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Dokumentation 560

Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Stahl-Informations-Zentrum
Stahl-Informations-Zentrum

Das Stahl-Informations-Zentrum ist eine Die Internet-Präsentation unter der


Gemeinschaftsorganisation der deutschen Stahl- Adresse www.stahl-info.de informiert u. a.
industrie. Markt- und anwendungsorientiert über aktuelle Themen und Veranstaltungen
werden firmenneutrale Informationen über und bietet einen Überblick über die Veröffent-
Verarbeitung und Einsatz des Werkstoffs Stahl lichungen des Stahl-Informations-Zentrums.
bereitgestellt. Zahlreiche neue Publikationen sind bereits als
Verschiedene Schriftenreihen bieten pdf-Files abrufbar. Schriftenbestellungen sowie
ein breites Spektrum praxisnaher Hinweise Kommunikation sind online möglich.
für Planer, Konstrukteure und Verarbeiter
von Stahl. Sie finden auch Anwendung in
Ausbildung und Lehre:
Merkblätter sind mit Fotos und techni-
schen Zeichnungen illustrierte Schriften, die
einen konzentrierten Überblick über die
Anwendungsvielfalt sowie die Bandbreite
der Be- und Verarbeitungsverfahren von Stahl
vermitteln. Impressum
Charakteristische Merkmale berichten
über Produkteigenschaften und technische Dokumentation 560
Lieferbedingungen von oberflächenveredeltem „Häuser in Stahl-Leichtbauweise“
Stahlblech und geben Hinweise auf Regelwerke. 1. Auflage 2002
Stahl und Form zeigt ästhetisch, gestalte- ISSN 0175-2006
risch und funktionell vorbildliche Beispiele von
Stahlanwendungen in der Architektur. Es werden Herausgeber:
Bauwerke mit Fotos, Zeichnungen und Skizzen Stahl-Informations-Zentrum
signifikanter Details ausführlich dargestellt. Postfach 10 48 42, 40039 Düsseldorf
Dokumentationen beschreiben die
Leistungsfähigkeit von Stahl aus technischer, Diese Publikation entstand mit
ökologischer und ökonomischer Sicht in ver- Unterstützung der
schiedenen Anwendungsfeldern. International Zinc Association
Vortragsveranstaltungen bieten ein Forum 168 Avenue de Tervueren, B-1150 Brüssel
für Erfahrungsberichte aus der Praxis. Die The-
men reichen von Konstruktion über Anwen-
dung und Verarbeitung bis hin zur Ökologie. Redaktion:
Messen und Ausstellungen dienen der ITL – Institut für Trocken- und Leichtbau,
Präsentation spezifischer Leistungsmerkmale Darmstadt
von Stahl. Neue Werkstoffentwicklungen sowie Dipl.-Ing. Karsten Ulrich Tichelmann und
innovative, zukunftsweisende Stahlanwendungen Dipl.-Ing. Jürgen Volkwein
werden exemplarisch dargestellt.
Bei Anfragen vermitteln wir auch als Institut für Stahlbau und Werkstoffmechanik,
individuellen Service Kontakte zu Instituten, TU Darmstadt
Fachverbänden und Spezialisten aus Forschung Prof. Dr.-Ing. Jörg Lange und
und Industrie. Dipl.-Ing. Bernd Naujoks
Die Pressearbeit richtet sich an Fach-,
Tages- und Wirtschaftsmedien und informiert
kontinuierlich über neue Werkstoffentwick- Die dieser Veröffentlichung zugrunde liegen-
lungen und -anwendungen. den Informationen wurden mit größter Sorgfalt
Marketing-Aktivitäten dienen der För- recherchiert und redaktionell bearbeitet. Eine
derung des Stahleinsatzes in verschiedenen Haftung ist jedoch ausgeschlossen.
Märkten, beispielsweise im Automobilbau
sowie im Wohnungs- und Wirtschaftsbau. Ein Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit
Im Abstand von drei Jahren wird der Stahl- schriftlicher Genehmigung des Herausgebers
Innovationspreis verliehen. und bei deutlicher Quellenangabe gestattet.

2
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Inhalt

Einführung 4 Wärme- und Feuchteschutz 37

Winterlicher Wärmeschutz 37
Entwurf und Konstruktion 7
Sommerlicher Wärmeschutz 48
Tragverhalten von Ständerbauweisen 7

Konstruktionsprinzipien 9 Brandschutz 52

Entwurfsorganisation und Gestaltung 14 Schutzziele 52

Brandverhalten der im Stahl-Leichtbau


Kaltgeformte Profile für den verwendeten Baustoffe 52
Stahl-Leichtbau 15
Klassifikation und Nachweise der
Herstellung und Eigenschaften 15 Feuerwiderstandsklassen von Bauteilen
in Stahl-Leichtbauweise 53
Tragfähigkeitstabellen für Wandständer
und Deckenträger 17 Brandschutztechnische Eigenschaften
von Hohlraumkonstruktionen 61

Herstellung, Vorfertigung und


Montage 20 Korrosionsschutz 61

Baustellenfertigung 20
Entwicklungsmöglichkeiten des
Vorfertigung im Werk 20 Stahl-Leichtbaus 63

Bauphysikalische Anforderungen Literatur 64


an Wohnhäuser 23

Beispiele 66
Schallschutz und Bauakustik 23

Schalltechnisches Verhalten von Häusern


in Stahl-Leichtbauweise 23

Luftschalldämmung von
Stahl-Leichtbauteilen 26

Decken in Stahl-Leichtbauweise 26

Schall-Längsleitung 29

Bauteilanschlüsse 30

Schallschutz bei Sanitärinstallationen 34

3
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Einführung 2,5 mm mit einer längenbezogenen Masse von


maximal 0,075 kN/m.
Leichtigkeit, hohe Tragfähigkeit und variable Es handelt sich um eine verhältnismäßig
Nutzungsmöglichkeiten sind Vorzüge von Raum junge Bauweise mit einem hohen Maß an funk-
trennenden Stahl-Leichtbaulösungen. Unterneh- tionalen und technologischen Eigenschaften.
men schätzen den so genannten „Trockenbau“ Dadurch ist sie besonders für den Hausbau
bei der inneren Ausgestaltung ihrer Büro-, Lager- geeignet (Abb. 2, 3, 4).
und Produktionsgebäude. Aber auch Einfamilien-
häuser und Wohnhäuser mit mehreren Vollge- Systembedingt weisen Stahl-Leichtbauweisen
schossen werden wirtschaftlich mit Tragwerken eine Vielzahl von Vorteilen auf:
aus Stahl-Leichtprofilen errichtet – in einigen • sehr geringes Gewicht
Ländern bereits in beachtlicher Anzahl (Abb. 1). • herausragendes Festigkeits-
Neu entwickelte Produkte aus dünnwandigen Eigengewichtsverhältnis
Stahlblechen in Kombination mit optimierten • Maßhaltigkeit
Dämm- und Plattenwerkstoffen ermöglichen hoch- • gute bauakustische Eigenschaften
wertige Systemlösungen, die im modernen Stahl- • Formstabilität bei Feuchtebeanspruchung
Wohnungsbau zunehmend Anwendung finden. • Möglichkeit der raschen Baustellenmontage
• hohes Recycling- und Wiederverwertungs-
50 potenzial aller im System verwendeten
40
Materialien
• abhängig vom Plattenwerkstoff nicht
30
brennbar (Baustoffklasse A), keine
20 15 % 15 % Erhöhung der Brandlasten durch die
10 6%
Konstruktion
3% 2% ca. 1 % • hochwertige Füge- und
0
Verbindungstechnik
Japan Schweden USA Großbritannien Frankreich Deutschland
• Eignung zur Vorfertigung

Abb. 1: Die Möglichkeiten des Baustoffs Stahl sind Das Profil-Ständerwerk wird mit Plattenwerk-
Prozentualer durch die Vielfältigkeit von unterschiedlichen stoffen beplankt. Die Wahl der verwendeten
Anteil der Profilarten, Stahlsorten, Fügetechniken, Ver- Plattenwerkstoffe sowie die Plattendicke orien-
Anwendung von bundbauweisen und Formgebungen nahezu tieren sich an den bauphysikalischen Anforderun-
Stahlkonstruk- grenzenlos. Seine Wiederverwertbarkeit spricht gen, die an das Gebäude gestellt werden. Als
tionen im Woh- für den Einsatz von Stahl im Wohnungsbau. Innenbekleidung werden bevorzugt Gipsfaser-
nungsbau [3] Durch die verschiedenen Fertigungstechniken und Gipskartonplatten verwendet, da diese als
und die Möglichkeiten der Formgebung kann Systembau in Verbindung mit dünnwandigen
jede individuelle Bauaufgabe bewältigt werden. Ständerprofilen gute bauakustische Eigenschaf-
Stahl ist ein ökologisch unbedenklicher und ten aufweisen, sie im Brandfall den Tempera-
„natürlicher“ Baustoff. Durch die Eigenschaft, turdurchgang auf die Metallständer reduzieren
magnetisch zu sein, können Stahlteile einfach und ihre Oberflächen anstrich- und tapezier-
aus Reststoffgemengen herausgetrennt werden. fähig ausgebildet werden können (Abb. 5, 6, 7).
Das nach der Verwendung anfallende Stahl- In Stahl-Leichtbauweise können Gebäude
material (z. B. Schrott) wird nahezu vollständig wirtschaftlich bis zu einer Höhe von vier
wiederverwendet. Bei dem Recyclat werden Geschossen errichtet werden. Höhere Wohn-
Eigenschaften der höchsten Qualitätsstufe er- gebäude werden in der Regel in Stahl-Skelett-
reicht. Die Stahlherstellung wird heute bereits bauweise errichtet.
zur Hälfte durch die Wiederverwendung von Die größten Vorteile in der Stahl-Leichtbau-
ausgedienten Stahlprodukten betrieben. weise sind das geringe Gewicht und die Mög-
Stahl erfüllt die Kriterien ressourcenoptimier- lichkeit der Herstellung von nicht brennbaren
ten Bauens. Es lassen sich Bauelemente gestal- Konstruktionen. Dadurch werden Lösungen
ten, die langlebig, trennbar und wiederverwert- von Nachverdichtungen im Baubestand ermög-
bar sind und insgesamt einen geringen Ressour- licht. Bei Gebäudehöhen, in denen brennbare
cenverbrauch aufweisen. Baustoffe nicht mehr zugelassen sind und Auf-
Die Stahl-Leichtbauweise ist eine Ständerbau- stockungen besonders gewichtsreduziert ausge-
weise, die mit dünnwandigen, kaltgeformten führt werden müssen, da eine Tragfähigkeitser-
C-, U- oder Z-Profilen ausgeführt wird. Die Blech- höhung der Gründung nicht wirtschaftlich mög-
dicken der Profile reichen von 0,6 mm bis lich ist, sind diese Bauweisen unverzichtbar.

4
Einführung

Abb. 2, 3, 4:
Gebäude in
Stahl-Leichtbau-
weise im Rohbau
und nach der
Fertigstellung
(Rautaruukki
Oyj, Finnland)

5
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Abb. 5, 6, 7: Als zukunftsfähig werden so genannte „offene“


Gebäude in Stahl-Leichtbauweise mit sichtbar belassener Stahlbausysteme angesehen, d. h. Bauweisen
Stahlkonstruktion (Sadef, Belgien) und Bauarten, die auf intelligenten Konstruk-
tionsprinzipien und flexiblen Verbindungen
basieren. Diese offenen Bausysteme bezeichnet
Abb. 8: man als Bausysteme der dritten Generation. Sie
Aufstockung eines Fachwerkhauses aus dem 17. Jh. bestehen aus Subsystemen, die situations- und
(Rasta-Haus GmbH, Wesel). Aufgrund der Gewichts- projektunabhängig entwickelt und serienmäßig
beschränkung des Aufbaus war die Konstruktion allein hergestellt werden. Offene Bausysteme erlauben
in Stahl-Leichtbauweise möglich. eine größere Flexibilität und Gestaltungsfreiheit.
Ähnlich wie beim Automobilbau wird mit einer
reduzierten Anzahl von Bauteilen bei hohem
Kombinationsgrad der individuelle Bedarf an
Gestaltungs- und Planungsmöglichkeiten abge-
deckt.
Die Qualität solcher Systeme entscheidet
über das Maß der Entwurfsfreiheit, die techni-
schen Eigenschaften der aus ihnen zusammen-
gefügten Bauteile und die Wirtschaftlichkeit des
Gesamtsystems.
Aufgrund der steigenden Anforderungen an
die bauphysikalischen Eigenschaften, die Bau-
qualität sowie Flexibilität und Individualität
wird es immer wichtiger, Wohngebäude wirt-
schaftlich nach Systembau-Prinzipien zu ent-
werfen. Diese umfassen im Entwurf neben der
architektonischen Gestaltung auch die Berück-
sichtigung der Herstellung und des Montage-
ablaufs.

6
Entwurf und Konstruktion

Entwurf und Konstruktion


Tragverhalten von Ständerbauweisen
Das Tragsystem des Ständerwerks mit Stahl-
Leichtprofilen wird analog zu den Konstruk-
tionen anderer Ständerbauweisen erzeugt.
Senkrechte Ständer werden am Fußpunkt in
eine U-Schiene eingestellt und am Kopfende
wiederum von einer U-Schiene zusammengehal-
ten. Diese verteilt die vertikal auftreffenden
Lasten auf die Ständer. Horizontale, tragende
Elemente werden je nach Konstruktionsart ent-
weder über Konsolen angeschlossen oder zwi-
schen die vertikalen Elemente gelegt.
Aus statischer Sicht unterscheiden sich Stahl-
Leichtbauweisen wesentlich von Skelettbauten.
Die Last wird nicht über ein „Skelett“ abgetra-
gen, das unabhängig von der abschließenden
Gebäudehülle ist, sondern das Tragwerk besteht
aus flächenhaften Bauteilen, die gleichzeitig
tragende und raumabschließende Funktion
haben.
Die Beplankung wird auf dem Ständerwerk
aus Kaltprofilen befestigt. Dadurch entsteht
ein Verbundbauteil, eine so genannte „Tafel“.
Diese Tafel ist in der Lage, Lasten sowohl in
ihrer Ebene – als „Scheibe“ – wie auch senk-
recht dazu – als „Platte“ – abzutragen.
Die Systembauweise aus kaltverformten,
dünnwandigen Profilen mit einer aufgebrach-
ten Beplankung kann somit sowohl für horizon- Abb. 9:
tal als auch für vertikal tragende Bauteile ein- Konstruktions-
gesetzt werden. prinzip der
Die Steifigkeit der als statisch wirksame Stahl-
Beplankung zugelassenen Werkstoffe ist so groß, Leichtbauweise
dass bei ausreichender Befestigung ein Knicken
oder Biegedrillknicken der Kaltprofile in der
Wandebene ausgeschlossen werden kann.
Gleichzeitig werden die Wandtafeln zur ver-
tikalen Lastabtragung und zur Gebäudeausstei-
fung gegen Horizontallasten, die durch Wind
und unplanmäßige Schiefstellungen der druck-
beanspruchten Wände entstehen, genutzt. Ent-
scheidend dafür ist die Art, Dicke und Aus-
führung der Beplankung des Ständerwerks.
Das Prinzip der Lastabtragung durch Decken-
und Wandscheiben zeigt Abb. 12. Jede Wand-
scheibe stellt in ihrer Längsrichtung ein einwer- Abb. 10:
tiges Auflager für die lastverteilende Decken- Dachtragwerk
scheibe dar. Die am Kopf der jeweiligen Wand- eines Wohn-
scheibe angreifende Horizontallast wird über hauses aus
ein Kräftepaar (Zug und Druck) sowie eine kaltgeformten
Querkraft am Wandfuß abgetragen. Konstruktiv Stahlprofilen
muss deshalb durch ausreichend dimensionierte (The Japan Iron
Zugverankerung der Bodenprofile sichergestellt and Steel Feder-
sein, dass sowohl die Zugkräfte in die Boden- ation, Japan)

7
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

platte, bzw. in das darunter liegende Geschoss


als auch die Querkräfte in die folgende Decken-
scheibe weitergeleitet werden können (Abb.
12).
Zurzeit ist die Aussteifung von Gebäuden
durch Nutzung der Scheibenwirkung der Tafeln
aus Kaltprofilen mit beidseitiger Beplankung in
keiner deutschen Norm geregelt. Die Wohnge-
Last in Tafelebene bäude müssen deshalb mit herkömmlichen Ver-
(Scheibenbeanspruchung) bänden, die in der Wand hinter der Beplankung
liegen, ausgesteift werden (Abb. 13).
Abb. 11: Alternativ ist eine bauaufsichtliche Zulassung
Scheiben- und für einen bestimmten Tafelaufbau möglich. Die
Plattenbean- Tragfähigkeit dieses Bauteils wird in diesem Fall
Last senkrecht zur
spruchung einer Tafelebene
durch Versuche ermittelt und für die Bemes-
Tafel (Plattenbeanspruchung) sung mit einem festzulegenden Sicherheitsfaktor
beaufschlagt.
In den USA wurden größere Versuchsreihen
mit Wandtafeln aus Kaltprofilen und OSB-, Bau-
furniersperrholz- und Gipskartonplatten durch-
geführt. Diese Ergebnisse sind im Jahre 1998 in
Form von Tragfähigkeitstabellen für statische
und seismische Beanspruchung in die amerika-
nische Normung eingegangen.
Am Institut für Stahlbau und Werkstoff-
mechanik der TU Darmstadt wurden Versuche
mit gleicher Zielsetzung durchgeführt. So kann
als zulässige Horizontallast unter Gebrauchs-
lasten für eine beidseitig mit 12,5 mm starken
Gipsfaserplatten beplankte Tafel (Kaltprofil-
ständer C 100 x 50 x 10 x 1,5 mit einer Ver-
tikallast NS,d = 39 kN je Ständer) bei einem
umlaufenden Schraubenabstand von eR =
100 mm ein Wert von 8,0 kN angenommen
werden (eingerechneter Sicherheitsfaktor γ = 5).
Analog zu DIN 1052 Teil 3, „Holzhäuser in
Tafelbauart“, wird bei Gebäuden mit nicht mehr
als zwei Vollgeschossen die Exzentrizität der
Windlastresultierenden vernachlässigt. Dazu
Abb. 12: wird aber vorausgesetzt, dass in vier umlaufen-
Aussteifung den Wänden aussteifende Wandscheiben ange-
eines Gebäudes ordnet sind. Die in Abb. 16 angegebenen Werte
mit Decken- und werden auf jeweils zwei Wände aufgeteilt. Ist
Wandscheiben nach der Tabelle nur eine Wandscheibe erfor-
derlich, so müssen trotzdem zwei Aussteifungs-
scheiben in den parallel verlaufenden Wänden
angeordnet werden, um die Aussteifung ohne
genaueren statischen Nachweis zu gewährleis-
ten. Es wird eine Hausbreite von 7,50 m und
eine Geschosshöhe von 2,80 m zugrunde gelegt.

Abb. 13:
Aussteifung mit
Kreuzen und
Wandscheiben

8
Entwurf und Konstruktion

FV
Fh

260

eR

Zugver-
Z D
ankerung

125

hR Abb. 17: Gebäude in Stahl-Leichtbauweise


(The Japan Iron and Steel Federation, Japan)
bR bM bR

Abb. 14: Wandscheibenaufbau eines Einrasterelements Konstruktionsprinzipien


Man unterscheidet beim Stahl-Leichtbau
analog zu den Ständerbauweisen zwischen
dem „Platform“- und dem „Balloon“-Konstruk-
tionssystem.

Platform-Konstruktionssystem
Bei diesem System werden die Wandelemente
geschossweise auf den Decken errichtet, so
dass die Übertragung der Vertikallasten über
die Deckenelemente erfolgt. Diese Konstruk-
tionsform ist sehr weit verbreitet. Sie hat im Hin-
blick auf den Bauablauf gegenüber dem Balloon-
System den Vorzug, dass nach Fertigstellung
eines Geschosses von der montierten Decke aus
Abb. 15: Anordnung von aussteifenden Wandscheiben das nächste Geschoss aufgebaut werden kann.

Balloon-Konstruktionssystem
Anzahl der Wandscheiben Im Balloon-Konstruktionssystem werden die
von 1,25 m Länge
Hauslänge Dachneigung Decken seitlich oder vor den Ständern einge-
im im
Erdgeschoss Obergeschoss hängt. Die tragenden Wandelemente und Stüt-
Flachdach 2 1 zen laufen vertikal durch; es können größere
5,00 m 30 º 3 2
45 º 3 2 Bauteile verarbeitet werden. Die Konstruktion
Flachdach 3 1 kann am Anschluss eines horizontalen Bauteils
7,50 m 30 º 4 2
45 º
materialsparender ausgeführt werden. Auch
6 3
Flachdach 3 1 die Luftdichtheitsebene kann an diesem Punkt
10,00 m 30 º 5 3 ungestört vorbeigeführt werden. Dafür ist der
45 º 6 4
Flachdach 4 2
Anschluss jedoch bautechnisch komplizierter.
12,50 m 30 º 6 3 Neben den Reinformen der Stahl-Leichtbau-
45 º 8 5 weise sind auch Mischformen üblich. Größere
Flachdach 5 2
15,00 m 30 º 7 4 Spannweiten können mit warmgewalzten
45 º 9 6 Profilen überbrückt werden, oder das Trag-
system kann in Skelettbauweise ausgeführt
Abb. 16: Wandscheibentabelle zur Abschätzung der zur werden. Dabei werden tragende Außenwände
Gebäudeaussteifung nötigen Wandscheibenanzahl in Stahl-Leichtbauweise erstellt und im Gebäude-

9
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Abb. 18: innern die tragenden Bauteile als Skelett-


Fügungsprinzip konstruktion aufgelöst, um den Anteil der
1
des Platform- restriktiven Bauteile zu minimieren. Daneben
Konstruktions- ist es auch möglich, ein Mischsystem aus leich-
7
systems ten Ständerprofilen für die Wände und massi-
3 2 6
ven Trapezblechverbunddecken auszuführen.
Oder es werden Sondersysteme eingesetzt,
die aus speziell gefertigten Profilen bestehen
(Abb. 23).
Die dünnwandigen Blechprofile werden
untereinander verschraubt oder geclincht. Die
Beplankungen werden üblicherweise auf die
1 Tragende Stütze Metallständer geschraubt; als Alternative kann
4 5
2 Fußblech diese Verbindung heute bereits als Druckluft-
3 U-Profil-Abschluss
nagelung hergestellt werden (Näheres dazu
4 Kopfblech
im Kapitel „Herstellung, Vorfertigung und
5 Stegblechstreifen
6 Deckenträger
Montage“).
7 Randauflager Das Rastermaß der Profile ist variabel und
orientiert sich bevorzugt an den Plattenforma-
ten sowie den statischen Anforderungen. Eine
wirtschaftliche Regelkonstruktion basiert auf
Abb. 19: dem Rastermaß von 62,5 cm. Sie folgt damit
Fügungsprinzip den bevorzugten Herstellungsmaßen von Werk-
des Balloon- stoffplatten. Bei dickwandigeren Profilen
Konstruktions- 1 5 (1,0 mm bis 2,5 mm) und entsprechend steifen
systems Plattenwerkstoffen sind Rastermaße bis 125 cm
6
2
möglich. Bei hohen statischen Belastungen redu-
zieren sich diese Rastermaße bis auf 31,25 cm.
Das Rastermaß, auch innerhalb eines Bau-
teils, z. B. einer Außenwand, kann dem Entwurf
3 untergeordnet werden. Ökonomisch sinnvoll
ist es, wenn sich Öffnungen in Wänden am
Rastermaß der Ständer orientieren, damit Profil-
4
1 Tragende Stütze auswechselungen nicht erforderlich werden
2 Fußblech (Abb. 32). Größere Öffnungsflächen in tragen-
3 Kopfblech den Wänden und Decken können mit verstärk-
4 Deckenträger ten bzw. ineinander gesteckten kaltgeformten
5 Randauflager Profilen oder mit warmgewalzten Stahlprofilen
6 Haltewinkel überbrückt werden.

Abb. 21:
1 Mischsystem in Stahl-Leichtbauweise.
Das Stahlskelett wird durch tragende Wandkonstruktionen
ergänzt (Rautaruukki Oyj, Finnland).
4

5
2

Abb. 20: 1 Stütze 2xC100


Balloon-Framing 1verschachtelt
Stütze 2 x C100 ver
22Deckenbalken
Deckenbalken 2 x 2
zur Aufnahme
2x2 C200
verschachtelt
höherer Lasten
3verschachtelt
Deckenträger 1 x C
aus gesteckten/ 34Deckenträger
Balkenschuh1xC200
verschachtelten 4 Balkenschuh
5 Befestigungswinkel
C-Profilen 5 Befestigungswinkel

10
Entwurf und Konstruktion

Abb. 22:
Mischsystem als Stahl-Leichtbaukonstruktion mit
massiven Decken als Trapezblechverbundkonstruktion

Abb. 23 (unten links):


Sonderkonstruktionssystem aus Spezialprofilen

Abb. 24 (unten rechts):


Konstruktionsaufbau in Stahl-Leichtbauweise

11
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Abb. 25:
3
Rastermaß der
Ständerabstände 1 UW-Anschlussprofil
in Abhängigkeit 2 CW-Ständerprofil 2
von der Platten- 3 UW-Riegelprofil
größe mit Stegumkantung
1

Die Art und Dicke der Beplankung des Metall- Abb. 26: Auswechselung zur Ausbildung einer Öffnung im
ständerwerks werden bestimmt durch die stati- Ständerwerk
schen, brandschutztechnischen und bauakusti-
schen Anforderungen, die an das Bauteil oder
das gesamte Gebäude gestellt werden (Erläute- unter gleichen Randbedingungen, so schneiden
rungen dazu in den Kapiteln zur Bauphysik). die Stahl-Leichtbauweisen in verschiedener Hin-
Der Hohlraum zwischen den Ständern wird sicht besser ab. Bei gleicher Dicke unterschied-
entsprechend der üblichen Trockenbaukon- lich konstruierter Bauteile weisen die Stahl-
struktion mit Faserdämmstoffen gedämmt. Leichtbauteile sowohl bessere Wärme- als auch
Dämmstoffart und Dämmstoffdicke orientieren bessere Schallschutzeigenschaften auf.
sich an den energetischen und bauakustischen Geht man beim Vergleich der Bauweisen um-
Anforderungen des Bauteils. gekehrt von gleichen bauphysikalischen Eigen-
Vergleicht man Stahl-Leichtbauweisen mit schaften aus, so ergibt sich durch die schlan-
konventionellen monolithischen Bausystemen kere Konstruktion der Stahl-Leichtbauweise ein

Außenwand- Schichtenaufbau Dicke U-Wert Schalldämm-


konstruktion maß R’w,R

Metallständerkonstruktion
Außenputz (armiert, mineralisch)
Mineralfaser
Ansetzkleber
Gipsfaserplatte 23,0 cm 0,25 51 dB
Metallständer,
Mineralwolledämmung
Gipsbauplatte, Dampfbremse
Gipsbauplatte, Dispersionsfarbe
Abb. 27:
Vergleich der
bauphysikali-
schen Eigen- Mauerwerk mit WDVS
Außenputz (armiert, mineralisch)
schaften von
Mineralwolle
Massivbau und
Ansetzmörtel 34,5 cm 0,35 48 dB
Leichtbau (vgl. KS-Lochsteine
auch Abb. 54 Innenputz
und 77 in den
Kapiteln zur
Bauphysik)

12
Entwurf und Konstruktion

Abb. 28: Abb. 29:


Lochung von Leichtprofilen mit durchgeführten Fußpunkt einer Wandscheibe auf der Bodenplatte ohne
Installationen Streifenfundament

Flächengewinn. Dieser kann bei einem Haus Abb. 30, 31 (unten):


mit 120 m2 Wohnfläche 5 – 10 % betragen. Aus vorgefertigten Tafeln errichtetes Gebäude in
Die Hohlraumkonstruktion von Stahl-Leicht- Stahl-Leichtbauweise (Rautaruukki Oyj, Finnland)
bauteilen ermöglicht eine einfache Ausführung
von in der Wand integrierten Installationen. In
den Profilen sind standardmäßig Löcher zur
Durchführung von Kabeln oder Rohren vorge-
sehen. Bei der Installation von Rohrleitungen
ist darauf zu achten, dass die Durchführungen
schalltechnisch richtig ausgeführt werden. Dazu
müssen die Installationen von den Metallstän-
dern entkoppelt werden, um eine Schallübertra-
gung vom Rohr auf den Ständer auszuschließen.
Durch das geringe Gewicht der Konstruktion
ist es mit dieser Bauweise möglich – wie in der
Einführung bereits erwähnt –, Gebäude mit ge-
ringen Lastreserven aufzustocken. Dieser Vor-
teil hat auch Auswirkungen auf die Gründung
eines Neubaus. Bei Gebäuden bis zu zwei
Geschossen ist es möglich, die aufgehenden
Wände ohne Streifenfundamente direkt auf der
Bodenplatte zu errichten. Bei entsprechender
Bewehrung reicht die Steifigkeit der Platte aus,
um die Vertikallasten in den Boden abzuleiten.
Auf diese Weise kann das Gebäude rundum
gedämmt werden, da die Druckfestigkeit des
Dämmstoffs (XPS) unter der Bodenplatte für
die flächige Lasteinleitung ausreicht.
Die Frostsicherheit der Randbereiche der
Bodenplatte wird durch eine Kiespackung mit
einer Tiefe von 1 m gewährleistet.

13
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Entwurfsorganisation und Gestaltung Bei entsprechender Bauplanung sind Kon-


zepte zur späteren Erweiterung, Neuorganisa-
Das System der Stahl-Leichtbauweise ermög- tion oder Funktionstrennung einfach auszu-
licht es, Decken bis zu einer Spannweite von führen. Werden beispielsweise nur die Außen-
6 m wirtschaftlich auszubilden (vgl. im Kapitel wände als tragend und aussteifend geplant,
„Kaltgeformte Profile für den Stahl-Leichtbau“ kann der Innenraum vollkommen frei aufgeteilt
den Abschnitt über Deckenträger). Dadurch ist werden oder sogar frei bleiben, so dass sich
es möglich, im Wohnungsbau nach gängigen der langlebige Rohbau an sich ändernde Nut-
Grundrisstypen ohne Einschränkungen zu pla- zungsbedürfnisse anpasst. Hinsichtlich der
nen. Werden größere Spannweiten benötigt, Installationen bei zukünftig geplanten Bauab-
können Profile ineinander geschachtelt werden, schnitten oder Raumaufteilungen sollte schon
oder es wird zur Ergänzung auf warmgewalzte von vornherein berücksichtigt werden, dass
Profile zurückgegriffen. Eine weitere Möglich- diese immer gebündelt geführt werden, um
keit bietet der Einsatz von Verbundbauweisen eine spätere Umlegung zu vermeiden.
mit Trapezblech und Stahlbeton, die wirtschaft- Der Gestaltung von Stahl-Leichtbauteilen
lich im Spannweitenbereich bis 7 m eingesetzt und deren Oberflächenbehandlung sind nahe-
werden können. zu keine Grenzen gesetzt. Je nach bauphysi-
Der Stahl-Leichtbau lässt sich so entwerfen, kalischer und statischer Beanspruchung sind
dass über die Einfachheit des Bausystems unterschiedliche Beplankungswerkstoffe
Flexibilität erzeugt werden kann. Aussteifende möglich, die innen roh belassen oder in jeder
Wände werden am sinnvollsten in den Außen- denkbaren Art nachbehandelt werden können
wänden oder um Treppenkerne und Sanitär- (malen, tapezieren, spachteln, bekleiden etc.).
bereiche herum angeordnet. So kann die ge- Für Außenoberflächen sind ebenfalls alle gän-
wünschte Freiheit in der Grundrissaufteilung gigen Materialien und Systeme möglich (Putz,
erreicht werden. Dies wird noch dadurch Verblendung, Verkleidung etc.).
begünstigt, dass es in dieser Bauweise möglich
ist, über die entsprechenden Zugverankerungen
auch kurze Wandscheiben von 1,25 m zur
Aussteifung zu nutzen, auch wenn sie keine
Auflast erhalten.

Abb. 32:
Exemplarische
Grundriss-
Küche
konfiguration zur Sanitär
Flexibilität von Wohnen Küche
Arbeiten Sanitärbereich
Raum-
Wohnbereich
aufteilungen
Arbeitsbereich

14
Kaltgeformte Profile für den Stahl-Leichtbau

Abb. 34:
Kaltgeformte Profile Aussteifungs-
für den Stahl-Leichtbau Lippe formen von Steg
und Flanschen

Herstellung und Eigenschaften


Kaltgeformte Profile sind Stahlprodukte, die Bördel
aus beschichteten oder unbeschichteten, warm-
oder kaltgewalzten Stahlblechen hergestellt
werden. Die Querschnittsform wird durch
Umformen der Bleche mittels Ziehen, Abkanten
Versatz
oder Walzen in kaltem Zustand erreicht.
Einen Überblick über die Eignung von Kon-
struktionsstählen zur Kaltumformung gibt
Tabelle 3.1 des EC 3, 1-3. Die Streckgrenzen Sicke
(scharfkantig)
dieser Stähle liegen zwischen fy = 220 und
500 N/mm2, zum Einsatz kommen überwie-
gend kontinuierlich feuerverzinkte Bleche mit
fy,k = 320 oder 350 N/mm2. Sicke
Durch die nachfolgend beschriebenen Ver- (ausgerundet)
fahren können unterschiedlichste Querschnitts-
formen hergestellt werden, die in der Stahl-
Leichtbauweise Verwendung finden. Es wer-
den unterschiedliche Systeme von Leichtprofi- Der rechnerische Nachweis der Kaltprofile
len in standardisierten Abmessungen am Markt (ab t = 1,0 mm) erfolgt nach DASt-Richtlinie
angeboten. 016 [11], die demnächst durch EC 3, 1–3,
Darüber hinaus sind alle denkbaren Sonder- abgelöst werden soll.
profile nach Abstimmung mit einem Profilie- Das örtliche Beulen der Profile aufgrund ihrer
rungsunternehmen lieferbar, sie sind jedoch Dünnwandigkeit hat großen Einfluss auf das
bei einer geringen Stückzahl in der Produktion Tragverhalten. Da jedoch nach dem Ausbeulen
nicht wirtschaftlich. ein stabiler so genannter Nachbeulbereich exis-
Weitere Angaben zu kaltgeformten Stahl- tiert, der eine weitere Laststeigerung erlaubt,
profilen sind zu finden in: „Wohnungsbau mit sind die vorangehend genannten Normen
Stahl – Profilhandbuch“, Merkblatt 480, Stahl- geschaffen worden, um eine wirtschaftliche
Informations-Zentrum [6]. Bemessung von Kaltprofilen zu ermöglichen.
Die Blechdicken der in Abb. 33 gezeigten Die Verlagerung der Spannungen in der aus-
Profile betragen t = 1,0 bis 2,5 mm, dennoch gebeulten Platte zu den steiferen Längsrändern
erfüllen sie auch im mehrgeschossigen Woh- wird durch das Berechnungsmodell der „wirk-
nungsbau die Anforderungen an statische samen Breiten“ berücksichtigt. Durch unter-
Belange. Statisch nicht tragende Profile, z. B. schiedliche Aussteifungsformen (Abb. 34) kön-
für leichte Trennwände oder Akustikprofile, nen die zulässigen Beulspannungen der jeweili-
werden bis 0,6 mm Blechdicke hergestellt. gen Teilflächen eines Profils deutlich gesteigert

Abb. 33:
Querschnitts-
formen von
U-Profil C-Profil Σ-Profil kaltgeformten
Decken-/ Ständer Z-Profil Deckenträger Hut-Profil I-Profil Profilen für den
Bodenprofil Deckenträger Pfette Pfette Pfette Deckenträger Wohnungsbau

15
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Abb. 35: einem mittigen runden Loch unter konstanter


Einseitig und Druckspannung wird die „Winterformel“ (vgl.
zweiseitig DASt-Richtlinie 016 [11]) zur Ermittlung der
gelagerte wirksamen Breite um einen Term ergänzt:
Teilflächen
eines dünn-
ρ = 1λ 1 0,22
wandigen ( λ
0,8 dh
h (
Stahlprofils
dh = Lochdurchmesser
h = Steghöhe
beff = ρ . b
σd
λ = σKi

Zweiseitig Einseitig mit σd fy,d


gelagerte Teilfläche gelagerte Teilfläche und σKi = idealelastische
Beulspannung

werden (Abb. 35). Dabei sollten folgende Die Herstellung der Kaltprofile erfolgt über
grundsätzliche Erkenntnisse beachtet werden: drei Verfahren:
• Einseitig gelagerte Teilflächen (Flansch) • Ziehen
sollten immer mit Lippen ausgeführt werden, • Abkanten
um eine wirtschaftliche Nutzung des Profils • Walzprofilieren
zu gewährleisten.
• Ein Versatz in einer beidseitig gelagerten Beim Ziehen, genauer Walzziehbiegen, wird
Teilfläche (Steg) ist wesentlich effektiver als das Stahlband vom Coil mit Hilfe eines Zangen-
eine Sicke. wagens durch nicht angetriebene Rollensätze
• Da mehr als zwei Sicken zu keiner weiteren hindurchgezogen. Die Anzahl der einzelnen,
Steigerung der Beulspannung führen, dürfen hintereinander liegenden Umformstationen
je Teilfläche maximal zwei Sicken rechne- ergibt sich aus dem Profilquerschnitt und der
risch berücksichtigt werden. gewählten Umformgeometrie. Es können Pro-
• Installationsöffnungen sollten nur im Steg file bis zu 12 m Länge hergestellt werden. Das
der Kaltprofile angeordnet werden und auf Walzziehbiegen zeichnet sich durch seine
keinen Fall Aussteifungen unterbrechen. Der relativ geringen Werkzeugkosten aus und ist
Einfluss dieser Öffnungen auf die Tragfähig- für die Herstellung von komplizierten Quer-
keit der Profile ist in den in Deutschland gül- schnittsformen aus sehr dünnen Materialien
tigen Normen nicht geregelt. Die Regelungen gut geeignet.
der amerikanischen Normung können hierzu Das Abkanten erfolgt auf Schwenkbiege-
als Orientierung gelten. maschinen oder Gesenkbiegepressen. Auf einer
Der Einfluss von mittig angeordneten runden Schwenkbiegemaschine wird das Blech zwi-
Abb. 36: Löchern in Stegen von Biegeträgern kann ver- schen Ober- und Unterwange fest eingespannt.
Werkzeug- nachlässigt werden, wenn das Verhältnis von
maschinen zum Lochdurchmesser zu Steghöhe kleiner als 0,38
Abkanten ist. Für eine zweiseitig gelagerte Teilfläche mit Abb. 37: Maschinenfunktion beim Walzprofilieren

Schwenkbiegemaschine Gesenkbiegepresse Blechquerschnitt

16
Kaltgeformte Profile für den Stahl-Leichtbau

Durch eine dahinter liegende, schwenkbare N Abb. 38:


Wange wird das Blech bis zu dem gewünschten Exzentrische
Winkel umgebogen. Mit auswechselbaren Lasteinleitung in
Schienen auf den Wangen kann der Biegeradius ez ein Ständerprofil
geändert werden (Abb. 36). In einer Gesenk-
biegepresse drückt ein Biegestempel den Blech-
streifen in ein offenes v-förmiges Gesenk.
Das Walzprofilieren ist das wichtigste Verfah-
ren für die industrielle Fertigung von Kaltprofi-
len. Das Stahlband wird vom Coil durch ange-
triebene, hintereinander angeordnete Rollen
kontinuierlich umgeformt (Abb. 37). Durch die
Variation der Rollendurchmesser und der Um-
formgeometrie können die Eigenspannungen Sturzprofil
infolge der elasto-plastischen Umformungen
des Querschnitts günstig beeinflusst werden.
Ständerprofil
Tragfähigkeitstabellen für
Wandständer und Deckenträger Deckenträger
Beim Deckenaufbau wird von einem Eigen-
Für die Berechnung der in den Tabellen (Abb. gewicht von γ = 1,55 kN/m2 + Trägereigenge-
40 und 41) aufgelisteten Werte werden folgende wicht ausgegangen. Als Verkehrslasten werden
Vorschriften und Annahmen zugrunde gelegt: 2,0 kN/m2 und 3,5 kN/m2 berücksichtigt. Die
Die Kaltprofile werden nach DASt-Richtlinie Grenzspannweiten für die Deckenträger werden
016 [11] nachgewiesen. Der verwendete Stahl über folgende Nachweise ermittelt, die in Abb.
hat eine Streckgrenze von fy,k = 320 N/mm2, 41 als Versagensform 1 bis 3 bezeichnet werden.
dies entspricht einem Fe E 320 G nach EN 1. Grenzbiegemoment des Trägers My,Rd = fy,k x
10147. Die in Abb. 40 aufgeführten Tragfähig- Wef / γM. Ein Stabilitätsversagen der Einfeld-
keiten gelten nur für Wandtafeln mit beid- träger durch Biegedrillknicken kann ausge-
seitiger Beplankung. Die Plattenwerkstoffe schlossen werden, da durch die Beplankung
müssen nach bauaufsichtlicher Zulassung als eine ausreichende Schubfeldsteifigkeit vor-
aussteifende Beplankung geeignet sein. handen ist.
2. Grenzquerkraft Vz,Rd
Wandständer 3. Gebrauchstauglichkeit: δ2 ≤ L/500 unter Ver-
Das statische System der Wandstützen ist kehrslasten gemäß Tabelle 4.1, ENV 1993-1-1.
eine Pendelstütze. Durch die beidseitige Beplan- Bis zu einer Spannweite von ca. 5 m wer-
kung kann ein Versagen durch Knicken um die den nach ENV 1993-1-1, Abs. 4.3.2 [12]
schwache Achse bzw. Biegedrillknicken aus- mit diesem vereinfachten Kriterium auch
geschlossen werden. Untersucht werden die Schwingungen und Vibrationen ausreichend
Knicklängen 260 cm, 300 cm und 350 cm. Bei begrenzt. Bei größeren Spannweiten sollte
Stützen in Außenwänden muss eine ausmittige im Einzelfall die Schwingungsbewegung
Lasteinleitung berücksichtigt werden. Unter der nachgewiesen werden.
Annahme einer linearen Spannungsverteilung
am Deckenauflager beträgt diese Ausmitte ez Zusätzlich wird die Grenzauflagerkraft Ru1,Rd
maximal h/6 (Abb. 38). Bei Innenwänden und mit einer Auflagerbreite von 50 mm angegeben.
Lasten aus Stützen des darüber liegenden Stock- Da die Kaltprofile hinsichtlich Stegkrüppeln
werkes kann dagegen von einer zentrischen im Auflagerungsbereich sehr empfindlich sind,
Lasteinleitung ausgegangen werden. Tabelliert ist dieses Kriterium bei nahezu allen Trägern
werden deshalb die Grenzfälle ez = 0, ez = h/6 maßgebend. Die angegebenen Grenzspann-
sowie der Mittelwert ez = h/12. Variiert werden weiten gelten deshalb nur bei einer ausreichen-
die Steghöhe und die Blechdicke der C-Profile. den Verstärkung des Trägers im Auflagerungs-
Um einen Stoß der Beplankungen auf dem Pro- bereich (Abb. 39).
fil zu ermöglichen, sollte die Flanschbreite min-
destens 50 mm betragen. Daraus resultiert eine
Mindesthöhe der Lippen von 10 mm.

17
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Abb. 39:
Verstärkungs-
varianten des
Anschlusses von
Trägern im Auf-
lagerungsbereich

Winkelanschluss Steife L-Profil Steife C-Profil

C-Profile für Wände


b
D 2
A eff = wirksame Querschnittsfläche Druck [mm ]
c Profil-Kurzzeichen: B 2
A eff = wirksame Querschnittsfläche Biegung [mm ]
Steghöhe h1 Weff,y = Widerstandsmoment [cm ] 3

h1 Flanschbreite b epz = Abstand Brutto- zu wirksamem Schwerpunkt [mm]


Lippenhöhe c l = Profillänge (= Knicklänge) [cm]
Nennblechdicke tn ez = Exzentrizität
Blechdicke t NR,d = Grenzkraft [kN]
D B
Profil t A eff A eff Weff,y epz l NR,d [kN] NR,d [kN] NR,d [kN]
2 2
h1 x b x c x tn [mm] [mm ] [mm ] [cm3] [mm] [cm] ez = 0 ez = h/12 ez = h/6

C 100 x 50 x 10 x 1,0 0,92 106,7 163,1 4,75 7,28 260 27,2 21,9 19,9
300 24,6 20,2 18,5
350 21,5 17,8 16,5
C 100 x 50 x 10 x 1,5 1,42 217,4 287,4 8,74 2,71 260 54,4 43,8 39,6
300 48,7 39,7 36,2
350 41,8 34,5 31,9
C 100 x 50 x 10 x 2,0 1,96 338,7 397,0 12,13 2,18 260 76,4 61,5 55,6
300 68,3 55,6 50,7
350 58,4 48,2 44,5
C 150 x 50 x 10 x 1,0 0,92 106,7 163,4 7,35 14,67 260 31,0 24,1 21,2
300 29,7 23,4 20,7
350 27,9 22,3 20,0
C 150 x 50 x 10 x 1,5 1,42 220,2 338,0 14,36 5,43 260 64,1 56,2 48,8
300 64,1 54,4 47,8
350 64,1 51,7 46,3
C 150 x 50 x 10 x 2,0 1,96 350,0 493,2 20,80 2,96 260 101,8 86,0 74,4
300 101,8 83,3 73,2
350 99,1 78,6 70,2

Abb. 40: Tabelle der Tragfähigkeiten von Wandstützen

18
Kaltgeformte Profile für den Stahl-Leichtbau

C-Profile, Σ-Profile und I-Profile für Decken


b b
Profil-Kurzzeichen:
c c
h2 Steghöhe h1
Flanschbreite b
h1 h1 h3 Lippenhöhe c
Nennblechdicke tn
h2 Blechdicke t Weff = Widerstandsmoment [cm3]
4
sw Ieff = Trägheitsmoment [cm ]
My,Rd = maximales Moment [kNm]
Bodenbelag, keramisch, 10 mm Ru1,Rd = Auflagerkraft [kN]
Nassestrich, 40 mm Vz,Rd= Querkraft [kN]
Trittschalldämmung, 20 mm p = Verkehrslast [kN/m2]
Beplankung BFU, 26 mm b = Trägerabstand [cm]
Trägerlage lgr = zul. Spannweite
1, 2, 3
Schalldämmung, 120 mm Versagensform
Unterdecke, 2 x 12,5 mm * keine Auflagerverstärkung erforderlich
2
Deckenaufbau 1,55 kN/m

Profil p = 2,0 p = 2,0 p = 3,5 p = 3,5


Weff Ieff My,Rd Ru1,Rd Vz,Rd b = 40 cm b = 60 cm b = 40 cm b = 60 cm
h1 x b x c x tn [cm3] [cm ]
4
[kNm] [kN] [kN]
h2 x h3 Igr [cm] Igr [cm] Igr [cm] Igr [cm]
1 1 1 1
C 150 x 50 x 10 x 1,0 7,35 71 2,14 1,69 5,58 288 235 240 196

3 3 3 3
C 150 x 50 x 10 x 1,5 14,36 120 4,18 3,50 20,5 364 318 302 264

3 3 3 3
C 150 x 50 x 10 x 2,0 20,80 165 6,05 6,06 40,1 405 354 336 293

1 2 1 2
C 200 x 50 x 10 x 1,0 10,07 134 2,93 1,69 4,18 336 270 281 188

3 1 3 1
C 200 x 50 x 10 x 1,5 19,41 228 5,65 3,50 15,4 451 381 374 318

3 3 3 3
C 200 x 50 x 10 x 2,0 30,37 326 8,84 6,06 40,1 508 444 422 369

1 1 1 1
C 250 x 50 x 10 x 1,5 24,95 378 7,26 3,50 12,3 526 432 440 361

3 3 3 3
C 250 x 50 x 10 x 2,0 37,96 549 11,04 6,06 32,4 605 529 502 439

Σ 200 x 65 x 10 x 1,5 29,03 314 8,45 2,17 23,3 502


3
439
3
416
3
364
3

36 x 100
Σ 200 x 65 x 10 x 2,0 42,08 434 12,24 5,33 48,3 560
3
488
3
464
3
405
3

36 x 100
Σ 250 x 70 x 10 x 1,5 39,75 541 11,56 2,17 19,0 602
3
526
3
499
3
436
3

50 x120
Σ 250 x 70 x 10 x 2,0 58,44 757 17,00 5,33 47,1 673
3
588
3
559
3
488
3

50 x 120
3 3 3 3
I 150 x 50 x 10 x 1,5 28,72 240 8,36 7,00 41,0 459 * 400 * 380 * 332 *

3 3 3 3
I 200 x 50 x 10 x 1,5 38,82 456 11,30 7,00 30,8 568 * 497 * 472 * 412 *

3 3 3 3
I 250 x 50 x 10 x 1,5 49,90 756 14,52 7,00 24,6 673 * 588 * 588 * 488 *

Abb. 41: Tabelle der Grenzspannweiten von Deckenträgern

19
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Herstellung, Vorfertigung dene Bauteile (z. B. Dachstuhl oder Wandstän-


derwerk) können Grundlage für die Arbeit auf
und Montage der Baustelle sein. Die Profile werden dem
System entsprechend auf der Bodenplatte oder
Abb. 42 (unten): Aus der Konstruktion von Stahl-Leichtbau- der Kellerdecke aufgebaut. Bei dieser Herstel-
Baustellen- weisen ergeben sich gegenüber flächigen, mas- lungsart werden vor Ort keine schweren Hebe-
montage von siven Bauteilen veränderte Entwurfsgrundlagen. zeuge benötigt. Da die Verbindungstechniken
Einzelständern Die Montage von leichten Stahlprofilen zu einem unkompliziert herzustellen sind, kann der Bau auf
zu einem Ständerwerk ist sowohl auf der Baustelle als diese Weise auch in Eigenarbeit erstellt werden.
Ständerwerk auch in einem Vorfertigungswerk möglich. Beide Aufgrund der Beeinflussung durch die Witte-
(Armor Steel Herstellungsarten unterscheiden sich vonein- rung ist für die Baustellenfertigung ein längerer
Framing Systems, ander in Planung, Ausführung und Logistik, Zeitraum von ca. vier bis sechs Wochen bis zum
Kanada) wobei die Vor- und Nachteile für das jeweilige vollständigen räumlichen Abschluss des Gebäu-
Bauvorhaben abzuwägen sind. des vorzusehen. Eine Durchfeuchtung durch
Abb. 43 Niederschläge ist in dieser Zeit möglich. Dadurch
(ganz unten): werden Lagerstätten für das Material nötig
Einbau eines Baustellenfertigung (siehe dazu auch Kapitel „Korrosionsschutz“).
fertig abgebun- Wird das Ständerwerk vor Ort aus Einzelpro-
denen Decken- filen erstellt, bestehen mehrere Möglichkeiten,
elements wie die Profile auf die Baustelle geliefert werden. Vorfertigung im Werk
(SwitchHaus, Nicht zugeschnittenes Rohmaterial, fertig abge- Ein sinnvoller Einsatz von Stahl im Wohnungs-
Bopfingen) längte Profile oder auch vollständig abgebun- bau verlangt nach einem hohen Vorfertigungs-
grad. Unter Berücksichtigung modularer Bau-
teile führt dies zum Stahl-Leichtbau mit indust-
rialisierten Produktionsweisen.
Stahl-Leichtbauweisen lassen einen hohen
Anteil an industrieller Vorfertigung zu. Grund-
sätzlich können die verschiedenen Bleche und
Stahlbauteile durch Schweißen, Schrauben,
Stecken, Clinchen, Klammern oder Nageln
zusammengefügt werden. Dabei stehen im Werk
mehr Möglichkeiten zur Verfügung als auf der
Baustelle. In den meisten Fällen werden die
dünnwandigen Bleche miteinander verschraubt.
Die Beplankungswerkstoffe werden üblicher-
weise auf die Metallständer geschraubt.
Bei der Vorfertigung wird das Ständerwerk
eines Bauteils vollständig zusammengefügt und
beplankt. Dabei besteht die Möglichkeit, ein-
seitig oder beidseitig zu beplanken. Bei einsei-
tiger Beplankung, die hauptsächlich außen an-
gebracht wird, werden vor allem tragende Bau-
teile qualitätsgesichert hergestellt und auf der
Baustelle in kurzer Zeit zu einer witterungs-
unabhängigen Hülle zusammengefügt.
Die Vorfertigung von zweiseitig beplankten
Elementen reicht bis zur Fertigstellung von
Installationen und Oberflächen der Bauteile.
Die Herstellung muss im Fertigungswerk fremd-
überwacht werden, da der Aufbau der Elemente
mit allen innen liegenden Materialschichtungen
(Folien, Dämmung etc.) bei Anlieferung auf der
Baustelle nicht mehr zu überprüfen ist.
Darüber hinaus können auch Raumzellen
in Stahl-Leichtbauweise gefertigt werden, die
für die Montage am Bauplatz vollständig fertig
gestellt sind.

20
Herstellung, Vorfertigung und Montage

Die Verbindungs- und Fügetechnik hat einen Abb. 44:


wesentlichen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit Verbindungs-
der Produktion und Montage von Gebäuden. möglichkeiten
Eine einfache Verbindungs-, Füge- und Montage- von Leichtprofilen
technik hat, unter wirtschaftlichen Gesichts- untereinander
punkten betrachtet, oftmals Vorrang vor mate-
rialminimierten Konstruktionen. Bei einem
Materialkostenanteil von ca. 30 % im Gegensatz Stanznieten
zu den aufgewendeten Lohnkosten von 70 %
werden die höheren Materialmengen durch
einen geringeren Fertigungsaufwand und eine
einfachere Montageausführung kompensiert.
In Deutschland wird zurzeit die Befestigung
der Beplankung mit ballistischen Verbindungs-
mitteln (Nägel, Klammern) entwickelt und für
die bauaufsichtliche Zulassung geprüft. Diese
Fügetechnik ist sehr wirtschaftlich und führt zu
einem noch rationelleren Bauablauf. Sie wird im Poppnieten
Schrauben
Augenblick noch weitestgehend bei industriell
vorgefertigten Bauteilen verwendet.
Ähnlich dem Holzbau werden dabei Nägel
und Klammern mit hoher kinetischer Energie
in den Stahl eingetrieben. Der Verbund wird
durch die Profilierung, durch sich aufspreizende
Verbindungsmittel oder bevorzugt durch Punkt-
verlöten bzw. -verkleben herbeigeführt.
Beim Punktverlöten/-verkleben werden die
Oberflächenbeschichtungen des Verbindungs-
mittels durch die beim Eintreiben erzeugte
Reibungswärme kurzzeitig zum Schmelzen
gebracht. Sie verbinden so das Verbindungs-
mittel kraftschlüssig im Schnittpunkt mit dem Clinchen
Durchsetzfügen
Stahlprofil.
Die im Gegensatz zur Schraubung einfachere
und schnellere Verarbeitung ballistischer Ver-
bindungsmittel hat den Nachteil, dass Imper-
fektionen beim Setzen der Verbindungsmittel
auf der Baustelle nur aufwändig nachzuarbei-
ten sind.
Die Vorteile einer industriellen Vorfertigung
liegen insbesondere in der Qualitätssicherung
der hergestellten Bauteile. In Produktionshallen
kann unter witterungsunabhängigen Bedingun-
gen kontinuierlich gearbeitet werden, und die
Produktion unterliegt einer permanenten Über-
wachung. Bei der Herstellung von größeren
Einheiten können andere Werkzeuge als auf
der Baustelle eingesetzt werden – bis hin zum
Betrieb einer automatisierten Produktions-
straße.
Die Abmessungen von Fertigteilen sind ab-
hängig von den Produktions- und Transport- Abb. 45:
kapazitäten des Herstellers, von den auf der Verbindungs-
Baustelle anlieferbaren und verarbeitbaren möglichkeiten
Größen und dem Bausystem. Reguläre Maße für die Beplan-
bewegen sich bei etwa 3 m x 8 m. Die maxi- kung an die
malen Abmessungen liegen bei ca. 6 m x 12 m. Metallprofile

21
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Abb. 46: Durch die Vorfertigung ist eine erhebliche Abb. 48: Ballistisches Nageln in Stahlprofile
Robotergesteu- Verkürzung der Bauzeit zu erreichen, da das
erte Wandtafel- Baugrundstück mit allen Anschlüssen und evtl.
fertigung bei auch Außenanlagen fertig gestellt werden kann, Je nach Ausmaß der Vorfertigung im Werk
Rautaruukki Oyj während gleichzeitig das Haus produziert wird. muss die Planung zum Zeitpunkt des Produk-
(Finnland) Gegenüber der Baustellenfertigung ist der tionsbeginns abgeschlossen sein. Dieser Zeit-
Planungsaufwand höher, und die Entwurfsauf- punkt liegt zwischen vier und acht Wochen vor
gaben verändern sich. Baubeginn. Endgültige Detailentscheidungen
Es ist nicht nur die Anordnung der einzelnen müssen sehr früh getroffen werden. Spätere Än-
Abb. 47: Materialkomponenten zu planen, sondern auch derungen sind nur schwer und kostenaufwän-
Baustellen- die Fügungen der Fertigteile bei der Montage dig einzuarbeiten.
montage von müssen im Hinblick auf die bauphysikalischen Abhängig vom Grad der Vorfertigung, die im
Fertigteilen Anforderungen an die einzelnen Bauteile und Werk getätigt wird, müssen auf der Baustelle
(Rautaruukki Bauteilgruppen (z. B. Luftdichtheit der Bauteil- noch ganze Bauelemente (z. B. Wände) geschlos-
Oyj, Finnland) stöße, Flankenübertragung von Schall) geplant sen oder auch nur noch die einzelnen Bauteile
werden. untereinander verbunden und evtl. Oberflächen
an wenigen Stellen nachbearbeitet werden. So
kann der Eigenbauanteil an einem Haus auch
bei vorgefertigten Elementen gesteuert werden.
Die „just in time“ gefertigten und gelieferten
Elemente ermöglichen eine schnelle Montage
des Rohbaus. In nur ca. drei bis vier Tagen
kann ein Einfamilienhaus so weit fertig gestellt
werden, dass mit dem Innenausbau witterungs-
unabhängig begonnen werden kann. Neben
Kosteneinsparungen ist ein Vorhalten von
Lager- und Produktionsflächen vor Ort nicht
nötig. Der Baustellenmüll wird minimiert.
Wichtig für die Montage auf der Baustelle
ist vor allen Dingen die Kontrolle der Fugen-
ausbildung zwischen den Bauteilen, da diese
auf die bauphysikalischen Eigenschaften des
Gebäudes erheblichen Einfluss nimmt. Diese
Details sind unter Betrachtung der Durchführ-
barkeit exakt zu planen.

22
Schallschutz und Bauakustik

Bauphysikalische Schallschutz
Anforderungen an und Bauakustik
Wohnhäuser
Der Entwurf funktionsfähiger Bauteile und International besteht ein steigendes Interesse
Baugruppen für ein Gebäude ist ein komplexer an der wirtschaftlichen oder gar kostenneutralen
Prozess. Dabei finden bauphysikalische Anfor- Verbesserung des Schallschutzniveaus in Wohn-
derungen oft erst während einer späten Ent- gebäuden und dabei vor allem im Geschoss-
wurfsphase die notwendige Beachtung. Ihre wohnungsbau. Ein hohes Schallschutzniveau
Umsetzung erhält dadurch den Charakter einer der umfassenden Bauteile kann in Stahl-Leicht-
nachträglichen, aufgesetzten Maßnahme. Das bauweisen sehr effizient umgesetzt werden.
kann dazu führen, dass das Gebäude nicht die
geforderten Eigenschaften aufweist oder sie
nur durch aufwändige Zusatzmaßnahmen zu Beschwerung
Abstand
erzielen sind, wodurch sich die Gefahr von Ständertyp
Ausführungsfehlern erhöht.
Abstand

Baustoff
Es ist zu berücksichtigen, dass eine Konstruk-
tion oder ein Bauteil meist verschiedene bau- Dicke
physikalische Anforderungen gleichzeitig zu
Lagigkeit und
erfüllen hat. Mit Gebäuden in Stahl-Leichtbau- Dicke
weise lassen sich die bauphysikalischen Anfor-
Verbindung
derungen bezüglich Schallschutz, Brandschutz
und Wärmeschutz sehr gut realisieren. Die
frühzeitige Integration der bauphysikalischen Schalltechnisches Verhalten von Abb. 49:
Detailplanung in den gesamten Entwurfspro- Variationspara-
zess ist jedoch sehr wichtig, um systemgerechte Häusern in Stahl-Leichtbauweise meter am Grund-
Lösungen entwickeln zu können. aufbau eines
Den Detailausbildungen der Anschlüsse ist ein Zweischalige Bauteile zweischaligen
besonderer Stellenwert einzuräumen – nicht In der Luftschall- und Trittschalldämmung Bauteils in Stahl-
nur beim Entwurf, sondern, wie im Kapitel von Häusern in Stahl-Leichtbauweise gelten die Leichtbauweise
„Herstellung, Vorfertigung und Montage“ er- bauakustischen Wirkungsweisen des Trocken-
läutert, in gleichem Maße bei der Ausführung. und Leichtbaus. Schalldämmung erfolgt nicht
Kombinationen von Bauteilen müssen als Ein- über Masse, sondern wird durch die Prinzipien
heit die geforderten Eigenschaften (z. B. Feuer- einer konsequenten Zweischaligkeit und der
widerstand, Schalldämmung) erbringen. Nicht bauakustischen Entkopplung erreicht.
zuletzt ist auch das Tragwerk so zu gestalten, Bewertet man die Schalldämmung im Ver-
dass bauphysikalische Prinzipien nicht ver- hältnis zum Eigengewicht, zur Bauteildicke und
letzt werden (z. B. wärme- und schallbrücken- Wirtschaftlichkeit, sind Konstruktionen in
freie Konstruktion). Stahl-Leichtbauweise, z. B. mit Gipsbauplatten
In den nachfolgenden Abschnitten wird auf (Gipskarton- und Gipsfaserplatten), akustisch
die einzelnen Komponenten einer integrierten sehr leistungsfähige Bauteile (Abb. 54). Diese
bauphysikalischen Planung eingegangen. Die bauakustische Leistungsfähigkeit hängt dabei
Eigenschaften unterschiedlicher Konstruktionen vom Gesamtsystem ab: von dem Plattenwerk-
werden dargestellt, um diese im Planungsablauf stoff, den Metallständern (Ständerart und Stän-
umsetzen zu können. Für die entsprechenden derabstand), der Hohlraumbedämpfung und
technischen Regeln sei auf das Literaturverzeich- der Befestigungs- bzw. Fügetechnik (Abb. 49).
nis verwiesen. Diese Einzelkomponenten bilden ein kom-
plexes System, das aus bauakustischer Sicht
ein leichtes „zweischaliges Bauteil“ darstellt.
Den größten Einfluss auf die Schalldämmung
haben folgende Faktoren:
• die „Steifigkeit“ der Verbindung der beiden
Schalen; diese wird u. a. beeinflusst durch

23
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Einflussfaktor Besser Schlechter die Bauart und Anordnung der Metallständer


und die Befestigung der Platten auf der
Unterkonstruktion
Ständerart
• der Schalenabstand (Wahl der Profile)
• die Biegeweichheit der Einzelschale; diese
wird u. a. beeinflusst durch die Plattendicke,
Ständerabstand das Plattenmaterial und die Plattenstruktur
• die flächenbezogene Masse der Einzelschale;
diese wird u. a. beeinflusst durch den Platten-
Schalenabstand
werkstoff sowie durch einfache oder mehr-
lagige Beplankungen
• Art, Eigenschaften (z. B. längenspezifischer
Strömungswiderstand) und Füllgrad des
Einfachständer/
Doppelständer Dämmstoffs

Abb. 52 (unten):
Lagigkeit der
Beplankung Akustikprofil mit Stegtrennung aus Streckmetall (Protektor)

Abb. 53a (unten Mitte):


Hohlraum- Akustikprofil mit gefaltetem Profilsteg, MW-Profil (Knauf)
dämmung

Abb. 53b (ganz unten):


Akustikprofil mit gerilltem Profilflansch (Knauf)
Abb. 50 (oben):
Einflussfaktoren auf die Schalldämmung von
zweischaligen Bauteilen

Abb. 51 (unten):
Aufbau einer Metallständerwand mit Resilent Channels

24
Schallschutz und Bauakustik

Konstruktion Bauteildicke Flächenbez. Bewertetes Brandschutz*


Gewicht Schalldämmmaß
Rw,R

Einfachständerwand, 75 – 125 mm 35 – 45 kg/m2 40 – 54 dB F 30-A


einfache Beplankung mit GF, GKB

625 mm

Einfachständerwand, 100 – 150 mm 45 – 65 kg/m2 47 – 60 dB F 60-A


doppelte Beplankung mit GF, GKB F 90-A

Einfachständerwand ca. 155 mm ca. 52 kg/m2 ca. 61 dB F 60-A


mit „Resilent Channels“, F 90-A
doppelte Beplankung mit GF, GKB

Doppelständerwand,
175 – 275 mm 65 – 80 kg/m2 59 – 65 dB F 90-A
doppelte Beplankung mit GF, GKB
F 120-A

Massive Ziegel- und Kalksandstein- 145 mm 160 – 240 kg/m2 42 – 47 dB F 90-A


wand, 11,5 cm, verputzt F 120-A

Massive Ziegel- und Kalksandstein- 270 mm 260 – 500 kg/m2 48 – 55 dB F 180-A


wand, 24 cm, verputzt BW

* Brandschutz abhängig vom Einsatz als tragende oder


nicht tragende Trennwand.

Abb. 54:
Akustische Eigenschaften von Wandaufbauten in
Stahl-Leichtbauweise im Vergleich zum Massivbau

25
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Luftschalldämmung von Außerdem gibt es Profile, deren Flansche ge-


noppt oder gerillt sind, um die Auflagefläche
Stahl-Leichtbauteilen der Platte und damit die Schallübertragung zu
Folgende Planungskriterien haben positive reduzieren.
Auswirkungen auf die Schalldämmung eines
zweischaligen Bauteils. Maßnahmen
• Größerer Ständerabstand
Biegeweiche Schalen mit hoher • Größerer Schalenabstand
flächenbezogener Masse • Befestigung der Beplankung über Dämm-
Für eine gute Schalldämmung muss die Ein- streifen, Federschienen oder Federelemente
zelschale (= Beplankung) im schalltechnischen • Schallschutzprofile (z. B. MW-Profil, gerippte
Sinne „biegeweich“ sein. Biegeweiche Schalen oder genoppte Profile)
sind übliche Bauplatten bis zu einer Dicke von • Entkopplung der beiden Schalen (Doppel-
ca. 20 mm, z. B. Gipsfaserplatten, Gipskarton- ständerwand)
platten und Holzwerkstoffplatten.
Das Flächengewicht der Bekleidung hat Hohlraumdämmung
ebenfalls positiven Einfluss auf die Schalldäm- Zur Erhöhung der Schalldämmung wird der
mung eines Bauteils. Je höher die flächenbe- Hohlraum meist mit schallabsorbierendem Ma-
zogene Masse der biegeweichen Beplankung, terial, in der Regel Faserdämmstoffen, ausge-
desto besser ist die Schalldämmung des Bauteils. füllt. Beim Durchgang durch die Fasern wird
Schallenergie in Wärmeenergie umgewandelt.
Maßnahmen Geschlossenzellige Dämmstoffe wie Hartschäume
• Höhere Masse der Bekleidung sind zur Schallabsorption im Hohlraum nicht
• Doppelte Bekleidung geeignet.
• Beschwerung der Bekleidung
Maßnahmen
Entkopplung der Verbindung zwischen • Füllung mit Faserdämmstoff bis maximal
den Schalen 80 % des Querschnitts (keine Kopplung
Die Kopplung der beiden Schalen, z. B. durch durch den Dämmstoff)
die Ständer, stellt eine „Schallbrücke“ dar. Für
ein günstiges schalldämmendes Verhalten sollte
die Verbindung möglichst entkoppelt (weich, Decken in Stahl-Leichtbauweise
federnd durch eine zusätzlich aufgebrachte Lage
Querprofile, z. B. Resilent Channels, Abb. 51) Bei der Konstruktion von Decken sind für den
oder im Idealfall vollständig getrennt sein (Dop- Luftschallschutz die gleichen Maßnahmen zu
pelständerwand). treffen wie bei der Konstruktion von Wänden.
Entwicklungen auf dem Gebiet des Schall- Neben den Anforderungen der Luftschalldäm-
schutzes haben Ständerprofile hervorgebracht, mung ist das Trittschalldämmmaß ein wichtiges
deren Steg tief gefaltet ist. Dadurch wirkt dieser Kriterium zur schalltechnischen Bewertung
als „akustisch wirksame Feder“, die das freie eines Deckenaufbaus. Die Anforderungen an den
Schwingen der Platte auf dem Ständer fördert. Trittschallschutz sind bei leichten Deckensyste-
men schwieriger zu erfüllen als die Vorgaben
des Luftschallschutzes. Darum ist bei leichten
Deckensystemen die Hauptaufmerksamkeit auf
das Erzielen einer ausreichenden Trittschall-
dämmung zu richten. Man kann davon ausgehen,
dass bei ausreichendem Trittschallschutz ein
guter Luftschallschutz automatisch gegeben ist.
Abb. 55: Um eine hohe Trittschalldämmung im Stahl-
Trittschallüber- Leichtbau zu erreichen, wird angestrebt, die
tragung in Stahl- direkte Körperschallübertragung über die
Leichtbaudecken Decke zu unterbinden, indem man den Schall-
1. Übertragung eintrag an der Deckenoberseite von der Schall-
über den Träger abstrahlung an der Deckenunterseite möglichst
2. Übertragung entkoppelt. Dies wird durch eine konsequente
über den Decken- Trennung der einzelnen Schichten in einem
hohlraum 2 1 Deckenaufbau erreicht. Dazu dienen auf der

26
Schallschutz und Bauakustik

Oberseite Estriche, die in der Regel über Tritt- Abb. 56 (oben):


schalldämmschichten von der tragenden Kon- Resilent
struktion entkoppelt werden (schwimmender Channels zur
Estrich). schalltechnisch
entkoppelten
Befestigung der
Positiven Einfluss auf die Schalldämmung von
Unterdecke an
Fußbodenaufbauten nehmen folgende Faktoren: den Tragprofilen
• Biegeweichheit und hohes Flächengewicht (Profilhaus,
des Estrichs Ettlingen)
• geringe Steifigkeit der Trittschalldämmung
bei großer Dicke (bis 50 mm)
• Vermeidung von Schallbrücken zu den Abb. 57 (Mitte):
Raumwänden und der Rohdecke Minderung des
• sorgfältige Ausführung der Anschlüsse an die Normtrittschall-
Raumwände (Randdämmstreifen) pegels L’n durch
• zusätzlich aufgebrachte Beschwerungen in Lockerung der
L’n,w Verbindung
Form von Schüttungen, Matten oder Stein-
dB zwischen unter-
platten seitiger Verklei-
• weich federnder Bodenbelag, z. B. Teppich- dung und Trag-
90
boden (darf für den Nachweis des Mindest- profil (Abschät-
schallschutzes nicht angerechnet werden) zung der Werte
80
auf der Grund-
Trockenestrichsysteme verbessern den lage von Holz-
Schallschutz und weisen zudem im Gegensatz 70 balkendecken)
zu Nassestrichen die Vorteile eines geringeren
Gewichtes und einer sofortigen Begehbarkeit 60
auf. Außerdem wird keine Baufeuchte ein- Abb. 58 (unten):
gebracht, die austrocknen muss und den Bau- 50 Deckenaufbau
ablauf verzögert. mit drei vonein-
Das für Massivdecken übliche Rechenverfah- ander entkoppel-
ren mit Verbesserungsmaßen von Fußboden- ten Schalen;
Trittschallpegel
aufbauten ist für leichte Deckensysteme nur
Ln,w,eq,R = 41 dB;
begrenzt anwendbar. Die für Massivdecken ohne Be- direkt mit mit Feder- mit Luftschall-
ermittelten Verbesserungsmaße für verschiede- kleidung befestigt Quer- schiene gesonderten
dämmung
profilen oder ab- Tragprofilen
ne Deckenauflagen, meist schwimmende Est- gehängt R’w,R = 70 dB
riche, sind nicht auf Konstruktionen mit Metall-
profilen zu übertragen. Die Schwachpunkte der
Trittschalldämmung liegen bei Massivdecken in
hohen Frequenzbereichen, bei leichten Decken-
systemen dagegen in tiefen. Da die Dämm-
wirkung von Estrichen bei tiefen Frequenzen
geringer ist als bei hohen, kommt es zu dem
Phänomen, dass das für Massivdecken ermittelte
Verbesserungsmaß eines Fußbodenaufbaus
größer ist als das für eine leichte Decke.
In Abhängigkeit vom Aufbau der leichten
Deckensysteme können sich prinzipiell Unter-
schiede im Trittschallverbesserungsmaß für
einen Trockenunterboden ergeben. Das auf
einer bestimmten Leichtbaudecke ermittelte
Trittschallverbesserungsmaß gilt demnach nur
für diese Decke und kann nach dem gegen-
wärtigen Kenntnisstand nicht, wie bei Massiv-
decken, beliebig auf andere Decken übertragen
werden. Um Fehlinterpretationen der erreich-
baren bauakustischen Ergebnisse zu vermeiden,
ist eine Übertragung der gemessenen Trittschall-

27
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Bauteilaufbau Schall- Trittschall-


dämmmaß pegel
R w,R L n,w,R

Zementgebundene Faserplatte 22 mm
Deckenträger 200 mm
Dämmstoff Mineralfaser 160 mm
GKB 12,5 mm 38 dB* 73 dB*

Trockenunterboden GF 2x10 mm
Trittschalldämmung 20 mm
Zementgebundene Faserplatte 22 mm
Deckenträger 200 mm 52 dB* 58 dB*
Dämmstoff Mineralfaser 160 mm
Federschiene 25 mm
GKB 12,5 mm

Trockenunterboden GF 2x10 mm
Trittschalldämmung 20 mm
Trapezblech 25 mm
Deckenträger 200 mm 52 dB* 58 dB*
Dämmstoff Mineralfaser 160 mm
Federschiene 25 mm
GKB 12,5 mm

Trockenunterboden GF 2x10 mm
Trittschalldämmung 15 mm
Beton 50 mm
Trapezblech 25 mm
Deckenträger 200 mm 56 dB* 52 dB*
Dämmstoff Mineralfaser 160 mm
Federschiene 25 mm
GKB 12,5 mm

Trockenunterboden GF 2x10 mm
Trittschalldämmung 10 mm
Beschwerung Sandmatten 34 mm
Zementgebundene Faserplatte 22 mm
Deckenträger 200 mm 58 dB* 50 dB*
Dämmstoff Mineralfaser 160 mm
Federschiene 25 mm
GKB 12,5 mm

Trockenunterboden GF 2x12,5 mm
Trittschalldämmung 20 mm
Zementgebundene Faserplatte 22 mm
Deckenträger 200 mm
Dämmstoff Mineralfaser 160 mm
54 dB* 53 dB*
Federschiene 25 mm
GKB 2x12,5 mm

Zementestrich 50 mm
Trittschalldämmung 30 mm
Gipsbauplatte 12,5 mm 69 dB 45 dB
Spanplatte 19 mm
Deckenträger 200 mm nach nach
Dämmstoff Mineralfaser 160 mm Prüfzeugnis Prüfzeugnis
Federschiene 25 mm
GKB 2x12,5 mm

Trockenunterboden GF 2x12,5 mm
Trittschalldämmung 20 mm
Zementgebundene Faserplatte 22 mm
Deckenträger 200 mm
Abb. 59: Dämmstoff Mineralfaser 160 mm
Abhängung
Schallschutz- Grund- und Trag-CD-Profil 2x25 mm 53 dB* 52 dB*
werte und GKB 2x12,5 mm

Deckenaufbau-
ten in Stahl-
Leichtbauweise
* Schallschutzwerte und Deckenaufbauten in Stahl-Leichtbauweise.
28
Schallschutz und Bauakustik

verbesserungsmaße nur möglich, wenn die Durch eine Entkopplung des Trockenunter-
wesentlichen konstruktiven Einflussfaktoren bodens von den Deckenbalken, z. B. mit tritt-
des Aufbaus der Decken übereinstimmen. schallgedämmten Auflagerprofilen oder Befesti-
Diese sind beispielsweise: gungsclips, können Trittschallschutzmaße von
• Profilart L’n,w = 51 – 54 dB erreicht werden. Eine weitere
• Profilquerschnitt Verbesserung ist mit einer zusätzlichen Beschwe-
• Profilabstände rung auf der Deckenbeplankung möglich.
• Art und Dicke der Deckenbeplankung Bei Verzicht auf die Federschiene (federnde
• Art, Dicke, Lagigkeit und Befestigung Befestigung der Deckenbekleidung) werden
der Unterdecke/Deckenbekleidung, falls die Mindestanforderungen an Wohnungstrenn-
vorhanden decken im Allgemeinen nur in Verbindung
• Art der Füllung und Füllgrad des mit schwimmenden Massivestrichen (knapp)
Deckenhohlraumes erfüllt.
• Beschwerung Bei der Kombination von Massivestrichen
mit einer Federschiene oder einer Beschwe-
An der Unterseite wird die tragende Kon- rung (ohne Federschiene) lassen sich niedrige
struktion durch eine Unterdecke ergänzt. Diese Trittschallpegel (Ln,w,R ca. 44 – 50 dB) errei-
kann direkt an den Deckenträgern befestigt chen, die in etwa der Kombination Trockene-
oder über verschiedene Maßnahmen entkop- strich + Beschwerung + Federschiene entspre-
pelt werden. Eine Verbesserung der Schall- chen.
dämmung von Unterdecken wird durch fol- Die niedrigsten Trittschallpegel (Ln,w,R ≤ 42 dB)
gende Punkte erreicht: stellen sich bei der Kombination Massivestrich +
• Biegeweichheit und hohes Flächengewicht Beschwerung + Federschiene ein.
der Bekleidung
• Akustisch weiche Befestigung der Unter-
decke an die tragende Konstruktion Schall-Längsleitung
mittels Dämmstreifen, Federschienen,
einer doppelten Lage Hutprofile oder Der erforderliche Schalldämmwert zwischen
federnder Abhängung Räumen ist nicht nur vom trennenden Bauteil
an sich zu erbringen, sondern stellt einen resul-
Zur Einhaltung der Trittschallschutz-Mindest- tierenden Wert dar, der die Schallübertragung
anforderungen von Wohnungstrenndecken über alle Nebenwege mit einbezieht.
müssen beim Einsatz von Trockenestrich- Eine Art der Nebenwegsübertragung ist die
systemen auf Leichtbaudecken folgende Vor- Schall-Längsleitung über angrenzende „flankie-
gaben eingehalten werden: rende“ Bauteile. Über diese Bauteile setzen sich
• Trockenestrichplatte ≥ 20 mm Dicke die Schallwellen fort und führen im Nachbar-
• hochwertiger Trittschalldämmstoff raum zu einer Schallabstrahlung.
(Mineralwolle) ≥ 20 mm
• tragende Deckenschalung ≥ 19 mm Dicke Im Stahl-Leichtbau wirken auch bei der
• Hohlraumdämmung, Füllgrad ≤ 80 % Flankenübertragung andere Prinzipien als im
• Federschiene, Federbügel, körperschall- Massivbau. Durch die biegesteife Verbindung
entkoppelte Abhänger des trennenden und flankierenden Bauteils
• zweilagige Deckenbekleidung ≤ 2 x 15 mm kommt es im Massivbau zu einer so genann-
ten „Stoßstellendämpfung“, die das bewertete
Die Anforderungen lassen sich ohne eine Schalldämmmaß der Trennwand verbessert. Bei
federnde Befestigung der unteren Deckenbe- Stahl-Leichtbauweisen sind trennendes und
kleidung und mit einer nur einlagigen Decken- flankierendes Bauteil bauakustisch gelenkig mit-
bekleidung im Allgemeinen nicht erfüllen. Die einander verbunden. Dadurch können sie unab-
Deckenbekleidung sollte möglichst schwer und hängig voneinander schwingen und beeinflus-
biegeweich sein, z. B. aus 10 – 12,5 mm dicken sen sich somit nicht.
Gipsfaserplatten oder 12,5 – 15 mm dicken Das bedeutet aber nicht, dass die Flanken-
Gipskartonplatten bestehen. Mit einem derarti- übertragung des Schalls in diesem Fall geringer
gen Aufbau werden bewertete Luftschalldämm- ist als bei der biegesteifen Anbindung. Im Gegen-
maße von ca. 60 dB erreicht sowie bewertete teil, bei leichten, doppelschaligen Wänden ist
Norm-Trittschallpegel von ca. 51 – 54 dB. Die die Längsleitung der flankierenden Bauteile
Trittschallschutzanforderungen an Wohnungs- unter Umständen von großer Bedeutung und
trenndecken werden knapp erfüllt. darf deshalb nicht vernachlässigt werden.

29
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Abb. 60: Die Schall-Längsdämmmaße für leichte, zwei-


Schallüber- schalige Wände liegen nach DIN 4109 Teil 1
tragungswege zwischen 53 und 75 dB. Grundsätzlich existie-
im Leichtbau ren bei diesen Konstruktionen als flankierende
Bauteile zwei Wege, auf denen Schall über-
Übertragung tragen wird, unabhängig davon, ob es sich um
über das tren- Decken, Böden oder Wände handelt. Das ist
nende Bauteil zum einen die Bekleidungsebene und zum an-
und über das deren der Hohlraum.
flankierende Alle Maßnahmen zur Verringerung der Schall-
Bauteil Längsleitung setzen an diesen beiden Übertra-
gungswegen an.
Um eine Übertragung von Schallwellen im
Hohlraum zu minimieren, wird dieser mit Faser-
1 dämmstoff bedämpft oder im Anschlussbereich
2 des trennenden Bauteils abgeschottet.
Die Schallübertragung über die Wandschale
wird durch den Aufbau der Wandschale beein-
flusst. Eine höhere Masse wirkt sich positiv aus,
Schallüber- so ist z. B. die Schall-Längsleitung über eine
tragungswege zweilagige Bekleidung geringer als über einfach
im Massivbau beplankte Wände.
Am wirkungsvollsten ist die Trennung der
Gegenseitige flankierenden Wandschale im Anschlussbereich
Beeinflussung des trennenden Bauteils, d. h., es existiert keine
von trennendem durchgehende Beplankung zwischen zwei
und flankieren- Nachbarräumen. Bei derartigen Konstruktionen
dem Bauteil bei sind die Schall-Längsdämmwerte so hoch, dass
der Schallüber- eine Schall-Längsleitung über die Wände prak-
tragung mit vier tisch kaum mehr stattfindet. Diese Lösung stellt
unterschiedli- die schalltechnisch günstigste Konstruktion dar.
chen Übertra-
gungswegen 2 1

3
Bauteilanschlüsse

4
Eine besondere Bedeutung kommt bei biege-
weichen, zweischaligen Bauteilen den Anschlüs-
sen an die flankierenden Bauteile zu (Boden,
Decke, Wände). Beim Leichtbau muss der Aus-
Abb. 61: führung von Anschlüssen große Beachtung ge-
Schallübertra- schenkt werden, um die weiter vorn erläuterte
gungswege im Schall-Längsleitung über das flankierende Bau-
flankierenden teil so gering wie möglich zu halten. Außerdem
Bauteil stoßen die Bauteile mit offenen Fugen anein-
ander. Wichtig ist deshalb die bauakustisch
1. Übertragung dichte Anschlussausführung (Abb. 62 und 63).
über die Undichtheiten wirken wie Luftkanäle, durch die
Beplankung der Luftschall – ohne eine Umsetzung in Körper-
(z. B. Decklage, schall – von einem Raum zum anderen gelangen
Wandschale) kann. Sie können somit die Schalldämmung
2. Übertragung drastisch verringern.
über den
Hohlraum

30
Schallschutz und Bauakustik

Um die guten bauakustischen Eigenschaften Abb. 62:


des Stahl-Leichtbaus zu erhalten, sind folgende Schalltechnische
Punkte für die Ausführung von Anschlüssen von Undichtheit und
Bedeutung (Abb. 63): Schallbrücke
• akustische Trennung von flankierenden im Bereich eines
Bauteilen Bauteilan-
• akustische Trennung von aneinander schlusses
stoßenden Bauteilen
• Anschluss über Dämmstreifen, Dämmstoffe
• Verwendung spezieller Profile mit ange-
schlossenen Dichtstreifen (Abb. 64)
• dichter Verschluss von Fugen durch sorg-
fältige Verspachtelung

Werte für die Schall-Längsdämmung abhängig


von der Beplankung der flankierenden Wand
und der Anschlussausbildung zur Trennwand
sind in DIN 4109 Beiblatt 1, Tabelle 32 [18],
sowie in entsprechenden Veröffentlichungen [1]
und Herstellerunterlagen angegeben. Für den
schalltechnischen Nachweis von Wohnungs-
trennwänden sind die Angaben der DIN 4109
Beiblatt 1 ungenügend (zu niedrige Schall-Längs- Abb. 63:
dämmmaße). Hier muss auf Werte zurückge- Schalltechnisch
griffen werden, die durch Prüfzeugnisse nach- richtiger Bauteil-
gewiesen wurden, wie sie z. B. für Gipsfaser- anschluss mit
platten vorliegen. Durch „Kombination“ der dichtem Wand-
Dämmwerte der flankierenden Bauteile (Wände, anschluss und
Decke, Boden) und des trennenden Bauteils Trennung der
kann das resultierende Schalldämmmaß ermit- flankierenden
telt werden. Für die Durchführung der Berech- Beplankung
nung des resultierenden Schalldämmmaßes sei
auf DIN 4109 [18], Beiblatt 1, die BAKT-Schrift
SS3 [4], den Trockenbau Atlas [2] oder Berech-
nungsblätter von Systemherstellern verwiesen.
Für eine korrekte schalltechnische Planung
kann Abb. 68 als Checkliste dienen. Aufge-
listet sind die häufigsten Wege der Schallüber-
tragung.

Abb. 64:
Metallprofil mit
angeschlossener
trockener
Dichtung

31
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Abb. 65:
Anschlussdetails:
Trennwand an
Massivestrich,
Trennwand-
bekleidung GKB,
Zementestrich
(schwimmend),
R’w,R errechnet
nur unter Berück-
sichtigung der
Trennwand und
des Bodens

Trennwand Rw,R = 60 dB Trennwand Rw,R = 41 dB


Massivestrich RL,w,R = 70 dB Massivestrich RL,w,R = 38 dB
R’w,R = 59 dB R’w,R = 36 dB

Trennwand Rw,R = 60 dB Trennwand Rw,R = 41 dB


Massivestrich RL,w,R = 55 dB Massivestrich RL,w,R = 55 dB
R’w,R = 53 dB R’w,R = 40 dB

Abb. 66:
Trennwand-
anschlüsse
an Decken R’w = 44 dB Ln,w,R = 54-57 dB R’w = 52 dB Ln,w,R = 52-53 dB R’w = 60 dB Ln,w,R= 43-47 dB

32
Schallschutz und Bauakustik

Anschlussausbildung der Schall-Längsdämmmaß Schalldämmmaß Resultierendes


1)
flankierenden Wände an RL,w,R der flankierenden Rw,R der Trennwand Schalldämmmaß R’w,R
die Trennwand Wände

1
53 dB 42 dB
GKB
2) 41 dB
nach DIN 4109, GKB

57 dB 52 dB
49 dB
Prüfzeugnis, GF Prüfzeugnis, GF

2
57 dB 52 dB
nach DIN 4109, GKB GKB
2) 49 dB

62 dB 57 dB
Prüfzeugnis, GF Prüfzeugnis, GF 54 dB

3 75 dB
in Anlehnung an 54 dB 54 dB
2)
DIN 4109, GKB GKB

75 dB
in Anlehnung an 60 dB 59 dB
2)
Prüfzeugnis, GF GF

4
75 dB 60 dB
nach DIN 4109, GKB GKB
2) 59 dB

75 dB 64 dB
Prüfzeugnis, GF Prüfzeugnis, GF 63 dB

5
ca. 76 dB
in Anlehnung an ca. 64 dB 63 dB
DIN 4109, GKB GKB

ca. 76 dB
in Anlehnung an ca. 68 dB 66 dB
Darstellung um Prüfzeugnis, GF GF
50 % verkleinert

Vergleichskonstruktion zu 4
300 kg 960 kg
17,5 cm KS-1,8 ~ 42 cm Stahlbeton 63 dB

400 kg 810 kg
24 cm KS-1,8 ~ 35 cm Stahlbeton 63 dB
Abb. 67:
Maßnahmen zur
Darstellung um
50 % verkleinert 600 kg 600 kg Verringerung der
30 cm KS-1,8 ~ 26 cm Stahlbeton 63 dB
Schall-Längs-
leitung am Bei-
1)
Schallübertragung über die Trennwand und zwei gleichartige flankierende Wände [dB], entsprechend der Abbildung. spiel von Wand-
2)
Mittelwert für die dargestellte Konstruktion, ermittelt in einer Messreihe der Gipskartonplatten-Industrie für
Gipskarton-Metallständerwände. T-Stößen

33
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Schallübertragungswege Schallschutz bei Sanitärinstallationen


Übertragung durch die - Durch freie Öffnungen oder Undichtheiten in der Körperschallübertragung von
Trennwand Fläche (z.B. gegenüberliegende Steckdosen,
Sanitärinstallationen) Installationsgeräuschen
- Durch Schwächungen im Wandaufbau (z. B. Schatten-
fugen, verdeckte Fußleisten) Installationsgeräusche entstehen beim Betrieb
Übertragung im - Über durchlaufende Deckenbalken der Wasserinstallationen (Wasserversorgungs-
Deckenbereich - Über „leichte“ Decken, z. B. Hohlkörperdecken und Abwasseranlagen).
- Entlang einer durchlaufenden Deckenbekleidung oder
Unterdecke Fließgeräusche werden als Körperschall auf
- Durch den Deckenhohlraum (zwischen den Balken)
die Tragkonstruktion übertragen und führen
Übertragung entlang einer - Durch das Wandelement so unter Umständen zur Schallabstrahlung in
flankierenden Wand - Durch die Anschlussfuge
(Flurwand/Außenwand) - Durch die Tür und dann über den Flur schutzbedürftige Wohnbereiche. Somit sind
- Entlang einer durchlaufenden Wärmedämmschicht Probleme mit Installationsgeräuschen in der
Regel durch eine ungenügende Körperschall-
Übertragung entlang - Sanitärinstallation
durchlaufender Bauteile - Heizungsrohre dämmung verursacht.
- Elektroinstallationskanäle Insgesamt lässt sich der Gesamtkomplex der
Installationsgeräusche in drei Teilbereiche
Abb. 68: untergliedern, die im Hinblick auf das Körper-
Schallüber- schallverhalten optimiert werden müssen:
tragungswege • Bereich der Anregung
(nach Ruhe) • Bereich der Übertragung
• Bereich der Abstrahlung
5 Für eine möglichst geringe Körperschallüber-
tragung sind diese drei Bereiche voneinander
akustisch zu entkoppeln. Für die Anregung
bedeutet dies den Einsatz schalltechnisch opti-
mierter Sanitärgegenstände und Armaturen
sowie deren schallweiche Befestigung.
Für die Reduzierung der Schallübertragung
Installationswand 2 ist eine Trennung der Bereiche Anregung und
Abstrahlung günstig, d. h., Befestigung der Schall-
erzeuger (Sanitärgegenstände, Rohrleitungen)
sind an Bauteilen, die selbst nicht an der Schall-
abstrahlung in Nachbarräume beteiligt sind, zu
befestigen. Diese Entkopplung kann im Bereich
1 der Anregung durch eine Vorwandinstallation
oder durch eine Doppelständerwand erfolgen.
Die Entkopplung der Abstrahlung kann durch
Sanitär- die Anordnung einer Vorsatzschale in Nachbar-
6 objekt
räumen hergestellt werden.
Um die Abstrahlung selbst zu minimieren,
3 sind entsprechend geeignete Wandschalen
der Ständerwände mit schwerer, biegeweicher
Beplankung auszubilden.
4
Die in DIN 4109 [18] enthaltenen Planungs-
und Ausführungshinweise zur Erfüllung der
Schallschutzanforderungen sind in erster Linie
auf den Massivbau anwendbar und nicht ohne
weiteres auf die Bedingungen des Leichtbaus
1. Reduzierung der Anregung durch Einsatz geräuscharmer zu übertragen. Werden die nachfolgend auf-
Sanitärobjekte geführten Planungsregeln zur Reduktion der
2. Reduzierung der Anregung der Leichtbaukonstruktion
durch geeignete Befestigung der Sanitärobjekte
Körperschallübertragung eingehalten, ist die
Abb. 69: 3. Reduzierung der Anregbarkeit von Leichtbau- Schallübertragung geringer als im herkömm-
Maßnahmen zur konstruktionen durch konstruktive Maßnahmen lichen Massivbau.
4. Reduzierung der Körperschallweiterleitung in den
Reduzierung der Installationswänden Als grundlegende Planungsvorgaben für die
Körperschall- 5. Reduzierung der Körperschallweiterleitung von der schalltechnisch richtige Ausführung von Sani-
Installationswand auf flankierende Bauteile
übertragung bei 6. Reduzierung der Luftschallabstrahlung durch die tärinstallationen im Stahl-Leichtbau können
Installationen Installationswand folgende Punkte gelten:

34
Schallschutz und Bauakustik

• Grundsätzlich körperschallgedämmte Befesti- • Verwendung spezieller Schallschutzrohre


gung von Installationsleitungen an der Trag- in besonders empfindlichen Bereichen; bei
konstruktion durch die Verwendung von schallgedämmten Rohren ist ihr größerer
Rohrschellen mit elastischer Gummieinlage Außendurchmesser (z. B. ca. 120 mm statt
(Abb. 72). Beim Einsatz von Befestigungs- 100 mm für ein Abwasserrohr) zu beachten.
bändern müssen Rohre im Befestigungs- • Vermeidung von Kontakt (Körperschall-
bereich durch körperschalldämmende Mate- brücken) zwischen Trink- und Abwasser-
rialien gegenüber dem Band und der Wand- leitungen (Rohre und Fittings)
konstruktion isoliert sein. • Auffüllen von verbleibenden Hohlräumen
• Vermeidung jeder starren Anbindung zwischen in Installationswänden und Vorwandinstal-
Sanitärelementen und Wänden/Decken: lationen mit schallabsorbierendem Dämm-
– körperschallgedämmte Befestigung von material (Abb. 74)
Sanitärkeramik und Spülkästen sowie • Ummantelung aller Rohrleitungen mit
Trägerrahmen an der Tragkonstruktion weich federndem Material (Dämmschläuche,
durch die Verwendung elastischer Wickelfilze etc., kein PU-Schaum)
Zwischenschichten bei der Befestigung • Verwendung von Armaturen der Armaturen-
– Wanne und Wannenschürze körperschall- geräuschgruppe I und Verringerung des Abb. 70
gedämmt auflagern (z. B. Hartschaum- Fließdruckes (unten links):
wannenträger) oder auf den schwimmen- • geräuscharme Ausführung von Spülkästen Vorwandinstal-
den Estrich stellen • möglichst hohe Vorfertigung von Installations- lation für Sanitär-
– Wanne und Wannenschürze von den wänden, Vorwandinstallationssystemen oder einbauten (halb-
Wänden mittels Dämmstreifen trennen, deren Elementen, um Ausführungsfehler bei hoch und raum-
Verwendung geeigneter körperschall- der Montage vor Ort zu vermeiden; in Belan- hoch)
dämmender Wannenrandprofile gen des Schallschutzes geschulte Mitarbeiter
– Körperschalldämmung der Armaturen- Die aus schalltechnischer Sicht gegebene
anschlüsse (z. B. zu den Fliesen) durch Empfehlung, Dusch- oder Badewannen auch Abb. 71
elastische Zwischenschichten oder die auf den schwimmenden Estrich zu stellen, kann (unten rechts):
Verwendung von Armaturanschlussdosen wegen der Zusammendrückbarkeit der Dämm- Doppelständer-
aus Kunststoff schicht und der sich daraus ergebenden Absen- Installationswand.
– körperschallgedämmte Rohrdurchführungen kungen des Wannenrandes für die Randabdich- Die Ständer sind
durch Wände und Decken durch Ummante- tung problematisch sein, wenn diese mehr als durch Platten-
lung des Rohres im Durchgangsbereich 1 mm beträgt. Hierfür sind Dämmstoffe mit streifen mitein-
hoher Steifigkeit zu verwenden. ander verbunden.

35
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Abb. 72: Durch die Nachhärtung bestimmter elasto-


Körperschall- plastischer Dichtungsmaterialien (z. B. Silikone
gedämmte oder Acrylate) können sich ggf. Schallschutz-
Befestigung von verschlechterungen der damit abgedichteten
Installations- raumabschließenden Bauteile einstellen.
leitungen in Grundsätzlich ist der Einsatz von Installations-
einer Trocken- vorsatzschalen der direkten Installation in Trenn-
bauwand wänden vorzuziehen. Trotzdem bieten sich die
Hohlräume von Stahl-Leichtbauwänden, quasi
als Schacht, zum Führen von Installationsleitun-
gen an. Die Metallständer sind je nach Bauart
mit Aussparungen und Durchlässen ausgestat-
Abb. 73: tet, durch die Installationen verlegt werden
Schalltechnische können. Ein guter Schallschutz ist auch bei
Entkopplung mit integrierten Installationsleitungen zu erreichen,
hs
federnder wenn folgende Punkte beachtet werden:
Dämmschicht • Befestigung der Rohrleitungen in Schächten
zur horizontalen nicht an den Ständern, an denen die raum-
und vertikalen hs
seitige Beplankung befestigt ist, sondern auf
Leitungsführung der Rückseite des Schachtes oder an geson-
in Einfach- und derten Vorrichtungen (separate Ständer,
Doppelständer- Boden, Decke)
wänden • Befestigung der Rohrleitungen bei Doppel-
ständerwänden nur an den Ständern auf der
Seite des lauten Raumes oder an gesonderten
Vorrichtungen (separate Ständer, Boden,
Decke; Abb. 75)
• Versetzen der Ständer gegeneinander. Es darf
keine Verbindung (Körperschallbrücke)
zwischen der Beplankung zum schutzbedürf-
tigen Raum und den Rohrleitungen existieren.
Zwischen den Installationen und dieser
Beplankung ist durchgängig Faserdämmstoff
zu verlegen.
• Die Schacht- bzw. Wandbreite muss so
Abb. 74: Faserdämmstoff Rohrschelle mit Dämmeinlage bemessen werden, dass der Raum zwischen
Gipsbauplatte Schallschutzrohr
Schallschutzrohr CW - Profil o 50 mm den Schalen genug Platz für den größten
in einer Einfach- Rohrdurchmesser bietet.
ständerwand • durchgehende Faserdämmstoffschicht
(≥ 40 mm) zwischen Wasserleitungen und
dem schutzbedürftigen Raum
• grundsätzlich doppelte Beplankung
• Volldämmung von Schächten, der Dämm-
stoff darf dabei nicht stark gepresst werden
(Abb. 74)
Abb. 75: Rohrschelle mit • Bei Doppelständerwänden wird auch auf
Faserdämmstoff Dämmeinlage
Schallschutzrohr schutz- der Seite zum lauten Raum Faserdämmstoff
Gipsbauplatte Abwasserrohr bedürftiger Raum,
in einer Doppel- CW - Profil z.B. Schlafzimmer eingebracht (Abb. 75)
ständerwand • Bei Wohnungstrennwänden muss ein zusätz-
liches Vorwandinstallationssystem verwendet
werden. Liegen auf beiden Seiten einer
Doppelständer-Wohnungstrennwand laute
Räume (Bäder), so kann bei geeigneter Aus-
führung die Wohnungstrennwand auch als
Installationswand oder Schacht eingesetzt
werden (Abb. 75).
lauter Raum, z.B. Bad

36
Wärme- und Feuchteschutz

Wärme- und Feuchteschutz Abb. 76:


Aufbauprinzipien
von Außen-
Winterlicher Wärmeschutz wänden in Stahl-
Leichtbauweise
Bei Außenbauteilen in Stahl-Leichtbauweise
ist die primäre Dämmebene integrativ angeord-
net, d. h., sie liegt in der Tragwerksebene (Stän-
derebene).
Dadurch hängt die Wahl des Profilquer-
schnitts außer von den statischen Anforderun-
gen auch von den gewünschten energetischen
Eigenschaften ab. Der zwischen den Stahl-
Leichtprofilen liegende Hohlraum muss voll-
flächig mit Dämmstoff gefüllt werden, um
Wärmebrücken und Konvektionsströme in der
Dämmstoffebene zu vermeiden. Die integrative
Dämmebene wird in den meisten Fällen durch
eine weitere additive Dämmebene ergänzt. Die-
se wird außen oder auch innen angeordnet, um
die Wärmebrückenwirkung der Metallständer
zu mindern.
Der Niedrigenergiehausstandard wird bei
Stahl-Leichtbauweisen nahezu immer erreicht.
Mit einem zusätzlichen Wärmedämmverbund-
system bzw. einer Außendämmung ist auch
der Passivhausstandard und somit der Verzicht
auf ein aktives Heizsystem möglich.
Bei gleichen Wärmeschutzeigenschaften
bietet die Stahl-Leichtbauweise durch die redu-
zierten Wandquerschnitte Flächengewinne zwi-
schen 5 und 10 % im Vergleich zu konventionel-
len, monolithischen Bausystemen. Bei der Aus-
nutzung eines zulässigen Baufensters werden
dadurch die Wohnflächen maximiert (Abb. 77).

Vermeidung von Wärmebrückeneinflüssen


Zu einem günstigen energetischen Verhalten
von Gebäuden in Stahl-Leichtbauweise gehören
nicht nur gut dämmende Außenbauteile, son-
dern auch entsprechende Bauteilanschlüsse.
Um die Gefahr zusätzlicher Wärmeabflüsse
und niedriger raumseitiger Bauteil-Oberflächen-
temperaturen bis hin zum Tauwasserausfall
während der Heizperiode abzuwehren, muss auf
die Vermeidung von Wärmebrücken unbedingt
geachtet werden. Diese entstehen im Bereich
von Eck- und Verbindungsstellen (geometrische
Wärmebrücken), Bauteilfugen und Durchdrin-
gungen von Bauteilen mit erhöhter Wärmeleit-
fähigkeit (stoffliche Wärmebrücken) sowie durch
Undichtheiten (konvektive Wärmebrücken) in
der Außenhülle. Die Auswirkungen von Wärme-
brücken stehen in unmittelbarem Zusammen-
hang mit dem U-Wert der angrenzenden Bau-
teile. Mit fallendem U-Wert des gesamten
Bauteils steigt der Anteil der Wärmeenergie-

37
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Abb. 77 (Teil 1):


U-Werte von Bauteilaufbau Metallprofil t = 1,5 mm, ungelocht a = 0,625 m Dicke U-Wert Brand-
Mineralwolledämmung WLG 040 schutz
Außenwand- [mm] [W/m2K]
aufbauten
Außenputz (armiert, mineralisch) 10 0,48 F 30-A
Putzträgerplatte 15
Metallständer/Mineralwolledämmung 150
Dampfbremse -
Innenbekleidung GKF, doppelt 2 x 12,5

200

Außenputz (armiert, mineralisch) 10 0,25 F 30-A


Putzträgerplatte 15
Metallprofil/Mineralwolledämmung 80
Metallständer/Mineralwolledämmung 100
Dampfbremse -
Innenbekleidung GKF, doppelt 2 x 12,5

230

Außenputz (armiert, mineralisch) 10 0,29 F 30-AB


Holzweichfaserplatte 80
Metallständer/Mineralwolledämmung 100
Dampfbremse -
Innenbekleidung GKF, doppelt 2 x 12,5

215

Außenputz (armiert, mineralisch) 15 0,22 F 30-A


WDVS Mineralfaser 80
Putzträgerplatte 15
Metallständer/Mineralwolledämmung 150
Dampfbremse -
Innenbekleidung GKF, doppelt 2 x 12,5

285

Außenputz (armiert, mineralisch) 10 0,19 F 30-A


Putzträgerplatte 15
Metallprofil, doppelt/Dämmung 2 x 60
Winddichtheitsschicht -
Metallständer/Mineralwolledämmung 150
Gipsfaserplatte 10
Dampfbremse -
Installationsebene/Dämmung (40 mm) 60
Gipsfaserplatte 12,5

377,5

Außenputz (armiert, mineralisch) 10 0,18 F 30-A


Putzträgerplatte 15
Metallständer, Mineralwolle 100
Mineralwolle 50
Metallständer 100
Mineralwolle (versetzt) -
Dampfbremse 2 x 12,5
Innenbekleidung GKF, doppelt

300

38
Wärme- und Feuchteschutz

Abb. 77 (Teil 2):


Bauteilaufbau Dicke U-Wert Brand- U-Werte von
schutz
[mm] [W/m2K] Außenwand-
aufbauten
Außenputz (armiert, mineralisch) 10 0,39 F 120-A
Mineralwolle 80
Ansetzmörtel 5
KS-Lochsteine 175
Innenputz 15

285

Außenputz, mineralisch 20 0,37 F 120-A


Porenbeton-Planblock GWP 2/0,5 365
Innenputz 15

400

Bauteilaufbau Metallprofil t = 2,0 mm, ungelocht a = 0,40 m Dicke U-Wert Brand-


Mineralwolledämmung WLG 040 schutz
2
[mm] [W/m K]

Dachdeckung Metall 1,5 0,21 F 30-A


Schalung 22
Metallprofil/Dämmung 80
Tragprofil/Dämmung 200
Dampfsperre -
Innenbekleidung GKF, doppelt 2 x 12,5

328,5

Dachdeckung Ziegel 40 0,27 F 30-AB


Lattung 30
Holzweichfaserplatte, imprägniert 80
Tragprofil/Dämmung 200
Dampfbremse -
Innenbekleidung GKF, doppelt 2 x 12,5

375

Dachdeckung Ziegel 40 0,21 F 30-AB


Dämmung EPS 80
Tragprofil/Dämmung 200
Dampfsperre -
Innenbekleidung GKF, doppelt 2 x 12,5

345

Dachdeckung Metall 1 0,19 F 30-A


Schalung 22
Metallprofil (Hinterlüftung) 60
Unterspannbahn -
Metallprofil/Dämmung 60
Tragprofil/Dämmung 200
Bekleidung GF 12,5
Dampfbremse -
Metallprofil/Dämmung (40 mm) 60
Innenbekleidung GKF 12,5
Abb. 78:
U-Werte von
Dachkonstruk-
380,5
tionen

39
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Abb. 79:
Bauteilaufbau Dicke U-Wert Brand-
U-Werte von schutz
2
Bodenplatten [mm] [W/m K]
und Decken
Gipsfaserplatte, zweilagig 2 x 10 0,23 ohne
Dampfsperre - Anforderung
Trittschall-/Wärmedämmung 80
Trennlage -
Bodenplatte 200
Dämmung XPS 80
Kapillarbrechende Schicht -

380

Gipsfaserplatte, zweilagig 2 x 10 0,19 F 60-A


Trittschalldämmung 40
Dampfsperre -
Zementgebundene Faserplatte 20
Dämmung/Trägerlage a = 0,40 m 200
Dämmung/Metallprofil a = 0,40 m 60
Verzinktes Blech 1
Luftraum
Untergrund

341

ableitung über Wärmebrücken und somit deren die Verschraubung der Plattenwerkstoffe in die
negativer Einfluss überproportional an. Ständer der Unterkonstruktionen, die niedrigs-
Durch die hohe Wärmeleitfähigkeit von Stahl ten Oberflächentemperaturen auf.
ist bei Außenbauteilen in Stahl-Leichtbauweise Durch eine thermovisuelle Betrachtung der
in besonderem Maße auf die Vermeidung von Außenwand (Abb. 81) zeigt sich, dass die
Abb. 80: Wärmebrücken zu achten. Typische Wärme- Außenoberflächentemperatur der Metallständer-
Stoffliche brücken sind die Profile in Außenwänden, Trä- struktur im Vergleich zur umgebenden Bauteil-
Wärmebrücke; ger in Dächern und metallische Verbindungs- oberfläche höher ist. Im gezeigten Fall beträgt
Einfluss des mittel. Durchgehende Stahlbauteile sind grund- die Differenz 1 °C.
Metallständers sätzlich zu vermeiden. Abb. 82 zeigt die technisch richtige Behand-
auf die Ober- Im Bereich der Profile kann die Taupunkt- lung der Überlagerung der stofflichen Wärme-
flächentempe- temperatur auf der raumseitigen Bauteilober- brücke Stahl und der geometrischen Wärme-
ratur der fläche unterschritten werden. Hierbei weisen brücke im Bereich einer Außenwandecke.
Innenseite die mechanischen Verbindungsmittel, wie z. B. Die Berechnung des mittleren U-Wertes nach
DIN 4108 Teil 5 [17] ist aufgrund der zu unter-
schiedlichen Wärmedurchlasswiderstände der
Metallständer bzw. Stahlprofile und der Hohl-
raumdämmung nicht möglich. Das Verfahren
Bauteilaufbau Konstruktion A 19
darf nur angewendet werden, wenn sich die
Temperatur Bauteiloberfläche (innen) ºC

Wärmedämmputz, 10 mm Wärmedurchlasswiderstände von Gefach und


Spanplatte V100, 13 mm 18
Wärmedämmung, 100 mm
Ständer maximal um den Faktor 5 unterschei-
GF, 2 x 12,5 mm den. Dies kann einfach durch einen mehrscha-
17 ligen Aufbau und eine zusätzliche Außendäm-
mung erzielt werden.
16 Den Wärmebrückeneinfluss der Metallständer-
profile auf den tatsächlichen U-Wert der Wand
Bauteilaufbau Konstruktion B 15 zeigt Abb. 85, die Berechnungsdaten aus einem
Wärmedämmverbundsystem
Finite-Elemente-Verfahren wiedergibt. Durch
Ständerachsen a = 62,5 cm
60 mm 14 die Ergänzung eines Wärmedämmverbund-
Spanplatte V100, 13 mm 0,00 0,25 0,50 0,75 1,00 systems wird der Wärmebrückeneinfluss der
Wärmedämmung, 100 mm Verlauf an der Bauteilinnenseite
GF, 2 x 12,5 mm Metallständer so weit reduziert, dass der tat-
Metallständer
Konstruktion A - Metallständer sächliche U-Wert nur noch minimal kleiner ist
60 mm x 100 mm x 0,6 mm Konstruktion B - Metallständer als der des Gefachs.

40
Wärme- und Feuchteschutz

Als allgemeine Planungsgrundlage gilt, dass Abb. 81 (oben):


bei einer additiven Außendämmung, z. B. in Thermovisionsaufnahme eines Gebäudes in Stahl-
Form eines Wärmedämmverbundsystems mit Leichtbauweise
einer Dicke ≥ 60 mm und einer Wärmeleitfähig-
keit von 0,04 W/mK des Dämmstoffs, die Abb. 82 (Mitte):
Wärmebrücke der Unterkonstruktion so weit Überlagerung einer stofflichen mit einer geometrischen
reduziert wird, dass ein raumseitiger Tauwas- Wärmebrücke im Stahl-Leichtbau
serausfall ausgeschlossen werden kann.
In hochgedämmten Außenwänden werden Abb. 83, 84 (unten):
mehrschichtige Dämmebenen und so genannte Steg eines „Thermoprofils“ und Wärmefluss durch den
„Thermoprofile“ eingesetzt. Der statisch weni- Querschnitt
ger belastete Steg des Stahlprofils wird dabei
mit Längsschlitzen ausgeführt, um den Wärme-
durchgang zu reduzieren. Die versetzt angeord-
neten Öffnungen verhindern den direkten
Wärmedurchgang über den Profilsteg. Je nach
Anordnung der Schlitze und der Stegbreite der
Profile wird der Weg der Wärmeübertragung
bis auf das Dreifache der Stegbreite erhöht
(Abb. 84). Dies führt zu einer merklichen Redu-
zierung des Wärmestroms und ist ein intelligen-
tes Beispiel, wie mit weniger Material und Roh-
stoffen die Funktionseffizienz von Bauteilen
gesteigert werden kann.

Luftdichtheit und Winddichtheit


Die Luftdichtheit und Winddichtheit von
Bauteilen und Gebäudehüllen ist eine grund-
legende Eigenschaft, die in vielfältigen Zusam-
menhängen Raumklima, Bauschadenfreiheit,
Innenluftqualität und Energiebilanz von Gebäu-
den beeinflusst.
Unter Luftdichtheit wird die Verhütung jeg-
licher konvektiven Strömung in Richtung des
Dampfdruckgefälles verstanden, z. B. das Ein-
dringen von Luft in das Bauteil (von innen nach
außen oder ggf. auch umgekehrt). Luftdicht-
heitsebenen werden in der Regel auf der Innen- Vergrößerte Wärmeübertragung durch Verbesserter Aufbau durch
zusätzlichen Metallständer getrennte Metallständerkonstruktion
seite von Außenbauteilen angeordnet.
Von Winddichtheit ist die Rede, wenn Außen-
luft so weit am Eindringen gehindert wird, dass
sie nicht in die Wärmedämmschicht oder Hohl-
räume gelangt und dadurch die Dämmeigen-
schaften des Bauteils nicht negativ beeinträch-
tigt werden. Windsperrschichten werden auf
der Außenseite der Umfassungsbauteile ange-
ordnet (Abb. 88).
Die Durchströmung von Undichtheiten in der
Gebäudehülle von außen nach innen kann zu
unangenehmen Zuglufterscheinungen führen.
Kalte Luft sammelt sich im Fußbodenbereich
und führt zu Fußkälte und großen vertikalen
Temperaturdifferenzen.
Die Luftdichtheit der Außenhülle einer Woh-
nung ist eine Voraussetzung für eine gute Innen-
raumluftqualität. Das Einströmen von störenden

41
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

2 Abb. 85 (links):
U Gefach = 0,24 W/m K
U-Wert-Vergleich unterschiedlicher Dämmstoffstärken und
2
U tatsächlich = 0,44 W/m K
-aufbauten im Hinblick auf den Wärmebrückeneinfluss der
Metallständerprofile (a = 62,5 cm)

Gipsbauplatte 20 mm
Mineralwolle WLG 040 / Stahlprofil 150 mm
Spanplatte 19 mm Abb. 86 (unten):
Putz 15 mm
Dachanschluss mit Thermoprofilen
2
U Gefach = 0,19 W/m K
Abb. 87 (ganz unten):
2
Sockelanschluss mit Thermoprofilen
U tatsächlich = 0,38 W/m K

Gipsbauplatte 20 mm
Mineralwolle WLG 040 / Stahlprofil 200 mm
Spanplatte 19 mm
Putz 15 mm

2
U Gefach = 0,18 W/m K

2
U tatsächlich = 0,24 W/m K

Gipsbauplatte 20 mm
Mineralwolle WLG 040 / Stahlprofil 150 mm
Spanplatte 19 mm
EPS WLG 040 60 mm
Putz 15 mm

2
U Gefach = 0,15 W/m K

2
U tatsächlich = 0,19 W/m K

Gipsbauplatte 20 mm
Mineralwolle WLG 040 / Stahlprofil 150 mm
Spanplatte 19 mm
EPS WLG 040 100 mm
Putz 15 mm

2
U Gefach = 0,13 W/m K

2
U tatsächlich = 0,15 W/m K

Gipsbauplatte 20 mm
Mineralwolle WLG 040 / Stahlprofil 150 mm
Spanplatte 19 mm
EPS WLG 040 150 mm
Putz 15 mm

2
U Gefach = 0,13 W/m K

2
U tatsächlich = 0,18 W/m K

Gipsbauplatte 20 mm
Mineralwolle WLG 040 / Stahlprofil 200 mm
Spanplatte 19 mm
EPS WLG 040 100 mm
Putz 15 mm

2
U Gefach = 0,11 W/m K

2
U tatsächlich = 0,14 W/m K

Gipsbauplatte 20 mm
Mineralwolle WLG 040 / Stahlprofil 200 mm
Spanplatte 19 mm
EPS WLG 040 150 mm
Putz 15 mm

42
Wärme- und Feuchteschutz

Gerüchen aus benachbarten Wohnungen, von Gründen erforderliche Luftwechselrate gewähr-


evtl. mit Schimmelpilzsporen belasteter Keller- leistet. In den Hohlraumkonstruktionen der
luft, von Feinstäuben oder problematischen Stahl-Leichtbauweise ist eine Integration der
Emissionen aus dem Innern von Bauteilen wird Lüftungsleitungen in Wänden und Decken ein-
dadurch verhindert. fach möglich.

Vermeidung von Energieverlusten Vermeidung von


(Lüftungswärmeverluste) feuchtebedingten Bauschäden

Hohlraumkonstruktionen in Stahl-Leichtbau- Infolge von Undichtheiten der raumseitigen


weise haben bauweisenbedingt Fugen an der Bekleidungsschichten kann mit Wasserdampf
bauteilabschließenden Oberfläche. Die in den angereicherte warme Raumluft vor allem im
Hohlräumen angeordneten plattenförmigen, Winter in die Außenbauteilkonstruktion trans-
offenporigen Faserdämmstoffe, Matten, Bahnen portiert werden (Konvektion). Die dadurch
oder Schüttungen erzeugen in der Regel keine verursachte Durchfeuchtung des Bauteils führt
luftdichte Bauteilebene. Durch Undichtheiten zu einer Reduzierung der Wärmedämmwirkung
(konvektive Wärmebrücken) in den Flächenab- des Bauteils und kann zudem Bauschäden wie
schlüssen der Konstruktion findet ein unkon- Korrosion, Pilzbefall, Frostschäden oder opti-
trollierbarer Luftaustausch zwischen innen und sche Schäden an der Oberfläche zur Folge
außen statt. Eine Undichtheit der innenseitigen haben. Tauwasserausfall im Innern von Bau-
Beplankung oder eines Bauteilanschlusses kann teilen ist unbedingt zu vermeiden, da die Kon-
über den Hohlraum mit einer Undichtheit in der struktion nicht einsehbar ist und die Schäden
außenseitigen Beplankung in Verbindung stehen. somit verdeckt bleiben.
Dadurch strömt warme Raumluft in das Bauteil Die Intensität der Durchfeuchtung eines
und führt zu erheblichen Energieverlusten. Um Bauteils ist durch Konvektion weitaus höher
dies zu vermeiden, ist die Konstruktion auf der als bei der Diffusion, da die von Luftströmun-
Innenseite mit einer luftdichten Schicht auszu- gen mitgeführten Feuchtemengen bedeutend
statten. In umgekehrter Richtung kann es zu größer sind.
einer Luftströmung von außen in den Hohlraum Abb. 88:
kommen. Ist die auf der Außenseite eines Außen- Unterscheidung
bauteils anzuordnende Winddichtheitsschicht von Luftdichtheit
nicht vollständig dicht ausgeführt, dringt Kalt- und Winddicht-
luft in das gesamte Bauteil ein und verteilt sich heit
bis in Nachbarbauteile. Faserdämmstoffe werden
dabei durchströmt, und Wärmedämmung wird
so wesentlich reduziert.
Je besser die Außenhülle eines Gebäudes
wärmegedämmt ist, desto größer ist der pro-
zentuale Anteil der Lüftungswärmeverluste
durch Undichtheiten an der Gesamtheizener-
giebilanz. Damit diese Lüftungswärmeverluste
so gering wie möglich gehalten werden, sind Winddichtheit Luftdichtheit
Fugen und Bauteilanschlüsse luftdicht auszu-
führen (Abb. 89 – 93). Es ist zu beachten, dass
eine (z. B. mit Unterdruck) festgestellte raum-
seitige Bauteilundichtheit keinen direkten Rück-
schluss auf die Lage der äußeren Einströmstelle
ermöglicht und umgekehrt.
Eine hohe Luftdichtheit ist ebenso wichtig
wie eine ausreichende Wärmedämmung. Hoch-
gedämmte Niedrigenergie- oder Passivhäuser
erreichen ihren prognostizierten, niedrigen
Energieverbrauch nur bei ausreichend luftdich-
ter Ausführung.
Dies ist auch Voraussetzung für die Installa-
tion einer Lüftungsanlage, die in hochwärme-
gedämmten Häusern die aus hygienischen

43
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Planung und Ausführung der Luft- und


Winddichtheit von Stahl-Leichtbauweisen

Um mit geringem Aufwand die Dichtheit


eines Außenbauteils erreichen zu können, muss
bereits in frühen Planungsphasen das Luft- und
Winddichtheitskonzept berücksichtigt werden.
Bauteilaufbauten und Tragwerkssysteme sind
unter dem Aspekt der Luftdichtheit zu bewer-
ten. Durchdringungen sollten vermieden wer-
den, da ihre bautechnisch richtige Ausführung
arbeits- und somit kostenintensiv ist. Im Rah-
men der Detailplanung müssen alle Anschlüsse
konstruktiv durchgearbeitet und zeichnerisch
a) Luftdurchlässige untere Bekleidung dargestellt werden. Mangelhafte Luftdichtheit
a) luftdurchlässige untere Bekleidung
infolge schlechter Planung ist nachträglich
auch mit großem Aufwand nicht dauerhaft zu
beheben.
Die Luftdichtheit kann zum einen über die
Beplankungsebene erfolgen, indem alle Fugen
dicht verspachtelt werden, oder über eine Folie,
die auf der Innenseite der Außenbauteile ange-
bracht wird und die in den meisten Fällen auch
zur Reduktion der Dampfdiffusion dient.
Die Fugen der Plattenstöße von Stahl-Leicht-
bauteilen liegen hauptsächlich über den Stän-
dern. Dadurch sind sie einfach durch Verspach-
telung abzudichten. Daneben können die Stöße
auch geklebt werden (Abb. 90). Der Anschluss
an benachbarte Bauteile ist dauerhaft nur über
b) undichte A ein flexibeles Klebeband möglich (Abb. 91).
Deshalb ist diese Ausführung nur für verdeckte
an Trennwan
Anschlüsse geeignet, z. B. bei doppellagigen
Bekleidungen.
b) Undichte Anschlüsse an einer Trennwand
Um Rissbildungen langfristig auszuschließen,
ist der Einsatz von Gipsplattenwerkstoffen zu
empfehlen. Diese haben im Gegensatz zu Holz-
werkstoffplatten ein niedriges Schwind- und
Quellmaß, das maximal 0,02 % Längenänderung
je Prozent Feuchtigkeitsänderung beträgt. In
dieser Hinsicht kommt dem Einsatz einer maß-
haltigen Unterkonstruktion eine besondere
Bedeutung für die Herstellung wind- bzw. luft-
dichter Konstruktionen zu.
Werden Folien zur Luftdichtung benutzt,
so müssen bei der Verarbeitung verschiedene
Aspekte berücksichtigt werden.
Um Querstöße zu vermeiden, sollte die
c) undichte A Folienbreite größer als die entsprechende Bau-
teilhöhe sein, im Dachbereich werden Folien
an Dachdurch
durchgehend unter den Profilsparren vom First
c) Undichte Anschlüsse an einer Dachdurchdringung zur Traufe verlegt. Gestoßene Folien müssen sich
mindestens 100 mm überlappen und grundsätz-
lich verklebt werden (Abb. 92). Dabei sind auf
Abb. 89: die Folie abgestimmte, systemtreue Klebebänder,
Konvektive Wärmebrücken durch Undichtheiten in Doppelklebebänder oder Klebstoffe zu verwen-
Außenbauteilen mit daraus folgender Kondensatbildung den. Längsstöße mit Überlappungen werden im

44
Wärme- und Feuchteschutz

Bereich der Unterkonstruktion (Ständer, Spar- lationen (z. B. Steckdosen), abhängig von deren
ren) ausgeführt, um durch die Beplankung oder Ausführung, die luftdichte Fläche durchdrungen
eine Konterlattung zusätzlich angepresst werden und eine Verbindung zum Wandhohlraum
zu können. Bei formstabiler Wärmedämmung geschaffen werden. Eine sorgfältige Abdichtung
und festeren Folien sind auch schwebende Ver- der Durchdringungen ist deshalb erforderlich.
klebungen oder Querstöße ausführbar, wenn Eine gute Luftdichtheit im Leicht- und Trocken-
geeignete Klebebänder eingesetzt werden und bau wird durch folgende Maßnahmen erreicht:
ein Anpressen beim Verkleben möglich ist. • Abstimmung der Konstruktion auf das Luft-
An benachbarten Bauteilen sind die Anschlüsse und Winddichtheitskonzept, z. B. durch die
mit ausreichender Überlappung zu verkleben Vermeidung von Durchdringungen in der
oder mit Profilen bzw. Latten auf voller Länge Außenhülle, Trennung von Bauteilen (z. B.
anzupressen (Abb. 93). Um Unebenheiten vorgestellter Balkon) oder Ähnliches
auszugleichen, ist dabei im Anpressbereich
zwischen der Folie und diesen Bauteilen ein
elastisches Klebe- oder Fugenband einzulegen.
Neben der Ausführung der Anschlüsse an Wärmedämmung
Nachbarbauteile muss der Ausführung von Ständer
Durchdringungen durch Elektro-, Wasser- und Anpresslatte
Heizungsinstallationen oder Fenstereinbauten Metallschiene
besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Plattenwerkstoff
In Hohlraumkonstruktionen kann durch Instal- Vorkomprimiertes
Dichtungsband

Mauerwerk oder
Abb. 90: Beton

Herstellung einer luftdichten Ebene


mit Plattenwerkstoffen
Wärmedämmung

Vorkomprimiertes
Dichtungsband
Wärmedämmung Manschette
Vorkomprimiertes
Dichtungsband
Metallprofil Plattenwerkstoff
Holzwerkstoffplatte
Verklebung
Flansch
Abdichtung der Fuge durch Verkleben Rohr

Wärmedämmung Ständer

Wämedämmung
Metallprofil
Gipsfaserplatte
Plattenwerkstoff
Verklebung/
Verspachtelung Klebeband

Abdichtung der Fuge durch Verkleben oder Verspachteln


Vorsatzschale

Abb. 91:
Anschluss der
Plattenwerk-
Wärmedämmung
stoffe an Nach-
barbauteile zur
Elektrokabel
Metallprofil Herstellung
Gipskartonbauplatte Dichter Kabeleinlass
einer luftdichten
Verspachtelung Luftdichte
Elektroinstallationsdose Ebene/Einbau
Bewehrungsstreifen
Plattenwerkstoff einer luftdichten
Abdichtung der Fuge durch Verspachteln mit Bewehrungsstreifen Dichtungsmanschette Steckdose

45
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

• Ausführung einer luftdichten Ebene, z. B. mit


verklebten Plattenstößen oder Folien bei
sorgfältiger Ausführung und Überlappung Wärmedämmung
der Folienstöße und Anschlüsse von min- Ständer

destens 100 mm (Abb. 92) Folie


• Verwendung von größtmöglichen Folien- Anpressprofil
stücken, um die Fugenlängen zu minimieren Vorkomprimiertes
• sorgfältige Einarbeitung von Durchdringun- Dichtungsband
gen, z. B. von Rohren, in die luftdichte Ebene
Mauerwerk oder
des Bauteils (Folie). Dabei kommen beispiels- Beton
weise Manschetten zum Einsatz. (Abb. 91
und Abb. 93)
• Verwendung von speziell unter Luftdicht-
heitsaspekten für Hohlraumkonstruktionen
entwickelten Einbauelementen, z. B. Dach-
Wärmedämmung
flächenfenster mit Anschlussmöglichkeit für Ständer
Folien oder luftdichte Elektroinstallations-
dosen (Abb. 91) Folie
• konstruktive Trennung von Luftdichtheits-
Rippenstreckmetall
und Raumabschlussebene durch die Aus-
führung einer inneren Installationsebene Putz
oder Vorsatzschale zur einfachen und siche- Mauerwerk oder
ren Vermeidung von Beschädigungen der Beton

Luftdichtheitsschicht (Abb. 94)


Anschluss der Folie an einen Giebel aus Mauerwerk oder Beton

Wird die Luftdichtheitsebene durch zu viele


Störungen durchdrungen, z. B. durch auskra-
gende Deckenbalken (Balkone, Laubengänge),
Wärmedämmung

Wärmedämmung Folie
Klebeband
Schelle

Folie Vorkomprimiertes
Dichtungsband
Klebeband
Rohr

Wärmedämmung Ständer
Ständer
Wärmedämmung
Folie
Butyl-Kautschukband Folie
Metallprofil
Plattenwerkstoff

Wärmedämmung Abb. 93:


Ständer Luftdichter Anschluss von Folien an Nachbarbauteile

Abb. 92: Folie


Vorkomprimiertes
Ausbildung von Dichtungsband oder
luftdichten Butyl-Kautschukband
Folienstößen Z-Profil

46
Wärme- und Feuchteschutz

Kehlbalkenlagen oder auskragende Sparren


bei Aufsparrendämmung, ist eine fachgerechte,
dauerhafte Abdichtung baupraktisch nicht
möglich. Deshalb sind diese „traditionellen“
Konstruktionen im Stahl-Leichtbau zu ver-
meiden und müssen durch luftdichte Varianten
ersetzt werden, was auch im Hinblick auf die
Wärmebrückenfreiheit bautechnisch günstiger
zu bewerten ist (vgl. Kapitel „Wärme- und
Feuchteschutz“).
Werden Außenbauteile im Werk vorgefertigt
und auf der Baustelle montiert, weisen die so
erstellten Gebäude oder Gebäudeteile eine
höhere Anzahl von Verbindungs- bzw. Stoß-
fugen auf als herkömmliche Gebäude in mono-
lithischer Bauweise. Diese Stoßfugen zu angren-
zenden Bauteilen sind bei der Planung auf die
Anforderungen der Wind- und Luftdichtheit
abzustimmen und entsprechend auszuführen.
Bei einer leichtbauspezifischen Planung unter
Berücksichtigung der besonderen Anforderun-
gen an Anschlüsse und die Fügetechnik ist mit
geringem Aufwand die Ausführung luftdichter
Konstruktionen und Anschlüsse möglich.

Klimabedingter Feuchteschutz
Im Gegensatz zu monolithischen Bauteilen ist
durch die Schichtung von unterschiedlichen
Baustoffen der Diffusionsstrom durch die Außen-
bauteile von Stahl-Leichtbauweisen besonders
zu betrachten. Die Wasserdampfdiffusionswider-
stände der einzelnen Bauteilschichten müssen
von innen nach außen abnehmen, damit ein
Ausfall von Tauwasser ausgeschlossen ist.

Abb. 94 (links):
Aufbau einer innen liegenden Installationsebene mit ungestörter
Luftdichtheitsebene

Abb. 95 (oben):
Varianten des Anschlusses der Geschossdecke an die Außenwand im
Balloon-Framing und Platform-Framing.
Darstellung der luftdichten Ebene innen und der winddichten Ebene außen.
Die rote Folie ist dampfbremsend, die blaue Folie diffusionsoffen.

47
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Tauwasserbildung an Bauteiloberflächen Sommerlicher Wärmeschutz


Das Auftreten von innenseitigem Tauwasser
bei kurzfristigem, starkem Ansteigen der relati- In der Planung von Gebäuden ist, unabhängig
ven Luftfeuchtigkeit kann gemindert werden, von der Bauweise, der sommerliche Wärme-
wenn als raumseitige Bekleidung feuchtigkeits- schutz zu berücksichtigen, damit im Sommer
ausgleichende, sorptionsfähige Materialien ver- kein unbehagliches Raumklima entsteht. Der
wendet werden, zu denen u. a. Werkstoffe aus Grund für die Wärmezufuhr ist die Sonnenein-
Gips und Holz zählen. Um die Sorptionsfähig strahlung und die damit verbundene erhöhte
keit zu erhalten, dürfen die Oberflächen nur mit Außentemperatur. Ein guter sommerlicher
diffusionsoffenen Beschichtungen behandelt Wärmeschutz ist als Stand der Technik anzu-
werden. Kurzfristiger Feuchtigkeitsniederschlag sehen.
ist bei diesen Oberflächen unbedenklich, da sie Die Klimastabilität in Häusern wird oft
aufgrund ihrer Gefügestruktur Feuchtigkeit auf- fälschlicherweise mit großen Speichermassen
nehmen und verzögert wieder an die Raumluft assoziiert. Dies ist, zumindest für gut gedämmte
abgeben. Häuser, irreführend.

Einflussgrößen
Tauwasserausfall im Innern von Bauteilen – Der Wärmeeintrag in das Gebäude wird maß-
Wasserdampfdiffusion geblich von der zugeführten Sonnenenergie
In DIN 4108 Teil 3 [17] sind keine Konstruk- bestimmt. Dies gilt für massive und leichte Bau-
tionen in Stahl-Leichtbauweise aufgeführt. Für weisen gleichermaßen. Durch transparente
diese Bauteile ist ein rechnerischer Nachweis Bauteile wie Fenster fällt Sonnenstrahlung ein,
der Funktionssicherheit oder der Nachweis wird innerhalb des Gebäudes in Wärmeenergie
über ein Prüfzeugnis vom Hersteller erforder- umgewandelt und ist dadurch die wesentliche
lich. Der rechnerische Nachweis erfolgt nach Einflussgröße für den Anstieg der Raumlufttem-
dem „Glaserverfahren“ gemäß DIN 4108 Teil 5 peratur. Auch ohne direkte Sonnenbestrahlung
[17]. können also die Bauteile aus diffuser und reflek-
Wird über den rechnerischen Nachweis Tau- tierter Strahlung erhebliche Wärmemengen
wasseranfall im Bauteil festgestellt, so ist die empfangen. Darüber hinaus können zu hohe
Konstruktion durch folgende Maßnahmen zu Raumtemperaturen durch mangelhafte Wärme-
verändern: dämmung, Undichtheiten der Konstruktion,
• Hinterlüftung der tauwassergefährdeten nicht oder ungenügend verschattete Fenster-
Schicht flächen sowie durch fehlerhaftes Lüftungsver-
• Anordnung einer Dampfbremse auf der halten entstehen.
„warmen“ Seite des Bauteils (innen)
Die Temperaturerhöhung der Raumluft in
Im Allgemeinen können Hohlraumkonstruk- Gebäuden wird von folgenden Größen bestimmt:
tionen (z. B. Ständerwände) als Außenbauteile • Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung
dann als unbedenklich hinsichtlich Tauwasser- (g-Wert)
ausfall angesehen werden, wenn nachfolgende • Größe und Orientierung der Fenster
Punkte eingehalten werden: • Sonnenschutz der Fenster innen oder außen
• ausreichender Wärmeschutz (z. B. Markisen, Jalousien, Sonnenschutzver-
• ausreichender Diffusionswiderstand der glasung)
innenseitigen Schicht (z. B. Dampfbremse) • Lüftungsmöglichkeiten des Raumes,
bei gleichzeitiger Hinterlüftung der Außen- insbesondere Nachtlüftung
bekleidung • Wärmespeicherfähigkeit der Bauteile
(auch der innen liegenden Bauteile)
• Temperaturleitzahl der Baustoffe in
Außenbauteilen
• Phasenverschiebungsverhalten der
Außenbauteile

In gut gedämmten Häusern sind die Tempe-


raturunterschiede zwischen Tag und Nacht
gering. Dadurch halten sich die Speichermög-
lichkeiten von Bauteilen in Grenzen und wer-
den besonders dann überschätzt, wenn man

48
Wärme- und Feuchteschutz

zusätzlich die Einrichtung des Gebäudes (Mobi- Der Sonneneintragskennwert (S) wird aus diesen
liar, Treppen, Estriche etc.) in die Betrachtung Faktoren mit folgender Formel berechnet:
miteinbezieht. Große Wandschränke, dicke S = f x (g x FC) x FF/0,7
Teppiche oder abgehängte Decken mit Dämm- FF: Abminderungsfaktor infolge des Rahmen-
stoffauflagen können die Wärmespeicherungs- anteils. Ohne genauere Angaben ist FF = 0,8
fähigkeit dahinter liegender, massiver Bauteile anzusetzen.
erheblich reduzieren.
Eine geringere Wärmespeicherfähigkeit, innen
außen
wie dies bei Stahl-Leichtbauweisen gegenüber
schweren Massivbauweisen der Fall ist, kann ϑi ϑi
teilweise durch einen erhöhten Wärmeschutz
1
kompensiert werden. In Bezug auf die Wirk-
samkeit der Wärmespeicherung ist zu berück- 1

sichtigen, dass bei Massivwänden im Tag-Nacht-


Rhythmus nur eine Schicht von ca. 6 bis 10 cm
speicheraktiv ist, und zwar mit abnehmendem
Temperaturniveau von der Oberfläche ins Wand- ϑa ϑa
innere (Abb. 96).
Größten Einfluss auf das Aufheizen hat primär 2 2

der Glasflächenanteil und seine Ausrichtung.


Die Wärmeenergie muss am Eindringen gehin-
dert und eingedrungene Wärmeenergie wieder
abgeführt werden. In DIN 4108 Teil 2, Abschnitt 1 2
8 (3/2001) [17] werden Empfehlungen für den
Wärmeschutz im Sommer gegeben. Dabei
werden folgende Gebäudeeigenschaften und
Nutzungseinflüsse miteinander in Beziehung
ϑi
gesetzt. ϑi
1. Fensterflächenanteil (f)
2. Gesamtenergiedurchlassgrad
der Verglasung (g-Wert)
3. Einfluss von Verschattungsmaßnahmen
(FC-Wert) 1
1
ϑa
ϑa

2 2

Abb. 96:
3 4
Unterschiedliches Speicherverhalten von Baustoffen
1. Monolithisch gedämmte Wand: Die Wärmespeicher-
fähigkeit einer monolithischen Wand ist auf die ersten
8 – 10 cm begrenzt. Die theoretische Speicherkapazität ϑi
kann nicht genutzt werden.
2. Außen gedämmte Wand
3. Kerngedämmte Wand: Die Speicherfähigkeit wird maß-
geblich durch die Lage der Dämmschicht bestimmt. 1

Speicheraktiv ist nur der Bereich vor der Dämmebene.


4. Innen gedämmte Wand: Raumseitige Dämmschichten
begrenzen die Speicherfähigkeit zwar auf die raum- ϑa
seitige Bekleidungsschicht, ermöglichen jedoch eine
schnelle Temperierung des Raumes. 2
5. Gefachgedämmte Wand: Die Speicherfähigkeit solcher
1 Temperaturprofil
Wände wird maßgeblich durch die raumseitigen
Plattenwerkstoffe und durch die Ständer (Material und 2 speicheraktiver Bereich
Ständeranteil) bestimmt. 5

49
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Der Wert für S darf den nach Formel 6 aus


Zuschlagswert
Zeile Gebäudelage bzw. Beschaffenheit ∆s x DIN 4108 Teil 2 [17] ermittelten Höchstwert
a Smax nicht überschreiten. S ≤ Smax
1 Gebiet mit erhöhter sommerlicher Belastung -0,04
Smax = S0 + Σ∆SX (Formel 6)
2 Bauart

2.1 Leichte Bauart: -0,03 Als Basiswert wird S0 mit 0,18 angenommen.
Holzständerkonstruktion, leichte Trennwände,
untergehängte Decken Die Zuschlagswerte ∆SX werden DIN 4108
2.2 Extrem leichte Bauart: -0,10 Teil 2, Tabelle 8, [17] entnommen (Abb. 97).
vorwiegend Innendämmung, große Halle,
kaum raumumschließende Flächen
b
In der Berechnung des Sonneneintragswertes
3 Sonnenschutzverglasung, g < 0,4 +0,04
(S) findet die Bauart keinen Eingang. Betrachtet
4 Erhöhte Nachtlüftung bei leichter Bauart +0,03
während der zweiten Nachthälfte
man daraufhin die Gewichtung der einzelnen
-1
5 n > 1,5 h bei schwerer Bauart +0,05 Faktoren in Tabelle 8, wird erkennbar, dass hier
6 Fensterflächenanteil f > 65% -0,04 die Art der Bauweise nur eine untergeordnete
7 Geneigte Fensterausrichtung:Neigung bis 60º gegenüber -0,12 x f Rolle spielt. Die Differenz von 0,02 für die
der Horizontalen Berücksichtigung der Nachtlüftung bei leichter
8 Nord-, Nordost- und Nordwestorientierte Fassaden +0,10 und schwerer Bauart in Zeile 4 ist so gering,
a Gebiete mit mittleren monatlichen Außentemperaturen oberhalb 18 ºC
dass sie mit anderen Maßnahmen, z. B. Fenster-
nach DIN V 4108-6, z.B. Gebiete der Regionen 8,11,12,13 und 14
flächenanteil oder Sonnenschutzverglasung,
b Als gleichwertige Maßnahme gilt eine Sonnenschutzvorrichtung,
die die diffuse Strahlung permanent reduziert und deren g Total <0,4 erreicht. ohne Schwierigkeiten ausgeglichen werden
kann.
Abb. 97: Dazu folgen Beispielrechnungen (Abb. 98),
Zuschlagswerte für den Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes nach die deutlich den Einfluss dieser Planungskrite-
DIN 4108 Teil 2, Tabelle 8 rien unabhängig von der Bauweise aufzeigen.

Abb. 98: Planungshinweise


Beispielrechnungen zum Zusammenwirken verschiedener Randbedingungen An diesen Betrachtungen zeigt sich, dass die
beim sommerlichen Wärmeschutz Haupteinflussgrößen des sommerlichen Wärme-
schutzes nicht die Bauart bzw. die Speicher-
Fensterflächen- Verglasung Verschattung Höchstwert massen des Gebäudes sind. Für die Planung
anteil f g Fc Smax ergeben sich daraus folgende Prioritäten, die
40% 0,80 1,00 0,36 entsprechend ihrer Wichtigkeit in der aufge-
40% 0,65 1,00 0,30
führten Reihenfolge zu berücksichtigen sind:
Zuschläge aus Tabelle 8, DIN 4108 Teil 2
• Intensität der möglichen Einstrahlung
Zeile 2.1 -0,03 (durch Glasflächen) in den Raum reduzieren
Zeile 4 +0,03 Gesamt 0,00 S = 0,18
(Entwurf, Ausrichtung, Raumgeometrie, Ver-
Trotz erhöhter Nachtlüftung (Zuschlag Zeile 4) ist schattungsmaßnahmen, Glaseigenschaften)
durch die Wahl eines besseren g-Wertes der Verglasung
der Nachweis nicht erbracht .
• Sicherstellen des Wärmeschutzes und der
Dichtigkeit der Außenbauteile
60% 0,80 1,00 0,48
• Größe der Heiz- und Kühlquellen im Raum
60% 0,80 0,25 0,13 optimieren (interne Wärmequellen im Som-
Zuschläge aus Tabelle 8, DIN 4108 Teil 2 mer minimieren, Einsatz kombinierter Heiz-
Zeile 2.1 -0,03 Kühl-Systeme)
Zeile 4 +0,03 Gesamt 0,00 S = 0,18 • Größe der Luftwechselzahl in Verbindung
mit der Außenluft an die Innen-Außen-
Durch wirkungsvolle Verschattungsmaßnahmen und
erhöhte Nachtlüftung ist der Nachweis erbracht
erbracht.. Klimaverhältnisse anpassen (Querlüftung
ermöglichen, insbesondere Nachtlüftung)
• Größe der Wärmedurchgangszahl und der
80% 0,80 1,00 0,64
80% 0,40 0,50 0,18
Speicherfähigkeit in Verbindung mit der
Zuschläge aus Tabelle 8, DIN 4108 Teil 2
Strahlungstemperatur durch die richtige
Bauteilschichtung optimieren
Zeile 2.1 -0,03
Zeile 3 +0,04 Als grundsätzliches Planungskriterium gilt
Zeile 4 +0,03
Zeile 6 -0,04 Gesamt 0,00 S = 0,18
es, die Wärmeenergie am Eindringen zu hin-
dern und eingedrungene Wärmeenergie wie-
Trotz größerer Fensterfläche ist durch die Kombination von der abzuführen. Die natürliche Lüftung wird
geeigneter Verglasung mit geringem g-Wert und
Verschattungsmaßnahmen der Nachweis erbracht . durch einen Grundriss gefördert, der eine Quer-

50
Wärme- und Feuchteschutz

40 Wasser
ohne Sonnenschutz PCM
35

Wärmeaufnahme in J/ml
600
Temperatur in ºC

30 500

400
25
300

20 200

100
0
2 6 10 14 18 22 2 0
0 20 40 60 80 100
Uhrzeit
Temperatur in ºC
40

mit Sonnenschutz
Bei Berücksichtigung dieser Planungsregeln Abb. 100:
35
weisen Häuser in Stahl-Leichtbauweise auch im Energieauf-
Temperatur in ºC

Sommer sehr gute wohnklimatische Verhältnisse nahme eines


30 auf. „Phase Changing
Im Durchschnitt liegen die Temperaturen Material“ (PCM)
lediglich um 0,5 – 1,0 K über den Werten von im Vergleich zu
25 Massivbauwerken. Der Einfluss von Verschat- Wasser
tungsmaßnahmen dagegen ist mit Temperatur-
20
differenzen von ca. 16 – 19 K zu bewerten
(Abb. 99). Bei der Entscheidung für eine Leicht-
oder Massivbauweise spielt die Frage des som-
0 merlichen Wärmeschutzes keine Rolle.
2 6 10 14 18 22 2 Neuste Entwicklungen zur weiteren Verbes-
Uhrzeit
serung der Behaglichkeit in leichten Gebäuden
zielen auf so genannte „Latentwärmespeicher“
leichte schwere ab. In Gipsplattenwerkstoffe werden ca. 20 %
Bauweise Bauweise eines Additivs aus kleinsten Paraffinwachskügel-
chen eingebunden. Dieses Material wird als
PCM – „Phase Changing Material“ – bezeichnet.
Abb. 99: Beim Phasenübergang des Paraffinwachses
Einfluss der Abschattung von Fensterflächen auf das (Schmelzen) wird viel Wärme benötigt, die im
Aufheizverhalten von Gebäuden [7] Material gebunden wird. Im umgekehrten Fall
wird diese als „latente Wärme“ wieder abgege-
ben. So kann ein derartig ausgestattetes Bauteil
ein Äquivalent an Wärme speichern, das einer
lüftung zulässt. Da der Mensch im Sommer 11,5 cm dicken Kalksandsteinwand entspricht.
tagsüber auf Hitze eingestellt ist, von der kühle- Gebäude in Stahl-Leichtbauweise, ausgestat-
ren Nachtluft aber Erholung erwartet, kommt tet mit derartigen Latentwärmespeicherplatten,
nachts der wirksamen natürlichen Belüftung sind in ihren Behaglichkeitseigenschaften kon-
eine besondere Bedeutung zu. ventionellen Massivhäusern überlegen.

51
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Brandschutz •

Gipsbauplatten nach DIN 18180 [15]
Gipsfaserplatten
• Gipsglasvliesplatten
Schutzziele • Kalziumsilikatplatten
Diese unbrennbaren Baustoffe eignen sich
Die Tragfähigkeit von Stahl (Festigkeit und dazu, brennbare und tragende Bauteile vor
Elastizitätsmodul) nimmt bei Temperaturen direkter Brandbeanspruchung zu schützen und
über 500 °C nahezu linear ab. Stahlbauteile sind als Wand-, Decken- und Bodenbekleidungen
nicht brennbar (A-Baustoff). Sie haben aber, vor den Raumabschluss zu erhalten.
allem dünnwandige und filigrane Stahlkonstruk- In Abb. 102 sind charakteristische Durch-
tionen, ungeschützt keinen Feuerwiderstand brandkurven verschiedener Plattenwerkstoffe
und müssen im Brandfall vor hohen Temperatur- zusammengestellt. Die Ergebnisse sind zur
einwirkungen geschützt sein. Nur so können Orientierung anwendbar und geben Aufschluss
starke thermische Verformungen und das stati- über die Dauer der Kapselung der Stahlbauteile
sche Versagen des Bauteils verhindert werden. bzw. der in der Konstruktion enthaltenen
Im Stahl-Leichtbau werden die Stahlprofile Brandlasten. Infolge von Prüferfahrungen wer-
konstruktionsbedingt in den meisten Fällen in den Gipsfaserplatten brandschutztechnisch den
raumabschließende Bauteile, z. B. in Wände mit GKF-Platten gleichgestellt.
Feuerwiderstandseigenschaften, integriert. So Beim Einbringen einer Dämmschicht in den
erhält die Konstruktion einen Raumabschluss Hohlraum der Ständerkonstruktion ist es von
und wird wirtschaftlich durch brandschutztech- Bedeutung, ob es sich um ein tragendes oder
nische Bekleidungen geschützt. Darunter ver- nichttragendes Bauteil handelt.
steht man eine thermische Kapselung der Stahl- In einem nichttragenden Bauteil kann die
bauteile. Dämmung den Feuerwiderstand der Konstruk-
tion erhöhen. Es werden Mineralfaserdämm-
stoffe eingesetzt, die einen Schmelzpunkt
Brandverhalten der im Stahl-Leichtbau > 1000 °C aufweisen. Durch diese wird der
verwendeten Baustoffe Wärmestrom zu der dem Feuer abgewandten
Seite hin reduziert, und nach Abfallen der
Bauteile in Stahl-Leichtbauweise, die Brand- feuerzugewandten Bekleidung verzögert die
schutzanforderungen erfüllen, bestehen aus der Dämmung ein Übergreifen des Feuers auf die
vorteilhaften Kombination einzelner Baustoffe andere Seite des Bauteils.
und Bauelemente (Abb. 101). In einem tragenden Bauteil ist das Erreichen
der kritischen Stahltemperatur von 500 °C das
Die Grundkonstruktion aus dünnwandigen maßgebende Kriterium für die Tragfähigkeit
Abb. 101: Stahlprofilen ist nicht brennbar und stellt so im der Wand. Durch eine eingebrachte Dämmung
Brandschutz- Brandfall keine zusätzliche Brandlast dar. Sie wird die Konvektion im Hohlraum verhindert,
technische muss aber, wie oben erwähnt, mit brandschutz- wodurch sich die Innenoberfläche der feuer-
Klassifizierung technisch wirksamen Bekleidungen vor den zugewandten Seite stark erwärmt und die kri-
von im Stahl- Einwirkungen eines Brandes geschützt werden. tische Temperatur schneller erreicht wird als
Leichtbau Als brandschutztechnisch wirksame Beklei- ohne Dämmung (Abb. 103).
verwendeten dungen können nach Verwendbarkeitsnachweis Ist aus brandschutztechnischer Sicht keine
Baustoffen folgende Plattenwerkstoffe eingesetzt werden: Dämmschicht erforderlich oder wäre sie sogar
nachteilig, kann dennoch aus Gründen des
Wärme- und/oder Schallschutzes ein Dämm-
Baustoffklasse
stoff notwendig sein. Die Vor- und Nachteile
Tragkonstruktion/ Metallprofile (kaltgeformte Profile und A1 sind im Einzelfall abzuwägen. Wird ein Dämm-
Unterkonstruktion warmgewalzte Träger und Stützen)
stoff aufgrund bauakustischer oder thermischer
Plattenwerkstoffe, Gipsbauplatten (Gipsfaser-, Gipskarton- und A1, A2 Anforderungen eingebracht, so muss er minde-
Bekleidungs-/ Gipsglasvliesplatten)
Beplankungsmaterialien stens der Baustoffklasse B2 angehören und für
Platten aus mineralisch gebundenen Fasern A1 die Konstruktion zugelassen sein, da Dämm-
Zementglasvliesplatten A1 schichten das Brandverhalten auch negativ
Holzwerkstoffplatten B2, B1 beeinflussen können.
Dämmstoffe Mineralwolledämmstoffe A1 In Stahl-Leichtbaukonstruktionen eingelegte
Organische Dämmstoffe B2 Dampfsperren, Dampfbremsen sowie Folien zur
Anschluss- Dichtungsbänder - Mineralfaserstreifen A1 Wind- bzw. Luftdichtheit beeinträchtigen nach
dichtungsstoffe Mineralische Spachtelmassen A1 DIN 4102 Teil 4 [16] den Brandschutz nicht.

52
Brandschutz

Klassifikation und Nachweise der Abb. 103:


Temperatur-
Feuerwiderstandsklassen von verlauf in einer
TB TB
Bauteilen in Stahl-Leichtbauweise Trennwand mit
und ohne
Um die Brandweiterleitung in benachbarte Dämmung bei
Räume oder in andere Geschosse zu vermeiden, einseitiger
müssen „raumabschließende Bauteile“ wie Brandbelastung
TA
Wände und Decken während der geforderten
TA
Feuerwiderstandsdauer folgende Anforderun-
gen nach DIN 4102 Teil 2 [16] erfüllen: mit Dämmschicht ohne Dämmschicht
• Verhinderung des Feuerdurchgangs
• Dichtigkeit gegenüber dem Durchtritt
entzündbarer Gase Das Brandverhalten und der Feuerwiderstand
• Begrenzung der „Rückseitentemperatur“ auf von Gebäudekonstruktionen und Bauteilen
der dem Feuer abgewandten Seite in Stahl-Leichtbauweise werden durch folgende
Faktoren maßgeblich bestimmt:
Zusätzliche Anforderung bei tragenden • Brandbeanspruchung (einseitig bei Wänden
Konstruktionen: bzw. mehrseitig z. B. bei Stützen)
• Erhaltung der Tragfähigkeit unter der • Bauteilabmessungen
zulässigen Gebrauchslast: • Konstruktionsart (die einzelnen Kompo-
Raumabschließende Wände werden beim nenten und deren Zusammenwirken)
Brandversuch einer zusätzlichen Beanspru- • statisches System
chung durch eine Festigkeitsprüfung unter- • Lastausnutzungsgrad des Bauteils
zogen, bei der die geforderten Kriterien • verwendete Baustoffe
erfüllt werden müssen. • Anordnung von brandschutztechnischen
Schutzbekleidungen

Gebräuchliche
40 Platten-
dicken
Holzwerkstoffe t1
18 + 18
35
Holzwerkstoffe nach
ENV 1995-1-2 20 + 12,5

30 15 + 15

15 + 12,5
Plattendicke in mm

25 12,5 + 12,5

12,5 + 9,5
20 18
15

15 12,5
t2 Gipskarton-Feuerschutzplatten GKF

t3 Gipsfaserplatten Fermacell
10
t4 Kalziumsilikatplatten Promatect-H

t5 Gipskartonbauplatten GKB
5
t6 Knauf-Fireboard
Abb. 102:
GFK nach ENV 1995-1-2
0 Charakteristische
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Durchbrandzeiten
verschiedener
Branddauer nach DIN 4102 in Minuten Plattenwerkstoffe

53
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Die einzelnen Komponenten eines Stahl- maßgebende Prüfkriterium für solche Versuche
Leichtbauteils und deren Anordnung ent- ist die maximale Temperaturerhöhung auf der
scheiden über die Feuerwiderstandsklasse des feuerabgewandten Seite der Konstruktion um
gesamten Bauteils. 140 K im Mittel. Wird dieses Kriterium erfüllt,
Im Entwurf der Muster-Bauordnung (Stand so kann die Konstruktion als Kapselung der
2000) werden Bauteile nach dem Brandverhal- Stahlteile eingesetzt werden, da die kritische
ten der verwendeten Baustoffe in vier Gruppen Stahltemperatur von 500 °C (nach DIN 18180
eingeteilt. [15]) über die geprüfte Zeitdauer nicht erreicht
wird und somit die Tragfähigkeit eines Bauteils
Feuerwiderstandsklassen gewährleistet werden kann.

Fx-A Aus nicht brennbaren Baustoffen


F x - AB In den wesentlichen Teilen aus Wände mit brandschutztechnischen
nicht brennbaren Baustoffen Anforderungen
F x - B Aus brennbaren Baustoffen
Tragende und raumabschließende Wände
F x - BA Mit raum- oder bauteilabschließen-
den „brandschutztechnisch Der Aufbau einer tragenden oder nicht tragen-
wirksamen“ nicht brennbaren den Wand ist im Hinblick auf den Brandschutz
Bekleidungen gleich. Maßgebend für die Feuerwiderstands-
dauer sind die Art und Dicke der Bekleidung
Durch die Grundkonstruktion aus Metallstän- sowie die des Dämmstoffs im Wandhohlraum.
dern ist in Kombination mit nicht brennbaren Eine nicht tragende Wand muss den Raum-
Plattenbekleidungen und entsprechendem abschluss über die Feuerwiderstandsdauer
Dämmstoff eine Stahl-Leichtbauweise als reine gewährleisten. Eine tragende oder aussteifende
A-Bauweise möglich. Wand muss zusätzlich ihre statische Funktion
Der Plattenabstand, die Dicke und Lagigkeit beibehalten. Das bedeutet, dass alle tragenden
der Bekleidung sowie die Dicke des Dämmstoffs Teile von der Brandeinwirkung zu kapseln sind.
entscheiden über die Feuerwiderstandsklasse Dies betrifft sowohl die Stahlständer als auch
eines Bauteils. Mit der Addition von feuerwider- aussteifende Elemente wie Stahlbänder oder
standswirksamen Bekleidungen kann die Feuer- Werkstoffplatten (Abb. 106).
widerstandsklasse eines Bauteils bis zu den
höchsten Anforderungen erfüllt werden. Brandwände
Brandschutztechnische Bekleidungen für Brandwandabschnitte können durch tragende
Stahlkonstruktionen werden über das U/A-Ver- und nicht tragende Brandwandsysteme erstellt
hältnis der Profile bestimmt. DIN 4102 [16] werden. Ein Brandwandsystem besteht dabei
berücksichtigt derartige Bekleidungen erst ab aus einzelnen Komponenten, deren Wirkungs-
einem U/A-Verhältnis < 300 m -1. Da die im Stahl- weise in Brandprüfungen nachgewiesen wurde.
Leichtbau eingesetzten Profile U/A-Verhältnisse Zur Feuerbeständigkeit (F 90) einer Brandwand
von über 300 m -1 aufweisen, kann nicht auf kommt noch die erhöhte Belastbarkeit gegen
die Werte nach DIN zurückgegriffen werden. Stoßbeanspruchung. Deshalb wird zwischen
Zudem enthält die in DIN 4102 Teil 4 [16] auf- den Bekleidungslagen eine durchgängige Lage
geführte Zusammenstellung klassifizierter Bau- Stahlblech eingebracht, die die Flächenstabilität
teile keine Konstruktionen in Stahl-Leichtbau- der Bekleidung gewährleistet (Abb. 105).
weise. Für die brandschutztechnische Klassifi- Brandwandkonstruktionen sind zu untertei-
zierung von Bauteilen ist daher der Verwendbar- len in „belastbare“, „tragende“ und „nicht tra-
keitsnachweis durch eine allgemeine bauaufsicht- gende“ Wände. Belastbare Brandwände dürfen
liche Zulassung (AbZ) oder ein allgemeines bau- im Brandfall nur bis zur maximal zulässigen
aufsichtliches Prüfzeugnis (AbP) zu erbringen. Wandbelastung belastet werden. Die maximalen
Im Allgemeinen wird eine Konstruktion in Wandbelastungen (kN/m) werden durch den
Stahl-Leichtbauweise für den Brandschutz über Systemgeber vorgegeben und sind im Prüf-
die Schichtung von Plattenwerkstoffen mit Her- zeugnis (AbZ) beschrieben. Belastbare Brand-
stellerzulassung in eine Feuerwiderstandsklasse wände sind auf die zugelassene Tragfähigkeit
eingeordnet. Entweder liegen dafür Prüfungs- zu überprüfen, die durch die zu erwartenden
zeugnisse für spezielle Baustoffe vor (z. B. Deckenlasten nicht überschritten werden darf.
Knauf-Fireboard), oder eine Konstruktion lässt Tragende Brandwände werden nach den statisch
sich aus einer anderen zugelassenen Konstruk- auftretenden Belastungen dimensioniert. Dies
tion ableiten (z. B. Schachtbekleidungen). Das betrifft maßgeblich die Unterkonstruktion (Stahl-

54
Brandschutz

profile). Der statische Nachweis ist dem Ver- Baustoff


wendbarkeitsnachweis (AbP) beizufügen. Ständergeometrie (U/A)
Beim Einsatz nicht tragender Systembrand- Abstand
Art und Dicke
wände muss durch geeignete Maßnahmen
dafür gesorgt werden, dass diese Wände im Lagigkeit und Dicke
Brandfall keinen außerplanmäßigen Belastun-
gen ausgesetzt sind, z. B. infolge von Decken-
durchbiegungen. • Nach DIN 4102 Teil 4 [16] dürfen bei raum- Abb. 104:
Ist infolge von Lasteinwirkung oder Kriechen abschließenden Wänden Steck- und Schalter- Einflussmöglich-
mit einer Deckendurchbiegung von mehr als dosen nicht unmittelbar gegenüberliegend keiten bei
10 mm zu rechnen, ist der Deckenanschluss eingebaut werden (Abb. 108.1), sondern Metallständer-
nicht tragender Wände gleitend auszubilden müssen in unterschiedlichen Gefachen liegen konstruktionen
(Abb. 107). Bei der Ausführung einer Brand- (Abb. 108.3). für die Verbes-
wand unterscheidet sich dieser gleitende • Gegenüberliegende Elektrodosen in einer serung des
Deckenanschluss von dem Standardanschluss Doppelständerwand mit einem Abstand Brandschutzes
der Montagewände. ≤ 600 mm müssen durch eine GKF-Platte
Es ist zu berücksichtigen, dass alle für eine ≥ 600 mm x 600 mm und der Wandbeklei-
Trennwand mit brandschutztechnischen Eigen- dung entsprechenden Dicke voneinander
schaften nötigen Aussteifungskonstruktionen getrennt werden (Abb. 108.2).
wie z. B. angrenzende Wände und Decken min- • Brandschutztechnisch notwendige Dämm-
destens die gleiche Feuerwiderstandsdauer auf- schichten im Bereich von Hohlwanddosen
weisen müssen wie die Wand selbst. Damit dürfen nach DIN 4102 Teil 4 [16] im Wand-
Ständerwände den geforderten Feuerwiderstand innern nur auf maximal 30 mm zusammen-
erreichen, müssen neben dem Wandaufbau auch gedrückt werden (Abb. 108.3).
alle Bauteilanschlüsse den Raumabschluss sicher- • Bei Wänden mit nicht brandschutztechnisch
stellen. Das stellt erhöhte Anforderungen an wirksamem bzw. brennbarem Dämmstoff
die Fugenausbildung, die im Kapitel „Brand- oder ganz ohne Dämmstoff sind Hohlwand-
schutztechnische Eigenschaften von Hohlraum- dosen mit Gipsbett (Dicke ≥ 20 mm) oder
konstruktionen“ beschrieben sind. Plattenstreifen allseitig zu umschließen. Die
Ausführung richtet sich nach der geforderten
Besondere Aufmerksamkeit ist neben der fach- Feuerwiderstandsklasse der Wand, d. h.
gerechten Montage deshalb auch bei folgenden nach der entsprechenden Dicke der Wand-
Punkten erforderlich: bekleidung (Abb. 108.4 – 108.6).
• vertikale und horizontale Stöße der
Wandelemente
• angrenzende Wand- und Stahlträgerdecken mit brandschutz-
Deckenanschlüsse technischen Anforderungen
• Einbau von lichtdurchlässigen Elementen Die brandschutztechnische Klassifizierung Abb. 105:
(z. B. Verglasungen) und Einstufung von Deckensystemen in Stahl- Brandwand in
• Einbau von Türen Leichtbauweise erfolgt analog zu den oben Stahl-Leichtbau-
• Durchführung von Installationen beschriebenen Verfahren. Dabei ist die Decke weise

Elektroinstallationen in Ständerwänden
Hohlwanddosen können an jeder beliebigen
Stelle einer tragenden oder nicht tragenden
Konstruktion eingebaut werden. Zu beachten
sind die in Abb. 108 aufgeführten Einschrän-
kungen. Auch Installationen können durch
den Hohlraum von Wänden hindurchgeführt
werden. Dazu sind die im folgenden Kapitel
„Installationen in Decken“, in Abb. 111 und
die im Kapitel „Brandschutztechnische Eigen-
schaften von Hohlraumkonstruktionen“ erläu- Beplankung 2x12,5 mm GF (Fermacell)
Blechtafeln 0,38 mm
terten Randbedingungen zu beachten.
Beplankung 2x12,5 mm GF (Fermacell)
Abweichende Ausführungen sind durch ein CW-Profile, e = 416 mm
allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis nach- Faserdämmstoff (nicht erforderlich)
zuweisen.

55
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Abb. 106:
Ständerwand, tragend Ständerwand, nicht tragend
Aufbau der
Bekleidung von a ≤ 62,5 cm a = 62,5 cm
tragenden und
nicht tragenden
Wandkonstruk-
tionen mit der
resultierenden
Feuerwider-
Beidseitige Beplankung Dämmung Beidseitige Beplankung Dämmung
standsdauer Dicke Dichte Dicke Dichte
[mm] [kg/m3] [mm] [kg/m3]

2 x 12,5 mm nicht 2 x 12,5 mm 40 30


F 30-A
GKF, Knauf erforderlich GKB, DIN 4102
10 + 12,5 mm nicht 12,5 mm nicht
GF, Fermacell erforderlich GKF erforderlich
20 mm nicht 12,5 mm 40 20
Fireboard erforderlich GF, Fermacell

F 60-A 2 x 15 mm nicht 2 x 12,5 mm 40 40


GF, Fermacell erforderlich GKF, DIN 4102
2 x 15 mm nicht 25 mm 40 40
Fireboard erforderlich GKF, Gyproc

F 90-A 2 x 25 mm nicht 2 x 12,5 mm 40 100


GKF, Knauf erforderlich GKF

2 x 20 mm nicht 2 x 12,5 mm 50 50
Fireboard erforderlich GF

3 x 12,5 mm nicht 25 mm 60 50
GF, Fermacell erforderlich GKF, Gyproc
a = 31,25 cm 100 40
20 mm
Fireboard

25 mm GKF nicht 2 x 12,5 mm GKF nicht


F 90-A
Metallblech erforderlich Metallblech erforderlich
Brand-
25 mm GKF 12,5 mm GKF
wand
Knauf
20 mm Fireboard nicht 2 x 12,5 mm GF nicht
Metallblech erforderlich Metallblech erforderlich
20 mm Fireboard 12,5 mm GF

2 x 12,5 mm GF nicht 15 mm Fireboard nicht


Metallblech erforderlich Metallblech erforderlich
12,5 mm GF 15 mm Fireboard
Fermacell

immer als Gesamtkonstruktion zu betrachten.


Stahldeckenprofile werden durch brandschutz-
technische Unterdecken vor einer Brandbean-
spruchung von unten und durch klassifizierte
Estriche von oben geschützt. Es gelten die glei-
chen brandschutztechnischen Planungs- und
Konstruktionskriterien wie für Trockenbau-
Plattenstreifen
a < 20 a

konstruktionen.
Maße in mm

Die Klassifizierung, z. B. in F 90-A, wird von


Abb. 107: Oberkante den Baustoffklassen der wesentlichen Teile
Gleitender
Ständer
der Rohdecke bzw. der Unterdecke bestimmt.
Deckenanschluss Wesentliche Teile sind alle tragenden oder aus-
a+5

einer nicht steifenden Teile, die zur Standsicherheit der


tragenden Wand Decke beitragen. Dies gilt für Rohdecken mit
mit Feuerschutz- unterseitiger direkter Bekleidung ebenso wie
anforderungen für abgehängte Decken.

56
Brandschutz

Brandbeanspruchung von unten


Da wie für Wandkonstruktionen auch für
Decken in Stahl-Leichtbauweise keine Nor-
mung besteht, muss auf Prüfzeugnisse und
Zulassungen von einzelnen Baustoffen oder
Konstruktionen zurückgegriffen werden, um
Decken brandschutztechnisch zu klassifizieren.
Dabei wird hauptsächlich auf Unterdecken
zurückgegriffen, die bei einer Brandbeanspru- 1

chung von unten allein einer Feuerwiderstands-


600 mm
klasse angehören, um den erforderlichen Brand-
schutz zu gewährleisten („selbstständige Unter-
decken“).
Der Aufbau der Unterkonstruktion von
Unterdecken ist nach DIN 18181 in Lastklassen
(kN/m2) eingeteilt. Es werden ein Grund- und
ein Tragprofil kreuzweise übereinander angeord-
net, die Konstruktionsabstände sind nach Last-
klassen festgelegt. Bei Stahl-Leichtbaudecken
kann das Grundprofil durch die Deckenträger
2
substituiert werden. Dazu muss aber ein Prüf-
zeugnis des Herstellers vorliegen.
Einige Konstruktionen (Abb. 109) können
auch ganz ohne Unterkonstruktion an der Decke
befestigt werden. Dazu dürfen die Deckenträger
jedoch nicht weiter als 40 cm auseinander liegen,

> 30 mm
und es bedarf der Zustimmung durch die Brand-
schutzbehörde.
3

Brandbeanspruchung von oben


>130 mm
Bei raumabschließenden Decken in Stahl-
Leichtbauweise mit der Feuerwiderstands-
klasse F 30 ist bei einer Brandbeanspruchung
von oben ein schwimmender Estrich bzw.
ein Trockenunterboden erforderlich. Dieser
schützt die tragende Beplankung auf den Stahl-
trägern vor dem Feuer und verhindert ein früh-
zeitiges Versagen sowie das Durchbrechen der 4

Decke. Der Feuerwiderstand der Stahl-Leicht- >170 mm

>130 mm
baudecke bei einer Brandbeanspruchung von
oben hängt maßgeblich von der Art und Dicke
des Trockenunterbodens sowie der Dämm-
schicht ab.
Nach DIN 4102 Teil 4 [16] können bis zur
Feuerwiderstandsklasse F 60 Mörtel-, Gips- und
Asphaltestriche sowie Trockenunterböden
aus Gipskartonplatten, Gipsfaserplatten und 5
Holzwerkstoffplatten eingesetzt werden. Für
Trockenunterböden aus Gipsfaserplatten ist die Abb. 108:
Eignung als schwimmender Estrich durch Prüf- Einbauregeln
zeugnisse (AbP) erbracht. Bei Decken mit F 90- für Elektroinstal-
Anforderungen können auf der Grundlage von lationsdosen in
Prüfzeugnissen oder gutachterlichen Stellung- eine Wand mit
nahmen auch Trockenbodensysteme aus Gips- brandschutz-
und Gipsfaserplatten verwendet werden. technischen
6 Anforderungen

57
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Dachkonstruktionen
Dächer, die im Aufbau mit Deckensystemen
identisch sind, werden bezüglich ihrer Brand-
schutzeigenschaften gleichgestellt. Es gelten
die genannten Bestimmungen für eine Brand-
beanspruchung von unten sinngemäß.
Dächer müssen im Allgemeinen zum Schutz
gegen Brandbeanspruchung von außen die
Anforderung einer „harten Bedachung“ erfül-
len. Das bedeutet, dass das Dach ausreichend
Unterseitige Deckenbekleidung widerstandsfähig gegen Flugfeuer und strah-
lende Wärme nach DIN 4102 Teil 7 [16] sein
2 x 12,5 mm muss. „Weiche Bedachungen“, z. B. Dachdich-
F 30-A tungsbahnen, sind möglich, wenn z. B. größere
GKF, Knauf
Gebäudeabstände vorhanden sind, die die
2 x 10 mm
Gefahr des Brandüberschlages reduzieren.
GF*, Fermacell
20 mm
Fireboard* Installationen in Decken
Einzelne elektrische Leitungen können durch
F 60-A 18 + 15 mm Unterdecken hindurchgeführt werden, ohne
GKF, Knauf dass der Feuerwiderstand beeinträchtigt wird,
2 x 15 mm wenn die verbleibenden Öffnungen z. B. mit
GF*, Fermacell Gips verschlossen werden. Eine besonders sorg-
fältige Ausführung verlangen vertikal geführte
2 x 15 mm Leitungen, die die gesamte Decke senkrecht
Fireboard* durchstoßen. Gebündelte Leitungen bis zu
einem Durchmesser von 50 mm dürfen ohne
besondere Maßnahmen durch die Unterdecke
F 90-A 2 x 20 mm geführt werden. Die Durchführungsstelle ist
GKF, Knauf mit dicht gestopfter Mineralwolle mit einem
25 + 18 mm Schmelzpunkt von > 1000 °C und einer Ver-
GKF, Knauf spachtelung z. B. aus Gips abzudichten (DIBt-
Mitteilungen 5/96).
2 x 20 mm
Fireboard*
4 x 10 mm
GF*, Fermacell
1 x 15 mm +
2 x 12,5 mm
GF*, Fermacell

Unterkonstruktion der Deckenbekleidung


nach Lastklassen der DIN 18181

* Diese Konstruktionen können nach


Zustimmung durch die Brandschutz-
behörde auch direkt an der Trag-
konstruktion angebracht werden, wenn
der Abstand zwischen den Decken-
trägern 40 cm nicht übersteigt.

Abb. 109:
Unterseitige Bekleidungen für Decken in Stahl-Leichtbau-
weise als selbstständige Unterdecke zur Erfüllung von
Brandschutzanforderungen

58
Brandschutz

50
Brandschutzbekleidungen an tragenden
und aussteifenden Konstruktionen d
45
Werden in einem Stahl-Leichtbau Stützen oder
Träger verwendet, die nicht in den Konstruk-
tionen von Wänden oder Decken eingebunden 40
sind, so sind zum Erreichen der erforderlichen
Feuerwiderstandsklasse geeignete Maßnahmen
GK
zu treffen, die die Tragfähigkeit und Gebrauchs- 35
GF
tauglichkeit des Stahls für die geforderte Feuer-
widerstandsdauer sicherstellen. Wirtschaftlich MGA
30
erfolgt die Bekleidung der Stahlbauteile in
GK
Trockenbauweise mit Brandschutzplatten.
Daneben kann auch verputzt oder mit Dämm- 25
GF HW GK
schichtbildnern beschichtet werden. Stahlbau-
teile können einer schützenden Bekleidung auch
dann bedürfen, wenn sie schon durch eine 20 MGA GF GF GF

Unterdecke oder auch durch Einbinden in eine GK GK


Wand gegen Brandeinwirkung teilweise abge-
HW
deckt sind. 15

Zur Gewährleistung der erforderlichen Feuer-


widerstandsdauer sind die folgenden Kriterien Dämmstoff nach DIN 4102-4
10 GF
zu berücksichtigen:
GK
• Anforderungen an das Bauteil d
(F 30, ..., F 180)
• Brandbeanspruchung des Bauteils
(1-, 2-, 3- oder 4-seitig)
• Bauteilgeometrie von Stahlprofilen, d
[mm]
Profilfaktor (U/A-Verhältnis)
F 30 F 60 F 90 F 120
• Auswahl des Bekleidungsmaterials, z. B.
Gipskarton, Gipsfaser, Kalziumsilikat, GF Gipsfaserplatte (Fermacell) HW Holzwerkstoff
Vermiculite oder Mineralwolleplatten mit GK Gipskartonplatte MGA Mörtel-, Gips-, Asphaltestrich
bauaufsichtlichem Nachweis durch
DIN 4102 Teil 4 oder allgemeinem bauauf-
sichtlichem Prüfzeugnis Als nicht genormte Baustoffe werden folgende Abb. 110:
• Ermittlung der erforderlichen Bekleidungs- Plattenarten für Brandschutzbekleidungen ver- Feuerwiderstand
dicke wendet: von Stahl-
• Maßnahmen zum Erreichen einer anstrich- Leichtbaudecken
fähigen Oberfläche • Gipsfaserplatten, Spezialgipsplatten mit Estrich-
• Schutz der Bekleidung in Bereichen, in (Glasvliesplatten) systemen bei
denen Beschädigungen auftreten können • zementgebundene Feuerschutzplatten Brandbeanspru-
(z. B. Kantenschutz) • Kalziumsilikatplatten chung von oben
• Vermiculite-Platten
Werden Stahlprofile verwendet, deren U/A- • Mineralfaserplatten
Verhältnis unter 300 m -1 liegt, kann dafür die
jeweils erforderliche Bekleidungsdicke je nach Für die Ausführung der Konstruktion ist
Baustoffart aus DIN 4102 Teil 4 [16] abgelesen die Befestigung der Bekleidung am Bauteil von
werden. Gipsfaserplatten werden den GKF- großer Bedeutung. Sie gewährleistet, dass die
Platten brandschutztechnisch gleichgestellt. Bekleidung im Brandfall nicht abfällt (Abb. 114).
Werden Profile verwendet, die ein U/A-Ver- Es sind am Markt geprüfte Stützen- und Träger-
hältnis > 300 m -1 aufweisen – wie alle gängigen bekleidungen mit bauaufsichtlich zugelassenen
dünnwandigen Profile –, so muss auf den Ver- Baustoffen erhältlich, die aufgrund ihrer mecha-
wendbarkeitsnachweis der Systemhersteller zu- nischen Festigkeit lediglich über die Stirnkanten
rückgegriffen werden. Entsprechend den vorn durch mechanische Befestigungsmittel (Schrau-
angeführten Erläuterungen ist dafür die Prü- ben oder Klammern) miteinander verbunden
fung auf das 140-K-Kriterium maßgebend, um werden und ohne Hilfskonstruktionen aus-
die Tragfähigkeit eines Bauteils sicherzustellen. kommen.

59
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Abb. 111 (links): Trockenestrich Gebündelte Kabel


durch die gesamte
Brandschutztech- Trittschall-/ Decke
nisch richtige Wärmedämmung
Ausführung von
Öffnungen und
Durchdringungen
in Stahl-Leicht-
baudecken

Unterdecke aus
Gipsbauplatten
Einzelne Kabel
durch die Bekleidung < 50 mm
oder Unterdecke Verspachtelung
(z.B. Gips)
Abb. 112
(Mitte links):
Brandschutz-
technisch wirk-
samer Bauteil-
anschluss am
Beispiel eines
Wand-T-Stoßes

Abb. 113
(ganz rechts):
In der Planung 1
zu berücksich- 2
tigende Detail-
anschlüsse zur
Verhinderung
der Rauchaus-
breitung und
Brandweiter-
leitung in Hohl-
1 Anschlussstreifen aus Mineralwolle 10 mm
raumkonstruk- Schmelzpunkt > 1000 ºC
tionen 2 Dichte Verspachtelung

Abb. 114:
Bekleidungen
von Stahlprofilen
mit Gipswerk-
stoffplatten zur
Brandschutz-
sicherung

60
Korrosionsschutz

Brandschutztechnische Eigenschaften Korrosionsschutz


von Hohlraumkonstruktionen
Bei der Stahl-Leichtbauweise handelt es sich Kaltprofilierte Stahlprofile werden aus feuer-
um eine so genannte „Hohlraumkonstruktion“. verzinktem Bandstahl hergestellt. Sie weisen
Feuer kann sich im Hohlraum ausbreiten, und eine Zinkschichtdicke von 20 µm auf, das ent-
gesundheitsschädliche Gase können in nicht spricht einem Zinkgewicht von 275 g/m2. Die
feuerbelastete Gebäudeteile vordringen. Feuerverzinkung stellt über die Lebensdauer
Um die Brandweiterleitung im Gebäude zu eines Bauwerkes einen guten Korrosionsschutz
verhindern und die Rauchdichtigkeit von Bau- dar, wenn die Konstruktionsdetails und Schich-
teilanschlüssen zu gewährleisten, müssen ver- tungen korrekt geplant und ausgeführt werden.
schiedene Punkte beachtet werden (Abb. 113). Die ernsthaftesten Angriffe auf die Schutzschicht
entstehen durch Transport und Lagerung. Daher
ist sicherzustellen, dass die Transportverpackung
Bauteilanschlüsse und Installationsführung mechanische Schäden so weit wie möglich aus-
In erster Linie ist die Fugendichtigkeit von schließt. Die Profile müssen so gelagert wer-
horizontalen und vertikalen Bauteilanschlüssen den, dass sich weder Schmutz noch Wasser in
zu beachten. Diese müssen mit nicht brenn- ihnen ablagern können.
baren Mineralwolledichtstreifen (Baustoffklasse Bei normalem Innenraumklima wird ca. 0,1
A1), Kitten oder Aufschäumdichtungen abge- g/m2 Zink pro Jahr durch Korrosionsvorgänge
dichtet werden. Die abschließende Verspach- abgebaut, so dass die übliche Schichtdicke einen
telung der Fugen muss sorgfältig ausgeführt Korrosionsschutz weit über die Nutzungsdauer
sein (Abb. 112). eines Hauses hinaus sicherstellt. Zink hat zudem
Diese Ausführung gilt entsprechend bei Bau- die Eigenschaft, durch seine kathodische Schutz-
teildurchdringungen und Installationsdurch- wirkung beschädigte Stellen zu „heilen“. Kommt
führungen. Diese Punkte stellen Schwächungen Feuchtigkeit mit einer freiliegenden Stahlober-
der brandschutztechnischen Bekleidung dar und fläche in Verbindung, entsteht ein galvanisches
geben dem Feuer Zugang zum Hohlraum in der Element. Das unedlere Zink geht als Opferanode
Konstruktion (Abb. 113). Durchdringen Instal- in „Lösung“ und lagert sich an die Stahlober-
lationsleitungen ein Bauteil, so ist neben der fläche, die als Kathode fungiert, an. Dadurch
Dichtigkeit zur raumabschließenden Fläche entsteht ein „anodischer“ Überzug aus Zink,
auch zu gewährleisten, dass sich der Brand der sie vor Korrosion schützt. Aus diesem
nicht durch die Installationsöffnung hindurch Grund müssen Schnittkanten von verzinkten,
ausbreitet. Bei Öffnungen > 50 mm muss die dünnwandigen Stahlprofilen nicht zusätzlich
Installationsleitung außerhalb der Wand brand- verzinkt werden.
schutztechnisch gekapselt sein, oder es muss Die Oberfläche frisch verzinkter Produkte
sich um eine nicht brennbare Installationslei- zeigt einen auffallenden Glanz, der sich binnen
tung handeln, die die geforderten Kriterien der einiger Wochen in ein mattes Grau verwandelt.
durchdrungenen Wand gewährleistet. Diese „Passivierungsschicht“ entsteht bei der
Reaktion von Zink mit Wasser, Sauerstoff und
Kohlendioxid. Das sich bildende wasserunlös-
liche, basische Zinkkarbonat stellt einen guten
Schutz der Zinkoberfläche gegen weitere Kor-
rosionsangriffe dar. Deshalb sollte seine Bildung
durch unsachgemäße Lagerung nicht behindert
werden, d. h., die Stahlprofile sind vor Feuchtig-
keitszutritt zu schützen. Eine ausreichende
„Luftumspülung“ muss gewährleistetet sein.
Kommt ein Stahl-Leichtprofil kurz nach der Her-
stellung mit Feuchtigkeit in Kontakt, bildet sich
bei unzureichender Zufuhr von Sauerstoff und
Kohlendioxid Weißrost. Das pulvrige, weiße
Zinkoxidhydrat ist sehr voluminös. Wenn es
sich leicht entfernen lässt, ohne deutliche Spu-
ren auf dem Grundmaterial zu hinterlassen,
ist der Korrosionsschutz nicht beeinträchtigt.
Zeigen sich starke Veränderungen der Grund-

61
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

beschichtung, ist der Korrosionsschutz zu prü- weise werden bandbeschichtete Profile verwen-
fen. Eine luftige Lagerung neuer Profile verhin- det, wenn die entsprechende Oberfläche oder
dert die Weißrostbildung (Abb. 115). eine hohe Korrosionssicherheit gefordert ist.
Wird eine starke Korrosionsbeanspruchung Da Feuchtigkeit die Korrosion beschleunigt,
erwartet, z. B. bei Gebäuden, die in besonderem sollten offene Profile mit nach unten zeigender
Maße dem Seeklima ausgesetzt sind und in denen Öffnung eingebaut werden oder einen geloch-
offen liegende Profile verbaut wurden, kann ten Steg haben. Dadurch wird vermieden, dass
zusätzlich zur Verzinkung noch eine organische sich Regenwasser während der Bauzeit im Pro-
Beschichtung aufgebracht werden. Man spricht fil sammelt und Korrosion auslöst. Hohlräume,
dann vom so genannten „Duplex-System“. Die wie sie z. B. im Bereich von Verbindungen ent-
organische Beschichtung verhindert den lang- stehen können, sollten so konstruiert werden,
samen Abtrag der Passivierungsschicht. Die Zink- das evtl. eindringendes Wasser direkt ablaufen
schicht verhindert die Unterwanderung der Be- kann.
schichtung durch Rost, die bei normal beschich- Bei der Wahl der Verbindungsmittel ist die
teten Bauteilen an den Stellen auftreten kann, Kontaktkorrosion zu vermeiden. Sie entsteht
die kleine mechanische Schäden oder Alterung infolge der elektrochemischen Spannungsreihe,
zeigen. Die Schutzdauer von Duplex-Systemen wenn unterschiedliche Metalle miteinander in
ist durch den Synergieeffekt ca. 1,8- bis 2,5-mal Berührung kommen. Verzinkte Bauelemente
größer als die Summe der Einzelschutzdauern sollten daher mit Verbindungsmitteln aus Stahl,
aus Verzinkung und Beschichtungssystem. die z. B. galvanisch verzinkt sind, verbunden
Dünnes Stahlblech, wie es für die Herstellung werden. Im Außenbereich, d. h. bei direkter
von Kaltprofilen verwendet wird, kann band- Bewitterung oder wenn Tauwasserbildung im
beschichtet werden, d. h., direkt nach der Ver- Bereich der Verbindungsmittel auftreten kann,
zinkung wird die organische Schutzschicht als sollten Edelstahlschrauben eingesetzt werden.
Lack oder Folie aufgebracht. Dadurch wird eine Im Innenbereich können auch phosphatierte
sehr viel höhere Qualität erreicht als durch Auf- Schrauben verwendet werden. Dazu muss aber
rollen oder Aufstreichen der Beschichtung auf eine Feuchtigkeitseinwirkung auf die Verbin-
der Baustelle. Für Bauteile in Stahl-Leichtbau- dung ausgeschlossen werden.

Abb. 115:
Leicht geneigte
Lagerung von
Profilen zur
Gewährleistung
des Korrosions-
schutzes

62
Entwicklungsmöglichkeiten des Stahl-Leichtbaus

Entwicklungsmöglichkeiten Bauherren suchen nach Problemlösungen,


die kompetent, schnell und aus einer Hand zur
des Stahl-Leichtbaus Verfügung gestellt werden. Neben den Erstel-
lungskosten erlangen Bewirtschaftungskosten
Leichtigkeit, hohe Tragfähigkeit und Variabi- und Wertstabilität einer Immobilie immer grö-
lität bei der Nutzung sind Vorzüge von raum- ßere Bedeutung. Diese Aspekte werden maß-
trennenden Stahl-Leichtbaukonstruktionen. geblich von Langlebigkeit und Qualität bestimmt.
Unternehmen schätzen diese Bauweise für Verantwortlich für die Qualität der Bauleistung
Innenwände bei Büro-, Lager- und Produktions- ist in erster Linie das Bauteam: kreative Archi-
gebäuden. Grundrisse von Hotels, Kindergärten tekten und Ingenieure bei der Projektierung,
und Krankenhäusern lassen sich mit wenig Auf- gut ausgebildete Monteure in der Vorfertigung
wand an veränderte Nutzungsanforderungen und Endmontage. Optimale Qualitätssicherung
anpassen. Aber auch Wohnhäuser mit mehreren bieten Fertigungsprozesse unter stets gleichen
Vollgeschossen werden wirtschaftlich mit Trag- Bedingungen – in der Werkshalle.
werken aus Stahl-Leichtprofilen verwirklicht Daher muss der eigentliche Bauprozess
und stoßen bei Architekten, Wohnungsbau- wesentlich stärker auf elementiertes, von Fach-
gesellschaften, Bauträgern und Bauherren auf arbeitern in der Werkstatt vorgefertigtes Bauen
großes Interesse. umgestellt werden. So lassen sich industriell
Der Werkstoff Stahl ist in den letzten Jahren vorgefertigte Bauelemente mit Profilen aus
kontinuierlich weiterentwickelt worden und verzinktem Stahlblech kostengünstig in gleich
bietet heute die Grundlage für zahlreiche inno- bleibend hoher Qualität herstellen. Sie sind
vative Produkte, die im Wohnungsbau Anwen- langlebig, lassen sich beim Rückbau sortenrein
dung finden. Eine neue Generation von Stahl- trennen und dem Recycling zuführen.
profilen, die durch ihre optimierte Formgebung Die in dieser Broschüre vorgestellten Stahl-
leichte und schlanke Tragkonstruktionen ermög- Leichtbaukonstruktionen sind ein erster Schritt
licht, ist entwickelt worden. Die bekannten Ver- zur Modernisierung des Wohnungsbaus. Im
bindungstechniken Schweißen und Schrauben Automobilbau praktizierte Verfahren der ratio-
werden ergänzt durch neue Fügeverfahren wie nellen Produktion werden künftig auch im
Clinchen und Druckluftnagelung. Oberflächen- Baubereich Anwendung finden mit industriel-
veredelte, duplexbeschichtete und nicht ros- len, elektronisch gesteuerten Montageabläufen
tende Stähle bieten Sicherheit vor Korrosion. (Abb. 116).

Abb. 116:
Industrielle
Produktions-
straße von Raum-
zellen aus Stahl
(Sekisui Heim,
Japan) im Ver-
gleich zu einer
Automobil-Pro-
duktionsstraße
(DaimlerChrysler)

63
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Literatur [13] AISI:


Specification for the Design of Cold-
[1] Tichelmann/Pfau: Formed Steel Structural Members,
Entwicklungswandel Wohnungsbau, 1996 Edition
Vieweg-Verlag, Wiesbaden 2000
[14] Zulassungsbescheid für Verbindungs-
[2] Becker/Pfau/Tichelmann: elemente zur Verwendung bei Konstruk-
Trockenbau Atlas, 2. Auflage, tionen mit „Kaltprofilen“ aus Stahlblech –
Rudolf Müller Verlag, Köln 1998 insbesondere mit Stahlprofiltafeln,
IFBS Industrieverband zur Förderung des
[3] Dokumentation 548: Bauens mit Stahlblech e. V.,
Kostengünstiger Wohnungsbau mit Stahl, Düsseldorf 2000
Stahl-Informations-Zentrum,
Düsseldorf 1999 [15] DIN 18180:
Gipskartonplatten; Arten, Anforderungen,
[4] BAKT-Schrift SS3, Schallschutz, Prüfung, Ausgabe 9/1989
Bundesarbeitskreis Trockenbau
[16] DIN 4102:
[5] RWE Bau-Handbuch, 10. Ausgabe, Brandverhalten von Baustoffen und
Energie-Verlag, Essen 1990 Bauteilen, Ausgabe 5/1981

[6] Merkblatt 480: [17] DIN 4108:


Wohnungsbau mit Stahl – Profilhandbuch, Wärmeschutz im Hochbau,
Stahl-Informations-Zentrum, Ausgabe 8/1981
Düsseldorf 2002
[18] DIN 4109:
[7] Fritzen/Kleinen und andere: Schallschutz im Hochbau,
Holzrahmenbaupraxis, Anforderungen und Nachweise,
Bruderverlag, Karlsruhe 1990 Ausgabe 11/1989

[8] Kordina/Meyer-Ottens, [19] Merkblatt 110:


Brandschutzhandbuch Holzbau, Schnittflächenschutz und kathodische
Deutsche Gesellschaft für Holzforschung, Schutzwirkung von bandverzinktem und
München 1994 bandbeschichtetem Feinblech,
Stahl-Informations-Zentrum,
[9] EN 10142: Düsseldorf 1996
Kontinuierlich feuerverzinktes Band
und Blech aus weichen Stählen zum [20] Merkblatt 400:
Kaltumformen, Ausgabe 7/2000 Korrosionsverhalten von
feuerverzinktem Stahl,
[10] Broer/Martin-Bullmann: Stahl-Informations-Zentrum,
Kaltprofile, 4. Auflage, Düsseldorf 2001
Verlag Stahleisen, Düsseldorf 1993
[21] DIN 55928 Teil 8:
[11] DASt-Richtlinie 016: Korrosionsschutz von tragenden
Bemessung und konstruktive Gestaltung dünnwandigen Bauteilen, Ausgabe 7/1994
von Tragwerken aus dünnwandigen
kaltgeformten Bauteilen, Ausgabe 1988 [22] EN 10147:
Kontinuierlich feuerverzinktes Band und
[12] ENV 1993 Teil 1-3: Blech aus Baustählen, Ausgabe 7/2000
Bemessung und Konstruktion von Stahl-
bauten – Ergänzende Regeln für kalt- [23] Hass, Meyer-Ottens, Richter:
geformte dünnwandige Bauteile und Stahlbau Brandschutz Handbuch,
Bleche, Ausgabe 1996 Ernst und Sohn, Berlin 1993

64
Literatur

Folgende Schriften zum Thema „Wohnungsbau Dokumentation 561


mit Stahl“ können beim Stahl-Informations- Wohnungsbau mit Stahl – Musterhäuser
Zentrum angefordert werden:
Dokumentation 563
Stahl und Form 037 Stahl-Innovationspreis 2000
Zwei Wohngebäude in Konstanz
Dokumentation 573
Dokumentation 070 Stahl im Wohnungsbau –
Wohnhaus in Münster innovativ und wirtschaftlich

Dokumentation 071 Dokumentation 574


Bio-Solar-Haus Neues Wohnen mit Stahl
Internationaler Architektur-Kongress,
Dokumentation 072 Essen, 17.1.2002
Geschosswohnungsbau in Konstanz
Stahl und elementierte Bausysteme im
Dokumentation 073 Wohnungsbau
Reihenhäuser in Villingen-Schwenningen 2. Runder Tisch im Landtag in Düsseldorf
am 25.11.1999
Dokumentation 074
Wohnhaus mit Galerie in Tübingen Newsletter
(Aktionsgemeinschaft Stahl-Wohnungsbau)
Dokumentation 075
Doppelhaus in Rudolstadt

Dokumentation 076
Aufstockung eines Fachwerkhauses
in Dinslaken

Dokumentation 077
Wohnhaus in Walddorfhäslach

Dokumentation 078
Wohnhaus in Manderscheid

Dokumentation 079
Wohnhaus mit Büro in Nagold-Hochdorf

Dokumentation 080
Reihenhäuser in Darmstadt

Merkblatt 480
Wohnungsbau mit Stahl – Profilhandbuch

Dokumentation 532
Wohnbauten in Stahl – weltweit

Dokumentation 548
Kostengünstiger Wohnungsbau mit Stahl
Symposium, Düsseldorf, 22.9.1998

Dokumentation 559
Wohnungsbau mit Stahl
Symposium, Erfurt, 8.12.1999

65
Häuser in Stahl-Leichtbauweise

Beispiele

Doppelhaus in
Ramstein (Profil-
haus Consult,
Dettingen)

Zweifamilien-
haus in
Waldeck-
Höringhausen
(Richter System,
Griesheim)

66
Beispiele

Aufstockung
eines histo-
rischen Fach-
werkhauses
in Dinslaken
(Rasta-Haus,
Wesel)

Einfamilienhaus
in Böbingen/
Rems
(SwitchHaus,
Bopfingen)

67
Diese Publikation entstand mit Unterstützung der

International Zinc Association


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B-1150 Brüssel
E-Mail: [email protected] · Internet: www.zincworld.org

Stahl-Informations-Zentrum
Postfach 10 48 42
40039 Düsseldorf
E-Mail: [email protected] · Internet: www.stahl-info.de

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