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Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang (DSH)

Hörverstehen „Gehirnjogging“ September 2016

„Gehirnjogging“

Computerspiele wie das beliebte Super Mario 64 könnten in Zukunft psychisch Kranken oder dementen
Patienten helfen. Eine halbe Stunde sogenanntes Gehirnjogging durch Videospiel pro Tag reiche aus, um jene
Bereiche im Gehirn wachsen zu lassen, die bei Menschen mit Erkrankungen wie zum Beispiel Alzheimer
5 verkleinert sind. Das schreiben Berliner Forscher vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in einer
medizinischen Fachzeitschrift aufgrund der Ergebnisse einer Studie, die die Auswirkung von Videospielen auf
die Gehirnleistung untersuchen sollte.

Das Berliner Team unterteilte für seine Studie 48 junge, gesunde Erwachsene, die sonst wenig oder gar keine
Videospiele spielten, in zwei Gruppen. Die Forscher erklärten der einen Hälfte der Probanden, Gruppe A, wie
10 die virtuelle Welt von Super Mario funktioniert. Dann gaben sie ihnen die Aufgabe, Super Mario - das ist die
Hauptfigur in dem Computerspiel - zwei Monate lang täglich eine halbe Stunde dabei zu unterstützen, Rätsel
zu lösen, Gegner zu besiegen, Sterne zu sammeln und schließlich eine Prinzessin zu befreien. Die anderen 24
Probanden, Gruppe B, spielten nicht und erhielten daher auch keine Aufgaben. Sie dienten nur als
Kontrollgruppe. Vor und nach dem Training maßen die Forscher die Gehirnstruktur von allen Teilnehmern im
15 MRT-Scanner. Außerdem prüften sie die kognitiven Leistungen in weiteren Tests.

Das Ergebnis: Nur bei der Spielergruppe vergrößerte sich der Hippokampus sowie Teile des Stirnhirns und
des Kleinhirns. Genau diese Hirnregionen sind für die räumliche Orientierung, das Arbeitsgedächtnis und die
Feinmotorik sehr wichtig. Außerdem ermöglichen sie uns strategisches und zielorientiertes Denken. Je lieber
die Teilnehmer spielten, desto schneller wuchs das Stirnhirn. Und je größer das Volumen dort war, desto
20 besser schnitten die Probanden in den Videospielen ab.
PAUSE Da sich wie gesagt genau diese Bereiche bei psychischen Erkrankungen oder Alzheimer stark
verkleinern, könnte ein Spiele-Training, das eine Vergrößerung dieser Bereiche bewirkt, zur Behandlung
dieser Leiden eingesetzt werden, schreiben die Forscher. Ob sich das bewahrheitet, muss sich in weiteren
Studien an Patienten aber erst noch zeigen.

25 Fraglich ist besonders, ob die antrainierten Fähigkeiten positive Auswirkungen im Alltag haben. Genau diesen
Effekt hält der Neurowissenschaftler Lutz Jäncke aber für unwahrscheinlich. Jäncke ist Professor für
Neuropsychologie an der Universität Zürich. Er forscht vor allem über die Plastizität des Gehirns, also über
die Fähigkeit der Nervenzellen, sich lebenslang umzuformen und anzupassen. Alles, was wir intensiv üben,
hinterlasse seiner Meinung nach zwar Spuren im Gehirn, denn Nervenzellen und die Verbindungen zwischen
30 den Zellen oder ganze Bereiche des Hirns verändern sich durch das Üben. So konnten Forscher von der
Universität Michigan zeigen, dass ein Video-Training die Gedächtnisleistung bei Kindern verbesserte. Jäncke
hat aber den Zweifel, dass ein Gehirntraining auch zu Transfereffekten führt.
PAUSE Was genau versteht man unter Transfereffekten? Transfer bedeutet „Übertragung“ und
man spricht von einem Transfereffekt, wenn sich nicht nur der Gehirnbereich, den man trainiert, verbessert,
35 sondern wenn sich die verbesserte Leistung auch auf andere Bereiche überträgt.

Man unterscheidet zwischen nahem und fernem Transfer. Bei einem nahen Transfer würde ein Hirntraining
lediglich die Funktionen verbessern, die den trainierten Funktionen sehr ähnlich sind. Ein Nahtransfer liegt
zum Beispiel vor, wenn ein Musiker nicht nur lernt, Töne und Melodien zu unterscheiden, sondern später
auch gesprochene Vokale oder Laute. Bei einem Ferntransfer werden Funktionen beeinflusst, die nur wenig
40 mit der trainierten Funktion gemeinsam haben. Ein Ferntransfer wäre zum Beispiel, wenn ein Musiker erst
lernen würde, Töne besser wahrzunehmen, und sich dadurch später bei ihm sogar das Gedächtnis allgemein
verbessern würde.

06.09.20 08:45 1 Viel Erfolg!


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In einigen Studien hat sich gezeigt, dass Gehirnjogging tatsächlich Transfers bewirken kann, allerdings nur
Nahtransfers. Ferntransfers scheinen dagegen nicht zu funktionieren. Wissenschaftler aus Cleveland und
45 Malaysia ließen 93 Studierende eine Reihe von Gedächtnistests mit dem Computer machen. Sie wurden zwar
bei den Tests immer besser, aber ihre Intelligenz oder andere Hirnleistungen steigerte das nicht. Durch eine
Studie aus Großbritannien mit 11.430 Teilnehmerinnen und Teilnehmern konnte nachgewiesen werden, dass
die Probandinnen und Probanden zwar nach sechs Wochen tatsächlich besser in den geübten Fertigkeiten
geworden waren, also in dem, was sie mehr oder weniger täglich trainiert hatten, aber die allgemeine
50 geistige Leistungsfähigkeit hatte sich nicht gesteigert. Auch wenn man also zum Beispiel die Fähigkeit
trainiert, sich eine lange Liste von Wörtern zu merken, hilft das offenbar nicht, sich daran zu erinnern, wo der
Autoschlüssel geblieben ist. Ein positiver Effekt auf den Alltag ist dadurch also nicht zu erwarten.

Wie man sieht, ist die Forschungslage insgesamt gesehen noch unbefriedigend. Klare Ergebnisse fehlen. Um bis
ins hohe Alter geistig fit zu bleiben, hält Jäncke es aber auf jeden Fall für notwendig, sich körperlich zu bewegen,
55 denn es sei wissenschaftlich bewiesen, dass ein regelmäßiges Bewegungstraining die Durchblutung des Gehirns
stärkt und die Bildung neuer Nervenzellverbindungen fördert. Von Bedeutung sei es deshalb auch, dass man
Krankheiten konsequent behandelt, die die Hirndurchblutung stören können wie zum Beispiel Bluthochdruck.
Auch soziale Kontakte und geistiges Training seien sehr wichtig. Letzteres bedeute dabei nicht „einförmige
Übungen am Computer“, sondern Jäncke empfiehlt eine Beschäftigung mit Dingen, die man auch im Alltag
60 anwenden kann, zum Beispiel Sprachen lernen, Schach spielen oder Musizieren. „Wenn man sich nach einem
Gehirnjogging irgendwelche Zahlen oder unsinnige Zeichen besser merken kann, finde ich das ziemlich nutzlos“,
meint der Forscher. Die Zeit für Hirnjogging am Computer solle man sinnvoller einsetzen.

(6104 Zeichen mit Leerzeichen; Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wissen/gehirnjogging-super-mario-laesst-manche-


hirnstrukturen-wachsen/9640024.html; http://www.sueddeutsche.de/karriere/gedaechtnistraining-hirnjogging-am-
computer-kann-man-sich-sparen-1.1684701)

06.09.20 08:45 2 Viel Erfolg!


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Name:________________________________________

Prüfungsnummer: _____ Gesamtpunkte: _______ von 20 Punkten

Bearbeiten Sie die folgenden Fragen und Aufgaben. Beziehen Sie sich in Ihren Antworten ausschließlich
auf die Aussagen des Textes.

1. Geben Sie wieder, was die Berliner Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
erforschen wollten. (Satz) (____ von 1,5P)
__________________________________________________________________________________

__________________________________________________________________________________.

2. Welche Funktionen bzw. Aufgaben hatten die beiden Probanden-Gruppen der Berliner Studie zwei
Monate lang? Ergänzen Sie die freien Felder der Grafik mit jeweils 2 relevanten Informationen in Stichworten
(Nominalisierung nicht notwendig). (____ von 3P)

Gruppe A Gruppe B

3. a) Nennen Sie drei Funktionen, für die die Hirnregionen Hippokampus, Stirn- und Kleinhirn zuständig sind.
(Stichworte) (____ von 3P)

• __________________________________________________________________

• __________________________________________________________________

• __________________________________________________________________

b) Welche Antwort(en) entspricht/entsprechen dem Text? Kreuzen Sie an. (____ von 1,5P)

Die Berliner Studie lässt die Forscher hoffen, dass besondere Videospiele zur Behandlung von
Alzheimer eingesetzt werden können, weil

 sich der Hippokampus durch die Spiele verkleinert.

 sich relevante Hirnregionen durch das Training vergrößern.

 die erworbenen Fähigkeiten auch im Alltag nützlich sind.

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Prüfungsnummer: ______

4. Sind die folgenden Aussagen im Sinne des Textes richtig oder falsch?. (____ von 4,5P)

richtig/falsch

Lutz Jäncke sieht gute Chancen darin, mithilfe von Videospielen Transfereffekte zu
erzielen.
Geübtes und Erlerntes haben einen „Transfereffekt“, wenn sich die erworbene Leistung
auch auf andere Gehirnbereiche positiv auswirkt.
Bei einem Nahtransfer haben Übungen nur auf ähnliche Funktionen einen positiven
Einfluss.
Der Begriff „Ferntransfer“ bedeutet „Verbesserung der Gedächtnisleistung“.

Studien haben gezeigt, dass Gehirnjogging einen Nahtransfer auslösen kann.

Ferntransfers ließen sich in Studien nur vereinzelt nachweisen.

5. Ergänzen Sie die fehlenden Wörter im folgenden Absatz. (____ von 2P)

Durch eine Studie aus Großbritannien mit _______________________ Teilnehmerinnen und Teilnehmern konnte
nachgewiesen werden, dass die _______________________ und Probanden zwar nach sechs Wochen tatsächlich
besser in den geübten _______________________ geworden waren, also in dem, was sie mehr oder weniger
täglich trainiert hatten, aber die allgemeine _______________________ _______________________ hatte sich
nicht gesteigert.

6. a) Stellen Sie dar, warum laut Jäncke körperliche Bewegung für die geistige Fitness notwendig ist. (Satz)
(____ von 3P)
__________________________________________________________________________________

__________________________________________________________________________________

__________________________________________________________________________________

__________________________________________________________________________________.

b) Welche Antwort(en) entspricht/entsprechen im Kontext „geistige Fitness“ dem Text? Kreuzen Sie an.
(____ von 1,5P)

Lutz Jäncke

 empfiehlt, Alltagssprache zu lernen.

 hält die Beschäftigung mit Musik für nützlich.

 rät von digitalem Gehirnjogging als sinnvolles Training ab.


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Erwartungshorizont

1. Geben Sie wieder, was die Berliner Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
erforschen wollten. (Satz) (1,5P)
Auswirkung von Videospielen auf die Gehirnleistung

2. Welche Funktionen bzw. Aufgaben hatten die beiden Probanden-Gruppen der Berliner Studie zwei
Monate lang? Ergänzen Sie die freien Felder der Grafik mit jeweils 2 relevanten Informationen in
Stichworten. (Nominalisierung nicht notwendig). (2 x 2 x 0,75 / 3 P)

Gruppe A Gruppe B

Das Computerspiel „Super Mario“ Kontrollgruppe /


täglich eine halbe Stunde0,3 spielen /
Super Mario täglich eine halbe Stunde0,3 spielte nicht / keine Aufgaben (0,75)
unterstützen,(/) Rätsel zu lösen / Gegner
zu besiegen / Sterne zu sammeln /
Prinzessin zu befreien. (0,75)

3. a) Nennen Sie drei Funktionen, für die die Hirnregionen Hippokampus, Stirn- und Kleinhirn zuständig sind.
(Stichworte) (3 von 5 / 3P)

• räumliche Orientierung
• das Arbeitsgedächtnis
• Feinmotorik
• Strategisches Denken
• zielorientiertes Denken

b) Welche Antwort(en) entspricht/entsprechen dem Text? Kreuzen Sie an. (1,5P)

Die Berliner Studie lässt die Forscher hoffen, dass besondere Videospiele zur Behandlung von
Alzheimer eingesetzt werden können, weil

 sich der Hippokampus durch die Spiele verkleinert.

 sich die relevanten Hirnregionen durch das Training vergrößern.

 die erworbenen Fähigkeiten auch im Alltag nützlich sind.

06.09.20 08:45 5 Viel Erfolg!


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4. Sind die folgenden Aussagen im Sinne des Textes richtig (r) oder falsch (f)? Kreuzen Sie an. (6 x 0,75 / 4,5P)

r f

Lutz Jäncke sieht gute Chancen darin, mithilfe von Videospielen Transfereffekte zu x
erzielen.
Geübtes und Erlerntes haben einen „Transfereffekt“, wenn sich die erworbene Leistung x
auch auf andere Gehirnbereiche positiv auswirkt.
Bei einem Nahtransfer haben Übungen nur auf ähnliche Funktionen einen positiven x
Einfluss.
Der Begriff „Ferntransfer“ bedeutet „Verbesserung der Gedächtnisleistung“. x

Studien haben gezeigt, dass Gehirnjogging einen Nahtransfer auslösen kann. x

Ferntransfers ließen sich in Studien nur vereinzelt nachweisen. x

5. Ergänzen Sie die fehlenden Wörter im folgenden Absatz. (5 x 0,4 / 2P)

Durch eine Studie aus Großbritannien mit 11.430 Teilnehmerinnen und Teilnehmern konnte nachgewiesen
werden, dass die Probandinnen und Probanden zwar nach sechs Wochen tatsächlich besser in den geübten
Fertigkeiten geworden waren, also in dem, was sie mehr oder weniger täglich trainiert hatten, aber die
allgemeine geistige Leistungsfähigkeit hatte sich nicht gesteigert.

6. a) Stellen Sie dar, warum laut Jäncke körperliche Bewegung für die geistige Fitness notwendig ist. (Satz)
(3P)

(Um geistig fit zu bleiben, ist es notwendig, sich körperlich zu bewegen,) weil das die Durchblutung des
Gehirns stärkt (1,5) und die Bildung neuer Nervenzell(verbindungen) fördert (1,5).

b) Welche Antwort(en) entspricht/entsprechen im Kontext „geistige Fitness“ dem Text? Kreuzen Sie an.
(1,5P)

Lutz Jäncke

 empfiehlt, Alltagssprache zu lernen.

 hält die Beschäftigung mit Musik für nützlich.

 rät von digitalem Gehirnjogging als sinnvolles Training ab.

06.09.20 08:45 6 Viel Erfolg!

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