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DEUTSCHLAND 9,80 €
Das Magazin der Kreativbranche # 06.2013 www.page-online.de
4 191084 209802 06
Webdesign
Mit unserer
Websight Bedarfsanalyse
planen
nur vermeintlich äußerlichen Aspekt
auf den Grund: der Oberfläche. Wir
spüren den visuellen Ansprüchen an
attraktive und zugleich funktionale
Websites nach. Wir fragen, ob skeuo-
morphes Interfacedesign, das Geräte-
formen alter Technologien imitiert,
oder minimalistisches Flat Design das
Nutzererlebnis steigert; ob Gestal-
tungsbüros zu besseren Lösungen ge-
langen oder doch technisch orien-
tierte Spezialisten . . .
n Technik. Technik. Technik. Ist es Genau darum haben wir übrigens
Foto: Kirsten Nijhof
nicht skurril, dass wir in Kreativmee- auch – gemeinsam mit unserem Inter-
tings fast nur noch über Technologien action-Design-Fachmagazin WEAVE –
sprechen? Über HTML5, Mobile First eine neue Top List ins Leben gerufen:
und Co? Wir leben in einer digitalen das WEAVE//PAGE Digital Ranking. Wir
Welt, keine Frage, aber unsere Kampa- haben es unter Einbeziehung einer
gnen, Markenauftritte und Websites BVDW-Befragung zur Rolle von digita-
machen wir nicht für Plattformen oder len Kreativawards und Rankings für die
Systeme, wir machen sie für Menschen. Agenturlandschaft entwickelt, es liegt
Und deren Bedürfnisse und Wahrneh- dieser Ausgabe bei. Gewiss, es sind
mungsgewohnheiten haben sich gar überwiegend Arbeiten mit klassischem
nicht so sehr geändert, wie wir gemein- Kampagnencharakter, die in den digi-
hin annehmen mögen. Im Gegenteil, talen Kategorien punkten. Warum also
je alltäglicher die Nutzung der digita- eine Trennung der Top Lists?
len Devices wird, desto mehr verliert Das WEAVE//PAGE Digital Ranking
die Technik an Faszination. gibt nicht nur Aufschluss darüber, wie
Klar, eine digitale Arbeit kann noch sehr die deutschen Agenturen ihre Di-
so herausragend sein, wenn sie tech- gitalkompetenz ausgebaut haben, es
nisch nicht rundläuft, hat sie keine berücksichtigt zudem spezialisierte
Chance. Aber allem voran steht noch Kreativschmieden, die weniger durch
immer die Idee und ihre gestalterische Masse, dafür aber umso mehr durch
Umsetzung. Das grafische User Inter- Klasse überzeugen. Auf dass zusam-
face lehrt uns Dinge zu nutzen – und menfinden möge, was zusammenge-
zu mögen. Augenblicke entscheiden. hört: innovative Technik, nutzerorien-
Ebendeshalb gehen wir in unserer Ti- tierte Gestaltung und – qualitätsbe-
telgeschichte ab Seite 18 auch einem wusste Auftraggeber!
Gabriele Günder,
Premium-Vorsorge
Chefredakteurin/Publisher für Medienmenschen
([email protected])
Dieser Ausgabe
liegen die
Extras »Digital
Ranking 2013«
sowie »Agentur-
software« bei
Besser In 2013
Presse 4,5 %
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INHALT
SZENE
006 Was die Branche bewegt
Stadt aus Papier; Museums-CI mit animierter Schrift;
Briefmarkendesign; Ansichtssache: Rayan Abdullah
über das neue Lucky-Strike-Logo; Self-Monitoring-
Reif Jawbone UP™; Victoria Beckhams Online-Shop
016 Ausbildung
Illustriertes Buch; Experiment: Kreativ durch Licht?
TITEL
018 n Unser Web muss schöner werden!
Klar, ohne exzellente Technik läuft im Web nichts.
Aber heißt das, dass Sites nicht auch überzeugend
gestaltet sein dürfen? Wir zeigen, welche Chancen
und Probleme Trends wie Flat Design, Mobile First,
Single Page, Parallax Scrolling, Interactive Video
oder bildschirmfüllende Bildwelten bringen
072 Making-of: Low-Polygon-Ästhetik
KREATION
030 Freizeitkunst
Sich kreativ austoben – da das selbst Kreativen in
ihrem Beruf nicht immer möglich ist, verfolgen viele
nebenher freie künstlerische Projekte
054 Papierwelt
Besondere Notizbücher; Inkjet-Recyclingpapier
TYPO
056 TDC Typeface Design Award 2013
Diesmal präsentieren sich die ausgezeichneten
Schriften musikalisch – und das exklusiv für Sie
062 Typowelt
Supernova; Kalligrafie ornamental; »TypoJournal 4«
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BILD
066 Konzeption von Illustrationen
Wie sieht der konzeptionelle Prozess auf dem Weg
zur Bildidee aus? Und das, wenn nur Stunden
zwischen Briefing und Deadline liegen. Drei Illustra-
toren erzählten uns, wie sie dabei vorgehen
080 Bildwelt
Illustrative 2013; Buch zu den besten Digital Artists
TECHNIK
084 n InDesign generativ
Die JavaScript-Library basil.js ermöglicht es, in
InDesign generativ Plakate oder Buchprojekte zu
gestalten. Wir zeigen, wie dies funktioniert
090 Beschriftungs-Apps
030 Freizeitkunst
Praktisch, wenn man ein Foto unterwegs schon
gleich mit passender Typo versehen kann
PAGE SEMINARE
064 Infografik-Seminar mit Jan Schwochow
082 »Gutes Design entwickeln« mit Jochen Rädeker
083 »Gutes Design gut verkaufen« mit Jochen Rädeker
097 »Disruptive Creativity« mit Mario Pricken
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SZENE
Verbrannt
In akribischer Kleinarbeit baut
Matthew Picton Städte aus
Papier – und fügt einigen
von ihnen mit dem Lötkolben
Brandwunden zu
Design: edenspiekermann Amsterdam; Fotokampagne: Lars van den Brink, Copy: Ferdinand Beltman
Open Type
Sogar die CI- n Kultur-Erscheinungsbild. Das und Natur begegnen sich dank des of- manuell erzeugt hat und die edenspie-
Schrift des Kröller-Müller Museum, keine 100 Kilo- fenen Museumsbaus mit viel Glas. kermann nun mit Cinema 4D animierte.
Kröller-Müller meter von Amsterdam entfernt, kennt Die Verflechtung von innen und au- Besonders charmant ist das Schatten-
Museums hat man hierzulande meist nur als Auto- ßen, aber auch von zwei- und dreidi- spiel, das die flexibel einsetzbare Tür-
Türen, die sich bahnschild auf dem Weg zum Meer. Zu mensionaler Kunst überführte eden- metapher noch greifbarer wirken lässt.
dank Cinema 4D Unrecht, besitzt es doch die zweitgröß- spiekermann Amsterdam nun in das Die Designer setzten auch die Kampa-
tatsächlich te Van-Gogh-Sammlung weltweit und neue Corporate Design des Museums. gne und das Ausstellungsdesign für
öffnen lassen ist dazu beeindruckend eingebettet in Sein dynamisches Grafik- und Schrift- die neue Präsentation der Van-Gogh-
einen hochkarätigen Skulpturengarten konzept basiert auf der Karbon, deren Sammlung mit dem außergewöhnlich
im Nationalpark De Hoge Veluwe. Kunst plastische Anmutung Kris Sowersby verspielten Grafikkonzept um. wl
Buntes Europa
n Briefmarken-Design. Einen krea- Titus Nemeth oder Bureau Weiss, die und zeitgenössische typografische Ver-
tiven Beitrag gegen die Eurokrise lie- auf den paar Zentimetern sehr unter- satzstücke verbindet sie mit den Far-
ferte die Wiener Tageszeitung »Die schiedlich visualisierten, warum es vie- ben europäischer Nationalflaggen. Der
Presse« in Kooperation mit der Agen- le Gründe gibt, Europa zu lieben. bunte verschachtelte Entwurf ist ein
tur Liquid Frontiers und mit finanziel- Gewinnerin wurde die Marke »Viel- echter Hingucker – und bereits als Son-
ler Unterstützung der Österreichischen falt in der Einheit« der spanisch-öster- dermarke im Umlauf. Von diesem, aber
Post: Sie baten zwanzig Designer, reichischen Gestalterin Elvira Barriga, auch von vielen der anderen Entwürfe
Briefmarken zu entwickeln. Mit dabei die als Kreativdirektorin bei Bruce Mau könnte sich die Deutsche Post eine
waren bekannte Namen wie Lo Breier, Design in Toronto arbeitet. Historische Scheibe abschneiden. ant
Elvira Barrigas
Marke (links)
gewann den
Wettbewerb,
aber auch
die Entwürfe
von 3007
(Mitte) und Sigi
Mayer (rechts)
sorgten für
Begeisterung
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≥ PAGE Online
Weitere Meinungen dazu
lesen Sie unter www.
page-online.de/lucky-
strike-rebranding
010 PAGE 06.13 SZENE
Designer Yves
Béhar entwarf das
Armband, das
unseren Alltag zur
Statistik macht
Ferne im Griff
n Markenauftritt. Ein freundliches
Mittelrot verbindet man bislang weni-
ger mit Reiseveranstaltern als mit Su-
permarktketten wie – genau: REWE.
Gemeinsam mit Interbrand hat die
Handelsgruppe ihrer Touristiksparte in Vertrauens-
einem gut drei Jahre dauernden Pro- erweckend:
zess mit einer neuen Markenstrategie das prägnant
einschließlich Neupositionierung und pragmatische
Überarbeitung des Auftritts auf die Logo für die
Sprünge geholfen. Die Herausforde- REWE-Touristik-
rung lag darin, die Gesamtmarke – mit gruppe DER
Tjaereborg, ITS, Jahn Reisen und weite-
ren Veranstaltern immerhin die zweit- gleich für Sicherheit, Getragenwerden
größte Touristikgruppe Deutschlands – und dafür, Dinge selber anzupacken.
als führenden Reiseanbieter zu profi- Dazu kommt ein »Erlebnispanorama«,
lieren. Zudem sollten die Untermarken das lebendig illustrierte Sehenswür-
mit ihren Stärken positioniert werden. digkeiten der Welt in frischen Farben
Die Lösung ist ein System, in dem zeigt. Es kommt in Printmedien, Web
Dach- und operative Marken getrennt oder den Reisebüros zum Einsatz –
auftreten, aber durch das Logo visuell ganz zeitgemäß auch mal als traumar-
verbunden sind. Im Zentrum steht DER tiger Collagenausschnitt innerhalb der
Touristik mit einem starken Signet. Fotomotive. Als Font wählten die De-
Vielfältig einsetzbares Hauptelement signer die freundliche Prelo. Ein wei-
ist ein Tragegriff, der zusammen mit teres Mal präsentiert sich die REWE
dem Slogan »Träume fest im Griff« für Group als aufgeräumtes, sympathisch
Reisen und Bewegung steht, aber zu- solides Unternehmen. wl
Steffen, 29: Hallo, ich bin selbstständig schritt am Rand klingt, ist für den De-
und arbeite vor allem für drei große signer vielleicht ein längerer Extraweg
Auftraggeber. Nun habe ich für einen mit viel Recherche.
neuen Kunden einen Job übernommen Als Kommunikationsdesigner sind
und folgendes Problem: Das Projekt Sie dafür verantwortlich, die Änderun-
wurde immer größer, dauernd kam gen im Projektverlauf korrekt zu kom-
etwas hinzu. Vor Kurzem habe ich eine munizieren, auch unaufgefordert. Dass
Zwischenrechnung gestellt, die ent- Ihr Auftraggeber verärgert ist, liegt
sprechend höher ausgefallen ist als wohl nicht in erster Linie an der Höhe einen kleinen Teil (maximal 10 Prozent)
mein Angebot. Der Kunde sagt, ich hätte der Rechnung, sondern daran, dass er der Mehrkosten nicht berechnen.
rechtzeitig Bescheid geben müssen, nicht mehr reagieren kann. Hätte er Mein Tipp für die Zukunft: Informie-
dass es teurer wird, und will nicht gewusst, welche Mehrkosten manche ren Sie von sich aus bei allen Abschnit-
bezahlen. Wie gehe ich damit um? Erweiterungen verursachen, hätte er ten eines Projekts darüber, ob Sie noch
vielleicht auf einiges davon verzichtet. innerhalb des Angebots sind. Ihr Auf-
Lieber Steffen, Mein Tipp für dieses Projekt: Erklä- traggeber sollte immer Zeit zum Rea-
zu Ihrer Arbeit als Kommunikationsde- ren Sie im Detail, wo welcher Aufwand gieren haben. Wenn Sie Mehraufwand
signer gehört auch die Kommunikation und welche Mehrkosten entstanden und -kosten sauber kommunizieren,
über das Budget und wie Sie damit um- sind. Haben Sie E-Mails mit Zustimmun- können Sie bei der Abrechnung jeden
gehen. Das haben Sie hier versäumt gen zu neuen Projektteilen? Rechtlich Schritt belegen, haben dadurch weni-
und müssen jetzt die fehlende Kom- könnten Sie alle Forderungen durch- ger Ärger und zufriedenere Kunden.
munikation unter Druck nachholen. Ihr drücken. Ich empfehle aber, lieber in
Auftraggeber hat die Erweiterung des langfristige Beziehungen zu investie- Haben Sie Fragen, die Sie hier beant-
Projekts mit Sicherheit deutlich weni- ren. Da Sie die Kommunikation ver- wortet sehen möchten? Dann
ger stark wahrgenommen als Sie. Was nachlässigt haben, können Sie Ihrem schreiben Sie uns (E-Mail: business
für diesen nach einem kleinen Ausfall- Kunden etwas entgegenkommen und [email protected])
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1 2
Die Buchhaltungs-
App bookamat
BRANCHE & KARRIERE
zeichnet sich +++ Abschied von Scholz & Volkmer. Christian Daul 1
durch ein intui- verlässt die Wiesbadener Digitalagentur, um sich selbst
tives, benutzer- unternehmerisch zu betätigen. Scholz & Volkmer besetzt
freundliches seine Stelle nicht neu, sondern verteilt die Aufgaben in-
Interface aus tern. Im Zuge dessen steigen der Technische Direktor
Peter Reichard und der Unitleiter Christoph Kehren in
Zahlen im Blick die Geschäftsführung auf. +++ Konferenz zum Thema
audiovisuelle Medien. Der Branchenverband Eyes & Ears
n Buchhaltungs-App. Für Selbst- und schlichte Gestaltung. Sämtliche of Europe lädt am 24. Juni zur European Conference for
ständige ist es besonders wichtig, ihre Zahlen werden nochmals in Form von Design, Promotion & Marketing in Köln ein. Zu den Vor-
Finanzen im Griff zu haben. Die Web- Charts visualisiert. tragenden gehören sowohl Profis aus TV, Film, Internet,
App des Wiener Start-ups bookamat Weiter vereinfacht wird das System Mobile, Werbung und Kultur als auch Jungkreative, die ih-
richtet sich speziell an Freelancer und durch Vorlagen für wiederkehrende Bu- re Arbeiten präsentieren. Der Eintritt für Nichtmitglieder
kleine Unternehmen in Deutschland chungen wie Telefonrechnungen und beträgt 650 Euro, Mitglieder zahlen 150 Euro. ≥ www.
und in Österreich. Mit dem zentralen individuell zuweisbare Schlagworte, et- eeof.de +++ Neue Kreativagentur. Michael Barche (rechts)
Formular lassen sich nach Angaben der wa »Dienstreise Kiel«, mit denen man und Ulrich Zünkeler 2 haben Orange Council mit Büros
Entwickler alle Einnahmen und Ausga- die Inhalte filtern kann. Die eingege- in Hamburg, Berlin und Amsterdam gegründet. Mit der
ben in nur 30 Minuten pro Monat er- benen Daten werden per sicherer Ver- flexiblen Struktur eines Kreativverbunds wollen sie die
fassen und für die Steuererklärung auf- bindung übertragen und lassen sich gesamte Breite moderner Kommunikationsdisziplinen
bereiten – so bleibt mehr Zeit für die zusätzlich lokal sichern. Ein Jahreszu- abbilden. Den Schwerpunkt bildet dabei die interne Kom-
eigentliche Arbeit. Besonders wich- gang kostet rund 100 Euro, die Test- munikation. Zu den ersten Kunden gehören Holiday Check
tig war den beiden eine übersichtliche version für 30 Tage ist kostenlos. fb und Natural Superfoods. +++ MfG-Award 2013. Der De-
signwettbewerb des Bundesverbands Druck und Medien
ist eröffnet. Bis zum 16. August können Gestalter, Druck-
spezialisten und ihre Auftraggeber sowie Nachwuchs-
Kalorien gegen die Denkblockade designer und Auszubildende ihre Printarbeiten einrei-
chen. Neu sind die Kategorien »Individualität« für persön-
n Facebook-Aktion. Hier macht das und den Mitarbeitern wieder Kreativi- lich auf den User bezogene Printprodukte und »Debü-
Social Network seinem Namen alle Eh- tät und Motivation zu geben. »We share. tanten«, die gesondert bewertet und mit Förder- und
re: Leagas Delaney schickte zwei Wo- You like« lautet das Motto des neu ein- Sachpreisen ausgezeichnet werden. Kriterium für eine
chen lang – ganz kollegial – immer ei- berufenen Cake Department von Lea- Auszeichnung ist das Zusammenspiel von hoher Design-
ner anderen Agentur zur Mittagszeit gas Delaney. Wer in den Genuss einer qualität und anspruchsvoller Verarbeitung. Die Teilnahme-
eine Torte. Der Gruß mittels »perver- Torte kam, entschied übrigens das Los. gebühren starten bei 150 Euro für Profis, der Nachwuchs
sen, selbst gemachten Kalorienbom- Der Caramel Cheesecake für Kolle Reb- zahlt 25 Euro. ≥ www.mfg-award.de +++ Blurb und
ben«, wie die Hamburger auf ihrer Face- be, die Schokotarte für Scholz & Friends Samsung machen gemeinsame Sache. Nutzer des neuen
book-Seite schreiben, sollte dazu die- und alle weiteren Kreationen lassen Samsung Galaxy S4 können über die vorinstallierte Fo-
nen, durch Unterzuckerung hervorge- sich hier bestaunen: www.facebook. tofunktion »Story Album« weltweit die Bilder ihrer Han-
rufene Denkblockaden zu bekämpfen com/leagasdelaneyhh. aw dykamera automatisch und nahtlos in eigenen Foto-
büchern und Magazinen zusammengestellen und direkt
vom Smartphone aus bei Blurb den Druckauftrag er-
teilen. +++ Neue Personalleitung bei Leagas Delaney
Hamburg. Ab sofort übernimmt Meike Runschke als Head
of Human Ressources die Mitarbeiterbetreuung und das
Recruiting am Hamburger Standort von Leagas Delaney.
Sie folgt auf Mareike Boddin, die die Werbeagentur En-
de 2012 verlassen hat. +++ Neue Bildchefin bei »Du«.
Ute Noll ist neue Bildchefin der Schweizer Kulturzeit-
schrift mit Sitz in Zürich. Sie folgt auf Lars Willumeit, der
künftig als freier Bildredakteur, Berater und Dozent un-
terwegs ist. +++ Calvendo wird international. Die Self-
Publishing-Plattform baut mit einer englischsprachigen
Zur Tortenaktion Site ihren Geschäftsradius aus. Ab sofort bietet sie ihre
verwandelte die Dienste auch Kunden außerhalb Deutschlands an. Calven-
Hamburger do ging im Herbst 2012 an den Start und richtet sich vor
Agentur ihr Logo allem an Fotografen, Grafiker und Künstler, die ihre Bil-
kurzerhand in ein der oder Kalender veröffentlichen und über den Buch-
Konditorschild handel vermarkten wollen. ≥ www.calvendo.de/en nik
014 PAGE 06.13 SZENE
PAGE ONLINE
Portfolio des Monats
In jeder Ausgabe stellen wir ein Mitglied der PAGE Community und Highlights aus seinem Portfolio vor
Rabea Hashagen
www.page-online.de/portfolios/rabea-hashagen
n Design bedeutet für Rabea Hashagen, mithilfe Ich bin Brand Director, Freelancer
visueller Ausdrucksmittel Welten zu vereinfachen, Ich biete Print, Online, Motiondesign,
zu zeigen oder zu kreieren – gleichzeitig verbindet Konzeption, Strategie, Beratung
es für sie Leben, Liebe, Hobby, Beruf und Leiden- E-Mail [email protected]
schaft. Als freischaffende Designerin visualisiert sie Web www.langzeitwirkung.de
Identitäten für alle Print- und Bewegtbildmedien, Standort Berlin und München
genießt es dabei, ins Detail zu gehen und wünscht
sich Kunden, die das ebenfalls schätzen.
1 2 3
Techno-Identity von Hort Schrift aus dem Jenseits Fotograf Daniel Stier
Kreation. Schönstes Schwarzweiß und Typo. Trotz weltweiter Proteste und zweifel- Bild. Er fotografiert Toast mit derselben Ver-
bunte Kreise: Für das erste gemeinsame hafter Beweise wurde Troy Davis am 21. Sep- schmitztheit wie Celebritys, hat dabei stets
Album von Tech-House-Pionier Marc Rom- tember 2011 in einem Gefängnis in Georgia einen Blick für das Skurrile und mittlerweile
boy und Techno-Produzent Ken Ishii hat hingerichtet. Seine Handschrift stellt Service- auch Museumsehren erlangt. Daniel Stier zog
Hort aus Berlin die Artdirektion übernom- plan Campaign derzeit in das Zentrum einer 1994 von Dortmund nach London und arbei-
men. Wir fragten nach, wie die Bildsprache Online-Kampagne, die sich für die Abschaf- tet für Kunden in aller Welt. Jetzt vertritt ihn
und die spielerischen Hüllen entstanden. fung der Todesstrafe einsetzt. die Hamburger Agentur Waldmann Solar.
≥ www.page-online.de/romboy-ishii ≥ www.page-online.de/troy-davis ≥ www.page-online.de/daniel-stier
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≥ www.page-online.de PAGEmag
1 Als Freundschaftsdienst entwickelte Rabea Hashagen das Erscheinungsbild für den Musiker Capellastreet. 2 Einfach, effektiv und in
Collagetechnik hat sie das Erscheinungsbild für das Theater Werkmünchen umgesetzt. 3 Für das Theaterplakat »Wir sind nicht das
Ende« verbrannte sie Fotoabzüge, beklebte sie mit Tesa-Film und scannte sie erneut. 4 Wettbewerbsbeitrag für ein einheitliches, flexibel
einsetzbares Berlin-Logo, das allen frei zur Verfügung gestellt werden sollte . . . Leider hat sich Berlin anders entschieden
PAGE NEWSLETTER
Foto (Galerie): @ Apparat + Stereo und Marc Trautmann für Air Berlin
AUSBILDUNG
Lichtreisen
n Wahrnehmungsforschung. »Am Koffein, unruhig, unausgeglichen, nach- Nach der theoretischen Auseinan-
Anfang danach immer aufgewühlt, die denklich. Man muss sich erst wieder dersetzung mit Wahrnehmung und
Augen flackern, das Hirn fühlt sich ir- ordnen, aber es bewegt etwas«, so do- Bewusstsein wagten die Studenten
gendwie geschwollen an. Wirkung wie kumentiert Designstudentin Caroline Selbstversuche – und berichteten von
Hagenau den Effekt des Neurostimu- extremen Eindrücken während der Be-
lators Lucia N°03. »Allmählich immer strahlung, von Farben, für die es keine
positivere Wirkung, kurz danach ab- Namen gibt, schwebenden Wesen oder
wesend, muss allein sein (. . .) nach in- einem Blick ins Universum. Die Folge:
nen Ruhe und Frieden (. . .) Auch Endor- Ein völliger entspannter und zugleich
phinschub und Energie.« Ohne Drogen, hellwacher Geisteszustand. »Eine sol-
nur mithilfe von Lucia untersuchte eine che Lichtreise kann so prägend sein
Gruppe von Kommunikations-, Indus- wie jede spannende Reise«, sagt Ralph
trie- und Fotodesignstudenten an der Buchner. Einige Teilnehmer brachen
Hochschule für angewandte Wissen- die Anwendung aufgrund von Herzra-
schaften München unter Leitung von sen und der Wahrnehmungsintensität
Professor Ralph Buchner die Auswir- ab. Die meisten waren jedoch nach
kungen psychedelischer Erlebnisse auf der Sitzung enorm produktiv, zeichne-
die Kreativität. Durch die Kombination ten oder fotografierten stundenlang
von Stroboskoplicht in unterschied- und lösten sich dabei von alten Denk-
lichen Frequenzen und Konstantlicht mustern. Caroline Hagenaus Illustra-
regt das an eine Stehleuchte erinnern- tionen zum Beispiel, naiv anmutende,
de Gerät bei geschlossenen Augen das Gustav-Klimt-artige Porträts, entwickel-
Gehirn an und ermöglicht so hypnago- ten sich unter dem Einfluss des Neuro-
ge und ähnliche Zustände wie auf LSD. stimulators zu kantigen, haptisch-in-
tensiven Bildern. Interessant wäre es
zu erforschen, welche Wirkung das
Designstudentin Caroline Hagenau Gerät auf strategische Designdiszipli-
entwickelte ihren Illustrationsstil nen wie zum Beispiel Markenkommu-
mit der Lichtreisemaschine weiter nikation hat. wl
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Bunter Therapiebegleiter
n Illustriertes Buch. Kleine Figuren, die herum-
tollen, sich hinter Bäumen verkriechen oder plötz-
lich auflösen: Auf den ersten Blick hat Amelie Bartelsen
in ihrer Abschlussarbeit im Studiengang Illustrations-
design an der Bildkunst Akademie Hamburg eine lustige
Kinderwelt erschaffen. Auf den zweiten Blick zeigt
sich der ernste Hintergrund: Das Buch »Das Leben ist
kein Naturschutzgebiet« befasst sich in einer Mischung
aus Sachbuch und Belletristik mit dem Thema Psycho-
sen. Der Text und die begleitenden Illustrationen
sollen spielerisch zwischen Betroffenen, Angehörigen,
Ärzten und Pflegern vermitteln. Die Zeichnungen,
die getrennt vom Text auf Postkarten festgehalten sind,
muten wie ein Reisebericht an. Jede der 23 Karten
wird durch ein Foto aus dem Klinikumfeld ergänzt, das
einen Kontrapunkt zu der fiktiven Erzählung bildet.
Die Idee zu dem etwas anderen Therapiebegleiter ent-
stand aus ihrer eigenen Psychoseerfahrung. »Es war mir
wichtig zu zeigen, dass eine Psychose neben allem Leid
auch Nährboden für eine produktive Auseinander-
setzung mit der Krise sein kann«, sagt Amelie Bartelsen.
Das Buch gibt’s für 48 Euro bei Gudberg in Hamburg
oder per Bestellung über [email protected]. nik
Algorithmische Schönheiten
n Generative Gestaltung. Bereits von der Darstellungsmethode entsteht an ihnen entlang oder Triangulation.
2012 beschäftigte sich Diana Lange die jeweilige Ästhetik durch die Ag- Bei Letzterer fügte Diana Lange den
mit der Gestaltung in Processing: Da- gregation von Punkten, ihre Verbin- Porträts eine Zufallsmaske hinzu, die
mals fasste sie naturinspirierte Gra- dung mit Linien, Einlinienzeichnung die Gesichter etwas verzerrt. fb
fiken, die im Rahmen eines Projekts im
Masterstudiengang Gestaltung an der
Hochschule für angewandte Wissen-
schaft und Kunst Hildesheim/Holzmin-
den/Göttingen entstanden, in einem
Buch zusammen (siehe PAGE 07.12, Sei-
te 20). Im Rahmen ihrer Masterthesis
»Zwischen den Stühlen. Grenzgänge
zwischen Kunst, Design und Informa-
tik« präsentiert sie nun eine Reihe von
Porträts, die den generativen Gestal-
tungsprozess selbst in den Vorder-
grund rücken.
Anfangs hatte die Designerin keine
bestimmte Ästhetik im Sinn, sondern
experimentierte mit den Möglichkei-
ten von Processing. Sie arbeitete mit
einem abstrakten Partikelsystem, das
sie jedoch bald mit Fotos von Freun-
den und Familienmitgliedern kombi-
nierte und so visuelle Anklänge zu
Handzeichnungen erzielte. Ihr Proces-
sing-Code ordnet den Fotos Punkte
zu: je dunkler die Bildbereiche, desto Sowohl die von Diana Lange in Processing geschriebenen Code-Snippets als auch die
mehr werden dort platziert. Abhängig Programmierumgebung selbst sind auf der Plattform OpenProcessing frei verfügbar
018 PAGE 06.13
TITEL
Große Bilder,
Matt Harrop, Kreativ- den, wenn es passt. Aber auf emotio-
viele Bilder . . .
direktor Fork: nalem Wege lässt sich eine damit gute Bilder?
Nirgends kommt der Kunde unvergleichliche Motivation und akti-
in so engen aktiven Kontakt mit der ve Nähe zur Marke erzeugen. Marken
Marke wie im Internet. Das ist eine gro- sind mehr als ihre Produkte, sie sollten
ße Chance und gleichzeitig eine große aufhören zu rationalisieren, tief in ih-
Gefahr, denn jede falsche Bewegung ren Markenkern eintauchen, um laut
kann ihn für immer verscheuchen. Vor und stolz die Werte zu kommunizie-
allem in Deutschland meiden viele Mar- ren, für die sie stehen.
ken deshalb jedes Risiko und bieten Alexander El-Meligi, n Einer der aktuellen Trends hin zu
brave, faktenbasierte Rationalisierun- Geschäftsführer demodern: attraktiverem Webdesign heißt große
gen der Vorzüge ihrer Produkte. Ratio- Dass man auch ohne Flash Bilder. Doch damit – und der steigen-
nalität spricht einen bestimmten Typ schöne Erlebnisräume eröffnen kann, den Auflösung von Desktop- und Mo-
Kunden an und sollte eingesetzt wer- zeigen aktuelle Seiten wie www.find bile-Displays – wachsen die Anforde-
PAGE 06.13 023
Mehr Weißraum,
aber bitte nicht
immer weiß!
Dass Parallax-
Scrolling-Sites für
Making-ofs von
Filmen wie gemacht
sind, veranschau-
licht http://journey.
lifeofpimovie.com
028 PAGE 06.13 TITEL Webdesign
Single Page
reicht doch!
KREATION
FOTOGRAFIE/AKTIONSKUNST
Andre Price, 40, Hamburg
www.surfingtrooper.tumblr.com
Womit verdienen Sie Ihr Geld?
Ich bin Creative Director Art bei Grabarz & Partner.
Was machen Sie Kreatives in Ihrer Freizeit?
Der »Trooper« ist keine Kunst, sondern eine Mis-
sion. Sie besteht darin, sich aus dem Imperium
zu lösen und ein Jahr lang den Planeten Erde zu
erkunden und zu besurfen. Have you seen him?
Befruchtet Ihre Kunst Ihre Arbeit und andersrum?
Freie Projekte zeigen mir, dass sich Kreativität
immer einen Weg sucht.
PAGE 06.13 031
≥ PAGE Online
Weitere Freizeitkünstler
und ihre Arbeiten finden
Sie auf www.page-
online.de/freizeit-kreative.
Falls Sie selbst Arbeiten
zeigen wollen, schreiben
Sie uns gerne an
[email protected]
ANALOGE FOTOGRAFIE
Mirko Derpmann, 41, Berlin
Womit verdienen Sie Ihr Geld?
Ich bin bei Scholz & Friends Berlin Cre-
ative Director Text und seit Anfang des
Jahres Mitglied der Geschäftsleitung
bei Scholz & Friends Agenda.
Was machen Sie Kreatives in
Ihrer Freizeit?
Ich mache Fotos, meist analog und mit
Verfahren, die schon ausgestorben sind
oder in den letzten Zügen liegen.
Warum sind Sie in Ihrer
Freizeit kreativ?
Man langweilt sich ja doch gelegentlich.
2
Vor drei oder vier Jahren habe ich aus
diesem Grund mit einem Freund eine
1
Lochkamera aus einem Schuhkarton
gebaut – mit Fotopapier, Entwickler
und Fixierer. Das erste Bild war weder
besonders spannend noch bemerkens-
wert: Es zeigte nur einen Hinterhof 1 .
Aber wenn man immer nur mit seinem
Handy knipst oder mit der Digitalka-
mera, in der 10 000 Patente und Algo-
rithmen zusammenwirken, dann ist es
schon eine Art Wunder, dass man oh-
ne den ganzen Kram ein klar erkenn-
bares Hinterhofbild produzieren kann.
So nahm die Sache ihren Lauf. Wir ha-
ben dann viel im Internet herumgele-
sen, ausprobiert und uns immer mehr
reingefuchst. Man muss ja erst heraus-
finden, was passiert, wenn ein Bild
entsteht, um es ohne die Elektronik zu
schaffen. Gerade sind wir dabei Glas-
platten selber zu beschichten.
Befruchtet Ihre Kunst Ihre Arbeit
und andersherum?
Wenn man in einer Werbeagentur ar-
beitet, kann es nicht schaden zu wis-
sen, wie Fotoapparate funktionieren.
Insofern haben Hobby und Arbeit ge-
legentlich miteinander zu tun. In mei-
Mirko Derpmann
nem Fall ist die Beziehung noch enger:
auf einer selbst
Gemeinsam mit Christof Blaschke und
beschichteten Platte
dem Fotografen Matthias Hewing ha-
mit einem etwa
be ich vor einem Jahr eine Mülltonne
100 Jahre alten Objektiv
der Hamburger Stadtreinigung zu ei-
ner riesigen Lochkamera umgebaut
und gemeinsam mit den Müllmännern
Hamburg fotografiert 2 ( www.flickr.
com/photos/thetrashcamproject ). Da-
mit haben wir einen silbernen Löwen
in Cannes und viele andere Preise ge-
wonnen. Außerdem haben wir viel
über riesige Lochkameras gelernt. Man
kann also sagen, dass sich Hobby und
Beruf in diesem Fall gegenseitig be-
fruchtet haben.
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ILLUSTRATION
Hobson Chant, Kreativteam aus
Amsterdam, zusammen 76 Jahre alt
Womit verdienen Sie Ihr Geld?
Als Creative Directors und Partner bei
WE ARE Pi in Amsterdam. Wir erschaf-
fen Markenerlebnisse und Kommuni-
kationskonzepte für TED und LEGO.
Was machen Sie Kreatives in
Ihrer Freizeit?
Ideen, Illustrationen, Doodles.
Befruchtet Ihre Kunst Ihre Arbeit und
andersherum?
Bei WE ARE Pi ergänzen sich unsere
freien Arbeiten und das Tagesgeschäft
auf optimal Weise und gehen Hand in
Hand. Das freut uns und ist nicht gera-
de alltäglich.
FOTOGRAFIE
Alexander Binder, 36, Stuttgart
www.alexanderbinder.de
Womit verdienen Sie Ihr Geld?
Ich bin strategischer Planer bei Jung
von Matt/Neckar.
Was machen Sie Kreatives in
Ihrer Freizeit?
Mystisch-symbolhafte Fotografie mit
melancholischem Unterton.
Warum sind Sie in Ihrer Freizeit kreativ?
Mir geht es darum, ein bisschen düste-
re Romantik in unseren Alltag zurück-
zubringen.
Befruchtet Ihre Kunst Ihre Arbeit
und andersherum?
Ich trenne beide Welten strikt vonei-
nander. So kann ich mich gezielt auf je-
des Thema konzentrieren und dessen
Eigenständigkeit bewahren.
PAGE 06.13 037
MUSIK
Jennifer Sanusi, 32, Hamburg
Womit verdienen Sie Ihr Geld?
Ich bin Chefassistentin der Geschäfts-
führung bei Jung von Matt.
Was machen Sie Kreatives in Ihrer
Freizeit?
Meine Kunst ist die Musik: Ich bin Sän-
gerin in der Band Red Candy. Darum
dreht sich alles: vom Gesangsunterricht
über Proben, Studioaufnahmen, Song-
writing bis zu Auftritten. Da wird ge-
rockt, denn das ist meine Musik.
Warum sind Sie in Ihrer Freizeit kreativ?
Kreativität ist mein Motor und Musik
die Sprache, in der ich mich kreativ am
besten ausdrücken kann. Gleichzeitig
ist es ein wunderbares Ventil für mei-
ne Gefühle und Emotionen.
Befruchtet Ihre Kunst Ihre Arbeit und
andersherum?
Beides hat mit Kreativität zu tun – auch
wenn es augenscheinlich nicht so er-
scheint. Disziplin und Genauigkeit sind
beim Musikmachen genau so wichtig
wie Spaß und Freude bei der Arbeit.
ILLUSTRATION
Daniela Garreton, 29, San Sebastián
www.danigarreton.com
Womit verdienen Sie Ihr Geld?
Als freie Grafikdesignerin. Seit einem
Jahr ist es glücklicherweise so, dass ich
fast Vollzeit als Illustratorin arbeiten
kann. So ist aus meiner Kunst ein rich-
tiger Beruf geworden. Freie Projekte
ohne Auftrag mache ich aber weiter-
hin. Ohne diese kreative Freiheit könn-
te ich nicht sein.
Was machen Sie Kreatives in Befruchtet Ihre Kunst Ihre Arbeit und
Ihrer Freizeit? andersherum?
In meinen freien Illustrationen zeige Was man in seiner Freizeit macht, zeigt
ich – sehr nostalgisch angehaucht –, die wahre kreative Persönlichkeit und
wie verrückt und besonders die Meere kehrt das Innerste nach Außen. Alles,
sind. Ich beschäftige mich mit der mys- was an Inspiration und Gedanken in
teriösen Welt der Ozeane, denn ich lie- einem schlummert, kann man ans Licht
be das Wasser. befördern und alles Tun verändern.
038 PAGE 06.13 KREATION Die Agentur der Zukunft
PAGE 06.13 039
Stairway to Heaven
Wie stellen sich die großen Branchenplayer für die Zukunft auf? Wir haben traditionsreiche
Design- und Werbeagenturen gefragt, was sie tun, um innovationsfähig zu bleiben
n Hellwach und voller Elan erscheint Kai Röffen zum Ge- sich doch gemeinsame Muster und Ziele heraus. Das ist vor Scholz & Friends
spräch und lässt uns wissen: Er fastet. Der Geschäftsführer allem die neue Nähe zum Kunden und zu den Mitarbeitern. Berlin hat neue
von thjnk düsseldorf bietet uns einen Schluck seines roten Das virtuelle Büro scheint eine erstaunlich gestrige Idee zu Räume am Hacke-
Gemüsedrinks an und fachsimpelt eine Weile mit Dr. Rüdiger sein und Homeoffice eher die Ausnahme. Kollaborative Ar- schen Markt
Götz, Geschäftsführer von KW43 Branddesign, Division der beitsmethoden setzen sich durch. Der persönliche Kontakt, bezogen. »So ein
Netzwerkagentur Grey, über die Vorzüge des Entschlackens. das Feinstoffliche der Kommunikation werden sehr ernst neues Haus ist
Sich von altem Ballast befreien, Energie zurückgewinnen, genommen und Organisationsstrukturen um diese herum wie ein neues Klei-
sich neu justieren – das bewegt derzeit die gesamte Agen- konstruiert: Kunden arbeiten mittlerweile tageweise in den dungsstück;
turwelt. So sehr, dass sich gleich mehrere Branchengrößen Agenturen und Agenturmitarbeiter beim Kunden. wir mussten es erst
weigern, PAGE Einblick in ihre bewegten Agenturstrukturen Mit rund 50 Mitarbeitern zählt edenspiekermann nicht einmal eintragen
zu gewähren. Effizienz- und Kostendruck sind seit der Wirt- zu den ganz großen Markenagenturen, aber zu denen mit und es uns gemütlich
schaftskrise gestiegen, aber auch die Komplexität von Kom- einer langen Geschichte der Veränderung. Gegenwärtig ist machen«, sagt
munikationsprodukten. Unternehmen stückeln ihre Etats das gesamte Unternehmen im ehemaligen Berliner Tages- Geschäftsführerin
und verteilen sie auf mehrere Agenturen. Man unkt wieder spiegel-Gebäude vom agilen Arbeiten geprägt, das viele Stefanie Wurst dazu
mal über das Ende der Netzwerkagenturen. Und Amir Kassei Disziplinen effizient zusammenbringt und in kleinen Schrit-
schimpft über die lausigen Sitten in der Branche. ten Veränderungen sichtbar macht (mehr dazu auf Seite 45).
Doch es gibt nicht nur schlechte Nachrichten: Kai Röffen Den unterschiedlichen Ansprüchen von Spezialisten und
und Rüdiger Götz berichten von einem zunehmend profes- Generalisten unter einem Dach gerecht zu werden gehört
sionellen Agenturscreening, das den Aufwand durch Pitches zu den großen Herausforderungen. Während edenspieker-
reduziere. Dabei helfen Pitchberater ebenso wie die Vertraut- mann ihre spezialisierten Kreativen individuell im strate-
heit mit der Agenturarbeit seitens der Auftraggeber. Diese gischen Denken schult, experimentieren andere Agentu-
verfügen über eine wachsende Design- und Medienkompe- ren mit ihren Abteilungsstrukturen.
tenz, was eine Kooperation auf Augenhöhe möglich macht. Scholz & Friends zum Beispiel kehrte von den probewei-
Dass mit der großen Krise der Lack der Branche abgeblättert se eingeführten »orchestrierten Familien«, die nicht mehr
ist, empfinden die Protagonisten tendenziell als positiv. »Das nach Disziplinen organisiert waren, sondern in einer Ein-
Popzeitalter der Kreativen ist definitiv vorbei«, sagt Kai Röf- heit alle Disziplinen für den Kunden abbildeten, zu diszipli-
fen. Man erhofft sich eine therapeutische Wirkung in Bezug nenbezogenen Units zurück (mehr dazu auf Seite 44). Die
auf Größenwahn, Ichbezogenheit und die »manchester- projektbasierten Teams waren langsamer und brachten
kapitalistischen Zustände«, wie es Rüdiger Götz formuliert »mehr verwässerte, unscharfe Ideen« hervor, wie Stefanie
(unser Gespräch mit den beiden finden Sie ab Seite 40). Wurst, Geschäftsführerin von Scholz & Friends Berlin und
Vorstand der Scholz & Friends Group, berichtet: »Die Schnel-
Dass besonders große Agenturen ihr Profil schärfen, be- len haben sich an das Tempo der Langsamen angepasst
weglicher werden und ihre Strukturen flexibel managen und nicht umgekehrt. Wenn man Disziplinen mischt, leidet
müssen, ist schon lange offensichtlich. So unterschiedlich außerdem die spezifische Kompetenz. Im gemischten Team
die Schwerpunkte der von uns befragten Design-, Kommu- kann sich etwa ein Digitalspezialist nicht mehr mit seinen
nikations- und Werbeagenturen auch sind, es kristallisieren Fachkollegen austauschen und befruchten.« Die Peter
040 PAGE 06.13 KREATION Die Agentur der Zukunft
spannende Zukunft – es ist viel attrak- ternehmen dran sind, desto präziser wir einen Kunden ohne Pitch gewon-
tiver, als die Leute hier es sich selber erkennen wir Probleme und Chancen. nen, der zunächst diese Reise durch
bewusst machen. Wenn es nicht einen Götz: Das kann ich bestätigen. Wenn die Agenturen unternommen hat, um
gewissen Mangel an guten Designkrea- wir ein Erscheinungsbild für ein kleine anschließend mit zwei Favoriten Mund-
tiven gäbe, wäre es ein perfekter Stand- Firma in München entwerfen, ist es zu-Mund-Beatmung zu machen. Wir
ort, auch aufgrund der zentralen Lage fast schon zu teuer, zwei Mitarbeiter haben uns mehrfach bei ihm und bei
in Europa. Der Markt hier ist gut und vorbeizuschicken. Aber wie will man uns getroffen, das Team vorgestellt, in
bietet noch ausreichend Raum für wei- ein Design entwickeln, ohne das Team großer Runde diskutiert. Zuletzt lern-
tere kreative Strukturen. gesehen zu haben? Wir erleben immer te ich den Unternehmer selbst kennen.
Röffen: New York. Nee, ich würde mich wieder, dass Unternehmen das echte Ich musste zu keinem Zeitpunkt mit
sofort wieder für Düsseldorf entschei- Kennenlernen nicht als grundlegenden dem üblichen Arbeitsprozess überzeu-
den. Mir hat sich die Frage gestellt, als Teil der Leistung verstehen, die auch gen, am Ende besiegelte nur ein Hand-
ich vor zweieinhalb Jahren gegründet bezahlt werden muss. Dabei greifen schlag die Zusammenarbeit. Das erlebe
habe. Hier gibt es so viel Business, inter- wir als Corporate Designer massiv in ich immer häufiger. Dass sich das Scree-
nationale Konzerne und Mittelständler, die Genetik des Systems ein. Zusätz- nen der Agenturen professionalisiert,
die vor Ort betreut werden wollen. lich beobachte ich bei meinen Mitar- hat aber auch mit der Entstehung der
Wie hat sich das Verhältnis zwischen beitern, dass der physische Kontakt mit Agentur- und Pitchberatungen zu tun.
Agentur und Kunden verändert? dem Kunden ihre Professionalität, Mo- Wie erklären Sie sich den Wandel in der
Röffen: Bedingt durch die Krise ver- tivation und ihr Verantwortungsbe- Agenturauswahl?
langen Kunden viel mehr von uns. Sie wusstsein steigert. Hierbei geht es um Götz: Eine neue Generation der Mar-
sparen, lagern Leistungen aus, wollen grundmenschliche Abläufe, persön- ketingverantwortlichen wächst heran,
viel mehr geführt werden, beziehen liche Beziehungen. die Marketing als weniger glamourös
uns stärker in Prozesse ein, fordern Röffen: Bei uns wollen Auftraggeber ansieht. Der ökonomische Druck lässt
sehr viel mehr Kontakt – sie trauen uns immer öfter persönlich vorbeikommen, die Unternehmen schlechtes Agentur-
aber auch mehr zu. Unsere Arbeit be- um uns schon vorm Pitch kennenzu- management stärker wahrnehmen.
steht verstärkt aus Dirigieren. Dabei lernen – das ist in den letzten fünf Mo- Dabei wird sichtbar, wie wichtig die
hilft Nähe: Je näher wir an einem Un- naten viermal passiert. Kürzlich haben zwischenmenschlichen, feinstoffli-
042 PAGE 06.13 KREATION Die Agentur der Zukunft
bucht. Unsere Kunden verlangen eine Was fehlt Ihnen heute zu einer
klar profilierte Kernkompetenz. Die Fä- zukunftsfähigen Agentur?
higkeit, die eigene Arbeit mit anderen Röffen: Der Spaß in den Agenturen
Disziplinen zu verbinden, setzen Auf- ist verloren gegangen. Das Lebendige,
traggeber als Selbstverständlichkeit vo- Offene, die Freiheit. Die Branche wirkt
raus. Kunden und Agenturen unter- so geschunden! Im Moment scheint al-
schätzen aber häufig den Aufwand von les ein Problem zu sein.
wirklich integrierter Kommunikation. Götz: Aber das Hecheln resultiert
Die Prozesshaftigkeit, die Prozessex- doch aus einer Lebensdynamik, die ei-
zellenz wird künftig noch mehr Be- ne permanente Erhöhung der Ge-
chen Aspekte sind. Das erste Mal deutung erhalten, denn Kreativität ist schwindigkeit vorsieht.
habe ich diesen Wandel bewusst bei nichts wert, wenn sie nicht implemen- Röffen: Also mir macht das Spaß.
meiner ehemaligen Agentur Simon & tiert werden kann. Götz: Ein Berufseinsteiger wird doch
Goetz festgestellt, im Pitch um den Röffen: Wir müssen eine neue Kultur von 0 auf 150 gezwungen. Wir brau-
globalen Dialogetat für einen Automo- für die komplexer werdenden Kom- chen proaktive, weltgewandte Men-
bilhersteller. Da gab es im Marketing munikationsprodukte entwickeln. Wer schen, die Spaß an der Vielfalt haben,
eine richtige Liste aller schlechten Er- übernimmt welche Rolle? Wie gehen die aber auch Exzellenztiefe bieten.
fahrungen: Hier wurde definiert, wie wir miteinander um? Wir spielen das- Viele Designer wollen aber nicht zum
oft man sich physisch sieht. Betreuen- selbe Fußballspiel, nur nicht mehr mit Kunden, sondern in Ruhe gelassen
de Geschäftsführer und Teammitglie- 11, sondern mit 22 Personen. Dabei werden. Die Agentur der Zukunft
der wurden in dem Vertrag nament- muss sich auch ökonomisch nieder- muss viel mehr Mühe in eine professi-
lich ausgewiesen, und bei einem Wech- schlagen, dass wir Generalisten eben- onelle Talentmanagementkultur inve-
sel des Führungspersonals nahm das so wie Spezialisten einen Rahmen bie- stieren. Die wurde in der Kreativbran-
Unternehmen sich das Recht auf Ver- ten. Aber das wird nicht passieren, che meistens mit Bauchgefühl ge-
tragskündigung heraus. Es wollte nicht solange alle in eigenständigen GmbHs handhabt, und wenn’s nicht klappte,
für ein intransparentes und anony- arbeiten. Wir kooperieren mit kleinen war das eben nur ein Kavaliersdelikt.
mes System bezahlen, war nicht be- Partneragenturen, die sensationelle di- Wirkt die Branche so spaßbefreit,
eindruckt von einer Agentur und woll- gitale Produkte entwickeln. Aber wenn weil alle verunsichert sind?
te keine Stars haben. wir sie auffordern, zu einem Pitch mit- Röffen: Die Branche bekommt zu
Röffen: Das Popzeitalter der Kreati- zukommen, lohnt sich der Aufwand Recht keine guten Leute mehr – wir
ven ist definitiv vorbei. Personen waren für sie kaum. Während das bei großen müssen ein Umfeld für Begeisterung
immer die Treiber in der Kreativwirt- Playern selbstverständlich ist, weil klar schaffen. Das geht aber nicht, wenn
schaft – wenn Key Player aus Agentu- ist, wer zahlt. Wer welchen Anteil an wir mit zwei Leuten produzieren, wo-
ren abwanderten, zogen Kunden oft der kreativen Leistung hat, müsste am für früher drei Leute gebraucht wur-
mit. Aber heute geht es viel mehr um Ende des Tages egal sein. Mein Ideal ist den. Leuteschleifen funktioniert nicht
Vertrauen. also: nur ein Kostencenter. mehr. Wir müssen innovative Arbeits-
Früher unterschied man Werbe- und Welche Jobprofile werden dabei weisen finden, um kreativ sein zu kön-
CI-Agenturen – jetzt heißen fast künftig wichtiger? nen, und das zudem als Teil unserer
alle Kommunikationsagentur. Was Röffen: Wir sollten den Bereich Traf- Arbeit verstehen.
bedeutet das für die Praxis? fic vollständig neu definieren. Große Götz: Man kann bei der jüngeren Ge-
Götz: Ich weiß nicht, ob sich das wirk- Agenturen benötigen Trafficer, die Pro- neration meiner Studenten und Mit-
lich auflöst. Wir werden als Design-, zesse und Strukturen gestalten und arbeiter eine gewisse Resignation er-
nicht als Kommunikationsagentur ge- steuern. Also einen Mitarbeiter, der sich kennen – sie haben das Gefühl, viel zu
fragt: Welche Personen, Skills und Pro- geben und dafür wenig zurückzube-
zesse brauchen wir, um für eine spezi- kommen.
fische Aufgabenstellung zu Innovation Röffen: Das Berufsbild hat in der Au-
zu gelangen? ßenwirkung keinen Sex mehr – ganz
Das machen vor allem Designagenturen zu Unrecht.
doch schon, etwa mit Design Thinking Götz: Das Gute ist, dass die Kreativ-
und im Design Management. wirtschaft dadurch mehr solche Leute
Röffen: Oft kommt das Neue aus dem anzieht, die intrinsisch motiviert und
Design. Die Kommunikation denkt zu nicht nur an einem schicken Berufs-
klassisch. Wir verfallen in alte Besitz- Lifestyle interessiert sind. Aber das
stände, lassen zu wenig los. Darum be- manchesterkapitalistische Bild von Ar-
neide ich euch Designer manchmal: Ihr beit ist von gestern – insofern ist eine
habt die Möglichkeit, das große Ganze Nachwuchsflaute ein guter Weckruf
zu hinterfragen. für die Branche.
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044 PAGE 06.13 KREATION Die Agentur der Zukunft
Zukunftsstrategien Zukunftsstrategien
Scholz & Friends Berlin Peter Schmidt Group
Stefanie Wurst, Vorstand der Scholz & Gregor Ade, Managing Partner bei
Friends Group und Geschäftsführerin Peter Schmidt Group
von Scholz & Friends Berlin
Schlank aufstellen.
Digitale Innovation dirigieren. Die Krise 2008/09 hat die Honorarsitu-
Ob es sich um klassische Handelsmar- ation eklatant verändert: In der Mar-
ken wie Saturn handelt, die online ge- kenkommunikation wurden die Bud-
hen, oder um Plattformen wie trivago, gets zusammengekürzt, während die
die es nur online gibt – unsere Aufgabe Agenturkosten gleichblieben. Langfris-
als Agentur ist es, für unsere Kunden tige Kunden werden seltener, viele ver-
die Deutungshoheit und Steuerung geben ihre Etats gestückelt und nach
von Marken zu behalten. Deshalb gibt Disziplinen getrennt. Wir müssen uns
es in all unseren Units digital denken- also schlanker aufstellen. Wir hatten
de Menschen und zudem eine Einheit schon immer eine schlanke Struktur,
von Online-Spezialisten, die sich vor al- gerade in der Verwaltung. In der Krise
lem mit Strategie und Analytics be- haben wir etwa im Einkauf gespart und
schäftigt. Wir gliedern die Belegschaft auf das Netzwerk zurückgegriffen.
in Units, unter anderem für PR, Wer-
bung und Digital. Das ist wie in einem Netzwerk nutzen.
Dorf: Alle arbeiten in ihren fachspezi- Für uns ist der schnelle, unkomplizierte
fischen »Familien« und treffen sich auf Kontakt zu Disziplinen, die im eigenen
dem »Marktplatz«, um sich auszutau- Haus nicht vertreten sind, ein Vorteil.
schen. Wenn man Disziplinen mischt, Stabilität ist auch für die Zusammen-
leidet unserer Erfahrung nach die spe- die Agentur hinein zu tragen und un- arbeit hilfreich – ein Netzwerkpartner
zifische Kompetenz. In einem gemisch- erfahrene Leute ohne genaues Brie- ist dann eben doch kein Externer. Auch
ten Team kann sich etwa ein Digital- fing arbeiten zu lassen. Das frühzeiti- kleine Agenturen müssen ja mit ande-
spezialist nicht mehr mit seinen Fach- ge Festlegen der Leitidee ist der größ- ren Agenturen oder Freelancern ko-
kollegen austauschen und befruchten. te Effizienzhebel. Aus diesem Grund operieren. Die haben dann nur wenig
ist es so wichtig, sich schon zu Anfang Zeit oder sind nicht im Thema. Natür-
Neue Anforderungen integrieren. mit erfahrenen Leuten zusammenzu- lich gilt: In einer straffen Organisations-
Neben Corporate Social Responsibility setzen und so lange zu arbeiten, bis es und Kostenstruktur muss man stand-
wird das Thema Content Marketing in eine klare Leitidee gibt, die anschlie- halten. Und die Barrieren zwischen Ein-
unserem Orchester immer wichtiger. ßend in der Agentur weiterentwickelt zelagenturen und Disziplinen müssen
Hier geht es nun darum, Informationen werden kann. weiter ausgeräumt werden.
leicht verständlich aufzubereiten. Da-
zu brauchen wir journalistisch denken- Flexible Arbeitszeitmodelle Kreation und Konzeption stärker
de Kreative und Designer, die das For- ermöglichen. verknüpfen.
mulieren und Visualisieren komplexer Die »ZEIT« hat mit ihrem Titel »Faul Wir müssen als Markenagentur kommu-
Information beherrschen. Generell ge- und schlau« kürzlich das Phänomen nikativer auftreten, uns mehr der klas-
winnen Employer Branding und an- der »Generation Y« auf den Punkt ge- sischen Kommunikation widmen. Ein-
spruchsvolle Kommunikation im B2B- bracht. Das ist die neue, anspruchs- prägsame Markenerlebnisse verlangen
Bereich an Bedeutung. In Deutschland volle Mitarbeitergeneration, die Work- die Verknüpfung von Kreation und Kon-
gibt es viele Weltmarktführer wie STIHL Life-Balance schon im Bewerbungs- zeption. Damit die Kreation ihr Profil
Motorsägen oder Würth Befestigungs- gespräch fordert. Wir müssen damit behält, braucht es aber nicht nur Ge-
technik, die im Zuge der Globalisierung leben, dass die Tendenz zur Selbstauf- neralisten, sondern auch hoch spezia-
und des Margendrucks das Thema Mar- opferung in Agenturen ausstirbt. Wich- lisierte Schriftgestalter. Es ist wichtig,
ke für sich entdecken. Zudem erken- tig ist, dass die Leute mit anpacken, diese Spezialisten nicht zu verlieren!
nen Regierung, Verbände und Institu- wenn Not am Mann ist, und dass kei- Sich auch die leisten zu können, ist ein
tionen ihren steigenden Kommunika- ner seine Kollegen im Stich lässt. Die- Vorteil großer Agenturen.
tionsbedarf – Beispiel Energiewende. se menschliche Qualität erwarten wir
schon. Ich schätze, dass bereits 20 Pro-
Für Effizienz sorgen. zent unserer Mitarbeiter ein flexibles
Wir haben es mit immer komplexeren Arbeitszeitmodell nutzen. Dieser An-
Kampagnen zu tun, die nur mit höhe- teil wird weiter zunehmen. Das sind
rem Aufwand produziert werden kön- Menschen beiderlei Geschlechts, jün-
nen. Gleichzeitig nimmt der Effizienz- gere Mitarbeiter, die sich nebenbei um
und Kostendruck seitens der Unter- ein Herzensprojekt kümmern, ebenso
nehmen zu. Das Einzige, was hilft, ist wie Führungskräfte, die Familie oder
der ständige Versuch, schnell und ziel- Hochschuljobs haben. Das ist zwar ein
genau zu Ergebnissen und Entschei- wenig aufwendiger in der Planung,
dungen zu kommen. Der größte Effizi- aber irgendwie funktioniert es letztlich
enzkiller ist, die eigene Unsicherheit in doch immer . . .
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Zukunftsstrategien welcher Stelle für ihn zuständig ist, ten mit einer anderen Geisteshaltung
auch wenn er in einer Woche parallel und mit agilen Prozessen wie Scrum. In
edenspiekermann Berlin an verschiedenen Projekten arbeitet. den wöchentlichen Meetings spricht
Pia Betton und Robert Stolle, Partner Allerdings haben wir der Cloudstruk- der Kunde mit dem ganzen Team – ei-
bei edenspiekermann Berlin tur anfangs zu viel Bedeutung beige- ne viel authentischere Form der Kom-
messen, und die Mitarbeiter identifi- munikation. Dabei ist es sehr wichtig,
Selbstbesinnung. zierten sich statt mit den Projekten zu dass die Producer ihre Rolle leben, sich
2009 hatten wir eine wirklich schwere sehr mit ihrer Cloud. Das führte zu klar verantwortlich fühlen, Entschei-
Krise. Absurderweise haben wir bis da- Konkurrenz zwischen den Gruppen. In dungen treffen und dabei Sicherheit
hin quasi keine Akquise gemacht. Da- diesem Jahr steuern wir dagegen, in- vermitteln. Im Gegensatz zu anderen
mals schauten wir uns bewusst um in dem wir den Fokus verändert haben: Agenturen sind unsere Meetings ziel-
der Welt und fragten uns: Was inter- Jetzt messen wir qualitativ und wirt- gerichtet und schlank. Wenn es Konflik-
essiert uns? Welche Aufgaben würden schaftlich in den Projekten, und die te gibt, werden die schnell geklärt. Bei
wir gern bewältigen? Unterbeschäftigt, Clouds haben ganz klar einen Personal- uns kann auch jeder so viel Verantwor-
wie wir waren, setzten wir uns in Teams fokus. Jeden Montag findet ein Cloud- tung übernehmen, wie er will; erfah-
zusammen und recherchierten zu The- Meeting für den internen Austausch rungsgemäß übernehmen Menschen
men wie Outdoor, Essen, Fahrradfah- statt – ansonsten treffen sich die ohnehin nicht mehr, als sie können.
ren. Daraus entstanden Präsentatio- Cloud-Teams nicht.
nen, mit denen wir uns bei potenziellen Innovation verankern.
Auftraggebern vorstellten. Eine inte- Interdisziplinarität leben. Co-Creation-Workshops haben ihre
ressante Zeit, in der wir den Grundstein Der Designprozess hat sich deutlich Grenzen. Wenn du Menschen fragst,
für viele neue Strukturen gelegt haben. verändert: Heute sitzen Auftraggeber was sie wollen, wissen sie das selbst
an einem Tag in der Woche hier in der oft nicht. Ist man zu verliebt in die kol-
Kernkompetenzen schärfen. Agentur und führen in agilen Prozes- laborativen Methoden, kommt häufig
Vor Kurzem haben wir vier Schwer- sen einen engen Dialog mit dem ge- nur der kleinste gemeinsame Nenner
punkte definiert: 1. digitale Produkte samten Team. Wir brauchen Menschen, heraus, weil niemand mehr sagt: Ich
und Services, also die Konzeption, Ge- die mitdenken können. Bei uns kön- habe zwar zwanzig Leute interviewt,
staltung und Entwicklung digitaler Me- nen die meisten Interaction Designer aber ich habe eine tolle Idee, die völlig
dien; 2. Brand Development, das steht coden, und umgekehrt haben die meis- anders funktioniert. Irgendwann gilt es,
für eine ganzheitliche Markenentwick- ten Developer ein Auge für Design. sich vom Research zu distanzieren –
lung; 3. Service Design als systemati- Die Grafikdesigner lernen Design-Re- dann muss die gute Idee da sein. Im
sche Anwendung von Design Research search-Methoden kennen, um sie als Moment gibt es so viele Creative Labs
mit Blick auf das Nutzererlebnis quer Mittel bei der Service- und Marken- und andere Formen von Innovations-
über alle Medien hinweg; 4. Enabling
Change, weil wir erkannt haben, dass
unsere Gestaltungsarbeit immer Ver-
änderung in den Unternehmen bedeu-
tet. Dabei setzen wir unsere Kom-
petenz ein, Dinge sichtbar, verständlich
und kommunizierbar zu machen.
Mehrsehprogramme
Der Second Screen kommt in Bewegung. Agenturen, Sender und Start-ups erkennen das Potenzial
des interaktiven Fernsehens und öffnen die Türen für neue TV-Formate und Werbeformen
n Das interaktive Fernsehen kommt Parallel zum Programm steigen die Wi- gramm horizontal abbilden und mit de-
durch die Hintertür. Oder besser: Es kipedia-Zugriffe auf passende Artikel, nen sich der User in einzelne Sendun-
schleicht sich über das Sofa ein. Denn wie eine Analyse des Hamburger Blog- gen einloggen kann. Zum anderen ge-
während viele Marketingstrategen in gers Martin Rycak zeigt (siehe www. hen die Sender selbst mit eigenen Apps
der Industrie seit vielen Jahren von der martinrycak.de ) Der soziale Aspekt – und Angeboten an den Start, zumeist
Hochzeit von TV und Internet träumen vornehmlich die Diskussion über das, vertikal und zugeschnitten auf be-
und weiterhin Smart-TV-Geräte verkau- was gerade läuft – findet auf Face- stimmte Formate. Besonders aktiv sind
fen wollen, haben die Zuschauer sich book oder mehr noch auf Twitter statt. die Öffentlich-Rechtlichen, die mit dem
die Interaktivität längst über Smart- Und den Erfolg eines TV-Spots kann interaktiven Format Tatort+ oder den
phones, Notebooks und Tablets selbst man dann anhand der beinahe zeit- Apps zu »Wetten, dass. . .?« vor allem
geschaffen: Auf ihren Second Screens gleich durchgeführten Google- oder die Zuschauerbindung im Sinn haben.
holen sie Informationen zu laufenden Amazon-Suchen erfassen. Aber auch die Privatsender sind aktiv:
Sendungen ein, tauschen sich live auf Das große kreative, soziale und öko- ProSiebenSat.1 testet derzeit mit Sat.1
Social-Media-Plattformen aus oder re- nomische Potenzial, das der interak- Connect ein formatübergreifendes in-
cherchieren nach Produkten, die gera- tive Second Screen eröffnet, versuchen teraktives Second-Screen-Angebot.
de auf dem First Screen, dem TV-Gerät, verschiedene Akteure bereits seit ei-
angepriesen werden. niger Zeit für sich zu erschließen. Zum In den Sendeanstalten beobachtet
Der Trend zum Second Screen ist einen sind da GetGlue oder Miso aus man die Entwicklung mit Interesse und
dabei ein Selbstläufer, der Plattformen den USA, die Start-ups Couchfunk oder Sorge zugleich – wobei bei ARD und
nutzt, die zunächst mit dem klassi- Zapitano in Deutschland mit ihren ZDF das Interesse überwiegt: »Wir kön-
schen Fernsehen wenig zu tun haben: Plattformen, die das gesamte TV-Pro- nen mit interaktiven Angeboten die
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Beim Krimi
»Die letzte Spur«
konnten die
Zuschauer sich
als Ermittler
betätigen. Moccu
produzierte die
zugehörige Anwen-
dung für das ZDF.
Zur besseren Über-
sicht ließen sich
die Verdächtigen
auf einem White-
board anordnen
Zusammen mit
Couchfunk bereitete
Kolle Rebbe für OTTO
ein Gewinnspiel vor,
das mit dem TV-Spot
synchronisiert war.
Die Nutzer wurden
über die Couchfunk-
App auf das Gewinn-
spiel hingewiesen.
Ein Counter zählte
die Zeit bis zum
TV-Spot runter
abkürzen«, ist Waldemar Lutz über- nicht in Sendungen einloggen und Second-Screen-Dienste
zeugt, Grouphead Conception bei New- kann dennoch Tweets verfolgen oder
cast. »Wir setzen auf die App, weil sie auch TV-Empfehlungen an Freunde n Die meistgenutzte Anwendung bei laufendem TV-
eine enorme Reichweite von 9,5 Millio- versenden. Außerdem funktioniert es Gerät ist immer noch Twitter. Aber zahlreiche neue
nen Nutzern aufweist und eine beson- wie eine Art konfigurierbare TV-Zeit- Dienste versuchen, mit speziell angepassten Apps und
ders einfache Usability hat.« Sie benö- schrift, die aktuelle Sendungen listet Oberflächen zur universellen Second-Screen-Anwen-
tigt wenige Sekunden, um einen Spot oder Tipps zum Tagesprogramm für dung zu werden. Um von den hohen Nutzerzahlen
zu identifizieren. Verzögerungen erge- verschiedene Sparten gibt. Kürzlich hat bei Twitter zu profitieren, integrieren fast alle die pas-
ben sich dadurch, dass der User die Couchfunk mit der Hamburger Werbe- senden Tweets in ihre eigenen Diskussionsforen. Den
App dazu erst starten muss. »Der Spot agentur Kolle Rebbe eine Kampagne Mehrwert für die Nutzer liefern die Second-Screen-
sollte daher eine Länge von 30 Sekun- mit Gewinnspiel für OTTO umgesetzt. Anbieter in verschiedenen Bereichen und sorgen für
den an aufwärts haben«, meint Lutz. Im Unterschied zu Toyota und Shazam Komfort mit Audioerkennung, einer interaktiven Pro-
Den nötigen Wechsel in die App hält werden die Inhalte nicht über den Spot grammzeitschrift oder einer Schauspielerdatenbank.
er für kein allzu großes Problem – getriggert, sondern Couchfunk berei-
und der Erfolg der Kampagne scheint tet die User mit Hinweisen in der App Couchfunk
ihm recht zu geben. Auch die Tatsache, und einem Countdown auf das sich Couchfunk verbindet einen intelligenten
dass andere Unternehmen mittlerwei- anschließende Gewinnspiel vor. »Man Programmführer mit der Möglichkeit,
le ebenfalls auf Shazam setzen, spricht muss behutsam vorgehen und den sich über das aktuelle TV-Programm auszutauschen.
für den Erfolg des Konzepts. Nutzern ein Angebot machen«, erklärt Ähnlich wie bei Twitter kann man anderen Couch-
Langfristig dürfte Shazam noch Frank Bahrt, Mitgründer von Couch- funk-Usern folgen und deren Vorlieben und Kommen-
wichtiger werden: Denn in den USA hat funk. »Es macht keinen Sinn, ein Pop- tare hervorheben. Couchfunk läuft auf iPhone und
Shazam Entertainment ihr Geschäfts- up hochfliegen zu lassen und sie zu iPad, unter Android und als Web-App im Browser.
modell schon auf den Second Screen überfallen.« Bei Couchfunk konnten
ausgerichtet und begleitet das dortige die User die im OTTO-Spot präsentier- GetGlue
Fernsehprogramm mit Zusatzinforma- ten Produkte gewinnen. Für Kolle Reb- Mit Launch 2008 ist GetGlue der älteste
tionen zu den Shows und Events und be war die Kooperation ein Experiment, Second-Screen-Dienst in den USA und
bietet eine Plattform für den Austausch das für sie zufriedenstellend gelaufen hat nach eigenen Angaben 3 Millionen Nutzer. Die
der User untereinander. Damit läuft ist. »Mit 10 000 Klicks im Gewinnspiel App gliedert sich in einen Programmführer und
die Anwendung in vielen US-Haushal- und 7000 Teilnehmern war das für ei- einen Social-TV-Bereich. Sie läuft auf iPad und
ten bereits parallel zum Fernsehkon- nen ersten Durchlauf recht gut«, meint iPhone sowie im Browser.
sum – der nächste Schritt zum Bestel- Henning Stamm, Leiter Interaktive Me-
len eines Produkts ist damit nur wenige dien bei Kolle Rebbe in Hamburg. Shazam
Fingertipps entfernt. Ob sich Shazam Ein gänzlich anderes Konzept ver- Als Musikerkennungs-App gestartet, hat
allerdings als Second-Screen-App auf folgen die Macher des frisch gestar- Shazam seine Audioerkennungstechno-
breiter Front durchsetzen kann, muss teten wywy: Nutzer können mit Check- logie auf TV-Sendungen ausgeweitet. In den USA
sich zeigen. Denn in den USA sind Get- ins Punkte sammeln und in Gutscheine bildet es bereits eine Vielzahl vor allem der Shows
Glue und Miso mit Informationen zum für Amazon oder andere Onlineshops und sportlichen Großevents ab und bietet eine
Programm und als Social-TV-Plattform umwandeln. Damit dieses »bezahlte Plattform für die Kommunikation der Nutzer. In Deut-
etabliert und in Deutschland TunedIn, Fernsehen« funktioniert, hat wywy ei- schland kann Shazam derzeit nur gezielt Werbe-
Couchfunk oder jetzt neu auch Zapi- nen Audiosync ähnlich wie Shazam, spots erkennen. Es lässt sich auf dem iPhone und
tano und wywy. mit dem man sich komfortabel in den iPad, unter Android, Blackberry und Windows
Sendungen einloggt. »Das ist bequem Phone nutzen.
All diese Second-Screen-Dienste agie- für den Nutzer«, erklärt Dr. Andreas
ren unabhängig von den Sendern und Schröter, Gründer und Geschäftsfüh- Tweek
kämpfen darum, zur Standardanwen- rer von wywy. »Aber wichtiger noch: Keine Second-Screen-App, sondern eine
dung für den Second Screen zu wer- Mithilfe des Audiosync können wir veri- interaktive Programmzeitschrift für
den. Denn eines ist klar: Wer es schafft, fizieren, ob der Nutzer auch tatsäch- iPhone und iPod, deren Inhalt sich aus Empfehlun-
auf dem Sofa dauerpräsent zu sein, lich das Programm schaut, in das er gen von (Facebook-)Freunden zusammensetzt.
kann vom großen First-Screen-Werbe- sich eingeloggt hat.« Und: Man kann
kuchen ein gutes Stück abbekommen. Produkte passend zur Sendung in der wywy
Und besser noch: Mit innovativen Kon- App präsentieren, auch am Werbeblock Second-Screen-App mit automatischem
zepten lassen sich neue Werbeformen vorbei. Wer sich also zum Beispiel die Audio-Log-in und einem Bonussystem.
generieren. Die Strategien der Second- Neuauflage der TV-Serie »90210« an- Über Check-ins und Bewertungen kann der User
Screen-Anbieter auf dem Weg zur Lea- schaut, wird bei aktivem wywy auto- Punkte sammeln und in Prämien umwandeln. Wywy
ding App unterscheiden sich deutlich, matisch eingeloggt und kann sich nicht gibt es für iPhone und Android-Smartphones.
auch wenn fast alle auf die Einbindung nur am Chat beteiligen, sondern be-
von Twitter und teilweise von Face- kommt darüber hinaus die »Outfits Zapitano
book setzen. Nur so lässt sich ausrei- zur Sendung« präsentiert und kann sie Das Angebot setzt auf eine große Schau-
chend Kommunikation über das aktu- auch direkt bestellen. Hierfür koope- spielerdatenbank und weitere vertiefende
elle Programm abbilden. Umgekehrt riert wywy mit dem auf Mode aus Informationen zum TV-Programm. Die Nutzer
können User ihre Kommentare in der TV-Sendungen spezialisierten Online- tauschen sich über Sendungen und Stars aus und
App auch für die Social-Media-Platt- shop stagefisher. können diese bewerten. Zapitano ist als Weban-
formen freigeben. Für die privaten Sender ist das Um- wendung gestartet, mittlerweile aber auch als App
Couchfunk setzt auf einen niedrig- gehen des Werbeblocks natürlich eine für iPhone, iPad und Android-Geräte verfügbar.
schwelligen Zugang: Man muss sich Herausforderung: »Nicht jeder ist
050 PAGE 06.13 KREATION Second Screen
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056 page 06.13
TYPO
Vielstimmig
Vierzehn Schriften wurden beim TDC Typeface
Design 2013 ausgezeichnet, neun davon stellen
sich für PAGE musikalisch vor
TYPOWELT
Sterne sehen
n Amerikanische Plakate aus der Zeit
der Holzlettern im 19. Jahrhundert sind
oft mit Sternen verziert. Viele Schrift-
hersteller wie zum Beispiel Morgans &
Wilcox, Tubbs Mfg Co. und natürlich
Hamilton Wood Type hatten eigene Va-
2 rianten des fünfzackigen Sternmotivs
in ihren Katalogen. P22 und das Hamil-
ton Wood Type Museum bieten jetzt
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einzelne Sterne, aber auch Versatz-
stücke, mit denen sich Rahmen und
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InfoGrafik
Visual Storytelling – Workflows & Cases
16. SEPTEMBER
1. Das Wesen der Infografik – n Die Infografik erlebt einen wahren Boom: in Magazinen und Zeitungen
Stärken und Schwächen ebenso wie in Geschäftsberichten und Firmenpräsentationen, in Internet und
der Teilnahmegebühr. Die Vertretung eines angemeldeten Teilnehmers ist jederzeit möglich. Es werden nur schriftliche Stornierungen oder Namenswechsel akzeptiert. Es gilt der Poststempel.
Wo sind die Grenzen zur Illustration, zur reinen TV. Damit entwickelt sich ein überaus vielseitiges, grenzüberschreitendes
Visualisierung und zur Kunst? Was kann und Tätigkeitsfeld für Grafik- und Kommunikationsdesigner, für Illustratoren und
muss eine Infografik leisten, und wie setzt man Fotografen, für Interaction Designer und Animation Artists. Infografiken
diese sinnvoll ein? Was unterscheidet eine können vielschichtige Inhalte rasch veranschaulichen. Doch je schneller und
journalistisch geprägte Grafik von einer Visuali- komplexer die Kommunikation insgesamt wird, umso achtsamer muss der
sierung in der Unternehmenskommunikation? Kreative mit der Datenaufbereitung umgehen. Mit einer ästhetisch faszinie-
Was sind die Gefahren und das Potenzial einer renden Visualisierung ist es nicht getan, es geht um Inhalte, Einsichten und
PR-Grafik? Inwieweit können sich Corporate die Macht des Bildes. Und genau hier liegt denn auch für Jan Schwochow die
Infographics an eine bestehende CI anpassen? eigentliche Herausforderung. Es wird immer schwieriger, gute und verlässliche
Quellen zu finden, um einen Sachverhalt korrekt und unverfälscht wiederzuge-
2. Vom Briefing über die Recherche zur ben. Der Grafik- und Kommunikationsdesigner ist schon lange nicht mehr nur
Umsetzung – Cases, Prozesse, Strategien reiner Gestalter, er ist zugleich Journalist und visueller Geschichtenerzähler.
Wie müssen die Basisinformationen für ein
gutes Briefing aufbereitet sein? Wie kommt Jan Schwochow erläutert im PAGE Seminar anhand konkreter Praxisbeispiele,
man an die relevanten Daten und damit auf wie eine Infografik entsteht – von der Recherche über die Skizze bis zur Rein-
die richtige Idee? Ist weniger mehr oder zeichnung und Animation. Er bietet tiefe Einblicke in die Arbeit eines Info-
mehr Information hilfreicher? Wie gewinne grafikers und beleuchtet das Spannungsfeld zwischen reiner Information und
ich den Kunden für die Idee? Wie läuft guter Gestaltung – wertvolles Know-how vom Designprofi für Designprofis!
die Abstimmung mit dem Auftraggeber?
Das Seminar »Infografik« findet am 16. September 2013 im Hotel 25hours,
3. Animation, Interaktion, Multichannel – Hamburg Bahrenfeld, von 9 bis 17:30 Uhr statt. Die Teilnahme kostet 648 Euro
die Wahl der Mittel und ihre Kalkulation (zzgl. gesetzlicher MwSt.). Die Gebühr* umfasst die Tagungskosten,
Wie setze ich Infografiken crossmedial ein? Lunch und Kaffeepausen. Die Teilnehmerzahl ist auf 18 Personen begrenzt!
Ist eine statische oder eine interaktive, Also schnell anmelden unter www.page-online.de/seminar
animierte Grafik besser? Wie gestalte ich
den Workflow, um schon in der Ent-
wicklungsphase den unterschiedlichsten Der Referent
Nutzungsarten Rechnung zu tragen: als
App, Poster, Magazinseite oder PowerPoint- n Jan Schwochow (44), Gründer und Geschäftsführer der Golden Section Graphics
Template. Wie kalkuliere ich eine Infografik? GmbH, gilt als einer der renommiertesten Infografiker weltweit und ist als erster
Wie verhandle ich die Nutzungsrechte? Infografiker Mitglied der ADC-Jury. Jan Schwochow und sein Team haben zahlreiche
nationale und internationale Auszeichnungen erhalten, unter anderem bei den
Das PAGE Seminar mit Jan Schwochow lässt Malofiej Awards und den European Design Awards sowie beim ADC. Der Diplom-
genug Zeit für Fragen und Diskussionen und Designer blickt auf über 20 Jahre Erfahrung als Infografiker, Designer und Journalist
den Austausch der Teilnehmer untereinander. zurück. So war er unter anderem Ressortleiter und Artdirektor der Infografik-Abteilung
beim »stern« und als Artdirektor für Infografiken in der Entwicklungsgrafik des Verlags
PAGE // Ebner Verlag GmbH & Co. KG Milchstraße tätig. Zuletzt baute Jan Schwochow bei der Agentur KircherBurkhardt in
E-Mail: [email protected] Berlin eine Infografik-Abteilung auf, bevor er 2007 sein eigenes Unternehmen,
Telefon: +49 40 85183400 die Golden Section Graphics GmbH mit derzeit bis zu 15 Mitarbeitern gründete.
www.page-online.de/seminar Jan Schwochow ist Herausgeber und Chefredakteur des Magazins »In Graphics«.
066 PAGE 06.13
BILD
Bilderdenken
So entscheidend er ist – meist läuft der konzeptionelle Prozess in der Illustration
leise, schnell und unprätentiös ab. Wir fragten Zeichner nach den Strategien, mit denen
sie die Vorstellungen des Kunden in eine Bildidee umsetzen
≥ PAGE Online n Eine Nacht zwischen Briefing und ver Sperl etwa so aus: Seine Auftrag- Sperl schreibt in Stichworten mit und
Weitere Tipps zu Deadline – das ist der Idealfall«, sagt geber, zum Beispiel die Bildredaktion lässt bereits am Telefon erste Ideen
Konzeption und Oliver Sperl, freier Illustrator und Kom- der »taz«, briefen ihn für seinen rauen, sprudeln, überträgt sie anschließend
Workflow verraten munikationsdesigner aus Berlin. »Ich an Street Art erinnernden Stil – am meist in Vorentwürfe und bespricht
Illustratoren unter brauche das Gefühl, ein Open End für besten schon mit einem fertigen Arti- sie mit dem Kunden.
www.page-online. den Notfall zu haben. So kann ich, kel. Dann verlässt Sperl sein Kreuzber- »Viele Einfälle entstehen spontan
de/konzeption_ wenn eine Idee nicht so schnell kommt, ger Büro, um diesen in der entspann- aus meinem Wissensfundus heraus«,
illustration auch mal eine Nacht durcharbeiten.« ten Atmosphäre eines Cafés zu lesen sagt der Illustrator. Klassische Kreati-
Als visuelle Denker machen Illustrato- und dabei Skizzen an den Rand zu vitätstechniken nutzt er eher intuitiv,
ren auch selbst wenig Worte um den scribbeln. Gibt es noch keinen Text, er- jongliert mit Wörtern und visuellen Me-
Konzeptionsprozess. Der sieht bei Oli- klärt ihm der Redakteur den Inhalt. taphern, mit Überraschung und Gegen-
sätzen. Kürzlich illustrierte er für die
»taz« einen Artikel über den früheren
Bonner Nobelstadtteil Bad Godesberg,
der sich seit dem Wegzug der Regie-
rungsbeamten in einen Problembezirk
verwandelt. Gekonnt spielte Sperl mit
den Erwartungen des Betrachters, in-
dem er den gediegen anmutenden
Ortszusatz »Bad« als tattooartigen
Schriftzug auf dem Körper eines Unter-
schichten-Teenies platzierte, sodass
man ihn eher als englisches bad liest.
»Zunächst bilde ich mir eine eigene
Meinung, eine Art Kommentar zum
Artikel«, erklärt Oliver Sperl, »wobei
eine gute Illustration immer auch un-
abhängig vom Text funktionieren soll-
te.« Indem er Bekanntes in ungewohn-
te Zusammenhänge setzt, löst er auch
mal physische Irritation aus: Zu einer
Geschichte über eine Jugendgang, die
ihre Umwelt und sich untereinander
terrorisiert, zeichnete er einen Sprayer,
der statt auf Wände sich selbst ins Ge-
sicht sprüht. Ist die Idee mit dem
068 PAGE 06.13 BILD Konzeption von Illustrationen
einen Guru mit seinen ergebenen An- len die lächelnden Mundwinkel des für ein Schweizer Wirtschaftsmagazin.
hängern in Szene. stark strapazierten Zeichens zugleich Darin mischen sich die Anzeichen von
»Ich versuche, jedes Thema so zu die Teufelshörnchen des Chefs dar, Altwerden und Gebrechlichkeit – drit-
verstehen, dass ich es einem Fünfjäh- mal dient das kreisrunde Gesicht als te Zähne, Rollator, faltige Hände – mit
rigen erklären kann«, meint Thomas Oberfläche einer Trommel, die die den Insignien einer dynamisch-effizi-
Fuchs. Dazu bricht er die Thesen eines Mitarbeiter einer Galeere antreibt. Im enten Arbeitswelt wie Notebooks und
Textes auf dessen zwei bis drei essen- Durchschnitt nimmt die Ideenfindung Smartphones. Darüber hinaus irritiert
zielle herunter. »Und wenn es keine bei Fuchs eine halbe Stunde ein, die die Ästhetik zwischen naiver Kinder-
Headline gibt, schreibe ich mir selber Umsetzung etwa drei Stunden – eine buchoptik und rauer Haptik. So viel
eine.« Der folgende Transfer von der ähnliche Relation wie bei Oliver Sperl. Reibung darstellen zu können, sei noch
Kernaussage eines Textes zum visu- Technik ist für den Kreativen, der sei- die Ausnahme in der Magazinillustra-
ellen Motiv passiert bei dem erfah- ne Konzepte als Vektorzeichnung oder tion, meint der Zeichner. Seine Tech-
renen Zeichner fast automatisch. Da- in Acrylfarbe umsetzt, Teil des Kon- nik baut er ständig aus. »Iron Curtis
bei gilt es, »ein fieserer Kritiker der ei- zepts. »Acryl wirkt haptischer, wärmer, brauchte als DJ ein Porträtbild für Pres-
genen Arbeit zu sein als jeder Kunde«, charmanter, digitale Illustrationen las- seanlässe, aber er wollte kein Foto«,
so Fuchs. »Zuerst versuche ich das Of- sen sich sehr gut für minimalistische berichtet Müller. »Er fragte mich nach
fensichtliche zu denken – um es dann Zeichen einsetzen«, so Thomas Fuchs. etwas Düsterem, aber es sollte auch
um ein paar Grad weiterzudrehen.« »Je simpler die Idee, desto einfacher keine Fotokopie sein. So kam ich da-
Das heißt: eine Idee erst einmal durch- lässt sie sich darstellen.« rauf, sein Gesicht mit Tesafilm abzu-
deklinieren, um dann neue Wendun- kleben und die Maske zu scannen.«
gen zu finden und diese zuletzt auf In dem Maße, in dem experimentelle Daraus entstand ein technoider Gitter-
das Wesentliche zu reduzieren. Illustrationstechniken im Editorial De- netz-Look, der bestens zur Musik passt.
Oft setzt Fuchs mit Klischees und sign immer mehr Zuspruch finden, »Das Klebebandthema ist für mich
bekannten Symbolen an, um sie dann wird das Spiel mit der Technik selbst noch nicht ganz ausgeschöpft«, so der
zu verfremden. Eine Illustrationsserie zum konzeptionellen Element. Der Ber- Illustrator. »Ich halte es für sinnvoll, die
in einer Wirtschaftszeitschrift, die ei- liner Designer und Illustrator Martin eigenen Obsessionen zu verfolgen. Nur
nen Artikel über radikale Führungs- Müller alias Herr Müller ist von den beim Experimentieren entwickelt man
methoden für zukunftsfähige Unter- Möglichkeiten fasziniert, die analoge sich weiter.«
nehmen bebildern sollte, spielt zum Collagen aus Papierfetzen und Klebe- Oft entstehen Müllers Bildmotive
Beispiel das Smiley durch – als Symbol band bieten. In diesem Stil setzt er un- über lose Assoziationsketten. Beim Le-
für einen freundlichen Führungsstil, terschiedlichste Aufträge um, etwa ei- sen bleibt er häufig an einem einzigen
der durch Härte ergänzt wird. Mal stel- ne Bildstrecke über Arbeiten im Alter Begriff aus dem Artikel, dem Brie-
070 PAGE 06.13 BILD Konzeption von Illustrationen
Seine minimalis-
tischen Polygon-
welten baut Tim Rey-
nolds in Cinema 4D
und verfeinert sie
dann mit Photoshop
(ganz rechts)
Step by Step: Kevin Harald Campean über die Umsetzung seiner Low-Poly-Illu in Illu
n Hartnäckig hält sich der im letzten
Jahr aufgekommene Low-Poly-Trend –
als Gegenbewegung zu einer etablier-
ten 3-D-Ästhetik, die mit glatten Ober-
flächen und schön geformten Details
möglichst perfekt wirken will. Bei Low-
Poly-Illustrationen wird Dreidimensio-
nalität mit wenigen Polygonen ange-
deutet. Das ist vergleichbar mit einem
3-D-Modell, das nicht gerendert und
entsprechend nicht geglättet wurde. Kevin Harald Campean (www.
Die reduzierten Formen haben eine behance.net/HaraldKevin)
eckige, rohe Anmutung – sind aber in macht gerade seine Designab-
langer Detailarbeit entstanden. Promi- schluss in Budapest. Sein Plakat
nenter Vertreter dieses visuellen Stils »Wolf in sheep skin« visuali-
ist der in Amsterdam lebende britische siert das Thema Cyberbullying
Grafikdesigner Jonathan Puckey. Mit
Jürg Lehni entwickelte er bereits 2008
das Illustrator-Plug-in Scriptographer,
das Bilder automatisch in grobe Poly-
gonraster umwandelt.
Für Low-Poly-Bildwelten braucht es
nicht zwangsläufig eine 3-D-Software –
ähnliche Effekte lassen sich auch mit
Illustrator und Photoshop hervorbrin-
gen, wie Kevin Harald Campean, De-
signstudent aus Budapest, am Beispiel
seines Plakats »Wolf in sheep skin« zeigt
(siehe rechts). Digital Artist Tim Rey-
nolds kreiert seine atmosphärischen
Low-Poly-Bilder hingegen hauptsäch-
lich mit Cinema 4D. Der frühere Aus-
stellungsdesigner entwickelte vor et-
wa anderthalb Jahren seinen Stil und
erschafft seither geheimnisvolle Land-
schaften oder minimalistische Tierpor-
träts als kleine Polygonszenen: »Meine
Inspiration ist die Natur, die ich eckig
neuinterpretiere«, erklärt Tim Reynolds
(www.turnislefthome.com).
Für ein freies Werk benötigt Rey-
nolds heute etwa zwei Stunden, an ei-
ner kommerziellen Arbeit wie »Road-
ways Night« (siehe Seite 73) sitzt er um
Konturen definieren
die sieben, acht Stunden. Ausgangs-
punkt ist meist ein einfaches geome-
trisches Objekt, etwa eine Kugel. Er be-
1 Als Erstes zeichnete ich mit dem Stift-Werkzeug in Illustrator die Umrisslinien für die halben
Tierköpfe. Auf diese Weise lassen sich später durch Spiegelung perfekt symmetrische
Gesichter erzeugen. Beim Zeichnen dienten mir Fotos als Vorlage. Ich verglich mehrere Bilder
ginnt damit, in Cinema 4D Knotenpunk- von Wölfen und Schafen und näherte mich so den Kurven für meine beiden Köpfe an. Zunächst
te zu generieren und sie spielerisch zu nutzte ich nur zwei Farben, um die Umrisse von Wolf und Schaf gut unterscheiden zu können.
verschieben. Den Vorgang des Hinzufü-
gens, Kopierens und Verfremdens wie-
derholt er immer wieder – mit offenem Gesichter ausarbeiten
Ausgang. Entscheidend ist für ihn der
freie, experimentelle Prozess. Dabei gilt
und spiegeln
es immer wieder, Wege zu finden, wie
sich bestimmte Bildelemente technisch
umsetzen lassen. »Bei ›Roadways Night‹
2 Nun machte ich mich daran, die
Gesichter der Tiere zu ergän-
zen. Dabei begann ich mit den Linien
etwa ging es darum, die organisch ge- von den Ankerpunkten im Zentrum
schwungenen Straßen durch die Ge- des Gesichts aus. So nahmen die Augen
birgskette zu ziehen. Dafür suchte ich und Schnauzen langsam Kontur an.
nach einer Lösung im Web. Schließlich Wichtig ist, dass alle geometrischen For-
kam ich auf eine Möglichkeit, nämlich men für sich stehen, die Linien aber
die Straßen in 3-D zu bauen, sie über die miteinander verbunden sind. Anschlie-
Landschaft zu legen und dann entlang ßend spiegelte ich die Kopfhälften
der Bergumrisslinien auszuschnei- und erhielt so jeweils ein ganzes Gesicht.
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Making-of: Evan Boehm über die Entwicklung der Polygonästhetik von »The Carp an
den. Das ähnelt sehr dem Pathfinder-
Werkzeug in Illustrator. In 3-D-Program-
men heißt dies ›Boolean Operation‹.«
p and the Seagull« (http://is.gd/carp_seagull) mit Cinema 4D, WebGL und three.js
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Programmierung in
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Figuren im Animation
Viewer ausrichten
DAS ADC FESTIVAL MIT KONGRESS UND AUSSTELLUNG VOM 16. BIS 18. MAI ADC.DE
080 PAGE 06.13 BILD
BILDWELT
2
PAGE 06.13 081
schönheit oder recom gibt es auch nung beim red dot award: communi- Neues in Kürze
Neues zu entdecken. So ist Benjamin cation design brachte.
Wiesse aus Nürnberg dabei, der letztes Kein Grund, um nicht fortan alles
Jahr den erstmals vergebenen photo- anders zu machen: Ab sofort erscheint Relaunch bei Strandperle
kina Best of CGI Award gewann. Ham- das Jahrbuch zweimal jährlich in Ge- Die Hamburger Firma Strandperle, die sich nicht bloß
burg bleibt CGI-Hochburg, mit tollen stalt eines Magazins. Die erste Num- als Archiv, sondern auch als Dienstleister rund um
Studios wie sevengreen und POP. Post- mer kommt im XXL-Format von 31 mal Bildrecherche, Kalkulation, Lizenzierung oder Rech-
production. Die opulentesten, fantas- 47 Zentimetern daher, wobei die Rie- teklärung versteht, feierte jüngst mit einer großen
tischsten Motive kommen allerdings sendoppelseiten praktischerweise nur Party ihren zehnten Geburtstag – und präsentierte
nicht aus Deutschland, so beispiels- durch ein Gummi zusammengehalten nicht nur neue Räume im Kontorhausviertel, sondern
weise die Arbeiten von Salamagica werden und sich jederzeit herausneh- auch eine neue Website. Diese führt den Kunden
aus Chile, Waldemar França aus Brasi- men lassen (29 Euro, isbn 978-3-933989- schneller zum gesuchten Bild, erklärt aber auch die
lien oder dem unglaublichen Surachai 48-2). Diese und die nächste Ausgabe vielen Serviceleistungen rund um die Stockfotografie.
Puthikulangkura aus Thailand. kommen weiterhin noch aus dem Hau- Auch die Verwaltung der gekauften Motive ist ein-
≥ www.luerzersarchive.com se Strichpunkt, danach sollen dann facher und übersichtlicher geworden.
wechselnde Gestalter und Gestaltun- ≥ www.strandperle.biz
3BFF-Magazin statt gen zum Einsatz kommen. Beim extra-
großen Format soll es aber bleiben – 4 Social-Media-Lizenz
Jahrbuch sicher zur Freude der Fotografen. cg Facebook und Co werden immer öfter auch kommer-
n Genau 45 Jahre lang war das BFF- ≥ www.bff.de ziell genutzt. Um da in Sachen Bildrechte klare Ver-
Jahrbuch eine Instanz in Deutschland. hältnisse zu schaffen, führt die Agentur ClipDealer ei-
Bekanntlich präsentiert es nicht nur gens eine Social-Media-Lizenz ein. Fotos und Vektor-
die besten Bilder von Mitgliedern des grafiken kosten etwa 1,50 Euro, Videos 3 Euro.
Bunds Freischaffender Foto-Designer ≥ www.clipdealer.com
e. V., sondern auch die Gewinner des
BFF-Förderpreises für Nachwuchsta- Wieder gewachsen
lente. Die letzten vier Jahre gestaltete Pond5 setzt ihren Expansionskurs fort und über-
Strichpunkt die Jahrbücher – 2012 etwa nimmt die Prager Stockbildagentur Pixmac mit Web-
in drei Varianten im Look von Foto- sites in siebzehn Sprachen. Diese eröffnen einerseits
schachteln der klassischen Analogmar- neue Vertriebswege für das Pond5-Material, das ne-
ken Kodak, Agfa und Ilford, was wie- 3 ben mehreren Millionen Stockvideoclips, Musiktracks,
der einmal der Agentur eine Auszeich- Soundeffekten, After-Effects-Vorlagen, 3-D-Model-
len auch Fotos und Illustrationen umfasst. Die Bilder
Das Titelfoto
der 6000 pixmac-Kontributoren bereichern wiede-
des neuen
rum das Angebot von Pond5.
BFF-Magazins
≥ www.pond5.com; www.pixmac.de
schoß Jacques
Schumacher,
Schutzrecht auch für Bilder
darunter Port-
Der BVPA kritisiert massiv das jüngst verabschiedete
folioseite von
Gesetz zum Leistungsschutzrecht für Presseverleger,
Bernd Opitz
weil es »die visuellen Teile« von Presseartikeln nicht
»angemessen berücksichtigt«. Zu den Textschnipseln
bekämen Suchmaschinen und News-Aggregatoren
quasi frei Haus ganze Bilder geliefert, ohne dass die
Verlage eine Lizenz für das Weiterreichen besäßen.
Mit den Urheberrechten der Bildanbieter lasse sich
dies nicht vereinbaren.
≥ www.bvpa.org
PRAXIS
GUTES DESIGN
ENTWICKELN
Fallbeispiele & Strategien
Am Folgetag findet Jochen Rädekers Anschluss-Seminar zum Thema Kalkulieren, 3. Von der Strategie zur kreativen Idee
Präsentieren, Verkaufen statt. Sie können die Seminare einzeln buchen, sie Wie funktional muss, wie kreativ
bauen nicht direkt aufeinander auf. Wenn Sie aber beide buchen, zahlen Sie nur darf ein gutes Corporate Design sein?
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Kreativprozesses.
PAGE // Ebner Verlag GmbH & Co. KG // E-Mail: [email protected] // 4. Vom Leitmedium zur Medienneutralität
Telefon: +49 40 85183400 // www.page-online.de/seminar Wie werden aus einer großartigen
Idee großartige Medien?
Aufgrund der auf 18 Personen pro Veranstaltung begrenzten Teilnehmerzahl werden die Anmeldungen in der Reihen- Wege und Umwege zu einem
folge der Eingänge der Zahlungen berücksichtigt. Die Teilnahmegebühr fällt mit der Anmeldung an. Sie ist sofort nach konsistenten Markenauftritt.
Erhalt der Rechnung zuzüglich gesetzlicher Mehrwertsteuer ohne Abzug zu überweisen. Bei Absage der Veranstaltung
seitens der Ebner Verlag GmbH & Co. KG wird die Seminargebühr voll zurückerstattet. Darüber hinausgehende Ansprü-
che bestehen nicht. Bei Stornierung der Anmeldung gelten folgende Fristen und Gebühren: Ab 05. 06. 2013 berechnen Der PAGE Workshop mit Jochen Rädeker lässt
wir 50 Prozent, ab 10. 07. 2013 100 Prozent der Teilnahmegebühr. Bei Buchung beider Tage können seitens des Teil-
nehmers nicht einzelne Tage storniert werden. Die Vertretung eines angemeldeten Teilnehmers ist jederzeit möglich.
genug Zeit für Fragen und Diskussionen und
Es werden nur schriftliche Stornierungen oder Namenswechsel akzeptiert. Es gilt der Poststempel. den Austausch der Teilnehmer untereinander.
13./14.
SEPTEMBER
Nur noch
wenige Plätze frei!
»Leitmedium Design 2«
2 Das Erfolgsseminar
»Leitmedium Design« reloaded
Mit neuen Fallbeispielen – als Eintages-
oder Zweitagesseminar buchbar!
GUTES DESIGN
GUT VERKAUFEN
Kalkulation & Präsentation
Das Seminar 2
seit Jahren in den Top Ten des PAGE Kreativ- n Designer wollen nur eins: Top-Arbeit abliefern – über alle Medien hinweg.
rankings vertreten. Jochen Rädeker verfügt Denn das bringt dem Kunden Wettbewerbsvorteile und dem Gestalter
mit seinen Arbeiten für Unternehmen von Geld, Ruhm und Ehre. Doch vor der allgemeinen Freude steht harte Arbeit:
adidas bis WMF, von Beiersdorf über Vorwerk Wie wird ein Designkonzept kalkuliert? Wie werden Angebote vom
bis zu Kulturfestivals, Schauspiel und Oper Designer richtig formuliert und vom Kunden richtig bewertet? Wie laufen
über einen immensen Erfahrungsschatz in Verhandlungen für beide Seiten sinnvoll ab? Ist der Job da und die
Sachen Konzeption und Umsetzung komplexer Idee steht *, kommt die nächste Hürde: Wie kann ich bei internen und
Designstrategien – von der Imagebroschüre externen Präsentationen überzeugen?
bis zur Werbekampagne, vom Online- bis zum
Messeauftritt. Er ist Autor zahlreicher Bücher Jochen Rädeker erläutert anhand der zehn wichtigsten Erfolgsfaktoren
zum Thema Unternehmenskommunikation. (und Problemfelder) für ein gutes Projekt den optimalen Workflow zwischen
Kreativen und Auftraggebern. Am Beispiel konkreter Kalkulationen aus
unterschiedlichen Aufgabenfeldern von Print bis Online und vom kleinen
Die Agenda Projekt bis zum umfassenden Corporate Design zeigt er den Aufbau
eines überzeugenden Angebots und diskutiert mit den Teilnehmern, wie
1. Kunden stören. Kreative nerven Designleistungen fair bepreist, überzeugend verkauft und sinnvoll abge-
Vom Pitch bis zur Agenturauswahl, vom rechnet werden können. Das Seminar schließt mit ausführlichen Praxistipps
Briefing bis zum Timing, vom Angebot für erfolgreiche Präsentationen von Designern bei Kunden wie auch bei
bis zur Autorenkorrektur: Workflow, Stol- Meetings innerhalb von Unternehmen.
perfallen, Tipps und Taktik für den gegen-
seitigen Umgang der Projektpartner.
Das Seminar »Leitmedium Design 1« findet am 14. September 2013 im Hotel
2. Richtig kalkulieren Gastwerk, Hamburg, von 9 bis 17:30 Uhr statt. Die Teilnahme kostet 648 Euro
Stundensätze, Pauschalen, erfolgsabhängige (zzgl. gesetzlicher MwSt.). Die Gebühr umfasst die Tagungskosten, Lunch
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ist für welches Projket richtig? Wo liegen Vor- schnell anmelden unter www.page-online.de/seminar.
und Nachteile, was bringt Erfolg und Transpa-
renz für beide Seiten? * Am Vortag findet Jochen Rädekers Seminar zum Thema Designstrategien
und Konzeption statt. Sie können die Seminare einzeln buchen, sie bauen
3. Richtig anbieten nicht direkt aufeinander auf. Wenn Sie aber beide buchen, zahlen Sie nur
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Pitch und Präsentation: 40 Tipps für Aufgrund der auf 18 Personen pro Veranstaltung begrenzten Teilnehmerzahl werden die Anmeldungen in der Reihen-
eine erfolgreiche Präsentation. folge der Eingänge der Zahlungen berücksichtigt. Die Teilnahmegebühr fällt mit der Anmeldung an. Sie ist sofort nach
Erhalt der Rechnung zuzüglich gesetzlicher Mehrwertsteuer ohne Abzug zu überweisen. Bei Absage der Veranstaltung
seitens der Ebner Verlag GmbH & Co. KG wird die Seminargebühr voll zurückerstattet. Darüber hinausgehende Ansprü-
Der PAGE Workshop mit Jochen Rädeker lässt che bestehen nicht. Bei Stornierung der Anmeldung gelten folgende Fristen und Gebühren: Ab 05. 06. 2013 berechnen
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084 PAGE 06.13
TECHNIK
Grenzverschiebungen
Die JavaScript-Library basil.js ermöglicht es, auch ohne umfassende Programmierkenntnisse
in InDesign Plakate, Datenvisualisierungen und sogar komplexe Buchprojekte generativ
umzusetzen. PAGE berichtet über die Entwicklung des Tools und zeigt seine Funktionsweise
sowie erste, spannende Ergebnisse
086 PAGE 06.13 TECHNIK InDesign generativ
Quickstart basil.js
n Die JavaScript-Library lässt sich unkompliziert installieren, um
Basil.js installieren
dann die ersten Schritte in Richtung generativer Gestaltung in
InDesign zu machen. Basil.js unterstützt Adobe CS ab Version 5.
Für unsere Minitutorial nutzen wir InDesign CS6 unter OSX 10.8.3
1 Erstellen Sie zunächst in Ihrem »Dokumente«-Folder einen
Ordner namens »basiljs«. Laden Sie dann unter http://basiljs.
ch/downloads das basil.js-Bundle herunter, und verschieben Sie
sowie basil.js v1.0. Falls Sie ein anderes Betriebssystem oder ei- den in der ZIP-Datei enthaltenen Folder »bundle« nach »basiljs«.
ne aktuellere Version der Adobe Creative Suite verwenden, kön- Erstellen Sie einen zweiten Ordner mit der Bezeichnung »User«,
nen die Bezeichnungen etwas abweichen. in dem Sie später Ihre eigenen Skripts speichern.
2 Öffnen Sie InDesign und aktivieren Sie das Scripts-Panel unter »Fenster/
Hilfsprogramme/Skripte«. In der InDesign-Palette sehen Sie die Ordner
»Benutzer« und »Anwendung« für Skripts. Bei einem Rechtsklick auf »Benutzer«
3 Sehen Sie sich den Ordner in der
InDesign-Palette genauer an.
Dieser enthält neben der Library basil.js
erscheint das Kontextmenü, in dem Sie »Im Finder anzeigen« auswählen. Nun auch einen Ordner mit Beispielen,
öffnet sich ein Finder-Fenster mit dem entsprechenden Ordner. Ziehen Sie den mit denen Sie verschiedene Funktionen
in Schritt 1 erstellten Ordner »basiljs« mit gedrückter Alt- und Befehlstaste in von basil.js nachvollziehen können.
diesen. Nun ist die basil.js-Library mit InDesigns Script-Panel verknüpft, und Sie Per Doppelklick lassen sich sie sich direkt
können nun in InDesign auf alle Inhalte zugreifen. aus InDesign starten.
Variationen durchspielen
The Lost Type Co-op, Fontfabric, Ten- vorhanden. Die App von Ancient Wis-
sion Type oder Ten Dollar Fonts und dom Production ist also vor allem etwas
sind allesamt prima. Umso betrübli- für Puristen, die wirklich nur schnell ein
cher, dass die Funktionen von Piction Foto betexten wollen, um dieses dann
App äußerst minimalistisch sind. Als per E-Mail zu verschicken oder in sozia-
le Netzwerke zu stellen.
Piction App bietet interes- Die kostenlose englischsprachige App
sante Schriften, aber spartanische erfordert iOS ab 6.0 und ist optimiert
Gestaltungsfunktionen für iPhone 5.
Das betahaus in Berlin-Kreuzberg beherbergt auf rund 2500 Quadratmetern bis zu 200 Coworker. Neben dem Open Space gibt es auch Konferenz-
räume, eine Etage speziell für Start-ups sowie eine Werkstatt für Maker und DIY-Fans
Laut einer Erhebung des Coworking-Magazins »Deskmag« Auftragslage noch unklar und unbeständig ist. Zu diesen
(www.deskmag.com) gibt es in Deutschland 230 Coworking praktischen Vorteilen kommen die Werte, die Coworking-
Spaces. Damit belegen wir den zweiten Platz hinter den Gemeinschaften weltweit prägen: Prinzipien wie Kollabo-
USA mit 781 und vor Spanien mit 199 Angeboten. Insge- ration, Offenheit und Nachhaltigkeit. Coworker teilen nicht
samt hat »Deskmag« weltweit circa 2500 Gemeinschafts- nur Raum, Küche, Drucker, Strom- und Internetkosten, son-
büros mit etwa 110 000 Mietern gezählt. In den vergange- dern auch Informationen und Know-how.
nen zwölf Monaten haben durchschnittlich 4,5 neue Spaces Wie weit die Kollaboration geht, variiert. Sie kann von
pro Werktag eröffnet. gemeinsamen Projekten bis hin zur Start-up-Gründung rei-
Die Gründe für diese Explosion liegen vor allem in der chen. Wichtiger sind für viele Coworker aber die spontanen
steigenden Anzahl von Freiberuflern. »Besonders in südeu- Interaktionen und das Lernen voneinander. Mal eben den
ropäischen Ländern wie Italien oder Spanien ist die Selbst- Webentwickler gegenüber fragen, ob ein Konzept technisch
ständigkeit oft die einzige Chance für junge Menschen Geld realistisch ist, oder den Anwalt am Nachbartisch über einen
zu verdienen. Das spielt dem Coworking in die Hände«, er- Vertrag schauen lassen – solche zwanglosen und unverbind-
klärt Ruben Schmidtmann, CEO des betahaus Hamburg. lichen Nachfragen sowie die gegenseitige Hilfsbereitschaft
Und statt allein im Homeoffice zu arbeiten, entscheiden sind es, die Coworking Spaces auszeichnen. Oft werden
sich immer mehr Freelancer für Coworking Spaces. Das er- Aufträge untereinander erteilt oder Tauschgeschäfte ge-
möglicht ihnen zum einen die räumliche Trennung von Ar- macht. Besonders Webdeveloper und IT-Experten finden
beit und Privatleben, zum anderen einen Ausweg aus der hier häufig neue Auftraggeber. »Wir haben Programmierer,
Isolation des Einzelkämpfers. »Coworking steht in gewisser die allein von den Aufträgen leben können, die sie im beta-
Weise für die Kehrseite der Digitalisierung«, sagt Janet Mer- haus akquirieren«, sagt Ruben Schmidtmann.
kel, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsabtei- Das Ausmaß an Austausch und Kommunikation unter
lung Kulturelle Quellen von Neuheit am Wissenschaftszen- den Coworkern hängt zum großen Teil auch von den Be-
trum Berlin. »Es verdeutlicht den Wunsch der digitalen No- treibern ab. »Es gibt zwei Typen: solche, die allein den Raum
maden nach sozialer und räumlicher Nähe.« und die Infrastruktur stellen, und solche, die sehr engagiert
sind und die Vernetzung untereinander aktiv vorantreiben«,
so Janet Merkels Erfahrung. Das fängt schon mit der Begrü-
Coworker teilen nicht nur Küche, Strom- ßung der Neuankömmlinge an: Werden sie den anderen
und Internetkosten, sondern vorgestellt? Gibt es ein Verzeichnis, in dem alle Mieter samt
auch Informationen und Know-how Tätigkeitsfeld aufgelistet sind? Darüber hinaus gibt es häufig
Aktionen wie gemeinsames Frühstücken, Mittagessen oder
Gegenüber gängigen Bürogemeinschaften haben Cowor- Biertrinken sowie Events und Workshops.
king Spaces den Vorteil, dass das Mietverhältnis wesentlich Das betahaus Hamburg bietet zum Beispiel einen Work-
flexibler ist. Statt sich langfristig zu binden, können Kreati- shop zu Verhandlungstraining an und veranstaltet ein Bar-
ve sich hier tage-, wochen- oder monatsweise einmieten – camp zu Fortschritt und Wachstum. Im Berliner betahaus
und müssen sich um nichts weiter kümmern. Dies ist be- können Mitglieder eine kostenlose Rechtsberatung oder ei-
sonders zu Beginn der Selbstständigkeit sinnvoll, wenn die nen Personal Coach in Anspruch nehmen. Während die
Das Hamburger
betahaus resi-
diert seit 2010 in
der Sternschanze.
In diesem Jahr
will es in eine
größere Location
umziehen. Wo
die liegt, ist aber
noch geheim
094 PAGE 06.13 TECHNIK Coworking Spaces
Ausgewähltes
Interior Design
und viel Liebe
zum Detail ma-
chen Places in der
Innenstadt Ham-
burgs beson-
ders für Kreative
interessant.
Der Fokus liegt
hier auf persön-
licher Arbeits-
atmosphäre mit
Möglichkeit
zum Rückzug
betahaus-Betreiber großen Wert auf Community legen reiche und Cafés schaffen zusätzliche Möglichkeiten für Aus-
und ihre Mitglieder zur Kommunikation anhalten, bietet zum tausch. Fast immer bieten die Coworking Spaces Konferenz-
Beispiel Places in Hamburg vor allem eine stilvolle Büroum- räume für Kundenmeetings, die sich stunden- oder tageweise
gebung (siehe oben), entwickelt von den Interior Designern mieten lassen, oder auch kleine Einzelbüros für konzentrier-
Achim Schulz und Heino Weber und ihrem Studio punct.ob- teres Arbeiten und Telefonzellen für ungestörte Gespräche.
ject. Doch auch wenn der Schwerpunkt hier nicht auf Ge- Denn ein Nachteil der meist offenen Raumgestaltung ist
meinschaftlichkeit liegt, findet Austausch zwischen den der Geräuschpegel. So gaben in einer »Deskmag«-Umfrage
Mietern statt – vor allem nachmittags im zugehörigen Café. von Anfang 2012 25 Prozent der Teilnehmer an, dass der Lärm
sie ablenkt. Die Studie ergab allerdings auch, dass dies sel-
ten ein Grund sei, dem Coworking Space den Rücken zu
Arbeiten im Coworking Space steigert die Produk- kehren. Die meisten behelfen sich mit Kopfhörern – oder
tivität und vergrößert das berufliche Netzwerk sagen einfach Bescheid, wenn sie sich zu sehr gestört fühlen.
Viele Spaces legen Wert auf spielerische Gestaltungs-
Für die Interaktion untereinander spielt aber auch die Raum- elemente. »Wir probieren ständig Neues aus: seien es Steh-
gestaltung eine wichtige Rolle. Meist sitzen mehrere Mieter in schreibtische, Tischanordnungen oder Farbkonzepte«, sagt
Open Spaces ohne Abtrennungen zusammen, Lounge-Be- Ruben Schmidtmann. Damit ist das betahaus Hamburg nicht
PAGE 06.13 095
Im Modul57, dem
von TUI gestar-
teten Coworking
Space in Hanno-
ver, fand dieses
Jahr die offizielle
CeBIT-Presse-
konferenz statt.
Die Veranstalter
sahen darin die
passende Um-
gebung für das
zentrale Thema
»Shareconomy«
Wer jetzt Lust auf Coworking bekommen hat, aber kein ge-
eignetes Angebot in der Nähe findet, kann selbst zum Be-
Für Unternehmen sind die Spaces besonders als Orte in- treiber werden. Dazu sollte er vorab das Potenzial für eine
teressant, an denen Innovationen entstehen. »Durch das Gründung in seiner Stadt prüfen. Das kann zum Beispiel über
Zusammentreffen verschiedener Wissens-, Arbeits- und temporäre Coworking-Events passieren, den sogenannten
Praxiskulturen ergeben sich häufig zufällige Gespräche, die Jellies. Bei »Deskmag« finden künftige Space-Betreiber Infor-
man so nicht hätte planen können. Diese gelten als einer mationen und Tipps von der Finanzierung über Raumgestal-
der Haupttreiber für Innovation«, erläutert Janet Merkel. tung bis hin zu Community Building. Das betahaus bietet
Dieses Innovationsmodell ist für sie einer der spannends- zudem eine Art Franchising an: Überzeugt ein lokales Team
Coworking Spaces ten Aspekte von Coworking, in dem noch viel Potenzial lie- die Berliner, unterstützen sie das Projekt mit ihrem Namen,
in Deutschland ge. Auch die wachsende Zahl von Selbstständigen werde beraten und beteiligen sich an der Finanzierung.
findet man über der Arbeitsform weiteren Aufschwung geben. Insofern Reich wird man damit aber nicht. »Coworking Spaces
www.coworking. sind Coworking Spaces durchaus ein Modell für die Zukunft sind nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet, sondern
de, weltweit über der Arbeit. Aber eben nur eines von vielen. »Die Art der Tä- auf Gemeinschaft«, sagt Ruben Schmidtmann. Für eine Grün-
www.deskwanted. tigkeiten, die man dort ausüben kann, ist begrenzt«, meint dung sind laut »Deskmag« durchschnittlich 46 500 Euro nötig.
com. Deren Aus- Merkel. Daher finden sich in den Gemeinschaftsbüros vor Die meisten investieren eigenes Kapital und subventionieren
richtung lässt sich allem Personen aus den Creative Industries, die besonders das Projekt zumindest am Anfang mit Einnahmen aus ihrem
meist schon an der mobil sind und von überall arbeiten können. Zweitjob. Rund 70 Prozent der befragten Spaces waren nach
Selbstbeschrei- Neben den interdisziplinär angelegten Coworking Spaces zwei Jahren profitabel. Die Zahlungsbereitschaft der Mie-
bung auf der Home- gibt es auch spezialisiertere Konzepte wie den Nadelwald in ter hat eine deutliche Obergrenze – schließlich ist ein zu-
page erkennen. Berlin, einen »Co-Sewing Space« mit Nähmaschinen am Platz. sätzlicher Arbeitsplatz zum Homeoffice für viele Freiberuf-
Viele Spaces bieten Andere bieten Ateliers für Fotografen oder Werkstätten für ler ein Luxus. »Viel Geld fließt zurück in die Weiterentwick-
auch einen Probe- die DIY- und Maker-Szene. Sobald physische Objekte gefertigt lung und Verbesserung der Spaces«, erklärt Schmidtmann.
tag zum Schnup- werden, stellt ein Shop eine sinnvolle Erweiterung dar. Span- Als Betreiber muss man also entsprechend überzeugt sein
perpreis an nend ist zudem die internationale Vernetzung der Spaces. vom Prinzip Coworking. nik
PRAXIS
Disruptive Creativity
Die Alchemie kreativen Denkens
Von der Geißel des Briefings zu n Produkte und ihre Botschaften zu optimieren, um sie letztlich doch nur aus-
inspirierenden Zielen. tauschbar zu machen, das war einmal. Produkten eine Aura zu verleihen, das
der Teilnahmegebühr. Die Vertretung eines angemeldeten Teilnehmers ist jederzeit möglich. Es werden nur schriftliche Stornierungen oder Namenswechsel akzeptiert. Es gilt der Poststempel.
Ziel: Die richtigen Fragen stellen, die essen- ist heute: Was den Verbraucher gefühlsmäßig nicht anspricht, das grenzt er aus.
ziellen Ziele punktgenau erfassen, das Was sein Interesse nicht weckt, kann er auch nicht wahrnehmen, geschweige
Problem durchdringen und in eine inspirieren- denn begehren. Aber aufmerksamkeitsstarkes Kommunikationsdesign erzeu-
de Quelle für wirklich Neues verwandeln. gen wir nur, wenn wir gegen Regeln verstoßen, von der Norm abweichen,
sprich: wenn wir auf Wiederholung angelegte Erwartungen durchkreuzen.
Stumpf gewordene Werbemittel
neu aufladen. Wie also entkommen wir bereits tausendfach gedachten Ideen, bloßen Me-too-
Ziel: Der Sprung in bisher unberührte Lösungen oder dem Risiko, sich unter Zeit- und Erfolgsdruck lediglich selbst
Ideenfelder, anstatt im Pool der üblichen zu kopieren? »Disruptive Creativity« ist das Sprungbrett zur übernächsten, nicht
Standardideen zu fischen. Radikal neue nur zur nächsten Idee. Während dieses Trainings erproben Sie mithilfe unge-
Ideen für stumpf gewordene Werbemittel wöhnlicher Methoden vielfältige Wege zu mutigen und radikal neuen Lösungen.
wie etwa Broschüren, POS-Material,
Online-Games, Messen oder Banner. Mario Pricken gibt Antwort auf die Frage, wie stumpf gewordene Tools aus
Design, Werbung und Marketing innovativ aufgeladen oder grundlegend neu
Ein Spielfeld für radikal neue gedacht werden können. Dabei geht es auch um die Chance, eine dauerhafte
Kommunikationsideen schaffen. Creative Culture anstatt permanenter Beschränkungen im Alltag Ihres Teams
Ziel: Innovative Werbeformate entwickeln, zu etablieren. Zu wie viel Disruptive Creativity sind Sie fähig? Finden Sie
indem man lieb gewonnene Denkroutinen, mit Mario Pricken heraus, welche ungewöhnlichen Ideen in Ihnen stecken.
Normen oder einschränkende Regeln spiele-
risch durchbricht. Welche überraschend Das eineinhalbtägige Seminar »Disruptive Creativity – Die Alchemie kreativen
neuen Werbeformen könnte es 2015 geben? Denkens« mit Mario Pricken findet statt am 20./21. September 2013
im Hotel Gastwerk, Hamburg. Am Freitag beginnt es um 13 Uhr und endet um
Kreativtechniken für eine 17:30 Uhr, am Samstag dauert es von 9 Uhr bis 17 Uhr. Die Teilnahme kostet
neue Creative Culture. 1390 Euro (zzgl. gesetzlicher MwSt.). Die Teilnahmegebühr umfasst die Tagungs-
Ziel: Verblüffende Kreativmethoden sollen kosten, Lunch und Kaffeepausen. Die Teilnehmerzahl ist auf 18 Personen
in Teams eine dauerhafte Creative Culture begrenzt! Also schnell anmelden unter www.page-online.de/seminar.
etablieren. Ein klarer Kreativprozess zeigt,
wie man Routine und Frust verhindert und
gleichzeitig Zeit und Ressourcen spart.
Der Referent
n Mario Pricken ist einer der gefragtesten Profis der Creative Industries, wenn es
um neue Kreativitätstechniken, Denkstrategien und effektives Ideenmanagement
geht. Seit Jahren wird er von namhaften Werbeagenturen, Designfirmen, Fernseh-
stationen und internationalen Marketingabteilungen als Consultant oder Kreativi-
PAGE // Ebner Verlag GmbH & Co. KG tätstrainer engagiert. »Adweek«, »AdAsia« oder die »Financial Times« sind nur drei
E-Mail: [email protected] jener Medien, die seine Methoden als überzeugenden neuen Weg zur Professiona-
Telefon: +49 40 85183400 lisierung der Kreativbranche sehen. Dass sich sein Buch »kribbeln im Kopf« über
www.page-online.de/seminar 100 000 Mal verkauft hat, spricht für sich.
098 PAGE 06.13 TECHNIK
Luxus-Lochkamera
n Zurück zu den Anfängen, aber mit möglichst viel Komfort: Mit der Harman Titan kann man relativ
unkompliziert großformatige Analogaufnahmen anfertigen. Es gibt die Lochkamera in den Größen
4 mal 5 Zoll und 8 mal 10 Zoll für klassischen Planfilm. Mit einem Stativgewinde, einer Wasserwaage und
einem Zubehörschuh stellt die Titan die Luxusvariante einer Lochkamera dar. Geliefert werden
beide Versionen mit Weitwinkel-Lochblenden (72 und 150 Millimeter), die austauschbar sind. Während
Papier und Film für den ersten Start mitgeliefert werden, muss man eine Planfilmkassette geson-
dert beziehen. Beide Titan-Varianten sind im Fotofachhandel erhältlich und kosten etwa 240 Euro
(4 mal 5 Zoll) und circa 420 Euro (8 mal 10 Zoll). Für Planfilmkassetten sollte man rund 50 Euro für
die kleine und 300 Euro für die große einrechnen. Den Vertrieb in Deutschland übernimmt Le Bon Image.
≥ www.bon-image.com
PAGE 06.13 099
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106 PAGE 06.13
EINBLICKE
Frühling lässt sein blaues Band ... Auch Kreative zieht es jetzt in ihre Gärten – vier gewähren hier Einblick
Gestaltete Wildnis
n Letztes Jahr haben wir auf dem Bal- heiten, ein Grillplatz – eben ein Rück-
kon von Scholz & Volkmer in alten, mit zugsort auf dem Agenturgelände. Au-
Textil ausgekleideten Weinkisten einen ßerdem bekommen die Kleinen aus
Gewürz- und Blumengarten angelegt. dem benachbarten Kindergarten ein
Wer gerade vorbeikam, goss mal die eigenes Beet. Spannend wird es zu
Pflanzen oder zupfte das Unkraut. Die überprüfen, ob klimaneutrales Gärt-
Kräuter verwendeten wir für die ge- nern möglich ist, denn wir wollen das
meinsamen Mittagessen. Dann hörten Projekt in den Klimareport unserer
wir von dem Forschungs- Agentur einfließen lassen.
projekt »Urban Gardening Mein persönlicher Bezug zum Gar-
2.0« anlässlich des Wissen- ten ist auch durch meine Kindheit ge-
schaftsjahres 2012 ( http:// prägt, in der ich schon viel im Garten
urbangardening2.de ) zu der geholfen habe. Ich liebe Gärten wie
Gestaltung eines nachhalti- den verwunschenen Philosophenpfad
gen Firmengartens, initiiert in Kyoto, in denen es in allen Ecken
vom Leibniz-Zentrum für etwas zu entdecken gibt – mit einer
Agrarlandschaftsforschung gewissen Leichtigkeit und leicht mor-
und der Humboldt-Univer- bide anmutendem Charme, einer Art
sität zu Berlin. absichtlichem Chaos. Ein Unterschied
Wir entwickelten ein Gartenkonzept zur alltäglichen Arbeit eines Designers
für den Campus des alten Klinikkom- ist, dass sich ein Garten viel weniger
plexes, in dem Scholz & Volkmer ihren kontrollieren lässt – das ist ja auch das
Sitz hat, bewarben uns um die Förde- Schöne daran.
rung – und gewannen den Hauptpreis. Nanna Beyer, Manager Creating
Geplant sind Blumen- und Gemüsegar- Shared Value bei Scholz & Volkmer,
ten, viele verschiedene Sitzgelegen- Wiesbaden
Eigene Zeit
n Unser Garten ist beinahe nennen soll, wäre das der Garten von
3000 Quadratmeter groß Karl Foerster in Potsdam. Die Anlage
und liegt am Südrand der eines Gartens hat sehr viel mit Gestal-
Uckermark – in einem klei- tung zu tun - man schafft ja Bilder und
nen Dorf direkt neben ei- Räume mit Pflanzen. Das Schöne und
nem wunderbaren, uralten gleichzeitig enorm Schwierige dabei ist,
Buchenwald, der kürzlich dass das Ganze lebt und sich ständig
zum Weltnaturerbe erho- wandelt. Ohne Erfahrung stößt man da
ben wurde. Nach Berlin sind es von hier schnell an Grenzen.
aus etwa 70 Kilometer und eine gute Was das Gärtnern betrifft, bin ich
Stunde Autofahrt. Als meine Familie familiär vorbelastet. Der Wunsch nach
und ich das Grundstück vor 4 Jahren einem eigenen Garten kam aber erst
samt einem ziemlich heruntergekom- in meinen Dreißigern auf, die Erfüllung
menen Häuschen gekauft haben, war hat noch mal eine gute Dekade gedau-
der Garten vollkommen verwildert. ert . . . Für mich bedeutet Gartenarbeit
Bisher haben wir keinen richtigen die perfekte Entspannung, weil ich da-
Gartenplan gemacht. Das soll sich lang- bei alles andere komplett vergessen
sam entwickeln – ein schöner Garten kann. Ich bin dann wirklich »geerdet«.
braucht Zeit. Wir bauen hier alles Mög- Und die Veränderungen der Natur im
liche an: Gemüse, Kräuter, Beeren, Lauf des Jahres und die Entwicklung
Obst, Blumen, Sträucher, Bäume. Ich des Gartens von Jahr zu Jahr zu beo-
mag das entspannte Neben- und Mit- bachten – ein Vergnügen!
einander, ein rein formaler Garten lang- Mathias Remmele, freier Kurator,
weilt mich. Ich lese viel über Pflanzen Design- und Architekturjournalist,
und Gärten. Wenn ich ein Vorbild be- Berlin
108 PAGE 06.13
KALENDER
4
KONGRESSE 16.05.–18.05. Bis 24.05.
MESSEN TYPO Berlin 2013 PrintStars 2013
Internationale Design- Innovationspreis
SEMINARE konferenz zum Thema der Deutschen
»Touch« HKW, Berlin Druckindustrie
05.05.–07.05. ≥ http://typotalks.com/ ≥ www.printstars.de
European Newspaper berlin/de
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Konferenz zu Zeitungs- 23.05.–24.05. red dot award: commu-
design und -konzeption KarmaKonsum nication design 2013
Rathaus Wien Konferenz Designer, Agenturen und
≥ www.newspaper- Kongress und Green- Auftraggeber können
congress.eu Camp zum Thema Nach- Arbeiten in Kategorien
haltigkeit IHK Frankfurt von »Posters« bis hin zu
08.05. ≥ www.karmakonsum. »Social Media« einreichen
The Natural With de/konferenz ≥ http://red-dot.de
The Artificial
Ab 19 Uhr sprechen Cohen 27.05.–29.05. Bis 31.05.
van Balen und mischer’- beyond tellerrand Hamburg Animation
traxler über »Panoramen Konferenz & Workshops Award 2013
des technologischen zu Webdesign Düsseldorf Internationaler
Re-Designs von Natur und ≥ http://2013.beyond Nachwuchspreis für
dem Einsatz von natür- tellerrand.com Animationsdesign
Von unten: © Franco Clivio; Foto: Hans Hansen Ausschnitt aus dem Plakatsonderdruck zur Ausstellung »No Name Design«; Songzio, Modenschau Fall/Winter 2010, Foto: Songzio
lichen Prozessen in der ≥ www.hamburg-
Gestaltung«. Am 14. Mai 06.06.–07.06. animation-award.de
wird die Veranstaltung Designsymposium
mit Vorträgen von Stefan Bei der Frage »Was ist Bis 31.05.
Schwabe und Susana nachhaltige Kommunika- Fantoche 2013:
Soares und fortgesetzt tion?« liegt der Fokus auf Call for Entries
Designtransfer, UdK Berlin Informationsgestaltung Das Schweizer Anima-
≥ www.designtransfer. Fachhochschule Die koreanische Designszene ist in Frankfurt zu Gast tionsfilmfestival
udk-berlin.de Vorarlberg, Dornbirn sucht »gewagte Ideen,
≥ www.fhv.at Hema und edenspieker- 15.06. neue Bilder und über-
15.05.–17.05. mann zu den Sprechern Leitmedium Design 2: raschende Geschichten«
Google I/O 2013 11.06.–12.06. Fachhochschule Mainz Gutes Design ≥ www.fantoche.ch
Entwicklerkonferenz Umweltkonferenz ≥ www.cxi- gut verkaufen
San Francisco Thema: Nachhaltigkeit konferenz.org PAGE-Seminar mit Jochen Bis 19.06.
≥ https://developers. in der Medienproduktion Rädeker (siehe Seite 83) red dot award: design
google.com/events/io Messe Düsseldorf 14.06. Hotel 25hours, Hamburg concept 2013
≥ www.umwelt Leitmedium Design 1: ≥ www.page-online.de/ Neu sind unter anderem
15.05.–16.05. konferenz.com Gutes Design entwickeln seminar die Kategorien »Service«
Digital Marketing & PAGE-Seminar mit Jochen und »Interaktion«
Media Summit 12.06. Rädeker (siehe Seite 82) 28.06. ≥ http://red-dot.de
Event zu Social-Media- cxi_13 Hotel 25hours, Hamburg Ampersand 2013
Marketing Hamburg Bei der CI-Konferenz zäh- ≥ www.page-online.de/ Webtypografie- Bis 30.06.
≥ www.d2m-summit.de len unter anderem Stan seminar Konferenz Brighton 17. animago Award 2013
Dome Corn Exchange Digital Artists können
≥ http://2013.amper Arbeiten im Bereich 3-D,
1 sandconf.com Animation, Effekte und
Gamedesign einreichen
≥ www.animago.com
WETTBEWERBE
Bis 05.08.
Kreativawards 2013 kurzundschön 2013
Auf PAGE Online finden Bewegtbildwettbewerb
Sie eine Übersicht für junge Kreative
aktueller Wettbewerbe ≥ www.kurzundschoen.
≥ www.page-online.de/ khm.de
wettbewerbe
≥ Weitere Termine unter www.page-online.de/events. Dort können Sie uns auch Ihre Veranstaltungstermine mitteilen
3
05.05.–06.10.
1 No Name Design.
Die Wunderkammer
von Franco Clivio
Über 900, meist kleine
Gebrauchsobjekte hat
der Designer Franco
Clivio, Dozent an der
Hochschule für Gestaltung
Zürich, gesammelt. Ihn
fasziniert weniger die Harun Farocki erkundet in seinen experimentellen Filmen und Installationen narrative Spielregeln
gute Form als vielmehr
eine gestalterische 01.06.–24.11. großer Beliebtheit. Zu und dokumentierte das Bis 25.08.
Qualität, die auf der La Biennale di Venezia sehen sind Papierobjekte Leben der Baumwoll- 4 Korea Power. Design
Besonderheit von Funk- Internationale von 90 internationalen bauern Rautenstrauch- und Identität
tion, Material und Kons- Kunstausstellung Künstlern wie Pipilotti Joest-Museum, Köln Nach Ende des Korea-
truktion beruht Gewerbe- ≥ www.labiennale.org Rist oder Paul McCarthy ≥ www.museenkoeln.de kriegs 1953 hat Südkorea
museum Winterthur Kunsthaus Kaufbeuren eine rasante Modernisie-
≥ www.gewerbe 05.06.–09.06. ≥ www.kunsthaus- Bis 04.08. rung nach westlichem
museum.ch DMY 13 kaufbeuren.de Move on Asia. Video- Vorbild erlebt. Heute
Designfestival Berlin kunst in Asien 2002–2012 rückt für koreanische
Bis 15.05. ≥ http://dmy-berlin. Bis 28.07. Neben Werken anerkann- Designer die Suche nach
Concept Art, Preproduc- com/de Albert Watson: ter Künstler sind Arbeiten Identität in den Vorder-
tion und Design in der 14 Days in Benin der jüngsten Generation grund Museum für Ange-
Unterhaltungsindustrie 06.06.–08.06. Der weltbekannte Foto- zu sehen ZKM | Medien- wandte Kunst Frankfurt
Mit 30 Kunstwerken von OFFF Barcelona graf bereiste 2011 das museum, Karlsruhe ≥ www.museum
15 internationalen Digital Festival der digitalen westafrikanische Land ≥ www.zkm.de angewandtekunst.de
Artists gibt die Schau Ein- Kreativ-Avantgarde
blick in die Enstehungs- Disseny Hub Barcelona
prozesse von Film- und ≥ www.offf.ws/bcn2013/
Gameproduktionen
Design Center Stuttgart Bis 09.06.
≥ www.design-center.de 3 Harun Farocki:
Spiel und Spielregeln
16.05.–18.05. Gezeigt werden Installa-
Von unten: Lars Fiske (www.fiske.no) aus »Merz i Molde« (2007); Foto: »Fressen oder Fliegen« © Harun Farocki & Antje Ehmann 2008
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22765 Hamburg
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Telefon: +49 40 85183-400 wenden Sie sich bitte direkt an:
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Watchlist: Deutsche Kreative
Textchefin Das PAGE-Jahresabo kostet 95,30 Euro
Astrid Umbreit (CH: 181,80 Franken, A: 108,50 Euro). In den 1980ern war es Neville Brody, in den 1990ern David Carson,
Das PAGE-Plus-Abo, also 12 Ausgaben und
Redaktion die PAGE-Jahrgangs-CD, kostet 106,40 Euro
der zum Leitbild für viele Designer avancierte. Und wer hat das
Franziska Beyer (fb), Nina Kirst (nik); (CH: 201 Franken, A: 119,60 Euro). Das Abo Zeug, in nächster Zeit die deutsche Kreativbranche wesentlich zu
Anna Weilberg (aw, Redaktion Online) kann immer 6 Wochen vor Ablauf des prägen? PAGE präsentiert zehn deutsche Gestalter, die wir
Freie Mitarbeit: Antje Dohmann (ant), Bezugsjahres schriftlich gekündigt werden.
Dr. Claudia Gerdes (cg), Wiebke Lang (wl), Schüler und Studenten erhalten gegen Vor-
unbedingt im Auge behalten sollten
Rebecca von Hoff (Grafik), Christine lage eines gültigen Ausweises oder einer
Krawinkel (Artdirektion); Maiken Richter, gültigen Immatrikulationsbescheinigung
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Telefon: +49 8341 96617-84 Polen ist Gastland der diesjährigen Illustrative. Wir haben uns vorweg
Florian Ebner
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Gerichtsstand ist München.
n Auch in den USA gehören Telefon zierten Zerstückelung selbst gut ge- zen die Menschen diese Möglichkeiten?
und Fernseher noch zur technischen machter Reportagen oder Filme. Wer Weil sie auf das zeitversetzte Anschau-
Grundausstattung eines Hotelzimmers. schaut sich solchen Mist noch an? Mit en angewiesen sind, weil sie sich der
Seitdem es Smartphones gibt, nutze Sicherheit viel weniger, als Einschalt- Werbung entziehen möchten und weil
ich beides nicht mehr auf Reisen. Viel quoten-Ermittler (Nielsen), TV-Sender ihre Mobilgeräte bessere Bildschirme
wichtiger für mich sind heutzutage ei- und Werbeindustrie sich gegenseitig haben als jedes Hotel und jeder Flieger.
ne Steckdose, ein schnelles und kos- in die Tasche lügen. Viele TV-Networks trauen schon
tenloses Wi-Fi-Netz und eine Docking- Das Verrückte an der Ermittlung der lange nicht mehr den Nielsen-Quoten.
Station mit leistungsstarken Boxen, um Einschaltquoten: Noch immer wird sie Als die 4. Staffel von »Community« im
Diese und weitere meine eigene Musik oder Internetradio in den USA mit Set-Top-Boxen auf TV- Februar bei NBC startete, soll sie eine
Fundstücke von zu hören oder einen Film bei guter Ton- Geräten gemessen. Allerdings schaut Quote von 4 Millionen erreicht haben,
Jürgen Siebert fin- qualität zu sehen. heute kaum noch jemand auf diese Art etwa ein Viertel von »Two and a Half
den Sie unter Das Einschalten das Hotelfernse- fern. Vor allem tun es die anspruchs- Men« und früher ein Grund, die Serie
www.page-online. hers bestätigt, warum diese Art des vollen Zuschauer nicht mehr. Sie las- sofort einzustellen. Auf Twitter wurde
de/fundstuecke Fernsehens ein nutzloses, heiß gelau- sen sich TV-Inhalte über Hulu, Netflix, »Community« (6 Millionen Follower) in
fenes Dinosaurier-Medium geworden Apple TV, Amazon Prime oder Roku der Nacht nach der Ausstrahlung je-
ist. Das fängt mit der Bildqualität an, auf Smartphones und Tablets servie- doch Trending Topic weltweit. Fernse-
erstreckt sich über die Menge der Ka- ren, die alle nicht in die Ermittlung der hen funktioniert heute anders.
näle und endet mit der werbefinan- Einschaltquote einfließen. Warum nut- Wenn eine Episode ausgestrahlt
wurde, ist sie noch lange nicht zu Ende
gesehen. Am nächsten Tag schauen
sie sich Zehntausende auf ihren Rech-
nern an. Oder sie laden sie über iTunes,
wo TV-Folgen kurz nach der Ausstrah-
lung für 2,99 US-Dollar zu kaufen sind.
Zum Hotelzim-
Dann twittern die Zuschauer weiter
mer von heute
darüber, was neue Fans generiert. Sie
gehören eine
tragen Kommentare in Blogs ein und
Steckdose und
diskutieren auf Facebook über den ak-
freies Wi-Fi.
tuellen Cliffhanger. Keine dieser Akti-
Mit im Gepäck
vitäten wird irgendwo auf der Welt von
sollte dann noch
Quotenmetern erfasst.
eine Docking-
Diese Mechanismen sind der Grund
Station mit guten
dafür, dass es momentan in den USA
Boxen sein
hervorragende Serien gibt, die ihre
Kosten locker einspielen, beispielswei-
se »Mad Men« oder »Homeland«. Im
vergangenen Jahr gewannen mehr
Kabelsender einen Emmy als die klas-
sischen Sender. Weil sich das Fernse-
hen mehr und mehr vom TV-Gerät ab-
koppelt, gibt es keinen Unterschied
mehr zwischen Kabel- und Antennen-
TV. Qualität ist das einzige Kriterium,
das zählt. Ein Sieg für die Zuschauer
und ein Knieschuss für die Zyniker des
Privatfernsehens, die auch bei uns im
Land immer noch die These vertreten:
Der Zuschauer ist doof, also machen
wir doofes Fernsehen.