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Dialektische Erörterung zum Thema „Jobben ist in, Ausbildung ist out?


Gliederung
1. Einleitung: Ausbildungsunwilligkeit vieler Jugendlicher als momentan kontrovers diskutiertes Thema in den Medien

2. Hauptteil
2.1 Welche Aspekte machen das Jobben so reizvoll?
2.1.1 Jobben verlangt keinen Besuch der Berufsschule
2.1.2 Jobben als einzige Alternative nach der Schulzeit
2.1.3 Durch Jobben kann man in kurzer Zeit verhältnismäßig viel Geld verdienen
2.2 Positive Aspekte der Ausbildung
2.2.1 Mit einer Ausbildung verdient man langfristig gesehen mehr Geld
2.2.2 Ausbildung dient der beruflichen Zufriedenheit
2.2.3 Ausbildung als Schutz vor Arbeitslosigkeit
3. Schluss: Jobben kann eine Übergangslösung sein, ist aber langfristig gesehen keine Alternative zur Ausbildung

In den vergangenen Wochen hat das Thema „Jobben ist in, Ausbildung ist out“ für immer neue Debatten in den
Medien gesorgt. Grund dafür war die Studie des Instituts Emnid, die herausgestellt hat, dass immer mehr
Jugendliche nach dem Schulabschluss keine Ausbildung anstreben, sondern ihr Geld lieber durch Jobben
verdienen. In Anbetracht der Tatsache, dass Deutschlands bereits heute in vielen Branchen unter einem
Fachkräftemangel leidet, ist diese Entwicklung besorgniserregend. Im Folgenden werde ich zunächst die Gründe,
die vielen Jugendlichen das Jobben reizvoll erscheinen lassen, erörtern, um diesen anschließend die positiven
Aspekte einer Ausbildung gegenüberzustellen.

Die bereits erwähnte Umfrage hat zunächst festgestellt, dass viele Jugendliche keine Berufsschule besuchen
möchten, da diese auch nach Abschluss der regulären Schulzeit weiteres Lernen verlangt und viele
Schulabgänger genau darauf aber keine Lust mehr haben. Besonders die jungen Menschen, die sich schon
während der Schulzeit an einer allgemeinbildenden Schule schwergetan haben, können sich nicht mit dem
Gedanken anfreunden, nun nochmals mindestens 2, meistens aber 3 Jahre lang die Berufsschule zu besuchen.
Wer schon früher mit Deutsch und Mathematik auf Kriegsfuß stand, ist meistens froh, wenn er sein
Abschlusszeugnis in der Hand hält. Der Besuch der Berufsschule würde für diese Jugendlichen in vielen Fällen
letztendlich nur Frust und Demotivation bedeuten, mitunter stellen sich auch Versagensängste ein. Wer aber in
Deutschland eine Ausbildung absolvieren möchte, kommt nicht umhin, regelmäßig die Berufsschulbank zu
drücken. Da in Deutschland das sogenannte „duale Ausbildungssystem“ existiert, erlernen die Auszubildenden
ihren zukünftigen Beruf nicht nur vor Ort im Betrieb, sondern werden in der BBS sowohl in allgemeinbildenden als
auch in berufsspezifischen Fächern ausgebildet. Eine Alternative dazu gibt es bislang nicht, und genau deshalb
scheuen viele lernschwache Schulabgänger diesen Weg.
Außerdem ist verstärkt zu beobachten, dass sich für viele Jugendliche nach der Schulzeit keine andere
Möglichkeit als unqualifiziertes Jobben bietet, weil viele Betriebe nicht mehr ausbilden oder nahezu
ausschließlich Schulabgänger mit hohen Schulabschlüssen einstellen. Dies zeigt sich beispielsweise daran, dass
man heute auch für Berufe, für die früher traditionell ein Hauptschulabschluss ausgereicht hat, heutzutage bereits
mindestens den Realschulabschluss oder gar die Fachhochschulreife benötigt. Gerade für lernschwache junge
Männer ist dies ein Problem, ist doch für viele der eher praktisch angelegte Beruf des Kfz-Mechanikers immer
noch ein Traumberuf. Um diesen erlernen zu können, benötigt man heute mindestens ein Abschlusszeugnis der
10. Klasse. Es wird auch von Betrieben berichtet, die sogar lieber Absolventen der höheren Berufsfachschulen
einstellen. Dies führt zwangsläufig dazu, dass gerade die Abgänger der Hauptschulen nur noch geringe Chancen
auf eine Lehrstelle haben. Würden diese dann nicht jobben gehen, wären sie unweigerlich arbeitslos und
müssten Sozialleistungen beziehen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass man durch Jobben verhältnismäßig schnell viel Geld
verdienen kann, weil das hier gezahlte Gehalt deutlich über der Ausbildungsvergütung liegt. Während eine
Bäckereifachverkäuferin während der Ausbildung etwa 300 € monatlich verdient, kann eine junge Frau, die
täglich dort jobbt, bereits 800 € oder sogar eher mehr verdienen. Dies erklärt sich dadurch, dass eine Ausbildung
den Betrieb viel Geld kostet und diese deshalb den Jugendlichen kein hohes Gehalt zahlen können. Wer eine
Ausbildung in einem Betrieb beginnt, besucht zum einen häufig die Berufsschule und fehlt an diesen Tagen am
Arbeitsplatz. Außerdem muss man erst langsam angelernt werden, viele Tätigkeiten dürfen nur unter Aufsicht
durchgeführt werden. Zudem dürfen Jugendliche je nach Alter auch nur eine bestimmte Stundenzahl arbeiten
und am Wochenende oder nachts gar nicht eingesetzt werden. Für den Betrieb ist man also keine vollwertige
Arbeitskraft und man kann folglich auch kein üppiges Gehalt ausgezahlt bekommen. Für viele Jugendliche ist
aber gerade der finanzielle Aspekt sehr wichtig. Gerade wenn vielleicht die Eltern arbeitslos sind oder selbst
kaum über die Runden kommen, sind auch diese froh, wenn Sohn oder Tochter nun endlich eigenes Geld
verdienen. Tatsache ist aber auch, dass viele junge Menschen unabhängig vom Einkommen der Eltern endlich
genügend Geld verdienen möchten, um sich ein Auto zu finanzieren, mit Freunden zu verreisen usw. Mit dem
mageren Gehalt eines Azubis ist dies aber meist gar nicht möglich. Auch vor diesem Hintergrund ist es also zu
verstehen, dass viele Schulabgänger das Jobben bevorzugen.
Trotz der positiven Aspekte des Jobbens gibt es auch viele Gründe, eine Ausbildung zu beginnen. Diese möchte
ich nun im Folgenden darlegen.
Auch wenn man durch Jobben zunächst einiges an Geld verdienen kann, ist man langfristig gesehen mit einer
Ausbildung finanziell auf der sicheren Seite, weil man nach Beendigung dieser deutlich mehr Geld verdient. Wird
die Ausbildung einer Bankkauffrau monatlich mit etwa 700 € vergütet, erhält man später als qualifizierte
Angestellte meist mindestens 1500 € netto oder sogar mehr. Zudem muss man beachten, dass das Gehalt bei
ausgebildeten Kräften auch zunehmend steigt, während unqualifizierte Jobber meist immer auf der untersten
Gehaltsstufe rangieren, egal wie lange sie bereits arbeiten. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang auch die
Frage der späteren Rente. Wer nur jobbt, wird immer nur das Minimum in die Rentenkassen einzahlen- wenn
überhaupt. Folglich wird ein Jobber auch im Alter keine nennenswerte Rente bekommen oder sogar
Sozialleistungen beziehen müssen, während ein ausgebildeter Arbeiter von seinen Einzahlungen leben kann.
Langfristig gesehen muss also die Ausbildung in finanzieller Hinsicht dem Jobben immer vorgezogen werden.
Darüber hinaus gilt es zu bedenken, dass eine Ausbildung auch in nicht unerheblichem Maße zur beruflichen
Zufriedenheit beitragen kann und damit einen wichtigen Grundstein zu einer hohen Lebensqualität darstellt. Dies
ist damit zu begründen, dass einzig eine gute Ausbildung den Zugang zu qualifizierten, gut bezahlten Tätigkeiten
garantiert. Jobber können in der Regel nur einfache, unqualifizierte Aufgaben erfüllen, da sie für komplexere
Arbeitsvorgänge schlichtweg nicht genug gebildet sind. Jemand, der seinen Beruf nicht von der Pieke auf gelernt
hat, wird nie selbstständig arbeiten und Verantwortung tragen können. Wem aber macht es schon Freude, ein
ganzes Leben lang nur am Fließband zu stehen, nur an der Kasse zu arbeiten oder nur Botengänge zu
erledigen? Wer immer nur stupide Tätigkeiten verrichten darf, wird irgendwann nicht mehr gerne zur Arbeit gehen
und eine große Unzufriedenheit entwickeln.
Außerdem ist zu beachten, dass nur eine Ausbildung einen wirkungsvollen Schutz vor Arbeitslosigkeit bietet, da
man sich durch diese höher qualifiziert und beruflich flexibler einsetzbar ist. Heute gilt für fast alle Berufszweige,
dass die entsprechenden Arbeitsstellen nur an Menschen mit beruflicher Qualifizierung vergeben werden. Wer
beispielsweise sein ganzes Leben lang nur in einer Bäckerei gejobbt hat, hat kaum Chancen, in einem größeren
Unternehmen einen Posten zu ergattern, da jegliche Grundvoraussetzungen dafür einfach fehlen. Wer aber eine
Ausbildung absolviert hat, über entsprechende Zeugnisse und vielleicht sogar Fortbildungen verfügt, wird immer
ungelernten Jobbern gegenüber bevorzugt werden. Hierbei ist auch besonders wichtig zu erwähnen, dass Jobber
meistens keine unbefristeten Arbeitsverträge erhalten, sondern immer nur nach jeweiligem Bedarf eingestellt
werden. Ein ungelernter Produktionshelfer wird, sobald das Unternehmen vielleicht einmal in eine wirtschaftliche
Krise kommt, sofort entlassen werden, da hier auch meist eher lockere Kündigungsbedingungen herrschen. Zwar
ist es möglich, dass er schnell in einer anderen Firma wieder eine Jobber-Möglichkeit findet. Sobald hier aber
diese Stelle überflüssig wird, wird er wieder der Erste sein, der seinen Arbeitsplatz verlassen muss. Dies kann
einer gelernten Kraft so schnell nicht passieren. Zum einen sind hier die Kündigungsvoraussetzungen meistens
strenger, zum anderen hat ein Mensch, der eine Ausbildung absolviert hat, immer die besseren Chancen, schnell
wieder einen sicheren Arbeitsplatz zu finden. Eine Ausbildung ist also immer der bestmögliche Schutz vor langer
Arbeitslosigkeit.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass es durchaus positive Aspekte des Jobbens gibt, die viele Jugendliche
nutzen. Teils, weil sie Geld verdienen wollen oder müssen, teils, weil sich ihnen keine andere Perspektive bietet.
Fakt ist aber, dass langfristig gesehen eine Ausbildung immer eine Investition in eine beruflich gesicherte Zukunft
darstellt, während ein ungelernter Jobber häufig nur von Firma zu Firma wechseln kann, immer mit dem
Hintergedanken, dass er seinen Job vielleicht in einem halben Jahr nicht mehr hat. Deswegen kann man allen
Schulabgängern nur raten, sich hier keinen Illusionen hinzugeben, sondern das Jobben bestenfalls als
Übergangslösung zu betrachten und grundsätzlich eine Ausbildung gemäß ihrer Neigungen und Fähigkeiten
anzustreben. Hier müssen aber auch Schule und Politik größere Anreize schaffen: Berufsberater sollten klarer
aufzeigen, dass nur eine Ausbildung langfristig gesehen ein finanziell möglichst sorgenfreies Leben ermöglicht.
Die Schulen selbst müssten ihren Abgängern häufiger Möglichkeiten zu Betriebspraktika geben, damit die jungen
Menschen in ihre Traumberufe hineinschnuppern und für eine Ausbildung motiviert werden können. Zu überlegen
wäre auch, ob der Staat nicht dafür sorgen sollte, dass einzelne Ausbildungsberufe besser vergütet werden.

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