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(Beic\)i(A)te

des

lüMMs^iHira iiimi
Von

Johann Christian von Engel


kaiserl. koaigl. Consistorialrath , wirklichem Hofsekretär bey
der königl. Siebenbürgischen Hofkanzley, Hof-Bücher-Censor,
Beysitzer der Gerichtstafel des löblichen Zipser Comitats
Bürger seiner Vaterstadt Leutschau, Correspondenten der
königL Gesellschaften der Wissenschaften zu (Söttingen, Prag,
München und Warschau.

DRITTER THKIL.
Erste Abtheilung.

G^Treuc (i-obtteite
feile cbiwqar
cbiwac

WIEN.
Friedrich Volke's Bucliliartdhiug.
1834.
Tk.l
AU.I
Erste Abtheiiung.

Österreichische Regenten unter und nach ihnen die Hu-


,

nyader. Hohe Energie der üngrischen Nation in die»


sen Zeiten, ohngeachtet der Hindernisse der Oligar-
chie Glanz, Macht und Selbstständigkeit des Üngri-
j

schen Reichs unter einem verständigen König , unter



dem kraftvollen Matthias dem Hunyader. 1437 1490.

Zweyte Abtheilung.
Die Jagelloniden und deren Indolenz undünfähigkelt; ihre
schlauen aber nicht wahrhaft (jrofsen geistlichen Mi-
nister. Ausartung der Sitten des Adels in Weichlich-
lieit und Ubermuth ; Ausartung der repräsentativen

Verfassung in ühcrmüthige Oligarchie; die Räkoser


Reichstage nur den elicmahligen Pohlnischen vergleich-
bar. Unerhörte Opposition der Familie Zäpolya tvider
die Macht des Throns. Verderben und Untergang des
Reichs. 1^90 1326.

A 2
Dritte Periode
der
Ungrischen Gescliichte,

Erste Abtheilung, J437 bi» 1490.

Nach dem Tode Sigmunds begab sich Albert mit


dem Leichnam des Kaiseis und mit der gefangenen
Barbara unrerzüglich nach Pr e fsbur g, und hielt
daselbst am 18. Decembcr ein groi'ses Conseil der
Prälaten und Baronen. Schon die Kürze des Termins
erweist, dafs in Prefsburg die Deputirten aller Co-
mitate und Slädle nicht zugegen seyn, konnten. Die
Prälaten und Baronen mit einigen aus der Nabe verr
sammelten Grofsen und Adelichen nahmen jedoch
keinen Anstand, die -wicbiigsten Angelegenheiten des
Beichs durch ihre Beschlüsse zu entscheiden , indem
sie hiezu die Stimmung der Nation benutzten, die
der Asche des kaum verstorbenen Sigmunds schuldig
zu seyn glaubte, seine Tochter und ihren Gemahl
als ihre Gebieter anzuerkennen. Gemäfs den dem
sterbenden Sigmund gegebenen Versprechen er-
klärten demnach die Prälaten und Baronen
in einer feyerlichen Bekanntmachung :

1) Das Erbrecht auf die üngrische Krone stehe


eigentlich der Tochter Sigmunds, Elisabeth zu *),

*) ' Quam hoc regnum jure geniturae con-


principaliter
cernere sagen die vollständiger versam-
dignoscitur^
mcllen Stände \^^ den» Keichs-Conseil nach.
6
da aber die Umstände des Reichs es erheischen , dafs
dasselbe von einem Manne regiert werde , so
3) e r w ä h 1 1 e n sie hiemit den Gemahl der Elisa-
beth, den Herzog Yon Österreich zu ihi-em Könige,
mit Vorbehalt jedoch dessen dafs Alberts Wahl auf
,

einem nächstens zu haltenden Reichstage von gesamm-


ten Reichsständen gebilligt und ihm über die Art,
,

wie er das Reich regieren »olle eine Art Capitula- ,

tion vorgelegt werde. (Dafs dieser Vorbehalt so ge-


macht seyn mufs , wird der weitere Erfolg lehren.)
Dafs aber wirklich die Ungrischen Oligarcben von
einer ,W a h 1 Alberts sprachen und Albert und Eli-
,

sabeth sich diefs gefallen liefsen , bestätigen nicht


nur die gleichzeitigen Chroniken *) , sondern auch
Urkunde von 1441 **) mit
Elisabeth selbst in ihrer
den Worten »Nachmahlen als unser lieber Herr
: ,

und Gemahl, König Albrecht und ich zu dem Reich


Hungern erwählt und gekrönt war,« wornach es
scheint dafs das Ungrische Reichs-Conseil die ehe-
,

mahls mit Albert IV i4o2 eingegangenen Verträge als


nicht giltig für Albrecht V ansah.)
3) Stellten sie darüber Brief und Siegel aus, dafs
wenn Albert eher mit Tode abginge, als Elisa-
beth, die Ungrischen Landherrn geistlich und
weltlich sie und ihren Erben als rechte erb-
liche Herrschaft zu Herrn und Erben des Kö-
nigreichs Ungern aufnehmen und halten sollten.

4) Vorläufigmüsse Albrecht auch jetzt schon


eidlich versprechen, sich ganz denUngrischen
Reichsgeschäften zuwidmen, und um diese,
nicht wie Sigmund öfters gethan
, den Deutschen ,

und Italienischen Angelegenheiten nachzusetzen, die

*) So 7,. E. Martinus Senginy Mellicensis Albertus e le- :

gt us est per Episcopos Barones et alias Incolas Ecgni


Hungar'ae^ Posonii 18. Z>ffc. Kovachiek supplem.
**) Prajr U. S. 387.
7
Römische Königs- und Kaiserkrone nicht ohne Wis-
sen und Willen des Ungiischen Reichs-Conseils an-
zunehmen *).
5) Der gefangenen Königin, Witwe Barbara, wur-
den alle Güter, Domainen und Einkünfte der Köni-
gin abgenommen, und statt derselben ^vard ihr ein
jährlicher Jahrcs-Gehalt von 12000 Dukaten ausge-
setzt *).
b) Die Krönung sowohl A 1 b erts als Elisa-
beths sollte unverzüglich Torgenommen werden, um
die Ruhe des Reichs desto besser zu sichern.
Über diese Krönung erhob sich zwischen dem
Erzbichof von Gran und dem Bischof von
Veszprim ein Zwist: ersterer behauptete, er müsse
König und Königin für diesen Fall selbst krönen , da
letztere eigentlich das Erbrecht für sich habe, und
berief sich auf die Krönung Mariens 1882; im Grunde
war ihm an den Geschenken gelegen, die damahls
noch immer nach der Ki'önung vom Könige und von
der Königin an die hiezu berechtigten Prälaten aus-
,

getheilt wurden. Da aber auch der Bischof von Vesz-


prim nicht gern leer ausgehen m ollte so erwiederle
,

er: der eigentliche gewählte, vom Erzbischofe zu


krönende König sey Albert; die Elisabeth sey nur
als dessen Gemahlin ,mithin durch den Bischof von
Veszprim zu krönen. Zu letzterer Meinung mochten
sich auch die Landherrn , als der ihren Beschlüssen
angemessenen, neigen, und wohl legte sich auch Al-
bert bey dem ärgerlichen Zwiste ins Mittel indem ,

er den habsüchtigen Erzbischof von Gran , Georg


von Palotz so reichlich zu beschenken versprachf

*} Drefs bcRcogt Aeneas Sylvias , und so m«fs man die


wichtigen Verhandlungen vom 18. Deceniber 1437, de-
ren authentiscites Protokoll fehlt , ans Brucbstäcken
cnsammensetzen.
**) St er Ter reperfmrium ßlSS, J^ Tabalar. Caet,
8
als ob "er auch die Königin gekrönt hätte. So über-
liefsdenn der Erzbischof von Gran dem Bischöfe von
Vcszprim durch einen förmlichen Vergleich *), jedoch
ohne Folgerung, die Krönung der Elisabeth.
Nachdem nun diese Krönung ara i. Januar i438
2u Stuhl vveissenburg vollzogen war**): ward
sofort der Erzbischof von Gran mit den schönen Herr-
schaften Drigely, Hedvegh, Hunt undPalankim Hon-
iher, und Dettar im Neograder Comilate beschenkt,
ja durch einen noch verderblichem Mifsbrauch wur-
den sämmtliche Bauern und ünterthanen des Erzbi-
•schofs vom -älucro Camerae<x. enthoben, und diefs zu
einer Zeit, wo das Reich von innern und äufsern Un-
ruhen bedroht wurde und königliche Einkünfte
,

durchaus keinen Abbruch hätten leiden sollen.


AU der Köaig über Ofen nach Grofswardein reiste,
um daselbst den Leichnam seines Schwiegervaters zu ,

bestatlen, brach während seiner Anwesenheit in


Ofen ein lang verhallener Hafs zwischen den
Ungrischen und Deutschen Bürgern dieser
königlichen Residenz aus. Die Deutschen, seit Carl
Robert mehr begünstigt vom Hofe wollten allmählig ,

die Ungrischen Bürger und Magistratualen aus ihren


Rechteil und namentlich aus dem Rechte der alterna-
tiven Richterswahl verdrängen, und waren durch die
Thronbesteigung eines Deutschen eines Österreichi-,

schen J'ürsten nur noch kühner in ihren Anmafsungen.


Diesen widersetzte sich unter den Bür gern Magyari-
scher Herkunft am meisten eingewisserÖtvös. Plötz-
lich ward der Leichnam von Ötvös in der Donau

*^) Pray Hierarchia 386.


**) Das Ccremoniel derselben, das Petz thcsaurus
Jinecdotoru^n VI- P- III. p. 228 f. aus einem Möllicr
Codex gibt, ist nicht acht. Es ist darin vom Imperlo
Romano, von Eegibus i-t Imperatoribus die Rede.
9
zeichen eines an den Hals gebundenen Strickes ge-
funden. Die Magyarischen Bürger schrien sogleich,
die Deutschen hätten diesen Meuchelmord verübt:
Zahlreiche Edelleute, Ofen am
die sich damahls in
königlichen Hofe eingefunden hatten gaben ihnen ,

Be} fall rotteten sich mit den Ungrischen Bürgern


,

ausammen, und stürmten und plünderten .die Häuser


der Deutschen Magistrat jialen die sich ins königli-
,

che Schlofs geflüchtet hatten Vergebens wollte Jaco-


bus de Marchia mit dem Crucifix in der Hand den
Tumult stillen ; der Lärm hörte nicht auf bis alle ,

Häuser der verhafsten Deutschen Magistratualen ge-


plündert waren. Dieser YorfMÜ mufste für einen an-
gehenden Deutschen Regenten, wie Albert war,
doppelt unanger, hm seyn, und ihm eine Furchtsam-
keit einflöfsen von der man später mehrere Beweise
.

linden wird. Auch diefsmahl scheint er für sut gefun-


den zu haben, die Gemüther durch einen Vergleich
«u besänftigen nicht aber Untersuchungen und Be-
,

strafungen vorzunehmen. Wohl fordert die vielfältige


Verschiedenheit der Nationen Religionen und Stände
,

in Ungern einen wahrhaft männlichen vor allem ,

gleich gerechten, sodann ernsten und zugleich lieb-


reichen Sinn des Regenten I

Aber auch in Sieb enbür gen sah es noch höchst


bedenklich aus. Seit dem letzten Vergleich hatten
sich die Bauern, von einigen Adelichen und beson-
ders von Anton Nagy de Buda geführt noch einmahl ,

zusammengerottet; waren aber bej Kolosmonostor


geschlagen, und ihr Anführer gefangen worden. Paul
ßagj ward hierauf von den Adelichen in Stücke zer-
rissen und neun seiner Mitschuldigen zu Thorda
,

auf Pfähle gezogen. Am i5. December 1487 ward


Enyed, wohin sich die Bauern geflüchtet hatten ver- ,

wüstet, im Januar ward ein anderer Rebellenhaufe


in Clausenburg belagert. Nachdem am 2. Feb|ru«ur i438
die Union mitdenSacKsenztt Thorda neu be-
schworen wurde gelang es endlich , den Aufruhr
,

der Bauciti zu dämpfen, doch ward denselben die so


sehr gewünschte Fr ey zu gigkeit zugestanden, wel-
cher niemand so heftig widersprach als der Bischof
,

Georg Lepes.
Aus der Türkey liefen ebenfalls beunruhigende
?vachrichten über die Vor b e reitungen derTür-
h e n zu einem neuen Einfall in Siebenbürgen ein.
Ein päpstlicher Nuncius, Johann Bischof von Ancona,
erbot sich zwar das Kreuz wider die Ungläubigen
,

zu. predigen aber die Umstände erlaubten es Alber-


,

ten nicht, von diesem Anerbieten Gebrauch zu ma-


chen. Albert begnügte weh, den Wlad, Woiwoden
derWalachey, zur Treue zu ermahnen den neuen ,

Woiwoden von Siebenbürgen, Desö von Lossontz, und


den n^u ernannten Grafen der Szekler mit Truppen
nach Siebenbürgen zu schicken , und die Cronstädter
unterm 14. Februar i438 von Ofen aus zur fort-
währenden treuen Wachsamkeit zu ermuntern *). Am
18. März 1488 hatten die Deutschen Reichsstände
Alberten zu ihrem Kaise r gewählt: das üngri-
sche Reichs-Conseil war mit der Frage lange beschäf-
tigt, ob Albert die Römische Königswürde annehmen
solle? und die Mehrheit schien sehr dawider gestimmt
zu seyn. Dem Könige lag das Interesse seines Hanses,
das er in der Eigenschaft eines Kaisers besorgen
Lonnte, am Herzen; seine Österreichischen Verwand-
ten , besonders Herzog Friedrich von Österreich,
riethen die Annahme der Kaiserwürde. Aber auch
das üngrische Reichs-Conseil ward nach und nach
für dieselbe gestimmt. Gerade weil die Feinde Unr
,

gerns, die Veneter, dielurken, die Fohlen eifer-


süchtig darüber gewesen , dafs Sigmund mit der ün-

*) Mar i enburg's lileine Cesphichtc von Siebenbür-


gen. S. i'ij.
11

grischen Krone auch die Bohmsicheu»d Deutsche ver-


einigt habe, müfsten die Ungern froh sejn dafs diese ,

Vereinigung auf Sigmunds Ejdam übergehe. Die Ver-


einigung dieser drey Kronen müsse allen drey Rei-
chen zur gröl'sern äufsern Sicherheit, durch wechsel-
seitige Unterstützung gereichen. Den Ungrischen Prä-
laten ward überdiefs vorgehalten, dafs die Bey le-
gung des Schisma und das Wohl derKirche
diese Vereinigung der drey Kronen nothwendig er-
heische. Zur Beruhigung endlich der noch immer
schwierigen Baronen ward angeführt, dafs Albert
nicht verbunden sey als Kaiser in Deutschland zu
,

wohnen, er könne ja seinen Wohnsitz in Ungern be-


halten *). Nach Windek willigten sogar die Deutschen
Kurfürsten ein dafs Albert zwey Jahre hindurch
,

nicht nach Deutschland kommen dürfe, und dafs selbst


seine Krönung verschoben werden könne. Endlieh
kamen auch Ermahnungsbriefe vom Concllium zu Ba-
sel. Albert durch das Reichs-Cons eil sei-
nes eidlichen Versprechens entbunden,
verliefs demnach üngetn. Einige Prälaten und Land-
herrn welche den Titel Vikarien des Reichs erhiel-
,

ten **)', sollten die Regierung führen. Er reiste nach


Wien n ahm am 29. April 1488 die Kais erwürd e
,

an , und trat dem Beschlüsse der Kurfürsten bey,


welche sich in der damahls zwischen dem Basler Con-
cilium und dem Papst Eugen IV dem Veneter obwal»
tenden Fehde für neutral erklärt hatten, um beyde
Theile im Wege der Güte mit einander zu verglei-
chen. In Wien erfuhr er, dafs nur der katholische
Theil der Böhmen ihn am 6. May zum König Vbn
Böhmen erwählt hatte (die Utraquisten oder Calix-
,

*) Diese Gründe sind enthalten in dem Schreiben des


Barth. Vicedominis vom 27. April 1 433. Petz VI, P.IJJ,
p. 282.
•*) Kmvmtkiefi sappl. I. p* 4'^»
18

liner hatten zuTabor den dreyzehnjährigen Polilni-


schen Prinzen Casimir , den Bruder Wladislaws,
zum Könige ausgerufen). Dieser Vorfall zwang ihn,
sich den Deutschen und Ungrischen Angelegenheiten
noch länger zu entziehen. Wladislaus König in Foh-
len achtete Alberts Abmahnungen nicht , er schickte
seinen Bruder Casimir mit Pohlnischen Truppen
nach Böhmen, und der Pohlnische Commeridant
in Podolicn , Saffranycz drobte Zipsen und Ober-Un-
garn zu verwüsten. Während Stephan von Rozgon
den Auftrag hatte, diesen in Zaum zu halten, liefs
»ich Albert am 29. Juny i438 samnit der Elisabeth,
von der katholischen Parthey in Prag krönen.
Nachdem er Verstärkungen aus Deutschland an sich
gezogen, und die Elisabeth nach Ungern zurück ge-
sandt hatte, zwang er die Pohlen im August i438, ,

Böhmen zu räumen liel's dieselben durch Albrecht


,

Ton Brandenburg aus Schlesien hinaustrieben setzlc ,

den Ulrich von Cilley, seiner Gemahlin Geschwister-


kind zum Statthalter in Böhmen mit dem Auftrage,
,

mit den zu Tabor unbczwungenen Calixtinern zu


unterhandeln, cntliefs die Barbara ihrer Haft, und
nahm im October 1488 in der Lausitz die Huldigung
an.Im November verfügte er sich zu gleichem Zwe-
cke nach Brefslau. Hier erfuhr er, dafs Ulrich Cilley
in Geheim, nicht ohne Einllul's der Barbara, selbst
nach der Königswürde strebe; in seinen Eid nahm
Cilley das neu geworbene Fufsvolk, mit seinen
Leuten besetzte er alle festen Plätze, sich erwarb
er mit Bestechungen aus dcnKroneinkünften Freunde.
Sofort entsetzte Albert ihn seines Amtes und liefs ihn ,

aufser Landes bringen. Ulrich von Rosenberg und


Meinharden von Neuhaus bestellte er zu Statthal-
tern in Böhmen mit dem Auftrage mit den Calix-
, ,

tinern zu unterhandeln. Eai'bara ward wieder in Prefs-


burg eingesperrt. In Brefslau hielt sich Albert bis zum'
26. Februar 1489 auf.
Die Türken hatten aber indessen ihren gedroli-
Siebenbürgen, geleitet von dem
ten Einfall in
treulosen ^'Ma(l Drakul wirklich ausgeführt ; der \Toi-
wode Desö von Lossontz hatte zwar eine Armee von
Adelichen zusammenziehen wollen, hatte aber nur we-
nige Truppen ausammenbringen können, weil das
Land kaum erst vom Bauern-Tumult sich erholt hatte.
Die Türken brachen daher unter. Murad, Mezet-
bcg und Vlad über das eiserne Thor ein, bela-
gerten Herrmannstadt durch acht Tage vergeblich,
Terwüsteten Mediasch, überrumpelten Schäfsburg,
Terbrannten die Vorstädte von Cronstadt, und schlepp-
ten eine Heerde von 70000 Gefangenen über den
Törzburger Pafs davon im Juny und July 1488 *).
,

Viele Sachsen (denn die armen Deutschen in Sieben-


bürgen hatten unter diesem Zuge am meisten gelitten)
flüchteten damahls in die Coniitate. Diese Flucht be-
nutzte der Adel, und legte Deutsche Dörfer an, theils
durch frej-wiilig zurückbleibende Sachsen, theils
durch Zwang, indem er die flüchtigen deutschen
Bauern nicht mehr in ihre Heimath zurückliefs. Die
Klagen über die Verwüstung der Türken begegneten
der Königin die aus Böhmen nach Ungern im Au-
,

gust 1488 zurückkam. Der Woiwode Desö von Los-


sontz w ollte mehreren Adelichen die sich bey der
,

ausgeschriebenen Insurrektion nicht eingefunden hat-


ten ihre Güter wegnehmen, aber ein Befehl der Kö-
,

nigin Elisabeth, datirt aus Harsäny vom 10. August


1488 hiefs ihn diefsmahl von der Strenge der Gesetze
ablassen, indem die Siebenbürgischen Adelichen
durch den kaum gestillten Bauern-Tumult in ihren
Besitzungen viel Schaden gehabt hätten **). Die Sach-
sen eilten ,die Befestigung ihrer Städte zu verbes-

•) Geschichte der Walachey L 169. Marienburg S. 70,


Eder Obss. \oi.
*•) Ed^r Obss.p. 109.
«4
Sern ; denn die Türken hatten bey ihrem Abzug mit
dem *l)aldigen Wiederkommen gedroht, und Georg
Brankowitsch meldete aus Serwien die neuen Rü-
stungen derselben. Um diese besser zu beobachten,
ward Johann von Hunyad zum Ban von Szö-
reny ernannnt, wo er sich tapfer mit den Tür-
ken herumschlug.
Alle diese Nachrichten, und der dringende Wunsck
der Ungern, dafs Albert selbst ins Reich zurück kom-
me, bestimmten ihn durch seine Statthalter in Böh-
,

men 1438 mit den Calixtinern einen Waffenstillstand


zu schliefsen, und im Januar 1439 mit Abgeordneten
des Königs von Fohlen Wladislaus einen Congrefs
,

in Brel'slau zu veranstalten. Der Papst Eugen bemühte


sichselbst, einen Vergleich mitPohlen zu Stande
zu bringen, um sodann Alberten auf seine Seite zu
ziehen, durch ihn das ihm verhafste Basler Concilium
aufzulösen und vielmehr den Kirchenverein mit den
,

Griechen zuFerrara und Florenz zu befördern. Der


Bischof von Zeng, Johann, trat als päpstlicher Ab-
geordneter bey dem Congresse mit den Fohlen auf.
Der Pohlnische Gesandte, Erzbischof von Gnesen,
forderte als Präliminarien des zu schliefsenden Ver-
gleichs, dafs sowohl Albert als Casimir auf die Böhmi-
sche Krone Verzicht thun und die Wahl eines Böhmi-
,

schen Königs von neuem Statt haben sollte, ti'ür Albert


war es zu bedenklich in eine solche Bedingung zu will
gen: er brachte, so sauer es ihm ankam, (indem er
an Jagjels Heirath mit der Hedwig, zum Nachtbeile
Wilhelms von Österreich dachte) um den Wladis-
,

laus zu beschwichtigen eine Doppelheirath in Vor-


,

ichlag. Er hatte bis dahin nur zwey Töchter *) mit


Elisabeth erzeugt, Anna und Elisabeth. Die erslere
trug er dem Könige von Fohlen Wladislaus und die ,

Elisabeth dem Bruder desselben, Casimir, seinem

*) Ein Sohn, Georg, war al« Kind gestorben.


I j
Böhmischen Thronmitwerber an, nnter der Bedin-
gung dafs letzterer für diefsmahl von Böhmen ab-
,

stehen aber nach Alberts Tode dieses Reich er-


,

halten sollte. Die Pohlnischen Abgeordneten hatten


für diesen Fall keine Aufti'äge somit ward nur ein ,

Stillstand bis zum


Juny 1489 beliebt, binnen wel-
24.
chem beyde Könige in eigner Person oder durch Ab-
geordnete an der üngrischen Gränze zusammenkom-
men sollten. Indessen sollten alle Gefangene wechsel-
seitig zurückgegeben werden *).
Nachdem Albert auf diese Art wenigstens Zeit ge-
wonnen hatte, eilte er nach Ungern. Ehe er aber noch
anlangte, hatte sich in den erstem Monathen 1489 da-
selbst folgendes zugetragen. Die Königin Wittib Bar-
bara war aus ihrer Haft in Prefsburg entflohen, und
hatte ihren Weg nach Pohlen genommen, wo sie

ihren Lieblingsplan, die Gattin des Wladislaus zu wer-


den, verfolgte, und ihn bat, ihre Unbilden zu rächen,
und abgenommenen Güter wieder zu verschaf-
ihr ihre
fen. Ferner war der Erzbischof von Gran, Georg de
Palotz gestorben und da er bisher die Krone und
:

Beichskleinodien in seiner Verwahrung zu Gran


gehabt hatte, so liefs sie Elisabeth nachVyssegrad
bringen wo sie der Graf von Pösing und S. Georg,
,

ein ihr ergebener Landherr bewachen sollte **). ,

Di« Flucht der Barbara erregte bej dem Könige


Albert, die Procedur mit den Reichskleinodien bey der
Nation, eine höchst unangenehmeSensation ***). Albert
verlobte seine Tochter Anna dem Herzog Wilhelm von
Sachsen , befahl sofort im April 1439 von Prefsburg

•) Brief des päpstlichenNuncius de dato 10. Februar 1489,


in Namiesloio apud Summer s b. II. Mantissa Dipl.
p. 82.
**) Katona. p. 923.
•**) Von dieser Zeit an ward kein geistlicher Kronhüter
mehr gelitten , ob praemetiundum. Veeantiam.
i6

aus allen Gränzcommeudanten gegen Polxlcu auf ihrer


Hut zu seyn, ernannte aber auch zugleich am 3. May
Commissarien, zu einem Traktat mit Polilen. "Siegen
der Begulirung der Thronfolge in Ungern, und ^^c-
gen eines Türkenzugs schrieb ei' einen Reichstag
nach Ofen aus: nicht nur für alle Prälaten undBa-
ronea, sondern auch für die Deputirten des Adels:
(vom Bürgerstande ist dielsmahl keine Spur)^ Der
Türkenkrieg stand dringend vor der Thür früher :

als sonst i^üstete sich Murad wider Serblien: schon


hatte Georg Brankowitsch, nachdem er sein Smedc-
i'ow verproviantirt und Truppen unter seinem Sohn
,

Gregor hineingeworfen hatte für rathsam gefunden,


,

persönlich mit seinem Jüngern Sohn Lazar und mit


seinen Schätzen nach Ungern-^ zu entlliehen, und hier
den König und die Stände zur Mithülfe aufzufordern.
Dringend waren auch die schriftlichen Auflforderun-
gen des Bans von Szörney Johann von Hunyad an
, ,

den König und die Landherrn, sich zum Kriege zu


rüsten.
Wegen der Thronfolge liefs sich Albert am
24. May von undLandherrn eine neue
allen Prälaten
Akte darüber ausstellen, besiegeln und beschwören:
dafs sie auf den Fall des Todes des Königs die Eli-
sabeth und deren Erben, Sohn oder Töchter, welche
Erben sie nämlich immer gewinnen sollte zu rech- ,

ten Erben und Erbherrn des Königreichs haben und


halten sollen *).

Diese Akte ward auch den schon an den folgen-


den Tagen zu Ofen versammelten Reichsständen zur
Begnehmigung vorgelegt. Aber hier war es auch, wo
die Stände zum ersten Mahl von Bedingungen, von
einer Art Capitulation sprachen **), die sich denn
auch

*) Prtiy II. 279, nach Elisabeths Aussage vom Jahr i44''


**) Decreta et eonstitutiones priorum Regum deRegnl cuii-
«7

Äuch Albert In dem Drange der Umstände schon am


29. May gefallen lielä. Diese merkwürdige und ent-
scheidende Akte {Decretum Alberti Regis genannt)
wav für die Ungrische Constitution hinfort von erstaun-
lichen Folgen: sie verdient also eine besondere Zer-
gliederung. Ein Österreichischer Regent hat die Con-
stitution, wie sie jetzt meistens ist, mit gründen helfen.
Was demnach das erste, den wichtigsten Punkt der
Thronfolge betrift, so erklärten die Stände
nochmahls
a) Die Elisabeth sey ihre Erbkönigin undErbfraa
(^Haeres hujus regni^ Domina nostra naturalis) und
Albert scy ihr König durch Wahl *).
b) Da aber bis dahin Albert nur Töchter hatte,
soward in Rücksicht derselben festgesetzt, dafs diese
Töchter nur mit dem Rath der Prälaten und Baronen
und Adelichen, also der Stände, und der Verwandten
des Hauses, vermählt werden sollten. Allein über die
Erbfähigkeit dieser Töchter ward in diesem Reichs-
Abschiede von Seite der Reichs - Stände nichts aus-
drückliches entschieden.
c) Albert als Wahlkönig sollte mit Mitwissen und
Mitgefallen seiner Gattin Elisabeth das Reich ver-
walten.
d) Er sollte seine Wohnung im Reiche nehmen.
Mit Österreich sollten die alten Gränzen bleiben, mit
Mähren neu regulirt werden, nach dem Rath der Prä-
laten und Baronen.
e) Er sollte endlich nicht nur die alten Freyhel-
ten des Adels, der Prälaten und Baronen aufrecht er-
halten, sondern auch einige neue den Zeitumständea
angemessene Artikel bewilligen.
suetudines in certis punctis moderari poitularunt. Ko-
vachich vestig. I. Man sprach: de refvrmations
p. 228.
Status ipsius Re-gni. Exord. Alb.
*) Nobis votive succedentihus. —
ElisabethAm princifO'
Ufer Regnum gen'iturae concsrnere dignoscltur.
Engels Geschichte v. Ungern. HI, ß
t8
Die wichtigsten Neaerungen oder nähere con-
»litutionelle Bestimmungen, die sich demnach deiKü-
nig gefallen lassen sollte, waren fol(^ende
P a a t n.
a) 1 i

j) Bisher hatte der König den Palalin selbst er-


nannt j jetzt sollte er Yon den Prälaten, Baronen und
Adelichen erwählt werden, auf den Vorschlag
des Königs.
2) Der Palatin , der. bisher im Beichs-Conseil nur
so Tiel galt , als ein andrer Landherr, ward nunmehr

Die Worte hierüber sind sehr unbestimmt: videm ex


parte Regnicolarum Rcgiae Screnitati ex parte Re- ,

giae Majcstatis Regnico lis Judicium et jusLitiam jacere


tene'atur.i'i Streng genommen, galt diefs nur von Pro-

cessen des königlichen Fiskus und gerichtlichen Sa-


chen-, aber sehr natürlich entwickelte sich hieraus
Äer Begriff eines Mittleramtes auch in politischen und
Constitutions-Angelegenheiten der später auch ge-
,

setzlich fixirtwurde.
3) Neben dem König sollte auch der Palatin und
der Judex Curiae als oberster Richter zumahl alle
Prozesse über Gewallthätigkeilen nach vorgängiger
ünterisuchung derselben in aufserordentlichen Gene-
ral-Versammlungen der Comitate (proclamata congrt-
gatio) welche durch die Obergespänne und Stuhl-
,

richter zu halten seyen ohne alle Widerrede und


,

Weigerung, selbst wenn der Beklagte im Kriege be-


schäftigt wäre, in letzter Instanz entscheiden, und
dadurch den Landfrieden aufrecht erhalten.
b)Freylieiten des Clerus.
4) Der Clerus ist Steuerfrey, alle durch Mifsbrauch
eingeschlichene Taxen desselben hören auf. i^yirt. 19.)
Kein Weltlicher darf geistliche Güter und Wür-
5)
den verwalten, oder an sich ziehen (8. si.J, Val^ant«
Bisthümer sollten bald besetat werdeo^
»9

6) Vor Gericht sind die Geistlichon mit den Ade»


liehen gleich. (38.)
c) Frcyheiten des Adels.
7) Alle Adelichen sind zehentfrej sie mögen ün« ,

terthanen oder Bauern besitzen oder nicht, (28. wahr-


scheinlich mitBezug auf den letzten Siebenbürgischea
Tumult.)
8) Wohlverdienten Adelichen sollten Otter (jedoch
Krongüter ausgenommen) ohne Bezahlung verlieheu
werden. (16.)
9) Kein Adelicher kann verhaftet werden , aufsefr
lii^aft eines wider ihn ausgesprochenen Capital -ür-

iheils. (27.)

11) Jeder Adeliche soll in dem Besitz seinerGü*


ter ganz ruhig seyn. Der König, die Königin und de-
ren Fiscus , wenn sie auf ein adeliches Gut Anspruch
machten, und ihr Recht nicht gehörig erwiesen, soll-
ten zur Strafe den Schätzungswerth des angespro-
chenen Gutes bezahlen. Sollte der König ein adeliche*
Gut jemanden verliehen , und dieser sich kraft der
königlichen Verleihung in Besitz gesetzt haben, und
das königliche Recht auf dieses Gut könnte nachmahls
nicht erwiesen werden, so sollte ein solcher Impetrant
der Klage der Gewaltthat und ihrer Strafe unterzogen
werden.
12) Der königliche Fiscus nimmt bey Verhandlung
königlicher Prozesse nicht unter den Richtern , son-
dern unter den Prozefsführenden Platz. (28.)
d) Vergebung der Ämter.
i3) Die Vergebung der Ämter hängt zwar vom Gut-
befinden des Königs auch ohne Beyrath des Reichs-
Conseilä ab, jedoch darf der König alle Ämter nur
Inländern und niemanden zweyerley Ämter (Bara-
,

nate Commendantschaften, geistliche Würden) ver-


,

leihen. Alle Ausländer sollten von allen königlichen


and der Königin und FriyatämterjQ, von Güterverlei-
B a
20
Imngeii und Pachlungeu köiiiglicher Einliünfte ausge-
schlossen seyn. (5. 6. 12. 16. 25.)

e) F nanz und
i - Münzwesc n.
Das lue r um Camer ae, das Fünfzigste inSieben-
14)
hürgen und die Marderabgabe in Slawonien bleiben
,

auf dem Fusse von Ludwig I, und dürfen nicht er-


höht werden. (7.) Ferner behält der König das Drey-
Xsigst-, S«flz-, Münz-, und Urbar-Regal.
i5) Der König darf keine Kroneinkünfte undKron-
domänen verkaufen oder verpfänden wohl aber darf :

er sie an Inländer verpachten.


j6) Auf seinen Reisen dai-f er nirgends unentgelt-
lich Verpflegung und Obdach, aufser mitfreyem Wil-
len der betroflfenen Einwohner fordern. (18.)
»7) Eine Münzveränderung darf ohne Beyrath der
Stände nicht Statt haben die Münzstätten sollten fer-
:

ner durch einen Münzwardein des Erzbischofs von


Gran und durch einen andern des Magister taverni-
corum Die Viertlinge sollen abge-
kontrolirt werden.
schafft seyn doch soll es erlaubt seyn Heller zu
; ,

schlagen zwey gleich einem Denar, jedoch von sel-


,

bem Schrott und Korn als die Denare.


18) Der Handel der Auswärtigen sollte wie unter
Ludwig I durch Legstädte beschränkt seyn. (9.) Frem-
des Salz und fremde Münze soll verboten seyn.
f) Kri egs sys te m. B a n d e r i al w es e n. Aufgebot.
Dieser Theil der Gesetze zeigt, dafs ohngeachtet
der drohenden Türkengefahr der oligarchische Eigen-
nutz in den Beschlüssen des Reichstags vorwaltete, so
wie auch z. E. der Umstand , dafs die Städte bey dic-
kem Reichstag nicht repräsentirt waren, für «ie nichts
ausbedungen wurde und dennoch die Prälaten Ba-
, ,

ronen und Adelichen erklärten, sie repräsentirten den


ganzen Reichshörper *), den Geist dieser Reichs-Ver-
sammlung ausspracli.
*) Toturn Corpus Rc'^ni reprae:entnntes. Koiachick i^est- 1-
21

u). Der Konig erhält aus seiiienEinkuiiften Söl d^

ncv — {stijyendiatos, da% Banderium regallCi eine Art


stehende Armee.) Art. 3.
20. Die Prälaten sind ebenfalls schuldig, nach der
bisherigen Beobachtung l¥uppen zu halten {Servitia
exercitualiafacere tencantur. Banderien der Prälaten
— ratione proventuum ecclesiasticorum , d. h. wegen
der Zehnten. (19.) (Die Baronen suchten abermahU
ihrer Schuldigkeit zu entschlüpfen, aber ihre fetten
Einkünfte z. E. an Salz zu behalten. Von Banderiea
der Baronen keine Rede im Reichs- Abschied.)
ist

21. Droht den Reichsgränzen ein Krieg, so ist der


•König an den Rath seiner Stände (^Regnicolarum) ge-
bunden. (Art. i4')
22. Erst wenn die Söldner des Königs (und der
Prälaten) nicht zu widerstehen vermögen *), darf eia
General-Aufgebot Statt haben.
23. Bey diesem General-Aufgebot darf der Adel
wider seinen Willen nicht über die Gränae geführt
werden.
24. Die alte Barbarey, Beute und Kriegsgefangene
für sich selbst zu machen und zu behalten, und die
Kriegsgefangenen als Sklaven zu behandeln, ward
hergestell?. (Art. i3). Capitäns und andere ansehnliche
Kriegsgefangene durfte der König von denen, die sie
gefangen hatten, auslösen.
Mit so unzulänglichen Mitteln , wo sogar wegea
des Generals -Aufgebots nichts näher bestimmt war,
ob alle Adelichen, und dann ob sie mit einer Zahl
bewaffneter Bauern beym Heere erscheinen sollten,
sollte Serwien von den Türken gerettet, sollte die
Türkische Macht gebrochen werden Dennoch liefs !

sich Albert alles diefs wirklich gefallen, und Ter-


sprach, das Reich in keiner Noth zu verlassen, son-
dern mit ganzer Kraft zu vertheiüigem Die Stände
*) Also viel zu spitt!
%1
tenützten (diese Nachgiebigkeit eines Monarchen, der
es sich gefallen liefs , als Wahlkönig behandelt zu
V erden ; sie erklärten im Epilog ganz stolz
weil :

Albert mit Rath und Einwilligung seiner Gattin, ihrer


Frbfran. alle diese Artikel begnehraigt habe, so ver-
sic)iertcn sie Ihn dagegen und seine Gattin ihrer Treue
gegen dem dafs der König und die Königin ihr gcr
,

gebenes Wort heilig halten sollten ja sie machten ;

Aich sogar anheischig, weder vom König noch von


der Königin jemahls mehr zu begehren als diese ,

zugestandenen Bewilligungen enthielten *).


Albert sah sehr bald die Folgen seiner allzugros-
sen Nachgiebigkeit vor Augen. Er brachte den Juny
tind Julj in Ofen zu um das Aufgebot des Adels wi-
,

der die Türken zu ei'warten, die indessen unter


Murad vor Smedcrovo lagen, und auch diese Fe-
stung nach zweymönatlicher tapferer Gegenwehr be-
zwangen. Allein der Ungrische Adel liefs sich Zeit,
und die Prälaten stellten ihre Söldner nur langsam,
CS galt ja nur den Orientalischgläubigen Serblern :

inan verliefs sich darauf, dafs der König, unterstützt


Von Georg Brankowitsch, mit dessen mitgebrachten
Geldern, Truppen genug anwerben werde. So mufste
clenn endlich Albert, nachdem er am 4. July neuer-
dings erklärt hatte, zwischen dem Concilium zu Basel,
und dem Papste Eugen , und seinem Anti-Concilium
zu Florenz i (das Concilium zu Basel hatte den Papst
am 25. Juny 1489 abgesetzt) neutral bleiben zu wol-
len, und nachdem seine Gattin zuerst nach Grofsr
tvardein gewallfahrtet, dann nach Ofen zurückgekehrt
*\ Nolumits regem et reginam per quäle scunque novarum
adinventionum leges nobls Sari petendas in<juietare. Sehr
nalvj denn sie hatten Alles, was sie wünsclien mocb-
len, erhalten. Und von den Töchtern oder Nachltom-
men des Bönigs mehr auszupressen, mögen sie sich
im Stillenvorbehalten haben; denn über deren Erb-
succession war ja nichts bestimmt.
23
•wrar, eu dem nur ijn geringer Zahl versammelten fleei-e
an der Theifs denn die Türken drohten nun nach
,

Semendrias Eroberung mit einem Einbruch in Un-


gern. Laut einer Urkunde vom i. August war er in
Szegedin, am 20. August stand er noch an der Theifs *),
laut einer andern am 14. September 1489 zu Tyde-
rew**), von -wo aus er den Bischof von Siebenbür-
gen mit Zwangsmitteln bedrohen mufste, um ihn end-
lich zur Gestattung der Freyzügigkeit der Bauern zu
nöthigen.
Ohngeachtet alles Wartens und Dringcns des Kö-
nigs kamen doch nicht mehr, als 24000 Mann zusam-
men. Zwar wurden einige Türkische Haufen die ,

über die Donau gekommen waren, blutig zurückge-


wiesen: aber Murad maskirte mit diesen Streife-
reyen einen andern Plan er belagerte und eroberte
:

das an Bergwerken reiche Novoberdo, bedrohte


Bofsnien; zwang den Twartko zu einem um 5ooo
Dukaten erhöhten Tribut, und breitete seine Macht
in Albanien aus. Alberts Plan war zwar, nach Ser-
wien überzusetzen, und Semendria den Türken wie-
der zu entreifsen: aber in seinem L a ge r entstand die
rotheRuhr undeine grofseMuthlo sigke it; sechs
Ungrische Bannerherrn verliefsen eigenmächtig das
Lager, den Tag darauf verlief sich die übrigeUngrische
Armee unter dem seit Colomann üblichen Geschrey :

der Wolf, der Wolf! ***). So offenbarte sich schon

"*) Häberlin VI. S. 64.


**)Eder Obss, 75.
**) Farkast kialtani, Wolf sclireyen, heifst so viel , als
fliehen.Die historische Aufklärung davon s. in meiner
Geschichte von Ilalitsch , Allgem. Weltgpsch. 48ter B.
lind daraus in Hormayrs PJutarch II. Bd. 94. Herr
Ilofrath vonllormayr will wissen, die verrätherisghen
Üngrischcn Grofsen hätten mit dem Sultan Murad in
Gorrespondenz gestanden, der^n Briefe Murad den
Alb'^rt «ngesandr fcabe. Dirse Behauptung bedürfte
54
damahls die militärische Sch\täche eines Fieichs, <ias
oligarchisch regiert wurde. Albert selbst mulste da-
her zurück; leider aber -war er auch selbst schon
Ton der Buhr-Epidemie ergriffen. Georg Branlio-
witsch llüchtctc sich zuerst nach Antivari, dann nach
Ragusa.
Auch Wladislaus halte indessen durch dro-
hendfe Erklärungen Alberten besorgt gemacht; vielr
leicht auch durch heimliche Cabalen , und Einver-
ständnisse mit den Ungrischen Grofsen , die er als
Sohn Jagjels des Gemahls der Hedwig, für sich zu
,

gewinnen suchte. Er hatte Gesandte an Albert ge-


schieht, welche erklärten, ihr Auftrag gehe dahin,
ehe sie sich in Traktaten wegen Böhmen einliessen,
müfsten >or allem der Barbara ihre königlichen Gü-
ter zurückgestellt werden. Albert entschuldigte sich,
während er zu Felde lag, mit Kriegssachen? und liefs
die Gesandten in Ofen warten. Bey seiner Rückkehr
hörte er sie zwar an allein entrüstet über ihr Präli-
,

minar -Begehren liefs er sie unverrichtetersache


,

zurück.
Sofort setzte er seine Reise fort nach Gran. So
schwach er sich hier schon fühlte, so fertir.'^e er doch
noch am 17. Uctober 1439 daselbst eine Vollmacht
au? fürLadislaus dePalotz, und Stephan Berzevichy,
die er den Pohlnischen Gesandten in Eile nachschickte,
um den Wladislaus wo nicht zu einem definitiven Ver-f
kleich, doch zur Verlängerung des Waffenstillstan-
des zu vermögen. Indem er nun weiter gegen Wien
eilte, hielt ihn seine überhandnehmende Krankheit
in Neszmelj zurück. Hier benutzte er noch seine
let;9ten Augenblicke um ein Testament aufzu-
setzen, in welchem er auf den Fall dafs seine schon
,

hoch schwangere Gattin einen Sohn gebähren würde


aber, näherer Beweise. Eher möchte man Einverständ-
nisse roil Wladislaus vermuthen.
25
Vormünder seines Sohnes für jedes Land bestellte,
und hiedurch selbst zu erkennen gab, wie wenig Ver-
trauen er auf seine Gattin Elisabeth setze. Seine Krank-
heit soll sich nach Bonfin dadurch verschlimmert ha-
ben dafs er den bey der Ruhr gewöhnlichen Durst
,

mit Melonen löschte. So starb er am27. October 1439.


Sein Leichnam ward in Stuhlweifsenburg beygesetzt,
seine Eingeweide noch bis auf neuere Zeiten in der
Kapelle zu Neszmely verAvahrt *). Nicht ohne Muth
und Tapferkeit in der Schlacht , w ar er
Regent als
nur zu sanft und nachgiebig **). Wohlbeyhätte er
längerer Lebenszeit in der Folge gut gemacht, was
er Anfangs durch zu viel Nachgiebigkeit unter schwie-
rigen Umständen verdorben hatte. Sein Hafs gegen
vermeinte Ketzer, Juden und Ungläubige, und seine
zu grofse Ergebenheit gegen die Geistlichkeit , ver-
leitete ihn zu manchen dem Wohl seiner Staaten und
seinem eigenen Interesse unzuträglichen Mafsregeln,
die den Grund dazu legten dafs seine Familie noch
,

eine geraume Zeit den Besitz von Ungern , Böhmen,


Mähren und Schlesien entbehren mufste.
Viel trug hiezu auch freylich der Umstand hejy
dafs Elisabeth nichts weniger als eine zur Re-
,

gierung geborne, vielmehr eine über alle Vorstel-


lung unkluge und schwache, dabey aber doch
intrigante , ihren Ursprung vom Hause Cilley vcrra-
thende Dame gewesen. Albert hatte sie genau ge-
kannt, und darum hatte er auch in seinem Testa»-
ment die Vormundschaft über sein ungeborncs»
im Fall es ein Knabe wäre zu. Prefsburg zu erzie-!-
,

hendes Kind seinem Vetter Herzoge Friedrich ia


,

Steyermark, und Herzoge Albrecht für Österreich —


*> Prar II- ^. 3oi.
**) Mitium moritin,petitioni suorum flea-uis, Thuroti. Bey
dem natürlichen Hergang seines Todrs J)raucht man
weder von Seite der BavUara, noch der ^^-ncter Ver.
giftung zu glaubca.
'36

für Ungern dem L&dislaus ronGara, dem Niklas Ton


Üjlak, und dem Johann von Hunyad; für Böhmen
dem Mainhavd von Neuhaus, und Ulrich vonRosen-
bei'g: für Mähren dem Landeshauptmann Johann von
Cymburg übertragen. Die Bestellung so vieler und
Terschiedener Vormünder, die sich in ihren Ansich-
ten nur zu bald kreuzten hatte auf das Schicksal
,

des armen Kindes und auf das Schicksal der Reiche,


die einst seinem Szepter gehorchen sollten, den wi-
drigsten Einflufs.
Elisabeth schien Anfangs Willens zu seyn die ,

Regierung selbst ohne Beyhülfe von'Yormündern zu


führen nicht nur in Ungern sondern auch in den
, ,

äbrigen Ländern. Demnach hielt sie bald nachdem ,

Albert zu Stuhlweifsenburg in der Königsgruft be-


«tattet war , eine Versammlung der Prälaten und
Reichsbaronen, deren zusammengebracht
so viel
Werden konnten, und verlangte von ihnen einen Eid,
dafs sie ihr und ihren Erben treu bleiben
wollten. Diesen Eid leisteten wirklich diese Präla-
ten und Reichsbaronen, wie sie Elisabeth charakte-
aisirt, die meisten und besten *). Wie die Folge lehrt,

}>efanden sich darunter Dionysius von Szech, Bischof


von Erlau; Lorenz von Hedervära, Palatin; Ladis-
iaus von Gara Ban von Machow; Niklas von Ujlak
,

Tl. s.w. Durch Mehrheit der Stimmen ward der schon

ehehin gekrönten Königin Elisabeth am 9. November


1439 die Macht über das Schlofs Vyssegrad und über
«lie daselbst befindliche Krone und Reichskleinodien

eingeräumt. Sie ernannte demnach den L a d i s 1 a u s


ir on Gara zum Kronb e wahr er und der bishe-
,

rige Kronhüter Georg Graf von Pösing übergab ihm


Schlofs und Krone gegen eine von der Königin und
mehreren Prälaten und Baronen unterfertigte Entle-
digung von seiner übernomweneu Pflicht und Haftung,

*) Pray U. 3o3.
In eben diesem Belchs-Conseil ward aber durch den
Ehrgeiz eines Prälaten der Grnnd zu den schlimmsten
Händeln gelegt. Um die »och immer ledige Stelle ei-
nes Erzbischofs Ton Gran bewarben sich Torzüglich
zvrcy Competenten: Dionjsius de Szech, Bischof zu
Simon von Rozgon, Bischof von
Erlau, und
Veszprim, Kanzler der Königin. Elisabeth ent-
schied jedoch sehr bald für den erstem und gab
,

dem letztern, als er sich um dasErzbisthum bevarb,


die Antwort : so lange sie lebte , sollte er kein Erz-
bischof m erden. Doch ernannte sie ihn zum Bischof
Ton Erlau, hingegen für Dionysius von Szech wirkte
sie am 18. Decembcr 1489 den Cardinalshut aus. Hie-
durch noch mehr gereizt liefs Rozgon sich verlau-
,

ten Elisabeth solle empfinden, was er als Bischof,


,

als Rozgon yermöge so lange erlebe, werde Elisa-


:

beth nicht regieren *). Gegen sie beobachtete er das


System der Verstellung, desto wirksamer waren seine
Cabalen bey den Prälaten und Baronen, denen er
vorstellte, dafs sie nur eine Königin hätten, in deren
Namen ein Paar Günstlinge Ladislaus von Gara und
,

Dionysius von Szech, und neben diesen die Cilleyer


in ungern regieren würden. Auf einen Mann, auf
Wladislaus König von Pohlen seyen die Augen zu
,

richten diefs sey dem Interesse des Reichs und der


,

Krone gcmäfs.
Seine Cabalen wurden um so eingreifender, als
auch in Österreich, auch in Böhmen Elisabeths Herr-
schaft und Alberts Testament nicht anerkannt w urde.
Bereits hatte in Österreich der dortige nachBerthols-
dorf ausgeschriebene Jjandtag den Herzog Friedrich
von Steyermark als Erben falls Elisabeth eine Prin-
zessin, als Vormund falls sie einen Sohn gebähren
würde, anerkannt, und verlangt, der etwa zu gebäh-
rende Knabe solle nicht in Ungern, sondern in Öster-
28
reich erzogen werden. Am 6. Deceiubcr 14S9 traf
Friedrich mit seinem Bruder Albreclit und mit
Ulrich von Cilley, der sich damahls nach beige- —
legter Fehde — in Wien
an seinem Hofe aufhielt ,

ein. InBöhmen hatten zwar die Katholischen den Er-


mahnungen der Königin gemäl's, die sie ihnen auf
Schlichs Anrathen zuschrieb, daraufgedrungen, ihre
nahe Niederkunft abzuwarten: aber die Calixtiner hat-
ten durch Mehrzahl ihre Meinung durchgesetzt der :

Thron Böhmens sey erledigt, und durch eine neue


Wahl zu besetzen.
Was nun das Ungrische Reichs -Conseil ToUends
aufmerksam machen mufste, war der Umstand, daf?
Elisabeth ihre Mutter Barbara aus ihrer Verbannung
zurück rufen wollte, und später am i5. Januar i44o
dem Grafen Friedrich von Cillej das Schlofs Costai-
niza aus königlicher erblicher Machtvollkommenheit;
mit dem Rathe einiger Prälaten und Baronen verlieh*).
Die dem Hause Cilley nicht gewogenen Prälaten und
Landherrn hielten demnach ein grofses Conseil im
Januar ili\o in Ofen, und überhäuften die Königin
mit Vor Stellungen: dafs sie der Regierung
und Beschützung eines so weit läuft igen
Reichs nicht gewachsen sey. Man redete ihr
von einer Heirath mit Wladislaus II König von Poh-
len, und als sie einwendete, dafs man doch noch eher
ihre Niederkunft abwarten solle , so versprach man
ihr, in den dem König Wladislaus zu setzenden Be-
dingungen für das Beste dieses Kindes, es sey männ-
lichen oder weiblichen Geschlechts zu sorgen. So ,

bestürmt trat die schwache Königin in denReichsratlt


und erklärte schluchzend: Sie, obgleich Erbin des
Reichs, sey zu dessen Verwaltung zu schwach; sie
willige also ein dafs man einen Mann auf den Un-
,

*) Praehitorum et baronum ad id accedente consillo plenu


uut ho rilate Regia qitafutigimur. uii haeres rej^ni praedictL
gHschen Thron berufe doch mit der Hedingung Al-
:

andern väterlichen Reiche


les 90 einzurichten, dafs sie
ihren Theil behalte. Übrigens werde ihr Kind, so
viel sie bisher bemerken könne, ohnehin weiblichen
Geschlechts sejT».

Kaum man
diese Erklärung der Königin ab-
hatte
seprefst, Ungrischen Oligarchen sofort auf
als die

die Beschleunigung eines endlichen Beschlusses dran-


gen. Es wurden mit Elisabeths abgenöthfgter Zustim-
mung sofort die Bedingungen entworfen, welche
dem Wladislaus vorgelegt werden sollten: näm-
lich folgende: Heirath mit der Elisabeth — Erbfolge
seiner mit Elisabeth zu erzeugenden Kinder in Un-
gern — Erbfolge des etwa zu gebährenden AJberti-
nischen Sohnes in Böhmen. —
Erbfolge desselben
auch in üngein, falls Elisabeth mit Wladislaus keine
Kinder erzeugte —
Verehelichung der Töchter Al-
berts mit gehöriger Aussteuer endlich wirksamer
,

Schulz des Reichs wider die Türken *). Sogleich


Wurden auch Gesandte nachPohlen mit der die-
sen Bedingungen angemessenen Instruktion ernannt.
DerBischof Johann von Zeng; Matko TonTall6tz,Ban
Ton Dalmatien; Johann vonPereny, Magister Taver-
nicorum; Ladislaus von Palotz Obersthofrae.ister;
,

Emerich ron Marczal. Obersttruchsefs an die sich


,

Abgeordnete von Bai-rfeld, Kaschau, Leutschau an-


schlössen. Dafs auch die Königin diesen Gesandten
eine Vollmacht mitgegeben habe, ist aufser Streit;
ja es ging sogar mit den Gesandten auch ein Abge-
ordneter des Ulrich von Cilley mit. Nur darüber sin^
die Geschichtschreiber uneinig wie Elisabeth ihre
,

Vollmacht stylisirt habe. Nach den einen (Äneas

*) Per has conditioites^ erklärten die Prälaten und Ba-


rone« , secundum Voluntntem Reginae et nostratn coZ'
laadationem et cnnsensuin ipii Reginae et prQÜ sexus
iivs massulini sive ftmininj tttffit'^nUt exlitU protfltum.
Sylvius und^idern Üsteireichischeu Schriftstellern)
hatte sie die Clausel beygefügt, daTs dieToilmacht
der Gesandten erlösche, wenn sie einen Sohn ge-
bähre ; nach den andern (Dtugosch und det Gegenpar-
they) war die Vollmacht auf obige Bedingungen für
jeden Fall ausgestellt *). Die Gesandten eilten so sehr,
dafs sie am 18. Januar aufbrechend, bereits am 33. Ja-
nuar zu Krakau anlangten.
Den von Elisabeth geschehenen Schritt nahm so-
fort Friedrich Hierzog von Österreich und der sich
,

damahls zu Wien aufhaltende Ulrich von Cilley höchst:


übel und drangen auf Widerruf und Änderung ih-
,

rer Gesinriungen indem sie zugleich dieUngrischen


,

Prälaten und Landhefrn , die es mit Wladislaus hal-


ten würden, mit Krieg bedrohten. Schon am 12. Fe-
bruar, nach erhaltener Nachricht von Friedrichs
Erwählung zum Kaiser in Deutschland,
machte Elisabeth diese ihre geänderte Gesin-
nung durch allgemeine Ausschreiben kund sowiii*- :

den die Städte Leutschau Bartfeld Eperies ermahnt,


, ,

in der Treue gegen ihre Erbkönigin zu verharren,


und keinem Thrön-Nebenbuhler die Thore zu offnen.
Am 22> Februar i44o gebahr sie zu Komorn bey
offenen Thüren, in Gegenwart mehrerer Landherrn,
und namentlich des Palatins Lorenz von Hedervära,
einen Sohn nach dem königlichen Heiligen den
, ,

Sigmund und Ejisabeth so sehr verehrten, Ladis-^


laus genannt.
Kaum hatten die Anti-Cilleyischgesinnten Prälaten
und Landheri'n von dem veränderten Entschlussaider
Königin gehört, als sie die Gesandten in Pohlen de-
sto mehr Unterhandlung mit
pressirten, die
Wladislaus abzuschliefsen. Am 21. Februar
*) Obtulerunt plenum et singulare mandatum Retinae et
regni in casu nati ßlii posse singula csncludere. Dlugoschi
Diefs letztere deuten alle Umstände an»
3i

»440 hatte bereits Wladiblaus erklart, er nehme die


obigen Bedingungen vollkommen an und diese Nach- ,

richt ^vard sofort von llrakau durch Eilbothen der


Königin sowohl , als dem Reichs-Conseil gemeldet.
Vergebens schickte Elisabeth andere Eilbothen, die
ihren veränderten Entschlufs und die Geburt eines
Sohnes den Abgesandten in Fohlen meldeten, und
die ihnen gegebene Vollmacht widerriefen. Die zahl-
leicheren *) Prälaten und Baronen von der Rozgoni-
schen Anli-Cllleyischen Partey, zu Ofen versammlet,
fertigten den Gesandten ganz andere Befehle zu. Nach
ihrem Beschlüsse und nach ihrer Instruktion solltea
sie dem Könige Wladislaus erklären: er sej er-
wählter König von ungern, Elisabeth möge ihm
ihre Hand bieten oder nicht; ihres Widerrufs wegen
sollte er nicht einmahl an die ihm vorher gemachten
Bedingungen gebunden seyn. Elisabeth werde noch
selbst seine Hand wünschen müssen: blol's über fol-
gende Punkte sollte er eine Capitulation unter
der Verbürgung seiner Pohlnischen Reichsräthe aus-
fertigen :

Dafs er die Gesetze und Freyheiten des Reichs


1)
unverbrüchlich halten , und sie bey seiner Krönung
beschwören wolle.
2) Dafs er alle Schenkungen auch die der jetzi-
.

gen Königin Elisabeth bey Kräften erhalten wolle.


3) Dafs Ungern und Fohlen sich gegenseitig wider
Türken und Tataren aus allen Ki'äften unterstützen
sollen.

4) Dafs er die abgerissenen Thelle des Reichs


mit demselben wieder vereinigen wolle. Sogleich
nach der Krönung sollte er die Zipser Städte unent-
geltlich wieder dem Ungrischen Reiche einveileiben,
und den Pfandbrief zurücklegen. Der Streit wegen
*) Freylich nacli Elisabetii nickt die besten und nahm'
Jiaflestcn.
32
Halltsch, Moldau tind Podolien sollte durch gemein-
schaftliche CoiTimlssarien geschlichtet -werden.
5) Dafs er keine Verbannten ohne Rath der Prä-
laten und Baronen Reich zurüclüassen nament-
ins ,

lich auch die Barbara nicht aus Pohlcn entlassen wolle.


Wladislaus der seinen Kronendurst so schön mit
,

dem Eifer für das Beste TJngerns und den Schutz der
Christenheit wider die Türken bemänteln konnte,
liefs sich alle diese Bedingungen am 8. März feyer-

lich gefallen, und die hievon sehr bald unterrichte-


ten Landherrn und Prälaten zu Ofen fertigten dage-
gen am 12. März 1 440 das Instrument über seine
förmliche Wahl zum Ungrischen Könige aus.
An eben dem Tage machten sich Matko vonTha-
lotz und Martzali von Krakau auf, um der Elisabeth
von diesen Veihandlungen Nachricht zugeben, und
ihr noch einmahl Wladislaus Hand anzutragen. Ihnen
folgten auf dem Fusse zweyPohln Ische Gesandte
mit Geschenken an Elisabeth. Am nämlichen Tage
schrieb Wladislaus an Friedrich Herzog von Öster-
reich, (seit 2. Februar erwählten Deutschen Kaiser) mit
dem Glückwunsch zur Kaiserwürde, aber auch mit der
Ankündigung: dafs Wladislaus, na ch de r durch
Alber tsAbsterben eingetretenen l'hrone r-
ledigung durch Wahl der Stände den Ungrischen
Thron ehestens besteigen wolle , und daher Friedri-
chen um die Beybehaltung nachbarlicher Freund-
schaft und Einstellung aller Gränzneckereyen be- ,

sonders von Seite der Lichtensteine ersuchen müsse.


Aber Ulrich von Cllley war indessen mit Deut-
schen Truppen zur Elisabeth herabgekommen , und
die bcyden Ungrischen Gesandten wurden
nicht nur vor die Elisabeth nicht vorgelassen, die die
Siegel Ihrer mitgebrachten Urkunde zerrifs sondern
,

von Ulrich von Cilley verhaftet, und durch seinen


Edelknappen, Heinrich vonRudeck, zuÖdenburgin
Yer-
33
Verwahrung genommen. Hiemit ^varderBruclizweyer'
Partheycn in Ungern entschieden, und der Bürger-
lirieg unrermeidiich
schien der, hätte Friedlich
,

schnell und handeln gcwufst für die Ge-


kräftig zu j

genpartey wahrscheinlich eine üble Wendung ge-


nommen hättCi Aber Friedrich schrieb und drohte
blofs; nur die Cilleyer handelten: gegen diese aber
trug Friedrich seit ihrer Erhebung zu gefürsteten
Grafen einen lang genährten innernHafs im Busen*),
so wie sie ihm im Herzen gram waren. Am 8. April
1440 ward Albert Herzog von Österreich zum Vor-'
mundLadislaw's für Österreich ernannt.
Kaum hatte Simon von Rozgon die Verhaftung des
Matko Ton Thalotz und des Marczal vernommen als ,

der rüstige Bischof sein Banderium schneller, al»


wenn es den Türken gegolten hätte, zusammenzogt
die Gesandten Wladislaus die an Elisabeth bestimmt
,

waren, nach Fohlen zurückschickte, und die An-


kunft W
1 a d i s I a\v's nach Ungern aus allen Kräften

betrieb; auch seinen Eifer zu Kricgsriisiungen allen.


Prälaten und Baronen seiner Parthey mitthcilte. Wla-
dislaus überwand die gewohnte Pohlnische Langsam-
keit trotz aller üblen Anzeichen, der Ermordung
:

Sigmunds von Lithauen der Austretung der Weich-


,

sel , traf er endlich am


uS. April 1440 mit einer zahl-
reichen orientalisch- prächtigen Begleitung in Käfs-
marht ein. Das Geld zu der Reise hatte diesem Pohl-
nischen, folglich geldarmen Könige, Sbignew der
reiche Bischof von Krakau) auf dieZipserStädte
geliehen i
(daher auch der Capitulations-Punkt wegen
ihrer unentgeltlichen Rückstellung nicht in Erfüllung
ging). Wladislaus, jung, zwar nicht schön , aber be-
herzt und rauthig, freygebig gegen die Grofsen , und
daher bey den Oligarchen beliebt (von ihm erwar--
teten auch die Ungrischen nicht wenig) freundlich ,

*) Chron. Cilleyense bey Hahn II, S. 696.


Engels Gesch. V, Ungern. IIL C
34
gegen das Volk fand Beyfall in Ober-Ungern. Die
,

Kozgonische Parihey zog ihm bewaffnet entgegen.


Simon, der Bischof, brachte ihn: nach Käfsmarkt die
Nachricht von der Unterwerfung der Stadt Eperies.
In Käfsmarkt ward der weitere I^inmarsch in Ungern,
die Behauptung der Krone auch mit Gewalt und Blut,
auf des Bischofs Betrieb entschieden. Die Wüi fei He-
len. Am 4- May brach Wladislaus nach Erlau auf,
unterwegs schlofs sich Alles an ihn an, am Piingstsonn-
abend traf er in Erlau ein.
Nicht so schnell, nicht so entscheidend handelte
die Parthey Elisabeths, die aufser Ulrichen von Cil-
ley an der Spitze, noch aus dem Erzbischofe Dionys
de SiTech, aus den Bischöfen vonVeszprim und Raab,
aus INiklas von Ujlak Ladislaus von Gara aus La-
, ,

dislaus und Henricus 'i'hamasi, und Emerich de Ka-


nisa bestand. Für Formalitäten ward viel gesorgt,
für Kriegsrüstungen wenig. Elisabeth, nachdem sie
au Komorn am lO. April 1440 die Vormundschaft über

Ladislaus so viel es Österreich betrifft an Herzog


,

Albrecht übertragen hatte begab sich mit ihren Ge-


,

treuen nach Stuhlweissenburg, und liefs ami5. May,


am Pfingstfest, ihren neugebormen Prinzen krö-
nen. Ulrich von Cilley beschwor in seine Seele den
Krönungseid über die Erhaltung der Beichsfreyhei-
ten und Niklas von Ujlak umgürtete ihn mit dem kö'
,

niglichen Schwerte. Nach der Krönung reiste d i e K ö-


nigin selbst mit der Krone nachVyssegrad, das ihr
getreuer Ladislaus von Gara bewahrte; hier gab si»
einer Hofdame , statt der ächten Krone einen in
,

das gewöhnliche seidene Tuch gewickelten Klumpen


in die Hand, und liefs ihn versiegeln, die ächte
Krone behielt sie für sich. Das Commando von
Baab übergab sie Ulrichen von CiHey sie selbst, be-
,

gleitet von Jiskra von Brandeis, verfügte sich nach


Prefsburg, den weitern Verlauf und die Ankunft
aeu geworbener Böhmischer und Deutseher Trup-
pen abwartend. Von einer andern Seite war Fried-
rich Yon Cilleymit 5oo Mann im Anmarsch nach Ofen,
wo seiner Lorenz von Hedervära, derPalatin, harrte.
Aber der immer wachsame Bis ch of Simon von
Rozgon eilte auf die erste Nachricht hieron von Erlaa
herbey, und besetzte Ofen. Friedrich kam zu
spät und mufste nach Cillej zurück. DieRozgonische
Parthey lud nun den Wladislaus sofort nach Ofen ein,
und schrieb einen allgemeinen Reichstag auf den
39. Juny eben dahin aus, mit schweren Bedrohungen
für alle, die nicht dabey erscheinen würden. DerPa-
latin, Lorenz von Hedet vara, von Ro: gon umgestimmt^

ging dem König Wladislaus enti;,egen und versuchte


,

den König zum Vergleich mit Elisabeth zustimmen;


allein in kurzem erklärte er sich ganz für Wladislaus.
Am heiligen Dreyfaltigkeitsabend hielt "Wladislaus
«einen Einzug in Ofen, acht Tage lang setzte er
«ich durch Messen und Proccssioncn in den Geruch
der Religiosität.
Mehr als des Palatins Beytritt und Ofens Besitz
entsclw'd in diesem Augenblick der Umstand, dafa
Johann von Hunyäd, der bisher die Türken in
Szöreny, und vielleicht auch den Gang der Angele-
genheiten in Ungern von weitem beobachtet hatte,
nun aber dadurch dafs Murad sich mit seiiier gan-
,

zen Macht auf Belgrad warf, Luft erhielt auf ein- ,

mahl in Ofen erschien, und dem Könige Wla-


dislaus huldigte. Er, den Albert zum Vormün-
der desLadislaus bestimmt hatte war längst ein Feind
,

der lasterhaften Cilleyer, an deren Hofe er in frühern


Jahren mit drey Pferden gedient haben soll *), und
folglich ward er ein Gegner Elisabeths, die sich ei-
nem Cilleyer ganz in die Arme geworfen Laut hatte.
prklärte er sich für das Heilsame einer Veibinduiig
*) Chr^nis. CilUjT. Jbcy Haha II, 704.

G a ,
üngerns mit Pohlen. Hunyäds Beyspiel befolgte bald
Niklas von üjlaU, Mitban voiiMachowj so aucliMatka
tle Thalotz fand Mittel, aus seiner Ödenburger Haft

zu entkommen, und sich in Ofen einzufinden. Die


Sigmund aus dem Staube gehoben hatte, Rozgon,
Hunyad, Thalotz und Palotz erklärten sich am be-
stimmtesten wider Sigmunds Tochter: sie drohten
denen, die noch Elisabeths Partey halten würden:
wofern sie sich nicht bis zum 29. Junius in Ofen ein-
fänden den Verlust aller Güter Gefangenschaft und
, ,

Tod.
Erschreckt hiedurch boten nun auch der Erz-
bischof Dionys .der Machover Ban Ladislaus Ton
,

Gara, Johann von Korogh, und andere Elisakethiner


die Hand zum Vergleich. Sie wollten ihre Güter
retten, und zugleich den Wladislaus aushohlen, wie
er etwa wegen einer Heirath mit de?t Elisabeth ge-
sinnt sey. Zu dem Ende stellte ihnen Wladislaus am
i5. Juny 1440 '^^ Ofen einen Geleitsbrief aus unter
Garantie sowohl der mitgebrachten Pohlnischon Gro^
fsen (Sbignev, Bischof von Krakau, Johann von Ko-
nicepole, Kanzler u. s. w.) als auch der schon ver-

sammleten Ungrischen Grofsen *), des Inhalts: dafs


sie mit einer bis auf 600 Pferde sich erstrecken mö-
genden Begleitung binnen 14 Tagen ankommen, und
binnen dreyfsig Tagen ihreVerabredungen mit dem Kö-
nige pflegen sollten, bis wohin ihre Güter unangetastet
bleiben mögen. Als sie nun unter dem Schutze die-
ses Geleitsbriefes in Ofen eingezogen waren, be-
trachtete man sie nicht als Gesandte einer Partey
indem von einem Vergleiche mit Elisabeth noch vor
der Hand keine Rede sey, sondern man schlois die
Thore hinter ihnen zu und zwang sie dem König
,

Wladislaus Treue zu schwören; den Ladislaus Gara


nöthigte man, Vifsegrad den Truppen Wladislaw's zu
öfnen.
*J Korachioh aupplem, I. p. 492.
37
Am2<)-Jttny 1440 ward nun in rolle r Reichs-
tags-Versammlung, wozu dicfsmahl auch Städti-
sche Deputirte geladen waren, eine Akte aufge-
setzt, im Nahmen der Prälaten, Baronen, Adelichen:
Bürgerlichen kurz des ganzen Reichs *), Man nahm
,

jetzt offenkuadig den Grundsatz- an: durch Alberts


Tod sey der Thron erledigt worden. Man spracfe
Ton jenen für Ungern glücklichen Zeiten «wo die ,

zwej Reiche Fohlen und ungern entweder von Ver-


wandten beherrscht, wie üurZeit des heiligen Ladis-
laus oder unter einem und demselben Zepter verei-
,

nigt waren wie zur Zeit des Königs Ludwig I —


,

Nicht wenig ward jedoch die allgemeine Heiterkeit


dadurch getrübt dafs Ulrich von Cilley noch in Raab
,

safs; dafs aufserdem Romorn Gran, und die Stadt


,

Prefsburg noch in den Händen der Elisabeth befind-


lich waren; dafs Elisabeth das Prefsburger Schlofs,
dessen Commandant Stephan Von Rozgon war, mit
Osterreichischen Truppen umsetzt hielt und dafs ,

Elisabeth den Job. Jiskra von Brandeis mit


Truppen die in Böhmen geworben worden, die Berg-
städte besetzen und ganz Ober-Üngern bis an
Kaschau unter ihre Bothmäfsigkeit bringen liefs. Er
selbst nannte sieh einen General -Kapitän des Königs
Ladislaus.Vor allem beschlofä man, den Ulrich von
Cilley aus Raab wegzuschaffen, da er von hieraus
Ofen und den Reichstag bedrohte, und den Weg
zur Krönungsstadt Stuhlwelssenburg verlegen konnte.
und Pohlnische
Sofort fülirte Wladislaus Ungrische
Truppen vor Raab und schlofs den Ulrich von
,

Cilley ein. Da dieser keinen Entsatz zu hoffen


Nacht die Besatzung einen
hatte, so liefs er in der
Ausfall machen, sie mit dem Feind«
und während
scharmützelte wollte er mit zwanaig Reutern über
,

die Raab setzen, und zu seiner Muhme Elisabeth

*J Communitas RegnU
38
nach Prefsburg fliehen aber die Wachsamkeit der
,

Rozgoner und der Fohlen durch den Hulschlag in


,

stiller Nacht aufgeregt, ereilte ihn, er ward gefan-


gen nach Ofen geführt und gezwungen, dem Wla-
dislaus den Eid der Treue zu schwören.
Nun wollte man sofort zur Krönung Wladislaus
fchreiten: aber wie erschrack man, als man in der
eröfneten Kiste statt der echten Krone einen ,

Kl u mp e n fand, Neu erbittert hiedurch gegen Elisa-


beth und Ladislaus von G«ra, welchem letztern man
die ganze Schuld beymafs, schwur der ganze Reichs-
tag dem Wladislaus den Eid der Treue über dem
Kreuze, Wladislaus ward in die Höhe gehoben, als
König ausgerufen, und Herr^ Gott dich -loben- wir
-p

gesungen. Am andern Tage versammlete sich das


Keichs- Conseil im königlichen Pallaste, und berath^
schlagte über die Art der zu vollziehenden Krönung,
Der mitanwesende Wladislaus von Gara ward mit
Vorwüi'fen überhäuft; man hätte ihn in Stücke ge-
hauen wenn der König sich nicht ins Mittel gelegt
,

und vorgeschlagen hätte die Sache dem ganzeji ver-


,

sammleten Beichsiag vorzutragen. Die Versammlung


ward in Ofen bey verschlossenen Thorcn und Zui-
gängen des Ofner Schlosses, gehalten. Der versamm-
lete Adel zeigte sich noch erbitterter gegen den La-
dislaus von Gara man licfs ihn verhaften und schrie,
,

er müsse sterben, Wladislaus, in der geheimen Hof-


nung, noch die Hand der Elisabeth und die Krone
im gütlichen Wege zu erhalten, ermahnte die Stände,
den gegebenen Geleitsbrief zu halten und so wurde
,

denn Ladislaus von Gara auf seine Güter, auf


sein Ehrenwort dafs er dem Wladislaus die Treuo
,

sammt Johann Philpes (Vielfufs)


»icht brechen wolle,
Ton Rorogh Andreas Bothos von Harapk, und Deinr
,

richTamäsi entlassen. Sogarülrich von Cill ej


ward seiner Haft entledigt, gegen dem 4afs ,
er vier und ewanzig seintr adelicTien Dlenei" als Gei-
fseln stellen,und wenn die ihm an Elisabeth gegebe-
nen Aufträge kein Gehör fanden, in seinen Verhaft zu-
rückkehren, und so die Geifseln auslösen -vroUe. Der
Reichstag t erfügte sich sofort nach Stuhlweissenburg
der 1-. Julius i44o ward zur. Krönung angesetzt: der
Erzbiechof Dionj s mufste sie vollziehen: ror dersel-
ben stellte Wladislaus die Zusicherung aus, die Frer-
heiten und Rechte des Reichs aufrecht zu erhalten,
und die ihm Torgclcgtcn Bedingungen zu beobachten.

laten, Baronen, Adelichen als Repräsentanten des


ganzen Reichs, folgenden Inhalts: die Einigkeit und
das Bestreben alle Keime der Zwietracht zu ersti-
,

cken und den Umständen gemäfs das Beste der Na-


tion wahrzunehmen, sey die erste und heiligste Pflicht
der Stände. Elisabeth habe es ehemahls selbst aner-
kannt: das Reich bedürfe nach Alberts Tod einen
kräftigen Regenten: sie hätte die YoUmachten zu
Wladislaus Berufung selbst unterzeichnet, Durch
Anstiftung von Widersachern und eigentlich zu sagen
von Ausländern, die von üngerns Verwirrung Nutzen
ziehen wollten, habe sie ihren Sinn geändert, und
wolle Ungern den Befehlen eines Kindes unterwer-
fen; sie haben das Kind krönen lassen, und dann
die Krone entwendet: alles diefs in dem Augenblick,
wo das Reich ohnehin an seinen Gränzen angefoch-
ten sey: (und wo Belgrad sich nur durc keldenmü-
thige Vertheidigung seines Gommendi.üten Johann
Zovan ), des Ragusaners und Bruder» von Matko do
Thalotz gegen die türkische Übermacht hielt). Allein
die Stände erklärten hiemit, die Krönung der Könige
dem Willen der Stände, und die
hänge nur von
Kraft und Heiligkeit der Krone nur von
*) Diese unsterbliche Vertheidigung s, 9err. Geschichte.
40
^eren Billigung ab mithin sey beschlossen wordeHi
:

den Wladislaus mit jener Krone zu krönen mit wel- ,

cher des Königs- Apostels und Reichpatrons Stephans


in der Stuhlweissenburger Kirche ruhendes heiliges
Haupt geziert sey. Diese mit einer solchen Krone,
und allen übrigen geistlichen Reichskleinodein vollr
zogene Krönung sollte für gültig, jene aber des drey-
mon^thlichen Kindes Ladislaus für ungültig erklärt
seyn ;könnte man die alte Krone Jiurückerlangen,
so sollte sie dann in ihr yoriges Ansehen zurücktreten.
Der Verlust aller Güter, der Amter, des Lebens
und der Rechte der Menschheit ward als Strafe für
alle Widerspenstige festgesetzt die Güter der R»f
:

teilen sollten rom Könige eingezogen werden.


Von dem Ceremoniel der Krönung ist be-
sonders anzumerken ,der Krönung und
dafs nach
Salbung und Vereidung in der Domkirche , in wel-
che nur Prälaten Baronen und vornehmere Adeli-
,

che eingelassen wurden und wo die Ofner Bürger


,

die VTache hielten, der ^lug in die Kirche von S,


Peter und Paul gegangen dort der Bitterschlag vor-
,

genommen worden 5 hierauf sey der König zu Pfer-


de gestiegen, sey zur Kirche des heiligen Martin
geritten,und habe zum Zeichen der königlichen
Pflicht, das Beich und dessen Gränzen zu vertheidi-
gen , Hiebe mit dem Säbel nach allen vier
Weltgegenden geführt. Vielleicht datirt sich die-
ser hinzugekommene Krönungsakt, der noch Statt
hat, von Wladislaus^ dessen Wahl vorzüglich durch
den nöthigen Schutz des Beichs wider die Feinde
gerechtfertigt ward. Nach so vollzogener Krönung
wurden die Pohlnischen und üngrisciicn Prälaten und
Baronen fin der Tafel des Königs bewirlhet, und
der Bischof Simon von Bozgon zum Kanzler des ün-
grischen Beiehs ernannt.
Wladislaus kehrte schon am 53. Julius ngcli

Ofen eurück, entliefs seine Pohlnischen Grofsen,
und erwartete was Ulrich von Cilley mit Elisabeth
vermitlelii würde. An den Sultan Murad schickte er
einen Pohlnischcn Abgeordneten. Lencziciiky, um ihn
von Belgrads Belagerung abzuhalten der Sultan :

war eben im Begriff", diese Belagerung, bey welcher


Zoran sich schon mit dem besten Erfolge der Mienen
und des Doppelhackengeschützes bediente, aufzuhe-
ben, liefs aber dem Wladislaus durch Lencziczky
stolz genug melden, Belgrad werde er doch über
kurz oder lang erobern.
E'lisabeth, anstatt den Vorschlägen des Kö-
nigs zur Aussöhnung Gehör zu geben verfügte sich ,

vielmehr von Prel'sburg, von woher sie noch am


I. August die Deutschen in Siebenbürgen zur Treue

ermahnte, nach Wien, begab sich ganz in den


Schutz Friedrichs und verpfändete ihm, um Geld
und durch Geld Soldaten zu erhalten, die Üngri»
sehe Krone am 3. August i44o auf zwey Jahre
um 25oo üngrische Dukaten. Nach der Verpfändungs-
urkunde *) enthielt die Krone damahls 53 Saphire,
5o Blafsrubinen i Smaragd 328 Perlen und wog
, , ,

sammt dem seidenen Häublein 9 Mark 6 Loth. Am


23. August nahm sie noch 5ooo am 23. November
,

9000, am 2. Dezember 20CO Dukaten von Friedrich


zu leihen nicht auf die Krone sondern auf Rech-
, ,

nung der *an Friedrich bestimmt mitübertragenen


Vormundschaft in Osterreich, mit Vei-pfändung der
Burg in der Stadt Steyer und mehrerer Herrschaf-
,

ten. Mit diesem Gelde unterstützte sie den Johann


Jiskra von Brand eis, der immer mehr Böhmi-
sche Söldner an sich zog, Leutschau Bartfeld, Epe-,

i'ies und Saros besetzte den Aximith in Zipsen, den


,

Telefus in Kaschau zu Commendanten bestellte, Wla-


dislaw's Verbindung mit Pohlen abschnitt, und Müa»
*) Boy KtfÜmr^ Afialeeta Viadob. IT, 844-
zen auf LadisliMT 's Nahmen in den BergstädtöB prägen
lief».Blofs in Käfsmarkt und Pudlein kommandirten
noch Anhänger Wladislaw's im erstem Nikolaus von
;

Pereny im;zweyten ein Fohle: der Plänkeleyen und


Befehdungen zwischen beyden Parteyen gab es
unzählige, das arme Zipsen ward durch Feuer und
Schwert verwüstet.
Von der andern Seite stand Ladislaus de G»-
r a seines Eides und des ihm von Wladislaus geret-
teten Leben» vergessend auf, brachte den Korogh,
,

Bothos Tamasy auf seine Seite wiegelte fast ganr


, ,

Slavonien auf, und fand auch in Ungern an den Fein-


den und Neidern Simons von Rozgon Anhänger. Er
nahm mit seinem Heere die Richtung gerade gegen
Ofen, während Elis ab eth ermimtert von ihm.
,

sich mit dem wieder zu ihr übergegangenen Erzbi-


schof Dionys nach Gran verfügte, um auf jeden
Fall mit ihren Truppen bey der Hand zu seyn.
In dieser Lage der Sachen überzeugte sich Wla-
dislaus immer mehr, wie wenig erzwungenen Eiden
zu trauen sey :er schrieb daher nach Pohlen um
Hülfstruppen. Das Commando der Ungrischen Trup-
pen wider Jiskra übertrug er dem Stephan
Rozgon, Comes von Prefsburg: wider Ladis-
laus von Gara schickte er den Niklas von
Ujlak und den Johann von Hunyäd: er selbst
beobachtete von Ofen aus die Elisabeth in Gran.
Vergebens versuchten Hunyäd und Ujlak den La-
dislaus Gara im gütlichen Wege zu gewinnen: der
Büi'gerkrieg, dessen Gräuel Thurotz so lebhaft schil-
war unvermeidlich; mit ihm begann ein zwanzig-
dert,
Wohl, sagt Thurotz, liegt
jähriges Elend für Ungern.
Ungern unter dem Zeichen des Schützen: haben die
Ungern nicht mit Fremden zu ihun so verfolgen
,

sie einander. Den Unversöhnlichen griffen daher an,


sie
und Hunyads Tapferkeit errang bey Bäta«
45
szek im Tolnaer Comitat einen vollkommenen
Sieg: Bothos blieb, Tamässi ward gefangen, Gara
undKorogh entwisclilen als Unglücksboten nach Gran.
Siklos und Simontornya Gara's Schlösser
, -wurden ,

rergeblich belagert, das übrige Süd-Ungern >vard dem


Wladislaus unterworfen. An diesem Tage legte Hunyad
den Grund zu seiner und seines Hauses Gröfse. Wla-
dislaus ernannte ihn bald darauf (da er den Sieben-
bürger Deutschen nicht traute sammt dem Niklas de
,

Ujlak zum Woiwoden von Siebenbürgen, Hunyad blieb


dabey zugleich Ban TOn Szereny und Graf von Temes.
Stephan von Bozgon entsetzte das Schlofs zu Prefs-
burg und befreilie seine Gcmahlinn: da er aber zu
,

schwach war sich hier länger zu halten schlofs er ,

einen Schein -Vergleich mit Elisabeth am 18. October


i4fO, und versprach ihr künftiges Jahr das Prefsbur-
ger Schlofs gegen Bieberstein und Komorn abzutre-
ten: in der That aber suchte er nur das Schlofs mit
Besatzung und Vorräthen wohl zu versehen.
Während nun der Winter die Feindseligkeiten
einstellte , wollte Friedrich von Cilley als
Mittler Das Schicksal der Geifseln, die
auftreten.
für Ulrich hatten gestelltwerden müssen, beklagend,
nahm er von Wladislaus und seinem Reichs - Conseil
sicheres Geleit, und kam zu Ofen an. Hier bemühte
er sich zwischen Wladislaus und Elisabeth einen
Vergleich zu stiften, und ritt zu dem Ende häufig
zwischen Ofen und Gran hin und her. Vergebens
war jedoch sein Bemühen bey Elisabeth, und eben
so wenig Eingang fand er bey der Partey der Roz-
gonier, welche die abgesagten Feinde der Elisc-beth
waren. Auf einer seiner Hin- und Herreisen erhielt
er heimliche Warnung, die Rozgoner hätten alles
zu seiner Aufhebung veranstaltet: in aller Eile machte
er sich des Nachts mit wenigen getreuen Dienern
«iavon, aber sein Silber. Rüstung und Küchenwagen
A4
ward angehalten , sein l(anzler gefangen *). Da sann
er auf Rache, und Ungern erhielt an den Cil-

leyern einen neuen Feind. Elisabeth, auf nichts


als auf Waffengewalt bedacht verpfändete zu Neu- ,

stadt die königliche Freystadt Ödenburg an Kaiser


Friedrich am 26. Februar 144* um 8000 Dukaten **)•
überall, wohin ihre Briefe dringen konnten, stellte
»ie beweglich vor , dafs wenn ein erblicher Königs-
john sein Erbtheil verlieren sollte, alles Erbrecht
;iuch bcy den Privaten wankend sey und dafs doch ,

die echte Krone in ihrer Gewalt sey, mithin die Krö-


nung Wladislaw's nicht für gültig angesehen werden
könne.
Den Feldzug eröfnete noch im Winter i44i der
racheschnaubende Friedrich von Cilley er hatte ei- :

nen wackern Böhmen in seinen Diensten, Johann


Witowetz ; diesen liefs er in C r o a t i e n (damahls
Slavonien) einfallen welches so jämmerlich ver-
,

wüstet wurde, dafs zu Thurot/ens Zeit Greise die


damahls erlebten Gräuel mit Entsetzen schilderten.
Wladislaus konnte Ofen selbst nicht verlassen; denn
er hatte so eben die Entdeckung gemacht, dafs ei-
nige deutsche Bürger in Ofen mit Elisa-
beth in Unterhandlung standen, um ihre deut-.
9chen Truppen einzulassen die er daher als Unge-
,

treue gerichtlich aburtheilen. licfs. Doch waren im


Februar »441 bereits Pohlnische Hülfstruppen an-
gekommen , und er fand sich im Stande, dem Johann
Witowetz ein ansehnliches Heer unter dem Gene-
ralen Bänffy von Lindva entgegen zu schicken.
Aber dieser BänflTy war kein Hunyäd. Bey Szamo-
bor in Croatien stiefs er am AschermittwoGh auf den
viel schwachem aber tapfern und listigen WitOi»
wetz B ä n f f y ward geschlagen, seine Wagen-
:

burg erstürmt, mehrere in einen Sumpf gespreagt,


*) ChrQn. Cilley. bey Halm //• S, dgö.
**) Analeeta. p. 871.
43
Banffy selbst mit yieleft Adelichen gefangen *). Nach
diesem Sieg drangen [die Cilleyer tiefer in Un-
gern bis gegen Stuhlweissenburg vor: Wladislaus
selbst zog ihnen mit seineu Fohlen und Ungrischen
Truppen entgegen. Beyde Theile wichen jedoch ei-
ner Hauptschlacht aus nach manchen Scharmützeln
:

harn es endlich bald nach Ostern 1441 zu einem


Vergleich in Stein-am-Angerj dem Hauptquartier
Wladislaw's, folgenden Inhalts:
1.Friedrich und Ulrich von Cilley verhalten sich
als Grafen von Cilley friedlich und nachbarlich ge-
gen Wladislaus.
2. Als Besitzer von Gütern in Ungern über wel- ,

che ihre Schenkungen bestätigt werden, verhaltea


sie sich gegen Wladislaus als treue Vasallen.
3. Die Ungrischen bey Szamobor gefangenen Adc-

lichen werden gegen jene vier und zwanzig Geifseln


ausgelöst, die unlängst für Ulrich von Cilley hatten
gestellt werden müssen **).

Nachdem auf diese Art auch die Cilleyer neutra'-


lisirt waren, wollt© Wladislaus die Pohlnisch-üngri-
sche Armee wider die Böhmischen Völker der Elisa-
beth in Ober -Ungern führen. Aber das Conseil der
Prälaten und Baronen war den Planen des Königs
entgegen: denntheils scheuten sie die Mühseligkeiten
des Kriegs wider den tapfern Jiskra, theils sollen
sie nach Dl ugosch besorgt haben, dafs nicht Wladislaus
aus Ober -Ungern nach Fohlen entwiche, wohin ihn
die Wünsche seiner Pohlnischen Grofsen zurückriefen.
Vielmehr als diese Umstände mochten jedoch an-

dere räthlich machen, noch einmahl den Weg der


Negociation mit Elisabeth zu versuchen, ehe das
-Blutvergiefsen in Ober -Ungern anhöbe. Elisabeth
*) Chron Cilley. 700, wo Eaaffi de Lindva ei© Q^rzos
von Lindau keifst.

**) Chron. Cilley; daselbst uud ?ray JI. Siy*


46
selbst, der Böhmen noch ungewifs that von Trefs-
,

bürg aus Vergleichs-Vorschläge. Der Papst Eugen IV


bemüht, sowohl die Elisabeth als den Wladislaus
auf seine Seite zu bringen, und das Basler Concilium
zu trennen, ermahnte beyde Theile zum Frieden.
In Süd-Ungern hatte der tapfre Hunyäd die Hände
voll damit zu thun die Türken , a- eiche von Serwien
,

aus in kleinen Abtheilungen über die Sau und Donau


einbrachen zurückzuweisen er schlug den Pascha
, ;

von Semendria Isak als dieser sich unterfing da»


, ,

Gebiet von Ivelgrad zu verwüsten. Durch diese S t r e i-


fereyen der Türken schlich sich aber auch
noch überdiefs die Pest in Ungern ein: zuöi er-
stenmahle als Folge unmittelbarer Türkischer Nach-
barschaft, desto verderblicher, je weniger man der*
selben noch die Vorkehrungen unserer Tage entge-
gen zu setzen wufste.
So ward denn die Armee entlassen und Wladis*
,

laus brachte den Sommer in Ofen und auf der Insel


Csepel zu nicht ohne wieder zum Nachtheil des kö-
,

niglichen Schatzes die Unterthanen vieler Geistlichen


tom Liiero Camerae zu befreyen, und Güter seiner
Gegner an seine Anhänger zu verschenken^ Mit der
Elisabeth wurden zuerst wieder Unterhandlun-
gen angeknüpft, aber ihre Antworten wurden immer
stolzer und hitziger. Der Kaiser Friedrich hatte iit
Böhmen es dahin gebracht, dafs sowohl Katholische,
als Calixtinerendlich beschlossen, von aller Königs-
wahl ab-, und bis zur Volljährigkeit Ladislaws in
Geduld zu stehen bis wohin Mainhard von Neuhaus
:

Katholischer, und Heinrich Ptai-sko Calixtinischer Seits


dem Reiche als Gubernatoren gemeinschaftlich vor-
stehen sollten. Vermuthlich empfahl Friedrich der
Elisabeth bey einem gleich beharrlichen Betragen
einen eben so guten Erfolg in Ungern, indem er sich
au ihrem Vortheil auch an den Papst verwenden wollte.
4^
Die Ungrische Armee war aus einander gegangen:
Elisabeth liefs ako von Prcfsburg au& aufWladislaus
Anträge antworten: Sic könne unmöglich den Unsinn
»ich einfallen lassen dem Könige Wladislaus mehr,
,

als ihrem Sohne, die Herrschaft desüngrischenBei-

«hes zu gönnen.
Auf dieses hin rerschrieb Wladislaus neue Ver«
Stärkungen aus Pohlen; das Reichs- Conseil
schrieb aber zugleich an den Papst, um ihn zu
einer positiven Entscheidung für Wladislaus zu be-
wegen *)• Man soll sogar nach Rom geschrieben ha-
ben: der Knabe Ladislaus müsse gestorben seyn, weil
man nichts von ihm höre. Von Wien aus machte hin»
gegen Friedrich der Cui-ia nachdrückliche Vorstel-
lungen: dafs die Convenienz und Nützlichkeit eines
neugewählten Regenten die Ungerechtigkeit des ver-
letzten Erbrechts nicht überw iege und dafs der,

Knabe Gottlob! noch am Leben sey, und sich ganx


munter in Neustadt befinde. Indessen scheint Eugen IV,
beleidigt dadurch, dafs Elisabeth den vom Basler
Concilipm aufgestellten Gegenpapst Felix V (Amadeus
von Savoyen) anerkannte, dem Wladislaus allerdings
einiges Gehör gegeben zu haben denn der Papst
;

ernannte einen Bischof von Wladislaw's Parthey, Jo-


hann von Grofswardein zum Legaten, und Wladis-
,

laus ermahnte seine Geistlichkeit zu einer freywilli-


ge« Beysteuer an diesen um ihm die Kosten seines
,

i^egatengeschäftes zu erleichtern **). So konnte Wla-


^lislaus diesen päpstlichen Legaten dem Cardinal Erz»
bischof Dionysius von Szech entgegenstellen.
Noch am 7. September 1441 fertigte Wladislaus
dem Georg von Rozgon, und anderen Prälaten und
*) IJt sua Sanctitas titulurn Begni hujus in Wladislaum
iransferat. Nur bürgerliche Unruhen konnten aber-
fnahls zu einer solchen eriiledrigend«u Sprach» gceu
die Curia verleiten.
») Kat^na ad, a. i^^K p, i63.
4Ö '

Baronen VollmacTlten aus zu üiiterliandlungcn mit


Elisabeth: aber diese gab unbelriedigende Ant-
worten und liefs das Preis bürg er Schloi's
,

durch Österreichische Truppen^ Käfsmark aber


durch Böhmische Söldner Jiskra's belagern. Kuu
traf auch Wladislaus seine Gegenanstalten. Sein Ge-
neral Pereny belagerte Kaschau ward aber you
,

Jiskra geschlagen. Grols-Pohlnische Truppen , wel-


che im October 1441 ^^Y Zipsen eintrafen, sollten
unter dem Commando von Czapek die Stadt Käfsmark
entsetzen, allein bey ihrer Ankunft fanden sie, dafs
die Stadt schon durch Eihrerständniss'? eines Bürgers
mit den Belagerlen an die Böhmen übergegangen
war, und die Besatzung sich nur noch im Schlosse
hielt. Die Pohlen welche gemessene Ordre hatten^
,

nach Ofen zu Wladislaus zu marschieren setzten ,

ihren Weg fort und Käfsmark ging an jiskra über*


,

Der Commandant Nicolaus de Pereny rettete sich


durch die Flucht. Um diese Scharte auszuwetzen,
schickte Wladislaus die neu angekommenen Pohlen
unter Andreas von Thenczyn gegen Tyrnau diese :

schlugen die Östeireicher welche bey Tyrnau foura-


girten brannten die Vorstädte von Prefsburg ab,
,

und entsetzten das Prefsburger Schlofsi Eine andre


Abtheilung von Pohlen schickte Wladislaus wider
llosenau da Jiskra schon auch im Gömörer Comitat
^

sein Wesen trieb. Rosenau ward den Böhmen ent^


rissen. Aber solche partielle Siege vermehrten nur
die Wuth des Bürgerkriegs. Johann Jiskra,
mit dem es mehrere Oberungrische Adeliche na^ ,

mentlich ein Pankraz vonLiptau hielten, verwüstete


unbarmherzig die Güter der Vasallen Wladislaw's^
der arme Bauern- und Bürgersland- entgalt es dabey,
viele mufsten ihr Eigenlhum vorlassen und in Wäl^
der und Einöden Hieben.
Erwünscht Y/ar indessen für Wladislaus der Um-
49
Elisabeth im October 1441 mit dem
stand, dafs
Kaiser Friedrich zerfallen war und dafs so- ,

M'ohl die Österreichischen mit seiner Verwaltung un-


zufriedenen Stände, als auch die Böhmen der Elisa-
beth anlagen sie sollte ihren Sohn Ladislaus aus
,

Friedrichs Händen zurückfordern. Auch die weni-


gen der Elisabeth anhängenden Ungrischen Grofsen
hegten Groll wider Friedrich; denn dieser hatte
den Ladislaus ronOara, einen ihrer getreusten
Anhänger, zu Neustadt ins G ef ängni fs gelegt,
unter dem Yorwand , dafs er auf seinen Schlössern
Räuber gehegt die in Steyermark Schaden angerich-
,

tet haben *). Sehr angelegentlich bat demnach Elisa-

beth Friedrichen, von dem es hiefs, er solle ins


deutsche Reich reisen, Kind und Krone ihr zu über-
geben um in seiner Abwesenheit besser dafür zu
,

sorgen, oder dieselben wenigstens in einer benaci


harten Osterreichisciien Gränzstadt in ihrer Nähe /.u

halteni Friedrich liefs statt aller x\nt wort Kin d


und Krone noch tiefer nach Steyermark
bringen.Eben so erfolglos bat sie um die Loslas-
sung des Ladislaus von Gara dessen meiste und ,

beste Schlösser von Wladislaus bereits erobert wä-


ren und dessen Rückkunft höchst nöthig sey um
, ,

ja noch die übrigen zu retten. Am Freytag nach


Franziscitag (also Anfangs October 144» ) wiedei-
hohlte sie ihre Vorstellungen: sie erinnerte Friedri-
chen an sein Versprechen , ihr Kind und Krone aus-
folgen zu lassen , sobald sie nur ein SchloCs in Un-
gern hätte, wo beyde sicher versorgt wären. Alles
tergebens, denn Friedrich gab die Krone ohne Be-
zahlung seines Darlehens nicht her: auch iiels er
«er Elisäljcth kein Geld uielir verabiolgen die hie- ,

durch in Armuth und Schulden gerieth.


Um nun die Belagerung vom Schlosse Prefsburg
*) Kolldr Analecta IL p. 919.
Engels C«scb. v. Ungern. III. 1)
50
wieder zu betreiben, wandte sichElisabelh vüuKaab
aus an die Wiener, vmd bat diese um sechs Zentner
Pulver, drey Stück Büchsen, iioo Trabanten, loooo
Pfeile. Die Wiener verlangten anfangs dafür baare Be-
zahlung erst am i. Februar 1442 liefsen sie sich zur
:

Bewilligung einiger gebetenen Unterstützung herbey.


Allein auch Wladislaus war im Februar mit einem
Heer bey der Hand, und entsetzte das Prefsburger
Schlofs aberniahls mul'ste sich aber wegen Mangel
:

an Proviant und Fourage wieder zurückziehen.


Eben sobald gingen dieNe ckereyen inOber»
Ungern wieder an. Einige Pohlnische Edelleute
hielten sich auf der Rückreise nach Pohlen zu Erlau
bevm Bischöfe Simon von Rozgon auf: Telcphus,
ein Unterkommandant der Böhmen, überfiel diese
von Kaschau aus mit Tagesanbruch und laahm ih-
, ,

nen Wagen und Pferde ab. Allein, seine eigenen


Pferde, schon eimattet und mit der Beute noch
,

schwerer. Hohen nicht schnell genug: die Pohlen


und Ungern sprengten ihm nach, hieben einen gros-
sen Theil nieder, und brachten den Telephus selbst
gefangen, mit aller Beute nach Ei'lau zurück. Füi-
einen solchen Überfall wollte sich Simon der Bischof
rächen und die Schemnitzer mufsten es büfsen. Fünf
:

Tage nach Pfingsten überfiel der Bischof in Gesell-


schaft des Ladislaus Cseh de liCVa mit 4000 Pohlen
und Ungern die Stadt Schemnitz raubte sie bis auf
,

die Kirchen aus ,und verbrannte sie bis auf die Al-
täre mit geweihten Hostien. Nicht besser erging es
dem armen Eperies. Komorowski und Czaika von
Javor, Pohlnische Commendanten von Pudlein und
Berzevitz, überfielen diese Stadt da aber die Böhmi-
:

sche Besatzung sich in den Thtirmen hielt, brannten


und plünderten sie unmenschlich und jagten mit der
Beute davon. Jiskra ereilte sie obendrein und nahm
,

$\e beyde gefangen. Hierauf belagerte und eroberte


51

er das dem Nicolaus ron Pereny geböiige Sclilofs


Richno , ehe Simon von Rozgon mit dem Entsätze
herbeyeilte.
Als dieser sich mit einem statilichen Heere nä-
herte, und beyde Theile dem Glücke und den Ihri-
gen nicht trauten, schlössen sie endlich einen Waf-
fenstillstand auf einige Monate mit einander;

Caesarini, IJischof vonSahlua, sey im Juny 1442, nach-


dem er sich bcy Friedrich in Wien, dann bey Elisa-
beth in Raab aufgehalten , zu Ofen und
eingelioflf'en,

vermittle den Frieden. Alle Gefangene wurden dem-


nach gegenseitig ausgeliefert: Simon gab sogar dem
Jiskra seine Bruders -Tochter *) zur Frau, in der
Meinung, ihn hiedurch auf Wladislaus Seite zu zie-
hen, und Obcr-Üngern zu beruhigen. Bis zum Aus-
gange der stipulirten Monate sollte der Status quo
gelten.
Indessen hatte aber Johann v o n II u ny ä d, fern
vom Theater des Bürgerkriegs Lorbcern über die
,

Feinde des Reichs eingeeriidtet. Früher als sonst


hatte Murad in diesem Jahre einen Einbruch nach
Ungern beschlossen; Metzetlibeg brach mit der gan-
zen Europäisch- Türkischen Reuterey in aller Ge-
schwindigkeit Anfangs März 1442 in Siebenbürgen
über die ^Valachey ein, und verwüstete alles mit
Feuer und Schwert. Hunyad hatte nur wenige Trup-
pen in Carlsburg bey sich aber selbst mit diesen
,

wenigen zog er in Gesellschaft des Bischofs Georg


Jlicpes eines heftigen Mannes, den Türken entgegen.
.

Als Johann von Hunyad die Übermacht sah, zog er


sich zurück aber der zu rasche Bischof Georg Le-
:

pes liefs sich am i8.Märzi443 bey demDorfeSzent


,

Jmreh ins Gefecht ein, und ward zusammenge-


*) Filiam Georgii de Wrunouf.
P a
hauen *). Johann Ton Hunyäd Tersammlete während
,

jVTetzethbeg sich mit dei Belagerung von^Herrmanstadt


aulhielt **) mehrere Truppen und rückte endlich
,

in Begleitung des Simon vonKemeny zum Entsätze


Ton Herrmanstadt herbey: wo im Türkischen
Lager die gesammte aus der Plünderung zusammen-
gebrachte Beute nebst allen Gefangenen yerwahrt
und concentrirt waren. Metzethbeg, durch den Sieg
bey Szent Imreh übermüthig, zog ihm, gleichsam des
Siegs gewifs, entgegen. Schon hatte er den kühnsten
Spahi's die Rüstung und das Pferd Hunyäds bezeich-
net lebend oder todt sollte er in die Hände der
:

Türken fallen. Johann Ton Hunyäd hatte alles dui'ch


seine Kundschafter erfahren ; Rüstung und Pferd
vertauschte er sofort mit Simon vonKemeny, den
er mit den besten Reutern umgab j er selbst kom-
mandirte in fremder Rüstung umgeben Ton Reute-
,

rey, und von Infanterie, die schon zum Theil mit


Schiefsgewehren bewaflnet war, und einige Kanonen
führte. Die Türken warfen sich mit Macht auf jenen
Flügel, wo der vermeinte Hunyäd stand: dieser Flü-
gel ward auch nach verzweifelter Gegenwehr gewor-
fen, und Simon von Kemeny mit 3ooo Mann blieb
auf dem Platze der Elire. Unaufhaltsam schritt hin-
gegen Johann von Hunyäd mit seinen Donnerbüch-
sen vor; auf den Schall derselben machte die Be-
satzung von Heri^manstadt einen Ausfall, befreyte
die gefangenen Christen im Türkischen Lager und ,

nahm die Türkische Armee in den Rücken so wie ,

sie Hunyäd schon in die Flanke genommen hatte/

*) Das Treffen von Szcnt Imreh wird von Pray irrig IL


S. 3i8 ins Jahr i44* gesetzt. Obiges Datum ist erwie-
sen aus der Grabschrift des Lepcsj bey Szeredai ep.
Trans. Appendix p. io.
*) Ductal.
53
Mezethbeg sammt seinem Sohne wurden erschossen,
der Weg bis an die Walachischen Alpen >vard mit
Leichnamen bedeckt. Johann Hunyäd wohl wissend, ,

ein jeder Sieg erhalte seinen Werth erst durch die


Folgen, dem Feind über den rothenThurm-Pafs
eilte
bis in die Walachey nach zwang den Woiwoden,
,

Tlad Drakul dem Könige Wladislaus zu huldigen,


,

und liefs seine Reuter über die Donau bis in Thra-


zien hinein streifen. So wufste Hunyäd die bey Szent
Imreh erlittene dem Siege vor Herr-
Schlappe in
manstadt zu rächen. Auch die Woiwoden der 3IoI-
dau, Elias und Stephan, eilten, dem Wladislaus ihre
Ergebenheit zu bezeugen.
Während sich nun Kaiser Friedrich seit dem
März i44- iri^ Deutschen Reiche aufhielt, und insei-
ner Abwesenheit sein Bruder Herzog Albrecht mit
den Cilleyern gemeine Sache machte, um Friedri-.
eben Laibach und Krain zu cntreissen, welches Hart-
mann Ton Thurn tapfer beschützte bemühte sich der
,

päpstliche Legat Julian Caesar ini, den Frie--


d e n zwischen Elisabeth und Wladislaus zu vermitteln ;
denn es war dem Papste Eugen IV sehr daran gele-
gen Ungern und Fohlen unter die Länder zuzählen,
,

die ihn und nicht Feli\en als ihren Papst anerkann-


,

ten. Beyde Theile fand er zuni Frieden geneigt. "Wla-


dislaus und seine Reichsbaronen wejren Ermüdun«y
durch den Krieg und Avegen der Nachrichten Hunyads
von einem neu bevorstehenden Einbrüche Murads.
Elisabeth wegen Gcldarmuth und Schulden, und we-
gen ihres Grolles gegen den Kaiser Friedrich, Die
Vorschläge welche Julian von Raab i m N a m e n der
,

Elisabeth mitbrachte, waren folgende :

a) Wladislaus hört auf König von Ungern zu heis-


,

sen, und bekommt für seine Mühe und Kosten ganz


Zipsen, welches mitTohlen vereinigt werden soll.
b) Er heirathet die älteste Tochter Elisabeths.
54
Anna, und erhält ziir Aussteuer 2ooot)o Dukaten wo- ,

für ihm Schlesien als Pfand eingeräumt werden soll.


c) Sein Bruder Casimir heirathet die zweyte Toch-
ter Elisabeths, gleiches Namens, und erhält zur Aus-
steuer 120000 Dukaten.
d) Wladislaus führt als Vormünder Ladislaw's die
Ivönigliche Regierung in Ungern bis zum fünfzehnten
Jahre desselben mit königlicher Macht *).
c) IVach etwa unbeerbtem Tode Ladislaw's geht die
Erbfolge Ungern auf ihn über.
in
Podolien, die Moldau bleiben künf-
f) Ilalitsch,

tig unAvidersprochen den Fohlen.


Diese Vorschläge der Elisabeth einlegten die wi-
drigste Sensation bey demUngrischenReichs-Conseil.
Es schlug schlechterdings seine Zustimmung zu einem
Frieden auf solche Bedingungen ab. Noch hochstim-
miger und gerader schrieb Hunyad seine Meinung
aus Siebenbürgen heraus eine Meinung die um so
: ,

viejmehr in Betrachtung kommen mufste als er so ,

eben durch einen neuen Sieg über die Türken


die Hoffnung und das Hochgefühl der Nation belebt
hatte. Murad wollte noch in diesem Jahre die bey
Ilerrmannstadt erlittene Niederlage gerächt wissen;
er schickte einen seiner besten Paschas, Saladin, mit
80000 Mann über Nikopel nach Siebenbürgen dem 5

Heere ging ein Gesandter Murads an Wladislaus vor-


aus der im stolzesten Tone als Preis des Friedens
,

die Festung Belgrad verlangte. Wladislaus hielt den


Gesandten auf, indem er sich auf Hunyäds Klugheit
und Tapferkeit vei-liefs. Ilunyäd brauchte diefsmahl
dem Feinde entgegen zog, den
die Vorsicht, dafs er
Pafs des ei sernen Thores ohnweit Szöreny im
und den Feind zur Hälfte ganz still
Stillen besetzen,
und ruhig durchmarschiren liefs. Mitten im Marsche

*) Diesen Vorschlag unterstützte besonders Aeneas Syl-


YIUS.
55
und währencl schon die vorderste Colonne im offenen
Lande plünderte brach Hunyad plötzlich von den
,

Bergen hinab, sprengte die Mitte des Feindes jagte ,

den gröfsern Theil mit der gröfsten Abtheilung des


Heers über die Donau zurück, und liefs durch eine
andre Heeres-Abtheilung die einzelnen A^orwärts ge-
drungenen Ha^lfen, die mit der Beute zurückkehren
wollten, aufreiben und fangen *).
So schrieb denn der Sieger vor Herrmannsradt
und am eisernen Thore im Gefühl dessen: ein Reich,
,

das die Türken nicht zu fürchten habe, dürfe nicht


vor Elisabeth, Friedrich und Jiskra von Brandeis er-
schrecken. E h e r s e v d a s A u f s e r s t e z u av a g c n,
)

als eine Z e r s t ü c k 1 u n g U n g e r n s z u b e ^v i 1 1 i-
gen. So lange auch der Krieg dauern möge gegen ,

solche Bedingungen -werde der Friede noch immer


zu theuer erkauft scyn. <

Aichts destüweniger brach man auf Julians Be-


trieb die Unterhandlungen nicht ab: sie sollten in ei-
ner persönlichen Zusammenkunft Wladislaus und Eli-
sabeths fortgesetzt und beendigt -werden. Diese Zu-
sammenkunft Avard zuerst nach Gran bestimmt. Elisa-
beth forderte der Conrenienz -wegen ein Versiche-
rungsschreiben darüber, dafs sie niemand zum Ycr-
löbnifs oder zur Ehe zwingen -werde. Die wirkliche
Zusammenkunft geschah aber am 25. November
i44- zn Raab. Wladislaw's ritterlicher Sinn und Un-
befangenheit ge-\vann bald das Herz der Elisabeth.
Ihre geheimen Verhandlungen und Vertrage sind in
der Geschichte noch nicht kund ; so viel ist aber ge-
wifs, dafs in der Raaber Domkirche am lO. Decem-
ber 1442 die glücklicheNachricht in Ungrischer, Böh-
mischer und Pohlnischer Sprache verkündigt "wurde:
es sey zwischen beyden Theilen Fri e d e geschlos-
sen. Wahrscheinlich ist es, dafs dieser Friede auf

*) Thi>rotz und Ducas ziemlich übereinstimmend.

I
5j
eben jene Bedingungen zu Stande kam in welche ,

Elisabeth vermöge ihrer Vollmacht vom 18. Januar


1440 gewilliget hatte *) ja dafs Wladislaus sich so-
,

gar da/u auf Elisabeths Ansuchen verbunden haben


mag, dem Kaiser Friedrich Krone und Kind mit Waf-
f.'ngewalt zu entreissen. Selbst die Geheimhal-
tung ihrer Verträge scheint eine solche Wen-
dung derselben anzudeuten denn Kaiser Friedrich,

war um eben diese Zeit aus dem Deutschen Reiche


in lOsterreich wieder eingetroffen. Ein Punkt des
Vergleichs scheint auch der gewesen zu seyn , dafs
Barbara, die Mutter Elisabeths, ihrer Haft in Pohlen
entlassen werden , und ihren Witwensitz zu Mcliiik
in Böhmen nehmen Dieser Punkt hatte auf das
sollte.
iiachmahlige Schicksal von Böhmen Einflufs.
Unter diesen für die Ruhe des Reichs so glückli-
chen Umständen starb Elisabeth zuui gröfslen
Nachtheile derselben drey Tage nachdem Wladis-
, ,

laus von ihr Abschied genommen, und den Rückweg


nach Ofen eingeschlagen hatte nach dem Bölimischen :

Chronicon desBartoss am i9.Decembcri442**). Nach


der herrschenden Sage starb sie am Blutfiufs und an
Mutterbeschwerungen, als Folgen ihrer letzten Geburt,
die sie aus Scham, durch Arzte zur rechten Zeit nicht
heilen liefs. Aber schon nach gleichzeitigen Schrift-
stellern***) sprach man davon, sie sey an Giftund da-

*) Nämlich , hauptsächlich auf eine Ehe zwischen Wla-


dislaus und Elisabeth. Julianus matrimonium pratica»
bat, sagt Aeneas Sylvius (historia Austriae in Kollar's
Anal. II. quam vis lange annosior Regina ijuam
p. 116),
Rex esset, Sed hubent suam quoque miseriam Reges , ict
iicLores non siH sed Regno ducere cogantur.
**) Nach dem Chron.Austr. am 24» Decembcr \!i!^i.
***) Callimachus und Aeneas Sylvius, der schon i44'^''n
Kovember aus Felix des V in iFriedrichs Dienste gclrc-
te» , und dessen Cebeiraschreiber war.
57
dieses -wahr , so Itann die That schwerlieh dem rit-

terlichen Wladislaus zugeschrieben Averden , dessen


Interesse nach dem jenem
geschlossenen Frieden n>it

Elisabeths verschlungen %var, und der nach Calli-


mach's Bericht den Tod der Königin sich ungemein
zu Herzen nahm. Der Friede zu Raab war wohl nur
bey Friedrich, bey Jiskra und auch bey der Familie
Rozgon die der Elisabeth persönlich aufsäfsig war,
,

unangenehm. Was die Rozgonische Parthey sich alles


erlaubte, ist im Vorhergehenden erzählt. Dennoch
darf der kritische Geschichtschreiber, das, was nur
Vermuthung bey den Zeitgenossen geblieben nicht ,

nach so viel Jahrhundei'ten zur histoinschen Gewifs-


heit erheben.
Thatsache ist es. dafs die Ursachen des Todes der
Elisabeth nicht uütersucht wurden; dafs Ladislaus
von Gara seiner Haft sofort entlassen wurde , um wi-
der Wladislaus gebraucht zu werden; dafs Fried-
rich sich die Raaber Feste von ihren Comman-
danten Farkas und Kollar, gegen Bezahlung von 3ooo
Dukaten verschaffte und mit Deutschen Truppen
,

besetzte; und dafs Jiskra von Brandeis so-


gleich nach dem Tode der Elisabeth die Feindselig-
keiten im Namen des Ladislaus und des Kaisers Fried-
rich wieder begann. Das Zipser Schlofs welches ,

sein Schwiegervater inne hatte, braclite er noch 1443


durch List *) in seine Gewalt, und bestellte den Axi-
mith zu dessen Commandanten. Thatsache ferner ist
es, dafs gleich nach dem Tode der Königin, Dionys
Erzbischof von Gran, Ladislaus von Gara**) und der
Commandant von Kaschau Philippus im Namen Jis-
, ,

kras zu Gran sich versammelten, und sich gerade an

*) Per incautam custodiam Petri de Bask. Kat. g.d an.


i44- S. 234-
**) Alle andern GroPsen waren 7.^x ^Hadislaus Parlliey
übergegangen.
58
Friedrich wandten, mit 3cm Ansinnen, sie wider
Wladislaus mit seiner Macht zu unterstützen *).

Friedrich, zu furch'isam, sich in weit aussehende


Kriege einzulassen, beschied
sie nach Prefsburg,
während er nach Haimburg verfügte. Am
selbst sich
meisten drang der raub- und blutgierige Jiskra auf
den Krieg: er liefs Friedrichen melden, er werde
standhaft bey Ladislaus verharren, ohngeachtet der
Heirath, die er, Jiskra, eingegangen hätte; er sey
Mann genug sich nicht durch ein Weib und dessen
,

Anhang regieren zu lassen und werde vielmehr wie


, ,

er schon bey dem Zipser Schlosse gcthan seine Ver- ,

wandtschaft dazu brauchen, um dem Ladislaus im-


jncr mehrere Anhänger zu werben. Da der Cardi-
nal Jiilian ebenfalls in Haimburg bey Friedrichen
cingelroffen war und zum Frieden rieth auchhiezu
, ,

einen Congrefs in Ofen, auf den 2. Februar i443t


vorschlug; so vernahm Friedrich hierüber die Ge-
sinnungen der in Prefsburg versammelten Anhänger
Wladislaw's. Die Antwort derselben ging dahin sie :

hätten gegen den Congrefs nichts einzuwenden, wün-


schen aber dafs er nicht in Ofen sondern in Grau
, ,

abgehalten würde. Dagegen drangen sie mit vielem


Nachdruck darauf, dafs Friedrich ihren Erbkönig
Ladislaus wo nicht nach Prefsburg, doch in eine
,

nahe Osterreichische Gränzstadt bringen lasse. Durc!»


diese Forderung aufmerksam gemacht, und den ün-
grischeu Grofsen durchaus nicht trauend, willigte
Friedrich in den Ofner Congrefs, und suchte die
Anhänger Ladislaw's dadurch zu beschwichtigen dafs ,

er ihnen versprach, den Knaben, wenn er älter und


stärker würde, allerdings in eine Gränzstadt gegen
Ungern bringen zu lassen, und auch jezt lud er die-
selben ein Abgeordnete nach Grätz in Stcyermark
,

zu schicken, indem er seinem Gratzer Casfcllan be-


*) Aenens 9. l. p, ii6.
59
fohlen habe , üiese Abgeordneten bey dem Prinzen
vorzuführen, wo sie sich Yon dessen Befinden über-
zeugen könnten.
Die wieder drohende Türkengefahr (denn Murad
schickte abermahls Abgeordnete um Belgrads Abtre-
tung zu verlangen) bestimmte auch den König Wla-
dislaus, den Vergleichsvorschlägen Julians Gehör
zu geben und sich den Congrefs zu Ofen gefallen
,

zu lassen. Im Grunde war es Friedrichen wegen der


Unruhen in Böhmen und in der Schweiz sowohl, als
Wladislawea und zugleich dem Papste darum zu tlmn,
Zeit zu gewinnen: denn Julian suchte es dahin
zu drehen, dafs der Papst oder ein Concilium den
Streit sobald das Schisma in der
schlichten solle,
Kirche bevgelegt wäre, zu dessen Berlegung Fried-
rich und Wladislaus mitwirken sollten. In Ofen traten
also zwev Österreichische abgeordnete zusammen,
und zwey Abgeordnete Wladislaw's Niclaus Dechant
:

von Krakau, und der Palatin, Laurenz von Heder-


vära. Beyde waren gleich Anfangs über das Crediliv-
schreiben der Österreichischen Gesandten verdriefs-
lich, inwelchem Ladislaus König von Ungern genannt
wurde. Die Österreichischen Abgeordneten erwie-
derten: Wladislaus nenne sich ebenfalls König, durch
den Namen wäre aber das nocli nicht ausgemacht,
was erst ein künftiger Papst mit einem Concilio ent-
scheiden sollte. Trotzig versetzte der Palatin der :

müsse sehr beschränkt am Geiste seyn, der der Na-


tion in ihrer jetzigen Lage das Recht streitig macheu
wolle, ihren König zu wählen *) er sey bereit, die-
;

se» Wahlrecht vor dem Papste und dem Cardinal-Col-


legium zu verfechten. Die Österreichischen Gesand-
ten versetzten hierauf: sie seyen nicht gekommen,
diesen Streitpunkt zu entscheiden sondern einen
,

*) NoH tarn inops sensu est quisquam , qui RegmcoUs au-


fcfüt ref;em eligendifaculiatem.
6o
Stillstand abzuichliefscn, und wolle man die-
sen nicht, so sey ihr Herr zum Kriege bereit, dieser
werde aber für die von den Türken und Osterreich zu-
gleich gedrängten Ungern gewifs übel ablaufen. Von
Seite des Palatins erfolgte eine ebenfalls trotzige
Antwort. Beynahe hätten sich die Conferenzen zer-
schlagen aber Julian legte sicli ins Mittel, die Sache
,

kam vor das volle üngrische Reichs-Conseil und es ,

ward endlich ein Stillstand auf zwey Jahre auf fol-


gende Bedingungen abgeschlossen.
Es sollte der Status quo der wechselseitigen
i)

Gränzen Statt haben.


3) Die wechselseitigen Uuterthanen dürfen in das
jenseitige Gebiet unbeirrt handeln und wandeln.
3) Die Privat -Urheber von Befehdungen sollten
mit wechselseitiger Macht oder auch von dem belei-
digten Thcilc angegriffen und bestraft werden.
Nach geschlossenem Stillstande reiste Julian per-
sönlich mit Ungrischen Abgesandten nach Wien, um
Friedrichen zur Mithülfe wider die Türken zu be-
wegen diese wurde aber unter dem Yorwande der
;

Böhmischen und Schweizer Unruhen abgeschlagen.


Die verschwiegenen Nebenursachen dabey waren
Mangel an Geld, und Besorgnifs dafs Wladislaus, ,

als Sieger über die Türken zurückkehrend, nicht sei-


ne Waffen Avider Osterreich Avende. Die Unruhen in
Böhmen bestanden darin , dal's die Calixlinische Pai'-
tey, bald nach der Ankunft der Barbara in Melnik,
die sich an die Calixtiner anschlofs , Miene machte,
die Barbara zur Königinn von Böhmen zu erheben,
und die Ilatholische Partey herabzudrücken. Ob-
gleich die übertriebenen. Forderungen der Barbara
diesen Plan des Ptarsko und des Krussina de l^ich-
tenbcrg zu nichte machten so gab doch dieser Vor-
,

gang Anlafs zu Zwis'igkciicn zwischen den zwey Gu-


bernatoron, dem Calivtiner Ptarslto und dorn Katho-
6,

lischen Malniiard von Neuliaus, und 1/4.43 wüthete in


Böhmen der Bürgerkrieg.
Auch in Ungern war derselbe durch den Still-

stand mit Friedrich nicht ganz beygelegt ; denn J o-

hann von Jiskra erkannte denselben


nicht, eigentlich darum weil darin für ihn keine
,

besondere Vorthcile bedungen waren angeblich ,

aber, weil Ladislaus Erbrecht darin nicht aner-


kannt war, — Simon übernahm es , diesen stürmi-
schen Geist zu beschwichtigen und lange dauertea.
,

hierüber die Unterh andlun g en iniglau ; erst anii


1. September i44'> gediehen sie zu einem Resultat,

alsschon Wladislaus und Hunyad glänzende Siege


über die Türken erfochten hatten.
Hunyad selbst, dem am 22. April i443 ein Sohn
Matthias zu Clausenburg geboren, und von einem ge-
lauften Juden Thuz aus der Taufe gehoben war, hatte
wahrscheinlich zum Stillstand mit Friedrich gerathen,
um Mufse zum Türkenkriege zu gewinnen. Er
volle
mit Zureden Georg der Despot von Servien mit
,

Geld, stimmte die Unginschen Grofsen ganz dazu,


dieses Jahr etwas Grofses wider die Türken zu un-
ternehmen und Servien zu befreien. Ein Reichs-
,

tag ward auf den 9. Juny 1443 nach Ofen aus-


geschrieben, welchem am 5. Juny ein fürchterliches
Erdbeben in Ungern, Pohlen und Böhmen voran-
ging *). Kurriere gingen ab an die deutschen Ritter in
Preufseu die sich jedoch mit Unvermögenheit ent-
:

schuldigten, und an die Woiwoden der Moldau und


Walachey, welche wii'klich einige Hülfsvölker stell-
ten. Die verlornen Beschlüsse dieses Reichstags sind
noch nicht endeckt: blofs das wissen wir, dafs über
die Beobachtung des Landfriedens und Hintanhaltung
gewaltsamer Besitznehmungen ein scharfes Gesetz

*) Die Erz -Gruben in den Bergstädten wurden hier-


durcli stark beschädist.
6.
gegeben wurde *). So viel ersclieint aus den Umstan-
den dafs diersmahl nicht der gesammle Ungrische
,

Adel aufgesessen sej, weil man yon Jislira noch


nicht sicher war und weil man dem Georg , Despo-
,

ten von Servien, zumuthete, die Kosten des Feldzugs


ZU" bestreiten, da er zunächst zu seinem ßehufe un-
ternommen werden solle. Das Hauptheer be-
stand demnach aus 25ooo Söldnern, welches
Georg und Hunyad (der 82000 Goldgulden **) hergab,
aber dafür von Georg entschädigt seyn wollte) auf
ihre Kosten anwarben. Julian sammletc einige Aus-
lä^ndische Truppen, darunter auch Böhmen die er ,

mit dem Kreuze bezeichnete und mit Subsidien der


,

Curia besoldete. Wiadislaus selbst hatte ein königli-


ches Banderium aufgestellt, mit welchem sich die
Banderien einiger Prälaten und Pohlnische Hülfsvöl-
ker vereinigt haben mochten. Am 22. July 1442 brach
die Armee von Öfen auf: der sogenannte lange, eine
Menge Grofsthaten in kurzem Zeitraum zusammen-
drängende P'eidzug begann. Es ist anderwärts ***) weit-
läufiger erzählt, wie Hunyad mit seinen Truppen
vorwärts dringend zuerst den in Servien kommandi-
,

renden Pascha Isak am Flüfschen Zlatnitza schlug,


hierauf die königliche Beserve- Armee ander Siorawa
zurücklassend, Nissa plünderte zwischen Nissa und ,

Sophia, drey von verschiedenen Seiten gegen Nissa


heibeyrückende Paschen einzeln aufrieb, Sophia ver-
brannte dann aber von seinem Wege nach Phili-
,

poppel rückwärts «sich lenkend, den Chasanes der ,

ihm in die Flanke marschirt war, ehe er sich mit


Turchan vereinigen konnte ohnweit des Hämus in ,

einer Hauptschlacht warf, und endlich vereint mit


. *> kovachioh supvhm. T J. 5o3.
.«**) Äum Tlieil nalim er diefs Geld selbst zu leihen, z. ii.

yon den Kronstädtern 5o l\Iarl<. F.der Obs. p. 1 -o.

*^*\ Geschichte von Servien S. 887, und Incraus im


Östcrr. Plutarch II. io3.
03
dem Könige und deiu aus Ungern nachgeeilten Xi-
hlas von Ujlalv noch die letzte entscheidente Haupt-
schlacht bey Kunowitza gewann, in welcher
letztern der commandirende Pascha Hassanbeg von
?Satolien. des Sultans Murad Schwager, gefangen ge-
nommen wurde. Der Winter, das der Ungrischen
lleuterey, aus welcher der gröfste Theil des Heers
bestand mangelnde Futter, eine Pferdseuche und
grundlose Wege machten , dafs man die Eroberung
der einzelnen festen Plätze Serriens aufschob , ob-
gleich der Despot Georg sie eifrigst wünschte und ,

looooo Dukaten für Serviens TÖllige Befrejung an-


tot. Wladislaus , mit Lorbeern geziert , traf im Fc'
bruar 14+4 wieder zu Ofen ein. Die Früchte die-
ses sieggekrönten Feldzugs waren vor der
Hand die Aufreibung der rtcrnmacht Murads seiner ,

besten Janitscharen und Spahis. Die Gefangenneh-


mung des Pascha Caram und des Pascha von Na-
tolien. Die Unterwerfung des neuen im Jahre 1448
an TAvartkos Stelle von den Bofsniern erwählten Kö-
nigs Thomas Christich, eine unermefsliche Beute,
mehrere zu Ofen in der der heiligen Maria
llirtlic
aufgehängte Siegeszeichen, vor allen aber gedemü-
thigter Stolz de-- Osmanen, erhöhter Muth der Chri-
sten, und in dessen Folge SUanderbegs Aufstand in
Epiru> *).

Diese Siege trugen auch nicht wenig bev dafs ,

iich der ungebändigte Jiskra endlich zu einem


Vergleiche herbe) liefs, rerraöge dessen auch mit
ihm der Stillstand vom 1. September 1448 bis Mi-
chaelistag 1444 auf den Status quo beobachtet wer-
den Binnen der Zeit sollte auch an einem de-
sollte.
finitiven Frieden ernstlich gearbeitet werden: defs-
halb sollte WladisTaus Coramissarien anordnen,
welche mit Ladislaus Anhängern zu Gran am 2. Fe-
*) Wir verweisen wegen dieser afcermahls auf die Ge-
«wLicüte vott Servien, S. 390.
64
bniar 1444 zusammen treten sollten. Kein Theil
sollte indessen den andern befehden oder auch
^

neue Schlösser im gegenseitigen Gebiete erricliten,


die conliscirten Güter sollten den Eigenthümcrn ohne
Rücksicht auf die politische Partey, die sie bisher
ergritfen hatten , zurückgegeben werden ; eben so
die Zehenten jenen Prälaten, denen sie zustünden;
Die königlichen Gefalle sollte Jiskra in dem ganzen
Ton ihm besetzten Ober-Ungrischen Landstrich im
Nahmen Ladislaw's beziehen.
Gesichert durch diesen Vergleich und durch den
Stillstand mit Friedrich l>rütete man am Hof zu
»

Ofen an grofsen Planen für das Jahr i444- Georg De-


spot vonServien, Hunyad, Julian stimmten wieder zu
einer grofsen, die TOrjährige noch übertreffenden
Unternehmung; die Pohlnischen Räthe , welche über
die Yerwüstuiigen der Tataren in Halitsch und Podo-
lien, über die Unruhen des ßoleslaw von Oppeln, und
über innere Uneinigkeit klagten und Wladislaw's
,

Rückkehr nach Pohlen wünschten wurden über-,

stimmt, und Hunyad w^ar b abermahls, auf Georgs


Anrathen, Trupp e n an, auf deren Ausrüstung er
63ooo Goldgulden aus eigenem Beutel verwendete,
wovon ihm der Ersatz ebenfalls vom Despoten Georg
ungesichert war. Nur darin theilten sich die Meinun-
gen dafs Georg und Hunyad vor der Hand es auf
,

die Eroberung der einzelnen Festungen und Pütze


vonServien antrugen, der Cardinal Julian aber
auf einen grofsen Zug nach Consta ntin o-
pel djeang, um die Türken aus Europa zu jagen,
und dem griechischen Kaiserlhume aufzuhelfen, Avel-
ches zu Florenz die Seh ein -Union mit dei»
Römischen Kirche geschlossen hatte. Ein solcher An-
trag war der Politik Eugens IV vollkommen ange-
messen; denn durch ein solches Vordringen bis Con-
stantinopel sollte jene Union noch mehr befestigt,
und
65
und dadurch auch die Wichtigkeit des Conciliums
zu Florenz über jene des noch immer Tersammleten,
jedoch seit seiner letzten Session vom 16. May 14 {2 in
seiner Thätigkeit'gelälimten Conciliums zu Basel em-
porgehoben werden. Vergebens erinnerten Georg
undHunyäd, ein so weit aussehendes
Unternehmen
werde bcy der Macht und den Hülfsquellen des Tür-
kischen Reichs schwerlieh gelingen und es sey da- ,

bey immer bedenklich, die von den Türken besetz-


ten festen Plätze in Servien und in der Bulgarey im
Rücken zu lassen. Julians Meinung gewann das Über-
gewicht, nicht nur dadurch, daCs Gesandte Frank-
reichs, Englands, Spaniens, Arragoniens Philipps ,

von Burgund des Herzogs von Mayland *)


, von ,

Florenz, in feurigen Anreden an das Ungrische und


Pohlnische Reichs - Conseil zur Vertilgung der Tür-
ken ermunterten, siondern auch dadurch, dafs der
Papst Eugen durch einen eigenen Unterlegaten die ,

Veneter und Genueser durch eigene Gesandten


sich erboten, eine Flotte in den Hellespont
abzuschicken mit Hülfe derselben den Übergang
,

der asiatischen Truppen nach Europa, aber auch


den Rückzug der geschlagenen Türken nach Asien
zu hindern so könne es nicht fehlen, die Osmanen
:

müfsten in Europa völlig aufgerieben werden. Sie


hatten bereits Zaute besetzt, und bedrohten Italien
mit Landungen, •

Ehe sich nun Wladislau» für eine oder die an^


dere Meinung entschied berief er auf den Anf.aig
,

April 1444 einen allgemeinen Reichstag nach


Ofen. Erst solle man nämlich die Kräfte aus-
mitte In, die dem Könige wider die Türken
zu Gebote stehen sollten, dann sullle man nach die-
sen Kräften die auszuführenden Plane abmessen. Zu
•) Aus kam Maria Augelo, der den Cardinal
IVIayland
Julian Moyses verglich
r.iil

Enteis üescii. v. Ungern. lil. £


66
dieser weisen Mafsregel scheinen Georg und Hunyäd
den König um so mehr angeleitet zu haben, als auch
mit Jiskra und den übrigenAnhängern Ladisla^v's nichts
festes beschlossen war. Nach ihrem Bathe wurden
demnach Jiskra« wurden Deputirte aus allen dem
Ladislaus und Jiskra anhängigen königlichen Residenz-
städten^ mit sicherm Geleite zum Reichstage
eingeladen: hier sollte man sich mit ihnen ab-
linden.
Diese letztere Mafsregel yerdrofs den Cardinal
Julian; erprotestirte dagegen, dafs zu diesem Reichs-

tage Böhmische Ketzer, wie Jiskra, eingeladen wer-


den sollten. Aber muthig antwortete ihm im Ungri-
schen Reichs «Conseil der aus Ragusa abstammende
Ban Franco von Tallotz: im Ungrischen Reichstag
werde es sich nicht um sondern um
kirchliche,
Kriegs- Angelegenheiten handeln doch der
5 habe
flardinal selbst nicht Anstand genommen, im vorigen
Jahre mehrere mit päpstlichen Geldern angeworbene
Böhmen mit dem Kreuze zu bezeichnen und diese ,

vom Legaten sogenannten Ketzer hätten gegen die


Türken wirklich gefochten *).
Noch mehr Besorgnisse erweckte diese Mafsregel
bey dem Kaiser Friedrich IV. Er fürchtete sich, dafs
Jiskra sich ganz mit Wladislaus versöhnen werde.
Um ihn hiervon abzuhalten, schrieb Aeneas Sjlvius^
Friedrichs Sekretär, schmeichelnde Briefe an den
Jiskra , schilderte ihm und Ladislaw's übrigen An-
hängern die Schönheit und Munterkeit des Knaben,
und ertheilte ihnen die Nachricht, der Knabe scy
von Grätz nach Neustadt an die Ungrische Gränze
gebracht, wo sie ihn nach Wunsch sehen und spre-^
chen könnten. Jiskra besuchte auch wirklich
den Prinzen in Neustadt, der ihm treuherzig
einige Goldstücke in die Hände drückte und dem j

*) Callimcichus.
67
er dagegen fernere Ti-eue und Ankänglichkeh ange-
lobte. Jiskra trug diese Goldstücke von nun an an ,

einer goldenen Schnur am Halse<


Hierauf erschiendenn Jiskra aufdömBeichS«
tage. Zuerst ward das Geschäft des Vergleichs mit
Jiiikra rorgenommen. Bey dem Reichstage zu erschei-
nen hatte auch Pongraz yon S. Nikolaus im Lip-
tauer Comitate Herr yon Skalitz die Keckheit ge-
, ,

habt. Die Unruhen in Ober-üngern benutzend, hatte er


bald Ladislawen, baldWladislawen Treue geheuchelt,
aber im Grunde nur nach Raub und Beute getrachtet,
und sich längs der Wag ein ansehnliches Gebiet mit
Gewalt und List unterworfen. Dieser wurde auf Be-
ftchlufs des Reichtages gefangen, seine Begleiter
und Spiefsgesellen wurden von dem wüthenden Hau-
fen ergriffen und aufgehangen, er selbst zum ewigea
Gefängnifs in Ketten verurtheilt. Nach diesem Furcht
Verbreitenden Vorgange wurden die Traktaten mit
Jiskra von Brandeis vorgenommen er ward :

vom Ungrischen Adel üngestümm aufgefordert, sich


nun ohne weiters dem Könige Wladislaus zu unter-
werfen. Da antwortete der unerschrockene Mann
nie werde er das dem Erbprinzen Ladislaus gege-
bene Wort brechen, nie zu dessen Nachtheil einem
andern Herrscher huldigen. Schon hatte ihn die
kaum verhaltene Wuth der Adelichen zuöi Opfeü
ausersehen als Wladislaus des ihm gegebenen si-
,

chern Geleits ritterlich eingedenk, ihn gegen das


Versprechen , bis zum Austrag seines Zwistes ifiit
Ladislaus keineFehden mehr auszuüben, in deü
Nacht durch Pohluische Reuter von Ofen nach
Raab bringen liefs. Seitdem erwähnte Ji s kr ä den
Nahmen Wiadislaw's immer mit jener Ehrfurcht*
die auch die Nachwelt diesem edeln Zuge in Wia-
dislaw's Benehmen nicht versagen kann.
Hierauf wurde dann am 18. April 1444 zü O^eü
£ 2
ein förmlicher Reichs-Abs cliied verfafst , der
Torzüglich allen innern Unruhen abhelfen sollte.

Zu Folge dieses Reichs -Abschieds *)


a) sollte jeder anwesende und abwesende Ade-
liche sich durch einen eigenen schriftlichen Rever»
zur Treue gegen den König, und dazu verpflichten,
dafs er bey Lebzeiten des Königs keinen andern al»
solchen erkennen wolle.
b) Alle Ämter, und selbst die Verwaltung der
Salzkammern sollten die Beamteten niederlegen,
.

der König sollte »ie nach Gutbefinden verleihen.


c) Die königlichen Gefälle das lucrum Camerae
,

in Ungern, das Fünfzigstel Siebenbürgen, und


in
dafs Mardergefäll sollten dem König
in Slavonien
zurückgestellt werden. Diese Gefälle seyen von allen
und jeden Besitzungen ohne Ausnahme, z. E. auch
von den Besitzungen des Königs der Königin und ,

der Prälaten zu entrichten.


d) Die königlichen Einkünfte von Salz, Bergrecht,
Urbarn Dreyfsigst von den königlichen Städten,
, ,

von Cumanen, Philistern und Juden sollten von wem


sie immer bezogen würden der Krone zurückge-
,

stellt werden.

c) Die zum Gehorsam gegen Wladislaus zurück-


gekehi't wären, oder bis Pfingsten zurückkehren wür-
den, sollten ihre, wenn auch anderen verliehene, Gü-
ter zurückerhalten. Wer noch über Pfingsten hinaus
sich nicht fügt, bleibt unter den immerwährenden
Mackel der Untreue {Nota Infideliiatis) und verliert
allfe Güter.
f) Die Münze wird nach dem gesetzlich bestimm-
ten , und ohne Zustimmung der Stände nicht zu ver-
*) Er zur Zeit »ur noch handschriftlicli in Ko-
existirt
vachich's Auctarum ad Vissegrad Comitlorum, unJ>vard
mir vom Herrn von Kovachich mit rühmlicher Bereit-
willigkeit aur Benutzung mitgethcilt»
69
SnJernden Fusse geprägt ; und zwar 200 Heller =
100 Denar zu 1 Goldgulden.
g) Die hohen und mindern Reichsbeamten hegc-
hen weder selbst, noch lassen ungestraft begehen
Gewaltlhätigkeiten, z. E. Güterbesitznchmungen, bey
Verlust ihrer Amter. Von dem Obergespann, Ban,
Woiwoden geht die Appellation ungehindert an die
königliche Curia.
h) In jedem Comitate werden dem Obergespan»
und den Stuhlrichtern noch andere vier Mitrich-
ter beygegeben (^Assessores Tabulae). Alle Richter
sollen sich selbst des guten Beyspiels wegen ron
Gewaltthätigkeiten enthalten.
i) Alle seit dem vorigen Reichsschlusse be-
gangenen Gewaltthätigkeiten werden noch unterm
jetzigen Reichstag gerichtet.
k) Ausländische Truppen dürfen zu Beschädigun-
gen im Reiche nicht hereingebracht werden.
I) Niemand darf mit Feinden des Königs und des

Reichs ohne Wissen und Willen des Königs Ver-


gleiche und Stillstand -Verträge eingehen.
m) Wer gesetzlichen Befehlen des Königs nicht ge-
horcht, soll mit derStrafe derGewaltthat belegt werden.
n) Der König soll keine Ämter an Fremde ver-
leihen und die Verliehenen ihnen abnehmen
, mit
,

Ausnahme des zum Siebenbürger Bisthura beförder-


ter^ Matthäus.
Alle Raubschlösser sollten vernichtet, die
o)
rückständigen Abgaben des vorigen Jahres bevgetrie-
ben, und kein Sekular- Besitz von Kirchengütera
gestattet werden.
Der König mufste schworen, über alles dieses fest^
Hand zu halten. Georg, Despot von Bascien, der P.a-
latin Lorenz von Hedervära Nikläs von üjlak und
,

Johann von Hunyad als Woiwoden von Siebenbürgen,


nebst mehreren andern wareu unterschrieben.

Nach diesem Reiclis -Abschied zu urthellen, wollte
der Adel nach verunglücktem Vergleich mit Jiskra von
einem Feldzuge und Aufgebote w^ider die Türken
nichts wissen sondern vorher die innere Ordnung
,

im Peiche Aber später ward entschieden:


befestigen.
Wladislaw noch in diesem Sommer aufbrechen,
iiafs
und die Türken aus Romanien und Griechenland,
kurz aus Europa jagen sollte. Diesen Entschlufs er-
rangen vorzüglich der Cardinal Julian der Sublegat ,

Francißcus Venetus, die Gesandten von Burgund und


Venedig. Welche Mittel sollten nun hiezu nach Ausein-
anderlassung des Reichstags bestimmt werden ? Man
irechnetq diefsmahl
1) Auf ein königliches zahlreiches Banderium.
2) Auf die von Hunyäd bereits angeworbenen
Völker. Manverliefs sich ganz aufHunyad, ihm über-
trug man die gesammte Vorbereitung zum Feldzuge,
die Anschaffung bespnders der nöthigen Artillerie
und Munition *),
3) Auf die Banderien einiger Prälaten. Drey der-
selben hatten sich nämlich entschlossen den König ,

und Hunyäden in den Krieg persönlich mit ihren


Banderien zu begleiten; Simon vonRozgon Bischof ,

Ton Erlau und Reichskanzler , Johann von Grofs-


,

wardein, Baphael Hertzeg de Szegcny postulirter i

Bischof von Bofsnien.


Wie man sieht, wufäte sich der Ungrische Adel
abermahls dem General- Aufgebote wufsten sich die ,

übrigen Prälaten und Baronen der Banderialschul-


digkeit zu entziehen. Alles was sie thaten war ein ,

Beschlufs, wodurch, um die Truppen des Königs,


jeneHunyäds, und jene der drey Prälaten so zahl-
reich als möglich zu machen, ein erhöhtes Lucrum
Camerae **) ausgeschrieben wurde. Die (Cpmitate
*) Falconeta^ homlnrelae , ßstulae pulveres.
**) Vlugosch nennt es eine Tai« auf alle civftatef , lillas
waren benannt, in denen die Einnehmer des Königs
für ihn ,
jene des Hunyäd , und jene der mi^ehen-
den Prälaten für dieselben das erhöhte Luerum Ca-
merae einfordern sollten. Ferner sollte aber auch
4) der Cardinal Julian abermahls ausländische
Söldner werben |ind mit dem Kreuze bezeichnen.
,

Um ihn hiezu in den Stand zu setzen da Eugen IV ,

damahls mit der Ausrüstung der päpstlichen Flotte


beschäftigt kein Geld schicken konnte
, sollte die ,

gesammte Ungrische Geistlichkeit wie im Jahr 14^4


auf den Schluis des Basler Conciliums 1/20 Fon ihren
Zehent-Einkünften entrichten *).
5) Endlich sollten die Fohlen, die Deutschen Rit-
ter in Preufsen die Woiwoden der Walachey und
,

Moldau zur Mithülfe der neue König von Bofsnien,


,

Thomas Christieh, aufgefordert werden. Man rech-


nete auch auf die Griechen und nahm daher Ge- ,

sandte des Palaeologus, die während des Reichstags


angekommen waren mit Enthusiasmus auf. VonWla-
,

dislaws Correspondenz mit Skanderbeg, der mit i5ooo


Mann aus dem Epirus hervorzubrechen versprach,
hoffte man das Beste **). Kuriere gingen beynahe an
alle Höfe Europa's , und forderten sie mit Bekannt-
machung dieser Beschlüsse zur Mitwirkung auf.
Den Enthusiasmus der päpstlichen Gesandtschaft
theilten nur Georg von Sexwien und auch der nach ,

Siebenbürgen abgereiste Hunyäd ***) nicht. Der erster


re seines Serblischen Interesses wegen der letztere, ,

Regias et privatorum. Auch wurde damalils eine schlecli-


tereMünze eingeführt, um hieran dem küniglicheii
Schatze einen Vortheil — freylich einen eingebildeten,
zuzuwenden; 200 neucDenarien gingen auf einen Qold-
gulden, oder 1/4 ^lark oder auch 400 Silbcctiellcr. E^der
p. MJ.
O/'/S.

) Prar IL S. 327.
*•)Gesehichte von Serwien. S. 3<)o.
**) Am 23. 3Iayi4ii4 befand er sich in Tliada, Eder, c.L
72
iveil er sah, wie sich seine Milbaroticn und der gröfste
Theil. der Prälaten, dann" def gesammte Adel per-
sönlich mitzuziehen weigerten. Nicht mit Unrecht
mochte es ihm scheinen dals man überall besser
,

thuc, auf eigne Kraft und Enci^gie und nicht auf ,

fremde Mithülfe zu rechnen. Zu Hause sollten blei-


ben der Palatxn Lorenz von Hederyära, der Judex
Curiae und Graf von Prefsburg Georg von Bozgon,
der Oberetstallmeister Simon de Palotz, der Öberst-
«chatzmeister Michael Orszäg de Guth, u. s. w. Nichts
desto weniger wollte Hunyäd abwarten, was für Un-
terstützungen andere Höfe senden würden ; defswe-
gen leitete er mit Thojtnas Christich, Rönig vonBofs-
nien (in welchem Lande nach Twartkos Tode die Cil-
leycr die Nachfolge laut Verträgen reklamirten) ei-

nen Vergleich ein, ddo, Bobowaz 3. Juny 1444, in


Velchem Chri«tich Treue der Krone Hunyaden ,

Freundschaft, dem Reiche Mithülfe wider die Tür-


lien und Offenhaltung seiner Festungen gelobte. Fer-
ner hielt Hunyäd den Georg Brankowitsch noch zu-
rück, sich mit den Türken in Unterhandlungen ein-
zulassen. Murad hatte nämlich dem Georg seine zwey
geblendeten Söhne Gregor und Stephan zurückge-
sendet und demselben Friede und Freundschaft
,

nebst d^r Zurückgabe von ganz Serblien gegen die


Hälfte des bisherigen Tributs angeboten. Als aber
gegen den Anfang July i444 wohl Versprechungen
und Lobeserhebungen von allen Selten, aber keine
Hülfsvölker eintrafen und von der gesammten Chri-
,

stenheit nichts anders geschehen wai- als dafs eine ,

Buigundische und päpstliche Flotte ausgerüstet wur-


den, in den Hellespont einzulaufen*): so entfiel Wla-
dislawen selbst der Muth und er gab Georgs und
,

Hunyäds Vorstellungen nach, dafs man eher


*) Diefs Magt Wladislaus selbst am 7. July dem Georg
Scand«rbeg.
73
trachten müsÄ« , ten Plätze in Serblien
die f es
von den Türken zurück zu erh al te n und mir ,
'

Kaiser Friedrich in Richtigkeit zu kommen, ehe man


an weitere aussehende Unternehmungen dächte. Dem
zu Folge Tcrglichen sich zuerst Georg und Hunyäd
wegen dec Forderungen des letztern an den erstem.
Zur Bezahlung der von Johann von Hunvad ijii vori-
gen Jahre aus eigenem Beutel hergeschossenen 82000
Goldgulden erhielt Hunyad am5. July i444 von Georg
im Namen de* ganzen Serblischen Despotenhauses
und der Cilleyer *) die Herrschaft und das Schlofs
VilägosTar in der Arader Gespannschaft, "welches
sich durch sein in die Zarander Gespannschaft über
Körösbanya und Halmagy ausgedehntes Gebiet an die
Stammherrschaft des Helden, an Hunvad vortrefflich
anschlofs **). Für andere 63ooo Dukaten, welche der
Held schon in diesem Jahre auf Kriegsrüstnngen ver-
v\-endet hatte, sollte er durch das Lösegeld entschä-
digt werden welches Murad für seine Gefangenen
,

zwey Paschen Hassanbeg seinen Schwager und Ca- ,

rambeg zu zahlen nicht ermangeln würde. Hierauf


liefs der Despot Georg dem Sultan Murad wissen,
dafs er die von ihm gemachten Friedensanträge an-
nehme, jedoch mit der Clausel, dafs Murad auch'
mit Ungern Frieden schliefsen und zu dem Ende
,

Gesandte schicken müsse. Murad, den in Asien ein


fürchterlicher Nebenbuhler in seinem Schwager Ca-
raman, Pascha von Ikonien, aufgestanden war, nahm
diesen Wink mit Freuden an, schickte einen

*) Ulrich vonCilley hatte die eine Tochter des Despoten,


Catharina, zur Gattin, welche ihren orientalischen
Gottesdienst und Priester in Cilley hielt. Hahn II. 696.
Damahl» lebte noch aus dieser Ehe ein Knabe Herr-.
mann und ein Mädchen Elisabeth.
•*) Spiefs Aufklärung a64. Auszug der Fassions-Urkond«

in der Geschichte von Serwien, S. Sgj.


7-4

GrlcchischenRenegÄtenalsFricdcnsboth-
schafter mit einem Gefolge von loo Mann und al-
ler Vollmacht, und schiffte schon am 12. July
nachAsien hinüber ; dessen gewifs, dafs der Friede,
den Georg mit Hunyäds Beystimraung einleiten werde,
sicherlich zu Stande kommen müsse.
Der Türkische Bothschafter kam denn auch zuerst
zu Hunyäd in der Meinung wenn dieser den Frie-
, ,

den verhandelte und unterzeichnete so sey er fest ,

geschlossen. Aber Hunyad benahm ihm bald den Irr-


thum : er sey nicht Regent , erklärte er dem Türki-
schen Bothschafter sondern nur einer der Vasallen
,

seines Königs. Mit dem letztern , und mit dem ge-


sainmten Ungrischen Beichs-Conseil hab^ er zu trak-
tiren.
Dieses Reichs-Conseil ward nach Szegedin
zusammen berufen, bey welcher Gegend auch
die Armee schlagfertig zusammengezogen stand. Diese
solltedem Türkischen Abgeordneten Ehrfurcht ein-
prägen , oder auch beym widrigen Ausgang der Un-
terhandlungen zum Losschlagen bereit seyn. Man hörte
die Anträge des Gesandten an Murad erbot sich durch
:

denselben t
1) Ganz Serwien, Chulm und die Herzegowina
dem Georg zurüdkzustellen.
2) Die Walachey unter üngrischer Oberherrschaft
zu lassen.
3) Für den Pascha von Natolien ein Lösegeld von
70000 Dukaten au zahlen. So sehr nun auch jetzt der
Cardinal Julian die Annehmbarkeit dieses Friedens
bestritt, und auf die Ausführung derReichsbeschlüsse

vom April dieses Jahrs drang , so willigte doch end-


lich das Reich-Conspil gestimmt von HunyaiJ und
,

Georg , in den Frieden, Man führte im Reichsrathe


an: es sey noch im frischen Andenken, wie viel Blut
das einzige Golubatz unter Sigmund gekostet hahe
75
nun könne man aber diese und »o rlele andere Fe-
stungen in Serblien *) «ammt den reichen Bergwer-
ken in Novoberdo ohne Schwertstreich zurück erlan-
gen. Keine christliche Macht schicke Hülfstruppen,
von der päpstlichen Flotte , vom Griechischen Kaiser
sey keine Nachricht eingegangen. Man müsse auch be-
denken wie wenig gesichert der Thron Wladislaw's
,

Ton Seite Kaiser Friedrichs sey. Es sey höchst räth-


lich, auf einige Jahre lang Stillstand mit den Türken
zu schliefseu, mit Vorbehalt dessen, dafs nach Ab-
lauf desselben und Vergleich der Händel mit dem
Kaiser Friedrich IV, und Beylegung des Kirchen-
Schisma, der Erbfeind der Christenheit mit desto
wirksamerem Verein angegriffen werden soll. Gegen
Ende July ward der zehnjährige Stillstands-
Vertrag mit dem Bothschafter abgeschlosien de* ;

Renegat verlangte, dafs Wladislaus denselben mit


dem Genufs des heiligen Mahles der Christen besie-
geln solle, aber er mufste sich damit begnügen dafs
,

Johann von Hunyad auf ein Evangelienbuch im


Namen des Königs und des Reichs den Frieden
beschwor, welches auch der Renegat auf den Ko-
ran that.

Kaum war der Gesandte fort, und mit ihm Georg


Ton Serblien, um alle von den Türken zu räumende
Festungen sogleich in Besitz zu nehmen (wovon je-
,

doch die, welche zum UngrischenBanat vonMachow


gehörten, z. E. Kuschevo und Branitschewo an den
üngrischen Ban von Machow, Emerich vonMarczal,
abgegeben werden mufsten) als derüngrischeReichs-
r^th iu Szegedin plötzlich umgestimmt wurde. E«
langten Nachrichten ein von dem Cardinal Fran-
ciscus von Florenz, Oberadmiral der Apostolischen
•) Sie sind genannt Serblische Geschichte S. 3^*, wo
auch der Rodomantaden des Dlugosch und seiner B»-
schuldigung wüier Hunyad gedacht ist.
Flotte, und Tom Kaisei' Paläologus. Der rothmützlgte
Adniiral meldete , er stehe bereits mit einer ansehn-
lichen Seemacht im Hellespont, der Sultan
*ey in Asien mit der Dämpfung der Revolution des
Caraman beschäftigt; dafür, dafs er nach Europa
nicht wiederkehren solle, würde er mit seiner Flotte
sorgen. Jetzt oder nicht sobald sey der Zeitpunkt da,
die Türken aus Europa zu jagen. Der Kaiser Paläo-
logus schriebam 3o. July aus Misistra nicht minder ,

im Tone der Zuversicht, er sey gerüstet, und erwarte


das Ungrische Heer , um sich an dasselbe anzuschlies-
sen. AufWladislaus und aufUngern seydieHoff-
nung des Orients gerichtet, Caraman und die
Söhne des Karandoglu hätten nur ira Vertrauen auf
das Glück der Ungrischen Wdffen ihre Rebellion be-
gonnen; Murad anstatt sie im offenen Felde anzu-
,

greifen, unterhandle mit den rebellischen Paschen,


aber ein üngrischer Heereszug werde alle diese Un-
terhandlungen abbrechen. Paläologus rieth demnach,
dafs wenn auch wie das Gerücht ginge mit dem
, ,

Murad eine Unterhandlung Statt hätte so solle sie ,

der König um der Christenheit, um des in seiner Art


einzigen Zeitpunktes zur thunlichen Ausrottung der
Türken aus Europa zurückgehen lassen. Nach Türki-
schen Annalen soll sogar Caraman selbst aus Ikonien
Gesandte nach Ungern geschickt haben.
Diesen die Gemüther beirrenden Nachrichten fügte
aun die Beredsamkeit Julians noch neue
Gründe hinzu. Er stellte zwey Grundsätze auf, um
die Heiligkeit des eben gegebenen Wortes zu verrin-
gern den schrecklichen so oft wiedej-hohlten, dar-
,

um aijer nicht minder verwerflichen Grundsatz der


Curia den Ungläubigen (und Ketzern) müsse man
:

kein gegebenes Wort halten*). Denzweyten: dieUn-

») Promissam infidelibttS fidem servandam esse mlnime.


Jhurotz,
7T
gern hätten ohne Zuziehung des Apostolischen Stuhls
und der übrigen verbündeten Mächte der Christen-
heit kein Recht gcliabt mit den Türken einen Still-
,

sianJ einzugehen *). Diese Grundsätze unterstützten


auch der päpstliche Sublegat und Yicekanzler Fran-
ciscus Vcnetus dann zwey Galeeren-Kapitäne, einer
,

von Burgund, der andere Ton Venedig.


Fast alle Ungrische Reichsräthe liefsen sich durch
diese Scheingründe erschüttern. Die meisten Prälaten
und Baronen, da sie nicht mitziehen sollten, hatten
es leicht, ihre Zustimmung zum Kriege zu geben:
Tielleicht waren mehrere über Hunyäd's und seine»
Hauses wachsende Gröfse eifersüchtig, und hierin
mit den Cilleyern gleiches Sinnes. Julian wirkte auf
Hun} äd's religiösen Sinn, nach Dlugosch und Callimach
versprach er ihm sogar, zu vermitteln, dafs er Kö-
nig der den Türken zu entreifsendenBulgarey werden
solle. Hunyäd ward umgestimmt :nur so viel er-
hielt er: dafs die Kriegserklärung bis zum i, Septem-
ber aufgeschoben werde, damit einerseits die Wie-
dergabe der Serblischen Festungen an Georg keinen
Aufenthalt leide andrerseits vom Friedrich IV die
,

?s mit Johann Jiskra errichteten Stili-

chs erlangt werde. So ward denn am


4. August 1444 vom Könige und von allen anwesen-
den Prälaten und Baronen den mitziehenden und zu
,

Hause bleibenden, und von Hunyäden selbst ein Eid


bey Gott und den Heiligen bey St. Stephan und La-
,

dislaus als Patronen des Reichs abgelegt, des Inhalts:


der Reichstagsschlufs zu Ofen, ungeachtet eingegan-
genen Waffenstillstandes sollte vollzogen
, die Ar-
,

mee bis 1. September nach Orsova an die Donau vor-


gerückt und in die Gefilde von Romanien und Grie-
,

chenland geführt werden. Noch dieses Jahr wolle


man die Türken aus Europa vertreiben,
*) Dlugosch und Aeneas S^hius,

Friedrich IV vernahm diesen Beschlufs mit Ver-
gnügen, er bestätigte ohne Anstand den mit Jiskr«
geschlossenen Slillstandsvergleich. So brach den«
die Armee auf, und da sich Georg von Scx-blien durch-
aus zu keiner Mithülfe verstehen wollte, sondern sich
ja vielmehr in Geheim dem Sul-
neutral verhielt *) ,

tanvom Friedensbruche der Ungern Nachricht gab,


nahm sie ihre Richtung über Orsova nach Widdin,
wo sie am 6; October anlangte. Die ganze Armee
war weil Georg seine Söldner nach Serblien gezo-
,

gen hatte, nur loooo Mann stark j mit so gerin«


ger Macht wollte man über Adrianopel nach Gallipoli
vordringen um sich an die dort stationirende päpst*
,

liehe Flotte anzuschliefsen. Zu dem Feldzuge hatte


man 2000 Wägen mit Lebensmitteln und Vorräthen,
sogar mit Kostbarkeiten mitgenommen ; man hatte die
schlechte Sitte der damahligen Pohlen, eine Menge
Gepäckes mitzuführen nachgeahmt **). Der gerade
,

Weg von Widdin nach Adrianopel den man auf vier- ,

zehn Tage berechnete ward defswegen nicht einge-


,

schlagen weil man das Gepäcke über den Hämus


,

nicht hätte fortbringen können; man beschlofs also


einen Umweg> hinab zu den Armen dev Donau und ,

von, da weiter durch die Ebene nach Gallipoli. Bey


ISikopel kam der Woiwode der Walachej, Drakul
herbey, dem Könige seine Unterwerfung zu bezeugen,
zu welchem indessen Hunyäd über Siebenbürgen und
die Walachey, (wo seine Truppen aus altem Groll
wider Drakul schlechte Mannszucht hielten) mit 5ooo
Mann gestossen war ***). Drakul in den Kriegsrath ge-
rufen, erklärte Hunyäden ins Gesieht dasüngrische ,

Heer sey kleiner, als das Gefolge, das der Sultan


auf die Jagd mitzunehmen pflege, und zur Ausführung
*) Geschichte von Serblien , S. 893.
**) Ita ut quisque propriam domum adduJcisse videretur.
»*) Geschiebte der Walachey S, J70.
79
des Vorhabens völlig unzulänglich. Johann von Hu-
nyäd widersprach ihm nicht nur, sondern beschul-
digte ihn auch der Untreue. In der Hitze der Debat-
ten zog Drakul seinen Säbel wider Hun) ad, er ward
arretirt,und mulste sich mit Geld und mit dem Ver-
sprechen, 4000 Mann unter seinem Sohne zurUngri-
schen Armee stossen zu lassen, loskaufen. Drakuls
I\ath umzukehren, ward um so weniger beachtet»
je gewisser es schien die christliche Flotte werde
,

den Sultan Ton der Rückkehr nach Europa abhalten.


Demnach ward der Marsch längs der Donau fortge-
setzt:

zeug(
horatz , Petretz , Varna und Galata ward in einem
Manifeste bedeutet, sie sollten unter sicherem Geleite
über Gallipoli nach Asien überschiffen dürfen woge- ,

gen sie diese festen Orter zu räumen hätten. Einige


gehorchten andre in Petretz (Calliacre) und Varna
,

leisteten Widerstand und mufsten defswegen über


,

die Klinge springen. Schon trat man den weiten Marsch


von Varna gegen Gallipoli an, alsMurad in Eu-
ropa erschien.
Murad hatte auf die erste von Georg erhaltene
Nachricht von dem Friedensbruche Wladislaw's,
Friede mit Caraman und den Söhnen des Carand^Oglu
geschlossen, und marschirte an die Küste vonAnato-
lien. Hier wollte er Anfangs vor Ärger sterben, dafs
er nach Europ'. überzusetzen keine Aussicht hatte,
denn hundert acht und zwanzig Galeeren und andre
denBosphorus besetzt*). Aber das Geld
Schiffe hatten
wirkte bey den Genuesischen **) Galeeren-
Kapitänen. Diese verliefsen unter dem Vorwande,
als hätten sie keine Lebensmittel, ihre Station bey

•) Bis an das Ostium sacrum,


**) Xach Dlugoscb auch bey den Veuettschen, für jeden
Kopt' /.ahlte Murad einen Duliaten.
8o
GalHpoH, und liehen im Stillen dem Murad
Transportschiffe, womit er in der IXacht *),
nahe bey Gallipoli mit 40000 Mann übersetzte. Der
aftermerhantiiische Sinn etlicher Venetischer und
Genuesischer Galeeren-Kapitäne entschied in dieser
Nacht das Schicksal des Türkischen Reiches undsci^
ner Nachbarn auf Jahrhunderte.
DasüngrischeHeer, benachrichtigt durch den
päpstlichen Admiral von Murads Übergang, gerieth
sammt Hunyäden in grol'ses Staunen j es hielt in sei-
nem Marsche gegen Romanien, um so mehr, als bis-
her von Griechischen Hülfstruppen , und von jenen
des I'hessalischen Fürsten Theritzes in Berrhöa, nichts
zu sehen war, und zog sich na c hVam
a zurück.
Hier ward, wie Hunyäd gesteht, mit aufsein Anrathen
entschieden, die Türken zu erwarten und eine Schlacht
zu liefern *). Schon am 6. November hatte sich Mu-
rad dem üngrischen Heere genähert, vier l'age
brachte er damit zu, die Stellung desselben zu re-
kognosciren, und seine Anordnungen zu treffen. Eben
so viele Tage hatten die Ungern Zeit ihre Schlacht-
,

ordnung einzurichten.
Wladislaus selbst , durch ein Geschwür am
Fusse inkommodirt, hatte die Anordnung derselben
dem Johann vonHunyad überlassen. Dem Blicke Hu-
nyäds entging nicht, dafs di e Türk ische Armee,
sechsmahl starker, als die Ungrische, mit
Überüüglung drohe. Er stellte daher seine fast nur
aus Keuterey zusammengesetzte ohne Kanonen *)'
,

auf den weiten Marsch, und beynahe ohne Infanterie


aus-

*) Per inferiorBm partem phari GullipoUs , schreibt der


Admiral Franciscus Florcntinus.
**) Huduit incepii , schreibt Hunyäd, pro Christo prepo-
sitij vccupabat opportunitatern pia temeritas,
***) Diefs bemerkt Dlugosch ausdrücklich.
8i

ausgerückte Armeeeinem weiten Thal auf, den


in
linken Flügel an einen See, den rechten an einen
Berg gelehnt hinter welchem eine Wüste lag. Zu-
,

nächst am See hielt Hunyad selbst mit fünf Fahnen


Reuter, deren Schwerter zweyschneidig waren, dann
die Walachen unter Drakuls Sohne. An diese schlof»
sich wieder einTrupp Ungern, mit einer schwarzen
Fahne, an diese das Banderium des Bischofs Simon
Rozgon, an diese die Truppen des Bans von Croa-
tien, Matko von Thalotz, unter dem Commando seines
Bruders Franco sofort die Schaar der vom Cardinal
,

Julian geworbeneu Kreuzsoldaten, endlich am rech-


ten äufsersten Flügel gegen die Berge stand der Bi-
schof Johann de Dominis von Grofswardein mit der
Fahne des heil. Wladislaus. Als Reserve in der zweyten
Linie stand der König mit seiner eben nicht zahlrei-
chen aber auserlesenen Pohlnischen Leibwache von
fanfhundert Reutern, mit der Fahne des heil. Georg,
die Stephan von Bathor trug. Die Wägen wurden dicht
hinter jedem Flügel aufgestellt, um sie nicht der Plün-
derung auszusetzen, und für den Fall des Verlustes der
Schlacht alsWagenburgzurVertheidigung zu brauchen»
Die Schlachtordnung der Türken bestand, wie bey
der Schlacht bey Nicopel in grofsen hinter einander
aufgestellten Massen. Ganz vorn standen die Asiati-
schen Truppen, hinter diesen die Europäischen Spahis,
hinter diesen die Janitscharen mit ihren Schildern,
imd in deren Mitte der Sultan, gedeckt durch Grä-
ben und spanische Reuter hinter diesen die Ka-
,

meele und das übrige Gepäck.


Am lo. November begann die denkwürdige
Schlacht *); in dem Augenblick als Murad den
*) Wir erzählen deren Verlauf nach den ziemlich über»
einstimmenflan ?fachrichten des Thurotz unddcsLao-
nicus , worurc'i Dlugosch'ens Beschuldigungen gegen
Hunyäd voa selbst wegfallen.
Engels Ccscii. V. Lagern. III. P
82
Friedenstraktat Ton Szegedin auf eine Pike stechen,
und sein Heer ermuntern liefs, den Bruch desselben
zu rächen rifs ein Windbraus die Hott gemacliteu
,

Fahnen der Ungern, (jene des Königs ausgenommen)


aus einander. Die Ungrische erste Linie griif im
Sturmgalopp der Pferde die Asiatisch- Türki-
sche Reute rey an; diese >vard zersprengt
undTcrfolgt, sammlete sich aber zum Theile hinter
der Europäischen Reuterey. In der Hitze der Verfol-
gung der Asiatischen» Reuterey nahmen die Wala-
chen, ihrem raubgierigen Charakter getreu, einen
Seitenweg, umgingen die Türkische Armee, und
plünderten im Rücken derselben das Gepäcke die ,

Cameele, und das wandelnde Serail *).


Als nun jetzt die Europäische Reuterey angegrif-
fen werden sollte Tcrniifste Hunyad die Walachen.
,

Ereilte gegen das Ungrische Lager zurück, um sie


zu suchen da er sie aber nicht fand, so begnügte
,

er sich, den König noch einmahl zu bitten mit ,

seiner Leibwache als Reserve zurück zu bleiben: um


bey einem widrigen Ausgang des neuen Angriffs dem
lliehenden Heere zum Stützpunkte zu dienen, und
seine Person in Sicherheit zu erhalten.
Nach solchen Anstalten kehrte Hunyad zurück, und
kommandirle den Angriff der Europäischen
Spalhis. Lange blieb hier das Trefibn unentschie-
den; die Europäischen Spahis behaupteten den
Ruhm, standhafter, und vom Sultan unzertrennlicher
zu seyn, als bald flohen die Türken,
die Asiaten;
und wurden Lager der Janitscharen ver-
bis an das
folgt; bald ermannten sie sich wieder und jagten die
Ungern bis in ihr Lager zurück. Endlich blieb der
Türkische Yezier **) im Treffen; ein neuer Stofs der
üngrischen Reuterey brachte die Spahis in Verwir-

*) Res:ium Cubiculum, CLalcocondylas,


**) Curuües bey Laonicus.
83

rung, sie ilohen inUnordnung, und die ungern ver-


folgten diu ilieheaden Haufen rastlos nach aliea
Seiten.
Als dieses die Pohlnische Leibwache
W 1 a d i s 1 a w's sah , ward ihre Ruhmbegierde
gereizt. Sie lagen ilu'em Könige an, er solle doch
nicht seinem Vasallen Hunyäd, und den Ungern allein
die Ehre des Tages überlassen dort stehe noch ;

Murad mit seinen Janitscharen es zieme dem :

König, den Sultan selbst anzugreifen.


Der Sieg sey bey der Zerstäubung der Türkischen
Spahis und bey dem Schrecken der Türken ge^vifs.
Murad dachte schon wirklich an die Flucht, da
seine Spahis geworfen waren: aber das Zureden eines
seiner Agas und seine vortheilhafte Position, dann
das Anrücken so schwachen Reuter -Corps,
eines
als Leibwache war, bewogen ihn,
die königliche
noch Sland zu halten. Die Fohlen übersprangen zwar
Graben und Spanische Reuter, aber dicht an sie
schbfs sich die Türkische Infanterie der Janitscharen
mit ihren Schildern und Spiefsen. In der Hitze des
Han Igemenges bemerkten die Fohlen nicht gleich,
d.i'i das Piord des Königs mit einer Axt verwundet war,

d.ilsder König gestürzt, und ihm der Kopf


a bgc ha aen war. Als dieser aaf eine Stange ge-
steckt ward, um den Murad gebracht zu werden,
boten noch cinmahl die Fohlen ihre Tapferkeit auf,
um den Leichnam des Königs zu retten die gesammte :

Pohlnische Leibwache warl aufgerieben, von allen


Fohlen kamen nur xwsy zurück: auch rettete Stephan
von Bathor die Fahne des Königs.
Hunyad kehrte eben von der Verfolgung der
Spahis ins Ungrische Lager zurück, um den König
aufzusuchew fand ihn a;>er zum grofsen Erstaunen
,

nicht, Wohl aiier die Walachen. Diese waren mit


ihrer Beule zurückgekehrt: aber eben darum waren
F 3
84 '

sie nicht zu bewegen , sich zum Angriff wider die


gegen das Lager anrückenden Janitscharen vorführen
zu lassen. Sie kehrten vielmehr den Rücken, und
begaben sich auf die Flucht nach Hause. Hu nyäd,
das Unglück des Königs ahnend, und mit seiner klei>
nen Schaar vergebens den Andrang der Janitscharen
abhaltend, begab sich nach den Walachen auf
die Flucht *).

Murad sich nicht, bey einbrechender


traute
Nacht die Wagenburg der Ungern anzugreifen, in
welcher sich allmählig die von der Verfolgung der
Spahis zurückgekommenen Schwadronen der Ungern
sammleten um Hunyäden von dem sie nichts wufs-
, ,

ten,zu erwarten. Am folgenden Morgen liefs er durch


seine Haufen die Wagenburg recognosciren, und
da man kein Kriegsgetümmel wahrnahm stürmte ,

er mit der ganzen Janitscharen -Infanterie die Wa-


genburg und hieb alles nieder. Hier blieben
,

der Cardinal Julian, die Bischöfe von Erlau und


Grofswardein Stephan Bäthor selbst, der die
,

königliche Fahne hieher gerettet halte: wenige


einzelne Haufen entkamen durch die Bulgarey,
einige andere nach Macedonien und Albanien zu

Hu nyäd ward auf seiner Flucht nicht ver-


folgt: denn Murads Kavallerie hatte unbeschreib-
lich gelitten so, äufserte er, wünsche er nicht noch
:

einmahl zu siegen **). In Thracien und Romanien


glaubte man allgemein , der Sieg habe sich für die
Ungern erklärt die flüchtigen Asiatischen und Eu-
:

ropäischen Spahis kamen auf ihrer Flucht aufser

•) Occidit sol pariter et bellum, schreibt Hunyäd; Ineffl.


cacem nobis reddidit pugnam recens continuo itiultitudo
irrumpens, qua non vidi tantum, quantum obruti ditm
junctique hinc inde abscessimus.
**> Hunyäds Bericht beyKat. ad a, 1444. p.'_^U
85
Athem In die Städte , und brachten Schrecken und
Verwirrung mit sich ; die Türken in Adrianopel
wollten schon einpacken, um nach Anatolien zu
fliehen. Hunjäd kam zwey Tagen und Näcliten an
in
die Überfahrt Lafslowtze, und dort über die Donaa
setzend in die Walachej. Drakul liefs jetzt seinen
alten Groll an Hunyäd aus: er liefs ihn in Verhaft
setzen.
So ging die Schlacht bey Yama yerloren, durch
die Verrätherey der Genueser und Veneter, durch
die Nicht - Aufbietung der gesanunten üngrischen
Reichsmacht*), durch die Voreiligkeit der Pohlnischen
Leibwache und durch die raubgierige Insubordina-
,

tion der Walachen. Wenn Dlugosch, als Fohle, dem


Hunyadischen Hause, wegen Matthias Thaten wider
die Fohlen aufsäfsig, davon spricht: der rechte Flü-
gel der ungern sey geschlagen gewesen; der König
und Hunyad habe die Schmach zu rächen, ujad die
Fahne des heiligen Ladislaus zu retten gesucht: aber
als es an die Janitscharen hätte gehen sollen, so sey
Hunyad aus dem Treffen geflohen, und habe den
König im Stiche gelassen so hat er nicht daran ge-
,

dacht, dafs ein gleichzeitiger Grieche, Laonikus, den


heifsen Tag beschreiben, die Erzählung Ton Thurotz
bestätigen, und Hunyäds Ehre hey der Nachwelt
retten werde.
In Ungern lebte um diese Zeit ein Staatsmann
von Erfahrung und Ansehen der das Schlofs zu
,

Ofen besetzt hielt, der Falatin Lorenz Ton


Hedervära. Unterrichtet von der Niederlage bey
Vama, vom Tode des Königs, und von Hunyäds Haft
in der Walachey verbarg er gleichwohl alles und
, ,

streute überall durch Briefe aus Wladislaw leba


:

noch, und sey nach Fohlen geflohen. Nach der


*) Darum sagt Thurotz: dum propriam dorm quit negU*
git rmlitiam^ male armatus alUna.
86
Walachey scliiclite er Ellboten, und liefs dem
Drakul entbieten, dals , wenn Hunyäd nicht
sogleich entlassen würde, die ganze Macht Ungerns
lind Siebenl)ürgens über ihn herfallen würde. Hie-
durch erschreckt, gab Drakul Hunyäden die
Freyheit, und begleitete ihn ehrerbietig bisKi-on-
stadt in Siebenbürgen.
Sobald Lorenz von Hedervära seinen Hunyäd in
Sicherheit wufstc und sein Vorgeben dals Wladis-
, ,

laus noch lebe, nicht mehr zu behaupten vermochte,


auch die Anarchie überall überhandnehmen sah, rief
er ein grofscs Reich s-Conscil auf den 6. Februar
1445 nach Stuhl weifsenburg zusammen. Hier
trug er die Nothwendigkeit vor: sowohl der Anar-
chie zusteuern, als auch den etwanigen Absichten
Friedrichs auf die Regierung und Vormundschaft in
Ungern entgegen zu arbeiten, und zu dem Ende die
Verwaltung der executiven Macht zu orga-
nisiren.Diesemnach wurde Böhmens Beyspiel zum
Muster genommen; man ernannte mehrere Baronen
zu Rapitänen des Reichs. Vor allem erhielt
Hunyad den Auftrag, alle jene Theile des Reichs
y.n regieren und zu schützen, welche jenseits der

Theifs vomBiharcrComitat auf- und abwärts gelegen


waren. Ladislaus von Palötz war der Kapitän
aller gegen Ober-Üngern zu liegenden Comitate dies-
seits der Theifs mit dem Auftrage, dennJiskra zu be-
obachten: Matthäus deThalötz sollte das Ober-
kommando an der Sau und Donau führen und die ,

Cillcyer in Zaum halten, und Lorenz von Heder-


Tära sollte von Ofen aus alle Comitate, die gegen
Österreich zu lagen, unter seine Leitung nehmen.
Diese getroffenen Anstalten sollten sofort einer all-
gemeinen Reichs-Versammlung vorgelegt
werden, die acht Tage nach Ostern in Pesth .Thge-
halten werden möge, und der es denn auch zusiaude.
«7
über die Verhältnisse deslieichs zuLadislausPosiIm-
mus und zum Kaiser Friedrich zu bcschliefsen. Zu
wurden auch Jiskra und
dieser Reiclis-Versammluni;
sdmmlliche bislierige Anhänger de» Ladislaus Posthu-
liumas eingeladen. Der Kaiser Friedrich erlaubte
auch nicht nur, sondern befahl auch denselben, z.E.
der Stadt Käfsmarli diesen Reichstag durch eine
,

zahlreiche Deputation zu besuchen, und dabey die


Röchle des Kronerben Ladislaus Posthumus wacker
zu verfechten.
Dieser Reichstag kam denn auch wirklich zu Stande,
gegen Anfang May i4.»5. Alle Prälaten und Baronen
beyder Parteyen, die Adelichen und Städtischen De-
putirten waren dazu gerufen, und erschienen *). Um
die Beschlüsse desselben in gehörigem Lichte zu se-
hen muls man davon ausgehen, däfs die Gemüfher
,

auf einen von Murad nächst bevorstehenden neuen


Krieg gefafst, und durch das Gerücht von Murads
Rüstungen beunruhigt waren. Man hat nicht undeut-
liche Spuren davon dafs derReichs-Palatin. Lorenz
,

TonHedervära, un'd mehrere bisher dem Wladislaus


anhängende Baronen und Prälaten, einen eignen Kö-
nig aus dem üliltcl der Nation wünschten, und hie-
bev wohl ihre Wünsche auf Johann von Hunyad rich-
teten ja dafs wohl gar einige von einer republika-,
;

nischen, d.h. oligarchischenReichsverwaltung träum-


ten. Aber Ilunyad, indem er
die Lage des Reichs
richtiger übersah ,zu solchen Beschlüssen auf
rieth
diesem Reichstag, welche da^ Interesse aller Parteyen
vereinigen und doch die Würde und die Selbststän-
,

digkeit der Nation gegen etwanige Eingriffe des Kai-


sers Friedrich sichern sollten. Demnach kam es nach
vielen Debatten endlich am 7. May i445 zu folgendem
*) Tlerr von Korachich hat dns Verdienst, die Haupt-
akte des Reichstags aufgefunden und herausgegeben
zuhaben. Suvpl. IJ. S. r). f.
Compromifs zwischen derLadisla"W8Chen
tind Nicht-Ladislawschen Parte y.
i) Ein Gesandter sollte sogleich nach Fohlen ge-
hen , und da Wladislaus in den fünften Monat nichts
habe von sich hören lassen die Gewifsheit seines
,

Lehens oder l'odes erfahren. Bis zum achten Tage


nach Trinitatis wollte man auf die Wieder -Erschei-
nung des Königs oder auf eine bestimmte Kunde Ton
seinem Leben oder Tode warten.
2) Im Fall seines bestätigten Todes erkennen
sämmtliche Reichsstände den Prinzen Ladislaus,
Sohn Alberts, für ihren König auf die Dauer sei-
nes Lebens jedoch unterder Bedingung, dafs
:

KaiserFriedrich gehaltenseyn solle, ihn s ammt


der Krone demüngrischen Reiche heraus-
zugeben«
3) Sollte Friedrich hierein nicht willigen , so
sollte alle Verbindlichkeit derUngrischen Stände ge-
gen den Prinzen Ladislaus Posthumus aufhören, und
das Reich solle sich mit einem andern Könige versor-
gen, der im Stande sey, dasselbe wider alle innern
und äufsern Feinde zu schützen.
4) Bis zum Austrag dieser Angelegenheit sollte
zur Befestigung des Landfriedens folgende Organi-
sation der exekutiven , diplomatischen, finanziellen,
und richterlichen Macht Statt finden.
a) Das Reich ward in Distrikte eingetheilt,
welche ihre eigene Kapitäns erhielten. So behielt
Hunyäd aufser Siebenbürgen das Commando im
ganzen Distrikte jenseits der Theifs ; sein College,
der Mit-Woiwode von Siebenbürgen, Nicolaus Ujlaki
oder von üjlak, das Commando diesseits der Theifs
und jenseits der Donau. Gegen Kaschau zu, kom-
mandirten Georg von Rozgon, Johann Jiskra,
Obergespann von Saros, und Em
er ich von Pel-
sötz. An der Wag Michael Orszag und Pongraz
89
yon Skalltz (der seines Arrestes entlassen wurde).
Man sieht , dafs zu den Capitananten Individuen bey-
der Parteyen genommen wurden man sieht den zur :

Versöhnung aller Partheyen und zu ihrer Vereini-


gung wider Friedrich hinzielenden Geist Hunyäds
darin. Diese Kapitäns sollten nun rermöge iiirer exe-
kutiven Gewalt allen gewaltsamen Güterbesitz recti-
fiziren und den Status quo, der beyAlberts Tode vor
Ausbruch der innern Feindseligkeiten bestand her- ,

stellen , alle seitdem errichteten Festungen und


Schlösser, (mit Ausnahme der gegen die Türken er-
richteten, und mit Ausnahme von fünf andern Schlös-
sern, die von der Anti-Ladislaw'schen Partey er-
richtet waren , und deren Beybehaltung derselben
nöthig schien) als Palota, ein Schlofs des Woiwoden
Niklas von üjlak, im Stuhlweissenburger Comitate,
Verötze des Marczali, Varny ein Schlofs des Emerich
Pelsötz im Borschoder, Nana des Johann von Kom-
pol im Hevesser, und Pelsötz des Niklas und Ste-
phans Pelsötzi im Gömörer Comitat schleifen lassen,
und selbst die Besitzer der beybehaltenen Schlösser
von allen Bäubereyen und Belästigungen fremder
ünterthanen, welche bisher zum Bau, Unterhalt und
Verproviantirung solcher Schlösser mit Gewalt ange-
halten wurden , abhalten. Die Gefangenen beyder
Parteyen, die sich bisher mit Güter -Verschreibungea
ausgelöst hatten sollten dieser Verschreibungea
,

entledigt seyn : nur das Geld, das sie erborgt hatten,


sollten sie zurückzahlen müssen. Alle fernere Ge-
waltthätigkeiten sollten die Kapitäns hintanhalten,
und im Gerichtswege, und im nächsten Gerichts - Ter-
min bestrafen lassen. Den Kapitäns ward auch die
Besetzung aller geistlichen Pfründen, jedoch mit
Inländern anvertraut, wie auch die Obsorge, dafs
die Geistlichen ihre Zehente und Proventen überall
zurück bekommen, kein Kloster einen andern Abt
96
alsvon seinem Orden erhalte und kein Prozefs un-
,

mittelbar hey der Curia sondern zuförderst bey


,

dem Bischof, und sodann bey dem Metropolitan an-


hängig gemacht werde. Alle seit Albert errichtete
Wegmäuthe seycn abzuschaffen, den Kaufleuten zum
Betrieb ihres Verkehrs alle Sicherheit zu verschaffen,
und keine fremden Truppen ins Land mehr, bey Le-
bensstrafe, zu ziehen. Die Erpresser von Lebensmitteln
ohne Bezahlung, Reisende oder Krieger seyen ge-
richtlich zu bestrafen ,die Frcyzügigkeit der Bauern
«ufrechtzu erhallen, die wechselseitig weggeraubten
ünterthanen seyen zurückzustellen.
b) Zu den Unterhandlungen mit Fi'iedrich, zur
Leitung der königlichen Einkünfte und des Kriegs-
wesens wurden und Baronen als
einige Prälaten
Reichs-Vicarien Das Compromifs ent-
ernannt.
hält die Nahmen derselben nicht, allein aus andern
Umständen erhellt, dafs es folgende aus bey den
bisherigen Parteyen ausgewählte Indivi-
duen gewesen: der Cardinal Dionysius de Szech, Erz-
bischof von Gran; der Palatin Lorenz vonHedervära ;

Johann von Hunyäd, Niklas von Ujlak, beyde Woi-


woden von Siebenbürgen ; Georg von Rozgon, Judex
Curiae ; Ladislaus de Gara, Ban von Machow ; Matthias
Bischof von Wesprim, und Emerich von Marczal.
Diese Reichs-Vicarien erhielten, was die Fi-
nanzen betrift, durch das Compromifs vom 7. May
folgende Instruktionen: Alle Schenkungen die seit
,

^Iberts Tode von Gütern des Königs oder der Kö-


nigin gemacht waren sollten bis zur Krönung des
,

neuen Königs in Rücksicht ihrer Rechtskräftigkeit


Ruspendirt seyn. Eben bis dahin sollten die Fragen
suspendirt seyn über den gegenseitigen Besitz dieser
oder jener mit Heeresmacht (und nicht mit Raub und
Mord) bezwungenen Distrikte. Das Prägen aller
und jeder Münze sey eben bis dahin zu verschieben.

Alle eingehenden königlichen Einkünfte seyen für


den künftigen König aufzubewahren nämlich mit ,

Abrechnung dessen was zur Reichs - Defension.


,

d. h. zum Unterhalt des königlichen Banderiums,


für die Griinzfestungen und zu den Salarien der Ba-
,

ronen und Gränzcommendanten ausgegeben würde.


Die im vorigen Jahre Gelder erhoben hatten um ,

Truppen gegen die Türken zu werben, aber sich


zum Kriege wider die Türken nicht gestellt hatten,
sollten als Gewaltthätige mit dem Verluste ihrer
Güter bestraft werden.
In Rücksicht der Tu rk engefahr ward
beschlossen, dafs , wenn sich das Gerücht von den
Rüstungen der Türken bestätigen sollte , die Reichs-
Ticarien sogleich ein allgemeines Aufgcboth ergehen
lassen sollten. Auf dieses Aufgeboth hätten sodann
nicht nur diePrälaten, sondern auch sämmt-
liche hiezu ehehin schon verpflichtete
Reichs-Baronen ihre Banderien zu stellen und ,

durch prompte Stellung derselben allen andern mit


gutem Bevspiele vorzugehen. Fe^^ncr sollten auf die-
ses Aufgeboth sämmtliche Adeliche in Dörfern und
Städten diefsmahl in eigener Person aufbrechen.
Was die Unterhandlungen mit Friedrich
betrifft, so erhielten hiezu die Reichs- Vicarien fol-

gende zwar nicht im Compromifs enthaltene aber


, .

aus andern Nachrichten *) bekannte Instruktion sie :

sollten durch eine Deputation sich den Prinzen La-


dislaw zum Könige ausbitten, jedoch ausdrücklich
verlangen ihn und die Krone in ein Ungrisches
,

Schlofs bringen, daselbst erziehen, und von da,


ohne Wissen und Willen der Reichs -Vicarien nicht
wegreisen zu lassen. Zur Rechtfertigung der recht-
raäfsigen Wahl des Wladislaus , sollte der Knabe
neugekrönt , und die Krone den Reichs - Vicarien
*) Bev Änons Svlvius.
92
zur Aufbewahrung überantwortet 'werden. Würde
diefs abgeschlagen, so sollten die Reichs -Vicarien
sich in nichts weiters einlassen, sondern ''einen
Reichstag zusammenrufen , auf diesem Ton dem Re-
sultate ihrer Verhandlungen Rechenschaft geben^ und
die Entscheidung den Reichsständen anheimstellen.
Die gerichtliche Gewalt endlich ward ge-
wissermafsen in die Hände des Palatins niedergelegt.
Bey dem Palatin nähmlich, der das Ofner Schlofs
inne hatte sollte ein Gerichtssiegel aufbewahrt wer-
,

den, mit dem Wappen üngerns, nämlich dem Kreuze


(auf drey Hügeln) und der Umschrift Sigillum Prae-
:

latorum Baronum et Nobilium regni Hungariae *).


,

Unter diesem Siegel sollten alle gerichtlichen Befehle


bis zur Krönung des neuen Königs ausgefertigt wer-
den; besonders die Befehle zur Untersuchung und
Bestrafung eingeklagter Gewaltthätigkeiten. Alle lau-
fenden Prozesse sollten ihren Gang fortsetzen, und
am künftigen S. Jakobstermin aufgenommen werden.
Nach diesem auf dem Reichstage zu Stande ge-
kommenen denkwürdigen Compromifs versammle-
ten sich die Reichs -Vicarien am ii. May \l\l\^ zu
einer allgemeinen Berathschlagung. Zuvörderst wur-
den als Deputirte an Friedrich ernannt Der :

Cardinal Dionys; der Ban von Machow, Ladislaus


von Gara; der Woiwode Niklas von Ujlak; der Bi-
schof von W.esprin Matthias und der Emerich von
,

Marczal.
Sodann nahm es Johann von Hunyäd auf sich , zu
erfahren, was das Reich von den Türken zu besor-
gen habe ? und zu dem Ende in die untern Gegen-
den zu reisen.
Unterm \x. May wurden auch sowohl von Hunyäd
als von den übrigen Reichs -Vicarien Briefe an
den Papst und an alle bedeutenden christliche»
*) Pr ay de SigilUt Tab, XU,
93
Mächte geschrieben, um sie zur Mithülfe \nder die Tür-
ken aufzufordern. Hunyäd schrieb dergleichen Briefe
in seinem, die übrigen Reichs -Vicarien in gemein-
schaftlichem Nahmen. Dem Papste Eugen IV stellte Hu-
njäd Tor es sey nunmehr dahin gekommen dafs
: ,

alle Christliche Mächte den Türkenkrieg als ihre


gemeinschaftliche Angelegenheit ansehen müfsten *).
Die neuesten Unglücksfälle hätten ihn, als einen an
Glücksreränderungen gewohnten Krieger nicht muth-
los gemacht; er seinerseits werde nicht ruhen, bis er
die Niederlage beyYama den Türken vergolten habe,
und -willig wolle er hierzu sein Leben opfern **).
Nächst dem Papste yersprach man sich am meisten,
nach den Vorgängen des Jahrs 1896 von den Franzo-
sen, daher an Carl YU von Frankreich beson-
ders nachdrücklich geschrieben ward. Nach sol- —
chen Anstalten reiste Hunyad in die untern Gegen-
den ab.
Mit der Absendung der Deputirten zögerte der
Palatin wohl nur darum um indessen von Hunyäd
,

gewissere Nachrichten von den Rüstungen der Tür-


ken zu erhalten. Der Kaiser Friedrich hierüber ver-
driefslich, fing an Güns zu belagern, und bedrohte
Ofen. Als nun der Palatin Ernst sah so machte er ,

zwar Anstalten zur Absendung der Deputation wo- ,

gegen Friedrich die Belagerung von Güns aufhob,


fand aber doch neue Schwierigkeiten dabey obwohl ,

die Deputirten in Wien vollkommne ihre Sicherheit


geniefsen würden? Nachdem auch dieser Anstand
durch kluge Negociation des Ulrich von Schauen-
burg und des in Ungern seit Sigmunds Zeiten be-

•) Video f
contra hostet me pugmisse hacttnus ^ deincept
contra pericula fidei hello mihi opus esse.
•*) Nee cessabo, donec et darnna patriae
detergam et prO'
bra , ßrmumqua mihi est , in hoc exercitio et vitam
pariter et mortem, contemnere.
94
kannten Caspar Schlick behoben war, zog die ün-
grische Deputation am 3o. September i445
in prachtvollem Aufzuge in Wien ein: in Beglei-
tung Von fünihundert Reutern und vier und zwanzig
Wagen, wovon einige zur Abhohlung des Prinzen
und der Krone vorbereitet waren. Der Kaiser ging
der Deputation in Begleitung des Erzherzogs Sig-
mund bis vor die Thore der Stadt entgegen; der
Woiwode Niklas von Ujlak war so stolz in Gegen- ,

wart des Kaisers nicht einmahl abzusteigen. Friedrich


hatte den Prinzen zur Gewinnung der Gemüther von
Schottwien nach Laxenburg bringen lassen; Jiskra,
war auch in Wien aber die üngrischen Deputirten
:

litten nicht dal's er den Conferenzen mit den Commissa-


rien Friedrichs beygezogen würde. Es hatte sogar zwi-
schen ihm und Niklas von Ujlak gleich Anfangs ein hef-
tiger Wortwechsel darüber Statt, dafs die üngrischen
Deputirten laut ihrer Instruktion auf eine neue Krö-
nung Ladislaw's antrugen: wodurch, sagte Jiskra
nichts anderes bezweckt würde, als solche Leute,
welche wie Niklas von Ujlak die Treue gegen den
Kronerben gebrochen hätten, rein zu waschen, und
jene, die wie Jiskra die Treue gehalten hätten, zu
beüeckeu. Durch Schlicks Klugheit wurden beyde
Theile besänftigt und die weiteren Conferenzen
,

gingen an. Die klugen Rathgeber Friedrichs liel'scn

nichts unversucht, die Üngrischen Depu-


tirten von ihrer Instruktion abgehen zu
machen. Friedrich weigerte sich Anfangs gerade
zu, den Prinzen und die Krone auszuliefern; der
Tinabe sey der Regierung nicht gewachsen» er sey
von seiner' Mutter nur Friedrichen allein anvertraut,
die Reibung der Parteyen in Ungern gewähre für
den Knaben keine Sicherheit, eine neuere Krönung
Äey nach der ersten gar nicht nöthig, mithin auch
nicht die Herausgabe der Krone. Hievon sollten dem-
9^
nach die Ungrisclien Deputirtcn abstehen. Den Car-
dinal und den Ban Gara, als alte Anhänger Ladis-
laAv's, zog man zu den Deutschen Minislerial-Confe-

renzen alle zog man häufig zur kaiserlichen Tafel.


,

Man stellte ihnen Tor: nur auf sie komme es an, die
übrigen Stände Avürden alles von ihnen Beschlossene
billigen. Man sparte nicht die glänzendsten Yerspi'e-
chungcn die rührendsten Erinnerungen: Gewifs
,

werde Ladislaus sobald er volljährig -würde und


, ,

die Regierung anträte, den Cardinal, der ihn ge-


tauft, den Bischof von Wesprim der seinem Vater,

treu gedient, den Nikolaus von üjlak, der den La-


dislaus bey seiner Krönung mit dem königlichen
Schwert umgürtet habe den allzeit getreuen Jiskra,
,

und den Marczal der seinem Grofsvater Sigmund


,

so anhänglich und bev demselben geliebt gewesen,


mit Ehren und Gütern reichlich belohnen. Man stellte
den Depulirten noch einmahl die Heiligkeit des Erb-
rechtes, den Nutzen der Verbindung Ungerns mit
Böhmen und Osterreich vor sowie im entgegenge-
:

setzten Fall, wenn sich die Ungern einen eigenen


König, wie sie drohten, wählen würden, den Bür-
gerkrieg zwischen zwey Parteyen die Gefahr von ,

Osterreicli und den Türken zugleich bedrängt zu seyn.


Noch lächerlicher, fügte Äneas Sylrius im Nahmen
Ides Kaisers hinzu, seyen die Plane jener, welche
Ungern in eine Republik umgestaltet wissen wollten;
eine Republik werde das Grab des Adels seyn, den
Bur der Thron aufrecht erhalte ; Bürger und Kauf-
leute würden dann regieren *). Aueas Sylvius hatte

*) In regimine populari omnis Nobilitas suspecta, surgunt


rempublicani administrant ; quid-
plebeji, et aeqiiato jure
quid eoccelUt , amputant. Re spielte Civitates , quae in
ccmmuni gubernantur , niillus in atrio nobilis est , mer-
catorum sunt omnia. Ego non puto quempiam Vestrum
teilt sub artißcibus patius esse, quam sub regibus.
96
freylich dabey die Republiken in Italien im Auge,
während einige Optimalen inUngern nur von einer
oligarchischen Aristokratie träumen mochten.
Durch nichts war jedoch die Mehrheit der Depu-
tirtcn —selbst nicht durch den Besuch des in Laxen««
bürg wohnenden Prinzen, dessen Schönheit, Ver-
stand und Freygebigkeit den Deputirten angerühmt
ward —
zu bewegen, Ton ihrer Instruktion abzuge-
hen: sie baten sich fest und entschlossen Frie-
drichs Ultimatum aus. Dieses fiel nun dahin
aus:
i) Friedrich willige in eine neue Krönung, doch
ohne Salbung, und mit Ausstellung einer Urkunde
darüber, dafs die zweyte Krönung die erste nicht
aufser Kraft setze.
2) Der Knabe sollte sammt der Krone nach Prefs-
burg gebracht werden doch so, dafs Friedrich das
,

Prefsburger Schlofs mit seinen Truppen, im Nah-


men des Ladislaw's besetzt halte auch solle es
, ,

Friedrichen freystehen, den Knaben nach Umstän-


den auch von Prefsburg ohne Vorwissen der Reichs-
Vicarien wegbringen zu lassen da ihm allein die
:

Obsorge über seine Person zustehe. Diefs sichere


Friedrich zu, dafs nach dem etwannigen'Tode des
Knaben, das Schlofs Prefsburg und die Krone den
Ungern zurückgestellt werden sollte.
3) Wegen der Krönung und der Reichs -Verwal-
tung während der Minderjährigheit sollte auf einem
Reichs -Conseil zu Ptefsburg einverständlich mit dem
Kaiser das Nähere bestimmt werden.
Die Gesandten liefsen sich, um nicht leer weg-
Eugehen, zu folgenden Anerbietungen herbey:
a) Auf der abermahligen Krönung und Salbung
müfsten sie bestehen.
b) Zur Sicherheit des Prinzen während der Krö-
nung dürfe der Kaiser Stuhlweissenburg auf einige
Zeit

I
97
Zeit mit seinen Truppen besetzen, n^ch der Krönung
aber die Stadt dem Woiwoden ISiklas Ton Ujlak
einräumen,
c) Das Prefsburger Scblofs konnten si« auf keine
Art in fremde Hände geben: der Knabe sollte daher
lieber in Haimburg wohnen und erzogen werden.
d) Die Krone sollte nach der Krönung von den
Reichs-Vicarien, oder wenn diefs nicht gefiele, vom.
Grafen Ulrich yon Cilley übernommen .werden. Ja
die üngrischen Deputirten liefsen sich von Cilley
und Schlick dazu bereden , die Krone dem Kaiser
Friedrich zurückstellen zu wollen, gegen dem, dafs
Friedrich ein Versprechen ausstelle, die Krone
«ollte nach des Knaben, oder nach des Kaisers Tode
nicht vom üngrischen Reiche abkommen.
Je nachgiebiger die Ungrisch^^ Deputir-
ten waren, je steifer wurde Friedlieh. Am meisten
riethen Friedrichen auf dem Ultimatum zu beharren
Ulrich von Cilley der die Verwirrung Ungerns für
,

»ich zu benutzen gedachte, der kriegerische Jiskra,


und unter der Hand der Judex Curiae Georg de Roz-
gon. Aber unerschütterlich blieb die Mehrheit
bey ihrer letzten Erklärung; und da der Kaiser
diese nicht annehmen wollte, reisten sie von
Wien ab, mit dem Bedeuten, sie könnten sich in
nichts weiters einlassen, sondern müfsten an die
gesammten Reichs-Vicarien über das Ultimatum des
Kaisers referiren. Niklas von Ujlak war nicht ein-
mahl dazu zu bewegen, den Prinzen in Laxenburg zu
besuchen; er antwortete auf die Einladung hiezu:
»ich weifs nicht, wen ich noch zum Könige haben
werde ; nicht eher will ich dem Prinzen aufwarten,
als bis ich weifs , dafs er mein Herr seyn w ird.«
Der Kaiser erwies den Gesandten die Ehre, sie bis
in die Vorstadt zu begleiten.
Ulrich von Cilley, der Aufhetzer Friednchs, über-
Engels Gesct . V. Ungern. III, G
98
nahm es, Ungern gelegentlich fühlen zu lassen,
die
ivie nölhig ihnen seine und Friedrichs Freundschaft
%ey. Als gegen Ende des Jahres i445, Matho vonTha-
lotz, der Ban von Croatien undDalmatien, gestorben
war, welchem um der damahÜLeu Zeitumstände wih-
len auch die Verwaltung der bischöflichen Schlösser
und Güter des Zagraber Bisthums untergeben war,
und weil sich um den Besitz des Zagraber Bisthums
zwey Competenten stritten, nämlich Demeter Csupor,
Bischof von Knin, den Wladislaus zum Zagraber Bis-
thum postulirt hatte, und der Zagraber Domherr Be-
nediUt von Zoll *), den der Papst auf die Bitte de»
Zagraher Capitels i44o ernannt hatte, so nahm der
eine dieser Competenten, Benedikt, den der Papst
dem königlichen Ernennungsrechte zum Trotz einge-
setzt hatte ^' Ulrich von Cilley seine Zuflucht, und
,

"übergab ihm eine ansehnliche Schuldverschreibung.


Hierdurch veranlafst, brach Johann yon Vito-
wetz, Ulrichs von Cilley Feldherr, in das
heutige Croatien ein, eroberte mit seinem zahl-
reichen Geschütze die Feste St. Georg, schlug und
tödtete den ihm bey Pakratz entgegenrückenden Prior
von Vrana , Johannes Zovanus de Thalötz, Matko's
Bruder , den berühmten Vertheidiger Belgrads vom
Jahr 1440, bezwang Pakratz, Hrastowitz Batscha ,

und Gara, und bestellte den Benedikt von Zoll als


Bischof von Zagrab. Das SchloI'sMedwed hatte Lirich
von Cilley schon früher gegen Seyllenburg einge-
tauscht. Diefs alles wagte Cilley, weil Johann von
Hunyäd abwesend, ja nach einem falschen Gerüchte

von den Türken geschlagen und todt war.


Dieser Held hatte sich nach seiner Abreise von
Pesth zuerst damit beschäftigt, in den seiner Leitung
untergebenen ostsüdlicliea Gögenden Ungerns Buhe

*) In der Cilleyer Cbronik so , anderwärts £eni;dictus


de Zolio , f,enannt.
99
und Ordnung herzustellen und zu befestigen. Erliefs
daher in allen jenen Comitaten Versammlungen hal-
ten und in Gemäfsheit des letzten Compromisses
,

über den Landfrieden Beschlüsse fassen, wornach


jede Gewaltthätigkeit mit der gesammten Macht des
Comitats bestraft werden solle *). Im Biharer Comi-
tat präsidirte erselbstbey der Comitats-Versammlung,
und trug in derselben die Nothwendigkeit Tor, das,
durch den Tod des Bischofs Johann bey Varna, erle-
digte Bisthum zu Grofswardein mit einem Manne zu
besetzen, auf den sich das A'aterland und Hunyad
verlassen könne **). Grofswardein scy der Schlüssel
zu Siebenbürgen, und er könne gegen die Türken
nicht streiten >venn in seinem Rücken nicht ein treuer
,

dem bischöflichen Stuhl sitze. Zu dem Ende


Hirte auf
gedenke er dem Papst Eugen seijien bisherigen Se-
Kretär, Johann Vitez deZredna, vorzuschlagen. Die
Stände des Biharer Comitats begrüfstenHunyäden als
ihren Schutzgeist***), und beschlossen, den Antrag
Hunyäd's bey dem Papste und dem Cardinal-Collcgium
zu unterstützen.
Hierauf eilte Hunyäd nach Sie^benbürgen^
und aus Siebenbürgen in die la eher. Hier Wa
liefs er der gerechten Rache wider den Drakul die
Zügel, er vertrieb ilm aus derWalachey, und setzte
einen neuen Woiwoden, Dan, ein, mit dessen Fami-
lie der Gemahl seiner Mutter verwandt war. Voll Be-
gierde die Schmach des vorigen Jahres an den Tür-
,

•) Ut si quis spoüa attentaverit , in cum unanimi insultu


animadvertere teneamur.
*•) Qui mihi et patriae non sit de pace suspectus.
• ***) Frincipalem suum post Deum tutorern. Die Briefe
dieses Johann de Zredna, von Ivanich herausgegeben,
ertheilen uns über die Begebenheiten dieser Zeit man-
chen Aufschlufs. Schade, das Ivanich die frühern, vor
der Schlacht bcj Varna geschriebenen, nicht kopirea
lionote.
G 3
hielt er zu Nicopel mit den«
hen «ü räcKen,
päpstlichen Admiral ^ranciscus, der mit
leichten Fahrzeugen die Donau herauf gekommen war,
und mit dem Flotte-Kapitän des Herzogs von Burgund
eine Zusammenkunft, um zu überlegen, ob sich
nichtTon den damahligen Umständen des Türkischen
Reichs einVortheil ziehen lasse. Murad war nämlich
zum zweytenmahle zu dem Entschlüsse gekommen,
sich vom Staatsruder zurückzuziehen, undzuMagne-
tia in der Einsamkeit zu leben, den Thron aber sei-
nem Sohne Mahomet abzutreten. Wider diesen hat-
ten sich so eben die Janitscharen in Europa empört.
Aber bald ging die Nachricht ein Murad sey in Eu-
,

ropa wieder eingetroffen, und habe die Rebellion der


Janitscharen gedämpft. Von der andern Seite kam die
Bothschaft an H u n y ä d dafs Cilley Croatien erobert
,

habe. Hunyäd begnügte sich nun damit, dem Cardi-


nal Franciscus Briefe und Aufträge an den Papst we-
gen Mithülfe aller christlichen Mächte wider die Tür-
ken fürs künftige Jahr, und wegen abermahligen Aus-
laufens der päpstlich -burgundischen Flotte mitzuge-
ben uftd eilte nach Ungern zurück.
,

Lorenz von Hedervära, der staätskluge Pa-


latin , verbreitete jetzt geflissentlich das Gerücht,
Hunyäd habe dem Herzog von Burgund zu Nicopel
Anträge machen lassen, seinen einzigen Sohn den
Ungern zu Schiffe als König zuzuschicken um da-
, ,

mit Friedrichen bange zu machen. Der Haupt-


plan scheint aber immer der gewesen zu seyn,
Hunyäden die oberste Macht im Reiche
zuzuwenden. Niemand schien hiebey Hunyäden
mehr im Wege zu stehen, als sein College und häu-
figer Gefährte seines Ruhms
der mächtige Woiwode
,

Nikolaus von Ujlak. Geflissentlich zögerte daher Lo-


renz ion Hedervära mit der Zusammenberufung eines
Beichs-Conseils der Prälateä uu;d Baronen, am in
demselben über die Traktaten mit Friedrich und über
die Züchtigunj; der CillejerzuberathscWagen, bis er
Nachricht erhielt, dafs Hunyäd über Siebenbürgen
und Nagy-bänya zurückkomme. Lorenz von Hedervara
stellte durch Kuriere dem Johann TOn Hunyäd die
Isothwendigkeit vor unter jetzigen Umständen, nach
,

dem Beyspiel des Georg Podiebrad die Zügel de»


Reichs.allein zu übernehmen. Böhmens Beyspiel zeige,
dafs sich die oberste Macht nicht wohl unter zwey
theilen lasse ; niemand stehe Hunyaden im Wege als ,

Niklas von üjlak dessen Ehrgeiz bekannt sey. Kik»


,

]aus von üjlak strebe defswegen so sehr darnach,


den Prinzen Ladislaus von der Thronfolge auszu-
schliefsen, um selbst die höchste Gewalt an sich zu reis-
Bcn; gegen diesen habe er daher am meisten auf seiner
Huth zu seyn. Hunyäd lenkte in der That von seinem
Wege aus Nagy-banya nach Debreczin ab wo er sich ,

am 22. Februar 1446 befand, vermuthlich um bey


der bevorstehenden Zusammenkunftder Prälaten und
Baronen mit einem ansehnlichen Gefolge zu erschei-
nen. Zu Ende 1445 halte der Papst Johann den Vitczyon
Zredna unter den schmeichelhaftesten Ausdrücken
,

iür Hunyäd, als Bischof von Grofswardein bestä- ,

tigt *).
AberNiklas von üjlak, vom Ehrgeize getrieben,
sah auch seinerseits ein ohne Hunyäd vermöge er
,

nichts, neben und mit ihm vieles. Er reiste ihm


daher entgegen. In einer gemeinschaftlichen Z u-
sammenkunft zweyer Oligarchen ward das
Loos über Ungern geworfen. Hunyäds Rath ent-
schied: des Türkenkriegs, der Cill^jyer und des Bür-
gerkriegs wegen dürfe man sich nicht wider Ladis-
laus erklären, aber die Beschlüsse des vorjährigen
Reichstags wegen Herausgabe des Prinzen und der

*) Er war ursprünglich der Sohn eines armen Edel-


manns aus Slawonien,
103
Krone müfsten gegen Friedrich geltenci gemacht wer-
den. Zu dem Ende sollten die Kräfte des Reichs in
wenigen Händen —
in den Händen ihrer beyder, con-
centi'irt werden. Sie schickten demnach in Gclieim
Gesandte an Friedrich mit der Erklärung: sie
seyen beyde getreue Anhänger Ladislaw's; Fabel sey
das Gerücht wegen des Burgundischen Prinzen, aber
4cum Besten des Prinzen wollten sie die höchste Macht
als Gubernaloren des Reichs an sich ziehen, um alles
tinter den Gehorsam dieses Prinzen zu bringen. Wenn
Fi'iedi'ich ihnen hierin nicht entgegen wäre würden ,

sie auch die weitern Traktaten mit ihm v, egen der


Herausgabe des Prinzen und der Krone zu wechsel-
tiger Zufriedenheit zu beendigen suchen *).
Hiernach gaben sie dem Palatin den Winh, die
Versammlung des Reichs-Conseils ohne weiters auf
den März 1446 zu Stuhl weifsenburg zu yeranstallen,
auf welcher sie nun beyde erschienen. In diesem
Reichs-Conseil ward die Frage wegen der Traktaten
mit Friedrich wohlweislich auf den nächstkünftigen
allgemeinen Reichstag a erlagt der auf den 5. Juny
,

1446 nach Pesth angesetzt und ausgeschrieben wurde.


Hingegen die Züchtigung der Cilleyerward
ohne Aufschub beschlossen, und der staatskluge Pala-
tin wufste es dahin zu lenken, dafs Johann von Hunyäd
den Auftrag und die Vollmacht hiezu, und zur Hand-
habung dieser Vollmacht den Titel eines Capitaneus
JRegni generalis erhielt.
'
Hunyäd zeigte auch sofort , dafs er der rechte
Mann sey, dem die wichtigsten Interessen des Reichs
anvertraut werden konnten. In kurzer Zeit hatte er
i5ooo Mann beysammen mit diesen eroberte er zu-
,

erst St. Georgen (oder Rattenhaus) brannte Waraß* ,

*) Diefs berichtet Aeneas Sylvius, und Hunyäd selbst ge-


steht , dafs er dem Kaiser Friedrich seine Servitia an-
jgebothoa habe. Katona ad k, c. p. 462.
xo3
din ab Ja er es nicht geschifrind erobern konnte,
,

belagerte Feistritz, wohin sich der Feldherr derCil-


lejer,Johann Yitowetz, geworfen hatte, am Mittwoch
in der Charwoche, ängstigte diese Feste mit zwey-
mahligem Sturm und Brand, liefs indessen durch sei-
nen Schwestersohn, Szekely, die Gegend von Ciilej
verwüsten errichtete darauf mit Yitowetz einen Still-
,

stand auf einige Tage, setzte sich nach Ablauf des-


selben aufs neue in Marsch, schwamm mit 4000 lieu-
tern über die angeschwollere Drau bey Petlau, und
da sich Johann Yitowetz wieder in die Pettauer Fe-
ste geworfen hatte verwüstete er die Gegend zwi-
,

schen der Mur und Drau und die Gegend von Tschaka-
und zwang die Gra-
thurn, besetzte Koprainitz ,

fen Friedrich und Ulrich von Cilleyaufdie


Bedingungen vom Jahre 1441 Friede, Freundschaft
und unter würfigkeit gegen dieüngrische
Krone anzugeloben*).
Währenddieses Feldzugs hatte aber auchHunyäd
den Kaiser Friedrich vorempfinden lassen was er ,

bey ferner verweigerter Herausgabe des Prinzen und


der Krone von Hunyai zu befahren habe. Während
der Yerwüstungen des Ungrischen Heers in Steyei*-
mark , mufsten die Ungrischen Truppen hie und da
durch das Gebiet Friedrichs ziehen, um jenes der
Cilleyer zu erreichen; seine plündernden Reuter hat-
ten keine Mufse die beyderseitigen Gebiete genau za
unterscheiden : ohnweit von Peltau stellte sich ein
Friedrichscher Festun^s-Commendant zu Borlin dem
Hunyäd entgegen, und forderte für den Durchzug
3ooo Mark; statt aller Antwort liefs ihn Hunyäd an-

*) Cilleyer Chronik bey Hahn II. 703. Man warf Hunya-


den vor, er habe den Cincyern nicht abgesagt, und
daher alles unvorbereitet gefunden. Aber die Cilleyer
hatten durch den Eiabruck in Croatien selbst abge-
sagt.
io4
greifen *) und öffnpte sich den Durchzug mit Ge-
,

wait. Eben diefs wiederfuhr den Commendanten in


Peltau und Marburg, unddem Festungs-Coramendan-
ten in Grätz , welcher Hunyaden den Übergang über
die Drau streitig machen wollte.
Sieggekrönt erschien Hunyäd auf dem allgemei-
nen Reichs tage der auf dem Felde Räkos bey
,

Pesth gehalten werden mufste weil die Versamm-,

lung der Prälaten Raronen Adelichen und städti-


, ,

schen Deputirten **) zatilreicher als jcmahls war.


Die Dankbarkeit der Nation wallte dem Helden, dem
Bändiger der TürkenundderCilleyer entgegen. Noch
vor Pfingsten kam man zu folgenden einmüthigen, ganz
im Sinne des Palatino, des Freundes von Hunyäd, ge-
fafsten Beschlüssen, um den Frieden. im Reiche
zu befestigen.
i) Ein Gubernator sollte erwählt werden, der

bis zur Majorennität des Prinzen Ladislaus ***) als er-


wählten Königs von Ungern, in dessen Namen und
an dessen Stelle das Reich verwalten sollte.
2) Damit die Wahl desto freyer vor sich gehe,
hätten vorher sämmtliche Baronen ihre bisherigen
Ämter und Würden nieder zu legen, und eine neue
Würdenvertheilung noch auf diesem Reichstag zu ge-
wärtigen.
3) Alle welch immer zwischen den Prälaten und
,

Baronen bisher getroffenen Verabredungen und Ver-


bindungen die dem Besten des Vaterlandes und den
,

weiter zu fassenden Reichsbeschlüssen entgegen lie-

fen , sollten null und nichtig seyn- (Damit war Hu-

*) Iter mihi et seciiritutem vendere volebat, sedemtorem non


repert , schreibt Hunyad hieriiber an Friedrich.
**) Letztere werden unter dem Ausdrucke possessionati
homines verstanden.
***) Donec Eex Ladislaus puellus mentem ad coniüiut
maniimtjue ad arma sxtendere valeret. Thur. II. 4'h
10»
»yäd auch des wahrscheinlich dem Niklas yon üjlak
gegebenen >yortes, ihn zumMitgubemator zu erkie-
sen ,und diese Würde mit ihm zu theilen ent- ,

hoben.)
4) Den weiter zu fassenden Reichsbeschlüssea
solle jedermann willige Folge leisten.
5) Noch während des Reichstags sollten alle Städte
Ton Besatzungen geräumt und ihrer eigenen Ver-
,

theidigung übergeben; alle im Bürgerkriege *^ ge-


waltthätig in Besitz genommene Güter der Geistlich-
keit oder Anderer ihren vorigen Besitzern zurück-
.

gesjellt; während des Bürgerkriegs erbaute


alle
Schlösser und Festen, mit Ausnahme jener fünf wel- ,

sche schon im vorigen Reichstag i445 den Besitzern


belassen wurden, und mit Ausnahme solcher wel- ,

che jedes Comitat zu seiner Yertheidigung beizube-


halten und zu besetzen dienlich erachten würde, nie-
dergerissen werden. Die Kapitäns von freyen Städten,
in denen ihre Besatzungen lagen, die Commcndanten
der Schlösser, welche niederzureifsen wären, in so
fern sie sich bey diesem Reichstage befanden^ soll-
ten nicht eher nach Hause gelassen werden , bis die-
ser Artikel in Erfüllung gegangen sey. (Hiedurch
gedachte man, den Jiskra und seine Böhmischen
Unter-Commendanten zu entwaffnen.)
Auf diese fünf Präliminar-Artikel legte nun die
ganze Reichsversan^mlung einen Eid ab , nach einer
alten mit Verwünschungen angefüllten Eides-Formel.
Am Wahl eines
ersten Pfingstsonntage hatte die
Gubernators und welchen würdigern konnte
Statt,
wohl diese treffen, als Hunyaden? Wohl strebte
auch Niclas von üjlak wohl Ladislaus Gara nach
,

der Würde, wohl beneidete sie Hunyaden das


unedle Geschlecht der Cilleyer, aber keiner konnte

*) Nach einer nähern Bestimmung, die 1447 wieder «r-


neuert ward, alle seit Februar »445.^
io6
behaupten, er sey ihrer nicht würdig, er sey der-
selben nicht gewachsen ; auch der Ehrgeizigste mufste
ihn, -nächst sich für den Würdigsten anerkennen. Ein
allgemeiner Jubel hatte bey Bekanntmachung der
Wahl Statt. Hunyäd weigerte sich Anfangs, die
ihm zugedachte Würde anzunehmen, allein man er-
wiederte ihm, er habe mitgeschworen, dafs ersieh
den Beschlüssen dieses Reiclistages fügen werde. Er
nahm sie also mit der P^rklarung an: er sey bereit,
dem Vaterlande nach dem Mafs seiner Kräfte zu die-
nen; doch bitte er sich eine Instruktion aus, nach
welcher er diefs sein Amt verwalten solle, um nicht
im mindesten wider seinen Eid zu handeln.
Diese Instruktion ward dann nun abgefafst;
der Grundsatz ward vorausgeschickt: der Guberna-
tor des Reichs sollte königliche Macht ausüben; so-
gleich sollten ihm alle Schlösser und Städte des Kö-
nigs und der Königinn offen stehen; er solle die Ar-
meen in wichtigen Fällen in eigner Person comman-
diren ; er solle die Gerichtstage abhalten, und
zwar solle das oberste Reichsgericht bestehen aus
dem Gubernator dem Palatin dem Judex Curiae,
, ,

zwey Prälaten, zwey Baronen und sechs Adelichen,


die hiezu von dem Reichstage ernannt werden soll-
ten ; aufserdera sollte er in Partikular-Beschwerden
und Klagen, mit dem Raih eines Prälaten, eines Ba-
rons und zweyer Adelichen entscheiden und sich,

aufser diesen noch andre Prälaten, Baronen und Ade-


liche zu Ralhgebern wählen, welche und wie vieler
wolle *). Auch in Abwesenheit seiner Räthe könne
er gerichtliche und aufsergerichtliche Befehle eilas-
Isen, doch mit dem Vorbehalt, dafs wenn er in ge-

*) Eine merltwürdige Verfügung, wodurch der Adel in


das Reichs-Consell gezogen, und die Form dieses
blofs aus Prälaten und Baronen bisher gebildeleo
Beicljs-Conseils geändert %Yard,
107
Hflitllchen Dingen "Hider Form und Herkommen ge-
fehlt hätte ,
(welches leicht geschehen tonnte , da
der Held kein Jurist, und der Lateinischen Sprache
nicht ganz mächtig -war) diefs durch die ordentlichen
Reichsrichfer rerbessert werden möge, wie es auch
unter den regierenden Königen mehrmahls gesche-
hen sey.
Nur in folgenden Stücken ward seine der könig-
lichen gleich kommende Gewalt beschränkt.
a)Er sollte nur solche Güter verschenken
düifen welche an die Krone ohne darauf haftendes
,

Priratrecht zurückfielen durch Absterben einer Fa-


,

milie durch gerichtliche Erkenntnisse über Urkun-


,

den- Münzen- und Siegelverfalscher über Herbey-


,

ijiehung fremder Truppen ins Land und über Mord-


brenner. Diese von ihm yerschenkten Güter sollten
nicht über zwey und dreyfsig Bauerngründe betragen
dürfen: gröfsere Güter, die der Krone anheimfielen,
dürfe er nicht zerstückeln, sondern müsse sieder Krone
vorbehalten ; endlich bedüi'ften alle seine Schenkun-
gen vom künftigen Könige bestätigt zu werden, auch
dürfte er niemanden zweymahl beschenken.
b) Er dürfe weder die Strafe der Reichsun-
treue (Sota Infidelltatis) verhängen, noch die ver«
hängte aufheben ohne Bestimmung des ganzes
,

lieichstags.
c) Er düi'fe die Erzbisthümer, Bisthümer und
Abteyen nicht vergeben, ohne den Rath und die Zu-
stimmung seines ihm (zu den Reichsgerichten) zuge-
gebenen Conseils.
d) Die Verwaltung der königlichen Einkünfte be-
sorgen zwey Prälaten und Baronen; die Verwendung
derselben hat der Gubernator mit seinem Conseil und
mit Zuziehung dieser Reichsschatzmeister zu bestim-
men, und dahin zu sehen, dafs er von dem übci^
schufs der Einkünfte verpfändete Städte und Uerrw
Schäften füi- die Krone einlöse.
io8
Auf den Grund dieser am i3. Juny 1445 durch
den Gubeinator solenn herausgegebenen Beschlüsse
sollten nun weitere Gesetze über die innere Vei wal-
tung gegeben werden ; aber bald kamen andere Ge-
schäfte und Sorgen dazwischen und man mufste die
,

diefsfälligen Berathschlagungen auf das künftige Jahr


und auf den über ein Jahr abermahls zusammen zu
berufenden Reichstag vertagen, weil dem Reiche
Ton doppelter Seite Gefahr drohte. Von der einen
Seite war dem Gubernalor Nachricht zugekommen,
dafs Sultan Murad den Dan aus der Walachey ver-
trieben, und den Drakul sammt seinem Sohne wie-
der eingesetzt habe von der andern Seite hatte
;

der Kaiser Friedrich für gut gefunden, sich in einem


Schreiben an die allgemeine Reichsversammlung in
drohenden Ausdrücken darüber zu beschweren dafs ,

Hunyäd mehrere seiner Stcyrischen Besitzungen bey


dem Feldzuge wider Ciiiey verwüstet habe. Hunyäd
rechtfcrhgte sich darüber sowohl mündlich bey der
Reichsversaminlung, als auch schriftlich bey Fried-
rich unter dem i5. Juny Axfch. stellte er den Ständen
;

vor, wie nöthig es sey, kräftige Mafsrcgeln zum


Schutze des Reiches, wider dessen innere und äufsere
Widersacher zu ergreifen. Am 16. Juny 1446 beschlos-
sen daher die Stände eine merkwürdige aufser or-
dentliche Auflage: auf den Füfs (ad instar) dc&
lucri Camerae. Fünf Porten (Thore) aller und jeder
Unterthanen (ohne irgend eine Rücksicht auf den Stand
der Grundherrn, erhaltene Befreyungen u. d^'^l.) und al-
ler städtischen Bürger sollten Einen Goldgulden und ,

vier Adeliche, welche keine Unterthanen hätten *),


sollfen ebenfalls Einen Goldgulden aufbringen, fünf-
v;ehn Tage nach der Publikation des Edikts, bey Strafe
der Wegnahme der Güter, die dann nur mit^ehn
*}S^Erstes Beyspiel der Bejteuerung der Armalisten und
EinhÄusler.
109
Mark Silbers eingelöst werden dürftCH. Ih jedem
Theile des Reichs bestellte der Gubernator seine
Obereinnehmer z. E. jenseits der Theifs den Bi-
,

schof von Grofswardein , von denen die ünterein-


nehmer ernannt wurden.
Ein weiterer Reichstagsschlufs ordnete das Münz-
wesen. Es sollte im ganzen Reiche eine Silbermünze

»eyn und zwar 200 gröfsere Silber-Denarien und 40»


^

Silberheller sollten einen Golddukaten ausmachen.


Beyderley Silbergeld bestand nur zu i/3 aus reinem
Silber, 2/3 war dabey an Kupferlegirung.
Es wurde nun noch auf diesem Reichstage der
Beschlufs gefafst von demjenigen , was wegen des
,

Prinzen Ladislaus und seines Vormundes des Kaisers


Friedrich auf dem Reichstage vom May 1445 zuPesth
beschlossen worden, nicht einen Schritt breit abzu-
weichen. Demnach wurden neue Gesandte an
Friedrichen ernannt, welche auf die damahls
festgesetzten Bedingungen noch cinmahl n^it ihm un-

terhandeln sollten. Hunyad fand eine solche Unter-


handlung rathsam; denn er wollte Zeit gewinnen, um
dieTürken aus derWalachey hinaus zu jagen. Dem-
nach wurden alle Amter wieder besetzt: Lo-
renz von Hedervära, Hunyäds Freund, blieb Palatin
und Bewohner des Ofner Schlosses ; Niklas von üj-
lak Mitwoiwode von Siebenbürgen ( denn Johann,

von Hunyad blieb nebst seiner Gubernators-Würde


auch Woiwode von Siebenbürgen) Ladislaus de Gara,
;

des Prinzen Ladislaus zeitheriger warmer Anhänger,


Ban von Slavonien; Ladislaus de Palotz Judex Cu- ,

riae; Michael Orszäg, Reichsschatzmeister; Thomas


Szekely, Prior von Vrana u. s. w. Beyde bisherige
Parteyen fanden sich durch Hunyad gleich begün-
stigt und Eintracht begann in Ungern zu herrschen.
,

Nach so geordneten Reichsangelegenheiten reiste


Httnyä^ aadk Si«b enbürgenj noch am 2o.July
110
traf er auf seinem Schlosse Hunyäd ein. Mit der Gewalt
und Geschwindigkeit des Sturms warf sich hierauf
Hunyäd über den von den Türken wieder eingesetzten
Drakul, schlug ihn in einemTreffen, und ereilte den
ilüchtigen Drakul sammt seinem Sohne beyde wur- :

den auf dem Markte von Tergowischt enthauptet. Der


verdrängte Woiwode Dan ward wieder einge-
setzt; mit dem Woiwoden der Moldau Stephan ward
ein enger Freundschaftsbund gestiftet.
Diefs alles war eine Arbeit von ein Paar Monaten j
schon Anfangs Octobers ward Hunyäd zurückgeru-
fen; die Gesandten waren von Friedrich zurückge-
kommen, und hatten nichts als Worte mitgebracht»
Friedrich, der vom Deutschen Reiche Hülfstruppen
wider Ungern verlangt, aber, weil die Ungrischen
Zwistigkeiten das Reich nichts angingen, keine er-
blieb dennoch dabey, die Krone
halten hatte,
müsse bey dem Prinzen, undderPrinzbey
ihm bleiben; die Ungrischen Schlösser könnten
nicht ohne vorgängige Bezahlung der Schulden Eli-
sabeths zurückgegeben werden; die Waffen soll-
ten nun entscheiden. Die gröfste Eintracht über
diesen Punkt herrschte im Ungrischen Reichsrath.
Auch die zeitherigen warraenAnhängerLadislaw's wur-
den empündlich dafs Friedrich die Krone und den
,

Prinzen ferner vorenthalten sollte. Hunyäd that bey


seiner Zurückkunft alles , um diese glückliche Ein-
tracht zu befestigen. Standhaft beharrte er in seinem
Schreiben an den Papst vom 17. October 1446 *)
dabey: dafs zu dem Zagraber Risthum niemand be-
stätigt werden dürfte, als Demeter Chupor, Rischof
vonKnin, den schon König Wladislaus im Jahr 1440
zu diesem Bisthum ernannt hatte und der für diese
:

Rirche der tauglichste Mann sey, welches denn auch


der Papst Eugen IV bewilligte. Hingegen gestand er
*) Schwandtner Script. II. p. 37.
111
dem Papste ofT'cn, es scy ihm auch jetzt noch schwer,
zMischen zwcy Candidaten zum Erlauer Bisthum, dem
Ladislaus von Iledervar Abt vom Martiiisberge, und
,

dem Thomas von Debrente, Propst Ton Yezsprim,


eine Wahl zu treffen, und dem einen oder den an-
dern eine vorwiegende Empfehlung bejzugeben: da-
her er die Besetzung des Bisthums noch bis auf wei-
ter zu verschieben bat. Für den ersten sprach näm-
lich Hunyäds Freund der Palatin für den zweyten
,

I»iiklas von Ujlak und jeder hatte noch überdiefs


,

andre Anhänger und Wortführer. Hunyäden schien


es nöthig keinen zu beleidigen, um nicht die schwer
befestigteEintracht wieder zu stören*). Man erkennt
in diesem Briefe die Klugheit und die Begierungs-
talente Hunyads das Genie eines grofsen Feldherrn,
:

und jenes eines wackern Civihegenten sind sich nahe


verwandt; selbst der Umstand, dafs Hunyad seiner
wenigen Geübtheit im Lateinischen Ausdruck die ge-
schickte Feder des Johann Yitez vonZredna, Bischofs
von Grofswardein, zu Hülfe nahm, zeigt das grofsen
Männern eigene Talent, sich andre gute Kopfe bey-
zuordnen, ohne von denselben verdunkelt zu werden.
Von Seite des Ungrischen Reichs -Conseils fand
man es für nöthig, ehe der Krieg ausbrach, die Stände
Österreichischer Landschaft und dieStadt Wien in das
gemeinsame Interesse zu ziehen, oder wenigstens da-
hin zu bewegen, dafs sie Friedrichen in diesem Kriege
nicht beystehen möchten. Man schickte demnach am
2.0ctober 1446 von Ofen aus den Johann Kochheim
nach Wien, wo sich auch Friedrich aufhielt; aber
der Wiener Magistrat entschuldigte sich am 9. Oc-
tober, die Landschaft sey noch nicht versammlet. Am
18. October ward der Krieg wider Friedrich
erklärt, und an demselben Tage wurden hierüber
offizielle Schreiben an den Papst und an die Vene-

*) Satius viium est, petita quam dissidia admittera.


*12
tianer ausgefertigt. Unter andern Ständen war die
Geistlichkeit am meisten wider Friedrich aufgebracht
denn er hatte , um seine Einkünfte zu vermehren,
um die Cathedralkirche zu Raab allerhand Ställe,
Kramm und Tanzbuden errichten lassen ; man schrie
mit Recht über Entheiligung der Kirchen. Hunyäd
erhielt Instruktion, Nieder-
einstweilen die
Österreich Er bland, bis zur
als liadislaw's
weitern Erklärung der Landstände zu schonen,
desto grausamer aber mit Steyermark, Kärn-
then und Krain, als Friedrichs Erbländern zu
erfahren.
Mit einer zwischen zehn und zwanzig tausend
Mann starken Armee brach demnach Hunyad in diese
Länder einj alle offne Städte und Dörfer verheerte
er mit Feuer; nirgends fand er Widerstand, denn
Osterreich hatte Mangel an Reuterey: das wenige
Fufsvolk warf sich in die festen Plätze, deren Hu-
nyäd aus Mangel an Geschütz keinen bezwingen
konnte das einzige Hornstein ward überrumpelt und
:

verbrannt; den Schnee und die Kälte achtele Hu-


nyäd nicht, noch seine Armee; noch am 7. Novem-
berermahnte er, da schon die Osterreichische Land-
schaft beysammen war diese Landschaft und die
,

Wiener, Friedrichen keine Hülfe wider das eigene


Interesse ihres Erbherrn Ladislaus zu leisten. Am
i5. November ging die Antwort derselben ab, worin
sie nochmahls auf einen gütlichen Vergleich der Sache
antrugen , indem Friedrich auf die Schlösser in Un-
gern theils Pfand- ScHaden-Ersatz-Recht habe-
theils
Während nun Friedrich nicht nachgab, sondern sich
in Wien rüstete und die Landschaft und Stadt zur
,

Mithülfe bewog,nahm Hunyäd am 27. November sein.


Lager vor Neustadt, und schrieb nochmahls
nach Wien an Stadt und Stände. Hierauf kamen zu
Anfang Decembers Ulrich von GiJIe/ und Caspar
Schlick
Schlich in das Lager zu Hanyä^, nebst Clriolien von
Eyczinger Rüdigern von Starhemberg und Georgen
.

Ton >Yald; ferner dem Stadtrichtcr von Wien nnd


einigen Magistratsräthen. Johann ron Hunrud liefs
indessen auch einige Reichs -Baronen zn sich kom-
men, und übergab Friedrichs, der Stadt und der
Landschaft Abgeordneten einen Präliminar-Arti-
kel, als Bedingung alles weitern Vergleiches, des
Inhalts: dafs die Stadt und Festung Raab dem
Raaber Bischöfe und somit an Ungern schlechtweg
,

zurückgegeben werden müsse bis zum Februar i .

1447 wofür sich Ulrich von Ciller mit Ehre und


.

Termögen dergestalt verbinden müsse d.ifs wenn, .

diese Bedingung nicht erfüllt würde, alle Cilleyischen


Güter in Croatien sofort verwüstet werden sollten
denn Raab besitze Friedrich weder in Pfand, noch
als Schaden - Ersatz sondern durch Yerrätherej-
,

Sobald Raab übergeben sevn werde, soüien acht


Commissarien von bevden Seiten unter Vermittlung
zwever päpstlicher Gesandten den Streit zwischen
Friedrich und den Ungrischen Ständen vermitteln.
Als Friedrich durchaus nicht zur Einwilligung zu
bewegen war, rückte Hnuyäd inNiederöster.
reich ein, und verwüstete die Gegend-^on Fiseha-
inent. Da willigte endlich Friedrich in den vorläufi-
gen Artikel wegen der Rüchstellung von Raab ein
jedoch gegen gewisse Bedingungen, die nocli in
einem weitern Congi-efs ausgemacht werden sollren.
Johann von Hunyad willigte in diesen Congrefs,
der schon im Januar 1447 unter der Vermit-*
lang des Johann Cardinais ron S. Angelo
gehalten werden zu welchem auch sonst
sollte ,

noch acht andere Prälaten und Baronen Ungrischer


Seits ernannt waren, nähmlich: der Cardinal Dionvs
Ton Szech; Augustin Bischof ron Raab; der Palati
Lorenz von Hedervara ; der Woiwode Niklas ron
Engels Gesell, v. Ungern. III. H
114
üjlah; Ladislau» TOn Palötz ; Ladislaw TOn Garaj
Michael Orszay und Thomas Szelhi Ohcrgespann von
Huny äd selbst hatte sich in die untern
Komorn.
Gegenden hegeben. Indem ex' die Negociatronen
des Friedens diesen Deputirten anvertraute, traf ev
Anstalten, dieWoiwoden der Moldau und Walachey
in ihrer Treue gegen das Ungrische lleich zu erhal-
ten und zu befestigen *). Nichts desto weniger be-
auftragte er den Bischof von Grofswardein Johann,
am i5. Januar 1447 die zum Congresse deputirten
Prälaten und Baronen, zum Congresse zusammen zu
rufen, und die Verhandlungen in seinem Nahmen zu
leiten , da die Deputirten hinlängliche Vollmacht und
Instruktion hätten. 4,

Endlich kamen diese Prälaien und Baronen in


Ofen zusammen; aber noch am 7. Februar hatten
sie kein ordentliches sicheres Geleits -Instrument vom
Kaiser Friedrich erhalten können ein Österreichi- ;

scher Vasall, Orberger, machte die Strafsen unsicher.


Nach behobenem Anstand verfügten -sich die De-
putirten nach Wien, aber Friedrich brauchte
Es scheint, er gewann mehrere
•wieder Ausflüchte.
"ungrische Grofse um sie wider Ilunyäd aufzuhe-
,

tzen die Deputirten kamen unverrichtetersache von


:

Wien nach Altofen zurück, wo sich Hunyäd, bereits


«US den untern Gegenden zurückgelangt, schon am
sa. Februar 1447 eingefunden hatte. Die Indigna-
tion die man über den vereitelten Frieden
,

empfand, war anfänglich sehr stark: am 27. Februar


1447 schrieben die üngrischen Reichsräthe an die
Pohlnischen Stände: sie seyen nun überzeugt, nur
die Waffengewalt vermöge dem Nationalhafs der
Deutschen wider Ungern Einhalt zu thun **): doch
*) Ne incolae Uli vidi magis timeiidi forcnt , quam beU
lantes.
**) Ingenita et fsrme naticnalis inimiciiin Teutenieorum —
ii5

ehe man einen "weitern Schlafs fafste, beschlüfs


man, auf den i2. März 1447 nach Ofen einen

Reichstag zu rufen. Während dem traf die


Nachricht ein, der Papst Eugen IV sey am 22. Fe-
bruar mit Tode abgegangen. Der Cardinal Thomas
Ton Sarzana, ward am 6. März darauf unter dem
Nahmen Niklas V zum Papst gewählt. Er bestä-
tigte gleich am 28. März den Cardinal von S. Angelo,
Johann de Carrajal, als seinen Legaten in Deutsch-
land. Der neue Papst und sein Legat ermangelte
nicht, auf friedlichen Vergleich zwischen Friedrich
und Ungern neuerdings zu dringen.
Der Ungrische Reichstag, d. h. eine General-
Versammlung der Prälaten und Baronen, der Optima-
len {Proceres, worunter die aus dem Adel gewählten
sechs Reichsräthe Terstanden wurden), und der Adeli-
chen Deputirten zu Ofen dauerte von 12'en bis zum,
22. März. Am letzten Tage kam ein Reichs-Ab-
schied zu Stande, welcher yerschiedenes enthält,
was einige Eifersucht unter den üngri-
sehen Grofsen, und einige Mifsgui^st gegen Jo-
hann von Hunyad verräth.
Es wurden nämlich in diesem Reichstage zwar
alle Verfügungen des vorigen Jahres ( i3. Juny 1446)
bestätigt, und dem neuen Reichstags -Abschied ein-
verleibt aHein man traf nun einige nähere damahls
:

vorbehaltene Bestimmungen, welche die Vorherrschaft


der Oligarchie vermehrten, und die Kräfte des Reichs
lähmten. Die vorzüglichsten derselben müssen daher
hier ausgehoben werden *)*
i) Da Ladislaus bereits durch elömüthige Wahl

der Stände zum Könige von Ungern erkoren wor-


decrevimus post piagar um prlmitiatt ^uae hoStibusiUatai
sunt, nnn cessare, Katona XIII.
*) Aus dem höclistverdieasllichen Werke t feöVachictt
suppUm, Ily^ S. 52. f,
\l 2
i*6
den, so sollte Niemand weder heimlich noch öffenU
lieh daran denken, einen andern Aus -oder Inländer
zum Könige erheben zu wollen, bey Strafe der Untreue,
die >ivider ihn reichstäglich erkannt, und weder vom
Könige noch Tom Gubernatorohne reichstäglichc Zu-
stimmung aufgehoben werden sollte ; denn nur so
sey es möglich, alle weitere Parteyungen im Reiche
und den Kauf und Verkauf der königlichen Würde
zu verhüthen. Nach dem Tode Ladislaw's sollte das
Reichs -Conscil mit Zuziehung der Comitats-Depu-
firten einen neuen König in Eintracht wählen.
2) Alle Jahre (bis zu des Königs Volljährigkeit)
sollte um Pfingsten herum ein allgemeiner Reichs-
tag gerufen werden. Hier sollten erscheinen alle
Prälaten Baronen Magnaten *) und alle Adeli-
, ,

che, nur jene ausgenommen, welche entweder gar


keine Ünterthanen haben, {^Armalistae et unius Ses-
oder die weniger
sionis, einhäuslerische Adeliche )
als zwanzig ünterthanen haben. (Eine schreckliche
Verfügung, wodurch der üngrische Reichstag dem
Pohlnischen ähnlich gemacht d. h. die Ordnung und
,

Ruhe der Berathschlagungen durch die Menge der


Deliberanten aufgehoben wurde.)
3) An jedem solchen Reichstag sollten alle Reichs-
baronen Reichsräthe aber auch der Gubernator
, ,

ihre Ämter niederlegten, und eine Wiederbe-


setzung dieser Ämter gewärtigen. (Damit zielten
XJjlak und Gara dahin ab, ebenfalls zur Gubernatoi's-
W^ürde zu gelangen).
4) Die Macht des Gubernators ward dahin
erweitert, dafs er über die Einkünfte des Reichs
frcye Gewalt, zu deren Einnahme und: Verwendung
zum Besten des Reichs erhielt.
5) Allein diese Einkünfte sollten nur in dem alten
Lucro Camer ae , und keineswegs in einem erhöhten
*) Hier wird das Wort Magnatcs st<»tt Proc^res getrawcLt.
117
bestehen und dieses Lucrum Camerae sollte nur in
j

gangbarei- Münze nicht in Golddukaten entrichtet


,

werden dürfen.
6) Da das vorjährige Reichs - Edikt ^egen de» .

erhöhten, und auch von Armalisten und einhäusleri-


schen Adelichen erhobenen Lucri Camtsrae bev dem
Adel die widrigste Sensation erregt hatte so ward ,

nun ausdrücklich beschlossen: alle Adeliche, %\%


mögen begütert und mit Unterthanen versehen sejn,
oder nicht, sollten von nun an von den Zehenten,
und vom Lucro Camerae ganz frey seyn nach dem ,

alten Gebrauch. Sie sollten keine Weg -und Brücken-


mauth, so -wenig, als die Geistlichen, zahlen; zur
Erleichterung der Reichstage sind alle Häuser der
Prälaten, Baronen und Adelichen in Ofen steuer-
frey, (nicht aber in andern Städten, und nicht Mieth-
leute in diesen Häusern).
!* 7. Der Gubernator sollte ferner der einzige
eichs-Oberfeldherr seyn; alle andere Kapi-
taneate sollten aufhören. (Diefs traf den Jiskra, der
sich noch immer General -Kapitän des Königs Ladis-
laus schrieb.)
8) In gewöhnlichen Kriegen müsse jedoch der
Gubernator dahin sehen, dafs er mit dem königlichen
Banderium das er aus den Einkünften des Reichs
,

aufzustellen hat. sodann mit den Banderien der


Prälaten und Baronen, <lann mit den Söldlingen,
welche die nicht zu den Prälaten gehörige Geistlich-
keit aus ihren (Zehent-) ~Xinkünften zu unterhalte^
hat, dann mit den übrigen Hülfsmitteln (Cumanerq,
Jazygern, Szeklern u. s.w.) auslange. (Diefs ward be-
gchlossen zu einer Zeit , wo das Reich weder voi^
den Türken noch von Friedrich sicher war. Welch«
Verblendung!)
9) Erst wenn eine überlegene feindliche Mach|
4as Reich anfiele, (also zu spöt"^ sollte der Gubers
u9
nator und derBau vouSlaranien ein General - Aufge-
bolh des ganzen Adels* erlassen dürfen.
lo) Aber auch bey diesem General- Aufgcboih ist
clor Adel nach (vorgeblichei") alter Gewohnheit nicht
schuldig, weiter, als bis an die Reichsgvänze za
aiehen.
ii)Auch im Fall eines xYufstandes im Innern,
wider den Gubernalor oder das Reich hat dererstere
die Macht, nach Beschaffenheit des Bedarfs säninitli-
chenAdel, oder nur einige Comitatc zum Aufsitzen
aufzurufen. —
Plündernde und raubende Söldlinge
sollten im nächsten Octavalgericht bestraft werden,
12) Von politischen AVürden besetzt der
Gubernator mit seinen Reichsräthen alle Obei'ge-
spanns- Stellen; dach dürften diese nie mehr erb-
lich, oder sonst auf immer oder so verliehen wer»
,

den, dafs die Obergespann«würde einer andern, z, E.


bischöflichen anlvlebe. {Perpetualiter in antea non
conferantur.)
i3) Bey Übeihandnehmen von Räubereyen und
Ycrbrechen läfst der Gubernator in den Comita-
,

len die darunter leiden, durch den Palatin (^pro*


,

clamntas), congrcgalloncs generales halten. In diesen


Congrcgationen sollien alle Verbrecher und deren ,

Hebler und Beförderer abgeurlheilt, und ihre Güter


durch ^Q\\ Gubernator eingezogen werden, so lange,
bis sie (durch üen Reichstag) Begnadigung erhalten,
und die Beschädigten zufrieden stellen,
14) Die Macht, geistliche Ämter zu ver-
geben bleibt allerdings dem Gubernator und sei-
,

nen Räthen} nur dürfen solche Ämter nur an Inlän^i


der, und nicht etwa auf ein oder mehrere Jahre,
sondern auf I^ebenslang *) verlieben werden.
i5) Kein Geistlicher darf, bey Slrafo der Untreue
find der Verbannung, die Verleihung einer geistlichen

*j I^it9rae annunl^s vlrls gcglesißstiels n-m darztur, Art. 28.


Pfrüntle oder eines Distluims bey <ler Cui-Ia ansuchen :

in geistlichen Geiichtshändeln kann Niemand gerade


nach Rom cilirt werden ehe der Procefs bey den
,

inländischen geistlichen Behörden gcllossen ist, wo


dann nach Erkcnntnifs des Erzbischofs die Appella-
tion an den Papst gestattet ist.
j6)Die Zehenten der Geistlichkeit sollten nirgends
mehr in Gelde (wegen häuHgcn Streits über die
ilänzveränderungen), sondern in Naturalien entrich-
tet werden. Von was der Zehenle zu entrichten
»ey ? (z. E. in manchen Diözesen auch von Hühnern)
darüber entscheide auch ferner die Observanz.
17) Die Geistlichen sollen weltliche
Gerichtssa-
etien nicht Tor ihr Gericht ziehen. Den Kapiteln und
idöstern, welche gerichtliche Akten ausfertigten,
ward eine gewisse Taxe dafür vorgeschrieben.
18) Die vacantcn geistlichen Stellen sollten vom
Gubernator und seinen Räthen sogleich besetzt, und
die geistlichen Güter nicht in die Hände der Laven
gegeben werden. Abteyen nur an Religiösen desselbea
Ordens.
Die Verfügungen des vorigen Jahres über
19)
das Münzwesen wurden erneuert, und in dieser
Münze sollten alle Abgaben bezahlt, auch keine
fremde Münze im Lande geduldet werden. Die Münz-
wardeine ernennt der Reichstag selbst, ihm sind sie
verantwortlich.
20) In Rücksicht des Landfriedens und des
Gerichtswesens ward folgender merkwürdiger
Punkt", der auf Jiskra's Besitzthum inOber- Ungern
Bezug hat, näher bestimmt:
Die Erkenntnifs über alle Gevraltthätigkeiten und
Besitznehmungen, welche vor dem Stuhlweissenburger
Reichs-Conseil vom Februar 1445 vorgefallen waren,
sollte bis zur Krönung des Königs verschoben werden.
Alle seit Februav 144a vo^-cciallenea Exgcsse die-^.
$er Axt aber gehörten Tor das ordentliche Reichs-
Gericht, das in vier Octavalterminen unverbrüchlich
abgehalten werden sollte, die Fälle eines General-
Aufgeboths ausgenommen.
Alle Exccsse die vollends erst seit dem Beschlufs
des letzten Reichstags (i3. Juny 1446) vorgefallen
wären, sollten in der ersten Gerichts -Octave ohne
"weitem Verzug gerichtet werden *).

Niemand solle künftighin mehrere ausländische


Truppen ins Reich rufen oder bringen, und in seine
Schlösser w. verlegen, bey Strafe der Untreue.
u. s.
Niemand sich für Schulden oder Injurien
sollte
»elbst durch Arretirung des Schuldigen, oder Be-
pchlagnehmung seiner Sachen Recht schaflen, bey
Strafe als Stralsenräuber behandelt und abgeurtheill
zu werden.
^ Gerichtsstrafen sollten nicht durch den Ober -und
Vicegespann nach Belieben auferlegt, sondern nur
nach einem Beschlufs des Comitats durch die hiezu
Ijcauftragten Stuhlrichter eingetrieben werden. Bey
Gerichtsstrafen gelten hundert Denar der neusten
Hünze soviel als ein Goldgulden. Den Comitatsbe-
amten und Stuhlrichtern den reisenden Baronen
,

und Reichsräthen sind keine Erpressungen von Le-


bensmitteln und gewaltsame Einquartirungen gestattet-
AUe durch Gewahthätigkeit und Verhaftungen er-
zwungene Verschreibungen sollten null und nichtig
seyn.
Niemand soll ein Besitzthum, das er bisher hat
zurückgeben müssen z. E. Schlösser und Dörfer,
,

gewaltsam wieder in Besitz nehmen, bey Strafe der


Untreue.
Im übrigen beharrte auch dieser Reichstag dar-
auf: dafs dasjenigewas (wegen der Verhältnisse zu
Friedrich und Ladislaus in dem Reichs -Conseil) zu
*) .'^'r.nratioKes eum inünuaiione {brcvis litis}.
121

Stuhlweissenbnrg i445» «öd den Reichstagen 1^4^ und


1446 ausgemacht worden, stehen bleiben solle, in so
fem es nicht durch obige Beschlüsse geändert sej.
AlleOberbeamte des Reichs blieben unrerändert,
auch waren die nämlichen Deputirten zur Fort-
setzung der Unterhandlungen mit Frie-
drich, die der neue Papst so sehr anrieth, bestätigt.
Während diese Unterhandlungen zwischen Ul-
rich von Cilley und andern Österreichischen Com-

zogen Terweilte Hunyäd in den untern Gegenden


,

zu Temes *), und schickte (da er selbst in der ün-


gewifsheit, wie jene Unterhandlungen ausschlagen
würden, nicht abkommen konnte) eine stattliche Un-
grische Armee unter Peter Csupor in die Moldau,
um dort den Peter, Sohn des üngrischen ermorde-
ten Yasallen Stephan (der zu Hunyäden seine Zuflucht
genommen hatte) auf den Fürstenstuhl seines Vaters
zurückzusetzen. Diefs gelang nach Wunsch, und der
wieder eingesetzte Peter überliefs Hunyäden eine
Festung, Kilia, an den Mündungen der Donau, welche
Hunyäd mit üngrischer Garnison und Geschütz be-
setzen liefs, um auch hier einen Stützpunkt zu künf-
tigen Operationen wider die Tüiken in Händen zu
haben **).
Endlich kam zwisclien Friedrich, welcher an selt-
nen Römerzug und seine Heirath dachte und dem ,

Üngrischen Reiche hauptsächlich durch Ulrichs von


Cilley Vermittelung, am 3. Juny 1447 ein abermahliger
Waffenstillstand zu Stande der vom 8. Juny :

1447 ^** ö- Juny M »9 Dauer haben sollte. Die Beding


j^ungen desselben waren folgende:
1) Friedrich behielt als Pfand für die Schuldes

*) In Temosvär befand er sieb am Himmelfahrtstage i447»


••) Meint" Geseh. dev Moldau. S. laa
der Elisabeth ödenburg, 6üns, IWchnitz , Scblei-
öitz ,^ Theben, Ratzensteiu und Baumgar-
Pernstein ,

ten; Albert, Erzherzog von Osterreich aber eben-


falls als Pfand, Forchtenstein , Eisenstadt, Lobers-
dorf, Lanssee und Velia , so lange, bis nicht näm--
lieh dieses Pfand ausgelöst, und der Stillstand in
einen ewigen Frieden verwandelt würde. Weiter aber
ins üngrische Gebiet zu greifen, sollte beyden nicht
gestattet seyn.

2) Raab sollte am 24« Jnny dem Bischof übcrgc»


ben werden, doch solltendie Österreicher die Kriegsi-
munilion abführen und der Bischof sollte Friedri-
,

chen jene 3ooo Goldgulden ersetzen, um die er die


Festung nach dem Tode der Elisabeth an sich ge»-
bracht hatte,
3) Am 11. November 1447 sollte noch einmahl zu
Wien eine Conferenz über das weitere Anlangen der
Ungern gehalten werden im Beyseyn des pästlichen
,

Legaten. Sollte auch dann nicht binnen einem Jahre


ein dauerhafter Vergleich zu Stande kommen , so
sollte der Papst gebeten werden, das Schiedsrichter«
amt zu übernehmen.
4) Ladislaus von Gara sollte trachten, sich wegen
Friedrichs Schadenersatz -Forderungen an ihn, mit
Friedrichen abzußnden, und hiedurch seinen in Grata
als Geisel hintcrlassencn Bruder, Johann von Gara,
auszulösen, im widrigen Fall er verbunden sey , sich
«elbst wieder ins Gefängnifs zu stellen.
In Folge dieses Waffenstillstandes wurden alle
FcindseligUeiten wider Österreich durch ein Edikt
der Fricdens-Commissäi-e eingestellt; jedoch wurde
auch ein neuer Reichstag noch in diesem Jahre
?ingesagt, und hiezu Deputirte aus allen Comitaten
eingeladen, um das Beschlossene der reichstägiichen
Batifikazion zu unterziehen. Bald nach geschlossenem
WViIVnstiUstand starb jedoch Hunyads Freund, der
123
Palatin LorenK Metler ?ära *), zum grofsen
Nachtheile der Innern Eintracht und Zusamnienhal-
tung. Wie sehr Hunyad diesen Mann geschätzt habe,
erhelltauch daraus, dals er den .Verwandten dessel-
ben , Abt von St. Mar-
Ladislaus Ton Hedervara ,

tinsberg, dennoch zum Bischof von Erlau, und um


CS mit Niklas von Ujlak nicht ganz zu rerder-
ben, den von diesem empfohlenen Thomas von De-
brenthe zum Abte von St. Martin ernannte. Au
seiner Stelle mufste also auch ein Palatin gewählt,
ferner mufste über die Frage entschieden werden,
welcher Reichsbaron nunmehr die Bewahrung des
Ofner Schlosses, die zeither dem Palatin anvertraut
war zu übernehmen habe ? denn nach des Palatins
,

Tode hielt dasselbe einstweilen sein Sohn Emerich


von Hedervara, vormahls Ban von Machow, besetzt,
Yon diesem zwejten Reichstage fehlen abermahla
die vollständigem Verhandlungen , nur einige der-
selben wissen wir aktenmäfaig ; nämlich, dafs aus
jedem Comitate vier Abgeordnete Adeliche zugegen
waren, sechzehn Ungrische Comitate ausgenommen **)j
dafs Ladislaus Gara, Ban von Slawonien, zum
Palatin befördert worden: dafs Johann vo-nHunjäd
die Woiwodschaft in Siebenbürgen abgegeben habe,
und Nilüas von Ujlak und Emerich von Pelsötz zu Woi-
woden in Siebenbürgen bestellt worden \tnd dafs an ,

die Stelle des I^adislaus von Gara ein Verwandter


Uanyäds, Johann Szek e ly, zumBan vonSlawo-

•) Pray siebt ilin fillschlich flirHunyid* Widersacher an.


**) Z. E. AvTa, Gömör Zol (wegen Jislira) Ödcnburg
, ,

(\Yegca Friedrich), "Warasdin, Zagrab (wegen der Cil-


Jeyer) , Arad, Csanad Csongrad, Krasso
, Sxalad,
,

Szathmar, Sxolnok, Torn^, Ugocha u. s. w. wegOH


weiter Entfernung oder aus sonst unbekannten Ursa-.
eben. Kein Chanadqr bdcr Syrmicr edec Agramcr Bi-
s<:hof war »qgegcn.
124
nien (d. h. dem heutigen Croatien) ernannt wordc«.
In Rücksicht des Ofncr Schlofses ward einmü-
thig bestimmt , dasselbe bis zu weiterer reichstägli-
cher Verfügung in die Gewalt des Reichs-Gu-
bernators zu geben, weil er ohnehin von Amts-
Wegen das Recht des Eintritts in alle königliche Schlös-
ser habe, und er dasselbe am besten zu schützen
wissen werde. Am lö. September i447 ward Johann
von Hunyäd fcyerlich in den Besitz desselben gesetzt,
xius dem Zusammenhange der Geschichte geht hervor,
dafs der WaflTenstillstand mit Friedrich begnehmigt,
«u weitern Traktaten mit Friedrich eine
Deputation, unter der Leitung des Bischofs Jo-
hann von GrolÄwardein, ernannt, und fürs künftige
Jahr eine nachdrückliche Unternehmung wider
die Türken beschlossen worden.
In dieser letztern fand Hunyäd sein ganzes Behagen.
Schon im October war er wieder in den untern Gegen-
den (am 18. October zu Karansebes), um vorläufige
Anstalten hiozu zu treffen. Seine Gesandte eilten noch
im Herbst nach üllen Seiten, um die Mitwirkung der
christlichen Mächte zu dem nächst bevorstehenden
Feldzuge anzusprechen. An Nicolaus V ward der De-
«hant von Krakau Nieolaus abgesandt in welchen ,

Hunyäd noch seit den Zeiten Wladislaus I ein beson-


deres Zutrauen gesetzt hatte *) um dem neuen Papste
,

die Glückwünsche und die Eigebenheit der Ungri-


schen Nation zu bezeugen und ihm die Angelegen-
,

heit des Türkenkriegs zu empfehlen.Stephan Graf


von Zeng mufste in gleicher Absicht nach Arragonien
*5um Könige Alphons und dessen Sohn Ferdinand rei-
Äcn. Murad, von Cilley **) über das Vorhaben Hu-

*) Ejus parere , quam modum dare informationi magif


soleo.
**) Die Chronili derCilleyer berichtet uns bey Hahn II.
7:0, dafs Muradsichselir gut mit«cinem Schwager Ulrich
19$
nyads belehrt, schiclite noch gegen das'^Ende 1447
Gesandte an Hunyad um , ihm den Frieden anzutra-
gen, aber Hunyad entliefs sie ohne bestimmte Ant-
wort.
Die Cilieyer thaten ihrerseits Alles, -was Hu-
nyuden Verdrul's, und seinen Planen Störung
bringe« konnte. Im heutigen Croatlen damahligeB ,

Slawonien hetzten sie die Domherrn vonZagrab auf,


,

dafs sie durchaus den von Eugen IV bereits bestätig-


ten Demeter Csupor, nicht als Bischof von Zagrab
anerkennen wollten, «ondern sich am 20. May 1447
an den neuenPapstNicolausV wandten, mit der Bitte,
die yon seinem Vorfahrer Eugen IV dem Demeter
Csupor verliehene Bestätigung alft erschlichen und
wider ihren W'illen ausgefertigt, zurückzunehmen,
und dem von den Domherrn erwählten von Elisa- ,

beth ernannten, und von den Cillcyern unterstützten.


Benedikt von Zoll, Meister der freyen Künste und
Doktor der Theologie, zuzuwenden. Hunyad hatte den
Vcrdrufs , dafs der von ihm ernannte Demeter
Csupor in sein Bisthum nicht eingeführt werden konnte,
sondern bey dem Bischof von Grofswardein als Exu-
lant leben mufste, während Benedikt von Zoll
wirklich imBesitze desBisthums sich befand.
Während nun Hunyad bey der Curia durch den Bi-
schof Natalis von Nona alles anwendete , um den Papst
Nicolaus dahin zu stimmen, dafs er auf der Entschei-
dung seines Vorgängers beharre schickte er den
,

neuen Ban Johann von Szekely de Szentgycrgv, mit


dem Auftrag ins Land den Anmafsungen der Cilieyer
,

Einhalt zu thun. Kaum war dieser daselbst angelangt,


aJs sich Slawonien (das heutige Croatien) in zwey Par» .

theyen theilte. Die eine hielt 9ich an den ne^ ernann*

von Cilley (der des Despoten von SerMica To«htff


Gatbarina zur Frau batt^) verstand.

I
126
ten Ban Joliann Szckely *) und hielt Ihre Versamm-
,

lungen zu Gara ; tlie andein erklärten der recht- >

mäfsige noch von Sigmund ernannte Ban von Slavpo-


jiien st'3' Ulrich von Cilley, und hielten ihre Zusammen-
künfte zu Zagrah. Aus einem solchen zu Zagrah zu
Ende Decemher 1447 gehaltenen Convenlikel wuiule
ein Klaglihell mit den gröbsten Anklagen und Beschul-
digungen wider Johann Szekely an die Prälaten und die
Baronen gesandt. WoUte.Hunyäd nicht wieder Bürger-
krieg erregen , und in seinen Projekten wider die Tür-
ken gehindert seyn so mufste er von aller Gewalt ab-
,

stehen, und die Streitsache wegen des Bischofs durch


die Curia zu schlichten suchen.
Hunyäd betrieb daher dieses Geschäft und das
Geschäft der Aussöhnung mit Friedrich , da durch
die Zögerung des letztern die Zusammenkunft am
11.November i447 nicht zu Stande kommen konnte.
Noch im Januar 1448 schrieb der Bischof von Grofs-
von Zredna, auf Hunyäds Befehl
ivardein, Johann Vitez
ÄH den Kaiser um ihn zur Ausstellung eines sichern
,

Geleites und Fixirung eines bestimmten Termins zum


Congresse in Wien zu bcvegen. Endlich hatte der
Congrefs in Wien wirklich Statt, aber ohne al-
len Erfolg*, nur der päpstliche Legat Johann, Cardi-
dal von St. Angelo, erbot sich, da er auf Befehl des
Papstes nach Böhmen zu einer Unteihandlung mit den
ütraquisten abreisen müsse ,
gleich nach seiner Zu-
rtickkunft, selbst nach Ungern zu kommen und da» >

Friedensgeschäft aufs neue einzuleiten. Demnach


sagte Hunyäd auf den May 1448 einen Beichstag
zu Pesth an, um theils wegen des Türkenkriegs
das Nähere zu beschliefscn theils den Friedens-Com-
,

missarien , die unter der Leitung des päpstlichen Ge-


sandten arbeiten sollten , definitive Instruktionen ge-

*) Einen Verwandten Ilunyäds. Mehr von ihm >int cn


nach Istväniy,
ifi7

Len zu lasse«. Auch die Akten dieses Reichstage»


besitzen wir noch nicht : ein einziger Beschlufs des-
selben welcher wider den Urkunden- Verfälscher
,

Gabriel Deak Llteratus de Zöml^n^ gerichtet ist,


«teht bey Yerbötz verzeichnet* Aus andern (Quellen
wissen wir, dals Ilunyad auf diesem Reichstage die
Woiwodschaft in Siebenbürgen wieder übernommen
habe um zum bevorstehenden Türkenkriege kräfti-
,

ger wirken zu können daf& ihm in dieser Würde


j

Emerich von Pelsötz hergegeben blieb N i c o 1 a u & ,

Ton üjlak aber eine ganz neue Würde erhielt,


nämlich die eines Vicarius generalis Regni Hunga-
riae eines Vikars des Reichs-Gubernators,
also Vicegubernators *) der in Abwesenheit Hu- ,

nyads während dieser wider die Türken komman-


,

diren werde, den Reichsgeschäften vorstehen solle.


Dafs auf diesem Reichstage der Türkenzug
beschlossen ward, leidet keinen Zweifel: jedoch
abermahls kam nichts Grofses, kein Gene-
ral-Aufgeboth des Adels zu Stande; auch gab
es wieder unter den Prälaten und Baronen mitzie-
hende und zu Haiise bleibende. Mitzuziehen ent-
schlossen sich blofs die wackern Männer Emerich
Ton Pelsötz Mitwoiwode Ton Siebenbürgen und
, ,

Ladislaus Ton Pelsötz dessen Bruder; Emerich von


Marczal, Obersthürhüter; Johann Szekely, Ban von
Slawonien und Dalmatien; Reynold vonRozgon Tho- ;

übrigen, und darunter alle Prälaten fanden theils in


den Negociationen mit Friedrich, theils in den un-
ruhigen Bewegungen Jiskra's (der im Frühjahr 1448
dem Magister Tavernicorum , Johann de Percny, das
Schlofs Ujvär abgenommen hatte) den Vorwand, in
oligarchischer Ruhe zu Hause zu bleiben.
) Pray II, 339. ex Lit, Capituli Arad. de a. 1448.
i«8
So wenig versprechend daher die innern Angele-
genheiten Ungerns für den Türkenzug waren, so "we-
nig begünstigten denselben die äufsern Umstände.
Yom Könige Alphons ron Arragonien war zwar im
April 1448 ein Gesandter, Namens Bernhard Ton Lo-
pez angelangt, welcher drey prächtige geschirrte
,

rferde dem Gubernator zum Präsent und die Resul-


tate der bisherigen Conferenzen mit Hunyäds Abge-
ordnetem, Stephan Grafen Ton Zeng, brachte. Aus Ve-
nedig langten leere Worte und Ermunterungen statt
wirksamen Beystandes an. Bald darauf traf auch der
Krakauer Dechant Nikolaus aus Rom ein, und brachte
im May, noch während des Reichstags, ein päpstliches
Breve mit, Morin der Papst Nicolaus V Hunyä-
den ungebetener und ungehofter Weise zurWürde
eines Fürsten erhob, und ihn zum Zeichen die-
ser Würde ein purpur- und goldenes Kreuz um den
Hals zu hängen schickte, das Zeichen des gekreu-
zigten Erlösers für den er gegen die Ungläubigen
streiten sollte*); allein zum bevorstehenden Tür-
keuzuge blofs Ermunterungen und Versprechungen
von Seite des Papstes. Die Curia war damahls ganz
damit beschäftigt, das Coneilium zu Basel, und die
Compactaten mit den Utraquisten in Böhmen aufzu-
lösen; in beyderley Rücksicht both ihr Kaiser Fried-
rich willfährig die Hände. Um den Papst ganz für
sich zu gewinnen hatte er
, ,auf den Betrieb des
schlauen Äneas Sylvius am 17. Februar 1448 das kirch-
liche Interesse Deutschlands in den schimpflichen Con-
cordaten der deutschen Nation aufgeopfert, und den
PapstFelix gezwungen, zum Vergleich mit Nicolaus V
die Hände zu bieten.
Ver-

*) Dieses Kreuz schenkte Ilunyäd der Weifsenburger


Domkirchej bey Szeredai S. iBj ist dasselbe be-
schrieben.
189
Vergebens zögerte daher Hunyäd mit dem Schlüsse
des Reichstags um noch den Cardinal
, der schon ,

ans Böhmen (nach mifslungenen Traktaten mit dem


Prager Calixtiner Erzbischof Rokyczana) nach Wien
zurückgekommen war zu erwarten. Der Reichstag
,

mufste ohne alle weitere Bestimmung eines Congres-


ses mit Friedrich entlassen werden. Am 28. May
ward der Arragonische Gesandte Lopez zurückge-
schickt, um seinem Könige den bestimmten Plan
zum nächstbevorstehenden Türkenkriege vorzulegen,
und auf dessen Mithülfe zu dringen am 3o. May ward ;

Nicolaus der Dechant abermahls an den Papst ab-


gefertigt. Das ihm mitgegebene Schreiben ist ein
Denkmahl der SeelengröfseHunyäds, das ihm in den
Geschichten der Menschheit den ehrenvollsten Platz
sichert. Hunyäd dankt darin dem Papst für die er-
haltene Fürstenwürde gibt aber in einem fein spo-
,

tenden Tone zu verstehen die Hülfe wider die


:

Türken sey die Haupt-, alles andre nur Nebensache.


Nur auf den Römischen Stuhl habe hierHunyad seine
Hoffnung gesetzt, und er müsse demnach vor allem
bitten, dal's der Papst seine Hülfsversprechungen
realisire, undHunyäden hiedurch in den Stand setze,
den Titel, den er ihm verliehen, auch wirklich durch
fürstliche Thaten wider die Feinde der Christenheit
au verdienen *). Nie hat sich Hunyad (zumahl nach
der verlornen Schlacht bey Cossowo) des Fürstenti-
lels selbst bedient wer mag es aber seinen Freun-
;

den alsünbescheidenheit auslegen, dafs sie ihn, seit


S44O manchmahl so nannten, und das Mathias Hu-
«ivadi selbst seines grofsen Taters in einer Urkunde
vom Jahr 1461 mit der ausdrücklichen Bezeichnung

*) Si coUata insignia inkaerere mihi y tjunm elabi Satius


duoit y ferat epeni eff'ectui, cjui spei stimzdos dedit ut y

nort appeUasse solunt Beatitadu V^«stra sed effeciis* Prin-


cipetn videatur.
Engels Gesch. v. Ungern. Itl, I
illustris Princeps gedenkt, da es um diese Zeit iu
Europa allerdings Sitte war, die vom Papste Yerlie-
henen Titel zu respektiren *).
Gleich darauf, traf ein Bolhe des Cardinais yon
St.Angelo ein, welcher Avünschte, der Congrefs mit
den Abgeordneten Friedrichs möge inPrefsburg ge-
halten werden allein Hunyad antwortete am3. Jun),
:

der auseinander gegangene Reichstag habe so eben


beschlossen, dafs die TralUaten in Ofen selbst ge-
pflogen werden sollten und zwar unter den Augen
,

Ilunyads und desReichs-Conseils damit endlich den


,

Zögerungen und Ausflüchten ein Ziel gesetzt werde,


die bey den Hin- und Herreisen der Deputirten nur
vervielfacht würden **). Der Legat möge denn noch
einmahl ein willfähriges Ultimatum mitbringen in ,

Ofen werde er die Gemüther aufrichtig zum Frieden


geneigt finden. Niemand sehne sich so sehr nach Frie-
den als Hunyad selbst, dem dringende Itriegsopera-
tionen wider die das Vaterland seit sechzig Jahren
beäno'stigenden Türken am Herzen lägen. Schon be-
drohe die Türkische Macht die Ungrischen Gränzen,
vor Ungeduld das Schwert statt
er Hunyad, brenne ,

des Schildes ergreifen,


und die Defensive in eine
Offensive zu verwandeln.
Avif dieses Einladungsschreibenkam der päpst-
liche Legat wirklich nach Ofen, allein das von
Friedrich Vorgeschlagene war nach den Beschlüssen
annehmbar. Der Legat, indem
des Reichstags nicht
gab wenigstens das Ver-
er von Ofen zurückkehrte ,

sprechen, dafür zu sorgen, dafs in Hunyäds Abwe-


senheit der Stillstand
unverbrüchlich gehalten

*^ Pen sonst wackern unvergefsliclien Eder hat nur

seine lixe Alineigung gegen die Walachen zu


spotten-

den Bemerkungen über diesen Titel verJeilet. Oi>ss.


p. 126^
») Opus est vUere magis quam sperare lel injuriari.'n :eJ

tructatuumfnern.
i3i

werden solle; auch sollten dennoch.weit er e Trak-


taten in Prcfsburg im August mit den Ungii*
sehen Friedens-Commissarien gepflogen werden, Hu-
nyad. dankte ihm dafür und drang zugleich in den
.

Legaten, dals der päpstliche Hof doch endlich ein-


mahi die Angelegenheit des Zagraber Bishums ent-
scheide weiche dadurch stockte, dafs Herrmann
,

•von Cilley selbst nach Rom gereist war, angeb-


lich um Gräber der Apostel zu besuchen, in der
die
That aber , um
für Benedikt Ton Zoll zu arbeiten.
Gegen das Ende des Junj i448 traf auch Stephan
Graf von Zeng aus Arragonien ein mit Entwürfen
,

ÄU Diversionen welche der König yon Arragonien


,

gegen die Türken unternehmen wolle, zu gleicher


Zeit, als sie Hunyad angreifen würde. Hunvi.d schickte
ihn am 24. Juny 1448 nach Arragonien zurück um j

seinen Feldzugsplau dahin zu bringen, und die dor-


tige Mitwirkung zu betreiben ; er selbst war damahls
schon zum Aufbruch wider die l'ürken bereit*
Mit banger Ahnung trat der Held ihn an: zweifelhaft
sey, schreibt er, ob er wohl das Begonnene glück-
lich ausführen werde, doch befahl er dem Lenker al-
ler Weltbegebenheiten den Erfolg seines in guter
I
Absicht beschlossenen Unternehmens. Chalcocondy-
I
sas bemerkt sehr gut , der gute Anlang der Schiacht
bey Varna deren übler Ausgang nur durch die In-
,

subordination der Waiachen und durch die Vorschnel-


ligkeit der Pohlnischen Leibgar>ie herbevgeführt
Murde, habe dem Hunyad Hoflhung gemacht, die
Türken in einem entscheidenden Tretien zu besie-
;
gen. Jetzt glaubte Hunyad in dem W^oiwoden Dan,
; einen ihm ergebenen Freund an der Seite zu haben,
I
und mit der Tapferkeit der üngriscben Reufere^,
und einem zahlreichen Geschütze das er dielsmaht
,

Viitnahm den Sieg zu fesseln.


,

Im July und August beschäftigte sich Hunvad da-


l32
mit , die Truppen zusammenzuziehen Gelder einzu- ,

liassiren , und Georgen den Despoten von Servien


zur Mithülfe zu vermögen. Dafs diefs letztere nicht
gelang, hat Ungern und Serblien den Untergang be-
reitet. Georg, von den Cilleyern gcvconnen, zu
stolz , um als Despot und Abkömmling Serblischer
Könige und Kaiser unter Hunyäds Oberkommando zu
dienen, liefs trotzig antworten, eine so schwa-
che Armee werde es nicht mit Erfolg mit der Türki-
schen Übermacht aufnehmen. Er seinerseits fürchte
sich mehr vor Hunyäd , als vor Murad; von den Un-
gern habe er allzuviele Beleidigungen erfahren, als
dafs er ihr Bundsgenosse seyn möchte, so grofseLust
und Ursache er auch hätte sich an Murad wegen ,

Blendung seiner Söhne zu rächen. Überdiefs beging


er die Niederträchtigkeit, dem Murad, welcher in,
den frühern Monaten dieses Jahres Ungern bedroht,
später aber seinen wahren Plan entwickelt, und seine
Macht auf Albanien geworfen, und die Belagerung
Ton Kroja angefangen hatte von Hunyäds Bewegun-
,

gen Nachricht zu ertheilen. Hunyäd liefs defs-


wegen alle Ungrischen Güter des Despoten
einziehen, und schickte indessen auch an Skan-
derbeg in Epirus Kuriere um ihn zum standhaften
,

Ausharren aufzufordern.
Diese nachtheilige Gesinnung Georgs zwang Hu-
nyäden, der den Feldzug unwiderruflich beschlos-
sen halte, den Plan desselben wider seine bessern
strategischen Einsichten zu entwerfen. Am i5. Au-
gust befand er sich Zu Szent-Agota am 26. in Karan- ,

sebes am 6. September zu Kewe von woher er


, ,

dem Papst neuerdings anlag, zu Gunsten des Deme-


ter Csupor in Rücksicht des Zagraber Bisthums zu
entscheiden, und so den S^under des Bürgerkrieg»
der in seiner und des Bans Johann Szekely *) Abwe-
*) Dieser -wat nach Istvänfy ein Sclivrcstersobn von

ü
»33
senheit cntglühen könnte, wegzuräumen. Aber un-
erhört blieben die kräftigsten Vorstellungen bey ei-
ner mit Geld gewonnenen Curia. Am 8. September
befand sich Hunjad schon an der Donau bey Szö-
Tcny*); hier hatte er das Mifsvei'gnügen, vom Papste
statt der verlangten Hülfe eine Abmahnung za
,

erhalten, seine etwas zu rasch begonnene Unterneh-


mung auf das künftige Jahr zu verschieben für ,

welche dann der Papst alle Hülfe zusicherte. Der


Held antwortete hierauf durch Nicolaus solche Er«» :

mahnungen kämen zu spät, die Armee sey schon


versammlet und auf dem Marsch, der Sieg reiche
dem eher die Palme, der den Feind in dessen eige-
nen Ländern aufsuchte und angreife , als jenem,
der ihn an seinen Gränzen erwarte **). Eine solche
Armee, als Hunyad beysammen hätte, würde sich im
nächsten Jahre kaum aufbringen lassen. Ihm sey es
daher fester Vorsatz zu siegen oder zu sterben in
, ,

beyden Fällen sey er des I\uhmes bey der Nachwelt


gewifs. Während nur aber er und seine Braven ihr
Leben daran ^ragten , ^erde es des Papstes würdig
«eyn, doch Tvenigstens einige Geldunterstützungen
der guten Sache der Christenheit «um Opfer zu brin-
gen, um für neue TVerbungen von Soldaten und Re-
«ervetruppen zu sorgen, Der Dechant Nicolaus be-
Ivam zugleich den Anftrag, den Doge Foscarini in
Venedig unterwegs von Hunyäds Beginnen zu un-
terrichten. Am 14. September gab er von der Gegend
bey Szöreny aus, nochmahls den Friedens -Commis-
«arien den Auftrag, da sich die Traktaten in Preis«
Hunyäd (pl.Sestricsics)
; die Ungern und Walaclicn hies-

sen ihn Juasco, die Scrbler und Türken Sccula,


Ladislaus Posthuiuus nennt ihn Johannes quondam de
ipsa Hunydd, sibi scmguine fratres,
*) Vadum Danubii non procul a Kewc
**) Majdr spes, major^uc Hftimus ^st inferentis vim, quam
urcentis.
i34
bürg zerschlagen hatten, dieselben zu Ofen ^lit den»
päpstlichen Legalen fortzusetzen ^). Der Legat hatte
ihm zugenmlhet, den Frieden mit Friedrich durch
einen Machtspruch zu entscheiden, aber Hunyäd ant-
wortete ihm: er könne für sich nichts thuri: er
müsse pflichtmäfsig die Einwilligung der Prälaten und
Baronen einhohlen. Am 17. September, im Begrift
schon über die Donau zu setzen, forderte er den
päpstlichen Hof noch einmahl zur Geldhülfe auf, da-
mit wenn es ihm gelänge die Türken zu besiegen,
hinlängliche Reserve -Corps ihm folgen könnten, um
die Hcrausjagung der Türken aus Eu^^opa zu vollen-
den. Wohl fühle er die Gröfse und Schwierigkeit
seines Unternehmens und wisse, dafs er es mit den|
,

halben Asien aufzunehmen habe aber er traue dem


,

Heilande der Christen und seinem Beystand.


Wenn Hunjad, Avie uns Aneas Bylvius aus einenj
Bk'iefe des Despoten Georg an Hunyads Schwager
Szilagyi meldet, auf seine Armee etwas stolz war,
so war diefs dadurch zu entschuldigen, dafs sie seit
langer Zeit das schönste geordneteste Heer
gewesen, dafs Ungern ins Feld gestellt hatte. Sie
bestand aus mehr 24000 Mann, darunter 8000
als
Walachen unter Dan und 2000 Mann angeworbene
,

Deutsche und Böhmen, als Infanterie mit Feuerge-


wehr und als Artilleristen beym Geschütze brauch-
bar. Alles was in Ungern Sinn für Krieg und Kriegs-
»uhm hatte, war freywillig, auch ohne Aufgeboth zur
Armee gestofsen. Zornig auf Georg, liefs Hunyäd
Servien, längs dessen östlicher Gränze er marschirte,

*) In Prefsburg liam am August 1448 blofs ein Ver-


S.

gleicL zwischen Friedrich einer, und Pongratz uud


MicLacl Orszäg de Guth andrerseits zu Stande, wor-
nach die letztem Friede halten und ihre Tabors oder
^
Festen an der March gegen Bezahlung ven 4000 Du-
liaten räumen wollten.
i35

verwüsten, und wählte Kosovo pol je (Amselfeld) — eine


wüste Ebene, welche Servien von der Bulgarey trennt,
und welche schon Lazars und eine? andern Murads
Tod im Jahre 1889 berüchtigt gemacht hatten *), um
dort ein verschanztes Lager aufzuschlagen, und die
Türken, welche auf Georgs Nachrichten die Be-
lagerung von Kroja aufgehoben und den Marsch
,

überNowoberdo gegen die Ungrische Armee angetre-


ten hatten, zu erwarten. Wie auch der gewagte
Feldzug wobey man einen erbitterten Feind den
, ,

Despoten Georg, im Rücken hatte, ausfallen mochte :

Skanderbeg, x\rianita und der Epirus waren doch


für diefsmahl gerettet.
Dafs Hunyad sein befestigtes Lager, vor welchem
er in der unermefslichen Ebene seine Cavallerie
ausbreiten, und in welchem er im Fall eines Mifs-
lingens Zuüucht finden konnte, verliefs, diefs legen
ihm Äneas Sylvius, diefs legen ihm Serblische Nach-
richten zur Last. Als ob er nicht in seinem verschanz-
ten aber nicht genug mit Proviant versehenen La-
,

ger in Gefahr gewesen wäre von der Türkischen


,

Übermacht umzingelt und ausgehungert zu werden.


,

Die Türken machten Anfangs Miene, Hunyäden


in seinem Lager anzugreifen. Murads Armee, 100000
Mann stark brauchte drey Tage um über den Flufs
,

Sitnitza zu setzen. Hunyad liefs einen gefangenen


Türken einbringen, diesen führte er, wie einst der
Römer Scipio im üngrischen Lager herum, und
,

entliefs ihn dann mit dem Auftrage, dem Sultan


zu erzählen, was er gesehen habe. Hierauf stell-
te sich Murad erschrocken liefs alle umliegende
,

Dörfer in Flammen aufgehen, und zog sich über die


Sitnitza zurück. Hunyad rerliefs sein rer-
sehanztes Lager, und eilte den Türken über die
*) Ungrisch: Ripö Mczo (d. i. ebenfalls: Amselfcld) toä
den flor!: häxifij^cn Vögeln dieser Art £[enannt.
i36
Sitnitza nach. Seine viel geringere Armee brauchte
nur einen Tag zum Übergang über diesen Flufs beym
Dorfe Brod. Dieses VerhältniCs von ein zu drey Ta-
gen, woraus sich auf die Stärke beyder Armeen
schliefscn licfs gab nach den Serblischen Volkssa-
,

gen einem alten Weibe Anlafs dem Hunyad den ,

Verlust der Schlacht wehklagend voraus zu sagen.


Bey der Annährung der Ungrischen Armee schickte
Murad noch einmahl acht Gesandte um für den ,

Frieden Gold anzubieten aber Hunyad hörte sie


,

nicht an. So bereitete sich denn Murad zur Schlacht,


die wie er seinen Haufen im zuversichtlichen Tone
verkünden Hefs die Macht des Ungrischen Reichs
,

zum zweyten Mahle zu Boden werfen sollte.


J^m 17. October 1448 erreichte Hunyad das Tür*
kische Heer; die leichte auf Vorposten gestellte
Eeuterey begann zu Scharmützeln. Ein tapferer Un-
grischer Reuter *) rief einen aus dem Haufen der
Türken zum Zwcykampfe heraus ein Asiatischer :

Beg nahm die Ausforderung an. Der Zusammenstof»


beyder mit ihren Spiefsen und Schildern lief so ab,
dafs der ünger ganz vom Pferde geworfen , der
Türke aber mit sammt dem von dem Gurt losgeris-
senen Sattel bis an den Hintertheil des Pferdes zu-,
rückgestossen wurde. Der Unger rafte sich auf, und
ritt zu seinem Heere zurück doch ward sein Fall
,

bey Murads Armee allgemein als eine glückliche


Vorbedeutung angesehen.
Der 18. October war der ewig denkwürdige Tag
der Schlacht, Murad, durch die bisherigen Erfahrun-
gen belehrt stellte nicht mehr sein Heer in Massen
,

hinter einander er wählte


; was neuere Taktiker
,

oft mit Erfolg gewählt haben, eine schiefe


Schlachtordnung. Dem ersten Andrang der Un-
*) Vite'zes heifst er bey Laonicus , d. h. ein Vite'x.^ ein
routbigcr Krieger.
i37

gern sollte nicht mehr seine sondern


Asiatische,
seine standhaftere Europäische Cavallerie begegnen
aus ihr bestand sein ganzer linker zum Angriff Yor-
geschobener Flügel. In einiger Distanz vom linken
Flügel hielt Murad mit seinem Centrum, bestehend
aus seiner ganzen Infanterie, und aus dem Geschütz,
das er ebenfalls schon mit sich führte in noch wei-
;

terer schräger Distanz war der rechte Flügel, die


dem Sieg
Asiatische Cavallerie aufgestellt, bestimmt
durch Verfolgung des Feindes die Vollendung zu
geben.
Die Ungrische Armee war in acht und dreyfsig
Fahnen verthellt. Den rechten Flügel befehligte der
Ban von Slavonien, Johann Szekelj'; in der Mitte
stand Hunyad mit seinen SIebeni>ürgern und seiner
zweyschneidige Schwerte führenden auserlesenen
Schaar *); am linken Flügel stand Dan, und dessen
Sohn mit den Walachen.
Zu Mittag begann das Treffen: als man sich mit
den Pfeilen erreichen konnte hob das Getöse der
,

Feldmusik an, worauf der Zusammenstofs mit dön


Spiefsen begann. Eine gamze Stunde währte das
dichte Gewühl, in welchem kein Theil weichen
wollte, und mancher Reuter aus liiangel an Raum
nicht einmahl zum Gebrauch des Säbels freye Hand
behielt. Die Europäische Reuterey focht unbeschreib-
lich tapfer: dennoch ward sie nach Verlauf einer
guten Stunde geworfen. Nicht nur kamen Ihr sogleich
frische Schwadronen zur Hülfe sondern auch die
,

ungern, indem sie die Europäischen Spahis verfolg-


ten , wurden von der Türkischen Infanterie mit
Pfeilen und Kanonenkugeln begrüfst: und so kam
die Reihe des Fliehens an sie während der Flucht
:

aber litten die Ungern grofsen Verlust, weil Ihre


Pferde nicht so gut als die Türkischen, und dabey
*) Bitezidae oder Bituxides bey Laoalcus.
i38
abgematteter waren. So Wurde ohne entscheidenden
Erfolg bis srpät in die Nacht gefochten Murad dein
: ,

noch zwey frische Heeres -Abtheilungen zu Gebote


standen, freute sich schon im Voraus des Sieges über
die schon geschwächte Ungrische Armee.
Hunyäd hielt nun grofsen Kriegsrath über die
Fortsetzung der Schlacht; in diesem rieth ein Tür-
ikischer Überläufer *): die Janitscharen welche am
,

Vorigen Tage die Früchte des Sieges über die Euro-


päische Cavallerie Tcrcitelt hatten, noch in der Nacht
mit ganzer üngrischer Macht, die Infanterie und die
Kanonen voraus, anzugreifen: indem es wahrschein-
lich sej, dafs sie einem solchen unrermutheten nächtli-
chen Angi'iff nicht widerstehen würden. Dieser Rath
Wurde angenommen und befolgt. Anfangs wurden de
Janitscharen durch den nächtlichen Angriff
Tcrwirrt, aber bald lie£s Murad seine Kanonen eben-
fallsTorfahren, und es begann von beyden Seiten
«in mörderisches Feuer. Die Janitscharen standen
•unbeweglich, der Plan sie zu zerstäuben, war ver-
eitelt, die Ungrische Armee zog sich in der Morgen-
Dämmerung zurück, üngrischer Seits hofte man, die
Tüi'kische Reuterey werde im Getümmel der Nacht
gröfstentheils Reifsaus genommen haben. Diefs tha-
ten auch wohl einzelne Schaaren der Spahis aber ,

sie trafen überall auf versteckte Serbler die nur


,

auf den Ausgang der Schlacht harrten um den flie-


,

henden Theil vollends vernichten und die Todten


,

zu plündern j aus Furcht von diesen kehrten die


Türkischen Spahis um.
Am 19. Octpber 1448 liefs Hunyäd seine Armee
schwenken um noch zuletzt sein Heil an der Asia-
,

tischen Cavallerie zu versuchen , auf deren Vermin-

t) Sauds filius ex genere Ottomanidarum qui


Tautes ,
Ungarorum serjuehafur. Etwa ein nach
tarnen castra
Ungern entltommener Anliänj^or Caramans ?
i89
Jerung durch Flucht er rorzögHch gerechnet hatte,
um durch diese die übrigen Türken in Verwirrung
zu bringen. Allein Murad entwickelte hier abermahl»
trefliche strategische Talente. Während Hunyad die
Asiaten angriff, nahm ihn die Thessalische Reuterey
unter 7'urchan in den Rücken. Nun raufsteHunyädeine
doppelte Fronte machen, und ob es ihm gleich ge-
lang, den gröfsten Theil der Asiatischen Truppen )
in die Flucht zu schlagen, so konnte er sie doch
nicht wirksam genug verfolgen ; einige Asiat'sche
Schwadronen, von Europäischen Beghs angeführt,
hielten abermahls festen Stand, und fuhren fort, die
Ungern in Verlegenheit zu setzen, die sich bald hin,
bald her wenden mufsten ^um gröfsten Unglück
:

gingen in diesem kritischen Momente Dan und


sein Sohn mit ihren VTalachen denen die Türken
,

Begnadigung zusicherten . zu den Türken über;


auch fiel Johann Secula **) unter dem Streiche eines
Türken. So gab denn endlich Hunjäd um sechs Uhr
Abends das Tre ffen für verloren; er selbst
rettete sich mit seinen wenigen Vertrauten dadurch,
dafs er ins Lager auiückritt, die Deutsche und Böh-
mische Infanterie mit den Wagen und Kanonen die ,

er ohnehin nicht hätte retten können, vorrücken liefs,


indem er vor * b den Ort ausgekundschaftet zu ha-
,

ben, wo Murad selbst stehe, den sie dann auf ein


gegebenes Signal angreifen sollten während ihres
,

Yorrückens aber auf ausgerasteten Pferden die


Flucht ergriff.
Am dritten Tage der Schlacht stutzten anfangs
die Türken über die allein gelassenen Wagen und ,

vermutheten Kriegslist; als sie aber von Hunjäds


Flucht Nachricht erhielten, stürzten sie auf 4»© Wa-
*) Aiani bey den Byzantinern genannt.
**) Istvanfi sagt: tam immani vulnere, ut brackium A
^t/m lorifa Tino ietu fuerit ieirmteaium.
gen los , hinter welchen sich die Deutschen und
Böhmen wie Helden *) yertheidigten. Murad
xnufätc Geschütz und Infanterie auf Wagen vorfahren
lassen,um den kleinen Haufen zu bändigen; den-
noch währte der Streit einen ganzen Tag, bis sie alle
ihr Leben theuer verkauft hatten. Siebzehn tausend
Mann lagen auf dem Schlachtfelde von der Hunyä-
dischen Armee darunter 9000 <?ngern, 2000 Deut-
,

sche und 6000 Walachen, die wider das ihnen ge-


gebene Wort dennoch zusammengehauen wurden.
Dan erhielt sich und den übrigen das Leben, indem
er versprach dem Sultan Tribut zu zahlen und
, ,

3oo Infanteristen und 400 CavaJleristÄi zum Kriegs-


dienst zu stellen. Ein Theil der Üngrischen Reuterey,
die von der Terfo'igung der Asiatischen Truppen
zurückkehrte ward gefangen **). Alle mitgezogene
,

Reichsbaronen, die Blüthe dss üngrischen Adels,


waren dem Kriegs- Schicksale untergelegen doch t

hatten auch die Türken über grofscn Verlust zu kla-


gen ***). Murad wollte Hunyaden auf seiner Flucht
nicht verfolgen; er fürchtete ßlnen olchen Feind
auch noch in fliehender Stellung.
Wie Hunyäd durch Sei'blien fliehend, nach ab-
wechselnden Schicksalen, und nach angehörter und un-
glücklicherweise seitdem fest geglaubter Prophezei-
hung: dasUnglückJer Christen werde nicht eher auf-
hören, als bis Constantinopel selbst gefallen sey, in d i e
Gewalt de sDespotonGeorgsvonSerblien,
gerieth ****), ist ron mir in der Serblischen Geschichte
im Detail erzählt worden. Schon unterhandelte Georg
über I^n^äds Auslieferung an 4ie Türken aber ,

*) Optlmi et fortissimi Pannonum. Laonicus.


**} Djefs begegnete wenigstens dem Thomas de Szaha-
dalh. Hat. p. 620.
•***) Gesch. von Serblien S.
397,
***) Daselbst u»d S. 404,
«4»

Murad, grofsmütliiger als er. rersclimälite dieselbe,


nach einigen, und bcMiliigte nach andern nicht die
geforderten liedingungen, bis endlich die Drohungen
des in Szegedin rersammleten Reichsrathcs, die Be-
mühungen der drej Eagusancr, in Georgs Diensten
stehenden Patrizier, Pascal Sorgo , Damian Giorgi
und ^lofs Resti *), und die noch thätigere Hülfe de»
Georg Marnawich, Erbherrn von Zwoynik **) Hu-
nyaden die Freyheit verschaften. Er erhielt sie
jedoch nur auf Be di n gungen die seinem Hel-
,

denmuthe unaussprechlich wehe thaten. Er, der die


unedle Familie der Cilleyer Ton Herzensgrund
hafste, mufste sich eidlich verbinden, sich mit ihr
nicht nur auszusöhnen, sondern auch zu rerschwä-
gern. Sein ältester Sohn Matthias sollte die Tochter
Ulrichs Ton Cilley, Elisabeth, Georgs Enkelin Yon
der Catharina, damahls noch in Kinderjahren, zu sei-
ner Zeit heirathen. Dem Despoten sollten alle seine
in Ungern confiscirten Güter zurükgegeben werden.
Alle diese Bedingungen sollten und mufsten Tom
gesammten Reichsrathe in Szegedin begnehmigt, ja
zum Geifsel derselben mufste Ladislaw, Hunyäds
jüngerer Sohn, nach Semendria gestellt werden.
Nachdem Hunyäd, sobald er die Ungrische Gränze
betreten, am 20. Dezember 1448 die Dienste des Georg
Marnawich mit Kutschewo und Branitschewo als,

Appertinenzen des Machower Banats belohnt hatte»


traf er am 24. Dezember in Szegedin ein, und wurde
trotz der eilittenen Niederlage und des allgemeinen
Jammers der Witwen und Verwandten der Gebliebe-
nen, von einem grofsen ihm entgegenziehenden Hau-
fen des Adels mit Jubel bewillkommt. Auch die
Beichsbaronen und Prälaten theilten den allgemei-
nen Jubel über Hunyäds Befreyung; es

•) Gesell, von Bcgusa S. 17a.


*) Gejch. you Serbl. S. Z)i.
l42
herrschte unter ihnen, nach Hunyads eigenem Zeug-
nisse, Eintracht und Mulh. Hunyad erklärte ihnen:
sein widriges Geschick hätte ihn nicht niedergebeugt,
er schäme sich der Niederlage nicht, die er für das
Interesse des christlichen Glaubens von der Über-
macht gelitten hätte. Nicht eher wollte er ruhen, bis
er in neuen Gefechten gegen die Türken Rache
oder Tod gefunden hätte. In gleichem Sinne schrieb
Hunjäd am 3o. Dezember an seine Abgeordneten in
Rom und Arragonien. Seine letzte Niederlage sey
von keinen Folgen sie gereiche ihm mehr zur Re-
,

lehrung und Züchtigung, als zur Vei^nichtung.


Dieses Gefühl theilte der üngrische Reichsrath,
doch kam zugleich die Angelegenheit von
Ob er- Ungern in Überlegung. In Ober -Ungern
respektirten Mehrere nicht den mit Friedrich ge-
schlossenen Waffenstillstand noch weniger das An-
,

sehen des Gubernators und des Ungrischen Rcichs-


rathes. Jiskra selbst fuhr fort, sich wider die Re-
schlüsse des Ungrischen Reichstags einen Kapitän
des Königs Ladislaus zu nennen. Komorowski hauste
sehr übel im Liptauer Comitat, und Pongratz von
Skalitz, der sich der Schlösser Rerencs im Nei-
traer, Ovar im Rarscher, und Szlrezsenecz im Trent-
schiner Comitate bemächtigt hatte, streifte von da
bald in die andern Ungrischen Comitate, bald in
Österreich, bald in Fohlen, nach seiner- alten Raubge-
wohnheit umher. Jiskra selbst konnte seine Röhmen
nicht hinlänglich in Ordnung halten : sie rotteten

sich,zumahl die Calixtiuer unter denselben, in Zipsen


und im Saroser Comitate zusammen, nannten sich
einander Rrüder (Rratrih, Röhmische Rrüder) ver-
wüsteten die Güter der katholischen Edelleute und ,

zwangen etliche Pfarrer in beyden Comitaten, das


Abendmahl unter beyderley Gestalt zu verabreichen.
14»
räthe halten sich bereits zu Anfang Octobers 1448 übee
den Pongrutz beschwert, und am 3i. December die
Versicherung von Szegedin aus erhalten, dafs die.
nachbarliche Freundschaft mit den Pohlen aufrecht
erhalten und der Räuber Pongrat2 gezüchtigt wer»
,

den solle.
Hunyäd mochte schon damahls gute Lust haben,
von allen den durch Georg erzwungenen Bedingun-
gen nichts zu halten, und einen neuen Türkenzug
vorzubereiten allein hierin waren die Prälaten und
:

Baronen einer andern Meinung; zum Theil aus Neid


und Mifsgunst, weil sie befürchteten, dafs Hunyäd
die eingezogenen Güter des Georg, Despoten von
Serblien, für sich und seine Familie behalten wolle.
Unter dem annehmlichen Yorwand jener Oberungri-
schen Unruhen drangen sie demnach darauf, dafs
Hunyäd alle Bedingungen die er dem Georg zugestan-
den erfülle jedoch vertrauten sie ihm allerdings
, ,

den Schutz und die Yertheidigung der Gränzen gegen


die Türken an; währensl zugleich auf dem nächsten
Reichs-Conseil im Juny i449 zuPesth, die Demüthi-
gung der Räuber in Oberungern beschlossen werden
solle. Hunyäd mufste Georgs Güter heraus-
geben, seinen Sohn als Geifsel stellen, und mit
den Cilleyern das Eheverlöbnifs eingehen, um alle
innere Uneinigkeit im Reiche zu vermeiden. Dieser
innern Eintracht brachte denn Johann von Hunyäd
seine persönliche Empfindlichkeit zum Opfer: er
söhnte sich mit den Cilleyern aus, hielt das
Heirathsversprechen, und versicherte, alles beyzutra-
gen was zur Ehre und zum Nutzen der Familie CiJ-
,

ley gereichen könne. Auch seinen dienten, Demeter


Ton Csupor, opferte er nun einstweilen auf, erkannte
den Friedrich und Ulrich von Cilley als Bauen von
Slawonien und Schntzherrn des Zagraber Bisthums.
und liefs den von ihnen eingesetzten Ben«diet auf dem
bischöflichen Stuhle. Georg erhielt den Auftrag, einen
Stillstand mit Murad zu Yormitteln.
Indessen blieb Hunyäd lange Zeit zu Temes-
war, immer mit Kriegsrüstungen beschäftigt*), und
erwartete , was der Papst und was andre christliche
Mächte über einen neuen Türlienzug sagen würden.
Als so eben im Juny 1449 dasReichs-Conseil inPesth
gehalten wurde traf die Antwort des Papstes ein,
,

worin er die Ungern mit vielem Wortgepränge über die


letzte Niedei'lage tröstete, aber zugleich ermahnte, sich
nunmehr defensiv zu verhalten. Er gab dabey zu
verstehen, dafs die Griechen, welche die zu Ferrara
abgeschlossene Kirchen-tJnion widerrufen hätten,
nicht mehr verdienten, dafs sich christlich-katholische
Mächte ihrer annehmen sollten.
Als tJunyad diesen Ton
in dem päpstlichen Schrei*
ben und i.ti dem mündlichen Anbringen des päpstli-
chen Abgeordneten, des Poenitentiars Valentin (der zu-
gleich eine päjjjstliche Ernennung zur Propstey Demos
mitgebracht hatx'e , den aber das Reichs-Conseil nicht
annehmen wollte) , wahrnahm , gab er nun vollends
der Meinung der Mehrheit nach , welche , nachdem
Jiskra Von Brandeis sich zu keinem Vergleiche und
zu keiner Anerkennung der Reichsbeschlüsse herbey-
lassen wollte, auf Stillstand mit den Türken und auf ,

Bekriegung des Jiskra drang. Am24.Juny 1449,


schrieb das Reichs-Conseil aus Pesth an den Papst:
es sey ihm freylich auffallend vom Papste eine de-
,

fensive Stellung gegen die Türken angerathen , und


lieine Hülfe wider dieselben zugesagt zu lesen , und
jcu boren; indem sie es der eigenen Einsicht des Pap-
stes überlassen müfsten, ob eine solche ünthätigkeit
des

*) Nos inhla defensionis Christianac jamjam struimus et


aggrcgamus schreibt er dem Dechant Kicolaus am
,

34. Januar i449'


145
des christliclu 11 Namens würdig sey? Ein offensiver
Krieg bewähre die Gränzen des Reichs vor Verwü-
stung und überwiege die Yortlieile des defensiven
,

Systems. Indessen seyen sie bereit, dem Rathe des '

Papstes zu folgen, seyen aber bemüfsigt, statt der


Türken die Calixtiner in Ungern anzugreifen; auch
hier handle es sich um das Interesse der Christen-
heit und des Römischen Stuhles, und sie erbäten sich
demnach hiezu Geld-Subsidien vomP^^pste. Auf ebea
diesem Reichs-Conseil kam das Projekt eines
Stillstands auf sieben Jahre zur Sprache,
welcher im May i449 zwischen Georg, Despoten von
Serwien, den Murad hi^ga bevollmächtigt hatte und ,

zwischen den Üngrischen Bevollmächtigten, demPa-


latin Ladislaus von Gara und dem Woiwoden Ni»
,

clasvonüjlak, verabredet war. Vermöge dieses Ver-


trags sollten die Walachey, Serblieu und Bol'siiien
•weder von üngrischen noch von Türkischen Trup-
,

pen betreten werden, jedoch gehalten seyn, de:a


Türkischen Sultan einen Schutzzins zu entrichten,
und Truppen zu seinen Feldzügen zu stellen. Bey
Serblien und der Walachey sollte dieser Schut/zihs
die Hälfte des bisherigen Tributs ausmachen, aber
bey Bofsnien sollte der ganze Betrag jährlich bezahlt,
und sogar der bisherige rückständige Tribut, nach
dem Gutbefinden des Sultans nachgetragen werden.
Wollte der König von Bofsnien nicht hierein willigen,
so möchte er immerhin sehen, wie er sich wider die
Türken ohne Beystand der Ungern vertheidigen möge.
Der König von Bofsnien Thomas Christich der diese
, ,

Bedingungen vernomnien hatte, unteriiefs nicht, die-


selben dem Hasse Georgs gegen ihn, der die katho-
lische Religion angenommen hatte, zuzuschreiben,
und sich hierüber zuerst beym Papste dann un|ei-
,

stützt vom dem Ui.


Papste auch bey
Conseil zu beschweren. Hunyäd.
Engeis Gesch. V. ünijern. III,
146
Tralttat mitden Türken nicht anslilndig war *), >var
selir froh, diesen Klagen, und in der dem Georg
in

sowohl, als Thomas gehührenden gleichen Gerech-


tigheit einen Anlafs zu finden, den Traktat ver-
iverfen und neue Unterhandlungen darüber eintre-
ten zu lassen.
Nachdem nun noch Mathias Bischof von Sieben-
bürgen, nach dem Tode des Johann von Florenz, zum
Erzbischof von Colocsa, Peter Bischof von Waizen
und Kanzler zum Bischof in Siebenbürgen , und Vin-
zenz Domherr in Grofswardein zum Bischöfe in Wai-
zen dem Papste vom Gubernator und Reichs-Conseil
einmüthig präsentirt ^ aren so wurde nun beschlos-
,

sen den Jiskra in Ober-Üngern der sich auch unter


, ,

Vermittlung der Deputirten vonKaschau, Leutschau,


Eperies und Bartfeld, die man zu dem Reichs-Con-
seil einberufen hatte, durchaus zurRespektirungdes
Gubernators, des Reichrathes und der letzten Reichs-
tagsschlüsse nicht verstehen wollte, anzugreifen. Das
damahlige gute Einvernehmen mit den Cilley's ward
dazu benutzt, dafs es Ulrich von Cllley auf sich nahm,
von Seite Kaiser Friedrichs den Räuber Pongrat:^
,

ton Skalitz der in Osterreich schon viel Schaden


,

angerichtet hatte, zur Ordnung zu weisen.


Hunyad schickte demnach wider Jiskra
»einen zweyten Schwestersohn (Thomas) Szekely, aU
lein dieser wurde bey Kaschau geschlagen, und sein
ganzes Lager ward erobert. Jiskra, stolz auf seinen
Sieg, errichtete nun im AbaujvarerComitat eine neue
Festung, Moldava (oder Sepsi). Jetzt kam Hunyad
selbst mit frischen Truppen herbey, eroberte und
zerstörteim Sturm das Schlofs das wider die lelzlen
,

Reichsbeschlüsse errichtet war, und liefs den im

*) Geruntur, schrieb er noch i449 den 4» Ju'y ans»eincn


Abgeordneten in Rom, Nieolaiis, npudnos advcrsanvn
modo patriae s«d et ßdei nottrae.
»i7
Sturm gefangenen Polilen und Böhmen zum strafen-
«leu Zeichen tlais sie Räuber und Rebellen seyen,
,

beyde Hände und die Nasenspitze abhauen. Jiskra


20g sich jetzt -weiter gegen seine Festungen zurück;
aber Hunyad marschirte über Vegles, um Kremnitz
und die Bprgstädte dem Jiskra zu entreissen. Blitz-
schnell kam auch Jiskra herbey, aberdaswar es, was
Ilunyäd haben wollte 3 er verwüstete die Dörfer und
Erzgruben bey Schemnitz und wandte sich nun gegen
,

4cn Hauptsitz des Jiskra, Zipsen und Säros.


Während dieses Marsches trafen Abgeordnete
der Königin Sophia Ton Pohlen, als Regen-
tin in Abwesenheit Casimirs ein, nämlich der Hof-
marschall der Königin, Zagorzcnski und der Domherr
von Krakau, Dlugosch, der Geschichtschreiber*), um
einen Stillstand zwischen Jiskra und Hu-
nyad, zu vermitteln. Der Cardinal Sbigneus, Bischof
von Krakau, war nämlich seit Wladislaus I pfand-
weise im Besitze der Zipser Städte; ihm war daran
gelegen, Zipsen nicht verheeren zu lassen. Darum
vermochte er die Sophia, bey der er Alles galt, zur
Friedensvermittlung. Das Interesse der Christenheit
und die eigene Wohlfahrt üngerns gab ük^u schein-
baren Vorwand zu derselben. Am St. Andreastag i/f '{9
ward ein Waffenstillstand zwischen bevden Theilen
zu Stande gebracht; dem Papste ward überlassen,
eine völlige Aussöhnung zwischen denselben zu be-
wirken.
Via eben diese Zeit (October 1449) überfiel Ulrich
Yon Ciiley theils mit eigenen undauf eigene Kosten
geworbenen, theils mit Osterreichischen Truppen, den
wider den vorjährigen Prefsburger-Trahtat handeln-
den Po n gr atz von S k a 1 i tz, zwangihn, alle seine

*) Dieser erzählt obij^e Nachricbten , die Pray und an-


dere UngriscUe Geschicbtschreiber übergehen.
R z
i48
Besatzungen aus einis^en festen Schlössern in Öster-
reich herauszuziehen und die 1' este Skalitz selbst aus-
,

zuliefern i¥elche dann Johann von Hunyad für den


,

Prinzen Ladislausin Besitz nehmen liel's *).

Hunyad hatie zu dem Stillstand mit Jiskra darum


die Hände geboten weil nun die Stunde seiner a n
,

Georg von Serblien zu nehmenden Rache ge-


schlagen zu haben schien. In dem Laufe der weitern
Unterhandlungen mit ihm wegen eines Stillstandes
mit den Türken, war es demUngrischenBeichsratbe
schon am 20. October ganz klar, dafs er es mit dem
Frieden nicht aufrichtig meine und Bofsnien den ,

Türken aufopfern wolle **). Mit den Cilleyern war


man eben so unzufrieden denn sie griffen in Slawo-
,

nien immer weiter- um sich, und wollten z. E. in ei-

nem Gegenstand, welcher zur richteilichenErkennt-


nifsgehürte, wider die Comites de Blaga, sich mit den
Waffen in der Hand Recht verschafTen welches aber ,

Hunyad nicht zugab ***). Diese gute Stimmung der


Mehrheit der Reichsbaronen benutzte Hunyad und ,

schlofs mit Stephan Thomas König von Bofsnien, ,

schon am 11. November 1449 enge Allianz ****),


Im Januar 1460 präsidirte er daher in einem gros-
sen Reichs-Conseil in Ofen. Hier war er zuerst um

*) Chron. Cilley. bey Halm II. S. 695. Auf dem Landtage


zu l»rems (September »449^» w** der Zug wider Poa-
gratz beschlossen vifard , eiferten die Österreichischen
Stünde zugleich wider die Ein- und Durchfuhr Ungari-
scher Weine in und durch Ösl erreich. Kollar Annal. II.
**) Adverso mediatore perperam usi rem infectam rctuü-
mus , schreibt der Bischof Johann von Grofswardein
auf Befehl Hur.yad's an den Papst.
***) Schade, dafs von seiner damahligen Correspondenz
mit Friedrich von Cilley nichts mehr, als ein Frag-
ment bey Ivanith aulLehalten ist» Schivandtntr scriyt.
II. p. 06)
***) Geschichte voB »Serblien-
140
Mittel den Reichsschatz ;iu füllen,
besorgt,
und vorfiel dabcy auf ein sehr glücklich gewähltes.
Der Papst hatte den Römern und der apostolischen
,

Schatzkammerzu gefallen, ein allgemeines Jubiläum


in der Christenheit ausgeschi?ieben. Am 29.- Januar
i.\oo schrieb Hunyad hierüber an den Papst, und
stellteihm vor, die dem römischen Stuhl so ergebene
Ungrische Nation wünsche nichts mehr, als des Jubi-
läums und der damit verbundenen Indulgenzen theil-
haftig zu werden, allein der weite und unsichere
Weg schrecke alle ab. Der Papst solle also die Fülle
seiner geistlichen Machtvollkommenheit
und Güte
über Ungern ausschütten, und erlauben, dafs alle
Ungern, welche zu den Gebeinen des heiligen Ste-
phan in Stuhlweifsenburg. und zu jenen des heiligen
liadislaus in Grol'swardein wallfahrten , und daselbst
<>pfer ihrer Andacht niederlegen würden, aller geist-
lichen Wohlthaten , die in dem päpstlichen Ausschrei^
ben verheifsen waren, eben so theilhaftig werden
möchten als ob sie nach Rom gewallfahrtet wären ;
,

die von ihnen dargebrachten Opfer aber sollten zur


Vertljeidigung des Reichs wider Ungläubige und Ke-
teer dienen. Am nämlichen Tage präsentirteHunyäd,
da Mathias de Bachino Bischof von Siebenbürgen,
,

um seine Beybelassung in diesem Bistbnm bat, den


Kanzler, Bischof von Waizen und Decreforum Doctor,
Feter, zum Erzbischof von Colocsa, da ihm die gute
Besetzung dieses erzbischöflichen Stuhls, welchen in
der Takanz der Gubernator selbst vervvaltete seines ,

Vorhabens wegen am meisten am Herzen lag,


Ferner wurden in diesem Reichsrathe Deputirte
ernannt, welche den Frieden mit Jiskra in einem
Congrefs im März dieses Jahrs zu RimaSzom-
bath unterhandeln sollten, unter der Vermittlung
^es Cardinais Sbigneus den der Papst hiezu als sei-
,

nen Tic^ i'en bestimmt hatte, und nr 'er Mitwirkuni;


i3o
Yon noch ein Paar Pohlnischen Commissarien. Die
Ungrischen Commissarien waren: Ladislaus von He-
dervära, Bischof von Erlau Ladislaus von Palotz
,

Judex Curiae und Johann de Pereny, der Ältere, Äla-


gister Tavernlcorum.
ward in diesem Reichsratheausgeöiaclifj
Schliefslich
dafsim Juny 14^0 eine allgemeine Beichsver-
Sammlung zu Pcsth zusammen berufen werden
sollte , theils um die Tralstaten mit Jiskra zu prüfen,
und zu ratifiziren, iheils um über andere Beichsange-
legenheiten zu entscheiden.
Während nun Hünyäd sich in den untern Gegenden
aufhielt, um cihemZuge Avider Georg, den
alles zu
er heimlich Sinne hatte, vorzubereiten*), erregte
iöi

der päpstliche Legat umd Pönitentiar Val e ntin


kein geringes Aufsehen im Lande. Sein schon
im vorigen Jahre mitgebrachtes päpstliches Breve,
"wornach er, ein Pauliner, zur Propstey von Domo»
(welche vorher einPiiorat "äerßatrum montls Oäveii
gewesen) ernannt worden, wurde, Nvife wir schon
oben bemerkten, von dem Ungrischen Beichs-Conseil
i440 nicht acceptirt, Sondern Stephan Propst
des Gran er Domkapitels und Vizekanzler, den
das Beichs-Conseil bestimmt hatte
hiezü in den ,

Besitz der ohnweit Gran gelegenen Propstey gesetzt,


um dieselbe und deren Einkünfte für die königliche
Bapelle in Ofen zu verwalten. Valentin der diese ,

Propstey in ein Pauliner Kloster umwandeln wollte,


wiederhoKlte sein Ansuchen noch einmahl bey dem
Beichs-Conseil im Januar i45o. y.Vus Bespekt gegen
den römischen Stuhl undin Ei'warlungder Jubiläums-
ßewilligung hatte si-ch das Beichs-Conseil alier schar-
,

fen Antworten enthalten und den Valentin nur in


j

*) Z. E. um Ostern herum war erinThür, ohnweit der


Tlieifs , {Metü ^ÜTy Heweschcr Comitats). Kaiana ad
Ä. a.j}. 714,
den höflichsten Ausdrücken gebeten, ron seinem der
Frejheit des Reichs *) entgegenstehenden ArisuchcH
abzustehen. Valentin, durch diese Nachgiebigkeit
stolz gemacht, bot alles bey der Curia auf, sein Recht
Bu behaupten. Es erschienen demnach päpstliche
Breven in ungern, welche nun allerdings die Bitte
des Reichs-Conseils wegen des Jubiläums, aber
nur zum Theil gewährten. Nur die Prälaten, Baro-
nen, die adelichen Reichsräthe {proceres) und alle
Adeliche und Ritter sollten sich Ablafs durch Besu-
chung der Gebeine beyder heiligen Könige erwerben
können, ni(.' t die übrigen Geistlichen, nicht die Bür-
ger und Bauern. Dafür aber begehrte der Papst nicht
nur durch eine Insinuation des Dechants Nicolaus
ein Geschenk für sich zum Nachtheil des Reichsscha-
tzes , Opfer zu Statten kommen sollten, son-
dem die
dern er erliels auch Exkommunikationsbullen {Cen-
suras) wider den Stephan Pröpsten von Gran als
, ,

Besitzer der Propstey Dömös, mit deren Hülfe Va-


lentin ihn aus dem Besitze vertreiben, und sich selbst
hineinzusetzen bemüht war. Doch Hunvad that der
Sache Einhalt, und verwies den Valentin auf den
rolldn nächst zu versammlenden Reichstag.
Auf diesem Reichstage (leider! fehlen noch dessen
»ämmtliche authentische Akten und Beschlüsse) kam
denn nun am ii. und 12. Junj \!\5o diese Angelegen-
heit vor allem andern vor. Die hierüber an den Papst
unter den angeführten Datis erlassenen Schreiben
sind würdige Denkmähler behaupteter Natio-
nalwürde wider Italienische Anmafsun-
gen. Sanfter führte Hunjäd , heftiger führten die
Stände selbst dem Papste das königliche Patronats-
recht, das nun das Conseil z^ verwalten habe, zu
Geroüth. Hunyäd bat den Papst um des Besten der
Keligion wegen, seine Censureu ^urückzunehinen,

'J
^-an'.ra'y.kertatftn regtd sA olan vrvei rt/rsricm^
tlic Siäode spr«<;hen beherzter für die Freylielt Jos
Fi«iclis *) ; sie erklärten dem Pnpst rund heraus die :

Propsley solle eher jeder andere als Valenün er- ,

hallen i eher wolle das ganze Reich zu Grunde ge-


hen, als seine Freyheit aufopfern **). Den "Cardinal en
hielten die Ungrischen Stände vor: für die Freyheit
im Welllichen seyen viele aus ihnen bereits als Opfer
gefallen^ um so minder hätten sie'dergleichen geist-
liche Beunruhigungen erwartet. Wohl hätten «ie, dem
Papste zu gefallen die Vorenthaltung ihres Königs
,

und ihrer Krone durch Friedrich nicht ohne Schmach


geduldet, aber die Verkürzung des kör '«glichen Pa-
tronatsrechts durch deri Papst seyen sie zu leiden
iiichtgesonnen. Die Debatten über diesen Gegen-
waren auf dem Reichstage höchst stürmisch ***)
öL.-nd :

jnan machte Hunyäden Vorwürfe, dafs er durch zu


viel Schonung Valentins Kühnheit bellügelt habe,
man nahm die Ofner l^aulincr her als ob sie Schuld ,

trügen an den Unternehmungen ihres Ordensbruders^


man drohte endlich dem Valentin gerade zu:
wenn er \Yeiter Miene machen würde, sich derProp-
stey zu bemächtigen, so solle er nicht nur aus der
Propstey, sondern auch aus dem ganzen Reiche hin-
ausgeworferi werden.
Am Juny i^^o wurden die papstlichen Bullen
i3.

wegen Jubiläwms in Berathschlngüng genommen.


xles
Wohl freute man sich darüber, dafs der Papst unter
allen Christlichen Ijäudern dem Reiche Ungern, das
er das Schild des Glaubens und den Ungern, die er

*) Pro qua nemini inortalium probro ducitur, si ampliori


llccntia fjarumper vel opera vel verba effuderit.
**) In dicta ecclesin hosti prius quam hospiti fall liceblt
poritts paiefacere ,
quique Ubertati in regno finis ^ idem
et regno erii.
***) F.o modo , uf aperte dicnm, eo furore, quo p^enti no-
strae in talibus nun placitis rebus uti solitum est.
i53

dem Apostolischen Stuhl hesondcrs ergeben *) nannte,


zuerst die Indulgenzen auf die angetragene Aat bewil-
ligt hatte; allein man dem Papste
beschlofs zugleich
Torzustellen , würdig sey nicht nur
dafs es seiner ,

die Prälaten und den Adel sondern auch alle Stände


,

und Klassen der Reichsbewohne* an den Wohlthaten


derHiucheTheil nehmen zulassen, wodurch zugleich
die Wallfahrten und Indalgenzen für denUngrischen
Reichsschatz um so viel einträglicher seyn würden.
Dem üngrischen Gesandten in Rom, Kicolaus ver- ,

traute Hunyäd unter dem 16. Juny an: die bishe-


rigen Indulg€nzen für die Prälaten und den hohen
Mnd mindern Adel haben sehr wenig eingebracht:
diese Herren hätten sich bisher sehr wenig andäch-
tig und zu Wallfahrten und Opfern geneigt finden
lassen **) einträglicher» würden die Wallfahrten und
:

Opfer der Bürger und Bauern seyn. Auch sey es


nicht wohl möglich, dem Papste ein grofses Gegen-
gescheuk, wie es Nicolaus angerathcn habe, zu
machen: denn Hunvad habe aus dem Beichsschatze
sehr viele ordentliche und aufserordentliche Ausga-
ben zu bestreiten 5 die ordentlichen nämlich die Sa-
,

larien der Reichsbaronen (zum Unterhalt ihrer Ban-


derien)***), die aufserordentlichen, um fremde Trup-
pen (Deutsche und Böhmen, vorzüglich Artilleristen)
zum Dienste des Reichs anzuwerben: doch übersende
Hunvad so viel als er unter gegenwärtigen Umstan-
,

den habe zusa^nmen bringen können.

*) AposioRcae Sedis pecuUares. Jvanich leitet diefs vo»


Eigenthum her , und paraplirasirt es durcli
^ffc«//f//n

propra. Diese Paraphrase ist den Anmafsungen der


Curia, die meinige der Natur der Dinge angemessen.
**) Ej: his , quos prior indulf^entiatangit ,
paucorum kac-
tenus devotionem vidimui.
*) Diofs ist der Sinn der Worte Hunyäds Eegalem cu'
riam opportrinis lufariis prompirmitim
1^4
Am i4- Juny i45o ward ein weiterer Gegenstand
in Überlegung gezogen —
der zum Ende abgelaufene
Stillstand mit dem Kaiser Friedrich. Man beschlof»
sich an den Papst zu wenden; man ihm,
erklärte
CS sey einmahl Zeit, der absichtlichen ünschlüssig-
heit Friedrichs ein Ende zu machen. Drey Punkte
müfsten von ihm ausgewirkt werden: Herausgabe
des erwählten Ungrischen Königs Ladislaus und der
Krone —

Zurückgabe aller Besitzungen in Ungern
gegen Auslösung derselben -— Lossprechung des Pa-
latins Ladislaus von Gara von der Verpflichtung,
,

sich selbst oder einen andern als Geifsel zu stellen.


Mit dem Könige und der Krone Ehre de»
sey die
L^ngrischen Reichs selbst wie gefangen;
der frucht-
losen Verhandlungen, der ewigen Demonstrationen
Österreichischer Truppen nn der Gränze sey man
müde. Man werde wenn die päpstliche Vermitte-
,

lung nicht helfe, zu den Waffen greifen müssen.


Ferner begnehmigte der Reichstag den durch die
Gommissarien mit Jiskra unter Vermittlung des Sbi-
gneus geschlossenen Waffe n stillstand. Vermöge
desselben behielt Jiskra die Städte Kaschau, Leutschau,
(Käfsmark), Eperies , Bartfeld, Cremnitz Schcmnitz,

und Neusohl, also das Mark Ober-üngerns , auch


ferner bis aufweiters in seiner Gewalt *). Das übrige
sollte er gegen 10600 Dukaten heraus geben, Jiskra
sollte die verwittibte Schwester Hunyäds heirathen.
Nachdem Hunyäd am 19. Juny i/i:o noch einen
besondern Privatbund mit Ladislaus von
Gara und Niklas von üjlak geschlossen hatte
zur gegenseitigen Zusammenhaltung und Vertheiäi-
gung **), trug er sein Hauptanliegen auf Öem Reichs-
tage vor, das nun die Umstände zu begünstigen schie-
«en. Er erklärte nämlich , er linde sich in seinem

*) Kovachich suj-pl, II. n?.


**) J.bid&m p. 44«
i55

fie-wissen nichtrerbunden die dem Georg Ton Ser-


,

blien gemachten Versprechungen zu halten weil sie :

mit List, Gewalt und ungesetzlicher Verhaftung er»


zwungen worden seyen: vielmehr sey Georg durch
Einziehung aller Güter in ungern zu bestrafen,
und durch einen Feldzug zu nöthigen, von der Tür-
kischen Allianz abzulassen und sich an das üngri-
,

sche Reich anzuschliessen. Endlich verlangte Hu-


nyad, zur Entschädigung wahrsheinlich für die 1448
auf den durch Georgs Treulosigkeit verunglückten
Türkenzug aus Eigenem verwendeten Kosten daf» ,

ihm und seinen Söhnen von Georgs Besitzungen Mun-


kats, Szathmar Nemethi, Nagybanya, Debreczin,
Böszörmenv, Tokay und Tar übergeben werden möch-
ten. Die Ungrischen Stände worunter mehrere auf ,

Hunyäds emporblühendes Haus eifersüchtig waren,


schickten den Johann Lökes de Katto an Georg mit
Vorschlägen zum Vergleich zwischen ihm und Hu-
am 24-Junv 1450:
nyäd: aber trotzig antwortete dieser
er wolle mit dem meineidigen Hunyäd nicht unter-
handeln , noch mit den übrigen Prälaten und Baro-
nen, die in Szeg^din. ohne Fesseln und frey willig
die Punkte des Hunyädischen Versprechens garantirt
hätten *). Diese Antwort erbitterte die Ungrischen
Stände , und Hunyäds Anträge wurden in Reichsbe-
schlüsse verwandelt.
Sofort liefs Hunyad seiner Rache wider Georg
freyen Lauf. Alle ungrischen Güter Georgs wurden
neuerdings eingezogen , eine Ungrische Armee über-
zog S e r b 1 i en mit allem Gräue 1der Ver-
wüstung; die von
Georg gehofte Türkische Hülfe
blieb aus. Jetzt schickte
Georg dringende Bitten aa
die Ungrischen Reichsstände um Vermittlung und
Aussöhnung, und bot als Präliminar-Artikel die voh
Johann ^on Hunyäd gtwiinsolue Auslie^rung seines
*) Cesehichtk- v©b Serblien. S. 40»:
Jüngern Sohnes LadislaUs an. Sogleich schickten die
ITngrischen Reichsräthe dem Hunyäd Kuriere nach,
und erboten sich, die übrigen Vergleichs-Artikel zu
seinem Vorthpile zu reguliren , indem sie ihm zu-
gleich ihren Wunsch eröffneten, von allen weitern
Feindseligkeiten abzustehen, Ladislaus von Hu-
nyäd ward von Georg mit vielen Geschenken ent-
lassen.
Vom Papste war indessen in Rücksicht des Jubi-
läums eine willfährige Antwort eingelangt : jeder
sollte derlndulgenzen des Römischen Jubiläums theil-
haftig werden, der in die Cathedralkirche seiner
Diözese wallfahrtete und daselbst zur Hälfte soviel
,

opferte , als die Reisekosten und ein vierzehntägiger


Aufenthalt in Rom gekostet hätten. Hiedurch ging nun
allerdings viel Geld in den Ungrischen Reichsschatz
ein.
Ferner hatte der Papst, nach dem Wunsche der
tJngrischen Stände, Friedrichen ermahnt, unter päpst-
licher Vermittelung einen Vergleich mit den Ungern
zu schliessen schon im October i45o erschien Hu-
:

nyäd in Prefsburg, um diesen Vergleich zu leiten.


Am October ward dieser Vergleich unterzeich-
?.5.

net.Vermöge desselben verschafte Hunyäd zwar sei-


nem Verbündeten dem Palatin Ladislaus von Cara,
,

die Enthebung von seinen Verpflichtungen gegen


Friedrich ; allein er mufste z-ugeben , dals der Prinz
Ladislaus, die Krone und die Pfandbesitzungen
noch so lange in Friedrichs Händen bleiben, bis
der Prinz das achtzehnte Jahr erreicht
haben würde; dagegen sollte Friedrich den Gu-
bernator in der Ausübung dieses Amtes weder selbst
beirren noch beirren lassen vielmehr ihm wider
,
ja
seine Widersacher beystehen; zwischen Osterreich
wnd Ungern sollte tiefer Friede herrschen. MündlicU
;^aben die Räthe Friedrichs die Vevsicheriing: Tiadis-
laus solle bey seiner VolljälirigKeit nicht den Öster-
reichern , nicht den Böhmen , sondern den Ungern
übergeb^ werden.
Friedrich liefs sich zu diesem Frieden um so lie-
Ber herbey , weil er indessen mit Ulrichen von Cil-
ley zerfallen war. Cilley hatte einige tausend Dukaten
aus Eigenem auf den vorjährigen Zug wider Pon-r
gratz von Skalitz ausgelegt diese konnte er von
;

Friedrich nicht wieder erlangen. Er begehrte dafür


von Friedrich die Stadt Brück an der Leytha aber ,

Friedrich kam ihm zuvor und verlieh dieselbe an


»einen Kammermeister Hans von Ungnad. Cilley
,

mufste oft im Vorzimmer Friedrichs warten, wäh-


rend andere zur Audienz gelassen wurden *). Der
alte Groll der Cilleyer wider Friedrich erwachte
wieder.
Hunyäd war seinerseits nicht minder froh über
diesen Zwist z\v'ischen Friedrich und den
Cilleyern, da er die letzten noch immer halste.
Friedrichs Einwilligung, ihn als Gubernator zuer-
kennen setzte ihn nun in den Fall auf die Cilleyer
, ,

und auf den ihm gleich verhafsten Jishra keine Bück-


sicht mehr nehmen zu dürfen. *

Mehrere Ungrische mit den Cilleyern einverstan-


dene Grofse waren indessen mit diesem Vergleiche
,

gar nicht zufrieden j sie beschuldigten Hunyaden, ei-


lasse wohl gern den Prinzen noch länger in Fried-
richs Gewalt, um sein Gubernatorsamt wie Podie-
brad fortzusetzen, und sich und seiner Familie^ den
Weg zum Ungrischen Throne zu bahnen. Ladis-
lausvon Gara und Niklasvonüjlak, mit
denen Hunyäd noch vor kurzem eine Art Conföde-
ration geschlossen hatte , setzten sich in Geheim mi]^
Ulrich von Cilley, Georg von Serblie-n
und Jiskra ins E inverständnif 6. Ihr Plap
*) Chron. Cilley. e. l S. 695.
i58
ging von nun an dahin den Frinaen Ladislaus aus
,

Friedrichs Gewalt zu hefreyen sodann den bisheri-


,

gen Gubernator Hunyäd ins Privatleben ^urück zu


Tersetzen und sich alles Einflusses auf den schwa-
,

chen jungen Prinzen » und durch ihn auf die Reichs-


geschäfte zu YCrsi^hern. So ward nun Ungern der
Tummelplat? eines getheilten oligarchischcn Interesse.
Hunyad verbarg seine Anti-Cilleyischen Gesin-
nungen gar nicht. Während er den Winter in den
untern Gegenden, wo er geliebt und gefürchtet war,
zubrachte schrieb er aus Anlafs einiger Fragen, die
,

der Papst wegen des Zagraber Bisthums an den Bi-


schof Johann von Grofswardein stellte von Csanad ,

aus, am Januar i45i wiederhohlt an den Papst:


l\, ,

dafs er den Demeter Csupor zum Bischof


von Agram bestätigen, oder vielmehr die Be-
siätigung seines Vorgängers endlich einmahl in Wir-
kung setzen möge: wobey Benedikt von Zoll immer-
hin als Bischof nach Knin übersetzt werden könnte.
J)afür , dafs die Cilleyer gezwungen werden sollten,
die Güter des Bisthums , die sie jezt wegen Schulden
des Benedikt in Händen hätten fahren zu lassen,
,

wolle er sorgen. Er drang auf eine baldige Entschei-


dung des Papstes; denn es sey ihm als Gubernator
höchst wichtig, in Zagrab einen verläfslichen Bi-
schof zu haben da dieser Bischof ein Mitglied des
,

Pi'älatenstandes sey, die Prälaten des Reichs aber


Sitz im Reichs -Conseil und thätigen Antheil an der
Reichs-Defension, gemäfs der Ungrischen Verfassung,
hätten *). Johann Bischof von Grofswardein band es
dem Papst am 20. December i/|5o an sein Gewissen,
das Bisthum, das seit i433 in weltlichen Händen sey,
aus denselben zu erlösen, und den bischöflichen Stuhl
wirksam zu besetzen.
*) Veteri statuta regni tenetititr Praelati in rebus et de- ,

fensionibus piiblicis consilio et opo mssisttrf.


Auch seine, dem Georg von Servien abgeneigt«
Gesinnung blieb nicht lange zweifelhaft; seine Gülev
in Ungern hielt ci' noch immer in Beschlag Georg :

aber nahm dagegen Elisabeth seine Cillejsclie En-


,

kelin, die verlobte des Matthias von Ilunyad in seine


Verwahrung. Nach getroflenen Rriegsrüstungen ver-
legte Hunjad gegen den Mavi45i sein Hauptquartier
nach Temesvär. Seine Traktaten mit Thomas Chri-
stich König von Bofsnien waren dahin gerichtet, ein«
enge Freundschaft mit ihm zu schliefsen und ihm ,

die Festhaltung der katholischen Religion anzuem-


pfehlen ; am 8. May verw endete er sich bey dem Doge
1

Foscarini durch seinen Gesandten Valentin von


üngh dahin: dafs die Veneter dem von den Ungern
aufgestellten Prior von Vrana, Thomas Szekely, da»
Schlofs Vrana sammt ein paar Döifern welche sie
,

als zu Dalmazien gehörig besetzt hielten zurückge- ,

ben möchten. So bereitete sich Hunyad abermahls zu


einem Einfall in Serblien, aber das Ungrische Reichs-
Conseil hielt seinen zur Rache ausgestreckten Arm
zurück. Ladislaus von Gara Niklas von Ujlak, der
,

Judex Curiae Ladislaw von Palötz erboten sich noch-


mahls, untei'stützt vom ganzen Reichs- Conseil, einen
standhaften Frieden mit Georg zu vermitteln: Hu-
nyad gab ihnen den Bischof von Grofswardein,
Johann Vitez und zwey seiner Vertrauten, Ladislaw
,

de Orbova und Johann Buk de Berend, mit. Alle diese


verfügten sich nach Semendria (Smederevo) und schlo-
fsen daselbst zu Anfang Augusts i45i einen Defini-
tiv -Vergleich mit Georg *), den sich Hunyad
trotz seines innern Grolls
wider die Cilleyer und wider
Georg, gefallen lassen mufste. Um nämlich diese Fa-
milien nach dem Wunsche der Mehrheit der Reichs-
baronen mit Hunyad auszusöhnen und den durch ,

») Spiefs Nebenarb. I. 173. ddo.Zendrnu Scbb.fr»x.ant€


ftstum Luurentii Jlnrt,
i6(>

drey Jahre genälulcn Groll zwischen denselben zu


dämpfen , wurde
i) die bereits yerabredete Heirath des Matthias
Ton Ilunyäd mit der Elisabeth abermahls bestätigt,
so zwar dafs die Trauung am 6. Dezember i453, an
welchem Tage die damahls zehnjährige Elisabeth ihr
dre) zehntes *) Jahr erreicht haben werde, unwider-
rullich Tor sich gehen sollte. Elisabeth welche der Re-
ligion ihrer Mutter gefolgt war, sollte Priester der
Orientalischen Kirche und Serblische Kammerdie-
,

nerinnen und Begleiterinnen auch in Ungern halten


dürfen.
2) Dem Georg wurden seine Güter Kölpeny, Szava,
Szent Demeter, Szalankemen, Zemlin, Becse, Becs-
Itereh, Ersomlyo und Vilägosvär zurückgegeben:
hingegen INagybanya, Debreczin, Munkats, Szathmar
INemethi. Böszörmeny, Tokai und Tür blieben der Hu-
nyädischen Familie für Kriegskosten.
3) In diesen Schlössern und Herrschaften bestellt
Georg nur adeliche und begüterte Ungern zu Kapitäns
und Verwaltern.
4) Wird Elisabeth zur gesetzten Zeit dem Matthias
vorenthalten, so fallen alle Güter Georgs an das Hu-
nyädische Haus.
5) Kommt aber die Heirath wegen Todesfall des
einen oder andern Theils nicht zu Stande so sollte :

dennoch Friede und Fi'eundschaft zwischen beyden


Theilen herrschen. —
Dem Frieden mit Servien folgte
ein drey jähriger Stillstand mit dem Sul-
tan Mohamed, Murads Nachfolger**).
Nachdem Hunyad Ton dieser Seite gesichert war,
bracb sein anderweitiger Unwille wider Johann von
Jiskra aus. Dieser zögerte, Anstalten zu der Hoch-
zeit

*) Utpote tcmpus copnlandi legitimum.


*•) Gesch. von Serbl. S. 40), der Vermittler v>ar Georj.
i6i

zeit mit HunyäJs Schwester zu treffen indem er iu ,

dieser Yerbiiidiing nur seinen Untergang zu sehen


glaubte r Hunyad zögerte dagegen , ihm die rersprO'
ebenen 10600 Goid^ulden zu zahlen. Jiskra dehnte

begann'neue F-e indseligk e iten. Hunyäd entbot


gleich nach geschlossenem Serblischen Vergleich
am 10. August die Ober-Unginschen Städte zu eineii
Convent *). Er selbst war zu Anfang Septembers mit
einem staulichen Heere, das zum Theil aus ange-
Tvorbenen Ausländern bestand *), aufgebrochen und
belagerte jenes befestigte Kloster. Die Besatzung war
so weit gebracht-^ dal's sie mit der Bedingung eines
freyen Abzugs kapitulieren wollte allein Hunyad
:

betrachtete diese Leute als Räuber, die sich auf


Gnade und Ungnade ergeben mütsten. Am 7. Sep-
tember kam Jiskra zum Ersätze herbey: Hunyad licfs
ein Corps zurück, das die Festung beobachten sollte,
er selbst zog dem Jiskr.-t entgegen. Nun erst entdeckte
Y er s c hw ö r ung U n gr s c h e rG r ofs e n
sich eine i

wider Hunyäd die mit Jiskra in geheimem


Bunde stand und ihn durch Hunyad nicht demüthi-
,

gen Kaum hatte Hunyäd den Angrifi'


lasset! wollte.

Jiskras begonnen, als das Beobachtungs- Corps, und


selbst ein Theil der Hunyädischen Armee sich auf
die Flacht begab. Von der Besatzung in Rücken ge-
nommen muiste Hunyad selbst den VVahlplatz und
,

das Lager dem siegenden Jiskra überlassen. Johann


Kompolt de Nana blieb im Treffen;" Ladislaus Toa
He lervära, dQr lahme Bischof von Erlau, ward ge-
fangen. Hunyäd erfuhr von Stephan von Pelsötz, der
am Schlosse tödtlich verwundet worden, den Zusam-
menhaug der Yerrälherey. Nicht muthlos hiedurch
*) Kovachick vest. p. 279. Sie erscbieneo aber niebt.
**) Papula i et stipendiario miUtc
Engel« Gesch. v. Un«^ern. IU* L
l62
gemaclifc, Ült er, dals Jiskra einige Schlösser yer-
geblich belagerte: so z. E. liels Jiskra das Schlois
zu Erlau im Nahmen des gefangenen Bischofs zu des-
sen Auslösung zur Übergabe aufifordern: aber die
•wackern Commendanteu antworteten: sie seyenniclit
blofs Ofifiziere des Bischofs, sondern Commendau-
ten einer Psichsfestung, und sie könnten das Inte-
resse des Reichs nicht der Befrejung eines einzigen
Menschen aufopfern. Indessen gewann Hunyäd Zeit,
in den untern Gegenden neue Verstärkungen an sich
zu ziehen. Mit diesen erschien er wieder im Felde,
überwältigte die Böhmischen Schanzen am Kloster
Saag und an der Eipel dann jene auf dem Berge
,

Galcsux, bezwang Bosnau und Sepsi, verdammte das


Thal bey Derencseny, und zwang durch Überschwem-
mung den Böhmischen Commendanten Valgatha zur
Übergabe, verbi-annte Altsohl, als ein Hauptnest des
Jiskra, und errichtete gegen über dem Zoler Schlosse
eine andere Festung. —
Da hielt wieder der Ungri-
sche Reichsrath seinen Racharm auf, um ihn ander-
wärts hin zu berufen; mit Jiskra ward aber-
mahls ein Vergleich vermittelt, nach wel-
chem ihm die 10600 Goldgulden ausbezahlt werden
znufsten , und zwar 2000 sogleich , 2000 auf Weih-
nachten , das übrige am 1. Februar 1452. Dagegen
sollte Jiskra sich ruhig vexhalten, (wofür sich die
Städte Bartfeld, Raschau und Leutschau verbürgten)
von allen weitern EingrifTen abstehen alle Irrungen ,

nicht mit Gewalt der Waffen sondern durch Aus-


,

spruch wechselseitiger Commissarienbeylegen lassen,


endlich wolle Jiskra sobald der Prinz Ladislaus in
,

Freyheit sich befände, sich dem Ausspruche des Kö-


nigs und des Reichsrathes fügen.
Der üngrische Reichsrath war nämlich von Seite
der durch Ulrich von Cilley aufgewiegelten Öster-
reichischen Stände benachrichtigt worden: Kaiser
ibi
Friedrich IV sey im Begriff nach Italien ab-
zureisen um dort seine Krönung in Rom, und seine
,

Heirath mit der Portugiesinn Eleonore zu vollziehen,


und zu dieser Reise wolle er auch den Prinzen
Ladislaw mitnehmen. Das letztere wollten die
Österreichischen Stände, und besonders der Spre-
cher derselben, Ulrich Eynczinger, ein in Bayern ge-
borner, aber in Osterreich stark begüterter Landherr
alles Ernstes verhindern: Friedrich habe, so schrien
sie den Prinzen bisher durch schlechte Nahrung
,

und Kleidung nicht umbringen können, nun wolle er


die Strapatzen der Reise und die Einwirkung des
Italienischen Klima's dazu benutzen. Er selbst trachte
nach dem Besitz von Österreich, das er bisher durch
Abgaben ausgesogen, willkührlich, nicht nach Al-
berts Testa nent regiert, und dessen Fürsten - Schatz
,

er versciiwendet habe. Die ungern und die Böhmen


Wurden von den Österreichern, die am 14. October
i45i zu Marburg eine förmliche Conföderation wider
Friedricii geschlossen hatten, aufgelärmt; auch der
üngrische Reichsrath schickte eine Depu-
tation an Friedrich, um den Prinzen Ladislaw
frevzubitten. Hunväden selbst war daran gelegen,
dafs der Prinz, Avenn er losgebeten würde, nirgends
andersals in Ungern seinen Sitz aufschlagen möge;
darum wollte er die Ehre der Befrevung nicht den
Böhmen, nicht den Österreichern allein überlassen.
Ward aber der Prinz aus" Friedrichs Gewalt befren,
so war Hunyäd nicht weniger bej der Frage interes*
sirt, in wessen Hände der junge König fallen, und
Wem lev unerfahrene Prinz sein Zutrauen schenken
werde.' Nichts gewährte ihm noch damahls Sicher-
heit,ob nicht Ladislaw dem Ulrich von Cillev, dem
Gara und Ujlak sicl/ in dje Arme werfen, und des
Gubernators lange Dienste schnöde belohnen werde.
Darum liefs er Friedrichen nur in gelindem Tone,
•J
64
und ohne Drohungen ermahnen , den Prinzen nicht
auf dieweite Heise mitzunehmen, sondern ihn in
*
Gemäfsheit des Prei'sburger Vertrags vom 25. Oc-
tober i45o, den Ungern herauszugeben. Friedrich
nahm wie gewöhnlich, zu Ausflüchten seine Zu-
flucht 5 erstim Dezember 1462 gab er von Leoben
aus die Antwort er sey schon auf der Reise begriffen,
:

und habe nicht Zeit jetzt alles jene abzuhandeln, was


bey der Herausgabe des Prinzen abgehandelt werden
müsse ; er gehe übrigens nach Rom nicht nur der
,

Krönung wegen sondern auch um zum Besten Un>


,

gerns einen allgemeinen Zug der Christenheit wider


die Ungläubigen abzureden ; die Ungern würden also
am besten thun, zu gleichem Zwecke ebenfalls einige
Unterhändler nach Rom zu schicken. Übrigens sey er
allerdings geneigt den Prinzen nach seiner Zurück'
,

kunft, und zwar den Ungern, heraus zu geben.


Mit dieser Antwort hätte sich vielleicht Hunyäd
begnügt : aber der Ungestümm der Österreichischen
Stände, und der Mehrheit des Reichsrathe's rifs ihn
gewaltsam mit sich fort. Die Österreichischen Stände,
von Ulrich von Cilley, und Ulrich Eynczinger gelei-
tet, sagten sich nun ohne weiters von aller Yerbind-

lichkeit gegen Friedrich los , und beschlossen mit


den Waffen in der Hand, den Ladislaus von Frie-
drich zurück zu fordern. Der Gubernator Hunyad
ward gezwungen, einen Reichstag 1452 nacli
Prefs bürg auf den Monath Februar auszuschrei-
ben, wozu alle Comitate Deputirtej schicken soll-
ten, um sich über das Interesse des Königs Ladislaus
zu beratlischlagen. Nicht nur die Comitate, son-
dern auch die Städte sollten diefsmahl Abgeordnete
. s chicken ; auch Johann von Jiskra ward berufen.

Auf diesem Reichstage, dessen Akten wir leider


nicht vollständig besitzen, drang sofort die Mehrheit des
ingrischcn Reichs * Conseilsmit dem Antrage durch;
i65
mit den Österreichischen Standen ge-
meinsame Sache wider Friedrich zu ma-
chen. Um Hanyäden hiczu geneigt zu machen ver- ,

schwendete Ulrich von Cilley Schmeicheleyen und


Versprechungen; vorzüglich ward Hunyad dadurch
gewonnen dafs man seinem Hasse den Johann von
,

Jiskra opferte. Durch einen Beschlufs der gesammten


Stände wurde Johann Jiskra, der dem Reichs-
tag durch Abgeordnete beywohnte, als ein Friedens-
störer verdammt und geächtet *). In Folge dieser
wider ihn erklärten Reichsacht wurden die anwe- *

senden Deputirten der Städte Kaschau, Leutschau und


Bartfeld aufgefordert, ihm nicht mehr za gehorchen,
sondern biofs der Macht des Reichs -Gubernators zu
huldigen, zu welchem Ende üliuch von Cilley es
über sich nahm so wie er 'auf Elisabeths Auftrag
,

chemahls den Jiskra den Ober-Üngrischen Städten


als ihren Befehlshaber von Seite Ladislaw's vorzu-

stellen gehabt hatte, eben so jetzt denselben Städten


die Reichsacht wider Jiskra zu publiciren. und sie
znm Gehorsam gegen den Reichs- Gubernator, unbe-
schadet ihrer Freyheiten, anzuweisen.
Nach diesem Beschlufs begab sich der gesaramte
üngrische Reichstag nach Wien, und am 5. März 1453
ward hier die berühmte Conföderation mit
den Osterreichischen Ständen geschlossen,
wornach der Pi-inz Ladislaus aus der Gewalt Frie-
drichs, oderwessen immer sammt der Üngrischen ,

Krone und allen Reichszubehören befreyt, und hierin


lüit gemeinschaftlicher unzertrennlicher Kraft gear-
beitet werden sollte. Ladislaus nach seiner
sollte
Befreyung ,
gemäfs dem Testamente Alberts
nach ,

Prefsburg gebracht , und seine Länder bis zur Voll-


*) Rite et patenter convictus y quod ürrdtcs et inscrlptio-
nes certammliterarum Regno Hunffarias datarum tra/js,,
gresjus sit, •
66
jährigkeit desselben durch die im Testamönte bestimm-
ten Vormünder vorwaltet werden, Friedrichen allein
ausgeschlossen , da er das Testament umzusiofsen
sich erkühnt habe, und folglich zu dessen Vollziehung .

nicht geeignet sey.


Es ward nun ferner ausgemacht, diese Conföde-
i'ationdem Cardinal von St. Angelo bekannt zu ma-
chen und um denPapst desto eher z u r M i t w i r-
,

liung zu bewegen ward gedachtem Cardinal er-


j

klärt: so wie einerseits die Loslassung Ladislaw's die


besten Mittel an die Hand geben werde die kirchli- ,

chen Streitigkeiten in Böhmen zu berichtigen eben ,

so seine Vorenthaltung die verbündeten Stände leicht


xwingen könnte es mit den Franzosen und andern
>

zu halten, deren Wunsch noch immer dahin gehe,


ein allgemeines Concilium zu erwirken, und die Macht
des Papstes zu beschränken *).
Es wurden aber auch Gesandte ?in den Papst er-
nannt, und mit dem Creditiv der confciderirten Stände,
auch mit einer anständigen Begleituiig versehen j näm-
lich der Bischof von Raab und l'homas Angelbech:
iliese sollten dem Papste mit den triftigsten Vorstel-
lungen dem Kaiser Friedrich mit Drohungen der
,

Verwüstung Steyei'marks , zusetzen.


Friedrich hatte indessen in Kom bey Nikolaus V
den besten Empfang gefunden. Der Papst hatte ihm
die Kaiserkrone nicht nur aufgesetzt, sondern auch
durch Bullen vom lo. 22. und 27, März 1452 allerhand
Vorrechte verliehe m, z. E. dafs er, wenn seine Lande
angegriffen würden, auch von Ketzern Beystand an?
nehrnen könne ; AaSs er seine Länder und Herrschaf-
ten verbessern und vermehren dürfte. Am 4» April
i/|52 schleuderte 'der Papst sogar förmlich den Bann
auf T-Uich von Hynczinger und andere Osterreichi-

*) Ouibus adhuc in pectore residet , velle habere Concilium


generme.
i67

sehe Stände, (wobey die Cllleyer jedoch nicht genannt


waren) die er für Reb eilen erklärte; kraft eines

alten Österreichischen Hausgesetzes nach welchem ,

bey Hinterlassung eines minorennen Erben alle mahl


der ältere Fürst des Hauses über ihn die Vormund-
schaft zu führen habe, und kein anderer.
Dieser Bann hielt die Gesandtschaft der Conföde-
rirten in Florenz auf, der Papst liefs sie nicht nach
Born, und Friedrich antwortete auf ihr Schreiben nur
das ,dal's er über Ladislaw's Angelegenheit nicht in

Italien, sondern in Österreich unteihandeln wolle.


Die von dem Bann betroffenen Österreichischen
Stände, vorzüglich Cilley undEynczinger, appellirten
von dem übel unterrichten Papste an den besser zu
unterrichtenden, oder an ein Concilium *); die Ge-
sandtschaft in Florenz aber erhielt Befehl, Ladislaw's
Befreyung mit List zu bewirken. Zu dem Ende unter-
handelte sie mit Niklas von Krottendorf dem Erzie- ,

her des Prinzen, um diesen durch eine heimliche-


Flucht aus Neapel in ihre Mitte zu ziehen j aber diese
Unterhandlung, wodurch dem Niklas von Krottendorf
ein fettes Bisthum versprochen war, wurde entdeckt,
Krottendorf verhaftet, Ladislaw nur noch
besser bewacht. Am 22. April 1 4^2 schrieb der
Papst an Hunyäden, um ihm den Bann bekannt zu ma-
chen, und ihn von allem den Österreichern zu leisten-
den Beystand abzumahnen. .

Hunyäd zögerte jetzt um so mehr , als Jiskra die


wider ihn ausgesprochene Reichsacht nie it achtete,
und Friedrich sobald er in Neustadt w'eder ange-
,

langt war, schrieb am 7. July i452 anHunyad, fafste


ihn bey seiner Religiosität und Ergebenheit gegen
den Papst, versprach ihm und seinen Söhnen Erkennt-
lichkeit, und schickte zur Bestätigung seiner Gesin-
*) Si qiiod est, Gut in futurum^ ijuo<1 pr^rime erit^ et in
hrev> sptrßtur.
i68
nungcn ^cn Acncas Sylvius an ihn, um ihn zur Mit-
hülfe wkler die Rebellen zu bewegen. Letztere konnte
nun zwar nicht bewirkt werden doch blieb Hunyad:

bey den folgenden Auftritten unthätig; im Herzen


sagt Aeneas war er Friedrichen günstig *), denn
,

den Cilleyern traute er noch immer nicht. Vielleicht


hielt ihn jedoch die Aussicht hin , dafs nach Ladis-
iaw's Bcfreyung nicht Ulrich von Cilley, sondci'n sein
Freund Ulrich Ton Eynczinger, der Leiter des Prinzen
bleiben würde. Er liefs nun also diesen handeln.
Beyde Ulriche verfolgten ihr Ziel ganz einträch-
tig: sie verhinderten die Bekanntmachung des päpst-
lichen Bannes umsetzten Neustadt, schlugen
,

einen aus der Feste gemachten Ausfall zurück, und


wären bald in Neustadt selbst mit den Fliehenden ein-
gedrungen, hätte nicht, am 29, August i452, der ta-
pfere Andrpas Baumkircher sie mit wenigen Braven
an derBiHicke des Wienerlhores aufgehalten**). Am
4. September mufste endlich Fri edrich denPrin-
zen den Österreichern ausliefern ; sie führten
ihn zuerst in ein Bad, dann nach Berchtolsdorf, welche
Feste Ulrich vonCilloy innehatte, dann nach Wien.
Ihn zu bekomplimentiren schickteHunyäd den
Erzbischof Dionys den Woiwoden Niklas von üjlak,
,

den Bischof Johann von Grofswardein und seinen al-


tern Sohn Ladislaus in Begleitung von 2000 Reutern
mitansehnlichen G es ch e nk e a nachWien. Auch
Aeneas kam dahin, um im Namen Friedrichs seines
Herrn das weitere zu reguliren Avas noch wegen ,

Herausgabe der Krone imd der Appei'tinenzen^von


Ungern abzuhandeln Avar. Alles schien gut zu gehen,
der Prinz äufserte bey einer Aufwartung. der Öster-

*) Studuit regnandl cupidus Caesari, ut quam diutissime


Ladislaum in poiasiate haleret.
**) S. Ilorirtayers Tr*»chenbuch für vaterländische Ge«
schichte 1813. S. 197 folg.
16^,
und Ungern, er sey in Ungern geboren und
relclicx ,

werde in Ungern seinen Wohnsitz aufschlagen. Diefs


schrieben die Uugrischen Abgeordneten in tausend
Briefen in das Reich, und Dionys der Erzbischof er-
zählte es dem Aeneas dreymahl yor Freuden. Mit
Aeneas Sylrius kam es wegen der -vTeitern Folgen der
Befreyung Ladislaw's von Friedrichs Gewalt, zu
,

lebhaften Debatten. Johann Bischof von Grofswardein


nannte vor fVeüden diese Begebenheit eine Lofslas-
sung Ladislaw's aus der Gefangenschaft. Aeneas, der
die Plane des Ciilcj ers ahndete, gab ihm zu verste-
hen, Hunyäd dürfe sich hierüber nicht allzusehr freuen.
Als Johann Bischof von Grofswardein erklärte , das
Rcichs-Conseil werde wohl auf unbedingte und unent-
geltliche Auslieferung der Krone und Ungrischen Be-
sitzungen bestehen, und als er den Aeneas warnte,
dafä sein Herr nicht länger die Ungern reizen solle,
deren König schon frey sey ; stellte ihm Aeneas Syl-
vius vor: der Kaiser könne doch noch den Ungern
(besonders dem Hunyädischen Hause) sehr nützlich
seyn. Johann Bischof von Grofswardein erwiedertc
hierauf: Ungern sey mächtig genug, um seinen Freun-
den ihr Wohlwollen reichlich zu vergelten *).
Zu den weitern Verhandlungen mit Frie-
drich ward nun eine Zusammenkunft auf den ii. No-
vember in Wien angesetzt. Hier verlangte Frie-
drich von allen drey Nationen die Wiedererstattung
der auf LadislaAv's Erziehung gehabten Unkosten; von
den Ungern den Pfandschiiling für die Krone und die
Beichs- Appertinenzen: dann den Kaufpreifs und
Kriegskosten-Ersatz für solche Ungrische Schlösser,
die er den Räubern mit Watlcngewalt habe abnehmen
müssen, um seinen Ländern Ruhe zu verschaffen,
da damahls die Ungern durch den Türkenkrieg ver-
*) Nostrum Regmttn adeo est excellens et nol-i'e^ ut benc
facienti facila retribitere posslt.
hindert gewesen wären , Ruhe und Ordnung im Rei-
che zu erhalten, und den Friedrich selbst aufgefor-
dert hätten, die Räuber zu Paaren zu treiben. Die Un-
gern antworteten, Elisabeth habe weder die Krone
noch die üngrischen Städte mit Recht verpfänden
können. Die Räubereyen habe Friedrich selbst da-
durch veranlafst, dafs er den Ladislaw von Gara wi-
derrechtlich gefangen genommen. Die erwählten
Schiedsrichter sprachen aus Friedrich solle die in
:

Pfand besessenen Städte so lange besitzen , bis sie


ausgelöst würden, aber die andern samnit der Krone
sollte er unentgeltlich ausliefern. Allein Friedrich
weigerte sich schlechterdings, sich diesem Ausspru-
che zu fügen; es ward blofs ein Stillstand bis zum
11. Juny 1453 beliebt.

Als man mit dem Vergleiche nicht zu Stande kom-


men konnte, begehrten nun die Ungern dafs ,

Ladislaus in ih# Reich kommen, und sich


krönen lassen solle. Eben diefs forderten zwar
auch die Röhmen von Ulrich Eynczinger unterstützt
,

aber Cilley, der inzwischen den Prinzen ganz von


sich abhängig gemacht hatte , entschied für den Vor-
rang der Ungern nur verlangte er dafs eine feyer-
: ,

liche Deputation des Üngrischen Reichs-


Conseils, den Gubernator an der Spitze, den Prin-
zen in Wien abhohlen solle. In Geheim ward der
Plan mit allen Feinden und Neidern des Hunyädi-
schen Hauses entworfen, den Johann von Hunyäd von
den Reichsgeschäften zu entfernen. In ihren gehei-
men Zirkeln nannten sie ihn einen Tyrannen einen ,

Reichsverräther der zwey grofse Ungrische Armeen


,

den Türken geopfert, viele Provinzen des Reichs ver-


lohren den König von Pohlen Wladislaus I ins Ver-
,

derben geführt, und dem Reiche ein unerträgliches


Joch aufgelegt habe. Er sollte in eine Ecke Sieben-
bürgens nach Ristritz geschoben werden, das Reichs-

/
171

rüder sollte Ulrich Ton Cillej und seine


Freunde *) ergreifen. Mit der Ausführung des
Plans wollte man aber nur nach und nach vorgehen,
um dem mindern Adel, der Hunyaden anhing, nicht zu
früh vor den Kopf zu stofsen. Dem Hunrad selbst sollte
noch einige Zeit lang geschmeichelt werden.
Hunjad liefs sich auch noch einige Zeit durch
den äufsern Schein hinhalten er erschien an der;

Spitze einer zahlreichen üngrischen Gesandtschaft za


Ende Decembers 1452 in Wien. Auf dem hohen
Markte **) daselbst ward eine feyerliche Versamm-
lung gehalten: da legte Hnnyäd vor dem auf dem
Throne sitzenden Ladislaw seine Gubernator-
würde nieder ***). Dafür erklärte ihn Ladislaw

zu seinem General-Capitän in Ungern, und zum Erb-


grafen von Bistritz. Die Diplome hierüber sollten aus-
gefertigt werden, sobald dem Könige in Prcfsburg
fejerlich gehuldigt worden.
Der Zug ging also von Wien nach Prefsburg,
wo im Januar i453 eine zahlreiche Reich s Versamm-
lung mit Zuziehung der Comitats-Deputirten Statt
hatte. Von einer neuen Krönung war jetzt keine Rede
mehr. Ladislaus zählte in seinen Diplomen die Regie-
rungsjahre von der schon geschehenen. Wohl aber
versprach der König in dem Reichstagsabschied vom
3i. Januar 1453 ****), und beschwor auch eidlich,
dafs er das Reich bey allen Frey he iten Gesetzen ,

und Gewohnheiten erhalten wolle, die unter Sigmund


ind Albert Statt gehabt hätten und dafs er die Gräa-
,

') Major regni , d, h. der OUgarchen , vis adv^rsus Jo-


hannem sentire videbatur.
**) Alto inforo, Thuroti.
"^**) Die muthniafslich hiebey gehaltene Rede Hunyäd«
siehe in Hormayer's Plutarcli II. S. i4o.
**•) Dieses Datum hat das- Original, das KoTachtcli
bey Koppi sah. V&stig. v. 381.
»72
zen des Reichs nicht schmählern, 'wohl aber vcrthei-
digcn und die tibgerissenen Thcile des Reichs an das-
selbe zurückbringen wolle. Dagegen versprachen und
beschworen die Prälaten, Baronen, die adelichen
Reichsräthe und die Comitats-Deputirten ihrem nun-
mehrigen Könige Treue und Gehorsam. Diefs ist dafs
erste Beyspiel eines auch ron den Ständen reichstäg-
lich geleisteten Huldigungseides.
Die weitern Verfügungen des Reichstags zeigen
deutlich, dafs Johann von Hunyad in der Anhäng-
,

lichkeit des mindern Adels eine sichere Stütze wider


die ihm übel wollenden Cilleyer und deren Anhänger
fand. Wohl liefs schon während dieses Reichstages
Ulrich von Cilley das Gerücht verbreiten Hunyäd ,

habe sich anerboten, dem Könige alle Jahre 24000


Dukaten, dem Cilley 12000 Dukaten zu bezahlen,
wenn ihm nur Ladislaus das Amt eines Gubei-nators
zurückstellen und die Verwaltung des Reichs und
,

seiner Einkünfte übertragen wolle; allein Cilley habe


diefs abgelehnt, und nun suche sich Hunyäd mit Jo-
hann von Jiskra zu verständigen, und mit ihm gemeine
Sache zu machen. Nichts konnte das Zu tra uen der
Mehrheit der Stände in Hunyäd erschüttern.
Alle Schenkungen Wladislaw's und Elisabeths wur-
den reichstäglich vernichtet, aber die des Guberna^
tors Hunyäd wurden bey Kräften erhalten. Der ge-
sammte Reichstag interressii'te sich dafür, dafs er
General-Kapitän des Königs bleibe, und der
König fertigte ihm auf Andringen des Reichstags ein
langes Diplom aus worin er mit dieser Würde be-
,

ehrt mit den Herrschaften Görgeny und Deva be-


,

schenkt *), und zugleich zum Erbgrafen von Bi-


stritz ernannt ward. Schlau hatte Cilley gerade diese
Schenkung fürgewählt, denn er wufste, die auf ihre
Privilegien mit Recht haltenden freycn Siebenbür-
*) Spieß J. 'J67,
*73
ger Sachsen "würden über Hanyädcifersilthlig wer-
den, und von Cillcy begünstigt, es zu rerliinderri
issen
-v\ dafs der freve Sächsische Bistritzer Distrikt
,

nicht Hunjäds Eigenthum werde. Den geheimen Groll


wider Ilunyäd lieft Cllley blofs durcü eine höhni-
sche Anspielung in seinem Wappen aus. Un-
ter dem Vorwand nämlich dieses Wappen zu ver- ,

mehren, fügte man zu dem Raben mit dem goldnen


Ringe im Schnabel einen rothen Löwen im weii'sen
,

Felde, der mit dem einen Vorderfufse eine Krone


empoi-hob, wie das Diplom sagte weil Johann von ,

Hunyäd die Rechte der Krone bisher aufrecht erhal-


ten, und Ladislawen in das Reich eingeführt habe,
wobey die weifse Farbe des Schildes seine Aufj-ich-
tigkeit andeuten sollte; aber wie man es in Geheim
verbreitete, weil Hunjad die Krone so gern für sieh
habe rauben wollen'*). Wiegen dieser Anhänglichkeit
des Adels an Hunyad ward denn auch sein liiebling,
der Bischof von Grofswardein , zum Kanzler des Kö-
nigs und sein ällester Sohn Ladislaus zum Ban von
,

Croatien und Dalmatien ernannt. Auf Hunyäds Betrieb


W ard feiner beschlossen den Jishra durch Geld-
,

schenkung zu bewegen, dafs er Ober- Un-


gern räume. Um das nöthige Geld hiezu aufzubrin-
gen verlangte der König von jeder Pforte einen Gul-
,

den dicfs ward auch dekretirt


: mit der Versiche- ,

rung dafs diefs den Freyheiten des Reichs nicht


,

nacluhcilig seyn solle **). Alle sonstige Excesse und


Beleidigungen des Königs und Eiagriffe in dessen
Rechte und Besitzungen sollten zwar amneslirt seyn,
allein der Artikel von Demolirung aller neuerrxchle-
ten Schlösser ward bey Kraft erhalten, und eben so

*) Diese Auslegung kennt Tburotz —


• leonem coronam
unguifjus rapere volentem.
**) Kovachich suppl. II. \ 1 9. Novtsslme enim de marübus alie-
nis evulsi paternas damus noitras ubique vacuas invenimus^
»74
strenges Gericht über alle gewaltthätige Güterbesitz-
nehmungen angeordnet. Alle übrigen Reichsangele-
genheiten sollten auf einem nächstens zu Stuhhveis-
senburg zu versammelnden Reichstage entschieden
"werden ,den der König vierzig Tage vorher einbe-
rufen %olle. Um den Sachsen* in Siebenbürgen die
widerrechtliche erbliche Verleihung von Bistritz we-
niger empfindlich zu machen Ivurden ihnen drey ver-
,

fallene Schlösser mit ihrem Gebiete, Talmats, Lo-


theh är und Verestorony (rother Thurni) verliehen
das erste sollten sie schleifen die zwey andern aber
,

befestigen und vertheidigen. Johann vonRozgon, Woi-


w ode von Siebenbürgen Raynald und Oswald von
,

Rozgon, Grafen der Szekler, erhielten die Herrschaft


Csokakö im StuhlweissenburgerComitate, mit der An-
führung, >Veil sie Hunyäden in derVertheidigungdes
Reichs ritterlich beygestanden wären.'
Unter dem Vorwand, dafs nun eine ähnliche Hul-
digung in Böhmen und Mähren vor sich gehen, und
hiezu alles vorbereitet werden müsse entfernte sich
,

Ulrich vonCilley mit dem Könige nach


Wien, und nahm in Folge dessen dafs nun Lad,is-
,

law selbst die Zügel der Ungrischen Regierung er-


griffen hatte ,auch den Katizler Johann Vitez mit.
Hunyad hingegen zog sich nach Siebenbür-
gen zurück und sah gleichsam von weitem zu wie
, ,

die Türken tinter Mahomet die Mauern von Byzanz


seit dem 2. April in Schutt legten. Nach der ihm in
Serblien von einer alten Wahrsagerin anvertrauten,
und wie man dafür hält geglaubten Prophezeyung,
,

sollte ja mit dem Falle Constantinopels der übrigen


Christenheit ein neuer Glücksstern aufgehen Aul !

die schon vorher gegangenen Klagen und Hüifsbitten


der Byzantiner hatte Ladislaus erwiedert, der abge-
echlössene Stillstand mit den Türken, der noch i 1/2
Jahre zu dauern habe erlaube ihm nicht zu Gun-
, ,
«75
*ten der Byzantiner eine Diversion vorzunehmen,
Blofs eine fürbittende und drohende Gesandtschail
wollte er schicken. Zu dem Ende kam vorerst ein
Abgeordneter Hunyäds in das Türkische
Lager vorByzanz, welcher dem Sultan Maho-
med erklärte : da sein Principal nunmehr das xVmt
eines Reichs-Gubernators niedergelegt habe , so gelte
der letzthinige Waffenstillstand nicht sondern der ,

Sultan müsse sehen, wie er sich mit dem neuen Kö-


nige vertrüge. Die Byzantiner fügen hinzu Hunyads :

Abgeordneter, von dem Glauben seines Principals an-


gesteckt habe noch die Türkische Artillerie diri-
,

giren helfen damit die Mauern von Byzanz desto


,

eher nieder gedonnert würden. Am 27. May i453 war


Constantinopel schon gefall e n, als Ladislaws
Gesandter Die Fürbitten wären nun zu spät,
eintraf.
die Drohungen zu voreilig gewesen ; der königliche
Gesandte begnügte sich also, Ladislaws Thronbestei-
gung dem Sultan anzukündigen.
Indessen war Jiskra durch Geld abgefunden,
und räumte mit seinen "Völkern die Gegendea
Ober-Ungerns, um sich nach Böhmen zu bege-
ben; allein ein bisher untergeordneter Feldherr des-
selben, Namens Peter Ax amyth, weigerte sich da»
Land zu verlassen, und zog durch einen reichlichen
Sold allerhand, besonders BöhmischeMarodeurs von
Jiskra's Leuten an sich. Ladislaus von Hunyäd
vom Könige den Auftrag diesen Bä^uber
erhielt ,

zu bändigen; zum Gehorsam an ihn wurden alle


königlichen Freystädte und alle grofsen Güterbesitzer
der obern Gegenden, z. E. Johann de Pereny, die
Herrn von Homona Pongratz u. s. w. angewiesen.
,

Es scheint Ladislaus erfüllte seinen Auftrag mit gu-


,

tem Erfolg, aiii 23. September »453 befahl er von


Zeben aus; alles was sich noch an zerstreuten Ra^;-
liern und Übelthätern finde sorgfältig aufzusuchen
,
176
und gesetzlich ab^asii-afen ducli hielt bieii Axamj^lh
,

noch in Plavnitza.
Während dieser Vorgänge hielt sich Johann von
Hunyiid ruhig inBistritz, und liefs ohn-weit der Stadt
Bistritz um sie im Zaum zu halten ein Schlofs
, ,

{pro lionore Comitatiis) bauen; noch am 32. July i4'53


möglich die Freyheiten der Bis-
suclite er so gut als
tritzer Sachsen mit seinen Rechten und Einkünften
als Erbgraf zu vereinigen ; denn der König Ladislaus
hatte die Siebenbürger Sachsen durch einen neuen
Freybrief vom 14. März 1453 versichert, sie sollten
ihre alten Freyheiten alle behalten, ihr Gebiet solle
unzertrennlich seyn, und alle königliche Briefe, die
diese Freyheit aufheben sollten als nicht erflosseu
,

angesehen Averden. Hunyäd besuchte den Hof nicht


die Nachrichten die er aber daher erhielt
, waren ,

immer bedenklicher. Die Elisabeth, Tochter


Ulrichs von Cilley und Braut seines Sohnes La-
dislaw, war um diese Zeit ge s tor b en, und so war
auch das letzte Band zerrissen, welches die Häuser
.Hunyäd und Cilley zu einiger Mäfsigung und Achtung
gegen einander verbinden sollte *). Cilley machte
nun kein Hehl mehr aus dem Plane, die Regierung in
allen Ländern Ladislaws unter dessen Namen selbst
zu führen. Mit Friedrich sollten nach dem 11. Juny
1453 neue Traktaten gepflogen werden; aber Cilley,
aus Hals wider Friedrich vereitelte und verschob
sie alle. Die Reise Ladislaw's nach Böhmen verschob
er ebenfalls unter dem Vorwande eines Geldmangels ;

indessen aber führte er das üppigste Leben am


Hofe ein, gewöhnte den jungen Prinzen an aller-
hand Ausschw'Cifungen Tin Essen, Trinken, und in

*) Nach flem Chron. Cilley. starb sie vor dem Beylager,


das imDecember i453 hätte Statt Laben sollen.
»77
enthaltsame und steife Lebensart lustig, die Ladis-
la>r bisher unter Friedrichs Yormundschaft geführt
habe. Nicht nur sollte Hunyäd auf immer von den
Geschäften entfernt seyn, sondern auch
Eynnzinger, den Cillev beschuldigte, dafs er
allerhand landesfürstliche Schlösser, in Österreich an
sich gerissen habe deren Zurückstellung Cilley nun
,

forderte. Um sich auswärts eine Stütze zu verschaffen,


verlobte Cilley die Schwester des Königs, Elisabeth,
im August 1^53 durch Traktaten zu Breslau an Ca-
simir, König von Fohlen. Sie sollte eine Aussteuer
von looooo Dukaten erhalten, die Casimirn auch
bliebe falls Elisabeth
, kinderlos sterben würde.
Diese Aussteuer sollte binnen drey Jahren erlegt
werden: wo nicht, so sollte Casimir den doppelten
Betrag zu fordern haben. Am i5. August i453M"illIgte
L -dislaw ein, ddo. Bertholsdorf, dafs, da die Abgabe
vom I.Februar von jeder Porta oder jedem Joba-
gyo den üngrischen Comitaten zu viel dünkte, von
fünf Porten ein Gulden zu entrichten seyn solle, wie
es die Gomitate wünschten *).
Indessen drangen die Böhmen immer heftiger auf
die Ankunft ihres Königes, und Cilley sah sich ge-
nöihi,^t, einen Osterreichischen Landtag in Krems
auf den September i453 auszuschreiben, um sich
daselbst Geldsubsidien zur Böhmischen Reise bewil-
ligen zu lassen. Diesen Zeitpunkt benutzte Ulrich
von Eynczinger, um sich sammt mehreren mit ihm
gleich{?estimmten Österreichischen Ständen mit zahl-
reicher Begleitung in Wien einzufinden. Im Ein-
Terständnifs mit dem Wiener Bürgermeister Niklas
Te.chler, und mehrern and«»rn ap.-^esehenen Bür{:;ern,
beschlofs er, den Ulrich von Cilley in der Bur"
und zu ermorden; aber Cilley,
selbst zu überfallen
durch seinen treuen Freund Graf Michael von Maid-
•) Kovachich c. l.

Eugeis Gesch. r. Ungern. IIL ||


178
bürg gewarnt zog mit bewaffneter Begleitung aus
,

tlerBurg, und entwich aus der Stadt nach Ber-


tholsdorf *), und von da nach Krumau in Mähren,
von wo aus er am 30. Octobcr i453 vergebliche Be-
schwerden an den Landtag wider Eynczinger erge-
hen liefs. Eynczinger hatte sich jetzt an Cylley's
Flatz gesetzt, und leitete die Geschäfte.
Ein neuer , ein besserer Geist schien mit Eyn-
.czingern an die Seile Ladislaw'szurückgekommen zu
seyn. Wegender bevorstehenden Reise nach Böh-
men ward Hunyäd aus Siebenbürgen berufen, und
2u Wien in voller Raths - Yersammlung nochmahls
zum Ober-Kapitän des Reichs ernannt,
mit der Vollmacht, alle Militär und politische Ge-
•'

schäfte zu besorgen und die Ivöniglichen Einkünfte


,

zu verwalten. Die Reise nach Böhmen ward unver-


züglich angetreten. Die Freyheiten der ütraquisten
wurden in der Reihe der Böhmischen Kapitulation
Ton zwanzig Artikeln zu Iglau beschworen am ,

28. October »4^3 ward Ladislaw in Prag ge-


lirönt, und zwar von Dionys Erzbischof von Gran,
•weil Rokyczana der Prager Erzbischof ein Hussite war.
Eben dahin kam aber auch ein päpstlicher
Gesandter, Johann de Castilio, Bischof von Pavia,
der im Nähmen des Papstes den Fall von Constan-
tinopel höchst kläglich vortrug, und den König La-
dislaus zu einer in Gemeinschaft andrer christlichen
Mächte im künftigen Jahre wider die Türken
zu beginnenden grofsen Unternehmung auf-
munterte. Er erkläi-te: der Papst wolle zu dieser
grofsen Unternehmung alle Einkünfte seiner aposto-
lischen Schatzkammer widmen, und sich nur so viel
vorbehalten, als zu seiner Nothdurft hinlänglich
wäre j ferner wollte der Papst hiezu ein Zehntel von
den Einkünften der gesammten päpstlichen Geistlich-
*) Chron. Cilhy, Vergl, Österr. Plularch. IV. S. 49.
»79
keit bestimmen*); endlich aber auch Indulgenzen
verleihen, unter deren Zusicherung das Kreuz wider
die Türken gepredigt werden könnte. Zu gleicher
Zeit hatten die Kaufleute ^ on Bartfeld und Zehen den
König benachrichtigt, Sultan Mahomet rüste sich
stark, um im künftigen Jahre Ungern anzufallen. —
Der König erklärte hierauf vorläufig durch seinen
Kanzler, den Johann Vitez Bischof von Grofswardein,
er sey allerdings bereit, der päpstlichen Aufforde-
rung zu entsprechen, und werde Commissarien er-
nennen, welche mit dem Legaten die Sache in nähere
Überlegung ziehen sollten. Nach gehaltener Berath-
schlagung ward beschlossen, und dem päpstlichen
Gesandten ward zu Anfangs Januar der Beschlufs
eröffnet: dafs sowohl in Ungern schon ein Reichstag
ausgeschrieben wocden, als in Böhmen und Öster-
reich Reichs -und Landtage zu versammlen seyen, um
die nöthigen Rüstungen wider die Türken zu dekre-
tiren **). An den Ungrischen Reichstag sollten dicfs-
falls Commissarien abgehen
liöfiigliche aus dem ,

Mittel der Ungrischen, Böhmischen und Österreichi*


sehen Reichsräthe um die Berathschlagungen der
^

Ungrischen Stände zu leiten. Das Resultat der allsei-


tigen landtäglichen Berathschlagungen
sollte dem Papste durch eigene königliche Gesandte

gemeidet werden. -.In einer grofsen Rathsversamm.
lung zu Prag ward abermahls dem Johann von Hu-
nyad alle Vollmacht gegeben, die Rx^ichs -Geschäfte
mnd. Reichs -Einkünfte überhaupt, dann aber beson-
*) TJnde et conßdentsr per universam Christianitatcm bo-
norum omnium ecclesias'icorum decimam ejcSi.lvi man-
divit^ ut (fui eccUsiastici honoris dignitate ceteros ante-
cedjfity etiam primi oneris hujus ^loriosi videantur.
**) '^lae ut celerius fierent, ind>c*a est per Uteras Kenias
in Ixegno Hungariae ad oppidum Hudense generalis . an-
rentiü, et diaeta per m^n'gm Febr. nunc affuturum et*
lebra/idae. JlSS. KoUur. ejc cod. AleUic.

M 2
i8o
ders die Angelegenlielt des Türkenkrieges während
der Abwesenheit des Königs zu leiten.
In Folge dieser königlichen Befehle schrieb Hu-
nyäd General -Kapitän den Reichstag aus;
als
denn nie war er mehr in seinem Element, als wenn
es sich von einem Tüikenkriege handelte. Noch frü-
her, als es der König gewünscht hatte yersammleie
,

er den Ungrischen Reichstag, zu welchem alle Prä-


laten, Baronen, adeliche Reichsräthe und Deputirie
jedes Comilates einbei'ufen waren. Am 14. Januar i4^4
kamen bereits die Stände zusammen, und schon in
eilfTagen, am z5. Januar 1454» ward ein sehr merk-
würdiger Reichs-Abschied TCi'fafst. Als könig-
liche Commissarien waren zugegen Ulrich ton
Ejnczinger, Pankratz Ton Plankenstein, und Georg
Doczner.
Ilunyäd fährte den Ungrischen Ständen die Noth-
wendigkeit zu Gemüthe, diefsmahl aufserordent-
liehe Anstrengungen wider die Türken
zu beschliel'sen und eifrig zu betreiben, damit das
Reich nicht wieder ,wie bey der mongolischen Ver-
wüstung unvorbereitet seynmöge, da ein Einbruch
der Türken in diesem Jahre gewifs bevorstehe. Die
Beschlüsse des Reichstags stellten wirklich eine be-
deutende Macht auf, jedoch mit der oHgarchischcn
Clausel, nur diefsmahl und für die gegenwärtige Ge-
fahr liefsen sich die Stände solche aufserordenliche
Mafsregeln gefallen, sonst aber solle das Reichs -De*
fensionswesen bey der alten Form bleiben.
Eine respektable Reichs -Armee sollte also aller-
dings aufgestellt, und der Oberbefehl darüber auf
ein Jahr dem Johann von Hunyäd als Ober -Kapitän
aufgetragen werden.
Zur Regulierung der hierauf Bezug nehmenden
Angelegenheiten aber wurde dem Johann von Hunyad
«ine Deputation von sechs Prälaten, sechs RcichS'
i8i

baronen und sechs adelichen erwählten Rclchsräthen,


in Allem von achtzehn Personen, beygegeben. Es ist
wahrscheinlich , dafs Hunyad diefs selbst TCrlangt
habe, um
bey den Tiden Neidern, die er hatte,
dem Vorwurf zu entgehen, als trachte er nach der
obersten Gewalt, und um seinen Befehlen durch die
Autorität der Prälaten u. s. w. noch mehr Nachdruck
zu geben.
Die Grundsätze der aufzustellenden Reichsmacht
beruhten ganz auf der bisherigen Form und Obser-
vanz ; nur ward jeder kräftiger zu seiner Pflicht ver-
halten. Der Beschlufs dieses Reichstags wirft daher
auf das Banderial- und Insurrektions-Wesen sehr viel
Licht.
Ins Feld sollten diefsmahl ziehen:
i) Das königlicheBanderium. Dieses sollte
so stark sej n , als nur die königlichen Einkünfte zu-
langen. Um diefs auszumitteln, sollten die Reichstags-
Deputirten den Bestand derselben genau untersu-
chen.
2) Die Banderien der Baronen. Hier müfs»
ten aber voiher die Reichs-Deputirten ausmitteln, wie-
viel jeder Reichsbaron an Stipendien (Salarien) aus
dem königlichen Schatze, laut Contract , zu erhalten
habe , aus welchen Stipendien (und namentlich Salz-
beitragen) er sodann sein Banderium besolden könne;
3) Die Banderien der Prälaten aus ihren
Zehent-Einkünften laut des Sigmundischen Anschlags,
jedoch mit verhältnifsmäfsigemAbschlagbey denjeni-
gen, deren geistliche Einkünfte (Zehnten)- seither
durch Schmählerung der Reichs - Gränzen gelitten
hätten.
4) Die Reuter de»; im Sigmundischen Regestrum
erwähnten mindern Geistlichen, (z. E. desAbten von
Martinsberg u. s.w.) nachVerhältnifs ihrer Einkünfte,
das die Reichs-Deputirten bestimmen sollten.
l82

5) Der ganze begüterte und unbegü-


terte Adel in Person. Dem zu Folge sollten in
jedem Comitale vier Commissarien deputirt werden
(Electi) welche darüber wachen sollten, daf§ jeder
^

seine Schuldigkeit erfülle. Diese jE/^c?/ bestimmen in


Rücksicht eines jeden Adelichen, ob er zuFufsoder
zu Pferde dienen Äolle. Nur folgende Ausnahmen und
Modifikazipnen dürften Statt linden,
a) Unbegüterten Adlichen steht es frey, unter
den Banderien der Landherrn (cum dominis suis) zw.
dienen.
b) Für minderjährige Adeliche konnte ein Mann
gestellt werden.
c) Von unabgetheilten Brüdern geht nur einer.
d) In Schlössern darf ein Kapitän mit einer mäfsi-
gen von den Comitats-Commissarien zu bestimmenden
Besatzung bleiben.
e) In den Curien ansehnlicher Adelichen darfein
Provisor zurückbleiben. Der Adel zieht übrigens
durchaus auf eigene Kosten ins Feld, und niemand
kann sieh durch Geld von der Insurreklions-Pilicht
(ab exerci'uatione) loskaufen.
6) Während nun allevorhergehende wider den
Feind ziehen, sollte noch eine Reserve- Armee
aufgestellt wei'den , welche diefsmahl nur bis an
die Gränzen des Reichs marschiren solle nämlich
,

durch die heut zu Tage sogenannte Portal-Ins ur-


rekzion. Nämlich von jedem hundert Porten in Städ-
ten und Dörfern des Königs und der Privaten, ferner
der Philister, Cumaner, Wlachen, sollten vier bo-
genschiefsende Reuter, und zwey Infanteristen mit
Bogen, Schwert und Lanze gestellt werden. Den An-
schlag machen die Stuhlrichter mit ihnen zugegebe-
nen adelichen, beeidigten Comitats-Deputirten. Diese
Truppen dienen in der Regel unter der Comitats-Fahnc
und uiUer dem vom (omitate bestellten Obersten
i83

(ductor Solche Edelleute jccloch die in meh-


belli). ,

reren Comitaten begütert sind, und eine grofseZahl


von Truppen zu stellen haben, können sie unter eine
eigene Fahne versammeln, sie müssen aber für das be-
obachtete richtige Verb ältnifs der zustellenden Trup-
pen-Anzahl haften, und die Stärke ihrer Banderien
dem General-Kapitän angeben. Der Comitats-Rapitän
treibt Ton jedem anrepartirten und nicht gestellten
Reuter ein Strafgeld von siebenzehn Gulden, und von
jedem Infanteiisten von zehn Gulden ein welche im ,

Nichterlegungsfalle durch Exekution eingebracht


weiden.
Disciplinar- Gesetze bey der Armee.
Ein adelicher Ausreifser verliert sein Besitzthum,
ein unadelicher seinen Ropf. Ein zu einem Banderium
Angeworbener, der bey der Fahne nicht erscheint,
wird enthauptet. Wider die Erpresser von Lebens-
mitteln und raubenden Truppen werden die noch ,

unter Hunyäd's Gubernatorschaft gegebenen Gesetze


erneuert.
Der Rechtslauf steht zwar während des Tür-
kenzuges still , in der Regel aber für Gewaltthätig-
:

keiten aller Art tritt der summarische Procefs ein.


Die Stuhlrichter und Comitats-Deputirten entschei-
den solche Processe und der Obergespann und Vi-
,

cegespann mufs die crflossenen Urtheile sogleich exe-


quiren, bey Strafe, beym Könige verklagt und abge-
setzt zu Averden.
Solche kräftige Mafsregeln fand sich Hunyäd im
Stande, von Eynczinger unterstützt, durchzusetzen er :

liefs von allem Beschlossenen den König unterrichten,

und ihm melden, er wolle das Reichsregiment nicht


als Haupt desselben sondern als Vasall wie ein an-
,

derer *) wälirend der Abwesenheit des Königs führen,


mit den ihm zugegebenen Räthen. Der König La-
*) Tanquam alter inhnbitator Regni nosfri.
IÖ4
dislausbezeugte ihm in seiner Antwort Ton Prpg
aus alles Vertrauen. Die Ernennung von acht-
zehn lleiclisrälhen genehmij^e er nur in so fern , als
Hunyäd sein General-Capitaneat kräftig ver-\valten und
alle Einmischung andrer in die eigentliche Regierung
und Finanzverwaltung abwenden solle. Hunyad hatte
dem Könige gemeldet, vor Anhebung des Türkenkrie-
ges wünschte er noch folgende Sachen in Bichtigkeit
gebracht
a) Den vollkommenen Abzug der Jiskra'i-
schen Böhmen aus Ungern. Diesen ohne allen
Schaden des Reichs zu bewirken, ertheilte Ladislaus
dem Hunyad alle Vollmacht.
L) Die Bändigung eines Österreichi-
sche n R äubers, N an kenreuter, der Ungern
mit 1600 Mann beunruhigte. Diesen solle Hunyäd ohne
•weitersbezwingen»
Die Ab«chiiefsung des endlichen Ver-
c)
gleichs mit Fri edrich. Diese überliel's ebenfalls
Ladislaus dem Hunyäd im Einverständnil's mit den
österreichischen Ständen.
Rlofs das begehrte der König von Hunviul, dafs
letzterer ihm zu seiner Reise nach Pohlen 3ooo Du-
katen und zur Befriedigung des A::amilh und seiner
,

Soldaten, damit sie endlich Zipsen ganz verlassen


iiköchten, 5ooo Dukaten zu Händen der Regehtschaft
in Österreich aus dem Ungrischen Schatze bezahle.
Während sich' nun I^adislaus unter Eynczingers
Leitung auch in Böhmischen Sachen standhaft be-
nahm, mit Beyhülfe Podiebrads die Anträge der Ca-
lixtiner, und besonders eines gewi&sen Benusch die ,

Religionssachen zu ihren Gunsten zu entscheiden ins ,

längere hinausschob, den Ragusanern ihre vormahli-


gen Schulzbriefe die sie vom Ungrischen Reiche
,

hatten, im April i454 zu Prag besutigte wofür sie


,

durch drey Gesandte oooo Dukaten zwey Kannenbo


,
i85
cken , Ewey Becken
und zwej und zwanzig Becher
,

und Schüsseln von Silber nnd vergoldet als Geschenk


gescliickt hatten *), während ferner Ladislaus
vonPi'ag, in Eynczingers Gesellschaft, nachPohlen
zur Hochzeit seiner Sch^vester reiste, und indessen
in Böhmen den Podiehrad, in Österreich den Wolf-
gang von Waldsee zum Landeshauptmann anordnete,
besorgte Hunyäd männlich und wacker die Vertheidi-
gung des Reichs wider die Türken. Die Macht der-
selben sollte über Serblien herfallen, und Georg
Branko witsch floh nach Ungern, um deren
Hülfe zu bitten. Hunyäd, in sein Element des Krie-
ges versetzt brach sofort mit der Ungrischen Haupt-
,

macht in die Bulgarey ein, drang bis Ternowa, schlug


mehrere Türkische Haufen, mufste sich aber zurück-
ziehen, und die Beute über die Donau bringen, denn
der ihm gehäfsige Ulrich von Cilley, und des-
sen Vater, Friedrich von Cilley, hatten ei-
nen Einfall ins Ungrische Gebiet, nament-
lich in Kroatien gethan wider Thomas Szekely Ae
,

Szent György. Zwar w4r Johann Vitovecz der Feld- ,

herr der Cilleyer, am i3. July 14^4 1 von Thoma»


Szekely geschlagen und am nämlichen Tage starb
,

auch der Graf von Cilley, Friedrich, Ulrichs Vater **).


— Aber Mahomed belagerte indessen die Hauptstadt
Georgs, Semendria oder Smederevo ***). Da ging

*) JJSS. Kollar. Item Ragusiensgs habent hie Nuncios suos


soUennes tt attulerunt magna muneru Domino Regi et
quantum inteUeJci volunt conßrmari facere privilegia Sita
quorum. ejcpeditio fieri poterit in Hungaria apud Dimi.
num Strigoniensern. Schon das'Jalir zuvor liatten die Ra-
gusaner den Stephan de Radulino geschicla, einen
Geistlichen, ihre Stadt dem Ungrischen Schutz zu em-
pfehlen. Diesen nahm der Kanzler Johann Vitez gut
auf, und der Senat dankte ihm dafür am 28. Novem-
ber K^53.
•*) Chron. Cilhy. bey Hahn. II. 716.
***) Siehe Geschichte von Ssrblien S. 4f>6.
,
i86
Hunyäd neue über die Donau, zwang ref einigt
aufs
mit Georg den Mahomed zur Aufhebung der Belage-
rung, schlug und fing den Türkischen Feldherrn Fe-
rizbeg bey Kruschewaz an der Morawa verbrannte ,

Widdin und drang bis Pirotha in der Bulgarey


Tor. Vielleicht wäre er noch liefer in die Türkey ein-
gedrungen wenn nicht Nachricht gekommen wäre,
,

dal's Ulrich von Cilley selbst, gleichsam als Bun-


desgenosse des Sultans, mit dem er dur»h seine Frau
Katharina versch^vägert war, Kroatien aüfs neue
angefallen, und Ostrowitza und noch ein andere»
Schlofs mit Sturm genommen habe. Von nun anwar
die Feindschaft zwischen Hunyäd und Ulrichen von
Cilley unversöhnlich; wahrlich ein solches Benehmen
des letztern war zu keiner Verzeihung geeignet.
Nicht gleich konnte und wollte Hunyad diese Treu-
losigkeit rächen j denn sein Hauptgedanke war der
Türkenkrieg. Johann, BischofvonPavia, hatte schon
im April 14^4 auf dem Reichstage zu Regensburg die
Deutschen Stände zur Mitwirkung gegen die Türken
ermuntert, aber der Kaiser Fiiedrich unterstützte
diese Anträge durch seine Coramissarien, worunter
Aeneas Sylvius war, nur sehr schläfrig ; eifriger war da-
für der HerzogPhilipp vonBurgund, und die Gesandten
Ladislaw's, darunter Johann Vitez- Mit vieler Mühe
ward endlich das Geschäft auf einen andern am ,

39. September zu Frankfurt versammelten Deutschen


Reichstag vertagt und daselbst endlich der Schlufs
,

gefafst den Ungern i5ooo Mann zu Pferd und 82000


,

zu Fufs zu Hülfe zu schicken. Der Papst liefs durch


eine Bulle vom 3o. September das Kreuz in Deutsch-
land predigen, zu Avelchem Ende Johann von Ca-
pistra, im Samnitischen Gebiet gebürtig, (daher Jo-
hann Capistranus genannt) ein Franciskaner- Mönch
und ßufsprediger , der sich schon seit i45i in Öster-
reich, Böhmen u. s. w. hcrunitrieb, im Deutschen
Reiche herum reiste. Auf Pfingsten i455 Sollten sich
die Kurfürsten und Fürsten zu dem Kaiser a erfftgen,
und die Angelegenheit des Türkenzuges regulieren.
Hunyäd, den einen, den grofsen Gedanken der
Demüthigung der Türken zu seinem Augenmerk neh-
mend, suchte Friedrichs Langsamkeit zu befeuern.
Die Türken, schrieb er Friedrichen, seyen durch
ihre letzte Niederlage bey Kruschewatz, muthloser
als jemahls; jetzt sey die Zeit, die Macht des üngri-
schen Reichs mit der Macht von ganz Deutschland zu
unterstützen. So brachte er es endlich dahin , dafs
Fi'iedrich einen neuenReichstag ausschrieb, nach
Neustadt, auf den 2. Februar i455, wobey aber-
mahls der päpstliche Legat, Johann de Paria , Johann
de Capistra Georg Podiebrad und mehrere üngri-
,

sche Prälaten und Baronen erschienen.


Während hier die ünterhand\angen mit deutscher
Langsamkeit bis zum 6. April flössen und ^vährend
,

Hunyäd offen und redlich das Beste des Reichs wahr-


nahm, wirkte in Wien die heimliche Cabale des
niederträchtigen Ulrich von Cilley. Der
junge König Ladislaus, nachdem er im November 14^4
in der Lausitz, im December zu Brefslau die Huldi-
gung eingenommen hatte, war in Begleitung des Ulrich
von Eynczinger kurz vor der Fastnacht gegen Ende
,

Februar i4j5, nach Wien zurück gekommen. In Wien


hatte Ulrich von Cilley noch viele Anhänger, Ulrich
von Eynczinger aber mehrere Feinde. Alles willkühr-
liche, was der zeitherige Statthalter in Österreich,
Wolfgang von Waldsee mit Kränkung der Freyhei-
,

ten des Wiener Magistrats gethan hatte ward dem ,

Eynczinger zugeschrieben. Eine grofse Parthey bil-


dete sich zu seinem Sturze, den Pangratz von Blan-
k^nstein an der Spitze; allein Eynczinger stürzte diese
Parthey , und nahm nur noch stärkere Mafsregeln.
Erbittert hiciüber verdoppelf^Ulrich van Cilley seine
>88
Machinationen *). Waldscc selbst, von ihm gewon-
nen, brachte es dahin, dals die Wiener innern und
äufsern Räthe den Ulrich von Cilley als Mitstatthalter
in Osterreich verlangten damit nicht einer nach Be-
,

lieben schalte und walte, sondern einer den andern


hontrolire: denn die Ungern drangen damahls sehr
darauf, dafs Ladislaus Österreich vei lasse, und in
Ungern seinen nehme, Ladislaus war so schwach,
Sitz
hierin einzuwilligen, und Eynczinger, zu hochherzig,
um einen solchen Mitstatthalter neben sich zu dulden,
begab sich freywillig von Wien weg, auf seine Schlös-
ser.Ulrich von Cilley neuevdings nach Hofe
berufen, zog im April 1^55 wie im Triumphe in
VYien ein. Diese unglückselige Verb le ndung der
Wiener hatte die schlimmsten Folgen für das Un-
grische Reich , für den König Ladislaus und die Fa-
milie Hunyäd.
Sobald Friedrich horte, dafs sein Feind Ulrich
von Cilley bey dem jungen Könige die Oberhand ge-
wonnen habe, und dafs inzwischen auch der Papst
Micolaus V, der Hauptförderer des Türbenzugs ge-
storben sey (124. März i455), so liefs er den Gedan-
ken des Türlienzugs fähigen und bewirkte vielmehr, ,

dafs von Reichswegen Albrecht von Brandenburg ab-


geordnet wurde, um seine noch übrige Streitig-
keiten mit Ladislaw auszugleichen. Die Ungri-
schen Gesandten wurden mit leeren Vertröstungen
aus Neustadt abgefertigt, die Beschlüsse zu Frank-
furt sollten zwar stehenbleiben, jedoch der Zeitpunkt
abgewartet werden , sie in Erfüllung zu setzen. Am
8. April ward zwar Alfonsus Borgia, ein Spanier, Bi-
schof von Valencia, als Calixtus III, zum Papste er-
wählt; er dachte aber in der Folge mehr an seine
Nepoten, als an die Türken.

*) Histoire generale de la maison d'' Autriche par Jean Lau-


rent Kraft y h BruxeUes T, J. p. 22»}.^
i8<)

Niemanrl war hierüber betrübter, Hunyäd aber


als :

eine noch viel gröfsere und erapfindlicherfe Kränkung


wartete auf ihn. Uli ich von Cilley hatte bereits einen
mächtigen und verständigen Nebenbuhler glücklich
entferntj nun sollte auchdcr zweyte , Johannvon Hu-
nyäd, aus dem Wege geräumt werden. Die Sachsen
in Siebenbürgen wurden aufgehetzt wider Hunyäd ,

zu klagen *). Alle alten schon oben erwähnten Yer-

läumdungen wider ihn wurden aufgewärmt uro La^ ,

dislawen dahin zu bewegen, Hunyäden die ihm neuer-


lich anvertraute Gewalt eines General-Kapitäns zu
nehmen, die er wohl nur zum Kronenraub mifsbrau-
chen wolle. Auch jetzt dringe er wohl nur dar\im auf
Ladislaw's Zurückkunft nach Ungern um sich der Per-
,

son des Königs zu bemächtigen, und dann sich selbst


auf den Thron zu schwingen. Als er den fünfzehn-
jährigen König nach seinem Sinne gestimmt hatte,
ward Hunyäd unter dem Vorwand wichtiger Reichs-
angelegenhciten nach Wien gerufen. Hunyäd von
seinen Freunden besonders wohl auch vom Kanzler,
,

dem Bischof Johann Titez, gewarnt, antwortete in Un- :

gern werde er des König Befelile gern annehmen und


vollziehen , aber nach Wien rufe ihn seine Pflicht
nicht. Psun ward dem Hunyäd befohlen, sich in Kittsee
einzufinden , um mit Ulrich von Cilley und mehrern
andern Käthen des Königs einige Reichsgeschäfte ab-
zuhandeln; da wollte man sich seiner Person bemäch-
tigen. Hunyäd erschien wirklich mit 2000 Reutern,
lagerte sich aber im Felde, und weigerte sich in den
Ort selbst zu kommen; auf dem Felde wolle er die
Unterredung pilegen. Vergebens schützten die könig-
lichen Räthe den Befehl des Königs, vergebens schützte
Ulrich von Cilley seine hochadeliche Geburt vor, um
ihn zum Eintritt ins Dorf zu nöthigen. Den wahren
Adel, antwortete er beifsend erkenne er in des Meii-
,

*) Marienburgs kleine Geschichte Siebcabürgeas, S.)i9.


190
sehen Brust ^ nicht In alten Pergamenen *). Die könig-
lichen Commissaiien seyen an ihn bestimmt, und
müfsten also zu ihm kommen. Er trete in kein be-
setztes Schlofs , ohne seine eigene Mitbesatzung hin-
ein zu legen. Man ging demnach auseinander, aber
Ulrich von Cilley steckte sich hinter andre Ungrische
Reichsbaronen welche es dem Hunyäd öffentlich
,

übel auslegten dafs er dem Könige nicht gehorche.


,

Vom Könige selbst folgten neue Einladungen mit Zu-


gestehung eines Geleitsbriefes. Hunyad machte sich
nun wirklich auf den Weg nach Wien, als ihm aber
hier Ulrich von Cilley entgegen kam und den G e- ,

leitsbrief vergessen zu haben vorgab, warf


ihm Hunyad seine Niederträchtigkeit in gerechtem
Zorne vor. »Sogleich würde er ihn auch dafür stra-
fen wenn er nicht des Königs schonte; nicht ihm,
,

sondern dem Könige schenke er sein Leben.« Wach


diesen Worten sprengte er davon und hinterliefs sei-
,

nem Feinde das Staunen der Beschämung.


Der Bürgerkrieg schien nun jetzt ausbrechen zu
wollen, und Ulrich von Cille^ berief den Johann Jis-
hra aufs neue aus Böhmen nach Ober-Ungern als ,

der ehrliche Franziskaner-Mönch, Johannes de


Capistra, sichinsMittel legte, und die Prä-
laten und Baronen des Ungrischen Reichs zu glei-
cher Vermittlung aufforderte. Johann de Capistra
meinte es mit der Christenheit redlicher als Calixt III,
obwohl auch dieser durch seine Breven seinen Ei-
fer für einen allgemeinen Türkenzug beurkunden
wollte. Im Juny i455 kamen daher die Prälaten
und Baronen zu Raab zusammen. Die Nachrichtj
die am 11. Juny zu Raab eintraf, Mahomet habe No-
voberdo in Serblien mit seinen reichen Bergwerken
erobert, und wälze sich nun weiter gegen die festen

*) Miserurh et ignobilern eiimfore , (jui non a propria^ sed

«/; aäena virtute nobilitatem sibi venäicure studdut. Boniin;


191
Plätze ron Serblien Lewegte alle Gemüther. Bald
,

nach diesem Kurier traf auch GeorgBranko witsch


selbst in Haab ein, und bat dringend umUngrische
Hülfe.
Schon hatten sich die Gemüther der Reichsrer-
sammlung ganz dahin geneigt, den innern Zwist zu
\ermitteln, und den Serblern bejzustehen; schon
versprach Hunyäd auf eigene Kosten loooo Mann zu
stellen, 20000 Mann aus dem übrigen Ungern zu ver-
sammeln, 10000 Mann, die der Despot anbot an sich ,

zu ziehen 10000 vom Herzog von Burgund zuführen


,

zu lassen, als der Franziskaner, Johann de Capistra,


aufs neue ein Beispiel gab, wie wenig Theologen ge-
eignet seyen , auf das politische Interesse ganzer Yöl»
her und Reiche acht politischen Einflufs zu nehmen.
Ganz zur unrechten Zeit brachte er den kleinlichen
Umstand zur Sprache, dafs Brankowitsch der
orientalischen Kirche ergeben, sich erst durch eine
Religions- Veränderung des Beystandes katho-
lischer Länder würdig machen müsse. Standhafter
antwortete der neunzigjährige Greis »Reich und Le-
:

ben wolle er eher einbüssen, als seine Überzeugung


ändern, und von dem Glauben seiner Yäter abfallen.
Man könne von ihm nicht billig verlanjjen, dafs
er, ein neunzigjähriger Greis, wieder ein Kind werde
oder ein Narr, um jenes, was er durch neun und
achtzig Jahre geglaubt habe, im neunzigsten für Un-
wahrheit zu erklären.« Trostlos verliefs er den Capi-
stran den durch Capistrans Ansehen gleichgestimm-
,

ten Hunväd verzweiflungsvoll eilte er in seine befe-


,

stigte Residenz Smederevo zurück *).


Die Versammlung der Prälaten und Baronen ward
nun von Raab nach Ofen verlegt aber sehr schwer
:

ging die A.ussöhnungsvermittelung. In dem Briefe des


üngrischen Reichs -Conseils an den Papst vom 21. July
. *) Geschiebte ron Serblioa S. ^oj.
»9«
1455 aüS Ofen, beklagte sich dasselbe nadh dem ge-
wöhnlichen Glückwunsche zur Erlangung der Tiare,
durch die letzten Neustädter Verhandlungen nur Zeit
und Hofnung verloren zu haben. Sie wollten indes-
sen ihre Kräfte zur eigenen Vertheidigung aufbewah-
ren, und die so kräftig angelobte päpstliche Hülfe
erwarten, indessen aber sich mit den Tröstungen
des Capistranus behelfen. — Da der gröfsere Theil der
Prälaten und Baronen esmitHunyäds gerechter Sache
hielt (JHunyäds Sohn Ladislaus hatte die Tochter des
Palatins Ladislaw Gara geheirathet) , da Hunyäd alle
Ämter abgelegt hatte, und sich nur Comes Bistri-
ciensis schrieb, so erfolgten starkeErklär un gen
de» üngrischen Reich srathes wider Ul-
rich Ton Cilley, womit diesem viel Unangeneh-
mes gesagt wurde. Zuletzt trug der Papst am i. Sep-
tember 1455 dem Cardinal Diony» von Gran auf,
mit ihm delegirter päpstlicher Vollmacht, Einigkeit
zu stiften, und alle Friedensbrüchigen zu bestrafen
damit im nächsten Frühjahr ein Herz, ein Sinn, und
«ine starkeArmee wider die Türken auf den Beinen

Endlich kam gegen den November i455 ein Ver-


gleich zwischen dem Könige Ladislaus, oder
eigentlich Ulri ch von Cilley und zwischen
Johann dem Hunyäden zu Stande. Vermöge
desselben sollte 1) Hunyäd dem Könige beynahe alle
festen Schlösserund Ofen selbst einräumen. 2) Sei-
nen Sohn Matthias als Kammerherrn nach Hof ge-
ben. 3) 13en Oberbefehl aber in Süd -Ungern uno.
die Direktion der Reichs -Vertheidigung behalten.
4) Ulrichen von Cilley ward das Banat von Dalma-
zien, Croatien und Slavonien übergeben. Um die-
selbe Zeit langte Johann de Carvajal, ein Spanier, als
päpstlicher Legat an der B'riedrichen und Ladisla-
,

iwenwegei) eines Türkenkriegs Vorstellungen machte.


Er
Er fand aber wenig Gehör; denn Ladislaw hatte sich
eben damahls mit dem Erzherzog Sigmund, Graten
in Tyrol, wider Friedrich verbündet, und eilte nach
Böhmen, um eine Irrung mit den Herzogen von Sach-
sen auszugleichen. Vor seiner Abreise schrieb je-

doch Ladislaus, ddo. Wien am 12. November i455,


einen Reichstag nach Pesth auf den Anfang
Januars 14 j6 acht 'Tage nach Weihnachten aus. Meh-
rere in Peterwardein versammelte Reichsbaronen,
an der Spitze Hunyäd mit dem Titel Capitaneus regni
:

generalis^ die diese königlichen Briefe erhielten,


verlängerten den Termin des Reichstags auf fünfzehn.

Reichstage wurden auch die Sachsen in Siebenbür-


gen eingeladen , vier Deputirte zu schicken. Ladis-
laus selbst erliefs von Prag aus noch eine weitere
Verfügung ,wornach der Reichstag nun im Februar
1456 Statt haben sollte*
Noch vor Ablauf der Fasten traf Ladislaus in Be-
gleitung Ulrichs von Cillej i456 in Ofen ein, er-
nannte den Ulrich von Cilley zum Comes ron Prefs-
bürg, nahm Besitz vom Ofner Schlosse, und lebte
recht faschingsmäfsig. Erst später traf auch Johann
von Hunyäd ein in der Fasten gegen die Frühlinjs-
gleiche, aber umgeben von seinen Gefährten (Tliomas
Szekely, Prior vonVrana; Vlad, Woiwodeu der Mol-
dau; Ladislaus von Kanisa und Sebastian de Ro/,gon,
welche alle als seine Freunde Leib und Leben für
ihn zu lassen bereit waren) und gestützt auf den
Beyfall des mindern Adels» Ein neuer päpstlicher
Ijegat traf bey dem Reichstag ein, Johann Cardinal
de S. Angelo, und sicherte den ühgera die Mitwir-
kung einer Flotte vom König von Arragonien, so
wie die Herbeyführung von ßurgundischen Hülfs-
tranpeix zu. Capistran begeisterte die Gemüther durch
Eagels Gesch. v. Ungern. III. N
«9*
die Kraft der Religion; er nahm zur Belohnung em-
pfangener GuUhaten seine Gutlhäter, sammt allen
ihren Verwandten, ja sogar sammt allen, die sie sich
denken wollten, und sammt den Seelen ihrer ver-
Morbenen Verwandten, alä Layen- Genossen seines
Ordens auf, die an allen Seelen Wohlthaten des Or-
dens Theil zu nehmen hätten. Man hat die Verhand-
lungen dieses Reichstags nicht, aberfolgend©
Resultate sind aus der Geschichte bekannt.
i) Eine Abgabe von einem Goldgulden von jeder
Porta zur Anwerbung eines königlichen Heers. Diese
Abgabe sollte durch königliche Steuer -Einnehmer
erhoben werden, die für jedes Comitat ernannt wa-
ren, und einverständlich mit dem Ober- und Vize-
gespann und mit den Stuhlrichtern wirken sollten.
3) Die Armee sollte sich im August nach der
Ernte, weil die vorjährige zuraahl in Serblien nicht
ganz gut ausgefallen war, zusammen ziehen Hunyad
,

selbst, abermohls zum Woiwoden von Siebenbürgen


erklärt, erbot sich, 7000 Mann auf eigene Kosten
2u stellen.

3) Wegen billiger Verpflegung fremder herbey-


marschierender Truppen ward das Nähere festge-
setzt.

4) Ladislaus von Palotz sollte mit den Böhmen


in Ober -Ungern Waffenruhje verabreden.
Am 6. April i456 wurden alle diese Beschlüsse
dem Cardinal de S. Angelo feyerlich bekannt gemacht
aber am 7. April traf die bestimmte Nachricht ein, dafs
Mahomet schon in der Bulgarey stehe, und
Anstalten treffe, Belgrad anzugreifen« Sofort ward
beschlossen , die Üngrische Reichsmacht unverzüg-
lich unter den eigenen Befehlen des Königs in Be-
wegung zu setzen und diesen Beschlufs machte
,

Dion}-« der Cardinal, der Kanzler Johann de Vitez,


-«nd der Woiwode Johann von Hunyad, dem Cardinal
cle S. A.agelo bekannt*). •— Öffentlich ward so ge-
sprochen, noch im ganzen Monath May, Hanyäd sollte
Torausgehea, und alle Anstalten treffen, der Könii^
werde nachfolgen aber heimlich veranstaltete U 1-
;

rieh Ton Ciiley eine Jagdparthie, und walirend


er mit dem Könige dem Wilde nachzustellen
schien, entfernte er sich zu Anfangs Juny mit dem-
selben nach Wien, und überliefs das üngrisch«
Reich der Fürsorge des wackern Hunyäd.
Diese schimpfliche Entweichung des Königs oder
rielraehr des Cilleyers, machte Niemanden weniger
muthlos, als Hunyaden. Zwar hatte Cillej noch oben-
drein alle seine Anhänger unter den Ungrischen
Grofsen dahin angewiesen, den Hunjäd diefsmahl
im Stiche zu lassen, in der Hofnung, er Averde im
Türkenzuge seine Schande und sein Grab finden.
Hunyad, nur noch mehr angefeuert, übergab das Com-
piando in Belgrad seinem Freunde Michael Oi-^zeg,
und Johann Bastida einem Spanier, traf alle nöthigen
Anstalten an der Save, versammlete Fahrzeuge und
Schiffe an der Donau, und liefs durch Gapistran das
Rreuz predigen. Blofs Michael Szilägji, Hanväd»
Schwager, und Johann de Korogh, Ban yon Machow,
hatten Hunyaden einige geübte Schaaren zugebracht.
Das Gros sehier Armee bestand aus Bürgern und
Bauern die mit dem Kreuz bezeichnet wa-
ren. Diese Armee **), TOn Hunyad und Capistran
angeführt, hat an den glorreichen Tagen des i>«^",
21'«" und 22. July i456***), die Festung Belgrad,

und das Reich gerettet, und den Sultan bis


nach Sophia zurückgeworfen. Eine Epidemie in d^r
Armee hinderte indessen den Helden, den Sieg noch
*) Reo: decrevit , ohviandttm illico hostibus,
**) Mllltia popularis, Thurotz.
***) "Wir haben sie ira Detail beschrieben , in der Ge-
schichte von S«rblieu S. 4<^9'

N a
wirksamer an verfolgen. Zwar hatte Hunyäcl
nach der vor den Mauern von Belgrad gewonnenen
Schlacht dem jungen Könige melden lassen, nun sey
es höchste Zeit die ganze üngrische Reichsmacht aul-
zubielen bey der Bestürzung der Türken würden
:

jetzt loooo Mann mehr als sonst 3oooo ausriciiien.


Allein die Epidemie nahm in der Armee über-
hand, sie streckte auch den so vielen Schlachtge-
fahrcn entgangenen Helden auf das Krankenlager,
er starb am ii. August i456 zu Semlin an Halsge-
•chwüren.
Hunyäd war der London seiner Zeit und seines
Volks; sein Element war Krieg; fremd waren ihm
die Künste d'es Hofmanns fremd der Anstrich hoher
.

Bildung: aber an wahrhaften Regierungstalenten, an


Klugheit so wie an Gefühl für Recht und Pflicht ge-
brach es ihm nicht. Schonung und Mitleid kannte er
nicht, wo es die Erreichung eines hohen Zweckes
galt: aber auch kein Schwanken und Wanken. Ei- —
nem Gedanken lebte er hauptsächlich, der Zurück-
drängung der Türken aus Europa; mit Recht hielt
er diese für das grölste, dringendste Bedürfnifs seines
Vaterlandes. Von seinen Feinden und Nebenbuhlern
ward er häufig des Nepotismus
des Ehrgeizes des
, ,

Strebens nach der höchsten Gewalt angeklagt: aber


die Geschichte darf diese Beschuldigungen nicht thei-
len; denn sie lehrt »eine Feinde, und besonders sei-
ne Hauptfeinde die Cilleyer, als Niederträchtige und
Feige seine Freunde als Helden, die für das Vater-
,

land bluteten, kennen. Der Hafs, die Verfolgung


schlecliier Menschen, die Freundschaft der Edlen und
Besten ist das schönste Lobzeugnifs für jeden Helden
und grofsen Mann. AVer verstand wie er den Krieg ,

mit den Türken ? wer wufste, wie er, kleine Haufen


durch milgetheilten Enthusiasmus, durch eingeflöfstes
Äukiauen aum Siege über zahlreiche Schaareii au,
führen? Hätie sein Freund der Kanzler Johann Vitez
die Kunst yerstandeu. sich der Leitung des jungen
Königs Ladislaus eben so zu bemächtigen als der ,

verständige, aber zu rasche Eynczinger auf nur zu


kurze Zeit, und der schlaue Heuchler Ulrich von
Cilley auf nur zu lange; ja. hätte selbst die Wiener
Kabale Ejnczinger'n nicht gcstüi'zt und den lasterhaf-
ten Cilley nicht an dessen Stelle zurückberufen, La-
dislaw's Regierung wäre länger und ruhmvoller, viel-
leicht die glänzendeste und wchlthätigste für Ungern
durch Hunyäds ächten Rittergeist geworden. Hu-
nyad war mittelmäfsiger Statur, hatte ein breite«
(ienick und breite Schultern, kastanienbraune kraus«
Haare, grofse Augen einen heitern Rlick ein röth-
, ,

liches Gesicht. Sein Leichnahm ward durch Franz


Csaki nach Carlsburg in Siebenbürgen geführt, und
daselbst zur Erde bestattet. Das allgemeine Leid
folgte ihm ins Grab.
Mohamet als ihm die Kunde des Todes von Hu-
,

nyäd zukam — brach in die Worte aus So sey denn :

einer der seltensten Menschen unter der Sonne da-


hin! — Cilley hingegen konnte bey der Todes-
nachricht kaum seine Freude verbergen, er liefs
sich öffentlich verlauten: Hunj'äds Tod genüge
ihm nicht, das ganze Hunde-Geschfecht müs-
$e ausgerottet werden. Er rieth jetzt seinem
Könige nach Ungern zu gehen, in Begleitung eines
Heers von Kreuzfahrern, das indessen in Deutsch-
land zusammen gepredigt worden war, ostensibel um
den Krieg wider die Türken urtter Ulrichs von Cilley
Oberkommando fortzusetzen, in der That aber, um
die Hunyadische Familie zur Herausgabe aller könig-
lichen Schlösser zu nöthigen ; und sie dann nach Um-
ständen vollends zu demüthigen und auszurotten.
Schon am September befand sich der König
14.

-^ Yysscgrad von da gelangte er auf der Dona»


,
nach Ofen, Ton da nach Futak, wohin er eine
j^rofe R ei chs - A^ersam mlung ausgeschrieben
halte, und zysav so, dafs der Adelsich zugleich kiiegs-
fertig einfinden solle. Zu dieser Reichs-Versammlung
:wurden auch die Huny a d e r
eingel a den dem ;

Ladislaus ward insbesondere bedeutet, der König


•Wünsche ihn beständig an seiner Seite zu haben diese :

aber verlangten ehe sie erschienen einen l;önigli-


, ,

chen Brief dar üb e r dafs, daHunyäd vormahls als


,

Gubernator, und let; tliin als Kapitän die Einkünfte


des Reichs zu yerwalteft gehabt, und er darüber keine
Rechnung gelegt habe sie von aller solcher Rech-
,

nung enthoben, und an sie keine weitere Fordcrun-


igen dicfsfalls gemacht werden sollten. So hart Ul-
rich von Cilley hieran ging, so ward doch diese ge-
l)etcne Loszählungs-Urkunde ausgefertigt. Während
nun der Reichstag zusammenkam, besuchte der junge
König den Capistran, der ebenfalls an derDvssen-
lerie und täglichem Fieber zu Ujlak krank darnieder
lag. Auf seinem Todbette empfahl er noch dem Kö-
nige Verlhcidigung des Glaubens und frommen Le-
benswandel; am 23. October verschied auch dieser
Heldengefährte Hunyads später (im Jahr 1690 von
,

Alexander VIII) unter die Heiligen versetzt sein Fest :

"wird noch von den Franziskanern an einem bestimm-


ten Tage seih Name von der seine theologische Be-
,

schi'änktheit bemilleiclenden aber seine Tapferkeit


,

lähmenden Geschichte immerwährend gefeyert.


Wir besitzen die Akten des Futak erReichs-
tages und müssen dessen Verhandlungen aus
nicht,
andern Quellen dürftig ergänzen. Nach der Cilleyei*
Chronik forderte der junge König Ladislaus allen an-
wesenden Ständen einen neuen Huldigungseid
ab. Hierauf erklärte er den Ulrich von Cilley zu sei-
nem General-Kapitän in Ungern dem alle ver- ,

sau m che Reichs .Truppen den Eid des Gehersam*


>99
leisten mufsten. Sodann ward eine »eh einbare Ver-
söhnung zwischen den Häusern Hunyad.
und Cilley gestiftet, und mit theuven Eiden be-
schworen. Vermöge derselben sollte Ladislaus von.
Hunyad von Ulrich dem Cilleyer als sein Sohn, und
dieser von jenem als Vater betrachtet werden. Beyde
Familien wollten einander hclTen und beystehen wi-
der jedermann, den König l.adislaus allein ausgenom-
men. Die Hunyader sollten alle ihre Erb-Besitzungen
beybehalten, jedoch alle königlichenSchlösser, die sie
in ihrer Gewalt hätten, den königlichen Trup-
pen räumen. Der Anfang sollte mit Belgrad ge-
macht werden, worin Michael Szilagyi, der Onkel
der Hunyader, das Commando führte. Der Kriegsko-
slcn wegen ward die Münze wieder so bestimmt dafs ,

für einen Goldgulden 200 Silberdenar, und 400 Hel-


ler der neuen Prägung angenommen werden soll-
ten *).

Ladislaus ging nach Belgrad voraus , um Alles zum


Empfange des Königs vorzubereiten. Der König und
Ulrich von Ciiley an der Spitze der deutschen Kreuz-
fahrer, folgten. Kein Theil traute nun dem andern.
Ulrich von Ciiley schickte einen seiner Vertrauten in
da« Schlofs , um den Stand der Dinge darin auszu-
kundschaften , ostensibel, um die dem Könige und
ihm zubereiteten Gemächer anzusehen. Der Vertraute
berichtete, es sey da vollkommene Sicherheit, von
der Besatzung sey fast gar nichts zu sehen. Szilagyi
soll nämlich seine 4 bis 5ooo Mann in den Gebäuden,

Thürmen und Casematten versteckt gehalten haben.


Voll Vergnügen hierüber schrieb Ulrich von Ciiley an
seinen Schwiegervater Georg Brankowitsch: Er ser
eben im Begriffe ins Belgrader Schlofs einzuziehen,
bald werde er dem Despoten zwey Ballen schicken,

*) Urkunde vom 3i. October zu Futak im Jahr 1456.


Mille r *pptndi-r ad catalogum rti num. p. «aa.
so«
iiiit denen er nach Belieben spielen Ivönne.Der U r a s-' i

Brief Avard am ii. November i/^5(> aufgefangen,


ein grofserRalh der Hunyädischen Familie Verwand- ,

ten und Freunde ward gehalten, und Ulrichs von


Cilley Ermordung beschlossen. Selbst der
ehemahlige Lehrer Ladislaus desHunyäder's, der Bi-
schof von Grofswardein Johann Vitez, thaldcnOra-
,

lielspruch Wen immer zu tödten, kpnne er, nachdem


:

ehrwürdigen Berufe seines Standes zum Frieden und


rnr Versöhnung, nicht rathen diesen Mord aber ,

auch nicht tadeln, wenn er vollbracht seyn würde*).


Als der König mit seinem Ulrich von Cilley den ,

er gewöhnlich Oheim nannte an der Spitze der Ar- ,

mee den Einz ug hielt, fie 1 en, nachdemtaiim acht-


zig bis hundert Personen eingetreten waren die ,

Thorgitter zu, was noch von Cilley's Dienern ein-


gelassen wurde mufste die Waffen ablegen die Ar-
, ,

mee mufstc unter den Mauern campiren. Unter ängst-


lichen Träumen verging dem Cilleyer die Nacht. V^on
seinen Anhängern ward folgende Anekdote ausgebrei-
tet Einer seiner üngrischen Freunde verkündete
:

ihm das ihm bevorstehende Schicksal und erbot sich, ,

ihn aus dem Schlosse zu lassen, wenn nur der König


darin bliebe; aber Cilley antwortete : er wolle lieber,
wenn es Gott so verhinge , sterben , als den König
seinen Heri'n verlassen, (d. h. dcnEinflufs den er
auf ihn hatte , verlieren).
Des andern Morgens ging Cilley mit dem Könige
in die Messe; noch während derselben liefs Ladislaw
der Hunyader ihn w ichtiger Geschäfte halber zu sich
laden. Als der Cilleyer eintrat, hielt ihm Ladislaus
der Hunyader seinen Urias-Bricf an Georg von Bran-
kowitsch vor, verwies ihm seine Herrschbegierde,
und ermahnte ihn, sich mit seinem väterlichen Erbe
zu begnügen, und w eder Ehren npch Güter in Ungern,
*) Hormayer's Plutarch , IV. 54.
«las ihn nicht anginge, eu suchen. Cillcy antwortete :

er scv umHerrn und um des Glaubens Willen


seines
ins Reich gekommen, er bedürfe keiner Güter Ande-
rer wohl aber müsse er seinen König vor Hochyer-
,

räthern -warnen und schützen, die seinen Getreuen


das Thor sperrten. Bey diesen Worten griff der Hu-
nvader an seinen Säbel, aber auch Ulrich zog den sei-
nigen und hieb zuerst dem Ladislaus nach
.

dem Kopfe. Ladislaus parirte denHiebaus, wobey


sein Schwertgriff gespalten, sein goldner Ring ent-
zwey gehauen sein Daumen verwundet und der
, ,

Kopf gestreift wurde. Ahs einer benachbarten Kam-


mer drangen jetzt L a d i s 1 a w's Leute hervor, streck-
ten den Cilleycr durch Hiebe auf die Füsse nieder,
und schlugen ihm den Kopfab *).

Hierauf ging Ladislaus selbst noch blutend an


seiner Wunde zum König, klagte darüber, dafs Ulrich
von Cilley ihn zuerst angefallen, entschuldigte seine
Gegenwehr, zeigte ihm den Meuchelbrief, der seine
That veranlafst habe, und bat um Verzeihung.
Der König betheuerte, der ganze Vorfall sey ihm
höchst unangenehm ; hätte er von einer solchen Er-
bitterung etwas merken können, so hätte er alles ge-
than, um den Ausbruch derselben zu hindern. Was
nun geschehen sey, könne er nicht ungeschehen ma-
chen. Ladislaw's Freunde beruhigten den König mit
den Worten Nun fange er erst an König zu sevn,
:

bisher sey es Ulrich von Cilley gewesen.


Als das Gerücht des Mordes unter die vor dem
Schiofs kampirende Armee kam, wollten besonders
die deutschen Kreuzfahrer das Schiofs stürmen. La-
dislaw'sAbmahnung beruhigte sie jedoch und sie .

begnügten sich damit, den Rumpf, und fünf Tage


später den Kopf Cilley's ausgeliefert zu erhalten, der

*) Alles nach der Cilleyisclien Chronik. -Nach andornje'


schab es in Ulrichs Behausung.
nach Cillcj abgeführt wurde. Mit der Anfuhrung, der
eingebrochene Winter hindere alle weitern Kriegs-
Operationen wider die Türken, wurde die gesammte
Armee entlassen, die deutschen Kreuzfahrer verüb-
ten unterwegs manche Excessen und wurden zum
,

Theil von den Ungern aufgerieben. Einige Tage nack


dem i3. November ward ein neuer Reichstag
nach Szegedin ausgeschrieben; auch dem Johann
Jiskra aufgetragen ,w ider den Axamyth und seine
Haubschaaren die sich in Käfsmarkt festgesetzt hat-
,

ten, die Gewalt der Waffen zu brauchen; König La-


dislaas machte zugleich Ansprüche auf die Cilleyi-
Achen Besitzungen seines Oheims, der sie ihm auch
bey Lebzeiten mehrmahls zugesagt hatte: aber auch
der Kaiser Friedrich, der Erzherzog Sigmund in Ty-
vol , der Graf Johann von Göi'z und die Herzoge voit
,

Drusch machten Ansprüche darauf. Catharina, U 1-


lichs Wittwe, liefs alle ihre Diener, besonder»
den Johann Witowetz, schwören, Niemanden eher
etwas herauszugeben, bis nicht der Tod ihres Ge-
mahls gerächt, ihr ein standesmäfsiges Auskom-
men ausgemittelt sey, und der deutsche Reichstag
durch ein niedergesetztes Gericht die Ansprüche der
Competenten entschieden habe.
Ladislaus von Hunyäd führte den König von Bel-
i;rad nach Temesvär, einem Schlosse, das ebenfalls
in der Gewalt d«r Hunyäder, und der Sitz der Witwe
Hunyads -war. Hier wurde von dem Könige ein
Eidschwur und eine schriftliche Versicherung dar-
über abverlangt, dafs er Ulrichs Tod nie an
«ien beyden Söhnen Hunyäd's rächen wolle.
Als diefs am 23. November i456 erlangt war, schie»
«lie Familie Hunyäd beruhigt zu seyn, und Festlich-
keiten und Tänze wui^den angestellt. Der König schien
4aran so viel Theil zu nehmen, dafs er die Witwe
und die Söhne Hunyäd's «ait Purpurkleidern be-
soS
schenkte , und ihnen befahl , dieselbea anslatt der
schwarzen Trauerkleider anzuziehen.
Während des Königs Aufenthalt in Temesvär er-
hob sich in Ungern und auch anderwärts das Gerücht,
Ladislaus sey in der Gewalt der Hunyader undvrerd«
wohl nicht aus ihren Händen mehr kommen. Diefs
Gerücht yerbreitete niemand geflissentlicher als Kai-
ser Friedrich. Hledurch bewog er den Johann Wito-
wetz (der wegen der Besitzungen des Hauses Ciller
am liebsten mit Ladislaus traktirt hätte) der Witwe
ungetreu zu werden, und die CilleyschenSc blos-
ser an Friedrich zu übergeben, fünf Schlös-
ser ausgenommen die der Witwe treu blieben. Da-
,

für erhielt Johann Witowetz eine ansehnliche Summe


Geldes ward zum Grafen und Besitzer von Stern-
,

berg erklärt, ihm das Schlofs Gereben die Graf- ,

schaft Zagorien und die Banschaft in Windischen Ijan-


den zugesichert; Alle Räthe undHauptleate, die sich
in Friedrichs Willen fügten, wurden beschenkt.
Jenes Gerücht widerlegte sich aber bald denA ;

der König kam über Csanad (wo er am 9. Decem-


ber 1456 sich befand) nach Ofen zurück, beglei-
tet von Ladislaus von Hunyäd aber auch von andern
,

üngrischen Grofsen die sich jetzt an seinem Hofe


,

zahlreich versammelten. Unter den letztern waren


nun viele Feinde und Neider desHunyädi-
schen Hauses, besonders der stolze Niklas von
üjlak ; der von den Cilleyern ehedem in die Flucht
geschlagene Paul BänflTy vonLindva, jetzt königliche»
Oberstlhürhüter; Ladislaus de Buzla, Oberstraund-
schenk; Henricus Czernyn, Oberststallnieister ; Jodok,
Kapitän von Yegles; Konrad Holzner, Österreichi-
scher Obersthubenmeister, und ^WolfgangPukendar,
Diese verschworen sich insgesaramt die Hunyädi- ,

»che Familie auszurotten. Sie stellten demKönige vor,


Jcr hitzige Ladisla«s von Hunyäd werde noch., nach-
4(.4

clem er den Oheim au* dem Wege geräumt, den Kö-


Die gesammie
nig selbst anzufallen sich ei'dreisten.
Hunyädische Familie und ihr Anhang werde dem Kö-
nige in allen Sachen entgegen seyn nie werde er;

in Ungern als König herrschen so lang das Hunyädi-


,

sche Geschlecht am Leben seyn werde. Schon habe


der König den Besitz der Cilleyischen Erbschaft der-
Hunyäder wegen yerloren um diese Erbschaft zu-
;

rück zu erhalten, müsse Giliey's Tod gerächt, müfs-


ten die Manen, die Witwe und die treuen Diene»
Cilley's durch des altern Hunyäder's Hinrich-
tung besänftigt werden.
Eine der schauerlichsten Thatsachen in der Un-
frischen Geschichte ist wohl jene, dafs auchljadis-
laus von GaraderPalatin, der Schwiegerva-
ter des HunyädersLadislaw, zum Verderben sei-
nes Schwiegersohnes die Hände bot: gerad#
der Mann, auf den sich Ladislaus von Hunyad seiner
persönlichen Sicherheit wegen am meisten verliefs.
Die Geschichte jener Tage istnoch zu dunV.el, um das
naturwidrige Geheimnifs dieses Hasses ganz zu ent-
schleyern ; Familienstolz der Gara's, neidische Hab-
sucht und der Umstand , dafs in Gara's Adern Cilley-
sches Blut Hofs , mögen etwas davon entzifFern.
Um diö Anschläge wider die Hunyäder besser zn
verbergen sprach man bey Hofe von nichts
, als ,

Tom bevorstehenden Türkenkriege. Der Papst hatte


unterm si. December i456 geschrieben, seine Flotte
hätte die Inseln Mytelene, Salamin und Naxus ero-
bert im künftigen Jahre werde sie von einer Portu-
,

giesischen Flotte verstärkt noch mehr ausrichten*


Von den Rüstungen der Türken langten auch so man-
ehe Nachrichten ein, In einem grofsen Eeichs-Con-
seil vom 26. Februar 1467 ward demnach bestimmt,
der nach Szegedin ausgeschriebene Reichstag sollt«
am 34. April auf dem Feld« R«ko« Stxatt haben. Da-
4iin sollte der gesammelte Adel diefsmahl persönlich,
die Städte durch Deputiite erscheinen. Ladisla^
Ton Hunyäd seines Vaters Fufstapfen folgend, erbot
sich, bis zur Ausrüstung der Reichsmacht von Bel-
grad aus die Türken zu beobachten, und zu dem
Ende Truppen anzuwerben.
Während man am Hofe diels Anerbieten öffent-
lich annahm streute man heimlich das Gerücht aus,
,

der ältere Hunyäder wolle deswegen Truppen zusam-


men ziehen, um sich an dem Könige unddemReichs-
Conseil zu vergreifen. Aus Anlai's solcher Gerüchte
drang man dann inLadislaus, er solle seinen Jüngern
Bruder Matthias nach Ofen berufen und beym kö-
,

niglichen Hofe lassen damit er als Fürsprecher und


,

als Unterpfand der Treue zur wechselseitigen Beru-


higung des Königs und des Ladislaw dienen möge.
Ladislaus der Hunyäder, noch nichts von den ver-
derblichen Anschlägen seiner Feinde ahnend, berief
seinen Bruder nach Ofen. Vergebens sträubte sich
die Mutter, Elisabeth, geborne Szilägyi dagegen, ,

vergebens berief sie sich auf den letzten Willen de»


Johann von Hunyäd, »dafs nie beyde seiner Söhne
zugleich am königlichen Hofe sich aufzuhalten hät-
ten.« Ladislaus drang darauf: der Wille des Königs
müsse erfüllt werden.
Sobald auch Matthias in Ofen angelangt war,
wurden am 14. März beyde Brüder, eben als sie ins
Schlofs ritten, von Paul Bänffy, Johann Jiskra, Be-
nedict de Thurotz uud Lomberger verhaftet. Zu
gleicher Zeit rückte Niklas Ton Ujlak mit bewaffneten
Schaaren in das königliche Schlofs, und besetzte alle
Thore von Ofen. Am andern Morgen wurden d i e
Anhänger des Hunyädischen Hauses, Jo-
hann Bischof von Grofswardein , Sebastian Rozgon ,

Ladislaus de Kanisa Caspar Bodo de Györgyi, Georg


,

•JWodrav, Paul HorvatU und der Deutsche Frodnohar


20f>

eingekerkert. Ausgestreut ward überall, die Yer-


räther hätten binnen drey Tagen den König ermor-
den , dem Ladislans die llrone aufsetzen wollen. Hin
niedergesetztes Reichsgericht fand den
Ijadislaus
des Todes schuldig. Am
März Abends ward er
16.

dem Richter und Geschwornen der Stadt Ofen übei'-


geben; man führte ihn vor das Schlofs hinaus *),
Dreymahl schlug der Henker fehl **), zum dritten
Mahle warf ihn der Schlag zu Boden da ralT'te er—
sich noch mit Jugendkräfteu auf, und schrie laut:
nach Recht und Gewohnheit bin ich nicht schuldig,
noch mehr Streiche auszuhalten. Mit diesen Worten
eilteer unter die Menge, aber sein langes Gewand
machte dafs er zu Boden fiel da riefen die Exe-
, :

kutions-Commissäre der Anti-Hunyädischen Parley,


der Henker solle sein Amt vollends handeln. Sein
Kopf fiel. Der Herold verkündigte: diefs sey der
Lohn der Untreue an dem König,
Diese Stimme des Herolds ward durch dumpfes
Murren unterbrochen; das immer zahlreicher zu-
strömende Volk, besonders die Ungrischen Bürger
von Ofen und die von den Weingärten zurückge-
,

kehrten Arbeiter fingen noch an, auf dem Richtplatze


zu schreyen: der Hunyäder sey unschuldig,
gestorben. Mit diesem Geschrey zogen sie
durch die Gassen und vors königliche Schlofs fol- ,

gend dem Leichnam, den man zur Kirche des Leibes


Christi führte, um ihn dort bey den Gebeinen der
unter Sigmund hingerichteten zwey und drcyfsig Ade-
lichen zu bestatten. Drohungen und Proklamationen,
von aufmarschirien Truppen unterstützt, mufsten das

*) In opposltum atrii Fris Palota ante castrum Budensc.


**) Nach einigen erweicht durch den Anblick des jun-
gen Mannes —
nach dem Chrun. Cllley. hatte er aber
die Instruktion, dein armen Ladislaus etliche »Vorch-
wunden« zu schlagen.
ao7
Volk zux' Ruhe bringen. "Wäre Ladislaus bey offenem
Tage auf den Georgs Platze zur Hinrichtuiii^ geführf
worden Ofens Bürger hätten ihn ao äufserten sie
, ,

»ich ohne Hehl, dem Tode entrissen.


Eine solclie Stimmung des Volks, die sich bald
dem ganzen Lande mittheilte, hemmte die Anti-Hu-
n3adischc Partej in ihren blutdürstigen Entwürfen.
Die obengenannten Anstifter des I^lordes liefsen sich
am 21. April 14^7 eine Versicherung ausstellen, dafs
»ie dieserwegen vom König beschützt und für alles
etwa zu erfahrende Ungemach entschädigt werden
sollten. Cm die Gährung, die sich bald mit der
Nachricht von Ladislaw's Tode über das ganze Land
Terbreitete, zu stillen, und die Aufmerksamkeit ander-
wärts hia zu lenken, gingen schon am 19. März kö-
nigliche Briefe an alle Coraitate und Städte, worin
angekündigt war, dafs nach glücklicher Vereitelung
einiger Anschläge zum Verderben des Königs*),
der Reichstag am Palmsonntage auf dem Fel-
de Räkos Statt haben solle, um den Türken
die Spitze zu bieten. Denn schon seyen von Belgrad
Berichte eingelangt, der Sultan Mahomet nachdem ,

er mit Caraman mit den Sultan von Ägypten und


,

mit dem Chan der Tataren in der Krimm sich ver-


glichen sey im Begriff, sich Belgrads Mauern zu
,

Hähern. Diefs königliche Schreiben machte aber nicht:


den mindesten Eindruck 5 das ganze Land murrte,
der Oheim und die Mutter der Hunyader
ergriffen ungescbeut d i e Waffen. Michael Szi-
lag}i unterwarf sich ganz Siebenbürgen, bemächtigt«
»ich aller Einkünfte des Landes und rüstete ein an-
,

»ehnlich'es Heer aus. Elisabeth in Temesvär warb


mit ihrem Hausschatz Truppen an, und liefs schon bis
gegen Ofen streifen. Auch die obern Gegenden wur-
•) Quüedum ift pgrnitiem capiti/ nostri regii attentmte.
futf-
2ü8
den In Bewegung gostlzt: mit l'ongrat/- de S^ieiU-
Mildos, Obergespann von Liptau, wurde fünf Tage
Tor Ostern unter schrecldichen Verwünschungen ein
Bund geschlossen, nach welchem er, sein Sohn Wen-
zel, und seine Brüder einige ihm abgenommene Schlös-
ser, Berench, Strebchen, Ovar und Solna zurückcrlial-
ten dafür aber der Hunyädischen Familie iroulich
,

bcysiehen wollen.
In dieser Verlegenheit, und da es sich weaerhin
aufklärte, dafs Mahomet dieses Jahr Morea angreifen
werde, ward der Reichstag abbestellt; hinge-
gen KOgLadislaw Truppen aus Böhmen und Osterreich
an sich, und schickte den Johann Jiskra gleich nach
Ostern nach Ober -Ungern als Kapitän mit dem Auf-
trag, dort die Ruhe zu erhalten.
Gleichwohl war dem Könige jetzt an der Stillung
der Unruhen in Ungern sehr viel gelegen; denn Vito-
wetz halte nicht sobald des altern Hunyäders Hinrich-
tungvernommen, als es ihn gereute, dem Kaiser Frie-
drich die Cilleyschen übergeben zu
Herrschaften
haben, indem er befürchtete, von Ladislaw seiner
Grafschaft Zagorien und dos Schlosses Gei eben be-
raubt zu werden. Er und die Wittib des Cilley samm-
leten daher Truppen, am 29. April wagte Vitowetz
sogar den Kaiser in Cilley zu überfallen der sich ,

aber kurz vorher in das obere Schlofs in Sicherheit


begeben hatte, und von herbeyeilenden Truppen ent-
setzt wurde. Dennoch währte der Krieg in K r a i n
und Cilley ernstlich fort, und es lag Ladislawen
am Herzen, entweder den Vitowetz kräftiger zu
unterstützen, oder die Sache durch einen Vergleich
mit Friedrich auf den der Papst Calixt V durch
,

seinen Legaten Georg de Lapide drang, beyzulegen*


Noch bedenklicher ward die Lage des Königs, als
am 17. Juny 14^7 mehrere gefangene Hunyädi-
pche Anhänger, besonders die mächtigen Rozgmi,
und
acq
und Kanisa Mittel fanden , in einer finstern gewii-
terschweren Nacht von der Schlofsmauer hinab gegen
die warmen Bäder an zyrey zusammen gebundenen
Leintüchern sich herabzulassen, und zu entkom-
men. Von allen Gefangenen blieb nur Matthias *)
zurück, dann Paul Modrar, und Johann von Vitez,
der dem Erzbischof Dionys von Gran zur Bevrahrung
übergeben war, auf dessen Loslassung als eines Prä-
laten der Papst aber durch seinen Legaten nachdrück-
lich drang. Der volle Ausbruch des Bürgerkrieges.
der schon in Scharmützeln anhob schien unver- ,

meidlich.
Jetzt beschlofs der König sich schnell von Ofen
nach Wien zurückzubegeben; er nahm den Mat-
thias und den Paul Modrar bejde in einem Wagen,
,

letztern zwar in Fesseln, mit sich. Bey seiner Anwe-


senheit zu Gran gab er dem daselbst gefangeneu
Bischof Yitez die Freyheit mit den Worten gutmü-
,

thiger Schwäche Als ich mich in Ofen aufhielt, niufsle


:

ich thun was die Baronen wollten; Eure Gefangen-


,

schaft ist das Werk meiner Baronen ; Eure Befreyung


das meinige. Wahrscheinlich ward dem Yitez aufge-
tragen, das Werk der Aussöhnung des Königs mit
den Hunyadianern zu betreiben, zu dessen Zustandc-
bringung der König ddo. "Wien am 27. Juny 1457 eine
Versammlung aller Prälaten, Baronen und Adelichea
auf den i3. July i438 nach Pr(?fsburg ansagte. In die-
ser Versammlung ward nun wirklich das Geschäft
der Ver söhnun g beyder Parteyen betrie-
ben, ja man war daselbst sogar über gewisse Punkte
schon überein gekommen, als :

1) Elisabeth werde alle königliche Schlösser räu-


men, nahmentlich in Siebenbürgen Besztercze, Deva,
Györgyeny, Krakkö, Hatzeg und Mihald; an den Do-
nau- Gegenden Belgrad, Szent Läszlö, Secth, Tranko,
*) In domo ad latus tiirris Istvanvar.
Engels Gesch. T, Ungern. III.
Q
31U
Szören/, Orsova, Kewin ; in den obern Gegenden
TrcHtschin Besztercze Luclia OroszlanykÖ, Leva,
, , ,

Solna Strechei;,
,

3) Bis zur Vollziehung dieser Bäumung bleibt


Matthias nicht iu Wien, sondern Niklas von Ujlak
höhlet ihn nach Gran ab, waselbst er unter der Auf-
sicht des Erzbischofs und des Nililas Ton Ujlak zu
wohnen hat, bis jene Eäumung der Schlösser ror
•ich geht.
3) Anmestie aller Majestäls- Verbrechen.
4) Pongratz erhält von der Elisabeth Ovar und
Sti*echen zurück;
5) Der Hunyadischen Familie bleiben ihre von
Sigmund und Albert herrührenden Stammschlösser
Hunyäd, Lippa, Diöd, Solymos dann alle später von ,

andern Beichsbaronen erworbenen und erkauften,


worüber eine königliche Schenkung {nova perpetua
donatio) ausgefertigt wird.
Circularien an alle Slädte verkündigten sofoil die
zu Stande gekommene Ausgleichung: allein ein an-
derer Vorfall störte den Frieden wieder, und be-
stimmte den Michael Szilägyi. dem abgeschlossenen
Vertrag seinen Beytritt zu versagen. Die Happlfeiniie
der Hunyäder, Gara und Ujlak stifteten nähmlich den
Georg B r a n k o w i t s c h an , dafs er den M i c h ae 1

Szilägyi und dessen Bruder Laciislaus in der Ge-


gend von Belgrad meuehelm Ö r de r is ch an-
fiel *),wobey Michael Szilägyi durch die Flucht
der Todesgefahr entging, Ladislaus Szilägyi aber im
Wagen mit vielen Wunden ermordet wurde. Michael
S zi 1 ägyi rächte sich bald darauf durch den Über-
fallund die Gefangennehmung des Despo-
ten, und trat einem Vergleich nicht hcy^
nach welchem Matthias von Hunyäd in der Gewalt
seines Erbfeindes Nicolaus von Ujlak einige Zeil hin-
durch hätte bleiben müssen.
*) Geschieht» ren SerbJien. S. 44.
Nach dem Reichs -Convent zu Prefsburg ward in-
zwischen ein anderer Congrefs mit Abgeordneten des
Kaisers Friedrich unter Vermittelung des Herzogs
,

TOP Bayern in Korneuburg gehalten wegen der Cil-,

leyischen Erbschaft ; aber nach fruchtlosen Verhand-


lungen mufsten dieselben blofs durch einen zweyjäh-
rigen WatTenstillstand vertagt werden. In Wien über-
legte man sodann das Geschäft der Verheirathung
des Königs. Schon Ulrich Cilley hatte seine Wahl
bestimmt; zur Gemahlin des Königs war Magdalena,
die Tochter des Königs von Frankreich Carls VII
ausersehen. Als Gesandte um die Braut abzuhohlen
wurden abgeordnet Ungrischer Seits Stephan von
*)

Varda, Erzbischof von Colocsa und jetziger Kanzler


des Königs, und Ladislaus de Palötz, der Oberst-
landrichter, mit andern Böhmischen und Osterrei-
chischen Abgeordneten. Über den Ort der Hochzeit
stritt man sich lange Ungern schlugen Ofen,
: die
die Österreicher die Böhmen Prag vor.
Wien und
Über diesem Zank kam Podiebrad herbey, und ohne
in die Stadt Wien selbst zu ziehen, lud er den jun-
gen Ladislaw zu einer Conferenz zu sich ein worin ,

er durch Drohungen erzwang, dafs die Hochzeit


in Prag gehalten werden, und der König sich zu
dem Ende baldigst nach Böhmen verfügen solle.
Mufsten nun gleich Eynczinger (der wieder
zu Gnaden aufgenommen war) und die übrigen Öster-
reichischen und Ungrischen Käthe des Königs ein-
willigen, so gedachten sie doch daran, diese Hoch-
zeit, die im Januar oder Februar Statt haben sollte,
zugleich dazu zu benutzen, um den Hussiten den ,

Böhmen und der Macht Podiebrads einen Stofs zu


Tersetzen. Zu dem Ende wurden zu Ladislaw's Hoch-

*) Sie trafen ein zu Tours am 8. Dezember 1437, aber


die ?i^achricht vom Tode des Königs machte, dafs &'ie
am 1. Januar wieder abreisten.
O 2
2 1-2

zeit dei' Kaiser Friedrich der König Casimir von


,

Pohlen und mehrere deutsche Fürsten eingeladen.


Vom Papste ward ein eigener Gesandte, der Cardi-
nal Joliann de S. Angclo erwartet. Ladislaus wallfahr-
tetein der Stille und incognito zu Fusse nach Maria-
zeil, und reiste endlich im October nach Böhmen
ab. Matthias der Hunyäder ward da sein Onkel den
,

Friedens -Entwurf nicht angenommen hatte, eben


auch nach Böhmen in die Feste Guttenstein abgeführt.
Mit des Königs Anlvuuft in Prag yerbreitete sich
auch das Gerücht es sey auf die Vertilgung der
:

Utraquisten abgesehen. Fodiebrads Betragen war


äufserst mifstrauiscli gegen den König; denn das
Verfahren mit Ladislaus von Hunyad hatte grofses
Aufsehen erregt ja man sprach *) davon es sey
, :

von Podiebrad ein Brief an den Hunyäder in dessen


Papieren gefunden worden, Avorin jener den Mord
Cilleys billigte.
Am
November i/f57 safs der König zu Ge-
2 1.

richt, um
einen Streit zwischen Podiebrad und Czer-
nahora aus Mährcm zu entscheiden. Dann speiste er
Abends bis ii Uhr mit dem Carflinal- Legaten: hier-
auf afs und trank er noch einmahl in Gesellschaft
seiner Böhmischen Kämmerer **). Als er sich zur
Ruhe begeben wollte, klagte er über Magenschmer-
zen, und brachte die Nacht schlaflos zu. Am Morgen
erst liefs er Ärzte kommen , die ihre Kunst vergeb-
lich an ihm versuchten. Er fühlte dafs sein Tod her-
annahte, nahm noch dem Podiebrad das Versprechen
ab, bis zu Pfingsten Böhmens Reichsangelegenheiten
rechtschaffen zu verwalten, und der Rückkehr aller
Begleiter des Königs nichts in den Weg zu legen,
und VC r s c h i e d sechs und dreyfsig Stunden darnach,
nachdem er zuerst über Schmerzen geklagt hatte,

*) Nach Duhravuis.
**) CuhUularii BohemicL Acneas Sylvias PI«i)o]oThlH'i.
2l3

am 53. November i jü? 7:wischeH 4 und 5 Uhr Nach-


mittags,am nämlichen Tage, an -tvelchem er dem
Ladislaw von Huinud vor einem Jalir die nicht gehal-
tene Sficherheits-Aktc ausgestellt hatte.
Ein allgemeines Gerüchr , das in den meisten
gleichzeitigen Annalisten, in Dlugoscli, in der Mölker
Chronik, in der Cilleyer, im Äneas Sylvias widerhallt,
heschuldigte den Podiebrad und die Hussiten- harter
der Vergiftung des Königs. Ein Trauergesang ron
seinem Tode *) spricht gerade von einem vergiftetem
Apfel den Johanna A'on Rozmital Gattin des Georg
, ,

Podiebrad, dem Könige habe reichen lassen, mit


Yorwissen des Podiebrad und des Fiokyczana. Den
vergifteten Apfels erwähnt auch Dlugoäch und die Cil-
leyer Chronik. Die deutschen Arzte, die aus Prag
nach "VTien zurück kamen sprachen allerdings von
.

Tergiftung derWiener Magistrat aber fand sich veran-


;

lafst, ihnen dicl's zu untersagen, weil diefsdenHafs der

Böhmen Avider die Wiener reitzen könne. Spätere zu


Gunsten der Böhmen erilofesene Zeugnisse, z. E. Wla-
dislaus in einer Urkunde vom Jahre i^'^, erklärten,
der Körper Ladislaw's scy ganz biegsam und keine
Spur von Gift gefunden worden. Diefs ist alles, was
die Geschichte über Ladislav/s Tod anzuführen weil's,
ohne in das Dunkel geheimer Ursachen weiter ein-
dringen zu können. So starb ein junger Fürst noch
ohne bestimmten Charakter, aufser jenem der lenh-
baren Schwäche , die ihre Richtung von andern er-
hält, denen Geburt, Zufall, Gewohnheit und Geistes-
Überlegenhcit den F.influfs auf einen solchen Fürsten
zuweist. An dem nämlichen Tage an welchem der
,

König starb, ward Matthias der Hunyäder von


Guttenstein nach Prag gebracht; wie Thurotz
versichert, auf Podiebrads Veranstaltung.
Podiebrad hüii

) Roy Pdx. II. f>?q.


si4
bei; 1457 als denjenigen an, den Ladlslaus auf sei-
nem Sterbebette zu Böbmens Gubernatox-, bis zu
Pfingsten, bis wohin ein neuer König von Böhmen
gewählt werden müsse, i458, bestellt habe, und be-
handelte Matthias den Corviner gleich Anfangs sehr
achtungsvoll ; doch erwartete er den weitern Ver-
lauf der Angelegenheiten in Ungern *).
Nachdem die Nachricht vom Tode des Königs in
Ungern eingetroübn war, versammelten sich die
Anti-Hunyädisch gesinnten Prälaten und
Baronen in Ofen, namentlich der Kax'dinal Dio-
11} s Erzbischof von Gran
, die Bischöfe von Raab ,

und Agram dann der Palatin Ladislaus von Gara,


,

und der Woiwode von Siebenbürgen Niklas von üjlok.


Sie schrieben am i.Decembcr, zur Wahl eines neuen
Königs, einen Reichstag aus, nach Ofen auf den
1. Januar 1408.

Michael Szilägyi und die Anhänger des Hunyädi-


schen Hauses nahmen indessen kräftige Mafs re-
geln. Szilägyi entliefs den Georg Brankowitsch un-
und brach von Belgrad und
entgeltlich seiner Haft,'
<aen untern Gegenden in Gesellschaft des Thomas
Szekely, Prior von Vrana des Sebastiart vonRozgon, ,

des Ladislaus de Kanisa des Pongrätz von Szent-


,

Miklös mit i3ooo Reutern und 7000 Infanteristen nach


Pesth auf; Elisabetha inufste alle ihre Schätze öffnen,
der heftige Michael Szilägyi drang ihr das Geld, das
idie geitzige Schwester nicht hergeben wollte mit ,

Stockschlägen ab **). Den Bischof Johann von


Grofs wardein schickte er nach Prag, mit
40000 Dukaten und dem Auftrag, nicht ohne Matthias
zurückzukommen; schon am i3. Deccmber trafVite«
daselbst ein. Von dem im fünfzehnten Jahre stehen-

*) Nacli Ilormayer's Plutarch , XVIII. S. 47 schicitte er


dem Sziiägyi Böhtnisclic Reisige zu.
*•
' \ TJ(*hi!jS bey Pray IJ. 884 und Kovachich Script. IT. 336.
210
den Jüngling Trurden die rerthcilhafiesteu Gerüchte
Tcrbreitet: und aie Gemüther für ihn gestimmt. Die
Erzählung von den {riiten F.igcnschaftcn von dem
,

Geiste und Witze des Jünglings, gingen von Mund


zu Mund: -^vie er z. E. bey dem Lesen der Thaten
Bolands begeistert, zum Schwerte gegriflfen und da-
,

mit herumgefochten habe. Er sej der würdige Sohn


des grofsen Hunyäd, und werde seinen Vater noch
an Thaten übertreffen.
Die Anti-Hunjädischen Prälaten und Baronen zn
Ofen durch die Festigkeit des Schlosses und durch
,

die Donau geschützt al)er von wenigen Truppen un-


,

terstützt, sprachen Anfangs davon, mnn müsse die


Gesandten derCompetentcn zur Krone anhö-
ren. Darunter waren der König Carl von Frankreich
(von wegen seiner Tochter Braut); Casimir und Wil-
helm von Sachsen, als Schwäger Ladislaw's: vorzüg-
lich der Kaiser Friedrich als nächster Agnat dessel-
,

ben und Besitzer der Ungrischen Krone; zuletzt kam


auch ein Pohlnischer Gesandter,, Creslaus Woyssik.
Die Mehrheit des versammelten Adels aber war für
Matthias dem Ilunyader gestimmt, und das Volk in
Pesth und Ofen forderte ihn mit lauter Stimme auf
den Gassen zum Könige. Die \nti-Hunyäder sahen jetzt
auf den päpstlicheii Gesandten Johann de S. Angelo:
,

allein auch dieser rühmte die guten Eigenschaften


des Jünglings und schien dessen W^ahl nicht ungern
,

zu sehen. Bey dieser Trennung der Meinungen


fror die Donau zu, und die in Ofen versammelten
Anli-Hunyäder waren hiedurch der Übermacht Szi-
Schon dachten sie daran sich
lagyi's blofsgeslellt. ,

wegzubegeben, rsls Szilägyi ihnen auf das feyer-


Hchste eine vollkommene Amnestie und Sicher-
heitderPersonenundBeraft lisch lagungen
zn s c h w o r unter den schrecklichsten Verwünschun-
,

gen, w\e sie damahls üblich waren. So ward endlich


2l6
fjne vorläufige Conferenz in Pesthgehaltea, am
g3. Januar 14 58. Mehr
40000 Menschen auf dem
als

Donau-Eise versammelt, drangen während derselben


mit ungestümmemGeschrey auf baldige Entscheidung.
Auf S/ilagyi's Geheifs ward ein Galgen am Ufer der
Donau, und ein Schafl'ot mit Bloch und Beil errich-
tn *); aber dabey ward immer versichert: Szilägyi's
BewatTnete seyen nur da, um die Freyheit der Be-
r.;thschlagungen zu decken. Der Wunsch des Volks,
auf die verdiente Achtung des Hunyadischen Hauses
gestündet, und die in Zeiten solcher Unruhen und
l^artUeyungen gewöhnlich zur Entscheidung nölhige
Furcht, bewirkten endlich die gewünschte Einmüthig-
Ivcit. Der 'Jag der Wahl ward auf den 24. Januar an-

gesetzt, und an diesem Tage ward in einer Beichs-


versammlung Matthias als König, Szilägyi
als Gubernatordes Reichs auf fünf Jahre aus-
gerufen, um dem funfüehnjährigen Könige sogar bis
zum zwanzigsten Jahre die Last seiner Begierung zu
erleichtern. Im Namen des neugewähltenKönigs ging
hierauf Szilagyi mehrere tumultuarisch hingeworfene
Capitulations- Punkte ein, wovon besonder»
folgende merkwürdig waren.
1) Der König soÜe das Reich mit seinen Truppen
und aus seinen Einkünften verlhcidigen, NurimNoth-
f.ill sollen ihn die Banderien der Prälaien und Baro-

nen nach dev bestehenden Banderial-Bestimmung un-


terstützen ,und nur im Aveitern Nothfälle solle der
gesaramte Adel aufsitzen.
2) Unter keinerley Yorwand sollten die Adqlichen
oder deren ünterthanen zu Abgaben verhalten wer.
den.
3) Alle Jahre sollte zu Pfingsten in Pesth ein
l^eichstag gehalten werden, welchen alle Adeliche
»u besuchen hätten , hey Strafe des Verlustes ihrer
Güter.
*) D;'goscli •HWfl Bonfin.
217

4) Die Münze sollte unveränderlich bey dem Fusse


bleiben, dafs 200 Denarien, und 400 Heller einen
Goldgulden ausmachen sollten.
Die übrigen Artikel betrafen die Zurückstellung
aller geraubten Güter, durch Urtheilssprüche der
Comitate; die Demolirung aller Raubschlösser; die
Abhaltung der vier Gerichts-Oktaven, und dienten
demnach zum Landfrieden. Diesem war auch die Ver-
fügung angemessen, dafs die Anverwandten des Königs
und die bisherigen dienten des Hunyädisehen Hau-
ses eben so den Gesetzen und Gerichten unterworfen
^eyn sollten, wie alle andere. Alle königlichen Schlös-
ser und gemauerte Städte sollten sogleich zu Händen
des Gubernators übergeben werden.
Nachdem der Reichstag auseinander gegangen war,
beschäftigte sich Szilagyi damit, dafs er den Leich-
nam seines Neffen Ladislaus von Hunyad inOfena"us-
graben, und nach Gyulafejervär in Siebenbürgen ab-
führen liefs, um ihn daselbst [neben den Gebeinen
seines Vaters zu bestattten. Inzwischen war dieKun-
de von Matthias Wahl nach Prag gelangt.
Podiebrad, der es sich als ein grofses Verdienst
anrechnete den Matthias aus den Händen der Deut-
.

schen, wie er sich ausdrückte, befreyt zu haben,


hatte bisher von Johann Vitez ein sehr hohes Löse-
geld gefordert ; als er aber Matthias Erwählung ver-
nahm, die ihm die Bahn seiner eigenen vorzuzeich-
nen schien, stimmte er ganz einen andern Ton an.
Er selbst überbrachte die erste Nachricht dieser Wahl
dem jungen Matthias, verlobte ihn am 9. Februar
1458 mit seiner Tochter Runigunde *), und
erbat sich seinen Beystand und seine Mitwirkung,
womit auch Podiebrad zur Böhmischen Krone gelan-
gen möge. Dagegen versprach er seine gute Verwen-

*) Nach LJsfliius liebte Mattliias diesen IV'alimen nicht,


Hnd äiirlorte üin in Katharina nm.
2l8
flang hej Jlskra , damit auch dieser den neugewälil-
ten König aneikennen möge, zu welchem Ende die-
sem dreyerley Vergleichungs- Projekte zugeschickt
wurden. Nach diesen Verabredungen führte Podie-
brad den Matthias nach Strasnitz an die Gränze Ün-
gcrns-, hier wurde das Lösegeld definitiv auf 60000
Duhaten bestimmt uiid ausgezahlt, und der Hei-
raths- Contr akt mit der Prinzessin so festgesetzt,
dafs Matthias nach einem Jahre seine Braut in Prefs-
hurg übernehmen in Ungern erziehen und sobald
,

sie das zwölfte Jahr erreicht haben wird, sich an-


trauen lassen solle; welcher Theil sein Versprechen
nicht halten werde, sollte 100000 Dukaten bezahlen.
Unter dem Donner der Kanonen Wirbeln der Pau-
,

ken und Senken der Fahnen ward Matthias seinem


,

Onkel überantwortet. Am 16. Februar i458 befand


er sich bereits in Ofen.
Hatte Matthias nun auch durch Gewaltthätigkeitea
seines Onkels die Krone erlangt, so zeigte er gleich
anfangs, dafs er zur Regierung fähig, aber auch ge-
sonnen sey die Regierungszügel selbst mit starker
,

Hand zu führen.
Erstaunen ergriff die Ungrischen Grofsen als ,

Matthiaserklärte, er als König brauche kei-


nen Gubernator neben sich: er ei'kenne den
Szilägyi nicht dafür, und werde auch die Kapi-
tulations-Punkte nicht so ratifiziren wie sie Szi- ,

lägyi in seinem Namen zur Schmälerung des königli-


chen Ansehens eingegangen habe; vielmehr fordere
fr, dafs Szilägyi ihm alle königlichen Schlösser ein-
räume. Seinen Hausschatz sowohl als königlichen
Schatz hatte er erschöpft gefunden und um so mehr
,

mochte er es dem nehmen dafs er die


Szilägyi übel ,

Unterthanen des Adels von allen Abgaben habe ent-


heben lassen. Wichtige Sorgen drängten den König
von allen Seiten, das Bedürfnifs wohl ff cor d-
neter Finanzen fühlte erdaher am ersten. Darum
schrieb er denn auf den achten Tag nach Pfingsten
einen neuen Reichstag aus: auf diesem sollte
erst ausgemacht werden, was von denKapitulations-
Punkien stehen bleiben könne, oder nicht.
Ein solches Verfahren erregte unter den Oligarchen
allgemeine Bestürzung: der Onkel des Königs schrie
über Undankbarkeit, und liefs sich mit Gara undUjlak
in Einverständnisse ein *). Schon bildete sich eine
doppelte Partey , die königliche ,und die Szilagyisch-
wer herrschen solle ?
oligarchische: es galt der Frage,
Der König unerschütterlich bev seinem System verhar-
rend stützte sich nicht wenig darauf dafs sein prä-
, ,

sumtiver Schwiegervater am 2. März i458 zum


König von Böhmen erwählt worden. Um die un-
natürliche Coalition seines Oheims mit den Feinden
des Hunyädischen Hauses zu trennen, liefs er dem
Michael Szilägyi aufser der Aufbewahrung des Fa-
milienschatzes und der Kommendantschaft in den
,

Festungen, die Gr a fs che ft Bis t ritz anbieten,


wofern er nur auf den Titel und die Würde eines
Gubernators Verzicht thun wollte. Nachdem der Ver-
gleich auf diese Bedingung, am 7. May i458, ge-
schlossen **), und Szilägyi nach Siebenbürgen ent-
fernt war, schickte Matthias auch seinen Hauptfeind,
Niklas von üjlak ins Ausland. Da nämlich die Krö-
nung desPodiebrad am 7. May i458 bevorstand,
so ernannte er hiezu als Gesandte die Bischöfe
von Raab und Waizen , den Niklas von Ujlali , lYoi-

*) Bericht des päpstlichen Nuncius vom Jalir 1463 im


z.veyten Thcile meiner Oeschiolite Ungerns 4- S. i3.
iinj Script, minieres ed. Kcvichich II.
*") Das Diplom über die Verleihung vonBIstrii« , siehe
Ederi Schesaeus «4?. Es sollte dazu gehören Radiia-
volgya im Doboltacr, Theke und Sajö im Kiloser.
Särpatal^ im Tfaorrlaer Coraitate.
220
woden von Siebenbürgen und den Oswald von Roz-
,

gon, Grafen der Szclder. Aus Gefälligkeit gegen den


Papst und den päpstlichen Gesandten Johann de S. An-
gelo gab er diesen Gesandten eine Instruktion, nach
,

welcher sie vom Podiebrad ein Glaubensbekenntnli»


abnehmen mufsten. zu Folge dessen Podiebrad dem
Papst gehorchen, und alle seine nicht acht katholi-
schen Ünterthanen zum Gehorsam des römischen Stuh-
les bringen wollte. Podiebrad, berathen von Roky-
czana liefs sich diefs alles gefallen
, ,um sich nicht
zu Anfang seiner Regierung zu viel Feinde aufzula-
den blofs die Compactaten behielt er in dem Eide
,

bevor, den er am 6. May in seinem geheimen Kabinet


in Anwesenheit der Ungrischen Gesandten, dann de»
Notarius Paul Forzäch ,und der zwey Böhmischen
Grofsen Zbinko von Ilasenburg und Prokop von Ra-
benstein leistete. Da Rokyczana utraquistisch und
der Bischof von Olmütz, Protasius, vom Papste noch
nicht bestätigt war, so verrichteten die beyden Un-
grischen Bischöfe die Krönung des Königs , und am
8. May jene der Königin.
Der fürchterlichste Nebenbuhler Mätthiens, Fric-
drich^ war jetzt damit beschäftigt. Osterreich mit den
Krzherzogcn Albrecht und Sigmund zu theilen, die
Caileysche Erbschaft mit Abfindung der Wittib und
der Diener des Cilley vollends an sich zu bringen,
Tind den von den Ungern begünstigten Johann Gra-
fen von Görtz yon dieser Erbschaft wegzustossen.
Durch Baumkircher kam ein Vertrag Friedrichs mit
der Wittib zu Stande ; sie behielt von den deut-
schen Besitzungen blofs Gurkfeld, und öooo Pfund
jährliche Pension von Friedrich , dann behielt sie
aber auch die Ungrischen Besitzungen Warasdin,
S.Georg, Medwed, Kamenjetz, Samobor (welches sie
ihrem Hauptmann Andreas Pnumkircher verlieh)
und Agram, welches Johann Vitowo»/. inne hafte.
Ä->1

llalthiasliefs Jiefs alles einstweilen geschehen, schick-


te jedoch den Bischof Johann von Grofswardetn an
Friedrich, um ihn zur Herausgabe der Un-
grischen Krone aufzufordern, und verord-
nete am 11. April zur Bezwingung der Böhmen in
Ober -Ungern, den Sebastian Rozgon, königlichen
Oberstallmeisler zumRapifän. Er halte nämlich Nach-
richt, dals Jiskra keinen Vergleich eingehen wollte,
weil er mit Casimir ,Könige von Pohlen geheime
Verständnisse unterhielt. Am i. May kam Jiskra
mit Casimir zu Petrikow persönlich zusammen,
um ihn zur Verfolgung seiner Rechte auf die Üngri-
schc Krone zu ermuntern ; öffentlich erhielt er di«.
Antwort: Casimir sey mit seinem Reiche zufrieden,
und habe mit dem Preufsischen Kriege Beschäftigung
genug; heimlich erhielt er das Versprechen aller

thunlichen Unterstützung.
Verwirrt sah es auch in Serblien aus, wo Georg
am 24. Dezember 1457, dessen Sohn Lazar aber am
3i. Januar i458 gestorben war. Helene, die Witt-
^e Lazars, übergab ihrReicli dem Papste; der Papst
empfahl dem Matthias die Wittib und die Sorge der
Beschützung Serbliens wider die Türken am i4.Mära
1455. Matthias aber, mit innern Angelegenheiten be-
schäftigt , gab zu, dafs der Legat Cardinal Johann de
S. Angelo nach Smederowo reiste, um das dem Pap-
ste geschenkte Land Empfang zu nehmen.
in
Tage nach Pfingsten
Matthias hielt indessen acht
einen Reichstag zu Pesth und am zwölften Tage
,

nach der Eröfnung desselben kam schon ein merk-


würdiger Reichstags-Abschiedzu Stande. Im
Eingange desselben hiefs es: Matthias verdanke den
Thron, wie seine Vorfahren dem Willen Gottes und
der einmüthigen Zustimmung des Reichs. Von den
^/.ilägyischen Artikeln ward keine Erwähnung ge-
dacht, sondern all« Gesetz^, die ^eu Zustand des
222
Reichs reguliren sollten, neu Terfafst. Nur Prälaten,
Baronen, Proceres und Adeliche werden diel'smahl
erwähnt, keine Städte -Deputirte.
Als Grundlage des Inaugural- Dekrets ward Alber ts
Inaugural -Dekret vom 27; May 1489 festgesetzt: der
König versprach überhaupt alle Freiheiten und Ge-
wohnheiten des Reichs aufrecht zu erhalten. In Be-
zug aber auf die obigen Szilägyischen Capilulations-
Punkte ward näher bestimmt.
1) Der König solle das Reich soviel möglich mit
eigenen Söldnern aus den königlichen Einkünften
{Banderium regalt) mit Zuhülfnehmung der ßande-
rien der Prälaten und Baronen, und der Truppen der
mindern geistlichen Pfründen- Inhaber vertheidigen :

nur im INothfall solle der Adel aufgeboten, und nur


bis an die Gränze geführt werden, und sollte dann
binnen vierzehn Tagen keine Nachricht von einem
heranrückenden Feinde anlangen so solle der Adel
,

auseinander gehen.
3) Der König bezieht das Lucrutn Camerae^ (die
nuinqua^eslrna in Siebenbürgen, die Marder- Relui-
tion in Slavonien) blofs auf den Fufs Ludwigs I. Au-
fserdem bleiben dem königlichan Schatze: die Drey-
fsigst-, die Münz -und Salzgefälle, die aber nur von

Inländern verwaltet werden dürfen. Aufser jenen


Gefällen aber beschwor der König, keine andere
Taxen von i oder 1/2 Goldgulden von den Adelichen
oder Unterthanen einzufordern.
3) Jährlich sollte zu
Pfingsten ein Reichstag mit
Versammlung aller Adelichen- {per singula capita)
zusammen kommen.
4) Die Münze
sollte unverändert bleiben.
War nun auch in diesen Artikeln doch manches
klarer zum Vortheile des Königs gemildert, als in
den Szilägyischen, so enthielten sie doch das Ge-
präge einer Wahlkapitulation und der schwierigen
£2^
den neuen König umgebenden Umstände: fast die
ganze Regierung Malthiens war ein Kampf mit diesen
am Anfange derselben eingegangenen Verbindlich-
keiten.
Zu einiger Entschädigung lief« sich jedoch auch
der König einiges zur Befestigung seiner Krone dien-
liches J)eAvilligen, als z. E.
a) Die Verleihung aller Säkular -Würden nach
eigenem Gutdünken ohne Rath der Prälaten und Ba-
ronen.
b) Die Zurückstellung aller geraubten Güter ward
ferner dem Gerichtshofe des Königs
oder des Pala-
,

tins oder Judex Curiae Torbehalten. Die endliche


Entscheidung gebühre darüber nicht den Comitaten.
c) Alle königliche Schlösser und Einkünfte von ,

wem immer unrecht in Besitz genommen, sollten dem


König bis zu Michaelis i458 zurückgestellt werden.
d) Alle Rebellen und Faktionärs sollten streng ge-
richtetzu ihrer Bezwingung die getreuen Reichs-
,

Einwohner Tom Könige aufgeboten, und ihnen aufser


Zustimmung des Reichstags keine Gnadenbriefe ver-
willigt werden. Nur jene sollten diefsmahl Amnestie
erhalten, welche bis zur Erwählung des Königs Mat-
thias von Ladislaw's Partey gewesen wären alle an-
:

dern sollten für die im Reiche angerichteten Beschä-


digungen büfsen.
e) Das Patronatsrecht des Königs über alle Kir-
chen und kirchlichen Pfründen ward neuerdings an-
erkannt, alle Veräufserungen des königlichen Patro-
naisrechts wurden widerrufen und nur da ward das
Privat -Patronatsrecht belassen, wo der Stifter einer
Kirche in derselben begraben war.
f) Alle seit Albert neuerrichtete schädliche Schlös-
ser, bis auf die, welche der König mit seinem Reichs-
rath beybehalten wolle, sollten niedergerissen werden.
Die übrigen Gesetze betrafen alle di« Herstellung
224
einer ordentlichen Gerichtsverfassung und des inner»
Friedens und sind grofsentheils Wiederhohlungen
:

der Albertinischen *).


Mit Vollziehung dieser Gesetze und Handhabung
der Gerechtigkeit beschäftigte sich der König jetzt
unermüdet**), und es gelang ihm die Ruhe des Rei-
ches herzustellen bis auf einen kleinen Fleck Ton
Ober -Ungern. Sebastian Rozgon in Verbindung mit
dem Bischof von Erlau, Ladislaus von Hedervära,
stürmte das Schlofs Galgotz, so daf» von 700 Böhmen
keiner fast, als ihr Commendant Komorowski entkam.
Walgatha ward in den Wäldern mit 200 Mann ge-
fangen-, und da indessen Axamyth über den Bodrogh
hinaus mit 2000 Böhmischen Infanteristen und 5oo Pohl-
nischen tieutern streifte, ward er bey Säros Patak
ereilt und blieb auf dem Platze. Joos fiel hierauf so-
gleich. Berzevitze ward von üderczki gegen Erlag
von 400 Dukaten geräumt. Jiskra, der sich noch in
Richno hielt, hiedurch geängstigt, ging einen 8tilU
stand bis zum S. Michaelstage ein und bot die Hän- ,

de zu einem unter Podiebrads Vermittelung abzu-


schliefsenden Vergleich.
Bey diesem Bestreben vor allem die Ruhe im Rei-
che herzustellen , mufste es dem Könige äufserst em-
pfindlich seyn, dafs Szilägyis hitzige Heftigkeit in
Siebenbürgen einen Aufstand erregt hatte
Szilägyi hatte bey der Besitz -Ergreifung des Bistri'
tzer Comitats Widerstand von Seite der Bistritzer
Bürger gefunden hatte sie daher mit einem ansehn-
,

lichen Heere überfallen , halte die Stadt mit Sturm


genommen , verbrannt , die Bürger theils niederge-
hauen,

*) S. Kovacliicli Vestigia, wo das Dekret zuerst gc


druckt erschien. S. 298.
**) Hieher gehurt der Verbot aller ausländischen Mün.

ken, ddo. Budae feria 2. ante Festum Oswaldi i45y.


Miller apptndix ad Catahg, Num, Sie'chcny, S. a'iö.
hauen, theils derAtigen, theils der Hände beraubt.
Über diesen Gräueln -vraren alle Siebenbürger Sach-
sen aufgestanden, es war ein fönnlicher Krieg zwi-
schen ihnen und Szilägji's Truppen ausgebrochen.
Der König begab sich sofort, um den Lärm zu däm-
pfen in die untern Gegenden (zu Anfang Septem-
,

bers nach Szegedin), und als er hier die nähern Um-


stände der Sache yei'nahm, beschlofs er an seinem
heftigen Oheim das erste Beyspiel der Strenge aus-
zuüben welches allen andern zur Warnung dienen
,

sollte.Unter dem Yorwand wichtiger Conferenzen


lud er den Szilägyi zu sich, und als dieser hej
ihm eintraf, liefs er ihn durch Gregor Läbatlan rer-
haften, und noch Vilägosrär, als Gefangenen
abführen. Am 8. October i^58 benachrichtigte der
König von Belgrad aus die Siebenbürger Sachsen
Ton diesem Torgange versprach ihnen Amnestie für
,

alles Vergangene, und ermunterte sie zur Treue.


Die Bistritzer wurden zur Wiedererbauung ihrer ver-
brannten Stadt mit Zusicherung des höitiglichen Schu-
tzes eingeladen *). Gewifs ist es dafs der König auf
,

Szilägyi so sehr erbittert gewesen dafs er ihn bev- ,

nahe hätte hinrichten lassen, wenn nicht der päpst*


liehe Gesandte dazwischen gekommen wäre. Bey der
Gefangennehmung des Szilägyi soll es nämlich an
Fesseln und Halseisen gemangelt haben. Szilägyi
habe hierauf gesagt: man werde welche in seinem,
Wagen finden, die er seinem undankbaren Neffen
vorbereitet habe. Gregor Läbatlan soll Mirklich Be-
fehl gehabt haben, den Szilägyi in Vilägosrär hinzu-
richten aber da er dem schriftlichen Befehle nicht
:

glauben wollte soll er zum Könige gereist seyn,


,

um den eigentlichen Willen desselben zu verneh-


mea worauf der König vom päpstlichen Gesandten
:

*) Durch Stephan Hederfa und Michael Szekely, Fiet


Comites Bistrice. Schesaeus Ederi p. 244-
EBgels Gesch. V. üngera. III, P
«26
bewogen, seinen Befehl zurück nahm, den Szilagyi
«her fortdauerutl im Arreste liefs, und den Läbatlan
nach Siebenbürgen schickte.
Neue und neue Sorgen stürmten indessen auf den
jungen König. Die Türken hatten in Seryien Prisren
erobert, und drohten sich immer weiter auszubrei-
ten.Die Servier selbst waren mit der Wittib Helene
und mit Lberlassung ihres Reichs an den päpstli-
chen Stuhl miCsyergnügt. Nach Calixt III Tode hatte
ein Vertrauter Friedrichs, Aneas Sylvios, unter dem
Namen Pius 11, den päpstlichen Stuhl am 27. August
1458 bestiegen, und gleich im September halte er
Auschreiben an die Christenheit, in Sachen eines
fllgemeinenFelxlzugs wider die Türken zu einem Con-
^rels der am 1. Juny 1469 zu Mantua Statt haben soll-
te, erlassen. — Friedrich selbst hatte auf die Auflor-
derung wegen der Zurückstellung der Krone und
des Gebiet» in Ungern nach geschehener Ausglei-
chung seiner Angelegenheiten in Cilley und Ösiei'-
rcich ganz kurz erwiedern lassen: er müsse eher in
Kücksicht aller seiner Forderungen befriedigt wer-
den. Was aber das schlimmste zu seyn schien, meh-
lere bisher Anti-Hunyädisch gesinnte Gro-
Ise geheime Conventikel, schimpften
hielten
auf das Betragen des Königs gegen seinen Oheim
cflentlich, und bcrathschlagten sich aus Besorgnifs
eines gleichen Schicksals darüber, wie sie den Mat-
thias enttlironen , und das Reich dem Kaiser
Friedrich zuwenden könnten, der schon die
l{rone besäfs. An der Spitze dieser Mifsvergnügten
standen Ladislau» von Gara der Palatin, und Niklas
vcn TJjIak der Woiwode von Siebenbürgen. Zu den-
selben hielt sich Paul Banfl'i von Alsolindva, Oberst-
tliüihüter; Georg, Ladislaus Johann und Sigmund
,

Trafen von Pösing und St. Georgen, Kapitäns von


'iyiiiau und Szakoltza die der König kurz auvor
,
tvegen Gcwaltlliätiglveltert 5:ilr Ordnung gepriesen
halte; Ladislaui de Kanisa den Matthias zum Mit-
,

woiwoden Siebenbürgens ernannt hatte, und dessen


Bruder Niklas de Kanisa Perthold Elderboth voa
;

Monyorokerek ebenfalls ein Verwandter des ^Sikla»


,

von Üjlak, endlich die Ausländer Andreas Baumkir-


cher und Johann Vitowetz, der sich einen Ikin yon
Slavonien nannte.
Sobald der König diese Cabalert erfuhr, machte
er von seinem Rechte, und
die t^eltlichen AYtirden
Ilofämter nach Gefallen zu vergeben, Gebrauch. En
entsetzte sofort alle obige Weltliche ihre r A m-
t er und ^Vür den und , bestellte zu denselben Leute,
die ihm ganz ergeben naren. Zu seinem Palatin er-
nannte er den Michael Orszag de Güth, bisherigea
Oberstschatzmeister; die Rozgoner Johann und Se-
bastian zu Woiwoden ron Siebenbürgen; den Jo-
hann Labatlan und Ladislaus de Pakos zu Grafen der
Szeklcr; den Ladislaus Lossoncz Kaspar Bodo, Pe- ,

trus de Zob und Paulus Sperancich zu Banen von


Kroatien, Dalmalien und Slavonien; Ladislaus de
Palotz hUch JudfiX Curiae, Simon Zudar erhielt den
(>berbefehl in Ober-üngern. Umgeben von diesen
seinen Getreuen, berief der König am ij. November
1458 von Tenieswär aus einen Reichstag auf den
6. December nach Szegedin, wohin jedes Comi-
tat vier Deputirte absenden mufste. In dem Ausschrei-
ben ward angezeigt, die Gegenstände des Reichstags
würden seyn die Ankunft des Stephan Thomas, Kö-
:

nig von Bofsnien , die Wiedererlangung der Krone,


die Anstalten gegen die Türken, dann die Mafsregeln
wider einige andre Feinde.
So kurz der Termin des Reichstags angesetzt war,
so sehr wurden die Berathschlagungen beschleunigt
schon am Weihnaclitabend war der Abschied des
Reichstags zu Stande gebracht. Der ganze Geist
P a
desselben atlimct Kraft und Nachdrucl;, xuv Be-
Ächützung der Person des Königs und des Reichs wi-
der alle Feinde *).

*) Hielier j^cliört folgende Sage in dem Historiäs Enel;,


von Ambrosius de Gorchyan,
Als der König den Thron bestiegen hatte, fand er
kein Geld im liöniglichen Schatze eine lästige von
,

Szilägyi geschlossene Capitulation und Feinde ge-


,

nug die sein Reich verwüsteten. Auf Michael Orszäg's


,

Rath that er folgendes: Er versammelte einen Reichs-


tag, und stellte den Ständen vor: man habe ihm lau-
ter leere, naclite Wände übergeben; es seyen schlech-
terdings Mittel nothwendig, sie zu bekleiden. Hierauf
entliefs er die Versammlung, den Adel zwar nach
Hause , die Prälaten und Baronen aber bat er zu sicli
zu Tische.
Alles was die Kochliunst vermochte ward aufgeboten,
der beste, der seltenste Wein herbeygeschaft. Wäli-
Kiid man uis und tranh , besetzten Böhmische vom
Könige mitgebrachte Söldner alle Zugänge.
Beym Herumreichen des letzten Pohals , da der
Wein die Gemüther aufgeregt hatte , fing der König
an, die Gesundheit der Anwesenden einzeln auszu-
bringen. Die Reihe traf verabredeter Mafsen zuerst
den Michael Orszag. Von diesem verlangte der König
zum Behufe des leeren Reichsschatzes 40000 Duliaten.
Ors-zag gab eine abschlägige Antwort j da rief der Kö-
nig der Böhmischen Wache, undihn in das
befahl,
Gefängnifs im unvollendeten Ofner-Thurme zu wer-
fen. Orszäg gleichsam erschreclit, versprach 20000 Du-
lsaten,liefs sie sogleich aus seiner Wohnung herbeybrin-
gen , und zahlte sie dem Schatzmeisteraus. Nun ging
dasselbe Ansinnen weiter , erhielt aber von allen und
jeden Grofsen eine bewilligende Antwort.
Gedeckt hiedurch für die erste Nothwendigkeit^ drang
nxm der König auch in den Adel j dieser folgte dem
Beyspiele der Grofsen, und bewilligte ein Subsidium
von vier Goldgulden von jeder Bauern-Session (yocr/«).
Am Schlüsse des Reiclistags dankte der König den
Ständen, und versichert« sie, dafs er das Geld nicht
3S9
Zuerst sollie der König sein eigenes Bande-
rium aufrichten, um genug Mannschaft dazu zu ha-
ben sollte der König den zwanzigsten ünterlhan auf
,

den königlichen Gütern ausheben, und unter seine


Fahne stellen dürfen. Ausgenommen waren hievon
blofs die königlichen Frevstädte und die königlichen
Flecken, welche Artilleristen stellten, die der König so-
dann unter die Armee vertheiltc.
Die Prälaten und andere Geistliche solltea
ebenfalls ihre Banderien nach Sigmunds Register
stellen und zur Completlirung derselben den zwan-
,

zigsten Unterthan ausheben dürfen. Welche Prälaten


und Geistliche an Besitzungen verloren hätten soll- ,

ten vom Könige eine Verringerung an der zu stellen-


den Zahl erhalten. Die Prädialisten der Kirchen soll-
ten aufserdem aufgeboten werden.
Die Reichsbaronen sollten ebenfalls Bande-
rien stellen allein da sie zur Anwerbung derselben
,

Salarien vom königlichen Schatze erhielten, so


sollten sie ihre Contingente durch freye AVerbung zu-
sammen bringen.
Ferner sollten Comitats-Bandcrien aufgebo-
ten werden unter den Befehlen des Obergespanns,
oder eines andern Tom Könige zu ernennenden Ober-
sten. Uiezu sollte ausgehoben werden, der zwan-
zigste ]Maun aller ünterihanen der Reichsbaronen und
Adelichen, der soll dann als Reuter vollsliUidig aus-
gerüstet werden *). Zu dem Ende mufsten alle solche

srn Kartenspiel und massigen Zeitvertreiben, son-


dern zum Scbutz des Landes verwenden wolle. Über-
diefs erklärte er, dafs , da ihm das Suhsidium rcichs-
täglich beuiliigt sey , die von Ä.zxv Prälaten und Baro-
nen Lergcschosseuen Summen nur als ein Darlehen zu
betrachten sc^-cn, worüber er Schuldbriefe ausstellen,
und welches er zu seiner Zeit zurückzahlen wolle.
•) Diefs gab wohl dem Namen Huszär den Ursprung,
dessen erste Sylbc hüsz, zwanzig, Ungrischen Ur-
sprungs, die rwcyte ar eine Slawische Pndnn 5 Ist.
.
93o
ünterthancn in allen Comitaten gezählt Tvcrdcn; clie

Begister sollten an den König eingesendet werden.


Diese Comitats-x\rmee sollte dem Könige drey Monate
lang in diesem Jahre zu Gebote sielien, im Ganzen,
oder von einzelnen Comitaten, wie er es für gut lin-
den werde. Nur dagegen verwahrten sich die Stände,
dais keine Hintersassen als Untcrthanen mitgerechnet,
und dal's das lucrum Camerae nie nach der hiedurch
bekannt werdenden Zahl der Unterthanen, sondern
nach der alten Portenzahl erhoben werden möge.
Findet der König für nöthig selbst ins Feld zu rü-
cken, so kann er auch den Adel, jedoch nur bis an
die Gränze des Reichs Belgrad und die Serblischen
,

Schlösser eingeschlossen, und nur durch drey Mo-


nate aufbieten. Jeder Adeliche zieht dann in Person,
und kann sich von dieser Pflicht durchaus nicht los-
kaufen ; arme, unbegüterte Adcliche zehn zusam-
,

men, stellen einen Reuter. Noch galten einige andere


Ausnahmen, für Witwen, Waisen, Kranke, Gebrech-
liche Castellane u. s. w.
,

Ist auch das Aufgebot des Adels nichthinlänglich,


80 soll die ganze Masse der Reichsbewohner aufste-
hen. .—
Binnen 25 Tagen sollten nach Empfang des
königlichen Befehls die Aufgebotenen schon im La-
ger beysammen seyn.
Man sieht aus allem, dafs sich der König im da-
mahligen Gedränge manche Einschränkungen gefal-
len liefs die er unter andern Umständen gewifs nicht
,

ongenommen hätte aber sein Hauptzweck war er-


;

reicht, eine drohende Reichsmacht, zahlreicher, als


alle bisherige, sollte sein Kronrecht unterstützen.
Der Reichstag suchte soviel möglich durch Einschrän-
kungen und Clausein zu bewirken, dafs der König
sich mit dem königlichen Banderio und mit jenem
der Prälaten und Baronen begnüge.
Aus Furcht vor der Entschlossenheit und Macht
des Königs versammclien sich intlessen die Reichs-
baronen der Gegenpartey in Neustadt. Die
Negoziationen mit Friedrich verzögerten sich defs-
wegen weil dieser für nöthig hielt erst die Gesin-
, ,

nungen des Papstes darüber einzuholen. Der neue


Papst, Pius II, der Friedrichs schwankendes Gemüth,

und Malthiens kraftvollen Sinn kannte, nnd den letz-


tern im Herzen für ganz geeignet zur Regierung in
Ungern und zum Widerstand Mider die Macht der
,

Türken hielt, aber seinen wahren Sinn nicht deut-


lich au den Tag legen wollte entschuldigte sich da-
,

mit, dai's er die Umstände nicht hinlänglich kenne.

Mit vieler Mühe brachten es endlich die Verschwor-


jien dahin, das Friedrich die Krone annahm. Am
17. Februar 1459 stellten sie hiei'über zu Neustadt eine
Akte aus worin sie erklärten das Reich brauche ei-
, ,

nen aus einem hohen Stamme gebornen und recht-,


mäfsig gekrönten König. Diesen fänden sie an dem
Verwandten und Erben ihres Königs Ladislaw, und
an dem Inhaber der Ungrischen Krone, dem Kaiser
Friedrich-, diesen hätten sie demnach zum König©
von Ungern gewählt, gegen dem, dafs er die Frev-
heitcn des Reichs bey seiner Krönung beschwören
solle. Ihm und keinen andern wollten sie bis in den
Tod getreu seyn.
Aber auch Matthias war zu Ofen nicht müfsig.
Er zog immer mehr und mehr Truppen zusammen»
und versammelte seine getreuen Prälaten und Baro-
nen. Blofs der Bischof Matthäus von Siebenbürgen*),
und der Graf Martin Frangepani von Zeng und Mo-
drusch, schlichen sich noch nach Neustadt; alle an-
dere Bischöfe, den Erzbischof von Gran und Colocsa

*) In Siebenbürgen selbst äufserten sieh unruhige Be-


wegungen. 1439 conföderirten sich die drey Natione«
zu Mediasch wider jeden, der ihre Rechte antaste^
würde.
233
an der Spitze, und alle neuernannte Reichsdignitarien
waren Ofen beym König vei'sammelt. Am lo. Fe-
in
Lruar 14^9 knüpfte er alle an sich durch n e u e E d e, i

so "wie er hingegen ihnenversprach, dafs er keine


Änderung in der Verfassung des Reichs ohne ihren
Beyrath jemahls unternehmen wolle *). Denn diefs
war der Punkt, Avorüber der üngrische Reichsrath
am meisten von dem raschen jungen Könige beruhigt
J5U seyn wünschte. An den Papst wurden eigene Ge-
sandle geschickt, welche demselben meldeten: nie-
mand sey ein gröfserer Feind der Christenheit als der
Kaiser, indem er den König durch innere Unruhen
Terhindere, wider die Türken zu Felde zu ziehen.
Er hätte gewünscht den katholischgläubigeh Stephan
,

Thomassevich, als Despoten in Serwien, nach dem


Wunsche der Helene seiner Schwiegermutter, einzu-
setzen ; hiezu habe er die gesammte Üngrische Reichs-
jnacht aufgeboten, allein der Kaiser zwinge ihn, seine
Wallen wider ihn zu wenden.
Während die Aufrührer davon sprachen, den Kai-
ser nach Stuhlweissenburg zu führen und ihn da-
,

selbst zu krönen handelte Matthias. Er liefs ein an-


,

sehnliches Heer, unter den Befehlen des Simon Nagy


de Szent Märton, nach Körmend marschiren, dem
er selbst bald mit der Reserve nachfolgte. Hiedurch
Terlegte er der Gegenpavtey den Weg, und zwang sie,
die Krönungs-Ceremonie am 4« März 1 459 z
Ueustadt zu verrichten **). Von dieser Zeit an be-
*) Si quid pro unitate et ntcessitate regni de hnctenus ob-'

eorum mutandumfue-
servutis juribus et consuetudinibus
rit , id sine consilio et cjnsensu eorum non faeiemus.
Manche die damahls in Ofen anwesend waren, gehör-
ten in Geheim zu der Falition derMifsvergnügten. So
Dionys der Erzbischof von Gran, ein Verwandter Uj'
laVs, so Ludovjcus und Matthias de Maröth, Eidame
des KilUaas de üjlak.
**)Dafs die Krönung wirklich geschehen sey, ist nach
Boo und Johann Zäpolya wahrscheinlich.
235
diente sich Friedrich des Titels eines Königs Ton Un-
tern, und Ton seinen Königsrechten machte er so-
cjleich den Mifsbrauch dafs er den Grafen von Pö-
,

sing und dem Eldc»bülh gegen Erlafs einiger dem Kai-


ser gemachten Vorschüsse gestattete schlechte Ku-
. ,

pfermünzen in Prefsburg und Ödenburg zuschlagen,


die man sodann Schinderlinge nannte. Hiemit nicht
zufrieden , versuchte er auch -wirklich mit bcM afiPne-
tcr Hand in Ungern einzudringen; eine Armee, in
deren Centrum die Österreicher, an den heyden Flü-
geln aber Nikiaus Ton üjlak und Sigmund von Pösing
OD Körmend
mit ihren Schaaren standen rückte Seesen ,
'

vor. Dem erstem liefs Matthias noch vor der


Schlacht Yersöhnungsanträge machen. Aber UjlaU
that selbst mitseinem Flügel den ersten Angriff. Das
Hauptherr unter den Befehlen des Simon Nag}-, "war
schon wirklich durch den Ungestümm des Angriffs ge-
worfen, und in Unordnung gebracht, als der junge
König mit der Reserve herbey kam, die flüchtigen
Fahnen zum Stehen brachte und indem er das Un- ,

grische Blut zu schonen schien blofs auf das Cen- ,

trum der Österreicher mit wüthender Tapferkeit ein-


drang. Auf diesen Anblick liefs Niklas von Ujlak im
Angriffe nach das Österreichische Centrum ward zer-
,

sprengt, und die ganze Armee zerstreut. Voll Enthu-


siasmus für den jungen König, der sich an demheis-
sen Tage zuerst als muthvoller Soldat und trefflicher
Feldherr gezeigt hatte, baten die Regimenter, wel-
che Anfangs gewichen waren den jungen Feldherrn, ,

sie durch Hinrichtung des zehnten Mannes zu strafen.


Das sey ferne von mir, sprach der junge Held,
macht Euren Fehler durch Tapferkeit ein andermahl

An dem Nichtverfolgen des Sieges von Ungrischer


*) ^on dieser Schlacht hat man leider vrenig nähere Um-
stände . sn|Tai- tein gewisses Tages-Datnm.
234
Seite war altem Ansehen nach ier Gai'dinal-Legat,
Johann de S. Angelo, Schuld. Er überreichte näm-
lich dem jungen Könige eine so eben vom Papst ge-
sandte Fahne unter welcher Matthias wider dieUn-
,

gläul)igen fechten solle und als Antwort über obige


,

'Beschwerden Matthiens, eine Vollmacht vom Papste,


dafs er, der Legat, das Werk eines Türkenzuges in
Ungern mit Macht betreiben und alle mit dem Banne
,

bedrohen oder belegen solle, die den König von die-


sem Türkenzuge abhalten würden. An Friedrich
selbst war eine päpstliche Ermahnung abge-
gangen zum Besten der Christenheit nicht auf die
,

Stimme einiger Aufrührer, sondernauf jene des geist"


liehen Oberhirien zu hören.Bej dieser günstigen
Stimmung des Papstes nahm es der Kardinal-Legat,
der dem Könige Matthias im Herzen wohl wollte,
über sich durch Dazwischenkunft des Papstes den
,

ganzen Streit zvv-vermitteln.


Nichts desto weniger drangen die Verschwornen
in Neustadt bey Friedrich auf die Fortsetzung des
Kriegs, und auf die Ausrüstung einer neuen Armee :

allein zu der letztern war der geitzige Friedrich nicht


zu bewegen doch machte er dem Papste über seine
;

letzthinigen Breven, und über die Anerkennung des


Königs von Ungern und Anhörung seiner Gesandten,
die lebhaftesten Vorwürfe. Der Papst, wohl schon
unterrichtet von dem Ausgange der Schlacht bey Kör-
jnend schrieb am i3. und i/j. April 1 439 andenKai-
,

ser zurück: schon sein Vorfahrer Calixt habe den


Matthias König genannt eben so er selbst gleich
,

Leym Amtsantritt, indem er sich von den Statt ge-


habten Unterhandlungen zwischen Friedrich und Mat-
thias dasBeste versprochen habe. Verdorben sey aber
in der Sache noch nichts; Matthias habe ja an die
F.ntscheidung des Papstes kompvomitirt, unddakönne
Friedrich darauf rechnen, dafs der Papst als sein
335
ehemahligcr Client, aus alter Anhänglichkeit und aus
Achtung gegen ihn als Kaiser, —
• als das zwcyte
Licht der Welt, sich nicht übereilen, sondern seinen
l\uhm und Vortheil nach Kräften befördel'n "werde,
wie er denn zugleich seinem Legaten die strengste
Uuparteylichkeit in dem obwaltenden Zwiste auftrug.
Matthias verfolgte auch darum den Sieg wider
Friedrich nicht, weil Helene die Fürstin -Wittib in
Serblien den rebellischen Serblischen Bojaren Ste-
phan Abogowitsch gefangen, und am 3i. März »4^9
dem Könige Matthias ausgeliefert hatte. Matthias
schickte jetzt Ungrische Truppen nach
einige
Serblien, warf nach Smedcrowo eine Ungrische
Besatzung, und setzte den katholischgläubigen Ste-
phan Thomaschewitsch als Despoten von Ser-
blien ein. Da er aber einen Angrifl" der Türken auf
Serblien befürchten mufste so schickte er den Jo-
,

hann Vitez sammt dem Legaten nach Wien, ernann-


te einige Gesandte, die Bischöfe von Csanad und
Zeng, zu dem Mantuaner Congrefs wegen eines Tür-
kenzuges, und liefs unter der Hand dem Niklas voa
Ujlak die Krone Ton Bofsnien antragen, worauf Ujlak'
noch im April 1459 nebst Ladislaus und Niklas de-
Kanisa zu Matthias überging: ihnen folgte bald dar-
auf Stephan Graf Ton Frangepani, der ebenfalls nach
Mantua geschickt ward, Matthias liefs indessen seine
Truppen unter Sebastian Rozgon wider die Böhmen
in Ober -Ungern marschieren, er selbst begab sieh
an die Theifs nach Tisza -Varkonj, liefs dahin sei-
nen Onkel Michael Szilägyi kommen, versöhnte
sich mit ihm, und übergab ihm das Commando wider
die Türken in Serblien: er selbst ging hierauf in die
Ober-Ungrischen Gegenden, stellte sich an die
Spitze seiner Armee, und eroberte die Schlösser
Patha, Gömör, Derench und Osgyan mit Hülfe def
,

Kaschauer Aitiilerie.
336
Während Matthias hier seine Regenten -und Feld-
herrn -Pflichten erfüllte, ging es mit den Serblischera
Angelegenhp-.en und mit den Friedens -Verhandlun-
gen in Wien sehr schlecht. Neue Irrungen Friedrichs
mit seinem Bruder Albert und ein damahliges gu-
,

tes Vernehmen mit Podiebrad bewogen Friedrichen,


dafs er die Vermittel ung Podiebrads Königs von
tiöhmen in seinem Zwiste mit Matthias ansprach.
Vom Congrefs zu Mantua, der noch am 8. Septem-
ber nicht vollzählig war, liefs sich für dieses Jahr
keine wirkliche Hülfe erwarten , obschon der Er-
munterungen viele zum Türkenkriege von daher ka-
men und der Cardinal-Legat die Vollmacht zu Indul-
,

gcnzen, und zum Anwerben von Truppen 34000 Du-


katen im Juny 1469 erhielt. Die Ungrische Besatzung
von Smederovo, von Stephan Thomassevich verratheu
und verlassen, mufste sich gefangen ergeben. D e i

Tu rken eroberten hierauf fafst ganz S e r b 1 i e n.


auch das Schlofs Golubatz und schleppten 200000
,

Gefangene aus dem Lande weg. Stephan Thomasse-


vich hatte nach Smederovo's Übergabe seinen Vater
Stephan Thomas in Bofsuien entthront, und während
i'r durch Gesandte in Mantua seinen Eifer für den

katholischen Glauben geltend zu machen und eine ,

]>äpstliche Krönung zu erlangen suchte (der die, —


Ungrischen Gesandten wegen Rücksichten ihres Kö-
nigs auf Ujlak widersprachen) bezwang er die Her-
zegowina und liefs sich in Traktaten mit Mohamed
,

ein. Michael Szilagyi mufste unter diesen Umständen


vorzüglich für gute Besetzung und Verproviantirung
Belgrads und für das Schlofs Kewe soi'gen. Mehrern
flüchtigen Serblern, diedem Sohne des Georg
Brankowitsch , Stephan Brankowitsch, nach Ungern
folgten, ward Syrmien als Zufluchtsort eingeräumt-
]>er Papst und der König Matthias hatten indessen
auch die Mitvermittelung Podiebrads gefalle«
'

sich
287
iassen: ein päpstlicher Gesandter, der Bischof von
Lucca Stephau de Nardinis, kam nach Brunn; Georj;
Kunacher' und Ulrich Grafeneck Friedrichs, und
Johann Vitez und Oswald von Rozgon, Matthiens Ab-
gesandte, fanden sich daselbst ein. Friedrichs Eigen-
sinn hinderte einen definitiven Vergleich. Man konn-
te am 12. August 1459 blofs über einen Waffen-
stillst an d übereinkommen der bis ^uin 24. Junj
,

1460 dauern sollte: ein neuer am 25. Januar 1460


zu Olmütz zu haltender Congrets sollte zum Frieden
führen.
Indessen hatten sich fast alle noch übrige Mifs-
Tergnügte dem Könige Matthias scheinbar unterwor-
fen, und Matthias kam ihnen auf dem Wege der
Aussöhnung mit allem Glimpf entgegen; er bestellte
sogar den Ladislaus Ton Gara wieder zu seinem Pa-
latin.Gegen Österreich zu aber unterhielt er immer
Truppen auf den Beinen, unter den Befehlen seiner
Getreuen, Sebastian de Rozgon und Jol^ann Pongrata
seines Verwandten zur Unterhaltung dieser Trup-
;

pen und des Cordons bezahlte er vierteljährig 4000


Dukaten, laut Contrakt vom ö. November 14^9, um
alle Einverständnisse der Mifs vergnügten
m i t F r e d r c h zu hindern. — Die scheinbar Aus-
i i

gesöhnten liefsen sich jedoch in neue Cabalen ein.


und suchten unter andern den König abermal»! mit
seinem Onkel Michael Szilagyi zu veruneinigen.
Der König schickte indessen denBischof von Wefs-
prim und den Johann von Rozgon als Gesandte auf
den Olmützer Congrefs; er selbst traf alle nöthige
Anstalten in Ober -Ungern, um im Frühjahr 1460
den Johann von Jiskia vollends zu bändigen. Der
Congrefs in Olmütz dauerte nur acht Tage, und hatte
jiichts anders zur Folge, als dafs ein neuer auf den

1. May 1460 angesetzt wurde. Fiüedrich scheint sich

pämiicU noch auf die Machinationen seiner Anhäa-


s.3a

gel- in Ungern verlassen zu haben. — Der junge Kö-


nig bemerkte indessen diese Anschläge : er reiste im
April 1460 zu seinem Oheim nach Csanad, verstän-
digte sich abcrmahls mit ihm, lernte seine Feinde
kennen, und entfernte sie von allen Hofämtern. La-
dislaus von Gara starb wie es scheint um diese Zeit,
und Orszag ward deiinitiv zum Palatin ernannt Schatz-
;

meister ward Emerich von Zapolja, zubenamt Deäk,


zeither Kammergraf in Nagybanya, ein Slawe! aus
der Gegend jenseits des Turopolier- Feldes, der sich
in Nagybänya bereichert hatte. Er selbst begab sich
in die obern Gegenden zurück , und überliefs dem
Szilagyl die Sorge für die untern. Die Türken ver-
wüsteten jetzt von Serblien aus die Gegenden von
Syrmien und Ujlak j dafür lachte sich Szilagyi durch
Streifereyen von Kewe in die Bulgarey. Auf einer
solchen Strciferey^ iiel 'Szilä gyi sammt Gregor Lä-
batlan bey Pozazin einem viel stärkern Türkischen
Haufen in die Hände, ward nach Constantino-
pel geführt, und daselbst enthauptet. Diefs erregte
in Ungern eine allgemeine Belrübnifs, und den sehn-
lichen Wunsch, dafs doch die Aussöhnung mit Frie-
drich zu Stande kommen möge, von welcher es ab-
hing, ob andre Europäische Mächte sich für einen
Türkenzug kräftig verwenden wollten. Eine Geldbej-
hülfe von 40000 Dukaten war alles, was der Papst
einstweilen gewifs versprechen konnte.
Auf dem neuen Congrefs erschien üngrischer
Seits Elias Bischof von Neilra, und IMatlhias Libak
de Radowetz, Castcllan von Oroszlänykö: aber Frie-
drich, von Podiebrad zu endlichen bestimmten Erklä-
rungen aufgefordert, spannte seine Forderungen un-
gemein hoch. Er verlangte für die Zurückstellung der
Krone, und für den Ersatz aller erlittenen Kriegsscha-
den und gehabten Unkosten die Summe von 100000
Dukaten, ferner die Erbfolge in Ungern nach Matthiens
.3,
mnbcerbtem Tode, den Gebrauch des Titels eines Kö-
niges von Ungern, und endlich die Einverleibung von
Eisenstadf Ödenburg, Gissing, Rechnitz Forch-
, ,

tenstein und Kabelsdorf an Osterreich. Von die- —


sen Bedingungen wollten Friedrichs Gesandte nicht
abgehen, ja er wollte auch die Verlängerung des
Watfenstillstandes nicht auf zwey Jahre, sondern nur
bis zum 1. Februar 146» zugestehen. Mehreres korin-
te auch der vom Papst am 17. Januar 1460 von Man-
tua aus Gesandte Cardinal Bessarion nicht zu Stande
biüngen, noch weniger die Einigkeit im deutschen
I\eiche herstellen.
Matthias wollte demnach dieses Jahr dazu benu-
tzen , die Böhmischen Räuber rollends zu demüthi-
gen, und liefs die Schlösser Richno und Säros
belagern. Der -Cardinal Legat Johann de S. An-
gelo wollte ihm hierin zu Hülfe kommen er schrieb :

an Podiebrad , den Jiskra dahin stimmen,


er solle
dafs er gegen ein ansehnliches Geschenk Ober -Un-
gern räume, und sich wider die Türken gebrauchen'
lasse. Ein Böhmischer Gesandter, Zdenko Kostka de
Gostupicz, langte wirklich in Ober -Ungern an, und
brachte es dahin, dafs Richno und Säros am 29. No-
Teraber 1460 zu seinen Händen in Verwahrung ge-
geben wurden bis der König Podiebrad den Jiskra
,

Tollends mit Matthias aussöhnen werde. Dem Koni«:


Matthias war diefs um
willkommener als die Wa-
so ,

lachen unter Drakul am 24. August i46oOmlasch und


Fogaras defswegen verwüstet hatten, weil Drakuls
Gegner Dan, der bey dieser Gelegenheit von Drakul
gefangen ward daselbst verweilte.
,

Da bey dieser Gelegenheit Podiebrad den König


hatte fragen lassen wenn er einmahl die ihm ver-
,

lobte Kalharii^a zu sich zu nehmen gedenke, so er-


bot sich der König, der seinen bisherigen ^'erzu-^
mit den bisherigen Unruhen entschuldigte, hiezu aufs
24o
und man Uam Jaliiii überein: am 29. De-
>villigsle,
zember 1460 sollte Podiebrad sich zu Oimütz., Mat-
thias in Trentschin einfinden da sollte dann Jas
,

dreifache Geschäft, Hochzeit mit Podiebrads


die
Tochter, die Ausgleichung mit Friedrich, und end-
lich jene mit Jiskra beendigt werden.
Durch die Unterstützung des päpstlichen Legaievi
gelang es denn auch dem Könige um diese Zeit, den
Johann Vitowetz, der sich einen Ban von Slavonien
und Grafen Ton Zagorien nannte durch Berchtold
,

Elderbolh von Monyorökerek zu Paaren zu treiben;


doch die Besetzung des Bisthums blieb noch durch
MifshelligUeiten zwischen dem Papste und dem König
verschoben. JohaAn von Vitez sollte dasselbe neben
dem Grofswardeiner einstweilen verwalten..
Der Kaiser Friedrich that alles mögliche, um den
Podiebrad von der Vollziehung der Verlobnifs sei-
ner Tochter mit Matthias abzuhalten; allein Podie-
brad liefs sich durch nichts abwendig machen viel- ,

mehr hegte er schon damahls bey dem allgemeinen


Mifsvergnügen dafs in Deutschland ülier Friedrichs
,

ünthätigkeit herrschte*, den Plan, sich selbst zum


Kaiser von Deutschland hinaufzuschwingen. Es hersch-
te daher bey der Conferenz, welche Matthias
mit Georg Podiebrad in Trentschin im
Januar 1461 hielt, die engste Vertraulichkeit. Die
Mutter des Matthias sollte seine Braut am i.May 1461
übernehmen, jedoch sollte die eheliche Beylegung
erst zwey Jahre später erfolgen, wegen der Jugend
der Braut, ausgenommen den Fall, wenn die Mutter
des Königs und die Reichsbaronen Ursache fänden,
das langeWarten des Königs abzukürzen. Zum Leih-
geding der Braut ward alles ausgesetzt, was Barbara
von Sigmund erhalten hatte, nämlich Alt -Ofen, Diös-
eyör, die Insel Csepel und das Cumanerland; aufsei

dem aber sollte sie 7000 Goldgulden jährlich aus


dem
clem Ertrag der Kaschaner Münze bezahlt erhalten.
Sobald die üngrische Krone Friedrichen entrissea
"Würde, sollte er an dem einen, und seine Gemahlin
gleich am folgenden Tage gekrönt werden. In Geheim
•ward ausgen^acht, dals beyde Könige den Kaiser
Friedrich gemeinschaftlich necken und dahin brin-
gen sollten dem Podiebrad die Deutsche, dem Mat-
,

thias die Üngrische Krone abzutreten. Zu diesem


Ende sollte Podiebrad sich mit den Feinden Frie-
drichs in Deutschland, Matthias aber mit dem Erz-
herzog Albert von Österreich wider Friedrich Ter-
binden. — Zum Schein .rard zwar noch in Olmütz
2u Anfang 1461 ein neuer Congrefs zwischen den
Österreichischen Gesandten Leonhard Bischof toi? ,

Gurk, und Johann Rohrbach, und zwischen den Un-


grischen Johann de Rozgon und Frana; Csäki abge-
,

halten, aber bey der widrigen Stimmung beyder


Theile ohne Erfolg. —
Das schlimmste dabey war,
dafs Jiskra sich auch durch Podiebrads Yermittelung
zu keinen annehmbaren Bedingungen herbeylassen.
wollte und »ich zu Friedrich nach Grätz begab.
,

Nach dieser Conferenz in Trentschin beorderte


Matthias den Stephan von Zäpolya Bruder seines ,

Oberstschatzmeisters zu dem Kommando wider die


Böhmischen Räuber in Ober -Ungern: er selbst be-
gab sich nach Ofen, und schickte dem Erzherzog
iilbert von Österreich wider dessen Bruder Frie-
drich 4000 Reuter, mit deren Hülfe Tuln und St. Pol-
ten erobert wurde. Im Deutschen Reiche äufserten
sich allerhand von Georg angeregte unruhige Bewe-
gungen. In dieser Verlegenheit stimmte Friedrich
plÖt?lich andere Saiten an. Wohl hatte er den Jo-
hann Jiskra zu seinem Feldherrn in Österreich be-
stellt, und dieser hatte auch den Truppen Alberts
eine Niederlage bey VVien beygebracht; allein die
furcht vor Podiebrad brachte ihn dazu, dem Mal-
Engels Gesch. V. Un'^ern. III, O
24a

Zu Raab ward im Juny 1461 ein neuer Con^


grefs gehalten, und auch Albert dazu von Matthias
•ingeladen. Hier ward ein neuer Waffenstillstand
bis auf den 1. July 1462 Verabredet der Bischof
:

Johann Vitez sollte den Frieden vollends zu Grätz


au Stande bringen. Zwischen Albert und Friedrich
übernahm Georg Podiebrad die w eitere Vermittelung.
Dafs Matthias sich zu diesem neuen Stillstande her-
beyliefs, diefs hatte Friedrich dem Papste zu dan-
ken da dessen Legat bey fortwährender Feindselig-
,

heit wider Friedrich aus Ungern abzureisen drohte.


Inzwischen ging es in Ober -Ungern nicht ganz
«ach dem Wunsche des Königs. Stephan Zäpolya,
Emerichs Bruder zeither Trabantenhauptmann in
,

Gran, jetzt honiglicher Oberkapitän, belagerte Säros


und üjvär bis in den Sommer hinein, vergebens;
ja es ging die Nachricht ein die Böhmischen Rebel-
,

len hätten so eben vom Könige Casimir inPohlen eine


beträchtliche Verstärkung erhalten. Sobald nun der
König Gewifsheit darüber erhalten hatte, dafs der
Sultan Mahomet in diesem Jahre in Klein- Asien be-
schäftigt sey beschlofs er, die Böhmischen
;

Räuber unter eigener Anführung zu be-


kriegen. Um die Kosten hiezu aufzubringön, nahm
er einen Theil der Zehnten der Geis;-
lichkeit in Anspruch, und verordnete mit Bey-
ziehung des Ungrischen Reichsraths dafs die Zehn-
,

ten in diesem Jahre mit Geld reluirt werden müfs-


ten, und zwar acht gröfsere , oder achtzig kleinere
Silberdenar *) für eine Mandel {Copecia). Mit die-
sem Gel de sollte das königliche Banderium erhalten
werden aufserdem aber wurden die Banderien al-
;

ler Prälaten und Baronen aufgeboten. Der König

*) Diefs deutet auf ein« vergängige Verschlecliterung


der letütsm Münz«.
o/,3

sdlbst befand sich am 4. July zu HatTan, am aosfen zu


Szikszö, Anfangs August zu Diösgyör, am 12. Sep-
tember zu Erlau, und am 14. October in dem Bela-
gerungs -Lager vor Lythra (Lyetva).
Während er nun in Ober -Ungern zu Felde lag,
arbeitete die Cabale der ihm abgeneigten Gro-
f s e n in Geheim wider ihn. Niklas vonüjlak mit sei-
nem zahlreichen Anhange, wozu auch der Erzbischof
Dionys ron Gran, die von Maröth und andere gehör-
ten, hatte sich mit Podiebrad dahin einverstanden:
dafs Victorin, der Sohn Podiebrads, eine Tochter
des Niklas von üjlak heirathen sollte. Victorin kam
selbst nach Ungern zu seinem künftigen Schwieger-
vater, und Üjlak's Tochter wurde nach Prag geschickt,
um dort erzogen zu werden. Die Absicht ging
eigentlich dahin, den Sohn des Königs von
Böhmen auf den Ungrischen Thron zu
setzen, von dem Matthias herabgestosseu werden
sollte. — Auf die ersten Beschwerden des Matthias
hatte zwar Podiebrad seinen Sohn aus Ungern zu-
rückgerufen ; aber die Mifsvergnügten hielten nichts
desto weni^r Conventikel zu"\Taizen *), und
lagen dem Könige von Böhmen in Ohren, dafs er obi-
ges Heirathsverlobnifs durch Eidschwüre befesti-
gen, und es vorziehen möge, seinen Sohn zum Kö-
nige von Ungern als seine Tochter zur Königin er-
,

hoben zu wissen. Selbst Friedrich fing damahis an


• ich Podiebraden wieder zu nähern: am 25. August
1461 verlieh er ihm, um ihn zu gewinnen, die An-
"wartschaft auf die Grafschaft Katzen - Ellenbogen j
"woiauf Podiebrad den Kaiser am 6. September mit
Al!>ert am 7. Dezember mit
, dem Herzoge Ludwig
Ton Bayern aussöhnte.
*) Kovaf hich vestigia S. 358. Verglichen die relatio Nun-
sii a,>onol. Gescb. de» Vngrischeu Reichs, bey Cp-
bauer 11. S. 14.
344
Auf alle diese Naclirichten und auf die Kunde,
,

dal'sJohann Jiskra aus Österreich wieder nach Ober-


Ungern gekommen, liefs der König in seinem Eifer
wider die Böhmen nach. Zwar eroberten die Ungri-
schen Generale Saros durch Aushungerung, dagegen
aber ging Käfsmarkt am lo. Oktober 14O1 an Jiskra
über. Der König Matthias ändei'te jetzt nach den Um-
ständen plötzlich sein politisches System : er bestreble
sich , Annäherung Friedrichs und Podie-
die weitere
brads zu hindern. Zu dem Ende schickte er seinen
treuen und gewandten Johann Vitez zum Kaiser ,

Friedrich nachGrätz, und liefs ihm dringende Vor-


stellungen darübermachen, dafs er Podieb r a-
den nicht hören solle, welcher im Grunde so-
wohl nach der Deutschen als nach der üngrischen
,

Rtichskrone strebe. Es sey daher am gerathensten


für sie beyde, sich unter einander zu verstehen, und
Podiebraden mit vereinter Macht die Spitze zu bie-
ten. Gleicher Meinung war auch der Kurfürst Al-
brecht von Brandenburg, und ein neuer päpstlicher
Gesandter, Hieronymus Erzbischof von Greta, um
so mehr, als Podiebrad dem Papste wegen desUtra-
quismus immer verdächtiger ward, der Vergleich
Alberts mit Friedrich aber keine Dauer verhiefs.
So gelang es denn dem Üngrischen Unterhändler,
Friedrichen zu folgenden öffentlichen Ver gl eichs-
Artikelnzu stimmen.
1) Forchtenstein , Kabelsdoi^f, Eisenstadt, vor-
mahls dem Ladislaus de Kanisa gehörig Günz Bech«
, ,

nitz ,
(vorher Ortschaften des liadislaus von Gara)
solle Friedrich innerhalb der üngrischen Gränzen be-
sitzen doch einlösbar gegen Erlag von 40000 Duka-
;

ten. Diese Besitzungen sollten aber gehalten seyn, zu


Türkenkriegen Geld und Truppen nach den allge-
meinen Reichsscblüssen beyzusteucrn.
2) Friedrich behält den Titel aines Königs von
unfern,
345
3) Er Tcrhäk sich zu Matthias , -w^ie ein Vater zu
seinem Sohne.
4) Wechselseitig sollten sich beydc wider alle
Feinde helfen und beystehen, den Papst ausgenom-
men; auch in Zeiten, mo Ungern mit den Türken
in Krieg verwickelt sey, sollte Matthias nicht gehal-
ten seyn , Friedrichen oder seinem Sohne Maximilian
Hülfstruppen zu schicken.
5) Der Kaiser gibt die Krone und ödenbnrg zu-
rück.
6) Friedrich und seine Nachkommen haben die
Erbfolge auf den Fall, dals Matthias ohne Söhne
stürbe. Habe Friedrich mehrere Söhne so sollen ,

die Ungern unter denselben die Wahl haben.


Als geheime Artikel kamen folgende Forde-
rungen Friedrichs vor:
a) Um dem Friedrich die SuccessioB zu sichern,
sollte Mat thia s niemahls heirathen, und seine
Böhmische Braut zurückschicken. Diefsleiztere ward,
wie es scheint, wegen Podiebrad abgelehnt, und nur
zugestanden dafs Matthias nach etwa unbeerbtem
,

Tode der Katharina nicht mehr heirathen werde.


b) Matthias sollte allen geheimen Verbindungen
mit Erzherzog Albert entsagen.
c) Für die Krone und für Ödenburg sollten die
üngrischen Stände, nach dem Berichte des päpstli-
chen N.uncius 80000, nach Tubero 60000*), nach
Bonfin 70000 Dukaten entrichten.
d) Jiskra von Brandeis sollte unter billigen Bedin-
gungen Ober-Ungern räumen.
Da hiebey die Zustimmung der üngrischen Stände
zu den öflenllichen Artikeln, für Friedrichen wegen
Anerkennung der Österreichischen Erbfolge, für Mat-
thias wegen der zu leistenden starken Zahlung, von
gröfster Wichtigkeit war so ward von beyden Thei-
,

len verabredet, den Traktat bis zur Ei'öfFnun^ et*


*^ diese Angabe ist die riclitig(s
346
nes Uagrischen Reichstages geheim und rersiegelt zu
halten.
Matthias den es verdrofs dafs der Papst im vo-
, ,

rigen Jahre den Stephan Thomassevich zum Könige


Ton Bofsnien hatte krönen lassen , gedachte eine be-
waffnete Reich sversammlung acht Tage nach
Georgi 1462 zu Batsch abzuhalten, undsodannBofs«
jiien zu erobern, um es dem Niclas von üjlak
einzuräumen. Der grofsmüthige und staatskluge Rö»
nig der sich damahls gemeiniglich an den Rath sei*
,

ner Mutter Elisabeth, einer allgemein geachteten, ver-.


ständigen und rechtschaffnen Matrone, und an den
Rath des Bischofs Johann Vitez des gelehrtesten
, ,

und gewandtesten Prälaten in Ungern hielt wollte ,

dadurch dem Niklas von üjlak zeigen wie sehr er ,

»n sein ihm einraahl gegebenes Wort denke, und wie


er dagegen von ihm mit Recht verlangen könne, dafs
auch er von allen Verbindungen mit Podiebrad ab-
lasse, und den Böhmischen Heirathsantrag rückgän-t
gig mache.
Zeitlich genug erfuhr der Papst die Absicht des
Königs , um
durch seinen Gesandten Johann de Car-
vajal , Kardinal von S, Angelo, und durch Johann
Vitez, Fürbitten für Stephan Thomassevich
einzulegen, welcher auch selbst auf den Rath des Pap-
stes Gesandte schickte um den Zorn des Königs zu
,

besänftigen. Solchen Vorbitten nachgebend, ernannte


der König den Niklas von üjlak einsweilen zum Ban
von Slawonien und berief einen grofsen Reichstag
,

nach Ofen, auf das Ende Aprils 1462 *). Hiezu soll-
ten alle Adeliche in Person welcher nämlich konnte
,

und wollte, (ohne Zwang und Strafe) erscheinen. Vor-


läufig bereitete der König den Vergleich mit Jiskra

*) Ka ,
quae ad puhllcam pertinent utilitatem, meritocom-'
/r:un'. orr.nium consilto discittienda sunt ae deeidend«^
'/tesTst CS im höniglicLcn ^ausschreiben.
Tor, schlofs einen Bund mit Wlad Drakul wider die
Türken, unterhandelte wegen eines Türkenljxieges
mit Ragusa und dem Sekretär des Doge von Venedig,
Petrus Tomasi, so wie mit dem Papste, und söhnte
sich auch mit den Grafen von Pösing und S. Gc«rg
aus.
Nicht leicht beschäftigten sich die üngrische»
Stände mit wichtigern Angelegenheiten , als auf die«-
sem durch zwanzig Tage dauernden Reichstag ; aber
nicht leicht herrschte auch so eine gute Stimmung un-
ter den üngrischen Ständen und eine so herzlich«
,

Bereitwilligkeit,den Wünschen des jungen, überall


Klugheit mit Tapferkeit verbindenden, Königs ent-
gegen zu kommen.
Vor Allem andern ward der Traktat mit dem
Kaiser Friedrich, nach seinen öffentlichen Arti-
keln publicirt, von den geheimen aber nur die
Artikel vom Lösegeld der Krone und vomJiskra*)'
Wohl fanden die üngrischen Stände die einge-
gangenen und öffentlich bekannt gemachten Bedin-
gungen lästig doch thaten sie dieismahl alles was
, ,

nöthigwar, um ihrem braven Könige die Beruhigung


zu verschaffen, mit der alten Reichskrone gekrönt
zu werden. Die Prälaten und Baronen gingen mit ei-
nem guten Beyspiele voraus jeder dei'selben unter-
:

zeichnete sich nach Mafsgabe seiner Vermögensum^


•Lände zu einem nahmhaften Beitrage **). Derge-
samrate Adel diesem Beyspiel, und ver-
folgte
sprach, für jeden Adelichen einen Goldgulden zu er-
legen. Man nannte diesen Beytrag ohne Anstand eine

*) RejT Pra^lati(jue et Barunes eommnnieaverunt ea cum.


communitate regni quantum opus fuit.
*.*) Dominorum Hungariae quilibet pro suafacultate con-
tributionem et auxilium facere promisit pro Sacra ca-
rona et expuhione kostium externorum, Jüh» Iltez bef
i^^tana ad Tu a, p, 44?»
s4ö
C o n tr 1) u i o n die man sich selbst aufgelegt habe,
i I :

wegen der dringlichen Umstände des Reichs aber ;

man verwahrte sich zugleich gegen alle Folgerung,


die hieraus auf andere Fälle und Umstände gezogen
"werden könnte. Nicht jiur ward von dieser Contri-
bution in dem Heichstagsabschied nichts erwähnt, son-
dern feyei'lich mufste auch der König versprechen,
er wolle den Adel nie mehr zur Bezahlung irgend
einer Contribution anhalten. Sogar alle Prälatien und
Baroneii mufsten sich für den Monarchen verbürgen,
dafs er diefs nie mehr thun werde, und dafs der Un-
grische Reichsrath nie mehr ih ein ähnliches könig-
liches Ansinnen w illigen wolle. Die königlichen Städte,
auif diesem Reichstage nicht repräsentirt, wurden
Vom Könige selbst nach Mafsgabe ihrer jjekannteii
Viermögensumstände mit derselben Contribution be-
legt. So mufste damahls Bartfeld als eine Handels^
Stadt 2000 Dukaten beysteuern. Die Gesandten des Kö-^
higs von Bofsnien, Stephan Thomassevich, und jene
"von Ragusa, übernahmen ebenfalls eine ansehnliche
Beysteuer. Eine Dankadresse der Stände an den Papst
Pius \l ward beschlossen.

Nach der Berichtigung dieses Gegenstandes kam


eine völlige Aus gl ei chun g mit Jiskra
zu Stande.
Jiskra erklärte dem Reichstage er sehe nun nach La-
,

dislaw's Tode und nach dem Vergleiche mit Friedrich


leinen Grund mehr, in die Eingeweide des Reichs
zu wütl^n er biete vielmehr dem Könige und den
,

Ständen seine Dienste wider die Türken an. Mit all-


gemeiner Zustimmung der Stände wurden ihm nun
25ooo Dukaten zugesagt; aufserdem erhielt er, um
ihn aus den obern Gegenden in die untern zu verse-
tzen die Herrschaften Lippa und Sölyom; der Kö-
,

nig lud ihn ein, bey dem bevorstehenden Türkenzugö


seine Böhmea zu den königlichen Fahnen stofsen ^\\
lassen.
«49
Darauf ward die päpstliche Fürbitte für Stephan
Thomassevich, König von Bofsnien, Torgelesen, und
Stephans Gesandte öffentlich angehört. Es ward be-
schlossen den Stephan Thomassevich wenn er dem
, ,

Ungrischen Reiche getreu und ein Freund seiner


,

Freunde seyn wolle, in seiher königlichen Würde und


Herrschaft zu belassen , und wider die Türken zu
Hnterstützen.
Die Türken machten damahls so eben in Serblien
Demonstrationen, um ihre wahre Absicht wider Wlad
Drakul in der Walachey zu verbergen. Die Stände
hätten zwar auf dem Reichstage gerne die verschlech-
terte Münze auf ihr achtes Schrott und Korn zurück-
gebracht: wegen dieser Türkengefahr aber willigten
sie ein, dafs für einen Goldgulden 3oo Silbejdenarien
und 6öo Silberheller ausgeprägt werden durften *).
Dagegen blieben die Stände in diesem Jahre von
allem Aufgebot verschont, der König über-
nahm es den Türken mit seinem königlichen Bande-
,

riura "Widerstand zu leisten.


Die übrigen Beschlüsse Aieses Reichstags gingen
ebenfalls dahin das Ansehen des Königs zu befesti-
,

gen und die innere Ruhe zu sichern. Es wurden die


,

Fälle bestimmt, wo der König zur Aufrechthaltung


der innern und äufsern Sicherheit des Reichs auch
aufser den Gcrichts-Terminen Verbrecher vor sein Ge-
richt iait Bestimmung kurzer und langer Termine la-
den; dann, wo auf das Verbrechen des Hochverraths
von den Gerichten erkannt, werden möge dann end- :

lich die Fälle, wo


der Prozefs vor geistlichen und
nicht vor weltlichen Gerichten zu führen sev. Unter
die letzternwurden damahls noch manche gerechnet,
welche die bessere Einsicht späterer Zeiten den welt-
lichen Gerichten zugewiesen hat.
*) y^r^. Miller Appendix ad eatalog.num. Szechonyp. «^if.
i5<>

Nach der Auselnjinderlassung des Reichstages Ua-


inen noch weitere bestimmte Nachrichten dieganza ,

Türkische Macht sey in die Walachey eingebrochen.


Der vertriebene WladDrakul sey nach Sieben-
bürgen geflohen, es sey zu besorgen , dafsnichtdie
l'ürken auch in diefs Land einfallen mögen. Der Kö-
nig beorderte demnach den ErbischofDionys de Szech
und den Palatin Micbael Orszäg nach Ober-Ungern,
um dort die noch übrigen Böhmischen Kapitäns mit
Geld abzufinden. Da der König damjihls das auf dem
Heichstag dekretirte Subsidium zur Zusammenziehung
Ton Truppen bey Szegedin , und zur Auslösung der
Krone brauchte, so mufste Eme rieh Zäpolya je-
nes Geld vorstrecken, dafs den Böhmischen Kapi-
täns ausbezahlt wurde. Martin Berlhal und Barthos
übergaben Käfsmarkt, Gölnitz, Wagendrüssel, Szav-
nik, ferner Eisdorf, Mühlenbach, Schlagendorf, Kabs-
dorf, Donnersmark, Odorin, Speendorf, Kirn, Eu-
lenbach, welche letztere neun Ortschaften ehedem
zu der Universität der vier und zwanzig königlichen
Städte, so wie Käfsmai'kt gehört halten, und folglich
ihren Privilegien nach an Niemanden gültig verschenkt
werden konnten, nur gegen Erlag von 16000 Gold-
gulden, die Zäpolya herschofs. Der junge Kö-
nig verfuhr hiebey willkührlich ohne auf die alten
;

Privilegien der letzten zehn Orte zu achten, ver-


schenkte <Jr sie der Familie Zäp olya, die
au Erbgrafen von Zipsen erklärt ward und von nun ,

an diese Städte als die ihrigen und als Appertinen-


,

«en des Zipser Schlosses betrachtete. Diese Leute,


bisher von den Böhmen mifshandelt, und in Barba-
rey und Elend versunken , vergafsen damahls ihre
alten ,übrigens aber keiner Verjährung fähigen Pri-
vilegien, vermöge deren sie nie an einen Private*
kräftig verschenkt werden können, geltend zu ma-
chen; der Stftdt Käfsmarkt gelang e» allein in dei
s5i

Folge, sich der Privatherrschaft adelicher Grund-


herrn zu entziehen , die übrigen neun genannten
Ortschaften befinden sich noch im Zustande der ün-
ierthänigkcit. Noch einige Böhmische Kapitäns als ,

Thalafus, Korbel und Zelenka verbanden sich mit


einem gewissen Komorowski i» Liptau: aber auch
dieser liefs sich mit 2028 Dukaten zum Abzug be-
wegen. Mehrere Böhmen gingen aber doch nicht nach
Böhmen zurück, sondern zogen sich nach Fohlen,
und setzten sich, begünstigt von Casimir König von
Fohlen, in Nowtarg (d. i. Neumarkt) fest, um von da
nach Belieben in Zipsen herumzustreifen.
Der König hatte indessen den Ladislaus de
Vesen nach Venedig und Rom gesandt, um an beyden
Orten Geld-Subsidien wider die Türken zu eihalten.
Am 10, August befand er sich noch in Szegedin, am
17. Sept. 1462, während der Kaiser Friedrich IV in sei-
ner eigenen Burg belagert wurde schon zu Thorda
,

in Siebenbürgen, wo er erfuhr, dafs die Tür-


ken, nachdem sie einen neuen Woiwoden, Radul, in
die Walachey eingesetzt hatten, im vollen Rückzuge
begriffen waren. Der vertriebene Woiwode Wlad
Drakul bat nun zwar den König, sich seiner anzu-
nehmen, und ihn in die Walachey wieder einzuse-
tzen: allein auch der neu eingesetzte Woiwode Radul
kam mit den Walachischen Bojaren dem Könige zu
,

huldigen. Die letztern protestirten auf alle Art wider


die Wiedereinsetzung des Wlad Drakul der sich ,

durch unerhörte Grausamkeiten gegen Fremde und


Einheimische den Beynahmen Henker erworben hatr
te *). Gleiche Klagen wider ihn hörte auch der Kö-
nig von den Siebenbürgern, die er öfters durch
Einfälle geneckt hatte; daher bestätigte er den Ra-

*) Diese empörenden Grausamkeiten siebe in meiner


Geschichte der WÄlachey S. 76 und 178 einxeln ^uA
25a
dul in semer Woiwoden-TVüi'de, und nahm de»
Wlad Drakul als seinen Gefangenen nach Ofen mit
sich.
Während der Abwesenheit des Königs war Hali-
Leg aus Servien in Sjrmien eingefallen ward aber,

Ton Michael Zokol geschlagen. Der König erhielt


überhaupt auch durch Depeschen aus Bofsnien die
Überzeugung, dafs die Türken im künftigen Jahr*
ihn angreifen würden daher formirte er die au«
:

Ober -Ungern abziehenden Böhmen in eine In-


fanterielegion, und nahm diese als stehend»
Miliz in seine Dienste und schickte sie unter Jo-
:

hann Pongratz in die untern Gegenden. Den Pröp-


sten Georg von Fünfkirchen und bald darauf den
,

Nikolaus erwählten Bischof von Knin, schickte er


,

nach Italien, um den Papst noch wirksamer an seine,


und andrer christlichen See -Mächte, Hüllleistung
wider die Türken zu erinnern und zu bewirken,
,

dafs in Gegenwart eines päpstlixihen Gesandten die


Herausgabe der Krone endlich einmahl vollzogen
werde. Aus der kürzlich mit dem Könige versöhnten
Familie der Grafen von Pösing und S. Georg hatte
er den Grafen Johann zum Woiwoden von Sieben-
bürgen ernannt, und ihm befohlen, das Insurrektions-
Wesen in Siebenbürgen zu reguliren, worüber auch
ein von einem Siebenbürger Landtage verfafster Ent-
wurf die Sanction des Königs im May i463 erhielt*).
Nach Ragusa schickte er einige Ungrische Truppen,
um diese seine getreue Stadt zu vertheidigen. Ein
Reichstag ward nach Tholna angesagt, auf den Mo-
nath Juny, um daselbst das Weitere wegen eines
Türkenzugs und wegen der Auslösung der Krone zu

*) Er stellt bey Kovacliich Scriptorts minores II. S. 384,


und ist für die Geschichte Siebenbürgens merkwürdig.
Äwcy Drittel der Szekler mufstea bey einem allgemui*
w^w Aufgebot ias Feld.
958
bestimmen. König selbst vollzog nun sein©
Der
Hochzeit mit der Tochter Podiebrads.
Inder ThatwarMahomet i463inBofsni en und
in die Herzegowina eingebrochen, hatte das erster«
Land ganz erobert, und den Stephan Thomasse-
Tich selbst gefangen. Während dieser Operation
•Ireifte der Türkische Pascha nach S^rmien, ward
aber von Pongratz und Sokol zurückgewiesen. Auf
dem Reichstag in Tholna wurden vor allem sieben Be-
vollmächtigte ernannt, welche das versprochene Lö-
segeld erlegen, und die Krone und Ödenburg
übernehmen sollten. Unter diesen sieben Com-
missärs waren Stephan Erzbiscbof von Colocsa; Jo-
hann Bischof von Grofswardein Ladislaus de Palötz,
;

Judex Curiae; Emerich Zäpolya, Oberschatzmeister


u. s. w. Am i(j. Julv 1463 ging die Übergabe der Kro-
ne wirklich vor sich, wozu sowohl ein päpstlicher
Gesandter, Dominik Bischof von Toricella, als auch
Podiebrads Verwendung das ihrige beytrug. Am 26. July
ward diefs glückliche Ereignifs von den Übernahms-
C(ynmissärefl im ganzen Lande bekannt gemacht- Zu
den 60000 Dukaten, die die Krone als Lösegeld kos«
tete ,trugen die Kaschauer allein 5ooo Dukaten,
also 1/12 bej.
Von den weitern Tholnaer Reichsbeschlüs-
sen weifs man nichts als das, dafs es zu keinem
Aufgebot wider die Türken gedieh, sondern dafs die
Stände sich herbeyliefsen , eine Abgabe (von fünf
Porten einen Dukaten) zu bewilligen, womit der
König Truppen anwerben solle. DerWoiwode Johann
Graf von Pösing und andre Siebenbürgische Abge-
ordnete wurden mit diesem Beschlüsse nach Sieben-
bürgen geschickt, und die noch immer schwierigen
Siebenbürger wurden vom Könige sehr glimpflich
ermahnt, sich diesem Reichsbeschlusse da er den
,

Freiheiten des Adels nicht entgegen, und zur Reichs-


Defension nöthig sey , willig xu fügen.
^54
So «ehr der König gewünscht hätte, die v»a
Friedrich zurückgestellte Krone sich noch in diesem
Jahre aufsetzen zu lassen, so gehorchte er doch dem
Rufe der Ehre und der Pflicht, die ihn nach Bofs-
nicn ziehen hiefs, um diefs von den Türken unter-
jochte Land zurück zu erobern. Zwar hatte der
Papst wegen der in Italien selbst herrschenden ünru-^
hen, keine Hülfe oder Subsidien zugestanden wor- ,

über der König so sehr aufgebracht wurde dafs er ,

seinen Gesandten von Rom abberief, mit der Er-


klärung, er werde nun mit den Türken blofs nach
seinem Interesse Krieg führen oder Frieden schlies-
sen. Blofs die Veneter liefsen dem König ein Bünd-
nifs antragen durch ihren Gesandten Johann Emo,
,

wornach kein Theil ohne den andern Friede ma-


chen, die Veneter zur See mit vierzig Galeeren,
dann in Morea und Dalmatien operiren, die Ungern
in Bofsnien vordringen sollten *). Nachdem der Kö-
nig die Türken so eben geschlagen bis nach Ser- ,

blien verfolgt, und i5ooo gefangene Christen befreyt


hatte, genehmigte er am 12. September zu Peter-
wardein das Bündnifs mit Venedig, und eroberte
bis zum Dezember 1468 fast ganz Bofsnien, auch
die Hauptfestung Jaitza **). Emerich von Zäpolja
ward Gubernator in Bofsnien und Ban von Croa-
,

tien und Dalmatien.


Dieser glänzende Erfolg erregte einen allgemei-
nen Enthusiasmus, und der Papst fing abermahl an,
von einem allgemeinen Zug wider die Türken zu
sprechen. Während der Abwesenheit des Königs war
jedoch seine Gattin, dieTochterPodiebrads,
an den Folgen einer unglücklichen Niederkunft g ei-
st orben; ferner war der Erzherzog Albert von
Österreich am 2. Dezember i46.:J, mit Tode abge-
,

*) Nihil tarnen in alterutrius limite novandum.


»*) Geschichte von Bofsnien. S. 4^8.
235r

gangen, und 2'wisehen dem päpstlichen Le-


gaten Fantinus und dem König Podiebrad "war
die gröfste Spannung entstanden; der erster©
suchte Breslau und ganz Schlesien wider Podiebrad
aufzuwiegeln. Matthias ward nun von Podiebrad er-
sucht, zwischen ihm und dem Papste die Vermitte-
lung zu übernehmen : welches Matthias auch seinem
Schwiegervater versprach *). Desto unangenehmer
war es ihm, zuvernehmen,dafs Podiebrad sich auch an
•denKönig Ludwig XI gewandt, und ihm den Antraj
gemacht hatte , der den Papst noch mehr erbittern
mufste, ein neues Concilium in der Christenheit ah«
zuhalten.
Am 27. Januar 1464 schickte der König von Dorft-
bro in Slavonien Gesandte nach Pohlen, die sieb
über dasige Beherbergung Böhmischer Räuber be-
schweren mufsten ; und eben damahls berief er auch
einen Keichstag zu seiner Krönung**) nach Stuhlweis-
senburg auf den März 1464. Noch vor dem Reichs-
tage und der Krönung traf eine doppelte Gesandt-
schaft ein, die eine von Venedig (der Patrizier Ju-
stiniani nebst einem Collegen), die seine Krönung
mitfeyern sollte die andere von Ludwig XI Kö-
,

nige in Frankreich; welche letztere über Böh-


men kam, und dem Könige allerhand Eröfnungen
machte die offenbar von Podiebrad selbst herka-
,

men nun aber im Namen beyder Monarchen, des


,

Französischen und Böhmischen, dem Könige vorge-


tragen wurden. Der König erkannte gleich woher ,

alle diese Anträge kamen, und gab seine Verwunde-


rung darüber zu erkennen, warum Podiebrad ihm
*) Nam non ignoramus^ schrieb er prophetisch, quanti
res illu iit morttenti, et qua* et quanta inde ad utram-»
que partem sequi possint.
f* ) Ad suscipiendam coronam regni, in qua totius penc
dignitmtis Eegia>! virtus quaednrn tt summa eonsist-i,t%
656
seine Entwürfe nicht mittelst einer eigenen Gesandt-
schaft mittheile *).
Der Punkt der Anträge der Französischem
erste
Gesandtschaft bestand ir^ dem Rath der seinen Böh- ,

mischen Ursprung an der Sti^:-ne trug, dafs der Kö-


nig alle Tormahlige Feinde des Hunyadischen Hau-
ses mit Güte und Nachsicht behandeln und eine ,

allgemeine Amnestie obwalten lassen solle. Der Kö-


nig antwortete hierauf, diesem Rathe sey er längst
zuvorgekommen der König habe an keinem Feinde
,

seines Hauses Rache genommen, keiner derselben


klage ihn de^shalb als Vertriebener und Exulant an.
Auch offenbare Majestäts- Yerbrecher würden nach
der Ungrischen Verfassung nur im Wege Rechtens
zur Strafe gezogen.
Der zweyte Punkt warnte den König vor denen,
zumahl Deutschen Fürsten welche noch immer von
,

Thronräuberey des Hunyadischen Hauses, von der


Andern gebührenden Erbfolge in Ungern sprächen,
und versicherte den König, dafs der Monarch in
Frankreich diesen Insinuationen kein Ohr leihe.
Der ganze Punkt war darauf berechnet den König ,

auf den Kaiser Friedrich eifersüchtig zu machen. —


Der König liefs dem Monarchen von Frankreich für
ilas letztere danken, und ihn versichern, dafs er

einen Thron zu behaupten wissen werde, den ihm


die Wahl eines freyen selbstständigen Volkes nach
Erlöschung des königlichen Stammes gegeben. Der
Nachruhm seines Vaters sey über alle Verläumdun-
gen erhaben **).
Der
?) Licet enim illefuerit pater, hie filius ^ habet tarnen et
filius suum regnunty discretos fines^ peculiare Gonsilium
in curia suu , et proprio! quosdam respectus.
**) Ea ,
quae de ipso malignitas ausa est comminisci^
alioquin minime verisimilia, etiam ration« temporuni
impossihilia «sse facih conjiciimtur^
357
mng
des Königs wobej der Wink auf eine zweyte Toch-
,

«cr Podiebrads gegeben ward. Hierauf antwortet«


der König sehr fein: seine Gemahlin sey nur erst
vor kurzem gestorben, und sein Schmerz darüber
erlaube ihm nicht sich vor der Hand mit neuen
,

Heiraths- Entwürfen zu beschäftigen.


Der vierte Punkt sprach von einer Allianz üa-
gerns Böhmens und Frankreichs wider die Türken,
,

der bald auch andere christliche Mächte beytreten


möchten. — Der König erwiederte hierauf: in die-
ser Sache sey bereits viel mit dem Papst und dem
Kaiser ,den Häuptern der Christenheit traktirt
als

und beschlossen worden; der letztere habe nun


zugesagt, die öftern Versprechungen der chiistli-
cheu Mächte zu realisiren und wohl wäre es sclion
,

Zeit, dafs alle christlichen Mächte ihren Eifer nicht


durch weitere Traktaten, sondern durch wirkliche
Hülfe beurkunden möchten *).
Der fünfte Punkt betraf die Zusammenberufung
eines neuen Conciliums, die Lieblings -Idee Podie-
brads, wobey aber die Französische Gesandtschaft
bemerkte: der König, ihr Herr, wisse zwar, dafs meh-
rere Deutsche Kurfürsten ein solches Concilium
wünschten; finde aber hierbey so manchen Anstand.
Dadurch ward Matthiens Antwort erleichtert die ,

dahin ausfiel Nach der Meinung des Königs sey die


:

Zusammenberufung eines Conciliums die Sache des


Papstes, und nach der Erfahrung der vergangenen
Zeit geben Concilien nur Anlafs zu neuen Schismen
und Verwirrungen, die bey der Gefahr der Chri-
stenheit von den Türken doppelt verderblich wären.
Es war der Mühe werth den Gang dieser,

Negotiation ausführlicher zu bezeichnen, weil


sich Matthias der Hunyäder hier auch als feiner Bi-
*) Omissis ergo tractatibus eathr ad effectum.
Engel* Ocsch.r. Ungern. III. R
3!

plomajlker im schönsten Glänze zeigte, und alles ab-


lehnte, was ihn in den Bruch seines Schwiegervaters
mit der Curia hätte verwickeln kömien , dessen be-
trübte Folgen er voraus sah , dabcj aber den Ent-
schlufs zeigte, die Würde seiner Krone wider je-
den, wer es auch sey , zu vertheidigen.
Am 39. März 1464 ging die Krönung des Kö-
nigs unter allgemeinem Jubel vor sich. Gleich nach
derselben ernannte der König seinen Vitez zum be-
ständigen Obergespann von Biliar, den Niklas Ujlak
und Johann Pongratz zu Woiwoden von Siebenbür-
gen, den erstem auch zum Ban von Machow. Der
Reichstag, der dielsmahl aus Prälaten, Baronen, Ade-
lichen und Städte -Deputirten bestand, verlängei^te
sich noch weiter. Am 3. April 1464 bestätigten die
Ungrischen Stände insgesammt, dann ins besondere
die Prälaten und Baronen, auf Verlangen des Kaisers
Friedrich, alle mit ihm eingegangene Traktaten. Am
6. April, mithin nach der Krönung, unterzeichnete der
König Matthias nun gekrönt, zum zweyten Mahl eine
noch ausgedehntere Capi tulati on als die vom ,

Jahre i458 war. Die goldene Bulle Andreens des


Zweyten, das Bestätigungs- Diplom von Ludwig I und
gleiche Diplomen Sigmunds wurden zur Grundlage
genommen: hiernach solle und wolle der König das
Beich bey seinen Freyheiten und Gewohnheiten er-
halten. Ein eigner Artikel wendete diefs Versprechen
noch besonders auf Slavonien und Siebenbürgen an.
Einige nähere Bestimmungen bezogen sich in den
hinzugefügten Artikeln;
1) Auf die gute Aufbewahrung der so
theuer wieder erlangten Krone. Der König
solle aufden Balh und Vorschlag der Prälaten, Ba-
ronen und Adelichen taugliche Personen zu Kronhü-
tern ernennen.
2) Auf tl i^e Beschränkung der könig l i-
25.)

chen Macht in Gerichtssachen. Der König


entäufserte sich des erst 1462 erlangten Rechts, Ver-
brecher mit kurzem Termin vor sein Gericht zu la-
den —Es blieb daher blofs bey den vier Gerichts-
terminen und bey den gewöhnlichen Vorladungen
,

dazu durch das Sigill eines der obersten Reichsrich-


ter. —In Hochrerraths - Sachen ist der König schuldig,
alle Prälaten und Baronen zum Gericht zu versamm-
len. Die Bestrafung der Verbrecher in den Comiia-
ten in proklamirten Congregationen durch einen der
Beichsrichter wurde wieder als Mittel wider über-
handnehmende Übelthaten hergestellt. Der König —
selbst solle sein Recht im gewöhnlichen Rechtswege
wie andre Partejcn suchen.
3) Auf die Beschränkung des königli-
chen Rechts bey der Münze. Der alte Münz-
fufs von 100 Silberdenar und 200 Heller für einen
Goldgulden sollte wie zu Sigmunds Zeiten herge-
stellt werden.

4) Auf die Befestigung des Landfrie-


dens. Alle Klagen über Gewallthätigkeiten sollten
in dem ersten Gerichtstermin abgethan und nur zu ,

Gunsten derer, die im Krieg, im Vertheidigen you


Gränzschlössern , oder in diplomatischen Missionen
beschäftigt wären , eine Vertagung höchstens bis zum
dritten Gerichtstermiu Statt haben. — Alle seit Al-
bert errichtete Raubschlösser sollten bis Pfingsten
zerstört werden. — Alle seit Albert mit Gewalt ab-
genommenen Güter sollten zurückgestellt werden.
Muthwillige Prozefsführer über das Eigenthum An-
drer sollten bestraft werden.
5) Die Schenkungen Ladislasv's und selbst
jene ron Matthias, wodurch königliche Gefälle
veräufsert worden, bedurften binnen Jahr und Tag
einer neuen Bestätigung. — In Folge dieses Beschlus-
ses sollten insbesondere alle Güter eingezogen wcr-
26o
den, welche Ladislaw an die Wittwe des Ulrich
von Cilley, diese aber weiter an den Grafen von
Maydburg und andre überlassen hatte. Zu Gun- —
sten des königlichen Salzgefälls ward nochmahls al-
les ausländische Salz verboten u. s. w.
Der König Podiebrad, belehrt von der Fran-
zösischen Gesandtschaft) schickte jetst eigene Ge-
sandte an den König, aber Matthias liefs sich
zu nichts weiterem herbey, als dafs er am »4. April
1464 mit Podiebrad einen Vertrag einging, ver-
möge dessen Rebellen und Räuber in dem ge-
genseitigen Gebiete keineZu flucht finden sollten.
Es scheint, dafs während des Reichstags zum
Behufe eines Türkenkrieges eine Abgabe bewilligt
worden. Und in der That immer bedenklicher laute-
lieten die Nachrichten die aus Bofsuien kamen. Ma-
,

homet traf Anstalten Bofsnien mit gänzer Macht


,

wieder zu erobern. Der König, in Ofen mit Gerichts-


sachea und Vollziehung der Reichsschlüsse beschäf-
tigt, pressirie den Papst wegen einer wirksamen
Türkeuhülfe und ward auf das Auslaufen einer
,

päpstlichen Flotte aus Änkona vertröstet, im Juny


i/^b'i:damahls sollte der König ebenfalls die lürkert
angreifen. Aber eben derselbe Papst Plus II hatte
&xA 17. Juny den Georg Podiebrad im Consi-
storio als einen Feind der Kirche ankla-
gen lassen, und dadurch einen Schritt gethan,
der durch seine Folgen alle Bemühungen der christ-
lichen Mächte wider die Türken vereitelte. Zugleich
hatten einige Österreichischeil Vasallen , nicht ohne
Argwohn, dafs Friedrich selbst die Hand dabey im
Spiel habe, allerhaiid Excesse verübt, und ein
Schlofs auf üngris<;hem -Grund und Boden eingenom-
men. — Auf die Klagen Matthiens bezeugte Friedrich
seine Unschuld an dem Verfall, und erbot die gefan-
genen l'häter zur Bestrafung auszulieferM.
fi6»

Hierauf begab sieb der König mit dem Veneter


Gesandten nach Futah um dort weitere Nacbrich-
,

ten Tom Papste und von Bofsnien abzuwarten, und


indessen Truppen zusammen zu ziehen. Hier kam
ihm die Nachricht zu, J.iitza werde von den Türken
schon dre}"fsig Tage lang belagert, nur ein schleuni-
ger Entsatz könne diese Feste retten. Voll Ungeduld
über die ausbleibenden Nachrichten aus Rom mel-
dete der König diesen Umstand dem Kaiser Friedrich
und dem Papste: endlich aber kam ihm die Nach-
II sey zwar von Rom nach Ankona am
richt zu, Pius
18. Juny aufgebrochen um seine Flotte auslaufen
,

zulassen, mit der sich die Yenetische Flotte ver-


einigt hatte, aber die Krankheit des Papstes und
sein T o d am 24. August »464 habe alles vereitelt.
Der König, sich wieder allein überlassen, rück-
te nun in Bofsnien ein, zwang den Sultan die
Belagerung von Jaitza aufzuheben, eroberte Sreber-
nik, und belagerte Zwoynik. Da es hier sehr heftig
zuging, und Emerich Zäpolya ein Auge, und mit dem
Auge auch die Geistesgegenwart verlor j so wurde
durch sein^ Schuld hauptsächlich ein übereilter
Rückzug im Winter angetreten, bey welchem
die Ungrische Belagerungs- Armee Geschütz und
Gepäcke im Stiche liefs. Der hierüber erzürnte und
beschämte König vertraute das Commando in Bofs-
nien dem Niklas von üjlak an, und brauchte den
Emerich von Zäpolya von nun an nur in Civil - Geschäf-
ten. Auch wandte er von nun an alles darauf, bey
seinen Truppen Disciplin und Taktik einzuführen.
Den Johann Grafen von Pösing bestellte erabermahls.
zum Woiwoden in Siebenbürgert.
Der König war aus Bofsnien nach Szegedin gekom-
men , hatte hier einen grofsen Reichsrath versam-
melt, im Dezember 14^4? und sein innigster Wunsch
war, die so eben erlittene Schlappe diuch eineglän-
262
zende Unternehmung wider die Türken gut zu machen*.
Schon am 3 1. August 1464 warPetroBarbo, ein gebor-
nerVeneter, Cardinal von S.Marco, unter dem Namen
Paul II, zum Papste erwählt worden. Die erste Sorge
auf dem Szegediner Reichsrathe war also zwey De-
putirte zu ernennen den neuen Papst zu be-
,

komplimentiren, den Bischof Ton Fünfkirchen


und Johann de Bozgon, die in Begleitung des Vene-
tischen Gesandten, Johann Emo zuerst nach Vene-
,

dig, und von da nach Rom reisen sollten. Diesen


Gesandten wurden unter dem 16. Januar i465 noch
verschiedene andere Geschäfte aufser den Türken-
kriegs-Subsidien aufgetragen , die dem Könige am
Herzen lagen. Dahin gehörte die Heiligsprechung der
Margaretha Tochter Bela's IV, Äbtissin des Klosters
,

der Haseninsel ; die Erhebung des Erzbischofs von


Kolocsa, Stephan deVarda, zum Cardinal; dicArran-
girung der Angelegenheit des noch immer vakanten
Bislhums von Agram; endlich die Wieder berste 1-
lung ei n erUniversität inUngern, deren Direk-
tor der Kanzler des Königs, Johann Vitez, seyn sollte.
Nach dem Szegediner Convent besc'näftigte sich
Matthias so eben damit, nach dem Tode des Johann
Vitowetz, Agram, Csäktornya, Strigo und andere Orte
einzuziehen, welche die Cilleys in Slawonien beses-
sen hatten und die an die Cilleysche Witwe, an die
,

Maydburgs u. s. w. übergegangen waren. Am 1. Fe-


bruar 1465 starb der Erz bisc hof Dionys vonSzech ;
sogleich ernannte Matthias zu dieser Würde den
Kanzler Johann Vitez, und entschädigte den Erz-
l)ischof von Kolocsa , Stephanus, durch das Verspre-
chen ihm von der Curia den Kardinalshut zu erwir-
,

ken, durch das diesem kriegerischen Prälaten über-


tragene Kommando in Nieder-Ungern, und durch die
Anordnung, dafs» das königliche Siegel- und Kanzler-
amt zwischen beyflei;i Prälaten h;ilbjährig wechsle.
263
Bischof ron Grofswardeln ward ein Deutscher
Ziira.

befördert, Johann Flans, zeither Propst von Fünf-


kirchen, ein Mann, der in seiner Jugend sich an den
Hofhaltungen mehrerer Ungrischen Magnaten herum-
getriebeü hatte, und dem Könige ergeben schien.
Als der König noch in Agraiu vei'weilte, hamen
ihm dreyerley unangenehme Nachrichten.zu. Zuvör-
derst weigerten sich die Günser und andere Inwoh-
ner des von Kaiser Friedrich in Ungern beybehalte-
neo Gebiets, die Ictztdekretirten Subsidien zum Tür-
kenkriege zu bezahlen wider den klaren Inhalt der
,

Traktaten mit Friedrich , unterstützt vom Österrei-


chischen Commendanten in Forchtenstein und voa
,

den zwey Österreichischen Vasallen Sigmund Ejn-


,

czinger und Georg Potendorfer, welcherletztere ge-


wohnt war von Matthias öffentlich die ehrenrührig-
,

sten Ausdrücke zu brauchen. Es kam hierüber zu


Thätlichkeiten zwischen dem Commendanten
von Ödenburg und zwischen Ö st erre i-
diesen
chischen Vasallen, wobey die Vorstadt von
Ödenb.urg verbrannt ward. Matthias hierüber unwil-
lig, befahl dem Andreas Baumkircher, Comes in
Prefsburg, und den Berlhold von Elderbach, die
Güter des Georg Potendorfer zu verwüsten. Dagegen
warf der Kaiser Friedrich den Grafen von Pösing und
S. Georg gewaltsam aus dem Besitz vonBerchtoldsdorf,
das ihm Ei'zherzog Albrecht pfandweise verschrieben
hatte, indem Friedrich nicht gehalten sey die Ver-
,

schreibungen eines Usurpators zu respektiren. Sig-


mund setzte sich zur Gegenwehr, es kam auch hier
zu Scharmüzeln wobey die Vorstädte von Prefsburg
,

angezündet Avurden. Da kam zu gelegener Zeit der


Bischof Rudolph von Lavant , als päpstlicher nach
Böhmen zur Ausgleichung Podiebrads mit denBrefs-
lauern bestimmter Legat, dazwischen, und verhan-
delte zMjsohen Matthias und Fried» ich einen Vergleich,
264
Dann meldete Stephan Zäpolya clem Konige neue
Str e if er eyen der Böhmen aus Nowylarg nach
Zipsen. Der König schrieb abermahls nach Fohlen,
und trüg auf eine Conferenz wechselseitiger Kam-
missäre in Bartfeld an.
Endlich und diefs war für Matthias das
aber,
ärgerlichste, hatten z w ey K apitän s Svehla, ein ,

Böhme, und Batolelzki, ein Mährer, schon im vorigeri


Jahre ihren Abschied vom Könige zu Stuhlweissen-
bur^ gefordert, weil ihr Sold nicht richtig ausbe-
zahlt worden, waren auch nach Böhmen entlassen
worden, hatten aber unterwegs Kosztolan erobert,
gegen 7000 Vagabunden (Z'ebrak's Bettler) in ihre
,

Dienste genommen Raub und Mord verübt das Ge-


, ,

raubte allemahl in ein Mährisches Schlofs , Zwetlo,


geflüchtet, und
diesem Jahre schon Tyrnau bedroht.
in
Der König hielt dafür, dafs Podiebrad ausHafs, dais
Matthias nicht in alle seine vorjährige Anträge einge-
gangen, vdiese Käuber begünstige, wider den am
14. AprU 1464 geschlossenen Traktat; er kam also
von Zagrab selbst in die obern Gegenden,
plötzlich
zu Ende März 1466, liefs Kosztolan durch ßlasius
Magyar belagern und erobern, den Svehla mit
35o Böhmen und seinen hussitischen Priester hin-
richten, und 3oo andere Böhmen in den Csonka
torony zu Ofen abführen wo sie die faule Luft des
,

Gefängnisses und die Grausamkeit des Castellans,


Michael Czobor, aufrieb. Haf-% und Religions-Fana-
tismus halten an der grausamen Behandlung ihren
An t heil.
Während der König in den obern Gegenden ver-
weilte , setzte sich ein Türkischer Pascha mit vielen
Truppen in Semendria fest, liefs Jedoch den üngri-
schen Commendanten von Belgrad im Namen seines
Sultans , welcher in diesem Jahre Trapezunt zu ero-
bern gedachte , Friedeusanträge machen. Der König
265
Verstärkungen zn und be-
scliicktc clem üjlali sofort ,

fahl,die Türliischen Negociateurs zurück zu schi-


cken. Unter diesen Ncgociateurs befand sich auch
Wuk Sohn des Gregor Brankowitsch Enkel Georgs,
, .

den der König in ungern behielt und ihm Salankemcn


einräumte. Im May kamen endlich die Üngrischen Ge-
sandten aus Rom zurück, und brachten statt aller
"weitem Unterstützung einige Sunimen Geldes zur An-
werbung Ton Truppen. Sie brachten ferner die gebo-
tene Bewilligung des Papstes zur Errichtung einer
Universität nach dem Muster von Bologna (wo Jo-
hann Vitez selbst studiert hatte) mit allen Fakultäten,
die unter der Obsorge des Universitäts-Kanzlers Jo-
hann Vitez stehen Ferner brachten sie auch
sollten.
die päpstliche Einwilligung zu den» Arrangement we-
"gen des Zagraber Bisthums, das nun Oswald Thuz de
Sz. Läszlö erhalten sollte': doch bestand der Papst
auf eine vorher auszuraittelnde hinlängliche Entschä-
digung für Demeter Csupor- Diese geschah endlich
durch Ernennung des Csupor zum Bischof von Raab
?4*^> «"d so ward das Zagraber Bisthum in Ordnung
gebracht.
In einem neuen Reichsrath zu Ofen , wurden nnn
Anstalten getroffen, wider dieTürken mit mehr Nach-
druck in Bofsnien zu operiren; es ward unter andern
beschlossen, dafs der Adel von Slawonien im Noth-
fall persönlich aufsitzen und auch den zwanzigsten
,

Unterthan bewaffnet mit sich nehmen wolle. Es ging


die Rede , dafs der Sultan beleidigt durch die Zu-
,

rückweisung seiner Friedensanträge, erklärt habe,


ihn verdriefse das Leben bis er Jaitza und Belgrad
,

erobert habe. Auf jeden Fall wurden demnach Trup-


pen versammelt: aber dem Könige waren im Geheim
andere Eröffnungen von der Curia geschehen.
Der Papst Paul II entschlossen, nunmehr wider
Podiebrad Ernst za brauchen, hatte den Könii?
266
fragen lassen, ob er geneigt sey, diesen Ketzer zu
demüthigen. Der König theilte diese Eröffnungen sei-
nem Reichsrathe mit, und dieser war der Meinung,
man müsse in dieser Sache behutsam voi'gehen, und
theils sich Ton Türkischer Seite her, theils von Seite
des Kaisers Friedrich sichern , in so fern Böhmen
zum deutschen Reiche gehöre 5 auch müsse man die
weitern Voxgänge des Papstes wider Podiebrad ab-
warten.
Der Papst hatte indessen am 28. Juny i465 den
Podiebrad wirklich für einen Ketzer, und daher des
Throns unwürdig erklärt und die Vollziehung die-
,

ser Sentenz dem deutschen Kaiser und Reiche aufge-


geben. Auf die Nachricht hievon verfügte sich Mat-
thiaszu seiner an der Drave zusammengezogenen Ar-
mee. Da indessen der Kaiser und die meisten deut-
schen Stände sich niclit sehr geneigt erklärten, wi-
der Podiebrad in die Schranken zu treten , vielmehr
der Curia zur Mäfsigung und gütlichen Verhandlung
mit Podiebrad rielhen, so wandte sich der Papst nun-
mehr mit bestimmten Anträgen an den König Matthias.
Der König nahm, von der V^ergrösserung in We-
sten gereitzt, diese Anträge an, nicht ohne den
Rath des Johann von Vitez der sonst ein geschick-
,

tet Minister, in dieser Sache aber mehr Theolog als


Staatsmann war *). Am 3. October i^65 schrieb er
dem Papst ganz geheim: er habe sich und sein Reich
ganz dem päpstlichen Stuhle geweiht, und sey be-
reit die Aufträge des Papstes zu vollziehen. Die mit
Podiebrad ehedem geschlossenen Verträge könnten
ja durch päpstliche Autorität aufgehoben werden.
Jhn schrecke Podiebrads Macht und Ansehen nicht,
itr werde seine Absetzung nach dem Wunsche des hei-

ligen Vaters eifriger, als Friedrich und die deut«-


sf heil Stände , bewirken. Darauf kam c» nur noch an
*) Kafoncf in jV.'iffhia n. 2^9.
267
Jjey clcr gclieimen Correspondcnz Matthiens mit dem
Papste -vvelcher Vortheilc sich der König für seine
,

Mühe zu erfreuen haben Averde und -welche Mafsre-


,

geln genommen Averden sollten, um den Anschlag so


lange verborgen zu halten bis der König ganz gerü-
.

stet und bereitseyj dann welche Bundesgenossen hie-


bey dem Könige bevstehen würden: und endlich, wie
es einzuleiten sey, dafs die eigenen Unterthanen des
Königs Podiebrad. den König Matthias zur Absetzung
des Podiebrad auffordern möchten ?
Während hierüber in Geheim negociirt wurde, ver-
liefs der König die Gegenden der Drave, und über-
liefs die Vertheidigung derselben seinen Feldherm,
unter der Erklärung da der Krieg in Bofsnien nur
:

mit Streifereyen geführt werde so zieme es dem Kö-


,

nige nicht, bey solchen kleinen Vorfällen selbst An-


führer zu seyn *) bey grofsen Unternehmungen aber
,

v/olle er das Commando wohl übernehmen. In Tolna


hielt der König um den Norember i465 einen Reichs-
rath, worin beschlossen wurde, was zur Vertheidigung
der Gränzen nöthig sey wenn die Flüsse zufrieren
,

würden, und worin auf den Sonntag Invocavit 1466


ein neuer Reichstag angesetzt Mard.
Auf diesem Reichstage, wobey die Abgeordnetea
Ton sechzig Comitaten zugegen waren, ward auf die
wiederhohlten Gerüchte von den Rüstungen der Tür-
ken ein Personal-Aufgebot des gesammten Adels be-
schlossen **). Als das Gerücht Ton der Stärke der Tür-
kischen Armee noch lebhafter ward ward allen welt- ,

lichen Grundbesitzern vom König, auf den Rath der


Prälaten und Baronen aufgegeben von ihren unter«
, ,

•) Nee deeet me iptwn psrsonallter ad omnia prorumperc


ne apud hostes nuctoritns m>'i; vilescat.

*) Diefs weifs man aus der Vii""'le hey Kovachichsttvpl.


IL 177. Die Akten unJ Tlr-ihliU'^f» «es Reichstags
fehJen.
268
thanen den zwanzigsten Mann *) zum Kriege ausge-
rüstet zu halten. (Datirt den Tag vor flem Sonnlag
Quasi modo geniti.) Nach den weiter eingelangten
Nachrichten stand der Sultan schon schlagfertig bcy
Sophia; am 19. Aprill 1406 ward daher allen Comi-
laten angekündigt, der König werde am 3. May yon
Ofen aufbrechen, am t). May habe sich diegesammte
Beichsmacht in Bewegung zu setzen. Bald daraufka-
men jedoch Nachrichten, dafs die Türken in AI-
1) a n e n eingebrochen wären
i und dafs für diefs Jahr
,

Ungern nichts zu besorgen habe. Das aufgebotene


Reichsheer scheint demnach bald wieder entlassen
worden zu seyn; wenigstens findet man nicht, dafs
in diesem Jahre wider die Türken etwas Bedeutendes
geschehen wäre. DasUngrischeMünzwesen ward wie-
der auf den Fufs von 100 gröfsern und 200 kleinern
Dcnainen für den Dukaten hergestellt **).
Inzwischen hatte der päpstliche Legat am 21. April
1466, und am 9. May zu Olmütz eine Coalition
Schlesi&chen und Mährischen Stande
vieler
w^der Po di ehr ad zusammen gebracht. Aus den
Aufserungen des Legaten ward es Podiebraden bald
klar dafs der Papst auf Matthiens Hülfe wider Po-
,

diebrad verläfslich zähle. Podiebrpd schrieb daher


am 1. August, 1466 an den König Mal thi a s einen
sehr langen und rührenden Brief, worin er erwies,
dafs er dem Papste die Obedienz geleistet, und sie
beobachtet habe, um die Buhe seines Keiches aufrecht
zu erhalten; dafs sein ganzes Verbrechen darin be-
stehe sich an die Basler Compaktaten strenge ge-
,

halten zu haben-, dafs er immer bereit gewesen, auf


einem Concilium dafs für Böhmen und etwa für die
,

angränzenden Länder durch einen päpstlichen Lega-

*) Der Ouotient ist nncli der Vermiitliiing angenommen,


Urkunde ist hier eine Lücke.
in der
**) Miller Appendix p. 335. ddo Ofen 4. July 1466.
,
t«ti abgehalten -werden möchte sich üher die noch
,

strittigen Artikel Terständigen zu lassen; dals ihn die


Curia -vvider den Spruch der Bibel: vich werde hin-

abgehen und untersuchen (descendam etvidebo) .& un-


gehört verdamme, und dals ein solches Verfahren
um nichts besser sey, als wenn man eiiiem Verbre-
cher zurufe entkleide und entwaffne dich und lasse
. ,

dich schlacliten *); Matthias wisse selbst, welche


Verdienste Podiebiad um Böhmen, und um ihn selbst
habe, er möchte also dem Papste zu einem glimpfli-
chen Verfahren rathen. Da aber Matthias indessen
die Versicherung yom Papste erhalten hatte dafs so- ,

wohl Pohlen als Deutschland wider Podiebrad auf-


gewiegelt worden und dem Matthias das Hauptkom-
,

mando wider ihn aufgetragen werden solle so mag ,

er auf diesen Brief nicht geantwortet haben. Da-


her gab Podiebrad seinem in Mähren kommandirenderi
Sohn Victorin den Wink, ein Paar 31ährische Vasal-
len, den Matthäus Yon Sternberg und Heinrich de
Lippa, anzustiften, dafs sie in Ungern streifen, ein
Paar Schlosser besetzen, und das Land beunru-
higen sollten j auch suchte Podiebrad dem Könige
von nun an innere Feinde zu erregen. Auf die Klagen,
welche Matthias wegen dieser Streifercyen an Podie-
brad gelangen liefs trug dieser auf eine Commission
,

von zwey Ungrischen und zwey Böhmischen Schieds-


richtern an: aber Matthias ei'wiederte , mit einem
treulosen Räuber werde er keine Unterhandlungen
pllegen. Matthias liefs nochim November 1466 Trup-
pen unter dem Commando des Palatins Michael Or-
szäg zusammen ziehen, und die Besitzungen des Hein-
rich Ton Lippa in Mähren verwüsten.
Inzwischen war die Bemühung des päpstlichen Ge-
»andten, Rudolph vonLavant, auch noch den KönigKasi»
mir in Pohlen zum Mitkriege wider Podiebrad zu bewe»
*) Perge nudut tt inermis ad earnißtium , ut mactcris.
270
igen, im August 1466 vergeblich gewesen. Mehr ver-
sprach sich der Papst von dem deutschen Reichstag in
llegensburg, worin unter der Haske des Türkenkrie-
ges von dem päpstlichen Legaten Fantin auf eine
, ,

ßeichsarmee gedrungen ward. Nach vielen Bemühun-


gen vereinigte man sich endlich am 1. und S.D^ecem-
,

ber 1465, dahin, dafs im Jahr 1467, 20000 Mann


Ecichstruppen, unter dem kuiserlichen Commis-
sär Freyherrn von Grafeneck gestellt, und nach Un-
gern , angeblich wider die Türken geschickt werden
sollten.Da die kaiserlichen Reichstags-Commissarien
<lieGesandten des Königs von Böhmen welcher sich ,

•ebenfalls zur Mithülfe wider die Türken erboten


Uatt« weggewiesen hatten, so liefs dafür Podiebrad,
,

noch im Deceraber 1466, durch seinen Sohn Yictorin


Österreich verwüsten.
Der Papst liatte indessen am f?3. December 1466

förmlich den Bannfluch wider Podiebrad


ausgesprochen, unddabey auf das Deutsche Reich, auf
Ungern und auf die Aufrührer in Schlesien und Mähren
gerechnet. Der Kaiser Friedrich hatte den Reichsab-
«chied vom 3. December, am 19. Januar 1467 geneh-
migt, und Matthias war demselben am 3i. Januar »467,
laut eines Schreibens an die deutschen Stände, bey-
getreten. Die Maske eines Türkenkriegs beybehal-
tend, rüstete sich besonders Matthias werklhätig zum
Krieg«; er liefs in Deutschland ganze Schiffsladun-
gen voll Pulver Pfeile und Kriegs-Munition aufkau-
,

fen, welche Friedrich mauthfrey durch Österreich


Jassiren liefs.

Matthias wartete indessen auf die Wirkungen der


IPublikation des päpstlichen Bannfluches;
die Gröfse
des Unternehmens, in das er sich einlassen sollte,
vrohl erwägend glaubte er vor allem andern seine
,

Finanzen in Ordnung setzen zu müssen. Der


Jlriisg mit Pt^di^brad mufste oßeusiv, mithin nicht
371
durch BanJerien und Insurrektionsliuppen sondern ,

durch Söldner des Königs, blofs mit dem königlichen


Banderium geführt werden. Der Papst bot nun zwar
einiges Geld an, aber der König wufsle^aus Erfah-
rung, wie wenig ergiebig die Subsidien der aposto-
lischen Kammer seyen; auch kannte er das Deutsche
Reich und den Kaiser Friedrich zu gut, als dafs er
nicht ahnen sollte, die ganze Last des Böhmischen
'Krieges werde auf ihn allein zurückfallen. Er berief
daher in der Fastenzeit 1467 einen Reichstag,
einen der merkwürdigsten der je in Ungern gehal-
,

ten worden, von dessen Original -Beschlüssen aber


leider! nur ein lückenhaftes Fiagment bisher ent-
dekt worden ist *), dafs man aus andern Akten, so

gut es sich thun läfst, ergänzen mufs.


Der König erklärte jetzt den Ständen ohne —
noch zur Zeit "das Geheimnifs des Böhmischen Krie-
ges, das inzwischen schon einigen Prälaten und Ba-
lonen bekannt war zu enthüllen sie müfsten selbst
, :

einsehen, dafs bey der nöthigen Vertheidigung des


Reiches wider alle Feinde auf welcher die Würde
,

des Königs, das eigene Wohl und die Aufrechter-


haltung der Stände bey ihren Rechten beruhe, die
königlichen Einkünfte überall unzui-eichend und- all-

zugering wären. Er forderte sie daher auf, in dem


Abgabenwesen eine schickliche Verän-
derung vorzunehmen. Die vom Könige gewünsch-
ten Veränderungen bezogen sich vornehmlich auf
das Lucrum Camerae und auf das Dreyfsigst.
I. Was das Lucrum Camerae anbelangt, so be-
schwerte sich der König hauptsächlich darüber, dafs
dasselbe seinem Wesen nach ganz zerrüttet {depra-
vatum), seinem Ertrage nach ganz unbedeutend ge-
worden sey, besonders durch die Immunitäten, die
sich einzelne Prälaten , Baronen und Adeli.(ihe iur »

*) KovacbicK suppl, IJ. S. 18a.


372
ihre ünterthanen nach und nach erwiriit hatten *").

Es wui-de demnach Folgendes hierüber beschlossen


a) Die Abgaben unter dem Titel Lucrum Camerae
und Census Rcgius haben ganz auch dem Namen ,

nach, aufzuhören.
b)An deren Stelle tritt für immer eine ganz neue
Abgabe betitelt: Tributum fiscL regulis.
c) Von dieser Abgabe sind alle unmittelbare Ade-
lichen, die ihren Adel durch königliche Verleihung
haben, und Güterbesitzer von ihren adelichen Allodial-
Gründen {fundi nobilltares) auch ferner frey.
d) Die Abgabe besteht in einem Goldgulden Ton
fünf Porten oder Thoren folglich in zwanzig guten
,

SilbcKdenaren von jeder Porta (also beiläufig nur


weniges über den alten Fufs des Lucrum Camerae).
e) Dieser Abgabe sind unterworfen :

aa) Alle Bauern und Ünterthanen des Königs, al-


ler Prälaten, Baronen und Adelichen ohne alle Aus-
nahme und ohne Bücksicht auf die bisherige Privi-
legialbefreyung ihrer ünterthanen Aom Lucro Came-
rae, wofern nur solche Bauern Grundstücke bearbei-
ten, (also die Diener des Adels, die Handwerker
und Hintersassen ohne ordentlichem Feldbau ausge-
nommen).
bb) Alle adeliche Einhäusler (nobiles castrenses)
welche keine ünterthanen haben, und
cc) xVlle Prädialisten der Kirchen, welche nicht
Tom Könige geadelt sind.
dd) Alle Bürger der königlichen Freystädte. Die
königlichen Frejstädte hatten nämlich bisher ein für
jede durch königliche Verleihungsbriefe bestimmtes
Aequivalent. für das Lucrum Camerae^ ein Pausch-
fluantum, unter dem Titel Census Regius bezahlt.
Dieses
*) Propter innumerabiles hominum immunitates tarn ve-
teres et novas.
273
Dieses sollte aufliören *), und jeder Bürger sollte
TOin Thore seines Hauses zwanzig Silberdenar zahlen.
ee) Alle Cumaner Jazyger {Phiiistaei)^ Ruthe-
,

ner, Tataren und sogenannten Walachen in Ungern,


wovon vorlier die meisten yom Lucio Ca.ncrae frey
waren.
e) Einzig die Walachen
in Siebenbürgen, orien-
talischer Religion welche au die katholische Geist-
,

lichkeit keine Zehnten und auch kein Lucrum Ca-,

m^rag^ sondern eine sogenannte qulnquagesima ent"


richteten , sollten nun gehalten seyn , statt aller an-
dern Abgaben den Zehnten, und zwar an den König
zu entrichten.
f) Wohnen zwey oder drey feldbauende Bauer-

Familien unter einem Thor so zahlen sie den Be- ,

trag von 1 1/2 Porten, d. h. dreyfsig Denar. Vier un-


ter einem Thor zwey Porten, 40 Denar u. s. w. Ein=
Bauer, der zwey oder mehr Bauern -A"\'irthschaften
inne hat, zahlt den Betrag jedes einzelneu Thores,
jeder einzelnen Bauern- Wirthschaft.
g) Es gaii P'älle wo der König das Lucrum Ca-
,

merae eines Bezirkes an Private verpfändet hatte.


Solche Verleihungen und Contrakte sollten aufgeho-
ben und eine Vergütung durch hiezu deputirte Prä-
laten und Baronen **) ausgemittelt w erden.
h) Jene Prälaten denen das Lucrum Camerac
,

ihrer Unlerthanen zur Erleichterung der Errichtung


von Banderieu nachgelassen, oder ihnen geschenkt
worden, sollten eine ähnlicherweise auszumiitelnde
Vergütung erhalten: aber ihre Unterthanen müssen
wie alle andere die neue Abgabe zahlen.
i) Binnen der ersten acht Tage jedes Jahres be-

*) Lucrum Camsrae cassetur^ nee quispiam in posterum


hornln.im censum earn-^rae regiie solvere ttneatur, Ko-
vachicii vesti^iu />. 876
irdinatt ^ni< huns
**) Ce-tjf e^€Cutores.
Engeb Gesch. v.Ungern. III
. S
«74
geben sich die Steuer- EInnehner {Dfcatores) auf
die Döi'fer, und mitleln rnit einem Stuhlrichter die
Zahl der Porten, allenfalls nach eidlichen Aussa-
gen aus. Der Dikator steigt bey dem Dorfrichter
ab, und erhält eine tägliche Verpflegung für sich
und sein Pferd bey dem Dorfrichter, der dagegen
Contributionsfrey ist^ Dann erhält er für seine Mühe
2wey Denar von jeder Porte. Ist die Steuer rektiü-
zirt, so begibt sich der Dikator in den Sitz jedes
Comitats, und treibt die Steuern von da aus binnen
fünfzehn Tagen ein. Klagen über einen zu hohen An-
schlag entscheidet die Comitats -Sedria binnen fünf-
zehn Tagen. — Gibt es in einem Dorfe mehrere
Dorfrichter (ein Dorf von zehn Porten darf nur
einen haben), so ist ihre Verpllegs- Verbindlichkeit
so wie ihre Contributions-Freyheit nach VerhältniCs
zu bemessen.
II. Was das Dreyfsigst betrifft, so war dasselbe
defswegen unbedeutend, weil so viele aus -und in-
ländische Bürger nach und nach von der Entrichtung
desselben ganz ausgenommen wai-en. Jetzt wurde
diese Abgabe, um solche Befreyungen zu umgehen,
dem Namen nach ganz abgeschaft, und ein neuer
K r o n z o 1 1, Vectigal Coronae, eingeführt, doch nach
einem gelindern Fufse als das Dreyfsigst unter Lud-
wig I wat. Hiebey wurden folgende Grundsätze auf-
gestellt :

a) Nur der Adel (der auf den Reichstagen auf


sich nie rergafs) ist vom Vectigal Coionue irey.
b) Alle andern Aus- oder Inländer zahlen das
Vectigal Coronae nach dem bestimmten l'arif von
allen Waaren, Pferden, Viehstücken u. s. w. die ins
Land oder aus dem Lande gebracht werden.
c) Das Zollgefäll darf an Niemanden verschenkt
oder abgetreten wetden, nur der König hat es zu
beziehen.
27J
d) Die neuen Zollstätten wurden theils bestimmt,
theils dem König weiter zur Bestimmung überlassen.
e) Die königlichen Freystädte wurden in Zoll-
sachen ganz dem Befund des Königs untergeben.
f) Ein eigner Verwalter dieses Gefälls ward er-

nannt. Johann Ernst Hampo ein Ritter aus Schwa-


,

ben der sich einige Zeit lang am königlichen Hofe


,

aufgehalten halte, und in Zolisaehen nicht unter dem


Reichsschatzmeister Emerich von Zapolya stand, wel-
ches diesen nicht wenig verdrofs.
Diese wichtigen Anträge des Königs Wurden so
schnell in Reichsbeschlüsse Terwandelt, dafs der
König schon am 25. März 1467 im Stande war, die
nöthigen Ausschreiben in das ganze Reich zur Voll-
ziehung dieser Anordnungen zu erlassen. Es gibt
aber auch noch Spuren davon, dafs damahls ül^er
die Unvel'äufserlichkeit der königlichen Krongürcr,
und über die Zurücknahme der geschehenen Veräu-
fserungen derselben starke und durchgreifende Be-
schlüsse genommen worden. Wenigstens weifs man
Terläfslich, dal's auf diesem Reichstage und andern
bestimmt worden: die Herrschaften Fogaras Oralas ,

Bud Radna in Siebenbürgen seyen für Rechnung des


Königs von ihren jetzigen Besitzern zurück zu neh-
men damit der König volle Gewalt behalte diese
, ,

Herrschaften solchen Woiwoden der Moldau und


Walachey einzuräumen welche um ihrer Ergeben-
,

heit gegen die Uugrische Krone willen vertrieben


würden*, um ihnen die Wieder-Einseizung und ihr
Land und Lehens- Verhältnifs gegen Ungern zu er-
leichtern.
Man kann bey aufmerksamer Durchgehnng dieser
Reichstags-Beschlüsse, auch indessen, bis
sie sichirgendwo vollständig autTinden lassen das ,

Reformator- Genie Matthiens des Uunyäders nicht


Terkenuen, das auf einem Reichstage Sache und Na-
S 3
276
men zum Vortheil des königlichen Schatjies zu rer-
ändern wulste. Wohl halten damahls die Prälaten
und Earonen, durch die die Sache auf dem Reichs-
tage geleitet ward, sich zum Behuf eines l'ürkenkrie-
ges schwerlich zu allen jenen Beschlüssen herbeyge-
lassen aber ein Religionskrieg war so ganz dem Geiste
:

der Prälaten angemessen 5 ein Krieg, wodurch Mähren,


Schlesien und Böhmen erobert werden sollte, eröfnete
den Baronen neue Aussicht zu Macht und Reich-
so viel
ihümern, dafs sie in die neuen Reformen yor der Hand,
einwilligten, den Adel hiernach stimmten und Mat-
thias in Finanzsachen diefsmahl mehr erlangte als ,

seine Vorfahren im Reiche seit Andreas II je erlangt


hatten. Der Betrag des TrLbuti ßscl renalis war zwar
Anfangs nur gering angesetzt, aber der König hofle
gelegentlich schon mehr aufzulegen. Der Adel konnte
sich dabey auch zufrieden geben denn er blieb ja
j

ferner bey seiner Freyheit von Abgaben und Zöllen.


Die Hauptlast fiel doch nur auf den unbegüterten
Adel, auf den Bürgerstand, der bey diesem Reichstag
gar nicht gehört v/urde und auf den Bauernstand.
,

Dennoch, als alle diese Beschlüsse ins Werk gesetzt


werden murrten die Oligarchen am mei-
sollten,
sten; von nun an hebt ein geheimer und offener
Kampf des Königs mit denselben an, wobey Mat-
thias die Bürger und Bauern, bey allem dem, dafs
er ihnen juehr Lasten aufgelegt hatte, auf seiner
Seite hatte, weil er jedem gleiche Gerechtigkeit wi-
derfahren liefs und durch die höhern Stände ge-
,

teitzt, diese nur noch kräftiger und unbiegsamer in


Ordnung hielt.
Der König hielt sich jetzt bis tief in den July in
Ofen auf, um die genommenen Reichstagsbeschlüsse
von da aus vollziehen zu lassen. Um eben diese Zeit
(im Juny 1467) beschäftigte sich der Erzbischof Jo-
hann Vitez zu Prefsburg damit eine Univer- ,

sität daselbst ia polge der päpstlichen Erlaubniis,


2-77

zu, stiften, vrozu ein Haus neben der Prop«


östlich
stey gewidmet ward. Der grol'se Gedanke, eher fiii*
die Bildung des Volks in Dorfsschulen, und in Rück-
sicht gelehrter Bildung für gute Grammatikal-und
Gymnasialschulen zu sorgen, später dann für höhere
Biidungs- Institute, "war jenem Zeitalter noch fremd;
das Gebäude der Wissenschaften ward in Ungern da-
mahls nicht von den Grundmauern aus aufgeführt,
sondern das Dach ward auf morsche Pfeiler gesetzt,
doch schön genug aufgeputzt, um in die Augen zu
fallen. Erst Maria Theresia hat den Ruhm erlangt,
die Nationalbildung, wenn nicht überall doch gros«
,

sentheils auf ihre Principien von denen sie aus-


,

gehen soll zurückgeführt zu haben. Prefsburg hicfs


,

dan^ahls im gelehrten Stil Istropolis \ Johann Vitez


war der Kanzler; Georg von Lomberg, Propst zu
Prefsburg, Vizekanzler der neuen Istropolitanischen
Aka.demie. Die ersten Lehrer derselben waren der
3»lathematiker und Astronom Johann de Regiomonte
(die Astronomie war das Lieblingstudium des Johann
Vitez); Aurelius Brandolinus von Florenz, Professor
der Beredsamkeit; Peter Töringher von Kirchdorf.
Professor der schönen Künste ; Martin Polonus, Pro-
und 1469, auch Laurcn-
fessor der Theologie später,
lius de Krumpach und Matthias Gruber de Medling,
Professor der Hebräischen und Griechischen Spra-
che und Exegese, vorher zu Wien.
Bey der Vollziehung der letzten Reichstagsbe«
Schlüsse gab es bald verschiedene Anstände. Ei-
nige Comitate, namentlich das Sz«ilad«r, wei-
gerten sich, die Dikation und Zollordnung vollziehen
zu lassen; da kündigte ihne« der König eine soge-
nannte proclamata congre ytio an, wo er oder der
Palatin selbst erscheinen , und wider die Widerspen-
stigen mit Ernst vorgehen werde. Sofort demüthigte
sich das Szalader Comitat, und erbot «ich, den Scha-
878
den, den der höiiigliclie BMscus durch Verzögerung
flerDikation erlitten hatte, reichlich zu ersetzen *), und
für die Zukunft den Reichsbeschlüssen nachzukom-
men. Der König ertheilte dem Comiiate hierauf für
alles Begangene die Amnestie am28. Juny 1467, jedoch
gegen Entschädigung dermifshandeltenDikaloren und
Zöllner; und die Enthebung auf fünf Jahre von dem
«o fürchterlichen Königs- oder Palatinal- Gerichte.
Ein andrer Anstand ergab sich im damahligen
Slavonien und heutigen Croatien ; der Prädialisten-
Adel des Zagraber Bisthums sollte nach Inhalt der
Keichsbeschlüsse ebenfalls zum Zahlen des Trihutum
fisci renalis verhalten werden, und wurde von den
l>ikatoren allerdings auch in Anspruch genommen.
Diese Prädialisten, (Feudalisten des Zagraber
Bischofs, den sie gegen Verleihung ihrer Besitzun-
gen unter dessen Fahne, in den Krieg begleiteten)
beriefen sich aber darauf, dafs sie durch besondere
königliche Privilegien, die sie jedoch in den Zeiten
der Unruhen verloren hätten den unmittelbaren
,

Adelichen des Reichs ganz gleich gesetzt seyen. Da


gerade damahls die Versammlung der Slände Slavo-
nien s (T^Äif erj?7oj Nobilium Slavoniae) zu Kreuz ge-
haltenwurde, so liefs es der König nach dem Rathsei«
ner Prälaten und Baronen durch eine Entscheidung
vom i3. July 1467 darauf ankommen, was ihm jene
Versammlung darüber berichten werde ob die Prä- ,

dialisten eben so gültig Eide und Zeugnisse ablegen


könnten, als die andern Adelichen? und als diefs von
der Kreuzer Versammlung bejaht wurde entschied ,

der König für die Prädialisten ; wodurch also das


gegebene Geseta eine Ausnahme erlitt.
Alle Bewegungen in iMgern jedoch waren bey
weitem nicht von der Bedeutung, als dieBrände in
) Offerentes insttper se, quidquid nubis provcnturum ei-
set id totur aliter refusuros.

I
«79
Siebenbürgen, die aus Veranlassung des letzten
Reichsdekrets hingeworfen, wahrscheinlich vom Kö-
nig Casimir in Pohlen und yielleicht auch vonPodie-
,

brad angeblasen, in helle Flammen ausbrachen.


Der Papst hatte nämlich am i5. May 1467 alle Bünd-
nisse christlicher Fürsten mit Podiebrad aufgehoben,
im July 1467 sich ernstlich aber vergeblich bemüht,
,

den Honig Casimir Ton Pohlen, den die Schlesier


und mehrere katholisch- böhmische Stände zu ihrem
Könige wünschten wider Podiebrad aufzuwiegeln,
,

und eben so vergeblich im July und August sich da-


für verwandt, durch seinen Legaten Lorenz lioborella,
zu Regensburg dafs die deutschen Reichsstände ein
,

Ki'euzheer wider Podiebrad in De wesiun"; setzen '.öch-


ten. Konnte nun vollends Matthias irgend anderswo
beschäftigt werden, so durfte Podiebrad des päpstli»
eben Bannfluches und seiner Unwirksamkeit spotten.
Der ehrgeitzige aber schwache Woiwode von
Siebenbürgen, Johann Grof, (Graf von Pösing
und S. Georgen) liefs sich vielleicht durch Podie«
,

brads Insinuationen, durch einen Edelmann, Namens


Benedikt Veres de Farnok (der wahrscheinlich hej
,

der Einziehung der königlichen Krongüter einen Ver-


lust gehabt hatte) und durch dessen Anhänger, La-
dislaus Suky und andere, dazu verleiten, sich für
ganz unabhängig zu erklären. Eine Proklama-
tion verkündigte in Siebenbürgen die letzten Reichs-
,

heschlüsse deuteten darauf dafs Matthias fortfahren


,

wolle, seine Länder an Geld und Menschen aus?:u-


saugen, um seine Kriegslust zu befriedigen. Sieben-
bürgen brauche diesem Tyrannen der Ungern nicht za
gehorchen, es brauche überhaupt keinen gemeinschaft-
lichen Herrn mit Ungern es sey fruchtbar an Allem,
,

und sich selbst genug. Der gegenwärtige Woiwode


werde die Rechte und Freyheiten des Landes auf-
recht erhalten. Fast der gesammte Adel Siebenl^ür-
gens fiel dem Woiwodcn bcy , Avell seine Walachi-
schen Unlcrllianen nunmehr auch zu starkem Leistun-
gen für das hönigliche Ararium gezwungen werden
sollten. Die Walachen, die den Zehnten zuge-
ben bisher ungewohnt waren, liefsen sich ebenfalls
leicht in Bewegung setzen. Aber auch die Sach-
sen, namentlich die Herrmanstädter unter ihrem Kö-
nigsrichter, Peter Gereb de Veresmarth, und be-
sonders auch die Bifzlriczer, aus altem Groll (obgleich
der König gegen ein Geschenk Ton 6000 Goldgulden
(1464 am 6. May und i465)ihre Freyheiten hergestellt,
und den Comitatus perpetuus Bistriciensis aufgeho-
ben hatte*), fielen dem Woiwoden beyj denn auch
die achsen sollten ja nun statt des Pauschquan-
»

tnms fürs Lucrum Camer ae die neue Abgabe


Ton jedem Thorc zahlen. Die Kronstädtcr, von
einem braven Stadtpfarrcr an iiire beschworne Treue
crmahnt, erklärten sich wider den Aufstand, und
litten wegen ihrer treuen Anhänglichkeit an Matthias
manche Beschädigungen.
Der König, von allen diesen Bewegungen un-
terrichtet, fiel und mit den
mit seinen Truppen,
3)anderien seiner Pi-älaten und Baronen, mit 8000 Mann
Kavallerie und 4000 Mann Infanterie, mit Blitzes-
schnelle in Siebenbürgen ein, ehe noch sein
Gegner daran gedacht hatte, die Gebirgspässe zu
besetzen indem er sich bey den Mauern von Klau-
,

senburg, der Geburts- Stadt des Königs, die ihm


ebenfalls unverbrüchlich treu blieb, aufhielt. Als
die königliche Armee in der Gegend dieser Stadt
erschien, ergriff die Eebellen ein allgemeines Schre-
cken. Der gröfste Theil des Siebenbürger Adels ei'-
klärte dem Woiwoden, er sey nicht znm Fechten,
sondern dazu aufgestanden, um den König zu bewe-
gen die Freyheiten des Landes herzustellen und
,

*) Ederi Schesaeus p. 2^4 — 246,


zja erhalten, und legte die Waffen ab; einige weni-
ge Halsstarrige flohen. Der Woiwode mit den
Oberbeamten der meisten Comitate und Stühle
warf sich dem Könige reuevoll zu Füssen.
Der König verzieh ihm und den übrigen Reuigen, ver-
folgte aber die halsstarrige Flüchtigen,i;i

und liefs mehrere derselben, die auf der Flucht er-


griffen wurden, darunter auch den Herrmanstädter
Köuigsrichter mit glühenden Zangen zu Klausenburg
und Herrraanstadt zvficken, und dann rädern, auf
Pfähle ziehen, und sonst grausam hinrichten.
Mehrere minder Schuldige auf der Flucht eingehohlte
Adeliche wurden ihres Adels verlustig erklärt und ,

den Bauern beygezählt. Von den übrigen Flüchtlin-


gen die den Weg nach Pohlen genommen hatten,
,

z. E. der Rädelsführer Benedikt Veres sein Bruder,

Johann Veres, Ladislaus Suki u. s. w. wurden Ver-


zeichnisse ausgefertigt, und dieselben zu dem zu An-
fang 1458 zu Thorda abzuhaltenden Landtag
citirt. Als eine den ganzen Siebenbüxger Adel treffen

sollende Degradationsstrafe ward verfügt, dafs der


Mord eines Siebenbürgischen Adelichen an Gerichts-
busse nicht viel mehr kosten solle , als der Mord ei-
nes Bauern, nämlich statt 200 Gulden nur 66 *).

Niklas Csupor und Johann Pongrätz wurden zu Woi-


woden in Siebenbürgen bestellt.
Ein solches Be 7 spiel der Strenge wollte
der König damahls in Siebenbürgen aufstellen um ,

sich mehr nachfolgende ähnliche in Ungern zu erspa-


ren. Was aber dabey auffallend ist', so liefs sich der
König durch die Bitten eines vertriebenen Moldaui-
schen Woiwoden, Peter Aaron, die seinem Ehrgeitze
schmeichelten, bewegen, aus Siebenbürgen noch zu
Ende November in die Moldau einzufallen. Nach
*} [Tt aüquando tarnen proximiores effeeti rusticis dcsü
ae-ftis in prineipts vestrot machinari. Vrancius,
28s
einem abenteuerlichen Gefechte in der Nacht in
Baja wobey der König verwundet wurde, ward der
,

Rückzug angetreten, mit Drohungen im Frühjahr


wieder zu kommen. Steplian, Woiwode der Moldau,
lum diesem zuvor: er schickte Gesandte, die dem
Könige in seinem Namen zu Anfang 1468 huldigten,
und hiedurch den Landtag in Thorda verherrlichten.
Der König verlieh dagegen dem Moldauer Woiwodeu
ötephan auf so lange, als er dem üngrischen R 'iche
treu seyn würde die Schlösser und Herrschaften
,

Kalta und Csicsö in Siebenbürgen *).


Auf dem Ijandtage zu Thorda, zu Anfang 1/468,
(dem ersten, der seit langer Zeit in Siebenbürgen
vom Könige selbst —
und daher wie Thurotz sagt.
vovitatis gratia, der Neuheit wegen gehalten wurde)
wurden die flüchtigen nicht zurückgekehrten Adeli-
chen geächtet, die treuen Krqnstädter undKlausenbur-
ger belohnt, den Übrigen Amnestiebriefe ausgefertigt,
poch hielt sich der König nicht länger in Siebenbür-
gen auf, als nplhlg war, um sich des Vollzugs der
letztern Reichsartikel zu vergewissern. Dennzweyer-
I07 Sorgen riefen ihn zurück, die Empörung
Emerich Zäpolya's und der bestimmte päpstli-
che Antrag der Krone von Böhmen.
Emerich Zäpplya, verdriefslich darüber, dafs er
die einträgliche Stelle eines General -Zoll -Verwalters
dem Deutschen Hampo hatte überlassen müssen **),
hatte mit dem Könige schon auf dem Marsche nach
Siebenbürgen einen heftigen Wortwechsel gehabt.
Er, den der König aus dem Staube erhoben hatte,
machte ihm allerhand Vorwürfe über sein willkür-
jiches Benehmen, über die Yernachläfsigung des

*) Das Detail si^l^emeiner Gesch. der Moldau S. i36.


in
**) Auch sonst dadurch erbittert, dafs der König die
Erbschaft seines Schwagers Paul von Pelsötz , auf
Ij^elche er Geld geliehen hatte , ohne weiters einsog.
ö83
Reichsraths und Forderung eines unbeschränkten
Gehorsams. Der König hierüber erzürnt, antwortete
ihm hart und drohend, und Emerich verliefs das
königliche Hoflager, um auf unruhige Bewegungen
zu sinnen. Der Erzbischof Johann Vitez, dem der
IJriegwider Podiebrad am Heizen lag, eilte, den
Mann zu besänftigen und bewog ihn endlich, dem
,

Könige bej seiner Rückreise aus Siebenbürgen seine


lieue und Unterwerfung unter dessen Befehle
anzugeloben. Dennoch blieben die Zäpolya's unter
der Maske der Unterthänigkeit Matthiens bitterste
geheime Feinde.
Dem König trafen noch in Siebenbürgen mehrere
übereinstimmende Anträge zum Krieg wider
Podiebrad. Der Papst bot ihm ganz bestimmt d i e
Krone von Böhmen, nebst Mähren und
S-chlesien an, und ihm aufserdera durch
liefs

den Bischof ron Fünfkirchen 5oooo Dukaten in ge- ,

wissen Terminen zahlbar, zum Behufe des Böhmi-


schen Krieges angeloben. Ihn erwartete ferner der
Bischof Protas von Olmütz der im Namen des.

Sdenko von Sternberg, als des Oberhapitäns und


Wortführers der katholischen Stände in Böh-
men, Mähren und Schlesien, ihm deren Ent-
schlufs bekannt machte, den Matthias zu ih-
rem Könige zu erwählen, da er über alle
seine Nebenbuhler weit hervorrage *). Überdiefs
hatte aber Georg Podiebrad dem Kaiser Friedrich
den Krieg am 8. Januar i4(»8 angekündigt, und den
Victorin in Österreich einrücken lassen. Friedrich
selbst bat nun den König aufs dringendste
um Hülfe, erbot sich, ihm den Jahrs-Ertrag in
<)sterreich als Subsidien zu überlassen, und ihn mit

') Rejc Poloniae est pauper et obiigatus Geo-i;io , dum


zivit ; Imperator frigidus; Theutunici otiosae lasciviae
dediti.
ü04
1000 Oitericlchisclien Reutern ru rerstärken; iiu
Geheim fügte er das lokende Anerbieten hinzu
den ,

Matthias nicht nur mit Böhmen zu belehnen, sondern


ihn auch von der eingegangenen Verbindlichkeit
loszusprechen, zu Gunsten Friedrich«
nicht mehr zu heirathen, wobey sich Frie-
drich blofs auf den Fall, wenn der König in seiner
weitern Heiralh keine Kinder erzeugen würde, die
Kachfolge in Ütigern vorbehielt *).
Wenn alles übrige den Ehrgeilz des Königs in
Anspruch nahm , so ward durch das letztere Aner-
bieten der Mensch, das Familienhaupt, der seyn wol-
lende Gründer einer neuen Dynastie ganz gewonnen,
und wer vermag den edlen Hunyader unter solchen
Umständen zu tadeln dafs er die nicht leicht wider-
,

kehrende Gelegenheit ergriff, sich der lästigsten aller


Verbindlichkeiten, die er der Krone zu Liebe ein-
{j;c'gangen hatte, zu entledigen? Achtsam jedoch auf
die Gewalt der öffentlichen Meinung, und belehrt
durch die Erfahrung, berief er einen grofsen Reichs-
rath ohngefähr im März i/i68 nach Er lau. Der
Papst hatte einen Vertrauten hingeschickt, der den
Gang der Sachen auf diesem Reichs- Conseil beob-
achten und nach Rom referiren sollte, wo man
höchst begierig daraufwar. Johann von Vitez,
des Königs vertrautester Minister, der
Freund des Böhmischen Krieges, übernahm
CS, die Prälaten und Baronen zu stimmen **). Die
weltlichen Baronen eiferten zum Theil wider einen
^o weit aussehenden Krieg, der das Reich an Geld
>indMannschaft erschöpfen müsse, immer etwas Un-
dankbarkeit wider Podiebrad verrathe und doch ,

*) Gebhardi Gesch. von Böhmen 4« S. 6a.


**) Pro hac vice omnes difficultates pro prüden-
sitperavit
tia et auctoritate Dni. Strigoniensls^ schrieb der Römi-
sche Vertraute.
285
wenig Aussicht übrig lasse die Böhmische Krone
^

hey Jen neidischen Verhältnissen der Nachbarn zu


erringen. Der gröl'ste Theil der Prälaten und andre
Baronen hingegen, von Vitez gewonnen führten an , :

de»' Zweck der Kriegs sey fromm, und sollte er auch

nur defshalb geführt werden, um Ungern vor der


Ansteckung der Hussitischen Ketzerey zu bewahren.
Den Erfolg sichre des Königs erprobte Klugheit und
Tapferkeit. Ungei-n werde zMar Anstrengungen ma-
chen müssen allein die kriegerische Nation müsse
,

eben mit auswärtigen Kriegen beschäftigt werden, um


nicht in ihr Inneres zu wüthen: auswärtif^e Subsidien
» Kriegs
an j die
Gcgenpartcy erwiederte der Sultan sey jetzt in
,

Egyptisch- Syrische Kriege verwickelt. So eben hat-


te auch Niklas von üjlak ein Paar Türken aufgegrif-
fen und abgerichtet im Namen des Sultans einen
,

WatTenstillstand zu begehren. Diese Murden vor das


Picichs-Conseil geführt, und Matthias erklärte bey
diesem Gaukelspiel: als päpstlicher Fürst wollte er
dem Sultan zum Nachtheile des Glaubens keine schrift-
liche Friedens -Versicherung ausstellen, jedoch münd-
lich versprechen das Türkische Reich in Ruhe zu
,

lassen. — Als die Scene vorbey war, schwiegen die


Debatten, und der König nahm das Wort. Er lie's
hierauf die ihm zugekommenen Eiklärungen des
Papstes, des Bischofs vonOlmütz, und des Kaisers —
ohngeachtet er die geheimen Anerbietuugen des \c\7-
tern verschweigen raufsle — ablesen.Er erklärte
ferner (ohne seine geheimen Beweggründe verra-
then zu können'i: er selbst gehe ungern daran, wider
seinen ehemahligen Wohlthäter, Schwieger - und
Adoptiv- Vater mit den "VTaR'en in der Hand aufzu-
treten. Aber ihn bestimme der Wille des Vaters der
Christenheit, der in seinem Breve die Hussitische
286
Ketzere}' für eben so verdammlich erkläre, als die
Lehren des Korans; er sey eher Christ als Eydam
geworden seine Macht sey dem Schutze des apo-
j

stolischen Stuhls geweiht. Ein König müsse seinen


Gefühlen gebieten; er müsse, um des allgemeinen
Besten wegen, Privatrücksichten aufopfern*). Der
Krieg widerPodiebrad ward beschlossen;
Sogleich begab sich der König nach Ofen wo er ,

nur acht Tage lang Anstalten zum Kriege traf, so-


dann nach Prefsburg von wo aus den 8. April das
,

KiMCgsmanifest wider Podiebrad bekannt ge-


macht ward ganz im Tone des andächtigen Glau-
,

bens -Verfechters abgefafst, mit Betheurung der Un-


eigennützigkeit des Königs und mit der Anführung^
,

dafs Podiebrad zuerst seinen Freund und Verbünde-


ten Friedrich , angegriffen
, und vorher schon die
,

Verwüstung seiner Gränzen veranlafst habe. Nach


dem Raihe des päpstlichen Legaten Roborella Bi- ,

schofs von Ferrara nahm der König vors erste nur


,

den Titel eines Protektors der katholischen


Stände in Böhmen an, um den König von Poh-
len nicht in Harnisch zu jagen; Vielmehr ward der
Bischof von Olmütz Protasius sogleich nach Krakau
geschickt, um den König Casimir zur Mithülfe wi-
der Podiebrad aufzufordern und ihm zur Befesti-
,

gung einer Tfippel- Allianz den Antrag zu machen,


dal's Matthias Casimirs Tochter Hedwig, und Maxi-

milian der Sohn des Kaisers Friedrich, seine zweyte


Tochter Sophia zur Ehe nehmen wollten. Unverweilt
rückte der König, von Österreich aus verstärkt, nach
Laa.
Podiebrad, ein dicker, schlauer, sechzigjäh-
riger, erfahrener Mann, und sein tapferer Sohn Vic-
torin stellten sich bald dem fünf und zwanzigjährigen
*) Quicunque publicam personam eerit ^ potiits communis
(juam privati sommodi rationem habere debet. '^on^MKi'

I
s87
feurigen Könige in einem mit Wagenbargen befc-
siigten Lager entgegen. Die Negotiationen in Krakan
vereiteltePodiebrad dadurch, dafs er dem Könige Cn-
siniir am 16. May 1468 für einen seiner Söhne, den
"l'^'ladislaus, die Thronfolge in Böhmen
bestimmt zusicherte. Der alte König fürchtete,
das Glück des jungen, der letztere die Klugheit uiid
Erfahrenheit des alten. Die Böhmen scheuten die
regsame Ungi ische Beuterey die Ungern die ge-
,

schlossene Böhmische Infanterie und die ^yagenbarg.


Einen Monat lang beobachtete man einander, und
Matthias, weit entfernt anzugreifen, umgab sein L a-
ge r diefsscits d e r Tay a mit Schanzen und Gräben,
und suchte seinen Gegner nur durch Streifereyen
und Abschneidung des Proviants zu ermüden. Da
langte der Bischof Protas aus Fohlen ein und ,

brachte statt einer günstigen Antwort vielmehr be-


denkliche Klagen Casimirs über eine zweymahlige
Verwüstung der XYI Pfandstädte, und über den
Einbruch in die Moldau mit.
Zu Rom herrschte über den tentschlufs und Auf-
bruch des Königs die ausgelassenste Freude; jetzt^
schrie man, sey die Synagoge des Satans ihrem Ein-
stürze nahe. Matthias aber drang durch Abge-
ordnete auf die Einsendung der päpstli-
chen Subsidien, und machte dem Papste bekannt,
er habe das erledigte Bislhum zu Erlau einem Geist-
lichen zur Verwaltung gegeben, um die Einkünfte
desselben zum Böhmischen Kriege zu verwenden, in
Hofnung, der Papst werde diefs billigen, wo nicht,
werde er das Bisthum durch Laven verwalten lassen.
Seine ^'ichtigkeit fühlend; schrieb er damahls nach
Born so stark, als ob er Hussitische Praxis darin
hätte. Als der Papst in Sachen des Grafen Maydburg
wegen Strigo und Csaktornya, ehe er den Rekurs
derselben in der Curia 4i.afnahm. gleichsam au»
288
Gefälligkeit, vorher den Weg der papstlichen Ermah-
nung gegen Matthias einschlagen wollte , antwortele
er ganz trocken äer Papst solle sich mit dieser ihn
:

gar nicht angehenden Sache nicht befassen. Die


unsterblichen Worte die er hierbey brauchte,
,

verdienen den Annalen von Ungern für ganz


^ in
Europa aufbewahrt zu werden. In welllichen Sa- .

chen erkenne der König durchaus keine Competenz-


der Curia zu einem Ausspruch. »In solchen Sachen
gebe es Reichs -und Palatinal- Gerichte, wo auch der
Fiscus des Königs belangt werden könne *).« Das letz-
tere ist eine Anspielung auf das Reichs- Gesetz vom
May 1439 über die Palatinal Würde. Die päpstlichen
Subsidiea blieben dem Könige zu lange aus ein der :

Curia ergebener Ungrischer Prälat pressirte die Ab-


sendung derselben, weil sonst Matthias ungeduldig
werden und die Gelegenheit zu Podiebrads Demü-
,

thigung auf immer verschwunden seyn würde.


In der That ward der König schon jetzt ungedul-
dige die Böhmischen Grofsen, die den Podiebrad be-
gleiteten, machten Anträge zu einer Annährung; denn
es kam sogar zu Unterredungen Georgs und
Matthiens an den Ufern der Taya. Podie-
brad erbot sich zu einem Vergleich mit dem Römi-
schen Stuhle durch Schiedsrichter; die Mährischen
Ständ^e sollten für den guten Ausgang bürgen; Spiel-
berg sollte zur Hälfte eine Ungrische Besatzung er-
halten.

*) Nonplus in foro EcclesiaeRomanae super temporalibus regni


n&f;uiils cuiquam respondebo^ (juarn relicjui meae conditio-
nis principes faciunt imo et subditi principum..
, No- —
luinus ornnino in temporalibus a sede Apostulica judi-
cari, non modo super civitatibus et castris , sed nee su-
per uno fundo vel una vinea. —
Si cjuis nosmet ipsos
convenire vult et nostratn personam , suum habet ju-
diccm, nempe Palatinum qui Universitatem regni rt-
praesentat. Katona ad a. 1468. S. 33o^ — 332.

I
•galten. Den katholischen Ständen in Böhmen sollten
die abgenomtaeneu Güter zurückgestellt, dem Könige
die Kriogskosten ersetzt;Fiiedricheu unrerhrüchlicher
Friede und Schaden- Ersatz zugesichert werden. Der
päpstliche Legat Roboreila mulste alles anwenden,
um die bessere Überzeugung des Königs zu übertäu-
ben; er machte ihn wider Podiebrad mifstrauisch^
und stiftete ihn an, darauf zu bestehen, dals Podie-
brad mehrere Böhmen und Mährer, und mehrere Fe.
stungen in Mähren und Böhmen dem Könige als Geis-
sein und Unterpfänder des Friedens überliefere. Da
diefs Podiebrad nicht zugestehen wollte, so zer-
schlug sich die ganze Negotiation.
Podiebrad, durch Mangel an Lebensmitteln,
und durch MifshelHgkeiten zwischen seinen Böhmen
und den Meifsnischen Hülfstruppen gezwungen hob ,

jetzt zuerst sein Lager auf, liels den Yictorin in Tre-


bitsch, und bedrohte auf seinem Rückmarsche die
G ranzen von Ungern, und die katholischen
Stände Mährens , dem Könige zuzueilen angewie-
die
sen warcii. Johann Vitez, dem auch das Neitraer
Bisthum zur Verwaltung übergeben war, mulste
schleunige Anstalten treffen, und diese Gränzon
selbst verwüsten, die Einwohner nach Prefsburg
und Trentsclün aufnehmen, und dem Feinde Ver-
haue und Verschanzungen entgegen setzen. Der Kö-
nig Matthias selbst belagerte zu Ende May 1408
Trebitsch, aber Victorin entschlüpfte ihm am 5. Junv.
wobey das Gerücht ging, Victorin habe dem König
während der Belagerung durch Hussitische Meuchel-
mörder nach dem Leben gestrebt welchen Ver- :

wurf aber Victorin höchlich von sich ablehnte. Hier-


auf nahm der König mit der Armee die Richtung nach
Znaym und Brunn; verstärkt von
mehrern katholi-
schen Mährern, fing er am 28. Juny 1468 an, den
Spielberg au belagern: während sein Bundsge^
Engel» Gesch. v. Vnjcrn. III. X
»C)0

nosse Friedrich ganz sllll In Linz zu Hause safs, unfl

cler Erzherzog Sigmund neue Fehden mit den Eid-


genossen zu bestehen hatte.
Podiebradkam nun wieder zum Entsatz von Spiel«
borg herbey: aber zu schwach, um etwas zu unter-
nchmeri, lud er den König zu neuen persönli-
clien Unterhandlungen ein unter Zusicherung :

eines sichern Geleites hielten beyde Könige Unter-


redungen und Mahlzeiten mit einander. Das MiCs-
Irauen, aber, "vom päpstlichen Gesandten fortdauernd
unterhalten, waltete zu stark vor. Matthias trug un-
ter seinen Kleidern immer einen Kürafs. Die per-
sönlichen Unterredungen nahmen zuletzt auch kein
versöhnendes, sondern ein erbitterndes Ende; es
kam zum Wortweclisel ja sogar zur Ausforderung
,

zum Zweykampfe zu Fusse von Seite Podiebrads.


Matthias anlwortetc höhnisch wer der Beherztere
:

sey, das habe Podiebrad durch seinen Rückzug aus


Österreich bewiesen; er sey bereit, sich, wie Für-
sten geziemt, zu Pferde zu schlagen; ©in Fufsducll
gezieme nur den Bauern. Das Duell zu Pferde w ar
dem dickleibigen ungewandten Podiebrad nicht an-
ständig —
sie schieden unversöhnt von einander,
und Podiebrad zog seine schwächere Armee gegen
Böhmen zurück.
Matthias übergab nun dasBlokade - Commandw
bey Spielberg seinen Feldherrn Blasius Magyar und
Paul Kinis, oder Knes (Dorfältester) -^ einem ehc-
mahligen handfesten Serblischen Müllerknechte, der
öfters mit eigner Hand die Mühle seines Vaters be-
wegte, ein Fafs Wein mit einer Hand aufhob, eineu
bewafiieten Mann in den Zähnen herum trug, und
so dem Blasius Magyar bekannt, und in der Folge
dessen Tochtermann wurde *). Er selbst eilte nacli
*) Den Paul Kinis nannte der damahls wieder erwa-
cJitndc philoloj^ische Geist, den Hurltule« iii:tcr » c«

1
2^1
OlniStz , um das dortige Schlofs Hradischtve zu be-
zwingen, und mit den Schlesiern die Communicatlon
zu öfnen. Von nun an nahm er den Titel eines Böh-
mischen Rei chs - Ver wese rs an. In Olmüts
hielt er sichvom ii. Julr bis i. September 1468 auf.
"Während nun bej dem Mangel an ordentlicher
Belagerungskunst dieBlokaden von Spielberg
und Hradischtye sich in die Län^e zogen, vor'
Bezwingaiig dieser festen Plätze aber ein Einfall
in Böhmen nicht räthlich war: schrieb Matthias in-
dessen einen Ungrischen Reic hs tag auf den 8. Sep-
tember 1468 nach Prefsburg aus, um sich hier
neue Finanzkräfte zur Fortsetzung des Böhmischen
Krieges zu sammeln. Er hefte dabey in Prefsburg
seine Geliebte zu trefiTen, die Gemahlin des Nikias
BantFj, eine geborne Schlesierin in deren Armen
,

er sieh von den Strapat/cn des Böhmischen Feld-


zugs zu erhohlen gedachte. A-ber Niklas Bauffv, da-
mahls Commendant des Prefsburger Schlosses, hat!e
wider den Rath seines getreuen Caslellans Chene-
häzy, der dahin ging, dafs Bantiy sieb auf die
Treue
seines AVeibes und auf die Abneigung des Königs vor
Gewalt verlassen solle, seine Gattin vorher weg-
bringen lassen. Als Matthias in Prefsburg eintraf,
fand er den Gegenstand seiner Wünsche nicht, und
liefsden ISiLlas BaniTy unter andern Vorwänden ver-
haften, und zur Armee in Fesseln führen *).
Die in Prefsburg versammleten Prälaten, Baro-
nen und Deputirten der Comitate bekamen vom Kö-

Ungrisclien Baronen : Emerich Zapolva ward mit


ITlyssesj Stephan Zapolva mit Agamemnon; Csupor
mit Diomcdes; Michael Orszäg mit Xcstor; B'asiui
3Iagyar mit Ajat; der Kinig selbst mit Acbill vo?-
glichen; Paul Kinis focht ia der Schlacht gewöhoück
mit f.wey Schwertern.
*) Diese Sage hat Oregori»ntz aufbe^rahrt.
T a
3192

iiige in einer langen Bede zu yernehmen, wie er


fest entschlossen sey , den frommen und heilsamen
glüclilich begonnenen Krieg , auf das eifrigste fort-
zusetzen und diejenigen auszurotten, die ihm nach
dem Leben gestrebt hätlen *). Am 29. September 1468
kam schon ein Reichstagschlufs zu Stande,
worin die Stände den Wünschen des Königs in Rück-
sicht einer aui'serordentlichen Kriegs -Steuer zwar
entsprachen, aber auch den Reformator nöthigten,
Ton dem, was er durch das Reichs- Gesetz Tom Jahr
1467 erlangt hatte, wieder einiges fahren zu las-
sen **).

Die aufserordentliche Kriegsteuer scheint, ob-


wohl die allzuängstiichen Stände nicht cinmahl den
Betrag derselben in den Reichstagsschlüssen ansetz-
ten das Doppelte des Tributum fisci regolis
,

betragen zu haben, jedoch nur für die[*smahl und


auf ein Jahr; dann sollte blofs das simple Tributum.
jisci regalis eintreten. Dabey mufste der König zu-
gestehen :

a) Dafs ein Thor nur für ein Thor jetzt und auch
künftig in Steuer- Anschlägen zu rechnen sey, wenn
auch mehr Familien unter einer Einfahrt wohnen.
b) Dafs der neue Reichszoll nirgends anders auf-
gestellt werden dürfe, als an den zu Sigmunds Zei-
ten bestimmten Dreyfsigstporten. Alle Zoll - unrl
Salz - Plakereyen (gewaltsame Beschlagnehmuni;
fremden Salzes) sollten aufhören, und die Zoll- und
Salzbeamten sich an Sigmunds Instruktion halten.
c) Dafs auch der Adel der keine Unterthanen
,

hat, weder das Tributum ßsci, noch die gegen»


wärtige erhöhte Steuer noch die Zehnten Ton eige-
,

*) DIefs spielte auf Victorin an. Eos compescere velejctir


pare, qui aniea sanguinern nostrum sitiebant.
**) \\o\&c\nch suppl. II. S. 196, wo der Reichs- Absei. icd_,
'
der im Corput Juris fehlt, abgedruckt ist.

I
em Grund und Boden zahle (ausgcnoramen von
,

Gründen auf fremdem, z. E. städtischem Terrain). ,

Überhaupt aber ward der König an sein Inaugu-


ral-(Krönungs-) Diplom, erinnert, und Terbindlich ge-
macht den Adel der die doppelte Steuer so gut-
: ,

willig von den Bauern bewilligt hatte auf ein Jahr


,

lang mit aller Insurrektion zu Terschonen ,


(es sey
denn, im Fall die Türken einbrächen oder die kö-
,

nigliche Armee Ton den Böhmen geworfen wäre).


In Rücksicht des Vorgangs mit BanfFy ward der Kö-
nig, obwohl ohne Erwähnung des Vorgangs, abermahls
erinnert, er solle keinen Adelichen, aufser nach
gerichtlicher Überweisung, arretiren und seiner Gü-
ter berauben; doch liefs der König gleichsam zu sei-
ner Rechtfertigung hinzufügen: Adeliche Diener und
Beamte, die in einem Verbrechen betroflen, oder
in ihrer Rechnungslegung der Veruntreuung schul-
dig befunden wären, könnten eingesperrt, müfsten
jedoch nach der Vorschrift der Sigmundischen Ge-
setze behandelt werden. Damit der Ungriscbe Adel
so wenig als möglich vom Böhmischen Kriege leide,
wurden Gesetze gemacht, dafs des Königs Söldner
sich überall selbst verköstigen, das Armee-Fuhrwe-
sen nichts erpressen, des König» Hofbeamte auf Rei-
sen sich keine Abführungen von Pferden und Wägen
erlauben, und das die unentgeltlichen Arbeiten bej
Schlössern nur auf dasäufsersteBedürfniis derGränz-
Schlösser beschränkt seyn sollten.
Der König hielt sich noch welter in Ungern auf,
um die neue Steuer mit Eifer einzukassiren, und
dafür neue Truppen anzuwerben aber auch ura
,

l'riedriehen zu beobachten, welcher am 16, No-


vember 1460 eine Reise nachRom antrat. IMatthic»
f ermulhetebey dieser Wahlfahrtsreise geheime Ab-
sichten , die auch nicht fehlten;
denn Friedrich be-
mühte »ich, den Pap&t za einer Entscheiduno; zu be-
aq4
svegcn, dafs auf jeden Fall nach Maithiens
Tode,
oder sein Sohn Maximilian der Thronfolger
Fjii/ßdrich
iu Ungern und Böhmen seynmöge. Matthias brauchte
damahls einen yersiändigen Bothschafier inBom,
und diesen glaubte er in Gabriel Rango, aus
Verona, einem Franziskaner, (dem natürlichen
Sohne eines Grafen Rango, mit einerBauerndirne er-
zeugt) zu finden, in einem Mann der Ehrgeitz und
,

liist unter der Larve dös seltensten Phlegma barg:

man kannte keinen Fall "wo er binnen dreyfsig Jah-


,

ren sich wider irgend jemanden ereifert hätte, An-


dreas Baumkircher und sieben und zwanzig andere
Österreichische Vasallen wurden zur Empörung wi-
der Friedrich gereitzt. Friedrich mufste auf die Bo-
ten seiner Gemahlin eiligst aus Rom zurückkehren ;

im März 1469 kam er in Osterreich an, und Matthias


half ihm selbst die Unruhen in scipem Lande däm»
pfen.
Sobald Matthias yon diesem seinem Bothschafier die
Gewilsheit, dafs der Papst nicht in die Plane des Kai*
sers eingegangen sey, und neue AuflI'orderungenund
Subsidicn-Versprechungen zum Böhmischen Kriege
erhalten hatte, ging er zu Anfang Februar 1469
zur Armee ab. Am i3. Februar ergr. b sich an ihn
die Festung Spiel b erg *). Durch diese Eroberung
sah sich Matthias an der Spitze einer Armee, deren
Reuterey allein 10000 Mann betrug, und nun glaubte
er, es sey an der Zeit, den König Georg in seinem
eigenen Lande aufzusuchen. Die Flammen Ton vier-
zig Ortschaften leuchteten dem Ungrischen Heere
bey s.einem Einbrüche in Böhmen in der Richtung
,

gegen Kuttenberg. Hier erwartete ihn der schlaue


Böhmische König in den Defileen beyWila-
mowund Semtisch. Während die Ungrische Ar-
*) KönigliclieAusschreibeti nach Ungern, ddo Brüna, zwcy
Tage vor der Fasten, machlsn dicfs überall b :l<aii>u,
iq5
mee dieselben passircn wollte, fielen die vorher ange-
sägten Bäume nieder, und bildeten einen undurch-
dringlichen Verhau, der die Vorschritie so gut, als
die Rückschritte des üngrischen Heeres hinderte, und
nur die Überzeugung gewährte dafs das königliche
,

Heer von der kernfesten Böhmischen Infanterie fest


eingeschlossen sey. Der König wandte sich mit-
telst eines gewissen Albert Kostka anPodiebrad, und
liels Podiebraden Versöhnung und Freundschaft an-

tragen. Zu Orschitz kamen beyde Könige


zusammmen, im März 1469; es ward ausgemacht:
dafs Matthias den Podiebrad mit dem Papste ausglei-
chen solle auf die zwey Hauptbedingungen, dafs der
,

König die päpstliche Auctorität anerkenne, jedoch


das Abendmahl unter beyden Gestalten in Böhmen
beybehalten werde. Die nähere Verhandlung
sollte mit den Legaten des Papstes selbst am 4. April

1469 in Ol m ütz gepflogen werden. Podiebrad sollte


unter sichcrm Geleite in Sternberg wohnen und un-,

ter Matthiens Vermittlung mit den päpstlichen Lega-


ten selbst unterhandeln. Nur unter dieserBedingung
liefs Georg die eingeschlossene königliche Armee aus
ihrer bedenklichen Position abziehen. Noch ward
hinzugefügt, dafs auf den Fall,, als die Traktaten mit
dem Legaten zu keinem Endrergleich führen sollten,
Matthias für dio Befreyuiig seines Heers eine ge-
wisse Summe Dukaten als Unterpfand bey
Albert Kostka niederlegen solle. Zu dem Ende
ward diesem eine Chatoulle mit Dukaten vorgezeigt,
und versiegelt übergeben *).
Kaum hatte die königliche Armee ihren Rück-
marsch angetreten, als die päpstlichen Legalen, Ro-
borella, und Rudolph Bischof von Lavant, wider alle
Kegotiationen mit dem Könige Georg protestirten,

•) Bonfin verschweigt dicCs alles , aber die Böbroischea


Chronisten lassen^keinea Zweifel dal-an üb»-J?.
t()6

und in den König drangen, dem Ketzer sein durch


Nolh abgedrungene» Wort jüclit zu halten. Auf die
Einladung zu den Traktaten in Olmütz schrieen sie
laut: Matthias wolle die Sache der römischen Kirch«
verrathen, und sie dem Spotte Podiebrads aussetzen.
Indessen bestand der König darauf, er müsse Wort
halten, um so mehr, als auch Pohlnische Gesandte
anlangten, und einen gütlichen Vergleich anriethen.
Da die Legaten sich schlechterdings ohne Instruction
von Rom aus zu keinen Traktaten herbeylassen woll-
ten so blieb beyden Königen in der Zusammen-
, ,

kunft zwischen Olmütz und Sternberg,


«m 7. April i/j6(), nichts übrig, als einen Waffen-
Stillstand auf ein Jahr zu schliefsen, binnen
welchem Matthias vom Papste andere Legaten erwir-
ken, und den Frieden doch noch auf obige Bedin-
gungen zu Stande bringen wolle. In den geheimen
Verhandlungen beyder Könige wart! ferner aus-
ccmacht, sobald Matthias den Vergleich mit dem
Papste verwirklicht haben würde sollte Podiebrad ,

mit Hintansetzung des Interesse seiner beyden Söhne,


Victorin und Heinrich und mit Umgehung der vori-
,

gen mit Casimir in Pohlen eingegangenen Vertiäge,


den Matthias zum Thronfolger in Böhmen
erwählen machen; bis dahin sollte auch Mähren
und Schlesien in Matthiens Händen bleiben.
Beyde Könige schieden und herzlieh aus-
so traulich
einander dafsPodiebrjids Söhne Victorin und Hein-
, ,

rich ohne ein sicheres Geleit zu verlangen den Kö-


, ,

nig nach Olmütz zurück begleiteten. Sogleich drangen


die päpstlichen Legaten darauf, der König solle sich
der beyden Prinzen, da sie kein Sicherheits-Geleit
erhalten hätten, bemächtigen, und so dem Kriege
^in unblutiges Ende n(achen. Zornig erwiederte der
König: die Legaten sollten ihn mit so schändlichen
Anträgen verschonen. Die beyden Prinzen wnrdep,
wie es des Königs frflrdig war, unTerselirl nach Hause
gelassen.
Sobald die schlauen Legaten erfahren hatten dafs ,

der König durch dos Versprechen der Krone ton


Böhmen gewonnen war suchten sie ihm begreiflich
,

zu machen, dafs er ja zu dem Titel eines Königs von


Böhmen viel früher, und ohne Podiebrads Zuthunge-
Vngen könne. Nicht die utraquistischen, sondern die
katholischen Stände von Böhmen, und nicht die Böh-
mischen allein . sondern auch die Mährischen und
Schlesischen hätten das Becht König von
, einen
Böhmen ?u ervrählen. Schon am
May 1469 hatte
3.

diese Wahl zu Olmütz unter dem Vorsitze de»


Bischofs Legaten Budolph von Brefslau statt ja man ;

erbot sich, den König mit einer Maricn^irone zu Brunn


zu krönen. Matthias lehnte letzteres ab, und bediente
sich überhaupt des ihm beygelegten Königstitels noch
nicht , ob er gleich noch am 3. May seine Wahl , als

ein für das Beste des katholischen Glaubens und des


Beichs erfreuliches Ereignifs, durch ein allgemeines
Ausschreiben in Ungern bekannt machte. Er wollte
erst abwarten, welchen Eindruck diese Wahl auf
Podiebrad einer- und Casimir in Pohlen andrerseits,
dann auf Friedrich, dessen Gesandter der Bischof
Ton Laa gegenwärtig war, machen würde. W^ohl
aber glaubte er den bestehenden Waffensillstand da-
hin benutzen zu sollen, dafs er die Huldigung den
Schlesischen Fürsten und Städten abnehme, zu wel-
chem Ende Matthias am 26. May in Brefslau
eintraf.Am 3 1. May veranstaltete er daselbst dieHul-
digang des Magistrats und der Bürgerschaft der da-
mahls sehr ansehnlichen Stadt Brefslau, unter Mit-
Aviikung des Bürgermeisters Kr«bs (Crebil von Eschen-
Joer bey Klox genannt); am 4. Juny ging jene de»
Bischofs und des Clerus: weiterhin jene von zwölf
Schlesischen Herzogen (woruD\er besondorsdeiHer-
298
rog Friedrich ron Liegnitz sich an den König, det
ihm sein Herzogihum wieder gegeben hatte fest an- ,

»chlofs), ohne alle vorgängige Capitulation; amiS. Juny


jei*e der Stände der Erbherzogthümer, der beyden
Lausitzen, und der sechs Städte; am 18. Juny jene
des Herzogs Konrad von 01s vor sich.
Einer in Schlesien sehr verbreiteten Sage zu Folge,
verdankte der nachmahls in der üngrischen Ge-
schichte noch oft zu nennende Johann Cor v in *),
des Königs natürlicher Sohn, sein Daseyn dem
damahligen Aufenthalte des Königs in Schlesien, und
einer Liebschaft desselben mit der am Hofe der Her-
zogin von Liegnitz-Brieg sich aufhaltenden Tochter
des Brefslauer Bürgermeisters Krebs **).
, .

Noch während des Aufenthaltes des Königs in


Brefslau erfuhr derselbe, welchen üblen Ein-
druck seine Wahl zum Böhmischeii Könige so- ,

wohl b e y C a s i mi r als beyPodiebrad gemacht habe.


,

Beyde Fürsten näherten sich einander nur noch mehr


durchPodiebrads Vorschlag zu Anfang July 1/469: dafs
Podiebrad den Wladislaus, ältesten Sohn Casimirs, zum
|{önige von Böhmen wählen lassen, und ihm seine Toch-
ter Ludmilla zur Ehe geben sollte; und dafs dagegen
Casimir dem Podiebrad wider Matthias beyslehen,

*) Der Name Corvin hehagte dem Könige Matthias, weil


er römisch Mang. Er hat entweder Bezug auf die Ge-
schichte mit dem Raben, oder auf das Schlofs Piatra
de Corvo in der Walaohey, woher der Pflegevater
Johann von Hunyäd gebürtig war.
**) Auch Pray wcifs, dafs Johann Corvin von Matthias
mit einer Schlesierin erzeugt worden. Eben diefssagt
Pachaly Sammlung verschiedener Schriften über
Schlesiens Geschichte und Verfassung I. S. 225. Das
historische Schauspiel, betitelt: Matthias Corvinus,
oder die Belagerung von Brefslau inj Jahre i/jT^i, nennt
Äiese Schlesierin Maria, des Brefslauer Bürgermoi..
«ters Krebs, Tockter.
299
und sich bey dem Pap&le wegen einer Aussöhnung
verwenden, auch vom Papste die Bestätigung Wla-
dislaw's als Königs von Böhmen erwirken solle. Podie-
hrad selbst schrieb noch an die üngrischen Stände ; be-
hauptete, Matthiens Wahl sey null und nichtig, weil
sie nicht in Prag vollzogen, und nicht mit einer or-
dentlichen Ilrönung, mit der gesetzlichen Krone be-
siegelt sey, und hlagte zugleich MatthienderUndanb-
barkeit dafür an , dafs er ihn und sein Heer aus der
bedenklichsten Lage habe entschlüpfen lassen. Als
einen Beweis der Treulosigkeit des Matthias verbrei-
tete er soi'gfältig, dafs sich in der von Matthias dem
Vlbert Kostka übergebenen versiegelten Chaloulle,
nur oben eine Lage Dukaten, weiter unten aber lau-
ter Sand vorgefunden habe. Zu Anfang July i46q
ward auch Wladislaus wirklich zum Könige
von Böhmen in Prag gewählt, in Gegenwart pohl-
nischer Gesandten.
Kaum hatte Matthits von allen diesen Bewegun-
gen Nachricht, als er noch in Brefslau den Ti-
tel eines Königs von Böhmen wirklich an-
nahm; und da er hörte, dafs Mähren abermahls
von Podiebrad bedroht sey, bestellte er den Hans
von der Heide zum Landeshauptmann in Schlesien,
verliefs Brefslau am 5. July 1469, und liefs Hra-
dischtye nunmehr enge einschliefsen. Den zum Ent-
sätze herbeyeilenden Prinzen Victorin lockte der
König durch verstellte Märsche seiner Kapitäns, I^a-
dislaus Madats und Kaspar Jänosi, in den Mährischen
Flecken Weszele und umlagerte ihn daselbst der-
,

gestalt dafs er sich am 27. July


, 469 mit seinem
1

Heerhaufen an den König gefangen ergab, und


nach Ofen abgeführt Averden konnte. Dieses Ereig-
nifs wavd abermahls durch Circularschreiben, vom
1. August 1469 in ganz Ungern bekannt gemacht. Der

Krieg ward nunmehr in Scharmützeln mit Erbitterung


3o©
fortgesetzt, und besonder* «eichneten sich die bey
der Armee Matlhiens dienenden Serbler grausam aus,
welche allen Böhmen, die ihnen in die Hände fielen,
die Köpfe abhieben und dem Podiebrad die abge-
,

hauenen Köpfe zuschickten *).


Wollte inzwischen der König den Krieg mit Nach-
druck fortsetzen, so brauchte er wieder Geld ; noch
von Brefslau aus hatte er den Kaiser Friedrich durch
»einen Sekretär, Michael Dom, Lector zu Gran, er-
innern lassen, ihm die versprochenen Subsidien, den
Jahresertrag der Einkünfte von Osterreich, zu schi-
cken. Friedrich, Ruhm und Gröl'se
auf Matthiens
heimlich eifersüchtig, verweigerte diese Sub-
sidien. Die österreichischen Stände hatten zwar dem
Könige looo Reuter nach ihrem Vei'sprechen zuge-
schickt, allein der König sandte sie aU unbrauchbar
in Böhmischen Kriegen zurück, und forderte von den
Österreichischen Ständen nur den Sold von looo Reu-
tern, den diese zusauimenschofsen. In Rom mufste
der König den Anträgen Casimirs entgegen arbeiten
lassen, konnte aberdoch vom Papste nichts wcilers
erlangen,als dafs dieser sich die weitere Unter su-

ehung, obdie Böhmische Krone dem Mat-


thias oder dem Pohlnischen Prinzen Wla-
dislaus gebühre, vorbehielt. Den Casimir (wel-
eher die Schlesier durch eine Handelssperre in Foh-
len neckte, übrigens aber noch mit den Bedingungen
der Wahl des Wladislaus nicht einverstanden war)
versuchte er noch einmahl durch neue Anträge zu be-
sänftigen, wornach er den Casimir noch einraahl ein-
lud gemeinschaftliche Sache mit ihm wider Podie-
,

brad zu machen, wogegen er sein Recht auf Böhmen


an ihn abtreten wolle. Um diese Traktaten zu erleich-
tern, erklärte Matthias am lo. August 1469 zu Olmütz,
(wo sich ihm mehrere Oberschlesische Fürsten ua-

*) Gebhardi Gescbiclate von Schlesien, S. 69,


terwarfen) dafs Schlesien als einUngrisches
Pfand für jene 40000ODukaten zu betrachten
tey, welche der König bisher aus den Üngrischea
Einkünften auf den Böhmischen Krieg gewendet habe,
so, dafs ein künftiger König von Böhmen, wenn er
auch Schlesien besitzen wolle, eher jene 400000 Du-
katen an Ungern bezahlen müsse.
Aber auch dies« Anträge fanden in Krakau keim
Gehör. Der König, sich allein auf dem Kriegsschau-
platze wider Podiebrad erblickend , rerlassen von
Friedrich, liefs daher nur die Belagerung roa
Hradischtye fortsetzen, und suchte den Kaiser
Friedrich durch andere Operationen zur Mithülfe wi«
der Podiebrad zu nöthigea. Zu dem Ende begab er
sich nach Preisburg, schlofs daselbst am 1. Septem-
ber 1460 mit dem Kurfürsten Friedrich vonderPfalz,
und mit den Herzogen Ludwig und Albrecht von
Bayern, Friedrichs Feinden, eine Allianz, und
suchte unter den Osterreichischen Stän-
den Meutereyen zu erregen, besonders
durch Andreas Baumkircher, der mit Friedrich we-
gen Forderung eines rückständigen Soldes zerfallen
war. Nicht ungern sah er es dafs die Türken aus
,

Bofsnien zum zweytenmahle im Laufe des Septembers


(wie sie schon im Juny gethan hatten) über dafs mit
Fleifs schlecht besetzte Slawonien in Kärnthcn, Stever-
mark u. s. w. einbrachen und 3oooo Menschen als
,

Sklaven fortschleppten. Daran aber dafs der Woi-


,

•wode der Moldau, Stephan, zweymahl in diesem


Jahre in Siebenbürgen herumstreifte erkannte der
,

König ganz leicht die Wirkung Pohlnischer Aufhe-


teung.
Während der König in Prefsburg verweilte un- ,

ternahm Podiebrads zweyter Sohn, Hra-


es Heinrich,
dischtye mit einem stattlichen Heere zu entsetzen.
Der Könij, ait seiner gewolintea Raschheit, aog ihm
302
entgegen, verlor aber am 2. November 1469 eine blu-
tige Schlacht, unweit von Hradischtye beyUn-
grischbrod, und mul'ste nicht nur die Blokade von
Hradischtye aufheben , sondei^n auch sich mit seiner
Ai'mee gegen Skalitz zurückziehen.
Gegen die Hälfte des Novembers 1469 war der
König schon in Ofen beschäftigt, daselbst einen neuen
Reichstag inn das Ende Dccemberi469 zusammen
zu rufen, um von den Ständen wieder neue Bewilli-
gungen zur Fortsetzung des Böhmischen Krieges zu
verlangen. Auch bey diesem Beichstage waren nur
Prälaien, Baronen und Comitats-Deputirte zugegen.
Ohne des Böhmischen Krieges nach der eben erlit-
tenen Niederlage zu erwähnen, stellte der König den
Ständen vor *) Sowohl wegen der Reichsvertheidi-
:

gung wider die Türken, als auch wegen anderer Ge-


schäfte deren zu hoffende glückliche Beendigung
,

blofs von einem gut gefüllten Schatze abhinge, hoffe


er, dieselben würden ihn zum Abbruch ihrer Ehre,
und zum Schaden des Reichs an den nöthigen Geld-
Subsidien nicht Mangel leiden lassen. Die versammel-
ten Stände fafsten auch nach fünf und zwanzigtägigen
Berathschlagungen solche Beschlüsse, die den
Wünschen des Königs in der Hauptsache angemessen
waren, fuhren aber auch fort, dem geachteten und
gefürchteten Reformator Schranken vorzuzeichnen.
innerhalb deren er sich zu halten habe.
So ward denn dem König abermahls eine Subsi-
dle (^juvarfieri) bewilligt, und zwar das Fünffache des

letzt eingeführten Trlbutlfisci regaUs^ nämlich hundert


Denarien oder Einen Goldgulden von jedem Thor, wO'
von weder die königlichen Städte noch die ünterlha-
nen und Dörfer irgend eines Geistlichen oder Weltli-
chen selbst nicht jene der Mutter d*:s Königs, wohl
,

aber die adelichen Einhäuslcr, die Allodlalisten der


*) Kovachieh vestigia p. 383.
8o3
Edelleute und die Dorfrichter frejgelassen Tvnrden.
Jedoch sollte diese Steuer nur für das Jalir 1470 gel-
ten, dann sollte wieder das simple tributumfisciexn-
treten. (Das simple Tributumfisci regalis sollte auch
dielsmahl schon in den hundert Denarien einverstan-
den seyn und nicht etwa noch aulserdem eingetrie-
,

ben werden). Dielsmahl sollte die Bewilligung und


Annahme des Subsidiums als nicht zuwiderlaufend
,

dem zu Prefsburg 1468 gegebenen Versprechen de»


Königs angesehen werden weil es die Stände frey-
,

willig angeboten hätten: allein künftig sollte der Kö-


nig durchaus kein Recht haben über den Steuerfufa,

des Kaisers Sigmund hinaus, höhere Steuern wider


den Willen der Stände einzufordern. Eine Zahl von
Prälaten und Reichsbaronen mufsten sich dafür ver-
bürgen, dafs sie zu solchen höhern Steuerforderun-
gen mit ihrem Rath den König nicht verleiten son- ,

dern dieselbe verhüten und sich ihrer Abfordcrung


widersetzen wollten *). Weitere Einschränkungen
waren
a) Der König solle die Dikatoren oder Steuerein-
nehmer selbst besolden, so dafs sie nicht mehr vt»n
jedem steuerbaren Hausvater einige Denarien als Ge-
halt abzuverlangen brauchten.
b) Prälaten , Baronen und Adel liefsen sich auf
ein Jahr von allemKriegsdienst befreyen, esseydenn.
dafs Türkengefahr drohen würde.
c) Blofs zur Befestigung des Schlosses Kewe und
anderer Plätze an der Donau wurden unentgeltliche
Arbeiter bewilliget. Die ganze Bürde des Böhmischen
Kriegs solle der König tragen die Söldner des Kö-
:

nigs sollten im Marsch alles haar bezahlen. Die Be-

*) Imj (juantum m nobii critßontributionem ipsamneque


rt-js dubimus.
3o4
Unter den übrigen Beschlüssen ist noch dei- auf
Kosten des Bürgerstandes gemachte merkwürdig. So
wie nämlich alle Bürger und Städte das neue VccLi-
gal Coronae an der Gränze trotz aller vorgängigen
,

Befreyungen, zu entrichten hatten so sollten sie auch


,

im Innern die dem Adel und den Güterbesitzern zu-


ständigen Brück- und Wegmauthen ungeachtet aller
,

vorgängigen Privilegien, entrichten, so lang bis sie


nicht ihre Privilegien vorgezeigt, und ihre Befreiung
gerichtlich bestätigt erhalten hätten.
Nach Beendigung des Beichstags, dessen Artikel
ganz die Holihung an der Stirne trugen dals der
,

König mit dem Böhmischen Kriege noch in diesem


Jahre fertig werden würde, wendete der König seine
Aufmerksamkeit darauf, von Deutschland und Östei-
reich bey dem bevorstehenden Feldzug unterstützt
zu werden. Seit dem 3. Februar 1470 hielten näm-
lich die Deutschen Stände einen Beichs-Convent
in Wien, zu welchen Matthias auch einen Gesand-
ten, Johann ven Bozgon ,abgeordnet hatte. Der
Kaiser beklagte sich bey den deutschen Fürsten über
zweyerley: über die Begünstigung von Aufrührern
und Kebellen in Osterreich, und über den den Tür-
ken nach Innerösterreich durch Slawonien geöffne-
ten Weg. Der Gesandte Matthiens entschuldigte sei-
nen Herrn in Bücksicht des ersten Punktes so gut
als er konnte, und brachte in Rücksicht des zwey-
ten vor, der König habe den Niklas üjlak aus Bofs-
nien abgerufen, undzumBan vonMachow undComes
von Torontal ernannt denBan von Slawonien , Thuz
,

de Lak der die Türken in ihrem Durchmarsche nicht


,

gehindert habe, seines Amtes entsetzt und eingeker-


kert und den Blasius Magyar zum Ban von Kroatien,
;

Dahnatien, Slawonien und Bofsnien verordnet. Die


Deutschen Stände legten sich jetzt ins Mittel um tlcn
,

Bund zwischen Friedrich und Matthias herzustellen,


und
3o5
luden den Iclztern nach Wien ein. Matthias kam
dahin und zeigte sich daselbst in voller Pia ch t,
im Contrast mit Friedrichs eingeschränkter Lebens-
art. Zu Wien em];fing er Florenlinische Gesandle,
die ihm Löwen; Ligurische , die ihm Waffen; Vene-
tianische , die ilim seidene Zeuge ; Neapolitanische,
die ihm Pferde, ihm Subsidien
und Päpstliche , die
von der Curia darbrachten. Üni so stolzer waren seine
Anträge an Friedrich, wenn Diagoschen zu
glauben ist. Er verlangte nämlich:
i) Die Tochter des Kaisers Uunigunde , , zur Ge-
mahlin.
2) Statt eines Heirathsgutes die Verzichtleistung
auf das Evbiolgerccht und den Ungrischen Königstitel,
auf das noch inhabende Ungrische Gebiet und die
Zurückstellung der für die Krone gezahlten 80000
Dukaten.
3) Begnadigung des Andreas Baumkircher. Zu-
rückstelluiig seiner eingezogenen Güter, und einen
Schadenersatz für denselben mit 4000* Dukaten.
Über diese Anträge ward Fricdricli höchst erbittert
es kam zwischen bejden Fürsten zu he f t i ge u Er klä-
rungen, worin Friedrich dem Matthias sogar seine
niedre Herkunft vorwarf un d Ma tthias verli eis
,

(auf die. W^arnungen eines Wiener Bürgers vor Frie-


drichs Nachstellungen) an einem Morgen die Stadt
Wien, zu Anfang März, ohne von Friedrich Ab-
schiedgenommen zu haben. Baumkircher, Johann und
Friedrich von Stubeuberg und deren Anhang, nahmen
Ungrische Truppen in ihre Schlösser ein.
Der König drang jetzt durch wicderhohlle Gesandt-
schaften in den Papst, dafs dieser seine zu < >lmüt«
geschehene W^ahl pur und simpel liestätigen möchte,
mit der Drohung, sich sonst des Böhmischen Krieges
oiciit viel anzunehmen. Der Papst ab(»" antwortete :
«ine solche Bestätigung würde dem Interesse des
^Dgels G«vsch. V. L n^ern. III. XJ
So6
Königs selbst nicht angemessen se)'n, und müfsle ei-
nen erklärten Bruch mit Fohlen znv Folge haben.
Vielmehr schickte der Papst im April 1470 einea
neuen Gesandten, Alexander Bischof vonForli, nach
Fohlen, und liefs dem Casimir antragen: 1) Eine
Heirath Matlhiens mit der Tochler Casimirs. 2) Ge-
meinschaftliche Operation bejder wider Fodiebrad.
3) Ein solches Arrangement, -wodurch Casimir Schle-
sien, Älatlhias Böhmen und Mähren erhalten sollte.
Allein zu gleicher Zeit traf in Krakau auch der Ab-
geordnete Friedrichs, Loszczynski ein, mit ganz an-
dern Anträgen nämlich , dals Maximilian Casimirs
:

älteste Frinzessin heirafhen , und König Yon Böhmen


werden solle. Casimir hielt also den päpstlichen Ge-
sandten bis in den October , nämlich bis zur Yer-
sammlung eines Reichstags in Fiet.nkovauf, während
der Zeit aber schickte er Gesandte so jhl nach Wien
als nach Frag, um für seinen Sohn Wladislaus zu ar-

beiten. Die letztern sollten Fodiebraden bewegen,


etwas Näheres wegen der Krönung Wladislaw's zu
bestimme'i ; die erstem sollten den Kaiser zu einer
Wechselheirath mit Fohlen, und zur Anerkennung
seines künftigen Schwiegersohns Wladislaw als Königs
Yon Böhmen hinlenken.
Während sich alle diese Negotiationen durch
das getrennte Interesse der Unterhandlungen in die
Länge zogen, verwüstete Podiebrad das dem Könige
Matthias anhängliche Schlesien. Auf die Klagen der
um den
Schlesier rückle endlich Matthias*) ins Feld,
Podiebrad und dessen Sohn Heinrich von Schlesien
abzuziehen. Sofoi't waren sie auch mit 8000 Mann
Infanterie und 2000 Reutern bey der Hand; man
neckte sich durch Märsche, Contramärsche und

*) Um diese Zeit ernannte er den Johann Ernst Hampo


zum ErbUerrn dcä ihm schon verpfändeten Schlosses
Sjklabinya und zum Obergespann voa Tkurotz.
3o7
Scharmützel und yernned beiderseits ein entschei-
,

dendes Tretlen. Im Ganzen hatten die Böhmen den


Vortheil, denn sie"vvarfen abcrmahls nach Uradischtye
Proviant und Verstärkung hinein. Während die
beyderi Armeen einander bey Cremsier am
22. July 1470 gegenüberstunden, schickte Matthias
dem Podicbrad einen Parlamentär, mitCsahmhaftma-
chung eines Giftmischers, der sich anerboten habe>
den Podiedrad aus dem Wege zu räumen, dem aber
Matthias kein Gehör gegeben habe. Entgegen that Po-
diebrad den Antrag, durch Wilhelm von Rosenberg,
den wechselseitigen Zwist zur Erleichterung ihrer
durch den llrieg geplagten Länder, endlich einmahl
durch ein Duell, oder durch einen Frieden, unter
der Vermittlung der Deutschen Kurfürsten, oder
durch eine Hauptschlacht zn beendigen. Am 'i!\. Julj
1470 antn?\ortete Matthias: die Vermittlung derDeut-
schen Kurfürsten müsse er als partevisch ablehnen j
wegen des Duells beziehe er sich auf seine vorigen
Erklärungen, und einer Schlacht seyPodiebrad selbst
bisher am meisten ausgewichen, zu seiner Zeit werde
er ihn aber schon zwingen, dieselbe anzunelimen.
Die beyderseitigen Heere üngen demnach wieder an,
gegenseitig zu manövriren. Am 6. August stand Po-
diebrad bey Wesselz, und erforschte durch Streif-
parteyen die Gesinnungen der Ungern in den be-
nachbarten Comitaten hingegen Matthias blieb fer-
;

ner unbeweglich in seinem befestigten Lager zu To-


waczow.
In diesem Lager erhielt der König die unerwar-
tete Nachricht dafs Casimir mit einigen üngri-
,

schen Grofsen, und besonders mit Prälaten E n- i

Terstäudnisse pflege *). Seit einiger Zeit balle


•r sich fast gar nicht mehr des Baths des Erzbiscliofs
on Gran, Johann von Vitez, bedient, und diesen

*J Katona p. 4 75.
V 2
3o8
Prälaien so -wenig, als alle anderen Prälaien hcym
Bölimischen Kriege geschont. Nicht auslangend mit
den Subsidien der Stände und nicht zufrieden da-
,

mit, dafs die Prälaien und Baronen, -wovon die er-


sten jedoch den Bölimischen Krieg am meisten her-
beygeführt halten, sich von der Stellung aller Ban-
derial-Militz zu diesem Kriege losgemacht hatten,
hatte er mit Begünstigung des päpstlichen Nuncius
Roborella aufs er dem Reichstage von Zeit zu
,

Zeitvon den Prälaten aufser ordentliche


Kriegs -Subsidien von ihren Zchenten gefor-
dert, und die Prälaten, die sich zu denselben gut-
willig nicht herbej^lassen wollten, ohne weiters ge-
straft. Da
der König immerfort Geld brauchte, soer-
hlärte er unter andern der Erzbischof von
:

Gran solle sich nicht bcygehen lassen, von dem Er-


trag der Bergwerke und des ]Münzgefälls einigen An-
iheil zu begehren. Dalier hatten die Prälaten schon
in den bisherigen Reichslagen die Sache dahin ge-
lenkt, dafs dem Könige zwar Subsidien aber mit ,

erschwerenden Clausein zugestanden -wurden. Der


Neffe des Erzbischofs, Johann de Gesinge, Bi-
schof von Fünfkirchen, ein Zögling der Uni-
versität zu Bologna, ein gelehrter Mann und geschick-
ter aber noch ehrgeiziger als sein Oheim,
Poet,
hatte sogar schon den König und den Nuncius Robo-
rella in Rom verklagt; allein der König hatte alles
durch den Erzbischof von Crela, einen persönlichen
Feind des Fünfhirchers erfahren und war nun seit-,

dem um so schonungsloser zu Werke gegan-


gen. Da verleitete der gekränkte Ehrgeiz beyde
Prälaten, die durch die Hunyädische Fami-
-
lie' aus dem Slaube gehoben waren, sich mit Ray-

nild von Rozgon, dem üjlak und andern weltlichen


Reichsbaronen einzuverslehen , und ihr© Wünsche
nach Pohleu zu richlcn.
MatUiins, ron üiesen Bewegiin^on schon 1470 un-
terrichtet, und auch über die Schlesiermirsvergnügt.
welche auf ihrem Landtag vom 18. Juny 1470 nur 34^0
Mann HülfsUuppen stellen wollten und durch Kor-
,

rad von Öls ebenfalls mit Casimir in geheimen Trak-


taten standen schlofs plötzlicli am 20. August 1:^70,
,

mit Podiebrad einen Wa


f f en stillstand, vor

der Hand bis zum 1. November, und gestand dem


Könige von Böhmen, als Zeichen seiner aufrichtigen
Neigung zum Frieden die Befreyung seines Sohnes
Victorin zu gegen ein eventuelles Lösegeld von
,

100000 Dukaten, falls nämlich die weitern Unterhand-


lungen zu keinem Erfolg führen sollten. Mit den Ab-
geordneten Podiebrads Hanufs von Kollowrath.
,

Propst von Prag, und Otto Ziegenfelder, Domherr


ebendaselbst, ward zu Polna bey Tschaslau seitdem
September 1470, eine förmliche Fr ie d e n su nt e r-
handlung gepilogen. Als Basis derselben ward
angenommen, Podiebrad lebenslänglich Koni;;
dafs
bleiben, Matthias ihm nach seinem Tode in Böhmen
folgen. Victorin aber Markgraf in Mähren und Schle-
sien werden, und nach Matthiens unbeerbtem Tode
auch in Böhmen nachfolgen solle. Durch die Abschlies-
sung dieses Waffenstillstandes, der dem König seine
Armee zur Disposition liefs ihat er plötzlich allen
,

Bewegungen in Ungern und Schlesien Einhalt ja ,

als er erfuhr, dafs zwischen Friedrich


und Casimir
doch noch ein OfT- und Defensiv-Bündnifs imWerlic
sey (das auch am 28. Oktober zu Stande kam), be-
günstigte er sofort im Oktober einen Streifzug der
Türken über Slawonien nach Innerösterreich, wie-
gelte den Andreas Baumkircher und andre Österrei-
chische Stände wider Friedricli auf, und flöfste so-
gar dem Podiebrad den Gedanken wieder ein den ,

Friedrich vom deutschen Kaiserthrone absetzen zu


machen , und den deutschen Thron zu besteigen. We-
3l9
gen der Aussöhnung mit dem Papst lliat Matthias
selbst in Rom einige Schritte, die von einer Gesandt-
schaft7Aveycv Sächsischer Herzoge unterstüzt wur-
den, und wornach die Compaktaten der Böhmen be-
lassen werden sollten, Widcr'Casimir und Frie-
drich reichte Matthias in Rom die bitter-
sten Beschwerden ein, und bat zugleich den
Papst, Maisregcln zunehmen, um die Prälaten seines
!Reichs, welche dem Könige Ursache zum Mlfsyer-
gnügen gaben im Zaume zu halten. In Erwartung
,

des weitern Erfolgs begab sich der König nach Schle-


sien, wohin ihn Liebe und Politik riefen. Erhieltsich
vom December bis Februar 1471 in Brefslau auf.
In Rom rernahm man höchst unliebsam diese plötz-
liche »Wendung der Böhmischen Angclegenheilen
Paul II schrieb am 3i, December 1470 seinem Lega'
ten Roborella, er solle ^Mles ihun, um den Matthias
"vom Frieden piit den Böhmen abzuhalten, und an
eben dem Tage erging ein päpstliches Breve an Frie-
drich lind Casimir, mit Abmahnung von aller Fehde
mit Matthias, Am 14, Januar 1471 schickte er dem
König Matthias einen geweihten Hut und Degen,
untei' den schmeichelhaftesten Lobsprüchen für ihn
als den ächten Sohn und Vertheidiger der Kirche.

Eine Deputation Ungrischer Prälaten und Baronen


solle dem Nuncius, der diefs päpstliche Geschenk
überreichen wurde, entgegengehen, und bcym An-'
blicke des Nuncius von den Pferden absteigen, der
König sollte das Geschenk knieend am Altar empfan-
gen. Um des mehrern Eindruckes willen, schickte
der Papst dem Könige iiebenbey 18000 Dukaten und ,

endlich einBrcve, wodurch Matthiens Wahl zu


Olmütz bestätigt wurde, welches Brcve der
König bekannt machen lassen könne wenn er wolle.
Zum Empfange dieser Geschenke kam nun Matthias
aus Schlesien nach Ungern zuiückj aber schwcrlicU
3i,

hätten ihn alle päpstliche GunstbezeuguBgen in sei-


nem neuen gegen Podiebrad angenommenen System
irre gemacht wenn die Nachrichten aus Böhmen füi"
.

ihn Torlheilhafter gewesen wären.


Seine Negotiationen mit Podiebrad waren näm-
lich auf jene angezeigte Basis bis dahin gediehen, dafs
Podiebrad, der seit dem Ende des vorigen Jahres
Ton der Wassersucht befallen war am 20. Januar
,

1471 einen Landtag in Prag hielt, wo auch Ge-


sandte Matthiens (Protas, Bischof von Olmülz. Sdenko
Ton Sternberg und AlbertKostka) zugegen waren, und
das Resultat der bisherigen Negotiationen den Stän-
den zur Begnehmigung vorlegten. Allein die Böh-
mischen utraquistischen Stände Maren dem
Matthias durchaus nicht geneigt, und lehn-
ten es ab , bej Lebzeiten Podiebrads dessen Nach-
folpcerzu bestimmen. Ihre Wünsche waren im Geheim
auf Wladislaus von Pohlen fortdauernd gerichtet und ,

darum fand auch bej ihnen der Pohlnische Gesandte


Jakob Dubienski, der abcrmahls nach Rom gehen
wollte, viel mehr Gehör. Es ward beschlossen , die
Wahl eines Thronfolgcss in Böhmen bis zur Zurück-
kunft desselben aufzuschieben.
Matthias und Podiebrad hofften Jiwar noch Immer
die Böhmischen Stände zu einem ihren Wünschen
entsprechenden Entschlufs zu stimmen, und daher
fuhr auch Matthias fort, an der Aussöhnung Podie-
brads mit dem Römischen Stuhle zu arbeiten. Indes-
sen hielt er in Raab mit den Commissarien des Kai-
sers Friedrich fruchtlose Conferenzenzur Bejlejung
des zwischen beyden Theilen obwaltenden Mifsver-
ständnisses.
In dieser und als der Papst
Lage der Sachen ,

wirklich schon geneigt war, den Bann wider Podie-


brad aufzuheben, und sich am 8. April 14-1 von ihm
die Obedienz leisten zu lassen, starb am 22. Ee-
3l2
bruar der Erzbiohof Bolijczana am 22. Mtlrz aber ,

Podiebrad selbst an der Wassersucht.


Auf die Nachricht von diesem Tode hielt der Kö-
nig ein grofses Reichs-Conseil , um die Mafsregeln
KU überlegen, die nun zunehmen seyen? Zweyerley
Wege konnten jetzt eingesehlagen -werden ; der eine
Airar, das päpslliche Breve, das der König über die

Bestätigung seiner Olmützer Wahl in der Tasche


hatte, zu publicircn , und die Wirkung desselben
mit den Waffen in der Hand zu unterstützen. Der
ZM eyte mit den Utraquisten im Wege der Güte zu
,

unterhandeln und sie für den König zu gewinnerf,


,

einsxveilen aber Tom päpstlichen Breve keinen Ge-


brauch zu machen. Die letztere Meinung erhielt vor-
züglich durch den Ralh des Hanufs de Kolowrathdas
ÜbcrgcAvicht , Avelchcr letztere darauf drang, die
Böhmen als eine frcye Nation anzusehen , und sie dar-

nach zu behandeln. Der König, -welcher keine Zeit


hatte einen Reichstag zu halten , um sich Subsidien
bewilligen zulassen, schrieb jetzt wieder ansehnli-
che Subsidien unter seine Prälaten aus, und
besonders ward derErzbischof Johann von Vitez hoch
belegt, er mufste 7000 Goldgulden herschiefsen.
Sofort verfügte sich der König nach Brunn, und
Jlefs seine Truppen in Mähren rückA^ artige Cantoni-
rungs-Quartiere beziehen. Gabriel, Bischof von Er-
lau und Niklas Csupor, gingen als königlicheGe-
sandte nach Prag, ein geborner Mährer Johann
von Pofsnitz *) , w-ard dem Csupor als Sekretär bey-
gegeben. Von Seite der katholischen Stände verfüg-
ten sich Zdenko von Sternberg und mehr andere da-
hin mit der ausgedehntesten Vollmacht, die Utra-
,

quisten durch Geschenke und Versprechungen zu


gewinnen, und eine Kapitulation nach den Wünschen

*) Johann aus Müglitz , sagt Listli, der Sob» eines


Schmidts,
3i3
«1er P.öhmem ku unterzeichnen. Die Stände hielten
zuerst mehrere Convente in Prag zur Abhörung der
verschiedenen Gesandten der Competenter« dann ,

setzten sie einen Wahllandtag nach Kutten-


berg auf den May 1471 fest. Noch -Nvar nicht alle
IIoiTnung für Matthias verlohren, als sich plötzlich

Emissar ien des Johann Vitez und anderer mifs-


vergnügten Prälaten und Baronen einfanden,
wrelchc den Böhmischen Ständen abriethen, den
herschsüchtigen Matthias zu ihrem Könige zu erkie-
sen *), und mit dem Pohlnischen Gesandten Dobie-
slaw Karowaczki unteihandelten. Zufällig begab sich
der ungeduldige König damahls mit 3ooo Reutern von
Brunn nach Iglau, um den Schlufs desKuttenberger
Landtages eher zu erfahren. Die 3ooo Reuter wurden
durch das Gerücht bis zu einer Armee vergröfsert,
der ganze Böhmische Landtag schrie über GcAvalt
und Tvranney, die Gesandten des Königs wurden
aus Kuttenberg hinausgev/iesen, man bedeutete ihnen,
Böhmen könne keinen König brauchen, mit dem Un-
gern selbst unzufrieden sey. Am 27. May ward Casi-
mirs Erstgebohrner Wladislaw, zum Könige
,

Ton Böhm en erwählt, wozu auch Johann Herzog


«ron Sagan beystimmf^.
Matthias erhielt die Nachricht hievon zu Iglau
schon am May, kurz nachdem er den Gabriel,
28.
seinen Vicekämmerer, am 24. May zum Erzbischof
von Kolocsa ernannt hatte, um dem treulosen Vitez
ein Gegengewicht entgegen zu stellen, von dessen
aufrührischen Machinationen der König um
eben diese Zeit die auffallendsten Nachrichten durch
seinen Palatin Michael Orszäg erhielt. Vitez hatte sich
an die Spitze des Reichs-Conseils gesetzt und an ,

Casimir eine förmliche Gesandtschaft geschickt um ,

den Pohlnischen König zur Entthronung des Matthias


*) Gebhardl Geschichte YOn Bshmen S. 73.
3,4
einzuladen. Za gleicher
Zeit stürmte auf' den König
der Kaiser Friedrich habe den Au-
die Nachi'icht,
dreasBaumkircher durch einen Geleitsbrief nach
Grätz gelokt, und daselbst am
aS. April 1471 hin-
richten di e Türken seyen abermahls in
lassen;
Slawonien und Krain eingefallen und bauten hart an
,

der Sare die Festung Schabatz, um nun auch Söd-


üngern nach Herzenslust zu Terwüsten. Er schickte
den Gabriel Erzbischof von Colocsa dahin.
Voll Grimm über alle diese Nachrichten pubH-
eirte der König schon am 28. May zu Iglau die
päpstliche Bestätigung seiner Olmützef
Wahl, und kühlte seinen Groll dadurch, dafserso-
gleich die Gränxen B ö hm e ns auf das grausam-
ste verheeren liefs , wodurch er sich aber die
Gemülher nur noch abgeneigter machte und bey dem
Widerstand den er erfuhr, die Überzeugung erlangte,
dafs mit Gewalt in. dieser Sache nichts auszurich-
ten sey. Inzwischen halte Casimir die Wahl seines
Sohnes am Juny zu Krakau angenommen, und den
16.
Böhmen versprochen, alle Kronschulden ans Eigenem
*u bezahlen ; auch hatte er die Schlesier aufgefordert»
den Wladislaw anzuerkennen. In Schlesien selbst
hatte nur das Ansehen des deni Matthias ergebenen
Brefslauer Magistrats es gehindert, dafs sich nicht
Alles für den Pohlnischen Prinzen erklärte , und dafs
bis zum Austrag der Sache eine Art Neutralität
bey behalten wurde. Der König zog demnach um ,

den Eintritt Wladislaw's nach Böhmen zu verhindern,


bey Leipnik seine Armee unter Zdenko's, Csupor's
und Franzens von der Haag Befehlen zusammen , und
liefs d«rch Gesandte neuerdings vom Papste Paul II
unterstützt, Vorschläge in Krakau machen, wornach
bis zum Austrage der Sache durch den Kaiser und
Papst, Wladislaus und Matthias zugleich gekrönt
werden sollten, und Matthias den Wladislaus an Soh-

I
3i5

es aufnehmen, und ihm gleichsam als Vater


Statt
und Yovmünder in der Regierung Böhmens beyslehen
wolle. Ähnliche Anträge wurden durch einen neuen
Abgesandten den Böhmischen Ständen gemacht. Aber
Casimir, der inzwischen auch mit den Gesandtender
Üngrischen Mifsvergnügten sich in bestimmte Ver-
sprechen eingelassen hatte, gab den königlichen Ge-
sandten am 14. July 1471 eine trotzige Antwort, und
liefs am 25. July seinen Sohn Wladislaus von KraUau

in einer starkenBegleitung Ton 7000 Mann Infanterie


und 2000 Reutern über Troppau und Neifs nach
Böhmen aufbrechen. Vergebens suchte Csupor den
Prinzen auf dem Marsche durch Drohungen und Feh-
debriefe zu schrecken, er traf am i<). August 147»
wohlbehalten in Prag ein und ward am 22. August
,

gekrönt. Nach der Krönung erst antworteten die


Böhmischen Stände in einer bittern Staatsschrift auf
die letzten Anträge des Matthias, worin sie alle An-
sprüche, die Matthias aus der päpstlichen Verleihung,
aus der Schwiegerschaft mit Podiebrad herleiten
wollte durch die Freyheit der Böhmischen Nation
,

widerlegten , ihm seine Verwüstungen in Böhmen


vorhielten , seinen Drohungen die jüngste Erfahrung
entgegensetzten, wornach Böhmen in den letzten Zei-
ten sich wider Papst, Kaiser und Matthias behauptet
habe; seine Olmützer Wahl für das ungültige Werk
einer Minorität, und endlich auch rundheraus erklär-
ten: sie brauchten für ihren neugekrönten König Wla-
dislaus weder Vormund noch Leiter. Eben so frucht-
los waren Matthiens Versuche, die deutschen auf dem
Reichstage zu Regensburg versammelten Stände im
July 1471 zu bewegen, dafs sie nicht den Wladislaus,
sondern ihn als König von Böhmen und Kurfürsten
anei'kennen möchten. So viel Mühe sich der päpstliche
Nuncius, Lorenz Roborella, auch gab, so brachte er
CS doch nur dahin, dafs einstweilen weder für noch ,
3i6
wider TVladislaus entschieden ward. Zam vollen Un-
glücke für den König starb auch sein besonderer
Gönner, der Papst Paul der 11, in der Nacht vom
»5. bis 36. July 147»- A.m 9. August ward Franziskus
Ton Rovere ein Genueser aus der Gegend von Sa-
,

bona, als Sixt IV zum Papste Ci^hoben, nicht ohne


einen vorgängigen üblen Ruf der Geidgierde und des
Nepotismus.
Gereitzt durch alle diese Vorfälle aber in und
,

durch sich selbst grofs genug, um nicht denMuthzu


verlieren, hatte der König die Vit ez is che Ver-
schwörung reifen lassen, bis sie ihrem Au8-
b räche nahe war. Als er erfuhr, dafs Vitez schon
in allen fünf und siebzig Comitaten Anhänger zu ha-
ben sich rühmte, mit Ausnahme von neun Comitaten,
und es schon so weit gediehen war, dafs Casimir,
der zweyte Pohlnische Prinz als König in Ungern ein-
gesetzt werden sollte, auf den die Mlfsvergnügle»
auf dem Felde Räkos zu warten hätten schickte er,

plötzlich einen Theil seiner Truppen in Mähren un-


ter Csupor nach Kaschau, mit dem Auftrage, im Ein-
verständnisse mit Emerich Zäpoija ,Ober-Ungern
wider Casimir zu vertheidigen ; er selbst kam mit
auserlesenen Reutern ira August 1471 in Ofen an.
Auf das Gerücht seiner Annäherung war Vitez nach
Gran geflohen, mehrere andere Prälaten und Baro-
nen hatten sich in ihre Schlösser zerstreut wenige ,

traf er in Ofen. Fast nur der Palatin Orszäg und Ga-


briel Erzbischof von Colocsa waren ihm ganz getreu
geblieben, die übrigen durch seine Ankunft über-
rascht, hatten allen Muth verloren. Der König stellte
sich, als hielte er sie alle für getreu, versammelte
einen Reichsrat h und fragte die Anwesenden, wer
denn eigentlich unter ihnen Casimirs Beherberger
seyn wolle? Die Antwort eines jeden -wälzte alle Schuld
auf den Erzbischof. Den Riklas Ujlak fragte er wei-
3i7
ter, ob er rasch ^vider CasirairAnrückcn, oder mehr
Truppen sammeln solle; worauf dieser antwortete
der König solle nur noch warten indem täglich meh-
,

rere Spiefse die wider ihn gekehrt wären, eine ent-


,

gegengesetzte Richtung erhielten. Hierauf erkläite


der König, er wolle allerdings noch vorher einen
Reichstag halten indem die Pohlnische Langsam-
,

keit *) ihm noch Zeit genug lassen werde. Auf die-


sem Reichstage wolle er denBeschwerden über seine
Regierung abhelfen. Indessen gewann er die meisten
ihm abgeneigten Baronen durch Leutseligkeit und Ge-
schenke von Gütern und Herrschaften. Wahrschein-
lich damahls ernannte er auch den INiklas von TJjlak
zum Könige von Bofsnien und seinen Sohn Lorenz
,

zum Herzog von üjlak, und eben so den Vuk (Wolf)


Brankowitsch in Salankemen zum Despoten von Ser-
wieii, {Lupus Dcspotd).
Dieser UngrischeR eichst agbestandaus den mei-
sten Prälaten, Baronen und aus den Deputirten aller

Anfang Septembers in Ofen Statthatte. Der König ge-


stand den Ständen scheinbar wieder alles zu was ,

sie von ihm vei'langten um seine Reformations-De-


,

krete der vorigen Jahre abzuändern, allein er that


diefs mit Clausein, die ihm für andere Fälle und Zei-
ten wieder fre) e Hände liefsen. So z. E.
a) Versprach der König alle Jahre einen Reichs-
tag zu halten wie Szilägji verheifsen hatte jedoch
, ,

mit der Clausel wenn es die Noth erfordert.


,

b) Versprach er ferner aufser dem lucro Camerae


keine Abgabe mehr zu begehren (Szilägyi Art. 6.)
,

allein mit der Clausel: ausgenommen wenn es die


Stände bewilligten.

') Die nämlicbcn Truppen, die den Wladislaw nac/i


Böhmen gefiihrt hatten, wurden erwartet, um den Ca«
Siii:ir nach Ungern einzuführen.
3»8
Versprach er die Gcistlichlieit nicht mehr zu
c)
taxiren, jedoch behielt er sich das Recht vor, von
derselbenBanderien nach dem Sigismundischen Fusse
2u verlangen.
d) Kein Adelicher solle aufsergerichtlich arretiri
werden, aufser er sey der conlraiUmässige Dienst-
mann (Faktor) von jemanden.
Einige allgemeine Grundsätze Avurden ohne Clau-
sein zugestanden, z. E. dafs die Güter ihren Besitzern
nicht ohne Prozefs abgenommen, Schlösser und Ober-
gespannsstellen nicht an auswärtige *) , sondern an
adeliche Inländer verliehen Gerichtssentenzen nicht
,

eigenmächtig kassirt werden sollen u. s.w. Der Geist-


lichkeit wui den ihre Zchenten vor aller Beeinträch-
tigung, ihre Güter vor Beschädigung der Militz ge-'

sichert u. s.w. Aber auch in Rücksicht der Geistlich-


heit behauptete der König sein Ansehen noch selbst
im 3turm der damahligen Zeit. So z. E. ward im Ar-
tikel 18 ausdrücklich verfügt, dafs von Capiteln und
Klöstern, die das Recht des Siegels hatten, (Loca
credibilia) nur der König der Patron seyn könne da- ,

mit sie nicht in Gefahr kämen , ihr Siegel zum Vor-


theil des Privatpatrons zu mifsbrauchen. Artikel 19
ward wiederhohlt verbothen, geistliche Prozesse mit
Vorbeygehung der ordentlichen Richter und der
Reichsfreyheiten zu Rom anhängig zu machen. Arti-
kel 17 ward in zweifelhaften Fällen dem König vor-
behalten zu erkennen welcher Prozefs vor geistli-
,

che und welcher vor weltliche Gerichte gehöre.


Sonderbar ist es dafs die Stände in dem Reichs-
,

tags-Abschiede abermahls nichts davon erwähn-


ten, dafs sie dem Könige auch diefsmahl zur Erhal-
tung seiner Söldner achtzig Silber-Denar von jedem
Thor, also das vierfache tributum fisci bewilliget
hatten **). Ferner auch davon nichts meldeten | daf»

*) Diefs ging auf Johann Ernst.


**) Katona /;, 5i4.
der Konig die Befugnifs erhielt, die Banderien der
Prälaten und Baronen, und auch den Comitats-Adel
Mider Casimir Ton Fohlen aufzurufen. Sonderbar ist
es ferner, dafs nach dem Artikel 3i ein Exemplar
des Reichsabschiedss an jeden Coraitat zu schicken
sey, und solle der Reichsabschied von allen als ein
achtes Reichs-Dekret gehalten werden. Letzteres be-
zog sich Avohl thcils darauf, dafs Vitez und andere
wenige MifsTergnügte bey dem Reichstag fehlten, de-
ren Wegbleiben aber den Gesetzen ihre Kraft nicht
benehmen solite theils auf den einverstandenen Wi-
,

derruf der andern Reformations-Yerfügungen vom


Jahre 1469. Am 17. September 1/V71 war der Reichs-
tag geschlossen.
Drey Tage später ward von Casimir zu Krakau
Absagebrief an den Matthias
der berüchtigte
ron Hunyad, eingedrungenen König, oder viel-
mehr Usurpator erlassen. Matthias, hiefs es darin,
wäre nur ein Vasall der Ungrischen Krone, dessen
Wahl durch Gewalt seiner Verwandten erzwungen
-worden , wo hinge-gen Casimir der Pohlnische Prinz,
von der Schwester Ladislaw's und Sigmunds Enke-
lin, erzeugt sey. Matthias achte überdiefs keine Frey-
heiten des Adels und desClerus, bedrücke alle Stände
mit grofsen Lasten , und verwende diese Einkünfte
nicht zum Schutz des Reichs wider die Türken son-
,

derm zur Befehdung andrer christlichen Fürsten.


Nicht der Ungrischen Nation sondern blofs dem Mat-
,

thias und seinem Anhange sey hiemit Krieg angekün-


digt. Am 2. Oktober brach der junge Casimir von
Krakau auf: Niklas Pereny öffnete ihm das Schlofs
Stropkow am cq. OUtober war er rn Saros und in-
, ,

dem er das wohlbesetzte Kaschau liegen liefs, eilte


er über Erlau und Szikszö nacliHatvan, wo er
am 8. Norember eintraf. Raynald von Rozgon und
Stephan v«n Pcrcny folgten »eijien Falwien. Aber zu
320
seinem grofsen Ersiaunen fand der Prinz statt der
aufdem Felde Rakos versammelt sejn sollenden übri-
gen Mifsvergnügten, eine stattliche Ungrische Armee
Yon i6o«o Mann, aus dem königlichen Banderium
(Söldnern) aus Serblern und aus andern aufgebo-
,

tenen Truppen bestehend, und die Fohlen festen


Fusses erwartend. Zu gleicher Zeit hatte Matthias
veranstaltet, dafs Johann Vitez im Graner Schlosse
blokirt gehalten wurde. wandte sich der Pohl-
Jetzt
nische Prinz durch einen Scitenmarsch über den
Granllufs bey Benadek nach Neitra. Der König, sei-
nen Banderial- und adelichen Insurgenten nicht ganz
trauend, folgte ihm langsam, liefs aber unterwegs
alle Güter des Erzbischofs von Gran verwüsten, um
durch diese Plünderung die Liebe seiner Soldaten zu
gewinnen. So mufslen Unschuldige für einen unruhi-
igen Geistlichen büfsen! —
Zu Neitra ward Casi-
mir von dem Bischof von Fünfkirchen, Johann de Ge-
singe empfangen, da dasSchlofs daselbst von Vitez
,

sammt dem ganzen Bisthum Neitra verwaltet war.


Als der König plündernd und verwüstend anmar-
schirte entfloh Casimir in der Nacht von Neitra
,

weg, zu Komorawski, der noch Richava, Rosenberg,


Hradek und Orava inne hatte, und von da begab er
sich unver rieh teter Sache nachPohlen zu-

rück. Kommendant,
In Neitra blieb ein Pohlnischer
Paul Jasyensky, mit 4000 Mann; Stropkow im Saro-
scher Comitat, und ein Paar andere Schlösser be- ,

hielten ebenfalls Pohlnische Garnisonen.


Da der König Neitra nicht wohl im Winter sobald zu
bezwingen hoffen konnte, fuhr er fort, dieGüterdes Erz-
bischofs zu verwüsten, und bey dieser Gelegenheit litt
auch die neue Akademie z« Prefsburg. Johann Regio-
montanus, derAstrolog, der vielleicht dem Vitez einen
günstigen Ausgang seines Unternehmens prophezeyt
hatte, flüchtete sich nach Nürnberg, wo ihm der Rat h
eine
8si
eine Pension aussetzte. Jetzt legten sich endlich Gabriel
Erzbischof von Colocsa, Johann Flans Bischof roa
Erlau, Michael Orszäg und Stephan Zapolya ins Mit-
tel, und erinnerten den König, so -wie den Erzbi-
schof an die ehemahligen traulichen Verhältnisse in ,

denen sie als Vater und Sohn gestanden waren. Mat-


tliias entschuldigte die Erpressungen von dem Clerus
und von Vitez damit, dafs ihn hiezu der Eedarf ei-
nes KeligionsUrieges gezwungen habe. Vitez ent-
schuldigte sich mit der Einlispelung seines NefTen,
Johann des Fünf Kirchners, und Andrer, die ihn nua
verlassen hätten. Der päpslliche Gesandte Roborell*
unterschrieb endlich am 2/|. December mit den übri-
gen eine Vergleichs-Urkunde des Inhalts
i) Der Erzbischof erkenne blofs den Matthiai

als König, dem er wider alle Feinde beystehen


werde.
2) Seine Schlösser werde er solchen Commendan-
ten anvertrauen, die dem Könige genehm
sind, mit
der Weisung sit ,

gehren zu öffnen.
3) Die Räumung TonNeitra durch die Fohlen werdo
er sofort bewirken, und das Schlofszu Szexardsoll c
geschleift werden.

4) Beiderseits wolle man keinen Verläumdern und


Aufhetzern mehr Gehör geben sondern sich gegen
,

einander aufrichtig erklären.


Die Einkünfte des Erzbisthams sollten dem
5)
Vitez ungeschmälert bleiben, auch sollte er das Pa-
tronatsrecht über die Abtejen Beel und Sz. Jobb,
dann die Propsteyen Sägh und Bozok behalten.
6) Für das Münzgefäll (decimae de lucro Camerac)
das der Erzbischof ansprach, sollten ihm zur Ver-
gütung zwanzig Silberdenarien von jedem Thor in
demTolnaer und Simeglier Comitat bezahlt werden.
7) Die 70Q0 Gulden die ihm liVyi abgenommen
KnjjeJs Gesch. v. ün;;crn. Ill, 1^
333
wurden , sollten ihm bis zum liünftigen Frülijalir er-
setüt werden.
Auf diesen Vergleich entliefs dei' König seine In-
surrektions-A vmee und behielt grörstentheils nur sein e
Söldner ; er wollte nun abwarten
wie die Bedingun-,

gen des Vergleichs würden. Der Pohlnische


ei-füllt

Commendant in iNeitra Jasyenski Avurdenunvon Vile«


selbst durch seinen Neffen den Fünfkirchner aufge-
fordert, Neitra zu räumen, wozu ihm ein funTzehn-
tägiger Termin anberaumt ward: allein er weigerte
sich dessen, und schickte nur einen Theil der Gar-
nison nach Fühlen diese plünderten und verwüslc-
;

ten alles auf ihrem Marsch. Der König hiedurch äus-


serst erbiucrt, setzte ihr nach und liefsmchrere Foh-
len aufreiben. Diefs halsstarrige Benehmen
der Fohlen, und die nicht erfolgte Räumung von
Neitra, schrieb Matthias den Hoffnungen zu, die sie
noch immer auf Vitez und den Tuufkirchner setzten.
Als daher der König in der Fastenwoche 1/472 nach
Ofen kram, liefs der König den Vitez dahin zu
Berathschlagungen einladen und sobald er daselbst
,

eintraf,gefangen nach Vissegrad führen. Ein glei-


ches Schicksal war dem Fünfkirchner Bischöfe zuge-
dacht; dieser flüchtete sich zu Oswald, Bischof von
Agram , der dem König ohnehin schon verhafst war,
weil er kein Banderial-Contingent wider Casimir ge- '

stellt hatte , und daher jetzt in die Acht erklärt


wurde.
Die andern Frälaten und Baronen legten sich nun
auch diefsmahl ins Mittel, und wurden dabey von den
Umständen begünstigt. Matthias hatte dem neuen
Papste Sixtus IV seine Ergebenheit durcji Ladis-
laus Gereb bezeugen lassen, und der Papst hall«
schon im Februar 1472 und dann wiederhohlt am
,

1. und 7. März in donnernden Breven an Friedrich,

an Casimir, an Wladislaw, au die Böhmischen, Mäh-


323
rischen und Schlesischen Stande, den Matthias für
den T^ahren Verfechter des apostolischen Stuhles und
des reinen Glaubens erklärt, ihm den entschiedenen
Schutz des apostolischen Stuhles, und das Recht
auf Böhmen zugesprochen, den Kaiser zur
Ecyslandsleistung aufgefordert, und den Casimir und
"VVladisIans auf das dringendste *) Ton aller Begün-
stigung der Böhmischen Ketzer abgemahnt, damit
endlich einmahl Matthias von jener Seite gesichert,
dem Türkenliriege obliegen könne. Ein neuer Car-
dinal-Legal ,Marcus Barbo Cardinal Patriorcli ron
,

Aquileja, ward ernannt diese Breven in Vollzug zu


bringen. Der König Casimir Ton dieser Stimmung der
Curia unterrichtet, schichte einen Gesandten Stanis-
,

laus Wanlropka Castellan \on Sandecz, nach Ofen,


,

der sich anerbot, gewisse Präliminar-Artikel wor- ,

unter die Häumung ron Neltra, und das ruhige Be-


nehmen des Pohlnischen Commendanten in Stropkow
vorzüglich aushedungen wurden , dann einen WafTer-
stillstand auf ein Jahr zu unterzeichnen, während
welchen vier Commissaricn von beyden Seiten als
Schiedsrichter, und zwar zu Altdorf und Schramo-
witze die Differenzen zwischen Pohlcn und Ungern,
und zu Deutschbrod die Differenzen wegen Böhmen
zu Trinitatis ausgleichen sollten.
Unter solchen Umständen e ntl i e fs der König,
wahrscheinlich auch gegen ein beträchtliches Löse-
geld, den Erzbischof Johann Vitez seine-s
Verhaftes, am i. April 1472. Doch die Bedin-
gungen seiner Befrevung liefs er sich nicht
vorschreiben, er schrieb sie selbst vor. Durch die-
selben wurde für Vitez blofs der Ort seiner Gefan-
genschaft verändert. Vitez sollte nämlich im Graner
Schlosse mit zwey und dreyfsig Dienern wohnen, und
alle geistliche und weltliche Rechte des Erzbisthusis
*) P»r viscera nüsericordiat,
X 2
824
ausüben, folglich auch die Elnlmnfle desselben ver-
\\'alten aber das Schlofs und die Herrschaft Gran
,

«ollle blols von Johann Flans , Bischof von Erlau bö-


setzt und verwaltet -werden, bis zum vollkommenen
Frieden mit den Fohlen; "während der Zeit solle er
nicht mehr als vier bis sechs Personen auf einmahl
sprechen. Nach dem Pohlnischen Frieden sollte Vite«
das Schlofs zurückerhalten, doch der Castellan müsse
dann nicht nur ihm, sondern auch dem Könige schwö-
ren. Stürbe er vor dem Könige so müsse diesem da»
,

Schlofs übergeben werden.


Um bey den vorhabenden Negotiationen zum Schute
unid Trutz mit Geld versehen zu sevn , ward ein
Reichstag und zwar mit Einberufung von zehn Do-
yutirten von jedem Comitate in der letztern Hälfte
des Aprils zu Ofen gehalten, der am i. May 1473
geschlossen ward. Ungeachtet der abermahls vermie-
denen Ei'wähnung in den Artikeln mag dem Könige
abermahls ein erhöhtes tributum fisci bewilligt wor-
den seyn ; nur ward die Clauscl abei mahls wieder-
hohlt, dafs der König ohne Zustimmung der Stände
keine Taxen ausschreiben wolle. Das Inaugural-Krö-
Bungs-Diplom ward aufs neue bestäligt, und die
Freyheiten des Adels und der Geistlichkeit aufs neue
gesichert, besonders auch die Freyheit der adelichen
Einhäusler von allen Abgaben bestätigt. Den Slawo-
niern ward im Xlltei Artikel als alter Gebrauch bewil-
ligt dafs sie bey jeder ausgeschriebenen öffentlichen
,

Aullage nur die Hälfte des für jede Porta bemessenen


Jjetrags zu bezahlen hätten, vermuthlich, weil sie
nach Rauchfängen und nicht nach Thoren bezahlten.
Sonst M'urden nur noch so manche andere Verfügun-
gen erneuert: z. E. Verboth des ausländischen Salzes,
jedoch mit Ausnahme des Meersalzes für Slawonien.
Endlich erbathen sich jetzt die durch den Pohlnischen
Krieg erschöpften Stände gelbst, durch zwcy Jahre
3-2 5

hindurch auf keinem Reichstag zusammen kommen zu


dürfen; vermuihlich ward dem Matthias die erhöhte
Steuer auf zwey Jahre bewilligt. Am 7. May 1473 ward
mit Niklas von üjlak durch die Elisabeth des Königs
Mutter ein Familienbund geschlossen *).
Bald nach dem Reichstage traf die Nachricht ein,
der König yon Fohlen, Casimir, habe die von "VVan-
tropka unterzeichneten Präliminar-Artikel und den
ganzjährigen Waffenstillstand yerworfen und die ,

Zusammentretung wegen der vorwaltenden Differen-


zen aufgeschoben, vermuthlich in der Hoffnung, den
Römischen Stuhl doch noch dahin zu bewegen, dafs
er Böhmen dem Wladislaus zuspreche zumahl da
,

die päpstlichen zu Gunsten Matthiens ergangenen Bre-


Ten von den Böhmisch-Utraquistischen Ständen gar
,

nicht geachtet "wurden. Hierüber erbittert traf der


König allerhand Kr iegsp nsialten und warb un-,

ter andern eine Menge Soldaten von allerhand Natio-


nen an, die sich unter einander Brüder nannten.
Eiiisweilen beruhigte ihn noch der Cardinal Marcus,
der über Ungern und Barifeld nach Krakau reiste,
und daselbst am 4« Ju^7 i472 eintraf. Während nun
das Resultat der Verwendung dieses Legaten erwar-
tet wurde, negotiirte Matthias in Geheim mit Victorin,
den er anging, das Lösegeld, das ihm Victorin bey
seiner Befreyung versprochen hätte in die Abtre-
,

tung von Collin und andern Böhmischen Städten zu


verwandeln, worüber sie auch mit einander einig
wurden. Victorin versprach dabey den Matthias als
König von Böhmen anzuerkennen, und schilderte es
ihm als etwas leichtes , den Wladislaua zu verdrän-
gen ,der unthätig, ungesprächig, am Geiste be-
schränkt, und bey den Böhmen selbst nicht beliebt;
sey. Am B.August 1472 starb indessen der Erzbi-
schof Vitez, und ein Paar Monathe darauf dessen Neffe,

*) Geschichte von Serblien und Bofsnien. S.'43i.


326
Johann de Cesinge Bischof von Fünfkirchen ferner
, ,

Baynald Von Rozgon *). Um eben diese Zeit hatte der


König Verdrufs mit seinem Woiwoden von Sieben-
bürgen. Niklas Csupor, und mit seinem Schatzmei-
ster, Ernst Ilampo, er liefs beyde verhaften. Mit
Geld kauften sie sich wieHer los, doch ward Blasius
Magyar als Woiwode nach Siebenbürgen p:eschickt,
lind Schatzmeister >vard der Bischof ürban Dölzivon
Baab.
Der Cardinal-Legat Marcus arbeitetete unermüdet,
aber höchst mühsam am Friedensgeschäfte. Durch
,

seinen Abgeordneten, Leonard de Perusio, liefs er


dem Könige, ddo. i3. November 1472, wissen, er
habe einen Stillstand mitPohlen, die Räumung
von Neitra und die Einwilligung Casimirs zu einer
Zusammenkunft in Neisse die im Februar 1478 Statt
,

haben sollte, vermittelt, hingegen sollte der mit Vic-


torin geschlossene Vertrag einstweilen unvoUzogen
bleiben und der Pohlnische Commendant in Strop-
,

kow weder beunruhigt werden, noch beunruhigen.


Banflüche des Legaten sicherten die Beobachtung des
Slillstandes von beyden Seiten.
Von dieser Seite gesichert , vergab jetzt Matthias
die erledigten Prälaturen. Das ErzbisthumGran
bekam Johann Flans, zubenamt Beckenschla-
ger, (da er der Sohn eines Brefslauers, Namens Be-
ckenschlager, gewesen seyn soll) zeither Bischof von
,

Erlau. Das Bisthum Fünfkirchen bekam Sigmund Ernst,


Sohn cles wieder begnadigten Hampo. Das Sieben-
bürger Bislhum endlich Gabriel von Verona der ,

dem König bey seiner Römischen Mission erspriefsli-


che Dienste geleistet hatte, lauter Ausländer, für die
Matthias, den Inländern mifstrauend, nunmehr eine
entschiedene Vorliebe zeigte, die diese aber noch mehr
kränkte und erbitterte.

•) Dhigosch bescTiuIdigt den König, er habe diese drcy


Feinde durch Gift aus der Welt geschaft.
5-2 7
Auch benutzte Matthias die Zwischenzeit dazu^
dafs er demFriedrioh nieder neue Aufrührer in Oster-
reich erweckte und zur Unterstützung derselben das
,

geworbene Freykorps der Brüder enllieTs, damit sie


den Aufrührern zur Unterstützung zueilen konnten.
Ferner wurde Friedrich im November durch einen
neuen Streifzug der Türken in Inner-Österreich ge-
ängstigt. So brachte endlich Matthias, unterstützt vom
Legaten Roborella, zu Anfang 1478, den Kaiser
zum Versprechen, dafs er im April einen Deut-
schen Beichstag in Augsburg halten, und aufdemsel.
ben den Ungrischen König mit Böhmen be«
lehnen und als Kurfürsten anerkennen lassen wolle.
Matthias mochte wohl , da er einen natürlichen Sohn
hatte,den Friedrich gern dahin stimmen, dafs er
auch auf den Fall seines unbeerbten Todes auf die
IS'aohfolge in Ungern Verzicht gethan hätte allein •,

hiezu der Kaiser sich auf keine Art bewegen.


liefs

Matthias sollte dagegen den Kaiser und das Land Oster-


reich von den sogenannten Bratrik's befreyen. Dicfs
geschah denn auch sehr leicht, denn der König be-
Sold und unter seine
rief diese Flüchtlinge in seinen
Fahv.en zurück, und die nicht zurückkehren wollten,
wurden von Andreas Eynczinger geschlagen.
Um diese Zeit erhielt der König Nachricht dafs ,

der Türkische Sultan Mahomet mit dem Schach von


Persiea in Krieg verwickelt, und er also Tüikischer
Seits und da er auf Erfüllung des Ver-
sicher sey,
sprechens von Friedrich, auf Victorin, dann auf
die Freundschaft des päpstlichen Legaten rechnete,
hoffte er noch in diesem Jahre zur Böhmischen Krone,
es sey nun durch Negotiationen oder durch Waflen-
gewalt, zu gelangen. Dlugosch legt ihm die Drohung
in den Mund, er wolle den Wladislaus noch in die-
sem Jahre kahl, und im künftigen Jahre noch kah-
ler machen. Zur Zusammenkunft inNeisseaa
32Ö
j. Februar 1478 beorderte er den Albert Kostlia und
einige Mährische Grofse mit der Instruction,
,

blols einen Wafl'enstillstand abzuschliefsen bis auch ,

die Entscheidung des Deutschen Reichstags bekannt


gemacht werden würde, dann bey dem mit Victorin
einmahl geschlossenen Vertrag unabänderlich stehen
zu bleiben, wodurch der König einmahl doch festen
Fufs in Böhmen fassen würde. Da AlbertKoslta diese
Instruction zu früh durch seine Reden verrieth so ,

weigerten sich die Pohlnischen Abgeordneten nach


Neisse zukommenunter dem Vorwand dafs von Seite ,

Ungerns keine Deputirte erschienen wären. Endlich


setzte der Cardinal-Legat zur Zusammenkunft in Neisse
abermahls den 24. Februar 1478 als einen neuen Ter-
min an wobey sich auch Ungrische Gesandle einfan-
,

den, nämlich: Gabriel Erzbischof von Kolocsa ; Ga-


briel von Verona, Bischof von Siebenbürgen; Ladis-
laus von Gereb, Propst von Ofen, ein Verwandter
des Königs *) Michael Orszäg, derPalatin; Stephan
;

de Balhor, Judex Cur iac ; AlbertKostkade Postupitz,


Comes de Komarno u. s. w. Drey Wochen warteten
diese in Neisse, bis die Pohlnischen Gesandten an-
langten. Von Wladislaus in Prag kam ein einzelner
Abgeordneter, Benesch von Weytmil.
Die N c gotiationen dabey gingen äufserst
schwierig. Die Haupt-Basis der Negotiation sollte
nach dem Wunsche des Legaten seyn eine H e i r a t h ,

«wischen dem Könige Matthias und der Pohl-


nischen Prinzessin Hedwig. Mittelst dersel-

ben sollte alles so ausgeglichen werden , dafs Matthias


die verpfändeten Zipser Städte ohne Entgelt und ganz
Mähren , Wladislaus Böhmen , und Casimir Schlesien
erhalte.

*) Unter den Auspicicn desselben ward das Chronicon


Budense,, ein Exemplar des Keza mit Fortsetzung, zu
l'fingsien j473 üurch den Buchdruclier Hesz jmDruclie

K fertig.
'
329
Alle Parteyen machten hiebey Anstände , jede
aas geheimen Ursachen. Die Fohlen schrieen, Mat-
thias werde durch einen solchen Vergleich zu Tiel,
die Ungern er werde zu wenig gewinnen. Matthias
,

Terliefs sich auf die mit Friedrich und "Victorin ge-


nommenen Verabredungen , die Pohlnischen Gesand-
ten hatten dagegen geheime Instruction von der Kö-
nigin Elisabeth in Pohlen, die angetragene Heirath der
Hedwig mit Matthias auf alle Art zu vereiteln, da sie
dieselbe als eine !Mifsheirath ansah *). Vom alten Ca-
simir hatten sie dabey die Weisung, ebenfalls so viel als
möglich zu zögern, denn Friedrich hatte ihn in Ge-
heim wissen lassen, er werde für Matthias auf dem
nächsten Reichstage durchaus nichts thun. Daher Ca-
simir um dieselbe Zeit den Adam Dechant von Po- ,

sen, in Geheim an den Kaiser schickte um ihn dahin ,

XU stimmen dafs er vielmehr für Wladislaus spre-


,

chen und einen Bund mit Casimir schliefsen solle,


,

um den Matthias von vier Seiten her, von


Österreich Böhmen Pohlen und der Moldau aus^
, ,

auf einmahl anzufallen.


Als die Xcgotiationen, die der König in Brunn mic
4000 Mann beobachtete, noch am 24. April zu keinem
Resultat geführt hatten , setzte sich d e r K ö n i g plötz-'
lieh in Marsch, und vollzog den Traktat mit Victorin,
indem er Collin und andere Schlösser des-
selben in Böhmen besetzte, um
Pohlen noch die
mehr zu allarmiren, begann er mit den Pragern und
antlern Böhmen allerhand Unterhandlungen. Bald
hofifte er auch Nachricht zu erhalten, was Friedrich

für ihn in Deutschland gethan habe.


Auf die Nachricht dieser Vorrückung des Königs
in Böhmen, wollten die Pohlnishcn Gesandten den
Congrefs sogleich verlassen. Der Cardinal Markus

*; Non advertens , sagt Dlagbsch selbst, cmnesnedumh«-


mincs, sed et reges e stercore erectin esst^
35o
Terlängerte abei den Waffenstill stand mit apostoli-
scher Machtvollkommenheit noch bis zum 28. May,
verbrämte ihn mit Bannflüchen und hielt die Abge-
,

ordneten beym Congresse beysammen.


Nach anderthalb Monalhen war manaberimiNego-
tiir6n so weit als rorher, nur hatte sich bis dahin
entwickelt, dafs Friedrich die Angelegenheit von
Böhmen auf dem Augsburger Reichstag nicht zur
Sprache gebracht, noch weniger das dem Matthias
gegebene Wort gelöst habe. Vielmehr hatte der
alte Casimir durch Adam von Posen die Versicherung
von Friedrich erhalten er werde den Reichstag bis
,

auf den 31. September vertagen, und bis dahin mit


dem Herzog von Burgund eine Zusammenluinft hal-
ten. Vielleicht gab Friedrich Casimirn den Wink, es
auf die Vermittlung dieses Herzogs in Sachen Böh-
mens ankomnicn zu lassen.
Bcy dieser wechselseitigen Verstiramunfj der Ge-
müthfer mufste der Legat die Wunden Christi, alle
Bitten und Drohungen zu Hülfe nehmen, umfolgende
neue Verabredung geltend zu machen. 1) Gegen
den i5. August sollten sich sechs Rälhe von allen drey
Beichen zu Oppeln zusammen linden. Die drey Kö-
nige sollten zur Erleichterung derNegotiationenebcn-
nahe bey der Hand seyn Casimir in Oswf eczin,
"falls ,

Matthias in Olmütz Wladislaus inKloczlto. 2) Strop-


,

iiow sollte von den Pohlen zur Vermeidung aller wei-


tern Erbitterung geräumt werden. 3) Sollten die Frie-
dens-Commissarien nicht übereinkommen so ward
,

der Herzog von Burgund, und im Fall er es abscMüge


«d€r stürbe, der König von Frankreich als Schieds-
richter erwählt werden. 4) Im Fall eines solchen
schiedsrichterlichen Ausspruches sollten die Böhmen
von ihrem Eide gegen Wladislaus losgebunden scyn,
und jenem huldigen, den ihnen der Schiedsrichter
ÄUn Könige anweisen werde.
33t
Folge dieser neuen Übereinkunft urdc nun
In -»a

zwar das Schlofs Stropkow von dem Pohlnischen Com-


mendanten geräumt und dem ^»'iklas Pereny zurückge-
,

geben , allein der Pohlnische Commendant an-


statt seine 4000 Mann nach Pohlen zu führen >varf ,

sich auf Nag)' Mihäly und Homonna, verschanzte und


befestigte sich hier, und streifte noch wilder als

vorher in Ungern herum. Zu gleicher Zeit plün-


derten die Türken ander Save undDrave, und rich-
teten Verheerungen in Süd -Ungern an. Der König
klagte alles diefs dem Papste, und drohte damit, mit
den Türken einen ewigen Frieden zu schliefsen, wenn
er von Pohlen her keine Ruhe hätte, und eilte nach
Ober-Ungern um daselbst Anstalten zu treffen, die
Pohlnischen Freybeuter in ihre Raubnester einzu-
schränken , und Meutereyen in Pohlen durch einen
gewisseji Stibor zu erregen.
Unter so schlimmen Auspicien begann der Con-
grefs zu Oppeln, wo der Cardinal-Legat Marcus
schon wartete. Die beyden Könige hatten sich schon
am Orte ihrer Bestimmung eingefunden. Matthias
aber hatte nur den Albert Kostka und Albert Bischof
von Weszprim voraus s^eschickt, um sich ober die
Bundbrüchigkeit der Pohlen auf das heftigste zu be-
schweren, welche ihn hindere, selbst herbeyzukora-
men und mehrere Deputirte zu schicken. Casimir liels
zwar durch seine Gesandten hartnäckig abläugnen,
dafs der Stropko^Acr Vorfall ein angestellter Handel
sey. Der Cardinal-Legat nahm aber Matthiens Partey,
und stellte ein so eben vom Papste eingegangenes
Brevc dem Casimir zu, worin dieser gerade zu er-
klärte, dafs Casimir und sein Sohn Wladislaus durch
Begünstigung der Böhmischen Ketzer die Pflichten
christlicher Fürsten verletzten, und den Türken Thüre
und Thore öffneten. Die Pohlen warfen hingegen dem
päpsilichon Legaten Parteilichkeit vor und mit Mühe ,
333
konnte er svebewegen, noch drey Wochen zuwarten,
bis Matthias und mehrere Ungrische Gesandte anlan-
gen würden. Casimir, zum mehrern Beweis dessen,
dafs auch die Vorfälle von Stropkow sein Werk wa-
ren suchte unter der Hand, durch den Gescliicht-
,

schreiber Dlugosch, auch die Mährischen Grol'seu von


Matthias abwendig zu machen.
Endlich harn Matthias auf die Einladung des. Le-
gaten herbey 5 auch seine Gesandten , nämlich die zu-
vor in Neisse gewesenen drey Prälaten Orszägi Ba- ,

thori, Ulrich Grafenecker, ein Österreicher, und


Rudolph Bischof von Brefslau fanden sich in Oppela
«in. In Geheim hatten aber beyde Theile Gesandte an
den neuenDeutschen Reichstag, und an den Herzog von
Burgund als vorläufig angetragenen Vermittler ge-
schickt. Die Debatten zogen sich abcrmahls in die
Länge weil jeder Theil eine günstige Wendung der
,

Sache beym Deutschen Reichstag hoffte. Ungrischer


Seits beharrte man bey der Friedensbasis einer Hei-
rath zwischen der Hedwig und Matthias begehrte al» ,

Brautschatz die Abtretung von Mähren, Schlesien,


der Lausitz der sechzehn Städte und des Rechts
, .

auf die Moldau. Wladislaus sollte von Matthias an


Sohnes Statt aufgenommen w erden , und Böhmen in
Matthiens Abwesenheit beherrschen nach Mat- 5 erst
thiens Tode sollte er mit vollem Reichte folgen. Mat-
thias sollte alle Böhmischen Kronschulden, hingegen
Wladislaus i5ooooDukaten Kriegskosten zahlen; diese
sollten als Heirathsgut für Hedwig auf Schlesien ra-
dizirt bleiben ; ohne Erben so sollte
srtürbe Matthias ,

Wladislaus gegen Bezahlung der Hälfte an den ün-


grischcn Kronschat» Schlesien behalten; stürbe Hed-
wig unbeerbt, so sollte er Eine Million Dukaten an
Ungern erlegen. Die Pohlen bczcugit^a sich aber ge-
gen alle diese Anträge höchst ungeneigt, sowohl in
einer Conferenz von zwölf, als von acht Deputirtem
3X3

Zuletzt 'sollten Gabriel Ton Verona und Heinrick


Herzog von Münsterberg, obne Einflufs des Legaten,
einen Ausspruch thun , aber auch diese zwey konnten
sich nicht Tereinigc<n. Die Fohlen rerlangten ohne
Hoirath die Abtretung aller zu Böhmen gehörigen
Li nder,und boten dafür nur Hülfe >vider die Tür-
ken an. Es blieb endlich noch das Mittel übrig ei- ,

nen Schiedsrichter zu bestimmen: allein hiezu woll-

ten sich b^yde Theile nicht recht verstehen; am


33. September ging der Congrefs ganz unver-
richteter Dinge auseinander. Der Cardinal-Le-
gat ging ganz traurig nach Prefsburg, dort weitere
Instructionen von Rom erwartend, und Matthias selbst
verfügte sich nach Uügern , fest entschlossen , den
Frieden mit Waffengewalt zu erobern.
Der Kaiser Friedrich hatte indessen beyde
Theile nur zum Besten; im October hielt er mit dem
Herzog von Burgund eine Zusammenkunft, verhin-
derte ein Bündnifs von Matthias mit dem Herzog,
verabredete die Heirath des Maximilian
mit der Maria, Tochter CarlsvonBurgund,
und erhob Carln zum Könige von Burgund. Der Deut-
sche Reichstag ward wegen des Convents von Trier
abermahls hinausgeschoben auf den März i474'
Matthias gedachte den Termin nicht mehr zu
erwarten , er griff zu den Waffen und bezwang
,

Nagy Mihäly und Homonna durch Gewalt und


List; vor der ersten Feste blieb sein tapferer Feld-
herr ]Siklas Csupor. Die mit Capitulation gefangenen
Fohlen schickte er entwaffnet mit Frügeln in Händen,
nach ihrem Vaterlande, indem sie keine Soldaten ei-
nes rechtlichen Königs sondern Räuber von einem
,

Verräther ausgesandt wären. Darauf liefs er 600»


Mann in Fohlen einbrechen, Dukla, Smigrod,
Huschina besetzen, und einen grofsen Trakt von
Fohlen verwüsten. Während die Pohlnischen Gros«
334
sen jetzt ihrem Konige anlagen doch endlich die
,

Hände einem Vergleich zu bieten, ^vünschten die-


zxh
sen auch die üngrischen; denn ein Türkise he r
Pascha Alibeg streifte jetzt bisGrofs war-
dein und verbrannte diese Stadt am S.Februar 147/1.
So kam denn endlich im Februar 1474 eine Zu-
sammenkunft zwischen den Pohlnisclien
R e c h s - C o m m s s a r e n in S c h r a m o w z
i i i i t .-^j

und zwischen denUngrischen (Gabriel de Ve-


rona Bischof von Siebenbürgen; Oswald, Bischof
,

von Zagrab; Emerich Zapolya Erbgrafen zu Zij)s


, :

und Johann Pongratz ,, Woiwodcn von Siebenbürgen


und Oberbefehlshaber der königlichen Armee) in
Alt dorf zu Stande. Matthias selbst befand sich in
der Nähe in Leutschau. Es dauerte einige Tage bis
,

man sich nur über das wechselseitige sichere Geleit


cinversland. Casimir versuchte sogar wieder Einver-
ständnisse mitOswald, Bischof von Zagrab die aber
,

von Matthias entdeckt und vereitelt Avurden. Ein Se-


kretär des Cardinais Marcus, Bartholomäus Massa,
Doctor des kanonischen Rechts, leitete die Unter-
handlungen zu folgendem am 21. Februar abgeschlos-
senen Vergleich.
a) Da es löblich sey dafs Christen nicht wider
,

einander fechten, so sollte zwischen Pohlen Un-


,

gern und den zu beyden Reichen gehörigen luinigeii


und Ländern auf unbestimmte Zeit Friede herr-
schen.
b) Wegen aller Zwistigkeiten wolle man sich auf
einer neuen ähnlichen Zusammenkunft gütlich ver-
gleichen.
c) Nahmenllich
auch "wegen des Rechts von Poh-
len und Ungern auf die Moldau und Walachcy. Die
Woiwoden beyder Länder sollen binnen zwey Jahren
Ton keiner Seite eine Anfechtung haben.
Wegen Böhmen sollte binnen drey Jahren alle?
335
ausgeglichen werden , indessen sollte anch hier ein
dreijähriger Waffenstillstand herrschen zwischen
Wladislaus und Matthias. Die Fohlen wollten den er-
stem , die Ungern den letztern nicht unterstützen,
wenn er den WafTenstilistand bräche.
e) Matthias sollte Muschina u. s. w. räumen, "und
das auf den sechzehn Städten haftende Pfand auch
ferner anerkennen.
f) Zurückstellung aller Gefangenen, wechselseitige
Verhütung aller Plünderungen.
g) Bekanntmachung dieses WafTensillstandes in
Ungern, Pohlen und Bühmen.
]\lit sämmtlichen diesen Unterhandlullgen aber
war es ron Seite der Pohlen nicht ernstlich gemeint.
Schon am i3. Februar 1474 erschienen Pohlnische
Gesandte auf dem Reichstage zu Rothenburg, und
nach Verlegung desselben, zu Nürnberg, und er-
hielten daselbst, ungeachtet auch der Cardinal-Legat
Marcus zugegen war, die Anerkennung Wladislau»
als eines Deutschen Kurfürsten, nur die Belehnung

blieb noch ausgesetzt. Unterm i3. Mäi'z 1474 schlös-


sen sogar Friedrich und C asimir einen förmli-
chen Bund widerMatthias, der ihre Länder ver-
wüste , die Türken nach Inner-Österreich durchzie-
hen lasse, und Osterreichische und Pohlnische Re-
bellen in Schutz nehme.
Matthias, Ton allem gut unterrichtet, führte
seine Armee über Liptau und Oiava, und da der hier
hausende Komorowski dem Prinzen Casimir zur Flucht
nach Pohlen geholfen hatte besetzte der König die
,

Schlösser Rosenberg, Hradek, Ovar und SzentMiklos,


und bewog den Komorowski gegen Falag von 8000 Du-
katen auch Orava zu räumen. Komorowski's Söldner
nahm der König in seinen Dienst, und formirte jetzt
eine Art Leibwache, von ihrer durch Feldstrapatzen
»nd Abhärtung erhaltenen brauneaFarbe, die schwarz®
336
Legion genannt , aus den tapfersten und erprobtesten
seiner Soldaten. Von Ofen aus schickte der König im
May i4''4 init dem Rathe seiner Prälaten undBaronen
den Niklas Banfly, und Georg, Propst von Fünfkir-
chen, als Gesandte nach Neapel um dem Ca- ,

simir und Friedrich zum Trotz d i e T o c h t e r F e r-


,

d i n a n d s von Neapel und Arragonien sichzurGe-


,

in ahlin zu erbitten, und unter Wegs den Her-


zog Yon Mayland wider den Kaiser au fzu-
"xviegeln. Hierauf both er di«Banderien seiner Prä-
laten und Baronen auf, und schickte einen Theil der-
selben nach Schlesien, seinem dortigen Feldherrn,
dem Herzog Johann von Sagan, zu Hülfe; darun-
ter war das Banderium des Niklas von Ujlak, Kö-
nigs Ton Bofsnien, unter der Anführung seines
Sohnes Laurenz, Herzogs von Ujlak. Einen an-
dern Theil seiner Truppen, besonders die Bratriks,
schickte Matthias nach Ost erre i ch liefs sowohl
,

dieses Land, als Bayern (wo eben die Pohlnische


Hedwig einem Herzoge von Bayern al« Braut zuge-
führt wurde) verwüsten und bis Augsburg, wo
sich Friedrich aufhielt, streifen. Der König selbst
stand noch am 24. July mit der schwarzen Legion und
seinen Serblischen Truppen zu Trentschin um die ,

weitern Bewegungen seiner Feinde abzuwarten, und


allerley Mährische Schlösser zu bezwingen.
Durch diese offensiven Operationen gedrängt,
hatte Friedrich am 5. July i474 sein Bündnifs mit
Casimir erneuert, und von den Deutschen Ständen
unter dem Vorwand des Türkenkriegs Geld und Trup-
pen zu erhalten gesucht. Da Matthias hiebey auf den
Widerwillen der Deutschen Stände zählen konnte,
achtete er mehr auf Casimir, der immer Geld be-
dürftig, denn endlich durch den Pietrykower Reichs-
tag 24000 Dukaten erhielt, mit denen er etwa 16000
Mann regulirte Truppen, aufser den Litlhauex-n und
Tata-
3>^-

Tataren z u s a mmen brachte. Jetzt cille d e r K ö-


m" g mit der schwärzten Legion selbst nach Brefs-
lau, zu Anfangs August 1 474, und bemächtigte sich
unter Weges mehrerer festen Plätze in Schlesien w
Am i'\. September erhielt er von den Schlcsischea
Fürsten eine ansehnliche Steuer zum Unterhalt sei-
ner Truppen bewilligt.
Die Regierung in Ungern war indessen dem
Gabriel Erzbischof TonColocsa dem Ladislaus Gereb,
,

Propst Ton Ofen und zugleich personalis praesentiae


,

locumtenens . dem Palatin Orszag und dem Judex Cu-


ri'je Stephan de Bathor, anrertraut. Dem Blasius
^

Magyar in Siebenbürgen -ward befohlen den Woiwo- ,

den der Moldau, Stephan, zu beobachten, der von


Casimir die Weisung erhalten hatte, Ungern anzufal-
len. Blasius Magyar fiel rereint mit Badul demWoi- ,

W!)den der Walachey in die Moldau ein erlitt aber


, ,

eine Niederlage, und Stephau selbst streifte in Sie-


l}?nbürgen. In den Gegenden der Save, Drave und
Donau hörte man ebenfalls ron Türkischen Streife-
reycn. Der König befahl seinen Reichs- Vicarien einen
Reichstag zu Ende Septembers zu halten» und durch,
dio innere Macht des Reichs für dessen Sicherheitzu
sorgen. Im Grunde aber ging sein Absehen dahin, un-
t r der Maske \on Kriegszurüstungen das zu erhal-
ten, was er immer am nöthigsten hatte nämlich Geld.
i

Der Reichstag, zu welchem abermahl nur Comitats-


Deputirte geladen waren fafsie schon zu Ofen am
,

2. October 1474 die den Wünschen des Königs ent-


sprechenden Artikel. Zwar verwahrten sich die Stände
ganz besonders, dafs das Subsidium, welches sie
decretirten, blofs zu Rüstungen -wider die Türkenj
und nicht zum Böhmischen Kriege verwendet wer-
den sollte, allein der Zweck des Königs blieb doch
erreicht.
Er erhielt nämlich aberniahl einen Goldgalden
Engels Ccsch.T.ün;'?rn.m. Y
338
Yon jedem Thor in Städten und Dörfern, ohne Aus-
nahme irgend welcher Bürger oder Bauern, Nur sollte
gegen diese ansehnlicJie Bewilligung jeder Bürger
,

und Bauer für jedes Thor eine angemessene Quantität


Salz (die übrigens nicht genauer bestimmt wird) er-
halten , so dafs die decretirte Taxe dem königlichen
Salzgefälle auf einige Jahre zum Abbruch gereichen
xnufste. Welche Comitate schon als lucrum Camerae
fürs Jahr 1/^74 fünf und zwanzig Silberdenar von je-
der ;Dor/a entrichtet hatten, sollten diesen Betrag von
den bewilligten hundert Denar abrechnen dürfen.
Fürs Jahr 1475 sollte ebenfalls kein lucrum Camerae
entrichtet werden. Das Salz sollte in der Marmaros
oder in Siebenbürgen übernommen, auf Kosten des
Königs in die Legstädte gebracht und so unter die
,

Comitate vertheilt werden.


Ferner decretirten die Stände im Fall eines Tür«
lienkriegcs ein General-Aufgebot, und entwarfen
,

auch für diesen Fall wiederholt eine Insurrections-


Polizey. Dagegen verwahrten sie sich vor allem Auf-
gebot zum Behufe des Böhmischen Krieges und vor ,

aller Wiederhohlung eines ähnlichen aufserordentli-


chen Subsidiums, auch gegen eineSalzvertheilung.
Am 26. September 1474 hatte indessen Casimir die
Schlesische Gränze mit seinem Heere betreten ; auf
demMarsche ward alles verwüstet. Matthias, der so
eben durch den Gesandten des Königs Ferdinand von
Neapel, den Bischof von Bari, das Jawort wegen
der Hochzeit mit Beatrix erhalten hatte , be-
rechnete auf diese Unklugheit seiner Feinde den Plan
seiner Vertheidigung; er bezog ein befestigtes
Lager bey Brefslau , so dafs die Stadt das Lager,
und dieses jene deckte. Durch die trefflichsten Anstal-
ten des Brefslauer, dem Könige innigst ergebenen,
Magistrats wurde die Stadt und die Armee hinlänglich
mit Proviant versehen j während auf Befehl dgs Kö-
33^
nigs die Bauerschaft um die Stadt herum weggeschaft
und die Gegend verödet wurde. Blofs einige leichte
Cavallerie unter Stephan Zapol} a und Paul Kinis.
,

detaschirte er nach Meseritz mit dem Befehl, ira


,

Rücken der Pohlnischen Armee in Fohlen einzufallen.


Am 12. Octouer 1474 schlugen die Pohlen einen klei-
nen streifenden Haufen Ungern bey Ohlau, und po-
saunten diefs Scharmützel als einen grolsen Sieg aus.
Am 24. October vereinigte sich die Pohlnische Armee
Casimirs mit der Böhmischen WladislaM 's beyBrieg:
das grofse Heer "\valzte sich auf Brofslau und blo' ,

kirte nun das königliche Lager und die Stadt.


jVIatthias, nachdem er das Lager der Feinde in ,

der Verkleidung eines Bauern, selbst in Augenschein


genommen hatte sehr richtig darauf bauend, dafs
j

Kälte und Hunger seine Feinde bald zum Rückzug


zwingen würden, bewegte sich aus seinem ver-
schanzten Lager gar nicht; kein verstellter Rück-
zug keine prahlende Herausforderung brachte ihn
,

aus seiner Fassung. Statt aller Antwort auf solche Aus-


forderungen hatte er in seniem Lager, an erhabenen,
dem Feinde sichtbaren Orten, Tanzsäle aufführen las-
sen , in welchen sich seine Ofllziei e und Soldaten
mit den Brefslauerinnen lustig machten und zuwei- ,

len spottweise die feindlichen Offiziere zum Tanze


einluden. Diese Belustigungen hatten alle auf Kosten
des Königs Statt; die Soldaten, Ton Enthusiasmus für
ihren Feldherrn , vom lustigen Leben und von der
Liebe gespornt, thaten Wunder bey Ausfällen, und
brachten alle l'age Gefangene ein welche die Brefs-
,

lauer Casemalten füllten. Zuletzt machten sichs die


königlichen Truppen zum Gesetz nur die schönsten
,

Leute gefangen einzubringen, die andern aber an der


Wange mit dem Säbel zu zeichnen, damit sie zu Hause
erzählen konnten dafs sie mit Matthiens Heere ge-
,

feehten hätten. AJlmählig %jiav d»r Hunger, di« Käit«


^340
und die Seuclie in der Pohlnischcn Armee ihre Wir-
kung die Truppen der F'einde wurden unmuthig.
j

Unter der Hand wurden einige Pohlnische Räthe mit


brillantirien Trinkbechern bestochen. Was aber noch
mehr beytrug, den Casimir mürbe zumachen, war,
dafs Zäpolya und Kinis, den Befehlen des Königs
gemäfs in Pohlen fein geh rochen waren, sich
,

nirgends auflialtend, das Land verwüstend durchflo-


gen, und kaum vor den Vorstädten Krakau's durch die
Leibgarde der Königin aufgehalten werden konnten.
Panischer Schrecken verbreitete sich in Pohlen un- ,

ter dem Leuchten brennender Pohlnischer Dörfer


gingen Eilboten an Casimir, die ihn zum Schutz sei-
nes eigenen Landes abriefen.
So muf ste denn Casimir selbst am 16. Novem-
ber 1474 den ersten Fr i edens an trag thun.
Matthias spielte jetzt den Stolzen; er weigerte sich,
den Wladislaus als seines Gleichen als König anzu-
,

erkennen, und brachte es dahin, dafs er von derei-


sten Zusammenkunft, die am 21. November zwischen
Matthias und Casimir unter Zellen Statt hatte, ausge-
schlossen wurde. Am 22. November endlich durf'u!

er bcy der zweyten Zusammenkunft zugegen seyn, iu


welcher die ersten Grundlinien eines Vergleichs enl-
w^orfen wurden. Nach dieser Zusammenkunft wurden
beyde Könige nebst ihren Begleitern von Matthias bc-
wirlhet, und Matlhicns Gäste waren unschlüfsig, soll-
ten sie mehr seine persönlichen Eigenschaften, oder
die Pracht seines Hofes anstaunen, oder sich der Ge-
schenke rühmen, die sie vom Könige nach dem Gast-
mahle erhielten. Der Pohlnischen Armee wurden auf
drey Tage Lebensmittel» hinausgeschickt. Einer der
Begleiter des Königs, Lorenz von Ujlak, hatte einen
Säbel an Werth über 60000 Dukaten. Eben derselbe
gab einem Pohlen der ihm mit neidischem Spelt in
,

Äen Weg trat, eine Ohrfeige, ohne dafs die Pohlen

I
34
es wagten sich ihres Vorlauten Mitbruders anzuneh-
,

incn. In Folge der Friedens-Präliminarien pflogen die


Abgeordneten des Königs Rudolph Bischof ron
,

IJrefslau ,Gabriel Erzbischof von Colocsa, Zdenko


nlit Pohlnischen und Böhmischen Adgeordneten zu

Brefslau weitere Conferenzen, die endlich am 8. De-


cember 1474 beendigt wurden. Die Frucht derselben
war ein d r itthalb j äh r iger Waffen stillst an d»
in den auch die Woiwoden der Moldau und M'alachey
eingeschlossen waren, und die Festsetzung einer neuen
Conferenz auf den 12. Februar 1475 in Prag, zwischen
den Anhängern beydcr Parteyen. Alle Gefangenen
wurden zurückgestellt, alles eroberte in Schlesien
Ton Pohlen Eroberte in Pohlen ron Ungern
, alles
geräumt. Noch ward die Angelegenheit der Böhmi-
schen Krone nicht in Ordnung gebracht, indem sich
beyde Theile noch auf die zu Erwartende Entschei-
dung des Papstes, des Kaisers und Reichs bezogen;
doch ward beliebt dafs die Regierung in Böh-
,

men einstweilen durch zwey Regenten und Beschir-


n;ier des Friedens einen von Matthiens den andern
, ,

von Wladislaw's Partey zu führen sey, und in jedem


Böhmischen Kreise ebenfalls zwey Hauptleute aus
den gegenseitigen Anhänger n genommen wer-
den sollten.
2^ach Beendigung dieser Unterhandlungen erkannte
Matthias, nach den Schlesischcn Sagen, den Johann
Corvin öffenllich als seinen natürlichen Sohn (des- ,

sen Mutter, Maria Krebs, den Schleyer nahm), und


erklärte zugleich öffentlich seine vorhabende Ver-
mählung mit der Beatrix, wegen deren näherer Ver-
abredung er die vorigen Gesandten abermahls nach
Neapel schickte. Ferner belohnte er die Zäpolya's
durch Schenkung von Trencsin und allen dazu gehö-
rigen Besitzungen nnd Zöllen, den Despoten Wuk
Ton Serhlien mit der Herrschaft Fejeskö , wozu Sa-
3/l2

iankemcn und mit dem Schlosse Berekzö im


gehöi-te ,

Comitate Walkodie zwey Serblischen Generale^


;

Paul Kinis und Demeter Jaxich, erhielten ebenfall»


königliche Schenkungen, mit welchen sie nach Süd-
Ungern geschickt wurden, um daselbst gegen die
J'ürkcn zu wachen. Johann von Pofsnitz ward zum
iüschof Ton Grofswardcin Gabriel von Verona zum
,

Pisoliof von Erlau Xiadislaus von Gereb zum Bi-


,

svhot'von Siebenbürgen ernannt und für den Gabriel


,

der Cardinalshut gebeten. Dem Papste und dem


Kaiser wurde Nachricht von dem Ausgange des
Feldzugs mitgetheilt, und beyde wurden ersucht,
nunmehr die Fr age wegen der Königs kröne
in Böhmen zum Yortheile Malthiens zu entschei»
den.
Während der König in Schlesien sich damit be-
schäftigte, die Schlesischen Fürsten zur Unterwer-
fung unter seine Oberhoheit zu zwingen, und für
s'cinen natürlichen Sohn Johann einige Herzogthümer
an sich zu ziehen, ging die Nachricht ein, Stephan,
Woiwode der Moldau habe in die Hände des Blasius
Magyar Treue dem Ungrischcn Keiche geschworen,
uii.l dagegen Hülfe gebeten, weil ihn Radul Woi- ,

wode der Walachey, mit Türkischen Hülfsvölkern


angefallen habe. Doch habe Blasius Magyar Anstand
genommen, etwas zu thun, weil sich in Siebenbür-
gen während der Blokade von Brefslau, ein Gerücht
,

vom Tode des Königs verbreitet habe. Sogleich be-


fahl Matthias dem Blasius Magyar, Woiwoden von
Siebenbürgen, und dem Michael Janos, Grafen der
Szokler, dem Woiwoden Stephan mit ganzer Macht
bey/.ustehen. Am 17. Januar 1 475 ward von dtn Mol-
dauern und Siebenbürgern bey Rakowctz, am Flusse
Berlath, ein vollkommener Sieg über die
Türken erfochten, mehrere erbeutete Rofsschweife
vnd andere Trophäen langte» bcy dem Könige
S43
an , andere m urdeu unmittelbar ^n den Papst ge-
schickt.
Während des Königs Anwesenheit in Brefslau er-
fühl er, dafsdie Commissarien beyderTheile in Prag
am Februar 1470 nach manchen Berathschlagungen
12.

über folgende Puncte übereingekommen wären


1) Wladislaus sollte Böhmen, die Lausitz und ia
Schlesien die beyden Fürstenthümer Sch'vveidnitz und
Jauer behalten.
2) Matthias aber wegen seiner gehabten Kriegs-
tosten, Mähren und das übrige Schlesien, jedoch
als einlösbares Pfand von Seite Böhmens.

3) Stirbt ^'\'Iadislaus früher als Matthias ohne ge»


setzliche Erben, so fällt Böhmen an Matthias.
4) Im umgekehrten Falle Mähren und Schlesien
,

an Wladislaus , wenn es nicht bis dahin ausgelöst


wäre. Sollte es schon ausgelöst worden seyn , $0 sol-
len MatlhiensErben nur noch 200000 Dukaten erhal-
len, und beyde Länder räumen.
Diese Puncte Avurden nun nach Brunn gebracht,
wohin auch Matthias am 2. März 1473 von Brefslaa
abging aber der König lehnte die Bestätigung dieser
:

wechselseitigen Ausgleichungt-Puncte noch immer ab,


und blieb blofs dabey stehen dals zwischen ihm und
,

Wladislaus, Casimir, Friedrich und allen Anhän-


gern bis, zum w eitern Austrage der Sache Friede
herrschen Er erwartete noch immer den Er-
solle.

folg seiner beym Papste undKaiser gemachten Schritte;


dem letztern hatte er sogar HüU'struppen wider den
Herzog von Burgund, durch den Bischof Alexander
von Forli anbieten lassen, wofern er ihn mit der
,

Kurwürde von Böhmen belehnen würde. Am 22. Märe


1473 schrieb zugleich der König von Brunn aus einen
neuen üngrischen Reichstag "aus, auf den 24. April
nach Ofen, um iheils den Landfrieden in Ungern
herzustellen theils zu einem Kriege wider dip Tür-
,

feen Anstalt zu machen, -VTelche ihre Niederlage am


344
Berlath wahrscheinlich rächen würden. Wohl sollte
der TürlvenUrieg dem Könip;e nur den Vorwand lei-
hen abermahl von den Ständen Geldsubsidien zu
,

jprhalten, um sich noch den Besitz von Böhmen zu


erringen aber dabey wurden die Stände im könig-
;

lichen Ausschreiben ernsthaft versichert: der König


habe den Böhmischen Krieg sehr ungern nur nach
dem Impuls seiner damabligen Bathgebcr, dem Kai-
ser i^nd dem Papste zu lieb, begonnen; er hätte sich
vor demselben gern auch bisher losgewunden wenn ,

es mit Ehren und ohne Nachtheil des Reichs hätie ge-


schehen können; nun aber habe er einen langwieri-
gen Waffenstillstand geschlossen und sey dem Ab-
,

schlüsse eines Definitiv-Friedens nahe. Die königli-


chen Städte wurden diefsmahl auch eingeladen, und
ihnen zur Abhülfeihrer Beschwerden ein Tavernikal-
stuhl angekündigt.
Der Reichstag bewilligte dem König, laut des vom
37. May 1475 datirten Reichsabschiedes, abermahls
ein Subsidium von einqm Dukaten von jeder portn
eines wirklich bebauten Grundes, gegen dem dafs :

a) hievon die adelichen Einhäus|cr, Prädialisten und


die Dorfrichter frey.seyn sollten,b) Kein solches
Subsidium mehr gefordert, sondern wider auswärtige
Feinde die Reichsmacht aufgeboten werde, c) Das
die Stände binn^nEinem Jahr nicht zu Kriegsdiensten
gezogen werden sollten ausgenommen der Sultan
,

befehde das Reich in Person, d) Binnen Einem Jalir


sollte auch kein Reichstag und nur Eine Gerichtsoc-
tave gehallen werden, e) Die Güter des Königs und
seiner Mutier sollten dem Subsidium ebenfalls un-
terliegen, f) Das Reichs-Zollwesen sollte auf den al-
ten Fufs gesetzt werden. Nebenbey kommt die Klage
vor, dafs des Königs Holleute sich Güter schenken
liefsen, die andern gehörten, und dafs seine Söldner
in den Durchmärschen Erpressungen verübten. JcnQ
345
Gegend, wo so et^ras geschähe sollte kein Subsidlum
,

zahlen. Auch ward der König abermahls an sein In-


augural-Krönungs-Diplom erinnert.
Matthias unterschrieb alles geduldig, wennernur
Geld bekam. Gleich nach üem Reichstag traf er die
wirksamsten Anstalten zur Einkassirung des Subsi-
diums. Von Friedrich sah er sich indessen wieder
getäuscht; dem Conven t zu A n-
dieser hatte auf
dernach Hand abermahls dem Wla-
unter der
dislaus die Belehnung zugesichert, der
sich am 17. Juny mit dem Herzog Ton Burgund ver-
glichen. M'.tthias befolgte jetzt seine alte Politik : er
begünstigte widerspenstige Osterreichische Vasallen,
und betrieb die Negotiation wegen der Heirath mit
der Beatrix aufs neue. Am 10. September i475 ward
endlich die Trauung zu Neapel durch den Car-
dinal Olivier Caraffa vollzogen.Sobald er die Nach-
richt hievon erhalten hatte beschlofs er noch eine
,

WafTenthat auszuführen, die in der Christenheit Auf-


sehen machen, und die Ungrische Nation mit der ge-
schehenen Bewilligung des Subsidiums aussöhnen
sollte. Noch im November 1475 belagerte und e r-
oberte er mit seiner schwarzen Legion die Feste
Schabatz *), und warf drey Erdschlösser auf, um
von da aus die Türkische Besatzung von Smederovo
in Zaum zu halten **),

*) Geschichte von Serblien, S. 45i.


^*) Hieher gehört wieder eine merkwürdige Sage im hi-
storiäs Enel;. Als der König Schabatz 1473 erobert
hatte, fandon seine Soldaten unter der Beute auch
r-wey Fässer mit V^enctianischem "Wappen angefüllt
mit Pfeilen , die die treulosen Veneter den Türken
zum Behufe ihres Krieges mit Ungern Itäuflich über-
lassen hatten.
Der König versammelte seine Grofscn und Generale,
Keimte ihnenden Fundy führte öffentliche Klagen über
346
Mattliias traf hierauf sehi' crnstlicKe Anstallen in
Nieder-Ungei n , um im Jahre 1476 Semendria selbst
üu erobern. Zu diesem Ende ward auf der Donau

die Bundbrüchi^lieit derVenetcr, und betheuerte, den


Preifs dieser Pfeile von ihnen einlieben zu wollen.
Stracks marschirtc er mit seiner Armcevon Schabatz/
sveg, nach Petergozd, das Vorhaben die Veneter zu
v.üchtigen nicht verhehlend. Die Sigviorie schickte ihm
vier und zwanzig Abgeordnete, wcifs gekleidete, alte
Leute, entgegen; diese baten um Frieden und Verzei-
hung. Sie ward ihnen zugesagt, jedoch gegen dem,
<3a(s die Republik das Geld, das sie für die verkauf-
t<>n Pfeile von den Türken eingenommen hatte , dem
Könige bezahle. Am nächsten Goorgltage sollte sich
«»in Venetianischer Abgeordneter mit diesem Gelde zu
Ofen einfinden.
Der Venetianische Bothschafter traf zugleich mit ei-
nem Türkischen ein. Der TürkischcBothschafter ward
zuerst zur Audienz gelassen. Er nannte in seiner An-
rede seinen Sultan den Unüberwindlichen. Diefs kann
dein Herr mir nicht entbolhen haben, so donnerte
Matthias mit funkelnden Augen ihn unterbrechend vom
Throne herab. Fange deine Anrede aufs neue an, aber
wende sie anders. Der Gesandte zitterte, und in der
Angst wiederliohlte er die erste auswendig gelernte
Anrede mit denselben Worten. Darüber fuhr ihn der
Bönig noch heftiger an; der Gesandte, ganz erschreckt
und bewufstlos machte sich durch Natur-Ausleerun-
,

gen Luft; da liefs ihn der König durch David Perlagi


wegführen, und dem Sultan durch ihn melden, er
möchte ein andermahl einen geschicktem Abgeordne-
ten senden.
Der Venetianische Abgeordnete überreichte dem
König in der Audienz prächtige Trinkgeschirre von
Venetisrhem Kristallglas, indem er die Signorie ent-
schuldigte, dafs nicht sie, sondern die Habsucht der
Privat-Kauflcute die Türken mit Pfeilen versehen hätte.
Der König gab fast gar keine Antwort, liefs aber
nach der Audienz den Gesandtc-n zu sich zu Tische
laden.

I
34?
eine Flottille ausgoPtlstet and ein Vorrath TOn Ka-
,

nonen und Belagerungs-Munition zusammengebracht.


Die Nachriclit von seinen Siegen halte alles electri-
sirt; der Papst und Venedig griifen sieh mehr ais ge-

wöhnlich an und schickten zusammen gegen 98000


,

Dukaten zu den ^Teite^n Kriegs-Operationen. Der


Papst liefs zugleich den König v ers i ch ern ihn ,

i'.nd keinen andern werde der Römische Stuhl als

König vonBöhmen anerk e-n n e n auch wurden


;

in gleichem Sinne päpstliche Ermahnungen anKaiser

Fiiedrich abgeschickt. Nach Italien schickte Matthias


eine glänzende Gesandtschaft den Bischof Fiudolph
,

Ton Brefslau Johann Bischof von GrofsM ardein die


, ,

Fürsten von Oppeln, Raiibor und Münsterberg, um


seine Braut abzubohlen.
Mitten unter diesen Anstalten aber überraschte
den König ein neuer Yerrath. Der von ihm aus dem
Staube erhobene Erzbischof von Gran, Johann
Flans, zubenannt Beckenschlager, eifersüchtig
Bey der Tafel fanden sieb die scliüncnRrislallgläser
auf dem Credcnz-Tische aufgestellt. Bey der dritten
Tracht Speisen stiefs ein Bedienter gleichsam zufhilig
den Credenz-Tisch um, die schünen Kristallgläser bra-
chen in Scherben, jS'icht t-rzürnt (denn der König
hatte es so befohlen) liefs sie der König wegtragen;
scherzend bemerkte er, dafs so glänzend solche Ge
schirre wären, sie doch durch das Zerbrechen in ei
nem Augenblick allen Werth verlöhren. Statt der Glä-
ser liefs jedoch der König goldene Becher hinsetzen.
Ein andrer Bedienter warfauch diese um, als man sie
zerbogen aufhob, bemerkte der König, dafs das Gold
auch zerbogen und zerbrochen seinen Werlh behalte.
Per Gesandte drang nun auf eine Antwort in einer
zweyten Audienz.. Diese ward ihm abgeschlagen, und
das Heer zum Aufbruch gegen Venedig befehligt. Jetzt
verstand der Gesandte den Sinn des Königs, reiste
ab kohlte Dukaten und golden« Gefäfse, und besänf»
,

tigte ihn.
348
über den neuen Bischof vcn Etlau Gabriel rcii Ve-
,

rona, und über den Cardinalshut den der König


,

für diesen begehrt halle *), eatwich zu Ende Januar


1476 zu Friedrich, der ihm Hoffnung gemachb
Katte ihn zvim Erzbischof von Salzburg zu erheben,
,

und ihm einstweilen für das aus Ungei*n mitgebrachte


Geld die Herrschaft Steyer verkaufte. Durch ihn wa-
ren auch Friedrichen alle bisherigen Verhandlungen
im Ungrischen Reichsralhe verrathen worden und ,

Matthias hatte den meineidigen Prälaten in Verdacht,


dafs er auch bisher die Belehnung Matlhiens mit der
Böhmischen Kurwürde verhindert habe. Wegen sei-
ner Auslieferung entspann sich daher zwischen
Matthias und Friedrich eine drohende
Korrespondenz, die immer bitterer ward. Noch
binderte jedoch die Scheu beydcr Fürsten vor dem
Papste, und
Sehnsucht, mit welcher Matthias
die
seiner Braut entgegen sah, einen förmlichen Brucli
beyder Fürsten. Im May scheint wieder ein Reichstag
gehallen, und ein Subsidium von Einem Duliaten von je-
dem Thor zum Behufe des TürkenUriegs bewilliget
worden zu seyn. Indessen brachen die Türken in die
Moldau ein und warfen den Woiwoden Stephan in
,

einer Schlacht, im weifsen Thal, am 26. July »47^


alten Stils: zu gleicher Zeit streiften sie ron Semcu-
dria aus in Süd-Ungern. Das letztere Corps ward durch
die Söldner des Königs und durch die Serbler unter
dem Despoten Wuk geschlagen, und bis über Poza-
zin hinaus verfolgt. Nach Siebenbtirgen ward Stephan
Bathori gesandt, um den Woiwoden der Moldau Ste- ,

phan, TJngrische Hülfsiruppen gegen


anzutragen,
dem, dafs er sich vom Polilnischen Reiche los ma-
«he und dem Matthias von neuem huldige. Auch der
,

*) Johann Flans nannte die Pracht, die Gabriel Bischof


von Erlau damahls an seiner IlpfhaJtuag führte , Synnm
/nonachi caudati.
349
Deutsche Orden ward unter der Hand mittelst ,

des Niclas KomorowsUi, durch yersprochene Geld-


»ubsidien zum Krieg wider Fohlen ermuntert.
Matthias hatte indessen zum Empfang seiner Braut,
zur Feyer der Hochzeit und zur Krönung
der neuen Königin, aufserordentliche Vorbe-
reitungen in Ofen getroffen. Indem er es seinen Fein-
den, Casimir und Friedrich, heimgeben wollte dafs ,

sie ihm ihre Töchter verweigert hätten er aber doch ,

gleichwohl eine Königstochter, (die frejlich raeh^


häfslich als schön gewesen seyn soll), zurEher.ahra.
hefs er sie beyde zur Hochzeit einladen, welches
aber natürlich beyde unter anders Vorwänden ab-
lehnten. An andere Fürsten, zumahl des Deutschen
Fieichs, waren ebenfalls dergleichen Einladungen er-
gangen, und Deutsche Ordens-, Venetianische, Sächsi-
sche Pfälzische und Bapische Gesandte (letztere von
,

den Herzogen Ludwig und Otto) kamen wirklich her-


bey, die Hochzeit zu verherrlichen ja, der Herzog ;

Christoph von Bayex'n fand sich persönlich ein. Ein


Reichstag, auch mit Einberufung der Städte-De-
putirten *), ward auf den Decembernach Stuhl-
^eissenburg ausgeschrieben. Eine wahrhaft orien-
talische Pracht sollte in den Hoffesten herrschen.
Des Königs Mutter erlebte die Freude ihren Sohn ,

mit der Beatrix das Beylager halten zu sehen.


Die Braut nachdem sie sich eine Zeitlang bey ih-
,

rer Schwester Eleonore Herzogin von Ferrara,


,

aufgehalten hatte, näherte sich endlich im October


den Ungrischen Gränzen gerade als die Türken,
,

nicht unbegünstigt von Matthias **) über Croatien ,

*) Die Städto trugen nämlich den gröfstcn Theil der


Hochzeitliosten. Urkunde vom 7. September 1476.
**) Die Venetianischen Scliriftsteller sprecL^n von einem
Frieden, der clamahls zwischen MuLametli und 3Iat-
thias durch einen jüdischen Unterhändler mit Eiascblufs
iJ^eapels in Geheim seygejscblossea worden*
36o
und Slawonien abermahls in Inner-Österreich ja bis ,

nach Sakbuig streiften* Matthiens Braut ward von


ihnen respectirt; sie schlief oft an einem Orte in ,

dessen Nähe den Tag vorher die Türiicn ihr Lager


gehabt hatten. Sie kam in Begleitung ihres Bruders,
des Franciscus und des Erzbischofs von Neapel. Am
13. December ging erst die feyerliche Krönung zu
Stuhlweissenburg vorsieh, (nicht ohne Rangj
streit der Neapolitanischen »nd Venetianischen Ge-
sandten) die Trauung und das Beylager wurden in
Ofen vollzogen. Die vielen Feste und Turniere, wo-
bey sich besonders Nicolaus König von Bofsnien.
,

und mehrere Schlesische Herzoge hervorthaten, wur-


den durch den Tod des Verwandten des Königs, Pon
gratz, (t 28. December 1476) nur auf kurze Zeit un-
terbrochen. Merkwürdig ist, dafs Matthias bey die-
sen Feyerlichkeiten in Deutscher Tracht erschien,
Tielleicht nicht ohne Absicht, dereinst noch Kaiser
Ton Deutschland zu werden.
Während dieser Feyerlichkeiten hatten die Tür-
ken einerseits die drey Erdfesten bey Semendria über-
wältigt, andrerseits aber die Moldau aufs neue heim-
gesucht. Die Annäherung Üngrisch-Siebenbürgischer
Hülfstruppen, unter Stephan Bathori, bewog dieTürken
•ogleich zum Kückzag. Bathori folgte aber den Tür-
ken auf demFufs nach, vertrieb zu Anfang 1477 ihren
in die Walachey eingesetzten Vasallen Badul und , ,

bestellte auf des Königs Befehl den bisher in Ungern


lebenden Wlad Tzepelusch, der alle Besserung ver-
sprach zum Woiwoden der Walachey.
,

Mit Friedrich kam es indessen bald nach An-


fang des Jahres i477 zu starken Erklärungen,
aus Anlafs des Graner Erzbischofs. Matthias nahm
jetzt mehrere Österreichische Bebellen besonders ,

die Lichtensteine, an seinem Hofe auf und unter- ,

•t«tzt« sie bey ihrer Empörung. Friedrich gebrauchte

I
35i
gegAi diese Schützlinge Gewalt, und
Matthicns
schickte schon im März 1477 Eilboten nach Fohlen
und Böhmen , um den Casimir und Wladislaus aufzu-
fordern gemeinschaftlich den Matthias zu bekriegen.
,

Schon im April kamen Bühmißche Truppen nach Oster-


reich, unter Burian um die Anhänger Matthiens zu
,

bändigen. Matthias hingegen suchte dem Casimir an


dem Deutschen Orden und andem Bischöfe TOnWer-
meland, durch ein mit letzterem am 12. März 1477
erneuertes Bündnifs, Feinde zu erregen ; auch schickte
er Truppen nach Mähren und Schlesien; das stärkste
Corps -vvaixl an Österreichs Gränzen zusammen gezo-
gen, und Bäthori aus der Walachey abgerufen. Dem
Kaiser Friedrich ward noch ein Mahl ein Vergleich
angetragen, des Inhalts, dafs er auf den Königstitel
und das Nachfolgerecht in Ungern Yei'zicht leiste,
und den König mit Böhmen belehne.
Plötzlich brach Wladislaus bey Kuttenberg hervor,
warf die wenigen üngrischen Truppen die sich ihm,

widersetzten und marschirte mit einer Böhmischen


,

Armee nach Österreich. Am 10. Juny 1477 **''^f ^i' "*


Wien ein; noch vorher hatte Friedrich die üngri-
sehen Gesandten mit beifsenden Antworten wegge-
schickt, und sich erklärt, keinen Abgeordneten Mat-
thiens mehr Gehör zu geben.
Sogleich entbot Matthias der rasche, tha-
tenlustige, ehrgeizige, das Geld nicht schonende
König dem zögernden, geizigen, unschlüfsigenK ai-
ser am 12. Juny i477 den Krieg, unter der Be-
schuldigung , dafs Friedrich zuerst den Waffenstill-
stand durch Befehdung der Ungrischen Schützlinge
gebrochen, und bisher alle Neckereyen angewendet
habe, den König von der Fortsetzung des Türkeu-
kriegs abzuhalten. Überhaupt scy Friedrich der Deut-
schen Reichskrone nicht würdig, und habe seine Uji-
fähigkeit selbst anerkannt.
852
Auf diese Befelidung antwortete Friedrich da-
mit, Wladislaus am 24. Juny 1477
dafs er den
mit der Kurtvürde von Böhmen belehnte,
und seinem Gegen-Manifeste den Matthias beschul-
in
digte, er habe eigentlich den Stillstand gebrochen,
indem er die Rebellen in Österreich begünstigt habe,
die Friedrich als Landesfürst lutii Erbherr mit Recht
zu Paaren getrieben habe. Nie sey es dem Matthias
mit dem Türkenkriege Ernst gewesen, wohl aber mit
der Beraubung anderer christlicher Fürsten. Schon
habe Matthias die Hälfte seines Reichs an die Ungläu-
bigen verlohren. Das Übrige sey durch Kriege und
Abgaben auf das Aufserste gebracht.
Matthias wartete nur so lange, bis Wladislaus
aus Geldmangel sich nach Böhmen zurückzog; seine
Hauptmacht bestand in seinen Söldnern und in den
Serblern, unter Wuk , Kinis, Jaxich: jedoch hatten
Stephan Zäpolya , NiclaS Banffi und diebeydenDöt/.i,
Laurenz Ujlak, Bartholomäus de Szent György und
Berthold Drach lauter Baronen die beym Könige
, ,

beliebt waren, und sich noch beliebter machen wollten,


dem Könige mehrere Banderial-Schaaren zugeführt.
Seine Armee ward dadurch auf 10000 Mann Infanterie
und 7000 Cavallerie gebracht. Mit Artillerie war er
so ziemlich versehen. Der Marsch ging im Julyüber
Haimburg, welches dreymahl rergeblich gestürmt
wurde in die Gegend von Wien, von wo Frie-
,

drich sich zu Anfang July 1477 flüchten mufste. Traut-


mansdorf, Petersdorf, Korneuburg, Klosierneuburg,
und überhaupt zwey und sieb-
(18. July) Tuln, St. Polten
zig Städteund Schlösser waren in kurzem in Matthiens
vicwalt. Durch die Besetzung derselben war Wien seit
dem i4« August 1477 vollkommen eingeschlossen. Am
24. August Wurden am Tabor Erdschlösser aufgewoi'-
fen, um auch von da aus alle Zufuhr zu sperren. Der
Mangel nahm beträchtlich überhand. Da Friedrich
Att-
353
Anfangs nach Krems geflohen war, so ward ier nun
auch von da nach Steyer vertrieben ; am 9. October
fing die Belagei'ung von Krems und Stein an ; Johann
Zelena dirigirte üngrischer Seits das Geschütz und ,

Kinis commandirte das Belagerungs-Corps.


Friedrich sahhiebey, dafs ihn Aveder Casimir, noch
Wladislaus noch das Reich unterstützten und dafs
, ,

bey einer Fortsetzung dieses Kriegs, die Burgundi-


sche Heirath seines Sohnes sich zerschlagen könnte.
Matthias aber erhielt vom Papste die dtingendsteu
Abmahnungsschreiben den Krieg nider Friedrich
,

nicht fortzusetzen, wie auch eine Aufsagung aller


Päpstlichen und Venetianischen Subsidien wenn er ,

nicht von diesem Kriege abstehen und die Türken,

angreifen würde. Die Türken hatten auch wirklich


wieder einen Einfall gethan und inFriaulundlstrien
,

übel gehaust. Friedrich that unter diesen Umsländen


den ersten Schritt zur Versöhnung; er schickte seinen
Capellan Albrecht Pukh in das Hauptquartier des
Königs nach Korneuburg; am 7. November 1477 kam
er mit Matthiens Bevollmächtigtem Johann Bischof
,

von Grofswardein über einen ^Yaffenstillstand


,

auf den Fufs des siatus quo überein, der vom 10. bis
2'3. November dauern solllo. Friedrich hatte als Frie-
dens-Präliminarien anbieten lassen: 1) Er wolle .mit-
wirken, dafs die Galeazzi aus Mayland vei'triebeu
würden, und Friedrich von Arragonien, Schwager
des Königs , zweyter Sohn Ferdinand I Königs bey-
der Sicilien, Herzog in Mavland werde. 2) Er wolle
diesem Friedrich binnen drey Jahren seine Tochter
Kunigunde verloben. 3) Friedrich und Matthias soll-
ten sich ihre Länder garantiren und einander wider
die Türken beystehen. Diese Präliminarien sagten
den neuen Verhältnissen des Königs, und seinem sich
nun auch auf die Italienischen Angelegenheiten aus-
•lehnenden Ehrgeize sehr gut au: Daher bot er auf
Engels Gesck.v.U«gern, III. Z
334
den Grund jener Anträge die Hand zu Mrekern Trac-
taten, inwelchen jedoch zwey Puncto hauptsächlich,
nämlich die Zahlung der Kriegskosten, und die Vus-
lieferung der gegenseitig reklamirtenF'lüchtlinge hart
zu berichtigen waren. Beynahe hätten sich dreyfsig-
tägige 1 ractaten hierüber zerschlagen; denn Mat-
thias forderte für Kriegskosten Sooooo Dukaten, und
wollte einige Österreichische Vasallen , z. E. die Lich-
tensteiner, ferner unter seinem Schutze behalten.
Endlich ward am i. D«cember i477 2u Korneu-
Luri^ zwischen dem kaiserlichen Abgeordneten und
Notar, Thomas von Cilii, Dompropst von Constanz,
und zwischen den üngrischen Abgeordneten unter ,

Vern«itllung des päpstlichen Legaten, Balthasar de


Piscia, und des V«nctianischen Gesandten folgendes
vei'abredet:
a) Herstellung der vorigen freundschaftlichen
Verhältnisse , wie zwischen Vater und Sohn. Absa-
gung aller feindseligen Verbindungen Avider ein-«

ander.
b) Investitur Matthiens mit Böhmen.
Amnestie für gegenseitige rebellische Vasallen,
c)
aber auch Entziehung alles weitem Schutzes.
d) Matthias solle sein Recht auf Böhmen wider
Wladislaus und Casimir selbst geltend machen, und
Friedrichen beystehen wenn er wegen jener ßeleh-
,

nung Anfechtung hätte.


e) Dem Könige sollen an Kriegskosten looooo Du-
katen ersetzt werden. Zu dem Ende sollten die Oster-
reichischen Stände am 6. Janaar 1478 sich in Krems
versammeln, und dem Könige Matthias eine Verschrei-
bung darüber ausstellen, dal's sie 5oooo T^ukaten zu
Martini ai'jS, und andre SooooDukaten zu Martini 1479
erlegen wollten. Sollte diefs nicht erfüllt werden , so
sollte sich Matthias bezahlt machen, wie er wollte
und köi'ite , ohne dal's dadurch der Friede gestört
seyn solle.

I
355
f) Da der König dieser Zahlung sicher seyn könne,
so sollte er Österreich räumen, sobald er die Beleh-
nung über die Böhmische Kur erhalten , und dagegen
»einen Lchns-Eid schriftlich geleistet hätte. Diefs ge-
schah nunam 17. December i4"r7! und die königlichea
Truppen bewegten sich sofort aus Österreich nach
Währen.
Es ist kein Zweifel, dafs aufser jenen öffent-
lichen Artikeln auch geheime rerabre-
det wurden Dlugosch und de Koo behaupten,
*).

Friedrich habe in diesen geheimen Artikeln zugleich


Tcrsprochen, dem Titel und dem Nachfolgerccht des
Ungrischen Reichs zu entsagen, Matthias aber habe
auf obige Kriegskosten Verzicht geleistet auf den ,

Fall als das Arrangement wegen Majland und we-


,

gen der Hochzeit der Kunigunde zu Stande gekommen


sejn würde.
Gegen Ende December sagte der König noch ron
Korneuburg aus einen Ungrischen Reichstag auf
den 1 3. Februar 14-8 nach Ofen an, wobey er den
mit Friedrich geschlossenen Frieden, der das Reich
von jener Seite vollkommen sichere bekannt machte, ,

und seine f*^ste Absicht zu erkennen gab, sich nach


Mähren und Schlesien zu begeben und nunmehr die,

Böhmischen Angelegenheiten ebenfalls zur Ehre und

hannt machen.
Den König begleitete nach Mähren der päpstli-
che Legat Balthasar de'Piscia, welcher sofort ein
päpstliches Brere bekanntmachte, worin Böh-
men nochraahls dem Matthias zugesprochen und die- ,

jenigen die sich diesem Ausspruch nicht fügen woll-


ten mit dem Banne bedroht wurden. Am 9, Januar
,

*) Horraayer V. S. 6i, meldet bestimmt, dafs diese Prä-


Uminar-Artikcl am 3o. November i477signirt wurden,
Z 2
356
1478 machte Matthias seiner Seks die Italseillche Be-
lehnung und den Widern;!' der dem Wladislaw er-
und puLlicirte das kaiserli-
theilten bekannt ,

che Schreiben, womit alle Böhmische Yasallen


an Matthias gewiesen wurden.- Wladislaus eilte nun,
einem verderblichen Kriege durch Friedens-Negatia-
tionen zuvor zu kommen. Schon am i5. März »478
ward in Brunn ein C o ngre Ts eröffnet, wobey
von Seite Matthions, Johann Bischof von Grofswar-
deia, Protas Bischof von Olmütz, Rudolph Bischof
von Brefslau Heinrich oder Hinko von Podiebrad
,

Herzog von Münsterberg, und Stophan von Bäthori


Woiwode von Siebenbürgen gegenwärtig waren. ,

Die Böhmischen Abgeordneten führten aber noch ei-


nen zu stolzen Ton, und wollten z. E. nicht zugeben,
dafs Matthias den Titel eines Königs von Böhrnoa
auch von Wladislaw's Seite erhalten sollte indem ,

nur Wladislaw ein wirklich gekrönter König sey^


Selbst Wladislaus schien sich noch gar sehr auf Ca-
simirs Beystand zu verlassen; Casimir aber steifle
sich wieder auf geheime Einverständnisse mit Ungri-
schen Grofsen die wieder damahls einen Emissilr
,

nach Pohlen schickten.


Als Matthias diese Stimmung seiner Gegner wahr-
nahm verlangte er von den Ungrischen Stäntlen ge-
,

gen das Ende ihrer Versammlung die Bewilligung


eines Subsidiums, dafs ihn in den Stand setze,
die Böhmischen Angelegenheiten in Ordnung zubrin-
gen *), und nebenbey den Türken die Spitze zu bie-
ten. Die Slände bewilligten dem Könige mit- ,

telst am 29. März datirlen Beichsabschiedes,


eines
auf fünf Jahre einen Goldgulden zu 100 Silber-
Denar von jedem Thor ihrer Unterthanen woi-in das ,

lucrum Camerae cinbegrifTen seyn sollte- Dagegen


liefsen sich die Stände entheben

*) Fr» libertaU et restauratione regnorum suorum.


357
a) Auf fünf Jahre von allem Aufgebot, aufser wenn
der Sultan, der Deutsche Kaiser, der König Toa
Fohlen, oder von Böhmen, oder der Pascha von Ro-
manien das Reich mit einem Hauptanfall bedrohe.
b) Auf fünf Jahre von allen sogenannten prccla^
matis Congregationibus.
c) Yon allen Arbeiten an Schlössern, aufser Kewe,
Pozazin und Hram.
d) Yon allen Erpressungen der königlichen Söldner.
e) Yon aller Einhebung anderer Taxen, z.E. der
D efensualgelder.
f) Yon hllen willkürlichen Yerurtheilungen aufse»
dem ^Vege Rechtens.
Da der König durch diese Beschlüsse in seinen
Finanzen auf geraume Zeit gedeckt war entliefs er ,

den Brünner Cougrefs (jedoch mit Zugestehung


eines WafTenstillstandes bis Jacobi ) sammelte ,

eine beträchtliche Armee in Schlesien, erneuerte


seine Yerbindungen mit dem Deutschen Orden und
dem Bischof von Werjneland, und liefs dem König
Casimir durch den Propst von Ofen erklären er ,

werde sich des Ordens in Folge seiner Yersprechun-


gen und der Aufträge des heiligen Stuhls sicher an-
nehmen. Während des Waffenstillstandes
schickte der König zugleich den Bischof von Grofs-
•\vardein und den Stephan Bathori, nebst Hinko von
Münsterberg, unter dem' Yorwande einer Wallfahrt
nach Prag, eigentlich aber in der Absicht die Ge- ,

müthsstimmung der Böhmen zu erforschen, und zu


sehen, ob sich mit Bestechungen oder Gewalt etwas
werde ausrichten lassen. Diese Gesandten fan-
den aber die Calixtiner in Böhmen fort-
dauernd d e m Ma 1 1 h i a s a b g e n.e i g t , ja als die
Ungern die im Gefolge der Gesandtschaft waren vor
, .

einer von den hussilischen Priestern geweihten Ho-


stie nicht niederfallen wollten , entstand ein Auflauf
in Prag, worin beraahe diebejdenGesandtpaermor-
358
det worden "wären, wenn nicht Hinko und einige Bür-
ger der Neustadt sich ins Mittel gelegt hätten. Diesen
unangenehmen Vorfall suchte jedoch Wladislaus gut
zu machen indem er die üngrischen Wallfahrter zu
,

Kuttenberg reichlich bewirthete, eine Verlängerung


des Waffenstillstandes von Jacobi bis Michaelis mit
ihnen abschlofs und einen neuen Congrefs antrug-
,

Auf die Nachricht von dieser widrigen Stimmung


der Böhmen , und auf eine andere dafs die Türken ,

aufs neue in Kärnthen eingebrochen diefsmahl aber ,

in Slawonien beym Durchzug übel gehaust und ,

3oooo Mann in die Gefangenschaft geschleppt hatten,


(August 1478) begab sich der König nach Ofen zu-
rück , und willigte in einen neuen Congrefs zu
Ol mutz, mit Pohlnischen und Böhmischen Abge-
ordneten , wobej die Bischöfe von Grofswardein und
Olmütz die Haupt-Negotiateurs waren ; auch schlofs
er einen Stillstand mit Fohlen, bis zum 1. F'ebruar
1479, wornach Casimir das Gebiet des Deutschen Or-
dens und des Bischofs von Wermeland räumen mufste.
Am I. Februar sollte zwischen den Gesandten Casi-
mirs und Mallhiens ein neuer Congrefs gehalten wer-
den. Die Türken hatten diefsmahl nicht nur eine starke
Verheerung angerichtet, sondern auch die Pest zu-
rückgelassen. Matthias reiste demnach mit der Bea-
trix in den obern Gegenden herum, um der Pest aus-
zuweichen, und hinterliel's seinen Gesandten die In-
struction wie sie vorgehen sollten. Matthias beschlofs
nämlich von der Wafilengcwalt wider Böhmen und
Fohlen abzustehen und zu erwarten ,^ bis die Böh-
,

men des trägen und indolenten Wladislaus überdrüs-


sig,und die schon vorhandene Reibung der ütraqui-
stenund Katholischen noch stärker werden indessen ,

aber mehrere Ulraquisten auf Matthiens Seite gezogen


würden *). Denn wenn gleich die Utraquisten sich
*) Wohl nur eine Erdichtung der Feinde Matthiens, wo-
359
Tor Matthias sehr scheuten . so rerachleten sie doch
im Herzen den Wladislaus, der ihnen ganz nachsich-
tig begegnete, aber auch die Katholischen nicht im
Zaume hielt; es war sogar schon 1478 zu Auftriaeu
in Prag gekommen, Morin das utraquistisclie Volk
geschrieen hatte der König sey eine Pohlnische Sau,
,

die man nach Pohlen zurücksenden müsse, und wo


man dem König in die Fenster seiner Kesidenz mit
Pfeilen geschossen halle. So beschlols den Matthias
seine Rechte vorzubehalten, und einen günstigem Zeit-
punct zu erwarten.
Was den König noch mehr in dieser Stimmung be-
stärkte, war, daCs Friedrich weder in Rücksicht
der geheimen Verabredungen wegen Italien noch ,

in Rücksicht der stipulirlen Termin-Zahlung, Wort


Wohl hatte Friedrich die Österreichischen Stände
hielt.

zu Zahlungen genötiiigt, um an Matthias die Kriegs-


kosten zu entrichten, aber das von den Ständen er-
haltene Geld wollte er unter allerhand nichtigen Vor-
wänden an Matthias nicht abzahlen. Es kam daher nach
Ablauf des ersten Termins hierüber zwischen Mat-
thias und Friedrich zu ernsthaften Erklärungen.
So liefs es denn Matthias geschehen dafs am ,

-. Deccmber 1478 zu Olmütz Fri eden«-Präli-

minarien unterzeichnet wurden, folgenden In-


halts :

a) Sowohl Matthias als Wladislaus führen den Ti-

tel eines Königs von Böhmen, und legen sich densel-


ben auch in ihren wechselseitigen Zuschriften bey.
b) Matthias bleibt lebenslänglich im Besitz von
Mähren , Schlesien , der Lausitz und von sechs Städ-

7.U auch Boliuslaas de Lobkowitz gehörte , war es,


dafs Matthias dnrch Albert Kostka einen gewissen
llluczky, Bürger zu Kuttenberg, gedungen habe, den
» Wladislaus ^vie immer mit Gift oder sonst aus der
Welt zu schaffen. Cornova's Bohuslaus S. äoQ.
36b
ten; Wladislau» im Besitz ron Böhmen. TVas je-«
der im Gebiet des andern besetzt hat, gibt er zu-
rücU und läfst sich von allen Ständen seiner Länder
,

neuerdings huldigen.
c) Stirbt Matthias eher , so kann Böhmen nach ein-
jähriger Aufkündigung die drey Länder gegen Erlag
von 400000 Dukaten an sich zurücklösen, und mufs
alles aufser dem ersetzen, was auf die Einlösung
von Gütern und Einkünften vei^wcn-
s zum Erlag dieser Summe behalten
Malthiens Erben diese liänder, jedoch ohne den Kü^
nigstitel. Stürbe Wladislaus eher, und würde dann
Matthias von den Böhmen zu ihrem Könige erwälil!,
so vereinigt er obige Lande wieder mit Böhmen ohne
Entgeld.
d) Matthias und Wladislaus sollen einander wider
alle Feinde bcyslehen und Matthias selbst werde sich
,

Lcy dc'ii Papste verwenden , damit die Böhmischen


lleligions-Angelegenheitcn endlich durch Vergleich
jnit dem Bömischeu Stuhl in Ordnung kämen. Der
Bischof von O'mütz und der Marschall von Böhmen
sollten mit ihren Amtsverrichtungen an die Böhmi-
sche Krone mit ihrem Gehorsam an Matthias gewie-
,

sen scyn,
e) Diese Friedens-Präliminarien sollten von boy-
den Königen in einer neuen Zusammenkunft in OI-
irtütz am 11. November i479» ^'^* wohin auch die Dif^
ferenzcn mit Pohlen ausgeglichen seyn würden, be-
stätigt, und in einen cwigenFrieden verwandelt wer-

den, den die Keichsstände beyderTheile beschwören


und garantiren sollten.
mehr die Nolhwendigkeit
Matthias sah bald noch
und Casimir in Gütezuver-r
ein, sich mit Wladislaus
tragen, denn, sein gefährlichster Feind war
und blieb de» Kaiser Friedrich, de;» keine Noth
\incl kein Fricdcnsschlufs au aufrichtigen Gesinnun-
36i
gen bewegen Itonnte. Nicht nur that er inGemäfsheit
der geheimen Artikel des Rorneuburger Friedens vom
1. December 1477, S^^ nichts zur gewünschten Ar-
rangirung der Mayländischen Angelegenheiten, son-
dern er machte wahrsclieinllch auoli unter der Hand
den Venezianern die Absichten des üngrischen und
Neapolitanischen Hofes, in Rücksicht auf Ober-Italien
bekannt, und erweckte in ihnen Besorgnisse über
ihre eigene Existenz. Die Teneter eilten daher, den
Johann Dario im November i4''ö nach Constantinopel
zu schicken. Im Januar i479 ward es bekannt, der
Friede zwischen dem Sultan und Venedig
scy mit Aufopferungen von Seite der letztern Macht
geschlossen, und dadurch ein sechzehnjähriger Krieg
boyden Mächten geendigt, während welchem
/S".vischen

die Veneter immer um die Freundschaft des üngri-


schen Hofes gebuhlt hatten. Die Veneter hatten den
Türken Skutari Lemnos das Vorgebirge Tänarus
, ,

dem schwar-
überlassen, und für die SchififTarth auf
zen Meere 8000 Dukaten jährlicli versprochen. Ja,
es verbreitete sich das Gerücht, die Veneter hät-
ten den Sultan jetzt selbst auf fo r dem
la SS e n,
Ungern un d Neap e 1 häufig zu belästigen.
Dieser Friede verdrofs den Matthias auf das Äus-
»erste ; er merkte nun, die Macht des Türkischen
Reichs werde ihm von nun an sehr beschwerlich fal-

woher der Streich,


len j doch entging ihm auch nicht ,
der ihm gespielt ward kam *). Er ward daher ge-
,

gen Friedrich nur noch ungestümmer in der Einfor-


derung der stipulirten Kriegskosten, schlofs am 22. Fe-
bruar i4~9 sogar mit den Schweizerischen Eidgenos-
sen ein Bündnifs , und zog unter den Befehlen des

•) Öfters äufserte Matthias, nur er und Friedrich wüfs«


tcn um Ursachendes hernach zwischen
die eigentlichen
ihnen ausgebrochenen Kriegs, (denn es haadelto sich
m Verlctznng geheimer Friedens-Artikel.)
36a
Stephan Zäpolya und Peter Gereb eine Armee an
der Gränze von Steyermark zusammen. Fer-
ner eilte der König seine Differenzen mit Pohlcn und
Wladislaus völlig auszugleichen. P o h 1 n i s c h e Ge-
sandte in Ofen unterzeichneten am 2. April einen
Vergleich, wornach der Deutsche Orden den Frie-
den vom Jahr 1466 unverbrüchlich beobachten; Niko-
laus von Thungen, Bischof von Wermeland, auf ei-
nem Congrefs in Siradien weiter mit Casimir ausge-
glichen, die Gränzen von Ungern und Pohlen zu Alt-
dorf und SchramOAvitze auf Martinitag 1479 jene von ,

Pohlen und Schlesien am 1. Februar 1480 zu Bithom


berichtigt werden sollten.
Eben so drang Matthias auf die Beschleunigung
des ewigen Friedens mit Wladislaus, und brachte e«
dahin, dafs der Congrefs zu Olmütz nicht im
November, sondern noch im July 1479 gehalten wurde.
Schon am 3. July verfügte sich der König in Beglei-
tung der Beatrix und des Franz von Arragonien da-
hin mit einer starken Begleitung. Am i3. July 1479
,

traf auch Wladislaus daselbst ein, mit i5oo Reutei'n


und mit den Herzogen von Bayern und Sachsen. Mat-
thias, der den Wirth machte kramte nach dem Wun-
,

sche und Geschmacke der Beatrix hier alle Pracht ei-


nes reichen Beherrschers aus. Der Speisetisch der
Könige stand auf dem Markte unter einem grofsen
Zelt, er .war mit Gold-Service zehn andere Tische
,

mit Silber-Service versehen der Wein rann aus sil-


,

bernenTonnen. Schauspieler, Seiltänzer, Musikanten


und Fechter liefsen es an Belustigung nicht fehlen, der
Deutsche Walzer*) ward geübt, zuweilen spielte auch
Wladislaus mit der Beatrix im Schach **). Die Ge-
rüchte von einem bevorstehenden Türkischen Einfall

*) Germanica Pyrrhichia.
**) Diefs ward nachmahls als Vorbedeutung des futuri
vtri eenjugü ausgelegt.
363
und die grofscn Kosten empfahlen Eile bey den Un-
terhandlungen ; am 2 1. July 1479 wurden die oben
angezeigten Präliminar- Artikel in einen ewigen
Frieden umgestaltet, im Friedens-Instrument nannte
ein König den andern Bruder. Das Ungrische Reichs^
Conseil der Prälaten . Baronen und adelichen Beisi-
tzer garantirte den Frieden von Seite der üngrischen
Stände. Wladislaus erhielt von Matthias zum Geschenk
seinen Yon Gold strotzenden Hausrath, und ein sil-
bernes Tisch-Service ; von der Königin gestickte
Kleider und Bettzeug. Alle vornehmen Böhmemvur-«
den reichlich beschenkt. Am 3i. July ging man aus
einander.
Indessen hatten die Türken auf einem bisher un-
gewohnten Wege, nämlich über Slawonien und In-
ner-Österreich einen Einfall ins Eisenburger und
,

Szalader Comitat gemacht, und hatten, begünstigt


durch eine die Drave und Mur austrocknende Dürre,
über 20000 Menschen gefangen aus üngera w^egge-
führt. Zum Glücke waren Peter Gereb und Stephan
Zapolya bey der Hand, welche, obschon sie wirklich
in Steyermark eingefallen waren doch plötzlich um-
,

kehrten, dem Feind nachsetzten, und gegen Sooo Tür-


ken niedermachten, während die übrigen sich nach
Bofsnien retteten.
Matthias, der am 10. August i/i^O ^" Brefslau ei-
nen Schlesischen Landtag hielt beorderte den Paul
,

Kinis in das heutige Banat, und gab ihm einige Scha-»


ren seiner Legion mit, weil sich die Türken bey Sme-
derevo sammelten-, den Stephan Bäthori nach Sieben-
bürgen. Ferner schickte er den Sigmund Grafen von
Pösing nach Nürnberg zum Reichstag der daselbst
,

am 29. September i4~9 seinen Anfang nahm, um iu


Verbindung mit dem päpstlichen Gesandten, Cardinal
Ansias, und mit scheinbar versprochener Unterstü-
tzung des Kaisers Hülfe wider die Türken zu begeh-
,
364
ren. Der Reichstag aber vertagte die Sache auf cineu
vollzähligen Reichstag im komiueuden Jahr, und ei'-
Llärie die vor Notarieu und Zeugen eingelegte Prote-
station der Ungrischen Gesandten für unziemlich, wor-
nach diese die Schuld a.Iics des Unheils, dasdieTür-
heii anrichten könnten, aui" die Deutsche Langsam-
lieitschoben.
Die T ü r k e n hatten indessen von Smederevo aus,
nicht wie man erwartete gegen Süd-Ungern, sondern,
gegen die Walachey sich in Bewegung gesetzt, da-
icibst einen gewissen Wlad Sohn des RadulDrakul,
,

zum Woiwoden bestellt, und verstärkt und geführt


von Walachischcn Truppen, unter Alibeg zu Anfang
Octobers, einen Einfall nach Siebenbürgen
gemacht. Das vereinigte Türkisch- Walachische Heer,
43ooo Mann stark, aufscr Alibeg von fünf Paschen
commandirt, breitete sich bald in Siebenbürgen aus ;
doch Stephan B a t h o hatte in der Eile bey Szesz-
!• i

varos eine Armee zusammengezogen um die Türken,


,

die über den rothen Thurm-Pafs zurück Avolhen an- ,

zufallen. Zu dem Ende nahm er sein Lager auf dem


B r o t f e 1 d {kenye'r mezö) ohnweit Szäszvaros
,

oder Brofs und benachrichtigte den Paul Kinis Co-


, ,

niesvon Temes, von seiner Gefahr. Auf seinen lin^


ken Flügel stellte er die Sachsen unter ihrem Anfüh-
rer Georg Hecht, auf eigenes Begehren der Sach-
sen, in die erste Linie, hinter ihnen die aus VV'ala-
chischen ünterthanen ausgehobene Militz. Auf sei-
nen rechten Flügel stellte er die Szekler in der er-
sten Linie, hinter ihnenim zwcyten Treffen den Adel
der Ungrischen Comitate. Im Centrum Stander selbst
mit schwerer Rcuterey, Theils mit eigner, Thcils
mit dem Banderium des Bischofs von Siebenbürgen,
Ladislaus yon Gereb. Die viel überlegenen Türken
näherten sich bald dem kleinen Heer; da liefs Ba-
thori eine Messe lesen, jedem die geweihte Hostie
365
austheilen und das Versprechen mit Handschlag und
,

Kusse abnehmen dafs keiner ohne Befehl des Feld-


,

herrn weichen wolle.


Die Türlien bej;onnen am i3. October 1479 *^®"
Angriff damit, dats sie zuerst den linken Flügel an-
fielen.Die Sachsen wurden nach tapferemWiderstande
dennoch geworfen und getrennt ein Theil (3ooo
, ,

Mann) ward in die Maros getrieben ein anderer ,

Theil zog sich an die zweyte Linie der Walachen,


bis auch diese zersprengt wurden. Nicht besser ging
es den Szeblern und dem Adel auf dem rechten
Flügel; die Flüchtlinge bej der Flügel formirtensicb,
so gut sie konnten, im Rücken des Centrums. Auf
dieses warf sich jetzt die ganze Türkische Macht.
Bathori vcrlohr gleich Anfangs sein Pferd durch ei-
nen Schafs und seine Schaaren begannen nach Weis-
,

senburg zu fliehen; da bestieg er ein anderes Pferd,


rief die Fliehenden zurück und durchbrach das er-
ste Türkische Treffen. Bald sah er sich aber von der
gesammten Türkischen Reuterej umgeben schon war ,

er mit sechs "Wunden verletzt, schon war sein zwei-


tes Pferd niedergestochen, als Paul Kinis mit De-
meter Jaxich vonTemesvar herbeyeilend in Schlacht-
,

ordnung von den Gebirgen herabstürzte den Kern ,

schwerer Reuterey in der 3Iitte die leichte Reute-


,

rey auf den Flügeln. Sobald er die Redrängnifs Bä-


thoris ersah, fiel er mit heftigem Geschrey im Galopp
die Türken an; sein Commando-Geschrey und sein
Rufen nach dem geliebten Collegen Bathori*) drang
durch das Geklirre der Waffen. Bathori antwortete
so vernehmlich er konnte da eilte Kinis dem Hall
;

seiner Stimme nach, haute sich bis zu ihm durch,

*) So Bonfln. Nach LIszth waren aber beyde auf einan'


der eifersüchlig, und Paul Hinis sah lange Zeit der
Bcdrängnifs des Stephan Bathori müssig zu, ehe er ihpj^
beysprang.
366
und warf nun vereint mit ihm die Türken in yoUkom-
menc Flucht. Alibeg selbst entkam mit genauer Noth,
die Walachische Infanterie ward niedergehauen, ge-
gen 3oooo Feinde getödtet, das Türkische La-
ger erbeutet, alle Siebenbürgische Ge-
fangene befreyt, die nun ihren Befreyern die
Hände küfsten. Die ermattete Armee erfrischte sich
noch des Abends mit einer Mahlzeit, wo die Leich-
nahme erschlagener Türken zu Tischen dienten. Bä-
thori an seinen Wunden verbunden
, theilte die
,

Freude des herrlichen Abends ; Kinis liefs die mili-


tärische Musik erschallen und tänzle bey ihrem
,

Schalle, indem er einen todten Türken in den Zäh-


nen hielt. Am folgenden Tage wurden die gefallenen
Helden auf Bäthoris Veranstaltung in einen Ei dhügel
begraben, und eine Kapelle daneben zu errichten be-
schlossen, bey deren Ruinen die Siebenbürger noch
jetzt, wie die Schweitzer beym Beinhause zu Murten,
das Andenken ihrer fürs Vaterland gefallenen Alt-
vordern feyei'n können. Die Kunde dieses Sie-
ges ward dem Papste, ward allen christlichen Mäch-
ten mitgclheilt; sie erregte überall Enthusiasmus,
nur den Deutschen Reichstag vermochte sie nicht zu
begeistern.
Während dieser Vorfälle waren Stephan Zapolya
und Wenceslaus Beczliowski de Czarnygrod, am
*j. October zu Kroczyn in Pohlen angelangt, und hat-
ten sowohl den Deutschen Orden als den Bischof von
Wermeland am October 1479 ^^^^ Casimir ausge-
12.

glichen. Matthias dem Deutschen Orden im


sagte
Falle weiterer unruhigen Bewegungen seine Freund-
schaft auf.
ludefs verstrich auch der zweyte November-Ter-
min ohne dafs Friedrich die stipulirten Kriegskosten
,

zahlte
;
ja F r i e d r cli begann eine neue Necke-
i

rey. indem er den Bernhard von Rohr, Erzbischof


86-

Ton Salzburg, nach (irätzberief und ihm vorschlug,


,

den Johann Flans nach Salzburg zu übersetzen, den


Bernhard aber mit dem >yiener Erzbisthum zu ent-
schädigen. Matthias erfuhr dicfs sogleich durch den
Bischof Ton Sekkau, der sich defshalb nach Ofen be-
gab worüber Friedrich die Güter des SekkauerBis-
,

thums mit Sequester belegte. Am 5. November 1479 1

schlofs Matthias zu Ofen mit demBischof von Sekkau,


als Bevollmächtigtem des Erzbischofs von Salzburg,
einen Vertrag, worin er es übernahm, beyde und
ihre Besitzungen wider alle Eingriffe Friedrichs zu
schützen. Hierauf liefs Friedrich etwa 5oo Reuter ins
Baaber Comitat streifen, die bald zurückgewiesen
wurden.
Das Erzbisthum Gran selbst hatte der K5oig vor
langer Zeit dem Cardinal Johann von Arrago-
nien, seinem Schwager, zugedacht, und zugleich den
Papst gebeten, ihn als päpstlichen Legaten
für Ungern, Böhmen undPohlenzn bestel-
len, um endlich einraahl alle diese Mächte zumTür-
henkriege zu vereinigen. Endlich hatte der Papst in
diefs letztere Kegehren gewilligt. Im December 1 4-9
traf der neue Legat in Ofen ein, und wurde des
Abends mit Fackeln in grofsem Pomp empfangen. Nach
Österreich hatte der Papst den Proäper Caffarelli,
Bischof von Asculanum als Gesandten geschickt.
.

Gestützt auf diesen JBeweis des guten Einverneh-


mens mit dem Papste, erliefs Matthias am 2. Januar
14C0 ein Kr iegs-Mani fe s t wider Friedrich,
worin hauptsächlich die Nichtbezahlung der stipulir-
icn 100000 Goldgulden als Ursache des Kiiegs ange-
geben war, mit VerschM eigung der geheimen Ursa-
chen desselben. Friedrich wollte in seinem Gegen*
Manifest bereits 5oooo Dukaten bezahlt haben weaen ,

ISichterlagderübrigen trage Matthias selbst die Schuld.


8elbst vom Podagra geplagt und hiedurch von per-
,
Anführung der Truppen abgehalten leitete
sönliclier ,

der König von Ofen aus die Operationen*), die seirte


Generale, vorzüglich Stephan Zapolya, Wilhelm Te-
lauer, Jacob Szekely und Zelena ausführten. Diefs-
mahl Steyermark, das Stammland Friedrichs,
sollte
heimgesucht, und Friedrich durch seine Vorliebe für
diefs Land desto eher zum Frieden bewogen werden.
Marburg ward zuerst belagert. Der päpstliche Ge-
sandte i^Orator) Prosper Asculanus und ein Abge-
,

ordneter des Herzogs von Bayern, beredeten zwar


den König, die Belagerung wieder aufzuheben, allein
der König bestand nochmahls durch seinen Gesandten,
Pröpsten vonPrel'sburg darauf, dafs derKaiser die schul-
digen lOOoooDuhaten bezahlen, und den Johann Flans
dazu verhalten solle den Erzbischöllichen Titel von
,

Gran abzulegen, und die geflüchteten Schätze auszu-


liefern, gegen dem, dafs ihn der König aus Achtung
gegen den Papst, zum Bischof von Kaab ernennen
wolle. Da auch diefs am 28. Februar 1480 abgeschla-
gen ward und Johann Flans hartnäckig auf seine
,

Wiedereinsetzung nach Gran drang, der König aber


erklärte, er wolle keine Schlange an seinem Busen
erwäi-men so wurden am 6. März 1480 sofort Pettau
,

und Rakcrsburg erobert und Truppen nach Salzburg


,

detaschirt, welche diefs Erzbisthum besetzten.


Indessen aber gingen von Venedig und aus der
Türkey die verdriefslichsten Nachrichten an den Kö-
nig ein. Die Veneter , vom vorigen Jahre an Feinde
Neapels, und also auchMatthiens, hatten denPap st
S i X t u s IV ganz auf ihre Seite gezogen und ihn end-
,

lich vermocht, am 20. April 1480 mit ihnen ein förm-


liches Bündnifs wider den Schwiegervater
des Königs zu schliefsen. Zugleich hatten sie Ma-
home-
'•') Wie acht Laudonlsch der Köniy seine militärisclien
Ordre* abfaf«te , s.Zeit§chriftvon3cl»ediusin. 17«^.

I
369
höirreten durch Sebastian Gi itti aufgefordert Nea-
, in

pel eine Landung zu Tei'suchen. Matlhiaä erfuhr durch


seine Kundschafter, dafs eine Flotte in den Türki-
schen Häfen und zwar gegen Neapel ausgerüstet
,

\verde, und meldete diefs seinem Schwiegervater.


In dem Bündnisse vom 20. April schlofs zwar der
Papst zum Schein den König Matthias von Ungern ein,
aber die Veneter nicht minder den Kaiser Friedrich
und den Herzog Renatus von Lothringen, den sie
Ferdinanden von Neapel als Nebenbuhler entgegen
zu setzen gedachten.
Auf diese Nachrichten schickte der König wieder
den Bischof von Erlau, Gabriel von Verona, an
Friedrich, 3o. April 14Ö0, um einen Vergleich
am
einzuleiten der vorzüglich die Verzichtleistung des
,

Johann Flans auf das Erzbisthum Gran zur Bedingung


hatte; das übrige solle als Schiedsrichter der König
von Frankreich ausgleichen. Friedrich lehnte auch
dieismahl den Antrag ab, und erklärte sich, die
Deutschen Reichsstände als Schiedsrichter anzuer-
kennen, wofern Matthias vorher seine Truppen zu-
rückziehen würde.
Bey dieser Hartnäckigkeit gab Matthias (der sei-
nen Sohn, Johann Corrin von Thaddäus ügoletti und
,

Galeottus Martins erziehen liefs und in Ofen 1480


,

aus den Trümmern der Istropolitaner Akademie ein


Archigymnasium bildete, und den Peter Schwarz von
Würzburg dahin berief) sofort seinen Feldherrn Be-
fehl, den Krieg fortzusetzen; seinen Schwager Car-
dinal Johann ernannte er aus königlicher Macht-
vollkommenheit zum Erzbischof von Gran, und liefs
ihn von den Temporalien im May 1480 Besitz nehmen.
Hierauf sandte er ihn zu Anfang Juny 1480 nach Rom,
mit demAuftrag, hier seine Bestätigung als Erzbischof
ron Gran zu bewirken, und den Papst von dem Bündnis-
,sc mit den Venetcrn abzuziehen. Er bekam fernerden

Engels Gescb. v.Ungcm. HI. ^a


3jo
Auftrag, bey dem Papste zu erwirken dafs Gabriel
,

de Verona endlich den Cardinals-IIut einhalte und ,

dals auch der Antrag des Königs durchgehe den Jo- ,

hannes von Proszau Bischof von Grofswardein an


, ,

die Stelle des rerstorbenen Protas , als Bischof in


Olmütz bestätigen zu lassen weil er diesen klugen
,

und gelreuen Mann in Mähren und in der Nachbar-


schaft Böhmens nöthig habe; obgleich der Papst am
23. May 1479 gesclvineben hatte, er höre Ton demsel-
ben allerhand widrige Sachen, welches auf Verbin-
dungen mit ütraquisten zu deuten schien.
Der Krieg in Steyermark ward indessen mit der
Be lagerung yon Fürstenfeld forlgesetzt, wel-
ches letzlere endlich im achten Sturme genommen
wurde. Bey der Capitulation fanden sich auch einige
Hülfsvölker von Augsburg, Ulm und Nördlingen voi';
diese wurden nach Hause entlassen mit Ermahnungs-
schreiben an diese Reichsstädte, dem Kaiser ferner
keine Hülfe zu schicken widrigenfalls diese eine
,

üble Behandlung erfahren sollten.


Während der Zeit erhielt der König die bestimmte
Nachricht vom Cardinal Johann aus Rom Die :

Türken hätten in Neapel gelandet, und Otranto am


28. July besetzt; der Papst, über Neapel aufgebracht,
verzögere die Bestätigung des Cardinais Johann zum
Graner Erzbisthum und des Grofswardeiner Bischofs
,

zum Olmülzcr, aus nichtigen Gründen blofs zu dem


;

habe er sich herbeygelassen dafs er den Gabriel


,

de Verona zum Cardinal und zu seinem Legaten in


den dem Szepter Matlhiens vinterworfenen Ländern
ernannt habe. An der Landung der Türken sey übri-
gens, nach der Aussage eines Kundschafters, am
meisten die Republik Venedig Schuld. Indessen fange
der Papst an sich selbst vor den Türken zu fürchten,
und Matthias solle ihm jetzt mit starken Vorstellun-
gen zusetzen, auch, wenn er könnte, Hülfsvölker nach
Neapel senden.

I
3-1

Man hat die A n t wo rt des Königsauf die-


sen Bericht des Cardinais *^, die seinen fe-
sten Charakter bezeichnet. Die ISiederträchtigkeit
der Veneter habe Matthias voraus vermuthet, aber
nicht ein solches Benehmen des Papstes gegen seinen
Schwiegervater. Vielleicht wolle der Papst auch ihn,
MalthiÄS, durch Strenge ganz nach seinem Willen
lenken, aber hierin irre er sich sehr. Er, Matthias,
aey vom Kirchenstaat entfernt, und achte des Papstes
Mifsgunst nicht, ja es komme darauf an obderPapst
,

ihn mehr, oder er den Papst necken, und auch sein


Gebiet angreifen könne. Dennoch beordere er den
ihm ergebenen neuen Cardinal, seinen Kanzler Ga-
briel de Verona**) nach Kom damit dieser seine
,

Vorstellungen mit jenen des Johann rereinige, und


dem Papste sein Benehmen zu Gemüthe führe, und
werde auch Truppen unter Blasius Magyar nach Ita-
lien schicken.
Um diese Zeit hatten die Türken (am 5. Augast folg.
1480) sich abermahl beygehen lassen, über Slawonien
in Inner-Österreich einzubrechen; der König, rom
Podagra durch geschickte Ärzte geheilt hatte defs-,

halb mit Friedrich, wegen des gemeinschaftlichen


Interesses wider die Türken, einen kurzen Waf-
fenstillstand geschlossen, und in aller Eile an
der Save ein Heer zusammengezogen; die Türken
aber, Ton Georg von Schaumburg in Inner-Öster-
reich geschlagen , hatten sich schnell nach Bofsnien
zurückgezogen (so dafs der König sie nicht erreichen
konnte), aber die Pest inUngern zurück gelassen.
Um indessen den Türken für ihre Verwüstungen mit
gleicher Münze zu zahlen, rückte der König nach

) Katona p. 179 setzt sie falschlich ins Jahr 1478.


•*) Kanzler ward Jetzt Peter de Varda, desiguirter Erz-
biscbof von Colocsa , ebenfalls ein Zögling lulieai»
scher Akademien,
Aa 2
372
Jaitza Tor, und liefs das Türkische Gebiet yerwü-
sten.
Da traf ihn die Kunde, der Kaiser suche den zu
Nürnberg (vom 8. September bis i5. November) ver-
sammelten Reichstag unter den Vorwand eines Tür-
Ivenkriegs zur Hülfe wider Matthias zu bewegen und ,

habe die Feindselig heiten in Steyeimark


wieder begonnen. Sogleich schickte der König
mehrere Truppen nach Steyermark zurück, welche
Sachsendorf und mehr andere Orte noch im Novem-
ber 1480 einnahmen 3 er selbst kam am 3i. October
an die Save zurück, und erhielt daselbst neue Briefe
vom Papste und von seinem Schwiegervater, worin
sie aufs neue baten, die Feindseligkeiten wider Frie-
drich einzustellen, und eine starke Armee nach Ita-
lien wider die Türken in Italien zu schicken wofür ,

sie ihm Subsid


Asculanus zu
ihm und dem Kaiser; noch mehr, der Bischof von Eich-
städt kam als Gesandter der Deutschen Reichsstände,
um die Vermittlung derselben mit Fiiedrich anzu-
tragen.
So vielen Vorstellungen gab denn endlich der König
nach, und schlofs einen neuen Waffenstill-
stand mitFriedrich wie es scheint , bis Ende
März Das diefs so geschehen sey meldete er
1481. ,

dem Papste und seinem Schwiegervater, und erbat


sich alles Ernste» die Verwirklichung der verspro-
chenen Subsidien wie auch die Absendung einer Nea-
,

politanischen Flotte, um den Blasius Magyar mityoo


Mann nach Italien überzuführen. Ferner erbat er sich
vom Papste , dafs dieser ihn nicht in seinen Verlei-
hungen der Bisihümer und Verfügungen in geistli-

chen Sachen beirren möge weil er nicht gesonnen


,

sey, die von seinen Vorfahren ererbten Rechte der


dafs er ferner nicht den zu sanf-

I
373
ten Asculanus sondern einen andern Legaten an
,

den Kaiser ernenne, der mehr Ernst und Strenge


bey dem halsstarrigen Monarchen anwenden möge
endlich bat er den Papst, von der Verbindung mit Ve-
nedig abzustehen, und den Streit zwischen ihm und
Friedrich durch einen ernstlichen Spruch zu schlich-
ten , wenn der Papst wirUlich das Interesse der Chri-
stenheit vor Augen haben wolle: wo nicht, so werde
der Papst erfahren, dafs Mathias auch mit einem
Theile seiner Armee den Friedrich zu bändigen im
Stande sey. Um eben diese Zeit ernannte der König
Johann Vitez den Jüngern, der aus Italien zurückge-
kommen war, zum Bischof von Syrmien, und den
Dominikaner Anton von Jadra, Beichtvater seiner
Frau, zum Bischöfe von Modrusch.
Nach so geschlossenem Stillstande führte derKÖ-
n i g seine Truppen wieder nach ßofsnien, schlug
die Türken im November und December in drey
Gefechten, eroberte das Schlofs Verbasz und damit
ganz Bol'snien am Verbasz-Flusse, und besetzte die
ganze Herzegowina und den Haven von Valona *).
Indessen machte Blasius Magyar einen vergeblichen
Versuch, Veglia dem Johann Frangepani und der ün-
grischen Herrschaft zu unterwerfen den die Wach-
,

samkeit der Veneter vereitelte.


Hierauf führte er die ermüdeteten Truppen nach
Slawonien zurück, und hielt im Januar 1481 eine so-
genannte proclamata congregatio in Zagrab mit Zu- ,

sammenberufung aller Adelichen in Slawonien.


Eine solche von Sigmund eingefühte proclamata con.'
gregatio war e i n e A r t Deutschen Vehmgerichts:
Der König oder ein oberster Reichsbeamter führte
den Vorsitz, gewählte Beysitzer und Richter safsen
an seiner Seite. Vor diefs Gericht wurden alle Land-
friedcnsbrecher Mörder, Räuber und Entwender kö-
,

•) Ccscliichte von Serblien S. 433.


374
niglicherGeldergeforclert. Der Angeklagte mufste sicti
persönlich slellen und verantworten ein Spiefs ward
;

über seinem Haupte gehalten fiel der Spruch aus,


;

er sey schuldig, so ward der Spiefs aufsein Haupt


gesenkt, und er sogleich zum Richtplatz geführt, auch
sein Vermögen eingezogen. Zu dem diefsniahligen
Gericht gaben Klagen des Slawonischen tAdels wi-
der den Ban Thuz de Lak , einen sonstigen Günst-
ling des Königs *) Anlafs; allein dieser entzog sich
dem Gericht bey Zeiten durch die Flucht, und eilte
mit 60000 zusammen gerafften Dukaten nach Vene-
dig. Der König zog Strigo, Kaprontza Csaktornya, ,

S. Georg und andre Güter desselben ein. Viel andere


Landfriedens -Slörer wurden verurtheilt, auch Os-
wald Bischof von Zagrab vermulhlich wegen Ver-
,

gehen gegen den Ifönig schuldig erklärt **) doch ;

verzieh ihm der König, gegen dem, dafs er Rebellen


nicht in seinen Schutz nehmen und mit auswärtigen
Mächten in keine Verbindung treten solle. Auch schei-
nen ihm einige Neben-Benelicien, die er vom Papste
als Commenden erschlichen hatte , genommen wor-
den zu seyn.
Bald darauf kamen Antworten aus Italien,
wornach der König Ferdinand von Neapel diefsmahl
gar kein Geld schicken konnte, weil er selbst den
Feiqd (im Lande hatte er wolle aber dem Könige
,

nachträglich alle Kosten ersetzen; der Papst aber


200000 Dukaten unter die Italienischen Mächte ver-
theilt und 5oooo Dukaten übernommen habe jedoch
,
,

dieses Subsidium nicht eher zahlen wolle, als bis die


andern Italienischen Staaten ihr Coniingent erlegt hät-
ten. Am 19. Januar 1481 ernannte ferner der Papst
einen Gesandten, den Cardinal Johann Baptist Cibo,

*) Er war ein getaufter Jude, hatte' aber den König


zu Clauscnburg aus der Taufe gehoben. IJsztkius^
*) Proscript US et in'amissione bonorum eonvictus.
3:5
und als (lieser es ablehnte, später den Bischof Ursi-
nus von Theano zu seinem Legaten nach Deutsch-
land um den Kaiser n.it dem König auszugleichen,
,

und die Deutschen Reichsstände zur IMithüli'e wider


die Türken zu bewegen. Endlich hatte der Papst sich
erlaubt zum Bischof von Modrusch den Christoph ron
,

l\agusa zu ernennen, und den König ^Matthias wegen


des Versuches auf Veglia zu tadeln. Die Cardinäle
schrieben dem Könige noch besonders: der Papst
liebe und schätze den König; seine Verbindung mit
Venedig habe blofs den Zweck gehabt, Einigkeit und
Ruhe in Italien hcrzustciien und diesen Söhnen der ,

Kirche sein Mitleid darüber zu bezeugen dafs sie ,

auf so ungünstige Bedingungen mit den Türken hat-


ten Frieden schliefsen müssen. Der Papst habe den
Schwiegervater des Königs wider die Türken aufrich-
tig unterstützt *)', und werde das nämliche am Kö-
nige thun, wofern dieser mit Friedrich Frieden schlies-
sen und seine ^VatTen wider die lürken kehren
,

werde um sie von Italien abzuziehen. Papst und


,

Cardinäle wünschten demKönige zu seinen Siegen über


die Türken Glück.
Der König -vNar über diese Antworten
äu fs e r s t verdr i e .'s 1 i c h. Auch seinem Sch\>ieger-
vaternahm er es üijel , dafs er kein Geld schicke ;

denn wenn er jetzt, da ihn der Schuh drücke, niclits


thäte , was Zukunft erwarten ? Vol-
liefse sich für die
lends foppender Art sey die Erklärung des Pap-
stes wegen seiner und der Italienischen Mächte Sub-
sidien auf diese Art w erde der König nichts erhal-
;

ten. In Rücksicht Friedrichs sej die Absendung eines


neuen Legaten noch kein definitiver päpstlicher Aus-
spruch und Matthias werde demnach mit den Tür-
,

feen Frieden schliefsen so gut er könne, und sich wi-

*) Misit legatum, dedit decimas^ conce;sit cruciatnm, mi-


Sit pecunias et gentes.
376
der Friedrich selbst Recht veischairen. Auf den Brief
der Cardinäle antwortete der König noch viel bitterer.
Ihm und der Christenheit sey mit leeren Gratulatio-
nen nicht gedient. Statt thätiger Hülfe kränke ihn
der Papst je mehr und mehr in seinen Rechten. In
der Sache von Veglia neige er sich auf die Seite der
Veneter, ohne den König zu hören. Einen Bischof
TonModrusch ernenne er eigenmächtig ausGefälli^r^koit
für andere, und störe damit das Recht des Königs
auf die Vergebung der Bisthümer *). Hierin wolle er
dem Papste nicht gehorchen ; wüfste der Papst, -wie
übel so etwas in Ungern genommen würde so würde ,

er von solchen Anmafsungen abstehen. Eben auf der


Zagraber Versammlung seyen dem Könige hitlere
Vorwürfe gemacht worden, dafs er die Rechtc.seincr
Krone verschlafe, und dem Oswald, Bischof von
Agram (wider das Reichsgesetz wegen Nichtbesitz
mehrerer geistlichen Beneficien durch einen Präla-
Neben-Präbenden kraft päpstlichen Ver-
ten) einige ,

leihungen gelassen habe. Seine Heiligkeit sollten wis-


sen, die Ungern wollten das doppelte Kreuz in ih-
rem Reichs- Wappen lieber in ein dreifaches ver-
wandeln, (d. h. sich einen Patriarchen bestellen) als
solche Anmafsungen der Curia erdulden**). Wegen
des Zwecks der Venetianischen Allianz werde es sich
ja zeigen, wohin ergehe, und ob die Veneter sich
zu weiterer Hülfe gegen die Türken herbeylassen
würden. Diefs war der Inhalt seiner yVnlwortcn , wo-

*) Jus lectlonis praelatorum rcgiii a praedeccssorlbus no»


stris reglbus devolutuin.
**) Die unsterbllcheu eigenen Worfe Matthicns sinl
folgende : Certa dcbet esse Sua Sanctltas, duplicafam II-

lam crucenx quao regnl nostri insigne est gentem Un-


, ,

garicam Uhentlus tripücare velle quam in idconseittirff^


,

ui beneßcia et praelaturac ad jus coronae speclantes per


Sedem Apostoücani conferanlurt
377
bey er nur noch hinzusetzte, seinem Schwiegervater
zu Liebe sende er dennoch den Blasius Magyar
einen wider die Türken lu'iegserfahrnen General
mit 700 Mann Söldnern nach Italien. Darunter waren:
aa) Vierhundert Mann Fufsvolk, und zwar theils
einige sohMere Schilder Vorhaltende und die Vor-
mauer Bildende {Clypeati)^ die einen Waffenträj^er
haben mulsten, und demnach für drey Monate mit
sechszehn Ducaten bedungen waren 5 hinter diesen
formirten sich die andern, nämlich die Gemeinen, Gre»
garii (zu acht Ducaten pr. drey Monate) oder Füse-
liers mit kleinem Gewehr; ferner ma^istri pyxidum
die aus schwerern auf Gabeln gestützten Büchsen
feuerten, die sich zu den Fuseliers verhielten wie
Eins zi Fünf, und endlich ma'^istri bombardarii, die
die Kanonen bedienten.
bb) Einhundert Mann schwere Cavallerie (zu
fiinfzehn Ducaten für drey Monate), welche eine ge-
schlossene Mauer bilden müssen. Auf diese Truppen
setzte der König den meisten Werthj diese, sagt er,
lassen sich eher erschlagen als dafs sie weichen
,

sollten.
cc) Zwej'hundert Mann leichte Hussaren *), die
den Feind beunruhigen und zuei'st anfallen, bey an-
rückender Übermacht aber sich hinter der schweren
Cavallerie Avieder formiren, und den Augenblick zum
Hervorbrechen wahrnehmen.
Die Anwerbung und Ausrüstung dieses kleinen
Corps kostete dem Könige 20000 Ducaten. Brauche
Ferdinand mehr Truppen, so solle er dicfs Geld er-
setzen und noch mehr schicken.
Der WatTenstill stand mit Friedrich lief indessen
zu Ende ohne dafs der Bischof Prosper CaflTarelli
,

den letztern zur Annahme und Vollziehung billiger

*J Equites levis arinaturac. ,


quos Husarones appellamus.
Den Gruad der Benennung siehe oben.
378 '
,

Bedingungen hätte bringen können. Der König fuhr


also in seinen Kriegs-Operationen fort, und
belagerte Marburg. Um eben diese Zeit aber erhielt
der König durch Stephan Woiwoden der Moldau INach-
i'icht, Mohameth, durch Matthiens vorjährigen Feld-

Kug gereizt, rüste sich, über Ungarn im kommenden


Juny mit ganzer Macht herzufallen. Als daher Ascu-
lan und der Bischof von Eichstädt dem Könige neue
Vorstellun-^^en machten so schickte er den Johann
,

Bischof von Grofswardein nach Wien, und liefs da-


selbst am 10. May 1481 einen Waffenstillstand
bis zum 11. Juny abschliefsen, die Belagerung von Mar-
burg aber durch Stephan von Zapolya in eine ßloka-
de verwandeln. Er selbst schrieb indessen vonStuhl-
weissenburg bewegliche Briefe wegen seiner Unter-
stützung wider die Türken nach Italien, und entbot
die Banderien seiner Prälaten und Baronen, welche
erstere sich aber als so arm angaben, dafs sie vom
Könige Aushülfe zur Bezahlung ihrer Banderien, um
sie auch nur drcy Monate lang im Felde zu erhalten,
verlangten *) um so mehr, als sie in ihrem Zehent-
,

gefälle nahmhaften Abbruch erlitten hätten.


Auf seine Klagen an den Papst antwortete dieser
durch eine Kreuzbulle von der aber der König we-
,

gen Erschöpfung seines Bcichs durch Kriege und aber-


mahlige Pest keinen Gebrauch machen wollte, und
mit der Vertröstung der Ankunft seines neuen Ge-
sandten.
Bald nachdem diese Depeschen eintrafen, hatte
auch Flans vor Ablauf des Waffenstill-
stand s am Pfingsttag dasBlokade-Corps vor
Marburg angegriffen, zerstreut und eine Strei-
ferey ins üngrische Gebiet gemacht.

*) Unaquaeque ecclesia in hoc regno secundum veterem


consuetudinem ad erigcndum tempore necessario suiitn
vexillum juxta quaUtatem suam limitata est , schrieb
der König um diese Zeit dem Papste.

i
Inzwischen war Mahometh am 3. May 14B1 gestor-
ben, und seine Söhne Bajazeth und Zizun bekriegten
sich inNalolien.Auch traf ürsinus Bischof von
Theano imJunv 1481 ein, legte den christ-
endlich
lichen Mächten zum Behufe eines Türkenkriegs ei-
nen dreyjährigen Waffenstillstand auf,

und verwies das weitere auf den deutschen Reichstag.


Hieraus und aus dem übrigen Benehmen des Le-
gaten ähnele der König, dafs er sich mehr auf
FriedrichsSeite n e ige. Der König fügte sich nun
zwar dem ihm verkündigten Waffenstillstände, schick-
te aber unter der Hand den Bischof Johann Vilez
nach Rom, um beym Papste zu erwirken, dafs er den
I'heanus zurückrufe, und den Asculanus, der es red-
licher mit dem Frieden meyne, das Werk vollenden
lasse. Wennder Papst schon etwas Entscheidendes
hätte thun wollen so hätte er zwey Cardinal e mit
,

der Yollmacht, einen Schiedsrichterspruch zu fällen,


schicken sollen. DemProsper CaffarelH aber schrieb
der König, er möchte sich doch auch selbst auf den
deutschen Reichstag verfügen, indem der König dem
Bischof von Theano nicht traue. Diefs Schreiben fing
Friedrich auf, und regte dadurch den Bischof von
Theano noch mehr auf. Matthias erfuhr die AufTan-
gung dieses Schreibens und machte darüber dem Kai-
ser Friedrich die heftigsten Vorwürfe. Indessen er-
nannte er doch den Bischof Johann vonGrofswardein
und den Wenzel Boszkowicz von Olmütz zu Both-
schaftern an den Reichstag, und liefs auf Andringen
der Beatrix am i3. July zu Pr e f sb urg neue U n-
terhan dlungen mit Friedrich pflegen. Am 1 1. ^u-
ly 1481 der König einen Reichstag zu Ofen,
hielt
um das Zehentwesen so viel möglich zu Gunsten der
Geistlichkeit und ihrer Banderien in Ordnung zu
bringen.
Auf dem deutschen Reichstage wurden die königli-
38o
chen Gesandten auf Betrieb des Kaisers gar nicht an-
genommen, und ihnen nicht einmahl freyes Geleit
bewilligt. Einzelne Reichsfürsten liefsen sich ferner
vom Kaiser bereden, demselben Geld zum Kriege
wider Matthias zu bewilligen; wie diefs alles Matthias
Tom Bischof von Augsburg erfuhr. Ein Breve des
Papstes, wornach er den Bischof Ursinus zurückrief,
und den Caffarelli als Legaten beliefs, hatte Frie-
drich unterschlagen CafiTarelli reiste nach Rom zu-
;

rück. Der Kaiser, hierdurch


stolzer gemacht, ratifizirte
das Resultatder Prefsburger Unterhandlungen
nicht, welches dahin ausgefallen war: der Kaiser
sollte 5oooo Duhaten Kriegskosten zahlen, und diese
sollteder Bischof von Eichstädt solange inYerwahrung
halten, bis ganz Osterreich von Matthias geräumt sey.
Johann Flans sollteim Frieden nicht einbegriffen
seyn. — Friedrich selbst liefs die Feindse-
ligkeiten im September 1481 wieder beginnen, und
durch Potteudorfer das Schlofs Neuerling in Steyer-
mark belagern. Matthias liefs sogleich Truppen an-
rücken und Pottendorfer ward mit empfindlichem
,

Verlust geschlagen. Zelena aber streifte imOctober


1481 bis St. Florian in Österreich ob der Enns *).
In Italien war indessen Otranto am 10. September
1481 mit Ungrischer Hülfe wieder erobert; noch
vorher hatte jedoch der Papst auf die Klagen des
Matthias dem Ursinus befohlen, den deutschen Reichs-
fürsten die Subsidien, die sie wider Matthias ange-
boten hatten, abzuschreiben, welche Befehle der-
selbe am i.October vollzog. Der Papst entschuldigte
zugleich seinen Legaten bey dem Könige damit er ,

habe klug gethan, dafs er die. deutschen Fürsten ver-


mochte, wider Matthias keine Truppen, sondern nur
Geld zu bewilligen»
Diese Ironie empörte den König auf das äufserste.

*) Kurz Geschichte der Landwehre I. S. 79.

I
38»

Am October 1481 schrieb er an mehrere deutsche


23.
Stände, mit Beleuchtung des Benehmens des Kaisers,
der allein am Kriege Schuld sey, um eben diese Zeit
erklärte er dem Papste: Für die gerühmte Klugheit
seines Legaten danke er recht sehr. Reichsvölker
fürchte er gar nicht, da sie ermattet in Osterreich -an-
kommen und sich nicht lange im Felde halten wür-
den aber Geld fürchte er, womit Friedrich Böhmi-
,

sche und andere Söldner anwerben könne. Der par-


theyische Legat müsse zurückgerufen,
und zwev Cardinäle mit hinlänglicher Entsclieidungs-
Tollmacht geschickt werden. Wolle der Papst diefs
niclit thun, so werde er den Weg der Waflen Tcr-
folgen ; und Friedrich wenn auch vom deutschen
,

Reiche unterstützt, werde gewifs der erste um Frie-


den bitten. Mit den Feindseligkeiten wolle er nun noch
bis zur päpstlichen EntSchliessung zuwarten.
Da Türken um diese Zeit (und nachdem Baja-
die
«eth die Oberhand gewonnen hatte) die untern ,

Gegenden beunruhigten so befahl der König dem


,

Commendanten Ton Temesvär, Kinis, mit Jaxitschund


Wuk einen Streifzug in Serrien im Octot>er
14Ö1 zu unternehmen. Das Resultat mehrerer glück-
licher Gefechte war eine Herüberbringung yon
5oooo Serblischen Colonisten aus denen der König
,

mehrere Fahnen Söldner bildete. Am 14. Novem-


ber 1481 gab der König dem Papste von dem glück-
lichen Ereignisse Jsachricht: noch immer in Erwar-
tung dafs der Papst dem Türkenkriege zu Liebe
,

alleandere Rücksichten aufopfern werde.


Anstatt aber der Erfüllung dieser Erwartung
brachte er bald in Erfahrung, dafs derPapst und sein
Nepote, Hieron} mus Riario, weiland ein Schuster,
jetztHerr von Imola und Forli, nach der Vertrei-
bung der Türken aus Olranto nichts geringeres im
Sinne habe, als seinen Schwager den Herzog Her-
382
cules in Ferrara aus dem Besitz seines Landes zu
werfen. Die Veneter hatten zu dem Ende am 12. Ja-
nuar 1413 ihren Frieden mit Bajazeth neu befestigt,
und Friedrich hatte es mit Begünstigung des Päpstli-
che Legaten Ursinus dahin gebracht dafs Bernard ,

Erzbischof von Salzburg, derSubsidien müde die er


den Ungrischen Truppen in seinem Ijande zahlen
muste, am i/j. Januar 1/482 sein Erzbislhum Salzburg
an Johann Flans wirklich abtrat.
Unter forlwährender Erklärung also dafs er be- ,

reit sey,den Papst als Schiedsrichter anzuerkennen,


wofern er zwey Cardinäle abschicken würde, erklärte
der König zu Anfang Februar 1482 dem Kaiser
den Krieg, der nun jetzt wieder dem Erzher-
zogt h um Österreich selbst galt. Da der Kö-
nig keine eheliche Erben und zur Zeit geringe Hoff-
nung hatte, dafs die Ungern seinen unehelichen Sohn
Johann Corvin zu seinem Nachfolger sich gefallen las-
sen würden, so dachte er au die stufenweise Erhe-
bung des Knaben. Er hatte denselben bereits zum
Comes von Hunyäd und Heizog von Liplau erklärt,
und nach Absterben der Garas ihmSiklos und andere
Schlösser dieser Familie zugewandt. In Schlesien
sorgte er ebenfalls für ihn j nun sollte auch Oster-
ji-eich für ihn erobert und Friedrichs Nebenbuhler-
schaftunwirksam gemacht werden. An Gütern und
Einkünften in und aufser Ungern sollte er mächtig
seyn, und durch diese Macht sich auch einst auf dem
Ungrischen Throne behaupten*). Dieser Plan war—
der Beatrix nicht unbekannt, aber auch nicht an-

*) D^plorabat secum pueri fortunam ^ cui quidquid na-


iura largius indulserat et jus dederat humaititatis, a se-

vera nonnullorum censura, opinianeque post mortem suam


adcm.tum.in praevidebat. Bonfin. Die National-Meinung
hielt und hält mit Recht auf Sittliclikeit , unl daher
elielicbe Geburt.
383
standig. Nach ihren Wünschen sollte sie einst Kö-
niginn von Ungern seyn und den auf den Thron er-
,

heben der ihr seine 6and reichen würde. Darum


,

im Herzen dem Osterreichischen


trar sie
Kriege gram, und hätte lieber gewünscht, dafs
der König ihrem Hause in Italien aufgeholfen hätte.
Ihre Gesinnungen theilten nach und nach mehrere
Grofsen, und um sie herum bildete sich demnach
allmählig eine geheime Opposition wider
Matthias.
Der König, obgleich sehr anhänglich seiner Ge-
mahlinn war jedoch noch stark genug sich ron ihr
,

nicht leiten zu lassen. Den Zelena liefs er schon zu


Anfang Februar mit 4000 Reutern nach Österi'eich
ob der Enns streifen; dem Stephan Zäpolja aber be-
fahl er, Haimburg zu belagern, womit es aber
aus Mangel an Geschütz sehr langsam ging, daher
der König selbst im Lager anlangte. Am lo. April
1483 schrieb er an den Bischof Heinrich Ton Re-
gensburg: er wisse Avohl, was Friedrich durch die
Veneter bewirken wolle, nämlich eine Diversion der
Türken und dafs Friedrich gesagt habe nur nach
, ,

Demüthigung des Matthias sey an einen Türkenkrieg


ernstlich zu denken *). Am 17, May 1482 liefs Frie-
drich, nachdem er einige Verstärkungen aus Deutsch-
seine Armee zum Entsätze
land erhalten hatte,
nach Brück an derLeitha rorrficken. Ste-
phan Zäpolja, der dem Entsätze entgegen zog, ward
geschlagen und gefangen (befreyte sich aber aus den
Händen derer, die ihn bewachten mit List und Ge-
walt), und der König mufste sich nach Prefsburo'
zurückziehen, mit Zurücklassung eines Theils seines
Lagers und Gepäckes.
Der König, eines solchen Mifsgeschickes nicht
gewohnt, liefs sogleich seinen Schatzmeister den Bi-

*) Delutis Hungaris posst res Ckriitianas protycrari.


384
schof Uiban kommen, und klagte ihm seinen Mangel
an Geld und Söldnern und nannte ihn schmeichel-
,

haft seinen treuesten Minister und Siegesgehülfen. In


weniger als Tagen langten auch bald 5ooo
fünfzig
Mann Truppen zu Prefsburg an die Urban
frische ,

in aller Schnelligkeit geworben und ausgerüstet hatte,


indem er das hiezu erforderliche Geld aus seinen
Mitteln vorschofs. Da dankte ihm der König in Ge-
genwart mehrerer Grofsen mit der Erklärung einen :

solchen Mann habe Ungern in hundert Jahren nicht


erzeugt. Die Servier unter Wuk wuiden ausSyrmien
herbeygezogcn.
Noch am letzten Juny 1482 ward also Haimburg
aufs neue umschlossen; und diefsmahl mehr
und schwereres Geschütz herbeygebracht *). Ein
neuer Entsatz sollte der Stadt und dem Schlosse zu
Hülfe kommen aber der König hatte seiner Observa-
:

tions-Armee eine befestigteStellung nehmen lassen, die


durch Geschütz gesichert w urde und die Österrei-
,

chischen Truppen zogen sich defshalb in ihre Wagen-


burg zurück. Wohl verliefs sich Friedrich darauf,
dafs die Türken von ihm und Venedig angehetzt, zu
Semendria Anstalten machten, Süd-Üngern anzufein-
den; aber Matthias detaschirte blofs denKinis, Dötzi,
und den Wuk mit einem Theile seiner Serbler, wel-
che die Türken ohnweit Semendria selbst aufsuch-
ten, und im September 1482 mit einem Verluste von
3ooo Mann in die Festung jagten. Dagegen entbot Mat-
thias z. B. den Ladislaus Käroly , dafs er mit zwölf

Mann gutgerüsteter Reuter bey dem Heere erschei-


nen, und wenigstens ein Monat hindurch bey dem-
selben bleiben solle **). Am 3o. September ergab
sich
*) Eine der Kanonen brauchte achtzig Pferde , als sie
von Ofen herauf transportirt wurde,
**) Ddo ij. September 1482, Szirmay Szathmdr Vdt'
megyg.
385
sich das eng eingeschlossene Haimburg aus Man-
gel an Lebensmitteln.
Tsach dieser Eroberung hielt sich der König nicht
bey dem stark besetzten Bruch an der Leitha auf,
sondern nahm sein Hauptquartier in Baden,
liefs von einer Seite über Neunkirchen und Schott-
wien nach Stevermark, von der andern gegen Wien
streifen, und die Zufuhr von dieser Seite sperren.
In Baden gab der König dem Lehrer seines Sohnes,
Gallottus Martius, zu seiner Rückreise nach Italien,
der Kriegs-Ausgaben ungeachtet, Wägen, Begleitung
und Geldi
War nun von einer Seite Friedrich durch diese
KriegsTorfälle mürber gemacht, so war dagegen auch
der Papst Sixt IV gezwungen worden, am 12. De-
cember mit dem Schwiegervater des Königs und dem
Herzog von Ferrara Friede zu schliel'sen, ja sich
sogar mit ihm wider dieVeneter, falls sie nicht nach-
geben würden, zu verbinden. In Folge dieses umge-
änderten päpstlichen Systemes« trug denn
Friedrich durch Alexander Bischof von Friaul dem
König Matthias den Frieden an allein die Negocia-
,

tionen zerschlugen sich auch dicfsmahl ; worüber das


Cardinal-Collegium am 22. März 1488 seine Betrüb-
nifs zu erkennen gab. Der Papst kündigte zugleich
dem Könige an, er sende einen neuen Legaten
in der Person des Bischofs vonCastelli,
und fafste den König beym Worte es auf den Aus-
,

spruch desselben ankommen zu lassen. Der König


fülirte daher den Krieg etwas langsamer, doch blo-
hirte er "NYien fortdauernd von weitem, und da Frie-»
(ärich sich nach Grätz in Steyerraark begeben hatte,
so ward der Krieg mehr in jene Gegend gespielt,
lind drehte sich um die Belagerung einiger Schlös-t
$er. Neue Nachrichten von Türkischen Hüstungen
waren mit) an den langsamen Kriegsoperalipnen
pBgf ]s. Gesch. r. Ungern, IIJ. JJ h
386
Schuld: der König mufste an dietJnter-Donaudie Ser-
hler, und den Stephan Bathori nach Siebenbürgen mit
Truppen entsenden konnte aber doch die Erobe-
,

rung der Herzegowina durch die 'I'üilven nicht hin-


dern. Auch interessirte sich die Parte y der Kö-
nöginn fortdauernd für den Frieden, unter-
stützt von dem noch im Jahre 14O2 in Ungern
angelangten Peter Ranzanus, Bischof von
Lucera, einem beredten Dominikaner, der als Ge-
sandter des Königs Ferdinand von Neapel auftrat, um
den König dahin zu bewegen, den Friedrich in Ruhe
zu lassen, und die Veneier gemeinschaftlich mit ihm
und dem Papste zu bekriegen. Unter der Hand ne-
gociirle der König, den Zizim, Bruder des Bajazeth,
"von Bhodus nach Ungern kommen zu lassen, um in
ihm dem Bajazeth einen Gegner aufzustellen der ,

unter den Türkischen Paschen noch vielen Anhang


hatte; aber der Grol'smeister von Rhodus wollte sich
hiezu nicht rerstehen. Die vielgellendsten Minister
des Königs waren damahls der Kanzler Peter von
Varda, Erzbischof vonColocsa, ein beredter Mann*),
und Georg von Stein welche bc} de um die Absicht
,

des Königes wufslen dem Johann Corvin den Ung-


,

rischen Thron zu sichern, den Krieg in Österreich


fortzusetzen den schlimmsten Krön -Prätendenten
,

Friedrich zu lähmen, und in Schlesien das königli-


che Ansehen immer gellender zumachen. Imletxtern
Lande führte Johann Bischof Ton Grofswardein im
Jahre i483 einen festen Steuerfufs und eine Abgabe
auf Wein und Bier ein»
Der angekündigte päpstliche Legat traf end-
lich am October 1488 zu Grätz ein, hielt mit dem
7.

Kaiser Friedrich eine Unterredung und kam am


,

i6. October nach Ofen. Bezaubert von dem maje-


stätischen kühnen Blicke des Königs, von dem Glanz

*) Oeulus regis. ,
387
der Itoniglichen Besidenz (nur an goldnen Bechern
waren 3oo vorhanden), Ton der Andacht*) und Pracht
des Gottesdienstes in der Schlofskapelle Ton der ,

Ehrerbietung, die der König jedesmahl in seinen Re-


den gegen den päpstlichen Stuhl blicken liefs, von
der Ehre der königlichen Tafel **), hielt er sich, beson-
ders unterstützt und aufgemuntert von der Königin
und ihrer Partey die über Verarmung des Reichs
,

durch viele Kriege klagte, des guten Erfolgs seiner


Negociationen sicher. Anfangs erklärte sich auch der
König sehr bereit, sich mit Friedrich zu vertragen,
da die Veneter eigentlich, immer Feinde des Ung-
rischen Heichs, den Krieg mit ihm angeblasen hätten,
und zur Demüthigung derselben sodann aber zu ,

einem grofsen Türkenzuge mitzuwirken indem er ,

Ton den Türken drey Länder zurück zu erobern


liabe. Der Legat redete demnach dem Könige zu,
dafs er dem Friedrich alles Eroberte zurück stellen
solle, wonach ihm dieser sofort das rückständige
Geld zahlen, und eine Türkenhülfe von lOdoo Reu-
tern auf drey Jahre aus dem Deutschen Reiche ver-.
schaffen werde da diefs Friedrich in Grätz auf seine
;

Majestäts- Ehre versprochen habe. Matthias brach


jetztüber die Leichrgläubigkeit des Legaten in ein
Gelächter aus er kenne Friedrichen besser; wohl
:

werde er die Zurücl;stellung des Eroberten gerne


sehen, aber dann nichts von allem Versprochenen
Papst und die Deut-
erfüllen. Erst niül'stender
schen Reichsstände dem Kenige die Er-
füllung der kaiserlichen Zusagen garan-
liren, und zu dem Ende müfste der Papst die Deut-
schen Reichsstände ohne den FMnilnls des Kaisers
versammeln lassen ; ja, die deutsche Hülfsarmee wi-
•) Alli dignitate praediti punem religicnis habere consue-
verunt.
••) Ita mecum agity acsi ex ejus sanguine nufus essem.
388
der die Türken müsse wirklich angelangt seyn j dann
würde erst der König das Eroberte zurück stellen,
welches er indessen sämmtlich dem Papste in Seque-
ster übergeben wolle.
Am um mit
24. October yerliefs der Legat Ofen,
diesen Vorschlägen zu Friedrich zu reisen; indessen
langten Gesandte Bajazeths an, die dem Könige
einen fünfjährigen Waffenstillstand antrugen, daBa-
jazcth in Ägypten Geschäfte hatte. — Auch waren
indessen im September 1488 unruhige Bewegun-
gen in Prag ausgebrochen; die Utraquisten hatten
mehrere Katholische in Prag auf der Gasse, in Kir-
chen, und in den Häusern niedergemetzelt, den
Kanzler des Königs Succomanata umgebracht, und
den Königshof p^estürmt. Diese Nachrichten schickte
der König dem Legaten durch Georg Stein nach, da-
mit er und durch ihn der Papst daraus ersehe was ,

die katholische Kirche daran yerlohren habe dafs ,

Matthias nicht Herrscher in Böhmen gew"orden sey.


Der Kaiser behielt den päpstlichen Legaten durch
sechszehn Tare bey sich, und gab wie gewöhnlich
stattkategorischer nur lauter verschiebende Ant-
worten, Als der Legat damit nach Ofen zurückkam,
>jkchte ihn der König aus, und übei'zcugte den Lega-
ten, dafs bey einem solchen Mifstrauen kei-
ne Aussöhnung möglich sey *). Der Legat sehe
nun wohl, König nicht wagen dürfe alles,
dafs der ,

sondern nur Einiges von dem Eroberten in die Hän-


de des Papstes zu übergeben ; auch sey ihm die
Deutsche Hülfe wider die Türken nicht nur auf drey,
sondern auf vier Jahre nöthig. Die Königin trug sich
jetzt sogar an, mit Friedrich eineFriedenszusammen-
hunft abzuhalten, aber auch diefs lehnte Friedricli

*) Der Legat schreibt: Si mille capitula u Salomone hinc


inde deferrcntur , super singulo alius sensus dieerttur
quam stntirtt ille , a quo eonccpia »sstnt.
38<^

»b. Der Legat machte hierauf den Antrag zu einer


Zusammenkunft beyder Fürsten, aber Matthias ant-
wortete scherzend wenn Friedrich auf ihn warten
:

wolle, so werde er bald in seiner Nähe seyn. Da der


Legat nun am Frieden verzweifelte , so reiste er am
i3. December ab und nahm noch ein versiegelte*
,

Ultimatum mit, das ihm der Erzbischof von Colocsa


übergab. Ladislaus Gereb, der Schwestersohn de»
Königs, Bischof von Siebenbürgen, ging mit, um die
Antwort darauf dem Könige zuiück zu bringen. Zu
gleicher Zeit reisten dicGesandtenBajazeths ab, und
mit ihnen Georg, ein üngrischer Abgesandter, mit
den vom Kanzler Erzbischof von Colocsa, Peter von
Warda, verfafsten und besiegelten Artikeln des fünf-
jährigen Waffenstillstandes ; worin aber unvorsichti-
ger Weise für die Ruhe und Sicherheit der Moldau
und Walachey nicht gesorgt war.
Der König, die Nothwendigkeit des Krieges tot-
aussehend halte in Prefsburg noch im Herbst i483
,

einen ansehnlichen Artillerie-Park versammelt. Als


Friedrichs Antwort durch Ladislaus Gereb abermahli
unbefriedigend ausfiel und Friedrich seine Tocht'er
,

und seine Schätze von Wien nach Tyrol abgeführt


hatte, liefs Matthias schon am 19. Januar 1484 Brück
an der Lejtha umlagern. Am 24. Februar war die
Stadt, am 12. März dafs Schlofs erobert *).
Vergebens forderte der Papst am 10. December
14B3 den König auf, lieber die Türken, und die
Ketzer in Böhmen zu bändigen vergebens bequemte
j

sich auch jetzt der Papst endlich dazu, den Johann


Cardinal von Arragonien als Erzbischof von Gran zu
bestätigen **) j der König liefs jetzt dem Kriege den

') Diese Data sind nacb Tichtel angegeben. Rauch


mantissa.
**) Johanne Plans quandocunqite ai aliam cecUüam frans-
lato.
'""
390
raschesten Lauf.Da er bestandig Geld brauchte,
brands cha Ixt e der König die Prälaten,
und die königlichen Freystädte (von den
Bartfeldern wurden 5oo Dukaten im April 1484 ge-
fordert), auchhob er ohne einen Reichstag zu halten,
einen Goldgulden Ton jedem Thore nicht nur, son-
dern diefsmahl von jedem unadlichen Fami-
lien-Vater *), .obgleich der 147O festgesetzte fünf-
jährige Termin hohe Auflage verstrirlien
für diese
war. Nie. Bälhori, Bischof von Waizen (auch ein Zög-
und
ling Italiens, Übersetzer der Bibel ins TJngrische),
selbstUrban Dolzi Bischof von Ei lau fielen ver- , ,

muthlich wegen Vorstellungen, die sie dem Könige


•wegen dieser aufserreichstäglichen Auflagen machten,
Jn Ungnade ; der erstere verlohr seine Güter, die
er nur auf die Fürbitte seines Bruders St e p h a n
Bäthori wieder erhielt, jedoch mit Verlust eini-
ger bisher im Nahmen und durch Verleihung des Kö-
nigs ausgeübten Patronatsrechte ürban Dotzi ward
:

sogar eingesperrt, aber von der Königin und ihrem


Bruder, Johann Cardinal von Arragonien, der nun im
Februar i4^4» als Erzbischof von Gran eintraf, los-
gebeten, und seinem Amte wiedergegeben, ja Do-
tzi ward zum immerwährenden Schatzmeister des
Königs, und da Mich. Orszag um diese Zeit starb, zum
Verwalter des Palatinal -Amtes ernannt. Durch alle
nahm die Partey der Köni-
diese Vorfälle aber
gin überhand: Iieimlich war auch für dieselbe ge-
wonnen der Sekretär des Königs Thomas Ba-
ka t s, der Sohn eines Bauern, und ünterthan der Fami-
lie Drägfi
aus Erdöd im Szabolcser Comitate , den
der König ums Jahr 1480 als Secretär geadelt, mit Gü-
tern beschenkt, und in sein Cabinet gezogen hatte,
ein schlauer, durchtriebener Mann. Alle arbeiteten
4»eimlich am Sturze des Peter Warda und des

*> Viriiim quisque 4iureum nummum -ptndert eogebaftir.


391
Georg Stein, welche bejde für J oh. Corvin ge-
stimmt, dem König beständig in den Ohren lagen,
entscheidendere Schritte für seine Nachfolge in Un^
gern zu thun *) und Friederichen aus Österreich
,

zü vertreiben damit er diese Nachfolge nicht streitig


,

mache.
Am grünen Donnerstage wehten schon die Ungri-
schen Fahnen auf dem Kahlenberge : Wien war blo-
kirt; am Tage vor Ostern donnerten schon die Kano-
nen wider die Mauern von Korneuburg. Gleichwohl
that dieser Platz sieben Monathe lang dem Ungrischen
General David Hazy (der hier seinen Tod fand) un-
ter dem Commando des tapfern Kienbergcr helden-
müthigen Widerstand, da man noch die heutigen
Belagerungskünste nicht kannte. Mit leichterer INIühe
waren St. Polten und Klosterneuburg vom König, und
Fulstin in Steyermark von Stephan von Zäpolya er-
obert. Als endlich auch Schlesische Truppen vor
Korneuhurg gelangt und die aus Oberösterreich
,

herbeykommenden Entsatztruppcn im October ge-


schlagen waren mufste sich der Platz Anfangs De-
,

cember 1484 ergeben. Am 3. December hielt der Kör


nig seinen Einzug in diese Städte , am folgenden
Tage schon liefs er Wiens Blokade noch enger
Bchliefsen.
Zu seinem grofsen Erstaunen hatte indessen der
König erfahren, dafs Bajazeth Kilia und Akermann,
Alba (Weissenburg oder Bielgorod) am Dnester be-
lagert, understeres am i4.July alten Stils, letzteres
am 5. August bezwungen und die Moldau über-
,

schwemmt habe. DerKönig beschwerte sich hier-


über bey Bajazeth als über einen Friedeusbruch; letz«
terer aber sandte zum Beweis dessen, dafs die Moldau

*) Am ay.lpril i4qo schrieb Tarda dem Job. Corvia


hätte der König ihm uad nicht Schmeichlern gefolgt.
iiiific Tua dlgnatio vUi cura non ansreretur.
39«
und die .Wallachey in dem Frieden nicht eintegr if-

fen seyen, das Friedensinstrument selbst. Dieses be-


nutzte die Königin und ihr Anhang klüglich, den ge-
fürchteten Minister, den Kanzler Peter Varda,
Verfasser dieses Tractats, zu stürzen sie legten ihm
;

auch allerhand Reden zur Last die er wider die


,

häufig ausgeschriebenen Steuern geführt haben sollte.


Er fiel bey Matthias, (der sehr reitzbar, Verläumdern
und Schmeichlern zugänglich war) in Ungnade *),
und ward im August 1484 nach Orawa gefan-
gen gesetzt. Der neue Papst Innocenz VHI (den
«mi2. August 1484 war Sixt der IV gestorben, nach-
dem Ferdinand kurz zuvor mit Venedig am 7. August
Friede geschlossen hatte) abermals ein Genuescr (yor-
mals Cardinal Johann Baptist de Cibo), nahm sich am
24. September 1484 Tcrgebens des gefangenen Erz-
bischofs an: Beatrix und ihr Anhang sorgten dafür,
dafi er nicht entlassen wurde **) und dafs jetzt
,

blofs ihre dienten,zumahl die Zapolyas, durch Schmei-


cheley die Oberhand beym Könige gewannen. Kanz-
ler ward Johann Bischof von Grofswardein. Von dieser
Zeit an ward Matthias unvermerkt in Hauptsache»
von seiner Gemahlin geleitet; denn auch die
gröfsteFestigUeit desCharakters unterliegtder schlauen
Benutzung mancher Schwächen. Darum hat er den
grofsen Fehler begangen, nicht noch bey Lebzeiten
durch muthiges Durchgreifen auf dem Reichstag sei-
nem geliebten Corvin den Thron zu sichern und sei-
ne Dynastie zu gründen: darum siegten WeiberHst
und Oligarchie und Ungern ward ein Erbtheil der
,

schwachen Jageiloniden, Wladislaus und Ludwig,


und darum gerieth es an den Rand des Verderbens, aus
dem es endlich Österreichs kräftiger Arm herausrifs*
Dem Plan aber blieb Matthias getreu , Wien und
*) Erhielt sogar nach Revajs Bericlilcn Ohrfeigen.
**) Beatrix praesuü ob'^ntolcrabiltm in se accrbitatem af-

fensa., Tubere-
393
damit ganz Österreich und mufste erobert
sollte
werden. Aus Anlal's jenes Einfalls der Türken in die
Moldau schrieb der König die Stellung der Bande-
rien aus, und that so, als ob er dieselben über
Siebenbürgen nach der Moldau in Bewegung se-
tzen wolle , dem Vor-
führte sie aber hernach unter
wand, bejden Festungen bereits gefallea
dafs die
seyen nun ebenfalls nach Österreich. Schon
,

im Januar 1485 ward Wien so enge als möglich ein-


geschlossen der König hatte sein Hauptquartier in
,

Klosterneuburg, sein Günstling Stephan Zapolya in


Baden; eine andere Abtheilung bezwang am 18. März
Ebersdorf, und noch eine andere die Verschanzun*
gen an der Taborbrücke. Bey der Belagerung
Ton Ebersdorf fiel eine Kanonenkugel in das
Haus von Lehm, in welchem sich der König aufliielt
diefs benutze die Faction der Königinn, um den
königlichen Sekretär in Mährisch-Schlesischen Ange-
legenheiten, Jaroslaw (Hieroslaus)Ton Tschernahora,
(Schwarzenberg), der ihr nicht anständig war bey ,

dem Könige zu verschwärzen als ob er dem Com- ,

mendanten von Ebersdorf die Hütte, worin Matthias


wohnte bezeichnet habe um seine Kanonen dahin
, ,

zu richten , und ials ob er den Wienern Pässe zur


heimlichen Überkommung yon Yiktualien ausgefer-
tigt habe. Der König dessimulirte Anfangs diese An-
klage und setzte seine Kriegsoperationen fort, die
,

ihm die Hungersnoth in Wien erleichterte. Schon


um den 4. May i485 nahm diese Hungersnoth so über-
hand, dafs man Pferdefleisch, ja auch Katzen und
Mäuse afs, und ein Metzen Mehl 107 Gulden galt. Der
kaiserliche Fiskal verzögerte zwar die Übergabe,
indem er von Zeit zu Zeit die Hoffnung gab Fried- ,

richs Sohn Maximilian werde mit Burgundischen und


Deutschen Truppen bald zum Entsätze anrücken aber ;

als Matthias durch EinTerständiiisse den Wienern


394
T\Issen liefs, Maximilian habe in den Niederlanden mit
seinen eigenen rebellischen Unterthanen zu thun, als
er endlich selbst die Leopoldstadt einnahm und ver-
farauiite: da capitulirte Wien am i. Juny 1486'.

Nach dem Inhalte der Capitulation erhielt die kaiser-


liche Besaitung freyen Abzug mit Waffen und Ge-
päcUp, und die Stadt die Zusicherungihrer Privilegien.
Noch am nähmlichen TagerücHte Johann Corvin mit
8000 Mann auserlesener Truppen in die Stadt: am
•j. Juny hicll der König, am 3*«" die Königin ihren
Einzug. Am 24.Juny liefs der König schon Landtag
in Osterreich halten, und sich Steuern bewilligen
da Bernard Bischof von Wien seinen Stuhl verlassen
hatte, so ward ürban Dotzi hierzu ernannt. D i e
Gelehrten der Wiener Universität nahm
der König in seinen l^esondern Schutz,
«nd liefs ihre Gehalte fortzahlen. Wohl -wissend, wie
vortheilhaft so etwas Gemüther wirUe und
auf die ,

mit den Musen vertraut, wollte er sie im Kriege we-


der schweigen noch darben lassen *).
Wahrend der König seine Vortheile weiter trieb,
dem Stephan Zäpolya Ebenfurt schenkte und ihn ,

Neustadt belagern liefs , er selbst aber Tuln um-


setzt^, und am f?9. July i485 einnahm, liefs er gleich
nach der Einnahme von Wien , den guten Eindruck
dieser Nachricht benutzend, seine Prälaten und
Baronen zusammenkommen in Waizen, und
liefs siedurch Gesandte auffordern, ihm ein neues
Subsidium zu bewilligen, damit er seine Siege
fortsetzen, und auch Süd -Ungern wider einzelne
streifende Türkenhaufen schützen könne. Sehr bald

*) Tichtel schreibt: dlepost Matth. accppl XVI, flor. e:c

lectura in Medicina quos dedit Matthias Hang. Rex gut


felicitur vivat. Die ganze Universität ward dem Könige
in der StephAPsliirche präseatirt.
395
liam der Schilift zu «Stande, wodurch der Konig, der
einen Reichstag zu halten keine Zeit hatte , bevoll-
mächtigt ward, abermahls einen Goldgulden (von je-
dem Familien- Vater oder Thor? diefs weifs man
nicht genau) einzufordern. Um Juny
die Mit!e des
1435 erliefs der König bereits die Ausschreiben in
Geroäfsheit dieses Schlusses.
Nach dem Falle von Tuln begab sich der König
selbst in das Lager vor Neustadt, um die Bela-
gerung der Stadt zu leiten; am 29. Juny versprach
die Stadt zu capituliren wenn sie nicht binnen sie-
ben Wochen entsetzt würde: am 17. August 1480 er-
folgte die Übergabe. In Italien war aber indessen
ein verderblicher Krieg zwischen dem Papste und
dem König Ferdinand von Neapel auf Anstiftung der
Neapolitanischen Reichsbaronen ausgebrochen, und
der Schwager des Königs Johann von Arragonien,
Erzbischof von Gran mufste nach Italien,
um seinen Vater mit dem Papste auszugleichen. In
das Lager vor Neustadt kamen türkische Gesandte,
welche zehn Kameele mit Geschenken bepackt her-
bcyführten. Matthias schickte sie auch nach Wien,
nm die Pracht seiner neueroberten Stadt zu sehen.
Um eben diese Zeit erhielt der König Nachricht,
dafs Friedrich im Reiche, wohin ersieh aus Linz be-
geben hatte sich alles Ernstes bemühe. Reichstrup-
,

pen wider Matthias, und zugleich die Wahl seines


Sohnes Maximilian zum Römischen Könige zu erlan-
gen. Diefs mahnte den König seinerseits auch für sei-
ne Dynastie und seinen Johann Corvin zu sorgen.
Vor der Beatrix mufste er die letztern Absichten ge-
heim halten. Er hatte einen Italiener Fo n t an a am
Hofe: diesen schien er in Ungnade nach Italien in
sein Vaterland zu schicken, aber in Geheim
gab er ihm den Auftrag, für Johann Corvin
um die Blanka Haria, eine Mavländische
396
Prinzessinzu w e rl> e n welche damals für eine
,

sehr reiche Parthie gehalten wurde. Sie war die


Schwester des Johann Galeazzo Maria, der selbst
mit einer Tochter des Herzogs von Calabrien, Bru-
ders der Beatrix, verlobt war, und eigentlich der re-
agierende Herzog von Mayland hätte seyn sollen aber ,

sammt seiner Mutter Bona, von Ludwig Sforza, zu-


benahmt dem Mohren in einer lästigen Abhängig-
,

Iteit gehalten wurde. Sowohl der Braut als ihrer


Mutter und ihrem Bruder war daher die Verbindung
mit dem mächtigen Könige von Ungern erwünscht,
sie gaben dem Fontana das Jawort.
Während der König vor Neustadt lag , kam ihm
die Nachricht zu , dafs in Ungern, v«rmuthlich über
die Eintreibung des letztdekretirten Subsidiums —
unruhige Bewegungen ausgebrochen *) waren,
welche von Räubern Mördern u. dgl. zur frechen Aus-
übung von allerhand Schandthaten benutzt wurden.
Er schrieb auf den Anfang December i486 einea
Beichstag aus, um so mehr, als durch Urban Dotzi's
Versetzung nach Wien die Stelle eines Palatins of-
fen war.
Der König hatte zu Anfang December noch in
Wien verweilt, und leider hat er sich hier verleiten
lassen, den Verläumdern seines böhmi-
schen Sekretärs Jaroslaw de Tschernahora
Glauben beyzumessen. Die Folter prefste dem armen
Manne ^das. Geständnifs aus dafs er der ihm zur Last
,

gelegten obigen Verbrechen schuldig sey: aber so-


bald er von der Folterbank loskam, läugnete er al-
les, und bestand darauf, dem Könige seinem Gut-
tbäter immer treu geblieben zu seyn. Am Samstag nach
dem Ö. December, eben als Matthias Wien verliefs,
iini sich mit der Beatrixnach Ungern zu begeben, ging

die Hinrichtung vor sich. Der Henker, der ihn köjjfen

*) Domtstlcae insolentlav et tjuerelae, sagt der K«nig.


39:^

sollte, hieb fehl, und das gutmüthige Wiener Yolk


erlaubte keine >veitern Hiebe; doch starb der un-
glückliche nach drey Stunden am BlutTerluste.
Als der König bey dem versammelten
Reichstag angelangt war, erklärte er: der nächste
Hauptzweck desselben sey die Bestellnng eines
Palatins mit Zustimmung der Reichs-
stände. Wien sey bezwungen, das übrige Oster-
reich müsse aber noch unterworfen werden-, diefs
werde den König noch wohl einige Zeit lang aufser
Landes halten. Darum müsse ein Palatin yom Könige
erwählt werden mit Zustimmung der Stände, der
die täglichen Geschäfte und besonders die Rechts-
angelegenheiten verwalte. Seine hierzu abzielen-
den Amtsverrichtungen sollen also jetzt bestimmt
werden.
Im Geheim mochte sich der König auch das Ziel
gesetzt haben, einem ihm ganz ergebenen Mann
viel Macht einzuräumen, der sodann dem Jo-
hann Corvin zur Besteigung des Üngri-
schen Thrones behülflich sey, auch wenn
der König schnell sterben und den Johann Corvin
,

minderjährig hinterlassen sollte. Er glaubte hierzu


keinen bessern wählen zu können als den EmericU
,

Zapolya, der schon in Schlesien bis 1482 Landes-


hauptmann gewesen war, und den, so wie dessen
Bruder Stephan er aus dem Staube gehoben und seit
1 1. August 1483 mit Hedwig der Tochter des Herzogs

Ton Teschen vermählt hatte. Dennoch irrte sich der


König: denn beyde Brüder, besonders Stephan, \fa-
rcn wie es die Folge entwickeln w ird dem König
, ,

im Herzen feind dem Johann Corvin aufsässig und


, ,

der Faction der Beatrix zugetJaan.


Aus diesen historischen Umständen wird man sich
erklären können, warum das berühmte noch imj. 1485
zu St. inde gekommene Gesetz iilior die Macht
398
tind Würde eines Ungrischen Palatins
so und nicht anders abgefafst sey. Noch xov der Er-
klärung daPs der König zu diesem Arnle Emerich
,

Zapolya designirt habe, wurde folgendes beschlossen:


1) Der Palatin sollte auf den Fall als der König
,

teineft Erben hätte *), und es auf eine Königswahl


ankäme die erste Stimme dabey haben.
,

2) Im Fall der König einen minderjährigen Er-


ben hinterliefse sollte der Palatin sein Vormünder
,

iseyn, und ihn im Besitze der väterlichen Herrschaf-


ten und Länder erhalten und verlheidigen während ;

solcher Minderjährigkeit sollten alle Reichsbewohner


ihm mit Folgsamkeit zugethan seyn. (Damit ward
Zunächst die Vormundschaft der Beatrix, aber auch
überhaupt weibliche Vormundschaft ausgeschlossen.)
3) Sowohl im Falle eines Wahl-Interregnums, als
auch der Vormundschaft solle der Palatin das Recht
haben Reichstage auszuschreiben.
,

4) Der Palatin ist, wenn der König nichts anders


bestimmt, General-Kapitän der Reichsmacht, so oft
diese M'ider einen Feind aufgeboten werden mufs.
5) Innern Zwist derStände gleicht derPalatin aus,
oder spricht darüber das Urtheil und vollzieht es
mit Bestrafung der Schuldigen jedoch unbeschadet
,

der königlichen Würde und obersten Entscheidung.


6) In Zwistigkeiten zwischen dem Könige und
dem Reich tritt der Palatin als Mittler auf, und legt
dieselben mit Anwendung aller Sorgfalt bey^

7) Wennder Fall sich ergäbe, dafs der König


je

7Mt Besorgung des auswärtigen Reichs-Interesse un-


fähig oder fahrläfsig **) wäre so hört der Pala-
:

*) Si quantio regium scmen deßcere contigerit. Dieser


Ausdruck läfst auch einen natürlichen Sohn als Er-
^ ben zu.
**) Si (juando contingeret regem simpUctm et negUgentem
399
tin die Gesandten fremder Mächte an, iind eriheilt
denselben Bescheid.
8) Klagen wegen unrecht verschenluen Gütern
nimmt der Palatin an bringt sie an den iUinig und
, ,

be^virkt darüber eine richterliche Entscheidung.

9) Der Palatin ist der oberste Richter des Reichs,


nächst dem König. Er erkennt nicht nur über ge-
waltthätige Besitzereifungen »ie die andern Reichs-
,

richter sondern auch über eigentliches Recht auf


,

diese oder jene Besitzung •welches den andern


,

Reichsrichtern nicht gestattet ist. Die Gerichtsstrafen


und andere Bebürdungen, die der Palatin einmahl zu-
erkannt hat, kann der König nur aus besonderer Gna-
de und Machtvollkommenheit erlassen-, die Ton den
andern Keichsrichtern zuerkannten, kann der König
im ordentlichen Wege nachlassen und aufheben.
10) In Abwesenheit des Königs ist er dessen Statt-
halter und Oberhaupt der ihm zu dieisem Ende zu-
gegebenen Dcputirten des Reichsrathes. Er verwaltet
alles, mit Ausnahme der Schenkungen und Gnadeu-
sachen.
11) Er ist der Graf und Richter der Cumaner, und
erhält von denselben jährlich 3öoo Dukaten.
12) Er ist der oberste Richter von Dalmatien und ,

die Einkünfte gewisser Inseln gehören ihm.


Der Reichstag, nachdem diefs Gesetz abgefafst^
und Emerich Zäpolja mitBewilligung derStändezum
Palatin ernannt war, Terliingefte sich noch bis zum
20. Januar i486; denn der König, nachdem er seine
bisherigen Bemühungen das Ungrische Gebiet zu
erweitern, und die vielen auswärtigen Kriege herge-
zählt hatte, erklärte den. Ständen er wünsche sei-
:

nem Reiche vorzüglich die Wohlthat einer feslen.


Gerichtsverfassung angedeihen zu lassen. Die wich-
tige Angelegenheit der Coniitats- und Reichs«
Gerichtsverfassung ward nun in 87 Artikeln
400
«ebst manchem andern regulirt, und diese Regula-
tion ist die Basis der heutigen Verfassung. Das Yor-
züglichste davonmüssen wir demnach berühren.
Die Vehmgerichte
i) die entweder der König
,

selbst (proclamatae congregationes) oder der Pala-


,

tin (Judicium generale palatinale) in den Comilaten


aur Bestrafung der Verbrecher hielt, wurden ab-
geschafft.
3) Abgeschafft ferner die Citationen vor den Kö-
nig , selbst mit kurzem Termin.
3?) Abgeschafft endlich die gerichtliche Zuerken-
nung des Duells, ausgenommen Fälle, wo etwas
ohne Zeugen zwischen Zwejen vorgefallen ist, z, E.
eine Beschimpfung, und wo dann nicht ein Reichsge-
richt, sondern eine besonders hierzu berufene Curia
regia militaris das Duell zuerkennt *)
An Statt aller dieser Anstalten traten ein:
L Ordentliche Comitatsgerichte. Zu
dem Ende
a) Erhält jedes Coiüitat seinen Obergespann, ei-<
nen Reichsbaron oder sonst bedeutenden Güterbe-^
sitzer.
b) Dieser ernennt seinen Vice-Comes, aus den Mit-
gliedern des Comitats.
c) Die Gerichtstafel besteht aus den Stuhlrichtern,
und aus 8 bis 12 eigens auf ein Jahr erwählten ßej-
sitzern:welche letztere mit dem TestimonioCapituli
3U gerichtlichen Verrichtungen ausgesendet werden.
d) Von dem Comitatsgerichte ist innerhalb des
Comitats Niemand ausgenommen. (Die königl. Frey-
städte blieben es jedocli mit Recht.)
e) Das Comitatsgericht übt die doppelte Gerichts-i»
barkeit aus
1) in

*) Diese Curia militaris ist dann in Folge eines Besclilusscs


«lesTridentiniscbcn Kirckenraths abjicschafrt worden.
4o»
Criminal«achen ,' nachdem die Verbrecher
i) In

durch den Vice-Comes eingefangen und vor Gericht


gestellt worden*
'X) In Ciyil-Angelegenheiten als erste Instanz : und
awar
aa) InViolenz-, Pfand- undSchuId-Processen wird
der Beklagte auf die nächste Gerichts-Session Torge-
laden ; in den ersten die sogenannte General-Inquisi-
tion {communis inquisitio) rorgenommen und der ,

Spruch in diesen Processen noch in der ersten Ge-


rich ts-Oclave gefällt.
bb) In andern Rechts- Angelegenheiten wird der
Beklagte auf die zweyte nächste Octave citirt. Solche
Processe dürfen nicht über vier Octaven hinausgezo-
gen Averden. Ein Advokat soll nicht mehr als vier-
zehn Parteyen dienen,
f) Den Spruch des Gerichts exequirt der Ober-

gespann oder yicegespann ohne Widersetzung bej


Strafe des Landfriedens-Bruches.

g) Die Appellation geht an die obern Reichsrichter:


nur in Sachen, die die Comitesperpetuos be-
treuen an den König.
,

h) In Civil-Angelegenheiten unterstehen auch die


Geistlichen demordentlichenGerichte, und sollen sich
aller Bannilüche gegen ihre Widersacher enthalten.
II. Oberste Reichsgerichte.
A.'^n Ungern.
aa) Zuerst kommen
alle appellirle Sachen vor ei-
nen der drey obersten Reichsrichter, oder vor sei-
nen bestellten Stellvertreter. Diese drey obersten
Reichsrichler sind derPalatin —
der Judex curiae —
der Kanzler oder der Perjonalis praesentiae Regiat
Locumtenens, das heifst, der Aufbewahrer des königli-
chen Gerichts-Insiegels (also gab es einen Vice-Pala-
lin, Vicejudex curiae) u. w. s.

bb) Jeder dieser obersten Reichsrichter ernennt


Engels Gesch. v. Ungern. HI, C, r
402
einen Prolo- Notar, der die gewechselten Piocefs-
Akten der Parteyen aufnimmt.
cc) Kommt es zum Vortrag, dann Tersammlen sich
die Richter an einer Tafel, an den Gerichts-Ter«ninen
on Georgi oder Michaelis. Zwey der ordentlichen
Eeichsrichter müssen gegenwärtig seyn , oder zwey
andre vom Könige ernannte Prälaten und Baronen,
dann die Stellvertreter der ordentlichen Reichsricli-
tersammt ihren Proto-Notä s. Zugegen dürfen seyn, der
Magister Tavernicorum^ der Ban -von Slavonien, der
Woiwode von Siebenbürgen wenn sie gerade an-
,

wesend sind. Die gefällte Sentenz wird von dfem Pro-


to- Notar eines andern Reichsrichlers unterschrie-
ben, nicht von jenem der den Procefs referirt hat,
,

dd) Blofs dem Könige vorbehalten sind:


i) Erkenntnisse über Staats -Vci"hrechen, und
Reichs- Verrath welche jedoch in voller Versamm-
,

lung der Prälaten und Baronen geschöpft werden müs-


sen, ohne dafs der unschuldige Erbe leide.
3) Erkenntnisse in Zehent-Sachen der Geistlich-
keit, welche durchaus nicht nach Rom gehören.
3) Erkenntnisse über die Comites perpetuos *).
ee) Die Regeln wegen Beschleunigung der Pro-
cesse gelten auch von dem obersten Reichsgerichte.
B. In Slawonien das Banal-Gericht.
C. In Siebenbürgen das Woiwodal-Gericht mit
gleichem Ansehen als das Reichsgericht in Ungern
nur mit andern Gerichts-Terminen.
*) Sie hcifsen auch Barones Naturales. Folgende geLür-
ton unter Matlliias zu dieser Classe a) der Herzog
:

von üjlak; h) die Grafen Frangepani; c) die Grafen


von Zips; d) die Grafen von St. Georg und Pösingj
e) die Grafen von Corbawienj f) die von Zrin ; g) die
von Pereny; h) die von Bätor; diese wurden unter
IMallLias als Glieder des Reiclis-Conseils, aber auch
als baiiderialpflichtig angesehen. Der Banderien Ave«
geq hatten ^ie die Würdcu erblichen Grafen erhalten.
/io3

Einige wenige politische" Verordnungen


sind auszuzeichnen , als z. E. die' bestätigte Fre) zü-
gigkeit derBauern, die scharf Terbotene gewaltsame
Wegführung fremjder ünteithanen das Verbot, dafs 5

weder Veneter noch Pohlen, denen der König im


,

Herzen gram war Güter im üngrischen Reiche er-


,

werben können die Verificirung der Privilegien al-


3

ler Brücken- und Wegmäuthe der Privaten; die Be-


stimmung des königlichen Regal- bey Gruben, und des
königlichen Rechts, solche Besitzungen woBergwerke
sind, einzutauschen.
Es scheint aber dafs dieser Reichstag, dessen Be-
schlüsse noch zu Matthias Zeiten ihrer Wichtigkeit
halber gedruckt erschienen *), auch finanzielle Vor-
iheiledem Könige zur Fortsetzung des Österreichi-
schen Krieges zugestanden habe, die jedoch in die
Artikel nicht eingetragen wurden. Wenigstens be-
ruft sich der König hierauf in spätem Schreiben, so
dafs wohl der Waizner Beschlufs bestätigt, und ein
neues ähnliches S u b sidi u m vom 1. Juny i486annoch
auf ein Jahr bewilligt worden seyn mag. Die Städte
wurden dabey dem Könige zur willkürlichen Taxi-
rung hingegeben^ so z.E. Bartfeld sollte 1000 Duka-
ten zahlen.
Noch vor Ende dieses Reichstags hatte Johann von
Arragonien, Cardinal und Erz bisch of von Gran,
auf diese seine letztere Würde Verzicht gethan. Um
der Beatrix gefällig zu seyn, ernannte der König zu

*) I. 266. und Seemüller


Siehe Panzer Annales Typogr.
IV. 137. Dem DeLret war auch ein Tarif für gericht-
liche Schäzungen beygefügt, der für Vergleichungen
lehrreich ist. Einhundert fünfzig Joch Landes (oder
terra ad unrim amtrum) galten drey Mark ein Joch ;

fünfzig Denar; ein Ochs eine Mark 5 ein Pferd drey


!'arkj vier Schaafc eine Mark j vier Schweine ein»
Mark. JiovacJüch supplem, II. S. »58 f.

Cc 3
Ko4
derselben den Sohn des Herzogs TonFerrava, strrnes
Schwagers Hip p olytus, der nur eist acht Jahrfe
alt wai, und gab seinen Gesandten in Rom, Cardinal

Gabriel von Yerona und Johann Vitez Bischof von ,

Syrmien, Befehl, die päpstliche Bestätigung auszu-


wirken. Wegen des Krieges des Papstes mit seinem
Schwiegervater erliefs der König zugleich sehr starke
Schreiben an die Cardinäle;
Als der König ';örte, dafs Maximilian am 16.
Februar i486 wirklich und zwar ohneBeyziehung ei-
nes Böhmischen Gesandten zum Römischen Könige
erwählt, und am 20. März eine deutsche Allianz wi-
der Matthias beschlossen worden liefs er nur noch
,

die Neustadt unter Stephan Zäpolja enger umschlies-


sen , er selbst führte seine üngei'n , Böhmen (die
schwarze Legion) und Sei'bler *) v o r L a a um auch ,

das nördliche Österreich zu bezwingen. Vorher hatte


er noch von Fontana die zusagende Antwort des May-
]änder H^ofes erhalten, darum schickte er seinen
Kanzler Johann Bis chof ton Grofswardein
nach Frankreich um mit dem Könige von Frank-
,

reich einen engern Bund wider Friedrich und Maxi-


milian zu schliefsen, in der Rückkehr aber die Hei-
rath der B 1 an ka vollends zu Stande zu
tnit
bringen. Der Bischof zog mit einem glänzenden«
Gefolge von 3oo adelichen Jünglingen , und mit vie-
len Geschenken an die Örter seiner Bestimmung. —
Das Mifsvergnügen der Böhmen über ihre Vorbeyge-
hung bey der Wahl Maximilians Benutzte der König
zur häufigem Anwerbung Böhmischer Söldner. Von
dem deutschen Reichstage und dessen Hülfe fürch-
*) Um sie zu gewinnen ernannte Matthias den Branko-
witschen Johann (Geschichte von SerLlien S. 448) bald
nach Ostern i486 zum Despoten, und gab ihm Berehzö
«nd Külpeny. Branhowitsch heirathete die HtJen«,
Tochter des Demeter Jaxich.
4o5
tete Matthias nichts und in der That vrar sie für
,

Friedrich von keinem Nutzen; unter der Hand hiel-


ten es immer etliche Reichs -Stände mit Matthias,
z. E. die Herzoge von Bayern.

Es macht den damahligen Osterreichischen Com-


mendanten Ehre, dafs sie ihre befestigten Plätze so
lange zu vertheidigen vrufsten. Die Belagerung von
Laa zog &ich bis in den September hinein und die ,

Bezwingung von Österreich kostete dem Matthias sehr


viel Zeit und Geld; doch war der König in seiuea
Lager diplomatisch thätig. Für seinen Schwiegerva-
ter verwendete er sich so lebhaft, dafs der Papst
im Juny i486 die Bestätigung des minorennen Hip-
polyt zum Erzbischof von Gran abschlug , eben so
die Bestätigung des Johann von Grofswardein zum
Bischof von Ölmülz zu welchem Bisthum der Papst
,

durchauj: den Gesandten des Königs, den jungen Vi-


tez ernannt haben wollte, den König mit seinem Zorn
bedrohte und ihn ermahnte
, dafs er vielmehr Fer-
,

dinanden zum Frieden bewegen möge, der denn auch


zum Schein am H. August i486 zu Stande kam.
Gegen Anfang September 148G hielt der König
mit Wladislaus zu Iglau eine Zusammen-
kunft, um ihn in seiner Abneigung gegen Friedrich
zu befestigen ; die Beatrix , Johann Corwin , die Ge-
sandten von Neapel und Ferrara waren ebenfalls zu-
gegen : Wladislaus erhielt wieder erhebliche Geschen-
ke, 2. E. einen mit Brillanten verzierten Helm.
Gegen Ende September i486 ergab sieh Laa.
Matthias liefs die Beatrix in Znayra und belagerte
Rotz. Als sich dieses ergeben hatte, traf eine Fran-
zösische Gesandtschaft ein, die- ein unterzeichne-
netes Bündnifs mitbrachte, nach welchemFrank-
reich es auf sich nahm , den Sohn des Kaisers, Maxi-
milian durch einen wirksamen Krieg zu beschäftigen.
Matthias, der Maximilians Thäligkeit wohl kannte,
406
und mehr als ror seine£ Vater
sich Tor ifim weit
fürchtete war hierüber so vergnügt, dafs er den Ge-
,

sandten mit Kostbarkeiten, an W-erth von 3ooo Du-


katen beschenkte. Nach Rotz kam auch Anton Bon-
finis aus Ascula gelockt durch den Ruf des Königs,
,

um in Ungern sein Glück zu suchen er brachte ver-


;

schiedene Von ihm verfafsre Bücher zu seiner Empfeh-


lung mit die der König im I^ager las. Bonfin ward
,

Vorleser der Königin, und erhielt später den Auftrag,


die Geschichte von Ungern zu schreiben. SeinenSchatz-
zneister Urban Dotzi ernannte der König im October
i486 zum Bischof von Erlau (da Gabriel von Verona
gestorben v»'ar), zum Bischof von Raab aber den Tho-
mas Bakats, und dessen Bruder Franz Bakäts an seine
Stelle zü seinem Sekretär,
Im November i486 ward noch Eggenburg bezwun-
gen und Matthias liels durch Bartholomäus Drach
,

die Beatrix von Znaym herbeyhohlen um mit ihr


,

den Einzug zu halten. Das Kloster


in diese Stadt
Zwettel, Altensteig und andre Orte wurden nun be-
setzt; die Armee, nachdem sie sich in Klosterneu-
burg erhohlt hatte, ward jetzt zur engeren Blokade
von Neustadt beordert; am 20. December i486 hielt
der König» eingehohlt vom PalatinEmerich und vom
Bischof Urban wie gewöhnlich in Begleitung der
,

Königin seinen Einxug in Wien, als Bezwinger


Österreichs am linken Donau-Ufer,
Auch in Mayland hatte der Bischof Johann von
Grofswardein seine Geschäfte so gut eingeleitet, dafs
nunmehr Johann Anton, erwählter Erzbischof von
Mavland Naso MafTei, und Franz Fontana beym Kö-
,

nige und dem Johann Corvin die


eintrafen,
Hand der Blanka zusagten; doch hatte liud-
wig Sforza die Bedingung hinzugefügt: dafs Johann
€0 r vi n vorher »von seinem Vater zu sei-
nem Thronfolger in ü ji gern erklärt wer-
407
den sollte. Matthias hatte bisher bey seinem Sohne
das Sjstem angenommen ihn stufenweise diesem
,

ihm zugedachten Platze näher zu bringen. Zehn Jahre


hatte er schon mit der Beatrix gelebt, sie fast nicht
von seiner Seite gelassen , aber doch keinen Erben
mit ihr erzeugt. Zu dem zwar nicht
letztern hatte er
alle Hoffnung rerlohren, doch liefs er einstweilen
den Johann Corvin, hej dessen Erziehung die besten
Minister gebraucht waren, bej allen öffentlichen Re-
den und Audienzen zu seiner Rechten sitzen, liefs
ihn, wenn er selbst scheinbar oder wirklich kränk-
lich wrar, den Platz des Königs an grofsen Hoftafeln
einnehmen, und gab ihm Gelegenheit, sich bej Hofe
durch nicht vergebliche Fürbitten, Freunde, und
durch mvichmahlige Anführung von Truppen und ,

dabey bezeigte Popularität Anhänger bey der Armee


zu erwerben. —
Ludwig Sforza's Antrag war ein Don-
nerwort für die Partey der Beatrix und kam selbst
,

de.n auf einen ehelichen Erben noch hoffenden Kö-


nige zu früh. Man kann die Antwort, die damahls
den Mayländischen Abgeordneten gegeben
wurde , füglich als einen Wendepunkt für die
Angelegenheiten des Cngrischen Reichs
ansehen. Hätte sich der König damahls, dem Ein-
flüsse der Neapolitanischen und Oligarchischen Fac-
tion entziehen, und den Johann Corvin auf einem
Reichstag für seinen Sohn und Nachfolger anerken-
nen lassen können und wollen, so hätte Ungern wahr»
scheinlich keine Schlacht bevMohatsch eilebt. Aber
die Mayländischen Gesandten ei-hielten zur Antwort:
Johann Corvin könne jetzt noch nicht zum Kron-
prinzen erklärt, aber ihm könnten herzogliche
Titel und Besitzt hüraer zugewendet wt r-
den. Wollte man sich mit diesen in Mayland elnst-
", begnügen (welches der Bischof Johann zu
eilen
erwirken angewiesen wurde) ; so weide der König
das Beylagerroliziehen lassen. Von nun an trachtete
der König nun noch mehr, die SchlesischenHerzog-
thümer an sich und seinen Sohn zu ztehen.
Von Wien verfügte sich der König nun 1487 in
das liager vor Neustadt, und fand bald an den
Anstalten, welche Stephan Zapolya zur Belagerung
des Platzes getroffen hatte, manches zu ändern und
7-u verbessern. Stephan hatte bisher die Blokade
schlecht betrieben und nur in einer zu weiten Ent-
,

fernung von der Stadt, Schanzen und Thürme anle-


gen lassen um keinen Proviant in die Stadt zu las-
,

sen. Die Besatzung hatte defswegen häufige Ausfälle


^ethan, und noch kürzlich 200 beladene Wagen mit
allen vorgespannten Ochsen in die Stadt gebracht.
Sobald der König anlangte, wurden dichter an der
Stadt, Gräben und Verschanzungen rund herum auf-
geworfen. Bald darauf ward die Vorstadt vor dem
Wiener Thore mit blutigem Sturme, wobey die Sol-
daten bis zu den Schultern im Moraste wateten, ge-
nommen, und nun ward in dieser Vorstadt alles ge-
ihan ,was damahls die Artillerie vermochte ohne ,

dafs derCommendant*dadurch erschüttert ward, der


auf jedesmahlige Aufforderung antworten liefs : er
werde sein Grab unter den Trümmern des Schlosses zu
Neustadt finden. Vergebens liefs Matthias die in drey
Cohorten abgetheilte schwarze Legion seiner Böhmen
stürmen, der Sturm ward abgeschlagen. Matthias
lief» demnach nur immer mehr und mehr Geschütz,

Tsnd zwar das schwerste den Türken abgenommene


Geschütz, herbeyführen ,und beschlofs im Übrigen
a!)üuwarten, bis der Hunger die Besatzung zur Über-
gabe zwingen wurde.
Während nun das Üngrische Geschütz wider di«
Siacit donnerte, langte ein Gesandter des Sul-
tans Bajazeth an. Letzterer war damahls m<f
$iU-^'^°' '"* Syrien und Egyptea in Krle* verwickelt.
40^
und hörte ron SalatJins Absicht, sich mit Matthias
zu befreunden, und letztern zu einer Diversion wi-
der Bajazeth zu bewegen, Um diefs zu verhüten,
schickte Bajazeth einen seiner erfahrensten Veziers,
den er schon mit Vortheil zu orientalischen Missio-
nen gebraucht hatte der König liefs den etwas stol-
;

zen Orientalen auf jene Batterie führen wo da» ,

meiste Geschütz gegen die Stadt aufgerichtet war.


Unter dem Donner desselben gab er ihm hier Au-
dienz *), und hiefs ihm seine Bothschaft vortragen.
Der Türkische Gesandte konnte vor Schrecken nur
stammelnd die Worte vorbringen der Kaiser grüfst,
:

der Kaiser grüfst. —Seine Verlegenheit benutzend


und durch den i483 geschlossenen fünfjährigen Waf-
fenstillstand aller nähern Negociationen überhoben,
entliefs ihn Matthias mit dem Bedeuten : er sehe wohl,
dafs er, um Bajazeths Meinung zu verstehen, schon
selbst einen Gesandten an ihn abfertigen müsse. Hier-
nach erhielt Demeter Jaxit s c h Befehl, sich mit dem
Gesandten nach derTürkey zu begeben, der
zugleich den Auftrag bekam, über den Gang des
Syrischen Krieges und den Zustand des Türkischen
Reichs nähere Nachrichten einzuziehen. Bald nach —
dem Türkischen Gesandten kam der Patriarch ron
Jerusalem, als der erwartete Abgeordnete Saladins;
dieser ward freundlicher aufgenommen, und mit Ver-
tröstungen abgefertigt.
Während der ferneren Belagerung hielt der König
im Juny 1487 auf dem Felde vor Wien einen Öster-
reichischen I^andtag, stellte die Ei-pressungen der
Truppen und Commendanten ein und regulirie das
,

Abgaben-Wesen. —
Auch langte die Bewilligung des
Papstes ein zur Ernennung des neunjährigen Kna-
,

ben Hippolyts zum Erzbischof ron Gran der König j

*) Die Anekdote erzählen Paul Gregoriacz , Thomas


Nadasdl , etwas entstellt auch Olakus.
410
schickte ihm den Bernard Frangepani nach Agram
entgegen , und befahl ihm Ehrenbezeugungen,
alle
wie einem fungirenden Erzbischof zu erweisen, -wäh-
rend Thomas von Ibafalva mit Zustimmung der Suf-
fraganen zum General-Vikar bestimmt war um in ,

des Erzbischöflichen Knabens Namen die geistlichen


Functionen zu verrichten. Ferner liefs sich der Kö-
nig in einem grofsen Reichsrathe zu Ofen, der
am 24. Juny 14Ö7 gehalten wurde, ein abermahliges
Subsidium von einem Dukaten bewilligen, und da
Eur Abhaltung eines Reichstages keine Zeit war, die-
sen Beschlufs in den Comitaten publiziren, wo-
Ton die meisten willig dem Beschlüsse des Reichs-
rathes beytraten ; sogar die adelichen Einhäusler und
Prädialisten mufsten diefsmahl zahlen *).

Aus dem Deutschen Reiche war indessen die be-


stimmte Nachricht eingelangt, dafs sich die Reichs-
stände endlich im Juny zu einer Reichshülfe von 8800
Mann zur Rettung von Neustadt heibeygelassen, und
Kaiser und Reich dem Albert Herzoge von Sachsen
dasCommando dieser Armee übertragen hätten. Von
dem letztern, der sich bereits den Namen des Herz-
haften erworben hatte , versprach sich Friedrich
Hierbey war es für Matthias höchst
alles Erspriefsliche.
unangenehm , um diese Zeit sich ohne Geld
dafs er
befand, die Munition ausging, die nicht bezahlten
Truppen aus einander zu gehen drohten. In dieser
Verlegenheit schafte ürban DotziRath, er begab sich
in sein BisthumErlau, trieb aus eigenen Gütern und
von seinen Freunden Geld zusammen warb damit
,

Truppen, und schickte dem Könige in kurzer Zeit


Geld und Rekruten zu.
Als die Neustädter das Anlangen dieser V^erstär-
Uungen und das heftige Feuer der Belagerer be-
merkten sank ihnen bey ihrer zunehmenden Noth
,

*) Kovac hick v^stigia IL S. «67,


4n
der Muth. Am s. July 1487 ging*'" <lie tapfern Com-
mendanten Andreas Rauber und Hans von Wulfens-
dorf eine Capitulation ein , nach welcher sie sich
dem Könige am August desselben Jahres ergeben
16.

-wollten, falls bis dahin von ihrem Kaiser und Lan-


desherrn kein Entsatz anlangen sollte. Der König, der
die deutsche damahlige Langsamkeit -wohl kannte,
trug kein Bedenken, diese Capitulation zu unter-
zeichnen, liefs einen Theil seiner Truppen vorNeu-
«tadt, und nahm Schottwien am i4- July i'jSy, wobey
Ulrich von Graffeneck, der alte Österreichische An-
hänger des Königs und Baumkirchers Waffengefährte,
getödtetwurde *). Einige kleine Ortschaften in Steyer-
mark wurden erobert.
Herzog Albert von Sachsen war am i4- August
•chon in Linz eingetroffen, hatte aber dort weder
Geld, noch Waffen, noch Proviant noch Munition ,

gefunden, da der karge Kaiser für nichts gesorgt


hatte. Matthias marschirte indessen mit seiner Armee
nach Neustadt zurück, welches am 17. August 1487
capitulationsmäfsig die Thore öfnete. Sehr glänzend
war am folgenden Tage der Einzug des Königs in
Begleitung des zehnjährigen Erzbischofs Hippolyt,
seines Vetters , des Stephan Bathori , des Stephan
Zäpolya, des Peter Gereb Jacob Szekely, Berthold
,

Drach: mit Mäfsigung liefs der König keine Sieges-


zeichen, nur seine Fahnen vortragen, seinen Trup-
pen folgten Lebensmittel die unter die hungrigen
Einwohner vertheilt wurden. Der König safs auf ei-
nem weifsen Pferde die Sonnenhitze
. hielt ein gold-
ner Schirm über ihn ab.

*). Kach Bonfin durch eine abprallende Kugel; nach


TJcbtel durch einen von den tJogern geschehenea
Schufs. Nicolaus B an ffy fiel hiernach Bonfin aberinahl*
in Unj-nadc, ward aber biild wieder mit dem Kyuige
ausge&öhat.
412
In den folgenden Tagen nahm der König die häu-
Glückwünsche an, die ihm zur völli-
figen
gen Bezwingung Österreichs, der die Ein-
rahme von Neustadt die Krone aufsetzte, dargebracht
V/urden. Ürban Dotzi, andre Grofse, auch Deputirte
Ton üngrischen Städten fanden sich hier ein. Als
aber der König vernahm, dafs Albrecht von Sachsen
sich mit seinen Truppen nach Steyermark gezogen
halte und als auch die Luft des sumpfigen Neu-
,

stadt der Armee nicht gedeihlich schien, hielt er


vors erste eine grofse Heerschau bey seiner Ar-
mee *)bey welcher Beatrix und mit ihr Bonfin zu-
,

gegen waren.
Nach den Nachrichten des letztern bestand dre
Armee in 8000 Mann Infanterie und sooo Reitern
(ohne den Trofs) die Kanonen und gegen 9000 Wa-
;

gen waren an beyden Flügeln aufgefahren. Der


König ritt zuerst die Armee ab, indem er sich vor
jeder Abtheilung etwas aufhielt. Die sich am tapfer-
sten gehalten hatten, denen übergab der König selbst
die Fahnen, auf welchen die Wappen von Ungern,
Böhmen, Osterreich, Dalmatien, dann des Hunyadl-
schcn Hauses, angebracht waren. Die die Fahnen er-
halten hatten, mufsten ihre Sporen ablegen, zum
5^eichen, dafs sie die letzten im Treffen fliehen mufs-
ten. Hierauf theilte der König zwölf Ehrensäbel,
zwölf Ehre näxte, und zwölf Ehrenkeulen den ver-
dientesten Kriegern aus-, dann liefs er die einzel-
nen abgetheilten Schwadronen und Compagnien vor
sich in Waffen üben und allerhand Evolutionen
,

machen. Weiterhin ward die ganze Armee in Schlacht-


ordnung gestellt, in der Mitte die Infanterie in drey
Treffen; zuerst, die schweren Schildhaller, hinter
diesen die Lanzenlräger hinler diesen die Bogen-
,

*) Bonfm beschreibt diese m der Vorrede zum Phil*-

stratus.
4»3
gchützen und leichten Füseliers. An die Infanlei-ie
,

schlössen sich zu beyden Seiten an die Schwadronen


der schweren Cavallerie mit Kürassen; au beyden
Flügeln vorwärts standen die Schaaren leichter Ca-
Tallerie, von der schnellsten Beweglichkeit. Da*
Ganze bildete nach Bonfin die Form eines Skorpions,
und setzte sich in Bataille-Ordnung in Marsch. Die
Disciplin, die der König angeordnet hatte, Mar treff-
lich. Die Soldaten hatten gröfstentheils Weiber und
Kinder im Lager, und durften sich bey S.rafe der
Infamie, nicht mit liederlichen Weibspersonen abge-
ben, die Kinder wuchsen im Lager unter den Stra-
patzen des Krieges herin *). Das Bauen der Baracken
im Winter um die Belagerungen fortzusetzen war
, ,

schon von Matthias eingeführt **) das durch Aus-


;

schweifungen ungeschwächte und wohlgenährte Heer


ertrug willig alle Beschwerden.
Da inzwischen Emerich von Zapolya zu Päpa ge-
storben war, so begab sich Stephan Zapolja nach
Zipsen, um seine Familien-Angelegenheil cii wahrzu-
nehmen; die etwas fieberhafte Beatrix schickte der
König nach Wien. Er selbst führte seine Armee
nach Steyermark. Hier hatte schon Herzog Al-
brecht Verstärkungen nach Grätz, Brück, Eisecstadt,
Weidhofen u. s. w. hineingeworfen, und stellte sich
der königlichen Armee entgegen, wobey einige Schar-
mützel zum Nachtheil der Ungern vorfielen. Bevde
Feldherrn schätzten und fürchteten einander: diels
führte zu wechselseitigen Negociationen. Schon am
ai. October 1487 kam man durch Weitmüls Bemü-
hung über einen Waffenstillstand überein, der bis

*) ßlajrima pars equitum , quibus uxores sunt et Uteri,


triennium quandoque assidue militare coacti nunquam
conjugii fidem violasse creditur.
•*) Sub nivibus et terra toleranter hibernunt , unde mn»
rium saepe modo prodeunt.
4iG
ten Vci'löbnifs-Contract. Laut desselben sol te
die Ausstattung der Braut in 100,000 Dukaten haar,
.40000 Dukaten an Schmuck, und loooo in Kleidern
und Geräthen bestehen diese Ausstattung sollte bey
5

^er Hochzeit übergeben werden, "welche binnen ei-


ner Jahresfrist Statt haben sollte. Die Widerlage Le-
stand in eben so starken Summen, welche versichei t
wurden auf das Herzogthuni Österreich, auf die
Grafschaft Ilunyäd auf das Herzogthum Munkäts mit
,

dem Flecken Debretzin , auf die Herrschaften G}u-


la Maroth, Gara , Baymotz , Chereg und Theoczag,
,

auf die Comitate Thuroz mit dem Schlosse Szklabi-


nya, auf die Comitate Arva und Liptö mit den Schlös-
sern Likawa und Arva, endlich in Schlesien auf die
Herzogthümer Oppeln, Leobschütz Tost, Ratibori ,

«nd auf die in Sagan zu hoffende Succession.


Über die Absicht des Königs dem Johann Cor- ,

Ain so eine beträchtliche Erbschaft zuzuwenden, und


eine so reiche Braut zu yerschafTen ,
gerieth die
Faction der Beatrix in Unruhe. Vielleicht nicht ohne
Einüuls der Beatrix hatte Joliann Beug die zwey
gefangenen Fürsten von Oppeln gegen ein Lösegeld
aus dem Verhaft gelassen , und diese halten nicht*
angelegentlicheres zu thun , als sich am 9. Januar
1488 mit dem Herzoge von Sagan (den die dem Jo-
hann Corvin gestattete Erbfolge ebenfalls gereute),
und der sie lieber seinen Töchtern zuwenden wollte,
wider den König zu verbinden. Unter dem Vorwand
also , dafs wegen des Johann Corvin noch manche
Ai'rangements in Schlesien zu treffen scyen, wurde
der Veilöbnifs-Contract nicht signirt, sondern Ste-
phan Crispus ward nachMayland geschickt, um diefs
zu entschuldigen und die Hochzeit noch auf ein
Jahr weiter hinaus, also auf 1489 zu v er s ch leben.
Nach einigen Anzeichen des Bonfin wünschte der
Rönisauch bcy dieser Gelegenheit denCorrip zu sei~
nem
4»7
nem Thronfolger zu bestellen. Sforza bestand so-
gar darauf, dafs der König, wenn er diefs jetzt noch
nicht thun wolle, doch eidlich versprechen möge, es
£u thun; aber er traute sich vor der Beatrix und
ihrem Anhange nicht *). Die Faction der Bea-
trix sprach yielmehr davon, der König solle
seinen Sohn in Mähren, Schlesien und der Lau-
sitz fest gründen, dann werde sich schon die Gele-

genheit ergeben, ihn zum Könige von Böhmen


zu erheben.
Der König, damahls schon kränklich, und unver-
merkt durch Italienische Schlauheit geleitet, schien
diesem Käthe nachzugeben. Er ernannte jetzt zum
Landeshauptmann von ganz Schlesien den ihm erge-
benen Herzog Friedrich von Liegnitz, dem er den
Bischof Johann von Grofswardein an die Seite gab.
Von seiner Armee detaschirte er ein Corps Böhmi-
scher (meist utraquistischer) Reitet , nnter dem Ltra-
quistischen Generalen und ein andres
Trincha ,

Corps Üngrischer Truppen unter Franz


Aristius (Jobb) und Wilhelm Tatauer. Alle diese be-
kamen die Instruction, in Schlesien so viel als
möglich für Johann Corvins Erbfolge zu
sorgen, und biezu die Rebellion der Herzoge von
Oppeln und Sagan zu benutzen **). Um das Geld zu
diesen Feldzügen zusammen zu bringen, wurden die
königlichen Freystädte mit Taxen belegt, z. E. ßart-

feld mit 600 Pukaten , mit Untersagung aller Gc^en-


remonstrationen.
Der König von der andern Seite des ün-
reinigte
grische Gebiet;noch war Eisenstadt und Forch-
tenstein von einem Deutschen (dem Grofsmeister der

•) Veritut Beatricis acerrime adversantis et procerum


factionem. Bonfn,
•*) Regulas ad venundandas urhts impulit et reeusantihu*
captata Icgitima rccasinne bellum indiarit.
fingeis Cssch. r.üngern. III. Dd
Gesellschaft von St. Georgens Schild) Joiiänh Sieben-
hirter besetzt: diesem drohte jetzt der König mit Be-
lagerung. Siebenhirter eilte, diese Schlösser dem
Könige am i3. Feb:(j;uar 1488 zu übergeben, wolur
er Trautmann^dorf ^und Wartenstein zum Tauschge-
schenke erhielt. Bald nach Ostern liefs der König
auch bekannt machen, dafs der Stillstand mit Frie-
drich bis zum 1. Sepiembet auf Verlangen der Ge-
sandten Friiedrichs, des Abtcn von Molk und des Jo-
hann Flans, verlängert sey. Österreich ward in mili-
tärische Districte eingetheill, und jene Österreichi-
schen Vasallen, die sich der neuen Ordnung der Din-
ge nicht fügen wollten, mit dem Verluste ihrer Güter
gestraft. Auch langte um diese Zeit ein Gesandter
Bajazeths an welcher die an Demeter Jaxitsch von
,

Gasy Mustapha vei-übte Mordthat *) entschuldigte,


und einen auf drey Jahre verlängerten Waffenstill-
stand zwischen Matthias und Bajazeth erwirkte.
So konnte denn Matthias, der für seine Person
in Wien blieb den Gang der Sachen in Schlesien
,

desto besser beobachten. Die Minister des Königs in


Schlesien hatten denHerzog vonSaganauf den 10. Fe-
truar vor Gericht geladen; aber er und sein Schwie-
gersohn, Georg von Münsterberg, hatten Böhmische
und Meifsnische Truppen zusammengebracht. Sobald
indessen die Verstärkungen aus Ungern angelangt
waren, so wurden die Städte Sprottau Polkowitz, ,

"W^rtenberg, Grünberg und Frankenstein erobert j


am 21. Juny ward das Heer des Herzogs von
Sagan von Tetauer geschlagen, wobey Trincha
mit seinen utraquistischen Böhmen sehr tapfer wider
die vom Herzog von Sagan angeworbenen Landsleute
und Glaubensgenossen focht; sogleich ward auch
Glogau belagert, und die Herzoge von Oppeln an

*) Das Detail davon sielie GescLiclite von Serblien, S.

449»

f
4i9
Geld gestraft. Der Bischof Johann von Grnfswardein,
der nach dem Tode des Herzogs Friedrich von Lieg-
jiitz (9. May 1488) die Leitung der Schlesischen :V.a-

gclcgenheiten allein übernahm , liefs hierauf dem


Könige Wladislaus in Böhmen Vorwürfe machen, dafs
er Schlesische Bebellen mit Böhmischen Truppen un-
terstützte. Wladislaus gerieth hierüber so sehr ia
Furcht, dafs er eine eigene Gesandtschaft nach Wien
schickte, um den Matthias zu versichern dafs nicht ,

er, sondern unbändige utraquistische Vasallen dem


Herzoge von Sagan Hülfstruppen zugeführt hatten.
Die Angelegenheit des Königs mit Friedrich kam
auch noch bis zum September zu keiner definitiven
Entscheidung ; denn der Papst yerzögerte dieselbe
wegen der fortdauernden Irrungen mit Neapel, und
nicht ohne geheime Anleitung Friedrichs der ein« ,

definitive Entscheidung auf alle Art zu verschieben


wünschte. Hiemit gelang es ihm auch vollkommen.
Nach verstrichenem Termin, am 1. September 1488,
trug Johann Flans auf eine neue Conferenz wegen
Verlängerung des Waffenstillstandes an. Matthias,
ohngeachtet Gesandte des Herzogs Georg yon Bayern
und der Eidgenossen ihn zur Fortsetzung des Kriegs
mit Friedrich einluden, liefs hierüber, mit Beyzir-
hung der Stände von Osterreich ob der Enns, Steyer-
mark und Kärnthen im September die verlangte
,

Conferenz in Steyer halten; ani 17. September ward


eine neue Verlängerung des Waffenstill-
standes bis zum 25, May 1489 von Matthias zuge-
standen *), gegen dem, dafs jene Stände für die
Einstellung der Feindseligkeiten ansehnliche Sum-
men an Matthias zahlen mufsten , die Matthias weiter

*) Die Data nach Tichlel. Nach Häberlin bis 18. Juny


1489.
Dd 2
420
gau am j6.NoTembcr 1488, und der Herzog Johann
Ton Sagan üoh nach Fohlen. Der König Matthias war
über diese Nachricht so vergnügt dals er der Bela- ,

gerungs-Armee einen doppelten Monathssold auszah-


len liefs, und dem Johann Bischof von Grofswardein
ansehnliche Domänen in Schlesien schenkte. Nach
Fohlen schickte der König den Bischof von Zagrab,
Oswald, um den König Casimir abzuhalten, dem
rei triebenen Herzog einigen Beystand zu leisten.
In den Papst drang der König aufs neue, den Johann
Bischof von Grofswardein zugleich zum Bischöfe von
Ohnütz zu bestätigen, und um diefs zu erleichtern,
ernannte Matthias den Jüngern Vitez zum Bischof von
Veszprim , den aus Mayland zurückgekehrten Ste-
phan Crispus aber zum Bischöfe von Syrmien. In
Wien M'urden Feierlichkeiten und Turniere gehal-
ten und Johann Corvin liefs sich jetzt zum ersten-
,

xnahle auf dem Kampfplatze sehen (denn er war nun


achtzehn Jahre alt). Der Wiener Universität bekräf-
tigte Matthias am 8. Deofcmber 1488 ihre Freyheilen
und den Professoren ihre Besoldungen *").
Der König ward indessen immer podagri-
scher und matter, und konnte kaum mehr auf
den Füfsen stehen. Astrologischen Öeutungen erge-
ben wie er war, mufste er erschrecken, als es am
,

Neujahrstage 14O9 donnerte. Nach einer beySambu-


cus aufbewahrten Überlieferung war er um diese
Zeit mit der Beatrix gespannt, und begann
ihr seine Aufmerksamkeit zu entziehen worüber ,

diese nicht wenig ungehalten wurde, und ihre Caba-


len verdoppelte. Der Leibarzt des Königs, Julius Ämi-
lius ,hatte bisher den König glücklich aus allen
Krankheiten gelassen; die Beatrix schwächte das Zu-
trauen des Königs gegen ihn, und verleitete den Mat-

*) Dijcit lectoribus magnam grattani de diligentia eorunt


et forreait magisiris et doctoribus inanum suam.
/j2l

thias, ihm einen ihr ergebenen Italiener zuzugesel-


len welches den Eifer des Primararztes erschlaffte.
,

Unter dem Vovwande in Ungern wo die Räu-


, ,

bereyen sehr zugenommen hatten, Buhe zu stiften,


Yerliefs der König *) bey seinen schwächlichen Um-
,

ständen einer Heise zu Lande nicht fähig, zu Schiffe


die Stadt Wien und übergab das Civil- und Militär-
Gouvernement in Österreich dem Stephan Zapolya.
Bey seiner Anwesenheit in Ungern, wo er
bald durch ein Paar Beyspiele gerichtlicher Strenge
die Buhe herstellte entwickelte der König seine
,

Absichten immer mehr und mehr, den Johann


Corvinzu s e in e m N a chf o Ige r in Ungern
zu erheben. Er übergab ihm die Bewachung der
Krone und der Beichs-Insignien, und liefs die Ofii-
ziere seiner Leibwache anweisen, dem Johann Cor-
vin den Eid der Treue zu schwören. Den Krieg ia
Schlesien liefs er zu seinen Gunsten mit allem
Nachdrucke fortzetzen, ja es scheint als ob ,

er seinen Plan, den Johann Corvin mit Verjagung


Wladislaw's zum Könige von Böhmen zu erklären,
nicht einmahl geheim gehalten hätte. Wenigstens fand
Wladislaus für gut, am 23. April 1489 sich alle Hülfe
von seinem Vater Casimir versichern zu lassen, falls
Matthias ihn befehden sollte und seinen Streit
,

mit den Deutschen Ständen wegen seiner Vor-


beygehung bey der Wahl Maximilians im April und
May 1489 zu «chlichten, und den Maximilian als Rö-
mischen König anzuerkennen. Matthiens Waffen mach-
ten in Schlesien bedeutende Fortschritte die Her-
,

zogthümer Prileus Öls, "und Frankenstein wurden


,

für Johann Corvin theils erobert, theils eingetauscht,


und Victorin erhielt für dafs letztere Güter in Sla-
vonien.

*) Secunda feria post dominlcatn Jlenuniscere 1489. J'ick"


tel. V:'
4S2
Von diesem guten Krfolge brachte der Bischof
Johann von Grofswardein selbst d-e Kunde nach Un-
gern, und Matthias, jetzt dorn einen Hauptplan verfol-
gend, liefs sichs gerne gefallen, dafs die Deutschen
Reichsstände zu Frankfurt abermahls -ihre Vermitte-
lung zw^ischen dem Kaiser und dem Könige antrugen.
Auf Antrag des Kaisers Friedrich durch den Pfalz-
grafen Otto von Moosbach, und sieben andre Reichs-
ständische Gesandte, ward schon am 6. Juny in Ofen
beschlossen und kund gemacht, der Stillstand wer-
de verlängert, und der Definitiv - Friede durch
eine persönliche Zusammenkunft zwischen Maximi-
lian und Matthias gL^schlossen werden, die am i3. Sep-
tember in Linz Statt haben sollte. Friedrichen war
CS aber nie recht Ernst damit; denn seine geheimen
Nachrichten aus Ungern besagten Matthias weide
,

and müsse noch in diesem Jahre sterben. Er schlofs


daher am 22. July 1489 mit Frankreich wegen der
Niederlande Frieden, und schickte im August seinen
Sohn Maximilian nach Linz voraus mit der Instruc-
,

tion , das Friedensgeschaft nicht zu übereilen.


Maximilian ermangelte nicht, nach Ofen Abge-
ordnore zu senden, um angeblich das Nähere wegen
der Friedenszusammenkunft zu verabreden , eigent-
lich aber um sich nach dem G esu n dhe its stand
des Königs zu erkundigen. Dieser hatte sich so
weit v e r s c h 1 im m e r t dafs der König erklärte, die
,

weite Reise nach Linz könne er jetzt noch nicht un-


ternehmen. Er schickte dagegen seinen geschickten
Minister Johann Bischof von Grofswardein, liefs den
Maximilian seiner besondern Achtung versichern,
schickte zum Beweis derselben 400 Fässer Wein,
400 Ochsen, und 12000 Dukaten» und erbot sich,
Österreich gegen Erlag von 70000 Dukaten an
Friedrich zurückzngeben, und damit den
Kriög >iu beendigen. Da rieth Maximilian dringend
458
seinem ebenfalls nach Linz herbeygelvoTnmenen Va-
ter diefsmahl nicht karg zu seyn
. sondern der bal-
,

digen unblutigen Wiedererlangung seines Stammlan-


des ein Geldopfer zu bringen. Aber Friedrich gei-
zig und schlau, auf den baldigen Tod des Könige
sicher rechnend, weigerte sich, auch nur in Trac-
taten wegen einer Zahlung einzugehen. —
Maximilian begnügte sich demnach, dem Matthias die
Versicherung xu geben Friedrichs W^eigerung wer-
,

de sich wohl am besten bey einer persönlichen Zu-


sammenkunft beheben lassen, zu welcher er den
Matthias wiederhohlt einlud.
Die Krankheit des Königs hielt ihn indessen in
Ofen fest, so sehr er auch zu jener Zusammenkunft
abzureisen Lust hatte. Drey Monathe lang standen
im königlichen Hofe zu Ofen 5c> mit dem königlichen
Schatze und Geräthe beladene Wägen bereit, und
erwarteten den Augenblick ,wo sich der Monarch
stark genug fülilea würde, die Reise anzutreten. Die
königlichen Städte mufsten zu den Kosten jener
beabsichtigten Zusammenkunft abermahls stark bey-
tragen z. E. Kaschau looo Dukaten. Das Gerücht von
,

seiner Krankheit hatte einen GesaHdten seines Schwie-


gervaters, Francisco Montano und einen Venetiani-
schen Gesandten herbeygezogen. Der Erstere hatte
über die Irrungen zwischen dem Papste und dem
Könige von Neapel zureferiren, eigentlich aber auch
das Interesse der Beatrix bey dem etwanigen Tode
des Königs wahrnehmen zu helfen. Der Letztere sollte
über einige Gränzirrungen in Dalmatien unterhan-
deln, eigentlich aber der Republik Nachrichten ge-
ben , wie bald wohl ihr gefürchteter Nachbar ver-
scheiden werde. Ein pohlnischer Gesandter langte
ebenfalls in ähnlicher Absicht an.
"Während dieser Zeit gebrauchte der König die
Vorsieht, die einzelnen Prälaten tind Ba-
^24
ronen kommen zulassen, und sie dahin
vor sich
*u stimmen, den Johann Corvin als
dafs sie
seinen Nachfolger erkennen und diefs mit
einem Eid versichern möchten. Sobald dafs mit
einigen geschehen war, erfuhren es die andern, und
durch diese die Beatrix die es mit der letztern
;

hielten, entfernte sich entweder vom Hofe (wiez.E.


Stephan Bätor nach Siebenbürgen) oder suchten der
Eidesleistung unter allerhand Vorwänden , z. E. daf»
der König wohl bald gßnesen werde und seine Sor-
,

ge zu frühzeitig sey, abzulehnen*). Die Beatrix


wendete Seufzer, Thränen und Beredsam-
ihrerseits
Zankworte an, nm den König dahin
keit ja sogar
zu bewegen, dafs er sie auf den Fall sei-
nes Todes ais regierende Königin und
Heichs-Erbin anerkenn e n lassen möge,
und ward hiebey von dem Neapolitanischen Gesand-
ten unterstützt. Der König suchte vergebens ihr be-
greiflich zu machen, die Ungern würden nie zuge-
ben dafs eine Frau über sie regiere. Er kenne die
,

Nation , die durch Erfahrungen belehrt , der Herr-


schaft einer Frau garliicht geneigt sey. Die Königin
sey ohnehin bey d^r Nation nicht beliebt und was ,

immer der König thun würde um ihren Wunsch 2u


,

befriedigen, so v^rerde sie doch die Erfüllung des-


selben nicht erreichen, indem die Nation nur wider
den König und sie zugleich erbittert werden würde.
Er schlug ihr daher das Auskunftsmittel vor:
für ihren standesmäfsigenUnterhalt vollkommen zu sor-
gen, im Falle sie auchnoch weiter keinen Sohn mit dem
Könige erzeugte. Sie sollte als Königin Wittib nicht

-f) NonnülVi juranientunt decUncirunt , diverticulum allquod


ex in^enii calllditate caussati. Bonfin. Die treue ge-
heime Geschichte des Ungrischco Hofes müfste hier
sehr interessant seyn, allein Bonfin meldet zu wenig.
Das folgende Aktenmäfsige gibt etwas Äufschlufs.
425
nur ihre bisherigen Güter, sandem auch mehrere be-
halten. Johann Corvin, des Königs anzuerkennender
Thronfolger und dessen künftige Gattin, sollten sie
als Mutter anerkennen, und ihr in dieser Eigen-
schaft alle Achtung und allen Schutz angeloben;
für die unverbrüchliche Beobachtung dieser Angelo-
bung sollten die Prälaten und Baronen des Reichs
sicli verbürgen. Sollte sie noch einen Sohn gebäh-

ren ,so würde und müfste Johann Corvin sogleich


sein Nachfolgrecht fahren lassen. Die eigensinnige
Beatrix lehnte diefs alles ab.
In dieser Verlegenheit sandte der Konig den Pröp-
sten von Prefsburg an Alphons Herzog von Calabrien,
den erstgebohrnen Bruder seiner Gemahlin, der
noch einigen Einflufs auf sie hatte, mit dem osten-
siblen Auftrag, zur Auslieferung des Zizimus an
Matthias bey dem Könige von Frankreich seine Ter-
miltiung anzusprechen, in der That aber mit der drin-
gendsten Bitte*), dafs der Herzog seine Schwester,
des Königs Gemahlin, auf bessere Gedanken bringea
möge. Er möge sie doch davon unterrichten und über-
zeugen, dafs sie durch ihren Eigensin nur sowohl sich
als denCorvin ins Verderben stürze denn Mcnn der
;

König hiedurch verhindert würde, noch bey Lebzeiten


ihr und seines Sohnes Schicksal zu reguliren, so sey
mehr als wahrscheinlich **) dafs Beyde aus Ungern
.

verdrängt und vermöge der Wahlfreyheit der Nation


ein anderer ,vielleicht gar aus Undankbarkeit ein
Feind seines Hauses, zum Könige erwählt werden
würde, wobey ihr Leben und Vermögen in Gefahr
kommen könnte. Niemand kenne die Ungern so gut
als der König, der nach Jahrelangen Anstrengungen

es endlich dahin gebracht habe sich bey derselben


,

*) Diese geheime Instruction s. Kovachich scriptor, IL


34..
*) Hier sprach der König mit prophetischem Geiste.
426
in Respect zu setzen *) . Wenn sie etwa eine Mitre-
gentschaft mit Johann Corvin Terlangen sollte , so
sey auch diefs unthunlich, denn zwey Regenten in
einem Reiche thäten nie gut, und ein solches SirauU
taneum müfste zu ihrem und des Reiches Verderben
gereichen. Wolle sie es darauf ankommen lassen,
ob sie oder Corvin nach Matthiens Tode sich auf den
Thron schwingen könnte so würde wohl sehr wahr-
,

scheinlich Johann Corvin als Besitzer so vieler Herr-


schaften und Güter, dem schon die Commendanten
der Truppen die der königlichen Städte und Schlös-
,

ser, und die Verwalter des königlichen Schatzes


Treue angelobt hatten, obsiegen-, die meisten Prä-
laten und Baronen habe der König aus dem Staube
erhoben und die Dankbarkeit derselben werde vom
,

Vater auf den Sohn übergehen. In diesem Falle aber


werde Johann Corvin nie vergessen können, dafs
Beatrix bey Lebzeiten des Königs ihm immer im
Wege gestanden sey und die Verjagung derselben
,

aus dem Reiche werde wohl die nächste Folge da-


von seyn. Wie viel besser thäte sie demnach sich ,

nicht nur nicht der Thronfolge - Erklärung des Jo-


hann Corvin zu widersetzen, sondern sie vielmehr
aus allen Kräften zu befördern.
Gleich nach Weihnachten raffte d erKönig seine
letzten Kräfte zusammen und eilte nach Wien, um.
Friedrichen und Maximilian die sich zu Linz be-
,

fanden, näher zu seyn. Seine Absicht war, nach


geschlossenem Vergleiche ipit diesen selbst nach ,

Schlesien aufzubrechen, dort einen grofsen Landtag


zu halten, und den Johann Corvin als Oberherra
von Schlesien anerkennen zu machen. Johann, Bi-
schof von Grofswardeih ward vorläufig nachSchle-

*) Nos , qui eös tot annis sub froeno tenuimus. Unter den
Ungern verstehe man hier die Oligarchen, und dann
hat die Stelle alle Würde der Wahrheit.

I
4-27

Sien geschickt , um alle


Torbcreitcnden Anstalten zu
treffen. Nach der Installirung in Schlesien sollte die
Hochzeit mit der Blauka vor sich gehen.
Am Palmsonntage am 4. April fuhr der König in
einem sechsspännigen AVagen, den er seiner poda-
grischexi Zufalle wegen die bequemere Hängfeder
gestalt heutiger Kutschen gegeben halte*), in die
Kirche ohne ein Frühstück genommen zu haben.
,

Hier verweilte er mehrere Stunden beym Gottes-


dienste, schlug den Venetiauischen Gesandten zum Rit-
ter, und mufste hernach noch mit dem Essen auf die
Königin warten welche die Kirchen der Stadt be-
,

suchte. Für seinen noch immer nüchternen Magen


Teriangte er Feigen. Der Haushofmeister brachte
ihm welche, allein der König fand sie alt und wurm-
stichig , und warf sie mit Zorn w eg. Die Königin
kam jetzt herbey, und bot ihm dici's und jenes zum
Frühstücke an, bis das Essen aufgetragen seyn würde.
Aber nun wankte die durch den Hunger und die
Leere des Magens geschwächte Natur, der Kopf
wurde dem König schwindlicht, die Augen
dunkel ,Krämpfe und eine Art von apoplektischer
Lähmung traten ein, er brachte keinen Laut mehr,
als >;jai Jesu!» hervor. Schnell kamen alle anwe-
sende Grofse herbey. Johann Corvin Peter und ,

Matthias Gereb der Bischof Ürban, Stephan Zä-


,

polya, u. s, w. Die Königin gofs ihm allerhand la-


bende Getränke ein, aber vergebens: die ganze
Nacht brachte er im fürchterlichsten Todeskampfe
zum Theii mit Gebrülle zu. Am 5. April lag er starr
und unbeweglich da, nicht mehr im Stande, einen
Laut von sich zu geben, abwechselnd die Königin
und seinen Sohn anschauend. Später sank er in tie-
fen Schlaf. Am 6. April zwischen sieben und acht

•) Currus Kochy rex primus inventor fuit. Listh ap.


KovachichScript, min. /. 336.
428
Uhr Morgens maclite ein neuer Ton dem Magen auf-
steigender und seine Luftröhre zusammenschnüren-
der Krampf seinem lieben ein Ende *), ehe er am
und vierzigste Jahr seines
^2. April 1490. das sieben
Lebens erreicht hatte.
So starb ein König, im vollen Sinne des "Worts,
Feldherr, Diplomatiker, Regent in einer Person,
d,cr Schrecken der Oligarchie, der Freund stren-

ger Gerechtigkeit der Schützer der mindern Volks*


,

Massen, der Stolz seiner Nation. Unter ihm ward


es am hellsten klar, veas diese Nation, gut be-
herrscht und angeführt, vermöge! Die schönste Lei-
chenrede auf ihn sind die bejden noch immer üblichen
K ö n g M a t-
Sprüchwörter des Magyarischen Bauers : i

ihm ist die Gerech tig-


thias ist todt, mit
Iveit ausgestorben; und: Möge Matthias
auch drey Mahl des Jahres Steuern auf
uns legen, nursollte ernoch leben! — Als
er einst im Gömörer Comitate verweilte, schlug
er seinen vornehmen Gästen vor, nach Tische einen
Weingarten zu bearbeiten. Der schlanke muntere
König verrichtete die Weingartenarbeit singend
und gleichsam im Spiel, aber seine adelichen Mitar-
beiter klagten bald über Schweifs und Ermüdung.
Da enthob sie der König der Arbeit, erinnerte sie
aber nie zu vergessen welche Mühe es dem Bauer
,

koste jenes zu ei'zeugen und zu verdienen


," was sie ,

öftc^^i leichtsinnig verprafsten und vergeudeten **),

Schade , dafs wir hier eine Geschichte üngerns,


nicht eine Biographie einzelner Könige vor Augen

*) Man schreibt Beförderung desselben durch Gift


dio
der, Beatrix zuSambucus ) oder auch dem Stephan
( ,

"
Zäpolya {Revai xxnA Thufnschwamb) Beyden war si-
.

cher der Tod de« Bönigs erwünscht, und darum ist bey-
derley Sage nicht unwahrscheinlich aber doch nicht
,

erwiesen.
**) Earthckmcitics Nss. Com, CSmur. 1808 4« S. ai».
429
haben müssen wir konnten uns sonst nicht enthal-
;

ten, jene vielen Anecdoten zu erzählen, -welche alle


beweisen, wie die ses königliche Genie über
seine Zeitgenossen herrorragte. Darum war
es auch der gröfste Lobspruch auf ihn, dafs nur die
Prälaten und Oligarchea nach seinem Tode jam-
merten: das Reich ser rnter seiner Regierung unter-
drückt gewesen*); dafs sie laut schrien: einen sol-
chen König brauchten sie ja nicht mehr, sondern ei-
nen, den siebe/ denHaaren ziehen und leiten könn-
ten, wie sie wollten **). Verständig und über die
Begriffe seines Zeitalters erhaben fafste der grofse ,

Mann die Verhältnisse des Staates zur Kirche und


zur Geistlichkeit sehr richtig auf, und setzte aller ita-
lienischen Schlauheit die Überlegenheit seines Gei-
stes entgegen. Wohl mufste er öfters despotische
und durchgreifende Mafsregeln brauchen, wo hö-
here Zwecke durchzusetzen waren aber in solchen ;

Fällen ist nicht der strenge Ernst, sondern die wan-


kelmüthige Schwäche die wahre Tjranney und die
,

(Quelle des Verderbens der Staaten. Das ächte Ge-


fühl des Menschen und des Menschenfreundes hat er
nicht Tcrläugnet. Verkannt ron einigen schwachkö-
pligen gleichzeitigen benachbarten Fürsten die die ,

menschliche und fürstliche Gröfse noch immer nach


der erlauchten Geburt abmessen wollten, viel ge-
neckt und gereitzt von denselben, züchtigte er die,
die ihn nicht begriffen oder nicht begreifen wollten,
,

*) Stephan Zäpolya schrieb am 20. April 1490 an die


Bartfelder: ut a tantis angustiis et oppressiunibus^
tjuibus hactenus regnum Hung. una nobiscum iaAoraiitf
überttur et in pristinas restuuretur libertates.
**)So liefs sich Stephan Bathori Wojwode yon Sie-
bürgen gegen die Szekler vernehmen. Meine Ge-
schichte des Ungrischen Reichs IH. S. 46. Cujus srines
^ontinu« in manibut ttnerc passet^
43o
mit eben so grofsem Rechte als Erfolge: wer seine
Regierungsgeschichle chronologisch \erfolgt , wird
ihn kaum darüber tadeln, dafs er die Türken und den
Südost J5U wenig geachtet, und seine Waffen wider Chri-
sten nach dem Norden und Westen gewendet habe.
,

Das eigentliche Unglück seinerRegierun g war


eine kinderlose Heyrath mit einer schwachen , aber
intriganten Italienerin, die durch sie gehinderton und
durch den Tod des Königs vollends unterbrochenen
Mafsregeln zur Übertragung der Erbfolge an Jo-
hann Corvin, endlich aber auch die Weichheit und
Schwäche in dem Charakter dieses von Italienern
erzogenen Sohnes, der, wäre er an Starkmuthe
seinem Vater ähnlich gewesen, die üngrisehe Rrone
sich schwerlich hätte entgehen lassen. Unter allen al-
tern Königen Ungerns verdient Matthias Corvinus
eine ausführlichere, richtigere und schärfer gezeich-
nete Biographie als die Yon Schröckh gelieferte.
,

Ende der ersten Abthcilung.

Wien, i8i3.

tiedruölit in derBiichdruclierey der v. Glielenschcn Erben«


D3 Engel, Johann Christian von
Geschichte des ungarischen
E5 Reichs
183.;
^•3
Abt.l

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