Kleidung im Mittelalter

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Eine adelige Dame des Hochmittelalters trgt einen krperbetonenden Surcot

Die Kleidung im Mittelalter spiegelte den Platz der gekleideteten Person innerhalb der mittelalterlichen Stndeordnung wider. Die Unterschiede zwischen den Stnden lagen meistens jedoch nur im verwendeten Material und dem dazugehrigen Zierrat. An verfgbaren Materialien zur Textilherstellung fr die niederen Stnde gab es Leinen, Hanf, Nessel (diese drei insbesondere zur Verwendung fr die Unterbekleidung) und Schafwolle (diese insbesondere fr Oberbekleidung). Der hhere Stand konnte noch zustzlich auf teure Importstoffe aus Seide zurckgreifen und nutzte generell bessere Textilqualitten und veredelte Tuche.

Kleiderfarben
Die Farbwahl war ein Unterscheidungskriterium zwischen den Stnden. Generalisierend lsst sich sagen, dass aufwndige, also teuer zu erzeugende, Farben den hheren Stnden vorbehalten waren. Um diesen Unterscheidungsstatus aufrechtzuerhalten, aber auch um den Aufwand der Kleidung zu begrenzen, wurden immer wieder so genannte Kleiderordnungen verfasst.

Farbstoffe
Neben der Verwendung naturfarbener Stoffe, welche wohl berwiegend nur im niederen Stand benutzt wurden, wurden die Stoffe auch eingefrbt, wie Abbildungen in Bchern, berlieferte Frberezepte und archologische Befunde zeigen. Dies geschah meist mit aus Pflanzen gewonnenen Farbstoffen. So wurden beispielsweise aus der Birke, dem Rainfarn und dem Gilbkraut gelbe Farbstoffe gewonnen. Die wichtigste Pflanze fr Rot war der Krapp, daneben eignen sich aber auch Gnsefu, Ahornwurzeln, Schlehdorn und bestimmte Flechten dafr. Blaue Frbungen wurden mit Hilfe der Frbepflanze Frberwaid erzeugt, aber auch Indigo wurde zunehmend importiert. Aber auch Farbextrakte tierischen Ursprungs wurden genutzt. Aus der Kermeslaus, die in mehreren Gattungen in Europa beheimatet ist, wurde ein teures Rot gewonnen. Der aus der Purpurschnecke gewonnene Purpur-Farbstoff war so wertvoll, dass er ausschlielich dem Hochadel vorbehalten war.

Textilherstellung
Die einfachen unveredelten Textilien fr den niederen Stand wurden oft in eigener Heimarbeit erzeugt. Oftmals zhlten Tuche direkt zu den erhobenen Abgaben des niederen Adels und Klerus gegenber ihren Abhngigen. Neben den, je nach Fasermaterial verschiedenen, Faseraufbereitungstechniken wurde zum Verspinnen der Fasern noch bis ins 13. Jahrhundert allein die Handspindel genutzt. Dann kamen erste einfache Spinnrder auf. Insbesondere die Tucherzeugung nahm im Hohen Mittelalter schon industrielle Mae an. Von der Tucherzeugung am senkrechten Gewichtswebstuhl ging man im 13. Jahrhundert auf den waagrechten Trittwebstuhl ber. Jeder Arbeitsschritt auf dem Weg zum fertigen Tuch wurde von spezialisierten Handwerkern bernommen. Es bildeten sich im Hohen Mittelalter regelrechte Industriezentren der Tucherzeugung heraus, insbesondere sind hier Sizilien, Norditalien, Sdfrankreich und insbesondere Flandern und Brabant zu nennen. Im spten Mittelalter stieg die Bedeutung sddeutscher Tuchherstellung an.

Kleidermode in den verschiedenen Unterepochen

Generell weist die Betrachtung der Bekleidung dieser Zeit systembedingt Fehler auf. An Darstellungen (Malerei & Skulptur) berwiegt deutlich der adelige Bereich, Darstellungen der niederen Stnde sind weniger hufig. Die Abbildungsqualitt ist bis Ende des 14. Jahrhunderts noch recht schlecht, es tritt bis dato kein realistischer Abbildungsstil auf. Kleidungsstcke die diese Zeit berdauert haben sind oft nur sehr spezielle Krnungs-, Kleriker- oder Heiligengewnder, welche in Schatzkammern und als Reliquien die Zeit berdauert haben. Die Auswahl dieser Bekleidung kann man berechtigterweise als nicht reprsentativ betrachten. Archologische Textilfunde hingegen sind relativ selten und oft nur sehr fragmentarisch erhalten.

Kleidung der Romanik

Die Kleidung der Romanik von ca. 800 bis ca. 1200 war noch sehr von der byzantinischen Mode, die ursprnglich aus der rmischen Tracht entstand, beeinflusst. Diese Einflsse wurden jedoch mit der Zeit schwcher und waren im 11. Jahrhundert nur noch an den Gewndern der Geistlichen zu erkennen. Als Verzierungen wurden in der Romanik noch hufig aufwndig brettchengewebte Borten genutzt.

Kleidung des Mannes Der Mann trug ein Unterhemd und eine Art Unterhose (genannt: Brouche) aus Leinen. Darber wurde ein langrmeliger Kittel getragen. Der wollene Kittel reichte bis ber die Knie und wurde gegrtet. Um die Schultern legte man einen Rechteckmantel aus Wolle, der auf der rechten Seite durch eine Spange gehalten wurde. Als Kopfbedeckung wurden Filzhte getragen. Die Fe und Beine wurden bis ins 11. Jahrhundert noch mit Binden umwickelt, danach setzten sich lange Strumpfbeine durch, welche man heute als Beinlinge bezeichnet. Die Schuhe bestanden aus Leder und wurden wendegenht hergestellt. An Frisurmoden berwiegen in dieser Zeit krzere Haarschnitte. Als Schmuck trug der Mann Mantelspangen und Armreifen sowie Grtel und Schnallen berwiegend aus Buntmetall (Bronze). Hhere Stnde nutzten auch Silber und Gold. Kleidung der Frau In der Romanik war die Kleidung der Frau bis ins 11. Jahrhundert nicht sehr krperbetont. Sie trug ein leinenes, fulanges Untergewand mit langen rmeln. Darber wurde ebenfalls ein knchellanges Obergewand mit weiten, kurzen oder spitz endenden rmeln angezogen. Ab dem 11. Jahrhundert wurde das Obergewand wesentlich krperbetonter, vermutlich ber der Taille geschnrt. Das Unterkleid wurde strker durch Keile geweitet und bodenlang verlngert. Im 12. Jahrhundert nimmt die Formenvielfalt bei den Oberkleidern weiter zu: Neben langen, weiten Obergewndern wird weiterhin der seitlich geschnrte Bliaut getragen. Es gibt aber auch Darstellungen von oberschenkellangen "Schlauchkleidern". Die rmel sind beim Adel weit, bei niedrigeren Stnden eng anliegend. Zustzlich kann ein Mantel getragen werden, der ber der Brust geschlossen wird. Verheiratete Frauen trugen das Haar bedeckt. Als Kopfbedeckung dominiert im 11. eine Art Schleiertuch, und 12. Jahrhundert ein langer Stoffstreifen, der in verschiedenen Varianten um Kopf und teilweise auch den Hals geschlungen wird. An der Wende zum 13. Jahrhundert kommt das Gebende (oder Gebnde) auf, eine drei bis sechs Zentimeter breite Leinenbinde, die die Wange und das Kinn bedeckte. Darauf setzte man kleine flache Hauben, das Schapel oder Schleier. Adlige Frauen trugen meist reich verzierte Kopfreifen. Die Schuhe der Frauen unterschieden sich nicht wesentlich von denen der Mnner. Die Haare hatte man immer noch gerne blondiert, wie es schon im alten Rom blich war. Es wurde glatt oder geflochten getragen, spter dann gelockt und aufgelst. Schmuck wurde im 11. Jahrhundert vom Adel noch reichlich getragen. Neben Fibeln wurden insbesondere Ketten, Ohr- und Fingerringe getragen. Im 12. Jahrhundert nimmt der Schmuck deutlich ab, d.h. es werden nur noch Fibeln/Frspane und gelegentlich Fingerringe getragen. In hochadeligen und kirchlichen Kreisen kommen dafr vermehrt Handschuhe auf.

Kleidung der Gotik

In der Gotik wurde die Kleidung zunehmend aufwndiger. Allerdings ist auch diese Aussage durchaus systembedingt kritisch zu betrachten, denn erst ab der Zeit der Hochgotik und Sptgotik existieren detaillierte, realistische Bildnisse der Kleidung. Die Moden der Frh-, Hoch- und Sptgotik unterscheiden sich sehr wesentlich voneinander. Es ist daher schwer, kurze, generalisierende Aussagen ber die gesamte Gotik hinweg zu treffen. Zu Beginn der Frhgotik im 13. Jahrhundert nhert sich die mnnliche Mode der weiblichen stark an. Beide Geschlechter tragen lange Oberbekleidung in Form einer sogenannten Cotte. Es berwiegt anfangs anscheinend eine wenig krperbetonte Mode die im wesentlichen hoch aufragende, schlanke Krper zeigt - eine Gemeinsamkeit mit der gotischen Architektur. Gegen Ende des 13. Jahrhundert und im 14 Jahrhundert nimmt die Formenvielfalt wesentlich zu und es kommt

auch wieder zu teilweise extremen Herausstellungen der Krperbetonung und zu Detailversessenheiten wie bspw. der Knopfmode oder den extrem langen Zipfeln an der sogenannten Gugel. Die folgenden Kleidungsbeschreibungen betreffen eher die Hoch- und Sptgotik. Kleidung des Mannes

Schnabelschuhe

Der Mann trug ein fufreies Unter- und berkleid. Der Rock reichte bis zu den Knien und wurde am Saum bisweilen geschlitzt. ber dem langrmligen Unterrock wurde die Suckenie (ein rmelloser berrock) getragen. Dazu gab es eine leinene Unterhose und enganliegende oberschenkellange Strmpfe, mhd. die hose. Wegen Verwechslungsgrnden mit dem modernen Hosenbegriff hat sich heute der Begriff Beinlinge eingebrgert. Spter entwickelte sich das Unterkleid zu einem kurzen engen Rock mit Stehkragen und reich gefaltetem Rcken, auch Schecke genannt. Diese wurde vorne aufgeschnitten und mit Knpfen oder Bndern wieder geschlossen. Manchmal blickte darunter das Hemd hindurch, welches aus feinstem Leinen gemacht wurde und in lauter kleine Falten gelegt wurde. Darber trug man einen weiten, mantelartigen Umhang, die Houpplande oder ein kurzes, kaum bis zum Ges reichendes Mntelchen. Als Kopfbedeckung setzte man eine Gugelhaube auf, eine kragenartige Kapuze mit langem Zipfel. Als Schuhe trug man Wendeschuhe, die wie auch bei anderer Kleidung blich auf Links genht und dann umgestlpt wurden, so dass die Naht innen liegt. Eine besondere Form waren die Schnabelschuhe, auch Poulines genannt, die sehr lange Spitzen aufwiesen und im 14. und 15. Jhd. aufkamen. Aber auch mit Sohlen benhte Beinlinge wurden getragen. Das Haar wurde offen und gelockt auf der Schulter hngend getragen. Spter war es nur noch halblang und ber dem Gesicht kurz. Aber auch vielerlei Kopfbedeckungen waren blich. Sehr verbreitet war eine einfache leinerne Bundhaube. Das Gesicht war entweder glattrasiert oder mit einem Vollbart bedeckt, der langsam wieder in Mode kam. Der Schmuck des Mannes bestand aus einem Frspan auf dem berrock und prunkvollen Grteln mit Taschen, den Dusings. Kleidung der Frau

Hennin

Die Frauen trugen genau wie die Mnner ein fulanges und langrmliges Unterkleid, die Cotte, das meist aus Leinen oder Seide genht wurde. Darber wurde ein loses, langes, spter rmelloses berkleid, der Surcot, gezogen, das mit einer Schleppe versehen war. Die burgundische Mode war krpereng, mit weitem schleppenden Rock und einem enganliegenden Mieder, das vorn ber dem Hemd zusammengeschnrt wurde. Unter dem tiefen Ausschnitt trug man einen Grtel. Als Kopfbedeckung trugen die verheirateten Frauen immer noch das Gebende oder die Rise, ein gefaltetes Kopftuch. Besonders in Burgund war der Hennin verbreitet. Das ist eine kegelfrmige Haube, die oft einen Meter hoch war und mit Schleiern versehen wurde. Junge Frauen trugen oft Reifenblumen oder Bnderkrnze. Als Schuhe verwendeten die Frauen ebenfalls Wendeschuhe.

Regionale Eigenheiten
Stdte
So wie die jeweiligen Zeiten ihre modische Besonderheiten aufwiesen, so gab es auch regionale Eigenheiten. Ab dem 15. Jahrhundert war es in der Stadt blich, Unterschuhe oder Trippen zu tragen. Diese hatten eine Holzsohle und einen Bgel aus Leder, in welchen man mit seinen Schnabelschuhen hineinschlpfte. Sie dienten dem Schutz der eigentlichen Schuhe vor Feuchtigkeit und Schmutz. Hannover war um 1300 vermutlich die erste deutsche Stadt, die ihren Brgern eine standesgeme Kleider- und Schmuckordnung aufsetzte.

Skandinavien
In der Wikingerzeit trug man in sdskandinavischen Lndern helle Hosen, die Dunklen (meistens schwarz) waren den Adligen vorbehalten. Ansonsten blieb sich die Kleidung zwischen Adel und Volk aber fast gleich, nur an der Menge des Schmuckes und der Qualitt des Schwertes konnte man einen Standesunterschied noch erkennen. Wobei in diesem Fall die Grenzen durch die reichen skandinavischen Kauffahrer flieend waren. Sklaven war es in dieser Zeit und Region untersagt, Schuhe und langes Haar zu tragen, was beides ein Symbol fr Freiheit war.

Schottland
Entgegen vielen Behauptungen fingen die Schotten erst in der Neuzeit, im 19ten Jahrhundert an, Tartans als Zeichen der Clanzugehrigkeit zu tragen. Ebenfalls der "Great belted Plaid" (Glisch: "groe, gegrtete Decke") ist eine Erfindung der spten Renaissance, sowie der Kilt der Neuzeit. Die ersten dokumentierten Plaids aus dem 16. Jahrhundert sind einfarbig. In Schottland wurde im Mittelalter die gleiche Kleidung wie auf dem Festland getragen, d.h. bis in die frhe Gotik die germanische Langhose und Tuniken, sowie danach Cotte und Beinlinge.

Mode im Mittelalter
Im frhen Mittelalter war die Kleidung noch recht einfach, und es gab wenig Unterschiede zwischen Mnner- und Frauenbekleidung. Der Groteil der Bevlkerung arbeitete den ganzen Tag, daher brauchten sie vor allem praktische Kleidung. Burgbewohner trugen langrmlige, sackhnliche Gewnder. Die Alltagskleidung der Reichen war hnlich geschnitten wie die der Armen. Der wesentliche Unterschied lag nur an der besseren Qualitt der Stoffe. War die Mode bis zum 12. Jahrhundert nur geringem Wandel unterzogen, nderte sich dieses bald. Wer es sich leisten konnte, trug wertvolle Stoffe von besonderer Qualitt. Feines, golddurchwirktes Tuch, Brokat, Samt, durchsichtige Wollstoffe und feinstes Leinen, sowie Seide aus dem Morgenland wurde zu farbigen und ausgefallenen Gewndern verarbeitet. Wertvolle Hinweise ber die Kleidung der feinen Gesellschaft geben uns noch heute Wandfresken, Plastiken und mittelalterliche Handschriften. Die Kinderkleidung war damals jenen der Eltern sehr hnlich.