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PatientenLeitlinie zur Nationalen VersorgungsLeitlinie

Chronische Koronare
Herzkrankheit: KHK

2. Auflage, 2017
Version 1

Diese Patientenleitlinie vermittelt auf verständliche Weise die Empfehlungen der „Nationalen VersorgungsLeitlinie
Chronische KHK“. Zum Nachweis der wissenschaftlichen Belege gelten die dort angeführten Quellen. Sie enthält
neben den Empfehlungen der ärztlichen Leitlinie Hintergrundwissen und praktische Tipps für Betroffene, die nicht
auf den wissenschaftlichen Quellen der NVL beruhen. www.khk.versorgungsleitlinien.de

Bundesärztekammer Kassenärztliche Arbeitsgemeinschaft der Wis-


Bundesvereinigung senschaftlichen Medizini-
schen Fachgesellschaften

© 2017
Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische KHK
PatientenLeitlinie zur Nationalen VersorgungsLeitlinie
2. Auflage, Version 1

Inhaltsverzeichnis

1 Was diese Information bietet ............................................... 4


2 Kurz gefasst ......................................................................... 9
3 Das Herz und seine Gefäße .............................................. 11
4 Koronare Herzkrankheit (KHK) – was ist das? .................. 13
5 Wie wird eine KHK festgestellt? ......................................... 20
6 Eine KHK behandeln.......................................................... 35
7 Verhalten im Notfall............................................................ 73
8 Rehabilitation ..................................................................... 76
9 Langzeitbetreuung ............................................................. 82
10 Ihr gutes Recht................................................................... 91
11 Rat und Unterstützung ....................................................... 93
12 Verwendete Quellen .......................................................... 97
13 Wörterbuch ........................................................................ 99
Tabellenverzeichnis ................................................................. 126
Abbildungsverzeichnis ............................................................. 126
Anhang .................................................................................... 127
Impressum ............................................................................... 130
Lesermeinung .......................................................................... 133

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PatientenLeitlinie zur Nationalen VersorgungsLeitlinie
2. Auflage, Version 1

Allgemeine Hinweise:
Alle Fremdwörter und Fachbegriffe sind im angehängten Wör-
terbuch erklärt.
Diese Patientenleitlinie richtet sich an Frauen und Männer.
Deshalb haben wir uns bemüht, sprachlich beiden Geschlech-
tern gerecht zu werden. Das gilt auch für die Bezeichnung der
Personen, die an einer Behandlung beteiligt sind. Der einfa-
chen Lesbarkeit haben wir jedoch auf die gleichzeitige Ver-
wendung männlicher und weiblicher Personenbezeichnungen
verzichtet. Stattdessen nutzen wir abwechselnd die weibliche
und männliche Form.

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PatientenLeitlinie zur Nationalen VersorgungsLeitlinie
2. Auflage, Version 1

1 Was diese Information bietet


Diese Patientenleitlinie richtet sich an Frauen und Männer, die
an einer chronischen koronaren Herzkrankheit (KHK) erkrankt
sind, ihre Angehörigen und andere vertraute Personen.
Bei einer KHK sind die Blutgefäße, die das Herz versorgen, oft
verengt. Das ist eine ernst zu nehmende Erkrankung. Chronisch
bedeutet, dass die Krankheit ein Leben lang bestehen bleibt. Bei
gezielter Behandlung können Sie aber einen Zustand erreichen,
der dem eines gesunden Menschen vergleichbar ist.
Sie finden hier wissenschaftlich gesicherte Informationen dar-
über, warum eine KHK entstehen kann und wie sie erkannt und
behandelt werden kann. Darüber hinaus finden Sie Hinweise,
wie Sie mit der Erkrankung umgehen können und wo Sie weitere
Unterstützung finden. Diese Patientenleitlinie kann das ärztliche
Gespräch nicht ersetzen. Sie liefert Ihnen aber den Informa-
tionshintergrund für eine gemeinsame Entscheidungsfindung.

Wir möchten Sie mit dieser Patientenleitlinie:


• über den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkennt-
nisse zum Thema chronische KHK informieren;
• mit möglichen Ursachen der Erkrankung vertraut machen;
• über die empfohlenen Untersuchungs- und Behandlungs-
möglichkeiten aufklären;
• darin unterstützen, im Arztgespräch die „richtigen“ Fragen
zu stellen;
• dazu ermutigen, anstehende Entscheidungen in Ruhe und
nach Beratung mit Ihrem Behandlungsteam und Ihren An-
gehörigen zu treffen;
• auf Tipps zum Umgang mit der Krankheit und mögliche
Folgen im Alltag aufmerksam machen;
• auf Beratungs- und Hilfsangebote hinweisen.

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PatientenLeitlinie zur Nationalen VersorgungsLeitlinie
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Wo Sie diese Patientenleitlinie finden:

Die Patientenleitlinie ist als kostenloses PDF-Dokument zum


Downloaden und Ausdrucken im Internet erhältlich:

• auf dem Portal Patienten-Information.de: www.patienten-


information.de/patientenleitlinien/patientenleitlinien-nvl/khk;
• Internetseite der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftli-
chen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF):
www.awmf.org.
Zusätzliche kurze und leicht verständliche Informationsblätter
zum Thema „Herz und Gefäße“ finden Sie hier:
www.patienten-information.de/kurzinformationen/herz-und-
gefaesse.
Sie können auch in Ihrer Arztpraxis oder bei Selbsthilfeorgani-
sationen nach verlässlichen Informationsmaterialien zur KHK
fragen (siehe auch Kapitel „Rat und Unterstützung“ auf Seite
93).

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PatientenLeitlinie zur Nationalen VersorgungsLeitlinie
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Warum Sie sich auf die Informationen dieser


Patientenleitlinie verlassen können
Grundlage für diese Patientenleitlinie ist die Nationale Versor-
gungsLeitlinie (NVL) Chronische KHK.
Diese Leitlinie enthält Handlungsempfehlungen für Ärzte. Sie
wurde im Auftrag der Bundesärztekammer (BÄK), der Kassen-
ärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der Arbeitsgemein-
schaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
(AWMF) erstellt.
Die Handlungsempfehlungen sind für Fachleute formuliert und
daher nicht für jeden leicht verständlich. In dieser Patientenleitli-
nie „übersetzen“ wir die Empfehlungen in eine verständliche
Form. Die vorliegende Broschüre orientiert sich sehr eng an der
NVL, gibt diese aber nicht in voller Ausführlichkeit und im Origi-
nal-Wortlaut wieder. Einige Autoren der NVL waren beratend an
dieser Patientenleitlinie beteiligt: siehe „Impressum“ auf Seite
130.
Die Quellen und wissenschaftlichen Studien, auf denen die Aus-
sagen dieser Patientenleitlinie beruhen, sind in der NVL aufge-
führt und dort nachzulesen. Sie ist im Internet frei zugänglich:
www.khk.versorgungsleitlinien.de.
Unter derselben Internetadresse ist auch der Leitlinienreport ab-
rufbar. Darin wird der Entstehungsprozess der Leitlinie ausführ-
lich beschrieben.

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Eine Leitlinie...

... ist eine Orientierungs- und Entscheidungshilfe für Ärztinnen


und Ärzte. Sie wird von einer Expertengruppe im Auftrag einer
oder mehrerer medizinischer Fachgesellschaften erstellt. Bei
der Leitlinie zur „Chronischen KHK“ waren Personen aus ver-
schiedenen Fachrichtungen beteiligt: siehe „Adressen von
medizinischen Fachgesellschaften“ auf Seite 94. Die Hand-
lungsempfehlungen stützen sich auf das beste derzeit verfüg-
bare medizinische Wissen. Dennoch ist eine Leitlinie keine
Zwangsvorgabe. Jeder Mensch hat seine eigene Erkrankung,
seine Krankengeschichte und eigene Wünsche. In begründe-
ten Fällen muss die Ärztin oder der Arzt von den Empfehlun-
gen einer Leitlinie abweichen.

Eine Wissenschaft für sich – die Empfehlun-


gen einer Leitlinie
Die Empfehlungen einer ärztlichen Leitlinie beruhen soweit wie
möglich auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Man-
che dieser Erkenntnisse sind eindeutig und durch aussagekräfti-
ge Studien abgesichert. Andere wurden in Studien beobachtet,
die keine sehr zuverlässigen Ergebnisse liefern. Manchmal gibt
es in unterschiedlichen Studien auch widersprüchliche Ergebnis-
se.
Alle Daten werden einer kritischen Wertung durch Experten und
Patienten unterzogen. Dabei geht es auch um die Frage: Wie
bedeutsam ist ein Ergebnis aus Sicht der Betroffenen? Das Re-
sultat dieser gemeinsamen Abwägung spiegelt sich in den Emp-
fehlungen der Leitlinie wider: Je nach Datenlage und Einschät-
zung der Leitliniengruppe gibt es unterschiedlich starke Empfeh-
lungen. Das drückt sich auch in der Sprache aus:

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• „soll“ (starke Empfehlung): Nutzen und/oder Risiko sind ein-


deutig belegt und sehr bedeutsam, die Ergebnisse stammen
eher aus sehr gut durchgeführten Studien;
• „sollte“ (Empfehlung): Nutzen und/oder Risiko sind belegt
und bedeutsam, die Ergebnisse stammen eher aus gut
durchgeführten Studien;
• „kann“ (offene Empfehlung): Die Ergebnisse stammen ent-
weder aus weniger hochwertigen Studien, oder die Ergebnis-
se aus zuverlässigen Studien sind nicht eindeutig, oder der
belegte Nutzen ist nicht sehr bedeutsam.
Manche Fragen sind für die Versorgung wichtig, wurden aber
nicht in Studien untersucht. In solchen Fällen können die Exper-
tinnen und Experten aufgrund ihrer eigenen Erfahrung gemein-
sam ein bestimmtes Vorgehen empfehlen, das sich in der Praxis
als hilfreich erwiesen hat. Das nennt man einen Expertenkon-
sens.
Bei der Umsetzung der ärztlichen Leitlinie haben wir diese Wort-
wahl beibehalten. Wenn Sie hier also lesen, Ihr Arzt soll, sollte
oder kann so oder so vorgehen, dann geben wir damit genau
den Empfehlungsgrad der Leitlinie wieder. Beruht die Empfeh-
lung nicht auf Studiendaten, sondern auf Expertenmeinung,
schreiben wir: „nach Meinung der Expertengruppe …“.

Hinweis
Der Patientenratgeber beinhaltet nur therapeutische und diag-
nostische Verfahren, die Gegenstand der Leitlinie sind. Aller-
dings wird die Leitlinie kontinuierlich Kapitel für Kapitel aktuali-
siert. Dabei wird geprüft, ob bestehende Aussagen noch gültig
sind und ob die wissenschaftlichen Hinweise auf die Wirksam-
keit neuer Verfahren oder Arzneimittel ausreichen, um sie zu
empfehlen.
Die Patientenleitlinie wird Änderungen etwa in Jahresfrist nach
Aktualisierung der ärztlichen Leitlinie übernehmen.

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2 Kurz gefasst
Dieses Kapitel fasst die wichtigsten Inhalte der Patientenleitlinie
in aller Kürze zusammen.

KHK
Bei einer koronaren Herzkrankheit (KHK) sind die Blutgefäße,
die das Herz versorgen, oft verengt. Wenn das Herz nicht mehr
ausreichend Sauerstoff bekommt, können Beschwerden oder
sogar Schäden am Herzen auftreten. In Deutschland gehört die
KHK zu den „Volkskrankheiten“. Bei etwa 7 von 100 Frauen und
etwa 10 von 100 Männern in Deutschland wird im Laufe des Le-
bens eine KHK bekannt.

Risikofaktoren
Manche Umstände begünstigen das Entstehen einer KHK. Dazu
gehören unter anderem:
• Rauchen;
• Bewegungsmangel;
• Übergewicht (Adipositas);
• Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus);
• Bluthochdruck (Hypertonie);
• psychosoziale Belastung, zum Beispiel Stress oder Depres-
sion.
Es gibt weitere – nicht in der Nationalen Versorgungsleitlinie
thematisierte – Erkrankungen, die sich ungünstig auf Herz und
Gefäße auswirken können, zum Beispiel die obstruktive
Schlafapnoe (siehe Wörterbuch: „Schlafapnoe“).

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KHK erkennen
Nach einer ausführlichen Befragung und körperlichen Untersu-
chung schätzt Ihre Ärztin ab, wie hoch das Risiko ist, dass Sie an
einer KHK erkrankt sind. Bei deutlichen Hinweisen auf eine KHK
empfiehlt die Expertengruppe in der Regel ein Elektrokardio-
gramm (EKG) und einen Herz-Ultraschall (Echokardiographie) in
Ruhe – also ohne körperliche Belastung. Je nach persönlicher
Situation und Erkrankungsrisiko können weitere Untersuchungs-
verfahren zum Einsatz kommen.

Anzeichen und Folgen


Bei einer KHK treten nicht immer und ständig Beschwerden auf.
Im Verlauf kann es aber immer wieder zu unterschiedlich starken
Beschwerden kommen. Besonders bei körperlicher Belastung
können Schmerzen hinter dem Brustbein, Engegefühl in der
Brust oder Luftnot auftreten.
Treten diese Beschwerden auch in Ruhephasen auf, dann be-
steht dringender Handlungsbedarf. Eine KHK kann lebensbe-
drohlich verlaufen. Folgen einer KHK können sein: Herzinfarkt,
Herzschwäche, Herzrhythmus-Störungen und plötzlicher Herz-
tod.

Behandlung
Heilen kann man die KHK nicht. Aber mit einer guten Behand-
lung können Betroffene eine ähnliche Lebensqualität haben wie
Gesunde. Die Behandlung verfolgt zwei Ziele: Beschwerden lin-
dern und gefährlichen Folgen wie Herzinfarkt vorbeugen. Das
wichtigste ist ein gesunder Lebensstil, das heißt: angemessene
Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und möglichst Ver-
zicht auf Rauchen. Darüber hinaus lässt sich eine KHK mit Medi-
kamenten allein, oder zusätzlich mit Stützröhrchen (Stents) oder
einer Operation am Herzen (Bypass-Operation) behandeln. Auch
wer Stents oder eine Operation erhält, nimmt regelmäßig Medi-
kamente ein.

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3 Das Herz und seine Gefäße


Das Herz liegt ungefähr in der Mitte des Brustkorbs, schräg links
hinter dem Brustbein. Es ist etwa faustgroß. Als hohles Organ ist
es mit besonders starken Muskelwänden ausgestattet, damit es
seine Arbeit als Pumpe erfüllen kann. Der Herzmuskel zieht sich
automatisch zusammen. Mit jedem Herzschlag werden beim Er-
wachsenen etwa 70 Milliliter Blut aus dem Inneren des Herzens
in den Körper gepresst. Dies geschieht etwa 70-mal in der Minu-
te. Diese enorme Arbeitsleistung kann der Herzmuskel nur er-
bringen, wenn er selbst gut mit Blut versorgt wird. Dafür sind ei-
gene Gefäße zuständig, die den Herzmuskel kranzförmig umfas-
sen. Sie werden Herzkranzgefäße oder Koronararterien genannt.
Diese Gefäße versorgen den Herzmuskel mit Sauerstoff und
Nährstoffen.
Das Herz ist das Zentrum des Blutkreislaufs. Es hat die Aufgabe,
sauerstoff- und nährstoffreiches Blut durch die großen Blutbah-
nen (Arterien) in den Körper zu pumpen. Sauerstoff und Nähr-
stoffe werden von den Zellen der Organe aufgenommen und
verbraucht. Das nunmehr sauerstoffarme und stattdessen mit
Kohlendioxid und anderen Abfallstoffen beladene Blut ist dunkler
gefärbt und gelangt durch andere Blutbahnen (Venen) zurück
zum Herzen.

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Abbildung 1: Die Herzkranzgefäße

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4 Koronare Herzkrankheit (KHK) – was


ist das?
Eine chronische koronare Herzkrankheit ist eine ernst zu neh-
mende Erkrankung, die Ihr tägliches Leben stark beeinträchtigen
kann. Chronisch bedeutet, dass die Krankheit ein Leben lang
bestehen bleibt.

Wie entsteht eine KHK?


Durch krankhafte Ablagerungen in den Innenwänden der Herz-
kranzgefäße – sogenannte Plaques – entstehen Engstellen. Die-
se Gefäßverengung heißt medizinisch Arteriosklerose. Man kann
sich die verengten Gefäße wie ein teilweise verstopftes Rohr
vorstellen, durch das nun nicht mehr genügend Blut hindurchflie-
ßen kann.
Dieser Vorgang tritt mehr oder weniger bei jedem Menschen auf
und verstärkt sich mit dem Alter. Durch verschiedene Umstände
kann er sich jedoch beschleunigen und so auch schon jüngere
Menschen betreffen (mehr dazu im Kapitel „Risikofaktoren für ei-
ne KHK“ auf Seite 18).
Eine Folge von fortgeschrittener Verengung der Herzkranzgefä-
ße ist, dass das Herz nicht mehr ausreichend Sauerstoff be-
kommt. Besonders bei körperlicher Belastung kann es dann nicht
mehr genügend Blut durch den Körper transportieren, und es tre-
ten Beschwerden auf.

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Abbildung 2: Plaque-Bildung in den Herzkranzgefäßen

Anzeichen und Beschwerden


Bei einer KHK treten nicht immer und ständig Beschwerden auf.
Im Verlauf kann es aber immer wieder zu unterschiedlich starken
Beschwerden kommen.
Auftreten können ganz unterschiedliche Krankheitszeichen, in
der Regel bei körperlicher Anstrengung oder Stress:
• Schmerzen hinter dem Brustbein, die häufig in Hals, Nacken,
Kiefer, Arme oder Oberbauch ausstrahlen;
• Engegefühl in der Brust;
• Luftnot, Atemnot, Kurzatmigkeit („einem geht schnell die
Puste aus“);
• Schweißausbrüche („kalter Schweiß“);
• Übelkeit;
• ein Gefühl der Lebensbedrohung.

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Treten diese Beschwerden auch in Ruhephasen auf, dann be-


steht dringender Handlungsbedarf. Eine KHK kann lebensbe-
drohlich verlaufen und zum Beispiel zu einem Herzinfarkt führen.
Deshalb sollten Sie mit Ihrem Arzt genau besprechen, was
bei einem Notfall zu tun ist. Auch Ihre Angehörigen sollten
darüber Bescheid wissen. Mehr dazu im Kapitel „Verhalten
im Notfall“ auf Seite 73.

Hinweis

Betroffene im höheren Lebensalter, Frauen und Menschen mit


Diabetes haben manchmal weniger typische Beschwerden, als
die oben beschriebenen. Besonders bei Menschen mit Diabe-
tes kann es passieren, dass die KHK keine bemerkbaren
Krankheitszeichen verursacht. Selbst ein Herzinfarkt ruft nicht
immer Beschwerden hervor, er kann auch „stumm“ verlaufen.

Allerdings können solche oder ähnliche Beschwerden auch bei


anderen Erkrankungen auftreten, zum Beispiel bei Lungenkrank-
heiten. Ihre Ärztin wird Sie gründlich untersuchen, um dies zu
prüfen (mehr dazu im Kapitel „Wie wird eine KHK festgestellt?“
auf Seite 20).

Erscheinungsformen einer KHK


Eine KHK ist eine dauerhafte Erkrankung, die sich typischer-
weise als Angina pectoris („Brustenge“) äußert. Unter einer An-
gina pectoris versteht man ein anfallsartiges Engegefühl oder
Schmerzen in der Brust.
Fachleute sprechen von einer stabilen Angina pectoris, wenn
• die Schmerzen hinter dem Brustbein nur kurz andauern (etwa
1 bis 20 Minuten);
• die Beschwerden unter körperlicher oder psychischer Belas-
tung (Stress) auftreten;
• sich die Beschwerden in Ruhe wieder bessern (innerhalb von
5 bis 30 Minuten);

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• die Beschwerden innerhalb von 5 bis 10 Minuten abnehmen,


sobald das Medikament Nitroglycerin eingenommen wird
(zum Beispiel als Nitro-Spray oder Nitro-Kapsel, siehe auch
Kapitel „Nitrate“ auf Seite 58).

Eine instabile Angina pectoris liegt vor, wenn


• ein Anfall erstmals auftritt;
• die Anfälle in Ruhe auftreten;
• sich die Anfälle häufen;
• die Anfälle zunehmend länger andauern;
• die Anfälle zunehmend stärker werden.
Eine Angina pectoris wird in vier Schweregrade eingeteilt:
Abbildung 3: Schweregrade einer Angina pectoris

Beschwerden in Ruhe oder Beschwerden bei


4 geringster körperlicher Belastung wie kleine
Tätigkeiten im Sitzen

3 Beschwerden bei leichter körperlicher Belas-


tung wie normales Gehen oder Ankleiden

Beschwerden bei stärkerer Anstrengung wie


schnelles Laufen, Bergaufgehen, Treppen-
2
steigen nach dem Essen, bei Kälte, Wind
oder psychischer Belastung

Keine Beschwerden bei Alltagsbelastung wie


1 Laufen oder Treppensteigen, jedoch bei
plötzlicher oder längerer körperlicher
Belastung

Schweregrad Art der Belastung

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Folgen einer KHK können sein:

Herzinfarkt
Der Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ist ein plötzlich eintretendes
Ereignis mit Zerstörung von Herzmuskelgewebe, verursacht
durch einen akuten Sauerstoffmangel, zum Beispiel durch
Verengung oder Verschluss der versorgenden Herzkranzge-
fäße.
Herzmuskelschwäche
Als Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) wird eine krank-
haft verminderte Pumpfunktion des Herzens bezeichnet. Tritt
sie auf, kann es zu einer unzureichenden Versorgung des
Körpers mit Blut und Sauerstoff und zum Blutstau in der Lunge
und anderen Organen kommen.
Herzrhythmus-Störungen
Unter Herzrhythmus-Störungen (Arrhythmien) versteht man
eine Störung der normalen Herzschlagfolge. Sie wird durch
krankhafte Vorgänge im Herzmuskel verursacht.
Plötzlicher Herztod
Plötzlicher und unerwarteter Tod (Sekundentod) durch Herz-
stillstand; Betroffene können manchmal durch einen sofort ab-
gegebenen Elektroschock (Defibrillation) wiederbelebt werden.

Hinweis

Unter dem Begriff „akutes Koronarsyndrom“ werden die


Situationen einer KHK zusammengefasst, die unmittelbar
lebensbedrohlich sind. Hierzu gehören die instabile Angina
pectoris, der Herzinfarkt und der „plötzliche Herztod“.
Das akute Koronarsyndrom ist nicht Bestandteil dieser Patien-
tenleitlinie. Die zugrundeliegende Nationale Versorgungs-
Leitlinie Chronische KHK verweist auf andere ärztliche Leitli-
nien, unter anderem: www.leitlinien.dgk.org.

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Wie häufig ist eine KHK?


In Deutschland gehört die KHK zu den „Volkskrankheiten“. Bei
etwa 7 von 100 Frauen und etwa 10 von 100 Männern in
Deutschland wird im Laufe des Lebens eine KHK bekannt. Män-
ner sind demnach etwas häufiger betroffen als Frauen. Eine KHK
kann auch unbemerkt verlaufen und somit unerkannt bleiben, so
dass die tatsächlichen Zahlen möglicherweise höher sind.
Das Risiko, an einer KHK zu erkranken, steigt mit dem Lebensal-
ter an. Ab einem Alter von 65 Jahren erkranken ungefähr 18 von
100 Frauen und 28 von 100 Männern im Laufe ihres Lebens an
einer KHK.
KHK und Herzinfarkt gehören zu den häufigsten Todesursachen:
Bei ungefähr 1 von 10 Verstorbenen ist die Ursache eine chroni-
sche KHK.

Risikofaktoren für eine KHK


Verschiedene Umstände können eine KHK begünstigen. Meist
sind also mehrere Ursachen dafür verantwortlich, dass eine KHK
entsteht und auch dafür, wie sie verläuft. Einige dieser Risikofak-
toren können Betroffene selbst beeinflussen, andere nicht. Diese
sollten, sofern das möglich ist, medizinisch behandelt werden.
Risikofaktoren, auf die Sie als Betroffene selbst keinen Einfluss
nehmen können, sind unter anderem:
• Alter;
• Geschlecht;
• Auftreten von Gefäßverengungen bei Verwandten 1. Grades
(bei Männern vor dem 55. Lebensjahr und bei Frauen vor
dem 65. Lebensjahr).

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Zu den Risikofaktoren, auf die Sie als Erkrankte selbst Einfluss


nehmen können und die medizinisch behandelt werden können,
gehören:
• Rauchen;
• unzureichende Bewegung;
• Fehlernährung, starkes Übergewicht;
• dauerhaft zu hohe Blutfette durch eine Störung des Fettstoff-
wechsels (Hyperlipidämie);
• Zuckerkrankheit (Diabetes);
• Bluthochdruck (Hypertonie);
• psychosoziale Belastung, zum Beispiel Stress oder Depres-
sion.
Wie Sie den Verlauf der KHK beeinflussen können, erfahren Sie
im Kapitel „Verhaltensänderungen: Was ist eine gesunde Le-
bensweise?“ auf Seite 37.
Es gibt weitere – nicht in der Nationalen Versorgungsleitlinie
thematisierte – Erkrankungen, die sich ungünstig auf Herz und
Gefäße auswirken können, zum Beispiel die obstruktive
Schlafapnoe (siehe Wörterbuch: „Schlafapnoe“).

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5 Wie wird eine KHK festgestellt?


Nachfragen und verstehen
Eine gründliche Untersuchung ist die wichtigste Voraussetzung,
damit Ihr Arzt mit Ihnen gemeinsam die passende Behandlung
planen kann.
Wichtig ist auch, dass Sie die Untersuchungen und deren Er-
gebnisse verstehen. Trauen Sie sich, Ihre Fragen zu stellen. Ha-
ben Sie auch keine Scheu nachzufragen, wenn Ihnen etwas un-
klar ist. Und lassen Sie sich die Ergebnisse gründlich erklären.
Im Kasten „Das gute Gespräch“ finden Sie Tipps, um das Ge-
spräch in Ihrem Sinne zu gestalten.

Das gute Gespräch:


• Überlegen Sie sich vor einem Gespräch mit Ihrer Ärztin in
Ruhe, was Sie wissen möchten. Es kann Ihnen helfen,
wenn Sie sich Ihre Fragen auf einem Zettel notieren.
• Ebenso hilfreich kann es sein, wenn Sie Angehörige oder
eine andere Person Ihres Vertrauens in das Gespräch mit-
nehmen.
• Respekt und ein freundlicher Umgang sollte für alle Ge-
sprächspartner selbstverständlich sein.
• Sie können während des Gesprächs mitschreiben. Sie kön-
nen auch Ihren Arzt um schriftliche Informationen bitten.
• Teilen Sie Ihrem Gegenüber mit, wenn Sie nervös, ange-
spannt oder völlig kraftlos sind. Jeder versteht das.
• Haben Sie selbst keine Scheu, Ihre Ängste, Vorstellungen
oder Hoffnungen offen anzusprechen.
• Trauen Sie sich zu fragen, wenn Sie etwas nicht verstan-
den haben oder Sie weitere Informationen benötigen.
• Bitten Sie Ihre Ärztin darum, dass sie Ihnen Fachausdrücke
oder andere medizinische Details erklärt, zum Beispiel mit
Hilfe von Bildern.

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• Denken Sie ruhig auch nach dem Gespräch darüber nach,


ob alle Ihre Fragen beantwortet wurden und ob Sie das Ge-
fühl haben, das Wesentliche verstanden zu haben. Scheu-
en Sie sich nicht, noch einmal nachzufragen, falls Ihnen et-
was unklar geblieben ist.
• Sie können sich auch eine zweite Meinung einholen, wenn
Sie das Gefühl haben, nicht gut beraten zu sein (siehe Ka-
pitel „Ihr gutes Recht“ auf Seite 91).

Manchmal ist es gar nicht so leicht, im Arztgespräch alles anzu-


sprechen, was man wissen möchte. Im Kasten „Fragen vor einer
Untersuchung“ und auch in den nächsten Kapiteln finden Sie ei-
nige Anregungen für Fragen, die Sie Ihren Ärzten stellen können:

Fragen vor einer Untersuchung:


• Warum ist die Untersuchung notwendig?
• Welches Ziel hat die Untersuchung?
• Wie zuverlässig ist das Untersuchungsergebnis?
• Kann ich auf die Untersuchung verzichten?
• Wie läuft die Untersuchung ab?
• Welche Risiken bringt sie mit sich?
• Gibt es andere Untersuchungen, die genauso gut sind?
• Wird die Untersuchung von meiner Krankenkasse bezahlt?
• Sind Komplikationen zu erwarten, und wenn ja, welche?
• Muss ich vor der Untersuchung etwas beachten, zum Bei-
spiel nüchtern sein?
• Wann erhalte ich das Ergebnis?

Krankengeschichte und Lebensumstände


Zu Beginn der Untersuchung stellt Ihnen die Ärztin einige Fra-
gen. Dabei geht es um Ihre Krankengeschichte, Lebensgewohn-
heiten, Beschwerden, Medikamente sowie vorausgegangene
und bestehende Krankheiten. Im Gespräch werden zudem An-

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zeichen auf eine KHK erfragt und Erkrankungen Ihrer Verwand-


ten erfasst. Diese Befragung heißt in der Fachsprache Anamne-
se. Sie liefert erste Hinweise auf eine KHK.
Angaben zu Medikamenten
Es ist sinnvoll, wenn Sie eine Liste aller Medikamente zusam-
menstellen, die Sie momentan einnehmen, und diese zum Arzt-
besuch mitnehmen. Auf die Liste gehören außerdem Arzneien,
die Sie ohne Rezept gekauft haben, wie Nahrungsergänzungs-
mittel oder pflanzliche Mittel. Sie können auch einfach alle Medi-
kamentenpackungen einpacken.

Tipp – Medikationsplan

Patientinnen und Patienten, die gleichzeitig mindestens drei


verordnete Medikamente einnehmen beziehungsweise an-
wenden, haben einen gesetzlichen Anspruch auf einen für sie
verständlichen Medikationsplan. Diesen erhalten Sie von Ihrer
behandelnden Ärztin oder ihrem behandelnden Arzt.
Weitere Informationen zum Medikationsplan und eine Bei-
spielvorlage gibt es hier:
www.kbv.de/html/medikationsplan.php.

Psychosoziale Belastungen
Es gibt Belege, dass verschiedene Lebensumstände die Ent-
wicklung und den Verlauf einer KHK ungünstig beeinflussen
können. Dazu zählen unter anderem:
• psychische Störungen, zum Beispiel Depression, Angststö-
rungen oder Schizophrenie;
• Eigenschaften wie überschießende Neigung zu Ärger;
• mangelnde soziale Unterstützung;
• berufliche oder familiäre Stressbelastungen.

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Vielen Menschen fällt es von sich aus schwer, über ihr seeli-
sches Empfinden und ihre sozialen Probleme zu sprechen. Aus
diesem Grund soll Ihr Arzt Sie nach Meinung der Expertengrup-
pe gezielt danach fragen. In Gesprächen und mittels Fragebögen
kann er feststellen, ob Sie hier Unterstützungsbedarf haben.
Auf die möglichen Fragen können Sie sich zu Hause vorbereiten.
Auch Notizen können hilfreich sein. So stellen Sie sicher, dass
Sie später im Gespräch nichts Wichtiges vergessen.

Mögliche Fragen während der Untersuchung:

Aktuelle Situation und Beschwerden:


• Welche Beschwerden haben Sie? Zum Beispiel: Brust-
schmerzen, Engegefühl oder Atemnot?
• Seit wann haben Sie die Beschwerden? Wochen, Monate?
• Wie stark und wie häufig sind die Beschwerden? In wel-
chen Situationen treten diese auf? Wodurch bessern sie
sich?
• Nehmen Sie Medikamente ein?
Vorerkrankungen (auch innerhalb der Familie):
• Welche Krankheiten sind bei Ihnen bekannt? Zum Beispiel:
erhöhter Blutdruck, erhöhte Blutfettwerte, Herzschwäche
oder Diabetes?
• Welche Erkrankungen gibt es in Ihrer Familie, zum Beispiel
Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Lebensstil und Verhaltensweisen:
• Bewegen Sie sich regelmäßig?
• Wie schwer sind Sie?
• Rauchen Sie?
• Wie viel Alkohol trinken Sie?

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Psychosoziale Belastung:
• Fühlen Sie sich bei Ihrer Arbeit häufig sehr stark gefordert?
• Haben Sie ernsthafte Probleme mit Ihrem Lebens-
partner/Ihrer Lebenspartnerin oder Ihrer Familie?
• Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen,
traurig bedrückt oder hoffnungslos?
• Fühlen Sie sich nervös oder angespannt?
• Ärgern Sie sich oft und übermäßig über Kleinigkeiten?

Körperliche Untersuchung
Nach der Anamnese untersucht Ihre Ärztin Sie körperlich. Dabei
werden zum Beispiel Gewicht, Körpergröße, Taillen- und Hüft-
umfang gemessen. Unter anderem überprüft Ihr Arzt den Blut-
druck, hört Ihr Herz und Ihre Lungen ab und tastet Ihre Pulse an
Hals, Leiste, Armen und Beinen. Meist nimmt er Ihnen auch Blut
ab. Es wird geprüft, ob andere Ursachen für Ihre Beschwerden in
Frage kommen.

Wie kann Ihr persönliches Risiko eingeschätzt


werden?
Es gibt verschiedene Ursachen für Brustschmerz. Bei etwa 10
von 100 Menschen, die ihre Hausärztin mit Brustschmerzen auf-
suchen, ist die Ursache eine chronische KHK.

Die Leitlinie empfiehlt:

Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt soll bei bestehendem


Brustschmerz Ihr allgemeines Risiko einschätzen, an einer
chronischen KHK erkrankt zu sein. Dies geschieht mit dem
sogenannten Marburger Herz-Score.

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Dieser Herz-Score ist eine Entscheidungsregel, die auf fünf


Merkmalen beruht. Trifft ein Merkmal zu, so erhält man einen
Punkt. Diese werden zusammengezählt. Der Score liegt also
zwischen 0 und 5 Punkten.
Tabelle 1: Marburger Herz-Score
Merkmal Punktezahl
Geschlecht und Alter (Männer ≥ 55 Jahre und Frauen 1
≥ 65 Jahre)
Erkrankung der Blutgefäße ist bereits bekannt 1
Beschwerden sind belastungsabhängig 1
Schmerzen lassen sich nicht durch Abtasten/Drücken 1
hervorrufen
Der Patient oder die Patientin vermutet, dass der 1
Schmerz vom Herzen kommt

Bei 2 oder weniger Punkten ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine


KHK zugrunde liegt, eher gering (weniger als 5 von 100 Men-
schen). Bei 3 Punkten hat ungefähr jeder Fünfte eine KHK, bei
4 bis 5 Punkten etwa jeder Zweite.
Der Arzt beachtet zudem weitere Umstände wie zum Beispiel:
Liegt eine Zuckerkrankheit vor? Danach schätzt er ab, wie hoch
Ihr persönliches Risiko ist. Abhängig von diesem Risiko wird er
Sie zu einer Herzspezialistin (Kardiologin) überweisen.

Die Untersuchungsverfahren

Das Elektrokardiogramm (EKG)


Ein wichtiges Untersuchungsverfahren ist das Elektrokardio-
gramm, kurz EKG.
Bei einem EKG werden am Brustkorb, an den Armen und den
Beinen Elektroden befestigt. Für gewöhnlich sind das insgesamt
12 Elektroden am Körper. Das EKG-Gerät zeichnet die elektri-
sche Aktivität des Herzens auf. Mit jedem Herzschlag fließt
schwacher Strom, den die Elektroden messen. Diese Span-

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nungsänderungen werden von der Körperoberfläche abgeleitet


und grafisch dargestellt. Diese Grafik zeigt Wellen und Zacken.
Sie wird EKG-Kurve genannt. Die Schwankungen der Kurve zei-
gen an, wann sich das Herz zusammenzieht und wieder er-
schlafft. Das EKG ermöglicht Aussagen über Herzrhythmus und
Häufigkeit des Herzschlags (Herzfrequenz). Es gibt Auskunft
über die Abläufe innerhalb des Herzmuskels und lässt somit
auch indirekt Aussagen über Veränderungen der Form sowie der
Struktur des Herzens zu. Mit Hilfe dieser Kurve können Erkran-
kungen wie zum Beispiel KHK, aber auch Rhythmusstörungen,
Herzinfarkt oder Entzündungen am Herzen erkannt werden.
Es gibt drei Formen: das Ruhe-EKG, das Belastungs-EKG und
das Langzeit-EKG.
• Beim Ruhe-EKG wird die Tätigkeit des Herzens ohne Belas-
tung, also in Ruhe, aufgezeichnet.
• Beim Belastungs-EKG steht die Frage im Vordergrund, ob
sich das Herz an körperliche Anstrengungen anpassen kann.
Ein Belastungs-EKG wird erstellt, während der Betroffene auf
einem Standfahrrad fährt oder auf einem Laufband läuft.
• Beim Langzeit-EKG wird die Tätigkeit des Herzens über 24
Stunden hinweg aufgezeichnet – also einen Tag und eine
Nacht lang.

Die Leitlinie empfiehlt:

Nach Meinung der Expertengruppe sollen Menschen mit typi-


schen Beschwerden und deutlichen Hinweisen auf eine KHK
ein Ruhe-EKG erhalten.

Ein EKG kann wichtige Hinweise geben, um eine bestehende


KHK zu erkennen und um eine stabile KHK von anderen Herzer-
krankungen abzugrenzen. Studien zeigten aber, dass bei norma-
lem EKG trotzdem eine KHK vorliegen kann.

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Der Herz-Ultraschall (Echokardiographie)


Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens wird auch Echokardi-
ographie oder Sonographie genannt.
Bei dieser Untersuchung werden Schallwellen eingesetzt, die
über einen Schallkopf versendet und empfangen werden. Die
ausgesendeten Schallwellen durchdringen das direkt darunter
liegende Gewebe. Die zurückgemeldeten Schallsignale werden
am Bildschirm sichtbar und können wie ein Film betrachtet wer-
den. Während einer Ultraschalluntersuchung kann man die Herz-
funktion beobachten. Insbesondere die Größe der Herzkam-
mern, die Klappenfunktion und die Pumpfunktion des Herzens
sind dabei gut erkennbar.
Bei der Ultraschalluntersuchung des Herzens durch den Brust-
korb (transthorakale Echokardiographie), liegt die Patientin auf
dem Rücken oder auf der Seite. Der Arzt führt in langsamen Be-
wegungen den Schallkopf des Ultraschallgerätes über die Haut
des Brustkorbs. Währenddessen werden am Bildschirm die Bil-
der betrachtet. Für die Bilddarstellung wird ein Gleitfilm zwischen
Haut und Schallkopf benötigt. Dazu trägt die Ärztin ein farbloses
Kontaktgel auf die Haut auf. Es ist wasserlöslich und kann prob-
lemlos von der Haut abgewaschen und aus der Kleidung ausge-
waschen werden.
Mit einer Ultraschalluntersuchung lässt sich feststellen:
• wie die beiden Herzkammern arbeiten;
• wie die Wände des Herzmuskels der linken Herzkammer be-
schaffen sind;
• ob der Blutdruck im Lungenkreislauf erhöht ist;
• ob die vier Herzklappen vollständig öffnen und schließen;
• ob Flüssigkeit im Herzbeutel ist.

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Die Leitlinie empfiehlt:

Nach Meinung der Expertengruppe sollten Menschen mit ty-


pischen Beschwerden und deutlichen Hinweisen auf eine KHK
eine Ultraschalluntersuchung des Herzens in Ruhe erhalten.

Mit dieser Untersuchung kann der Arzt das Herz genau beurtei-
len und andere Herzkrankheiten feststellen, wie zum Beispiel ei-
ne Herzschwäche oder Herzklappenfehler, die nicht selten zu-
sätzlich zu einer KHK bestehen. Dann ist möglicherweise eine
zusätzliche Behandlung notwendig.

Welche Untersuchungen noch auf Sie zukom-


men können
Anhand Ihrer Beschwerden, Ihres Alters und Ihres Geschlechts
wird die Wahrscheinlichkeit abgeschätzt, dass Sie eine KHK ha-
ben. Ist Ihr persönliches Risiko nach den ersten Untersuchungen
eher niedrig (unter 15 Prozent), so sollte die Ärztin nach Mei-
nung der Expertengruppe nach anderen Gründen für Ihre Be-
schwerden suchen.
Ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine KHK haben, nach den
ersten Untersuchungen und Einschätzen Ihres persönlichen Ri-
sikos hoch (über 85 Prozent), so sollte der Arzt nach Meinung
der Expertengruppe ohne weitere Untersuchungen Ihre Behand-
lung mit Ihnen planen. Mehr dazu im Kapitel „Eine KHK behan-
deln“ auf Seite 35.
Bei Menschen mit einem geschätzten Risiko zwischen 15 und 85
Prozent sollten weitere Untersuchungen zum Einsatz kommen,
um eine KHK festzustellen oder auszuschließen. Dafür gibt es
verschiedene Verfahren. Bei der Auswahl der Untersuchung sol-
len nach Meinung der Expertengruppe folgende Fragen berück-
sichtigt werden:

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• Wie hoch ist das persönliche Risiko für eine KHK?


• Ist das Verfahren vor Ort vorhanden?
• Hat das Behandlungsteam bereits viel Erfahrung mit diesem
Verfahren?
• Ist die Untersuchung für Sie persönlich gut geeignet?
• Welche Nachteile und Komplikationen hat die Untersuchung?
Tabelle 2: Übersicht der verschiedenen Untersuchungsverfahren

Verfahren Ablauf Dauer Bemerkungen


Belastungs- EKG unter körperlicher Be- Je nach Keine Strahlen-
EKG lastung mit dem Standfahr- Höhe der einwirkung.
rad oder Laufband. Belastung
bis zu 15
Minuten
Stress- Herz-Ultraschall unter kör- 20 bis 30 Keine Strahlen-
Echokardio- perlicher Belastung mit Minuten einwirkung.
graphie dem Standfahrrad oder
Laufband beziehungsweise
Belastung des Herzens,
hervorgerufen durch be-
stimmte Medikamente.
Myokard- Untersuchung, um die Bis zu 4 Ist mit einer ge-
Perfusions- Durchblutung des Herz- Stunden, ringen Strahlen-
SPECT muskels bildlich darzustel- mit länge- einwirkung (ioni-
(Single- len. Dafür wird ein radioak- ren Pau- sierende Strah-
Photonen- tiver Stoff in die Blutbahn sen da- len) verbunden.
Emis- gespritzt. Eine spezielle zwischen Kostenübernah-
sionstomo- Kamera macht Aufnahmen me durch die ge-
graphie) vom Herzen. Findet unter setzliche Kran-
Myokard = körperlicher oder medika- kenversicherung.
Herzmuskel mentöser Belastung statt. Die NVL verweist
Perfusion = auf die S1-
Durchblutung Leitlinie „Myo-
kard-Perfusions-
Szintigraphie“:
www.awmf.org/leit
linien/detail/ll/031-
006.html.

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Verfahren Ablauf Dauer Bemerkungen


Stress- Die Magnetresonanzto- 20 bis 30 Keine Strahlen-
Perfusions- mographie (MRT) ist ein Minuten einwirkung.
MRT bildgebendes Verfahren Keine Kosten-
zur Darstellung von Struk- übernahme durch
turen im Inneren des Kör- die gesetzliche
pers. Es werden ein gefäß- Krankenversiche-
erweiterndes Medikament rung.
und ein Kontrastmittel in Bei Menschen mit
die Blutbahn gespritzt. einem Herz-
Beim Perfusions-MRT wird schrittmacher ist
auf diese Weise der vom vorab zu klären,
Blut durchströmte Herz- ob und unter wel-
muskel dargestellt. Es wer- chen Vorsichts-
den keine Röntgenstrahlen maßnahmen die
verwendet, sondern starke Untersuchung
elektromagnetische Felder. möglich ist.
Dobutamin- Siehe Stress-Perfusions- 40 bis 60 Keine Strahlen-
Stress-MRT MRT. Minuten einwirkung.
Bei diesem MRT wird das Keine Kosten-
Medikament Dobutamin übernahme durch
stufenweise in die Blutbahn die gesetzliche
gespritzt, so dass sich der Krankenversiche-
Herzschlag nach und nach rung.
erhöht. Bei Menschen mit
einem Herz-
schrittmacher ist
vorab zu klären,
ob und unter wel-
chen Vorsichts-
maßnahmen die
Untersuchung
möglich ist.

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Verfahren Ablauf Dauer Bemerkungen


CT-Koronar- Eine Computertomographie Weniger Ist mit einer ge-
angiographie (CT) ist ein Röntgenbild als 5 Mi- ringen Strahlen-
aus verschiedenen Rich- nuten einwirkung (Rönt-
tungen. Ein Computer ver- genstrahlen) ver-
arbeitet die Informationen, bunden.
die hierbei entstehen, und Keine Kosten-
erzeugt ein räumliches Bild übernahme durch
vom Herzen. Dieses Ver- die gesetzliche
fahren kann Ablagerungen Krankenversiche-
und Engstellen der Herz- rung.
kranzgefäße zuverlässig
entdecken.
Im Regelfall werden dabei
jodhaltige Kontrastmittel
eingesetzt.

Bei diesen Untersuchungen kommen teilweise Medikamente


zum Einsatz, die in Deutschland nicht zugelassen sind und daher
nur im sogenannten Off-Label-Use eingesetzt werden (siehe
Kasten).

Off-Label-Use

Den Einsatz von Substanzen, die in Deutschland bislang nicht


für dieses Krankheitsbild zugelassen wurden, bezeichnet man
als Off-Label-Use. Das Zulassungsverfahren für Medikamente
schreibt den Nachweis des Nutzens eines Medikamentes in
hochwertigen Studien für jedes einzelne Krankheitsbild vor,
das mit dem Medikament diagnostiziert oder behandelt wer-
den soll. Wenn es jedoch gute Hinweise auf eine Wirksamkeit
in Ihrer Situation gibt und keine andere gleich gute Diagnostik
oder Therapie zur Verfügung steht, dann kann ein Off-Label-
Use sinnvoll sein. Er ist jedoch für Ärztin und Patient mit grö-
ßeren Unsicherheiten in Bezug auf Wirkung und Nebenwir-
kungen verbunden. Mehr zum Off-Label-Use können Sie unter
anderem beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) nach-
lesen: www.g-ba.de.

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Brauchen Sie eine Herzkatheter-


Untersuchung?
Ein sogenannter Herzkatheter ist heutzutage in aller Munde.
Vielleicht fragen Sie sich nun, ob auch Sie einen brauchen…

Wie läuft eine Herzkatheter-Untersuchung ab?


Eine biegsame, dünne Sonde (Katheter) wird über eine Arterie in
der Leiste oder am Arm bis zum Herz vorgeschoben. Dieser
Vorgang wird mit Hilfe von Röntgenstrahlen auf einem Bildschirm
dargestellt. Die Ärztin spritzt über den Katheter ein Kontrastmit-
tel, um mögliche krankhafte Veränderungen der Herzkranzgefä-
ße sichtbar zu machen. Die Untersuchung dauert in der Regel
ungefähr 30 Minuten.

Was ist Ziel dieser Untersuchung?


Mit einer Herzkatheter-Untersuchung soll der Arzt prüfen, ob ei-
ne Operation zum Überbrücken der verengten Blutgefäße (By-
pass-Operation) einen Vorteil bietet, und wie sie durchgeführt
werden könnte (siehe Kapitel „Bypass-Operation“ auf Seite 67).
Die Untersuchung ist also nur für Betroffene geeignet, die gene-
rell bereit sind, sich anschließend operieren zu lassen, und für
die aus ärztlicher Sicht eine Operation in Frage kommt.
Die Untersuchung kann auch gleichzeitig mit einer Behandlung
verbunden sein (mehr dazu im Kapitel „Stents einsetzen oder
erst mal abwarten?“ auf Seite 63).

Was sind die Risiken?


Die Strahleneinwirkung ist gering. An der Einstichstelle kommt es
häufig zu blauen Flecken. Laut dem Deutschen Herzbericht 2015
treten bei 1 bis 2 von 100 Untersuchungen Komplikationen auf,
wie etwa Nachblutungen. Selten gibt es allergische Reaktionen
auf das Kontrastmittel. Ernsthafte Komplikationen wie Schlagan-
fall, Herzinfarkt oder Tod treten laut diesem Herzbericht sehr sel-

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ten auf: Schlaganfall bei 4 von 10 000 Untersuchungen, Ver-


schluss einer Herzkranzarterie bei 21 von 10 000 Untersuchun-
gen und Tod bei 17 von 10 000 Untersuchungen.

Was sagt die Leitlinie?


Eine Herzkatheter-Untersuchung ist in bestimmten Situationen
wichtig, um Ihre Behandlung zu planen, aber häufig nicht not-
wendig.

Die Leitlinie empfiehlt:

Nach Meinung der Expertengruppe soll diese Untersuchung


nicht durchgeführt werden, wenn:
• die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine stabile KHK haben,
gering ist;
• die bildgebenden Untersuchungsverfahren keine Hinweise
auf eine verminderte Durchblutung in den Herzgefäßen zei-
gen;
• aufgrund Ihrer körperlichen Verfassung eine Operation am
Herzen nicht möglich ist;
• Sie sich entscheiden, Beschwerden zunächst nur mit Medi-
kamenten behandeln zu lassen (mehr dazu im Kapitel
„Behandlung mit Medikamenten“ auf Seite 41).

Vor einer möglichen Herzkatheter-Untersuchung sollen Sie nach


Meinung der Expertengruppe mit Hilfe folgender Patienteninfor-
mation beraten werden: „Verdacht auf koronare Herzkrankheit:
Brauche ich eine Herzkatheter-Untersuchung?“: siehe „Anhang“
auf Seite 127 oder www.patienten-information.de/mdb/
downloads/nvl/khk/khk-4aufl-vers1-eh1.pdf.

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Übersicht: Untersuchungen bei deutlichen


Hinweisen auf eine chronische stabile KHK
Patient oder Patientin mit Beschwerden (zum Beispiel Brustschmerz)

• ausführliche Befragung (Anamnese);


• körperliche Untersuchung;
• Einschätzen des Risikos für eine stabile KHK;
• KHK unwahrscheinlich => Suche nach anderen Gründen für die Be-
schwerden.

Deutliche Hinweise auf eine stabile KHK

• Elektrokardiogramm (EKG) in Ruhe;


• Herz-Ultraschall (Echokardiographie) in Ruhe.
Abhängig von den ersten Untersuchungsergebnissen und von der per-
sönlichen Situation:
• geschätztes Risiko niedrig (unter 15 Prozent) => Suche nach anderen
Gründen für die Beschwerden;
• geschätztes Risiko hoch (über 85 Prozent) => keine weiteren Unter-
suchungen empfohlen und Behandlung der KHK planen;
• bei Menschen mit einem geschätzten Risiko zwischen 15 und 85 Pro-
zent sollten weitere Untersuchungen zum Einsatz kommen, wie zum
Beispiel: Stress-Echokardiographie, Myokard-Perfusions-SPECT,
Stress-Perfusions-MRT, Dobutamin-Stress-MRT oder CT-
Koronarangiographie.

Nur um zu prüfen, ob eine Bypass-Operation in Frage kommt, oder


bei anhaltenden Beschwerden trotz Behandlung

• Herzkatheter-Untersuchung (invasive Koronarangiographie).

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6 Eine KHK behandeln


Aufklärung und Informationen
Nach einer umfassenden Diagnostik liegen Ihnen alle wichtigen
Informationen vor, damit Sie nach Beratung mit Ihrer Ärztin über
die weitere Behandlung entscheiden können.
Fragen Sie so lange nach, bis Sie wirklich alle Ergebnisse ver-
standen haben. Im Kasten haben wir für Sie einige Fragen for-
muliert. Denn davon hängt die wichtigste Entscheidung ab, die
Sie nach Beratung mit Ihrem Arzt treffen müssen: die der pas-
senden und angemessenen Therapie. In der Regel haben Sie
auch genug Zeit, um diese Entscheidung in Ruhe – auch mit An-
gehörigen – zu treffen.
Vielleicht sind Sie unsicher, ob eine vorgeschlagene Behandlung
für Sie wirklich geeignet ist. Oder Sie fühlen sich nicht gut bera-
ten. Wenn Sie Zweifel haben, sprechen Sie dies offen in einem
zweiten Gespräch mit Ihrer behandelnden Ärztin an. Lassen sich
Ihre Zweifel nicht ausräumen, oder haben Sie das Gefühl, nicht
sorgfältig genug beraten worden zu sein, können Sie eine zweite
Meinung einholen. Sie haben das Recht dazu. Mehr zur ärztli-
chen Zweitmeinung erfahren Sie im Kapitel „Ihr gutes Recht“ auf
Seite 91.
Fragen nach der Diagnose:
• Haben wir alle wichtigen Ergebnisse beisammen?
• Welche Gefäße sind betroffen? Und wie stark?
• Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Welche kom-
men für mich in Frage und warum? Welche Vor- und Nach-
teile haben sie?
• Kann die Behandlung mein Leben verlängern?
• Welche Auswirkungen hat das auf meine Lebensqualität?
• Sollte ich mir eine zweite Meinung einholen?
• Wie viel Zeit habe ich, eine Behandlungsentscheidung zu
treffen?

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Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt


es?
Heilen kann man eine KHK nicht. Aber mit einer guten Behand-
lung können Sie eine ähnliche Lebensqualität haben wie Gesun-
de. Die Behandlung verfolgt zwei Ziele: Beschwerden lindern
und gefährlichen Folgen wie Herzinfarkt vorbeugen.
Es gibt mehrere wirksame Behandlungsmöglichkeiten, die teil-
weise gemeinsam zum Einsatz kommen:
• Das Wichtigste ist ein gesunder Lebensstil, das heißt: an-
gemessene Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und
Verzicht auf Rauchen (mehr dazu im Kapitel
„Verhaltensänderungen: Was ist eine gesunde Lebenswei-
se?“ auf Seite 37).
• Darüber hinaus lässt sich eine KHK mit Medikamenten be-
handeln (mehr dazu im Kapitel „Behandlung mit Medikamen-
ten“ auf Seite 41).
• Zusätzlich zur regelmäßigen Einnahme von Medikamenten
können Stützröhrchen (Stents) in die verengten Herzkranz-
arterien eingesetzt werden (mehr dazu im Kapitel „Stents
einsetzen oder erst mal abwarten?“ auf Seite 63).
• Zusätzlich zur regelmäßigen Einnahme von Medikamenten
kann auch eine Operation am Herzen (Bypass-Operation)
in Frage kommen (mehr dazu im Kapitel „Bypass-Operation“
auf Seite 67).
Eine gesunde Lebensweise und Medikamente sind feste Be-
standteile der Behandlung einer KHK. Bei etwa einem Drittel der
Betroffenen lassen die Beschwerden aber trotz der Medikamente
nicht nach. Dann können Stents oder eine Operation in Frage
kommen. Um zwischen diesen beiden Möglichkeiten zu ent-
scheiden, wird eine Herzkatheter-Untersuchung empfohlen (sie-
he Kapitel „Entscheidung für einen Eingriff: Stent oder Bypass?“
auf Seite 67).

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Lebensstilveränderungen, Medikamente und Bypass-Operation


können Beschwerden lindern und die Lebenszeit positiv beein-
flussen. Für Stents wurde bisher nur nachgewiesen, dass sie
Beschwerden lindern können.

Verhaltensänderungen: Was ist eine gesunde Le-


bensweise?
Wichtig ist in jedem Fall eine gesunde Lebensweise. Wenn mög-
lich, versuchen Sie Ihren Lebensstil zu ändern: nicht rauchen,
sich bewegen, möglichst ausgewogen ernähren und Gewicht
halten, also nicht zunehmen. So können Sie dazu beitragen,
dass die Bildung von Ablagerungen (Plaques) in den Herzkranz-
arterien langsamer fortschreitet und schwere Folgeschäden sel-
tener eintreten.

Bewegung fördern:
Bewegung tut gut. Schon mit regelmäßiger körperlicher Bewe-
gung können Sie Ihr Herzinfarkt-Risiko senken, zum Beispiel
wenn Sie jeden Tag etwa 20 Minuten spazieren gehen. Steigern
Sie Ihre körperliche Aktivität auch im Alltag, zum Beispiel können
Sie Treppen statt Aufzüge nutzen, im Garten arbeiten und kürze-
re Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen.
Viele Studien haben gezeigt, dass Sport und Bewegung einen
positiven Einfluss auf das gesamte Wohlbefinden haben. Durch
eine bessere körperliche Fitness lassen sich auch häusliche und
berufliche Arbeiten leichter bewältigen. Das Vertrauen in den ei-
genen Körper steigt wieder, und die Abwehrkräfte werden ge-
stärkt.
Wichtig ist, dass das Training an Ihre Kräfte angepasst ist. Sie
können mit Ihrem Arzt absprechen, wie intensiv die körperliche
Aktivität sein sollte und in welchen Schritten Sie das Training
steigern können.

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Mit Sport und Bewegung können Sie:

• die allgemeine Fitness verbessern;


• das Herz-Kreislauf-System verbessern;
• die Merk- und Gedächtnisfähigkeit verbessern;
• die Balance von Körper, Geist und Seele wahrnehmen;
• die Lebensqualität steigern und noch vieles mehr.

Suchen Sie sich eine Sportart, die Ihnen Spaß macht. Besonders
geeignet sind Nordic Walking, Joggen, Schwimmen und Radfah-
ren. Auch Ballspiele, Tanzen oder Gymnastik halten Sie fit.
Sie können auch Freunde oder Bekannte fragen, ob sie mitma-
chen möchten. Oder Sie schließen sich einer Sportgruppe an.
Gemeinsam ist vieles leichter.
Bei festgestellter KHK kann für einen begrenzten Zeitraum auch
Rehabilitationssport verordnet werden.

Ernährung umstellen:
Versuchen Sie, sich kaloriengerecht zu ernähren. Essen Sie so
oft wie möglich frisches Obst und Gemüse und Lebensmittel, die
wenig gesättigte Fette enthalten und die reich an Ballaststoffen
sind, zum Beispiel Vollkorngetreideprodukte und Hülsenfrüchte.
Obst und Gemüse sind auch reich an Kalium, welches sich güns-
tig auf den Blutdruck und wahrscheinlich auch auf weitere Risiko-
faktoren der KHK auswirkt.
Fettreiche Speisen sollten Sie eher selten und nur in kleinen
Mengen verzehren, zum Beispiel fettes Fleisch, fette Fertigpro-
dukte, Sahne, fette Süß- und Backwaren.
Günstig ist, pflanzliche Fette und Öle zu bevorzugen, zum Bei-
spiel Raps- oder Olivenöl, Nüsse und Samen. Zu einer gesunden
Ernährung kann auch der Verzehr von einer Handvoll (etwa 30
Gramm) ungesalzener Nüsse pro Tag gehören. Der Verzehr von
Fisch möglichst zweimal pro Woche wird empfohlen; davon eine

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Mahlzeit mit fettreichem Fisch – etwa Makrele, Hering oder


Lachs. Der hohe Gehalt an Omega-3-Fettsäuren in Fisch wirkt
sich positiv auf Herz und Gefäße aus.
Zuckerhaltige Getränke wie Fruchtsäfte oder Limonaden sollten
Sie möglichst komplett meiden. Auch ungesüßte Fruchtsäfte
enthalten viel Fruchtzucker. Mineralwasser und ungesüßte Tees
können Sie reichlich trinken.

Alkohol in Maßen:
Trinken Sie am besten nur wenig Alkohol – nicht mehr als ein bis
zwei kleine Gläser pro Tag. Dies ist natürlich abhängig vom je-
weiligen Alkoholgehalt des Getränks und auch vom Geschlecht:
Männer sollten 30 Gramm pro Tag und Frauen 20 Gramm pro
Tag nicht überschreiten. Bedenken Sie auch, dass Alkohol viele
Kalorien enthält.

Gewicht halten:
Genießen Sie gesunde Speisen und essen Sie abwechslungs-
reich und kaloriengerecht. Sollten Sie normal- oder übergewich-
tig sein, empfehlen sich Mengen, die Ihnen helfen, Ihr derzeitiges
Körpergewicht zu erhalten. Eine Gewichtszunahme sollte ver-
mieden werden.
Wenn Sie stark übergewichtig sind (siehe Wörterbuch: „Body-
Maß-Index (BMI)“): Es kann sich günstig auf Ihren Blutdruck, Ih-
ren Blutzucker und Ihre Blutfette auswirken, wenn Sie Gewicht
abnehmen. Auch die Fettverteilung am Bauch spielt eine Rolle.
Ihre Ärztin erfasst regelmäßig Ihr Körpergewicht und ermutigt Sie
gegebenenfalls zu mehr körperlicher Aktivität und kalorienge-
rechter, gesunder Ernährung. Vielleicht bietet Sie Ihnen auch an,
an einem besonderen Verhaltensprogramm teilzunehmen.

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Rauchen aufgeben:
Rauchen schadet den Gefäßen. Es gibt Hinweise aus vielen
Studien, dass bei Menschen mit KHK, die mit dem Rauchen auf-
hören, die Sterblichkeit gesenkt werden kann. Ebenfalls wurde
für Menschen nach einem Herzinfarkt gezeigt, dass sie ihr Risi-
ko, in den nächsten 6 Monaten einen erneuten Herzinfarkt zu er-
leiden, senken können, wenn sie Nikotin vermeiden. Ihr Arzt soll
Ihnen deshalb raten, komplett auf Tabak zu verzichten und auch
jedes Passivrauchen zu vermeiden. Lassen Sie sich hierbei von
ihm unterstützen. Es gibt verschiedene Angebote zur Tabakent-
wöhnung wie persönliche oder telefonische Beratungen. Eine
Anlaufstelle kann die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklä-
rung (BZgA) sein: www.rauchfrei-info.de und Telefon
0800 8313131. Bei Bedarf kann Ihnen die Ärztin auch eine ver-
haltenstherapeutische Einzel- oder Gruppenbehandlung oder
bestimmte Medikamente anbieten.
Stress bewältigen:
Um Stress abzubauen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Das
können Sport und körperliche Bewegung sein, aber auch das
Lesen eines Buches oder ein Treffen mit Freunden und Bekann-
ten. Probieren Sie aus, wo und wie Sie sich am besten erholen
können.
Außerdem können Sie spezielle Verfahren lernen, die Ihnen hel-
fen zu entspannen. Zu den bekanntesten zählen Autogenes
Training, Yoga oder die Progressive Muskelrelaxation nach Ja-
cobsen (kurz: PMR).
Die Krankenkassen oder Volkshochschulen bieten unterschiedli-
che Kurse zur Stressbewältigung an. Wenn Sie möchten, können
Sie sich diese Techniken auch selbst beibringen, mithilfe von
Büchern, DVDs oder CDs.

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Scheuen Sie sich nicht, Ihre psychischen Belastungen mit Ihrem


Arzt zu besprechen. Sollten die genannten Möglichkeiten zur
Stressbewältigung nicht ausreichend sein, kann Ihnen eine Psy-
chotherapie weiterhelfen. Dies gilt vor allem, wenn bei Ihnen eine
behandlungsbedürftige psychische Erkrankung vorliegt, zum
Beispiel eine Depression oder eine Angsterkrankung.

Lebensstil – eine persönliche Sache …

Die meisten Menschen wissen theoretisch, dass ein ausgewo-


gener Lebensstil gesund halten kann. Aber einen noch nicht
ausgewogenen Lebensstil zu ändern, fällt nicht jedem leicht.
Menschen sind unterschiedlich veranlagt. Nicht jeder ist kon-
sequent, nicht jeder erreicht die selbst oder von der Ärztin ge-
steckten Ziele.
Manche Menschen leiden darunter, dass sie es trotz vieler
Versuche nicht schaffen, abzunehmen, sich mehr zu bewe-
gen, oder weniger zu trinken. Und sie fühlen sich von anderen
deshalb herabgesetzt und nicht respektiert. Das kann zu einer
seelischen Belastung werden. Doch das ist nicht Ziel von
Empfehlungen zum Lebensstil.
Wie bei allen medizinischen Empfehlungen gilt auch bei der
Vorbeugung: Wie Sie sich letztlich entscheiden, hängt auch
von Ihrer persönlichen Situation, Ihren Lebensumständen und
Wertvorstellungen ab.

Behandlung mit Medikamenten


Die Einnahme von Medikamenten bei einer KHK hat zum Ziel,
das Leben zu verlängern, Beschwerden und Folgekrankheiten
wie Herzinfarkt oder Herzschwäche zu vermeiden und damit die
krankheitsbedingt eingeschränkte Lebensqualität zu verbessern.
Einige Medikamente sollten Sie auf jeden Fall einnehmen, egal,
ob Sie Beschwerden haben oder nicht:

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• Plättchen-Hemmer (Thrombozyten-Aggregations-Hemmer)
verhindern, dass sich Blutplättchen an den Wänden der
Herzkranzgefäße anlagern. Hochwertige Studien haben ge-
zeigt, dass Plättchen-Hemmer nach 2 Jahren bei etwa 4 von
100 Behandelten einen Herzinfarkt oder Herztod verhindern
konnten.
• Statine (Cholesterin-Senker) sorgen für günstige Blutfettwer-
te. So entstehen weniger Plaques innen an den Gefäßen.
Aussagekräftige Studien haben gezeigt, dass innerhalb von 5
Jahren etwa 3 von 100 Menschen durch Statine vor einem
Herzinfarkt oder Herztod bewahrt wurden.
Auch blutdrucksenkende Medikamente wie zum Beispiel Be-
tablocker oder ACE-Hemmer können bei bestimmten Patienten
zum Einsatz kommen.
Bei der Behandlung einer KHK werden also mehrere Wirkstoffe
kombiniert. Verlässliche Studien haben gezeigt, dass diese Me-
dikamente die Lebenszeit verlängern und das Risiko für Herzin-
farkt oder Schlaganfall senken. Wichtig ist, dass Sie die Medi-
kamente regelmäßig einnehmen. Bei etwa zwei Drittel bessern
sich die Beschwerden der Angina pectoris dauerhaft. Lassen
sich die Beschwerden nicht ausreichend mit Medikamenten be-
handeln, können Stents in Frage kommen (mehr dazu im Kapitel
„Stents einsetzen oder erst mal abwarten?“ auf Seite 63). Zudem
gibt es Medikamente, die akute Beschwerden sofort lindern (sie-
he Kapitel „Nitrate“ auf Seite 58).
Im Folgenden stellen wir Ihnen die wichtigsten Medikamenten-
gruppen vor, die in der ärztlichen Leitlinie derzeit aufgeführt wer-
den. Aber die Forschung geht weiter. Immer wieder werden neue
Wirkstoffe getestet. Wenn sie sich nach kritischer Bewertung al-
ler vorhandenen Daten als wirksam erwiesen haben, nimmt das
Expertenteam neue Medikamente in die Leitlinie auf. Dann wird
auch diese Patientenleitlinie aktualisiert.

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Nebenwirkungen – wichtig zu wissen


Neben den erwünschten Effekten von Medikamenten können
auch unerwünschte Wirkungen vorkommen. Sollten bei Ihnen
unerwünschte Arzneimittelwirkungen auftreten, besprechen Sie
diese mit Ihrer behandelnden Ärztin. Die entscheidende Frage
ist, ob der zu erwartende Nutzen die möglichen Risiken rechtfer-
tigt.
Dabei sollten Sie auch sogenannte Wechselwirkungen beachten:
Manche Medikamente verstärken oder mindern sich gegenseitig
in ihrer Wirkung. Es ist daher gut, wenn Sie eine Liste der Medi-
kamente, die Sie einnehmen, zum Arztgespräch mitbringen.
Oder Sie nehmen einfach die Packungen Ihrer Medikamente mit.

Wirkstoffname? Handelsname?

Alle Medikamente werden in dieser Broschüre mit ihrem Wirk-


stoffnamen vorgestellt. Bekannter ist meist der Handelsname,
den eine Firma ihrem Medikament gibt. So heißt der Wirkstoff
ASS bei einem Hersteller zum Beispiel „Aspirin®“. Auf der
Medikamentenpackung sind immer Wirkstoff und Handelsna-
me angegeben. Nach dem Handelsnamen fragen Sie am bes-
ten Ihr Behandlungsteam.

Plättchen-Hemmer
Was sind Plättchen-Hemmer?
Das sind Medikamente, die verhindern sollen, dass die Herz-
kranzgefäße verengt oder sogar verschlossen werden. Sie sen-
ken die Gefahr für Blutgerinnsel. In der Fachsprache heißen sie
Thrombozyten-Aggregations-Hemmer.

Wie wirken Plättchen-Hemmer?


Sie verhindern, dass Blutplättchen (Thrombozyten) verklumpen
und sich an Gefäßwänden anlagern und mit der Zeit die Gefäße
verstopfen.

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Welche Plättchen-Hemmer sind in der Leitlinie genannt?


Tabelle 3: Übersicht Plättchen-Hemmer

Wirkstoff Anwendung
Acetysalicyl- Bei akutem Koronarsyndrom; bei stabiler KHK, um
säure (ASS) Herzinfarkt und Schlaganfall vorzubeugen.
Clopidogrel Bei Betroffenen mit Herzinfarkt, der nicht länger als 35
Tage zurückliegt, um weiteren Gefäßverschlüssen vor-
zubeugen; bei Menschen mit Stents in den Herzkranz-
gefäßen.
Prasugrel Nur zusammen mit ASS für Menschen mit akutem Ko-
ronarsyndrom, bei denen ein Herzkatheter mit Stentein-
lage (perkutane Koronarintervention) erfolgen soll.
Ticagrelor Nur zusammen mit ASS für Menschen mit instabiler An-
gina pectoris oder Herzinfarkt.
Ticlopidin Bei Menschen mit stabiler KHK, wenn ASS nicht vertra-
gen wird.

Typische Nebenwirkungen: Blaue Flecken, Nasenbluten,


Hautreaktionen, Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbre-
chen oder Bauchschmerzen.

Für wen sind Plättchen-Hemmer empfehlenswert?


Die Leitlinie empfiehlt:

Alle Menschen mit stabiler KHK sollen 100 mg Acetylsalicyl-


säure (ASS) pro Tag erhalten.
Wenn ASS nicht vertragen wird oder nicht gegeben werden
darf, sollten die Betroffenen 75 mg Clopidogrel pro Tag erhal-
ten.

In aussagekräftigen Studien wurde belegt, dass ASS pro Jahr


etwa 15 von 1 000 Menschen mit KHK vor weiteren ernsthaften
Ereignissen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod durch Ge-
fäßerkrankungen bewahrt. Statt 82 von 1 000 Erkrankten mit ei-
nem Scheinmedikament (Placebo) trat nur bei 67 von 1 000 Er-
krankten mit ASS ein solcher Notfall auf. Aufgrund der guten Be-

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lege und langjähriger Erfahrung gilt ASS als Mittel der ersten
Wahl, um Menschen mit stabiler KHK lebenslang damit zu be-
handeln.
Ebenfalls wurde in hochwertigen Studien untersucht, ob es Un-
terschiede bei Männern und Frauen gibt, wenn sie mit ASS be-
handelt werden, um weitere ernsthafte Gefäßerkrankungen wie
Herzinfarkt oder Schlaganfall zu verhindern. Die Studien liefern
Belege, dass die schützende Wirkung von ASS in dieser Situati-
on für beide Geschlechter etwa gleich gut ist.
ASS ist in Deutschland für Menschen mit stabiler KHK ohne vor-
herigen Herzinfarkt nicht zugelassen und wird dann im soge-
nannten Off-Label-Use eingesetzt (siehe Wörterbuch: „Off-Label-
Use“). Dennoch gilt ASS seit langem als Standard-Medikament
bei KHK.

Hinweis:

Sie sollten die Dosis von 100 mg ASS täglich nicht eigen-
mächtig steigern. Die schützende Wirkung erhöht sich dadurch
nicht, aber die Nebenwirkungen nehmen dann zu.

Studien deuten darauf hin, dass Clopidogrel bei Menschen mit


KHK nach einem Herzinfarkt ähnlich wirkt wie ASS. Ein Vorteil
von Clopidogrel gegenüber ASS wurde nicht nachgewiesen. Da-
her sollte es nur in Frage kommen, wenn Sie ASS nicht vertra-
gen oder nicht nehmen dürfen.
In mehreren Studien gab es keine Hinweise darauf, dass
Clopidogrel Männern oder Frauen mehr nutzt.
Clopidogrel ist für Menschen mit stabiler KHK nicht zugelassen
(siehe Wörterbuch: „Off-Label-Use“).
Ticagrelor wurde ebenfalls in einer großen aussagekräftigen
Untersuchung mit Clopidogrel verglichen. Ticagrelor zeigte für
einige Personengruppen Vorteile gegenüber Clopidogrel. Bei der

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Behandlung mit Ticagrelor traten allerdings häufiger schwere


Blutungen auf, die nicht durch den Eingriff am Herzen (Stent,
Bypass) bedingt waren. Auch weitere Nebenwirkungen wie etwa
Atemnot kamen häufiger vor. Bei mäßigen oder schweren Stö-
rungen der Leberfunktion darf Ticagrelor nicht angewendet wer-
den, weil es in dieser Situation nicht in Studien untersucht wurde.
Es wird zweimal täglich eingenommen.

Wann sind zwei Plättchen-Hemmer gleichzeitig zu empfeh-


len?
Nach Einsetzen von Stents ist es empfehlenswert, zusätzlich zu
ASS einen weiteren Plättchen-Hemmer einzunehmen. Ziel ist, zu
verhindern, dass die Röhrchen durch Blutgerinnsel verstopfen.
Bei einem Stent ohne Medikamenten-Beschichtung dauert diese
Zweifach-Behandlung normalerweise 4 Wochen; bei Stents, die
bestimmte Medikamente freisetzen, zwischen 6 und 12 Monaten.
Die Experten empfehlen die Zweifach-Behandlung nach einem
akuten Koronarsyndrom mit einer Dauer von 12 Monaten, unab-
hängig vom Material des Stents.

Können Plättchen-Hemmer mit Blutverdünnern kombiniert


werden?
Menschen, die eine Herzschwäche mit Vorhofflimmern, künstli-
che Herzklappen oder Thrombosen haben, nehmen häufig Blut-
verdünner ein, sogenannte Antikoagulanzien (siehe Wörterbuch:
„Antikoagulation“).
Diese Mittel beeinflussen ebenso wie die Plättchen-Hemmer die
Blutgerinnung. Je mehr gerinnungshemmende Wirkstoffe gleich-
zeitig eingenommen werden, desto höher ist schließlich auch
das Risiko für Blutungen.
Daher ist für Menschen mit stabiler KHK, die bereits Blutverdün-
ner einnehmen, eine zusätzliche Einnahme von Plättchen-
Hemmern nach Expertenmeinung nicht empfehlenswert.

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Es gibt einige seltene Situationen, in denen dennoch zusätzlich


ein Plättchen-Hemmer zum Einsatz kommen kann, etwa nach
einem akuten Koronarsyndrom (ohne Stents oder Bypass) bei
geringem Blutungsrisiko. Besprechen Sie dies mit Ihrem Be-
handlungsteam.

Die Leitlinie empfiehlt:

Patientinnen und Patienten mit akuten Koronarsyndrom und


Bypass-Operation, die bereits Blutverdünner einnehmen müs-
sen, sollen auch nach der Operation weiterhin nur die Blut-
verdünner (ohne Plättchen-Hemmer) erhalten.

Wie können Nebenwirkungen behandelt werden?


Bei Magen-Beschwerden wie starkem Sodbrennen oder Aufsto-
ßen können Sie Medikamente erhalten, sogenannte Protonen-
pumpen-Hemmer. Wie der Name schon andeutet, wirken sie auf
die „Protonenpumpe“ in der Magenschleimhaut. Dadurch blo-
ckieren sie die Bildung von Magensäure und schützen die
Schleimhaut vor Entzündungen und Geschwüren.
Allerdings gibt es Hinweise aus Studien, dass Protonenpumpen-
Hemmer möglicherweise die Wirkung von ASS und anderen
Plättchen-Hemmern abschwächen und sich somit das Risiko für
weitere Gefäßerkrankungen wieder erhöht. Verlässliche Daten
zu dieser Frage konnte die Expertengruppe bisher nicht finden.
Um eine akute Blutung zu stoppen, kann eine Spiegelung des
Magens oder Darms helfen (siehe Wörterbuch: „Endoskopie“).
Das blutende Gefäß kann dann von innen mechanisch mit einem
Clip oder mit Hilfe eines bestimmten gefäßverengenden Medi-
kaments verschlossen werden. Manchmal ist der Blutverlust so
groß, dass eine Bluttransfusion nötig ist.

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Statine (Cholesterin-Senker)
Was sind Statine?
Das sind Medikamente, die das Cholesterin im Blut und andere
Blutfette (Lipide) senken können. Dadurch vermindern sie Folge-
krankheiten der KHK wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Man kann
sie auch als Cholesterin-Senker oder Lipid-Senker bezeichnen.

Wie wirken Statine?


Statine hemmen ein Eiweiß im Körper (Enzym), das Cholesterin
herstellt. Zudem sorgen sie dafür, dass die Leber vermehrt Cho-
lesterin aus dem Blut aufnimmt. Je nach Dosis kann so die Cho-
lesterinmenge im Blut bis auf die Hälfte sinken. Ebenfalls fallen
auch andere Blutfette leicht ab. Folglich entstehen weniger
Plaques innen an den Gefäßwänden.

Für wen sind Statine empfehlenswert?


Die Leitlinie empfiehlt:

Alle Menschen mit KHK sollen ein Statin erhalten, um das Ri-
siko für Folgekrankheiten und Herztod zu verringern. Sie sol-
len ein Statin unabhängig davon bekommen, wie hoch die
Blutfettwerte sind.

Die Behandlung mit Statinen ist sehr gut in hochwertigen Studien


untersucht. Es ist erwiesen, dass Statine für Menschen mit KHK
vorteilhaft sind und zum Beispiel die Lebenszeit verlängern. Aus-
sagekräftige Studien haben gezeigt, dass innerhalb von 5 Jahren
etwa 3 von 100 Menschen durch Statine vor einem Herzinfarkt
oder Herztod bewahrt wurden. Aufgrund der guten Nachweise
und langjähriger Erfahrung gelten Statine als Mittel der ersten
Wahl, um bei Menschen mit KHK die Blutfette zu senken.
Wenn Sie ein Statin einnehmen, gibt es für den Arzt zwei unter-
schiedliche Vorgehensweisen:

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• Zum einen kann er Ihnen das Medikament in einer festen,


normalen Dosis verschreiben. Es finden dann keine regel-
mäßigen Kontrollen Ihrer Fettwerte im Blut statt.
• Zum anderen kann die Ärztin einen persönlichen Blutfett-
Zielwert für Sie bestimmen, der auch von Ihren Risikofakto-
ren abhängig ist. Es folgen regelmäßige Kontrolluntersu-
chungen Ihrer Blutfette. Ist der gewünschte Zielwert noch
nicht erreicht, so wird das Statin höher dosiert oder es kommt
noch ein weiteres Medikament dazu, das die Blutfette senkt.

Egal wie der Arzt bei Ihnen vorgeht, eine Behandlung mit Medi-
kamenten wirkt besser, wenn Sie gleichzeitig Ihren Lebensstil
umstellen, zum Beispiel die Ernährung.
Die ärztliche Leitlinie nennt folgende Statine, die sich in Lang-
zeitstudien als wirksam erwiesen haben: Simvastatin, Pravasta-
tin, Atorvastatin, Lovastatin, Rosuvastatin, Fluvastatin. In
Deutschland kommt Simvastatin am häufigsten zum Einsatz.
Wie bei allen Mitteln ist es wichtig, dass Sie die Tabletten dauer-
haft und wie von der Ärztin verordnet einnehmen. Sonst können
sie nicht richtig wirken.

Welche Nebenwirkungen haben Statine?


Typische Nebenwirkungen sind Muskelschmerzen (ähnlich wie
Muskelkater) und Magen-Darm-Beschwerden.
Eine sehr seltene, aber bedrohliche Nebenwirkung ist der Mus-
kelzerfall (Rhabdomyolyse). Die Leitlinie macht besonders auf
das Risiko bei Simvastatin in hoher Dosierung aufmerksam.
Ebenso spielen die Nieren- und Schilddrüsenfunktion, Leberer-
krankungen, Alkoholkonsum, Alter und andere gleichzeitig ver-
ordnete Medikamente eine Rolle. Daher wird Ihr Blut öfter kon-
trolliert werden, wenn Sie Statine einnehmen. Hinweise auf einen
Muskelzerfall können sein:

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• der Urin verfärbt sich dunkel;


• Muskelkrämpfe oder Muskelschwäche;
• Muskelschmerzen, die länger als 2 Tage bestehen und nicht
durch Sport zu erklären sind.

Wenn Sie diese Anzeichen haben, gehen Sie am besten sofort


zum Arzt.

Was tun, wenn Statine nicht vertragen werden?


Die Leitlinie empfiehlt:

Wenn ein Statin aufgrund von Nebenwirkungen nicht vertra-


gen wird, sollte die Dosis gesenkt oder ein anderes Statin
versucht werden.
Wenn Sie Statine gar nicht vertragen, so kann ein anderes
Medikament, das die Blutfette senkt, zum Einsatz kommen,
zum Beispiel „Cholesterin-Resorptions-Hemmer“, „Fibrate“,
„Gallensäure bindende Mittel (Ionen-Austauscher)“ (siehe
Wörterbuch).

Allerdings ist die Studienlage laut Leitlinie nicht für alle Ersatz-
Arzneimittel eindeutig. Für manche Mittel wurden keine oder nur
weniger verlässliche Studien gefunden. Es gibt unterschiedliche,
zum Teil widersprüchliche Aussagen dazu, ob und inwiefern die-
se Behandlung Menschen mit KHK nützt.

Beta-Blocker
Was sind Beta-Blocker?
Das sind Medikamente, die den Blutdruck senken und den Herz-
schlag langsamer machen.
Beta-Blocker ist ein Sammelbegriff für mehrere ähnlich wirkende
Arzneistoffe, die im Körper an sogenannten Beta-Rezeptoren
wirken. Deshalb werden sie auch als Beta-Rezeptoren-Blocker
bezeichnet.

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Wie wirken Beta-Blocker?


Beta-Blocker hemmen die Wirkung von Stresshormonen. Diese
Stresshormone heißen Noradrenalin und Adrenalin. Wenn Beta-
blocker die Rezeptoren besetzen, verhindern sie, dass sich die
körpereigenen Stresshormone Noradrenalin und Adrenalin daran
binden. Damit senken sie den Blutdruck und den Sauerstoffbe-
darf des Herzens. Das Herz wird entlastet.

Für wen sind Beta-Blocker empfehlenswert?


Die Leitlinie empfiehlt:
• Menschen mit KHK, die einen Herzinfarkt hatten, sollen ei-
nen Beta-Blocker erhalten, um das Risiko für weitere Fol-
gekrankheiten und Tod durch Gefäßerkrankungen zu ver-
ringern.
• Menschen mit KHK, die zudem eine Herzschwäche haben,
sollen ebenfalls lebenslang einen Beta-Blocker erhalten,
um die Lebenszeit zu verlängern.
• Beta-Blocker sollen als Mittel der ersten Wahl zum Einsatz
kommen, um die Anzahl der Angina-pectoris-Anfälle zu
senken und die körperliche Belastbarkeit zu erhöhen.
• Menschen mit KHK, die Bluthochdruck haben, sollten als
erstes blutdrucksenkendes Medikament einen Beta-Blocker
erhalten, um Beschwerden und Folgekrankheiten der KHK
vorzubeugen.

Beta-Blocker senken bei Menschen mit KHK und Bluthochdruck


nachweislich das Risiko für ernsthafte Folgeerkrankungen und
Tod durch Gefäßerkrankungen. Laut einer aussagekräftigen Un-
tersuchung vieler Studien können Betablocker vor allem 1 bis 2
Jahre nach einem Herzinfarkt diese Folgen häufiger verhindern
als andere blutdrucksenkende Mittel. Eine hochwertige Studie
kommt zu dem Schluss, dass von 100 Menschen, die nach ei-
nem Herzinfarkt mit einem Beta-Blocker behandelt werden, jähr-
lich etwa einer vor dem Herztod bewahrt wird. Nach einem Herz-

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infarkt kommen sie daher unabhängig vom Blutdruck zum Ein-


satz. Verlässliche Studien zeigen auch, dass sich Beta-Blocker
bei Menschen mit KHK und Herzschwäche positiv auf das Über-
leben auswirken. So starben statt 13 von 100 Betroffenen, nur 8
von 100. Demnach konnten 5 von 100 Menschen vor dem Tod
bewahrt werden. Beispielhaft nennt die Leitlinie hier diese Wirk-
stoffe: Metoprolol-Succinat, Bisoprolol und Carvedilol. Zudem ist
belegt, dass Beta-Blocker die Beschwerden der KHK wie Brust-
enge oder Brustschmerzen lindern und die körperliche Belast-
barkeit erhöhen können.
Wissenschaftliche Untersuchungen, die die verschiedenen Wirk-
stoffe miteinander vergleichen, haben die Experten nicht gefun-
den. Insgesamt sind Wirkstoffe, die bereits gut in Studien unter-
sucht sind, zu bevorzugen. Die Dosierungen sind von Wirkstoff
zu Wirkstoff sehr unterschiedlich. Sie können als Tablette einge-
nommen, aber auch in die Venen gespritzt werden. Es kann für
Menschen nach einem Herzinfarkt von Vorteil sein, wenn die
Ärztin den Beta-Blocker so dosiert, dass das Herz in Ruhe lang-
samer schlägt als 70-mal pro Minute. Studien deuten darauf hin,
dass diese Patientengruppe seltener ins Krankenhaus muss und
seltener Eingriffe an den Herzkranzgefäßen nötig sind.

Gibt es etwas Besonderes zu beachten?


Beta-Blocker senken laut Datenlage die Sterblichkeit bei Män-
nern und Frauen gleichermaßen. Aber Frauen bauen bestimmte
Beta-Blocker langsamer ab als Männer. Das heißt, sie haben
mitunter deutlich höhere Mengen im Blut, wodurch der Blutdruck
stärker sinken kann. Gleichzeitig können bei Frauen häufiger
schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten.

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Welche Nebenwirkungen haben Beta-Blocker?


Unter Beta-Blockern kann der Herzschlag zu sehr verlangsamt
werden. Gelegentlich wird der Blutdruck zu stark gesenkt, so
dass es zu Schwindel kommt. Oder einem wird schwarz vor Au-
gen. Außerdem kann es gelegentlich zu Gefäßverengungen
kommen. Das macht sich durch kalte oder kribbelnde Hände und
Füße oder durch Kopfschmerzen bemerkbar.
Selten können Erektionsstörungen oder ein Nachlassen des se-
xuellen Verlangens hervorgerufen werden. Auch Mundtrocken-
heit und verminderter Tränenfluss mit Bindehautentzündung des
Auges sind seltene Nebenwirkungen.
Beta-Blocker können zudem eine Verengung der Atemwege als
Folge haben. Darauf müssen Personen, die Asthma oder eine
obstruktive Lungenerkrankung haben, besonders achten. Außer-
dem können Beta-Blocker die Anzeichen einer Unterzuckerung
wie Heißhunger und Schwitzen verschleiern. Besonders Men-
schen mit Diabetes sollten dies wissen.
Wenn der Wunsch entsteht, das Medikament in veränderter
Menge oder nicht weiter zu nehmen, besprechen Sie dies mit Ih-
rem Arzt. Sie sollten Beta-Blocker nicht einfach plötzlich weglas-
sen, weil dann Blutdruck und Herzschlag schlagartig und unkon-
trolliert ansteigen können.

Was tun, wenn Sie Beta-Blocker nicht vertragen?


Zur Senkung des Blutdrucks und zur Verbesserung des
Überlebens:
Wenn Sie Beta-Blocker nicht vertragen, sind ACE-Hemmer eine
andere Möglichkeit. Für Menschen mit KHK und Herzschwäche
haben ACE-Hemmer einen besonderen Stellenwert (siehe Kapi-
tel „ACE-Hemmer“ auf Seite 55).

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Zum langfristigen Lindern von Beschwerden:


Die Leitlinie empfiehlt:
• Kommen Beta-Blocker nicht in Frage, so können langwirk-
same Kalziumkanal-Blocker eingesetzt werden, um die Be-
schwerden zu behandeln.
• Wenn Sie Beta-Blocker nicht vertragen oder sich die Be-
schwerden nicht ausreichend lindern, kann das Medika-
ment Ivabradin versucht werden.
• Des Weiteren kann das Medikament Ranolazin eingesetzt
werden, wenn Beta-Blocker nicht vertragen werden.
• Ranolazin kann gemeinsam mit einem Beta-Blocker verab-
reicht werden, wenn der Beta-Blocker allein die Beschwer-
den nicht ausreichend lindert.

Kalziumkanal-Blocker regulieren die Weite der Blutgefäße.


Dadurch sinkt der Blutdruck und die Pumpleistung des Herzens
verringert sich. Das Herz wird entlastet. Eine hochwertige Unter-
suchung zeigt, dass Kalziumkanal-Blocker Angina-pectoris-
Anfälle senken können. Im Gegensatz zu Beta-Blockern ist für
sie jedoch nicht nachgewiesen, dass sie Folgekrankheiten ver-
hindern und das Überleben verbessern. Außerdem dürfen be-
stimmte Kalziumkanal-Blocker bis zu 4 Wochen nach einem
Herzinfarkt und bei instabiler Angina pectoris keinesfalls einge-
nommen werden. Um dem niedrigeren Blutdruck entgegenzuwir-
ken, kommt es bei diesen Mitteln oft zu einer reflektorischen Er-
höhung des Herzschlags. Das belastet das Herz dann zu sehr.
Auch bei Herzschwäche sind sie nicht geeignet, da es Hinweise
gibt, dass sie möglicherweise die Sterblichkeit erhöhen. Andere
Kalziumkanal-Blocker sollen nicht mit Beta-Blockern kombiniert
werden, sonst könnte sich der Herzschlag zu stark verlangsa-
men. Sie gelten daher als Medikamente der zweiten Wahl.

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Typische Nebenwirkungen von Kalziumkanal-Blockern: Kopf-


schmerzen, Hitzewallungen oder aufsteigendes Wärmegefühl,
Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit oder Verstopfung,
Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen.

Die beiden Ersatz-Medikamente Ivabradin und Ranolazin ent-


lasten den Herzmuskel auf unterschiedliche Weise. Studien
konnten für beide Wirkstoffe belegen, dass sie Beschwerden lin-
dern, also zum Beispiel die Belastbarkeit steigern und Angina-
pectoris-Anfälle senken. Aussagekräftige Studien haben aber
gezeigt, dass sie Folgeerkrankungen der KHK wie Herzinfarkt
und Herztod nicht verhindern können.
Die Nebenwirkungen dieser beiden Wirkstoffe finden Sie im Wör-
terbuch: „Ivabradin“ oder „Ranolazin“.

ACE-Hemmer
Was sind ACE-Hemmer?
Diese Medikamente senken den Blutdruck und verbessern die
Pumpleistung des Herzens.

Wie wirken ACE-Hemmer?


Sie hemmen ein bestimmtes Eiweiß (Enzym). Das Enzym trägt
die englische Bezeichnung „Angiotensin Converting Enzyme“
und wird ACE abgekürzt. ACE bewirkt über mehrere Zwischen-
schritte im Körper zwei Dinge:
• Die Blutgefäße ziehen sich zusammen und werden dadurch
enger.
• Mehr Kochsalz und Wasser verbleiben im Blut, wodurch die
Blutmenge steigt.

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Beides führt dazu, dass das Herz stärker schlagen muss, um das
Blut in den Körper zu pumpen. Wird ACE gehemmt, bleiben die
Gefäße weiter und es werden mehr Wasser und Kochsalz aus-
geschieden. Der Blutdruck sinkt, und das Herz wird entlastet und
kann besser pumpen.

Für wen sind ACE-Hemmer empfehlenswert?


Die Leitlinie empfiehlt:

Alle Menschen mit KHK, bei denen die linke Herzkammer un-
zureichend Blut pumpt, sollen einen ACE-Hemmer erhalten,
um das Risiko für weitere Folgekrankheiten und Tod durch
Gefäßerkrankungen zu verringern.
Menschen mit KHK und Bluthochdruck sollten zusätzlich zum
Beta-Blocker einen ACE-Hemmer erhalten, um den Blutdruck
zu senken und das Risiko für weitere Folgekrankheiten und
Tod durch Gefäßerkrankungen zu verringern.

In vielen hochwertigen Studien wurde belegt, dass ACE-Hemmer


bei Bluthochdruck, eingeschränkter Pumpfunktion des linken
Herzens, Herzschwäche und nach einem Herzinfarkt das Risiko
für weitere Folgekrankheiten und Tod durch Gefäßerkrankungen
vermindern können. In einer aussagekräftigen Untersuchung
kam es innerhalb von 4 Jahren bei 8 von 100 Menschen mit ei-
nem ACE-Hemmer statt bei 10 von 100 Menschen mit einem
Scheinmedikament (Placebo) zum Herzinfarkt, Herzstillstand o-
der Tod.
Wenn das Herz nicht ausreichend pumpt oder bereits eine Herz-
schwäche besteht, so sind ACE-Hemmer Mittel der Wahl für
Personen mit KHK. Ergänzend werden noch Beta-Blocker emp-
fohlen.

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Die Expertengruppe geht davon aus, dass ACE-Hemmer Perso-


nen mit KHK und normalem Blutdruck sowie ungestörter
Pumpleistung des Herzens (also keine Herzschwäche) keinen
Vorteil bringen. Diese Personengruppe benötigt daher nach Ex-
pertenmeinung keine ACE-Hemmer.

Gibt es etwas Besonderes zu beachten?


Die Dosis des ACE-Hemmers wird allmählich gesteigert, bis die
gewünschte Dosis erreicht ist. Bis dahin können Wochen,
manchmal auch Monate vergehen. Haben Sie in der Zeit Geduld
und besprechen Sie diese Situation mit Ihrer Ärztin.
Bei ACE-Hemmern müssen wiederholt Blutuntersuchungen zur
Kontrolle von Nierenfunktion und Kalium durchgeführt werden.

Welche Nebenwirkungen haben ACE-Hemmer?


Eine typische Nebenwirkung ist trockener Husten, der auch
Reizhusten genannt wird. Er tritt bei Frauen häufiger auf als bei
Männern.
Weitere Nebenwirkungen sind auch Kopfschmerzen, Schwäche-
und Schwindelgefühl sowie Übelkeit und Durchfall. Der Ge-
schmackssinn kann nachlassen. In diesen Situationen kann es
hilfreich sein, das Medikament nicht abzusetzen, sondern ent-
sprechend eines ärztlichen Rates die Menge zu verringern, bis
sie verträglicher wird. Es gilt der Grundsatz: „Wenig ACE-
Hemmer ist besser als kein ACE-Hemmer“.
Gründe, die gegen die Einnahme von ACE-Hemmern sprechen,
sind zum Beispiel Schwangerschaft und verengte Blutgefäße der
Niere oder eine fortgeschrittene Nierenschwäche.

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Was tun, wenn Sie ACE-Hemmer nicht vertragen?


Die Leitlinie empfiehlt:

Alle Menschen mit KHK, bei denen die linke Herzkammer un-
zureichend Blut pumpt und die einen ACE-Hemmer nicht ver-
tragen, sollen einen Angiotensin-I-Blocker erhalten.

Angiotensin-I-Blocker – die sogenannten Sartane – sind Medi-


kamente, die ähnlich wirken wie ACE-Hemmer. Allerdings lösen
sie weniger unerwünschte Nebenwirkungen aus. Der Nutzen von
folgenden Angiotensin-I-Blockern ist für KHK-Patienten mit Herz-
schwäche belegt: Valsartan, Candesartan und Losartan. Da die
Wirksamkeitsbelege aber für die ACE-Hemmer besser sind,
kommen die Sartane nur zum Einsatz, wenn ACE-Hemmer nicht
vertragen werden.
Die Nebenwirkungen der Sartane ähneln denen der ACE-
Hemmer, aber es kommt weniger oft zu dem lästigen Reizhus-
ten: statt bis zu 20 von 100 Behandelten ist hier nur etwa 1 von
100 Behandelten betroffen.
Es gibt noch andere Arzneimittel für Patientinnen mit KHK und
Bluthochdruck. Die Expertengruppe empfiehlt sie jedoch nur in
Ausnahmefällen, da laut Leitlinie die Belege nicht ausreichen,
dass sie Folgekrankheiten verhindern und die Sterblichkeit sen-
ken können.

Nitrate
Was sind Nitrate?
Das sind Medikamente, die die Blutgefäße erweitern und
dadurch die Blutversorgung des Herzens verbessern. Als soge-
nanntes „Nitro-Spray“ oder als „Nitro-Kapsel“ kommen sie bei ei-
nem Angina-pectoris-Anfall zur Anwendung und können so das
Engegefühl und Schmerzen in der Brust lindern.

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Wie wirken Nitrate?


Nitrate erweitern die Herzkranzgefäße und versorgen so das
Herz mit mehr Sauerstoff. Gleichzeitig haben sie eine entspan-
nende Wirkung auf die Muskelfasern in den Venen, die das Blut
zum Herzen zurück befördern. Das Blut fließt langsamer zum
Herzen zurück. Das Herz muss dadurch weniger pumpen, ver-
braucht weniger Sauerstoff und wird auf diese Weise entlastet.

Wann sind Nitrate empfehlenswert?


Die Leitlinie empfiehlt:

Menschen mit stabiler Angina pectoris sollen immer ein


schnell wirksames Nitrat bei sich haben, um einen Anfall un-
terbrechen zu können.
Nitrate sollten nur zum Einsatz kommen, um Beschwerden zu
lindern.

Einige vergleichende Studien liefern Hinweise, dass Nitrate die


Beschwerden bei KHK lindern und weniger Angina-pectoris-
Anfälle auftreten. Schnell wirksame Nitrate sind Mittel der ersten
Wahl bei einem akuten Anfall. Sie kommen meist als Spray,
Tropfen oder Zerbeißkapsel zum Einsatz. Zum Beispiel lösen
sich Glyceroltrinitrat und Isosorbiddinitrat schnell unter der Zunge
auf.
Es konnten keine Belege dafür gefunden werden, dass Nitrate
Herzinfarkte verhindern oder das Leben verlängern, deshalb
werden sie nur bei auftretenden Beschwerden empfohlen.
Vorsicht: Die Wechselwirkung mit Potenzmitteln, zum Beispiel:
Sildenafil (Viagra®), Vardenafil oder Tadalafil, kann zu einem le-
bensbedrohlichem Blutdruckabfall führen.

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Welche Nebenwirkungen haben Nitrate?


Kopfschmerzen sind eine typische Nebenwirkung, vor allem zu
Beginn der Behandlung.
Es kommt vor, dass der Blutdruck so stark absinkt, dass einem
schwindlig oder schwarz vor Augen wird. Besonders wenn man
schnell aufsteht. Sollte durch das starke Absinken des Blut-
drucks ein neuer Angina-pectoris-Anfall hervorgerufen werden,
informieren Sie bitte Ihren Arzt, damit er die Dosis entsprechend
anpassen kann.
Wenn Sie dauerhaft Nitrate einnehmen, lässt die Wirkung mit der
Zeit nach. Daher sollte zwischen den einzelnen Einnahmen stets
eine Pause von 8 bis 12 Stunden liegen. Bei einem akuten Anfall
bleiben die schnell wirkenden Nitrate in der Regel aber wirksam.

Medikamente mit fehlendem Wirksamkeitsnachweis

Die Leitlinie empfiehlt:

Weibliche Geschlechtshormone (Hormon-Therapie) sollen


nicht zum Einsatz kommen, um einer KHK vorzubeugen.
Chelat-Therapie (siehe Wörterbuch: „Chelat-Therapie“), Pflan-
zenheilkunde (Phytotherapie) und Vitaminzusätze sollen
nicht angewendet werden, um eine KHK zu behandeln.

Eine große aussagekräftige Studie konnte keinen Beleg dafür


erbringen, dass die Hormon-Therapie vor KHK und akutem Ko-
ronarsyndrom schützen kann. Die Studie wurde wegen erhebli-
cher Nebenwirkungen abgebrochen. Um Herz und Gefäße vor
Schäden zu schützen, wird eine gesunde Lebensweise empfoh-
len (siehe Kapitel „Verhaltensänderungen: Was ist eine gesunde
Lebensweise?“ auf Seite 37).

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Für die Chelat-Therapie, pflanzenheilkundliche Mittel und Vita-


minzusätze konnte in aussagekräftigen Studien nicht nachge-
wiesen werden, dass sie Beschwerden der KHK lindern können
oder die Prognose verbessern.
Für folgende Maßnahmen fehlen bisher wissenschaftliche Er-
kenntnisse, um beurteilen zu können, ob sie Beschwerden der
KHK lindern oder Folgeerkrankungen verhindern können:
• Homöopathie;
• Sauerstofftherapie.

Hinweis:

Seien Sie skeptisch, wenn „Wundermittel“, „Allheilmittel“ oder


besonders teure Medikamente oder Behandlungsmethoden
angepriesen werden!
Lassen Sie sich vor allem nicht dazu bewegen, die von Ihrer
Ärztin empfohlene Behandlung einfach selbst abzusetzen.
Grundsätzlich ist wichtig, dass Sie alle Verfahren, die Sie
selbst oder auf Anraten anderer anwenden oder anwenden
möchten, mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen – auch auf
die „Gefahr“ hin, dass er davon abrät.

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Übersicht: Medikamente bei stabiler KHK


Abbildung 4: Medikamente bei stabiler KHK

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Stents einsetzen oder erst mal abwarten?


Stents sind dünne Röhrchen aus Drahtgeflecht, die verengte
Stellen im Blutgefäß offen halten und so für bessere Durchblu-
tung sorgen. Eine dünne Sonde (Katheter) wird über eine Arterie
von der Leiste oder vom Arm aus durch die Hauptschlagader bis
zur verengten Stelle der Herzkranzarterie vorgeschoben (siehe
auch Kapitel „Wie läuft eine Herzkatheter-Untersuchung ab?“ auf
Seite 32). An seiner Spitze sitzen ein kleiner Ballon und der
Stent. Die Engstelle wird mit einem kleinen Ballon geweitet (Bal-
londilatation) und der Stent eingesetzt. Das Blut kann wieder
besser durch das Gefäß fließen.
Abbildung 5: Einsetzen eines Stents

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Abbildung 6: Plaque mit und ohne Stent

In Notfällen, etwa bei einem Herzinfarkt, sind Stents die Behand-


lung der Wahl.
Stents können aber wie Medikamente auch die Beschwerden ei-
ner stabilen KHK lindern. Aussagekräftige Studien haben ge-
zeigt, dass Stents in dieser Situation im Vergleich zur alleinigen
Behandlung mit Medikamenten das Risiko für Herzinfarkte nicht
senken und die Lebenserwartung nicht erhöhen können.
Nach Meinung der Expertengruppe sollen Sie vor der geplanten
Untersuchung mittels folgender Entscheidungshilfe beraten wer-
den: „Katheter-Untersuchung bei koronarer Herzkrankheit:
Stents einsetzen oder erst mal abwarten?“ Siehe „Anhang“ auf
Seite 127 oder www.patienten-information.de/mdb/downloads/
nvl/khk/khk-4aufl-vers1-eh2.pdf.
Ziel ist, dass Sie gemeinsam mit Ihrer Ärztin entscheiden, ob
Stents eingesetzt werden sollen, oder zunächst ausschließlich
mit Medikamenten behandelt werden soll.

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Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Informationen hierzu


zusammen:
Tabelle 4: Vergleich Medikamente/Medikamente und Stents

Medikamente Medikamente und


Stents
Wie läuft die Be- Sie nehmen nach der Während der Untersu-
handlung ab? Untersuchung regelmä- chung wird das verengte
ßig mehrere Tabletten Gefäß mit einem Ballon
ein. In der ersten Zeit geweitet und ein Röhr-
kontrolliert der Arzt/die chen aus Drahtgeflecht
Ärztin, ob die Behand- (Stent) eingesetzt. Nach
lung anschlägt und passt dem Einsetzen von
sie, wenn nötig, an. Stents nehmen Sie dau-
erhaft Medikamente ein.
Welche Komplika- Die Medikamente und Die Medikamente und
tionen können auf- die Katheter- die Katheter-
treten? Untersuchung können zu Untersuchung können
Nebenwirkungen/ zu Nebenwirkun-
Komplikationen führen. gen/Komplikationen füh-
ren. Der eingesetzte
Stent verursacht meist
keine zusätzlichen
Komplikationen.
Wie groß ist die Bei etwa 70 von 100 Be- Bei etwa 80 von 100
Wahrscheinlich- handelten lindern Medi- Behandelten lindern
keit, dass Be- kamente die Beschwer- Stents und Medikamen-
schwerden gelin- den dauerhaft. Etwa 30 te die Beschwerden
dert werden? von 100 entschließen dauerhaft. Bei etwa 20
sich zu einem weiteren von 100 wird ein erneu-
Eingriff (Stent oder By- ter Eingriff notwendig
pass-Operation), weil die (Stent oder Bypass-
Beschwerden nicht nach- Operation), weil Stents
lassen. sich zugesetzt haben
oder neue Verengungen
entstanden sind.
Senkt die Behand- Bei beiden Behandlungen kommt es etwa gleich
lung das Risiko für häufig zu Herzinfarkten.
einen Herzinfarkt?
Verlängert die Be- Bei beiden Behandlungen ist die Lebenserwartung
handlung mein etwa gleich.
Leben?

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Medikamente Medikamente und


Stents
Schränkt mich die Für eine optimale Be- Für eine optimale Be-
Behandlung in handlung müssen Sie handlung müssen Sie
meinem Alltag regelmäßig Ihre Medi- regelmäßig Ihre Medi-
ein? kamente einnehmen und kamente einnehmen und
Kontrollbesuche beim Kontrollbesuche beim
Arzt/bei der Ärztin wahr- Arzt/bei der Ärztin wahr-
nehmen. nehmen.

Und wenn die Beschwerden trotz Medikamenten bleiben?


Haben Sie sich zunächst nur für die Medikamente entschieden,
so kann es vorkommen, dass Ihre Beschwerden anhalten. Es
gibt dann immer noch die Möglichkeit, sich Stents einsetzen zu
lassen. Die Medikamente nehmen Sie weiterhin zusätzlich ein.
Bei etwa 80 von 100 Behandelten lindern Stents und Medika-
mente die Beschwerden dauerhaft.
Mehrere aussagekräftige Studien haben untersucht, ob Medika-
mente und zusätzliche Stents die Krankheitszeichen gegenüber
der alleinigen Gabe von Medikamenten verbessern. In drei gro-
ßen Untersuchungen wurde dies nachgewiesen, in drei anderen
war das nicht der Fall.

Die Leitlinie empfiehlt:

Ihr Behandlungsteam soll Ihnen eine Herzkatheter-


Untersuchung mit Einsetzen von Stents dann anbieten, wenn
Ihre Beschwerden trotz zuverlässiger Behandlung mit Medi-
kamenten weiter anhalten und Ihre Gefäße dafür geeignet
sind.

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Bypass-Operation
Während einer Operation am Herzen werden verengte Blutgefä-
ße überbrückt. „Bypass“ ist englisch und bedeutet: Umgehung.
Nach Eröffnung des Brustbeins werden durch eine Operation am
offenen Herzen verengte Blutgefäße überbrückt. Dazu wird kör-
pereigenes Gewebe verwendet. Meist kommt dabei eine Herz-
Lungen-Maschine zum Einsatz. Auch nach der Operation neh-
men Sie dauerhaft Medikamente ein.
Eine wichtige Voraussetzung für die Operation ist eine Herzka-
theter-Untersuchung.

Entscheidung für einen Eingriff: Stent oder Bypass?


Ob für Sie nun Stents oder eine Bypass-Operation besser geeig-
net sind, hängt vor allem von Ihren Begleiterkrankungen, aber
auch von Ihren Wünschen sowie von Lage und Ausmaß Ihrer
Gefäß-Verengungen ab.
Die das Herz versorgenden Herzkranzarterien sind von Mensch
zu Mensch unterschiedlich angeordnet und verzweigt. Bei um-
fangreichen Gefäßschäden und komplizierter Lage sollen sich
nach Meinung der Expertengruppe mehrere Spezialisten zu-
sammensetzen und gemeinsam eine Behandlungsempfehlung
erarbeiten. Dieses Herzteam besteht aus Kardiologinnen, Herz-
chirurgen und gegebenenfalls Ärztinnen aus anderen Fachrich-
tungen.
Sind bei Ihnen mehrere Herzkranzarterien und/oder der Haupt-
stamm der linken Herzkranzarterie (sogenannte Haupt-
stammstenose) verengt und Sie haben sich entschieden, einen
Eingriff vornehmen zu lassen? Dann sollen Sie nach Meinung
der Expertengruppe vor dem anstehendem Eingriff mittels fol-
gender Entscheidungshilfe beraten werden: „Verengte Herz-
kranzgefäße: Stent oder Bypass?“ Siehe „Anhang“ auf Seite 127
oder www.patienten-information.de/mdb/downloads/nvl/khk/khk-
4aufl-vers1-eh3.pdf.

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Die Leitlinie empfiehlt:


• Ist bei Ihnen der Hauptast der linken Koronararterie verengt
(Eingefäß-Erkrankung), so soll Ihnen ein Herzkatheter mit
Stent oder eine Bypass-Operation empfohlen werden.
• Sind bei Ihnen mehrere koronare Hauptgefäße verengt
(Mehrgefäß-Erkrankung), so soll Ihnen ein Herzkatheter mit
Stent oder eine Bypass-Operation angeboten werden. Je
stärker die KHK ausgeprägt ist, desto eher sollte die By-
pass-Operation bevorzugt angeboten werden.
• Haben Sie zusätzlich zu mehreren verengten Herzkranzge-
fäßen eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), so soll
Ihnen eine Bypass-Operation angeboten werden.
• Sind bei Ihnen sowohl der Hauptstamm der linken Herz-
kranzarterie (Hauptstammstenose) als auch mehrere weite-
re Herzkranzgefäße (Mehrgefäß-Erkrankung) verengt, so
soll Ihnen eine Bypass-Operation angeboten werden.

Sowohl Stents als auch eine Bypass-Operation bessern schnell


Beschwerden und Lebensqualität, können aber mit Nebenwir-
kungen verbunden sein, wie Gefäßverletzungen, Blutverlust und
Narkoserisiko.
Aussagekräftige Studien haben beide Verfahren miteinander
verglichen: Sie haben gezeigt, dass die Operation die Be-
schwerden anhaltender lindert als Stents, das heißt: es wird
nach einer Operation seltener ein erneuter Eingriff notwendig.
Eine Gesamtauswertung aller Studien hat gezeigt, dass die By-
pass-Operation auch die Lebenserwartung verbessern kann: 4
Jahre nach dem Eingriff waren 7 von 100 operierten Patienten
gestorben, im Vergleich zu 10 Patienten, die Stents erhalten hat-
ten. Das heißt: Etwa 3 von 100 lebten dank der Operation länger.
Auch für Menschen mit Mehrgefäß-Erkrankung und zusätzlichem
Diabetes zeigte sich die Bypass-Operation in aussagekräftigen
Studien vorteilhaft gegenüber Stents: 6 statt 14 von 100 Men-

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schen erlitten einen Herzinfarkt und 11 statt 16 von 100 Men-


schen starben.
Bei bestimmten Voraussetzungen brachte eine Bypass-
Operation keinen Überlebensvorteil: zum Beispiel, wenn nur ein
Gefäß verengt war.
Eine Operation ist aber auch mit Risiken verbunden. Schlagan-
fälle traten innerhalb von 4 Jahren nach dem Eingriff häufiger
auf: bei etwa 3 von 100 Operierten im Vergleich zu etwa 2 von
100 Patienten, die Stents erhielten. Das heißt: Einer von 100 er-
litt durch die Operation einen Schlaganfall. Es braucht länger, bis
man sich von dem Eingriff erholt hat.
Die folgende Tabelle unterstützt Sie dabei, gemeinsam mit Ihrem
Behandlungsteam zu entscheiden, ob die Blutgefäße mit der Hil-
fe von Stents offengehalten oder in einer Operation „überbrückt“
(Bypass) werden sollen:
Tabelle 5: Vergleich Einsetzen von Stents/Bypass-Operation

Einsetzen von Stents Bypass-Operation


Wie läuft die Eine dünne Sonde (Kathe- Nach Eröffnung des Brust-
Behandlung ab? ter) wird über einen Ein- beins werden durch eine
stich in der Leiste oder am Operation am offenen
Handgelenk ins Herz ge- Herzen verengte Blutgefä-
führt. Das verengte Gefäß ße überbrückt. Dazu wird
wird mit einem Ballon ge- körpereigenes Gewebe
weitet und ein Röhrchen verwendet. Meist kommt
aus Drahtgeflecht, der dabei eine Herz-Lungen-
Stent, wird eingesetzt. Maschine zum Einsatz.
Nach dem Einsetzen der Nach der Operation neh-
Stents nehmen Sie dauer- men Sie dauerhaft Medi-
haft Medikamente ein. kamente ein.
Wie lange brau- Nach dem Eingriff werden Bis zur vollständigen Hei-
che ich, um Sie meist über Nacht lung vergehen mehrere
mich von der überwacht. Die meisten Wochen.
Behandlung zu können wenige Tage nach
erholen? dem Eingriff ihren Alltag
wieder aufnehmen.

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Einsetzen von Stents Bypass-Operation


Welche Kompli- Während der Katheter- 1 von 100 Operierten er-
kationen kön- Untersuchung kommt es leidet durch die Operation
nen auftreten? bei etwa 5 von 100 Unter- einen Schlaganfall. Es
suchten zu leichten Kom- kann zu Blutungen, Infek-
plikationen wie Blutungen. tionen, Schmerzen und
Bei etwa 1 von 100 kön- Problemen bei der Wund-
nen schwere Komplikatio- heilung kommen. Manche
nen auftreten. dieser Nebenwirkungen
können schwerwiegend
sein. Etwa 97 von 100
Operierten haben den Ein-
griff nach 30 Tagen über-
lebt.
Wie groß ist die Bei etwa 80 von 100 Be- Bei etwa 94 von 100 Be-
Wahrscheinlich- handelten lindern Stents handelten lindert eine By-
keit, dass Be- die Beschwerden dauer- pass-Operation die Be-
schwerden ge- haft. Bei etwa 20 von 100 schwerden dauerhaft. Bei
lindert werden? wird innerhalb von 4 Jah- etwa 6 von 100 wird inner-
ren ein erneuter Eingriff halb von 4 Jahren ein er-
notwendig (Stent oder By- neuter Eingriff notwendig,
pass-Operation), weil weil neue Verengungen
Stents sich zugesetzt ha- entstanden sind.
ben oder neue Verengun-
gen entstanden sind.
Senkt die Be- Nein. Etwa 9 von 100 Be- Manchmal. Etwa 5 von
handlung das handelten haben innerhalb 100 Operierten haben in-
Risiko für einen von 4 Jahren einen Herzin- nerhalb von 4 Jahren ei-
Herzinfarkt? farkt als Folge der Grun- nen Herzinfarkt. Das heißt:
derkrankung. 4 von 100 wurden durch
den Eingriff vor einem
Herzinfarkt bewahrt.
Erklärung: 91 von 100 Menschen mit KHK bekommen
innerhalb von 4 Jahren – bei regelmäßiger Einnahme
ihrer Medikamente – keinen Herzinfarkt. Etwa 9 von 100
Menschen bekommen trotzdem einen Herzinfarkt.
Wird zusätzlich ein Stent eingesetzt, haben ebenfalls
etwa 9 von 100 einen Herzinfarkt. Nach einer Bypass-
Operation haben 5 von 100 einen Herzinfarkt. Demnach
werden 4 von 100 Menschen durch die Operation vor
einem Herzinfarkt bewahrt.

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Einsetzen von Stents Bypass-Operation


Verlängert die Nein. Etwa 10 von 100 Manchmal. Etwa 7 von
Behandlung das Behandelten sterben in 100 Operierten sterben in
Leben? den ersten 4 Jahren nach den ersten 4 Jahren nach
dem Eingriff als Folge der der Operation. Das heißt:
Grunderkrankung. 3 von 100 wurden durch
die Operation vor dem Tod
bewahrt. Unter bestimmten
Voraussetzungen bringt
sie keine Vorteile, etwa
wenn nur ein Blutgefäß
betroffen ist.
Erklärung: 10 von 100 Menschen mit KHK, die regel-
mäßig ihre Medikamente einnehmen, sterben innerhalb
von 4 Jahren an ihrer Erkrankung.
Wird zusätzlich ein Stent eingesetzt, sterben innerhalb
von 4 Jahren ebenfalls etwa 10 von 100 Menschen an
der KHK. Nach einer Bypass-Operation sterben in
4 Jahren etwa 7 von 100 an der KHK. Demnach werden
3 von 100 Menschen durch die Operation vor dem Tod
bewahrt.
Schränkt mich Für eine optimale Behand- Nach erfolgreicher Rehabi-
die Behandlung lung müssen Sie regelmä- litation müssen Sie für eine
im Alltag ein? ßig Ihre Medikamente ein- optimale Behandlung re-
nehmen und Kontrollbesu- gelmäßig Ihre Medikamen-
che beim Arzt/bei der Ärz- te einnehmen und Kon-
tin wahrnehmen. trollbesuche beim Arzt/bei
der Ärztin wahrnehmen.

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Übersicht: Behandlungsmöglichkeiten bei stabiler KHK


Tabelle 6: Behandlungsmöglichkeiten bei stabiler KHK

Medikamente Medikamente + Medikamente +


allein Stents Bypass
Linderung von Ja Ja Ja
Beschwerden?
Kann die Be- Ja, im Vergleich Nein, im Ver- Manchmal, im
handlung das zu einer Be- gleich zur allei- Vergleich zu
Leben verlän- handlung ohne nigen Behand- Stents oder Me-
gern? Medikamente lung mit Medi- dikamenten al-
kamenten lein: 3 von 100
Operierten leb-
ten dank der
Operation län-
ger.
Nebenwirkun- Nebenwirkun- Nebenwirkun- Nebenwirkun-
gen/Komplikatio gen der Medi- gen der Medi- gen der Medi-
nen? kamente kamente, leichte kamente,
Blutungen: bei Schlaganfälle:
etwa 5 von 100 etwa 1 von 100
Behandelten, Operierten erlei-
schwere Kom- det durch die
plikationen: bei Operation einen
weniger als 1 Schlaganfall;
von 100 Behan- Infektion, Blu-
delten tungen, Wund-
heilungsstörung,
Narkoserisiko
(erneuter) Ein- Bei etwa 30 von Bei etwa 20 von Bei etwa 6 von
griff notwendig? 100 Patienten 100 Patienten 100 Operierten
(Stents oder By- nach 4 Jahren nach 4 Jahren
pass) innerhalb (Stents oder By- (Stents oder By-
von 3 Jahren pass) pass)
Herzkatheter- Nein Ja Ja
Untersuchung
notwendig?

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7 Verhalten im Notfall
Zeichen, die auf einen Notfall hindeuten, sind:
• starke Schmerzen hinter dem Brustbein, die eventuell in Na-
cken, Hals, Kiefer, Schulterblätter, Arme oder Oberbauch
ausstrahlen;
• starkes Engegefühl, heftiger Druck im Brustkorb;
• stärkere Luftnot, Atemnot;
• Schweißausbrüche mit kaltem Schweiß;
• Übelkeit, Erbrechen;
• Todesangst;
• blass-graue Gesichtsfarbe;
• Beschwerden, die im Ruhezustand auftreten;
• anhaltende Beschwerden, obwohl Sie eine körperliche Belas-
tung, wie zum Beispiel Treppensteigen, beendet haben;
• anhaltende Beschwerden, obwohl Sie Ihr Notfallmedikament,
etwa Ihr Nitro-Spray, genommen haben.

Es ist nicht immer leicht, eine vorübergehende, kurze Ver-


schlechterung der KHK von einer ernsthaften Notfallsituation zu
unterscheiden. Die Übergänge sind oft fließend.
Ein Herz-Notfall kann auch untypisch verlaufen. Manche Men-
schen empfinden ihre Beschwerden eher im Bauch, verbunden
mit Übelkeit oder Erbrechen. Nahezu alle geben aber an, dass
es ihnen „ganz plötzlich sehr schlecht“ gegangen sei.
Wenn Sie unsicher sind, ob wirklich ein Notfall vorliegt, holen Sie
möglichst schnell fachkundigen Rat ein, etwa von Ihrem Haus-
arzt oder vom ärztlichen Bereitschaftsdienst. Wenn Sie jedoch
den Eindruck haben, dass ein Notfall vorliegt, rufen Sie rasch
den Rettungsdienst (Notärztin).

© 2017 73
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Im Notfall sollten Sie sofort Hilfe rufen!


Rufen Sie 112 an.
Geben Sie an:
• Wer ruft an?
• Was ist passiert? (etwa: Verdacht auf Herzinfarkt)
• Wo befinden Sie sich?
• Was haben Sie bisher gegen die Beschwerden gemacht?
(etwa: Ihr Nitro-Spray oder Nitro-Kapsel eingenommen)
Bis Hilfe kommt:
• versuchen Sie ruhig zu bleiben;
• nehmen Sie Ihr Notfallmedikament ein;
• befreien Sie sich von beengender Kleidung;
• wenn Sie alleine zu Hause sind, öffnen Sie die Wohnungs-
oder Haustür.

Was Sie vorher tun können


Solch ein Ernstfall tritt oft unerwartet und plötzlich ein. Daher ist
es wichtig, vorbereitet zu sein.
• Tragen Sie Ihr Notfallmedikament (etwa Nitrate als Spray,
Tropfen oder Kapsel) stets bei sich.
• Lassen Sie sich von Ihrem Arzt genau zeigen, wie Sie das
Notfallmedikament anwenden sollen.
• Sorgen Sie dafür, dass Sie stets ausreichend Medikamente
zur Verfügung haben.
• Erzählen Sie Ihren Verwandten, Freunden und Kollegen,
dass bei Ihrer Krankheit ein Notfall auftreten kann und infor-
mieren Sie sie darüber, was in diesem Fall zu tun ist. Emp-
fehlen Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin, einen Erste-
Hilfe-Kurs zu besuchen.

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• Legen Sie einen Zettel in Ihre Geldtasche, auf dem all Ihre
Medikamente verzeichnet sind, und auf dem steht, dass Sie
an einer KHK erkrankt sind. Auch die Telefonnummern Ihrer
Angehörigen und Ihrer Hausärztin sollten Sie auf diesem Zet-
tel notieren.
Diese Informationen finden Sie auch kompakt in dem Merkblatt
„KHK – Verhalten im Notfall“ der Bundesärztekammer und der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung:
www.patienten-information.de/kurzinformationen/herz-und-
gefaesse/koronare-herzkrankheit-notfall.

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8 Rehabilitation
Als Rehabilitation bezeichnet man alle medizinischen, psycho-
therapeutischen, sozialen und beruflichen Leistungen, die eine
Wiedereingliederung der Patienten in Familie, Gesellschaft und
Berufsleben zum Ziel haben. Diese Leistungen sollen es den Er-
krankten ermöglichen, besser mit krankheitsbedingten Proble-
men fertig zu werden.
In der Rehabilitation bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden
herzkranke Patientinnen von einem Team verschiedener Fach-
kräfte dabei unterstützt, ihre körperliche und seelische Gesund-
heit bestmöglich wiederzuerlangen und langfristig zu erhalten.

Die Leitlinie empfiehlt:

Die Rehabilitation soll ein fester Bestandteil bei der Versor-


gung von Herzpatientinnen und Herzpatienten sein.
Die Grundlage dafür sollen Trainingsprogramme bilden, die
speziell auf die Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt sind.
Ihnen soll eine Rehabilitation bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen
angeboten werden:
• nach einem Herzinfarkt;
• nach einer Bypass-Operation.
In ausgewählten Situationen sollte Ihnen auch nach einem ka-
thetergestützten Eingriff am Herzen eine Rehabilitation ange-
boten werden, zum Beispiel wenn Ihr Risiko für ein akutes Ko-
ronarsyndrom besonders hoch ist oder wenn es Ihnen schwer
fällt, Ihre Medikamente regelmäßig zu nehmen oder zu Kon-
trolluntersuchungen zu erscheinen.

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Viele Studien liefern Hinweise, dass Rehabilitation bei Herz-


Kreislauf-Erkrankungen wirksam ist. So verbesserten sich bei-
spielsweise die körperliche Leistungsfähigkeit und die Lebens-
qualität, Risikofaktoren nahmen ab und weniger Betroffene star-
ben an ihrer KHK.

Phasen der Rehabilitation


Die Rehabilitation bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird in drei
Phasen eingeteilt:

Phase I – Frühmobilisation

Die Patientinnen und Patienten bewegen sich unter fachlicher


Anleitung so früh wie möglich, etwa einige Schritte gehen oder
auf der Stelle treten. Diese sogenannte Frühmobilisation er-
folgt bereits im Krankenhaus.

Phase II – Rehabilitation

Die Rehabilitation erfolgt direkt nach der akuten Behandlung


im Krankenhaus. Diese Phase wird auch als Anschluss-
heilbehandlung (AHB) oder Anschlussrehabilitation (AR) be-
zeichnet. Sie dauert in der Regel 3 Wochen.
Die ärztliche Leitlinie empfiehlt den Übergang von Phase I in
Phase II, ohne den Behandlungs- und Betreuungsverlauf zu
unterbrechen. Nach akutem Koronarsyndrom oder einer
Bypass-Operation mit unkompliziertem Verlauf kann die Phase
II bereits nach einer Woche beginnen.
Die Rehabilitation kann tagsüber in einer Einrichtung in Woh-
nortnähe (ambulant) oder in einer spezialisierten Rehabilitati-
onsklinik (stationär) stattfinden. Bei der Entscheidung hierüber
sollten der Wunsch des Betroffenen, medizinische und psy-
chosoziale Gesichtspunkte sowie die Verfügbarkeit von geeig-
neten Rehabilitationseinrichtungen berücksichtigt werden.

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Phase III – Langzeitbehandlung

Die lebenslange Nachsorge und Betreuung sollte am Wohnort


in der Regel von niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen er-
folgen.
Die ärztliche Leitlinie empfiehlt Menschen mit KHK – beson-
ders nach einem Eingriff am Herzen –, an einer ambulanten
Herzgruppe teilzunehmen. Ziel ist, ein regelmäßiges körperli-
ches Training zu fördern und ein gesundheitsförderliches Ver-
halten zu erlernen.
Ebenfalls empfiehlt die Leitlinie, die Risikofaktoren der Be-
troffenen regelmäßig zu kontrollieren sowie stetig und persön-
lich darüber zu beraten, wie das Fortschreiten der KHK ver-
hindert oder verlangsamt werden kann. Dabei arbeitet ein
Team aus Hausarzt, Kardiologin, Rehabilitationsarzt und
Herzgruppenärztin zusammen.
In bestimmten Situationen sollte Ihnen eine zeitlich begrenzte
Rehabilitation in einer darauf spezialisierten Einrichtung ange-
boten werden (ambulantes oder stationäres Heilverfahren):
• wenn Sie trotz Behandlung Beschwerden haben, die Sie in
Ihrem Alltag einschränken;
• wenn bei Ihnen viele Risikofaktoren vorliegen;
• wenn Sie seelisch oder durch Ihr Umfeld stark belastet
sind;
• wenn Sie voraussichtlich bald berufs- oder erwerbsunfähig
oder pflegebedürftig sind.

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Eine Rehabilitation bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollte Fol-


gendes beinhalten:
• die medizinische Überwachung und Betreuung;
• Kontrolle und bei Bedarf Anpassen der Behandlung mit Me-
dikamenten;
• Patientenschulung und Informationen;
• körperliches Training;
• psychische Unterstützung, zum Beispiel um schwere oder
zeitlich andauernde Depressionen frühzeitig zu erkennen und
zu behandeln;
• eine bedarfsgerechte, persönliche soziale Beratung und Un-
terstützung der Betroffenen bei der beruflichen und sozialen
Wiedereingliederung.

Die Leitlinie empfiehlt:

Auch Ihre Angehörigen sollen in die Beratungen und Schu-


lungen einbezogen werden. Dann können unter anderem die
Bewältigung des Alltags, aber auch partnerschaftliche und se-
xuelle Probleme besprochen werden.

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Patientenschulung
Auf eine Leistung der Rehabilitation soll hier noch einmal geson-
dert eingegangen werden – die Patientenschulung. Wichtig ist,
dass Sie Ihre Krankheit verstehen und lernen, mit ihr umzuge-
hen. Patientenschulungen helfen dabei. So können Sie das Ge-
spräch mit dem Arzt besser gestalten und aktiv am Behand-
lungsprozess mitwirken.
Die ärztliche Leitlinie empfiehlt folgende Inhalte einer solchen
Schulung:
• Krankheitsverständnis: die Grundlagen der KHK mit ihren
Folgen und Behandlungsmöglichkeiten werden vermittelt;
• Vorbeugen, Erkennen und Behandeln von Risikofaktoren und
Risikoerkrankungen;
• Kennenlernen und Aufklären über einen gesundheitlich güns-
tigen Lebensstil, zum Beispiel Rauchverzicht, gesunde Er-
nährung und körperliches Training (Koronar-Sportgruppen);
• Hilfen und Unterstützung, um eigenverantwortlich an der Be-
handlung mitzuwirken;
• psychologische Unterstützung bei der Krankheitsverarbei-
tung;
• verhaltenstherapeutische Schulungsprogramme speziell für
Übergewichtige und Raucher;
• Bewältigen von Stress, etwa mit Entspannungstraining;
• speziell auf Sie abgestimmte Schulungen, zum Beispiel zur
Blutzuckerselbstkontrolle, wenn Sie Diabetes haben, oder zur
Blutdruckselbstkontrolle bei Bluthochdruck.

Fragen Sie am besten Ihre Ärztin, welche Schulung in welcher


Form für Sie in Frage kommt.

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Bewegung und körperliches Training


Bewegung tut gut. Fachkräfte zeigen Ihnen Übungen, die Ihre
körperliche Aktivität wieder steigern können, zum Beispiel mit
Bewegungstherapie. Sie werden Schritt für Schritt an dieses
Training herangeführt, während Ihre Herz-Kreislauf-Funktionen
beobachtet und überwacht werden. Die körperliche Belastung
wird dabei stets Ihrem persönlichen Gesundheitszustand ange-
passt und stufenweise gesteigert.
Nach dem Aufenthalt in einer Reha-Einrichtung können Sie zum
Beispiel eine Herz-Gruppe besuchen, um körperlich fit zu bleiben
(siehe Kapitel „Herz-Gruppen“ auf Seite 88).

Gut zu wissen: Rehabilitation

Verordnung
Informationen und Hinweise zur Verordnung von Reha-
Leistungen bei der Rentenversicherung finden Sie unter:
www.deutscherentenversicherung.de.
Reha-Servicestellen
Unterstützung bei der Auswahl des Trägers und der Stellung
der Anträge erhalten Sie auch bei sogenannten Reha-
Servicestellen. Diese gibt es in allen Bundesländern. Die Ad-
ressen finden Sie im Internet unter:
www.reha-servicestellen.de.

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PatientenLeitlinie zur Nationalen VersorgungsLeitlinie
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9 Langzeitbetreuung
Hausärztliche Versorgung
Ihr wichtigster Ansprechpartner in der Langzeitbetreuung ist der
Hausarzt. Bei ihm laufen alle Informationen über die Erkrankung
und die Behandlung zusammen. Er übernimmt die Langzeitbe-
treuung und die Dokumentation aller in diesem Zusammenhang
wichtigen medizinischen Daten. Außerdem steuert er Untersu-
chungs-, Behandlungs- und Rehabilitationsmaßnahmen. Er
stimmt auch die Behandlung der KHK mit Maßnahmen für ande-
re Erkrankungen (Begleiterkrankungen) mit Ihnen ab.
In bestimmten medizinischen Situationen empfiehlt die ärztliche
Leitlinie, dass Sie gemeinsam von einer Hausärztin und einem
Facharzt für Herzerkrankungen (Kardiologe) betreut werden
(mehr dazu im Kapitel „Wer an der Behandlung beteiligt ist“ auf
Seite 85).

Kontrolltermine vereinbaren
Nach der Akutbehandlung werden Sie von Ihrer Hausärztin vier-
tel- bis halbjährlich zu regelmäßigen Untersuchungen in die Pra-
xis eingeladen. Die ärztliche Leitlinie empfiehlt Ihnen, diese Ter-
mine wahrzunehmen, unabhängig davon, ob Sie Beschwerden
haben oder nicht. Verschlechtert sich Ihr Gesundheitszustand,
so sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen beziehungsweise ru-
fen (siehe auch Kapitel „Verhalten im Notfall“ auf Seite 73).
Bei der regelmäßigen Untersuchung werden Sie ausführlich zu
folgenden Punkten befragt:
• aktuelle Beschwerden;
• Müdigkeit;
• Belastbarkeit (Haben Sie bei sich einen „Leistungsknick“ be-
merkt?);

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• Auswirkung der Erkrankung auf Ihre Familie, Beruf, Alltags-


aktivitäten, Sport und Sexualleben;
• emotionale Aspekte (Depression, Angst, Sorgen, Enttäu-
schung);
• Probleme in Familie, Freundeskreis oder Beruf;
• Ihre eigene Sicht auf die Erkrankung (macht sie Angst, gibt
sie Anlass zu übertriebener Schonung, verursacht sie eine
Einbuße an Lebensqualität);
• Rauchen (wenn Sie noch nicht damit aufgehört haben);
• körperliche Aktivität;
• Ernährung;
• regelmäßige Einnahme von Medikamenten.
Zudem verschafft sich die Ärztin im Gespräch einen Überblick
darüber, was Sie selbst über Prognose, die Bedeutung und Be-
handlung von Beschwerden, alarmierende Krankheitszeichen
und dessen Folgen wissen. Sollten Sie weiteren Informationsbe-
darf haben, kann Ihnen der Arzt eine Schulung anbieten. Natür-
lich können Sie auch gezielt danach fragen.
Danach folgt stets eine körperliche Untersuchung. Unter ande-
rem werden Herz und Lunge abgehört, die Pulse an Füßen und
Armen ertastet und Gewicht, Blutdruck sowie Puls gemessen.

Die Leitlinie empfiehlt:

Wenn Ihre KHK keine Beschwerden verursacht, sollen Sie


nach Meinung der Expertengruppe im Rahmen der regelmäßi-
gen Kontrolluntersuchungen keine speziellen Untersuchungen
des Herzens erhalten.
Ist bei Ihnen eine KHK bereits seit längerem bekannt und be-
steht nun der Verdacht, dass die Erkrankung fortschreitet, so
sollte nach Meinung der Expertengruppe bevorzugt dasselbe
bildgebende Verfahren angewendet werden wie in den vorhe-
rigen Untersuchungen (siehe Kapitel „Welche Untersuchungen
noch auf Sie zukommen können“ auf Seite 28).

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2. Auflage, Version 1

Den Experten der ärztlichen Leitlinie sind keine Studien bekannt,


die die Verlaufsbeobachtung bewerten. Daher können keine ge-
nauen Aussagen zur Häufigkeit von Kontrollterminen und zu
Kontrolluntersuchungen getroffen werden.

Behandlungsziele einhalten
Am besten ist es, wenn Sie mit Ihrer Hausärztin gemeinsam Be-
handlungsziele festlegen, das heißt, was bis zu welchem Zeit-
punkt erreicht werden soll und durch wen.
Zum Beispiel: Sie nehmen sich vor, innerhalb der nächsten
2 Monate mit dem Rauchen aufzuhören. Das wird schriftlich
festgehalten. So können Sie und Ihr Arzt überprüfen, ob diese
Ziele erreicht werden konnten.
Tabelle 7: Beispielvorlage für einen gemeinsam erarbeiteten Therapie-
plan. Quelle: modifiziert nach http://decisionaid.ohri.ca

Wie ist der Welches Was Sie Medizinische


Ausgangs- Ziel wollen selbst tun Maßnahmen,
punkt? Sie und Ihr können die Ihr Arzt
Arzt errei- Ihnen dazu
chen? verordnet
Mit dem Rau-
chen aufhören
Körperliche
Bewegung
Rückkehr in
den Beruf
Übergewicht
in den Griff
bekommen
Blutdruck
senken
Stress
vermindern
Weitere
Erkrankungen
behandeln

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Aussagekräftige Studien berichten, dass etwa 4 von 10 Men-


schen mit KHK ihre Medikamente auf Dauer nicht wie verordnet
einnehmen (siehe auch Wörterbuch: „Adhärenz“). Zudem gibt es
Hinweise darauf, dass Betroffene ihre Folgerezepte zu selten an-
fordern und Kontrolltermine nicht einhalten.

Die Leitlinie empfiehlt:

Aus diesem Grund soll Ihre Ärztin oder Ihr Arzt während des
gesamten Krankheitsverlaufs regelmäßig überprüfen, ob und
wie Sie Ihre Medikamente einnehmen. Ebenso soll Ihre Ärztin
oder Ihr Arzt regelmäßig nachfragen, ob Sie Ihren Lebensstil
verändert haben, zum Beispiel nicht mehr rauchen oder sich
körperlich mehr bewegen.
Bei bestehenden Problemen sollte Ihr Behandlungsteam Sie
unterstützen und gemeinsam mit Ihnen nach Hilfen und Lö-
sungen suchen. Wenn es dennoch langfristig nicht klappt,
sollte Ihnen psychologische oder psychotherapeutische Un-
terstützung angeboten werden.

Grippeschutzimpfung
Jedes Jahr im Herbst sollte Ihnen die Ärztin eine Grippeschutz-
impfung anbieten. Es gibt Hinweise, dass somit möglicherweise
weniger Menschen an ihrer Herz-Kreislauf-Erkrankung verster-
ben oder einen Herzinfarkt erleiden. Diese Impfung gehört zum
Leistungskatalog der Krankenkassen und wird erstattet.

Wer an der Behandlung beteiligt ist


Im Rahmen der langjährigen Versorgung Ihrer Erkrankung
kommt es darauf an, dass alle beteiligten Ärzte und andere me-
dizinische Berufsgruppen aus verschiedenen Bereichen eng zu-
sammen arbeiten: Hausarztpraxis, Fachärzte, Krankenhäuser
und Rehabilitations-Einrichtungen.

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Es ist nicht leicht zu überschauen, welche Untersuchung oder


Behandlung wann von wem durchgeführt werden sollte. Ihre be-
treuende Hausärztin behält hier den Überblick. Sie veranlasst al-
le Überweisungen zum empfohlenen Zeitpunkt und sollte alle
Untersuchungsergebnisse und mögliche Behandlungen bei an-
deren Spezialisten kennen.
In folgenden Situationen empfiehlt die ärztliche Leitlinie, dass Sie
vom Hausarzt zu einer Kardiologin überwiesen werden:
• bei Herzbeschwerden, die nicht eindeutig zu erklären sind;
• bei Herzbeschwerden, die sich trotz Behandlung nicht bes-
sern oder sogar verschlimmern;
• wenn Sie die Medikamente nicht gut vertragen oder diese
nicht richtig eingestellt sind;
• wenn der Verdacht auf eine Herzschwäche besteht oder sich
eine bereits bekannte Herzschwäche verschlechtert;
• wenn plötzlich Herzrhythmus-Störungen auftreten.
In diesen besonderen Situationen empfiehlt Ihnen die ärztliche
Leitlinie, dass Sie von einer Hausärztin und einem Kardiologen
gemeinsam betreut werden:
• wenn bei Ihnen ein akutes Koronarsyndrom weniger als ein
Jahr zurück liegt;
• wenn bei Ihnen ein Eingriff wie Stents oder Bypass weniger
als ein Jahr zurück liegt;
• bei einer fortgeschrittenen Herzschwäche;
• bei Herzrhythmus-Störungen, die von der linken oder der
rechten Herzkammer ausgehen, zum Beispiel bei Kammer-
flimmern oder Kammerflattern;
• bei Herzklappenfehlern;
• wenn Sie einen Herzschrittmacher haben, um die Funktion
des Herzschrittmachers regelmäßig kontrollieren zu lassen.

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Die Leitlinie empfiehlt:

Besteht bei Ihnen ein erhöhtes Risiko für Ihr Herz, zum Bei-
spiel durch Diabetes, Mehrgefäß-Erkrankung oder Zustand
nach Herzstillstand, so sollten nach Expertenmeinung Ihr
Kardiologe oder Ihre Kardiologin und Ihr Hausarzt oder Ihre
Hausärztin gemeinsam mit Ihnen regelmäßige Kontrolltermine
vereinbaren.

In bedrohlichen Situationen empfiehlt die ärztliche Leitlinie, dass


Sie in ein Krankenhaus eingewiesen werden, insbesondere bei:
• akutem Koronarsyndrom;
• Verdacht auf Überlastung des Herzens aufgrund von Folge-
und Begleiterkrankungen, wie etwa Bluthochdruck, Herz-
schwäche, Rhythmusstörungen oder Diabetes mellitus.
Die stationäre Einrichtung sollte möglichst auf Herzkrankheiten
spezialisiert sein und viel Erfahrung in diesem Bereich haben.

Eine gute Arztpraxis finden


Wer sich darüber informieren möchte, woran eine „gute Arztpra-
xis“ zu erkennen ist, kann die Broschüre „Woran erkennt man ei-
ne gute Arztpraxis – Checkliste für Patientinnen und Patienten“
zu Rate ziehen. Sie ist im Internet frei verfügbar unter der Adres-
se: www.arztcheckliste.de.
Selbsthilfeorganisationen haben ebenfalls eine Liste von Praxen,
an die sich Menschen mit KHK wenden können.

Selbständiger Umgang mit der Krankheit


Je mehr Sie über Ihre Erkrankung wissen, desto besser werden
Sie mit ihr umgehen können. Ihre Hausärztin unterstützt Sie da-
bei. Bei gezielter Behandlung können Sie trotz chronischer KHK
einen Zustand erreichen, der dem eines gesunden Menschen
vergleichbar ist. Für die meisten Betroffenen ist eine zufrieden-

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stellende Lebensqualität möglich und die Prognose heutzutage


günstig.
Strukturierte Langzeitprogramme wie die ambulanten Herzgrup-
pen mit regelmäßigem Training, Schulung und Motivation zum
Einhalten der Behandlung können dazu beitragen, dass bereits
erreichte Therapieerfolge anhalten und sich der Krankheitsver-
lauf weiter verbessert (siehe auch Kapitel „Rat und Unterstüt-
zung“ auf Seite 93).

Strukturierte Behandlungsprogramme
Es besteht für gesetzlich Versicherte die Möglichkeit, sich in so-
genannte strukturierte Behandlungsprogramme (englisch: Dise-
ase Management Programme (DMP)) einzuschreiben. Diese
Programme wurden für verschiedene chronische Erkrankungen
eingerichtet – auch für die KHK. Sie haben das Ziel, die Versor-
gung von chronisch kranken Patienten zu verbessern. Eine aus-
sagekräftige Studie berichtet, dass sich fast jedes zweite Pro-
gramm positiv auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Nähere Aus-
künfte zu einem solchen Programm erteilt die Ärztin, die betref-
fende Krankenkasse oder eine Selbsthilfeorganisation.

Herz-Gruppen
In Deutschland gibt es etwa 6 000 ambulante Herz-Gruppen, in
denen Sie unter der Leitung eines speziell ausgebildeten
Übungsleiters und einer kardiologisch erfahrenen Ärztin mindes-
tens einmal pro Woche trainieren können. Die Gruppen bestehen
aus bis zu 20 Herzpatienten. Voraussetzung ist eine ärztliche
Verordnung, die vom zuständigen Kostenträger (Krankenversi-
cherung oder Rentenversicherung) vor Teilnahmebeginn ge-
nehmigt werden muss. Unter dieser Adresse erfahren Sie, wel-
che Herzgruppen es in Ihrem Bundesland gibt: www.dgpr.de.

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Selbsthilfe
Sie können sich an eine Selbsthilfegruppe wenden, um mit der
Erkrankung und ihren Beeinträchtigungen besser fertig zu wer-
den. Vielen macht es Hoffnung und Mut, mit Gleichbetroffenen
zu sprechen. Diese sind „lebende Beispiele“, dass sich die
Krankheit und die auftretenden psychosozialen Belastungen ver-
arbeiten lassen. Sie können glaubhaft Zuversicht vermitteln und
damit helfen, Ängste zu überwinden und ein selbstbestimmtes
Leben zu führen.
Die Selbsthilfe bietet Informationen, Beratung und Begleitung.
Wenn Sie den Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe suchen, fragen
Sie möglichst frühzeitig Ihren Arzt. Adressen und Ansprechpart-
ner finden Sie auch in dieser Broschüre im Kapitel „Rat und Un-
terstützung“ auf Seite 93.

Lebensqualität
Wenn Sie sich körperlich und seelisch schlecht fühlen, ist dies oft
mit einer niedrigen Lebensqualität verbunden. Die Experten ge-
hen davon aus, dass eine niedrige Lebensqualität mit einem
schlechteren Verlauf der KHK verknüpft ist.

Die Leitlinie empfiehlt:

Nach Meinung der Expertengruppe sollten Sie während des


gesamten Krankheitsverlaufs regelmäßig nach Ihrem körperli-
chen und seelischen Befinden befragt werden und Ihre ge-
sundheitliche Lebensqualität eingestuft werden. Bei Bedarf
sollten dann weitere Untersuchungs- und Behandlungsschrit-
te veranlasst werden.

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Lebensqualität – Was ist das?

Der Begriff Lebensqualität ist sehr vielschichtig. Er umfasst un-


terschiedliche Bereiche des körperlichen, seelischen, geistigen
und sozialen Wohlbefindens. Jeder Mensch setzt dabei etwas
andere Schwerpunkte, was für sein Leben wichtig ist und was
ihn zufrieden macht.
Was angesichts Ihrer Krankheit, Ihrer Lebenssituation und Ih-
rer persönlichen Bedürfnisse Lebensqualität genau für Sie be-
deutet, wissen nur Sie allein. Deshalb ist es wichtig, dass Sie
mit Ihrem Behandlungsteam darüber reden. So kann es Sie
zum Beispiel besser zu den verschiedenen Behandlungsmög-
lichkeiten beraten.

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10 Ihr gutes Recht


Eine Voraussetzung, sich aktiv an Ihrer Behandlung zu beteili-
gen, ist, dass Sie Ihre Rechte kennen und auch wahrnehmen. Al-
lerdings sollten Sie bedenken, dass sich rechtliche Informationen
rasch ändern können.

Sie haben das Recht auf


• freie Arztwahl;
• neutrale Informationen;
• umfassende Aufklärung und Information über alles, was für
die Therapie wichtig ist, zum Beispiel über Risiken, Nutzen,
Alternativen, mögliche Kosten und Befunde;
• Schutz der Privatsphäre (Schweigepflicht);
• Selbstbestimmung, zum Beispiel in der Therapiewahl;
• Beschwerde. Eine erste Adresse hierfür ist das Beschwer-
demanagement der betreffenden Einrichtung. Als weitere
Möglichkeit können die Gutachterkommissionen und
Schlichtungsstellen bei den Landesärztekammern in Frage
kommen. In einem kostenlosen Heft der Bundesärztekam-
mer erfahren Sie mehr dazu:
www.bundesaerztekammer.de/patienten/gutachterkommissi
onen-schlichtungsstellen/broschuere-wegweiser.

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Darüber hinaus haben Sie das Recht auf


• eine qualifizierte und sorgfältige Versorgung;
• sachgerechte Organisation und Dokumentation der Unter-
suchungen;
• Einsichtnahme in die vollständige Original-Patientenakte.
Sie können sich Kopien von Ihren Unterlagen von der Pra-
xis anfertigen lassen. Es kann jedoch sein, dass Sie die
Kosten dafür selber tragen müssen. In Ausnahmefällen
kann die Einsicht jedoch eingeschränkt sein, nämlich wenn
erhebliche therapeutische Gründe oder sonstige erhebliche
Rechte Dritter dem entgegenstehen;
• eine Zweitmeinung (es ist empfehlenswert, vorher mit Ihrer
Krankenkasse zu klären, ob sie die Kosten übernimmt).

Über die Patientenrechte können Sie sich auf den Internetseiten


der Bundesärztekammer informieren:
www.baek.de/page.asp?his=2.49.

Im Jahr 2013 hat die Bundesregierung das Patientenrechtege-


setz verabschiedet. Die wichtigsten Regelungen finden Sie in
einer Broschüre:
www.patientenbeauftragter.de/images/pdf/BarrierefreiBroschu
ere_Patientenrecht_bf.pdf.

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11 Rat und Unterstützung


Rat und Unterstützung können Menschen helfen, mit einer chro-
nischen Erkrankung leben zu lernen. Eine wichtige Rolle spielen
hier die Selbsthilfeorganisationen und Unterstützungsangebote.
Aber auch medizinische Fachgesellschaften oder wissenschaftli-
che Organisationen können für Betroffene wichtige Anlaufstellen
und Ansprechpartner sein. Wir haben einige dieser Stellen re-
cherchiert. Die nachfolgende Aufstellung erhebt keinen Anspruch
auf Vollständigkeit.

Selbsthilfe
Spezielle Angebote für Menschen mit chronischer KHK finden
Sie unter den folgenden Adressen:
Deutsche Herzstiftung e. V.
E-Mail: [email protected]
Internet: www.herzstiftung.de/selbsthilfegruppen.html
Herzgruppen der Deutschen Gesellschaft für Prävention und
Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e. V.
Unter dieser Adresse erfahren Sie, welche Herzgruppen es in Ih-
rem Bundesland gibt:
E-Mail: [email protected]
Internet: www.dgpr.de
Bundesverband Gemeinnützige Selbsthilfe Schlafapnoe
Deutschland e. V.
E-Mail: [email protected]
Internet: www.gsdschlafapnoe.de
Stiftung "Der herzkranke Diabetiker"
Stiftung in der Deutschen Diabetes-Stiftung
E-Mail: [email protected]
Internet: www.stiftung-dhd.de

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Wo sich eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe befindet können


Sie auch bei der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur
Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)
erfragen:
Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und
Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)
Otto-Suhr-Allee 115
10585 Berlin
Telefon: 030 31018960
Fax: 030 31018970
E-Mail: [email protected]
Internet: www.nakos.de

Adressen von medizinischen


Fachgesellschaften
Die nachfolgend angeführten Institutionen und medizinischen
Fachgesellschaften waren an der Erstellung der Nationalen Ver-
sorgungsLeitlinie Chronische KHK beteiligt. Diese ärztliche Leit-
linie ist die Grundlage für diese Patienteninformation.
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ)
Internet: www.akdae.de
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familien-
medizin e. V. (DEGAM)
Internet: www.degam.de
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
Internet: www.dgim.de
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislauf-
forschung e. V. (DGK)
Internet: www.dgk.org
Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von
Herz- und Kreislauferkrankungen e. V. (DGPR)
Internet: www.dgpr.de

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PatientenLeitlinie zur Nationalen VersorgungsLeitlinie
2. Auflage, Version 1

Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie


e. V. (DGTHG)
Internet: www.dgthg.de
Deutsche Röntgengesellschaft e. V. (DRG)
Internet: www.drg.de
Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin
(DKPM)
Internet: www.dkpm.de
Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin e. V. (DGN)
Internet: www.nuklearmedizin.de
Deutsche Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften
e. V. (DGRW)
Internet: www.dgrw-online.de

Weiterführende Informationen
Bitte beachten Sie, dass Broschüren oder Internetangebote das
Arztgespräch unterstützen sollen, es aber niemals ersetzen kön-
nen.

Weitere Gesundheitsinformationen und Servicean-


gebote
Patientenportal
Viele weiterführende Informationsmaterialen zu Herzerkrankun-
gen finden Sie auf dem Patientenportal www.patienten-
information.de, einer gemeinsamen Plattform von Bundesärzte-
kammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung.

Gesundheitsinformation.de
Auf dem Portal www.gesundheitsinformation.de hat das Institut
für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
für Sie Hinweise zu verschiedenen Erkrankungen und Gesund-
heitsthemen zusammengestellt.

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Informationen von Bundesministerien


Beim Bundesministerium für Gesundheit können Sie Infomedien
zu gesundheitspolitischen Themen anfordern. Weitere Informati-
onen: www.bmg-gp.de.
Auch auf den Internetseiten des Bundesministeriums für Justiz
können Sie sich Broschüren herunterladen oder bestellen, zum
Beispiel zu Patientenrechten oder zur Patientenverfügung:
www.bmjv.de/DE/Themen/VorsorgeUndPatientenrechte/Betreuu
ngsrecht/Betreuungsrecht_node.html.

Befunddolmetscher
Hier können Patienten ihre medizinischen Befunde kostenlos in
eine leicht verständliche Sprache "übersetzen" lassen.
Die ehrenamtlichen Übersetzer sind Medizinstudierende und
Ärzte, die von "Was hab' ich?" zu Beginn ihres Engagements ei-
ne ausführliche Kommunikationsausbildung erhalten:
www.washabich.de

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12 Verwendete Quellen
Diese Patientenleitlinie beruht hauptsächlich auf den wissen-
schaftlichen Quellen der Nationalen VersorgungsLeitlinie Chroni-
sche KHK. Viele Studien und Übersichtsarbeiten sind dort nach-
zulesen: www.leitlinien.de/nvl/khk.

Zusätzlich zur wissenschaftlichen Literatur der Leitlinie


nutzt diese Patientenleitlinie folgende Literatur und Informa-
tionen:

• Deutsche Herzstiftung. Deutscher Herzbericht 2015. Sekto-


renübergreifende Versorgungsanalyse zur Kardiologie und
Herzchirurgie in Deutschland. Frankfurt/Main: Deutsche
Herzstiftung; 2015.
• Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswe-
sen (IQWiG). Koronare Herzkrankheit. 2013 [cited: 2016 Nov
03]. www.gesundheitsinformation.de/koronare-
herzkrankheit.2170.de.html.
• Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesund-
heitswesen (IQTIG). Qualitätsreport 2015. Berlin: IQTIG;
2016. www.iqtig.org/downloads/ergebnisse/
qualitaetsreport/IQTIG-Qualitaetsreport-2015.pdf.
• Leitlinienprogramm Onkologie, Adolph H, Blettner G, et al.
Psychoonkologie. Psychosoziale Unterstützung für Krebspa-
tienten und Angehörige. Patientenleitlinie. 2016 [cited: 2017
Jan 16]. www.leitlinienprogramm-onkologie.de/uploads/
tx_sbdownloader/Patiententleitlinie_Psychoonkologie.pdf.

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• Robert Koch-Institut (RKI). Daten und Fakten: Ergebnisse der


Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2010“. Berlin: RKI;
2012 (Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bun-
des). www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/
Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/
Geda2010/koronare_herzerkrankung.
• Ladwig KH, Lederbogen F, Albus C, et al. Positionspapier zur
Bedeutung psychosozialer Faktoren in der Kardiologie. Up-
date 2013. Der Kardiologe 2013;7(1):7-27. DOI:
10.1007/s12181-012-0478-8.
link.springer.com/article/10.1007/s12181-012-0478-8.
• Perk J, De BG, Gohlke H, et al. European Guidelines on car-
diovascular disease prevention in clinical practice (version
2012): The Fifth Joint Task Force of the European Society of
Cardiology and Other Societies on Cardiovascular Disease
Prevention in Clinical Practice (constituted by representatives
of nine societies and by invited experts) * Developed with the
special contribution of the European Association for Cardio-
vascular Prevention & Rehabilitation (EACPR). Eur Heart J
2012;33(13):1635-701. DOI: 10.1093/eurheartj/ehs092.
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22555213.
• Schickinger J. Herz und Kreislauf. Was Sie für Ihre Herzge-
sundheit tun können. Berlin: Stiftung Warentest; 2012.

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13 Wörterbuch
ACE-Hemmer
Medikamente, die das Entstehen eines gefäßverengend wirken-
den Körpereiweißes blockieren. Sie senken den Blutdruck und
entlasten durch ihre Wirkung das Herz, so dass es seine
Pumpleistung wieder erhöhen kann. ACE ist eine Abkürzung und
steht für: Angiotensin Converting Enzyme.

Acetylsalicylsäure (ASS)
Medikament, das die Anlagerung von Blutplättchen hemmt und
damit die Verstopfung der Blutgefäße verhindert. Ferner wirkt
Acetylsalicylsäure (Abkürzung: ASS, traditionell „Aspirin®“)
schmerzlindernd und fiebersenkend.

Adhärenz
Ausmaß, mit dem eine Patientin die verordnete Medikation tat-
sächlich einnimmt. Dies ist ein wesentlicher Faktor für die Wirk-
samkeit einer Behandlung.

Adipositas
Fettleibigkeit, krankhaftes Übergewicht. Menschen, die an Adi-
positas leiden, haben zu viel Fettgewebe. Ob eine Adipositas
vorliegt, kann durch Berechnen des Body-Maß-Index festgestellt
werden (BMI > 30kg/m²).

Aggregation
Zusammenlagerung, Verklumpung, Ansammlung

akut
vordringlich, dringend, in diesem Moment

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ambulant
Gegenteil von stationär. Bei einer ambulanten Behandlung kann
der Patient unmittelbar oder kurze Zeit nach Beendigung wieder
nach Hause gehen. Bei einer ambulanten Reha besucht man
tagsüber für 4 bis 6 Stunden ein Reha-Zentrum in der Nähe sei-
nes Wohnortes; man schläft zuhause.

Anämie
Blutarmut

Anamnese
Ergebnis der ärztlichen Erstuntersuchung. Dabei erfragt die Ärz-
tin unter anderem Beschwerden, frühere oder aktuelle Erkran-
kungen und Lebensgewohnheiten.

Angina pectoris
Anfallsartiges Engegefühl in der Brust, häufig verbunden mit
Luftnot und starken Schmerzen. Ursache ist eine Minderdurch-
blutung des Herzmuskels, Auslöser sind meist körperliche Belas-
tung oder Stress. Man unterscheidet die stabile und die instabilie
Angina pectoris in Abhängigkeit von Häufigkeit, Dauer und
Schwere der Anfälle.

Angiotensin-I-Blocker
Medikamente, die ähnliche Wirkungen wie ACE-Hemmer haben.
Sie werden auch Sartane genannt.

Angststörung
Der Begriff fasst verschiedene seelische Krankheiten zusam-
men. Betroffene empfinden meist eine übertriebene Furcht. Die
Störung geht mit körperlichen Anzeichen der Angst wie Herzra-
sen, Schwitzen, Zittern, Atemnot, Erstickungs- und Schwindelge-
fühl einher.

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Anschlussheilbehandlung
(AHB; auch Anschlussrehabilitation, AR) Besondere Form der
medizinischen Rehabilitation, die sich unmittelbar an einen Kran-
kenhausaufenthalt anschließt und in der Regel 3 Wochen dauert.
Sie muss in der Regel bereits im Krankenhaus beantragt wer-
den.

Anschlussrehabilitation
Die Anschlussrehabilitation (AR, früher auch Anschlussheilbe-
handlung, AHB) ist eine ambulante oder stationäre Leistung zur
medizinischen Rehabilitation in unmittelbarem Anschluss an eine
Krankenhausbehandlung oder spätestens 14 Tage nach der Ent-
lassung. Die Maßnahmen sollen dem Erhalt oder der Wiederher-
stellung der Erwerbstätigkeit dienen und werden durch die Ren-
tenversicherung oder einige Krankenkassen finanziert. Weitere
Informationen hierzu: www.deutscherentenversicherung.de.

Antikoagulation
Hemmung der Blutgerinnung. Bei einer antikoagulativen Thera-
pie wird ein Medikament gegeben, das die Blutgerinnung hemmt.
Die umgangssprachliche Bezeichnung für dieses Medikament ist
Blutverdünner.

Aorta
Hauptschlagader

Arrhythmie
unregelmäßiger Herzschlag, Herzrhythmus-Störung

Arterie
Vom Herzen wegführendes Blutgefäß; die Arterien transportieren
das sauerstoffreiche Blut vom Herzen in den gesamten Körper.

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Arteriosklerose
Gefäßverhärtung mit Verengung der Gefäße durch krankhafte
Ablagerungen in den Gefäßinnenwänden (Plaques). Siehe auch
„Plaque“.

Asthma
Auf bestimmte Reize reagieren die Atemwege im Gegensatz zu
denen gesunder Personen überempfindlich. Die Bronchien ver-
krampfen und verengen sich, der Betroffene kann die eingeatme-
te Luft nicht mehr richtig ausatmen und leidet unter Atemnot.
Ausführliche Informationen gibt es in der Patientenleitlinie
„Asthma“: www.patienten-information.de/patientenleitlinien/
patientenleitlinien-nvl/asthma.

Ballondilatation
Ärztlicher Eingriff, bei dem zum Beispiel ein verengtes Herz-
kranzgefäß durch Dehnung über einen Ballon erweitert wird.

Belastungs-EKG
Ein Belastungs-EKG wird erstellt, wenn die Person auf einem
Standfahrrad fährt oder auf einem Laufband läuft und dabei ein
Elektrokardiogramm erstellt wird. Siehe „EKG (Elektrokardiogra-
phie/Elektrokardiogramm)“.

Beta-Blocker
Medikamente, die den Blutdruck senken und den Herzschlag
langsamer machen. Beta-Blocker hemmen die Wirkung von
Stresshormonen. Diese Stresshormone heißen Noradrenalin und
Adrenalin. Wenn Beta-Blocker die Rezeptoren besetzen, sinken
der Blutdruck und der Sauerstoffbedarf des Herzens. Dadurch
wird das Herz entlastet.

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bildgebendes Verfahren
Verfahren, das bestimmte Teile des Körpers mit Hilfe verschie-
dener physikalischer Techniken abbildet. Dazu gehören Ultra-
schall (Sonographie), Röntgen, Computertomographie (CT),
auch Szintigraphie (SPECT) und Magnetresonanztomographie
(MRT).
Bluthochdruck
Kreislauferkrankung, bei der in den Blutgefäßen ein erhöhter
Druck herrscht. Er liegt laut Definition der Weltgesundheitsorga-
nisation WHO dann vor, wenn der Druck in den Arterien auf ei-
nen systolischen Wert von über 140 mmHg und/oder einen dias-
tolischen Wert über 90 mmHg gesteigert ist. Der Fachausdruck
lautet Hypertonie.
Bluttransfusion
Blutübertragung; Blut oder Blutbestandteile, wie rote Blutzellen,
werden in eine Vene verabreicht. Dies kann bei hohem Blutver-
lust nötig sein.
Blutzucker
Gibt Auskunft darüber, wie viel Glukose (Traubenzucker) sich im
Blut befindet. Dieser Wert schwankt ständig, je nachdem, wann
man was gegessen oder getrunken hat. Der HbA1c-Wert, auch
Langzeit-Blutzucker genannt, lässt Rückschlüsse auf die mittle-
ren Blutzuckerwerte der letzten 8 bis 12 Wochen zu.
Body-Maß-Index (BMI)
Auch als Körpermasseindex bezeichnet. Ist eine Maßzahl für die
Bewertung des Körpergewichts eines Menschen im Verhältnis zu
seiner Körpergröße: BMI = Körpergewicht in kg / Körpergröße in
m zum Quadrat. Für Erwachsene gelten folgende Einstufungen,
wobei auch das Lebensalter noch eine Rolle spielt: Untergewicht
< 18,5 kg/m², Normalgewicht 18,5 bis < 25 kg/m², Übergewicht
25 bis < 30 kg/m². Ab einem BMI ≥ 30 kg/m² besteht Fettleibig-
keit (Adipositas).

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Bypass
Überbrückung, operativ angelegte Umgehung von Gefäßen. Ein
koronarer Bypass ist eine Operation am Herzen, bei der vereng-
te oder verschlossene Blutgefäße „überbrückt“ werden, um die
Blutversorgung des Herzens zu verbessern. Zur Überbrückung
können körpereigenes Gewebe, zum Beispiel Unterschenkelve-
nen oder Kunststoff (Prothese) verwendet werden.

Chelat-Therapie
Chelate sind chemische Stoffe, die unlösliche Stoffe einhüllen
und in eine lösliche Form überführen, die dann vom Körper aus-
geschieden werden kann.

Cholesterin
Fettähnliche Substanz, die in jeder menschlichen Zelle enthalten
ist. Es wird mit der Nahrung aufgenommen, aber auch vom Kör-
per selbst in der Leber hergestellt. Überschüssiges Cholesterin
kann sich an den Gefäßinnenwänden ablagern und Gefäßver-
kalkungen verursachen. Siehe „Arteriosklerose“ und „Plaque“.

Cholesterin-Resorptions-Hemmer
Medikamente, die die Aufnahme von Cholesterin aus dem Darm
hemmen. Sorgen ähnlich wie Statine für günstige Blutfettwerte.

Cholesterin-Senker
Medikamente, die für günstige Blutfettwerte sorgen. So entste-
hen weniger Plaques innen an den Gefäßen. In der Fachsprache
heißen sie Statine.

chronisch
Der Begriff chronisch bezeichnet eine Situation oder eine Krank-
heit, die längere Zeit vorhanden ist und andauert.

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Computertomographie (CT)
Röntgen aus verschiedenen Richtungen. Ein Computer verarbei-
tet die Informationen, die hierbei entstehen, und erzeugt ein
räumliches Bild vom untersuchten Organ. Oft werden dabei jod-
haltige Kontrastmittel eingesetzt, die die Aussagefähigkeit der
Methode erhöhen. Die Computertomographie ist mit einer höhe-
ren Strahleneinwirkung verbunden als das einfache Röntgen.

Defibrillator
Gerät, das mittels Elektroschock eine lebensbedrohliche Herz-
rhythmus-Störung beseitigen kann.

Defibrillation
Behandlungsmethode gegen lebensbedrohliche Herzrhythmus-
Störungen. Durch Stromstöße (Elektroschock) soll das Herz wie-
der in einen normalen Rhythmus gebracht werden.

Dekompensation
Eine nicht mehr auszugleichende Störung des Körpers, die le-
bensgefährlich werden kann. Zu einer Dekompensation kann es
beispielsweise kommen, wenn das Herz nicht fähig ist, den Kör-
per mit ausreichend Blut zu versorgen. Dadurch ist er schlecht
mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.

Depression
Psychische Erkrankung. Wichtige Anzeichen sind eine gedrückte
Stimmung, Interessens- und Freudlosigkeit sowie Antriebsman-
gel und Ermüdbarkeit. Auch körperliche Beschwerden können
Ausdruck der Krankheit sein. Man kann eine Depression in vie-
len Fällen gut behandeln. Ausführliche Informationen finden Sie
in der „Patientenleitlinie Depression“ im Internet: www.patienten-
information.de/patientenleitlinien/patientenleitlinien-
nvl/depression.

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Diabetes mellitus
Zuckerkrankheit; kennzeichnend ist eine langanhaltende Erhö-
hung des Blutzuckers. Die häufigsten Formen sind Typ-1- und
Typ-2-Diabetes. Diabetes kann eine Reihe von anderen Erkran-
kungen zur Folge haben. Das können zum Beispiel Gefäßverän-
derungen an Herz und Gehirn, Nierenerkrankungen, Fußkompli-
kationen oder Schäden an der Netzhaut sein.
Ausführliche Informationen gibt es in mehreren Patientenleitlinien
zum Thema „Diabetes“: www.patienten-information.de.

Diagnose, Diagnostik
Untersuchen, Abwägen und Einschätzen aller Krankheitsanzei-
chen, um auf das Vorhandensein und die besondere Ausprä-
gung einer Krankheit zu schließen.

Disease Management Programme (DMP)


Siehe „strukturierte Behandlungsprogramme“.

DMP
Siehe „strukturierte Behandlungsprogramme“.

Echokardiographie
Als Echokardiographie bezeichnet man die Untersuchung des
Herzens mittels Ultraschall. Umgangssprachlich auch „Herz-
Echo“ genannt. In Abhängigkeit des gewählten Verfahrens kön-
nen Herzgestalt, Bewegungsabläufe sowie Geschwindigkeit und
Qualität der Blutstörung gemessen werden. Besonders wichtig
ist diese Untersuchung zum Beispiel zur Diagnose einer Herz-
muskelschwäche (Herzinsuffizienz).

Eingefäß-Erkrankung
Ist eine der drei großen Herzkranzarterien an einer Stelle oder
an mehreren Stellen verengt, liegt eine Eingefäß-Erkrankung der
Koronararterien vor. Vergleiche Mehrgefäß-Erkrankung.

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EKG (Elektrokardiographie/Elektrokardiogramm)
Mit dieser Methode kann die elektrische Aktivität des Herzens
gemessen werden: Das EKG-Gerät leitet die elektrischen Span-
nungen von der Körperoberfläche ab und stellt diese graphisch
dar. Die Spannungen betragen nur wenige Mikrovolt (mV). Das
EKG ermöglicht Aussagen über Herzrhythmus und Herzfre-
quenz. Es gibt zudem Auskunft über die Erregungsabläufe in-
nerhalb des Herzmuskels. Somit gibt das Verfahren auch indirek-
te Hinweise über Veränderungen der Form sowie der Struktur
des Herzens. Wenn der Herzmuskel nicht ausreichend durchblu-
tet wird, ist das im EKG erkennbar. Ein EKG wird in Ruhe (lie-
gend) oder unter Belastung (auf einem Fahrrad-Ergometer) ab-
geleitet.

EKG in Ruhe
Beim EKG in Ruhe wird die Tätigkeit des Herzens ohne Belas-
tung aufgezeichnet.

Endoskopie
Spiegelung; eine medizinische Technik, um Hohlorgane und
Körperhöhlen untersuchen und gegebenenfalls gleich behandeln
zu können.

Enzyme
Eiweißstoffe, die biochemische Vorgänge im Körper lenken und
beschleunigen. Sie werden daher auch „Biokatalysatoren“ ge-
nannt. Sie selbst bleiben bei dieser Reaktion unverändert. En-
zyme sind für den Stoffwechsel im Körper lebenswichtig.

Fibrate
Medikamente, die erhöhte Fettwerte im Blut senken.

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Frühmobilisation
Verschiedene Maßnahmen, die auf ein möglichst frühzeitiges
Bewegen und Aufstehen von Personen – zum Beispiel nach
Operationen – ausgerichtet sind, um den Kreislauf anzuregen
und die Beweglichkeit zu erhalten.

Fußpulse
Pulse an den Füßen werden gemessen, um die Funktion der Ge-
fäße zu überprüfen.

Gallensäure bindende Mittel (Ionen-Austauscher)


Medikamente, die die Gallensäuren im Darm binden und
dadurch verhindern, dass sie zurück in den Körper gelangen. Da
Gallensäuren viel Cholesterin enthalten, sinkt so der Choleste-
rinspiegel.

Hauptstammstenose
Eine Einengung der linken herzversorgenden Arterie, bevor sie
sich in ihre Hauptäste aufteilt.

Hepatitis
Entzündung der Leber, für die es viele Ursachen geben kann: In-
fektionen mit Hepatitis-Viren ebenso wie eine Fettleber oder an-
dere Erkrankungen. Eine Hepatitis kann wieder abklingen (akut)
oder sie kann dauerhaft bestehen bleiben (chronisch). Ist sie
chronisch, kann sie zu einer dauerhaften Vernarbung der Leber
(Leberzirrhose) führen.

Herzchirurg, Herzchirurgin
Facharzt oder Fachärztin für Herzchirurgie, also spezialisiert auf
Operationen am Herzen.

Herzchirurgie
Fachgebiet in der Medizin, das sich mit Operationen am Herzen
befasst.

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Herzfrequenz
Anzahl der Herzschläge in einer bestimmten Zeiteinheit (in der
Regel pro Minute).

Herzinfarkt
Fachbegriff: Myokardinfarkt. Plötzlich eintretendes Ereignis mit
Zerstörung von Herzmuskelgewebe, verursacht durch eine akute
Unterversorgung mit Sauerstoff, zum Beispiel durch Verengung
oder Verschluss zuführender Gefäße (sogenannte Herzkranzar-
terien). Siehe auch „Koronarsyndrom, akutes“.

Herzinsuffizienz
Herzschwäche

Herzkatheter
Bei einer Herzkatheter-Untersuchung werden Herz und Herz-
kranzgefäße mit Hilfe von Röntgenstrahlen und Kontrastmittel
untersucht. Ziel ist es, krankhafte Veränderungen der Herz-
kranzgefäße, der Herzklappen oder des Herzmuskels zu erken-
nen. Mit dieser Untersuchung kann auch gleichzeitig eine Be-
handlung verbunden sein. So werden zum Beispiel verengte
Stellen eines Herzkranzgefäßes mit einem kleinen Ballon ge-
dehnt (Ballondilatation), damit sie wieder durchlässiger werden.
Oder es kann ein dünnes Röhrchen aus Drahtgeflecht (Stent)
eingesetzt werden, um das Gefäß offen zu halten.

Herzkranzgefäße
Blutgefäße, die den Herzmuskel mit Blut versorgen. Der Fach-
begriff heißt Koronargefäße, da die Gefäße kranzförmig um das
Herz angeordnet sind.

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Herz-Kreislauf-Erkrankung
Unter diesem Oberbegriff werden verschiedene Krankheiten zu-
sammengefasst, die das Herz und andere Gefäße betreffen.
Hierzu gehören zum Beispiel die koronare Herzkrankheit, Herzin-
farkt und Schlaganfall.

Herzrhythmus-Störung
Störung der normalen Herzschlagfolge, Fachbegriff: Arrhythmie.
Wird zum Beispiel durch krankhafte Vorgänge im Herzmuskel
oder auch durch Medikamente verursacht. Elektrische Reize
werden unregelmäßig, zu schnell oder zu langsam weitergeleitet.

Herzschrittmacher
Kleines, elektronisches Gerät, das Strom-Impulse an das Herz
abgibt. Durch die regelmäßige Anregung des Herzmuskels kön-
nen Herzrhythmus-Störungen verringert werden. Der Herz-
schrittmacher wird bei einer Operation unter dem Brustmuskel
eingesetzt.

Herzschwäche
Bei dieser Erkrankung ist die Pumpfunktion des Herzens vermin-
dert. Der Fachausruck lautet Herzinsuffizienz. Dadurch kommt
es zu einer unzureichenden Versorgung des Körpers mit Blut
und Sauerstoff. Als Folge kann sich das Blut in der Lunge und
anderen Organen stauen. Weitere Informationen finden Sie in
der Patientenleitlinie „Herzschwäche“: www.patienten-
information.de/patientenleitlinien/patientenleitlinien-nvl/herz
schwaeche.

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Herz-Gruppen
Joggen, Schwimmen, Fahrradfahren, Tanzen – das sind einige
der Sportarten, die in Herz-Gruppen betrieben werden. In
Deutschland gibt es etwa 6 000 ambulante Herz-Gruppen, in de-
nen Sie unter Leitung eines speziell ausgebildeten Übungsleiters
und einer kardiologisch erfahrenen Ärztin mindestens einmal pro
Woche trainieren können. Die Gruppen bestehen aus bis zu 20
Herzpatienten. Voraussetzung ist eine ärztliche Verordnung, die
vom zuständigen Kostenträger (Krankenversicherung oder Ren-
tenversicherung) vor Teilnahmebeginn genehmigt werden muss.
Unter dieser Adresse erfahren Sie, welche Herz-Gruppen es in
Ihrem Bundesland gibt: www.dgpr.de.

Herzteam
Ein Team von Spezialisten, unter anderem bestehend aus Kar-
diologinnen und Herzchirurgen, welches für Menschen mit KHK
eine Therapie-Empfehlung erarbeitet.

Homöopathie
Verfahren, bei dem Erkrankte mit bestimmten Mitteln in hoher
Verdünnung behandelt werden. Diese Mittel rufen in größerer
Menge bei Gesunden ähnliche Krankheitserscheinungen hervor.

Hormon-Therapie
Weibliche Geschlechtshormone, wie Östrogen, kommen als Arz-
neimittel zum Einsatz.

Hyperlipidämie
Erhöhung der Blutfette.

Hypertonie
Bluthochdruck.

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instabile Angina pectoris


Bei der instabilen Angina pectoris treten Anfälle gehäuft und oh-
ne erkennbare Anlässe wie körperliche Belastung oder Stress
auf oder/und werden zunehmend stärker. Siehe dazu auch
„Angina pectoris“, „stabile Angina pectoris“ und
„Koronarsyndrom, akutes“.

Ivabradin
Ersatz-Medikament, das durch eine Verlangsamung des Herz-
schlags den Sauerstoffverbrauch des Herzens vermindert und
damit den Herzmuskel entlastet. Auf diese Weise lindert es Be-
schwerden der KHK, steigert also zum Beispiel die Belastbarkeit
und senkt Angina-pectoris-Anfälle. Typische Nebenwirkungen
sind: verstärkte Lichtempfindungen wie farbige Blitze oder kurze
Momente erhöhter Helligkeit, verschwommenes Sehen, verlang-
samter Herzschlag, Kopfschmerzen und Schwindel.

Kalziumkanal-Blocker
Medikamente, die den Blutdruck senken und das Herz entlasten.
Sie hemmen das Kalzium, wodurch die Blutgefäße erschlaffen
und sich erweitern. Die Mittel werden auch Kalzium-Antagonisten
genannt, die noch einmal in unterschiedliche Gruppen eingeteilt
werden.

Kardiologe, Kardiologin
Arzt oder Ärztin für Herzkrankheiten (Herzspezialist)

Kardiologie
Fachgebiet in der Medizin, das sich mit Erkrankungen des Her-
zens befasst.

Katheter
Eine dünne Sonde aus Kunststoff.

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kathetergestützt
Als kathetergestützt bezeichnet man ein Verfahren, bei dem über
eine Hohlnadel in der Ellen- oder Leistenbeuge eine dünne Son-
de (Katheter) in die zum Herz führenden Blutgefäße (Herzkranz-
gefäße) zum Zweck der Untersuchung (Angiographie) oder Be-
handlung (Ballondilatation/Stent) eingeführt wird.
KHK
Koronare Herzkrankheit. Dabei kommt es zu einer Verengung
der Herzkranzgefäße.
Komplikation
Unerwünschte Folge einer Erkrankung, einer Operation oder
auch eines Medikaments.
Koronararterien
Herzkranzgefäße. Die rechte und linke Koronararterie gehen aus
der Hauptschlagader kurz oberhalb des Herzens ab und versor-
gen das Herz mit Sauerstoff und Nährstoffen. Sie verlaufen auf
dem Herzen; ihre Aufzweigungen ziehen in die Muskelwände
des Herzens mit immer feineren Ästchen.
Koronare Herzkrankheit (KHK)
Bei einer koronaren Herzkrankheit kommt es zu Verengungen an
den Herzgefäßen (Arteriosklerose). Als Folge davon bekommt
der Herzmuskel weniger Blut und damit weniger Nährstoffe und
Sauerstoff. Siehe auch „Angina pectoris“.
Koronarsyndrom, akutes
Unter dem Begriff „akutes Koronarsyndrom“ werden die Phasen
der koronaren Herzkrankheit (KHK) zusammengefasst, die un-
mittelbar lebensbedrohlich sind. Hierzu gehören die instabile An-
gina pectoris, der akute Myokardinfakt und der plötzliche Herz-
tod. Bei Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom müssen Sie
oder Ihre Angehörigen, Freunde oder Kollegen sofort den Not-
arzt alarmieren!

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körperliche Untersuchung
Eine körperliche Untersuchung ist ein unabdingbarer Teil der Di-
agnostik. Im Rahmen der Untersuchung misst die Ärztin zum
Beispiel Gewicht, Körpergröße, Taillen- und Hüftumfang. Zudem
überprüft der Arzt den Blutdruck, hört Herz und Lungen ab und
tastet die Pulse an Hals, Leiste, Armen und Beinen.

Langzeit-EKG
Bei einem Langzeit-EKG wird die Tätigkeit des Herzens aufge-
zeichnet, manchmal über 24 Stunden hinweg. Siehe auch „EKG
(Elektrokardiographie/Elektrokardiogramm)“.

Lebensqualität
Der Begriff Lebensqualität umfasst unterschiedliche Bereiche
des körperlichen, seelischen, geistigen und sozialen Wohlbefin-
dens. Jeder Mensch setzt dabei etwas andere Schwerpunkte,
was für sein Leben wichtig ist und was ihn zufrieden macht.

Leitlinie
Eine Orientierungs- und Entscheidungshilfe für medizinische
Fachleute. Sie wird von einer Expertengruppe erstellt, deren Mit-
glieder verschiedenen, medizinischen Fachgesellschaften für
das betreffende Erkrankungsgebiet angehören. Die Handlungs-
empfehlungen einer Leitlinie stützen sich auf das beste derzeit
verfügbare medizinische Wissen.
Dennoch ist eine Leitlinie keine Zwangsvorgabe. Jeder Mensch
hat seine eigene Erkrankung, seine Krankengeschichte und ei-
gene Wünsche. In begründeten Fällen müssen die Behandeln-
den sogar von den Empfehlungen einer Leitlinie abweichen.

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Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen


Fachgesellschaften (AWMF) hat ein Klassifikations-Schema
entwickelt, wobei S3 die höchste Qualitätsstufe ist. Dazu müssen
alle Empfehlungen aus der wissenschaftlichen Literatur abgelei-
tet und in einem festgelegten Vorgang von der Expertengruppe
im Konsens ausgesprochen werden. Die wissenschaftlichen
Grundlagen für die Leitlinie sind nach ihrer Qualität zu bewerten
und entsprechend zu berücksichtigen. Mehr zu Leitlinien auf:
www.awmf.org.

Magnetresonanztomographie (MRT)
Auch Kernspintomographie genannt. Bildgebendes Verfahren,
das starke elektromagnetische Felder einsetzt. Damit können
Struktur und Funktion der inneren Gewebe und Organe dreidi-
mensional dargestellt werden. Die Patientin wird dazu in eine
"Röhre" geschoben. Die MRT ist nicht schmerzhaft, aber laut. Oft
werden dabei Kontrastmittel verwendet. Eine Strahleneinwirkung
gibt es nicht. Da Metallgegenstände am oder im Körper die Auf-
nahmen stören oder zu Verletzungen führen können, sind vorher
besondere Vorkehrungen zu treffen. So müssen beispielsweise
Schmuck oder Handys, aber auch Insulinpumpen, vor der Unter-
suchung abgelegt werden. Menschen mit Herzschrittmachern,
Gelenkprothesen oder Metallplatten im Körper müssen das Ih-
rem Behandlungsteam vor der Untersuchung mitteilen.

Mehrgefäß-Erkrankung
Sind zwei oder drei der großen Herzkranzarterien an einer oder
an mehreren Stellen verengt, liegt eine Mehrgefäß-Erkrankung
der Koronararterien vor. Vergleiche Eingefäß-Erkrankung.

Myokardinfarkt
Herzinfarkt

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Myokardszintigraphie/Myokard-Perfusions-SPECT
Untersuchung der Durchblutung des Herzmuskels. Hierbei wird
eine radioaktive Untersuchungssubstanz unter Belastung und
meist auch in Ruhe in ein Blutgefäß (Vene) gespritzt. Die Sub-
stanz reichert sich abhängig von der Durchblutung im Herzen an.
Bereiche, die weniger gut versorgt werden, nehmen weniger
Substanz auf als normal durchblutete Bereiche. Das wird bildlich
dargestellt.
SPECT bedeutet in diesem Zusammenhang, dass eine schicht-
weise bildliche Darstellung des Herzens erfolgt, wie bei einer
MRT- oder CT-Untersuchung auch.
Die verwendeten radioaktiven Substanzen haben eine kurze
Halbwertszeit und werden vom Körper wieder ausgeschieden.

Narkose
Schlafähnlicher Zustand durch Medikamente. Mit bestimmten
Medikamenten können Schmerzempfinden, Abwehrreaktionen
und Bewusstsein eines Patienten ausgeschaltet werden, um
medizinische Eingriffe oder Operationen durchführen zu können.

Nationale VersorgungsLeitlinie
Abkürzung: NVL. Leitlinie, die im Rahmen des Programms für
Nationale VersorgungsLeitlinien erstellt wird. Die Inhalte einer
NVL werden auch in allgemein verständlichen Patientenleitlinien
zur Verfügung gestellt. Das NVL-Programm steht unter der Trä-
gerschaft von Bundesärztekammer, Kassenärztlicher Bundes-
vereinigung und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen
Medizinischen Fachgesellschaften. Mehr Informationen zum
NVL-Programm finden Sie unter: www.versorgungsleitlinien.de.
Siehe auch „Leitlinie“.

© 2017 116
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Nebenwirkungen
Unerwünschte Wirkung oder Begleiterscheinung einer Unter-
suchungs- oder Behandlungsmethode. Diese können sehr harm-
los aber auch folgenschwer sein – viele lassen sich jedoch ver-
meiden oder behandeln.
Nicht jede Nebenwirkung tritt bei jedem Patienten oder jeder Pa-
tientin auf, manche sogar nur sehr selten. Es gibt eine genaue
Vorschrift, wie auf Beipackzetteln von Medikamenten die Häufig-
keit einer Nebenwirkung zu beschreiben ist. Auf diese Vorschrift
beziehen sich auch die Angaben zu Häufigkeiten in den Textab-
schnitten dieser Patientenleitlinie:
Bezeichnung Bei wie vielen Behandelten tritt die Nebenwirkung auf?
sehr selten Bei bis zu 1 von 10 000 Behandelten
selten Bei mehr als 1 von 10 000 bis zu 1 von 1 000 Behandelten
gelegentlich Bei mehr als 1 von 1 000 bis zu 1 von 100 Behandelten
häufig Bei mehr als 1 von 100 bis zu 1 von 10 Behandelten
sehr häufig Bei mehr als 1 von 10 Behandelten

Nitrate
Medikamente, die die Blutgefäße erweitern und dadurch die
Blutversorgung des Herzens verbessern. Als sogenanntes „Nitro-
Spray“ oder „Nitro-Kapsel“ kommen sie beim Angina-pectoris-
Anfall zur Anwendung und können so das Engegefühl in der
Brust lindern.

Nitro-Spray/Nitro-Kapsel
Siehe „Nitrate”.

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Off-Label-Use
Behandlung mit Medikamenten, die für diese Erkrankung nicht
zugelassen sind. Wenn eine begründete Aussicht auf Nutzen
oder Linderung besteht, kann eine solche Behandlung auch
durch die Krankenkasse bezahlt werden. Mehr zum Off-Label-
Use können Sie unter anderem beim Gemeinsamen Bundesaus-
schuss (G-BA) erfahren: www.g-ba.de/institution/
themenschwerpunkte/arzneimittel/off-label-use.

perkutan
Durch die Haut hindurch.

perkutane Koronarintervention
Zur perkutanen Koronarintervention zählen verschiedene Be-
handlungsverfahren zur kathetergestützten Öffnung verstopfter
Herzkranzgefäße. Entweder werden die Verengungen durch
Dehnung über einen Ballon erweitert (Ballondilatation) oder es
wird eine Gefäßschiene (Stent) eingebracht. Siehe auch
„Herzkatheter“.

Phytotherapie
Pflanzenheilkunde. Bei diesen Behandlungsverfahren werden
ausschließlich Pflanzen oder bestimmte Pflanzenteile verwendet,
die auf verschiedene Weise zubereitet werden.

Placebo
Scheinbehandlung oder ein Scheinarzneimittel – eine Tablette
ohne Wirkstoff. Eine Scheinbehandlung kann dennoch positive
Effekte erzielen, die unter anderem durch die Zuwendung erklärt
werden, die der Erkrankte durch die Behandlung erfährt. For-
scher vermuten, dass Scheinmedikamente darüber hinaus die
Ausschüttung körpereigener Schmerzmittel anregen.

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Plaque
Krankhafte Ablagerungen an den Blutgefäßwänden. Diese
Plaques enthalten zum Beispiel Blutfette (Cholesterin), Throm-
ben, Bindegewebe und Kalzium. Siehe auch „Arteriosklerose“.

Plättchen-Hemmer
Medikamente, die verhindern, dass sich Blutplättchen an den
Gefäßwänden anlagern und mit der Zeit die Gefäße verstopfen,
zum Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS). In der Fachsprache hei-
ßen sie Thrombozyten-Aggregations-Hemmer.

Prognose
Vorhersage über den vermuteten Krankheitsverlauf.

Protonenpumpe
Spezielles Eiweiß (Enzym), das Säure aus bestimmten Zellen
der Magenschleimhaut pumpt.

Protonenpumpen-Hemmer
Medikamente, welche die Bildung von Magensäure unterdrü-
cken. Sie werden deshalb unter anderem bei Sodbrennen, Ma-
genschleimhautentzündung oder Magengeschwüren eingesetzt.
Wie der Name schon andeutet, hemmen sie die „Protonenpum-
pe“, welche für die Bildung von Magensäure verantwortlich ist.
Nebenwirkungen: Zu den häufigen Nebenwirkungen zählen
Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden, wie Bauch-
schmerzen, Durchfall, Blähungen, Übelkeit oder Erbrechen. Die-
se kommen bei mehr als 1 von 100 behandelten Personen vor.
Selten treten Sehstörungen oder Hörprobleme auf.

psychosoziale Belastung
Äußere Einflüsse, die auf die Seele und das Sozialleben negativ
einwirken.

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Ranolazin
Ersatz-Medikament, das den Herzmuskel entlastet und auf diese
Weise Beschwerden der KHK lindert, also zum Beispiel die Be-
lastbarkeit steigert und Angina-pectoris-Anfälle senkt. Typische
Nebenwirkungen sind: Schwindel, Kopfschmerzen, Verstopfung,
Erbrechen, Übelkeit und allgemeine Schwäche.
Ranolazin darf nicht eingenommen werden, wenn eine schwere
Nierenschwäche vorliegt oder die Leber nicht richtig funktioniert.
Grapefruit kann die unerwünschten Wirkungen von Ranolazin
verstärken.

Rehabilitation
Alle medizinischen, psychotherapeutischen, sozialen und berufli-
chen Leistungen, die eine Wiedereingliederung eines Kranken in
Familie, Gesellschaft und Berufsleben zum Ziel haben. Diese
Leistungen sollen es der Patientin ermöglichen, besser mit
krankheitsbedingten Problemen fertig zu werden.

Revaskularisation
Verbesserung der Durchblutung des Herzmuskels entweder über
perkutane Intervention (Stent) oder Bypass.

Rhabdomyolyse
Muskelzerfall. Seltene, aber bedrohliche Nebenwirkung von Sta-
tinen.

Risikofaktoren
Umstände und Faktoren, die das Entstehen einer Krankheit be-
günstigen können. Dazu gehören zum Beispiel Lebens- und Er-
nährungsgewohnheiten, erbliche Belastungen, bereits vorhan-
dene Krankheiten, Kontakt mit Schadstoffen. Wenn der Zusam-
menhang zwischen einem solchen Faktor und einem erhöhten
Erkrankungsrisiko nachgewiesen ist, spricht man von einem Ri-
sikofaktor. Rauchen ist zum Beispiel ein Risikofaktor für viele Er-
krankungen.

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Röntgen
Beim Röntgen wird mit Hilfe von Röntgenstrahlen Körpergewebe
abgebildet. Dadurch können Ärzte zum Beispiel Knochenbrüche
oder Veränderungen an Organen oder am Skelett erkennen.
Siehe auch „bildgebendes Verfahren“.

Ruhe-EKG
Siehe „EKG (Elektrokardiographie/Elektrokardiogramm)“.

Sauerstofftherapie
Eine Form der Sauerstofftherapie ist die Sauerstoff-Mehrschritt-
Therapie (SMT). Dieses auf Sauerstoff-Gabe beruhende Be-
handlungsverfahren wird der Alternativmedizin zugerechnet. Da-
bei erhält man zunächst einen Vitamin-Mineralstoff-Cocktail. Im
Anschluss daran inhaliert man unterschiedlich lang sauerstoffan-
gereicherte Luft. Danach soll sich der Patient sportlich betätigen.
Die Wirksamkeit dieser Behandlung ist umstritten.

Schizophrenie
Seelische Erkrankung mit Realitätsverlust und Wahnvorstellun-
gen.

Schlafapnoe
Während des Schlafs kommt es zu wiederholten Atemausset-
zern. Bei einem Atemaussetzer steht der Atemfluss durch Nase
und Mund für mehr als 10 Sekunden still. Häufige Anzeichen
dieser Schlafstörung sind Schnarchen, Konzentrationsschwäche
und Müdigkeit am Tag. Meist bemerken die Partner die
Atemaussetzer und nicht die Betroffenen selbst. Die häufigste
Form dieser Atemstörung ist die obstruktive Schlafapnoe. Sie
entsteht durch verengte Atemwege, zum Beispiel durch Überge-
wicht/Fettsucht.
Die Erkrankung kann in einem Schlaflabor erkannt und unter an-
derem mit speziellen Atemmasken behandelt werden.

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Schlaganfall
Plötzliche Funktionsstörung des Gehirns. Sie wird durch ver-
stopfte Blutgefäße oder eine Blutung im Gehirn ausgelöst.

Sonde
Stab- oder schlauchförmiges medizinisches Instrument, das zur
Untersuchung oder Behandlung in Körperhöhlen oder Gewebe
eingeführt wird.

Sonographie
Siehe „Ultraschall“.

Sozialdienst/Sozialarbeiter
Beraten in sozialen Fragen und unterstützen bei der Erschlie-
ßung von Hilfen. Dabei werden die persönlichen Bedürfnisse der
Betroffenen berücksichtigt.

stabile Angina pectoris


Bei stabiler Angina pectoris wird der Herzmuskel bei vermehrter
Beanspruchung, zum Beispiel durch Sport, nicht ausreichend mit
Blut versorgt. Dies äußert sich in einem Engegefühl in der Brust,
das nach kurzer Zeit entweder von allein wieder vergeht oder mit
Medikamenten (Nitrate) gut behandelt werden kann. Siehe dazu
auch „Angina pectoris“ und „instabile Angina pectoris“.

Statine
Siehe „Cholesterin-Senker“.

stationär
An eine Krankenhausaufnahme gebunden.

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Stent
Röhrchen; kleines Gittergerüst aus Metall oder Kunstfasern, das
in Gefäße oder Hohlorgane eingesetzt wird, um sie zu stützen
oder offen zu halten. Stents unterscheiden sich in Form und
Größe, aber auch im verwendeten Material. Es gibt welche aus
reinem Metall sowie welche, die mit Medikamenten oder/und An-
tikörpern beschichtet sind. Derzeit kommen die medikamenten-
freisetzenden Stents (englisch: Drug Eluting Stents = DES) am
häufigsten zum Einsatz. Dabei wird dauerhaft ein Medikament in
winzigen Mengen freigesetzt, das verhindern soll, dass sich das
Gefäß wieder verengt.

Stress
Gefühl starker Belastung oder Überforderung durch berufliche
oder private Anforderungen. Kann akut zum Auftreten von Herz-
beschwerden führen und bei dauerhafter Belastung das Entste-
hen einer KHK fördern beziehungsweise deren Verlauf ver-
schlechtern. Die Bewältigung von Stress kann durch geeignete
Behandlungsansätze verbessert werden.

Stress-Echokardiographie
Herz-Ultraschall unter körperlicher Belastung mit dem Standfahr-
rad oder Laufband beziehungsweise Belastung des Herzens
hervorgerufen durch bestimmte Medikamente. Siehe
„Echokardiographie“.

strukturierte Behandlungsprogramme
Als strukturierte Behandlungsprogramme werden die vom Ge-
setzgeber in Deutschland mit der englischen Bezeichnung einge-
führten Disease Management Programme (DMP) speziell für
chronisch Kranke bezeichnet. Ihr Ziel ist es, die Behandlung ent-
sprechend dem allgemein anerkannten medizinisch-
wissenschaftlichen Kenntnisstand durchzuführen. Bei DMP geht
es um eine Verzahnung der Versorgung von Hausärztin, Fach-
arzt und Klinik.

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Symptom
Zeichen, die auf das Vorhandensein einer bestimmten Erkran-
kung hinweisen, oder Beschwerden, die mit einer Erkrankung
auftreten.

Therapie
Behandlung, Heilbehandlung.

Thrombose
Blutgerinnsel, das sich in Venen (seltener in Arterien) bilden
kann. Am häufigsten bilden sich diese Thromben in den tiefen
Beinvenen. Wenn sich ein Gerinnsel ablöst, kann es zu einem
bedrohlichen Gefäßverschluss (Embolie) in der Lunge kommen.

Thrombozyten
Blutplättchen

Thrombozyten-Aggregations-Hemmer
Plättchen-Hemmer

transthorakale Echokardiographie
Ultraschalluntersuchung des Herzens auf dem Brustkorb.

Typ-2-Diabetes
Siehe „Diabetes mellitus“.

Ultraschall
Schallwellen, die oberhalb des vom Menschen wahrnehmbaren
Frequenzbereichs liegen. Diese werden über einen Schallkopf
versendet und empfangen. Die ausgesendeten Schallwellen
durchdringen das Körpergewebe. Die zurückgeworfenen Schall-
wellen werden am Bildschirm sichtbar gemacht. Sie können wie
ein Film betrachtet werden. Ultraschallwellen sind nicht schäd-
lich. Daher kann eine Untersuchung mit Ultraschall beliebig oft
wiederholt werden, ohne den Körper zu belasten oder Nebenwir-
kungen zu verursachen. Siehe „bildgebendes Verfahren“.

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Vene
Zum Herzen führende Ader (Blutgefäß).

Verhaltenstherapie
Die Grundidee dieser psychotherapeutischen Behandlungsform
beruht darauf, dass bestimmte Denkweisen und Verhaltensmus-
ter erlernt und wieder verlernt werden können. Durch die Unter-
stützung des Psychotherapeuten werden negative Gedanken
oder beeinträchtigende Verhaltensweisen herausgearbeitet.
Gemeinsam werden alternative Handlungsweisen und Denkmus-
ter entwickelt und erlernt, die dem Betroffenen helfen, die Krank-
heit besser zu bewältigen.

Zuckerkrankheit
Siehe „Diabetes mellitus“.

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Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Marburger Herz-Score .............................................. 25
Tabelle 2: Übersicht der verschiedenen
Untersuchungsverfahren .......................................... 29
Tabelle 3: Übersicht Plättchen-Hemmer.................................... 44
Tabelle 4: Vergleich Medikamente/Medikamente und Stents ... 65
Tabelle 5: Vergleich Einsetzen von Stents/Bypass-Operation .. 69
Tabelle 6: Behandlungsmöglichkeiten bei stabiler KHK ............ 72
Tabelle 7: Beispielvorlage für einen gemeinsam erarbeiteten
Therapieplan. Quelle: modifiziert nach
http://decisionaid.ohri.ca ........................................... 84

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Die Herzkranzgefäße............................................ 12
Abbildung 2: Plaque-Bildung in den Herzkranzgefäßen ............ 14
Abbildung 3: Schweregrade einer Angina pectoris.................... 16
Abbildung 4: Medikamente bei stabiler KHK ............................. 62
Abbildung 5: Einsetzen eines Stents ......................................... 63
Abbildung 6: Plaque mit und ohne Stent ................................... 64

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Anhang
Entscheidungshilfe 1

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Entscheidungshilfe 2

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Entscheidungshilfe 3

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Impressum
Herausgegeben von
Bundesärztekammer (BÄK)
www.baek.de
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)
www.kbv.de
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften (AWMF)
www.awmf.org
In Zusammenarbeit mit den Patientenverbänden im Patien-
tenforum bei der Bundesärztekammer
Bundesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE von Menschen mit
Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen
e. V. (BAG SELBSTHILFE)
www.bag-selbsthilfe.de
Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e. V.
www.dag-shg.de
FORUM chronisch kranker und behinderter Menschen im
PARITÄTISCHEN Gesamtverband e. V.
www.paritaet.org
Fachliche Beratung bei der 2. Auflage:
• Prof. Dr. Christian Albus,
Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM);
• Prof. Dr. Jörg Barkhausen,
Deutsche Röntgengesellschaft e. V. (DRG);
• Hans Brink,
Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe e. V. (BAG Selbsthil-
fe), Bundesverband Gemeinnützige Selbsthilfe Schlafapnoe
Deutschland e. V. (GSD);

© 2017 130
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• Prof. Dr. Norbert Donner-Banzhoff,


Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familien-
medizin e. V. (DEGAM);
• Prof. Dr. Volkmar Falk,
Deutsche Gesellschaft für Thorax, Herz und Gefäßchirurgie
e. V. (DGTHG);
• Prof. Dr. Matthias Gutberlet,
Deutsche Röntgengesellschaft e. V. (DRG);
• Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen,
Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM);
• Prof. Dr. Oliver Lindner,
Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin e. V. (DGN);
• Prof. Dr. Karl Werdan,
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM).
1. Auflage unter Mitarbeit von:
• Prof. Dr. Gerhard Englert, FORUM chronisch kranker und be-
hinderter Menschen im PARITÄTISCHEN Gesamtverband e. V.
• Dr. Jutta Hundertmark-Mayser, DAG SHG e. V.
• Dr. Karl-Gustav Werner, HFI e. V.
• Rainer Zurkowsky, HFI e. V.
Fachliche Beratung:
• Prof. Dr. Norbert Donner-Banzhoff
• Prof. Dr. Klaus Held
• Prof. Dr. Ulrich Laufs
• Prof. Dr. Ina Kopp
• Prof. Dr. Karl Werdan

Diese Patientenleitlinie gibt nicht die persönlichen Positionen


der beteiligten fachlichen Berater wieder.

Grafiken
Patrick Rebacz

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Gültigkeitsdauer und Fortschreibung


Diese Patientenleitlinie ist an die Gültigkeit der Nationalen Ver-
sorgungsLeitlinie Chronische KHK gebunden. Im Falle neuer Er-
kenntnisse erfolgt eine Aktualisierung.
Bitte wie folgt zitieren
Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung
(KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizini-
schen Fachgesellschaften (AWMF). Chronische Koronare Herz-
krankheit: KHK. PatientenLeitlinie zur Nationalen Versorgungs-
Leitlinie, 2. Auflage. Version 1. 2017 [cited: tt.mm.jjjj].
DOI: 10.6101/AZQ/000354. www.khk.versorgungsleitlinien.de

Redaktion und Pflege


Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ)
(Gemeinsames Institut von Bundesärztekammer und
Kassenärztlicher Bundesvereinigung).

Korrespondenzadresse:
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin,
TiergartenTower, Straße des 17. Juni 106 - 108, 10623 Berlin
E-Mail: [email protected]
Redaktion der 2. Auflage
Svenja Siegert, Corinna Schaefer (ÄZQ)
Referentin der NVL Chronische KHK
Dr. Susanne Schorr (ÄZQ)
Layout und technische Umsetzung
Andrea Haring (ÄZQ)

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der nächsten Überarbeitung berücksichtigen. Trennen Sie ein-
fach dieses und das nächste Blatt heraus, und senden Sie die
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Redaktion Patientenleitlinie „KHK“
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10623 Berlin
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