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Therapie Der Depression
Therapie Der Depression
Therapie
der Depression
Zweite, vollståndig çberarbeitete Auflage
Priv.-Doz. Dr. med. Josef Schæpf
Steinwiesstrasse 32, CH-8032 Zçrich
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Steinkopff Verlag Darmstadt
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° Steinkopff Verlag Darmstadt 2001, 2006
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SPIN 11589518 85/7231 ± 5 4 3 2 1 0 ± Gedruckt auf såurefreiem Papier
Vorwort zur zweiten Auflage
1 Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
n Definition der Depression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
n Diagnose und Differenzialdiagnose . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
n Depressionsschwere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
2 Psychotherapie und biologische Therapie der Depression . . 7
n Psychotherapieformen und -indikationen . . . . . . . . . . . . . 7
n Einfache und schwierige Therapien . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
n Patienten- und Angehærigenratgeber . . . . . . . . . . . . . . . . 11
n Therapie durch Hausarzt, Psychiater, klinischen Psychologen . 12
3 Therapie mit Antidepressiva: Erstbehandlung . . . . . . . . . . 13
n Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
n Moderne Antidepressiva . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
n Substanzauswahl bei Erstbehandlung . . . . . . . . . . . . . . . 16
n Erstbehandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
n Behandlung besonderer Depressionsarten . . . . . . . . . . . . . 22
4 Therapie mit Antidepressiva: Nichtansprechen
oder Unvertråglichkeit der ersten Therapie . . . . . . . . . . . . 29
n Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
n Die einzelnen pharmakologischen Strategien . . . . . . . . . . . 31
n Vorgehen bei Unvertråglichkeit der Therapie . . . . . . . . . . . 43
n Plasmaspiegeluntersuchung zur Effizienzsteigerung . . . . . . . 43
n Biologische Therapien nichtpharmakologischer Art . . . . . . . 45
n Auswahl der Strategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
n Therapieziel Remission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
VIII Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
Abkçrzungen
Depressionsdiagnose
n Ist im Prinzip einfach
n Die Diagnose ausschlieûende Kriterien gibt es nicht
* wenn der Patient die affektive Komponente der Depression wie die
Bedrçcktheit nicht wahrnimmt, spricht man von larvierter Depression
Depressionsschwere
entspricht der Wert von 15 einer leichten, der von 25 einer mit-
telschweren und der von 31 einer schweren Depression. Nach
der Beck-Depressionsselbstbeurteilungsskala sind Scores von
10±16 leichte, 17±29 mittelschwere und ³ 30 schwere Depressio-
nen.
2 Psychotherapie und
biologische Therapie der Depression
Sie kænnen eine wesentliche Hilfe bei der Therapie der Depres-
sionen sein. Heute stehen zahlreiche sehr gute Ratgeber zur
Verfçgung. Es kann hier nur eine Auswahl angegeben werden.
Zur Erlåuterung der KVT der Depression ist die Broschçre ¹De-
pressionenª von M. Hautzinger (1999) zu empfehlen. Fçr leich-
ter Depressive, die sich mit kognitiven Konzepten der Depres-
sion auseinandersetzen wollen, gibt das Buch ¹Depressionen
verstehen und bewåltigenª von P. Gilbert (1999) wertvolle
Informationen. Fçr Patienten mit schwerer Depression eignet
sich die Broschçre ¹Depression, Schwermut, Melancholieª von
B. Luban-Plozza und R. Osterwalder (1994). Patienten, die sich
çber die gelegentlich komplizierte medikamentæse Behandlung
informieren mæchten, seien auf das Buch ¹Ich kann nicht
wollenª von B. Woggon (1998) hingewiesen. Fçr Patienten, die
sich fçr mægliche Zusammenhånge zwischen der Erkrankung
und der Lebensgeschichte interessieren, kann das Buch von D.
Hell (1992) ¹Welchen Sinn macht Depressionª angegeben wer-
den.
12 2 Psychotherapie und biologische Therapie der Depression
Allgemeines
Moderne Antidepressiva
* spezifische Serotoninwiederaufnahmehemmer
** spezifische Serotonin- und Noradrenalinwiederaufnahmehemmer
*** noradrenerges und spez. serotoninerges Antidepressivum
* måûige Hemmung
** bekanntlich wichtige pharmakodynamische Interaktionen; zudem
leichte 2D6-Hemmung
20 3 Therapie mit Antidepressiva: Erstbehandlung
Erstbehandlung
Allgemeines
* bei partieller Response auch Wechsel innerhalb der SSRI bzw. SNRI
mæglich
von 2±3 Tagen vor. Der Wechsel von anderen Antidepressiva auf
Moclobemid ist bei nicht serotoninergen, zuletzt in niedriger Do-
sierung gegebenen Antidepressiva rasch, mit einer medikamen-
tenfreien Pause von einem bis einigen Tagen mæglich. Bei sero-
toninergen Substanzen muss eine etwas långere medikamenten-
freie Pause eingehalten werden, die sich nach der Halbwertszeit
richtet. Bei Fluoxetin muss das Intervall 2 Wochen betragen.
Bupropion, ein Dopamin- und Noradrenalinwiederaufnahme-
hemmer (NDRI), wurde in Europa beim Rauchentzug zugelas-
sen, ist in den USA aber seit 1988 als Antidepressivum im Han-
del und wird vorwiegend bei Nichtansprechen der Depression
auf andere Antidepressiva oder bei Problemen mit Nebenwir-
kungen eingesetzt. Wegen seines gçnstigen Nebenwirkungspro-
fils und des speziellen Wirkungsmechanismus ist es eine wich-
tige Ergånzung der Repertoirs der antidepressiven Therapie. Es
gibt Depressionen, die nur auf Bupropion ansprechen.
Reboxetin, ein moderner Noradrenalinwiederaufnahme-
hemmer (NARI), ist wegen ungençgender Dokumentation der
antidepressiven Wirksamkeit in den USA nicht eingefçhrt wor-
den. So wird es hier unter die Substanzen der Reserve einge-
ordnet.
n T3- und T4-Zugabe: Die Zugabe von T3, 25±37,5 lg tgl., zur
erfolglosen antidepressiven Medikation kann bei euthyreoter
Stoffwechsellage eine Stimmungsaufhellung bewirken. Die Be-
handlung ist gut vertråglich. Neben der somatischen Augangs-
untersuchung mçssen ein EKG abgeleitet und die Schilddrçsen-
werte bestimmt werden. Bei Alterspatienten soll wegen der so-
matischen Risiken keine solche Augmentation durchgefçhrt
werden. Wåhrend der Behandlung ist der Patient somatisch
engmaschig zu kontrollieren.
Die Augmentation mit T4 ist weniger gut dokumentiert. In
Europa steht T3 nicht zur Verfçgung, sodass man sich meist
zur T4-Behandlung entschlieûen muss. Man gibt dieses Hor-
mon zunåchst in der Dosis von 50 lg tgl. und steigert alle 3 Ta-
ge um 50 lg bis zur Dosis von maximal 500 lg tgl. bzw. bis zur
Vertråglichkeitsschwelle. Der Behandlungsversuch mit T4 muss
wegen der Aufdosierungsperiode mehrere Wochen dauern.
Plasmaspiegeluntersuchung
zur Effizienzsteigerung
gel von Person zu Person bei gleicher Dosis stark, wobei Unter-
schiede des Metabolismus die entscheidende Rolle spielen. Varia-
tionen der Resorption sind nicht von wesentlicher Bedeutung.
Insgesamt ist die Bedeutung der Plasamaspiegelbestimmung
von Antidepressiva begrenzt. So fand man zur Beziehung zwi-
schen dem Antidepressivaspiegel und der klinischen Response,
quer çber alle alten und modernen Substanzen hinweg, keine
oder nur schwache Korrelationen. Man kann also durch die Be-
stimmung der Antidepressivaplasmaspiegel die Effizienz der
Behandlung in der Regel kaum optimieren.
Trotzdem kann in bestimmten Situationen diese Untersuchung
sinnvoll sein. So ist in seltenen Fållen der Antidepressivaplasma-
spiegel trotz guter Compliance sehr niedrig, sodass eine antide-
pressive Wirksamkeit nicht mehr wahrscheinlich ist. Verantwort-
lich dafçr kann ein sehr schneller Abbau des Antidepressivums
sein. Beispielsweise sind 1% der Bevælkerung ultraschnelle Meta-
bolisierer von Substanzen, die durch das CYP-450-2D6 abgebaut
werden, was fçr viele Antidepresiva zutrifft. Auch bei den ande-
ren fçr den Abbau von Antidepressiva wichtigen Enzymen 3A4
und 1A2 besteht eine starke interindividuelle Variation der kata-
lytischen Aktivitåt.
Hinsichtlich der Indikation zur Antidepressivaplasmaspiegel-
untersuchung besteht unter den Fachleuten keine ganz einheitli-
che Haltung. Es ist nicht falsch, bei jeder Nonresponse den
Plasmaspiegel zu bestimmmen. Jedoch zeigt die klinische Er-
fahrung, dass sehr niedrige Plasmaspiegel bei guter Compliance
und adåquater Dosierung selten sind. Wegen der geringen Tref-
ferwahrscheinlichkeit wird daher auf den routinemåûigen Ein-
satz der Untersuchung meist verzichtet. So gilt es als Ermes-
sensentscheidung, wann man eine Plasmaspiegeluntersuchung
wegen Nonresponse vornehmen soll. Viele Psychiater veranlas-
sen eine solche Untersuchung erst bei Nonresponse auf mehrere
Antidepressiva. Dann sollten Kontrollen aber bei jeder weiteren
verabreichten Substanz erfolgen, denn der Plasmaspiegel des
aktuell gegebenen Antidepressivums låsst nicht auf das Resultat
bei Behandlung mit anderen Substanzen schlieûen.
aBiologische Therapien nichtpharmakologischer Art 45
Therapieziel Remission
Ûbersicht 28 (Fortsetzung)
n Andere Antipsychotika ......................................................
n Thyroxin ........................................................................
n Trijodthyronin .................................................................
Augmentation/Kombination mit Antikonvulsiva
n Lamotrigin .....................................................................
n Carbamazepin .................................................................
n Oxcarbazepin ..................................................................
n Valproat ........................................................................
Kombinationen von Antidepressiva
n Kombination 1 ................................................................
n Kombination 2 ................................................................
n Kombination 3 ................................................................
Mehrfachkombinationen
n Therapie 1 .....................................................................
n Therapie 2 .....................................................................
n Therapie 3 .....................................................................
Fraglich/schwach wirkende Antidepressiva
n Johanniskraut .................................................................
n Opipramol .....................................................................
n Trazodon .......................................................................
n Deanxit .........................................................................
Nichtpharmakologische biologische Therapien
n Schlafentzug ..................................................................
n Lichttherapie ..................................................................
n Elektrokrampftherapie ......................................................
n Vagusnervstimulation .......................................................
Plasmaspiegeluntersuchungen
n Substanz 1 ....................................................................
n Substanz 2 ....................................................................
n Substanz 3 ....................................................................
56 4 Therapie mit Antidepressiva
Ûbersicht 28 (Fortsetzung)
Hochdosierung
n Substanz 1 ....................................................................
n Substanz 2 ....................................................................
n Substanz 3 ....................................................................
Kontrolle des Kærperstatus
n Allgemein ......................................................................
n TSH, FT4 .......................................................................
n Peri- und Postmenopause: Ústrogendefizit? ...........................
Psychotherapien
n Kognitiv behaviorale ........................................................
n Psychoanalytische ............................................................
n Andere ..........................................................................
Alterspatienten
Allgemeines
Psychische Nebenwirkungen
Neurologische Nebenwirkungen
n Akathisie: Sie kann vor allem unter der Therapie mit SSRI
oder SNRI auftreten. Die Nebenwirkung kann sehr unange-
nehm sein und Anlass zu unerwçnschten psychischen Reaktio-
nen sein, die bis hin zur Suizidalitåt reichen. Håufig brechen
die Patienten die Behandlung ab.
Somatische Nebenwirkungen
Plasmaspiegeluntersuchung
bei Antidepressivanebenwirkungen
* vorwiegend zu Behandlungsbeginn
** bei Kurzzeitbehandlung kaum Gewichtzunahme
74 7 Nebenwirkungen der Antidepressiva
chung der Medikation fçr 1±2 Tage vor dem geplanten Sexual-
verkehr in Frage.
Ûber die Therapie antidepressivabedingter sexueller Funk-
tionsstærungen bei der Frau ist wenig bekannt. PDE-5-Hemmer
sollen vereinzelt wirksam sein.
Schlecht beeinflussbare sexuelle Funktionsstærungen werden
meist als so beeintråchtigend erlebt, dass sie das Ende der anti-
depressiven Medikation bedeuten.
8 Dosierung von Antidepressiva
Therapie