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Erfrierung

Unter Erfrierung (lateinisch Congelatio) versteht man


eine Schädigung des Gewebes von Lebewesen durch
Kälteeinwirkung. Sie tritt besonders häufig an Klassifikation nach ICD-10
kälteexponierten Körperstellen (Ohrmuschel, Nase), T33.- Oberflächliche Erfrierung
ungenügend kältegeschützten Gliedmaßen (Finger, Zehen)
T34.- Erfrierung mit Gewebsnekrose
und unter Umständen zugleich mit einer allgemeinen
Unterkühlung auf. Dagegen führt ein örtlich begrenzter T35.- Erfrierung mit Beteiligung mehrerer
direkter Kontakt mit extrem kalten Substanzen, wie Körperregionen und nicht näher
bezeichnete Erfrierung
beispielsweise Trockeneis oder flüssigem Stickstoff, bei
mangelhaft isolierendem Transportbehälter oder technisch ICD-10 online (WHO-Version 2019) (http
verursachten Unfällen zu Symptomen, die einer s://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/
Verbrennung ähneln und deshalb als Kälteverbrennung icd/icd-10-who/kode-suche/htmlamtl2019/)
bezeichnet werden.

Inhaltsverzeichnis
Einteilung in Schweregrade
Symptome
Ursachen und Auftreten
Therapie
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise

Einteilung in Schweregrade
Die Abläufe in Erfrierungswunden gleichen den
Verbrennungswunden, sodass die Klassifikation nahezu gleich ist.
Erfrierungen werden je nach Schwere in drei[1] bis vier Grade
eingeteilt:

Erfrierung 1. Grades (Congelatio erythematosa): taubes


und blasses Hautareal, Schwellung der Hautpartie,
Schmerzen
Erfrierung 2. Grades (Congelatio bullosa): Rötung oder Erfrierungen an den Händen,
blau-rote Hautfarbe, Schwellung und Blasenbildung mutmaßlich 2. Grades
Erfrierung 3. Grades (Congelatio gangränosa):
Demarkierung bzw. beinahe schmerzfreies Absterben des
Gewebes
Erfrierung 4. Grades: Vereisung und völlige Gewebezerstörung
Symptome
„Frostgefühl“ in Händen und Füßen, Empfindung von zu kleinen Schuhen, blaurote Flecken sind Symptome
von Erfrierungen. Erfrorene Körperteile sind zunächst weiß-grau, weich und schmerzhaft (wie Nadelstiche),
später sind sie hart und gefühllos bis zur Brüchigkeit. Die Grenze zwischen erfrorenem und gesundem
Körpergewebe ist nicht deutlich erkennbar.

2007 wurde erstmals erkannt, weshalb Erfrierungen der Akren, also der endständigen Körperteile wie
Nasenspitze, Ohren oder Finger, überhaupt Schmerzen bereiten können. Normalerweise werden durch
Schmerzreize erzeugte Aktionspotentiale in Nervenfasern durch das Öffnen von Ionenkanälen für Natrium
ausgelöst. Unterhalb von 10 °C stellen diese allerdings ihre Funktion ein. Nun wurde ein anders aufgebauter
Typ von Natriumkanälen entdeckt, der sich auch unter 10 °C öffnen kann. Bei Normaltemperatur scheint
dieser Weg inaktiv zu sein. Offenbar handelt es sich um ein Notfallsystem, das dem Organismus die
drohende Erfrierung von Körperteilen meldet.[2]

Ursachen und Auftreten


Hauptursache für Erfrierungen, insbesondere dritten Grades, ist eine unangepasste Kleidung bei
langanhaltend tiefen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. In Kriegszeiten ist Erfrieren eine der häufigsten
Todesursachen in kalten Regionen. In Deutschland kommt es heutzutage kaum noch zum Tod durch
Erfrieren.[3]

Begünstigend für Erfrierungen sind akute Alkoholvergiftungen. Alkohol verstärkt und beschleunigt eine
Unterkühlung, da sich die Blutgefäße in der Haut erweitern und der Körper umso mehr Wärme an die
Umgebung abführt. Der Betrunkene fühlt sich subjektiv warm. Der so durch die Rauschwirkung die Gefahr
(Zeitdauer, Kälte) unter- und sich selbst überschätzende Betroffene ist zumeist infolge Müdigkeit und
Benommenheit nicht mehr in der Lage Hilfe anzufordern.[4] Aus diesen Erfahrungen leitet sich die
unbedingte Empfehlung ab, bei organisierten Winterhilfsaktionen auf jedweden Alkoholkonsum zu
verzichten und Alleingänge wegen fehlender gegenseitiger Hilfe zu vermeiden.

Bergsteiger sind eine Risikogruppe für Erfrierungen, da sie vergleichsweise häufig und unerwartet in
Notsituationen kommen, ohne unverzügliche Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.

Eine eigene Gefahr stellt der Windchill-Effekt dar. Bei höheren Windgeschwindigkeiten genügen schon
weniger tiefe Lufttemperaturen oder kürzere Expositionszeiten um zu Erfrierungen zu führen, da der
Wärmeabfluss vom Körpergewebe nach außen mit der Windgeschwindigkeit steigt. Besonders betroffen
sind dabei unbedeckte Hautpartien wie etwa das Gesicht. Winddurchlässige Kleidungsstücke, wie eine
locker gestrickte Wollmütze oder auch Öffnungen (Ärmelöffnungen, geöffnete Taschen, weite Jacken)
erlauben Luftströmungen bis in Körpernähe. Winddichte Kleidung sollte daher besonders am Rand am
besten mit Gummisaum eng am Körper anliegen, um die Wirkung des Winds abzuhalten. Der Windchill-
Effekt hat daher eine hohe Bedeutung für Wintersportler, Motorschlittenfahrer (Fahrtgeschwindigkeit) und
Bergsteiger (Bergwind). Wird er nicht von vornherein berücksichtigt und paart sich mit der Gefühllosigkeit
und damit Schmerzunempfindlichkeit der betroffenen Hautpartien, so kann es leicht zu schwerwiegenden
Erfrierungen kommen.

Therapie
Die Beurteilung einer Erfrierung, im Rahmen eines Notfalls, ist schwer und meist erst nach einigen Tagen
eindeutig möglich, daher sollte im Zweifelsfall immer von einer Erfrierung ausgegangen werden. Ab einer
Erfrierung 2. Grades, deren Heilung frühestens nach 6 Wochen erfolgt, ist eine stationäre Behandlung
erforderlich. Folgende Maßnahmen sollte man als Ersthelfer durchführen:
Rettungsdienst über die Rufnummer 112 (in Europa) oder eine andere örtliche Notrufnummer
alarmieren
Körpertemperatur des Patienten erhalten, im Idealfall langsam, ggf. im Wasserbad, anheben.
Eine Rettungsdecke oder warme Getränke unterstützen diesen Vorgang
Die Wunden mit einer keimfreien Wundauflage versorgen, wobei man Finger und Zehen
einzeln verbinden und keinen Fäustlingverband anlegen sollte
Die geschädigten Körperareale vor weiteren Kälteeinwirkungen schützen
Weiter allgemeine Maßnahmen im Rahmen der Ersten Hilfe[5]
Kein schnelles Auftauen der betroffenen Areale durch heißes Wasser vornehmen
Keine mechanische Belastungen, wie etwa Drücken oder Reiben, auf die verletzten Areale
ausüben
Beengende Kleidungsstücke öffnen

Beim raschen Auftauen steigt zwar der Sauerstoffbedarf des Gewebes sehr schnell an und die noch nicht
voll funktionsfähigen Gefäße können den benötigten Sauerstoff noch nicht liefern, aber der Schaden durch
die Sauerstoffunterversorgung ist geringer als der neuerliche toxische Schaden durch langsames Auftauen.[6]

Siehe auch
Frostbeule

Weblinks
Wiktionary: Erfrierung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Erfrierung (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Frostbite?uselang=de) –
Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise
1. Klaus-Jürgen Bauknecht, Joachim Boese-Landgraf: Wunde, Wundheilung,
Wundheilungsstörung, Wundbehandlung, Tetanusprophylaxe. In: Rudolf Häring, Hans Zilch
(Hrsg.): Lehrbuch Chirurgie mit Repetitorium (Berlin 1986). 2., durchgesehene Auflage. Walter
de Gruyter, Berlin / New York 1988, ISBN 3-11-011280-9, S. 7–17, hier: S. 8 f.
2. Bild der Wissenschaft, 11/2007, S. 40. Originalquelle nicht genau angegeben
(„Wissenschaftler aus Erlangen“).
3. Erkrankungen des Kreislaufsystems sind häufigste Todesursache im Jahr 2006. (https://web.ar
chive.org/web/20120206204033/https://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Inte
rnet/DE/Content/Statistiken/Gesundheit/Todesursachen/Aktuell,templateId=renderPrint.psml)
(Memento des Originals (https://giftbot.toolforge.org/deref.fcgi?url=https%3A%2F%2F1.800.gay%3A443%2Fhttps%2Fwww.des
tatis.de%2Fjetspeed%2Fportal%2Fcms%2FSites%2Fdestatis%2FInternet%2FDE%2FConten
t%2FStatistiken%2FGesundheit%2FTodesursachen%2FAktuell%2CtemplateId%3DrenderPrin
t.psml) vom 6. Februar 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt
und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Statistisches Bundesamt Deutschland; abgerufen 26. Dezember 2007.
4. Kältetod im Rausch. (http://www.zeit.de/2008/06/Stimmts-Alkohol) In: Die Zeit, Nr. 6/2008.
5. Sanitätshilfe Ausbildung. 7. Auflage Version März 2016. Österreichisches Rotes Kreuz
Generalsekretariat, ISBN 978-3-902332-18-9
6. Fritsch: Dermatologie & Venerologie für das Studium. Springer Verlag, Heidelberg 2009.

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt
nicht eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

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Diese Seite wurde zuletzt am 18. Februar 2020 um 12:37 Uhr bearbeitet.

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