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Digitalisierung in den Zukunftsmärk-

ten Subsahara Afrikas


- Chancen und Geschäftsmodelle für österreichische Unternehmen -

Wien, Juni 2020


Impressum

Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:


Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) Stubenring 1,
1010 Wien
Autor: Prof. Dr. Philipp von Carlowitz; InNeMa GmbH, Im Rotbad 17, 72076 Tübingen,
Deutschland, e-mail: [email protected]
Gesamtumsetzung: BMDW
Druck: BMDW
Wien, Juni 2020. Stand: Februar 2020

Copyright und Haftung:


Auszugsweiser Abdruck ist nur mit Quellenangabe gestattet, alle sonstigen Rechte sind
ohne schriftliche Zustimmung des Medieninhabers unzulässig.
Es wird darauf verwiesen, dass alle Angaben in dieser Publikation trotz sorgfältiger Bear­
beitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung des Bundeskanzleramtes und der Auto­
rin/des Autors ausgeschlossen ist. Rechtausführungen stellen die unverbindliche Mei­
nung der Autorin/des Autors dar und können der Rechtsprechung der unabhängigen
Gerichte keinesfalls vorgreifen.

Rückmeldungen: Ihre Überlegungen zu vorliegender Publikation übermitteln Sie bitte an


[email protected].

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas I


Executive Summary
Die Studie untersucht die Rolle von Digitalisierung im SSA-Geschäft und die sich daraus
für österreichische Unternehmen ergebenden umsatzsteigernden Potentiale sowie die
Möglichkeiten, mit operativen Herausforderungen besser umgehen zu können. Sie ist als
Ergänzung zu den zwei WKO-Studien „Chancen in Subsahara Afrika nutzen“ (Carlowitz,
2019a) und „Markteintritt und Geschäftsmodelle für Subsahara Afrika“ (Carlowitz, 2019b)
zu verstehen. Die Studie erweitert die Analyse der Geschäftsaktivitäten österreichischer
Unternehmen um die Dimension der Digitalisierung.

Durch den rasanten Ausbau der IKT-Infrastruktur und den zunehmenden Bemühungen
der Regierungen, einen effizienten und funktionierenden institutionellen Rahmen zu
schaffen, gewinnt die Digitalisierung auch in SSA zunehmend an Bedeutung. Sie wirkt auf
österreichische Unternehmen in zwei Weisen:

1. Aus der Digitalisierung ergeben sich diverse Umsatzchancen für die Firmen: Aufbau
der physischen Infrastruktur sowie der IT-Infrastruktur; Nutzung digitaler und auf
SSA angepasster Geschäftsmodelle, wie z. B. Pay-per-Use oder Rent-instead-of-Buy.
Auch die Trends Urbanisierung im Sinne von „Smart Cities“ und Umweltschutz bie­
ten diverse Umsatzpotentiale.
2. Digitalisierung unterstützt die Unternehmen beim besseren Umgang mit den her­
ausfordernden operativen Rahmenbedingungen im SSA-Geschäft. Digital basierte
Technologien finden in vielen geschäftlichen Aktivitäten Anwendung: Effizienzstei­
gerungen und Erhöhung der Liefertreue in der Logistik, Drohnentransport für die
„letzte Meile“ und im Aftersales Bereich sind es Fernwartungslösungen. Auch einfa­
chere digitale Lösungen vereinfachen den Umgang mit den Rahmenbedingungen,
wie z. B. die mobile Kommunikation. Mobile Bezahlsysteme, Internetnutzung, ver­
mehrter e-Commerce und App-basierte Lösungen, z. B. Sharing Plattformen, bieten
neue Möglichkeiten in der operativen Geschäftsgestaltung.

Österreichische Unternehmen nutzen die Möglichkeiten der Digitalisierung in SSA bisher


kaum. Anwendungsbereiche sind vor allem Kommunikation (Mobiltelefonie,
WhatsApp), Internet und in geringerem Maße Online-Marketing, Social-Media-Kanäle
und selten Online-Vertrieb. Aktuell lassen österreichische Unternehmen einen großen
Teil der Möglichkeiten, die Digitalisierung im SSA-Geschäft bieten, ungenutzt. Es wird
eine größere Offenheit für die Nutzung von Digitalisierung in SSA empfohlen, um besser
in den Märkten aufgestellt zu sein.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas II


Inhalt
Tabellenverzeichnis ............................................................................................. IV

Abbildungsverzeichnis .......................................................................................... V

Abkürzungen ....................................................................................................... VI

1 Einleitung ......................................................................................................... 1

2 Voraussetzungen für Digitalisierung in SSA........................................................ 3

2.1 Infrastrukturelle Voraussetzungen der Digitalisierung .......................................... 3

2.2 Gesellschaftliche und institutionelle Voraussetzung für Digitalisierung ................ 6

2.3 Start-up Szene in SSA............................................................................................ 10

3 Nutzung von Digitalisierung durch Firmen in Subsahara Afrika .........................12

3.1 Digitale Geschäftsmodelle .................................................................................... 12

3.2 Umsatzpotentiale durch Digitalisierung ............................................................... 14

3.3 Vereinfachung und Umgang mit operativen Herausforderungen ....................... 18


3.3.1 Nutzung von Digitalisierung in Unternehmen in SSA. .................................. 20
3.3.2 Value Delivery ............................................................................................... 22
3.3.3 Value Creation .............................................................................................. 24
3.3.4 Value Capture ............................................................................................... 27

3.4 Digitalisierung im SSA-Geschäft von Österreichischen Firmen ............................ 30

4 Schlussfolgerungen ..........................................................................................33

5 Literaturverzeichnis .........................................................................................36

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas III


Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 - Infrastrukturelle Voraussetzungen zur Nutzung von Digitalisierung 4

Tabelle 2 - Gesellschaftliche Nutzung und Absorption von IKT und Digitalisierung 6

Tabelle 3 - Institutionelle Voraussetzungen zur Nutzung von Digitalisierung 8

Tabelle 4 – Nutzung von IKT und Digitalisierung durch Unternehmen in SSA 20

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas IV


Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 - Herausforderungen österreichischer Firmen im SSA-Geschäft 19

Abbildung 2 -Computer Penetration und Internetzugang bei Firmen in SSA 21

Abbildung 3 - Internetnutzung bei Geschäftsaktivitäten in SSA 22

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas V


Abkürzungen
AfDB African Development Bank

B2B Business to Business

B2C Business to Customer

BCG Boston Consulting Group

Bev. Bevölkerung

BIP Bruttoinlandsprodukt

bzw. beziehungsweise

Ca. circa

CAGR Compound Annual Growth Rate (geometrische Wachstumsrate)

d. h. das heißt

EGDI E-Government Development Index

FAQ Frequently Asked Questions

GSMA Groupe Speciale Mobile Association

i. d. R. in der Regel

IKT Informations- und Kommunikationstechnologie

IoT Internet of Things

ITC International Trade Center

ITU International Telecommunication Union

Kg Kilogramm

KI Künstliche Intelligenz

Km Kilometer

Mbit/s Megabits pro Sekunde

Mio. Millionen

Mrd. Milliarden

PIDA Programme for Infrastructure Development in Africa

PPP Purchasing Power Parity

PwC PricewaterhouseCoopers

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas VI


RSS Really Simple Syndication

SMS Short Message Service

SSA Subsahara Afrika

Tbps TeraBits per Second

Tsd. Tausend

u. ä. und ähnliche

u. U. unter Umständen

UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization

USD United States Dollar

Usw. und so weiter

VW Volkswagen AG

WEF. World Economic Forum

z. B. zum Beispiel

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas VII


1 Einleitung
Digitalisierung ist ein Schlagwort des 21. Jahrhunderts und revolutioniert die Art, wie Unterneh­
men ihre Geschäfte tätigen (Porter/Heppelmann, 2015; Jansiti et al., 2014). Digitalisierung ermög­
licht die Entwicklung und Nutzung vieler neuer Technologien. So führen Technologien wie Internet
of Things (IoT), Blockchain, Industrie 4.0, Big Data, Automatisierung u. ä., aber auch die einfache
Verfügbarkeit von Internet und Mobiltelefonie zu starken Innovationsschüben und Effizienzgewin­
nen bei Unternehmen sowie zu Veränderungen der Lebensumstände in Gesellschaften. Durch die
Nutzung dieser auf Digitalisierung basierenden neuen Technologien entstehen (Kosten-) Vorteile,
z. B. aus der Automatisierung, Prozessoptimierung entlang der Wertschöpfungsketten und Quali­
tätsverbesserungen bzw. Fehlervermeidung (Lenka et al, 2017; Cenamor et al., 2017 ). BCG (2015)
hat Produktivitätsgewinne im verarbeitenden Gewerbe durch die Nutzung von Digitalisierung in
den nächsten 5 bis 10 Jahren von ca. 15-25% errechnet. PwC und Strategy& (2014) erwarten ein
zusätzliches Umsatzwachstum von jährlich 2% bis 3% durch die Digitalisierung. Somit wirkt Digita­
lisierung gleichermaßen auf der Kosten- und Umsatzseite und erhöht den Unternehmensgewinn.

Digitalisierung ist der „Enabler“ für die Verwendung von neuen Technologien. Was sind die neuen
Technologien und Anwendungen von Digitalisierung, die in den nächsten Jahren an Bedeutung im
Geschäftswesen allgemein und insbesondere in SSA einen Einfluss haben werden? Eine Befragung
(WEF, 2015) von 816 Experten aus dem IKT-Sektor nach den Technologien, die sich bis 2025 e in
der Gesellschaft und Wirtschaft durchsetzen werden (> 80% Nennungsquote), ergab:

a) Internet of Things (IoT)


b) 3D-Druck und -Produktion
c) Blockchain
d) Big Data
e) Künstliche Intelligenz (KI)
f) Robotik und Dienstleistungen

All diese Technologien stützen sich auf Digitalisierung. Die Beratungsgesellschaft Intellecap
kommt zu einem ähnlichen Ergebnis, welche Technologien die Zukunft in SSA prägen werden:

“These are Internet of Things (IoT), Blockchain, Artificial Intelligence (AI), Big Data,
Robotics and 3D Printing. These technologies are already seeing initial applications
in Africa and our analysis shows that together, they can enable a shift from central­
ized systems to decentralized solutions that enable a peer-to-peer collaborative en­
vironment and enhancing system efficiencies.”
(Intellecap, 2017)

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 1


Diese Technologien sind auch in SSA in verschiedener Ausprägung zu finden. Die ITU (2019) hat in
einer empirischen Untersuchung festgestellt, dass die Breitbandtechnologie – fix und mobil – für
Entwicklungsländer signifikant positive wirtschaftliche Entwicklungseffekte hat: Eine Steigerung
der mobilen Breitband Penetration von 10% führt zu 2,5% Punkten höherem BIP pro Kopf in Afrika.
Das bedeutet, dass Unternehmen und Gesellschaften von der Digitalisierung profitieren. Dies wird
durch die Einschätzung einer aktuellen Umfrage bei Unternehmen mit Afrikaaktivitäten bestätigt:

„81% of respondents in our survey of private businesses (across nine key economies
on the [African] continent) said they see digitalisation as “highly relevant” to their
future, compared with 65% in the European Union.“
(PwC, 2019: 3)

Offensichtlich sehen Unternehmen in SSA Chancen in der Digitalisierung für ihr Geschäft. Das
können Umsatzpotentiale oder effizienzsteigernde und damit kostensenkende Maßnahmen sein.
Digitale Technologien können dazu beitragen, im SSA-Geschäft mit den herausfordernden opera­
tiven Rahmenbedingungen besser umgehen zu können.

Als Basis für diese Analyse werden die Erkenntnisse aus den WKO-Studien „Chancen in Subsahara
Afrika nutzen“ (Carlowitz, 2019a) und „Markteintritt und Geschäftsmodelle für Subsahara Afrika“
(Carlowitz, 2019b) verwendet. Deshalb liegt der Fokus auf Unternehmen aus der Industrie und
weniger auf dem Finanz- oder IT-Sektor. Des Weiteren werden insbesondere die Fokusländer1 aus
den vorangegangenen Studien bei Beispielen und Übersichten im Mittelpunkt stehen. Ansonsten
wird von der Region SSA gesprochen. Basierend auf dem zweiten Teil der WKO-Studie wird die
Analyse nach der Verwendung digitaler Technologien für den Umgang mit operativen Herausfor­
derungen entlang einer Geschäftsmodelllogik durchgeführt, um dann auf einige digitale Ge­
schäftsmodelle, die in SSA schon genutzt oder mit denen experimentiert wird, hinzuweisen.

Ziel dieser Ergänzungsstudie ist, die Rolle und Potentiale der Digitalisierung im SSA-Geschäft für
österreichische Unternehmen zu analysieren. Wo sind Umsatzquellen, die mit der Digitalisierung
zusammenhängen? Welche Bedeutung haben digitale Technologien auf die Art, Geschäfte in SSA
durchzuführen und wie können sie die Ausgestaltung von Geschäftsmodellen beeinflussen und
verbessern?

1
Die Fokusländer sind: Äthiopien, Côte d’Ivoire, Ghana, Kenia, Nigeria, Ruanda, Tansania und Uganda.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 2


2 Voraussetzungen für Digitalisierung
in SSA
Um die Chancen aus der Digitalisierung nutzen zu können, sowohl zur Umsatzgenerierung als auch
zur Verbesserung des Umgangs mit den operativen Herausforderungen im SSA-Geschäft, müssen
einige Voraussetzung gegeben sein. Diese lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen: 1) Infra­
struktur der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), 2) institutionelle Voraussetzun­
gen, insbesondere Regulierungen zum Umgang mit neuen Technologien, 3) gesellschaftliche Ab­
sorptionskapazitäten der neuen Technologien. Im Folgenden werden die Voraussetzungen ent­
lang dieser drei Ebenen diskutiert.

2.1 Infrastrukturelle Voraussetzungen der Digitalisierung

Der Mobile Connectivity Index der GSMA (2019b) hat sich in SSA von 2017 auf 2018 leicht verbes­
sert, was vor allem auf die stark gestiegenen Infrastrukturinvestitionen und vermehrten afrikani­
schen digitalen Inhalte im Internet zurückzuführen ist. Bei den Subindizes Bezahlbarkeit und Ab­
sorptionsbereitschaft und -fähigkeit der Kunden ist der Anstieg gering (GSMA, 2019b: 17). Die Ba­
sis für die Nutzung von Digitalisierung und darauf basierenden Technologien ist eine leistungsfä­
hige, funktionierende und in die gesellschaftliche und geographische Breite gehende IKT-Infra­
struktur.

„Advanced mobile networks are a critical component of the digital future, and gov­
ernments must play their part.“
(GSMA, 2019a: 5)

Es existiert eine große Heterogenität was die infrastrukturelle Situation in den Ländern betrifft wie
Tabelle 1 zeigt:

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 3


Tabelle 1 - Infrastrukturelle Voraussetzungen zur Nutzung von Digitalisierung
Internet- Mobilfunk- Preis
Network Internet- Mobilfunk- Mobile Festnetz Venture Verfügbar. Ausmaß Preis Mobile
nutzer verträge Festnetz
Rediness: nutzer verträge Netzwerk- Breitband capital Ver- neuster Training für Telefonie
(pro 100 (pro 100 Breitband
Umfeld (pro 100 (pro 100 abdeckung Geschwind. fügbarkeit Technolog. Mitarbeiter (USD PPP; 50
Bev. in %) Bev.) (PPP USD /
Subindex Bev.) Bev.) (% Bev.) (MBit/s) (1-7 beste) (1-7 beste) (1-7 beste) min.+100 SMS)
CAGR CAGR 2017 Monat)
2016 2016 2017 2016 2017 2016 2016 2016
2010-16 2010-17 2017
Äthiopien 3,6 18,3 65,4% 71,0 33,7% 90,0 0,5 2,7 3,9 3,4 7,4 28,8
Côte d'Ivoire 4,0 49,0 57,5% 155,5 8,0% 97,9 1,0 3,0 4,8 4,1 35,6 32,6
Ghana 4,0 41,3 28,2% 151,7 8,7% 87,0 16 2,6 3,9 4,0 7,8 71,2
Kenia 3,9 19,8 14,9% 102,5 5,2% 89,1 30 2,9 5,1 4,2 5,6 101,1
Nigeria 3,4 30,5 14,3% 90,3 4,7% 99,4 20 2,0 4,2 4,0 20,9 63,9
Ruanda 4,9 23,8 16,5% 86,0 11,1% 99,9 10 3,4 5,2 4,1 12,7 230,3
Tansania 3,5 15,5 28,4% 83,0 6,3% 95,0 1,0 2,4 3,7 3,4 33,0 51,9
Uganda 3,7 26,0 9,8% 69,3 6,4% 100,0 0,5 2,4 4,2 3,6 16,4 16,6

Quelle: AfDB (2019); WEF (2016); World Bank (o. J. b); ITU (2018).

Der technische Zugang ist in vielen Ländern zwar gegeben, aber es gibt noch preisliche und quali­
tative Restriktionen, was die Verbreitung und die Nutzung von IKT und Digitalisierung beeinträch­
tigt. Betrachtet man die infrastrukturellen Voraussetzungen über die Kriterien hinweg, so kristal­
lisiert sich heraus, dass die Länder Côte d’Ivoire, Ghana, Kenia, Nigeria und Ruanda gut ausgestat­
tet sind, während die anderen drei Länder noch Nachholbedarf haben. Vor allem die Situation in
Äthiopien wird durch die allgemeine Euphorie überschätzt. Im internationalen Vergleich sind die
SSA-Länder größtenteils im unteren Bereich zu finden.

Die Zahl der aktiven Handys, also die Handyverbreitung in SSA lag in 2018 bei 456 Millionen. In
2025 sollen es 623 Millionen sein, das ist eine jährliche Wachstumsrate von 4,6%, die höchste
weltweit. Mobile Internetnutzer gab es 2018 ca. 239 Millionen Personen und 2025 werden es dann
483 Millionen sein, eine sagenhafte jährliche Wachstumsrate von 10,6% (GSMA, 2019b: 4). Die
mobile Technologie wächst rasant, hat aber global gesehen noch einigen Nachholbedarf. Neben
der absoluten Zahl an aktiven Handys, spielt die Penetrationsrate auch eine große Rolle. Diese
weist ein erstaunliches Wachstum in SSA auf: Von 1,9 Handys pro 100 Einwohner im Jahr 2000 ist
die Rate auf 76,6 im Jahr 2014 gestiegen. Eine ähnlich beeindruckende Entwicklung ist für die Nut­
zung von Smartphones vorhergesagt: 2018 ist die Nutzung von Smartphones in SSA, mit nur 39%
aller Verbindungen, die Geringste weltweit. In 2025 wird der Anteil auf 66% gestiegen sein,
wodurch der Abstand zur vorletzten Region deutlich geschrumpft sein wird. Diese Werte beschrei­
ben ein 230 prozentiges Wachstum, das mit Abstand Höchste weltweit (GSMA, 2019a: 15). Basie­
rend auf diesen Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass der IKT-Sektor zunehmend (Direkt-) Inves­
titionen und auch Venture Capital anzieht (Adam, 2019). Aktuell existieren noch Einschränkungen,
was die Kosten der Internetnutzung anbelangt. So sind die Kosten für die Datennutzung (1 GB pro
Monat) in SSA im internationalen Vergleich sowohl beim Festnetz als auch bei mobilen Daten mit
großem Abstand die Höchsten weltweit (gemessen in PPP USD und gemessen als prozentualer
Anteil am durchschnittlichen Landes-BIP pro Monat) (ITU/UNESCO, 2019: 36). Dies schränkt die
breite Nutzung, sowohl auf die Bevölkerung als auch auf die Funktionen bezogen, aktuell noch ein.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 4


Grundsätzlich ist aber ein rasanter Aufbau der Internetkapazitäten in den letzten 10 Jahren zu
verzeichnen. So wurde das schon arbeitende und geplante Netzwerk auf 936 Tsd. km im Juni 2018
ausgebaut, das ist im Vergleich zu Juni 2009 (278 Tsd. km) mehr als eine Verdreifachung. Was die
Datenkapazität (Bandbreite) anbelangt, ist das Volumen zwischen 2007-2017 auf 4,1 Tbps auf dem
Kontinent um das 200fache gestiegen (Hamilton, 2019). Dies ist das Ergebnis der langjährigen In­
vestitionen in den Aufbau des Netzwerkes, z. B. hohe Investitionen in die Unterseekabel nach Af­
rika (vgl. z. B. ITU, 2018: 36). Die IKT bezogenen Investitionen fließen größtenteils in die mobile
Infrastruktur und sind auf die urbanen Regionen konzentriert, so dass es im ländlichen Raum im­
mer noch Lücken gibt (Adam, 2019). Dabei gibt es auch privatwirtschaftliches Engagement, wie z.
B. von Google, die ein neues Unterseekabel mit dem Namen Equiano von Europa bis nach Südaf­
rika, mit vielen Abzweigungen in andere afrikanische Länder, verlegen. Die vollendete Verbindung
bis Südafrika soll 2021 online gehen (Francois et al., 2019).

Ein damit zusammenhängender kritischer Punkt für alle SSA-Länder ist die niedrige Geschwindig­
keit der Datenübertragung, die weit unter der von China liegt (100 Mbits/s) (ITU, 2018). Nur vier
Länder haben zweistellige Bandbreiten, wovon Kenia mit 30 Mbit/s deutlicher Spitzenreiter ist.
Länder wie Äthiopien, Côte d’Ivoire, Tansania und Uganda erfahren durch die beschränkte Band­
breite Einschränkung in den Nutzungsmöglichkeiten digitaler Technologien, bei denen viele Daten
schnell verarbeitet werden müssen, wie komplexe e-Learning Systeme, Fernwartung von Maschi­
nen oder komplexe IoT-Lösungen. Ein weiteres damit zusammenhängendes Problem ist eine hö­
here Anfälligkeit gegenüber Cyberkriminalität, da Sicherheitsupdates aufgrund zu geringer Band­
breite oft nicht oder nur verzögert geladen werden (Stuart, 2019: 9).

Diese geringen Bandbreiten sind das Resultat der aktuell noch dominierenden 2G- und 3G-Netz­
werke in den SSA-Ländern. Das bis 2025 dominierende Netz wird das 3G-Netz mit knapp 60% blei­
ben. Allerdings steigt der Anteil von 4G-Verbindungen von 6% in 2018 auf 24% in 2025. Der Aus­
bau der 5G-Infrastruktur kommt langsam ins Laufen. Bis 2025 werden weltweit 15% der Verbin­
dungen (ohne IoT-Verbindungen) über 5G-Netze laufen; in SSA sind es dann gerade mal 3%. Trotz
der Neuigkeiten, vor allem aus Ruanda, wo schon mit dem 5G-Netzausbau begonnen wurde, sind
die Aktivitäten in SSA noch eher Pilotprojekte (GSMA, 2019a: 9). Betrachtet man die mobile Ab­
deckungslandkarten (mobile coverage maps),2 so sieht man in den Ländern3 Côte d’Ivoire, Ghana,
Ruanda und Tansania eine sehr gute 3G-Netzwerkabdeckung im Land, während in Tansania die
Abdeckung eher lückenhaft und auf urbane Regionen konzentrierte ist. Beim 4G-Netz gibt es in
Tansania nur sehr wenige Regionen mit Zugang, während es nur in Côte d’Ivoire und Ruanda auch

2
Die Abdeckungsraten aus Tabelle 1 sind höher, da sie alle Mobilfunktechnologien, auch die in SSA dominierende 2G-
Technologie, und nicht nur 3G und 4G wie bei den Abdeckungslandkarten berücksichtigen.
3
Für Kenia ist keine Karte verfügbar, aber aus anderen Indikatoren lässt sich ableiten, dass die Abdeckung mit 3G und
4G Netzzugang zumindest in den urbanen Regionen gut sein dürfte.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 5


bei 4G eine sehr gute Abdeckung gibt. Alle anderen Länder haben noch (große) Lücken (GSMA, o.
J.).

Neben den physischen Aspekten der Infrastruktur als Voraussetzung zur effizienten Nutzung digi­
tal basierter Technologien, sind die institutionellen, regulatorischen Rahmenbedingung sowie die
Bereitschaft und Fähigkeit der Gesellschaft, die neuen Technologien anzunehmen und zu nutzen,
von großer Bedeutung.

2.2 Gesellschaftliche und institutionelle Voraussetzung für Digitalisie­


rung

Damit Digitalisierung wirksam wird, ist die Akzeptanz und Absorption der neuen Technologie in
der Gesellschaft von großer Bedeutung. Die intensive und stetig wachsende Nutzung von Handys
wurde schon in Tabelle 1 aufgezeigt. Aber wie sind die sonstigen Indikatoren, die auf eine Absorp­
tion durch die SSA-Gesellschaften hindeuten? Tabelle 2 weist für die Fokusländer wesentliche In­
dikatoren aus.

Tabelle 2 - Gesellschaftliche Nutzung und Absorption von IKT und Digitalisierung


Network Konto bei
Unternehmen: Nutzung Internet Alphabeten-
Readiness: Finanzinstit./
Technologie- virtueller soz. Zugang in rate
Absorption & Mobile-Money
absorption Netzwerke Schulen (% Bev. 15+
Nutzung Subindex Anbieter
(1-7 beste) (1-7 beste) (1-7 beste) Jahre)
(1-7 beste) (% Bev. 15+ Jahre)
2016 2016 2016 2018
2016 2017
Äthiopien 2,8 3,8 4,4 34,8 3,7 51,8
Côte d'Ivoire 3,3 4,6 4,8 41,3 4,0 47,2
Ghana 3,5 4,3 4,7 57,7 3,5 79,0
Kenia 3,6 4,8 5,7 81,6 3,9 81,5
Nigeria 3,1 4,3 5,4 39,7 3,0 62,0
Ruanda 3,6 5,0 5,2 50,0 4,4 73,2
Tansania 2,7 3,8 4,2 46,8 2,8 k. D.
Uganda 2,9 4,1 4,8 59,2 3,2 76,5

Quelle: World Bank (o.J. b); WEF (2016).

Der Absorptions- und Nutzungsindex zeigt, wie stark Digitalisierung und IKT-Nutzung in der Ge­
sellschaft verbreitet sind. Man sieht, dass die Nutzung in kaum einem SSA-Land über dem globa­
len Durchschnitt (Wert 3,5) liegt. Allerdings zeigt die allgemeine Technologieabsorption von Un­
ternehmen, also wie intensiv und schnell sie neue Technologien in ihren Unternehmen nutzen, ein
positiveres Bild. Privatpersonen nutzen IKT vor allem für Kommunikation und für Social Media.
Besonders gravierend ist der Unterschied zwischen SSA-Ländern und Industrieländern bei online
Finanzdienstleistungen: Vor allem Geldtransfers und Onlinekäufe werden relativ wenig in Entwick­
lungsländern genutzt (GSMA, 2019a: 17). Diese Aussage bezieht sich auf Online, nicht auf mobile

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 6


Dienste. So haben die „mobile money“-Anbieter durchaus eine hohe Penetrations- und Wachs­
tumsrate, vor allem in Kenia (vgl. Tabelle 2). Was grundlegende Voraussetzungen für die Absorp­
tion von Digitalisierung anbelangt, sind die Konfrontation mit dem Internet sowie die Fähigkeit zu
lesen Kriterien für den Zugang zur „digitalen Welt“. In diesen beiden Kriterien schneiden die SSA-
Länder tendenziell schlechter ab als der Weltdurchschnitt. Einschränkend wirkt die teilweise sehr
niedrige Alphabetisierungsrate in Ländern sowie eine knappe Verfügbarkeit von technischen Fä­
higkeiten (GSMA, 2019b: 31). Aktuell ist die Internetnutzung in SSA noch eingeschränkt, weil es
verhältnismäßig wenige Inhalte in indigenen Sprachen gibt. Allerdings ändert sich dies in vielen
Ländern rapide, weil die aktiven IT-Start-up Szenen in vielen Ländern (vor allem Ghana, Nigeria,
Kenia) zunehmend Apps entwickeln, die meist lokale Inhalte haben (Stuart, 2019: 9). So wird die
mobile Internetnutzung bis 2024 zu einer Vervierfachung des Datenvolumens führen. Dies liegt an
der steigenden Penetration von Smartphones und einfachen Handys (GSMA, 2019b: 10).

Es lässt sich durchaus konstatieren, dass das Thema Digitalisierung, zumindest in einfacher
Form, in der Gesellschaft angekommen ist, so dass Unternehmen keine grundsätzlichen Heraus­
forderungen bei der Akzeptanz von (einfachen) digitalen Technologien, die sie für ihr Geschäft
nutzen wollen, vorfinden werden (vgl. Kapitel 3.3).

Komplementär zur gesellschaftlichen Absorptionskapazität und der physischen Infrastruktur, die


beide wichtige Voraussetzungen sind, müssen noch die institutionellen Rahmenbedingungen wie
Stakeholder-Strukturen und Regularien etabliert und funktionsfähig sein. Dass es in diesem Be­
reich noch Verbesserungspotential in den SSA-Ländern gibt, zeigt folgende Einschätzung:

„However, the fear of Africa falling out of the 4IR [Industrial Revolution] may be real
due to the risk of governments’ policy inactions, particularly in technology and inno­
vation trajectories which is critical to participating in the new wave of the techno­
logical insurgency spinning across the globe.“
(Ayentimi/Burgess, 2018)

Die „Vierte Industrielle Revolution“ basiert auf IoT-Technologie, die wiederum nur mit adäquater
IKT-Infrastruktur und einem effizienten regulatorischen Umfeld funktioniert. Unabhängig von In­
dustrialisierung sind funktionierende institutionelle Rahmenbedingungen in SSA wichtig, da die
mobile Wirtschaft immer weiter und schneller in Gesellschaft und bei Unternehmen Fuß fasst.
Tabelle 3 zeigt wichtige Kriterien bezüglich Regulierungen, politische Maßnahmen und Markt­
strukturen in Bezug auf IKT und Digitalisierung.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 7


Tabelle 3 - Institutionelle Voraussetzungen zur Nutzung von Digitalisierung
Rechtl. Rrechtl. Bedeutung Erfolg der
Rechtl. Rechtl. Internet &
Gesetze mit Rahmenbed. Rahmenbed. von IKT in Regierung bei
Rahmenbed. Rahmenbed. Telephonie
Bezug zu IKT für elektr. für Kunden- Visionen der Fördererung
für Daten- Cybercrime Wettbewerb
(1-7 beste) Transakt./e- schutz beim Regierung von IKT
schutz? Vorbeugung? (0–2 beste)
2016 Signatur Online-Kauf? (1-7 beste) (1-7 beste)
2016 2016 2016
2016 2016 2016 2016
Äthiopien 3,1 Draft Draft No Yes 0,0 3,6 3,9
Côte d'Ivoire 4,0 Yes Yes Yes Yes 1,2 4,6 4,3
Ghana 3,4 Yes Yes Yes Yes 1,2 3,6 3,7
Kenia 4,0 Yes Draft Yes Yes 2,0 4,8 4,8
Nigeria 2,9 Draft Draft Draft Yes 2,0 3,4 3,5
Ruanda 4,7 Yes Draft Yes Yes 1,9 5,8 6,0
Tansania 3,2 Yes Draft Draft Draft 2,0 3,6 3,8
Uganda 3,4 Yes Draft Yes Yes 2,0 4,1 4,2

Quelle: World Bank (o.J. a); WEF (2016).

Mit Zunahme der digitalen Aktivitäten in SSA werden auch die institutionellen Rahmenbedingun­
gen in immer mehr Ländern etabliert. In den Fokusländern existieren (oder sind im Entwurfssta­
dium) schon rechtliche Rahmenbedingungen im Bereich der elektronischen Transaktionen (inkl.
Geldtransfer), beim Datenschutz, bzgl. Cybercrime und für den Kundenschutz im e-Commerce, der
an Bedeutung gewinnt. Was die Qualität dieser Rahmenbedingungen angeht, so wird diese als
mittelmäßig eingestuft, weil es nur teilweise gelingt, ein förderpolitisches Regime für IKT zu etab­
lieren (GSMA, 2019b: 31). Der Fokus von IKT und Digitalisierung bei der Regierung ist in Ruanda
mit Abstand am höchsten, aber auch Kenia und Ghana gefolgt von Uganda haben einen signifikan­
ten Schwerpunkt bei diesem Thema gesetzt. Auf kontinentaler Ebene gibt es im Rahmen der
„Agenda 2063“ der Afrikanischen Union Vorhaben, IKT-Institutionen und -Politiken zu harmonisie­
ren. Es sollen koordinierende Institutionen gegründet werden, die kontinentale Standards definie­
ren und grenzüberschreitende IKT-Projekte durchführen sollen. Im Rahmen des „Programme for
Infrastructure Development in Africa (PIDA)“ der African Development Bank (AfDB) soll die IKT-
Infrastruktur weiter ausgebaut werden (AU, o. J.).4

Der Wettbewerbsgrad auf dem IKT-Markt entspricht in der Hälfte der Länder einem marktwirt­
schaftlichen Niveau, was auf die Privatisierung im IKT-Sektor in vielen Ländern zurückzuführen
ist. Ausnahmen sind Äthiopien, Côte d’Ivoire und Ghana, wo staatliche Akteure den Markt verzer­
ren. Durch die zunehmende Marktliberalisierung in vielen SSA-Ländern beschleunigt sich der Inf­
rastrukturaufbau und die Qualität verbessert sich bei gleichzeitig sinkenden Kosten für die Nutzer
(Adam, 2019). Die Liberalisierung in der SSA-Region ist noch nicht abgeschlossen, da die Markt­
konzentration in vielen Ländern (weniger als drei Anbieter) noch hoch ist. Weitere Verbesserun­
gen im regulatorischen Bereich stehen noch aus, was z. B. eine längere Gültigkeitsdauer einer ver­
gebenen Lizenz und damit die Attraktivität für Investoren betrifft (Adam, 2019: 260f).

4
Informationen zur IKT-Initiative der Afrikanischen Union: https://au.int/en/directorates/information-society.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 8


Eine Studie der United Nations zur Frage, inwieweit Regierungen e-Government Dienstleistungen
anbieten, fand heraus, dass SSA beim E-Government Development Index (EGDI)5 weit hinter an­
deren Regionen liegt. Alle Länder außer Ghana liegen im Mittelfeld oder in der untersten Katego­
rie (14 Länder von 17). Selbst das Land mit dem höchsten Wert in SSA – Ghana – liegt nur knapp
über dem globalen Durchschnitt. Aber die Anzahl mit verbesserten e-Government Angeboten ist
2018 deutlich gestiegen, meistens von der niedrigen in die mittlere Kategorie (United Nations,
2018a: 85ff). Beim Online Service Index – einem Subindex des EGDI – liegen die SSA-Länder etwas
besser als im Gesamtindex. Die Regierungen von über die Hälfte der afrikanischen Länder bieten
Bildung über e-Mail, SMS oder RSS-Feeds an, ein Drittel informieren jeweils im Bereich Gesundheit
und Beschäftigung digital. Auch Umweltthemen und Sozialabsicherungsthemen werden noch zu
einem Viertel digital kommuniziert (United Nations, 2018a: 102). Das heißt, institutionell haben
die meisten Länder in SSA begonnen „aufzurüsten“ und aktiver zu werden. Ein Beispiel ist Kenias
eCitizens Plattform, wo Bürger unbürokratisch staatliche Dienstleistungen beantragen können.
Auch Steuern können über iTax an die „Kenya Revenue Authority“ (Finanzbehörde) gemeldet wer­
den (Ndung‘u, 2018: 93). Ghana ist beim Thema e-Government gut positioniert, weil das Thema
systematisch durch Projekte wie e-Ghana und e-Transform vorangetrieben wurde. Die „Ghana
Shared Growth and Development Agenda (GSGDA)“ beinhaltet eine dezidierte IKT-Strategie über
alle Wirtschaftssektoren und e-Government Funktionen hinweg (United Nations, 2018a: 85).

In Summe entwickeln sich die regulatorischen und institutionellen Rahmenbedingungen in eine


positive Richtung, wenngleich noch Nachholbedarf existiert. Auch die gesellschaftliche Akzep­
tanz und Absorptionskapazität ist ausreichend, zumindest für einfachere Nutzung von digitalen
Lösungen durch die Unternehmen. Eine gute abschließende Bewertung der IKT-Situation und der
Digitalisierung lautet:

„On the one hand, it is important to temper expectations about the potential of ICT
as a general technology that will enable Africa to leapfrog its many traditional infra­
structure deficits. On the other hand, the potential for leapfrogging across various
dimensions of health education and even infrastructure is expanding year-on-year.“
(Cilliers, 2018: 15)

Das Potential zu „leapfroggen“ wird teilweise durch eine lebhafte Start-Up Szene in einigen SSA-
Ländern, die das Thema Digitalisierung weiterentwickeln und auf die SSA-Bedürfnisse anpassen,
erhöht. Im Folgenden wird die Start-Up Szene in SSA kurz skizziert.

5
Der EGDI misst die e-Government Effektivität bei der Bereitstellung staatlicher Dienstleistungen für die Bürger, Un­
ternehmen und Organisationen in einem Land (United Nations, 2018: xix).

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 9


2.3 Start-up Szene in SSA

In SSA gab es am 30.10.2019 geschätzte 643 Tech-Hubs, was eine Verdoppelung zu 2016 ist. Al­
lerdings sind in den letzten Jahren auch 110 Hubs pleite gegangen. Von den aktiven Hubs liegen
90 in Nigeria, 50 in Kenia, 27 in Ghana, 23 in Tansania, 22 in Côte d’Ivoire, Uganda und Ruanda
haben jeweils 10 und in Äthiopien sind es 8 Hubs. Knapp ein Viertel der Tech-Hubs, das heißt 155
Hubs, sind auf Innovationen ausgerichtet. Der größte Teil sind Co-Working (39%) und Akzelerato­
ren (41%), ein kleinerer Teil Inkubatoren (14%). Aber auch in anderen SSA-Ländern gibt es eine
nennenswerte Anzahl an Tech-Hubs. Die Zahl wächst in vielen Ländern rasant und basierend auf
der physischen IKT-Infrastruktur werden die Potentiale der Digitalisierung in Anwendungen reali­
siert. Träger der Hubs sind zu über 50% private Institutionen und über 40% sind von Nicht-Regie­
rungsorganisationen. Der Großteil der Hubs berichtet, dass sie weniger als 100.000 USD Finanzie­
rung aus vielen verschiedenen Quellen erhalten haben. Jeweils 60% der Hubs geben an, dass sie
externe Spenden erhalten und das Gelder für spezielle Programme akquiriert werden. Gut die
Hälfte der Hubs erhebt eine Mitgliedergebühr von den Start-ups. Um die Kosten zu senken, gehen
viele der Hubs strategische Partnerschaften mit Unternehmen (z. B. Microsoft, Amazon, Deloitte,
Standard Bank, VodaCom) oder Nicht-Regierungsorganisationen(z. B. USAID, giz, Weltbank, Bill &
Melinda Gates Foundation) ein. Außerdem kooperieren sie untereinander und teilen sich Infra­
struktur wie Cloud, Server, usw. (AfriLabs/Briter Bridges, 2019).

Diese Fakten lassen darauf schließen, dass es ein grundsätzlich hohes Interesse im Start-Up Be­
reich gibt und die Zahl der Hubs weiter steigen wird. Allerdings mangelt es bei den meisten Hubs
an ausreichend finanziellen Mitteln und sonstigen Ressourcen, um ein ideales Start-Up Umfeld zu
schaffen. Ein Beispiel ist die beschränkte Kapazität vieler Hubs, den Start-Ups Finanzierung anzu­
bieten. Fast alle Start-Ups erhalten weniger als 50.000 USD Finanzunterstützung und fast die
Hälfte erhält weniger als 5.000 USD (AfriLabs/Briter Bridges, 2019:11). Dieser Mangel an Finanzie­
rung und Ressourcenverfügbarkeit schränkt die Qualität und Überlebenschancen von Start-Ups
ein.

Dass die Start-Up Szene in Afrika Geschwindigkeit aufnimmt, ist an den exponentiellen Wachs­
tumsraten beim Risikokapitalzufluss (Venture Capital) zu erkennen. Im Jahr 2018 belief sich das
Finanzvolumen für Start-Ups in SSA auf 1,163 Mrd. USD, was mehr als eine Verdoppelung zum
Vorjahr 2017 und zu 2015 ein Vervierfachung war. Die Länder mit den meisten Tech-/Innovations-
/Start-Up Hubs ziehen auch den Großteil des Risikokapitals an. Kenia hat 2018 mit 348 Mio. USD
vor Nigeria mit 308 Mio. USD den größten Anteil am Gesamtvolumen erhalten. Es wurde fast aus­
schließlich in vier Sektoren investiert: 1) FinTechs (379 Mio. USD), 2) Unternehmenssoftware (333
Mio. USD), 3) off-Grid Energietechnologien (194 Mio. USD) und 4) e-Commerce (132 Mio. USD)
(Partech, 2019). Hier lässt sich ein starker Trend zu digitalen Themen erkennen. Eine Untersu­
chung von Village Capital (2017: 48) kam zu dem Ergebnis, dass 90% des Risikokapitals in Start-

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 10


Ups mit mindestens einem nordamerikanischen oder europäischen Gründer flossen, weil Investo­
ren meistens innerhalb ihres eigenen Netzwerks investieren. Ein Beispiel für ausländische Investi­
tionen in lokale Start-Ups ist die e-Commerce Firma Jumia, in die Goldman Sachs, Rocket Internet
und der Versicherer Axa investiert sind. Das heißt aber auch, dass lokale Start-Ups es noch immer
schwer haben, Finanzmittel zu erhalten.

Neue Technologien basierend auf Digitalisierung beinhalten für die Wirtschaft in SSA viele Po­
tentiale. Deshalb hat Google im April 2019 in Accra, Ghana ihr erstes AI Lab (Künstliche Intelli­
genz), neben dem Machine Intelligence Programme in Ruanda, eröffnet. Microsoft hat im Mai
2019 das Advance Development Center mit den ersten beiden Standorten in Nairobi (Kenia) und
Lagos (Nigeria) gegründet mit dem Fokus, neusten Technologien, wie z.B. Künstliche Intelligenz
und Machine Learning, zu entwickeln und auf dem Kontinent nutzbar zu machen (GSMA, 2019b:
29). Offensichtlich sehen zwei der weltweit führenden Technologiekonzerne Potentiale in der Nut­
zung dieser neusten Technologien in SSA sowie einem Potential in der Start-Up Szene.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 11


3 Nutzung von Digitalisierung durch
Firmen in Subsahara Afrika
“Indeed, Africa has the ability to in some ways leapfrog more developed economies
and create distinctive business models, […]”
(PwC, 2019: 10).

3.1 Digitale Geschäftsmodelle

Geschäftsmodelle sind ein konzeptionelles Abbild der operativen Prozesse, wie eine Leistung (Pro­
dukt oder Dienstleistung), die einem Zielkunden(-segment) Nutzen stiftet, erstellt und übertragen
wird. Dabei muss das Unternehmen einen Umsatz generieren. Geschäftsmodelle bilden ab, wie
alle wichtigen Akteure sowie ihre Aktivitäten im geschäftlichen Ablauf miteinander interagieren
(vgl. z. B. Casadesus-Masanell/Ricart, 2010; Teece, 2010).

Im Zuge der Digitalisierung haben sich neue, digitale Geschäftsmodelle entwickelt und mit ihnen
auch die Literatur und die Konzepte. Die Geschäftsmodellliteratur ist erst im Entstehen. Alle An­
sätze haben drei Dimensionen gemein (Parida et al., 2019):

• Value Delivery: Verkauf einer Leistung (Produkt, Dienstleistung, Kombination), die bei dem
adressierten Kundensegment einen Nutzen (Wert) kreiert. Das umfasst die Produktentwick­
lung, Marktforschung, Kundenverständnis und Vertrieb.
• Value Creation:6 Wie die Leistung erstellt wird, also welche Ressourcen, Fähigkeiten und Pro­
zesse benötigt werden. Dies umfasst die Themen Produktion und Supply Chain Manage­
ments.
• Value Capture: Wie das Unternehmen durch die Value Creation Umsatz generieren kann (Er­
lösmodelle) und welche Kosten durch die Value Delivery entstehen.

Die detaillierten Darstellungen, die die einzelnen operativen Themen der jeweiligen Ebenen und
deren Zusammenspiel darstellen, beziehen sich alle explizit oder implizit auf diese Dimensionen,
die als übergeordneter konzeptioneller Rahmen verstanden werden können. In Abbildung 1 wer­
den diese drei Dimensionen auf digitale Geschäftsmodelle angewandt und die Besonderheiten

6
Die Literatur ist bei der Begrifflichkeit nicht ganz eindeutig, da viele Autoren unter Value Creation/Generation sowohl
die absatzseitigen Themen (hier als „value delivery“ benannt) und die Herstellungs-/Schaffungsseite (hier als „value
creation“ betitelt) zusammenfassen. Dies ist aber analytisch verwirrend, da die notwendigen Ressourcen und Abläufe
in den Punkten aus Unternehmenssicht sehr unterschiedlich sind. Deshalb ist eine explizite Unterteilung hier sinnvoll.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 12


beschrieben. Dieser Rahmen dient der Analyse der Nutzung von Digitalisierung für Umsatzsteige­
rungen und/oder Prozessoptimierungen, also dem Umgang mit operativen Herausforderungen.

Abbildung 1 – Digitalisierung im Geschäftsmodell-Kontext

Value Creation Value Delivery


Schaffung des wertschaffenden Aktivitäten, die den versprochenen
Leistungsangebots für die Kunden Wert an die Kunden liefern
1.Schaffung neuer Fähigkeiten & Ressourcen 1.Neue Leistungsangebote
• Interner Organisationsaufbau • Neue Kombination von Produkten mit
• Kompetenzaufbau Mitarbeiter Dienstleistungen
2.Revision operativer Abläufe & Firmenkultur • Verringerung von Transaktionskosten
• Skalierbare Plattformlösung 2.Besseres Verständnis für Kundenbedürfnisse
• Modulares Angebot • Nutzung und Auswertung von Daten
• Effizienzsteigerung in • Optimierung des Angebots: Wert des
Wertschöpfungsprozess Produktes = Nutzen für Kunden
3.Veränderung im Ökosystem der Industrie 3.Ökosystem Aufbau und Kooperation
• Neue Aufgaben- und Rollenverteilung • Über Industriegrenzen kooperieren
in der Wertschöpfungskette • Bessere Kundenintegration
• Stärkere Kooperation im
Datenmanagement
Value Capture
Unternehmenswert auf drei Ebenen:
1. Kostenreduktion durch verbesserte Prozesse und
steigende Kosteneffizienz entlang der gesamter
Wertschöpfungskette
2. Umsatzwachstum und Identifikation neuer -quellen
durch neue Erlösmodelle, z. B. Pay-per-Use, Sharing
Modelle, flexible Bezahlungsmöglichkeiten
3. Verbessertes Risikomanagement durch Big Data
und damit höherer Transparenz

Quelle: eigene Darstellung basierend auf Ausführungen in Parida et al. (2019).

So hat Digitalisierung einen fundamentalen Einfluss auf alle Dimensionen eines Geschäftsmo­
dells. Positive Auswirkungen können sowohl bei der Wertschaffung, als auch der Wertlieferung
und der Wertabschöpfung entstehen. Digitalisierung und darauf aufbauende Technologien er­
möglichen entlang der Wertschöpfungskette, bei vertrieblichen Aktivitäten sowie in den Erlösmo­
dellen eine große Flexibilität und erhöhen die Transparenz, u. a. zur Risikominimierung.

Prominente Beispiele von digitalen Geschäftsmodellen findet man in der Shared Economy, z. B.
Uber und AirBnB. Dem Bereich der Industrie 4.0 liegen, durch die IoT-Technologie vernetzte Pro­
duktion, digitale Geschäftsmodelle zugrunde, vor allem auf der Value Delivery Seite. Bei den Er­
lösmodellen (Value Capture) finden zunehmend „Pay-per-Use“, z. B. der gesamte Car Sharing Be­
reich, oder Abonnement-Modelle, wie z. B. Netflix oder Spotify, Anwendung. Im Vertrieb ist e-
Commerce ein relevanter Kanal durch Firmen wie Amazon und Alibaba geworden. Auch in Afrika
gibt es zunehmend Beispiele für erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle, die teilweise den westli­
chen Modellen folgen, aber im Detail ihre Besonderheiten haben. Konkrete Beispiele in SSA wer­
den in Kapitel 3.3 in der Diskussion zur Veranschaulichung eingebracht.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 13


Im Folgenden werden zuerst die Chancen zur Umsatzsteigerung durch Digitalisierung in Kapitel
3.2 analysiert und dann in Kapitel 3.3 wird auf den Umgang mit operativen Rahmenbedingungen
in SSA eingegangen. Die Diskussion wird entlang der Dimensionen „Value Creation“, „Value De­
livery“ und „Value Capture“ strukturiert.

3.2 Umsatzpotentiale durch Digitalisierung

Dass Digitalisierung auch in Afrika eine wichtige Rolle bei Geschäftspotentialen und -prozessen
spielt, zeigt eine Umfrage von 2019: Mehr als 25% der befragten Unternehmen in Afrika sind
bereit, mehr als 5% der Investitionen für Digitalisierung auszugeben (in Europa 22% aller Unter­
nehmen) (PwC, 2019: 10). Darin liegt Geschäftspotential für österreichische Unternehmen, weil
auch SSA-Kunden österreichischer Unternehmen in Digitalisierung investieren und dabei Unter­
stützung benötigen. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass die meisten Unternehmen in SSA aktuell
noch in eher einfache digitale Technologien investieren, was für österreichische Unternehmen
nicht so attraktiv ist.

Im Bereich des B2B- oder B2C-Geschäftes können digitale Sharing-Geschäftsmodelle oder Ver­
leih-Geschäftsmodelle („Rent-instead-of-Buy“) neue Kundensegmente erschließen und entwi­
ckeln. In allen Bereichen, in denen die verkauften Produkte hohe Investitionen beinhalten, sind
diese Ansätze interessant, um die beschränkte Kaufkraft (B2C) oder Finanzierungsengpässe (B2B)
der einzelnen Kunden zu umgehen. So sind solche digitalen Sharing Modelle für jegliche Fuhr- und
Maschinenparks ideal geeignet. Sie werden oft mit einem Pay-per-Use Erlösmodell kombiniert,
wo genau nach Nutzung abgerechnet wird. Dies geht nur mit intelligenten Messgeräten, die die
Werte an den Betreiber der Plattform für die Abrechnung mobil übertragen. Solche Pay-per-Use
Modelle sind in SSA oft mit mobilen Bezahlsystemen wie M-Pesa verknüpft. Bei der Verleihung –
genauso wie beim Sharing Modell – ist das Tracken der verliehenen Geräte ein wichtiger Bestand­
teil, da er Diebstahl vermeidet. Dies geschieht über Satellitenortungstechnologie, wo ein Geräte­
sender beispielsweise bei einer Maschine fest installiert ist. Je nach Produkt ist auch eine Fern­
wartung bzw. -überwachung möglich, wodurch Instandhaltungszyklen der Geräte oder Maschinen
optimiert werden können. So geartete Geschäftsmodelle sind auch für österreichische Firmen, z.
B. im Maschinenbau oder Sonderfahrzeugbau, realisierbar und würden den Umsatz signifikant
steigern können. Es bedeutet aber eine Vorfinanzierung und ein höheres Risiko-Exposure für die
Firmen, da Maschinen oder Fahrzeuge physisch vor Ort sind. Durch gute Marktrecherche und Län­
deranalysen lassen sich diese Risiken an ein normales unternehmerisches Risiko annähern. Ein
Beispiel einer Firma, die das „Rent-instead-of-Buying“ Geschäftsmodell in Afrika nutzt ist Caterpil­
lar, die ihre Baugeräte vermieten und nach Nutzung abrechnen (Frankson, 2019).

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 14


Weitere im Zusammenhang mit der Digitalisierung stehende Umsatzpotentiale liegen im Aufbau
der IKT-Infrastruktur und dem Aufbau der institutionellen Rahmenbedingungen, deren Notwen­
digkeit in Kapitel 2 beschrieben wurde. Dazu gehört auf der institutionellen Seite auch der Auf-
und Ausbau von e-Government Lösungen. So liegt z. B. bei Ausweiserstellung und -prüfung (Pass,
Personalausweis, Führerschein, usw.), bei der Steuererhebung sowie der Bereitstellung von öf­
fentlichen Dienstleistungen ein Potential für österreichische Expertise. Hierbei geht es um IT-Lö­
sungen, aber teilweise auch um damit zusammenhängende physische Produkte, wie z. B. einen
Führerschein. In diesem Bereich können österreichische Unternehmen aus der Elektroindustrie,
der IKT-Branche, dem Baugewerbe, der Planungsbüros sowie zuliefernde Industrien am Aufbau
profitieren.

Eine andere wichtige Quelle für Umsatzpotentiale im Zusammenhang mit Digitalisierung ist mit
den Trends, die in der WKO-Studie „Chancen in Subsahara Afrika nutzen“ (Carlowitz, 2019a) iden­
tifiziert wurden, verbunden. Vor allem die beiden Trends Urbanisierung sowie Klimawandel und
Umweltschutz bieten mittel- und langfristige Potentiale, da sie in ihrer Entwicklung oder in ihren
Wirkungen digitale Elemente beinhalten. In beiden Bereichen werden Lösungen über verschie­
dene digitale Technologien gesucht, was Chancen für österreichische Unternehmen bietet. Zuerst
wird der Trend Urbanisierung analysiert.

SSA hat die niedrigste Urbanisierungsrate, aber die zweithöchste Wachstumsrate bei der Urbani­
sierung weltweit (United Nations, 2018b). Das bedeutet für die urbanen Zentren einen extremen
Druck auf bestehende Strukturen, deren Effizienz gesteigert werden muss. Dieses Bewusstsein ist
in den SSA-Ländern angekommen, die vermehrt über sogenannte „Smart Cities“ nachdenken. Es
gibt keine einheitliche Definition von „Smart City“, aber grundsätzlich geht es dabei um zentral
gesteuerte urbane Prozesse (Verkehr, Gebäude, Energie, Wasser, Müll, etc.), was nur möglich ist,
wenn diese miteinander verbunden sind und kommunizieren können, d. h. IoT-Technologien (vgl.
United Nations, 2016). „Smart“ können auch erst einmal Teilbereiche sein, wie z. B. intelligente
Wasserzähler mit einem dahinterliegenden Abrechnungssystem, was mit „Smart Contracts“, un­
terlegt wird, d. h. Verträge mit einer automatisierten „wenn-dann“-Logik („wenn Zahlungseingang
… dann Lieferung“) (GSMA, 2019b: 20).

Dass „Smart Cities“ ein ernsthaft verfolgtes Thema in SSA ist, zeigt die Konferenz vom 3.-4.7.2019
„Smart Cities Africa“7 oder die zum dritten Mal stattfindende „African Smart Cities Summit“ 8 ,
beide in Johannesburg. Aber nicht nur in Südafrika wird das Thema organisiert. So fand im März
2019 der „Sustainable Africa Smart City Expo & Investment Summit“ in Nairobi statt, wo es The­
menblöcke zu IoT, KI, Intelligente Transportsysteme, „Smart Energy/Industry/Enterprise/Waste“
gab.9 Es ist erstaunlich, dass es gleich mehrere Veranstaltungen zu dem Thema in SSA innerhalb

7
http://www.smartcitiesafrica.co.za/
8
https://www.mbanorth.co.za/event/3rd-annual-african-smart-cities-summit/
9
http://www.africasmartcityexpo.com/

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 15


eines Jahres gab, was einen Willen zur Umsetzung suggeriert. Die Schlüsselbereiche einer „Smart
City“ bzw. Bereiche, in denen Digitalisierung den Urbanisierungsdruck abmildern kann, sind intel­
ligente Verkehrsstrukturen und effiziente Wasserversorgung.10

Intelligente Verkehrsinfrastruktur und neue Mobilitätskonzepte sind gefragt, da die Ausbau­


möglichkeiten im urbanen Umfeld i. d. R. begrenzt sind. So muss neben einem digital gesteu­
erten öffentlichen Verkehrswesen über neue digital basierte Mobilitätskonzepte wie Car Sha­
ring oder Ride Hailing als Ergänzung nachgedacht werden. Nicht umsonst ist Uber in vielen SSA-
Ländern erfolgreich und hat teilweise sogar eine günstige Version für einkommensschwache
Bevölkerungsgruppe entwickelt, wie z. B. in Kenia die Uber ChapChaps.11 Neben den Mobili­
tätskonzepten gilt es auch, die Verkehrssteuerung zu optimieren, d. h. Nutzung von IoT-Tech­
nologien zur Statuserkennung und entsprechenden Steuerung von z. B. Ampeln oder Parkgele­
genheiten. Dass es in SSA schon erste Elemente von „Smart Cities“ gibt, zeigen folgende Bei­
spiele. In Äthiopien gibt es seit 2017 das erst „Smart Parking“ Parkhaus, das über mehrere
Etagen die Autos über ein Liftsystem parkt. In Kigali, Ruanda, hat VW ein erstes umfassendes
Mobilitätskonzept mit Namen Move implementiert. Dieses umfasst Ride Hailing und Carsha­
ring, die über eine lokal entwickelte APP organisiert sind (Volkswagen AG, 2019).

Eine effizientere Wasserversorgung (neben dem Ausbau) ist durch IoT-Technologie, d. h. intel­
ligente Wasserzähler und Sensoren, die mit der Steuerungsplattform verbunden werden, mög­
lich. Durch solche „Smart Water“-Ansätze können z. B. Rohrbrüche frühzeitig entdeckt und der
Wasser- und finanzielle Verlust verringert werden. Dabei gilt es, auch die ärmeren Bevölke­
rungsgruppen zu versorgen, da durch die rapide Zuwanderung, die Slums wachsen werden. Ein
konkretes „Smart Water“-Beispiel bietet die französische Firma CityTaps,12 die IoT-Technologie
mit mobile Money kombiniert, um die Wasserversorgung in ärmeren urbanen Gegenden zu
ermöglichen. Die Firma arbeitet mit den Wasserversorgern zusammen (“value delivery“) und
ermöglicht diesen, neue Kundensegmente zu erschließen, die sich keinen festen, gebührenba­
sierten Wasseranschluss leisten können. Die Kunden zahlen vorab (prepaid) über mobile Be­
zahlsysteme einen frei wählbaren Betrag, für den sie Wasser erhalten wollen („Value Capture“)
für den Wasserversorger. Von diesen Zahlungsströmen an die Versorger erhält die Firma City­
Taps eine Provision, was deren „Value Capture“ ist. Sobald das System den Zahlungseingang
bestätigt, wird dem intelligenten Wasserzähler die Freigabe für die bezahlte Wassermenge ge­
geben („Value Delivery“). Dieser Automatismus basiert auf einem „Smart Contract“ und führt
zu einer Verringerung der Abrechnungskosten für die Wasserversorger. Die Endkunden profi­
tieren von einem Pay-per-Use Geschäftsmodell, das ihnen nicht nur sicheres Wasser garantiert,

10
Auch Zugang zu zuverlässigem Strom ist in urbanen Regionen ein wichtiger Punkt. Da dies aber für das jeweils ganze
Land gilt, wird es unter dem Absatz zu Umwelt abgehandelt.
11
https://techcrunch.com/2018/02/13/uber-launches-a-new-lower-priced-service-called-chap-chap-in-nairobi/
12
https://www.citytaps.org/for-water-utilities

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 16


sondern auch nur den Verbrauch zahlen lässt. Die Wasserversorger profitieren durch den
Marktzugang zu einem neuen Kundensegment mit Vermeidung von Zahlungsausfällen.

Studien haben gezeigt, dass SSA besonders vom Klimawandel betroffen ist und sein wird (vgl.
Carlowitz, 2019a). Somit ergeben sich Chancen im Bereich der Umwelttechnik-Branche, die bei
effizienzfördernden Technologien, Produkten und Lösungen bei Wasser, Abwasser, Müllentsor­
gung und Energieerzeugung, die jeweilige Effizienz und Zuverlässigkeit erhöhen sollen. Die dazu­
gehörigen Potentiale wurden schon im Abschnitt über die Urbanisierung diskutiert, da sie dort
besonders relevant sind. Ein sehr wichtiger Umweltbereich, der durch Digitalisierung effizienter
wird, ist die Landwirtschaft. Auch im Agrarbereich gibt es aufgrund der zunehmend schwierigen
Umweltbedingungen einen steigenden Druck, neue Technologien zur Effizienzsteigerung einzu­
setzen. Dies bietet vielfältige Chancen für auf Digitalisierung basierte Lösungen. Bekannt sind die
Wetter-Apps für Bauern oder auch die Preis-Apps für Bauern, die zu einer größeren Preistranspa­
renz und geringerer Verhandlungsmacht der kommerziellen Einkäufer geführt hat. Dies sind wich­
tige Anwendungen der Digitalisierung mit einem inkludierenden Effekt der armen ländlichen Be­
völkerung. Für österreichische Unternehmen werden eher die Veränderungen in der kommerzi­
ellen Landwirtschaft Potentiale bieten. Diese umfassen Satelliten gesteuerte Drohnen zur Begut­
achtung von Ernteschäden auf den Feldern oder Satellitengesteuerte Landwirtschaftsmaschinen,
die Felder präziser abernten.

Digitalisierung ermöglicht Sharing Modelle für landwirtschaftliche Geräte: Die ghanaische Firma
Trotro Tractor13 bietet eine Plattform an („Value Delivery“), auf der Landwirte ihre Traktoren inkl.
Fahrer an andere Bauern vermieten können und somit die Auslastung ihrer Geräte erhöhen kön­
nen („Value Creation“). Über Satellitenortung werden die Traktoren permanent lokalisiert, so dass
Diebstahl ausgeschlossen wird. Die Firma Trotro Tractor erhält 10% Vermittlungsgebühr („Value
Capture“). Ein ähnliches Geschäftsmodell bietet das Unternehmen Hello Tracto,14 das in Nigeria,
Kenya, Senegal und Mozambique aktiv ist. Der Unterschied ist nur, dass sie auch mit Traktor-Händ­
lern zusammenarbeiten. Somit bieten sie eine attraktive Plattform für Hersteller und Händler von
Landwirtschaftsmaschinen, um ein breiteres Spektrum von Kunden zu adressieren. Die Firma hat
Partnerabkommen mit IBM und der Traktorfirma John Deere.

Ein wichtiges Thema, das sowohl zur Urbanisierung als auch zum Thema Umwelt gehört, ist die
Energieversorgung in den SSA-Ländern. Auf der Entstehungsseite ist das Thema Umweltschutz
vorrangig und auf der Transmissions- und Verteilungsseite ist es das Thema eines zuverlässigen
Zugangs zu Strom. Aktuell ist die Energieversorgung in SSA durch Leistungskapazitätsbeschrän­
kungen unzulänglich und das wird in den nächsten Jahren laut Prognosen nicht besser, da es einen
Nachfrageüberhang (schnelles Wirtschaftswachstum, Bevölkerungswachstum) in vielen SSA-Län­

13
https://www.trotrotractor.com/
14
https://www.hellotractor.com/home

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 17


dern gibt. Außerdem ist die Stromversorgung (Übertragung und Verteilung) notorisch unzuverläs­
sig. Im Doing Business Report der Weltbank (World Bank, o. J. d) weist Subsahara Afrika mit gro­
ßem Abstand die geringste Zuverlässigkeit in der Stromversorgung auf. Dies liegt an dem veralte­
ten Stromnetz. Im Ergebnis haben nur 43% der Bevölkerung Zugang zu Strom (IEA, 2018). Auf­
grund der schlechten Stromverteilung gibt es einen Trend in SSA hin zu mehr dezentralen Micro
Grids. Neben der Übertragungs- und Verteilungsproblematik gibt es auch Veränderungen auf der
Stromgenerierungsseite: Durch die Umweltproblematik sind erneuerbare Energiequellen („Decar­
bonization“) eine Priorität geworden, die den Energieträger-Mix verändern (GE, 2019). Aufgrund
der beschriebenen Veränderungen im Energiemix, der ineffizienten Stromverteilung sowie des
veralteten Stromnetzes könnte es Sinn machen, direkt zu „Smart Grids“ in SSA zu wechseln (le­
apfrogging) (GE, 2019). „Smart Grids“ sind Netzwerke, die durch Digitalisierung Veränderungen
entdecken, analysieren und reagieren können. Dadurch können Stromnetze entlang der gesamten
Wertschöpfungskette besser gesteuert werden. Vorhaben „Smart Grids“ aufzubauen finden sich
in den Aktionsplänen zur Stromversorgung von Ländern wie Kenia und Nigeria wieder (Deloitte,
2017: 9). Österreichische Unternehmen können an diesen Projekten auf verschiedenen Ebenen
teilhaben. Da so ein intelligentes Stromnetz auf IoT-Technologie basiert, gibt es Potentiale bei den
Messgeräten und Sensoren sowie im Bereich der IT-Plattformen und Planung.

Das Kapitel hat gezeigt, dass Digitalisierung direkt und indirekt Chancen für österreichische Un­
ternehmen in SSA bietet, sei es bei der Infrastruktur, bei der Realisierung der Trendthemen oder
durch neue (digitale) Geschäftsmodelle. Aber es gibt eine weitere Dimension der Diskussion um
Digitalisierung in SSA. Die Nutzung digitaler Technologien kann auch die eigene operative Position
österreichischer Firmen in den SSA-Märkten auf zwei Weisen verbessern: 1) digitale Technologien
verbessern den Marktzugang und weisen im Geschäftsmodell neue Wege zur Nutzengenerierung
für Kunden und öffnet den Weg zu neuen Erlösmodellen, und 2) können digitale Technologien die
operativen Kosten durch Effizienzsteigerung senken. Bei beiden Aspekten geht es darum, wie Di­
gitalisierung beim Umgang mit operativen Herausforderungen, die sich aus den oft schwierigen
Rahmenbedingungen in SSA ergeben, unterstützen kann. Dieser Themenkomplex wird im nächs­
ten Kapitel 3.3 diskutiert.

3.3 Vereinfachung und Umgang mit operativen Herausforderungen

Digital basierte Technologien können in einige Bereichen der operativen Aktivitäten helfen, mit
den Herausforderungen im SSA-Geschäft besser umzugehen. In der Studie von Carlowitz (2019b)
wurden per Umfrage die wesentlichen Herausforderungen, die österreichische Unternehmen in
SSA wahrnehmen, abgefragt.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 18


Abbildung 1 - Herausforderungen österreichischer Firmen im SSA-Geschäft
Kundenbedürfnisse 3,8
verstehen 3,3
Fehlendes Netzwerk 5,3
vor Ort 3,5
Zugang zu relevanten 5,6
Marktinformationen 4,3

Preiswettbewerbsfähigkeit 7,1
5,3

Marktzugang/Regulierung 5,7
3,5

Wettbewerbsintensität 6,2
5,8
Finanzierung 7,6
von Geschäften 5,3

Korruption 5,6
6,0

Devisenverfügbarkeit 7,3
5,8

Fachkräftemangel 6,5
5,5

Logistik 6,5
4,5

0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0

OHNE eigene vor-Ort-Präsenz MIT eigener vor-Ort-Präsenz

„Wie relevant sind folgende Herausforderungen für den Markteintritt und das operative Geschäft in
SSA für Ihr Unternehmen?“, (Skala 1-10; 1 = keine Herausforderung; 10 = massive Herausforderung)
Quelle: Carlowitz (2019b: Kapitel 2).

Im Folgenden wird auf einige dieser Herausforderungen eingegangen. Es wird erläutert, wie Digi­
talisierung und darauf basierte Technologien von österreichischen Firmen genutzt werden kön­
nen, um die operativen Prozesse effizienter zu gestalten. Ob diese Potentiale wirklich genutzt wer­
den können, hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: 1) Sind in dem SSA-Land die Voraus­
setzungen für solche digitale Anwendungen gegeben (vgl. Kapitel 2)? 2) Hat das jeweilige öster­
reichische Unternehmen die Fähigkeit und die Bereitschaft, solche digitale Lösungen zu nutzen?
Entlang der drei Dimensionen des Geschäftsmodells „Value Creation“, „Value Delivery“ und „Va­
lue Capture“ wird diskutiert, wie digitale Lösungen beim Umgang mit operativen Herausforderun­
gen unterstützten können. Vorher wird ein kurzer Überblick über die Nutzung von Digitalisierung
in Unternehmen in SSA gegeben.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 19


3.3.1 Nutzung von Digitalisierung in Unternehmen in SSA.
Die GSMA (2019b: 13) hat errechnet, dass die mobile Wirtschaft15 direkt und indirekt signifikante
Produktivitäts- und Effizienzsteigerung in den wirtschaftlichen Abläufen mit sich bringt. Der Bei­
trag der mobilen Wirtschaft durch Produktivitätssteigerungen in der Industrie zum SSA-BIP liegt
bei einem Anteil von 5,6%.

„Digitalization, such as the increased use of information and communications tech­


nologies, could be a way to address a part of the competitiveness challenge faced
by enterprises in Africa.“
(Bolaky, 2019: 53)

Tabelle 4 stellt wesentliche Indikatoren bzw. Bewertungen zur Nutzung von Digitalisierung und
IKT-Technologien in Unternehmen dar:

Tabelle 4 – Nutzung von IKT und Digitalisierung durch Unternehmen in SSA


Einlfuss von Firmen mit E-Mailnutzung
IKT-Nutzung Internet IKT Einfluss
IKT auf neue eigener für Kunden-/ Zu-
für B2B Nutzung auf Geschäfts-
Orga.- Homepage liefererkontakt
Transakt. für B2C modelle
modelle (Anteil in %) (% Firmen)
(1-7 beste) (1-7 beste) (1-7 beste)
2016 2016 2016
(1-7 beste) 2013-2016 2015
2016 (RWA 2011) (oder akt. Jahr)
Äthiopien 3,5 3,4 3,6 3,5 34,8 74,0
Côte d'Ivoire 4,3 4,0 4,4 4,3 18,1 22,1
Ghana 4,3 4,1 4,1 3,6 33,2 64,9
Kenia 5,1 4,7 4,9 4,4 46,4 72,5
Nigeria 4,4 4,0 4,2 3,6 22,3 23,5
Ruanda 4,8 4,0 5,1 4,2 34,2 76,5
Tansania 4,0 3,3 3,8 3,4 22,6 30,0
Uganda 4,3 3,5 4,3 3,7 19,2 39,7

Quelle: World Bank (o.J. c); WEF (2016).

Bis auf Äthiopien sieht man, über alle Länder hinweg, eine recht starke Nutzung von IKT und Di­
gitalisierung im B2B-Bereich, wenn es um Transaktionen geht. Eine Internetnutzung im B2C-Be­
reich ist in fünf der acht Schwerpunktländer recht hoch, was in den letzten Jahren durch die auf­
kommenden e-Commerce Plattformen wie z. B. Jumia.com noch weiter gestiegen sein dürfte.
Beim Einfluss von digital basierten Technologien auf die Geschäftsmodelle sieht man recht hohe
Werte. Die digitalen Technologien, auch wenn es oft die einfacheren Technologien wie Internet
sind, helfen operative Herausforderungen zu bewältigen. Interessant ist der sehr geringe Anteil
an Unternehmen mit einer Homepage, sowie der teilweise sehr geringen Quote an Firmen, die E-

15
Mit „mobiler Wirtschaft“ sind Aktivitäten gemeint, die nicht netzgebunden sind, d. h. dezentral, überall und damit
flexibler verwendet werden können. Dies umfasst vor allem die Handy- und Smartphone-Nutzung und alle Aktivitäten,
die darüber abgebildet werden können. Beispiele sind mobile Bezahlsysteme und Sharing Plattformen im Mobilitäts­
bereich, wo Kunden über das Smartphone Fahrzeuge buchen und lokalisieren können.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 20


Mail als Kontaktmedium nutzen. In Summe sind es insbesondere Unternehmen in Kenia und Ru­
anda, die digitale Technologien in ihrem Geschäft nutzen. Bei den anderen Fokusländern wird die
Digitalisierung noch eher eingeschränkt genutzt. Das könnte an der unzureichende Qualifikation
von Mitarbeitern liegen, was 36% der Unternehmen in einer Umfrage als Grund angeben. Von
diesen Unternehmen suchen sich mehr als 50% externe Unterstützung, um die Digitalisierung im
Unternehmen umzusetzen (PwC, 2019: 15).

Die Adaption von IKT-Technologien ist ein signifikanter Treiber für Innovationen bei Produkten,
Prozessen und Organisationen in SSA-Ländern. Bei der Wirkung auf Produktivität lässt sich nur
die Tendenzaussage machen, dass je weiter weg die IKT-Adaption eines Landes vom globalen
Durchschnitt ist, desto eher haben IKT-Technologien positive Auswirkungen auf die Produktivität
(Cirera et al., 2016). Deshalb ist es wichtig, das Ausmaß der Nutzung der digitalen Möglichkeiten
von Unternehmen in SSA zu erkennen. Die Nutzung lässt sich indirekt an dem Anteil der Unter­
nehmen abschätzen, die einen Computer regelmäßig für ihre Unternehmensaktivitäten nutzen,
sowie am Anteil der Firmen mit einem Computer, die auch einen Internetzugang haben.

Abbildung 2 -Computer Penetration und Internetzugang bei Firmen in SSA


100
% aller Firmen bzw. % Firmen mit PC*

90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Ghana DRC Tansania Uganda Sambia Kenia

Nat. Firmen mit regel. PC-Nutzung Int. Firmen mit regel. PC-Nutzung
Nat. Firmen mit Internetzugang Int. Firmen mit Internetzugang
* % a l ler Firmen bezieht sich auf regel. PC-Nutzung; % Firmen mit PC bezieht sich auf Internetzugang

Quelle: eigene Darstellung basierend auf Cirera et al. (2016).

Die Penetrationsraten sind vor allem in Kenia, Ghana und in Sambia besonders hoch. Vergleicht
man die Penetrationsraten von lokalen, nationalen Firmen mit denen von internationalen Firmen,
so sieht man, dass außer in Tansania und Uganda, die internationalen Firmen eine bessere (einfa­
che) digitale Infrastruktur haben. Betrachtet man das im Vergleich zur OECD, so liegen alle sechs
Länder in den Werten deutlich darunter (Cirera et al., 2016).

Welche operativen Aufgaben werden in SSA mit internetbasierter Unterstützung durchgeführt?


Eine Studie von Cirera et al. (2016) hat die Nutzung des Internets bzw. Digitalisierung bei operati­
ven Aktivitäten (allgemeine Nutzung des Internets, Lagermanagement, Online Vertrieb, Online

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 21


Einkauf und Marketing) von Unternehmen in sechs SSA-Ländern16 untersucht. Die Ergebnisse sind
für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor in Abbildung 3 dargestellt:

Abbildung 3 - Internetnutzung bei Geschäftsaktivitäten in SSA


Verarbeitendes Gewerbe Dienstleistungsbranchen

% der Firmen mit Internetzugang


% der Firmen mit Internetzugang

100 100
90 90
80 80
70 70
60 60
50 50
40 40
30 30
20 20
10 10
0 0
Ghana DRC Tansania Uganda Sambia Kenia Ghana DRC Tansania Uganda Sambia Kenia

Einkauf Online Verkauf Online Lagermanagm. Online Marketing Online Einkauf Online Verkauf Online Lagermanagement Online Marketing Online

Quelle: eigene Darstellung basierend auf Cirera et al. (2016).

In Tansania und Uganda, gefolgt von Sambia und Kenia nutzen die Unternehmen das Internet in­
tensiv. Überraschenderweise ist die Internetnutzung in Ghana bei Unternehmen am geringsten.
Die Anteile der Unternehmen, die das Internet für ihr Geschäft nutzen, sind zwischen dem Dienst­
leistungssektor und dem verarbeitenden Gewerbe nicht besonders groß. Das bedeutet, es ist tat­
sächlich eine „Ländersache“ und weniger eine „Branchensache“. Bei den Geschäftsaktivitäten
lässt sich nicht eindeutig sagen, wofür das Internet am häufigsten von Unternehmen genutzt wird,
da es von Land zu Land variiert. Tendenziell wird das Internet etwas mehr für Online-Lagerma­
nagement und Online-Marketing genutzt als für Vertrieb und Einkauf. Diese Tendenzaussage ist
stärker für Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe als für die Dienstleistungsbranchen,
wo sich über die Länder hinweg kein klares Bild ergibt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Digitalisierung Eingang in die Unternehmensaktivi­
täten gefunden hat. Im Folgenden wird der Einfluss von Digitalisierung auf die Geschäftsmodell-
Dimensionen analysiert.

3.3.2 Value Delivery


Die SSA-Märkte unterscheiden sich signifikant von europäischen, unter anderem in den Kunden­
bedürfnissen im B2C-Bereich sowie bei den B2B-Kunden. Dies wirkt sich auf die Anforderungen
der Kunden an die Produkte und Dienstleistungen aus, die erfolgreich verkauft werden können.
Aus Sicht der österreichischen Unternehmen stellt dies insofern ein Problem dar, als die einzelnen
Märkte in SSA zu klein für eine betriebswirtschaftlich rentabel Produktentwicklung sind.17 So ha­
ben im Rahmen der Expertenbefragung 85% der Experten gesagt, dass ihr Unternehmen keine

16
Die Länder sind: Demokratische Republik Kongo, Ghana, Kenia, Tansania, Uganda, Sambia.
17
Das dieses Argument nicht unbedingt stichhaltig ist, wurde in Carlowitz(2019b) gezeigt.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 22


spezifische Produktanpassung für die SSA-Märkte durchführt (Carlowitz, 2019b). Im Zusammen­
hang mit Produkten kommt es immer wieder vor, dass Fälschungen auf die Märkte kommen. Hier
gibt es digitale Lösungen, die das Problem reduzieren können. Das afrikanische Unternehmen
mPedigree18 arbeitet mit Mobilfunkanbietern und pharmazeutischen Herstellern zusammen, um
handybasierte Verifikation von Medikamenten durchzuführen. Ein Code auf dem Produkt wird per
SMS verschickt und sofort bestätigt eine automatisierte Antwort die Echtheit des Medikaments
(United Nations, 2018: 15). Das kann helfen, einen Markenschaden zu vermeiden, was aus Mar­
ketingsicht wichtig ist.

Die Erkenntnisse der Kundenbedürfnisse werden vorrangig über die lokalen Partner gewonnen,
was ein gefiltertes Bild auf die tatsächlichen Bedürfnisse wirft. Eigene Marktforschung hat nur eins
von 23 interviewten Unternehmen erwähnt (Carlowitz, 2019b). Da ein zu den Kundenbedürfnissen
passendes Produkt oder Dienstleistung der Kern eines erfolgreichen Geschäftsmodells ist (Wert­
versprechen), stellt sich die Frage, wie Digitalisierung hier Unternehmen unterstützen kann. Ne­
ben eigenen Datenerhebungen, die natürlich auch digital über Online-Umfragen möglich sind, gibt
es die Möglichkeit, mit Big Data und Data Mining aktuelle Kundentrends zu identifizieren. So
können Informationen aus den Social-Media-Kanälen, die wie gezeigt in SSA von den Menschen
intensiv genutzt werden, ausgewertet werden. Für B2B-Kundenbedürfnisse bieten sich Analysen
des Kaufverhaltens der Kunden an, wo Big Data auch unterstützend wirkt. Österreichische Firmen
können sich Unterstützung vor Ort über internationale Marktforschungsinstitute holen, wie z. B.
die GfK mit Büros in Ghana und Nigeria oder Nielson mit Büros in Ghana, Kenia, Nigeria, Tansania
und Uganda.

Durch die voranschreitende Digitalisierung werden neue Vertriebskanäle eröffnet. So wächst e-


Commerce als Kanal in vielen Ländern (für SSA von 16,5 Mrd. USD in 2018 auf über 29 Mrd. USD
bis 2022), was durch die mobile Telekommunikation, das Internet und mobile Bezahlsysteme ge­
trieben wird (GSMA, 2019b: 26). Schätzungen besagen, dass in 2019 circa 264 e-Commerce Start-
Ups in 23 afrikanischen Ländern existieren (ITC/WEF, 2019:4). Bekannte e-Commerce Plattformen
in SSA sind z. B. Jumia und Mall of Africa, die beide afrikaweit vertreten sind. Außerdem gibt es
kleinere Plattformen wie Market Place Africa (Nigeria basiert und auf Expansionskurs) und Ways
to Cap (erst in 4 Ländern) (Stuart, 2019: 7). E-Commerce Plattformen können als Vertriebskanäle
für Konsumgüter genutzt werden, die mobil bei Auslieferung bezahlt werden, wodurch das Zah­
lungsausfallrisiko verringert wird. Allerdings sind beim e-Commerce die beiden wichtigsten Her­
ausforderungen das Thema e-Payment über Grenzen hinweg (daran wird gearbeitet, vgl. Kapitel
2.2) sowie die grenzüberschreitende und auch lokale Auslieferung der Güter, was mit den immer
wieder zitierten Herausforderung in der Logistik im SSA-Geschäft zusammenhängt (Stuart, 2019:
10; ITC/WEF, 2019:4). Noch steht der Beleg aus, dass diese Firmen und e-Commerce ein profitab­
les Geschäftsmodell sind. Im zweiten Quartal 2019 enttäuschte Jumia.com mit einem weiteren

18
https://mpedigree.com/

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 23


Verlust (zusätzlich zu der seit Gründung 2012 akkumulierten 1 Mrd. USD Schulden) trotz eines
Umsatzwachstums um 50% verglichen mit dem Vorjahr und einer Erhöhung der aktiven Kunden­
zahl um ein Drittel (Henry, 2019). Obwohl Verluste bei e-Commerce Unternehmen am Anfang nor­
mal sind, bis sie erst einmal das Geschäft skalieren müssen, muss final abgewartet werden, welche
Plattform sich durchsetzen kann.

In einem Interview berichtet Sacha Poignonnec der CEO von Jumia von seiner Erfahrung bei der
Gründung der e-Commerce Plattform:

„We were very surprised by the appetite of consumers for products that are some­
times expensive. We were very surprised that we could find a way to make the de­
liveries happen.“
(Poignonnec, 2019)

Das Interessante ist, wie die Zustellung an die Kunden organisiert ist, in Städten, wo es kein festes
Adressensystem gibt: Es sind viele kleine, lokale Partner, die sich gut auskennen und mit beschrei­
benden Adressen (z. B. dritte Straße hinter der Kirche, das Haus mit der grünen Tür) zurechtkom­
men. Dies verlangt eine größere Koordination der Zulieferer, was nur durch standardisierte digi­
tale technologische Maßnahmen (z. B. App) und Prozesse möglich ist (Poignonnec, 2019).

3.3.3 Value Creation


Ein wichtiger Punkt auf der Entstehungsseite des Geschäftsmodells ist die Produktion. Alle inter­
viewten österreichischen Unternehmen, bis auf eines, verfolgen eine klassische Exportstrategie.
Das bedeutet, die Produktion ist meist in Österreich oder in anderen Ländern mit Produktion der
Firmen und die Produkte werden von da nach SSA exportiert. Gleiches gilt für Ersatzteile im After­
sales-Geschäft. Durch Digitalisierung kann sich dieser Aspekt des Geschäftsmodells ändern, insbe­
sondere was die Kosten des Produktes bis zum Kunden anbelangt:

„[…]the advent of 3D printers and additive manufacturing could unleash local manu­
facturing and entrepreneurship opportunities in Africa and increase survival and ex­
pansion prospects for African firms.“
(Bolaky, 2019: 55)

Der Autor des Zitats sieht für kleine und mittlere Unternehmen in SSA große Chancen, über 3D-
Druck mehr vor Ort zu produzieren und in lokale Wertschöpfungsketten eingebunden zu werden
(Bolaky, 2019: 55f). Dies kann österreichischen Unternehmen helfen, ihre Produkte mittelfristig
über lokale Produktionspartner fertigen zu lassen und somit Logistikkosten zu sparen. Eine hö­
here Liefertreue kann zusätzlich gewährleistet werden, da die Zollabfertigung für fertige Produkte
umgangen wird und nur für die Materialien eine Lagerhaltung benötigt wird.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 24


Aus den Experteninterviews, die im Zusammenhang mit der Studie für die WKO durchgeführt wur­
den (Carlowitz, 2019b) kam eindeutig heraus, dass sehr viele österreichische Firmen Trainings-
und Weiterbildungsmaßnahmen durchführen. Allerdings zeigte sich, dass wenige Firmen, insbe­
sondere die kleineren Firmen, digitale Plattformen für solche Trainings nutzen. Sie finden in der
Regel vor Ort beim Partner, bei Endkunden oder teilweise in Österreich statt. Digitalisierung bietet
über e-Learning eine Lösung, um Kosten und Aufwand zu reduzieren. Wenn es sich für die Firmen
nicht rentiert selbst so eine Plattform aufzubauen, so gibt es verschiedene internationale Firmen
oder lokale afrikanische Start-Ups, die solche Plattformen anbieten. Ein solches Beispiel ist das
kenianische Start-Up Eneza Education, dass eine Trainingsplattform für eher einfach vermittelbare
Inhalte anbietet, weil es auf Mobiltelefonen basiert. Eneza Education kooperiert mit großen Mo­
bilfunkanbietern wie Safaricom in Kenia und MTEN & AirtellTiago in Ghana (GSMA, 2019b: 20).
Diese einfache Technologie hat den Nachteil, dass komplexere Inhalte nicht sinnvoll transferiert
werden können, andererseits bieten sie aber eine größere Reichweite. Alternativ kann man Lö­
sungsanbieter für Online-Trainings als Partner gewinnen, über die die eigenen Trainings an die
afrikanischen Kunden und Partner vermittelt werden können. In einigen Bereichen, wie Anlagen-
und Maschinenbau, wird sich eine gewisse vor-Ort-Phase nicht vermeiden, aber zumindest verrin­
gern lassen. Gleichzeitig kann so eine Online-Plattform als eine Art „FAQ“ für die Kunden fungie­
ren. Hier können digitale Lösungen aus dem e-Learning Bereich die Trainingskosten senken. Aller­
dings ist dies nur möglich, wo die Infrastruktur ausreichend ist und vor allem die Bandbreiten aus­
reichend sind, um die Trainingsmaterialien, insbesondere Filme, in einer akzeptablen Zeit übertra­
gen zu können. Aktuell schränkt das die Nutzung der Online-Trainings weitestgehend auf die
Hauptstädte wie z. B. Nairobi, Kigali, Lagos ein.

Eine weitere Herausforderung für Unternehmen ist es, zuverlässige lokale Partner zu finden. Hier
kann Digitalisierung eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Teilweise ist es möglich, über das In­
ternet potentielle Partner zu identifizieren. In Zukunft wird es basierend auf Big Data und Block­
chain möglich sein, zuverlässig Informationen wie Zahlungsverhalten, Lieferqualität u. ä. der Part­
ner zu analysieren. Dies ersetzt nicht die finale vor-Ort-Besichtigung und Entscheidung, es erhöht
aber die Qualität der Vorauswal und beschleunigt und vergünstigt den Suchprozess.

Ein anderer sehr wichtiger Anwendungsbereich von Blockchain ist die gesamte Supply Chain, wo­
bei die Logistik besonders viele Möglichkeiten bietet. Die Technologie ermöglicht eine End-to-End
Supply Chain, d. h. es ist möglich, die Ware vom Werk bis zum Kunden lückenlos zu verfolgen und
die Transaktionsprozesse zu automatisieren (van der Nest, 2018: 4). Dies ist bei der unzuverlässi­
gen und teilweise korrupten Logistik, insbesondere bei der Zollabfertigung in SSA (vgl. Carlowitz,
2019a; Carlowitz 2016), ein Vorteil, der eine der wichtigen Herausforderungen im SSA Geschäft
vereinfachen kann. Hier setzt auch das Anfang 2018 gebildeten Joint Venture TradeLens zwischen
den Firmen Maersk und IBM an. Das Ziel ist, die Dokumentationskosten, die bis zu 20% der ge­
samten Logistikkosten ausmachen, deutlich zu reduzieren. Durch eine klaren, digitalen Informa­

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 25


tions- und Genehmigungsfluss, der vertrauenswürdig ist, weil er nicht veränderbare Daten bein­
haltet und allen Stakeholdern entlang der Supply Chain einen real-time Zugriff erlaubt, kann eine
Effizienzsteigerung erreicht werden, die entlang der gesamten Supply Chain, vom Exporteur bis
zum Importeur, in SSA wirkt (vgl. White, 2018). Die Herausforderung, bis solche Lösungen in SSA
genutzt werden können, liegen in der sich noch entwickelnden Infrastruktur, den institutionellen
Kapazitäten und den Regulierungen (van der Nest, 2018: 10).

Besonders schwierig im SSA-Geschäft ist die lokale Logistik (vgl. Carlowitz 2019a). Hier ist insbe­
sondere die Logistik der „letzten Meile“ problematisch. Digitalisierungstechnologien helfen bei
dieser speziellen Herausforderung. Seit 2016 bietet beispielsweise Musango Logistics in Sambia
eine on-demand und App-basierte Lösung für den Transport der letzten Meile an, vor allem in
urbanen Regionen. Die Plattform bringt registrierte Motorradfahrer und seit 2018 auch 1.500
selbstständige LKW-Fahrer mit Unternehmen, die Logistikdienstleistungen für die letzte Meile be­
nötigen, zusammen. Somit wird das Logistikproblem durch eine kostengünstigere und schnellere
Belieferung (1-3 h innerhalb Lusakas) reduziert. Der Kostenvorteil entsteht aus der Reduzierung
der Leerfahrten, wodurch bestehenden Transportkapazitäten besser ausgelastet werden. In Nige­
ria gibt es mit Kobo360 einen ähnlichen Service, bei dem Kunden einen Transport online buchen
können und den Fortschritt digital verfolgen können. Durch die Nutzung mobiler Technologien,
IoT und Datenanalyse ist es möglich, eine optimale Allokation von freien Kapazitäten, mit den op­
timalen Transportmitteln, einer hohen Transparenz im Transport und optimalen Preisen zu garan­
tieren (GSMA, 2019b: 28). Dies sind zwei Beispiele, wie der Transport vor Ort kostengünstiger,
schneller und effizienter gestaltet werden kann, so dass die Kundenzufriedenheit durch eine
zuverlässigere Logistik gesteigert wird. Dies passt gut zum Qualitätsversprechen österreichi­
scher Unternehmen.

Eine andere digital basierte Technologie, welche die „letzte Meile“ Distribution auch außerhalb
von Städten beschleunigt und mittelfristig günstiger als herkömmliche Logistik macht, ist der
Drohnentransport. Satelliten gesteuert und IoT basiert können Drohnen mittellange Strecken
überwinden und die Ware sehr genau abliefern. Allerdings ist dies (bisher) nur für kleiner Volu­
mina und Gewichte möglich. Die bekannteste Firma in diesem Bereich ist Zipline, die in Ruanda
inzwischen fast flächendeckend das Land mit Blutkonserven und wichtigen Medikamenten belie­
fert. Aber sie ist bei weitem nicht die einzige Firma, die Drohnentransporte anbietet. Im Gesund­
heitsbereich arbeitet auch DHL und es gibt einige Pilotprojekte mit Universitäten, Regierungen
und Geberorganisation, z. B. in Malawi, Senegal, Madagaskar und Äthiopien. Interessanter, weil
sie schwerere Ladungen transportieren können, sind die Drohnentransportanbieter aus dem
Frachtgeschäft. Da sind DHL in Ostafrika, Astrale Aerial Solution seit September 2019 in Kenia aktiv
und Droneship Africa im Senegal (seit Mitte 2019) zu nennen. Diese Drohnen können bis zu 35 kg
und über 100 km Reichweite transportieren. Drohnentransport macht die Belieferung in „Second
Tier“ Städte möglich, die sonst nicht so problemlos versorgt werden könnten. Dies ermöglicht eine
größere Reichweite der Produkte (o. A., 2019). Für österreichische Unternehmen bedeutet das, je

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 26


nach Branche, Möglichkeiten den logistisch zugänglichen Markt auch im Aftersales Geschäft, z. B.
wenn Ersatzteile schnell und zuverlässig zum Endkunden gebracht werden müssen, geographisch
auszuweiten. Noch ist dieser Logistikmarkt in der Entwicklung und Themen wie Flugrechte, tech­
nische Fragen wie Transportfähigkeit von größeren Volumina und Gewichten der Drohnen sowie
die Belieferungsform am Empfängerort müssen noch geklärt werden. Wenn der Markt sich entwi­
ckelt hat, dann wird er die Distribution in SSA revolutionieren und viele Herausforderungen in der
Logistik der letzten Meile drastisch reduzieren.

Ein anderer wichtiger Bereich, der mit dem Leistungsversprechen zusammenhängt, ist das Ange­
bot eines Aftersales Service in vielen Branchen. Hier sind Österreichs Unternehmen stark und dif­
ferenzieren sich von der Konkurrenz (vgl. Carlowitz 2019b).19 So bietet Digitalisierung für den Ma­
schinen- und Anlagenbau die Möglichkeit der Fernwartung, wodurch keine Service-Mitarbeiter
vor Ort benötigt werden bzw. seltener. Dies hilft auch, den Fachkräftemangel zu relativieren, da
vieles von Österreich durch direkten Zugriff auf die Maschinen gelöst werden kann. Somit ist die
Häufigkeit der vor-Ort-Wartung stark reduziert und es werden (beim Partner) weniger Fachkräfte
vor Ort benötigt. Wenn es keinen Service-Partner vor Ort gibt, müssen Fachkräfte aus Österreich
seltener in das jeweilige Land reisen. Damit eine Fernwartung möglich ist, müssen viele Daten
übertragbar sein, was nicht überall in SSA ohne weiteres aufgrund der niedrigen Bandbreiten mög­
lich ist (vgl. Kapitel 2.1). Eine teure Lösung die Daten für die Fernwartung zu transferieren ist über
Satellit, dort wo es keine ausreichende IKT-Infrastruktur gibt (Prang, 2011).

3.3.4 Value Capture


Es gibt verschieden Möglichkeiten, mit digitalen Technologien ein Erlösmodell aufzuziehen. Die
hier angesprochenen Geschäfts-/Erlösmodelle finden sich in Carlowitz (2019b) wieder und werden
in dieser Studie nur stichwortartig erläutert. Der Einfluss von Digitalisierung auf die Geschäftsmo­
delle wird im Folgenden erläutert. Vor allem ergeben sich Möglichkeiten, Zahlungsrisiken zu ver­
meiden. Dies ist möglich, weil es eine stark wachsende FinTech-Industrie in SSA gibt, die in den
letzten 10 Jahren im Durchschnitt jährlich mit 24% gewachsen ist und 262 lokale und internatio­
nale Unternehmen in 2018 umfasst. Die größten Hubs sind Nigeria, Kenia und Südafrika, wobei
sich die FinTech-Szene in den letzten Jahren vor allem in Ruanda, Ghana und Uganda positiv ent­
wickelt hat. Aktuell liegt bei den meisten FinTechs der Schwerpunkt auf Bezahlsystemen, aber es
gibt auch zunehmend Möglichkeiten zur Kreditaufnahme, in Nigeria waren das 18% des Finanzvo­
lumens, in Kenia 20% (EY, 2019: 3ff). Der besondere Vorteil von FinTechs im SSA-Kontext ist, dass

19
In den Experteninterviews, die der Studie zugrunde liegen, haben mehrere Experten aus österreichischen Unterneh­
men auf die Bedeutung von Aftersales Service im Sinne von Ersatzteilbeschaffung und Wartung hingewiesen.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 27


sie ein breiteres Spektrum an Datenquellen für die Entscheidung einer Kreditvergabe berücksich­
tigen, so dass auch nicht „bankable“ (Klein-) Projekte eine Chance für eine Finanzierung haben
(Claesens et al, 2018: 4f).

Für Geschäftsmodelle wie den direkten Verkauf, wo das Erlösmodell eine einfache Bezahlung für
das Produkt oder Dienstleistung ist, können die mobilen Bezahlsysteme genutzt werden. Wie aber
in Abbildung 1 gezeigt wurde, ist Finanzierung bei diesem Erlösmodell in SSA eine Herausforde­
rung. Je nach Höhe der Finanzierung ist es möglich, FinTechs zu nutzen, um eine Zwischenfinan­
zierung zu bekommen. Hier kann mit den Kunden zusammengearbeitet werden. Beispiele sind
OneFi beziehungsweise Carbon,20 die im Dezember 2018 ein BB-Rating der Global Credit Rating
Company bekommen haben. Sie sind in Nigeria aktiv und Unternehmen können Kredite bis zu 20
Mio. Naira (ca. 50.000 USD) innerhalb von 48 Stunden erhalten. Andere FinTechs in SSA sind z. B.
Tala,21 die Konsumentenkredite zwischen 10 und 500 USD vergeben. MyBucks22 vergibt Kredite
an Unternehmen ab 500 USD und Privatkredite bis zu 22.000 USD mit unterschiedlichen Kredithö­
hen in den verschiedenen SSA-Ländern. Die Firma ist an der Frankfurter Börse gelistet.

Auch die Nutzung von digitalen Sparmöglichkeiten, wie FinTechs sie bereitstellen, kann die Finan­
zierungsproblematik relativieren. Neben den gerade erwähnten FinTechs bieten z. B. auch M-
Shwari in Kenia, M-Pawa in Tansania, Mokash in Uganda und Ruanda mobile Sparmöglichkeiten
an (Ndung’u, 2018). Mit diesen FinTechs ist es möglich, für Kunden ein spezifisches Sparkonto zu
eröffnen, mit dem sie auf (Klein-) Investitionen sparen können, bis sie sich das österreichische
Produkte kaufen können. Hier besteht für österreichische Unternehmen die Möglichkeit, mit ei­
nem FinTech-Partner zu kooperieren und evtl. sogar für die Kunden ein dezidiertes Sparkonto zu
eröffnen, wo es im Sinne eines „Smart Contracts“ dann zu einem automatischen Kauf bei Errei­
chen der relevanten Sparsumme kommt.

Neben den FinTechs besteht die Möglichkeit, dass Banken mittelfristig alternative Kredithisto­
rien generieren und akzeptieren (wie die FinTechs) und damit das Bankensystem modernisieren.
Dabei spielt die Blockchain-Technologie eine kritische Rolle, da sie Transparenz, Vertrauen und
Sicherheit vermitteln kann. Weitere Anwendungen von Blockchain-Technologie finden sich z. B.
bei der Vermeidung von Korruption, im Informationsmanagement, bei Anwendungen von IoT-
Technologien und im Bereich der Finanzdienstleistungen wie Banken und Versicherungen. Der
Kern der Technologie ist, dass Daten festgeschrieben und verschlüsselt werden, so dass sie defacto
nicht mehr verändert werden können (van der Nest, 2018: 1). Dies erhöht die Sicherheit und die
Qualität von Informationen, was z. B. Finanztransaktionen automatisch verifiziert. Bei Finanzie­
rungsfragen und Kreditvergabe kann es vorteilhaft sein, wenn eine vertrauensvolle „Bezahlhisto­
rie“ statt einer traditionellen Kredithistorie, die wenige der (kleinen) lokalen Partner aufweisen

20
https://getcarbon.co/about/
21
https://tala.co/about/
22
https://www.mybucks.co.zm/personal-and-business-loan-accounts.html#sme

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 28


können, für die Kreditgenehmigung herangezogen werden kann. In diesen und anderen Bereichen
werden Potentiale für die Nutzung von Blockchain-Technologie in SSA gesehen (van der Nest,
2018: 9f). Dies würde das Problem der Finanzierung in vielen Fällen signifikant reduzieren.

Basierend auf der starken FinTech-Szene können mobile Bezahlsysteme, wie sie schon in dieser
Studie erwähnt wurden, zur Zahlung bei Lieferung genutzt werden. Die Verwendung von „Smart
Contracts“ können die Effizienz bei der Erlösgenerierung erhöhen, in dem sie den Lieferung-Be­
zahlungs-Prozess automatisieren. Diese vereinfachten Bezahlmöglichkeiten sind wichtige Voraus­
setzungen, um Pay-per-Use-Geschäftsmodelle (man zahlt nur den Verbrauch) sowie Sharing-Ge­
schäftsmodelle zu vereinfachen.

Ein Beispiel für ein „Pay-per-Use“ Geschäftsmodell ist die tansanische Firma KopaGas, die Flüssig­
gas an die ärmeren Bevölkerungsgruppen („Bottom-of-the-Pyramid“) verkauft. Sie nutzen intelli­
gente Verbrauchszähler, so dass genau nach Verbrauch abgerechnet werden kann. Bezahlt wird
über mobile money (GSMA, 2019b: 20). Auch im Solarbereich finden sich viele Pay-per-Use-Ge­
schäftsmodelle, die durch intelligente und vernetzte Verbrauchszähler, „Smart Contract“-Techno­
logie sowie mobile Bezahlsysteme ein voll digitales Geschäfts-/Erlösmodell darstellen. Dieses di­
gitale Geschäftsmodell basiert vor allem auf der IoT-Technologie.

Geschäftsmodelle wie „Rent-instead-of-Buy“ sind durch mobile Bezahlsysteme ebenfalls möglich,


vor allem wenn sie mit Satellitenortung (gegen Diebstahl) kombiniert sind. Ein Beispiel ist die gha­
naische Firma Trotro Tractor, die in Kapitel 3.2 vorgestellt wurde. Aber auch Caterpiller nutzt diese
Dienste bei der Vermietung seiner Baugeräte (Carlowitz, 2019b).

Auch Franchise-Geschäftsmodelle sind durch Digitalisierung einfacher umzusetzen. Die Firma


ARED23 bietet kleine, mobile Solarkioske – Shiriki Hubs genannt – als Franchisegeber an. Die Shriki
Hubs bieten den Kunden Zugang zu einem Wifi-Netz sowie eine Lademöglichkeit für Handys. Die
Einzelunternehmer, die als Franchisenehmer die Kioske betreiben, haben eine Cloud-basierte
Plattform im Hintergrund, über die der Zustand der Kioske beobachtet wird, der Franchisenehmer
ein oder mehrere Konten für mobile money Bezahlungen anlegen kann und ein unmittelbarer Zu­
griff auf Mikrokredite möglich ist sowie weitere Funktionalitäten (GSMA, 2019b: 21).

Es dürfte klar geworden sein, dass gerade in der Geschäftsmodell-Dimension „Value Capture“
schon heute einige Möglichkeiten existieren, digitale Technologien in den Erlösmodellen zu be­
rücksichtigen. Perspektivisch werden, wenn der technologische Fortschritt und die IKT-Rahmen­
bedingungen in SSA sich weiterentwickeln, weitere Möglichkeiten entstehen, digitale Lösungen

23
http://www.a-r-e-d.com/. Die Firma bietet an größere Partner die Technologie auch als Lizenzgeschäft an.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 29


für operative Herausforderungen in SSA zu finden. Inwieweit österreichische Unternehmen digi­
tale Technologien in ihren SSA-Geschäften nutzen, wird im nächsten Kapitel diskutiert.

3.4 Digitalisierung im SSA-Geschäft von Österreichischen Firmen24

Bisher wird die Nutzung digitaler Technologien, die auf der Geräte-/Produktseite viele Chancen
bieten, vor allem in Pilotprojekten getestet. Aufgrund beschränkter Ressourcen sind sie jedoch
in SSA noch nicht wirklich relevant (Experte 3). Es ist sogar so, dass ein Unternehmen explizit auf
digitale Technologien in seinem Produkt für den SSA-Markt verzichtet hat, damit es auch von we­
niger qualifizierten Mitarbeitern auf Kundenseite bedient werden kann (Experte 22). Dies ist eine
Produktanpassung an die lokalen Gegebenheiten, hier den Mangel an Fachkräften. Dieses Beispiel
ist allerdings das einzige Unternehmen, das ein Produkt explizit für den SSA-Markt entwickelt hat.

Grundsätzlich sehen die österreichischen Unternehmen schon Potentiale in der Digitalisierung


und den darauf basierenden Technologien. Für den Aftersales-Service würden sich digitale Lö­
sungen oft anbieten, aber in SSA funktionieren diese oft noch nicht (Experte 3). Der Bereich Fern­
wartung für Maschinen und Anlagen hat dabei besonderes Potential (Experte 8) und funktioniert
teilweise schon, z. B. gibt es ein Produkt, das über Satellitenortung verfolgt, überwacht und ge­
wartet (Fernwartung) werden kann (Experte 12). Ein Experte wies auf die Akzeptanz und Kosten
von Fernwartung hin. Sein Unternehmen verkauft Fernwartungspakete an internationale Kunden
in SSA, aber kaum an Lokale (Experte 19). Auch im Bereich e-Government, e-Commerce sowie
dem Ausbau der IKT- und Digitalisierungsinfrastruktur liegen Potentiale (Experte 6). Bei der Um­
welttechnik sieht ein Experte (1) mittelfristig Potentiale in der Digitalisierung.

Der Nutzungsgrad von Digitalisierung und digitalen Lösungen für die operativen Herausforde­
rungen ist bei österreichischen Unternehmen eher begrenzt. Die meisten interviewten Unter­
nehmen nutzen von der Digitalisierung nicht viel mehr als die Kommunikationsdienste (e-Mail,
WhatsApp) und das Internet (Experte 8, 9, 10, 13, 16, 17). Einige Firmen nutzen digitale Techno­
logien für Marketing im Bereich Social Media und nutzen einen Online-Shop (Experte 9, 15). An­
dere haben e-Learning Plattformen für die Schulungen und Trainings (Experte 12, 17). Ein Unter­
nehmen bietet Cloud-Lösungen an, die aber in SSA aufgrund des hohen Preises und dem Mangel
an Experten beim Kunden nicht genutzt werden (Experte 1). Ein Unternehmen nutzt Apps für die

24
Dieses Kapitel basiert auf den Experteninterviews und der Umfrage, die im Rahmen der WKO-Studie (Carlowitz,
2019b) durchgeführt wurden. Da diese Untersuchung eine Ergänzungsstudie ist, wurden sowohl bei den Expertenin­
terviews als auch der Umfrage Fragen zur Digitalisierung in SSA eingefügt.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 30


Endkunden mit technischen Daten und Ausbildungsfilmen (Experte 17). Es gibt vereinzelte Über­
legungen und Bestrebungen, Digitalisierungslösungen mehr zu nutzen. So will eine Firma ihr Be­
stellsystem (weltweit) digitalisieren (Experte 7), was die internen Prozesse effizienter gestaltet.

Betrachtet man den Zusammenhang zwischen Digitalisierung und den identifizierten Herausfor­
derungen im SSA-Geschäft (vgl. Abbildung 1), so stellt man fest, dass außer im Bereich der Ausbil­
dung über e-Learning (Experte 12) keine digitale Lösung wirklich genutzt wird. Auch die Potenti­
ale für Fernwartung bei Maschinen werden in SSA in nur geringem Maße bzw. nur von internatio­
nalen Kunden in SSA genutzt, selbst da, wo es von den Voraussetzungen her funktionieren würde
(Experte 19, 3, 12). Im gesamten Supply Chain Bereich gab es keine Aussagen wie digitale Tech­
nologien unterstützen könnten, um mit den Herausforderungen umzugehen.

Das deckt sich mit dem Ergebnis der durchgeführten Umfrage bei den Experten. Die Unternehmen
sehen einen mittelmäßig hohen Bedarf, die operativen Prozesse für das SSA-Geschäft zu digitali­
sieren. Interessanterweise antworten mehrere Unternehmen, dass im Unternehmen über die
Nutzung neuen Technologien zum Umgang mit den Herausforderungen im SSA-Geschäft nachge­
dacht wird. Dies ist besonders bei den Unternehmen mit einem mittleren SSA-Umsatzvolumen
(zwischen 1 und 10 Mio. Euro Jahresumsatz) am ehesten der Fall.

Laut der durchgeführten Umfrage (Carlowitz, 2019b) sehen Unternehmen MIT einer Präsenz vor
Ort einen geringeren Bedarf, ihre operativen Prozesse mit Digitalisierung effizienter zu gestal­
ten, als das der Fall bei Unternehmen mit einem reinen Exportmodell der Fall ist. Auch perspek­
tivisch sind es die Unternehmen OHNE Präsenz vor Ort, die eher über eine vermehrte Nutzung
neuer Technologien für den Umgang mit den operativen Herausforderungen nachdenken. In
Summe ist die grundsätzliche Bereitschaft, neue Technologien im SSA-Geschäft zu nutzen gering,
da alle Werte unter 5 auf einer Skala von 10 liegen. Dementsprechend kann man schließen, dass
die Unternehmen den neuen digitalen Technologien wenig Relevanz zumessen oder aber selbst
noch nicht so weit sind, solche Technologien in ihrem Unternehmen zu implementieren. Eine Un­
tersuchung zum Stand der Digitalisierung in österreichischen KMUs, zeigt eine etwas über dem
EU-Durchschnitt liegende Nutzung von digitalen Technologien, wobei dies teilweise auch digitale
Lösungen im Produkt beinhalten (vgl. Hölzl et al., 2019). Die untersuchten Technologien in der
Studie beziehen sich weitestgehend auf die Standard-Prozesslösungen durch digitale Technolo­
gien, wie z. B. Customer-Relationship-Management Systeme (CRM), Elektronische Rechnungen,
Steuerung von Geschäftsprozessen durch Enterprise Resource Planning (ERP) und Radio Fre­
quency Identification (RFID) im Logistikbereich (Hölzl et al. 2019:99). Eine Untersuchung von AD
Little kam zu dem Ergebnis, dass von den österreichischen KMUs ca. ein Viertel der Unternehmen
Digitalisierungslösungen für Prozessverbesserungen einsetzen. Vor allem sehen sie einen positi­
ven Zusammenhang zwischen Unternehmensgröße und Ausmaß in der Nutzung digitaler und
neuer Technologien (Arthur D. Little, 2018). In Summe ist festzustellen, dass die österreichischen

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 31


Unternehmen, auch die KMUs, ein durchschnittliches Maß an Digitalisierung nutzen, so dass der
Grund für Zurückhaltung der Nutzung im SSA-Geschäft nicht ganz eindeutig feststellbar ist.

Allerdings sind sich die Experten einig, dass die Geschäftschancen aus der Digitalisierung sich erst
entwickeln, weil teilweise die Infrastruktur unzureichend ist (Experte 1, 2, 3, 6), die Kosten der
Nutzung noch zu hoch sind (Experte 1), die Ressourcen und Finanzmittel fehlen (Experte 3) oder
weil die österreichische Firma Digitalisierung bisher noch nicht einsetzt (Experte 5). Allerdings ver­
bessert sich die Infrastruktur schnell (Experte 6).

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 32


4 Schlussfolgerungen
Die Studie hat die Voraussetzungen für die Nutzung von Digitalisierung in SSA untersucht. Ziel war
die Analyse der umsatzsteigernden Potentiale sowie der Möglichkeiten mit den operativen Her­
ausforderungen im SSA-Geschäft umzugehen. Sowohl was Umsatzchancen als auch die Vereinfa­
chung der operativen Geschäftsaktivitäten betrifft, bieten digitale Technologien teilweise schon
heute, aber vor allem mittelfristig, gute Chancen.

Digitalisierung ist inzwischen auch für Afrika ein Thema geworden und geht auch über die Nut­
zung von Internet und Handys hinaus. Diese Entwicklung ist durch den rasanten Ausbau der IKT-
Infrastruktur und den zunehmenden Bemühungen der Regierungen getrieben, einen effizienten
und funktionierenden institutionellen Rahmen zu schaffen. Trotz des hohen Entwicklungstempos
existiert aktuell noch ein großer Nachholbedarf in SSA im internationalen Vergleich. Geographi­
sche Abdeckung und Bandbreiten müssen verbessert werden, um das volle Potential von Digitali­
sierung für Unternehmen ausschöpfen zu können. Aktuell sind einfachere digitale Technologien
wie Internet, Handy und mobile Bezahlsysteme im operativen Geschäft zu finden. Allerdings sieht
man den Einfluss der fortgeschrittenen digitalen Technologien in ersten Versuchen in SSA. So gibt
es schon erste Bezahlungen für innerafrikanischen Handel in Kryptowährung, um das Wechsel­
kursrisiko zu vermeiden.

Für österreichische Unternehmen bieten sich Umsatzpotentiale auf verschiedenen Ebenen im


Digitalisierungskontext in Subsahara Afrika. Zum einen können österreichische Unternehmen am
Ausbau der IKT-Infrastruktur teilhaben. Darüber hinaus ergeben sich Geschäftschancen aus den
Bemühungen vieler Regierungen mehr e-Government-Lösungen aufzubauen. Auch die wesentli­
chen Trends in SSA, namentlich Urbanisierung und Umweltschutz, bieten in ihrer Ausgestaltung
Umsatzpotentiale. Um auf diese dringenden Entwicklungen zu reagieren, wird auch in SSA zuneh­
mend auf vernetzte Lösungen zur Effizienz- und damit Leistungssteigerung gesetzt. So ist das In­
teresse an Themen wie „Smart City“, „Smart Water“, „Smart Grid“, „Smart Farming“, usw. dras­
tisch auf dem Kontinent gestiegen. In der Ausgestaltung dieser Hightech-Lösungen liegen viele
Potentiale im Bereich der Hardware (z. B. intelligente Zähler), aber auch bei den Plattformlösun­
gen für die österreichische Wirtschaft.

Durch neue Geschäftsmodelle, die durch Digitalisierung erst möglich oder erst rentabel werden,
kann es zu Umsatzsteigerungen kommen. Beispiele sind hier die Geschäftsmodelle Pay-per-Use,
Rent-instead-of-Buy und Sharing-Modelle. Es gibt schon diverse lokale und internationale Unter­
nehmen, die solche Modelle erfolgreich einsetzen und dabei auf IoT, Satellitenortung, mobiles

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 33


Bezahlen u. ä. setzen. Durch die Nutzung digitaler Technologien in der Entwicklung der Geschäfts­
modelle wird es österreichischen Unternehmen möglich, die SSA-Märkte effizienter zu bearbeiten
und Gewinne abzuschöpfen.

Neben der Digitalisierung der Geschäftsmodelle, können digital basierte Technologien den Um­
gang mit einzelnen operativen Herausforderungen vereinfachen. Die Analyse wurde für diesen
Teil entlang der drei Geschäftsmodell-Dimensionen „Value Creation“, „Value Delivery“ und „Value
Capture“ durchgeführt.

Bei der „Value Delivery“ können digitale Technologien bei der Analyse der Kundenbedürfnisse so­
wie der Produktanpassung über günstige digitale Prototypenerstellung und 3D-Druck unterstüt­
zen. Digitale Möglichkeiten über QR-Codes und einfachere SMS-basierte Systeme, die Echtheit von
Produkten prüfen zu können und damit Produktpiraterie zu verringern sind genauso wichtig wie
die Eröffnung eines neuen Vertriebskanal, den des e-Commerce. All das hilft den Unternehmen,
den Kunden einen Nutzen zu schaffen und diesen auch zu liefern.

In der „Value Creation“ Dimension ist ein Thema der 3D-Druck, um angepasste Produkte für kleine
Märkte zu produzieren. Im Bereich Ersatzteilbeschaffung können 3D-Drucker ebenfalls zum Ein­
satz kommen. Im Aftersales-Bereich gibt es Potential bei Fernwartung und in der Logistik entste­
hen Verbesserungen in den operativen Abläufen durch die End-to-End-Supply Chain basierend auf
Blockchain. Die Distribution der letzten Meile kann durch Satellitenortung (z. B. GPS, Galileo,
EGNOS) gesteuerte Drohnen sowie in den Städten durch plattformbasierte Kurier- und Transport­
dienste gelöst werden. Auch im Bereich der Fähigkeiten und Ressourcen kann Digitalisierung hel­
fen: So bietet e-Learning Möglichkeiten, die Fähigkeiten von Partnern und Kunden zu erhöhen,
um die österreichischen Produkte besser nutzen und warten zu können. Auch bei der Partnersu­
che kann über Big Data und Data Mining der Suchprozess vereinfacht werden.

Final bieten digitale Geschäftsmodelle große Chancen bei der „Value Capture“. Erlösmodelle wie
Pay-per-Use, Rent-instead-of-Buy, Sharing-Modelle und andere können durch die Nutzung digita­
ler Technologien effizienter umgesetzt werden, z. B. der Bezahlprozess über mobile money, oder
herkömmliche Probleme wie z. B. Diebstahl bei Vermietung (Satelliten-Tracking) können reduziert
werden. Auch der Bereich der FinTech kann zu grundlegenden Veränderungen bei der Finanzie­
rung führen, was aber aktuell noch etwas früh ist, um es abschließend zu beurteilen.

Österreichische Unternehmen können in mehrerlei Hinsicht von Digitalisierung im Operativen pro­


fitieren:

1. Höhere Gewinne, weil Digitalisierung die Kosten aus den schwierigen operativen Rahmenbe­
dingungen effizienter reduzieren kann.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 34


2. Bessere Service-Qualität, weil z. B. durch verbesserte Logistikangebote und den 3D-Druck
die Ersatzteilbeschaffung und generell die Lieferzuverlässigkeit steigt. Dies stärkt das Werte­
versprechen der österreichischen Unternehmen.

3. Innovativere Geschäftsansätze werden durch Digitalisierung möglich und damit auch neue
effizientere sowie umsatzsteigernde Geschäftsmodelle.

Aktuell befindet sich SSA – und hier ist zwischen Ländern zu unterscheiden – am Anfang des Digi­
talisierungszeitalters. Aber die aufgezeigten Chancen und Potentiale realisieren sich teilweise im
Kleinen schon heute oder sind am Entstehen. Diese Möglichkeiten für mehr Umsatz und Verein­
fachung der operativen Aktivitäten durch digitale Technologien im SSA-Geschäft sollten öster­
reichische Unternehmen berücksichtigen und nutzen. Damit können sie das SSA-Geschäft für ihr
Unternehmen einfacher und damit attraktiver gestalten. Dafür ist es wichtig, auch für KMUs,
grundsätzlich in das Thema Digitalisierung zu investieren. Denn ohne eigene digitale Kompetenz
ist ein Abschöpfen des digitalen Potentials in SSA nicht realistisch. Auch der Management-Wille
ein SSA-Geschäft mit digitalen Elementen, was i. d. R. eine Geschäftsmodellinnovation mit sich
bringt, zu entwickeln ist notwendig, um ausreichend Ressourcen bereitzustellen. Letztlich müssen
sich die Rahmenbedingungen noch bei der Abdeckung und der Leistungsfähigkeit weiter verbes­
sern. Hier gibt es nachweislich rasante positive Entwicklungen. Dann können österreichische Un­
ternehmen von den Möglichkeiten der Digitalisierung im SSA-Geschäft voll profitieren.

Digitalisierung in den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas 35


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