unterlassungsanspruch kann angemessen
sein
NPE/Freibeuter Hersteller
Hold-up/williger Lizenznehmer Hold-out/unwilliger Lizenznehmer
SEP (FRAND) Nicht-essentielles (Implementierungs-)Patent
Verzögerung (Lock-in-Effekt abwarten) Unverzügliche Durchsetzung
Allgemein lizenzierte Technologie Ausschließlich verwendet/ausschließlich lizenziert
Große Auswirkung auf andere / öffentliches Keine Verletzung des öffentlichen Interesses
Interesse
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Was können wir von den USA lernen?
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Schlussfolgerung: „Gerecht ist, was verhältnismäßig ist“
(Aristoteles)
— Art. 3 IPRED hat direkte Wirkung. Und deutsche Gerichte müssen § 139 PatG in
Übereinstimmung mit der Richtlinie auslegen
— Gemäß Art. 4 EUV und 288 AEUV ist Deutschland verpflichtet, § 139 PatG zu
ändern, um Verhältnismäßigkeit sicherzustellen
• Im Zusammenhang mit IoT und 5G ist es klug, die Brancheninteressen der EU bzw.
Deutschlands abzuwägen!
— Änderung steht in Einklang mit der deutschen Verfassung und dem BGB
— Wenn keine Änderung erfolgt und dies Schäden verursacht: Risiko von Klagen gegen
Deutschland
— Wenn keine Änderung erfolgt, kann Verhältnismäßigkeit nach Kartellrecht auferlegt werden
Maurits Dolmans ist vornehmlich im europäischen, Dr. Romina Polley berät vornehmlich in deutschen und
europäischen Kartellverfahren und Fusionskontrollverfahren,
britischen und internationalen Wettbewerbsrecht tätig,
sowie zu Vertriebs- und Lizenzverträgen. Sie vertritt zudem
mit einem besonderen Schwerpunkt im High-Tech-
Unternehmen in Kartellschadensersatzfällen vor deutschen
Bereich und im gewerblichen Rechtsschutz. und europäischen Gerichten.
Elisabeth Macher
Associate
+49 221 80040 156
[email protected]
― Schließlich kann die Kommission entscheiden, den EuGH mit dem Fall
zu befassen, der dem Mitgliedstaat Sanktionen auferlegen kann.
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Optionen für eine Einzelperson, sich auf die Richtlinie zu
berufen
― Eine Einzelperson kann sich normalerweise nicht auf die Richtlinie berufen, wenn
sie nicht umgesetzt wurde
• Die unmittelbare Wirkung ist grundsätzlich auf die Beziehung zwischen Bürger und
Staat begrenzt (vertikale Wirkung), sie gilt normalerweise nicht zwischen Bürgern
untereinander (horizontale Wirkung).
• Eine Richtlinie kann aber unmittelbare Wirkung entfalten, wenn sie eindeutig, klar
und uneingeschränkt ist und dem Mitgliedstaat keinen wesentlichen
Handlungsspielraum einräumt
• Die Pflicht zur Umsetzung von Art. 3 ist eindeutig, klar und uneingeschränkt und die
IPRED räumt Deutschland keinen Handlungsspielraum ein, sie zu ignorieren
• Es besteht ein Handlungsspielraum im Rahmen der Anwendung der Verhältnismäßigkeit
im Einzelfall, jedoch kein Handlungsspielraum, sie im Allgemeinen vollständig zu
ignorieren
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Staatshaftung – Schadenersatzklage einer
Einzelperson
Trotz des Verbots der horizontalen unmittelbaren Wirkung kann eine
Einzelperson den Mitgliedstaat wegen Nichtumsetzung einer Richtlinie auf
Schadenersatz verklagen.
― Ein Staatshaftungsanspruch setzt voraus, dass
1. die verletzte Rechtsnorm bezweckt, Einzelpersonen Rechte zu
verleihen;
2. die Verletzung hinreichend qualifiziert ist;
3. zwischen dem Verstoß gegen die dem Staat obliegende Verpflichtung
und dem den geschädigten Personen entstandenen Schaden ein
unmittelbarer Kausalzusammenhang besteht (EuGH, Brasserie du
Pêcheur).
―In Fällen, in denen eine Unterlassungsverfügung unverhältnismäßig
ist, sollte es möglich sein aufzuzeigen, dass das Gericht anders
entschieden hätte, wenn das Verhältnismäßigkeitsgebot in
nationalem Recht verankert gewesen wäre
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Instrumente des Wettbewerbsrechts
Problemstellung Wettbewerbsinstrument
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