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Kommunikationswissenschaftliche Forschungsethik –

Sonntagsworte, Selbstzweck, Notwendigkeit?


Daniela Schlütz / Wiebke Möhring

Die aktuelle Debatte um den DGPuK-Ethik-Kodex hat gezeigt, dass Ethik in der Kom-
munikationswissenschaft als relevantes Thema auf die Tagesordnung gehört. Wir möch-
ten in diesem Beitrag die Debatte ausweiten auf Fragen, die sich im Zusammenhang mit
wissenschaftlich-empirischem Handeln ergeben. Ziel ist, einen fachinternen Diskurs über
kommunikationswissenschaftliche Forschungsethik anzuregen. Für einen ersten Diskus-
sionsrahmen skizzieren wir Kontexte, Prinzipien und Elemente einer kommunikations-
wissenschaftlichen Forschungsethik und geben Anregungen für die Umsetzung in Form
eines fallbasierten Abwägungsprozesses. Abzuwägen sind gesetzliche Bestimmungen,
standesrechtliche und institutionelle Normen und individuelle ethische Erwägungen auf
der einen Seite sowie methodische Überlegungen im konkreten Forschungsprozess auf der
anderen Seite.
Schlüsselwörter: Ethik, Forschungsethik, Ethik-Kodex, Datenschutz, DGPuK, Kom-
munikationswissenschaft, methodische Qualität

1. Einleitung
Die aktuelle Debatte um einzelne Formulierungen und die Reichweite des DGPuK-
Ethik-Kodex (Altmeppen 2016; Filipović, Klaus & Strippel 2016; Grittmann & Drüeke
2016; Stöber 2015, 2016) hat gezeigt, dass Ethik in der Kommunikationswissenschaft ein
relevantes Thema ist, das auf die Tagesordnung gehört. Wir möchten die Gelegenheit
nutzen, diese Debatte auszuweiten auf Fragen der Forschungsethik, die sich im Zusam-
menhang mit wissenschaftlich-empirischem Handeln ergeben. Diese entstehen im Span-
nungsfeld gesetzlicher Bestimmungen, angewandter handlungsorientierter Ethik, Me-
thodik und Methodologie sowie Fragen der Positionierung von Wissenschaft in der Ge-
sellschaft (Unger, Narimani & M’Bayo 2014: 2). Dies gilt insbesondere für eine kom-
munikationswissenschaftliche Forschung, die sich mit Menschen und von ihnen ge-
schaffenen Kommunikationsinhalten befasst. Da Forschung stets in einem sozialen Set-
ting stattfindet, sollte kommunikationswissenschaftliche Forschungsethik darüber hi-
naus Fragen behandeln, die die Beziehung zwischen allen am Forschungsprozess betei-
ligten Personen betreffen (Dzeyk 2001; Hopf 2008).
Es ist unbestritten, dass ethisch unbedenkliches Forschungshandeln ein zentraler
Aspekt guter wissenschaftlicher Praxis ist (vgl. dazu DFG 2013; Fuchs 2010). In diesem
Beitrag werden wir daher eine etwas andere Perspektive einnehmen. Es geht uns nicht
vorrangig um Wissenschaftsethik im Allgemeinen (vgl. dazu Fenner 2010: 173-209) oder
um Fragen der guten wissenschaftlichen Praxis. Im Mittelpunkt stehen vielmehr die
ethischen Herausforderungen, die sich im Rahmen empirischer Forschung ergeben. Wir
befassen uns mit der Frage, welche Grundsätze hier gelten (können) und wie sie sich in
konkretes Handeln umsetzen lassen. Ziel dieses Beitrags ist, einen fachinternen Diskurs
über kommunikationswissenschaftliche Forschungsethik anzuregen. Das scheint uns
umso wichtiger, als sich im Zuge der Digitalisierung neue Forschungsfelder und -me-
thoden etablieren, die für die Kommunikationswissenschaft von großem Interesse sind
und die neue ethische Fragen – insbesondere, aber nicht nur – im Kontext der informa-
tionellen Selbstbestimmung und des Datenschutzes aufwerfen (Buchanan & Zimmer

DOI: 10.5771/1615-634X-2016-4-483
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2016; Jandt 2016; Mühlichen 2014; Pflüger & Dobel 2014; Schaar 2016). Zusätzlich kön-
nen ein solcher Diskurs und die Etablierung entsprechender Routinen und Infrastruk-
turen die Professionalisierung des Faches vorantreiben.
Auf Individualebene werden viele, wenn nicht alle kommunikationswissenschaftli-
chen Forscherinnen und Forscher, explizit oder implizit ethischen Richtlinien folgen. In
der wissenschaftsöffentlichen Diskussion jedoch ist das Thema in den deutschen Sozi-
alwissenschaften im internationalen Vergleich weniger präsent (Oellers & Wegner 2009),
dies gilt auch für die Kommunikationswissenschaft. Ein möglicher Grund dafür mag in
den geisteswissenschaftlichen Ursprüngen der Disziplin in der Publizistik- und Zei-
tungswissenschaft liegen – Fragen der Forschungsethik waren aus methodischen Grün-
den weniger relevant, da zunächst vor allem non-reaktive, textzentrierte Verfahren zum
Einsatz kamen (Meyen & Löblich 2006). Dieser methodische Zuschnitt hat sich im Zuge
der Entwicklung einer sozialwissenschaftlich ausgerichteten Forschungstradition ver-
schoben (ebd.). Forschungsethische Debatten wurden vorwiegend im Zusammenhang
mit biomedizinischer Experimentalforschung initiiert (auch, weil sie durch dortige Skan-
dale befeuert wurden; vgl. Hesse-Biber & Leavy 2011). Entsprechend naturwissen-
schaftlich sind diese Überlegungen und Richtlinien ausgerichtet. Nachbardisziplinen wie
die Psychologie und Soziologie entwickelten daher eigene Kodizes sowohl für die Wis-
senschaft als auch für die Praxis (vgl. DGPs & BDP 2005; DGS & BDS 2014).
Diese Entwicklung hat in der deutschen Kommunikationswissenschaft erst begon-
nen, international ist man bereits weiter (vgl. Döveling, Sommer, Podschuweit, Geise &
Roessing 2016; Mertens & Ginsberg 2009; Panter & Sterba 2011). National federführend
sind qualitativ ausgerichtete Forschungsbereiche (vgl. z. B. Unger et al. 2014). Aber auch
die Online-Forschung als kommunikationswissenschaftliche Teildisziplin befasst sich
unter dem Begriff „Internet Research Ethics“ (IRE) umfassend mit den besonderen He-
rausforderungen, die die Forschung im Internet sowie die mittels online-basierter Me-
thoden mit sich bringt (vgl. für Deutschland Welker, Taddicken, Schmidt & Jackob 2014;
international z. B. Buchanan & Zimmer 2016; Dzeyk 2001; Eynon, Schroeder & Fry
2009; Markham & Buchanan 2012; McKee & Porter 2009).
Es scheint sinnvoll, diese Ansätze auf methodische und fachliche Zugänge innerhalb
der Kommunikationswissenschaft insgesamt auszuweiten. Um der Vielfalt der Theorien
und Methoden und ihren Besonderheiten in kommunikationswissenschaftlichen Frage-
stellungen gerecht zu werden, ist die Entwicklung einer fachspezifischen Forschungs-
ethik daher ratsam. Für einen ersten Diskussionsrahmen skizzieren wir nachfolgend
Kontexte, Prinzipien und Elemente einer kommunikationswissenschaftlichen For-
schungsethik als Vorschlag für einen fachinternen Diskurs und geben Anregungen für
die Umsetzung.

2. Kontexte einer kommunikationswissenschaftlichen Forschungsethik


Im Vordergrund einer Forschungsethik steht die Reflexion der eigenen Handlungsent-
scheidungen und die Abwägung unterschiedlicher Interessen und Rechte. Beides ist ein-
gebunden in folgende Kontexte, die miteinander in Beziehung stehen:
– Auf gesellschaftlicher Ebene existieren allgemeine rechtliche Rahmenbedingungen,
die im Forschungsalltag zu berücksichtigen sind.1
– Das Wissenschaftssystem als Ganzes gibt Standesregeln im Sinne einer Bereichsethik
vor, ergänzend tritt eine Institutionsethik hinzu.

1 Stöber bezeichnet das Recht als „der Ethik starker Bruder“ (2015: 579).

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– Auf individueller Ebene ist für die einzelne Wissenschaftlerin und den einzelnen
Wissenschaftler die Akteursethik im Sinne einer Individualethik handlungsleitend.
Ethik, als Theorie der Moral, kann als Wissenschaft vom Sollen verstanden werden, die
sowohl auf gesellschaftlicher, institutioneller als auch Akteurs-Ebene Orientierung gibt
und hilft, Entscheidungsprobleme bei moralischen Dilemmata zu lösen (Lamnek 2002:
254). Dilemmata, also Situationen, die ausweglos erscheinen, weil jede Entscheidung
moralisch unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht, sind auf allen Ebenen denkbar:
Auf der gesellschaftlichen Ebene können sie sich aus der Abwägung zwischen Freiheit
der Forschung und Forschungsethik ergeben, auf institutioneller und individueller Ebe-
ne zwischen Forschungsethik und konkreter Studienanlage oder Studiengüte (Döveling,
Sommer, Schlütz, Möhring, Podschuweit, Geise & Roessing 2015). Im Folgenden gehen
wir auf die drei Ebenen ein.

2.1 Gesellschaftliche Ebene: Recht und Gesetz


Die Freiheit von Kunst, Wissenschaft, Forschung und Lehre ist ein verfassungsrechtli-
ches Grundrecht (Art. 5 Abs. 3 GG). Da dieses Recht nicht absolut ist, sondern seine
Einschränkung in geltenden Gesetzen findet, können aus entsprechenden Abwägungen
forschungsethische Debatten folgen. Ein mögliches Dilemma kann sich ergeben durch
die ebenfalls verfassungsrechtlich verankerte Würde des Menschen (Art. 1 Abs. 1 GG)
und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung (Art. 2 Abs. 1 GG). Darunter wird
der Schutz der oder des Einzelnen gegen die unbegrenzte Erhebung, Speicherung, Ver-
wendung und Weitergabe persönlicher Daten verstanden. Dieses Schutzrecht betrifft
z. B. auch die (elektronische) Speicherung und Weiterverarbeitung personenbezogener
Daten bei Befragungen (Häder 2009). Zusätzliche Richtlinien sind auf internationaler
Ebene die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen, der Nu-
remberg Code, die Deklaration von Helsinki und der Belmont Report. Im Mittelpunkt
dieser Regelungen steht, wie auch bei den genannten Gesetzen, der Schutz der Proban-
dinnen und Probanden. Sie heben auf die grundsätzlichen Rechte Würde, Autonomie,
Schutz, Sicherheit, Respekt, Wohlwollen und Gerechtigkeit ab (Markham & Buchanan
2012; Patry 2002) und machen deutlich, dass Forschungssubjekte nicht für jeden über-
geordneten Zweck instrumentalisiert werden dürfen (Wassenaar & Mamotte 2012).
In der kommunikationswissenschaftlichen Forschung werden häufig personenbezo-
gene Daten erhoben. Personenbezogen sind Daten dann, wenn sich ein Individuum an-
hand eines Datums direkt identifizieren lässt oder wenn der Personenbezug mithilfe
ergänzender Informationen hergestellt werden kann (Pflüger & Dobel 2014: 490). Stu-
dien mit entsprechenden Daten, wie sie z. B. aus Befragungen resultieren, unterliegen in
besonderem Maße den Bestimmungen des Datenschutzes (Häder 2009). Für Deutsch-
land relevant sind die Datenschutzgesetze auf Bundes- und Landesebene, die in Europa
und weltweit zu den strengsten gehören (Pflüger & Dobel 2014: 485). Ergänzend tritt
die seit Mai 2016 geltende neue Europäische Datenschutzgrundverordnung (DS-GVO)
hinzu, die ab Mitte 2018 direkt anwendbares Recht der Mitgliedstaaten wird (Schaar
2016). Alle diese Gesetze beinhalten Sonderregelungen für die wissenschaftliche Arbeit.
So regelt beispielsweise § 4 Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) die generell notwendige
Einwilligung für die personenbezogene Datenerhebung, -verarbeitung und -nutzung.
Eine solche schriftliche Einwilligung muss grundsätzlich freiwillig und auf Basis einer
umfassenden Information über die Studie erfolgen (§ 4a Abs. 1 BDSG). Ausnahmen gel-
ten laut Absatz 2 im Bereich der wissenschaftlichen Forschung, wenn durch die Schrift-
form der bestimmte Forschungszweck erheblich beeinträchtigt würde. Die Entschei-
dung darüber, was eine erhebliche Beeinträchtigung darstellt, bleibt den Forschenden

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überlassen. Vergleichbare Einschränkungen der Schutzbestimmungen finden sich an


vielen Stellen des Gesetzes für den Fall, dass die Daten nur für wissenschaftliche Zwecke
verwendet werden (§ 40 Abs. 1 BDSG). In der DS-GVO wird darauf verwiesen, dass die
Grundsätze des Datenschutzes nicht für anonyme Informationen gelten. Wenn betrof-
fene Personen nicht identifizierbar sind, dürfen die Daten grundsätzlich zu wissen-
schaftlichen Zwecken weiterverarbeitet werden (Art. 89 Abs. 1 DS-GVO; Schaar 2016:
8). Die Freiheit der Forschung wird also durch die Datenschutzgesetze nicht grund-
sätzlich eingeschränkt, aber bis zu einem gewissen Grad reglementiert.
Die juristischen Grundlagen bilden die Ausgangsbasis für forschungsethische Ab-
wägungsprozesse zwischen Forschungsfreiheit und Persönlichkeitsschutzrechten wie
der informationellen Selbstbestimmung, dem Grundrecht auf Achtung der Menschen-
würde oder des Rechts auf körperliche Unversehrtheit. Die Tatsache, dass Abwägungen
ausdrücklich erlaubt und vielfach auch notwendig sind, unterstreicht die Relevanz einer
ethischen Reflexion über Forschungshandeln im kommunikationswissenschaftlichen
Kontext, die über den gesetzlichen hinausreicht.

2.2 Institutionelle Ebene: Standesregeln und etablierte Praktiken


Wissenschaftliche Standesregeln und institutionell etablierte Praktiken ergänzen gelten-
des Recht. Sie können die Komplexität forschungsethischer Abwägungsprozesse, die
sich aus notwendigen Rechtsauslegungen ergeben, reduzieren. So sichern die Ausfüh-
rungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gute Forschungspraxis im All-
gemeinen (DFG 1998, 2013), andere dienen der Sicherung wissenschaftlicher Integrität
(Wissenschaftsrat 2015). Diese Regeln sind allerdings eher unspezifisch im Hinblick auf
angewandte Forschung (Hesse Biber & Leavy 2011: 59). Eine forschungsethische Aus-
einandersetzung findet institutionell verankert bisher vorwiegend in solchen Wissen-
schaften statt, die vorrangig beobachtend oder experimentell Daten erheben (z. B. Me-
dizin, Psychologie; vgl. z. B. Fuchs et al. 2010; Patry 2002; für die Sozialwissenschaften
vgl. die Ausführungen des Rates für Sozial- und Wirtschaftsdaten (www.RatSWD.de)).
In der Kommunikationswissenschaft spielen forschungsethische Fragen bis dato eher
eine untergeordnete Rolle (Stöber 2015: 581). Eine umfassende kommunikationswis-
senschaftliche Ausarbeitung zur Forschungsethik gibt es bisher nicht. Der Aspekt fehlt
auch in einschlägigen fachspezifischen Lehrbüchern standardisierter Methoden. Ledig-
lich Bortz und Döring (2006: 41-45), Friedrichs (1990: 40-44) sowie Schlütz und Möhring
(2013) reißen die Thematik an, andere Autorinnen und Autoren sparen gesondert aus-
gewiesene ethische Erwägungen aus (z. B. Brosius, Haas & Koschel 2016; Gehrau 2002;
Kromrey 2009; Möhring & Schlütz 2010; Scheufele & Engelmann 2009). Qualitativ For-
schende reflektieren diese Aspekte empirischer Forschung in größerem Umfang (z. B.
Unger et al. 2014). Schorr (2011) befasst sich aus Praxisperspektive mit dem Thema. Ihr
Vorschlag für ein Kompendium von Ethikregeln für Medienforschung und Medienpra-
xis hat allerdings bis jetzt keinen umfassenden fachinternen Nachhall für die wissen-
schaftliche Arbeit erzeugt. Auch in der Methodenlehre ist Forschungsethik bis dato
häufig kein expliziter curricularer Bestandteil2, ein Versäumnis, auf das Krotz, Keppler,
Meyen, Neumann-Braun und Wagner (2011: 97-100) hinweisen.
Die Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DG-
PuK) hat, wie eingangs erwähnt, seit 2015 einen von der Mitgliederversammlung ver-

2 Matthes et al. (2011: 497) mahnen immerhin die Integration ethischer Aspekte experimenteller
Forschung an.

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abschiedeten, umfangreichen Ethik-Kodex3. Dieser basiert unter anderem auf den Ethik-
erklärungen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS), der Deutschen Vereini-
gung für Politische Wissenschaft (DVPW) und der Deutschen Gesellschaft für Erzie-
hungswissenschaft (DGfE). In § 1 wird Forschung hier allerdings eher unter allgemeinen
Gesichtspunkten guten wissenschaftlichen Arbeitens behandelt (wie Integrität, Trans-
parenz und soziale Verantwortung). § 2 behandelt die klassischen Rechte von Untersu-
chungspersonen (informierte Einwilligung, Freiwilligkeit, Anonymität). Darüber hi-
naus geht der Kodex – wie andere auch – nicht auf forschungspraktische Erwägungen
ein.
Es liegen allerdings Kodizes vor, die auch konkrete Handlungsanweisungen für die
Forschungspraxis enthalten. Relevant für die Kommunikationswissenschaft sind z. B.
die Empfehlungen der DFG-Kommission „Selbstkontrolle der Wissenschaft“ (DFG
1998, 2013), die zahlreiche Hinweise geben etwa zur Institutionalisierung von Ombuds-
leuten und Kommissionen an einzelnen Hochschulen, aber auch konkrete Empfehlun-
gen zur wissenschaftlichen Forschung enthalten. Darüber hinaus gibt es das bereits er-
wähnte Kompendium internationaler Ethikregeln für Medienforschung und Medien-
praxis (Schorr 2011: 123-147) sowie die o. g. Richtlinien der Deutschen Gesellschaften
für Psychologie bzw. Soziologie (DGPs & BDP 2005; DGS & BDS 2014), die sich spe-
ziell auf Forschung beziehen (wie etwa C.III. Grundsätze für Forschung und Publika-
tion der ethischen Richtlinien der DGPs und des BDP 2005; vgl. auch APA 2010). Patry
(2002: 116-119) führt verschiedene Kritikpunkte gegen Kodizes ins Feld (wie die feh-
lende theoretische Basis, die mangelnde Unterscheidung zwischen indikativen und prä-
skriptiven Formulierungen, das utilitaristische Verständnis von Autonomie sowie die
fehlenden Sanktionsmöglichkeiten), spricht sich aber grundsätzlich für solche Richtli-
nien aus, da sie helfen, die Verantwortlichkeiten in der Forschung zu vergegenwärtigen.
Es wäre unseres Erachtens nach sinnvoll, eine Richtlinie zu formulieren, die speziell auf
kommunikationswissenschaftliche Forschung und ihre Besonderheiten abhebt.
Neben diesen Richtlinien haben sich (in anderen Disziplinen stärker als in der Kom-
munikationswissenschaft) forschungsethische Verfahrensweisen und Infrastrukturen
etabliert, die gute wissenschaftliche Praxis unterstützen (Heinrichs 2010: 76-79; Unger
& Simon 2016). Interdisziplinär zusammengesetzte Ethikkommissionen werden z. B. als
Instrument wissenschaftlicher Selbstkontrolle genutzt. In der deutschen Kommunika-
tionswissenschaft ist es – anders als beispielsweise in den USA – allerdings noch nicht
durchgängige Praxis, einzelne Studien im Vorfeld von Ethikkommissionen bewilligen
zu lassen (auch, wenn sich dies derzeit ändert). In den USA hat jede Institution, die
öffentliche Forschungsgelder erhält, ein sog. Institutional Review Board (IRB)4, das
Forschungsvorhaben im Vorfeld begutachtet und ggf. bewilligt (Speiglman & Spear
2009). Ausgenommen sind zumeist rein didaktische Projekte. In Deutschland ist das
Verfahren lediglich im Rahmen von Begutachtungsprozessen bei der Drittmittelförde-
rung etabliert. Erst jüngst sind Ethikkommissionen an einigen kommunikationswissen-
schaftlichen Fakultäten eingerichtet worden, an anderen Fakultäten oder auch Hoch-
schulen fehlen sie noch. Für die Publikation in internationalen Fachzeitschriften kann
das Fehlen einer offiziellen ethischen Genehmigung durchaus ein Problem darstellen, da
zahlreiche US-amerikanische Zeitschriften den Nachweis der Einhaltung bestimmter

3 Siehe http://www.dgpuk.de/wp-content/uploads/2012/01/Ethik-Kodex-der-DGPuK-vom-
13.-Mai-2015.pdf [19.10.2016].
4 Auch Independent Ethics Committee (IEC) genannt. In Großbritannien und Kanada spricht
man eher von Research Ethics Boards (REB), in Australien von Human Research Ethics Com-
mittees (HREC).

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ethischer Standards vorschreiben. Für die Publikation in deutschen Fachzeitschriften


werden bisher mit wenigen Ausnahmen keine ethischen Einschränkungen vorgegeben.

2.3 Individuelle Ebene: Angewandte Ethik


Auf individueller Ebene werden rechtliche Vorgaben und institutionelle ethische Richt-
linien von Forschenden häufig routinemäßig angewandt. Auf dieser Basis können aber
nicht immer alle konkreten forschungsethischen Probleme gelöst werden. Dafür ist eine
problemorientierte, fallbezogene und somit angewandte Ethik notwendig (Fenner 2010:
2-15; vgl. auch Markham & Buchanan 2012; McKee & Porter 2009). Angewandte Ethik
bewegt sich zwischen Theoriebildung und Erfahrung, wobei die Praxis den Ausgangs-
punkt bildet (Fenner 2010: 22). Normen werden innerhalb einer realen Kommunikati-
onsgemeinschaft unter bestimmten Bedingungen diskursiv ausgehandelt. Ihre ethische
Legitimation beziehen sie aus dem sich daraus ergebenden rationalen Konsensus (Dis-
kursethik im Habermas’schen Sinne; vgl. Fenner 2010: 29/30).
Grundlegend für solche prozessualen Ansätze sind handlungsleitende Prinzipien, die
fallspezifisch ausgelegt werden. Der aus der Bio-Ethik stammende Principlism-Ansatz
(Beauchamp & Childress 2013: 25) beispielsweise formuliert vier Prinzipien mittlerer
Ordnung: Autonomie (respect for autonomy), Nichtschaden (nonmaleficence), Wohltun
(beneficence) und Gerechtigkeit (justice) (ebd.: 13). Diese Prinzipien müssen jeweils si-
tuationsadäquat gedeutet und fallbezogen angewandt werden. Sie gelten prima facie, sind
also nur dann verpflichtend, wenn sie nicht mit anderen Prinzipien kollidieren (ebd.:
15-16). Ähnlich ist der rhetorische, fallbasierte Ansatz von McKee und Porter (2009)
angelegt: Als Basis dienen hier allgemein anerkannte Gesetze und Normen, die unter
Berücksichtigung der Besonderheiten des jeweiligen Falls ausgelegt werden. Das aktuelle
forschungsethische Problem wird in einem kollaborativen Deliberationsprozess analy-
siert und mit anderen Beispielen verglichen, um zu einer Einschätzung und konkreten
Handlungsentscheidung zu gelangen. Eine forschungsethisch relevante Entscheidung
entsteht also unter Abwägung unterschiedlicher allgemeingültiger Prinzipien, ist dabei
aber stets auf den konkreten Fall bezogen und berücksichtigt dessen Besonderheiten.
Konkret muss eine Schaden-Nutzen-Abwägung erfolgen, wobei sowohl das Ausmaß
des potenziellen Schadens als auch dessen Eintrittswahrscheinlichkeit (also das Risiko)
zu berücksichtigen sind (Wassenaar & Mamotte 2012: 276). Darüber hinaus muss be-
dacht werden, wer die Kosten trägt und wer vom Nutzen profitiert (vgl. die Übersicht
bei Dzeyk 2001: 7). Im Einzelfall sind solche Relationen schwierig zu quantifizieren und
gegeneinander aufzurechnen (vgl. Rosnow & Rosenthal 2011). Zentral ist die Frage nach
der persönlichen Verantwortung der Forschenden bzw. der Bereitschaft, sich dieser zu
stellen.

3. Prinzipien einer angewandten Forschungsethik


Grundlage für eine individuelle fallbezogene prozessuale Entscheidungsfindung sind,
wie beschrieben, Prinzipien mittlerer Ordnung. Aus der bisherigen Debatte haben sich
die zentralen Grundsätze der Selbstbestimmung, Schadensvermeidung und Gerechtig-
keit herauskristallisiert (Beauchamp & Childress 2013; Fraas, Meier & Pentzold 2012;
Heinrichs 2010; McKee & Porter 2009; Patry 2002; Schorr 2011; Sue & Ritter 2012), die
als Entscheidungskriterien im Forschungsprozess konkrete Auswirkungen haben:
(1) Selbstbestimmung: Das Recht auf Autonomie und informationelle Selbstbestim-
mung impliziert eine freie, informierte und widerrufbare Zustimmung zur Teilnahme an
wissenschaftlichen Studien – oder deren Ablehnung. Das gilt sowohl im Vorfeld als auch

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im Verlauf oder nach Beendigung einer Studie. Die informierte Einwilligung (informed
consent) ist daher das zentrale Mittel forschungsethischen Vorgehens. Sie ist sowohl ge-
setzlich vorgeschrieben (§ 4a BDSG; Art. 7 GS-DVO) als auch Bestandteil sämtlicher
Ethik-Kodizes. Eine Einwilligungserklärung ist eine verständlich formulierte, umfas-
sende und präzise Aufklärung über das Forschungsvorhaben (Szala-Meneok 2009). Sie
soll über die Freiwilligkeit der Teilnahme, den Ablauf der Studie, damit verbundene
Kosten und Nutzen sowie die Datenverwendung aufklären (vgl. Abschnitt C.III.3 der
ethischen Richtlinien der DGPs und des BDP 2005). Die Teilnehmenden müssen ihr
mündlich oder schriftlich, mindestens aber implizit5 (z. B. durch das Ausfüllen eines
Online-Fragebogens) zustimmen, im Fall von Langzeitstudien auch wiederholt (re-
consent). Wenn die Daten nicht nur für die primären Zwecke genutzt werden, sondern
eventuell auch in späteren, sekundäranalytischen Auswertungen, muss auch das ange-
merkt sein. Eine Einwilligung ist besonders wichtig, wenn vulnerable Gruppen befragt
werden wie z. B. Minderjährige oder ältere Menschen (Szala-Meneok 2009). Deren Ein-
willigungsunfähigkeit bzw. eingeschränkte Zustimmungsfähigkeit muss durch andere
Schutzvorschriften kompensiert werden wie etwa die stellvertretende Einwilligung der
Sorgeberechtigten (proxy consent). Forschende müssen sicherstellen, dass die dort ent-
haltenen Informationen korrekt und vollständig sind. Wenn also z. B. nicht nur Infor-
mationen über das Medienverhalten der Kinder erhoben werden sollen, sondern auch
über den Bildungsstand der Eltern (um z. B. den Sozialstatus zu schätzen), muss das
erwähnt werden, sonst ist die stellvertretende Einwilligung strenggenommen ungültig
(Friedrichs 2014: 85-86).
Manche Forschungsdesigns erfordern eine Täuschung der Probandinnen und Pro-
banden. Die Forschungsprämisse dabei ist, „dass naive Untersuchungspersonen im Ge-
gensatz zu aufgeklärten oder voll informierten Personen validere Daten erzeugen“
(Dzeyk 2001: 2). Auch die Nicht-Information einzelner Versuchsteilnehmender (z. B.
der Kontrollgruppe) kann als Täuschung verstanden werden (vgl. Patry 2002: 89-97). In
diesem Fall ist es ausdrücklich erlaubt, auch ohne informierte Einwilligung Daten zu
erheben (auch rechtlich lt. § 4a Abs. 2 BDSG). Allerdings muss die Täuschung so früh
wie möglich, aber spätestens zum Ende der Studie aufgeklärt werden (debriefing).
(2) Schadensvermeidung: Forscherische Verantwortung bringt häufig die Notwen-
digkeit einer Schaden-Nutzen-Abwägung mit sich (Rosnow & Rosenthal 2011: 46-29).
Der Nutzen wissenschaftlicher Forschung liegt, gesellschaftlich betrachtet, im Erkennt-
nisgewinn, auf individueller Ebene aber vielleicht eher in der Befriedigung wissenschaft-
licher Neugier oder in einer aus der Forschung resultierenden Publikation. Für manche
Forschungssubjekte kann ein Nutzen eine materielle (monetäre Incentives) oder imma-
terielle Entschädigung (z. B. Kurs-Credits für Studierende) sein, bei anderen geht es
vielleicht um den Teilnahmespaß oder die Erlangung von Selbsteinsicht. Einem wie auch
immer gearteten Nutzen steht gelegentlich wenn kein Schaden (außer vielleicht einem
Verlust an Zeit), so doch eine mögliche kognitive oder affektive Belastung der Teilneh-
menden kommunikationswissenschaftlicher Studien gegenüber. Eine solche „subjektive
Störung des Gesamtbefindens“ (Heinrichs 2010: 75) kann z. B. auftreten, wenn ein La-
borexperiment Stress auslöst, ein geschmackloser Medienstimulus verstört, ein Com-
puterspiel aggressiv oder eine Fernsehsendung traurig macht, aber auch, wenn eine Be-
fragung unangenehme Themen berührt (Labott & Johnson 2013). Auch andere am For-
schungsprozess beteiligte Personen können solche Schädigungen erfahren, wenn z. B.

5 Lt. DS-GVO, Erwägungsgrund 032 gelten Stillschweigen oder Untätigkeit hingegen nicht als
Einwilligung (Schaar 2016: 6).

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studentische Hilfskräfte bei der Codierung im Rahmen von Inhaltsanalysen mit belas-
tenden Medieninhalten konfrontiert werden, Interviews traurige Themen berühren oder
die Studienleitung im Experiment mit frustrierten Probandinnen und Probanden zu tun
hat. Auch die gelegentlich notwendige Irreführung der Teilnehmenden im Rahmen ex-
perimenteller Forschung kann für die Person, die die Probandinnen und Probanden
täuschen muss, belastend wirken. Eine weitere Möglichkeit der Schädigung besteht in
der unerlaubten6 Weitergabe personenbezogener Daten (Hopf 2008).
Die Schaden-Nutzen-Abwägung fällt zugunsten des Nutzens aus, wenn sich Be-
findlichkeitsstörungen, die sich aus der Forschungsteilnahme ergeben, auf die Dauer der
Untersuchung beschränken, vorübergehend sind bzw. nicht über „alltagsübliche“ Un-
annehmlichkeiten hinausgehen. Entscheidend für die Abwägung zwischen Schaden und
Nutzen ist, dass nur „angemessene“ Belastungen billigend in Kauf genommen werden.
Das sind in der Regel solche, die im Rahmen des Forschungsprozesses unvermeidbar
sind. Eine Entscheidung darüber, ob eine Belastung alltagsüblich, angemessen oder un-
vermeidbar ist, kann nur im Einzelfall gefällt werden. In jedem Fall müssen die entstan-
denen Belastungen durch ein Debriefing im Anschluss an die Studie gemindert werden.
Bei gravierenderen Belastungen kann auch eine psychologische Nachsorge angeboten
werden.
(3) Gerechtigkeit: Die Überlegungen zur Schaden-Nutzen-Abwägung sind auch re-
levant, wenn es um die Auswahl von Studienteilnehmenden geht. Der systematische
Ausschluss bestimmter Gruppen (z. B. solcher mit höherer Vulnerabilität) ist nicht ge-
recht, da diese dann u. U. von einem bestimmten Nutzen (wie etwa dem Erkenntnis-
fortschritt) ausgeschlossen werden. Eine gerechte Auswahl und Gruppeneinteilung der
Versuchspersonen darf keine einseitige Verteilung von Nutzen und Lasten zur Folge
haben. Die Einteilung in Gruppen im Rahmen von Experimentalstudien bedingt aller-
dings häufig, dass manche Gruppen größeren Belastungen ausgesetzt sind als andere
(Patry 2002: 23). Da dies methodisch unvermeidbar ist, sollten die Kriterien zur Auswahl
bzw. Gruppeneinteilung sachlich und nachvollziehbar dokumentiert werden. Darüber
hinaus ist eine unparteiische, also z. B. zufallsgesteuerte Einteilung ethisch wie metho-
disch sinnvoll.

4. Elemente einer kommunikationswissenschaftlichen Forschungsethik


Die bisherigen Ausführungen verdeutlichen, dass eine angewandte Forschungsethik der
Kommunikationswissenschaft ein Prozess der Abwägung sein muss. Abzuwägen sind
gesetzliche Bestimmungen, standesrechtliche und institutionelle Normen und individu-
elle ethische Erwägungen auf der einen Seite sowie methodische Überlegungen im kon-
kreten Forschungsprozess auf der anderen Seite. Der Abwägungsprozess soll im Ergeb-
nis die Studiengüte optimieren bei gleichzeitiger Übernahme ethischer Verantwortung.
Im Folgenden werden wir Elemente skizzieren, die eine Diskussion um eine Entwick-
lung und Anwendung einer kommunikationswissenschaftlichen Forschungsethik unse-
res Erachtens umfassen sollte.
Wie dargelegt, beinhaltet Forschungsethik soziale, institutionelle, aber auch persön-
liche Verantwortung (Fenner 2010; Markham & Buchanan 2012; Oellers & Wegner
2009). Sinnvoll ist daher sowohl der Bezug zu akteurs- als auch zu einer institutionsori-
entierten Ethik (Fenner 2010: 196-197). Erstere zielt auf eine Schärfung des moralischen

6 Eine solche Weitergabe kann jedoch gerichtlich erzwungen werden. Forschende haben, anders
als Journalistinnen und Journalisten, kein Zeugnisverweigerungsrecht, ihre Informandinnen und
Informanden genießen keinen Schutz (Friedrichs 2014: 87).

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Bewusstseins der Forschenden und appelliert an das persönliche Verantwortungsbe-


wusstsein. Letztere schafft einen konsensuellen Rahmen innerhalb der Kommunikati-
onswissenschaft, an welchem sich die Entscheidungen der Einzelnen orientieren können,
und bildet daher die Basis eines deliberativen Prozesses. Vier Elemente sind aus unserer
Sicht wichtig für einen solchen Ansatz:
(1) Grundlegend ist die Formulierung von Prinzipien mittlerer Ordnung und flexi-
bler, responsiver Richtlinien als Ausgangspunkt und Orientierungsrahmen. Die darge-
legten Prinzipien Selbstbestimmung, Schadensvermeidung und Gerechtigkeit halten wir
auch in der Kommunikationswissenschaft für tragfähig. Sie können herangezogen wer-
den bei Studiendesigns, die mit den Erhebungsmethoden Befragung und Beobachtung
arbeiten und damit unmittelbaren Kontakt zwischen Untersuchungssubjekten und For-
schenden bedingen, aber auch bei experimentellen Untersuchungsanlagen (vgl. auch
Döveling et al. 2016). Auch die inhaltsanalytische Untersuchung von Materialien aus
sozialen Netzwerken, Online-Kommentaren, (gruppen-)öffentlichen Kommunikati-
onsakten sowie Verhaltensspuren kann anhand dieser drei Prinzipien forschungsethisch
sinnvoll reflektiert werden (vgl. Eble, Ziegele & Jürgens 2014).
(2) Ein weiteres wichtiges Element ist der Abwägungsprozess an sich im Sinne einer
prozessorientierten, kasuistischen Entscheidungsfindung (Markham & Buchanan 2012;
McKee & Porter 2009). Forschungsethische Entscheidungen können nur im Einzelfall
und unter Berücksichtigung zahlreicher Eckdaten – auch und insbesondere methodi-
scher Güteabwägungen – getroffen werden. Beauchamp und Childress (2013) sprechen
in diesem Zusammenhang von einem induktiven Bottom-Up-Modell. Ein prozessualer,
kasuistischer Ansatz ethischer Entscheidungsfindung im Rahmen einer konkreten Stu-
die ist unserer Ansicht nach dem konsequenten Befolgen eines festen Kodexes vorzu-
ziehen – wenngleich ein solcher im Sinne einer orientierenden Richtlinie existieren sollte.
Ein fallbasierter Ansatz formuliert ethisch relevante, die einzelnen Stufen des jeweiligen
Forschungsprozesses betreffende Fragen statt starrer Leitlinien. Die Verantwortung für
die Auseinandersetzung mit diesen liegt bei der forschenden Person selbst bzw. ihrem
wissenschaftlichen Umfeld. Ein solches Vorgehen ermöglicht die notwendige methodi-
sche Flexibilität, mit der gerade in der Kommunikationswissenschaft auf aktuelle Ent-
wicklungen und Veränderungen in Medienangeboten, Rezeption und Verarbeitungs-
mustern, in Studiendesigns und -anlagen reagiert werden muss.
Ein Beispiel: Im Kontext der Internetforschung schlagen Eble et al. (2014: 142), ba-
sierend auf McKee und Porter (2009), eine Heuristik zur Entscheidung über die Not-
wendigkeit einer informierten Einwilligung vor. Sie identifizieren sechs Entscheidungs-
dimensionen, die jeweils von forschungsethisch besonders bis kaum sensibel reichen:
– Forschungsparadigma: qualitativ vs. quantitativ;
– Öffentlichkeit der untersuchten Kommunikation: privat vs. öffentlich;
– Sensitivität des Themas: hoch vs. niedrig;
– Verletzbarkeit bzw. Angreifbarkeit der Untersuchungssubjekte (d. h. Grad der Iden-
tifizierbarkeit): hoch vs. niedrig;
– Grad der Interaktion im Sinne eines aktiven Eingriffs der Forschenden: hoch vs.
niedrig;
– Art der Publikation der Daten: individual vs. aggregiert.
Solche und weitere Dimensionen müssen für unterschiedliche methodische Zugänge
entwickelt und unter Zuhilfenahme der vorgeschlagenen Prinzipien der Selbstbestim-
mung, Schadensvermeidung und Gerechtigkeit bewertet werden, um konkrete for-
schungsethische Probleme lösen zu können.

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(3) Eine solche Entscheidungsheuristik zu entwickeln (und ggf. auch anzuwenden),


ist Aufgabe eines deliberativen Prozesses. Um der Pluralität der Ansätze und Methoden
in der Kommunikationswissenschaft gerecht zu werden, sollten so viele Personen, In-
stitutionen und Quellen wie möglich daran beteiligt werden. Das umfasst in die For-
schung involvierte Personen, Universitäten, Hochschulen und Institute, Fachverbände,
eigene und auch Richtlinien anderer Disziplinen. Dieser Prozess sollte bei aller Offenheit
institutionalisiert geführt werden. Eine Fachgesellschaft kann dafür einen geeigneten
Rahmen bieten. So kann eine als verbindlich angesehene Basis geschaffen werden, an
welcher sich forschende Einzelpersonen orientieren können.
(4) Als viertes Element einer kommunikationswissenschaftlichen Ethik ist Selbstre-
gulierung und Selbstkontrolle zentral. Ein politisch gewolltes Instrument ist hier die
Etablierung von Ethikkommissionen. Diese bergen aber unter Umständen die Gefahr
einer Überregulierung, einer möglichen Einschränkung der Forschungsfreiheit (Hesse-
Biber & Leavy 2011: 75), einer fortschreitenden Bürokratisierung und damit einherge-
henden Verlangsamung von Forschungsprozessen sowie eines weiteren Ausbaus der
Gremienvielfalt (vgl. auch Unger & Simon 2016). Auf der anderen Seite ermöglichen sie
den institutionalisierten und im besten Fall transparenten forschungsethischen Diskurs.
Wir haben angeregt, dass sich ethisches Handeln an methodischen Einzelfällen aus-
richten sollte, da eine solche angewandte Ethik flexibler ist als generelle Richtlinien oder
Rechtsnormen (Günther 2003: 198). Das ist jedoch nur möglich, wenn solche Ethik-
kommissionen sozialwissenschaftlich oder sogar kommunikationswissenschaftlich ver-
ankert und somit versiert sind in den entsprechenden methodischen Fragen (vgl. etwa
den britischen Ansatz bei Oellers & Wegner 2009; vgl. auch Schrag 2010). Entscheidend
ist in diesem Zusammenhang die Besetzung der Ethikkommissionen, um die hohen An-
forderungen an die materialen (z. B. Ethik, Empirie) und formalen Fachkompetenzen
der Mitglieder zu gewährleisten (Fenner 2010: 42).

5. Fazit: Aufforderung zum Diskurs


Die Beschäftigung mit einer kommunikationswissenschaftlichen Forschungsethik ist
unserer Ansicht nach eine Notwendigkeit – aber nicht als Selbstzweck oder Sonntags-
worte, sondern zur Qualitätssicherung der Forschung und weiteren Professionalisierung
der Disziplin. Die besonderen theoretischen wie methodischen Anforderungen unseres
integrativen Faches und die starke empirische Ausrichtung der sozialwissenschaftlich
orientierten Kommunikationsforschung erfordern dies. Dafür bedarf es konsensualer
Prinzipien mittlerer Ordnung, orientierender Richtlinien sowie flexibler Entscheidungs-
heuristiken. Dabei ist eine institutionell unterstützte Etablierung forschungsethischer
Reflexion empirischer Projekte und die Abbildung entsprechender Abwägungsprozesse
in kommunikationswissenschaftlichen Diskursen, Publikationen sowie der Ausbildung
wünschenswert. Dies gilt auch und gerade in Forschungsprojekten, in denen die me-
thodische Zusammenarbeit mit Studierenden Teil des Prozesses ist. Die Integration von
Forschungsethik als Querschnittsthema in die Methodenausbildung (vgl. Fisher, Wertz
& Goodman 2009) ist daher ebenfalls wichtig.
Mit diesem Beitrag möchten wir einen entsprechenden innerfachlichen Diskurs an-
regen. Ziel ist eine Förderung der Auseinandersetzung mit diesem Thema und eine Sen-
sibilisierung von Forschenden und Studierenden für forschungsethische Fragestellun-
gen. Nötig ist der Anstoß weiterer Fachdiskurse, die sich mit forschungsethischen Fra-
gen konkret in Bezug auf einzelne Forschungsbereiche bzw. Methoden und ihren be-
sonderen Herausforderungen beschäftigen. Solche Auseinandersetzungen sind einge-
denk der Ausdifferenzierung und fortbestehenden Interdisziplinarität des Faches be-

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sonders wichtig mit Blick auf aktuelle methodische Entwicklungen (etwa im Online-
oder Mobilbereich). Diese bieten eine Fülle neuer Datenquellen und Datenerhebungs-
möglichkeiten, werfen aber auch neue ethische Fragestellungen auf (vgl. Buchanan &
Zimmer 2016; Heise & Schmidt 2014; Murphy et al. 2014). Hier treten stärker noch als
in anderen Bereichen das technisch Machbare und das ethisch Vertretbare in Konflikt
(Fraas et al. 2012: 189).
In einem solchen forschungsethischen Diskurs gilt es zum einen, Normen und Prin-
zipien deliberativ auszuhandeln und Entscheidungsheuristiken zu entwickeln. Zum an-
deren geht es darum, das Thema auf die fachöffentliche Agenda zu setzen und die Aus-
einandersetzung damit zu institutionalisieren. Ein Weg kann sein, die derzeitige Debatte
um Reichweite und Anspruch des DGPuK-Ethik-Kodexes um konkrete forschungs-
ethische Inhalte zu erweitern. Ziel sollte die Formulierung einer speziell auf die Kom-
munikationswissenschaft zugeschnittenen angewandten Forschungsethik und ihrer Ent-
scheidungsheuristiken sein (vgl. auch Kämper 2016). Die Auseinandersetzung mit der
eigenen Rolle und den vielfältigen Beziehungen im Forschungsprozess – unter aus-
drücklicher Berücksichtigung methodischer Erwägungen – dient der Qualitätssiche-
rung. Eine solche Debatte wäre ein weiterer Schritt hin zu einer Institutionalisierung und
Professionalisierung des Faches als einem eigenständigen Wissenschaftszweig (vgl. Glotz
1990: 249). Vielleicht wird kommunikationswissenschaftliche Forschung dadurch kom-
plizierter. Mit Sicherheit aber gewinnt sie an Reflexionstiefe und vielleicht auch an Wert.

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Open Access – - http://www.nomos-elibrary.de/agb

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