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Bachelorarbeit

Einsatz ausländischer Pflegefachkräfte


auf deutschen Intensivstationen:
Herausforderungen und Chancen

von Stefanie Deppe


geb. 01.05.1973 in Bochum

1. Prüfer: Prof. Dr. Peter Stratmeyer


2. Prüferin: Katrin Blanck-Köster (M.sc.)
Abgabetermin: 28.02.2020

HOCHSCHULE FÜR ANGEWANDTE


WISSENSCHAFTEN HAMBURG
Department Pflege und Management
Bachelorstudiengang:
„Interdisziplinäre Gesundheitsversorgung und Management“
Alexanderstrasse 1
20099 Hamburg
Abstract

Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, Faktoren zu identifizieren, die für den erfolgreichen Ein-
satz von im Ausland qualifizierten Pflegekräften auf deutschen Intensivstationen förder-
lich oder hemmend sind, um daraus Schlussfolgerungen für die Einarbeitung und weitere
Rahmenbedingungen auf den Intensivstationen ziehen zu können.

Hintergrund dieser Arbeit ist der steigende Fachkräftemangel in der Pflege, insbeson-
dere in der Intensivpflege. Zur Sicherung des Fachkräftebedarfs werden unter anderem
vermehrt Pflegefachkräfte aus dem Ausland rekrutiert und in der deutschen Pflegeland-
schaft eingesetzt. Auch im Bereich der Intensivpflege wird diese Praxis immer mehr um-
gesetzt.

Methodisch wurde relevante Literatur zur Thematik gesucht, wobei keine Untersuchun-
gen zur speziellen Fragestellung von ausländischen Pflegekräften auf Intensivstationen
gefunden wurden. Um Erkenntnisse der Fragestellung entsprechend zu erlangen wurde
eine qualitative Untersuchung mittels leitfadengestützten Interviews durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigen, dass die größten Herausforderungen der im Ausland qualifizier-
ten Pflegefachkräfte für die Arbeit auf einer Intensivstation in nicht ausreichenden
Sprachkenntnissen und dem Erlangen der für die komplexe Betreuung von Intensivpati-
ent*innen notwendigen Fachkompetenzen liegen. Chancen für einen erfolgreichen Ein-
satz auf Intensivstationen liegen in der großen Motivation der Pflegenden diese Kompe-
tenzen schnell zu erlernen und sich beruflich weiter zu entwickeln. Um diesen Heraus-
forderungen zu begegnen und die Chancen zu nutzen sind strukturierte, auf die auslän-
dischen neuen Mitarbeiter*innen abgestimmte Einarbeitungskonzepte erforderlich, die
sowohl fachliche als auch sprachliche Qualifizierungen beinhalten.

I
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ III

Tabellenverzeichnis ..................................................................................................... III

Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................. IV

1 Einleitung ........................................................................................................... 1

2 Theoretischer Hintergrund ............................................................................... 3

2.1 Arbeitsmigration in der Pflege in Deutschland: Definition und Hintergrund ..... 3

2.2 Ausgewählte Projekte zur Anwerbung von qualifizierten Arbeitsmigrant*innen


in der Pflege..................................................................................................... 5

2.3 Rechtliche Voraussetzungen zur Anerkennung ausländischer


Pflegeabschlüsse............................................................................................. 6

2.4 Ethik ................................................................................................................. 8

3 Erfahrungen von Arbeitsmigrant*innen .......................................................... 8

3.1 Erfahrungen von Arbeitsmigrant*innen in der Pflege in Deutschland .............. 9

3.2 Erfahrungen von Arbeitsmigrant*innen in der Pflege international ................ 10

4 Herausforderungen für Pflegende auf Intensivstationen ............................ 12

5 Exemplarische qualitative Untersuchung zum Einsatz ausländischer


Pflegefachkräfte auf einer deutschen Intensivstation ................................. 14

5.1 Beschreibung und Begründung der qualitativen Methode ............................. 14

5.2 Fragestellung ................................................................................................. 15

5.3 Feldzugang und Auswahl der Stichprobe ...................................................... 16

5.4 Forschungsethik ............................................................................................ 16

5.5 Erhebung der Daten ...................................................................................... 17

5.6 Auswertung der Daten ................................................................................... 18

5.7 Ergebnisse ..................................................................................................... 21

6 Diskussion ....................................................................................................... 29

II
7 Fazit und Ausblick ........................................................................................... 33

Literaturverzeichnis .................................................................................................... IV

Gesetzesverzeichnis ................................................................................................. VIII

Anhangsverzeichnis ................................................................................................... IX

Eidesstattliche Erklärung ........................................................................................ XLII

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Ausländische Pflegekräfte in Deutschland nach Staatsangehörigkeit
Stand: 2013 (vgl. Schreck 2017, S. 26) ......................................................................... 4
Abbildung 2 Anträge zu bundesrechtlich geregelten Berufen: Nichtakademische
Gesundheitsfachberufe nach Ausbildungsstaat (kategorisiert) 2015 bis 2018
(absolut und in Prozent). (vgl. Bericht zum Anerkennungsgesetz 2019, S. 41) .............. 5
Abbildung 3 Zentrale Prinzipien qualitativen Forschens (eigene Darstellung).
(vgl. Misoch 2019, S. 51) .............................................................................................. 15
Abbildung 4 Ablaufmodell Inhaltliche Strukturierung nach Mayring (eigene Darstellung)
(vgl. Mayring 2015, S.104) ............................................................................................ 21

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Haupt- und Unterkategorien (eigene Darstellung) ......................................... 19
Tabelle 2 Übersicht über die Interviewpartner*innen (eigene Darstellung) ................... 22

III
Abkürzungsverzeichnis
BA Bundesagentur für Arbeit

BMG Bundesministerium für Gesundheit

DKI Deutsches Krankenhaus Institut

EU Europäische Union

EURES European Employment Services

FEN Foreign Educated Nurses

GIZ Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit

WHO World Health Organisation

ZAV Zentrale Auslands- und Fachvermittlung

IV
1 Einleitung
In der Bundesrepublik Deutschland herrscht ein Fachkräftemangel im Gesundheitswe-
sen, insbesondere in der Pflege. Diese Erkenntnis hat mittlerweile sowohl die Kranken-
hausbetreiber als auch die Politik und die Bevölkerung erreicht. Laut der Fachkräfteeng-
passanalyse der Bundesagentur für Arbeit gehört der Beruf der Gesundheits- und Kran-
kenpfleger*in in fast allen Bundesländern zu den sogenannten Mangelberufen (vgl. Bun-
desagentur für Arbeit 2019a). Die Gründe hierfür sind sehr vielschichtig. Mit Einführung
des Fallpauschalensystems 2002 wurden innerhalb von fünf Jahren die Zahl der Pflege-
stellen1 in den Kliniken um mehr als 10% reduziert. Zwar steigen die Zahlen in den letz-
ten Jahren wieder deutlich an, haben aber gerade den Ausgangswert wieder erreicht.
Daraus resultierend hat sich die Arbeitsbelastung der Pflegekräfte deutlich erhöht und
den Beruf immer weniger attraktiv werden lassen. Auch sind vermehrt Pflegekräfte aus
dem Beruf abgewandert, da sie auf der einen Seite keinen Arbeitsplatz mehr fanden und
andererseits dieser erhöhten Arbeitsbelastung entgehen wollten (vgl. Simon 2019, S.
220 ff). Des Weiteren steigt der Bedarf an qualifizierten Pflegeleistungen immer mehr
an. Gründe dafür sind einerseits der demografische Wandel in der deutschen Gesell-
schaft, andererseits aber auch der medizinische Fortschritt. Hierdurch kommt es in
Deutschland zu immer mehr chronisch kranken und hochbetagten Menschen, die am-
bulant und stationär pflegerisch versorgt werden müssen. Die Anzahl der Pflegebedürf-
tigen hat sich in den letzten Jahren stetig erhöht und wird nach statistischen Vorausbe-
rechnungen auch in Zukunft steigen (Statistisches Bundesamt 2018). Die Versorgung,
sowohl medizinisch als auch pflegerisch, wird somit immer komplexer und aufwendiger.
Laut einer prognostischen Berechnung des Bundesamts für Statistik werden im Jahr
2025 rund 152.000 Pflegekräfte fehlen (vgl. Afentakis/Maier 2010, S. 998). Diese zu er-
wartende Versorgungslücke stellt eine Herausforderung für die künftige Fachkräftesiche-
rung dar. Sie wird verschärft durch die Tatsache, dass bereits jetzt ein bundesweiter
Mangel bei examiniertem Fachpersonal in der Alten- und Krankenpflege herrscht (vgl.
Bundesagentur für Arbeit 2019a).
Dieser Problematik müssen sich sowohl die Arbeitgeber als auch die Politik stellen. Die
derzeitige Bundesregierung, insbesondere das Bundesgesundheitsministerium hat da-
her das Thema Pflege zu einem der Kernthemen in dieser Legislaturperiode ernannt.
Gemeinschaftlich durch das Bundesgesundheits-, das Bundesfamilien- und das Bundes-
arbeitsministerium wurde die „Konzertierte Aktion Pflege“ ins Leben gerufen. Ziel dieser

1
Vollzeitäquivalente

1
Aktion ist es, eine schnelle und spürbare Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Pfle-
gekräfte zu erreichen. Unter einem breiten Dachgremium aus den Ministerien, Länder-
gremien, Krankenkassen sowie Fach-, Wohlfahrts- und Berufsverbänden wurden 5 Ar-
beitsgruppen mit den Themen: 1. „Ausbildungsoffensive“, 2. „Personalmanagement, Ar-
beitsschutz und Gesundheitsförderung“, 3. „Innovative Versorgungsansätze und Digita-
lisierung“, 4. „Pflegekräfte aus dem Ausland“ und 5. „Entlohnungsbedingungen in der
Pflege“ gebildet (vgl. Bundesministerium für Gesundheit 2019, S. 5). Der Schwerpunkt
der Arbeitsgruppe 4 liegt in der Gewinnung von ausländischen Pflegefachkräften aus der
Europäischen Union sowie aus Drittstaaten. Es wurden Maßnahmen entwickelt, die die
Rahmenbedingungen für die Beschäftigung von ausländischen Pflegefachkräften ver-
bessern sollen, sodass die Einrichtungsbetreiber bei der Rekrutierung besser unterstützt
werden, Berufsanerkennung und Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis erleichtert und somit
eine qualitativ hochwertige Patient*innenversorgung gewährleistet wird (ebd. S. 133).
Der gestiegene Bedarf an qualifizierten Fachkräften wirkt sich auch im besonderen Maße
auf die Intensivpflege aus und hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Zurzeit
können 75% aller Kliniken ab 100 Betten offene Stellen in der Intensivpflege nicht beset-
zen (vgl. Blum et al. 2019, S. 33) . Im Vergleich dazu hatten im Jahr 2016 noch ca. 50%
und 2011 ca. 30% der Krankenhäuser Stellenbesetzungsprobleme in der Intensivpflege.
Rechnet man diese Zahlen hoch, so blieben bundesweit 4.700 Vollzeitstellen in der In-
tensivstellen vakant, dies entspricht einem Anteil von 7% (ebd.). Die seit Anfang 2019
geltenden Personaluntergrenzen (PpUGV 2018), laut denen auf Intensivstationen am
Tag eine Pflegekraft 2,5 und in der Nacht 3,5 Patient*innen versorgen soll, verschärfen
derzeit den Mangel noch zusätzlich. Nach einer Analyse des ersten Quartals 2019 durch
das Deutsche Krankenhaus Institut (DKI) haben 37% aller Kliniken Intensivbetten ge-
sperrt, um die Untergrenzen einhalten zu können, weitere 6% planen dies konkret in
naher Zukunft (vgl. Blum et al. 2019, S. 17). Es liegt daher nahe, auch in der Intensiv-
pflege internationale Pflegefachkräften einzusetzen, als eine Möglichkeit dem Fachkräf-
temangel entgegen zu wirken. Allerdings machen noch vergleichsweise wenige Kliniken
davon Gebrauch, lediglich 11% der Krankenhäuser gaben 2016 an, gezielt Pflegekräfte
aus dem Ausland für die Intensivpflege zu rekrutieren (vgl. Blum et al. 2019, S. 58).

In der vorliegenden Arbeit soll herausgearbeitet werden, welche Herausforderungen und


Chancen bestehen, wenn ausländische Pflegefachkräfte im Intensivpflegebereich ein-
gesetzt werden. Daher soll folgende Forschungsfrage beantwortet werden:

2
Welche Faktoren hemmen oder fördern den erfolgreichen Einsatz von im Ausland
qualifizierten Pflegefachkräften auf deutschen Intensivstationen?
Um sich diesem Bereich zu nähern, werden zunächst der theoretische Hintergrund zur
Geschichte der Arbeitsmigration in Deutschland sowie die notwendigen rechtlichen Zu-
gangsbedingungen erläutert. Im weiteren Verlauf werden auf Grundlage der vorhande-
nen Literatur die Erfahrungen und Probleme von Arbeitsmigrant*innen in der Pflege so-
wohl in Deutschland als auch auf internationaler Ebene analysiert. Des Weiteren geht
die Autorin auf die besonderen Arbeitsbedingungen und allgemeinen Problematiken be-
züglich der Einarbeitung neuer Mitarbeiter*innen auf Intensivstationen ein.
Um einen Praxisbezug herzustellen werden anhand einer exemplarischen qualitativen
Untersuchung ausländische Pflegefachkräfte zu ihren Erfahrungen über ihre Ankunfts-
und Einarbeitungszeit auf einer Hamburger Intensivstation befragt. In der anschließen-
den Diskussion werden die Ergebnisse der Befragung mit den Ergebnissen der Literatur
in Bezug gesetzt. Im letzten Kapitel wird vor dem Hintergrund der gewonnen Erkennt-
nisse ein Fazit gezogen und versucht die Forschungsfrage zu beantworten.

2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Arbeitsmigration in der Pflege in Deutschland: Definition und Hintergrund
Definition Arbeitsmigration
Der Begriff Arbeitsmigration bezeichnet grundsätzlich die Wanderung (lat. migratio) von
Menschen mit dem Zweck, in einem anderen Land eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen.
Die Motivation dieser Menschen kann mit dem Modell der Push- und Pullfaktoren erklärt
werden. Als Pushfaktoren werden diejenigen Bedingungen gefasst, die zu einem Ver-
lassen des Herkunftslands führen. Im Gegenzug werden die Bedingungen als Pullfakto-
ren bezeichnet, die Anreize beziehungsweise Anziehungsfaktoren bilden in ein Land ein-
zuwandern (vgl. Han 2016, S. 14). Als einer der vorherrschenden Pullfaktoren ist die
Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen zu nennen.
Ein Großteil der Arbeitsmigrant*innen ist in den Zielländern nicht im qualifizierten Fach-
kräftebereich, sondern als Helfer*innen im Niedriglohnsektor tätig. Auch im Pflegebe-
reich gibt es einen erheblichen Anteil derer, die ohne eine qualifizierte Ausbildung er-
werbstätig sind.
In der Betrachtung der statistischen Zahlen ist es daher nicht einfach zu differenzieren,
ob es sich um ausländische Pflegefachkräfte oder um Hilfspersonal handelt.
Im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit sollen hauptsächlich Pflegefachkräfte be-
trachtet werden, die eine qualifizierte Ausbildung im Ausland erworben haben. Daher

3
werden die Begriffe Arbeitsmigration und Arbeitsmigrant*innen in der Pflege bei Bedarf
mit den Worten „qualifizierte“ oder „ausgebildete“ ergänzt.

Entwicklung der Arbeitsmigration in der Pflege bis heute


Die Idee mit Pflegefachkräften aus dem Ausland dem Mangel an Fachkräften in Deutsch-
land zu begegnen ist nicht neu. Bereits seit den 1950er Jahren gab es Initiativen, um
gezielt Gesundheitsfachkräfte aus dem Ausland - hauptsächlich aus dem asiatischen
Raum – für deutsche Kliniken anzuwerben. Südkorea war hier das Land aus dem die
meisten Pflegefachkräfte, mehrheitlich Frauen, rekrutiert wurden. Bis zum Anwerber-
stopp im Jahr 1978 kamen etwa 10.000 Koreanerinnen in die Bundesrepublik Deutsch-
land (vgl. Friedrich-Ebert-Stiftung et al. 2016, S. 5). Weiter gab es in den 1990er Jahren
– unter anderem bedingt durch die Kriege auf dem Balkan – einen Zuzug von Pflege-
kräften aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland. Ebenfalls in dieser Zeit
kam - aufgrund von Spätaussiedlungen - ein Großteil der ausländischen Pflegefach-
kräfte aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion sowie Osteuropas.
Auch jetzt stellen die Arbeitsmigrant*innen aus den östlichen Staaten der Europäischen
Union (EU) nach der Erweiterung im Jahr 2004 die größte Gruppe der nach Deutschland
zugezogenen Pflegekräfte dar (vgl. Afentakis/Maier 2013, S. 1077). Dies ist in Abbildung
1 zur Verdeutlichung dargestellt.

Abbildung 1 Ausländische Pflegekräfte in Deutschland nach Staatsangehörigkeit Stand:2013


(vgl. Schreck 2017, S. 26)

Nachdem in den letzten 15 Jahren die Zuwanderung von Arbeitsmigrant*innen im Pfle-


gebereich kontinuierlich rückläufig war, steigen die Zahlen in den letzten 5 Jahren erst-
mals wieder an. Im Zuge der bundesdeutschen Umsetzung des europäischen Freizügig-
keitsabkommens (FreizügG/EU) von 2004 ist eine Arbeitsmigration nach Deutschland
für EU Bürger*innen interessanter geworden. Der Anteil von sozialversicherungspflichtig

4
Beschäftigten Ausländern in der Altenpflege hat sich von 2014 bis 2018 von 8% auf 12%
(71.000 Beschäftigte), in der Gesundheits- und Krankenpflege von 5% auf 7% (80.000
Beschäftigte) erhöht (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2019b, S. 8).
Eine weitere Möglichkeit sich den Zahlen der neu migrierten Pflegefachkräften anzunä-
hern, ist eine Betrachtung der Anträge zur Berufsanerkennung. Der Bericht zum Aner-
kennungsgesetz von 2019 zeigt, dass das Interesse im Bereich der Gesundheitsfachbe-
rufe sehr hoch ist. Abbildung 2 verdeutlicht, dass vor Allem die Zahl der Anträge aus
Drittstaaten deutlich zugenommen hat. Die größte Nachfrage verzeichnete 2018 die Ge-
sundheits- und Krankenpflege mit knapp 80% aller gemeldeten Anträge (vgl. Bericht zum
Anerkennungsgesetz 2019, S. 41).

Abbildung 2 Anträge zu bundesrechtlich geregelten Berufen: Nichtakademische Gesundheitsfachberufe


nach Ausbildungsstaat (kategorisiert) 2015 bis 2018 (absolut und in Prozent). (vgl. Bericht zum
Anerkennungsgesetz 2019, S. 41)

Eine Berechnung, wie viele ausländische Pflegefachpersonen in den Kliniken auf einer
Intensivstation eingesetzt werden existieren zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht.

2.2 Ausgewählte Projekte zur Anwerbung von qualifizierten Arbeitsmigrant*innen in


der Pflege
Zur gezielten Anwerbung ausländischer Pflegefachkräfte wurden mehrere staatlich un-
terstützte Projekte ins Leben gerufen. Im Folgenden wird eine Auswahl dieser Projekte
vorgestellt.
Eines der ersten Projekte stellte die 2013 ins Leben gerufene Bundesinitiative
MobiProEU dar. Mit Unterstützung dieses Projekts sollten junge Fachkräfte im Alter von

5
18 bis 35 Jahren, die in einem EU-Mitgliedsstaat als arbeitslos gemeldet waren und in
Deutschland in einem Engpassberuf eine Arbeit aufnehmen wollten, gewonnen werden.
Das Programm hat die Kosten für Sprachkurse, Umzüge und Anerkennungsverfahren
für die Teilnehmer*innen übernommen. Es stand sowohl staatlichen als auch privatwirt-
schaftlichen Arbeitgebern als Projektträger offen (vgl. Pütz et al. 2019, S. 39).
Auch die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) als eine Einrichtung der Bunde-
sagentur für Arbeit (BA) unterstützt die Anwerbung von ausländischen Fachkräften. Ein
Schwerpunkt der Arbeit der ZAV liegt ebenfalls auf der Vermittlung von Pflegefachkräf-
ten aus dem EU Ausland. Die ZAV arbeitet dabei mit dem Netzwerk EURES (European
Employment Services) zusammen, um schnell Kontakte zu den jeweiligen Partnerver-
waltungen der Länder herstellen zu können. Weiter organisiert die ZAV Informationsver-
anstaltungen im europäischen Ausland, um über die Lebens- und Arbeitsbedingungen
sowie Arbeitsmöglichkeiten im Pflegebereich in Deutschland aufzuklären (vgl. Bunde-
sagentur für Arbeit 2019c; Schreck 2017, S. 30)
Ein weiteres Projekt zur Gewinnung von ausländischen Pflegefachkräften ist das Pilot-
projekt Triple Win, das 2013 gemeinsam von der ZAV und der Deutschen Gesellschaft
für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) initiiert wurde (vgl. Bundesagentur für Arbeit
2019d, S. 4). Ziel dieser Kooperation ist es Krankenpflegekräfte bedarfsgerecht aus ge-
eigneten Drittstaaten zu gewinnen und im gesamten Integrationsprozess zu begleiten.
Das Projekt wurde in Kooperation mit den Arbeitsverwaltungen der Länder Bosnien-Her-
zegowina, Serbien, Tunesien und den Philippinen begonnen. Für die Bewerbungsver-
fahren vor Ort sind die jeweiligen Arbeitsverwaltungen der Partnerländer zuständig. Die
persönliche, fachliche und sprachliche Eignung wird durch die ZAV ermittelt. Des Weite-
ren wird der Prozess der sprachlichen und fachlichen Qualifizierung sowie die Begleitung
der Berufsanerkennung und der Integration von der GIZ unterstützt. Bis zum Abschluss
ihrer Anerkennung können die Pflegekräfte als Pflegehelfer*innen beschäftigt werden
(vgl. Bundesagentur für Arbeit 2019d, S. 5).

2.3 Rechtliche Voraussetzungen zur Anerkennung ausländischer Pflegeabschlüsse


Die Ausübung und Anerkennung der Pflegeberufe ist in Deutschland bundesrechtlich
reglementiert. Daher muss jede Pflegefachkraft die ihre qualifizierte Ausbildung im Aus-
land absolviert hat und in Deutschland als examinierte Fachkraft in der Pflegeversorgung
arbeiten will nach den Regeln des Gesetzgebers zugelassen werden. Die einzelnen Re-
gelungen der berufsrechtlichen Anerkennung sind in Teil 4 Abschnitt 1 §40 f. des Pfle-
geberufegesetzes (PflBG), das zum 01.01.2020 in Kraft getreten ist geregelt. Weiter
müssen die in § 2 PflBG geregelten Voraussetzungen für die Erteilung der Erlaubnis zum

6
Führen der Berufsbezeichnung erfüllt sein. Diese umfassen Nachweise über Zuverläs-
sigkeit, gesundheitliche Eignung und für die Ausübung des Berufs erforderlichen Kennt-
nisse der deutschen Sprache. Was genau unter „erforderlichen Kenntnissen“ zu verste-
hen ist, wird im Gesetz nicht weiter erläutert und wird auf Bundesländerebene geregelt.
In Hamburg wird beispielsweise ein Nachweis des Sprachkompetenzniveaus auf der
Stufe B2 verlangt2 (vgl. Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz 2020).

EU Bürger*innen
Pflegekräfte, die aus den Ländern der EU nach Deutschland migrieren wollen, haben
durch das EU Freizügigkeitsgesetz, das seit 2004 gilt, freien Zugang zum deutschen
Arbeitsmarkt und damit verbunden ein unbefristetes Aufenthaltsrecht (FreizügG/EU).
Des Weiteren wird durch die EU-Berufsanerkennungsrichtlinie (EU-Richtlinie
2005/36/EG 2005) die Gleichwertigkeit bestimmter Ausbildungsinhalte in sogenannten
reglementierten Berufen, zu denen auch die Pflegeberufe gehören, garantiert. Somit ent-
fällt eine hier die Einzelfallprüfung und das Anerkennungsverfahren gestaltet sich deut-
lich kürzer und einfacher als bei nicht EU-Bürger*innen.

Bürger*innen aus Drittstaaten


Die Migration von Pflegefachkräften aus Ländern außerhalb der Europäischen Union ist
deutlich stärker reglementiert. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das zum
1.3.2020 in Kraft tritt, wird qualifizierten Fachkräften der Zuzug nach Deutschland er-
leichtert. Bislang hatten Fachkräfte aus Drittstaaten nur mit akademischer Ausbildung
unbeschränkten Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt. Da die Pflegeberufe in Deutsch-
land jedoch hauptsächlich durch eine duale Berufsausbildung qualifiziert werden, fielen
die im Ausland erworbenen akademischen Abschlüsse der Pflegefachkräfte nicht unter
diese Regelung. Zukünftig können auch Fachkräfte mit einer beruflichen Qualifikation in
allen Berufen ein Visum oder einen Aufenthaltstitel zur Beschäftigung erhalten.
Im Zuge des Fachkräftemangels im Pflegebereich wurde jedoch bereits 2013 durch die
Beschäftigungsverordnung (BeschV) der vereinfachte Zugang zum Arbeitsmarkt für
durch die Bundesagentur für Arbeit ermittelten Engpassberufe, zu denen auch die Pfle-
gefachberufe zählen, ermöglicht. Diese Beschränkung auf Engpassberufe entfällt mit
dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz (vgl. Bundesministerium des Innern, für
Bau und Heimat 2020). Weiter muss in Einzelfallprüfungen die Gleichwertigkeit der im

2
Gemäß dem gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für den Spracherwerb. Dabei ent-
spricht die Stufe B2 der selbständigen Sprachverwendung.

7
Ausland erworbenen Berufsqualifikation festgestellt werden. Sollte keine Gleichwertig-
keit festgestellt werden, müssen Anpassungslehrgänge sowie Eignungs- und Kenntnis-
prüfungen, die inhaltlich den Abschlussprüfungen der Pflegeberufe ähneln können,
durchgeführt werden. Die differenzierte Ausgestaltung ist im Pflegeberufegesetz und in
der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Pflegeberufe geregelt. Ausländische
Pflegefachkräfte dürfen schon vor Beginn des Anerkennungsverfahrens nach Deutsch-
land einreisen und bis zur Erteilung der Berufserlaubnis eine Beschäftigung als Pflege-
helfer*innen aufnehmen.

2.4 Ethik
Nicht nur in Deutschland fehlen Gesundheitsfachkräfte, sondern weltweit. Laut Hoch-
rechnungen der World Health Organisation (WHO) fehlen weltweit etwa 7,2 Millionen
Gesundheitsfachkräfte. Besonders dramatisch ist die Situation in den Entwicklungslän-
dern, allen voran viele Länder Afrikas. Mit einer Abwanderung von ausgebildetem Ge-
sundheitspersonal droht sich die Situation noch zu verschlimmern.
Aus diesem Grund hat die WHO einen ethischen Verhaltenskodex den sogenannten
„WHO Global Code of Practice on the International Recruitment of Health Personnel“ für
den Umgang mit internationaler Anwerbung von Gesundheitsfachkräften erarbeitet (vgl.
World Health Organisation 2010). Am 21.05.2010 haben sich alle 193 Mitgliedsstaaten
der WHO, zu denen auch die Bundesrepublik Deutschland gehört, auf diesen Kodex
verständigt. Die WHO hat 57 Staaten identifiziert, die einen kritischen Mangel an Ge-
sundheitsfachkräften aufweisen. Gesundheitsfachkräfte aus diesen Ländern dürfen nicht
aktiv rekrutiert werden. Eine Zuwanderung von Pflegepersonal aus diesen Ländern ist
nur möglich, wenn das Arbeitsverhältnis durch die Pflegefachkraft selbst initiiert wird.
Des Weiteren enthält der Kodex ethische Grundsätze, die bei der internationalen Rek-
rutierung von Gesundheitspersonal zur Anwendung gelangen sollen. Insbesondere wird
den Rechten und Pflichten der Herkunfts- und Zielländer sowie der abwandernden Ge-
sundheitsfachkräfte Rechnung getragen.

3 Erfahrungen von Arbeitsmigrant*innen


Um Erkenntnisse über die Erfahrungen von qualifizierten Arbeitsmigrant*innen im Pfle-
gebereich zu erlangen wurde mittels Literaturrecherche in Google Scholar, den Daten-
banken Pubmed und Cinahl sowie im Bibliothekskatalog der HAW nach entsprechenden
Studien zu dieser Thematik gesucht. Für Deutschland konnten zwei den Suchkriterien
entsprechenden Studien ermittelt werden. Für den internationalen Bereich wurde ein

8
Review ausgewählt, in das 17 internationale qualitative Studien eingeschlossen und aus-
gewertet wurden.

3.1 Erfahrungen von Arbeitsmigrant*innen in der Pflege in Deutschland


Es wurden zwei qualitative Studien (vgl. Kumpf et al. 2016; Pütz et al. 2019) gefunden,
in denen Interviews mit Pflegefachkräften aus unterschiedlichen Ländern, die neu nach
Deutschland migriert sind, durchgeführt wurden. Beide Studien untersuchten die Integ-
rationsprozesse der neu migrierten Pflegefachkräfte in der deutschen Pflegelandschaft
mit dem Ziel Aussagen machen zu können, welche Faktoren diese Prozesse fördern
oder hemmen können. Folgend werden die zentralen Ergebnisse beider Untersuchun-
gen zusammengefasst. Übergeordnete Dimensionen, die die Integration beeinflussen
sind Fachlichkeit und Arbeitsorganisation, Sprachkompetenz, Diskriminierung, kulturelle
Unterschiede und die eigene Motivation für die Migration.
Ein Großteil der Befragten empfanden das nicht anerkennen ihrer im Ausland erworbe-
nen akademischen Abschlüsse als eine Abwertung ihrer Fachlichkeit. Dass ihre erlern-
ten Kompetenzen und Verantwortungsbereiche in Deutschland nicht anerkannt werden
wurde ebenfalls als Autonomieverlust empfunden. Es herrscht eine Diskrepanz zwi-
schen den mitgebrachten fachlichen Kompetenzen aus den akademisch medizinischen
Bereichen und den erwarteten Kompetenzen beispielsweise der Durchführung der Kör-
perpflege. Diese fiel bei vielen Befragten nicht in den pflegefachlichen Verantwortungs-
bereich und wurde zum Teil als unterfordernd beschrieben. Es ließ sich jedoch ein Un-
terschied zwischen jüngeren unerfahrenen und älteren berufserfahrenen neu migrierten
Pflegekräften feststellen. Während die erfahrenen Pflegekräfte den beschriebenen Au-
tonomieverlust als Schwächung ihrer Rolle und Beschränkung ihrer Gestaltungsmög-
lichkeiten beschrieben, stellten die jüngeren Pflegekräfte die geforderten Anpassungen
als Herausforderung dar und zeigten eine positive Bereitschaft ihre Fachlichkeit durch
Lernen von Neuem zu erweitern (vgl. Pütz et al. 2019, S. 157; Kumpf et al. 2016, S. 610).
Ein weiterer bedeutsamer Aspekt waren die Sprachkompetenzen der neu migrierten
Pflegekräfte. Fehlende Sprachkenntnisse waren für alle Befragten am Anfang eine
große Belastung und Herausforderung im Arbeitsalltag. Falsch verstandene Anordnun-
gen oder Fragen könnten zu Missverständnissen und Fehlverhalten führen, im
schlimmsten Fall zu einer Schädigung von Patient*innen. Dieser Gefahr waren sich die
Befragten sehr bewusst (vgl. Kumpf et al. 2016, S. 611). Allerdings schien der Kontakt
und Vertrauensaufbau mit Patient*innen auch mit weniger guten Sprachkenntnissen kein
größeres Problem darzustellen (ebd.). Die neu migrierten Pflegekräfte mussten einen
doppelten Spracherwerb leisten. Einerseits benötigten sie die für die Kommunikation mit

9
Patient*innen und Mitarbeiter*innen notwendige Alltagssprache mussten aber gleichzei-
tig auch die Fachsprache beherrschen (vgl. Pütz et al. 2019, S. 178). Nicht selten waren
diese Anforderungen auch psychisch sehr belastend. Vor Allem wenn es keine betrieb-
liche Unterstützung zum Spracherwerb gab vergrößerte sich das Gefühl von Unsicher-
heit und Frustration (vgl. Kumpf et al. 2016, S. 612). Eine weitere Auswirkung von feh-
lenden Sprachkenntnissen zeigte sich in einem verstärkten Hierarchiegefälle zwischen
etablierten und neu migrierten Pflegekräften. Aufgrund von Verständigungsproblemen
wurden relevante Informationen zum Arbeitsalltag von den etablierten Pflegekräften zu-
rückgehalten und trugen so zu Isolation und Abwertung bei (vgl. Pütz et al. 2019, S. 158).
Des Weiteren wurde mangelnde Sprachkompetenz von den etablierten Pflegekräften
häufig als fehlende Fachkompetenz dargestellt, so erfuhren die neu migrierten Pflege-
kräfte auch hierdurch eine Abwertung ihrer Fachlichkeit (vgl. Kumpf et al. 2016, S. 612).
Die Mehrheit der Befragten hat Diskriminierung an ihrem Arbeitsplatz erlebt, hauptsäch-
lich durch verbale Äußerungen von Patient*innen. Es hat ihnen sehr geholfen, wenn sie
in diesen Situationen Unterstützung von Kolleg*innen oder Vorgesetzten bekamen. War
dies allerdings nicht der Fall, so haben diese diskriminierenden Erlebnisse die neu mig-
rierten Pflegekräfte stark belastet (ebd.). Diskriminierung durch Kolleg*innen wird vor
Allem durch fehlende Sprachkenntnisse empfunden. Allerdings gab die Mehrzahl der
Interviewten an, niemals Diskriminierung durch Kolleg*innen erfahren zu haben.
Je größer die kulturelle oder auch religiöse Diskrepanz zwischen dem Heimatland und
Deutschland ist, desto schwieriger gestaltete sich der Integrations- und Anpassungspro-
zess der neu migrierten Pflegekräfte. Besonders das Überschreiten von intimen Grenzen
im Rahmen der Körperpflege stellt für einige eine große Herausforderung dar. Es zeigte
sich jedoch eine große Bereitschaft, sich an die neuen kulturellen Gegebenheiten anzu-
passen, um erfolgreich in Deutschland im Pflegeberuf arbeiten zu können (vgl. Kumpf et
al. 2016, S. 611).
Gründe für die Arbeitsmigration der Befragten waren einerseits die Verbesserung ihrer
persönlichen wirtschaftlichen Situation (vgl. Kumpf et al. 2016, S. 610) andererseits
zeigte sich eine besonders hohe Mobilitätsbereitschaft bei Migrant*innen, die bereits ei-
gene Migrationserfahrungen gemacht haben oder die familiäre Migrationsmuster aufwie-
sen (vgl. Pütz et al. 2019, S. 158).

3.2 Erfahrungen von Arbeitsmigrant*innen in der Pflege international


Ziel der Übersichtsarbeit von Viken et al. (2018) war anhand von qualitativen For-
schungsergebnissen Erkenntnisse über die Erfahrungen von im Ausland ausgebildeten
Pflegefachkräften zu erlangen und diese Ergebnisse in Bezug zur Patientensicherheit

10
zu setzen. Die Befragten in den 17 eingeschlossenen Studien gehörten vielen verschie-
denen Nationalitäten an, überwiegend jedoch aus dem asiatischen und afrikanischen
Raum. Sie waren vorwiegend in den Ländern USA, Großbritannien, Island, Australien
und Saudi-Arabien tätig. Obwohl die Erfahrungen durch unterschiedliche Herkunfts- und
Zielländer zum Teil recht stark variierten, konnten auch deutliche Übereinstimmungen
gefunden werden. Aus diesen Übereinstimmungen wurden die Kategorien „Einsamkeit
und Diskriminierung“, „Kommunikationsbarrieren“, „Umgang mit arbeitsbedingtem
Stress“ und „Rollenunsicherheit und Entscheidungsschwierigkeiten“ differenziert (vgl.
Viken et al. 2018, S. 458). Im Folgenden werden die zentralen Ergebnisse dieser Kate-
gorien dargestellt.
Für einen Großteil der FEN (Foreign Educated Nurses) führte die Migration in ein ande-
res Land zu Gefühlen von Einsamkeit und Diskriminierung. Vor Allem der Unterschied
zwischen dem eigenen kulturellen Hintergrund und der Kultur im neuen Land machte
ihnen große Schwierigkeiten. Sie empfanden die Gesprächsthemen der etablierten Pfle-
gekräfte als uninteressant und hatten andere soziale Aktivitäten. Außerdem erlebten sie
häufig Diskriminierung von Kolleg*innen und Patient*innen. Beispielsweise bekamen sie
die schwerste Arbeit zugewiesen, damit sie sich erstmal „beweisen“ sollten. Des Weite-
ren beschrieben sie, dass sie bei Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen übergangen und
stattdessen etablierte Pflegekräfte ausgewählt wurden. Trotzdem zeigten die FEN sehr
viel Stärke, Widerstandskraft und Motivation, die Herausforderungen in dem neuen Land
zu meistern und sich zu etablieren (vgl. Viken et al. 2018, S. 458).
Eine weitere große Hürde stellten Kommunikationsschwierigkeiten aufgrund von fehlen-
den Sprachkenntnissen und unterschiedliche Kommunikationsstile dar. Mangelnde
Sprachkompetenz machte die FEN ängstlich, unsicher und gestresst. Sie hatten Angst
davor durch Verständigungsprobleme Fehler zu machen und damit die Qualität der Pa-
tient*innensicherheit nicht gewährleisten zu können. Durch die fehlende Kenntnis der im
Land üblichen Kommunikationsstile waren sie unsicher im Gespräch mit Patient*innen
und Kolleg*innen. Der Wunsch und die Motivation die Sprache sowohl fachlich als auch
kulturell zu erlernen war bei den FEN sehr groß (ebd. S. 463). Ein bedeutsamer Stress-
faktor war neben den beschriebenen Kommunikationsschwierigkeiten eine unerwartete
ungewohnte Pflegepraxis, die sich durch unbekannte technische Gegebenheiten, unbe-
kannte Pflegetechniken sowie einer erweiterten pflegerischen Verantwortung darstellte
und die sich häufig erheblich von der gewohnten Pflegepraxis im Heimatland unter-
schied. Die FEN fühlten sich im Vorfeld auf diese Situation nicht gut vorbereitet. Als ein
weiterer Stressfaktor wurden auch die etablierten Kolleg*innen benannt, die die FEN

11
kritisierten und ihre Unerfahrenheit mit dem neuen System einer Inkompetenz gleich-
setzten. Viele der neu immigrierten Pflegekräfte hatten zudem kaum Erfahrungen mit
anderen Kulturen und empfanden daher die Arbeit in multikulturellen Teams als sehr
stressig. Geholfen hat es ihnen, wenn sie Unterstützung von Kolleg*innen ihrer eigenen
Nationalität erhielten. Weiterhin konnten die FEN deutlich schneller Selbstvertrauen auf-
bauen, wenn sie eine eindeutige Unterstützung von Kolleg*innen und Vorgesetzten er-
hielten. Dieses Selbstvertrauen half ihnen anschließend bei der Bewältigung von arbeits-
bedingtem Stress (ebd.). Die beruflichen Anforderungen an das pflegerische Rollenver-
ständnis waren für die neu migrierten Pflegekräfte im Zielland häufig höher als in ihren
Heimatländern. Im Gegensatz zu ihren Heimatländern mussten sie mehr Verantwortung
für die ganzheitliche Versorgung ihrer Patient*innen übernehmen und autonome pflege-
rische Entscheidungen treffen. Ihre Rolle gegenüber den Ärzt*innen musste sich vom
befolgen von Anweisungen zu einer gleichberechtigten Beziehung auf Augenhöhe ver-
ändern. Diese höher angesehene, selbstbewusstere Rolle musste von den neu migrier-
ten Pflegefachkräften erst erlernt werden (vgl. Viken et al. 2018, S. 463 f.).

4 Herausforderungen für Pflegende auf Intensivstationen


Die Anforderungen an die Pflegekräfte auf den Intensivstationen sind hoch und in den
letzten Jahren immer mehr gestiegen. Dies resultiert zum einen aus den sich schnell
verändernden und immer aufwendiger werdenden Behandlungsstrategien, zum anderen
aber aus den gestiegenen Fallzahlen von immer mehr schwerstkranken Patient*innen
(vgl. Isfort et al. 2012, S. 5). Beispielsweise hat sich die Anzahl der beatmungspflichtigen
Patient*innen von 2004 bis 2017 um etwa 33% erhöht (vgl. Statistisches Bundesamt
2004, S. 67, vgl. 2017, S. 68). Die Arbeit auf der Intensivstation erfordert von den Inten-
sivpflegenden daher ein hohes Maß an Fachwissen, um die komplexe intensivmedizini-
sche Versorgung und die damit einhergehenden intensivmedizinischen Therapien mit
einer hohen Versorgungsqualität durchführen zu können. Im Rahmen dieser Versorgung
übernehmen die Pflegenden laut dem Pflegethermometer 2012 auch immer mehr eigen-
verantwortlich Tätigkeiten aus dem medizinischen Bereich. Die Studie zeigte, dass z.B.
die kurzzeitige Regulierung von kreislaufwirksamen Medikamenten wie Katecholami-
nen3 von 84% sowie die Steuerung der Sedierung von 90% der Befragten selbständig

3
Unter Katecholaminen versteht man Medikamente wie Adrenalin und Noradrenalin. Sie stei-
gern die Herzfrequenz, die Kontraktionskraft des Herzens sowie den Blutdruck. Falsch verwen-
det oder in zu hohen Dosierungen erzeugen sie z.B. Herzrhythmusstörungen und schädigen
das Herz (vgl. Larsen et al. 2016, S. 619).

12
übernommen wird (vgl. Isfort et al. 2012, S. 10). „Für die Übernahme dieser Leistungen
ist ein profundes Hintergrundwissen sowie besondere Erfahrung entscheidend, um auch
die Folgen der Regulierung abschätzen zu können [...]“ (Isfort et al. 2012, S. 10). Neben
diesen notwendigen fachlichen Kompetenzen müssen die Pflegenden auch über gute
Fähigkeiten der Arbeitsorganisation verfügen, um in der immer größer werdenden Leis-
tungsverdichtung des Arbeitsalltag ihre Tätigkeiten sinnvoll und angemessen priorisieren
zu können. Des Weiteren ist es notwendig, dass die Intensivpflegenden über sehr gute
kommunikative Kompetenzen verfügen. Die Kommunikation nimmt auf der Intensivsta-
tion auf mehreren Ebenen eine Schlüsselrolle ein (vgl. Heer/Kluge 2012, S. 2). Eine
Ebene ist die Kommunikation mit Patient*innen und ihren Angehörigen. Sie befinden sich
in einer körperlich und psychisch sehr belastenden, existentiell bedrohten Lebenssitua-
tion und benötigen permanent empathische, informative und offene Gespräche mit den
Pflegenden. Diese können Ängste und Unsicherheiten sowie Folgeerscheinungen des
Intensivaufenthalts, wie ein Delir4 oder posttraumatische Belastungsstörungen, vermin-
dern (ebd.). Eine weitere Ebene ist die Kommunikation im Team. Sowohl zwischen den
pflegerischen Kollegen als auch zwischen Pflegenden und Ärzten ist ein ständiger Aus-
tausch von Informationen notwendig, um die Patient*innenversorgung sicherzustellen.
Eine mangelhafte Kommunikation beispielsweise bei Übergaben, bezüglich eines ver-
änderten Patient*innenzustands oder in Notfallsituationen kann zu einer Gefährdung der
Patient*innensicherheit oder im schlimmsten Fall zu schwerwiegenden Behandlungsfeh-
lern führen (ebd. S. 4f.). Eine weitere Herausforderung für das Pflegepersonal auf der
Intensivstation ist die psychische Belastung. Die Schwere der Erkrankungen und die da-
mit verbundene hohe Sterblichkeitsrate der Patient*innen aber auch das eigene Ver-
ständnis über die Angemessenheit der durchgeführten Behandlungen führen gepaart mit
der hohen Arbeitsbelastung und personeller Unterbesetzung nicht selten zu psychischen
Belastungssituationen, die in Arbeitsunfähigkeit bis hin zum Berufsaustieg münden kön-
nen. Die Pflegenden müssen daher Bewältigungsstrategien entwickeln, um diesen Be-
lastungen entgegenwirken zu können. Dabei können eine gefestigte Rolle im Team und
eine kollegiale Gesprächskultur hilfreich sein.

4
Das Delir ist eine akute Störung der Aufmerksamkeit und des Bewusstseins mit fluktuieren-
dem Verlauf und kognitiven Funktionsstörungen sowie Störungen der Psychomotorik, des
Schlaf-Wach Rhythmus und affektiven Störungen (vgl. DIMDI - ICD-10-GM Version 2020). Es
stellt mit einer Inzidenz von bis zu 80% die häufigste psychiatrische Erkrankung bei Intensivpati-
ent*innen dar (vgl. Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)/Deut-
sche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) 2015).

13
Für Berufseinsteiger*innen in der Intensivpflege bedeutet das, dass sie all diese be-
schriebenen Anforderungen in einem relativ kurzen Zeitraum erlernen müssen, mit dem
Ziel, die Patient*innenversorgung mit hoher Qualität selbständig übernehmen zu kön-
nen. Daher ist eine strukturierte, an die Bedürfnisse und den Ausbildungsstand der
neuen Mitarbeiter*innen angepasste Einarbeitung unabdingbar.

5 Exemplarische qualitative Untersuchung zum Einsatz ausländi-


scher Pflegefachkräfte auf einer deutschen Intensivstation
5.1 Beschreibung und Begründung der qualitativen Methode
Zu den Erfahrungen von im Ausland qualifizierten Arbeitsmigrant*innen auf deutschen
Intensivstationen konnten für Deutschland keine Studien identifiziert werden.
Um aber Erkenntnisse über das Erleben der Anfangszeit von neuen Mitarbeiter*innen
aus dem Ausland auf einer deutschen Intensivstation zu erlangen wurde eine qualitative
Untersuchung auf einer Hamburger Intensivstation durchgeführt. Des Weiteren sollte
diese Untersuchung exemplarisch aufzeigen, welche Bedingungen und Strukturen sich
positiv oder negativ auf die Einarbeitung der neuen Mitarbeiter*innen auswirkten sowie
das Erleben der Ankunftszeit der neuen migrierten Pflegekräfte verstanden werden.

Im Zentrum der qualitativen Forschung steht das Individuum, welches als ganzheitliches
Wesen betrachtet wird. Im Fokus stehen daher die differenzierte Analyse von bestimm-
ten sozialen Phänomenen und subjektiven Erfahrungen eines Individuums, das durch
seine individuelle Lebenswelt geprägt ist. Die Forscher*innen gehen hierbei - im Gegen-
satz zur quantitativen Forschung - zumeist induktiv vor und gelangen durch Schlussfol-
gerungen aus einzelnen Fällen zu allgemeinen Theorien. Mit diesem Forschungsansatz
sollen subjektive Wirklichkeiten, Sinnkonstruktionen und Alltagstheorien untersucht, Le-
benswelten beschrieben sowie Sichtweisen und Motive analysiert werden. Zielführend
sollte dabei sein, dass diese nicht nur beschrieben, sondern nachvollziehbar und ver-
standen werden, sodass sich eine gewisse inhaltliche Repräsentativität ableiten lässt
(vgl. Misoch 2019, S. 26).
Um die oben genannten Ziele zu erreichen werden neun zentrale Prinzipien qualitativen
Forschens beschrieben Sie sollten im Forschungsprozess die Basis bilden, um gefor-
derten Wertmaßstäben zu entsprechen. Diese zentralen Prinzipien werden folgend in
Abbildung 3 dargestellt.

14
1. Verstehen
• Subjektive
Sinnkonstruktionen
nachvollziehen und
9. Explikation verstehen 2. Wirklichkeit als
• Offenlegung aller Konstruktion
Arbeitsschritte innerhalb des • Wirklich keit ist eine
Forschungsprozesses zur (soziale) Konstruktion;
intersubjektiven Analyse dieser
Nachvollziehbarkeit Konstruktionsprinzipien

8. Reflexibilität 3. Subjektbezogenheit

Qalitative
• Reflexion der Roller der • Das Subjekt mit seinen
Forscher*in im Prozess; Erfahrungen,
Reflexivität als basales Verhaltensweisen und
Erkenntnisprinzip Wirklichkeitstheorien

Forschung
7. Prozessualität
4. Offenheit
• Prozesshaftigkeit als
zentrales Prinzip des Lebens • Offenheit als
der Subjekte und des Forschungspraxis, als
Forschens; erkenntnistheoretisches
Forschungsprozess nicht nur Prinzip und als
linear sondern auch zyklisch methodologische Prämisse
möglich.

5. Kommunikation
6. Flexibilität
• Forschungsprozess vollzieht
• Flexibilität als methodische sich durch Kommunikation;
Forderung und Form, Regelsystem und
forschungspraktische Inhalt unterscheiden diese
Realität von der
Alltagskommunikation

Abbildung 3 Zentrale Prinzipien qualitativen Forschens (eigene Darstellung). (vgl. Misoch 2019, S. 51)

Aus der Abbildung ist ersichtlich, dass die Kommunikation als eines der Kernelemente
qualitativen Forschens gilt. Dieses Element ist vor allem dann entscheidend, wenn Phä-
nomene mithilfe von Interviews untersucht werden. In der vorliegenden Untersuchung
stand die Erlebniswelt der neu migrierten Mitarbeiter*innen auf einer Intensivstation im
Mittelpunkt. Aus diesem Grund hat sich die Autorin für die Durchführung von halbstruk-
turierten leitfadengestützen Einzelinterviews entschieden.

5.2 Fragestellung
Die im Rahmen der vorliegenden Untersuchung zu beantwortenden Fragen lauten:

Wie erleben ausländische Pflegefachkräfte ihre Anfangszeit auf einer deutschen Inten-
sivstation?
Was hat ihnen Probleme bereitet und was hat ihnen geholfen sich einzuarbeiten und
zurecht zu finden?

15
5.3 Feldzugang und Auswahl der Stichprobe
Die Autorin arbeitet selbst auf einer Intensivstation einer Hamburger Klinik, die in den
letzten drei Jahren vermehrt im Ausland qualifizierte Pflegefachpersonen im Intensivbe-
reich einsetzte. Da es sich um eine exemplarische Untersuchung handelt wurde auf-
grund der Einfachheit des Zugangs zu geeigneten Proband*innen diese Klinik als Feld
gewählt. Im Vorfeld hat die Autorin in einem persönlichen Gespräch die Einwilligung der
Pflegedienstdirektorin zu dieser Befragung eingeholt. Da in der Untersuchung weder der
Name der Institution noch die der Proband*innen dokumentiert wurden und die Befra-
gungen im außerhalb der Klinik stattfanden, konnte auf ein Einbeziehen des Betriebsrats
verzichtet werden. Die Kriterien für die Auswahl der potentiellen Teilnehmer*innen der
Befragung waren ausländische Mitarbeiter*innen der Intensivstationen, die ihren pflege-
fachlichen Berufsabschluss im Ausland erworben haben und seit weniger als zwei Jah-
ren im Intensivbereich in Deutschland arbeiten. Aufgrund dieser Kriterien kamen sechs
Mitarbeiter*innen für die Auswahl in Frage. Alle sechs wurden persönlich von der Autorin
kontaktiert und mittels eines persönlichen Gesprächs sowie eines ausgehändigten Infor-
mationsblatts über die geplante Untersuchung aufgeklärt. Daraufhin haben sich drei Mit-
arbeiter*innen zur Teilnahme bereiterklärt. Von diesen drei Proband*innen hatte im Hei-
matland eine Person bereits langjährige Berufserfahrung in der Intensivpflege erworben,
die anderen beiden waren lediglich in ihrer Ausbildung in diesem Bereich eingesetzt ge-
wesen.

5.4 Forschungsethik
Die Befragung wurde unter Einhaltung der allgemeinen Prinzipien der Forschungsethik
auf der Grundlage des Ethikkodex der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) und
des Berufsverbandes Deutscher Soziologinnen und Soziologen (BDS) durchgeführt
(vgl. Hopf 2016, S. 195). „Forschungsethik befasst sich mit der Frage, welche ethisch
relevanten Einflüsse die Intervention eines Forschers den Menschen zumuten könnte,
mit oder an denen der Forscher forscht. Sie befasst sich zudem mit den Maßnahmen,
die zum Schutz der an einer Forschung teilnehmenden Person unternommen werden
soll, sofern dieses als notwendig erscheint“ (Schnell 2013, S. 192).

Freiwilligkeit und informierte Einwilligung


Vor Beginn der Befragungen wurden die Teilnehmer*innen mittels eines persönlichen
Gesprächs und eines vorab ausgehändigten Informationsschreibens über Inhalt, Zweck
und die Freiwilligkeit der Teilnahme an der Befragung informiert. Da alle befragten Teil-

16
nehmer*innen einen Migrationshintergrund mit zum Teil unterschiedlichen Sprachkom-
petenzen hatten, stand die Interviewerin für Rückfragen direkt und im Verlauf jederzeit
zur Verfügung, um mögliche Verständnisprobleme zeitnah klären zu können. Die Teil-
nehmer*innen wurden über die Freiwilligkeit ihrer Teilnahme, die jederzeitige Möglichkeit
eines Abbruchs der Befragung und die Anonymisierung ihrer Daten ausführlich aufge-
klärt. Des Weiteren wurde von allen Proband*innen eine schriftliche Einwilligung zur Teil-
nahme eingeholt (vgl. Anhang 3)

Die Sicherung von Anonymität und Vertraulichkeit


Innerhalb der Dokumentation der Befragung wurden sämtliche Angaben zu Personen
und Institutionen anonymisiert. Soziodemografische Daten wurden nur in dem für die
Befragung relevanten Rahmen erhoben und gespeichert. Die Namen der Befragten wur-
den nur in der Einwilligungserklärung dokumentiert und verbleiben bei der Autorin.
Die Interviews wurden in Form einer Audiodatei aufgezeichnet und anschließend
transkribiert (vgl. Kap. 5.5 Erhebung der Daten). Allen Befragten war es wichtig, dass
die elektronische Audiodatei nach der Transkription gelöscht wurde. Sie selbst empfan-
den ihre Sprachkompetenz als unzureichend und peinlich und wollten daher nicht, dass
die Interviews als Hörbeispiel archiviert wurden. Aus dem gleichen Grund wünschten die
Befragten eine Korrektur ihrer Sprache von Rechtschreibung und Grammatik in den ver-
schriftlichten Transkripten. Diese Bedenken und Vorbehalte wurden durch die Intervie-
werin aufgenommen und umgesetzt. Eine entsprechende Klausel ist in die Einwilligungs-
erklärung handschriftlich eingefügt worden. Des Weiteren erfolgte eine Anpassung der
Transkriptionsregeln, deren Erstellung im folgenden Kapitel 5.5 ausführlich erläutert
wird.

5.5 Erhebung der Daten


Die Datenerhebung erfolgte anhand von halbstrukturierten Leitfadeninterviews. Der Leit-
faden legt im Interview den thematischen Rahmen fest und dient als „roter Faden“ der
Gesprächsführung. Es werden alle relevanten Themenbereiche festgelegt, sodass die
ermittelten Daten besser vergleichbar sind (vgl. Misoch 2019, S. 167).
Die inhaltliche Entwicklung des Leitfadens erfolgte auf Grundlage der theoretischen For-
schungslage sowie der zuvor festgestellten zu beantwortenden Fragen (vgl. Kap. 5.2.).
Hierbei wurde der Leitfaden nach der SPSS Methode, die die Schritte Sammeln, Prüfen,
Sortieren und Subsumieren umfasst erstellt (vgl. Helfferich 2005, S. 161) Die Fragen
wurden offen formuliert und es wurden zu jeder möglichen Frage mögliche konkretisie-
rende Fragen erstellt, um den Gesprächsfluss aufrechtzuerhalten. Die Reihenfolge der

17
Fragen wurde im Interview zum Teil flexibel an den Erzählfluss der Interviewpartner*in-
nen angepasst. Der verwendete Leitfaden ist dieser Arbeit in Anhang 2 beigefügt.
Das Subjekt der Untersuchung kommt im Rahmen eines Interviews selbst zur Sprache
und wird dadurch zur Expert*in ihres eigenen Bedeutungsgehalts (vgl. Mayring 1999, S.
49). Gleichzeitig sind aber auch die Forschenden selbst Teil der eigenen Untersuchung.
Daher ist es von großer Bedeutung, dass sie sich dieser Rolle bewusst sind und sie
hinsichtlich der Datenerhebung reflektieren. Die Interviews wurden durch die Autorin die-
ser Arbeit durchgeführt. Da sie mit den Befragten im selben Arbeitsumfeld tätig ist, kann
es hier zu sozial erwünschten Antworten der Befragten kommen.
Die gesamten Interviews wurden zur lückenlosen Dokumentation als digitale Audiodatei
aufgezeichnet und gespeichert. Anschließend erfolgte die wortwörtliche Transkription
der Audiodateien. Zur Unterstützung wurde die Software MAXQDA2020 benutzt. Die
Transkription ermöglicht die Darstellung der gesprochenen Worte eines Interviews in der
schriftlichen Form eines Dokuments (vgl. Dresing/Pehl 2017, S. 17). Die Schwierigkeit
einer Transkription besteht darin, dass die tatsächliche Gesprächssituation mit ihren ver-
schiedenen Dimensionen nie vollständig wiedergegeben werden kann. Die unterschied-
lichen Faktoren wie Gestik und Mimik aber auch Aspekte wie Geruch und Raumsituati-
onen können nicht erfasst werden, selbst wenn eine Feintranskription angewendet wird,
die sich sehr an der Lautsprache orientiert. Außerdem machen zu viele Details das Tran-
skript schwer lesbar (ebd.). In einem einfachen Transkriptionssystem wird vor Allem der
Inhalt des Gesprächs priorisiert. Ein weiterer Fokus liegt auf der leichten Lesbarkeit des
Textes, einer vergleichsweise schnell erlernbaren Technik sowie einer nicht zu zeitauf-
wendiger Umsetzbarbarkeit. Für die vorliegende Untersuchung wurde daher ein einfa-
ches Transkriptionssystem gewählt, das einen schnellen Zugang zu den Inhalten der
Gespräche ermöglicht (ebd. S. 19). Es wurden Transkriptionsregeln in Anlehnung an
Dresing und Pehl (2013) und Kuckartz (2018) erstellt und nach den Bedürfnissen der
ausländischen Befragten bezüglich ihrer Sprachkompetenz modifiziert. Die ausgearbei-
teten Transkriptionsregeln können in Anhang 4 und die erstellten Transkripte in Anhang
5 bis 7 dieser Arbeit eingesehen werden.

5.6 Auswertung der Daten


Die Auswertung der Daten erfolgte auf Grundlage der strukturierenden Inhaltsanalyse
nach Mayring. „Die Stärke der qualitativen Inhaltsanalyse liegt in ihrem systematischen,
regelgeleiten Vorgehen […]“ (Mayring 2015, S. 131). Die Daten wurden mit Unterstüt-
zung der Computersoftware MAXQDA2020 ausgewertet. Diese Software eignet sich

18
zum organisieren und analysieren von mehreren Texten. Kategorien und Unterkatego-
rien können im Text definiert, paraphrasiert und mit Memos versehen werde. Des Wei-
teren bietet die Software die Möglichkeit die fertiggestellten Dokumente in verschiedene
Dateiformate zu exportieren.
Von Mayring (2015, S. 62) wird ein allgemeines analytisches Ablaufmodell beschrieben.
Die ersten Schritte dieses Modells sind die Festlegung des Datenmaterials, die Analyse
der Entstehungssituation und den formalen Charakteristika des Materials. Anschließend
folgt die theoretische Differenzierung der Fragestellung. Diese Schritte sind bereits in
Kapitel 5.1 und 5.2 erläutert worden.
Strukturierende Analysen werden anhand ihres Ziels in vier Formen unterteilt. Man un-
terscheidet die formale, die inhaltliche, die typisierende und die skalierende Strukturie-
rung (vgl. Mayring 2015, S. 99). Im vorliegenden Fall wurde sich für die inhaltliche Struk-
turierung entschieden, mit dem Ziel bestimmte Themenbereiche, Inhalte und Aspekte
des Materials zu identifizieren und zusammenzufassen. Im weiteren Verlauf wurden das
Kategoriensystem sowie die Kategorien festgelegt. Die Kategorien wurden erstens de-
duktiv auf Grundlage der Leitfragen und zweitens induktiv aus dem Material heraus ge-
neriert. Des Weiteren wurden zu den Hauptkategorien Unterkategorien gebildet, um
diese weiter zu differenzieren. Die einzelnen Kategorien werden zur Verdeutlichung mit
Ankerbeispielen5 aus den Texten untermauert.
Nach den oben genannten Verfahren wurden 7 Hauptkategorien mit entsprechenden
Unterkategorien gebildet, die in Tabelle 1 dargestellt sind.

Tabelle 1 Haupt- und Unterkategorien (eigene Darstellung)

Hauptkategorie Unterkategorien

1. Probleme Erlebte Anfangszeit


Kommunikation
- sprachliche Probleme allgemein
- Sprachkompetenz jetzt
- mit Kollegen Pflege
Kollegen Pflege
Andere Berufsgruppen

2. Fachlichkeit Berufserfahrung
Berufserfahrung Intensivstation

5
Ankerbeispiele sind Textstellen aus den Interviews, die eine Kategorie beispielhaft verdeutli-
chen (vgl. Mayring 2015, S. 97)

19
Defizite Fachkompetenz
Fachliche Integration nach Einarbeitung
Nichtanerkennung der Fachlichkeit

3. Soziale Integration

4. Motivation nach Deutschland zu


kommen

5. Unterschiede zum Heimatland Gesetzliche Unterschiede


Kulturelle Unterschiede
Tätigkeiten

6. Unterstützung Durch Team


Durch Arbeitgeber

7. Verbesserungen Einarbeitung
Austausch
Wünsche

Nach dem Ablaufmodell des Analyseprozesses nach Mayring (2015 S. 104) folgte an-
schließend die Zusammenfassung der paraphrasierten Inhalte erstens pro Unterkatego-
rie und im zweiten Schritt pro Hauptkategorie. Der Analyseprozess der inhaltlichen Struk-
turierung ist in Abbildung 3 zur Verdeutlichung dargestellt.

20
Abbildung 4 Ablaufmodell Inhaltliche Strukturierung nach Mayring (eigene Darstellung)
(vgl. Mayring 2015, S.104)

5.7 Ergebnisse
Im vorliegenden Kapitel werden die Ergebnisse der durchgeführten Befragung und Ana-
lyse zusammengefasst. Aufgrund der sehr kleinen Stichproben sind die Resultate zum
großen Teil Einzelaussagen und erheben daher keinen Anspruch auf Repräsentativität.
Die Aussagen der Befragten werden durch Ankerbeispiele aus den Transkripten ver-
deutlicht und mit Angabe des Interviews und der Absatznummer als Zitat kenntlich ge-
macht. Die verwendeten Beispiele können in Anhang 4 bis 6 eingesehen werden.

Vorstellung der Interviewpartner*innen


Die drei ausgewählten Interviewpartner*innen erwiesen sich in ihrer soziodemografi-
schen Zusammensetzung als sehr heterogen. Zwei der befragten Personen verfügten
über keine Berufserfahrung in der Intensivpflege, dafür befanden sie sich zum Zeitpunkt
der Befragung schon seit mehreren Jahren in Deutschland und hatten schon in anderen
Arbeitsbereichen als Pflegekraft gearbeitet. Die dritte befragte Person hatte schon viele
Jahre Berufserfahrung in der Pflege, davon fünf Jahre in der Intensivpflege. Im Gegen-
satz zu den anderen beiden befragten war diese Person aber erst seit einem dreiviertel
Jahr in Deutschland und hat direkt auf der Intensivstation angefangen zu arbeiten. In

21
Tabelle 2 sind die für die Interpretation der Ergebnisse relevanten Daten zusammenge-
fasst. Auf die Erfassung des Geschlechts wurde aus Gründen der Anonymisierung ver-
zichtet, da dies für die Auswertung nicht relevant war. Zum Zeitpunkt der Interviews hat-
ten alle Befragten ihre Einarbeitungszeit abgeschlossen.

Tabelle 2 Übersicht über die Interviewpartner*innen (eigene Darstellung)

Interview Alter Herkunftsland Berufserfahrung/ Art ITS In Deutsch- Tätigkeit auf der
Nr. der Ausbildung Erfahrung land seit: ITS in Deutsch-
land seit:

1 32 Italien 5 Jahre/ Studium Nein, 2016 01/2019


nur in der
Ausbildung

2 26 Rumänien 4 Jahre/ Nein, 2015 03/2019


Ausbildung nur in der
Ausbildung

3 42 Rumänien/ 20 Jahre/ Ja, 2019 05/2019


Italien Ausbildung und 5 Jahre
Studium

Kategorie 1: Probleme
Alle drei befragten Personen erlebten ihre Anfangszeit auf der Intensivstation als schwie-
rig, stressig bis hin zu schrecklich. Sie berichteten über Unsicherheiten und Ängste in
der für sie neuen Arbeitssituation und das Einfinden in neue Strukturen. „[...] die erste
Zeit, das war ziemlich schwer. Weil alles neu war […]“ (Interview_2, Pos. 33). „Ich muss
sagen, ich habe mich sehr unter Druck gefühlt.“ (Interview_1, Pos. 14). „Sehr schrecklich
[…]. Ich hatte viel Angst zu Anfang, weil alles neu war (Interview_3, Pos. 17). Auch
wurde über Zweifel, die richtige Entscheidung getroffen zu haben berichtet. Vorherr-
schende Probleme aber waren Kommunikationsschwierigkeiten aufgrund von nicht
ausreichenden Sprachkenntnissen. „Ich musste alle und alles verstehen […] auch wenn
du einen Deutschkurs gemacht hast, verstehst du nicht alle […] und das macht viel
Stress und wenn die Kollegen keine Geduld haben, ist das sehr schwierig. Und deswe-
gen hatte ich viel Angst vor dem Arbeiten.“ (Interview_3, Pos. 23). Ebenso wurde die
Angst geäußert, beispielsweise Anordnungen falsch zu verstehen und damit Patient*in-
nen Schaden zuzufügen. „Wenn ein Notfall passiert [...], da muss ich schnell und sofort
verstehen, da haben wir keine Zeit, um wieder nachzufragen“ (Interview_1, Pos. 32). „Du
kannst nicht gut die Diagnosen verstehen, die Probleme von den Patienten verstehen
oder wenn ein Arzt eine Anordnung macht, kannst du das nicht verstehen“ (Interview_3,

22
Pos. 33). Die Kommunikation mit den pflegerischen Kollegen wurde als weniger proble-
matisch beschrieben, als die Kommunikation mit den Ärzten. „[...] bei den Kollegen kann
ich immer nachfragen, passiert das mit den Ärzten ist der Kontakt manchmal schwierig“
(Interview_1, Pos. 32). Im Verlauf der Einarbeitung haben sich die sprachlichen Kompe-
tenzen sehr verbessert, allerdings empfinden die Befragten immer noch große Defizite
im Bereich der Fachsprache. „Alle sagen mir, dass ich so gut spreche aber ich finde,
nicht so gut. Ich übe immer noch, lerne dazu. [...] so manche fachlichen Wörter fehlen
mir einfach, Fachsprache“ (Interview_2, Pos. 77-79). Auch wird der Schritt vom Verste-
hen zum eigenständigen Verwenden und Sprechen der Sprache als sehr schwierig emp-
funden. „Es ist immer noch schwierig, du liest viel und du verstehst und kennst die Worte,
aber manchmal kannst du sie dann doch nicht sprechen. Du weißt was du sprechen
willst, aber du kannst es in dem Moment nicht. Aber das Verstehen ist schon ganz gut
geworden“ (Interview_3, Pos. 55). Das auf der Station verwendete digitale Dokumenta-
tionssystem wurde als Vorteil gegenüber der handschriftlichen Dokumentation gesehen,
da viele Formulierungen bereits vorformuliert sind. „Wir müssen ja auch nicht so viel
schreiben durch die Computerakte. Ja, wenn ich alles aufschreiben müsste, wäre es
schwieriger.“ (Interview_2, Pos. 83-84). Eine befragte Person hatte große zwischen-
menschliche Probleme mit den Kollegen im Team. Diese ließen sich auch nicht beheben
und die Person dachte bereits an Kündigung. Durch einen Wechsel der Abteilung inner-
halb der Klinik ließen sich diese Probleme beheben, sodass die Person eine Perspektive
zum Verbleib in der Klinik bekam. „Ich hatte ein Problem mit einer Person und deswegen
war für mich alles negativ und es konnte nicht mehr besser werden (Interview_3, Pos.
69) Erst wollte ich das Krankenhaus wechseln, ich wollte kündigen. [...] Ich hatte noch
niemals Probleme, nur hier in Deutschland habe ich diese Probleme. [...] Aber jetzt auf
der Station Y ist alles gut. Wenn es da nicht gegangen wäre, dann hätte ich gewechselt,
das Krankenhaus gewechselt“ (Interview_3, Pos. 71). Auch die anderen beiden Befrag-
ten hatten Probleme im Team, die sie aber nicht auf sich persönlich bezogen, sondern
als allgemeine Teamschwierigkeiten beschrieben haben. „Die gibt es überall, glaube ich.
Menschen, mit denen du einfach nicht klarkommst. Aber das ist halt Arbeit“ (Interview_2,
Pos. 45). Als ein weiteres Problem mit den pflegerischen Kollegen wurde die manchmal
fehlende Geduld gegenüber den neuen Mitarbeiter*innen aus dem Ausland beklagt.
„Und wenn die Kollegen keine Geduld haben, ist das sehr schwierig zu machen (Inter-
view_3, Pos. 23). Erstmal musst du Geduld haben und vielleicht Schritt für Schritt
kommst du zurecht. Das braucht viel Zeit“ (Interview_3, Pos. 39).

23
Kategorie 2: Fachlichkeit
In der Einschätzung der eigenen Fachlichkeit konnte ein Unterschied festgestellt werden
zwischen der befragten Person mit Intensiverfahrung und denen ohne Erfahrung. Die
Person mit Erfahrung fühlte sich in der eigenen Fachkompetenz deutlich abgewertet.
Erlernte Kompetenzen, die im Heimatland durchgeführt wurden, wurden im neuen Ar-
beitsfeld nicht anerkannt. „Offiziell sind viele Kompetenzen nicht anerkannt. Und auf der
Station X wollte auch niemand etwas davon wissen. Jetzt auf der Station Y konnte ich
einiges machen“ (Interview_3, Pos. 45). Trotzdem gab es auch hier das Verständnis,
dass ein neuer Kompetenzerwerb notwendig ist, um hier in Deutschland auf einer Inten-
sivstation arbeiten zu können. „Deswegen musste ich auch neue Kompetenzen hier ler-
nen. Ich kann ja nicht alles wissen [...]. Niemand kann alles wissen“ (Interview_3, Pos.
43).
Im Gegensatz dazu verstanden sich die befragten Personen ohne Intensiverfahrung ent-
schieden als Anfänger*innen in diesem Bereich. Durch die Arbeit auf der Intensivstation
sahen sie die Notwendigkeit, dass sie ihre Kompetenzen deutlich erweitern können und
müssen. Die Motivation Neues zu lernen war sehr hoch. „Wichtig für mich ist, dass ich
viel lerne. Dass ich mich in diesem Beruf verbessern kann“ (Interview_2, Pos. 114). Wei-
ter wurde sich auch zur Notwendigkeit einer hohen Fachkompetenz geäußert. „Ich finde,
dies ist eine Station, auf der man sehr viel Fachkompetenz braucht. Das bedeutet für
mich wirklich wieder, die Bücher nehmen, die Fachbücher nehmen und lesen [...] und
auch mich selbst zu aktualisieren. [...] Das was ich studiert hatte [...] ist auch schon 5
Jahre her und viele Sachen haben sich verändert“ (Interview_1, Pos. 14).
In ihrer jetzigen Arbeitssituation gaben die Befragten an, genügend Sicherheit erlangt zu
haben, um die Routineversorgung der Patient*innen durchführen zu können. Für kom-
plizierte Verläufe oder unvorhergesehene Ereignisse wird allerdings noch Unterstützung
benötigt. „Je nachdem wie schwer krank der Mensch ist. Da kommen immer so Fragen,
bei denen ich nicht sicher bin. Aber dafür frage ich dann immer den Arzt. Ich glaube, kein
Mensch kann alles wissen, oder? Also schon die Basis und wenn ich einmal so einen
Patienten, der so krank war, betreut habe, [...] wenn dann der zweite kommt, dann weiß
ich schon besser Bescheid“ (Interview_2, Pos. 65). Allerdings schien es manchmal
schwierig zu sein, zu akzeptieren immer noch eine Anfängerstatus zu besitzen. „Manch-
mal fühle ich mich wie ein Baby das die ersten Schritte macht in einer Welt in der es
eigentlich schon erwachsen sein sollte. Und wo es auch schon erwachsen gewesen ist.
In einer anderen Zeit. In einem anderen Leben“ (Interview_1, Pos. 64).

24
Kategorie 3: Soziale Integration
Die Befragten fühlten sich grundsätzlich sozial integriert. Teilweise schränkten sie aller-
dings ein, sie selbst seien der Grund dafür noch nicht vollständig integriert zu sein. „Ich
sage über mich selber, dass ich nicht so sozial bin, und deswegen kann ich nicht anderen
die Schuld geben, wenn ich mich nicht selber integriere. Ich mache keine großen
Schritte, um mich zu integrieren“ (Interview_1, Pos. 70). Es herrschte aber Unsicherheit
darüber, ob man wirklich von den Kollegen gemocht wird. Dies wurde mit kulturellen
Verständnisproblemen und nicht mit konkreten Erlebnissen erklärt. „Ich denke, dass sie
mich mag. Ist das wahr oder nicht, aber ich glaube manchmal ist das mehr meine Unsi-
cherheit, als etwas, das ich erlebt habe in den Beziehungen mit den Anderen. Im Allge-
meinen kann ich sagen, dass ich mich integriert fühle“ (Interview_1, Pos. 70).

Kategorie 4: Motivation nach Deutschland zu kommen


Der Anreiz der Arbeit und einer damit verbundenen Verbesserung der wirtschaftlichen
Lebensbedingungen bildet die Grundlage der Migration bei den Befragten Personen.
„Wegen der Arbeit bin ich hierher nach Deutschland, nach Hamburg gekommen“ (Inter-
view_1, Pos. 6). Weiter waren Neugier und Wissensdurst Motivatoren für die Entschei-
dung in Deutschland leben zu wollen. „Außerdem wollte ich gerne etwas Neues kennen-
lernen und ja auch einfach mehr Lernen. Ich glaube, viele Rumänen wollen gerne in
Deutschland leben und arbeiten. Und mit dem Beruf als Krankenschwester war das eine
gute Möglichkeit“ (Interview_2, Pos. 17).

Kategorie 5: Unterschiede zum Heimatland


Eine befragte Person gab an, deutliche Unterschiede in der Gesetzeslage und dem Um-
gang mit den gesetzlichen Vorschriften in Deutschland im Gegensatz zu ihrem Heimat-
land wahrzunehmen. „Dass, wenn es keinen Betreuer gibt, man einen gesetzlichen be-
stellen muss, und so. Diese Sachen sind in Rumänien nicht immer so. Es wird anders
gehandhabt. Hier arbeitet man viel mehr mit dem Gesetz. Wegen Anklage und so“ (In-
terview_2, Pos. 37). Dieser strengere Umgang mit gesetzlichen Vorschriften wurde po-
sitiv bewertet und vermittelte mehr Sicherheit. „In Rumänien gibt es schon so ein paar
Regeln aber nicht so streng“ (Interview_2, Pos. 39).
Ein weiterer Unterschied war die striktere Trennung der pflegerischen und ärztlichen
Aufgabenbereiche. „Die Pflegefachkräfte schaffen es mehr zu sagen, das ist meine Auf-
gabe und das gehört nicht zu mir“ (Interview_1, Pos. 42). Diese wurde einerseits als

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positiv wahrgenommen, da es als eine Entlastung für den eigenen Tätigkeitsbereich ge-
sehen wurde. „Ich finde das gut natürlich, damit man mit weniger Belastung arbeiten
kann“ (Interview_1, Pos. 48). Andererseits wurden auch Bedenken geäußert, dass diese
strikte Aufgabentrennung manchmal nicht hilfreich sei, da mehr individuelle Kooperation
zwischen den Berufsgruppen die Arbeitsbelastung auch wieder verteile. „Manchmal
kann diese Trennung auch nicht ganz helfen. Weil man braucht ein bisschen mehr Ko-
operation finde ich. Zu sagen, okay, dass ist vielleicht nicht meine Aufgabe aber auf
jeden Fall wir arbeiten alle für ein Ziel ... dann müssen wir auch den Stress unter uns
verteilen“ (Interview_1, Pos. 48).
Weiter stellten die Befragten Unterschiede in den konkreten Tätigkeiten der Pflegenden
fest. Hier wurde einerseits allgemein gesagt, dass die Arbeitsweise und – organisation
eine ganz andere sei als im Heimatland. „[...] weil die Arbeit hier ganz anders ist als in
Italien. Und ich musste nochmal alles lernen wie ich hier arbeiten muss“ (Interview_3,
Pos. 17). Als einen großen Unterschied beschrieben die Befragten die Durchführung der
Körperpflege, die in den Heimatländern von Hilfspersonal übernommen wurde und die
jetzt als Tätigkeit neu erlernt werden musste. „Ja, zum Beispiel die Körperpflege der
Patienten. Es ist hier ganz anders als in Italien. Wir hatten mehr Hilfskräfte dafür. Ich
habe das gar nicht gemacht. Aber ich musste lernen, wie es hier gemacht wird“ (Inter-
view_3, Pos. 49).
Im Umgang mit den deutschen Kollegen wurden kulturelle Unterschiede im Bezug auf
Distanz und Denkweise festgestellt, die von den Ausländer*innen nicht immer leicht zu
verstehen waren. „Ich finde, die Deutschen in Hamburg sind sehr höflich, sehr formal
aber manchmal auch zu viel höflich und formal. Ich verstehe nicht, was sie wirklich den-
ken. Das gilt auch für die Kollegen. Manchmal weiß ich nicht ganz genau, was sie denken
über das was ich sage oder was passiert“ (Interview_1, Pos. 70). Es gab Unsicherheiten
darüber, wie man sich in Gesprächssituationen verhalten müsse, ohne dass man die
Gesprächspartner*in kränken oder beleidigen könnte. Als Ausländer*in bräuchte man
viel Zeit, um diese Situationen besser einschätzen zu können. „Man braucht manchmal
ein bisschen mehr Zeit, wirklich, dass die anderen sich sicherer fühlen, einfach seine
Gefühle sagen ohne Probleme zu machen, okay, ohne zu denken, ich könnte sie belei-
digen oder nicht, einfach sagen: Ich denke das“ (Interview_1, Pos. 72).

26
Kategorie 6: Unterstützung
Als sehr hilfreich und unterstützend wurde der persönliche Umgang mit den einarbeiten-
den Praxisanleiter*innen beschrieben. „Ich habe in meiner Einarbeitung viel Zeit mit Pra-
xisanleiterin 1 verbracht und sie hat mir viel Unterstützung gegeben. Sie hat meine Zwei-
fel verstanden auch über meine Person und was brauchte ich wirklich auch wieder, um
mich zu ordnen“ (Interview_1, Pos. 24). Des Weiteren hat ihnen auch der persönliche
Zuspruch viel Selbstvertrauen vermittelt und geholfen sich selbst zu sortieren. „Sie hat
mir geholfen alles wieder in Ordnung zu bringen und sie hat mir persönlich Mut gegeben“
(Interview_1, Pos. 24). Die während der Einarbeitung geführten Gespräche und Erklä-
rungen der Praxisanleiter*innen in der direkten Patient*innenversorgung trugen auch
sehr zur Unterstützung bei. „Ich habe so sehr gut mit PK 1 und ich habe auch sehr gut
verstanden, als ich mit PK 2 gearbeitet habe. Wir hatten die Patienten und dann haben
wir auch sehr viel darüber gesprochen was passieren kann und was nicht“ (Interview_2,
Pos. 37). Sehr hilfreich wurde es empfunden, wenn während der Einarbeitung die Kon-
tinuität durch ein und dieselbe Einarbeitungsperson über einen längeren Zeitraum ge-
währleistet war. So konnte ein besseres Vertrauensverhältnis aufgebaut werden, die Be-
fragten fühlten sich besser verstanden und individueller in ihren Bedürfnissen unter-
stützt. „Es hat mir sehr viel geholfen, als ich nur mit einer Person war. Ich glaube, das
bringt viel mehr, wenn du zum Beispiel die 3 Monate nur mit einer Person machst. Weil
er weiß schon Bescheid, was du weißt und was du nicht weißt. Und dann kann er dich
auch unterstützen und du kannst ihn auch so fragen“ (Interview_2, Pos. 41). In Situatio-
nen, in denen die zuständigen Einarbeiter*innen wechselten, wurde es als schwierig
empfunden, bis sich wieder ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte und der Stand der
Einarbeitung transparent war. „Wenn du immer zwischendurch wechselst, dann ist es so
blöd bis du dich so mit jemandem kennenlernst. Das dauert ein bisschen lange“ (Inter-
view_2, Pos. 43). Weiter haben die Befragten sehr viel Unterstützung durch die Kol-
leg*innen und das Team erfahren, was sie als sehr positiv bewerteten. „Manchmal ist es
auch jetzt noch schwer, weil ich treffe so manche Situationen, die ich nicht vorher hatte
aber dafür habe ich auch Kollegen, die mich unterstützen“(Interview_2, Pos. 33). Viel mit
den anderen Kolleg*innen zu sprechen hat ihnen sowohl fachlich als auch sprachlich
sehr weitergeholfen. „Und auch zu verstehen hat mir geholfen auf jeden Fall mit den
Anderen zu reden. Mit den anderen Kollegen. Den Jungen genauso wie auch die Alten,
erfahrenen Kollegen zu reden“ (Interview_1, Pos. 36). Insgesamt empfand es eine be-
fragte Person als sehr unterstützend, dass sie sich von den Kolleg*innen und der Stati-
onsleitung akzeptiert fühlte. „Dass sie mich akzeptiert haben sozusagen, das Team und

27
auch die Leitung“ (Interview_2, Pos. 102). Allen Befragten wurden Unterstützungsange-
bote durch den Arbeitgeber gemacht. Diese beinhalteten einerseits eine allgemeine Un-
terstützung bei organisatorischen Themen wie der Wohnungssuche sowie Behörden-
gängen und andererseits einen innerhalb der Klinik stattgefundenen Sprachkurs. Der
Sprachkurs wurde von einer Befragten Person als nicht besonders hilfreich bewertet, da
in dem Kurs nicht auf die speziellen Sprachkompetenzen der Intensivstation eingegan-
gen wurde. „Der Arbeitgeber hat mir auch einen Sprachkurs angeboten. Leider war das
nicht so interessant, auf jeden Fall das war nicht so eine große Hilfe gewesen, weil das
war ein gemeinsamer Kurs, das war nicht nur für Intensivstation, sondern auch für die
anderen Stationen und natürlich hatten wir verschiedene Interessen“ (Interview_1, Pos.
80). Zu den anderen Unterstützungsangeboten sagte eine befragte Person, dass sie
gefragt wurde, ob sie Hilfe benötige, sie aber in diesem Bereich keinen bedarf hatte. „Sie
haben sich gekümmert halt. Ja gut, vielleicht mussten sie sich nicht so sehr kümmern
um mich. Aber ich glaube, wenn ich eine Wohnung gebraucht hätte, dann hätten sie das
auch gemacht. Wie bei anderen auch. Aber ich war stabil als ich in (Klinikname) anfing.
Sie haben mich auch gefragt, ob ich etwas Unterstützung brauche oder so. Aber sie
haben sich schon auch gekümmert und Fragen gestellt“ (Interview_2, Pos. 106).

Kategorie 7: Verbesserungen
Im letzten Teil des Interviews wurden die Befragten nach Verbesserungsvorschlägen
gefragt, die sie sich für ihre Einarbeitungszeit gewünscht hätten. Hier zeigte es sich, dass
die individuelle, kontinuierliche Einarbeitung durch eine oder wenige verschiedene Ein-
arbeiter*innen als sehr sinnvoll erachtet wurde. „Das finde ich gut, weil dann der Mensch,
der mit dem du gearbeitet hast, also der dann aufpasst, der weiß dann Bescheid, was
für Fehler du machst. oder wo du nicht aufmerksam bist. Weil wenn ein anderer kommt,
dann bist 2 Wochen mit einem 2 Wochen mit einem anderen“ (Interview_2, Pos. 94).
Eine Befragte Person wünschte sich, dass innerhalb der Einarbeitung noch individueller
auf ihre persönlichen Stärken und Schwächen eingegangen würde. „Vielleicht kann ich
sagen eine Einarbeitung, die könnte ein bisschen mehr persönlich sein. Meine persönli-
chen Fähigkeiten oder mehr gesagt meine Schwächen und meine Stärken“ (Interview_1,
Pos. 78). Weiter wurde sich wiederholt mehr qualifiziertes Feedback durch die Einarbei-
ter*innen und die Stationsleitung gewünscht, während der Einarbeitung aber auch dar-
über hinaus in der Zeit, in der sie anfingen, eigenverantwortlich die Patient*innenversor-
gung zu übernehmen. „Vor Allem in der Anfangszeit aber auch später oder dem ersten
Jahr, wenn sich jemand noch nicht so integriert fühlt in der Arbeit mehr Feedback zu

28
bekommen. Von den Kollegen selber oder für den Fall auch von den Leitern von den, zu
sagen ok - dies machst du gut aber es fehlt dir noch das.. das.. das..“ (Interview_1, Pos.
84). Zusätzlich zum Feedback hätten sie sich auch mehr Raum für direkte Rücksprachen
und Reflektionen über erlebte Arbeitssituationen in Verbindung mit theoretischem Unter-
richt gewünscht. „Vielleicht, mehr so diese Unterstützung, nicht nur praktisch, sondern
zwischendurch mehr Gespräche, z.B. im PA Raum, um manche Situationen einfach
nochmal zu besprechen. Zum Beispiel Feedback geben und auch theoretischen Unter-
richt. Aber vor allem Feedback ob ich etwas gut gemacht habe. In der Situation“ (Inter-
view_2, Pos. 86). Um ihre Sprachkompetenzen, vor Allem im Bereich der Fachsprache
zu erweitern wurde ebenfalls ein zusätzlicher theoretischer Unterricht als sinnvoll erach-
tet. „Theoretischen Unterricht auch. Dann kann man noch mehr so mit den fachlichen
Wörtern arbeiten“ (Interview_2, Pos. 90). Ebenfalls zur Erweiterung der fachsprachlichen
Kompetenzen war der Wunsch nach einem abteilungsspezifischen Sprachkurs. „Viel-
leicht ein Sprachkurs aber für jede Abteilung“ (Interview_1, Pos. 80)
Ein weiterer geäußerter Wunsch war die Organisation von Treffen mit anderen
ausländischen Pflegekräften, die auf anderen Intensivstationen arbeiten. „Viel-
leicht so ein für Ausländer so ein, wie soll ich sagen so ein Treffen 2x im Jahr oder 1x im
Jahr für alle Ausländer, so dass wir uns so ein bisschen austauschen können. Das würde
ich gut finden. Um zu hören, wie es den anderen geht und um uns zu vernetzen“ (Inter-
view_2, Pos. 108). Eine Befragte Person würde gerne wissen, ob die Kolleg*innen aus
dem pflegerischen Team selbst auch Ideen haben, wie man die Einarbeitung von im
Ausland qualifizierten Pflegekräften auf dieser Station verbessern könnte. Sie hatte das
Gefühl, dass es einige Kolleg*innen gibt, die die Einarbeitung und Integration von aus-
ländischen Mitarbeiter*innen als eine große Belastung empfinden.
„Und manchmal meine Frage ist, wirklich zu verstehen, was denken die Kollegen, wenn
die Kollegen auch einen Unterschied merken, wenn einer Ausländer ist, ob sie eine Idee
haben, wie es besser laufen sollte, um auch die Ausländer richtig zu integrieren“ (Inter-
view_1, Pos. 88).

6 Diskussion
Um Erkenntnisse über die Erfahrungen von neuen, im Ausland qualifizierten Mitarbei-
ter*innen auf einer Intensivstation zu erlangen war die Methode des Leitfadeninterviews
angemessen. Der Leitfaden konnte individuell auf Grundlage des Themas und der Fra-
gestellung erarbeitet werden.
Die Größe der Stichprobe sowie die Beschränkung die Befragung in nur einer Klinik

29
durchzuführen limitierte die Vielfalt der Antworten und Themenbereiche. Eine Befragung
in mehreren Kliniken und einer größeren Anzahl an Proband*innen hätte eine größere
Bandbreite der Erfahrungen gezeigt. Diese qualitative Erhebung bestrebt keinen An-
spruch auf Repräsentativität.
Des Weiteren muss die Rolle der Interviewerin, die als Praxisanleiterin selbst auf der
Station arbeitet, kritisch betrachtet werden. Obwohl kein offizielles Hierarchiegefälle zwi-
schen der Interviewerin und den Befragten besteht könnten die Befragten Konsequen-
zen aus ihren Antworten befürchtet haben. Trotz der Zusicherung der Vertraulichkeit im
Umgang mit den gemachten Aussagen, muss in Betracht gezogen werden, dass die
Befragten möglicherweise sozial erwünschte Antworten gegeben haben, um ihre Posi-
tion im Team nicht zu schwächen.

Die Autorin hatte vor der Untersuchung nur wenig Erfahrung in der Interviewtechnik. Es
zeigte sich, dass sie während der Interviews nervös war und dies anfänglich die Inter-
viewsituation erschwerte. Trotzdem herrschte während der Interviews eine offene und
kollegiale Atmosphäre, was die Gesprächssituation wiederum erleichterte. Die man-
gelnde Erfahrung der Autorin zeigte sich besonders bei der Formulierung von Nachfra-
gen. In den Transkripten wurde ersichtlich, dass die Interviewerin häufig Ja- und Nein-
fragen stellte, anstatt offene Nachfragen zu konstruieren, um die Gedanken der Befrag-
ten zu erfassen.

Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, Faktoren zu identifizieren, die für den erfolgrei-
chen Einsatz von im Ausland qualifizierten Pflegekräften auf deutschen Intensivstationen
förderlich oder hemmend sind, um daraus Schlussfolgerungen für die Einarbeitung und
weitere Rahmenbedingungen auf den Intensivstationen zu ziehen.
Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass die aus der Analyse hervorgegangen Kategorien
der Erfahrungsbereiche der Befragten Übereinstimmungen mit den ermittelten Problem-
bereichen der nationalen und internationalen Studien aufweisen. Besonders die Berei-
che Kommunikation und Fachlichkeit lassen sich sehr häufig in den vorbestehenden Un-
tersuchungen finden (vgl. Kumpf et al. 2016; Pütz et al. 2019; Viken et al. 2018).

Das Thema, das sich durch alle Befragungen hindurch als größte Herausforderung zieht
sind fehlende Sprachkenntnisse der neuen Mitarbeiter*innen. Dieser defizitäre Zustand
übte auf sie, vor allem zu Beginn ihrer neuen Tätigkeit, immensen Stress und Druck aus
und die Angst vor Schädigungen der Patient*innen durch falsch verstandene Übergaben

30
oder Anordnungen war groß. Es muss nicht nur die Alltagssprache, sondern auch die
Fachsprache beherrscht werden. Man muss hier in Frage stellen, ob das für die Berufs-
anerkennung erforderliche B2 Niveau der Sprachkompetenz tatsächlich ausreicht, um
eine Tätigkeit in Pflegeberufen ausüben zu können. Die Problematik zeigte sich nicht nur
in der vorliegenden Befragung, sondern war auch in den Untersuchungen von Kumpf et
al. (2016) und Pütz et al. (2019) eines der vorherrschenden Themen. Die Bedeutung der
Kommunikation auf einer Intensivstation verschärft die Problematik noch zusätzlich (vgl.
Heer/Kluge 2012, S. 2). Weitere Aspekte der fehlenden Sprachkompetenz zeigen sich
auch in der Kommunikation mit Kolleg*innen und anderen Berufsgruppen. Es herrschten
große Unsicherheiten und Ängste soziale Fehler, wie versehentliche Beleidigungen, zu
begehen. Wenn dann die Gesprächssituationen aus diesem Grund eher vermieden wer-
den, steht dies konträr zu einem weiteren Üben der Sprache und kann zudem zu sozialer
Isolation führen. Um diese Ängste abzubauen und Frustrationen vorzubeugen, wäre es
daher sinnvoll, vor Beginn der Arbeitsaufnahme auf der Intensivstation die Sprachkom-
petenz der neuen Mitarbeiter*innen sehr genau zu prüfen. Wenn unzureichende Sprach-
kenntnisse festgestellt werden, ist eine weitere qualifizierende Maßnahme und evtl. der
Einsatz in einem anderen weniger risikobehafteten Arbeitsbereich bis zum Erreichen des
notwendigen Sprachniveaus angezeigt. Aber auch wenn die Sprachkenntnisse das er-
forderliche Niveau erreicht haben sollten die etablierten Mitarbeiter*innen genügend Zeit
und Geduld mitbringen, um Verständnisprobleme der ausländischen Kolleg*innen wahr-
zunehmen und aufzulösen.

Es wurde von den Befragten als sehr schwierig empfunden, wenn während der Einar-
beitungszeit die betreuenden Praxisanleiter*innen häufig wechselten. Sie empfanden es
als sehr anstrengend und es hemmte sie in ihrer Entwicklung, da neue Einarbeiter*innen
sich immer erst wieder neu auf die Einzuarbeitenden einstellen und den Stand ihrer Ein-
arbeitung kennenlernen mussten. Auch verloren sie dabei ein Stück ihrer gerade gewon-
nen Sicherheit, indem sie zu ihrem Praxisanleiter bereits ein Vertrauensverhältnis auf-
gebaut hatten. Dies hatte ihnen sehr viel Mut für die Arbeit und das Lernen gegeben.
Aufgrund dieser Empfindungen der ausländischen Mitarbeiter*innen kann ihr großes Be-
dürfnis nach Kontinuität und Sicherheit im Einarbeitungsprozess abgebildet werden.

Ein weiterer großer Themenbereich war die Wahrnehmung der eigenen Fachlichkeit.
Hier zeigte sich, dass die befragte Person mit einer einschlägigen Intensiverfahrung
deutlich mehr Probleme hatte sich den deutschen Arbeitsverhältnissen anzupassen als

31
die Befragten ohne Intensiverfahrung. Die befragte Person mit Erfahrung fühlte sich auf-
grund von fehlenden Sprachkenntnissen schnell in ihrer persönlichen Kompetenz abge-
wertet. Nichtanerkennung der erworbenen und im Heimatland durchgeführten Kompe-
tenzen führten bei dieser Person zu Frustrationen und mündetet schlussendlich in einem
Arbeitsplatzwechsel in eine andere Abteilung. So waren die Vorerfahrungen der befrag-
ten Person nicht förderlich für die Integration am neuen Arbeitsplatz. Der Fokus der Ein-
arbeitung ausländischer Pflegefachkräfte mit Intensiverfahrung sollte daher in einer die
vorhandenen Fachkompetenzen wertschätzenden Umgehens Weise der Einarbeiten-
den liegen. Die neuen Mitarbeiter*innen sollten mit den auf deutschen Intensivstationen
üblichen Tätigkeiten, Verantwortungsbereichen und Strukturen vertraut gemacht werden
ohne dass ihre vorhandene Fachlichkeit dabei abgewertet wird. Die vorhandene Fach-
kompetenz der ausländischen Pflegefachkräfte sollte zudem genutzt und wenn möglich
in die deutschen Strukturen integriert werden. Von diesem Wissen können die etablier-
ten Pflegekräfte durchaus profitieren und ihre eigenen Fachkompetenzen erweitern.

Im Gegensatz dazu waren die unerfahrenen neuen Mitarbeiter*innen hoch motiviert


neues Wissen zu generieren und sich die notwendige Fachkompetenz anzueignen. Es
stellte sie dennoch vor große Herausforderungen die komplexen Krankheitsbilder, The-
rapien und Arbeitsabläufe zu erlernen. Hier sind sie in doppelter Weise herausgefordert:
Einerseits müssen sie wie alle Berufsanfänger*innen auf Intensivstationen in kurzer Zeit
die notwendigen Kompetenzen erlangen, um eigenverantwortlich die Patient*innenver-
sorgung leisten zu können. Andererseits müssen sie dies gleichzeitig mit der Erweite-
rung ihrer sprachlichen Kompetenzen leisten. Diesen Faktoren sollte im Rahmen eines
Einarbeitungskonzeptes Rechnung getragen werden.

Den Unterschied zwischen Gefühlen der Abwertung ihrer Fachlichkeit der berufserfah-
renen sowie großer Motivation ihr Fachwissen zu erweitern der jungen unerfahreneren
Pflegekräfte zeigten auch die Studienergebnisse von Pütz et al. (2019) und Kumpf et al.
(2016). Die große Motivation zu Lernen und im Beruf weiterzukommen wirkte sich positiv
auf die Integration im Arbeitsalltag aus. Eine qualifizierte, individuelle personenzentrierte
Begleitung in der Einarbeitungszeit der neuen Mitarbeiter*innen ist notwendig, um so-
wohl den Spracherwerb zu fördern als auch Fachkompetenzen zu vermitteln.

Des Weiteren sollten Rückmeldungen an die neuen Mitarbeiter*innen in Form von Feed-
back oder auch Raum und Zeit für reflektive Gespräche nach erlebten Arbeitssituationen

32
in den Einarbeitungsprozess eingeplant werden. Diese Rückmeldungen waren ein aus-
drücklicher Wunsch der Befragten auch und gerade über ihre Einarbeitungszeit hinaus.
Es war für sie sehr wichtig qualifizierte Rückmeldungen über die Qualität ihrer Arbeits-
leistungen zu erlangen.

Die ausländischen Pflegekräfte zeigten alle ein großes Maß an Verantwortungsbewusst-


sein und stellten hohe Ansprüche an eine hohe Qualität ihrer Arbeit. Dies zeigte sich
insbesondere in ihren Ängsten durch mangelnde Kompetenz - sprachlich und fachlich -
die Patient*innensicherheit zu gefährden. Dadurch ist ihre Motivation sehr hoch, die für
ihre Arbeit notwendigen Kompetenzen zu erlernen. Insbesondere dieser Aspekt wirkt
sich förderlich auf die Integration der Pflegenden aus. Diese Motivation sollte als Chance
genutzt werden und den Pflegenden im Rahmen ihrer Einarbeitung und im weiteren Ver-
lauf ihrer Tätigkeit Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen angeboten werden.

7 Fazit und Ausblick


Insgesamt konnten mit dieser Arbeit Herausforderungen und Chancen im Einsatz von
im Ausland qualifizierten Pflegekräften auf deutschen Intensivstationen herausgearbei-
tet werden. Das Erlangen von Sprach- und Fachkompetenz sowie die Anpassung an die
deutschen Strukturen und Arbeitsweisen sind die größten Hürden. Die hohe Motivation
der Pflegenden neue Kompetenzen zu erlernen und dadurch eine qualitativ hochwertige
Arbeitsleistung zu erbringen können als fördernde Aspekte gewertet werden. Diese Mo-
tivation sollte genutzt und mit einer qualifizierten Einarbeitung sowie Weiterbildungsmaß-
nahmen gefördert werden. Ebenso ist die Integration der mitgebrachten Fachkompeten-
zen der neuen Mitarbeiter*innen in die Fachlichkeit der deutschen Intensivbereich eine
Chance die Qualität der Patient*innenversorgung zu verbessern.
Um den dargestellten Herausforderungen zu begegnen sind Intensivstationen, die im
Ausland qualifizierte Pflegefachkräfte mit und ohne Intensiverfahrung einsetzen, gefor-
dert, strukturierte, an die unterschiedlichen Bedürfnisse der ausländischen Pflegefach-
kräfte angepasste, Einarbeitungskonzepte zu erstellen und umzusetzen. Die Umsetzung
dieser Konzepte ist sehr zeit- und personalaufwendig. Dies könnte sich bei der ange-
spannten Personalsituation in der Intensivpflege als problematisch erweisen, wird aber
notwendig sein, um die ausländischen Pflegefachkräfte nachhaltig integrieren zu kön-
nen. Des Weiteren sollten die pflegerischen Teams den ausländischen Pflegenden mit

33
Offenheit, Wertschätzung und Geduld begegnen, um Gefühlen wie Frustration und Ab-
wertung entgegen zu wirken.
Mit diesen Maßnahmen ist es möglich den Herausforderungen zu begegnen werden und
die vorhandenen Chancen zu nutzen und so den Einsatz von ausländischen Pflegefach-
kräften auf deutschen Intensivstationen erfolgreich werden zu lassen.

34
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http://www.boeckler.de/pdf/p_study_hbs_416.pdf (Abruf 30.11.2019)

Schnell, M. W. (2013): Pflegeforschungsethik. In: Brandenburg, H.; Panfil, E.-M.; Ma-


yer, H. (Hrsg.): Lehr- und Arbeitsbuch zur Einführung in die Methoden der Pfle-
geforschung. 2. Bern: Hans Huber, S. 191–201.

Schreck, C. (2017): Rekrutierung von internationalen Pflegefachkräften. Wiesbaden:


Springer Fachmedien Wiesbaden.

VI
Simon, M. (2019): Die Bedeutung des DRG-Systems für Stellenabbau und Unterbeset-
zung im Pflegedienst der Krankenhäuser. In: Dieterich, A.; Braun, B.; Gerlinger,
T.; Simon, M. (Hrsg.): Geld im Krankenhaus. Wiesbaden: Springer Fachmedien
Wiesbaden, S. 219–251.

Statistisches Bundesamt (2018): Pflegestatistik - Pflege im Rahmen der Pflegeversi-


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File&v=5 (Abruf 3.5.2019).

Statistisches Bundesamt (2004): Grunddaten der Krankenhäuser 2004 - Fachserie 12


Reihe 6.1.1. https://www.destatis.de/GPStatistik/servlets/MCRFileNodeServ-
let/DEHeft_derivate_00006955/2120611047004.pdf (Abruf 17.2.2020).

Statistisches Bundesamt (2017): Grunddaten der Krankenhäuser - Fachserie 12 Reihe


6.1.1 - 2017. https://www.destatis.de/GPStatistik/servlets/MCRFileNodeServ-
let/DEHeft_derivate_00041114/2120611177004_Korr01112018.pdf (Abruf
17.2.2020).

Viken, B.; Solum, E. M.; Lyberg, A. (2018): Foreign educated nurses’ work experiences
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5, S. 455–468.

World Health Organisation (2010): WHO Global Code of Practice on the International
Recruitment of Health Personnel. https://www.who.int/hrh/migra-
tion/code/code_en.pdf?ua=1 (Abruf 28.8.2019).

VII
Gesetzesverzeichnis
Beschäftigungsverordnung (BeschV) vom 6. Juni 2013 (BGBl. I S. 1499), die zuletzt
durch Artikel 2 des Gesetzes vom 26. November 2019 (BGBl. I S. 1865) geändert wor-
den ist.

Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz (BQFG) vom 6. Dezember 2011 (BGBl. I S.


2515), das zuletzt durch Artikel 114 des Gesetzes vom 20. November 2019 (BGBl. I S.
1626) geändert worden ist.

Freizügigkeitsgesetz/EU (FreizügG/EU) vom 30. Juli 2004 (BGBl. I S. 1950, 1986), das
zuletzt durch Artikel 6 des Gesetzes vom 20. Juli 2017 (BGBl. I S. 2780) geändert wor-
den ist.

Verordnung zur Festlegung von Pflegepersonaluntergrenzen in pflegesensitiven Berei-


chen in Krankenhäusern (PpUGV) vom 28. Oktober 2019 (BGBl. I S. 1492).

Pflegeberufe Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (PflAPrV) vom 2. Oktober 2018


(BGBl. I S. 1572), die durch Artikel 17 des Gesetzes vom 15. August 2019 (BGBl. I S.
1307) geändert worden ist.

Pflegeberufegesetz (PflBG) vom 17. Juli 2017 (BGBl. I S. 2581), das zuletzt durch Artikel
3a des Gesetzes vom 13. Januar 2020 (BGBl. I S. 66) geändert worden ist.

Richtlinie 2005/36/EG des Europäischen Parlaments und des Rates über die Anerken-
nung von Berufsqualifikationen vom 7. September 2005.

VIII
Anhangsverzeichnis

Anhang 1: Informationsblatt S. X

Anhang 2: Interviewleitfaden S. XII

Anhang 3: Einwilligungserklärung S. XIV

Anhang 4: Transkriptionsregeln S. XV

Anhang 5: Transkript Interview 1 S. XVI

Anhang 6: Transkript Interview 2 S. XXI

Anhang 7: Transkript Interview 3 S. XXVI

Anhang 8: Kodierungen und Paraphrasen S. XXXI

IX
Anhang 1 Informationsblatt

X
XI
Anhang 2: Interviewleitfaden

XII
XIII
Anhang 3: Einwilligungserklärung

XIV
Anhang 4: Transkriptionsregeln
Einfache Transkriptionsregeln nach Dresing und Pehl modifiziert
durch die Autorin

1. Es wird wörtlich transkribiert, also nicht lautsprachlich oder zusammenfassend.


Vorhandene Dialekte und fehlerhafte Worte aufgrund von unzureichender
Sprachkompetenz von ausländischen Befragten6 werden nicht mit transkribiert,
sondern möglichst genau ins Hochdeutsch übersetzt beziehungsweise korrigiert.
2. Sprache und Interpunktion werden leicht geglättet, d.h. an das Schriftdeutsch an-
genähert. Zum Beispiel: „Er hat noch so’n Buch genannt“ wird zu „Er hat noch so
ein Buch genannt“. Auch der Satzbau und evtl. fehlerhafte Verwendung von Ar-
tikeln oder andere grammatikalische Fehler werden korrigiert.
3. Deutliche Pausen werden durch drei auslasspunkte in Klammern (…) markiert.
4. Besonders betonte Begriffe werden durch Unterstreichungen gekennzeichnet.
5. Sehr lautes Sprechen wird durch Schreiben in Großschrift gekennzeichnet
6. Zustimmende Lautäußerungen der Interviewer (mmh, aha, etc.) werden nicht mit-
transkribiert, sofern sie den Redefluss der Befragten nicht unterbrechen.
7. Einwürfe der jeweils anderen Person werden in Klammern gesetzt.
8. Lautäußerungen, der befragten Person, die die Aussagen unterstützen oder ver-
deutlichen (z.B. Lachen, Seufzen) werden in Klammern notiert.
9. Absätze des Interviewers werden mit I: gekennzeichnet, Absätze der Befragten
mit B:.
10. Jeder Sprecherbeitrag erhält einen eigenen Absatz. Zwischen den Sprechern
gibt es eine freie, leere Zeile.
11. Störungen werden unter Angabe der Ursache in Klammern notiert (z.B. Handy
klingelt).
12. Nonverbale Aktivitäten beider Parteien werden in Doppelklammern notiert z.B.
((rollt mit den Augen)).
13. Unverständliche Wörter werden in Klammern mit „(unverständlich)“ kenntlich ge-
macht.
14. Alle Angaben, die einen Rückschluss auf eine befragte Person, Institutionen oder
im Interview genannte Personen erlauben, werden anonymisiert.
(vgl. Dresing/Pehl 2017, S. 23; Kuckartz 2018, S. 167 f.)

6
Veränderungen durch die Autorin sind kursiv gekennzeichnet

XV
Anhang 5: Transkript Interview 1
1 Interview 1
2 I: OK liebe J. das ist jetzt hier das erste Interview, heute ist der 20.11.20, und ich freue mich
dass wir jetzt das Gespräch zusammen führen dürfen. Dass du dich bereit erklärt hast. Ich
hab als erstes ein paar Fragen zu deiner Person, ein paar Daten, das geht relativ schnell. Und
im zweiten Teil sind die Fragen etwas ausführlicher.
3 I: Aus welchem Land kommst du und wo hast du deine Pflegeausbildung gemacht?
4 B: Ich komme aus Italien, Rom, und ich habe in Rom studiert. An der Universität "La Sa-
pienza" in Rom.
5 I: Und seit wann lebst und arbeitest du in Deutschland?
6 B: Jetzt sind es 3 Jahre, die ich in Deutschland wohne und arbeite. Ich bin hier her gekommen
und hatte schon eine Arbeit hier. Und auch wegen der Arbeit bin ich hierher nach Deutsch-
land, nach Hamburg gekommen.
7 I: Und seit wie vielen Jahren arbeitest du schon als Pflegekraft, Pflegefachkraft, Kranken-
schwester?
8 B: Ich habe mein Studium 2014 abgeschlossen, dann habe ich sofort angefangen als Kranken-
schwester zu arbeiten, im ambulanten Dienst und als Zeitarbeiterin. Hier in Deutschland
habe ich ein Jahr als GPA gearbeitet, während ich auf meine Anerkennung gewartet habe.
Und jetzt bin ich Pflegefachkraft in Deutschland seit zwei Jahren.

9 I: OK. Und in welchen Settings hast du als Pflegefachkraft schon gearbeitet, in Deutschland
und in Italien?
10 B: Vor Allem habe ich mit geriatrischen Patienten gearbeitet. In Italien auch zu Hause von
den Patienten und in einem Pflegeheim. Hier in Deutschland habe ich angefangen zu arbei-
ten in einem Pflegeheim und seit Januar, jetzt 10 Monate im Krankenhaus X. in Hamburg.

11 I: Und hast du in deinem Heimatland schon Erfahrungen im Bereich der Intensivpflege ge-
macht?
12 B: Nein, nur während der Ausbildung habe ich für einen Monat die Ausbildung in der Inten-
sivstation gehabt.
13 I: OK. Das wars schon so mit dem ersten Teil. Jetzt geht es weiter. Wenn du nochmal so zu-
rückdenkst an die erste Zeit jetzt an deinem neuen Arbeitsplatz auf der Intensivstation in
Deutschland, wie hast du diese Zeit erlebt?
14 B: Ich muss sagen, ich habe mich sehr unter Druck gefühlt. Die Wahrheit ist (...) Ich habe
mich gefragt, es war sowieso nach so langer Zeit, die ich nicht mehr in einem Krankenhaus
gearbeitet habe, ich hätte mich auf jeden Fall auch in Italien unter Stress und unter Druck ge-
fühlt. Ich musste erstmal wieder in die "Idee" von einem Krankenhaus wieder hineinkommen
und in die Intensivstation. Das ist auch der Grund, weshalb ich diese Entscheidung getroffen
habe. Ich finde, dies ist eine Station, auf der man sehr viel Fachkompetenz braucht. Das be-
deutet für mich wirklich wieder, die Bücher nehmen, die Fachbücher nehmen und lesen und
auch wieder mit anderen Leuten mich zu konfrontieren und auch mich selbst zu aktualisie-
ren. So können wir es sagen. Das was ich studiert hatte auf jeden Fall ist auch schon 5 Jahre
her und viele Sachen haben sich verändert.
15 I: Ja, die Zeit ist da schnell.
16 B: Ja.
17 I: Das stimmt. Und was hat dich in dieser ersten Zeit noch am meisten beschäftigt?
18 B: Bei der Arbeit?
19 I: Ja, aber auch so drum herum.

XVI
20 B: Sehr beschäftigt hat mich persönlich zu verstehen, ob ich mich in dieser Intensivstation
wohlfühlen könnte, ob das die richtige Abteilung für mich sein kann. Beruflich auf jeden Fall
wirklich wieder mich sicher zu fühlen. Zu wissen, was ich kann und was ich noch lernen muss,
worüber muss ich noch Zweifel. Das für mich selbst zu verstehen hat mich sehr beschäftigt.
Sozusagen eine Liste von meinen Fähigkeiten und zu sagen, ok, dies kann ich, dies kann ich
(...) ok diese kann ich noch nicht, dies habe ich wirklich keine Ahnung. So eine Liste zu ma-
chen.
21 I: Ah ok, also dich selber zu sortieren wo stehe ich, was brauche ich noch, um hier arbeiten zu
können.
22 B: Genau.
23 I: Wer oder vielleicht auch was hat dir am meisten geholfen, dich zurecht zu finden? Also was
Personen angeht, Strukturen vielleicht in der Abteilung oder Unterstützungsangebote?
24 B: Sehr geholfen haben mir die Kollegen. Ich habe in meiner Einarbeitung viel Zeit mit Praxis-
anleiterin 1 verbracht und sie hat mir viel Unterstützung gegeben. Sie hat meine Zweifel ver-
standen auch über meine Person und was brauchte ich wirklich auch wieder, um mich zu
ordnen. Über die ganzen verschiedenen Informationen, die ich in den drei Monaten Einarbei-
tung bekommen habe. Sie hat mir geholfen alles wieder in Ordnung zu bringen und sie hat
mir persönlich Mut gegeben zu sagen (...) Ein Satz, den sie mir gesagt hat: Du bist noch nicht
die Richtige aber auch nicht die Falsche für diese Station.
25 I: Du musst noch Lernen.
26 B: Ja. Aber wie ein ganz normaler Prozess. Es ist nicht schlimm, du musst dich nicht falsch
fühlen nur weil du noch lernen musst.
27 I: Das hat dir Sicherheit gegeben?
28 B: Ja, genau. Und auch genauso die Sätze der anderen Kollegen, die mich mit anderen Kolle-
gen vergleichen und sagen ok ich fühle mich nicht sicher oder so und nach jedem Mal eine
Hilfe zu haben, das hat mir wirklich geholfen
29 I: Und gab es oder anders, was hat dir die meisten Probleme gemacht oder gab es auch Per-
sonen, die dir Probleme gemacht haben?
30 B: Personen selber nicht. Was mir vor Allem Probleme gemacht hat, ist die Beziehung zu den
Ärzten. Mehr als die Beziehung zu den anderen Pflegefachkräften. Und die Angst, dass ich
manchmal nicht schnell genug bin zu verstehen. Ich verstehe auch nicht alle Akzente von den
Leuten, deswegen gibt es Kollegen, die ich besser verstehe als andere. Und mit vielen Ärzten
habe ich wirklich Schwierigkeiten mit der Sprache.
31 I: Also Sprache ist schon ein größeres Problem?
32 B: Ja. Das ist schon das meiste. Und vor Allem wie gesagt bei den Kollegen kann ich immer
nachfragen, passiert das mit den Ärzten ist der Kontakt manchmal schwierig. Häufig bei den
Patienten und wenn ein Notfall passiert, da ist es normal, da muss ich schnell und sofort ver-
stehen, da haben wir keine Zeit, um wieder nachzufragen da wird erwartet, dass ich ver-
stehe. Mein großes Problem ist vor allem das Sprachliche.
33 I: OK. Aber sonst so zwischenmenschliche Probleme, gab es die auch?
34 B: Ich finde nicht persönlich. Ich finde, dass ab und zu im ganzen Team gibt es schon Prob-
leme aber das gehört nicht nur zu mir das ist mehr das ich diese Probleme fühle aber andere
Kollegen, die schon lange da sind, empfinden das gleiche. Probleme im Team, allgemein.

35 I: Das sind Teamschwierigkeiten, allgemeine, nicht persönliche die mit dir zu tun haben?
36 B: Genau. Und auch zu verstehen hat mir geholfen auf jeden Fall mit den Anderen zu reden.
Mit den anderen Kollegen. Den Jungen genauso wie auch die Alten, erfahrenen Kollegen zu
reden.

XVII
37 I: OK. Dann kommen wir nochmal zu ein bisschen etwas Anderem. Gibt es Unterschiede zu
deinen Tätigkeiten in deinem Heimatland und zu deinen Tätigkeiten jetzt? Also auch auf der
Intensivstation, wenn du an deinen Einsatz im Studium zurückdenkst sind die Tätigkeiten von
dir als Pflegekraft andere jetzt als es in deinem Heimatland waren.

38 B: Wie gesagt, während der Intensivstation kann ich das vielleicht nicht 100 Prozent sagen
aber schon mit dem Krankenhaus, ja, auf jeden Fall, es gibt schon verschiedene, es gibt schon
Unterschiede. Eins kann sein schon die Verantwortung, dass die Pflegefachkräfte fühlen, dass
es ist in Italien eine andere ist als hier. Weil wir vor Allem in den letzten Jahren in Italien, es
ist immer mehr stärker das Gefühl, dass die Verantwortung gesetzliche Konsequenzen haben
kann. Das ist neu im Gesetz in Italien.
39 I: Welches Gesetz?
40 B: Das Gesetz, das sollte in jedem Fall auch es geht auch um, das war auch für die Ärzte, dass
wenn sie einen Fehler machen in ihrer Arbeit, sie können auf jeden Fall angezeigt werden.
41 I: Ah, ok
42 B: Und das ist erst in den letzte Jahren in Italien, gilt das erst auch für die Pflegefachkraft.
Dies ist schon ein Gefühl, das ich hier in Deutschland nicht gehabt habe. Die Pflegefachkräfte
schaffen es mehr zu sagen, das ist meine Aufgabe und das gehört nicht zu mir.

43 I: Die Trennung ist schärfer?


44 B: Ja
45 I: Für die Aufgabenbereiche?
46 B: Ja, genau.
47 I: Und findest du das gut?
48 B: Ja, die Aufgaben sind besser getrennt als in Italien. Ich finde das gut natürlich, damit man
mit weniger Belastung arbeiten kann. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es ein bisschen zu
stark ist. In einem Zustand wie jetzt sind wir in jedem Krankenhaus in einem Zustand wo wir
wenig Personal haben. Manchmal kann diese Trennung auch nicht ganz helfen. Weil man ein
bisschen mehr Kooperation braucht finde ich. Zu sagen, okay, das ist vielleicht nicht meine
Aufgabe aber auf jeden Fall wir arbeiten alle für ein Ziel ... dann müssen wir auch den Stress
unter uns verteilen.
49 I: Jeder wie er kann?
50 B: Ja. Genau.
51 I: Ein bisschen flexibler sein in den Aufgaben, habe ich das richtig verstanden?
52 B: Ja, richtig. Und vielleicht ist es auf der Intensivstation schon ein bisschen anders, weil auf
der Intensivstation die Pflegefachkraft eine große Verantwortung hat, das spielt eine große
Rolle und man arbeitet schon wirklich mit den Ärzten zusammen. Aber schon auf, ich sage
mal der Normalstation manchmal, ist es wirklich klar, dass die Pflegefachkraft sagt, okay, das
ist nicht meine Aufgabe, ich mache das nicht. Aber das bringt natürlich eine, hm, die Arbeit
geht nicht weiter wenn der Arzt lange nicht kommt und kann das nicht machen.
53 I: Und dann wird es halt nicht gemacht.
54 B: Ja. Genau.
55 I: Und es kommt zu einem Stillstand?
56 B: Ja. Genau und natürlich das Problem ist nur für die Patienten, nicht für jemand anderen.
57 I: Okay, also eben haben wir ja zurück geguckt, auf den Anfang deiner Arbeit auf der Intensiv-
station und jetzt bist du ja eingearbeitet. Wie fühlst du dich jetzt in deinem Arbeitsalltag?

XVIII
58 B: Ich finde, ich habe jetzt ein bisschen meine, meinen kleinen sicheren Ort gefunden, wo ich
sage kann, okay - bis hier kann ich das machen. Das Problem ist, dass mein sicherer Ort ist
noch wirklich klein und das ist noch nicht genug dafür, dass ich mich total integriert fühle
und auf jeden Fall auch selbständig fühle mit meiner Arbeit. Das ist etwas, das mir wahr-
scheinlich fehlt und fehlt mir sehr, dass ich mich noch nicht selbständig fühle. Und das war
etwas, in Italien hatte ich immer, als ich nach dem Studium angefangen hatte zu arbeiten, ich
hatte das sofort gehabt. Auf jeden Fall die Möglichkeit selber die Entscheidung treffen und
auch mit dem was das bedeutet. Ich treffe eine Entscheidung und ich bin auch verantwortlich
für diese Entscheidung. und was kommt nachher - ich nehme alles auch die Folgen.

59 I: Du hast die Verantwortung übernommen und bist für die Folgen eingestanden...
60 B: Ja, genau.
61 I: Konntest die auch überblicken, wahrscheinlich, die Folgen.
62 B: Ja, genau.
63 I: Also, das fehlt jetzt vielleicht auch noch, oder?
64 B: Ja, dies fehlt mir und natürlich manchmal fühle ich mich wirklich nicht (...) ich fühle mich
nicht total wohl. Weil, es fehlt mir diese weiß nicht, vielleicht kann ich es vergleichen (...)
manchmal fühle ich mich wie ein Baby, das die ersten Schritte macht in einer Welt, in der es
eigentlich schon erwachsen sein sollte. Und wo es auch schon erwachsen gewesen ist. In ei-
ner anderen Zeit. In einem anderen Leben.
65 I: Ist das etwas, was, hat das was mit der Fachlichkeit zu tun, also ist hier die Fachlichkeit das
Problem?
66 B: Ich glaube auch weil auf jeden Fall habe ich zum Beispiel jetzt diese Weiterbildung Beat-
mung gemacht. Da habe ich gemerkt, dass ich zwar studiert habe, aber dass es nur oberfläch-
lich war, nicht so in die Tiefe ging. Vor Allem war es etwas, dass ich aus den Büchern hatte
und ich musste das lernen für mein Examen. Es hatte nichts mit meiner Praxis zu tun.

67 I: Und fühlst du dich mittlerweile sozial ins Team integriert?


68 B: Ja, ich glaube, außer meine Besonderheiten, dass ich nicht so eine große Sozialperson bin,
aber ich finde das, ja kann ich sagen (lacht).
69 I: Aber du fühlst dich wohl?
70 B: Ja, jaja. Aber wie gesagt, ich sage über mich selber, dass ich nicht so sozial bin, und deswe-
gen kann ich nicht anderen die Schuld geben wenn ich mich nicht selber integriere. Ich ma-
che keine großen Schritte, um mich zu integrieren, deswegen kann ich die Schuld nicht ande-
ren geben. Aber ich weiß, dass gehört zu mir. Worüber ich mir manchmal Gedanken mache,
das ist, und das ist vielleicht ein bisschen ein kultureller Unterschied, dass ist, es mir nicht im-
mer einfach fällt zu verstehen was die Kollegen denken. Ich finde das, vor Allem hier in Ham-
burg, ich kann nicht über ganz Deutschland reden, weil ich nur Hamburg kenne. Aber ich
finde, die Deutschen in Hamburg sind sehr höflich, sehr formal aber manchmal auch zu viel
höflich und formal. Ich verstehe nicht, was sie wirklich denken. Das gilt auch für die Kollegen.
Manchmal weiß ich nicht ganz genau, was sie denken über das was ich sage oder was pas-
siert. Ich frage mich schon ein bisschen, okay, mag sie mich (...) ich denke, dass sie mich mag.
Ist das wahr oder nicht aber ich glaube manchmal ist das mehr meine Unsicherheit, als et-
was, das ich erlebt habe in den Beziehungen mit den Anderen. Im allgemeinen kann ich sa-
gen, dass ich mich integriert fühle.
71 I: Ja, die Hamburger sind dann glaube ich auch etwas zurückhaltend in ihren Gefühlsäußerun-
gen. Das ist vielleicht schon auch ein großer kultureller Unterschied.

XIX
72 B: Ja, Unterschied. Vor Allem mit, äh, auch in Italien es gibt einen großen Unterschied zwi-
schen Norditalien und Süditalien, Rom ist in der Mitte aber, ja manchmal habe ich, ich
möchte keine Vorurteile äußern, weil natürlich nachher, jede Person anders ist, es ist klar.
Aber ich habe immer schon, das ist wie eine rote Linie gefunden, man braucht manchmal ein
bisschen mehr Zeit, wirklich, dass die anderen sich sicherer fühlen, einfach seine Gefühle sa-
gen ohne Probleme zu machen, okay, ohne zu denken, ich könnte sie beleidigen oder nicht,
einfach sagen: Ich denke das.
73 I: Okay. Und jetzt in deinem Arbeitsalltag, fühlst du dich ausreichend sprachlich ausgebildet?
74 B: Nein. Nein gar nicht. Ich fühle, dass ich benutze weniger ... ich verstehe, ich verstehe im-
mer besser und am meisten viele Worte, es ist wahr, da sie aus dem lateinischen kommen,
deswegen sind sie für mich einfach aber diese Worte zu benutzen das ist für mich nicht
leicht.
75 I: Zu Sprechen? Die Fachsprache auch?
76 B: Genau. Aber ich habe auch bemerkt zum Beispiel, dass die Aussprache viele Probleme
macht, weil wenn zum Beispiel ich sage "hyper", hyperto. Es ist manchmal nicht einfach für
die anderen, das zu verstehen, dass ich "hoch" meine und nicht "hypo" (...) niedrig. Deswe-
gen muss ich etwas anderes sagen, ich sage dann immer, ich benutze einfache Worte, wie
"hoher Blutdruck" oder so.
77 I: Ja, Okay. Jetzt gucken wir nochmal wieder zurück, wenn du nochmal wieder auf den An-
fang zurückblickst, wenn du dir vorstellst, du hättest Wünsche frei, egal was. Was hättest du
dir für deine erste Zeit, was hättest du dir da gewünscht? Wenn du dir alles wünschen könn-
test. Also, was hätte der Arbeitgeber, oder das Team oder die Station noch für dich tun kön-
nen, um dir den Einstieg zu erleichtern?
78 B: (...) Ich bin nicht gut im wünschen (lacht) So, vielleicht kann ich sagen eine Einarbeitung,
die könnte ein bisschen mehr persönlich sein. Meine persönlichen Fähigkeiten oder mehr ge-
sagt meine Schwächen und meine Stärken (...)

79 I: Individueller?
80 B: Individueller genau. Individueller einarbeiten. Zu sagen okay, fangen wir so an und gehen
wir weiter in diesen 3 Monaten, das so zu machen. Das am meisten. (...) Der Arbeitgeber hat
mir auch einen Sprachkurs angeboten. Leider war das nicht so interessant, auf jeden Fall war
das nicht so eine große Hilfe gewesen weil das war ein gemeinsamer Kurs, das war nicht nur
für Intensivstation, sondern auch für die anderen Stationen und natürlich hatten wir ver-
schiedene Interessen. Weil, wir haben geredet über die Anamnese der Patienten und dass
vielleicht auf der Intensivstation machen wir mehr mündliche als schriftlich und natürlich das
konnte nicht alle interessieren. Auch da vielleicht ein Sprachkurs aber für jede Abteilung.
81 I: Für die Intensivstation speziell? Nur ein Sprachkurs?
82 B: Ja. Ja genau.
83 I: Mit den Themen dann auch? Sozusagen ... Die man dann auch braucht, für die Sprache?
84 B: Ja. Und als drittes, vielleicht mehr - vor Allem in der Anfangszeit aber auch später oder
dem ersten Jahr, wenn sich jemand noch nicht so integriert fühlt in der Arbeit mehr Feed-
back zu bekommen. Von den Kollegen selber oder für den Fall auch von den Leitern von den,
zu sagen ok - dies machst du gut aber es fehlt dir noch das.. das.. das..

85 I: Konkreteres Feedback?
86 B: Ja, genau. Ein bisschen wirklich zu verstehen nicht nur selber diesen Prozess zu machen
okay, das geht, wie gesagt ich habe, wie habe ich früher erzählt, ich habe mich sortiert,
meine Fähigkeiten sortiert, aber ich möchte auch ein Feedback von den anderen haben,
wenn ich denke, das ist richtig oder nicht. Ja, dies.

XX
87 I:Okay. Gut. Wir haben jetzt über deine Ankunft, Einarbeitung an deinem neuen Arbeitsplatz
gesprochen und gibt es aus deiner Sicht noch etwas zu diesem Thema, was ich jetzt nicht ge-
fragt habe aber was du noch wichtig findest und was du mir gerne noch sagen möchtest?

88 B: (...) Persönlich vielleicht, dass über die Intensivstation hier diese Intensivstation im Kran-
kenhaus X ist vielleicht mehr eine Frage, die ich stellen möchte ist wie wirklich ist von den
Kollegen gesehen (...) was denken wirklich die Kollegen über nicht nur neue Kollegen, dass
sie kommen, neue Mitarbeiter, die vielleicht ganz neu sind und keine Erfahrung haben auf
der Intensivstation sondern auch was denken sie über die Ausländer, dass sie kommen. Den-
ken sie, dass ist auf jeden Fall ein zu schwerer Prozess oder wenn sie denken es ist möglich
aber haben sie eine andere Idee zu: Wie sollte das laufen. Weil, ich habe manchmal schon
das Gefühl, dass nicht alle so begeistert sind von einem neuen Mitarbeiter, der keine Erfah-
rung auf der Intensivstation hat im allgemeinen und ich verstehe auch auf jeden Fall für die
Kollegen die Belastung. Sie haben nicht die Möglichkeit nur die Einarbeitung zu machen, viel-
leicht in Ruhe mit einem Patienten oder zwei aber sie müssen arbeiten und zusammen auch
die Einarbeitung machen. Und ich finde, das kann wirklich stressig sein. Aber es ist klar, es ist
nötig. Wir brauchen neue Mitarbeiter und es ist klar man kann nicht immer Leute mit Erfah-
rung bekommen. Oder auch Leute, die schon eine Erfahrung auf der Intensivstation haben,
sie wären auf jeden Fall neu in dieser Intensivstation. Sie werden immer brauchen eine Er-
fahrung. Und manchmal meine Frage ist, wirklich zu verstehen, was denken die Kollegen,
wenn die Kollegen auch einen Unterschied merken, wenn einer Ausländer ist, ob sie eine
Idee haben, wie es besser laufen sollte, um auch die Ausländer richtig zu integrieren. Nicht
nur neue Mitarbeiter(...)

89 I: Also, du meinst, was die Kollegen da noch für Ideen haben, was man noch verändern
könnte, wie man das besser machen kann? Um die Integration besser hinzubekommen und
die Kollegen, die neuen Mitarbeiter, gerade dann aus dem Ausland auch ausreichend zu qua-
lifizieren. Habe ich das so richtig verstanden?
90 B: Ja, ja genau.
91 I: Oder möchtest du auch wissen, ob du als Ausländerin auch bei den Kollegen willkommen
bist? Ist das auch ein Punkt?
92 B: Mehr zu wissen, was denken die Kollegen darüber, was besser laufen kann. Was können
sie besser machen.
93 I: Okay. Gar nicht so grundsätzlich, die Tatsache an sich, dass Kollegen aus dem Ausland kom-
men? Das nicht?
94 B: Nein, nein, nein. Aber mehr wie gesagt, manchmal sehe ich, dass es ein paar gibt, dass sie
nicht alle so zufrieden sind. Wenn dieses Thema aufkommt, es kommen neue Mitarbeiter,
wie das läuft, aber ich habe auch keinen Vorschlag bekommen. Z.B. sie sollten es so, so, so
machen. Deswegen frage ich mich, wie wird das in dem Team gesehen.

95 I: Okay. Dann sind wir schon am Ende angekommen. Ich danke dir sehr herzlich für das Ge-
spräch!
96 B: Ich danke dir auch.

Anhang 6: Transkript Interview 2


1 Interview 2
2 I: Also liebe M. vielen Dank, dass du dich hier bereit erklärst für das Interview. Ich freue mich
sehr. Ich hab als erstes ein paar Fragen zu deinen persönlichen Daten und danach kommt ein
Themenkomplex zu deiner Einarbeitung und zu deinem beginn hier in Deutschland und bei
uns, auf der Intensivstation. Okay?
3 B: Ja.
4 I: Aus welchem Land kommst du und wo hast du deine Pflegeausbildung gemacht?

XXI
5 B: Ich komme aus Rumänien bzw. Kronstadt, Brasov nennt man die Stadt. Und ich habe auch
dort in Kronstadt gelernt. Krankenschwester. Im (unverständlich).
6 I: Und wie war die Ausbildung gestaltet?
7 B: Erstmal wollte ich eigentlich Medizin studieren. Dann war ich auf der Warteliste, das hat
ein bisschen lange gedauert und dann habe ich zwischendurch das Examen fzur Kranken-
schwester gemacht. Als Krankenschwester wurde ich sofort, also ich hab die Aufnahmeprü-
fung bestanden und dann habe ich auch angefangen. Ja, und dann habe ich weitergemacht
als Krankenschwester. Und habe mein Examen 2015 bestanden.
8 I: Und, seit wann lebst und arbeitest du in Deutschland?
9 B: Also, seit 3 1/2 Jahren.
10 I: Auch gleich gearbeitet?
11 B: Gleich auch gearbeitet. Ja.
12 I: Und seit wie vielen Jahren arbeitest du als Pflegefachkraft, also als Krankenschwester?
13 B: Also, seit diesem Jahr. Also ich war schon Pflegefachkraft in einem Altenheim. Dann hab
ich in einem ambulanten Pflegedienst und im Krankenhaus seit März, ja März 2019.
14 I: Und vorher in Rumänien hast du aber auch schon gearbeitet? Wie viele Jahre?
15 B: Ja, 4 Monate. Nach meinem Abschluss habe ich noch 4 Monate gearbeitet und dann bin
ich sofort nach Deutschland.
16 I: Was war der Grund für deinen Wechsel nach Deutschland?
17 B: Ich wollte als erstes eine gute Arbeit finden. Das ist in Rumänien nicht einfach. Man ver-
dient sehr wenig Geld. Außerdem wollte ich gerne etwas neues kennenlernen und ja auch
einfach mehr Lernen. Ich glaube, viele Rumänen wollen gerne in Deutschland leben und ar-
beiten. Und mit dem Beruf als Krankenschwester war das eine gute Möglichkeit.

18 I: Du hast es eben schon so ein bisschen gesagt, in welchen Bereichen hast du als Pflegefach-
kraft gearbeitet? Also, wie viele Jahre ungefähr in welchem Bereich?
19 M: Ich habe in Rumänien 4 Monate auf der Kardiologie gearbeitet, im Krankenhaus. In einem
Notfallklinikum. Ja, dann nichts mehr, also im Krankenhaus. Also zwischendurch in meiner
Ausbildung habe ich auf mehreren Stationen gearbeitet.

20 I: Und dann in Deutschland?


21 B: Dann in Deutschland in einem Heim, Altenheim. Für Demente.
22 I: Für dann 2 Jahre ungefähr?
23 B: 1 1/2. Ja.
24 I: OK. Und danach dann, seit März 2019 wieder in der Klinik? Hier?
25 B: Ja.
26 I: Und hast du in deinem Heimatland oder vorher bereits Erfahrungen in der Intensivpflege
gemacht?
27 B: Nur in meiner Ausbildung. Und das war eigentlich ein Aufwachraum.
28 I: Okay, also nicht so ...
29 B: .. nicht so direkt Intensiv. Also war ich schon so, ich hatte ein paar Einsätze aber die waren
nicht so krank, so die Leute, sozusagen.
30 I: Ok.
31 B: Das war nicht so eine richtige Intensiv, so wie ich das jetzt beurteilen würde. Ja. Also da
waren schon manche Situationen und bei uns da war viel mit Verbrennung, also mit septi-
schen Patienten.

XXII
32 I: OK. Vielen Dank! Wenn du dich so an deine erste Zeit hier an deinem neuen Arbeitsplatz
auf der Intensivstation erinnerst, wie hast du diese erste Zeit erlebt? Wie war das für dich?
33 B: Ja, also, die erste Zeit, das war ziemlich schwer. Weil alles neu war, andere Methoden
sozusagen, also es war schwer. Manchmal ist es auch jetzt noch schwer, weil ich treffe so
manche Situationen, die ich nicht vorher hatte aber dafür habe ich auch Kollegen, die mich
unterstützen.
34 I: Okay. Was hat dich in der ersten Zeit, also wirklich so ganz am Anfang, als wir angefangen
haben am meisten beschäftigt?
35 B: Also die Krankheitsbilder. Wegen der Übersetzung.
36 I: Also die Sprache war ein Problem? Und kannst du sagen wer oder welche Umstände, wie
das strukturiert war, was dir da in deiner ersten Zeit am meisten geholfen hat? Das können
Personen sein, andere Unterstützungsangebote....

37 B: Also, ich habe so sehr gut mit PK 1 und ich habe auch sehr gut verstanden, als ich mit PK 2
gearbeitet habe. Wir hatten die Patienten und dann haben wir auch sehr viel darüber ge-
sprochen was passieren kann und was nicht. Auch mit PK 1 Und auch wie man damit umgeht
hier in Deutschland. Auch gesetzlich. Die Abläufe zum Beispiel. Auch mit Tracheotomie und
so. Dass, wenn es keinen Betreuer gibt, man einen gesetzlichen bestellen muss, und so. Diese
Sachen sind in Rumänien nicht immer so. Es wird anders gehandhabt. Hier arbeitet man viel
mehr mit dem Gesetz. Wegen Anklage und so.
38 I: Naja, und weil es einfach geregelt ist...
39 B: In Rumänien gibt es schon so ein paar Regeln aber nicht so streng.
40 I: Und von der Struktur der Station oder der Einarbeitung, hat dir da etwas besonders gehol-
fen?
41 B: Es hat mir sehr viel geholfen, als ich nur mit einer Person war. Ich glaube, das bringt viel
mehr, wenn du zum Beispiel die 3 Monate nur mit einer Person machst. Weil er weiß schon
Bescheid, was du weißt und was du nicht weißt. Und dann kann er dich auch unterstützen
und du kannst ihn auch so fragen.
42 I: Also die Kontinuität und das Vertrauensverhältnis zu einem Mentor?
43 B: Das finde ich besser, weil wenn du immer zwischendurch wechselst, dann ist es so blöd bis
du dich so mit jemandem kennenlernst. Das dauert ein bisschen lange.
44 I: Und gibt es auch Menschen oder andere Punkte, die dir die meisten Probleme bereitet ha-
ben in der Einarbeitung?
45 B: Ja, die gibt es schon. Die gibt es überall, glaube ich... Menschen, mit denen du einfach
nicht klarkommst. Aber das ist halt Arbeit. Und ja.
46 I: Willst du das konkretisieren? Was da das Problem war?
47 B: Also ich hab immer so das.. Es gibt die alten Menschen, die viel Erfahrung haben und wenn
du neu kommst und keine Erfahrung hast wird gefragt: "Wieso kannst du das nicht?" oder
also so.
48 I: Dass diejenigen dich nicht da abholen konnten, wo du grad warst?
49 B: Ja, sozusagen. Aber ich glaube, jeder war am Anfang so. Also nicht sicher und ja, das lernt
man halt. Jeder Patient nach einem anderen. Du kannst nicht immer sagen, das bringt etwas,
zum Beispiel bei einem anderen Patienten bringt das dann gar nichts. Du musst etwas ande-
res machen.
50 I: Jeder Mensch ist anders...
51 B: Aber dafür hatte ich auch Kollegen, die mir geholfen haben. das kannst du so machen oder
dies kannst du so machen. Und guckst du halt. Aber das gibt es überall, glaube ich. Aber bis
jetzt hatte ich noch keine Probleme in den Teams in denen ich gearbeitet habe, mit Kollegen.
Nur als ich hier war, ja, also das war, ich wollte auch eigentlich weggehen. Zwischendurch.
Aber ich wurde so ein bisschen überredet.

XXIII
52 I: Und jetzt?
53 B: Aber jetzt ist es gut, jetzt geht es. Jetzt geht es (lacht)
54 I: Nochmal so ein bisschen was anderes. Wie unterscheiden sich denn deine Tätigkeiten jetzt
zu deinen Tätigkeiten in deinem Heimatland, in Rumänien? Auch wenn du zum Beispiel
guckst, als du deine Einsätze auf der Intensivstation hattest, waren die Tätigkeiten der Kran-
kenschwestern anders als hier?
55 B: Ja, also, es ist schon eine Differenz. In Rumänien haben wir nicht gewaschen. Da waren die
Helferinnen, die das machen. Da hilfst du nur. Aber dafür hattest du auch ein bisschen mehr
Patienten.
56 I: OK. Wie viele?
57 B: Ungefähr von 4-6 Patienten.
58 I: Und die Körperpflege wurde komplett von Hilfspersonal übernommen?
59 B: Hilfspersonal und, zum Beispiel, Verbände und was so machen wir schon aber ja das mit
waschen, was auch viel Zeit kostet, hat jemand anders gemacht.
60 I: Gut. Das ist dann schon ein großer Unterschied
61 B: Ja. Ja aber dafür hattest du auch Stress. Immer so mit Tabletten, mit Infusionen, Perfuso-
ren und so.
62 I: Das ganze medizinische im Blick zu haben von 6 Patienten?
63 B: Ja, genau. Ja, das war auch anstrengend.
64 I: Ja klar. auf jeden Fall. Jetzt kommen wir mal dazu, wie es jetzt ist. Wie fühlst du dich zurzeit
in deinem Arbeitsalltag hier. Fühlst du dich fachlich integriert?
65 B: Also, ich fühl mich schon integriert und so fachlich, ja je nachdem was es so für Kranke-
heitsbilder sind. Je nachdem wie schwer krank der Mensch ist. Da kommen immer so Fragen,
bei denen ich nicht sicher bin. Aber dafür frage ich dann immer den Arzt. Ich glaube, kein
Mensch kann alles wissen, oder? Also schon die Basis und wenn ich einmal so einen Patien-
ten, der so krank war betreut habe, der bestimmte Krankheiten hat, wenn dann der zweite
kommt, dann weiß ich schon besser bescheid.
66 I: Wenn du das gleiche Krankheitsbild noch mal hast?
67 B: Ja.
68 I: Das ist natürlich auch eine gr0ße Bandbreite und du hast immer wieder neue Sachen, die
du noch nicht kennst, nicht wahr?
69 B: Also, zum Beispiel als ich dann alleine war, hatte ich Patienten, die noch niemals betreut
hatte. Und dann: "Oh, was mach ich jetzt." Aber dann habe ich schnell nachgedacht, was
man macht, was man nicht macht. Und ja, dann habe ich viele Fragen gestellt. Das gehört
auch dazu. Und ja, dann habe ich den Patienten gerettet sozusagen und auch mich. (lacht)

70 I: Und wie ist das so mit der sozialen Integration ins Team? Fühlst du dich schon ganz gut in-
tegriert? Oder fehlt dir noch was?
71 B: Also schon, ja. Ich bin schon integriert.
72 I: Fühlst du dich wohl?
73 B: Ja, man kann halt nicht mit allen so Freunde sein, aber das muss man auch nicht.
74 I: Es sind ja schon auch sehr viele Kollegen.
75 B: Aber schon ja, ich finde schon.
76 I: Und sprachlich? Fühlst du dich auch sprachlich genügend ausgebildet?
77 B: Hm, nicht so, also schon - alle sagen mir, dass ich so gut spreche aber ich finde, nicht so
gut. Ich übe immer noch, lerne dazu.
78 I: Was fehlt dir noch?

XXIV
79 B: Ja, so manche fachlichen Wörter fehlen mir einfach. Fachsprache.
80 I: Und schriftlich?
81 B: Ja schriftlich geht es so.
82 I: Ok.
83 B: Wir müssen ja auch nicht so viel schreiben durch die Computerakte.
84 Ja, wenn ich alles aufschreiben müsste, wäre es schwieriger.
85 I: Wenn du jetzt noch einmal auf deine Ankunft und Einarbeitungszeit in Deutschland, in
Hamburg zurückblickst: Stell dir vor, du könntest dir ganz frei etwas wünschen, für deine An-
kunftszeit hier, für deine Einarbeitung. Was hättest du dir für deine erste Zeit am meisten ge-
wünscht?
86 B: (überlegt) Ich muss nachdenken... Ja vielleicht, mehr so diese Unterstützung, nicht nur
praktisch, sondern zwischendurch mehr Gespräche, z.B. im PA Raum, um manche Situatio-
nen einfach nochmal zu besprechen. Zum Beispiel Feedback geben und auch theoretischen
Unterricht. Aber vor allem Feedback ob ich etwas gut gemacht habe. In der Situation.

87 I: Mit mehr Raum dafür? Für solche Rücksprachen?


88 B: Ja genau. Mehr Zeit für Rücksprachen.
89 I: Und auch so etwas wie Unterricht? Theorieunterricht?
90 B: Ja, theoretischen Unterricht auch. Dann kann man noch mehr so mit den fachlichen Wör-
tern arbeiten.
91 I: Also das sprachliche nochmal zu üben. OK. Und du hattest vorhin ja auch noch gesagt, du
hättest dir, also du würdest es gut finden, wenn nur einer die Einarbeitung macht. Oder we-
nige.
92 B: Ja.
93 I: Wenige Personen einarbeiten, kontinuierlich.
94 B: Das finde ich gut, weil dann der Mensch, der mit dem du gearbeitet hast, also der dann
aufpasst, der weiß dann Bescheid, was für Fehler du machst. oder wo du nicht aufmerksam
bist. Weil wenn ein anderer kommt, dann bist 2 Wochen mit einem 2 Wochen mit einem an-
deren, ja das ist auch gut, weil du dann lernst noch andere Tricks sozusagen.

95 I: Der eine macht das eine so und der andere hat seinen Schwerpunkt da...
96 B: Ja. Aber ich finde für den Anfang ist es schon besser, wenn so eine Kontinuität vorhanden
ist.
97 I: Die ersten 4 Wochen?
98 B: Auch 2 Monate würde ich sagen.
99 I: Ok.
100 B: Und so die letzten, da kannst du gut jede Woche wechseln.
101 I: Ok. Wir sind immer noch beim wünschen. Gibt es etwas, was der Arbeitgeber, die Stations-
leitung oder auch das Team noch für dich hätte tun können, um dir deinen Einstieg zu er-
leichtern?
102 B: Ja, ich glaube, das haben sie schon, dass sie mich akzeptiert haben sozusagen, das Team
und auch die Leitung.
103 I: Vom Arbeitgeber gibt es da noch etwas, wo du Unterstützungsangebote gewünscht hät-
test?
104 B: Nee also - sie haben mir auch alles so was ich wollte sozusagen, so haben sie gemacht.
105 I: Was denn?

XXV
106 B: Also, ja sie haben sich gekümmert halt. Ja gut, vielleicht mussten sie sich nicht so sehr
kümmern um mich. Aber ich glaube, wenn ich eine Wohnung gebraucht hätte, dann hätten
sie das auch gemacht. Wie bei anderen auch. Aber ich war stabil als ich in (Klinikname) an-
fing. Sie haben mich auch gefragt, ob ich etwas Unterstützung brauche oder so. Aber sie ha-
ben sich schon auch gekümmert und Fragen gestellt.
107 I: Ok. Gibt es noch irgendwas? Wünsche?
108 B: Weiß ich nicht. Vielleicht so ein für Ausländer so ein, wie soll ich sagen so ein Treffen 2x im
Jahr oder 1x im Jahr für alle Ausländer, so dass wir uns so ein bisschen austauschen können.
Das würde ich gut finden. Um zu hören, wie es den anderen geht und um uns zu vernetzen.
Also, ich war auch mal in einer Firma, die hatten das so organisiert. Da bespricht man dann
auch, was es noch so für Probleme gibt. Oder was man verbessern kann.
109 I: Ja, sehr schön.
110 B: Also, das finde ich ist eine gute Idee. Weil ich war ja auch auf diesem Beatmungsseminar
und da haben wir auch ausländische Kollegen getroffen, die nicht bei uns in der Klinik arbei-
ten, aber aber das war schon eine schöne Erfahrung, wie man das macht warum man das
macht.
111 I: Wo warst du?
112 B: Bei der Firma Y. Bei dem Beatmungsseminar für Anfänger. Dort war auch eine Kollegin, die
auch am Anfang ist, auch das erste Mal auf der Intensivstation und da war der Austausch
sehr schön.
113 I: Ja, gut. Jetzt haben wir über deine Ankunft hier gesprochen über deine Einarbeitung. Gibt
es aus deiner Sicht noch etwas zu diesem ganzen Thema, was dir wichtig ist und worüber wir
bis jetzt noch nciht gesprochen haben?
114 B: Ja, wichtig für mich ist, dass ich viel lerne. Dass ich mich in diesem Beruf verbessern kann.
Ich würde gerne wie PK1 sein, dass man so viel weiß. Sie guckt einfach den Patienten an und
weiß sofort was er hat und was er nicht hat. Das wünsch ich mir auch! (lacht)

115 I: Ok. Das ist auch eine lange Berufserfahrung, das lernt niemand in einem Jahr.
116 B: Aber das ist schon mein Ziel. Aber sonst so, wichtig für mich ist, ja dass ich alles gut mache
sozusagen. Dass ich gut arbeite und weiterlerne und weiterkomme.
117 I: Gut ja, dann vielen Dank für das Gespräch. Dann sind wir beim Ende angekommen.

Anhang 7: Transkript Interview 3


1 Interview 3
2 I: Vielen lieben Dank, dass du dich bereiterklärt hast, das Interview mit mir zu führen. Ich
möchte als erstes ein paar Rahmenbedingungen mit dir besprechen.
3 B: OK.
4 I: Aus welchem Land kommst du und wo hast du deine Ausbildung zur Pflegefachkraft absol-
viert?
5 B: Ich komme aus Italien und ich habe in Rumänien gelernt und dann in Italien studiert. Ja,
ich habe eine Anerkennung in Italien gemacht. Ein Studium.
6 I: Also, in Rumänien war es eine Ausbildung und in Italien dann noch ein Studium, richtig?
7 B: Ja, genau.
8 I: OK. Und seit wann lebst und arbeitest du in Deutschland?
9 B: Seit 9 Monaten. Seit erstem Mai letztes Jahr. 2019.
10 I: Wie war das, hast du nach deinem Examen in verschiedenen Settings gearbeitet? Kannst
du das ein bisschen beschreiben, in welchen Bereichen du wie lange gearbeitet hast?

XXVI
11 B: Ich habe viel auf der Intensivstion gearbeitet. Aber auch im, wie heißt das, IMC Bereich.
Auch medizinische, normale Abteilungen, ja verschiedene Abteilungen auch.
12 I: Wieviele Jahre ungefähr?
13 B: Ich arbeite seit 20 Jahren. Seit 2000.
14 I: Und du hast in Italien bereits Erfahrungen in der Intensivpflege gemacht. Wie viele Jahre
ungefähr?
15 B: 5 Jahre auf der Intensivstation und 4 Jahre oder 5 Jahre im IMC Bereich.
16 I: OK. Wenn du dich jetzt an deine erste Zeit hier an deinem neuen Arbeitsplatz erinnerst, auf
der Intensivstation, wie hast du diese erste Zeit erlebt?
17 B: Schrecklich. Sehr schrecklich (lacht). Ich hatte viel Angst zu Anfang, weil alles neu war. Ich
musste ... ich hatte keine Ahnung, was ich machen muss, deswegen hatte ich viele Probleme
weil die Arbeit hier ganz anders ist als in Italien. Und ich musste nochmal alles lernen wie ich
hier arbeiten muss. Ich hatte viele Hoffnungen hier alles besser zu machen, aber vielleicht
habe ich es nicht sehr gut gemacht. (lacht)
18 I: Wieso?
19 B: Hm, ja, auf der Station X habe ich eine schlechte Erfahrung gemacht.
20 I: OK. Möchtest du darüber sprechen?
21 B: Nein.
22 I: In Ordnung. Und was hat dich in dieser Zeit dann am meisten beschäftigt?
23 B: Hm, mein Kopf. Ich musste alle und alles verstehen. Die Sprache war erstmal, auch wenn
du einen Deutschkurs gemacht hast, verstehst du nicht alle und es ist alles schwierig, alles
schwierig und dein Kopf ist immer immer beschäftigt. Immer beschäftigt und das macht viel
Stress und wenn die Kollegen keine Geduld haben, ist das sehr schwierig zu machen. Schwie-
rig. Und deswegen hatte ich viel Angst vor dem Arbeiten. Und ja.
24 I: Angst auch zur Arbeit zu kommen?
25 B: Ja genau.
26 I: Und gibt es auch Dinge, die dir geholfen haben am Anfang, dich zurecht zu finden, Perso-
nen, Strukturen zum Beispiel?
27 B: Nee, nein, ich musste das alleine machen. Ich musste das alleine machen. Jetzt auf der Sta-
tion Y habe ich vielleicht die richtigen Personen gefunden, die mir geholfen haben.
28 I: Nach dem Wechsel auf eine andere Intensivstation?
29 B: Ja, genau.
30 I: Was hat dir dort geholfen?
31 B: Ich brauchte nur Verstetigung. Ja. Das war für mich klar, dass ich arbeiten konnte und des-
wegen bin ich zurecht gekommen.
32 I: Und was hat dir die meisten Probleme bereitet am Anfang?
33 B: Am meisten die Sprache. Das ist eine Barriere. Du kannst nicht gut die Diagnosen verste-
hen, die Probleme von den Patienten verstehen oder wenn ein Arzt eine Anordnung macht,
kannst du das nicht verstehen. Das macht, ähm, du bist allein. Und du hast eine Grenze, du
kannst nicht arbeiten.
34 I: Du hattest aber schon einen Einarbeiter an deiner Seite?
35 B: Einarbeiter ja. Ja aber verstehen musste ich es alleine. Niemand hat mit mir italienisch ge-
sprochen. Auch außerhalb der Arbeit nicht. Deswegen war alles sehr schwierig.
36 I: Das waren die großen Probleme, die Sprache?
37 B: Ja, genau.
38 I: OK.

XXVII
39 B: Du kannst auch ein Jahr oder 2 Jahre deutsch lernen aber erstmal musst du Geduld haben
und vielleicht Schritt für Schritt kommst du zurecht. Das braucht viel Zeit.
40 I: OK., Zeit und Geduld?
41 B: Genau. Ich bin ein bisschen ungeduldig aber die Kollegen waren es auch. Das macht ein
schlechtes Team.
42 I: Und wie unterscheiden sich deine Tätigkeiten jetzt von denen in Italien? Kannst du das be-
schreiben?
43 B: Ich habe viele andere Kompetenzen als hier. Deswegen musste ich auch neue Kompeten-
zen hier lernen. Ich kann ja nicht alles wissen, okay. Niemand kann alles wissen. Man muss
eben lernen. Ich wollte lernen aber ohne Geduld konnte ich das nicht machen. Okay, ich
hatte andere verschiedene Kompetenzen, die ich hier vielleicht nicht brauche aber, ja, ganz
genau.
44 I: Hattest du das Gefühl, dass deine fachlichen Kompetenzen hier von den Kollegen nicht an-
erkannt werden?
45 B: Offiziell sind viele Kompetenzen nicht anerkannt. Und auf der Station X wollte auch nie-
mand etwas davon wissen. Jetzt auf der Station Y konnte ich einiges machen. Sonografie zum
Beispiel und andere Dinge. Ich konnte das machen.

46 I: Also dort wurden deine Kompetenzen mehr geschätzt?


47 B: Ja, genau.
48 I: Und welche Kompetenzen musstest du hier neu lernen?
49 B: PRISMA [Hämofiltration] zum Beispiel. Das hatte ich vorher noch nicht gekannt. Hm, wel-
che Kompentenzen (...). Ja, zum Beispiel die Körperpflege der Patienten. Es ist hier ganz an-
ders als in Italien. Wir hatten mehr Hilfskräfte dafür. Ich habe das gar nicht gemacht. Aber ich
musste lernen, wie es hier gemacht wird. Ja, alles ist irgendwie neu und man muss ein biss-
chen viel Zeit haben, um zu verstehen, welche Dinge kann ich machen, beherrsche ich sicher
und welche Dinge muss man nochmal lernen. Und ja, deswegen... Ich hatte oft das Gefühl,
dass ich diese Zeit am Anfang nicht bekommen habe. Für mich war es schnell so, "Du musst
das jetzt können". Ich hätte für mich mehr Zeit gebraucht. Das ist vielleicht am Anfang ein
bisschen schief gelaufen. Aber auch mein Charakter ist nicht so einfach. Weißt du, ich habe
einen kräftigen Charakter und ich lasse mich nicht so schnell klein machen. Deswegen hatte
ich wohl auch Probleme.
50 I: Und jetzt zurzeit in deinem Arbeitsalltag, wie geht es dir jetzt? Fühlst du dich fachlich inte-
griert?
51 B: Ja, ja, ich fühle mich auf der richtigen Straße. Ich bin nicht komplett integriert, weil ich
muss noch andere Dinge lernen aber ja, ich bin auf der richtigen Straße, zu lernen und mich
hier zu integrieren.
52 I: Und sozial ins Team, fühlst du dich da wohl?
53 B: Ja, schon. (Pause) Hm, ich bin nicht sehr sozial, wie heißt das, ich bin gern ein bisschen für
mich. Ja, aber das ist mein Charakter. Aber ja, ich habe kein Problem mit den Kollegen auf
der Station Y.
54 I: Und fühlst du dich jetzt sprachlich schon genügend ausgebildet?
55 B: Ich verstehe, das ist schon mal genug. Wenn man versteht finde ich, ist das der richtige
Schritt zum lernen und das Sprechen kommt immer mehr mit dem tun, mit dem Üben. Es ist
immer noch schwierig, du liest viel und du verstehst und kennst die Worte aber manchmal
kannst du sie dann doch nicht sprechen. Du weißt was du sprechen willst aber du kannst es
in dem Moment nicht. Aber das Verstehen ist schon ganz gut geworden. Ich verstehe die An-
ordnungen oder die Übergaben. Bisschen langsam manchmal noch aber ich verstehe. Das
braucht einfach Zeit, man lernt die Sprache nicht so schnell. Meine Frau hat eine gute Erfah-
rung gemacht, sie hat alles ein bisschen langsamer gemacht, erstmal auf einer normale Sta-
tion angefangen und jetzt am 1. Januar hat sie auf der Überwachungsabteilung, das geht gut.
Langsam auch bei ihr aber es geht gut.

XXVIII
56 I: Wäre das für dich vielleicht auch besserer Weg gewesen, erstmal langsam auf einer weni-
ger komplexen Station, wie der Intensivstation hier anzufangen?
57 B: Vielleicht wäre es gut gewesen. Aber ich wollte sofort auf Intensiv arbeiten, ich habe ge-
dacht alles andere ist nicht gut für mich. Kann sein, dass es ein anderer Weg besser gewesen
wäre....
58 I: Und wenn du jetzt nochmal auf deine Ankunftszeit zurück schaust, wenn du dir jetzt ganz
frei etwas wünschen könntest, wie hättest du dir die erste Zeit gewünscht?
59 B: Ich hatte viele Hoffnungen und deswegen und für mich war das ganze wie ein Krieg den
ich gewinnen musste. Ich war erst auf der falschen Straße, dass habe ich später gemerkt,
aber jetzt bin ich auf der richtigen Straße, das wollte ich.

60 I: Und was hättest du dir gewünscht, damit du gleich auf der richtigen Straße bist?
61 B: Ich verstehe nicht, was du meinst.
62 I: OK. Als du angekommen bist. Wie hättest du dir deine Ankunft auf der Station X ge-
wünscht? Wie es optimal für dich gewesen wäre.
63 B: Ah, ok, ich verstehe. (...) Das ist schwierig zu (...)(...) Ich weiß es nicht. Oder ich kann es
nicht sprechen. Ich verstehe immer noch nicht so ganz, was du meinst. Kannst du das noch-
mal wiederholen?
64 I: OK. Was hätten die Kollegen oder die Stationsleitung für dich tun können, damit der An-
fang leichter für dich gewesen wäre?
65 B: Ah, ok leichter, ich verstehe. Entschuldigung. Okay, leichter machen. (...) Nichts. Vielleicht
war einfach der Charakter das Problem, weißt du. Die anderen Personen haben alles ge-
macht aber für mich war es nicht richtig. Weißt du, die anderen ausländischen Kollegen V.
und J. bei denen hat es gut geklappt. Sie sind gut integriert, deswegen denke ich, mit mir hat
es einfach nicht gepasst, auf der ersten Station. Zwischen den Personen denke ich, nicht die
Strukturen, ich denke schon, es war persönlich. Ich hatte ein bisschen persönliche Probleme
mit einigen Personen dort und deswegen war ich nicht mehr offen für alles andere. Und ich
habe vielleicht auch Dinge gesagt, die nicht in Ordnung waren. Ich spreche häufig zuerst und
denke erst danach. Das ist manchmal nicht gut. Verstehst du, was ich meine?

66 I: Ich verstehe es ein bisschen. Meinst du, es wäre mit anderen Personen anders gewesen?
67 B: Ja, genau. Ich glaube schon. Auf der Station Y ist es ja anders.
68 I: Also hätten die begleitenden Personen schneller ausgetauscht werden müssen? Wäre das
eine Lösung gewesen?
69 B: Nein. Ich hatte ein Problem mit einer Person und deswegen war für mich alles negativ und
es konnte nicht mehr besser werden. Mein Eindruck war bei Allem negativ und es fühlte sich
immer nur negativ an, gegen mich. Das hat sich bei Allem so fortgesetzt. Aber das war per-
sönlich und ich denke, das passt eigentlich nicht in dieses Interview.

70 I: Also war dann deine Entscheidung die Station zu wechseln der richtige Weg, um besser an-
kommen zu können?
71 B: Ja. Erst wollte ich das Krankenhaus wechseln, ich wollte kündigen. Ich habe das nochmal
versucht. Als letzten Weg. Ich hatte noch niemals Probleme, nur hier in Deutschland habe ich
diese Probleme. Und ich habe gedacht, das ist nicht möglich und ich muss etwas machen.
Aber jetzt auf der Station Y ist alles gut. Wenn es da nicht gegangen wäre, dann hätte ich ge-
wechselt, das Krankenhaus gewechselt.
72 I: Wir haben jetzt über deine Ankunft und die Einarbeitung gesprochen. Gibt es aus deiner
Sicht noch etwas, das ich nicht gefragt habe, das dir aber wichtig ist und du mir noch sagen
möchtest?
73 B: Das ist kompliziert. Das ist mir zu persönlich. Ich möchte das im Interview nicht sagen. Ich
weiß nicht, nein ich möchte nichts mehr sagen.

XXIX
74 I: Okay. Alles klar. Dann danke ich dir sehr für dieses Gespräch.

XXX
Anhang 8: Kodierungen und Paraphrasen
Code/Kategorie Absatz Segment Paraphrase
Fachlichkeit 26 Es ist nicht schlimm, du musst dich nicht falsch fühlen nur weil
du noch lernen musst.
Fachlichkeit 65 Also, ich fühl mich schon integriert und so fachlich, ja je nach- Routineversorgung ist kein Problem. Unsicherheiten bei neuen Situ-
dem was es so für Krankeheitsbilder sind. Je nachdem wie ationen bestehen. Können gut gelöst werden durch Kommunikation
schwer krank der Mensch ist. Da kommen immer so Fragen, bei mit den Ärzten.
denen ich nicht sicher bin. Aber dafür frage ich dann immer den
Arzt. Ich glaube, kein Mensch kann alles wissen, oder? Also
schon die Basis und wenn ich einmal so einen Patienten, der so
krank war betreut habe, der bestimmte Krankheiten hat, wenn
dann der zweite kommt, dann weiß ich schon besser bescheid.
Fachlichkeit 69 Also, zum Beispiel als ich dann alleine war, hatte ich Patienten, Routineversorgung ist kein Problem. Unsicherheiten bei neuen Situ-
die noch niemals betreut hatte. Und dann: "Oh, was mach ich ationen bestehen. Können gut gelöst werden durch Kommunikation
jetzt." Aber dann habe ich schnell nachgedacht, was man mit den Ärzten.
macht, was man nicht macht. Und ja, dann habe ich viele Fra-
gen gestellt. Das gehört auch dazu. Und ja, dann habe ich den
Patienten gerettet sozusagen und auch mich. (lacht)
Fachlichkeit\Berufser- 8 Ich habe mein Studium 2014 abgeschlossen, dann habe ich so- Insgesamt 5 Jahre Berufserfahrung in der Pflege, seit 3 Jahren in
fahrung fort angefangen als Krankenschwester zu arbeiten, im ambulan- Deutschland mit Anerkennung seit 2 Jahren.
ten Dienst und als Zeitarbeiterin. Hier in Deutschland habe ich
ein Jahr als GPA gearbeitet, während ich auf meine Anerken-
nung gewartet habe. Und jetzt bin ich Pflegefachkraft in
Deutschland seit zwei Jahren.

Fachlichkeit\Berufser- 13 Ich arbeite seit 20 Jahren. Seit 2000.


fahrung
Fachlichkeit\Defizite 14 Ich finde, dies ist eine Station, auf der man sehr viel Fachkom- Bedeutung der Fachkompetenz auf ITS
Fachkompetenz petenz braucht. Das bedeutet für mich wirklich wieder, die Bü-
cher nehmen, die Fachbücher nehmen und lesen und auch wie-
der mit anderen Leuten mich zu konfrontieren und auch mich
selbst zu aktualisieren. So können wir es sagen. Das was ich
studiert hatte auf jeden Fall ist auch schon 5 Jahre her und viele
Sachen haben sich verändert.
Fachlichkeit\Defizite 26 Ja. Aber wie ein ganz normaler Prozess. Es ist nicht schlimm, Defizite in der Fachlichkeit sind nicht schlimm wenn man mit Motiva-
Fachkompetenz du musst dich nicht falsch fühlen nur weil du noch lernen musst. tion neues Lernen will

XXX
Fachlichkeit\Defizite 66 habe ich zum Beispiel jetzt diese Weiterbildung Beatmung ge- Erkenntnis über die Notwendigkeit von vertieftem Fachwissen.
Fachkompetenz macht . Da habe ich gemerkt, dass ich zwar studiert habe, aber
dass es nur oberflächlich war, nicht so in die Tiefe ging. Vor Al-
lem war es etwas, dass ich aus den Büchern hatte und ich
musste das lernen für mein Examen. Es hatte nichts mit meiner
Praxis zu tun.
Fachlichkeit\Defizite 49 PRISMA [Hämofiltration] zum Beispiel. Das hatte ich vorher Durchführung der Körperpflege musste neu gelernt werden. Dafür
Fachkompetenz noch nicht gekannt. Hm, welche Kompentenzen (...). Ja, zum gab es Hilfspersonal.
Beispiel die Körperpflege der Patienten. Es ist hier ganz anders
als in Italien. Wir hatten mehr Hilfskräfte dafür. Ich habe das gar
nicht gemacht. Aber ich musste lernen, wie es hier gemacht
wird.
Fachlichkeit\Erfahrung 12 Nein, nur während der Ausbildung habe ich für einen Monat die Berufserfahrung ITS nur in der Ausbildung, jetzt 10 Monate ITS in
Intensivstation Ausbildung in der Intensivstation gehabt. Klinik X
Fachlichkeit\Erfahrung 27 Nur in meiner Ausbildung. Und das war eigentlich ein Aufwach- ITS Erfahrung nur in der Ausbildung.
Intensivstation raum.
Fachlichkeit\Erfahrung 29 nicht so direkt Intensiv. Also war ich schon so, ich hatte ein paar Patienten waren dort nicht so schwer erkrankt.
Intensivstation Einsätze aber die waren nicht so krank, so die Leute, sozusa-
gen.
Fachlichkeit\Erfahrung 31 Das war nicht so eine richtige Intensiv, so wie ich das jetzt beur- Patienten waren dort nicht so schwer erkrankt.
Intensivstation teilen würde. Ja. Also da waren schon manche Situationen und
bei uns da war viel mit Verbrennung, also mit septischen Pati-
enten.

Fachlichkeit\Erfahrung 11 Ich habe viel auf der Intensivstion gearbeitet. Aber auch im, wie
Intensivstation heißt das, IMC Bereich. Auch medizinische, normale Abteilun-
gen, ja verschiedene Abteilungen auch.
Fachlichkeit\Erfahrung 15 5 Jahre auf der Intensivstation und 4 Jahre oder 5 Jahre im IMC 5 Jahre Erfahrung Intensivstation
Intensivstation Bereich.
Fachlichkeit\Fachliche 58 ich habe jetzt ein bisschen meine, meinen kleinen sicheren Ort Sicherheit nach der Einarbeitung erlangt für selbständige Über-
Integration nach Einar- gefunden, wo ich sage kann, okay - bis hier kann ich das ma- nahme der Arbeit. Aber noch nicht sicher in allen Eventualitäten des
beitung chen. Das Problem ist, dass mein sicherer Ort ist noch wirklich Arbeitsalltags.
klein und das ist noch nicht genug dafür, dass ich mich total in-
tegriert fühle und auf jeden Fall auch selbständig fühle mit mei-
ner Arbeit. Das ist etwas, das mir wahrscheinlich fehlt und fehlt
mir sehr, dass ich mich noch nicht selbständig fühle.
Fachlichkeit\Fachliche 64 manchmal fühle ich mich wirklich nicht ... ich fühle mich nicht to- Noch kein komplettes Gefühl der Sicherheit, Status als Anfänger ist
Integration nach Einar- tal wohl. Weil, es fehlt mir diese weiß nicht, vielleicht kann ich schwierig, weil man vorher schon in der eigenen Fachlichkeit weiter
beitung es vergleichen ... manchmal fühle ich mich wie ein Baby das die war.
ersten Schritte macht in einer Welt in der es eigentlich schon er-
wachsen sein sollte. Und wo es auch schon erwachsen gewe-
sen ist. in einer anderen Zeit. in einem anderen Leben.

XXXI
Fachlichkeit\Fachliche 51 a, ja, ich fühle mich auf der richtigen Strasse. Ich bin nicht kom- Das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein ist jetzt vorherrschend.
Integration nach Einar- plett integriert, weil ich muss noch andere Dinge lernen aber ja,
beitung ich bin auf der richtigen Strasse, zu lernen und mich hier zu in-
tegrieren.
Fachlichkeit\Nichtann- 45 Offiziell sind viele Kompetenzen nicht anerkannt. Und auf der Aberkekennung von Fachlichkeit/Kompetenzen wird als abwertend
erkennung der Fach- Station X wollte auch niemand etwas davon wissen. Jetzt auf empfunden. Nach dem Wechsel auf Station Y wurde die vorhande
lichkeit der Station Y konnte ich einiges machen. Sonografie zum Bei- Fachlichkeit mehr gewürdigt und stärkte das Selbstbewusstsein.
spiel und andere Dinge. Ich konnte das machen.
Motivation nach 6 Jetzt sind es 3 Jahre, die ich in Deutschland wohne und arbeite. Anreiz einer Arbeit bildet die Grundlage für die Migration
Deutschland zu kom- Ich bin hier her gekommen und hatte schon eine Arbeit hier.
men Und auch wegen der Arbeit bin ich hierher nach Deutschland,
nach Hamburg gekommen.
Motivation nach 17 ch wollte als erstes eine gute Arbeit finden. Das ist in Rumänien Arbeit und Verbesserung der Lebensbedingungen als Grund für
Deutschland zu kom- nicht einfach. Man verdient sehr wenig Geld. Außerdem wollte Migration.
men ich gerne etwas neues kennenlernen und ja auch einfach mehr
Lernen. Ich glaube, viele Rumänen wollen gerne in Deutschland
leben und arbeiten. Und mit dem Beruf als Krankenschwester
war das eine gute Möglichkeit.
Probleme\Erlebte An- 14 Ich muss sagen, ich habe mich sehr unter Druck gefühlt. Die Hoher Druck in die Strukturen eines deutschen Krankenhauses und
fanfangszeit Wahrheit ist... Ich habe mich gefragt, es war sowieso nach so der ITS zu verstehen und sich hineinzufinden
langer Zeit, die ich nicht mehr in einem Krankenhaus gearbeitet
habe, ich hätte mich auf jeden Fall auch in Italien unter Stress
und unter Druck gefühlt. Ich musste erstmal wieder in die "Idee"
von einem Krankenhaus wieder hineinkommen und in die Inten-
sivstation. Das ist auch der Grund, weshalb ich diese Entschei-
dung getroffen habe.
Probleme\Erlebte An- 20 Sehr beschäftigt hat mich persönlich zu verstehen, ob ich mich Zweifel richtige Entscheidung
fanfangszeit in dieser Intensivstation wohlfühlen könnte, ob das die richtige
Abteilung für mich sein kann. Beruflich auf jeden Fall wirklich
wieder mich sicher zu fühlen. Zu wissen, was ich kann und was
ich noch lernen muss, worüber muss ich noch zweifel. Das für
mich selbst zu verstehen hat mich sehr beschäftigt.
Probleme\Erlebte An- 33 Ja, also, die erste Zeit, das war ziemlich schwer. Weil alles neu Schwierig erlebte Anfangszeit. Das Einfinden in die Strukturen in
fanfangszeit war, andere Methoden sozusagen, also es war schwer. Deutschland fiel schwer.
Probleme\Erlebte An- 35 Also die Krankheitsbilder. Wegen der Übersetzung. Am Anfang sehr beschäftigt mit dem Verstehen der Fachsprache.
fanfangszeit
Probleme\Erlebte An- 17 Schrecklich. Sehr schrecklich (lacht). Ich hatte viel Angst zu An- Anfangszeit wird schrecklich und voller Angst empfunden. Angst vor
fanfangszeit fang, weil alles neu war. Ich musste ... ich hatte keine Ahnung, dem vielen Neuen und davor die Arbeiten neu Lernen zu müssen.
was ich machen muss, deswegen hatte ich viele Probleme

XXXII
Probleme\Erlebte An- 23 Ich musste alle und alles verstehen. Die Sprache war erstmal, Durch die am Anfang sehr großen Defizite in der Sprachkompetenz
fanfangszeit auch wenn du einen Deutschkurs gemacht hast, verstehst du entstand großer Stress und viel Angst.
nicht alle und es ist alles schwierig, alles schwierig und dein
Kopf ist immer immer beschäftigt. Immer beschäftigt und das
macht viel Stress und wenn die Kollegen keine Geduld haben,
ist das sehr schwierig zu machen. Schwierig. Und deswegen
hatte ich viel Angst vor dem Arbeiten.
Probleme\Erlebte An- 33 Am meisten die Sprache. Das ist eine Barriere. Du kannst nicht Größtes Problem ist die fehlende Sprachkompetenz. Kommunika-
fanfangszeit gut die Diagnosen verstehen, die Probleme von den Patienten tion mit Patienten, Ärzten und Pflegenden ist erschwert. Die Arbeit
verstehen oder wenn ein Arzt eine Anordnung macht, kannst du ist ohne Verstehen nicht möglich.
das nicht verstehen. Das macht, ähm, du bist allein. Und du
hast eine Grenze, du kannst nicht arbeiten.
Probleme\Kommunika- 36 hat mir geholfen auf jeden Fall mit den Anderen zu reden. Mit
tion den anderen Kollegen. Den Jungen genauso wie auch die Al-
ten, erfahrenen Kollegen zu reden
Probleme\Kommunika- 35 Einarbeiter ja. Ja aber verstehen musste ich es alleine. Nie- Trotz individueller Einarbeitung fühlt sich die Person allein gelassen.
tion\Kollegen Pflege mand hat mit mir italienisch gesprochen. Auch außerhalb der
Arbeit nicht. Deswegen war alles sehr schwierig.
Probleme\Kommunika- 74 Nein gar nicht. Ich fühle, dass ich benutze weniger ... ich ver- Das Verstehen auch von Fachsprache wird immer besser aber das
tion\Sprachkompetenz stehe, ich verstehe immer besser und am meisten viele Worte, eigene Sprechen fällt immer noch schwer.
jetzt es ist wahr, da sie aus dem lateinischen kommen, deswegen
sind sie für mich einfach aber diese Worte zu benutzen das ist
für mich nicht leicht.
Probleme\Kommunika- 76 ich habe auch bemerkt zum Beispiel dass die Aussprache viele Aussprache der Fachsprache wird von den Deutschen manchmal
tion\Sprachkompetenz Probleme macht, weil wenn zum beispiel ich sage "hyper", hy- nicht richtig verstanden, daher werden einfache Worte verwendet.
jetzt perto. Es ist manchmal nicht einfach für die anderen, das zu
verstehen, dass ich "hoch" meine und nicht "hypo" ... niedrig.
Deswegen muss ich etwas anderes sagen, ich sage dann im-
mer, ich benutze einfache Worte, wie "hoher Blutdruck" oder so.
Probleme\Kommunika- 55 Ich verstehe, das ist schon mal genug. Wenn man versteht Die sprachliche Kompetenz hat sich sehr verbessert. Das Verstehen
tion\Sprachkompetenz finde ich, ist das der richtige Schritt zum lernen und das Spre- ist schon sehr gut und gibt Sicherheit. Das Sprechen fällt zum Teil
jetzt chen kommt immer mehr mit dem tun, mit dem Üben. Es ist im- noch schwer und braucht mehr Zeit.
mer noch schwierig, du liest viel und du verstehst und kennst
die Worte aber manchmal kannst du sie dann doch nicht spre-
chen. Du weißt was du sprechen willst aber du kannst es in
dem Moment nicht. Aber das Verstehen ist schon ganz gut ge-
worden. Ich verstehe die Anordnungen oder die Übergaben.
Bisschen langsam manchmal noch aber ich verstehe.
Probleme\Kommunika- 30 Und die Angst, dass ich manchmal nicht schnell genug bin zu Kommunikationsprobleme mit Ärzten aufgrund von unzureichender
tion\Sprachliche Prob- verstehen. sprachkompetenz führt zu Angst etwas wichtiges nicht zu verstehen,
leme allgemein z.B. in Notfallsituationen

XXXIII
Probleme\Kommunika- 30 Und mit vielen Ärzten habe ich wirklich Schwierigkeiten mit der Kommunikationsprobleme mit Ärzten aufgrund von unzureichender
tion\Sprachliche Prob- Sprache. sprachkompetenz führt zu Angst etwas wichtiges nicht zu verstehen,
leme allgemein z.B. in Notfallsituationen
Probleme\Kommunika- 31 Also Sprache ist schon ein größeres Problem?
tion\Sprachliche Prob-
leme allgemein B: Ja. Das ist schon das meiste.
Probleme\Kommunika- 32 Und vor Allem wie gesagt bei den Kollegen kann ich immer Kommunikation mit Ärzten ist schwieriger. Mehr Angst.
tion\Sprachliche Prob- nachfragen, passiert das mit den Ärzten ist der Kontakt manch-
leme allgemein mal schwierig.
Probleme\Kommunika- 32 und wenn ein Notfall passiert, da ist es normal, da muss ich Kommunikation mit Ärzten ist schwieriger. Mehr Angst. Sprache als
tion\Sprachliche Prob- schnell und sofort verstehen, da haben wir keine Zeit um wieder größtes Problem
leme allgemein nachzufragen da wird erwartet, dass ich verstehe.
Probleme\Kommunika- 77 Hm, nicht so, also schon - alle sagen mir, dass ich so gut spre- Sprachkompetenz wird von den Deutschen besser eingeschätzt als
tion\Sprachliche Prob- che aber ich finde, nicht so gut. Ich übe immer noch, lerne die Selbsteinschätzung. Defizite werden im Bereich Fachsprache
leme allgemein dazu. gesehen.

I: Was fehlt dir noch?

B: Ja, so manche fachlichen Wörter fehlen mir einfach. Fach-


sprache.
Probleme\Kommunika- 83 Wir müssen ja auch nicht so viel schreiben durch die Computer- Schriftsprachliche Kompetenz wird als gut eingeschätzt. Als Vorteil
tion\Sprachliche Prob- akte. wird die Möglichkeit der digitalen Dokumentation gesehen.
leme allgemein Ja, wenn ich alles aufschreiben müsste, wäre es schwieriger.
Probleme\Kommunika- 33 Am meisten die Sprache. Das ist eine Barriere. Du kannst nicht
tion\Sprachliche Prob- gut die Diagnosen verstehen, die Probleme von den Patienten
leme allgemein verstehen oder wenn ein Arzt eine Anordnung macht, kannst du
das nicht verstehen. Das macht, ähm, du bist allein. Und du
hast eine Grenze, du kannst nicht arbeiten.
Probleme\Mit anderen 30 Was mir vor Allem Probleme gemacht hat, ist die Beziehung zu Kommunikationsprobleme mit Ärzten aufgrund von unzureichender
Berufsgruppen den Ärzten. sprachkompetenz führt zu Angst etwas wichtiges nicht zu verstehen,
z.B. in Notfallsituationen
Probleme\Mit anderen 30 Und mit vielen Ärzten habe ich wirklich Schwierigkeiten mit der
Berufsgruppen Sprache.
Probleme\Mit anderen 32 Und vor Allem wie gesagt bei den Kollegen kann ich immer
Berufsgruppen nachfragen, passiert das mit den Ärzten ist der Kontakt manch-
mal schwierig.

XXXIV
Probleme\Mit Kollegen 71 Erst wollte ich das Krankenhaus wechseln, ich wollte kündigen. Gedanke an Kündigung, Wechsel des Arbeitgebers, erwogen dann
Pflege Ich habe das nochmal versucht. Als letzten Weg. Ich hatte noch Entschluss die Abteilung zu wechseln. Danach wurde es besser.
niemals Probleme, nur hier in Deutschland habe ich diese Prob-
leme. Und ich habe gedacht, das ist nicht möglich und ich muss
etwas machen. Aber jetzt auf der Station Y ist alles gut. Wenn
es da nicht gegangen wäre, dann hätte ich gewechselt, das
Krankenhaus gewechselt.
Probleme\Mit Kollegen 27 Nee, nein, ich musste das alleine machen. Ich musste das al- Im ersten Arbeitsbereich herrschte das Gefühl vor allein gelassen
Pflege leine machen. Jetzt auf der Station Y habe ich vielleicht die rich- worden zu sein. Nach einem Wechsel auf Station Y fühlte die Per-
tigen Personen gefunden, die mir geholfen haben. son sich durch das Team mehr unterstützt.

Probleme\Mit Kollegen 33 Aber sonst so zwischenmenschliche Probleme, gab es die


Pflege auch?

B: Ich finde nicht persönlich. Ich finde, dass ab und zu im gan-


zen Team gibt es schon Probleme aber das gehört nicht nur zu
mir das ist mehr das ich diese Probleme fühle aber andere Kol-
legen, die schon lange da sind das gleiche empfinden. Prob-
leme im Team, allgemein.
Probleme\Mit Kollegen 45 a, die gibt es schon. Die gibt es überall, glaube ich... Menschen, Zwischenmenschliche Probleme gibt es überall, geringe Relevanz
Pflege mit denen du einfach nicht klarkommst. Aber das ist halt Arbeit. für die Arbeit.
Probleme\Mit Kollegen 47 Es gibt die alten Menschen, die viel Erfahrung haben und wenn Ungeduld von erfahrenen Kollegen ist ein Problem.
Pflege du neu kommst und keine Erfahrung hast wird gefragt: "Wieso
kannst du das nicht?" oder also so.
Probleme\Mit Kollegen 51 Aber bis jetzt hatte ich noch keine Probleme in den Teams in Zwischendurch gab es Probleme durch den geforderten Anspruch
Pflege denen ich gearbeitet habe, mit Kollegen. Nur als ich hier war, ja, der Kollegen. Ein Wechsel des Arbeitsplatzes wurde erwogen.
also das war, ich wollte auch eigentlich weggehen. Zwischen-
durch.
Probleme\Mit Kollegen 53 Aber jetzt ist es gut, jetzt geht es. Jetzt geht es (lacht)
Pflege
Probleme\Mit Kollegen 41 Ich bin ein bisschen ungeduldig aber die Kollegen waren es Kollegen und die Person selbst waren ungeduldig. Es wäre mehr
Pflege auch. Das macht ein schlechtes Team. Zeit und Geduld nötig gewesen.
Probleme\Mit Kollegen 49 Das ist vielleicht am Anfang ein bisschen schief gelaufen. Aber Charakterlichen Eigenheiten führten zu zwischenmenschlichen
Pflege auch mein Charakter ist nicht so einfach. Weißt du, ich habe ei- Problemen.
nen kräftigen Charakter und ich lasse mich nicht so schnell
klein machen. Deswegen hatte ich wohl auch Probleme.
Soziale Integration 68 Ja, ich glaube, außer meine Besonderheiten, dass ich nicht so
eine große Sozialperson bin, aber ich finde das, ja kann ich sa-
gen (lacht).

XXXV
Soziale Integration 70 Aber wie gesagt, ich sage über mich selber, dass ich nicht so
sozial bin, und deswegen kann ich nicht anderen die Schuld ge-
ben wenn ich mich nicht selber integriere. Ich mache keine gro-
ßen Schritte, um mich zu integrieren, deswegen kann ich die
Schuld nicht anderen geben. Aber ich weiß, dass gehört zu mir.
Soziale Integration 70 Ich frage mich schon ein bisschen, okay, mag sie mich (...) ich Unsicherheiten darüber was andere über einen denken, unabhängig
denke, dass sie mich mag. Ist das wahr oder nicht aber ich davon was erlebt wurde. Gefühl der sozialen Integration vorhanden.
glaube manchmal ist das mehr meine Unsicherheit, als etwas,
das ich erlebt habe in den Beziehungen mit den Anderen. Im
allgemeinen kann ich sagen, dass ich mich integriert fühle.
Soziale Integration 71 Also schon, ja. Ich bin schon integriert.
Soziale Integration 73 man kann halt nicht mit allen so Freunde sein, aber das muss
man auch nicht.
Soziale Integration 53 a, schon. (Pause) Hm, ich bin nicht sehr sozial, wie heißt das, Sagt sich selbst wenig soziale Kompetenz nach. Hat aber jetzt keine
ich bin gern ein bisschen für mich. Ja, aber das ist mein Cha- zwischenmenschlichen Probleme mehr im Team nach dem Wechsel
rakter. Aber ja, ich habe kein Problem mit den Kollegen auf der der Abteilung.
Station Y.
Unterschiede zum Hei- 42 Dies ist schon ein Gefühl, das ich hier in Deutschland nicht ge- Schärfere Trennung des ärztlichen und pflegerischen Tätigkeitsbe-
matland habt habe. Die Pflegefachkräfte schaffen es mehr zu sagen, reich als in Italien
das ist meine Aufgabe und das gehört nicht zu mir.
Unterschiede zum Hei- 48 die Aufgaben sind besser getrennt als in Italien. Ich finde das Einerseits ist die Aufgabentrennung gut, da man mit weniger Belas-
matland gut natürlich, damit man mit weniger Belastung arbeiten kann. tung arbeiten kann, andererseits ist die Trennung oft ssehr starr und
Manchmal habe ich das Gefühl, dass es ein bisschen zu stark verzögert dadurch die Patientenversorgung.
ist. In einem Zustand wie jetzt sind wir in jedem Krankenhaus in
einem Zustand wo wir wenig Personal haben. Manchmal kann
diese Trennung auch nicht ganz helfen.
Unterschiede zum Hei- 38 es gibt schon Unterschiede. Eins kann sein schon die Verant- Verantwortung in Deutschland anders als in Italien, andere rechtli-
matland\Gesetzliche wortung, dass die Pflegefachkräfte fühlen, dass es ist in Italien che Konsequenzen
Unterschiede eine andere ist als hier. Weil wir vor Allem in den letzten Jahren
in Italien, es ist immer mehr stärker das Gefühl dass die Verant-
wortung gesetzliche Konsequenzen haben kann. Das ist neu im
Gesetz in Italien.
Unterschiede zum Hei- 40 das war auch für die Ärzte, dass wenn sie einen Fehler machen
matland\Gesetzliche in ihrer Arbeit, sie können auf jeden Fall angezeigt werden.
Unterschiede
Unterschiede zum Hei- 37 Und auch wie man damit umgeht hier in Deutschland. Auch ge- Die Gesetze und der Umgang damit sind in Deutschland anders als
matland\Gesetzliche setzlich. Die Abläufe zum Beispiel. Auch mit Tracheotomie und in Rumänien.
Unterschiede so. Dass, wenn es keinen Betreuer gibt, man einen gesetzli-
chen bestellen muss, und so. Diese Sachen sind in Rumänien
nicht immer so. Es wird anders gehandhabt. Hier arbeitet man
viel mehr mit dem Gesetz. Wegen Anklage und so.

XXXVI
Unterschiede zum Hei- 39 In Rumänien gibt es schon so ein paar Regeln aber nicht so Regeln und Gesetze sind in Rumänien weniger streng als in
matland\Gesetzliche streng. Deutschland.
Unterschiede
Unterschiede zum Hei- 70 Worüber ich mir manchmal Gedanken mache, das ist, und das
matland\Kulturelle Un- ist vielleicht ein bisschen ein kultureller Unterschied, dass ist, es
terschiede mir nicht immer einfach fällt zu verstehen was die Kollegen den-
ken.
Unterschiede zum Hei- 70 Ich finde, die Deutschen in Hamburg sind sehr höflich, sehr for- Schwierigkeiten die Denkweise der Deutschen (Hamburger) nach-
matland\Kulturelle Un- mal aber manchmal auch zuviel höflich und formal. Ich verstehe zuvollziehen. Das kann zu Rückzug im Kontakt führen.
terschiede nicht, was sie wirklich denken. Das gilt auch für die Kollegen.
Manchmal weiß ich nicht ganz genau, was sie denken über das
was ich sage oder was passiert.
Unterschiede zum Hei- 72 ich möchte keine Vorurteile äußern, weil natürlich nachher, jede Es braucht Zeit, um Kollegen im Team besser kennenzulernen und
matland\Kulturelle Un- Person anders ist, es ist klar. Aber ich habe immer schon, das Unsicherheiten im Kontakt abzubauen.
terschiede ist wie eine rote Linie gefunden, man braucht manchmal ein
bisschen mehr Zeit, wirklich, dass die anderen sich sicherer
fühlen, einfach seine Gefühle sagen ohne Probleme zu ma-
chen, okay, ohne zu denken, ich könnte sie beleidigen oder
nicht, einfach sagen: Ich denke das.
Unterschiede zum Hei- 52 Und vielleicht ist es auf der Intensivstation schon ein bisschen Auf der Intensivstation wird die Trennung und die Übernahme von
matland\Unterschied-li- anders, weil auf der Intensivstation die Pflegefachkraft eine Verantwortung nicht so streng getrennt empfunden wie auf einer
che Tätigkeiten große Verantwortung hat, das spielt eine große Rolle und man Normalstation.
arbeitet schon wirklich mit den Ärzten zusammen.
Unterschiede zum Hei- 17 ich musste nochmal alles lernen wie ich hier arbeiten muss. Große Unterschiede zu den Tätigkeiten in Italien.
matland\Unterschiedli-
che Tätigkeiten
Unterschiede zum Hei- 55 Ja, also, es ist schon eine Differenz. In Rumänien haben wir Keine Übernahme der Körperpflege im Heimatland. Dafür mehr Pa-
matland\Unterschiedli- nicht gewaschen. Da waren die Helferinnen, die das machen. tienten zu betreuen.
che Tätigkeiten Da hilfst du nur. Aber dafür hattest du auch ein bisschen mehr
Patienten.
Unterschiede zum Hei- 59 Hilfspersonal und, zum Beispiel, Verbände und was so machen Körperpflege komplett durch Hilfspersonal
matland\Unterschiedli- wir schon aber ja das mit waschen, was auch viel Zeit kostet,
che Tätigkeiten hat jemand anders gemacht.
Unterschiede zum Hei- 17 weil die Arbeit hier ganz anders ist als in Italien.
matland\Unterschiedli-
che Tätigkeiten
Unterschiede zum Hei- 43 Ich habe viele andere Kompetenzen als hier. Deswegen musste Diskrepanz: vorhandene Kompetenzen werden hier nicht gebraucht,
matland\Unterschiedli- ich auch neue Kompetenzen hier lernen. Ich kann ja nicht alles dafür müssen neue Kompetenzen erlernt werden.
che Tätigkeiten wissen, okay. Niemand kann alles wissen. Man muss eben ler-
nen. Ich wollte lernen aber ohne Geduld konnte ich das nicht
machen. Okay, ich hatte andere verschiedene Kompetenzen,
die ich hier vielleicht nicht brauche aber, ja, ganz genau.

XXXVII
Unterstützung 24 Sehr geholfen haben mir die Kollegen. Ich habe in meiner Ein- Persönliche Unterstützung durch Praxisanleiter war sehr hilfreich
arbeitung viel Zeit mit Praxisanleiterin 1 verbracht und sie hat
mir viel Unterstützung gegeben. Sie hat meine Zweifel verstan-
den auch über meine Person und was brauchte ich wirklich
auch wieder, um mich zu ordnen. Über die ganzen verschiede-
nen Informationen, die ich in den drei Monaten Einarbeitung be-
kommen habe. Sie hat mir geholfen alles wieder in Ordnung zu
bringen und sie hat mir persönlich Mut gegeben
Unterstützung 37 Wir hatten die Patienten und dann haben wir auch sehr viel dar- Persönliche Unterstützung durch Praxisanleiter war sehr hilfreich.
über gesprochen was passieren kann und was nicht.
Unterstützung 41 Es hat mir sehr viel geholfen, als ich nur mit einer Person war. Direkte, persönliche Einarbeitung durch nur eine Person war sehr
Ich glaube, das bringt viel mehr, wenn du zum Beispiel die 3 hilfreich.
Monate nur mit einer Person machst. Weil er weiß schon Be-
scheid, was du weißt und was du nicht weißt. Und dann kann er
dich auch unterstützen und du kannst ihn auch so fragen.
Unterstützung 42 Also die Kontinuität und das Vertrauensverhältnis zu einem Kontinuität der Einarbeitung schafft ein besseres Vertrauensverhält-
Mentor? nis zwischen Einarbeitendem und neuem Mitarbeiter, dies sorgt für
ein größeres Dicherheitsgefühl bei dem neuen MA.
B: Das finde ich besser, weil wenn du immer zwischendurch
wechselst, dann ist es so blöd bis du dich so mit jemandem
kennenlernst. Das dauert ein bisschen lange.
Unterstützung 51 Aber dafür hatte ich auch Kollegen, die mir geholfen haben. das Geduldige, einfühlsame Kollegen helfen sehr.
kannst du so machen oder dies kannst du so machen. Und
guckst du halt. Aber das gibt es überall, glaube ich.
Unterstützung\Durch 80 Der Arbeitgeber hat mir auch einen Sprachkurs angeboten. Lei- Allgemeiner Sprachkurs vom Arbeitgeber hat nicht sehr geholfen,
Arbeitgeber der war das nicht so interessant, auf jeden Fall das war nicht die Themen hätten spezifischer für die Intensivstation sein müssen.
so eine große Hilfe gewesen weil das war ein gemeinsamer
Kurs, das war nicht nur für Intensivstation, sondern auch für die
anderen Stationen und natürlich hatten wir verschiedene Inte-
ressen.
Unterstützung\Durch 101 Gibt es etwas, was der Arbeitgeber, die Stationsleitung oder Unterstützung durch Akzeptanz.
Arbeitgeber auch das Team noch für dich hätte tun können, um dir deinen
Einstieg zu erleichtern?

B: Ja, ich glaube, das haben sie schon, dass sie mich akzeptiert
haben sozusagen, das Team und auch die Leitung.

XXXVIII
Unterstützung\Durch 106 Also, ja sie haben sich gekümmert halt. Ja gut, vielleicht muss- Der Arbeitgeber hat sich sehr gekümmert und hätte bei Behörden-
Arbeitgeber ten sie sich nicht so sehr kümmern um mich. Aber ich glaube, gängen, Formalitäten und Wohnungssuche unterstützt. Dies war
wenn ich eine Wohnung gebraucht hätte, dann hätten sie das aber nicht notwendig.
auch gemacht. Wie bei anderen auch. Aber ich war stabil als
ich in (Klinikname) anfing. Sie haben mich auch gefragt, ob ich
etwas Unterstützung brauche oder so. Aber sie haben sich
schon auch gekümmert und Fragen gestellt.
Unterstützung\Durch 27 Das hat dir Sicherheit gegeben? Sicherheit durch Kollegen
Team
B: Ja, genau. Und auch genauso die Sätze der anderen Kolle-
gen, die mich mit anderen Kollegen vergleichen und sagen ok
ich fühle mich nicht sicher oder so und nach jedem Mal eine
Hilfe zu haben, das hat mir wirklich geholfen
Unterstützung\Durch 32 Und vor Allem wie gesagt bei den Kollegen kann ich immer Bei anderen Pflegenden ist die Angst nachzufragen wesentlich ge-
Team nachfragen ringer

Unterstützung\Durch 36 zu verstehen hat mir geholfen auf jeden Fall mit den Anderen Große Hilfe um zu verstehen mit Kollegen reden.
Team zu reden. Mit den anderen Kollegen. Den Jungen genauso wie
auch die Alten, erfahrenen Kollegen zu reden.
Unterstützung\Durch 33 Manchmal ist es auch jetzt noch schwer, weil ich treffe so man- Erlebte Unterstützung durch Kollegen bei neuen Situationen.
Team che Situationen, die ich nicht vorher hatte aber dafür habe ich
auch Kollegen, die mich unterstützen.
Unterstützung\Durch 27 Nee, nein, ich musste das alleine machen. Ich musste das al-
Team leine machen. Jetzt auf der Station Y habe ich vielleicht die rich-
tigen Personen gefunden, die mir geholfen haben.
Verbesserungen 80 vielleicht ein Sprachkurs aber für jede Abteilung.
Verbesserungen 65 Nichts. Vielleicht war einfach der Charakter das Problem, weißt Persönliche Probleme die mit dem eigenen Charakter und nicht mit
du. Die anderen Personen haben alles gemacht aber für mich die Abteilung ans ich zu tun hatten haben einen Abteilungswechsel
war es nicht richtig. Weißt du, die anderen ausländischen Kolle- notwendig gemacht. Die befragte Person meint nicht mehr offen für
gen V. und J. bei denen hat es gut geklappt. Sie sind gut inte- Verbesserungen und Lösungen gewesen zu sein.
griert, deswegen denke ich, mit mir hat es einfach nicht ge-
passt, auf der ersten Station. Zwischen den Personen denke
ich, nicht die Strukturen, ich denke schon, es war persönlich.
Ich hatte ein bisschen persönliche Probleme mit einigen Perso-
nen dort und deswegen war ich nicht mehr offen für alles an-
dere. Und ich habe vielleicht auch Dinge gesagt, die nicht in
Ordnung waren.
Verbesserungen\Feed- 84 Und als drittes, vielleicht mehr - vor Allem in der Anfangszeit Es wird sich mehr konkretes, qualifiziertes Feedback in der Einar-
back aber auch später oder dem ersten Jahr, wenn sich jemand noch beitungszeit und danach gewünscht. Von den Kollegen, Praxisanlei-
nicht so intergriert fühlt in der Arbeit mehr Feedback zu bekom- tern und der Stationsleitung.
men. Von den Kollegen selber oder für den Fall auch von den
Leitern von den, zu sagen ok - dies machst du gut aber es fehlt
dir noch das.. das.. das..

XXXIX
Verbesserungen\Feed- 86 Ein bisschen wirklich zu verstehen nicht nur selber diesen Pro- Es wird sich mehr konkretes, qualifiziertes Feedback in der Einar-
back zess zu machen okay, das geht, wie gesagt ich hab, wie hab beitungszeit und danach gewünscht. Von den Kollegen, Praxisanlei-
ich früher erzählt, ich habe mich sortiert, meine Fähigkeiten sor- tern und der Stationsleitung.
tiert, aber ich möchte auch ein Feedback von den anderen ha-
ben, wenn ich denke, das ist richtig oder nicht.
Verbesserungen\Feed- 86 Ja vielleicht, mehr so diese Unterstützung, nicht nur praktisch, Wunsch nach mehr konkretem, qualifiziertem Feedback und theore-
back sondern zwischendurch mehr Gespräche, z.B. im PA Raum, tischem fallbezogenen Unterricht.
um manche Situationen einfach nochmal zu besprechen. Zum
Beispiel Feedback geben und auch theoretischen Unterricht.
Aber vor allem Feedback ob ich etwas gut gemacht habe. In der
Situation.
Verbesserungen\Feed- 88 Mehr Zeit für Rücksprachen. Wunsch nach mehr konkretem, qualifiziertem Feedback und theore-
back tischem fallbezogenen Unterricht.
Verbesserungen\Konti- 94 Das finde ich gut, weil dann der Mensch, der mit dem du gear- Eine kontinuiertliche Einarbeitung durch eine Person für die ersten 2
nuierliche Einarbeitung beitet hast, also der dann aufpasst, der weiß dann Bescheid, Monate wird als sinnvoll erachtet und sich gewünscht.
was für Fehler du machst. oder wo du nicht aufmerksam bist.
Weil wenn ein anderer kommt, dann bist 2 Wochen mit einem 2
Wochen mit einem anderen, ja das ist auch gut, weil du dann
lernst noch andere Tricks sozusagen.
Verbesserungen\Wün- 108 Vielleicht so ein für Ausländer so ein, wie soll ich sagen so ein Organisierte Treffen zum Austausch mit anderen Arbeitsmigrant*in-
sche\Austausch andere Treffen 2x im Jahr oder 1x im Jahr für alle Ausländer, so dass nen
Ausländer wir uns so ein bisschen austauschen können. Das würde ich
gut finden. Um zu hören, wie es den anderen geht und um uns
zu vernetzen.
Verbesserungen\Wün- 108 Da bespricht man dann auch, was es noch so für Probleme
sche\Austausch andere gibt. Oder was man verbessern kann.
Ausländer
Verbesserungen\Wün- 110 Also, das finde ich ist eine gute Idee. Weil ich war ja auch auf Erfahrungsaustausch
sche\Austausch andere diesem Beatmungsseminar und da haben wir auch ausländi-
Ausländer sche Kollegen getroffen, die nicht bei uns in der Klinik arbeiten,
aber aber das war schon eine schöne Erfahrung, wie man das
macht warum man das macht.
Verbesserungen\Wün- 78 So, vielleicht kann ich sagen eine Einarbeitung, die könnte ein Es wird siche eine individuellere Einarbeitung bezüglich der individu-
sche\Individueller Ein- bisschen mehr persönlich sein. Meine persönlichen Fähigkeiten ellen Fähigkeiten gewünscht.
arbeiten oder mehr gesagt meine Schwächen und meine Stärken ...
Verbesserungen\Wün- 88 was denken wirklich die Kollegen über nicht nur neue Kollegen, Was denken die deutschen Kolegen über neue Mitarbeiter aus dem
sche\Wunsch für die ei- dass sie kommen, neue Mitarbeiter, die vielleicht ganz neu sind Ausland?
gene Zukunft und keine Erfahrung haben auf der Intensivstation sondern
auch was denken sie über die Ausländer, dass sie kommen.
Denken sie, dass ist auf jeden Fall ein zu schwerer Prozess o-
der wenn sie denken es ist möglich aber haben sie eine andere
Idee zu: Wie sollte das laufen.

XL
Verbesserungen\Wün- 88 wirklich zu verstehen, was denken die Kollegen, wenn die Kolle- Haben die deutschen Kollegen Vorschläge wie die Integration von
sche\Wunsch für die ei- gen auch einen Unterschied merken wenn einer Ausländer ist, Ausländern verbessert werden kann?
gene Zukunft ob sie eine Idee haben, wie es besser laufen sollte, um auch
die Ausländer richtig zu integrieren. Nicht nur neue Mitarbeiter...
Verbesserungen\Wün- 94 manchmal sehe ich dass es ein paar gibt, dass sie nicht alle so
sche\Wunsch für die ei- zufrieden sind. Wenn dieses Thema aufkommt, es kommen
gene Zukunft neue Mitarbeiter, wie das läuft, aber ich habe auch keinen Vor-
schlag bekommen. Z.B. sie sollten es so, so, so machen. Des-
wegen frage ich mich, wie wird das in dem Team gesehen.
Verbesserungen\Wün- 114 Ja, wichtig für mich ist, dass ich viel lerne. Dass ich mich in die- Oberstes Ziel: Durch Lernen eine hohe Fachkompetenz erlangen.
sche\Wunsch für die ei- sem Beruf verbessern kann. Ich würde gerne wie PK1 sein,
gene Zukunft dass man so viel weiß. Sie guckt einfach den Patienten an und
weiß sofort was er hat und was er nicht hat. Das wünsch ich mir
auch! (lacht)
Verbesserungen\Wün- 116 wichtig für mich ist, ja dass ich alles gut mache sozusagen. Ziel: Gut arbeiten und weiterkommen.
sche\Wunsch für die ei- Dass ich gut arbeite und weiterlerne und weiterkomme.
gene Zukunft
Verbesserungen\Wün- 49 Ja, alles ist irgendwie neu und man muss ein bisschen viel Zeit Mehr Zeit benötigt um die Unterschiede zu verstehen und zu lernen
sche\Zeit haben, um zu verstehen, welche Dinge kann ich machen, be- sie umzusetzen.
herrsche ich sicher und welche Dinge muss man nochmal ler-
nen. Und ja, deswegen... Ich hatte oft das Gefühl, dass ich
diese Zeit am Anfang nicht bekommen habe. Für mich war es
schnell so, "Du musst das jetzt können". Ich hätte für mich mehr
Zeit gebraucht.

XLI
Eidesstattliche Erklärung

„Ich versichere, dass ich die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe selbständig verfasst
und nur die angegebenen Hilfsmittel verwendet habe. Wörtlich oder dem Sinn nach aus
anderen Werken entnommene Stellen sind unter Angabe der Quelle kenntlich gemacht.“

, den 28.02.2020

XLII

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