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Das Weinrecht

Inhaltsverzeichnis

Einleitung...........................................................................................................1

1.1. Begriffliche Abgrenzung und chemische Zusammensetzung von Wein...............1 1.2 Aktuelle Zahlen und wirtschaftliche Aspekte des deutschen Weines...................2 1.2.1 1.2.2. 2 3. Aktuelle Zahlen zum Import von auslndischem Wein.................................3 Aktuelle Zahlen zum Export von inlndischem Wein....................................4

Historische Weinrechte und erste Verordnungen..........................................5 Das europische Weinrecht..............................................................................6

3.1 Das EU-Weinrecht und die EG-Verordnung........................................................6 3.2 Systematik der Weinkategorien im Sinne des EU-Weinrechts.............................8 3.3 Das europische Weinbezeichnungsrecht...........................................................9 3.3.1 3.3.2 4. Obligatorische Angaben in der Etikettierung...............................................10 Fakultative Angaben in der Etikettierung....................................................11

Das deutsche Weinrecht.................................................................................12

4.1 Inhalt des deutschen Weingesetzes (WeinG)....................................................13 4.2 Die Anbauregelung im Weingesetz...................................................................14 4.3 Die Hektarertragsregelung in Deutschland........................................................15 5 Zugelassene nologische Behandlungen fr deutschen Wein...................17 5.1 Anreicherungsmethoden des Traubenmostes...................................................17 5.2 Sung zur Herstellung lieblicher und ser Weine..........................................18 5.3 Die Entsuerung von Trauben, Traubenmost oder Jungweinen........................19 5.4 Gesetzlich vorgeschriebene Mostgewichte beim Wein......................................19 6 Klassifizierung der Gteklassen des Weines nach dem WeinG..................21 7. Der Deutsche Weinfonds (DWF) und das Deutsche Weininstitut (DWI) als Instrumente der Absatz- und Qualittsfrderung................................................24 7.1 Organisation des Deutschen Weinfonds............................................................24 7.2 Gesetzliche Abgaben an den Deutschen Weinfonds.........................................25 7.3 Manahmen zur Absatz- und Qualittsfrderung..............................................26 8. Fazit..................................................................................................................26 10. Glossar.............................................................................................................29 10. Glossar

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Einleitung

Im Wein liegt Wahrheit schrieb schon Plinius Secundus der ltere im Jahre 79 n.Chr. in seiner Enzyklopdie Naturalis Historiae Libri XXXVII 1. Auch heute ist Wein eines der beliebtesten Getrnke in Deutschland und erfreut sich groer Beliebtheit. Wein in Deutschland hat sich im Laufe der Jahrtausende so stark verndert, dass seit 18922 die ersten deutschen Weinverordnungen auf Lnderebene und seit 19703 eine gemeinsame Marktorganisation fr Wein auf europischer Ebene in Kraft getreten ist. Dies ist auch ntig, denn diffuse Namen, abstruse Qualittskategorien und skrupellose Weinpantscherei sind fr Gste und Kunden nicht immer ohne weiteres erkennbar und rgerlich, wenn nicht sogar gefhrlich. Um die Wahrheit im Wein in Deutschland und der EU zu wahren, hat man das Weinrecht geschaffen. In dieser Arbeit wird der Inhalt des europischen Weinrechts und des deutschen Weingesetzes eingegangen. Desweitern wird auf folgende Fragestellungen eingegangen: Was sind die rechtlichen Hauptbestandteile des Weinrechtes auf nationaler und europischer Ebene? Welche Bereiche sind von ihnen betroffen und geregelt? Darf Wein behandelt werden um dessen Qualitt zu verbessern? Welchen Einfluss hat das Weinrecht auf den Absatz und die Qualitt des Weines?

1.1. Begriffliche Abgrenzung und chemische Zusammensetzung von Wein Zunchst zum Begriff Wein. Das Wort Wein leitet sich aus dem althochdeutschen Begriff win ab und hat seine begrifflichen Wurzeln im lateinischen Wort vinum 4. Unter Wein versteht man, laut Metz, Grner und Kessler (2000) ein alkoholisches Getrnk, das durch Vergrung des Traubenmostes oder frischer, eingemaischter Trauben gewonnen wird 5. Eine
1 Plinius Secundus, Gaius: Naturkunde: lateinisch - deutsch, C. Plinius Secundus d. ., Hrsg. u. bers. von Knig,
Roderich, Mnchen 1981, S. 95

2 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, Vom Weinberg zur Weinprobe, Orig.-Ausg., Mnchen 1999, S.
Vorwort

3 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, 20., vern. Neuaufl. 2010 Bonn, S. 4 4 S. Holford-Strevens, Leofranc in: Robinson, Jancis: Das Oxford Weinlexikon, 3., vollst. berarb. Aufl., Mnchen 2007,
S. 790

5 Vgl. Metz, Reinhold/ Grner, Hermann/ Kessler, Thomas: Hotel & Gast, 8., Aufl., Haan-Gruiten 2000, S. 108
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Definition, wie sie auch von der Europischen Union in ihrer Verordnung ber eine einheitliche gemeinsame Marktorganisation verwendet wird6. Somit ist Wein, der aus anderen Frchten wie zum Beispiel Kirschen, Erdbeeren, pfeln oder Birnen hergestellt wird, kein Wein im eigentlichen Sinne, sondern Obstoder Fruchtwein 7. Diese spezielle Art weinhnlicher Getrnke unterliegt nicht dem Weingesetz, sondern ist Bestandteil des Lebensmittelgesetzes (LMBG) und der Lebensmittelkennzeichnungs-Verordnung (LMKV) 8. Leofranc HolfordStrevens (1990), Altphilologe und Mitarbeiter der Oxford University Press, weitet diese Definition noch weiter aus und bezeichnet Wein als alkoholisches Getrnk, entstanden aus der Vergrung des Safts frischgelesener Trauben in den jeweiligen Ursprungsgebieten in bereinstimmung mit den dortigen Traditionen und Gepflogenheiten 9. Demnach ist Wein nicht nur ein Getrnk aus vergorenem Traubensaft, sondern muss auch den Traditionen entsprechend angebaut und gekeltert sein. Chemisch betrachtet, ist Wein eine hydro-alkoholische Lsung, die zu

15-20 % aus Aromen und geschmacksbildenden Substanzen, 06-12 % aus Alkohol, beziehungsweise Ethanol, 0 > 25 % Zucker, 06-12 % aus Glycerin 04-15 % aus Suren, vor allem Weinsure

besteht 10. Zu beachten gilt auch, dass sich im Wein 800-1000 verschiedene Aromen bilden knnen, die sowohl Genussfaktor als auch Indikator fr etwaige Weinfehler sein knnen 11. 1.2 Aktuelle Zahlen und wirtschaftliche Aspekte des deutschen Weines

6 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, Weingesetz, Weinverordnung u.a., Dresden 2009, S. 47


7 Vgl. Redaktion F.A. Brockhaus (Hrsg.): Der Brockhaus Wein, Rebsorten, Degustation, Weinbau, Kellertechnik,
internationale Anbaugebiete, 2., berarb. Aufl., Mannheim 2009, S. 313

8 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S. 151

9 S. Holford-Strevens, Leofranc in: Robinson, Jancis: Das Oxford Weinlexikon, S. 790


10 Vgl. Redaktion F.A. Brockhaus (Hrsg.): Der Brockhaus Wein, S. 478 11 Vgl. Redaktion F.A. Brockhaus (Hrsg.): Der Brockhaus Wein, S. 39 Seite 3

Das Weinrecht

Deutschland zhlt mit einer Anbauflche von 102 186 ha (Stand: 2009) zu den ltesten und bedeutendsten Weinbaugebieten Mitteleuropas 12. Dies entspricht dabei nur 1,2 % der Weltrebflche
13

. Laut der letzen Erhebung des

Statistischen Bundesamtes von 2009 wird in den deutschen Anbaugebieten auf einer Rebflche von 65 361 ha Weiwein und auf einer Rebflche von 36 825 ha Rotwein angebaut 14. Dominierende Rebsorten sind bei Weiwein Riesling mit 20,8 % und bei Rotwein Sptburgunder mit 11,6 % der Gesamtanbauflche
15

. (S. Anhang 1)

Dabei erzeugen die rund 60 500 Winzereibetriebe im Schnitt 10 Millionen Hektoliter Wein, was einer durchschnittlichen Anbauflche von nur 1,5 ha pro Betrieb entspricht 16. In Deutschland liegt der Verbrauch pro Kopf bei ca. 20,7 Litern. Wein ist somit Deutschlands zweitbeliebtestes alkoholisches Getrnk und wird nur noch von Bier bertroffen 17. Bemerkenswert ist, dass Wein im Verlauf der letzen fnf Jahre immer beliebter wurde, whrend der Verbrauch an Bier immer mehr zurckgeht 18. Dabei bevorzugen, laut Anderle, Schwarz und Stolp, 46% aller Deutschen inlndischen Wein, wobei sie mengenmig mehr als das doppelte der in Deutschland hergestellten Weine konsumieren 19. In der Gastronomie werden 20% des gesamten Weinverbrauchs konsumiert 20. Auffallend ist, dass Deutschland trotz seiner kleinen Rebflche einen vergleichsweise hohen Hektarertrag hat. Frankreich besitzt im Gegensatz zu Deutschland zum Beispiel ca. 889 000 ha Rebflche, produziert aber mit knapp 57,4 Millionen Hektolitern vergleichsweise wenig Wein, und exportiert weltweit

12 Statistisches Bundesamt: Grunderhebung der Rebflchen - Fachserie 3 Reihe 3.1.5, Wiesbaden 2010, S. 8 13 Vgl. Mller, Edgar/ Walg, Oswald/ Lipps, Hans-Peter: Der Winzer 1, Weinbau, 3., vollst. neu bearb. Aufl., Stuttgart
2008, S. 12

14 Statistisches Bundesamt: Grunderhebung der Rebflchen - Fachserie 3 Reihe 3.1.5, Wiesbaden 2010, S. 7 15 Vgl. Johnson, Hugh: Der groe Johnson, 19., vollst. berarb. und akt. Aufl., Mnchen 2009 , S. 246 16 S. Redaktion F.A. Brockhaus (Hrsg.): Der Brockhaus Wein, S. 141 17 Vgl. Abele, Eberhard: Deutscher Wein, S. 22
18 ebenda 19 Vgl. Anderle, Peter/ Schwarz, Helmuth/ Stolp, Katja: Lebens- und Genussmittel, Warenkunde, 1. Aufl. ,Troisdorf
2009, S.221

20 Vgl. Anderle, Peter/ Schwarz, Helmuth/ Stolp, Katja: Lebens- und Genussmittel, S.221 Seite 4

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mit 14,2 Millionen hl am meisten 21. Eine Ursache fr den hohen Absatz ist der weltbekannte Ruf Frankreichs fr seine Weine, sowie die hohen Qualittsstandards der dortigen regionalen Qualittsstufen, die selbst anderen weinanbauenden Nationen als Vorbild dienen 22. Obwohl Deutschland nur ber etwa 1,5% der Weltrebflche verfgt, liegt der Anteil am internationalen Weinhandel bei knapp 5% wie Mller, Walg und Lipps (2008) meinen 23. 1.2.1 Aktuelle Zahlen zum Import von auslndischem Wein Deutschland ist der fhrende Weinimporteur der Welt. 2009 wurden 1,276 Milliarden Liter Wein mit einem Marktwert von 1,544 Milliarden Euro eingefhrt
24

. Dabei wurden zwar 1,3 % mehr importiert, als noch im Jahr 2008, allerdings

reduzierte sich der Einfuhrwert dabei um 85 Millionen Euro. Wichtigster Importeur war dabei Italien (517 Millionen Liter fr 550 Millionen Euro) dicht gefolgt von Frankreich (203 Millionen Liter fr 376 Millionen Euro)
25

Auereuropische Lnder spielen beim Import von Wein nach Deutschland eine eher untergeordnete Rolle. Grter, nicht europischer Importeur ist Sdafrika (71 Millionen Liter fr 71 Millionen Euro). Diese Weine erfreuen sich zwar wachsender Beliebtheit, gelten aber bisher eher als Exoten in deutschen Weinregalen und der Gastronomie 26.

1.2.2. Aktuelle Zahlen zum Export von inlndischem Wein Lange Zeit hatte deutscher Wein einen schlechten Ruf. Im Ausland begegnet einem deutscher Wein berwiegend in Form von Massenverschnitten wie der Liebfrau(en)milch oder als Produkt eines der groen historischen Gter am Rhein und Mosel kritisiert der englische Weinkritiker Hugh Johnson 27. Die Kritik
21 Vgl. Mller, Edgar/ Walg, Oswald/ Lipps, Hans-Peter: Der Winzer 1, S. 22 22 Ebenda und Johnson, Hugh: Der groe Johnson, S. 34 23 Vgl. Mller, Edgar/ Walg, Oswald/ Lipps, Hans-Peter: Der Winzer 1, S. 14 24 Statistisches Bundesamt: Pressemitteilung Nr.109 vom 19.03.2010, 1,3 Milliarden Liter Wein nach Deutschland
importiert, In Internet http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2010/03/PD10__109__51.psml

25 Statistisches Bundesamt: Pressemitteilung Nr.109 vom 19.03.2010, 1,3 Milliarden Liter Wein nach Deutschland
importiert, In Internet http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2010/03/PD10__109__51.psml

26 ebenda 27 Vgl. Johnson, Hugh: Der groe Johnson, S. 246 Seite 5

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scheint nicht unbegrndet zu sein. 2009 waren leichte Exportrckgnge zu verzeichnen. Dabei exportierte Deutschland 2009 ca. 323 Millionen Liter Wein
28

. Dies waren knapp 5% weniger als 2008. Dabei wurden 637 Millionen mit

dem Export von deutschem Wein umgesetzt. Auch hier waren Verluste von 8,9% hinzunehmen 29. Grter Abnehmer fr deutsche Weine waren die Niederlande (71 Millionen Liter fr 107 Millionen Euro) und Grobritannien (65 Millionen Liter fr 109 Millionen Euro). Allerdings konnte auf dem Niederlndischen Markt ein leichter Zuwachs verzeichnet werden 30. Um diesem Import - Export Ungleichgewicht entgegen wirken zu knnen, soll das deutsche Weinrecht den Erzeugern und Konsumenten als rechtliches Instrument dienen, um den Absatz zu erhhen und eine gesetzlich garantierte Qualitt zu sichern.

Historische Weinrechte und erste Verordnungen

Wann genau die ersten Weingesetze erlassen worden sind, kann heute nicht mehr genau rekonstruiert werden. Eine der ersten Rechtsquellen, die Wein betreffen, ist die Gesetzgebung des babylonischen Herrschers Hammurabi (1792-1750 v. Chr.), der die Gesetzte um das Jahr 1750 v. Chr. in Kraft setzte. Hammurabi legte darin den Preis fest, setzte Hchstmengen an Ertrag whrend der Erntezeiten fest und regelte den Weinverkauf 31. Wobei die drei Artikel, die sich mit diesem befassen, laut Johnson (1990), absurd strenge Strafen beinhalteten, im Vergleich zu anderen Gesetzesbertretungen. Im Jahre 79 n. Chr. brach der Vesuv in Italien aus und vernichtete die Stadt Pompeji. Damit wurde das wichtigste Anbaugebiet der Rmer zerstrt. Als Folge wurden innerhalb der nchsten zwei Jahre rund um Rom in aller Eile Weinberge angelegt, wobei vielfach Kornfelder umfunktioniert wurden, was ein
32

28 Statistisches Bundesamt: Pressemitteilung Nr.109 vom 19.03.2010, 1,3 Milliarden Liter Wein nach Deutschland
importiert, In Internet http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2010/03/PD10__109__51.psml

29 ebenda 30 ebenda

31 Vgl. Gck, Roland: Wein, Nachaufl. Knzelsau 1992, S. 8 und Johnson, Hugh: Weingeschichte, Von Dionysos bis
Rothschild, Bern 1990, S. 27

32 Vgl. Johnson, Hugh: Weingeschichte, S. 27 Seite 6

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Versorgungsungleichgewicht an Getreiden in Rom zur Folge hatte 33. Rom sah sich einer gewaltigen berproduktion an Wein ausgesetzt. Im Jahre 92 n. Chr. erlie Kaiser Domitian (51 96 n.Chr.) ein Edikt in welchem er Neupflanzungen in Italien regelte und die Rodung der Hlfte aller Weinstcke in den Provinzen befahl. Auch untersagte er mit diesem Edikt das Anlegen kleinerer Weinberge innerhalb rmischer Stdte 34. Domitians Edikt, so scheint es laut Johnson, war auch als Versuch gedacht, die einheimischen Weine vor Konkurrenz aus den Provinzen zu schtzen. Die ersten Regularien in Deutschland wurden von Karl dem Groen (747 841 n.Chr.) festgelegt. So regelte er, unter anderem, erstmals Hygiene in der Weinherstellung und erlie das revolutionre (doch kaum durchsetzbare) Gebot, dass die Trauben nicht mit den Fen getreten werden durften, so Johnson 35. Des Weiteren untersagte er die Lagerung des Weines in Tierhuten und verlieh den Winzern das Recht, mittels eines grnen Straues ber ihrer Tr anzuzeigen, dass sie ihren Wein an jedermann verkaufen. Ein Brauch der sich bis heute erhalten hat und in sterreich noch beim sogenannten Heurigen, einer Art Besenwirtschaft, praktiziert wird 36. Auch in Deutschland ist dieser Brauch heut zu Tage noch blich, wobei anstatt eines Straues oftmals ein Reisigbesen verwendet wird. Frst von Metternich gilt als einer der ersten deutschen Weinhersteller, der Wein in verschiedenen Qualittsstufen verkaufte. Dabei entwickelte er ein System, bei dem die zwei unterschiedlichen Farben der Etikette und verschieden Siegelfarben verwendet wurden. Diese Chteau - Etikette waren ebenso revolutionr wie das System der Qualittsstufen., so Johnson 37. 1892 wurde in Deutschland zum ersten Mal ein allgemein gltiges Weingesetz erlassen
38

. Seine Wurzeln hatte es in einem vom Knigreich Preuen

angeregtem Zollverein, dem im Jahre 1938 nahezu komplett Deutschland angehrte. Dieser war gegrndet worden, um die stndigen Zollabgaben im
33 Vgl. Johnson, Hugh: Weingeschichte, S. 67 34 ebenda 35 Vgl. Johnson, Hugh: Weingeschichte, S. 112 36 Vgl. Johnson, Hugh: Weingeschichte, S. 112 37 Vgl. Johnson, Hugh: Weingeschichte, S. 390 38 Vgl. Johnson, Hugh: Weingeschichte, S. 395 und Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S. Vorwort Seite 7

Das Weinrecht

innerdeutschen Raum zu unterbinden und es den Preuen erlaubte, besseren und billigeren Wein vom Rhein zu importieren 39. Auch die Entwicklungen der ersten Qualittsbezeichnungen
40

und die Panscherei, welche aus der

Weinknappheit, die aus der Reblaus- und Mehltau Plage Mitte des 19. Jahrhunderts resultierte, sollten mit dem ersten deutschen Weingesetz bekmpft werden
41

. Desweiteren machte es den Winzern zur Auflage,

anzugeben, ob der Wein naturrein war oder mit Zucker angereichter wurde, was heute noch ein Bestandteil des aktuellen Weingesetzes ist 42. Auch darf an dieser Stelle die von J.J. Reuss entwickelte, und von Ferdinand chsle verbesserte, Messskala fr die Bestimmung des Zuckergehaltes des Traubenmostes und damit verbunden die Reife der Trauben nicht vergessen werden, die zum ersten Mal eine wissenschaftlich belegbare Einteilung der deutschen Weine in ihre Qualittsstufen mglich machte 43. Die Grundlagen fr das deutsche Weingesetz, wie wir es heute kennen, waren geschaffen.

3.
3.1

Das europische Weinrecht


Das EU-Weinrecht und die EG-Verordnung

Durch die Einigung Europas, den gemeinsamen Europischen Binnenmarkt und die Verflechtung der Mrkte, beschloss man 1970 eine gemeinsame Marktorganisation fr Wein 44. Ziel der EU ist, jedem Weinbau betreibenden Land die selben Chancen auf dem Markt zu geben und durch eine gemeinsame Gruppeneinteilung in Gteklassen eine rechtliche Gleichgewichtigkeit zu erreichen
45

Dadurch

wurde

es

ntig,

nationale

Weingesetze

den

Gesamteuropischen Bestimmungen anzupassen und zu ergnzen. In Folge

39 Vgl. Johnson, Hugh: Weingeschichte, S. 389 40 Vgl. Johnson, Hugh: Weingeschichte, S. 391 41 Vgl. Robinson, Jancis: Das Oxford Weinlexikon, S. 806 42 Vgl. Johnson, Hugh: Weingeschichte, S. 396 43 Vgl. Robinson, Jancis: Das Oxford Weinlexikon, S. 502 44 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S. 158 und Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht
2010, S. 4

45 Vgl. Deutsches Weininstitut GmbH: Aktuelles Weinrecht in Internet: http://www.deutscheweine.de/icc/InternetDE/med/90c/90c30bc6-3923-2721-eb93-22a74c41ed8b,11111111-1111-1111-1111-111111111111.pdf, 31.01.2011, S. 2

Seite 8

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dessen, trat 1971 in Deutschland das neue deutsche Weingesetz in Kraft und lste das Weingesetz von 1930 ab 46. 2008 wurde mit der Verordnung (EG) Nr. 479/2008 die seit 1.August 2000 gltige EG-Verordnung Nr. 1493/1999 ersetzt und die bis dahin seit 1971 bestehende gemeinsame europischen Marktorganisation fr Wein aufgelst. In der aktuellen, seit 1. August 2009 gltigen EG-Verordnung Nr. 491/2009, die wiederum die Verordnung von 2008 ablste, wurden die Bestimmungen dieser Verordnungen [] in kleine Einheiten zerlegt und- ohne inhaltliche nderungenber zahlreiche Bestimmungen und Anhnge verteilt in die Verordnung Nr. 1234/2007 ber eine gemeinsame Organisation der Agrarmrkte und mit Sondervorschriften fr bestimmte landwirtschaftliche Erzeugnisse (Verordnung ber die einheitliche GMO) eingegliedert. so Blau und Nickenig vom aid infodienst Ernhrung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V. 47. Hauptbestandteil des nun fr Wein relevanten Teils der Verordnung der gemeinsamen Organisation der Agrarmrkte mit Sondervorschriften fr bestimmte landwirtschaftliche Erzeugnisse Nr. 1234/2007 ist, wie schon in der alten gemeinsamen Weinmarktorganisation, ein gemeinsames Weinbezeichnungs- und Weinherstellungsrecht, das verbindlich fr alle Mitgliedstaaten geregelt ist 48. Allerdings hat man fr die Weinbau betreibenden Nationen gesetzlichen Gestaltungsraum gelassen, in dem sie eigene Detailregelungen vornehmen knnen, wie zum Beispiel die in Deutschland geltende Mindestmostgewichte und die Klassifizierung der in Deutschland anbauzulssigen Rebsorten 49. Desweiteren beinhalten die reformierten EG-Verordnungen unter anderem:

Regelungen ber Anpflanzung der in der EU dafr klassifizierten Rebsorten,50 Unterteilung der Weine in Weine mit geschtzter Herkunftsangabe und Weine ohne geschtzte Herkunftsangabe 51,

46 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 4 47 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 5 48 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S. 159 49 ebenda 50 Vgl. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 10 51 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 10 Seite 9

Das Weinrecht

Regelungen Weinsektor 52,

zu

geographischen

Angaben

und

Bezeichnungen

im

Einteilung und Abgrenzung der Weinbaugebiete der EU nach hnlichen klimatischen Bedingungen in die Zonen A, B, C I, C II und C III, (S. Anhang 2) 53,

Einfhrung nationaler Finanzrahmen zur Frderung strukturverbessernder Manahmen 54, Mindestmostgewichte, die als Indikatoren fr den Zuckergehalt des Mostes dienen und somit Auskunft ber den zu erwartenden Alkoholgehalt geben 55, Herstellungsvorschriften und Richtlinien zu nologischen Verfahren 56, Regelungen fr Erzeugerorganisationen und Branchenverbnde 57. Systematik der Weinkategorien im Sinne des EU-Weinrechts

3.2

Mit der Einfhrung der aktuellen EG-Verordnung Nr. 491/2009 wurde die alte Systematik der Marktorganisation fr Wein in die Sparten Tafel- und Qualittsweine reformiert
58

. Dies wurde ntig, da bis dato zu Tafelweinen

sowohl Landwein als auch Tafelwein mit geographischen Angaben gezhlt wurden. Qualittsweine bestimmter Anbaugebiete hatten ein hnliches Problem. Zu ihnen wurden Qualittsschaumweine bestimmter Anbaugebiete, Qualittsperlweine bestimmter Anbaugebiet sowie Qualittslikrweine bestimmter Anbaugebiete gezhlt 59. Aktuell wird in der EU zwischen Wein mit geographischer Angabe und Wein ohne geographische Angabe differenziert 60.

52 Vgl. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 22 53 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S. 154 54 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 4 55 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S. 91 56 Vgl. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 31 57 Vgl. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 35 58 S. GEWA Etiketten GmbH: Kurzinformation Weinrecht Nr. 27, Sonderausgabe INTERVIDIS 2010, Bingen 2010, S. 4 59 ebenda 60 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 16 Seite 10

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Wein ohne geographische Angabe

Wein aus der europischen Gemeinschaft z.B. Verschnitt von Wein verschiedener Lnder der EU. Sie stellen die einfachste Sorte von Weinen dar,

Wein mit oder ohne Rebsorten- und/ oder Jahrgangsangabe z.B. Deutscher Wein 61.

Wein mit geographischer Angabe


Weine mit geschtzter geographischer Angabe (g.g.A.) z.B. Landwein aus einem der bestimmten Landweingebiete 62. Weine mit geschtzter Ursprungsbezeichnung (g.U.) z.B. Qualitts- und Prdikatsweine, die aus einem bestimmten Anbaugebiete, d.h. einem klar abgegrenzten Anbaugebiet, stammen 63.

3.3

Das europische Weinbezeichnungsrecht

1999 wurde das bisherige strikte Weinbezeichnungsrecht mit der Einfhrung des sogenannten Missbrauchsprinzips liberalisiert und lsst mit Inkrafttreten der EU-Verordnung Nr. 1234/2007 zur gemeinsamen Organisation der Agrarmrkte, sowie der Bezeichnungsrechtsverordnung 607/2009, greren Spielraum fr die Gestaltung von Weinetiketten zu. In Deutschland sind das Weingesetz (22b bis 26 WeinG) in Verbindung mit der Weinverordnung (29 bis 51 Weinverordnung) fr die Durchfhrung der Bezeichnung und Aufmachung nach europischen Vorgaben magebend 64. Laut Verbotsprinzip sind Bezeichnungen, die nicht ausdrcklich durch die EU erlaubt sind, bei der Etikettierung unzulssig. Dieses Prinzip wurde teilweise aufgehoben.65. Das aktuelle Bezeichnungsrecht unterteilt sich in obligatorische Angaben und fakultative Angaben 66. Obligatorische Angaben sind in der EU, zwingend vorgeschriebene Angaben 67. Fakultative Angaben mssen wahrheitsgem
61 Vgl. IHK Trier: Informationen zum Weinbezeichnungsrecht, Trier 2009, S. 1 62 S. GEWA Etiketten GmbH: Kurzinformation Weinrecht Nr. 27, S. 5 63 ebenda 64 Vgl. IHK Trier: Informationen zum Weinbezeichnungsrecht, S. 3 und Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 78ff.
und 140ff.

65 Vgl. Deutsches Weininstitut GmbH: Aktuelles Weinrecht, S. 10 66 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 22 67 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 29 Seite 11

Das Weinrecht

sein und drfen nicht tuschend oder irrefhrend sein. Desweiteren mssen bei der Verwendung der fakultativen Angaben diese in der Weinbuchfhrung und gegebenenfalls in den Begleitpapieren des Weines dokumentiert werden 68. Fr die Schriftgre in der Etikettierung gibt es keine spezielle Millimetervorgabe, abgesehen vom Nennvolumen (min. 4mm hoch), dem Alkoholgehalt (min. 3mm hoch) und des EG-Verpackungszeichens e (ebenfalls min. 33mm hoch)
69

.Vorgeschrieben

ist

jedoch,

dass

die

obligatorischen Angaben,

zusammen im gleichen Sichtbereich auf dem

Behltnis angebracht sein mssen, so dass sie leicht lesbar sind und gelesen werden knnen, ohne dass es ntig ist, dafr das Behltnis umzudrehen 70. (S. Anhang 3)

3.3.1 Obligatorische Angaben in der Etikettierung


Die Verkehrsbezeichnung der Kategorie des Weinbauerzeugnisses z.B. Wein, Perlwein, etc. 71, Die Gteklasse Qualittswein, Qualittswein mit Prdikat oder Landwein mit Angabe des Prdikates und des bestimmten Anbaugebietes oder Landweingebietes 72,

Der Alkoholgehalt in vollen oder halben Volumenprozent 73, Die Angabe der Herkunft, gltig fr alle Weine d.h. das Etikett muss gekennzeichnet sein mit Wein aus, erzeugt in oder Erzeugnis aus ergnzt mit dem Namen des EU-Mitgliedstaates, in dessen Hoheitsgebiet die Trauben geerntet wurden 74. Dies gilt ins Besondere fr Weine mit geschtzter Ursprungsbezeichnung oder geographischen Angaben. Wage Hinweise auf die Herkunft wie z.B. Frankreich sind bei Weinen mit geschtzter Ursprungsbezeichnung keine geographische Angabe im Sinne des Bezeichnungsrechts. Bei Wein von mehreren EU-

68 S. GEWA Etiketten GmbH: Kurzinformation Weinrecht Nr. 27, S. 7

69 S. GEWA Etiketten GmbH: Kurzinformation Weinrecht Nr. 27, S. 10 und IHK Trier: Informationen zum
Weinbezeichnungsrecht, S. 4

70 Vgl. IHK Trier: Informationen zum Weinbezeichnungsrecht, S. 4 und GEWA Etiketten GmbH: Kurzinformation
Weinrecht Nr. 27, S. 7

71 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 29 Abschnitt Ib 72 S. GEWA Etiketten GmbH: Kurzinformation Weinrecht Nr. 27, S. 5 73 S. GEWA Etiketten GmbH: Kurzinformation Weinrecht Nr. 27, S. 5 und Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 29 74 S. GEWA Etiketten GmbH: Kurzinformation Weinrecht Nr. 27, S. 6 Seite 12

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Mitgliedstaaten ist auch Wein aus der Europischen Gemeinschaft oder im Falle von Wein Mischungen aus mehreren EU-Lndern Verschnitt von Weinen aus verschiedenen Lndern der Europischen Gemeinschaft zulssig 75,

Die Nennfllmenge 76, Die Loskennzeichnung,- oder bei Qualittsweinen, die amtliche Prfnummer
77

Der Name der Firma des Abfllers sowie der Mitgliedsstaat und die Gemeinde seines Hauptsitzes, Die Allergenkennzeichnung enthlt Sulfite oder enthlt Schwefeldioxid, wenn eine Konzentration von mehr als 10 mg pro Liter vorhanden ist 78.

3.3.2 Fakultative Angaben in der Etikettierung


Eine engere geographische Angabe bspw. Mundelsheimer Rozenberg 79, Jahrgang, soweit mindestens 85% des Weines aus dem Jahrgang stammt 80, Die Angabe der Rebsorte, dabei muss der Wein zu mindestens 85% aus dieser Rebsorte bestehen und die Rebsorte seine Art bestimmen 81. Es knnen auch bis zu drei Rebsorten angegeben werden, solange der Wein zu 100% aus diesen besteht. Die Sung ist hiervon ausgenommen 82. Bei der Angabe der Rebsorte drfen nur amtlich zugelassen (klassifizierte) Sortennamen oder Synonyme benutzt werden bspw. statt Sptburgunder Pinot Noir 83,

Traditionelle Begriffe wie z.B. Liebfrau(en)milch, Badisch Rotgold oder Classic etc. 84,

75 ebenda 76 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 26 77 Vgl. IHK Trier: Informationen zum Weinbezeichnungsrecht, S. 4 78 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 26 79 Vgl. IHK Trier: Informationen zum Weinbezeichnungsrecht, S. 4 80 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 29 81 ebenda 82 S. GEWA Etiketten GmbH: Kurzinformation Weinrecht Nr. 27, S. 7 und Deutsches Weininstitut GmbH: Aktuelles
Weinrecht, S. 10

83 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 29 und Deutsches Weininstitut GmbH: Aktuelles
Weinrecht, S. 10

84 S. GEWA Etiketten GmbH: Kurzinformation Weinrecht Nr. 27, S. 8 Seite 13

Das Weinrecht

Die Marke wie z.B. Rilling 85, Das Erzeugnis Verfahren z.B. Barrique 86, Auszeichnungen, Prmierungen und Gtezeichen, soweit diese zugelassen sind 87, Angabe zum Erzeugerbetrieb wie z.B. Gutsabfllung, Kloster oder Domne 88, Die Geschmacksangaben Trocken, Halbtrocken, Lieblich oder S89.

4.

Das deutsche Weinrecht

Seit seinem ersten Erscheinen im Jahr 1892 unterlag das deutsche Weinrecht hufigen Reformen 90. Die signifikanteste dieser nderungen wurde ntig mit der Einfhrung der gemeinsamen europischen Marktorganisation fr Wein, die ein neues deutsches Weingesetz unumgnglich machte. Der Abstieg begann mit dem Deutschen Weingesetz von 1971, das Ironie des Schicksals mit einem wahrhaft groartigen Jahrgang zusammenfiel., kritisiert Johnson das deutsche Weingesetz 91. Mit der Hufigkeit, die die Anpassungen des geltenden Weingesetzes an europische Verordnungen ntig machte, wurde das deutsche Weingesetz immer unberschaubarer und entsprach ebenfalls in seiner Konzeption nicht mehr den Erfordernissen
92

der

EU,

da

eine

Differenzierung zwischen nicht europischen Erzeugnissen und Erzeugnissen anderer EU-Mitgliedsstaaten nicht enthalten war . 1994 trat deshalb das Gesetz zur Reform des deutschen Weinrechts in Kraft. Dieses beinhaltete eine Neugestaltung der Hektarertragsregelung und bertrug einen Groteil der Ermchtigungen auf das Bundesministerium fr Ernhrung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie auf die Landesregierungen der Weinbau

85 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 29 86 S. GEWA Etiketten GmbH: Kurzinformation Weinrecht Nr. 27, S. 8 und Deutsches Weininstitut GmbH: Aktuelles
Weinrecht, S. 10

87 Vgl. IHK Trier: Informationen zum Weinbezeichnungsrecht, S. 4 88 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 27 89 Vgl. IHK Trier: Informationen zum Weinbezeichnungsrecht, S. 4 90 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, Vorwort 91 S. Johnson, Hugh: Der groe Johnson, S.242 92 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 5 Seite 14

Das Weinrecht

betreibenden Lnder 93. 1995 wurde die Reform des deutschen Weinrechts als abgeschlossen betrachtet, wobei 2001 nochmals umfassende nderungen am Weingesetz
94

vorgenommen

wurden.

Die

Einfhrung

des

Euros

und

Anpassungen an die neue EG- Weinmarktorganisation machten dies notwendig . Die letzte nderung des Weingesetztes trat 2009 in Kraft 95.

Das Weinrecht in Deutschland ist im Allgemeinen Aufgabe des Bundes. Es setzt sich zusammen aus dem Weingesetz (WeinG)
96

, dem Gesetz zur

Durchfhrung der gemeinsamen Marktorganisation und der Direktzahlung (MOC) 97, der Verordnung ber die Erhebung der Abgabe fr den Deutschen Weinfonds (WeinfondsV), Elementen des BGB (581 597 Pachtvertrge) 98, da Weinberge vielfach verpachtet werden, sowie den Weinverordnungen, geltend fr die Umsetzung der EU-Verordnungen und dispositiven Bestimmungen des deutschen Weingesetzes, auf Lnderebene 99.

4.1

Inhalt des deutschen Weingesetzes (WeinG)


100

Das deutsche Weingesetz (WeinG) untergliedert sich in 11 Abschnitte, denen wiederum die einzelnen Paragraphen zugeordnet sind Abschnitte: 1. Allgemeine Bestimmungen ( 1-3b) 2. Anbauregelungen ( 4-12) 3. Verarbeitung ( 13-16) 4. Qualittswein bestimmter Anbaugebiete und Landwein ( 16a-22a)
5. Geografische Bezeichnungen und Kennzeichnung ( 22b-26)

. Dies sind die

6. berwachung ( 27-34) 7. Einfuhr ( 35-36)


93 ebenda 94 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 5 und 6 95 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 4 96 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 61ff und Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S.173ff 97 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 97ff 98 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 115ff 99 S. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S. 207ff 100 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 61 Seite 15

Das Weinrecht

8. Absatzfrderung ( 37-47) 9. Straf- und Bugeldvorschriften ( 48-52) 10. Verbraucherinformation ( 52a) 11. Schlussbestimmungen ( 53-57a) Besonders hervorzuheben sind im deutschen Weinrecht die Spezifikationen der Anbauregelungen und die Hektarertragsregelungen (Abschnitt 2 WeinG) sowie die Keltertechnischen Verfahren (Abschnitt 3 WeinG)
102 101

und die . Diese

Gruppeneinteilung des Weines (Abschnitt 4 und 5 WeinG)

103

Paragraphen bilden die Grundlagen dafr, in welcher Qualitt in Deutschland Weine geerntet und gekeltert werden und schaffen somit auch eine rechtliche Basis fr die Gteklassen und die Prdikatsstufen des Weines.

4.2

Die Anbauregelung im Weingesetz

In den Abbauregelungen werden grundstzlich Bestimmungen fr Neu- und Wiederbepflanzungen in Deutschland geregelt. Anzumerken ist dabei, dass fr Deutschland die Europischen Weinzonen A und B relevant sind. Dabei gehren alle Anbaugebiete mit Ausnahme von Baden zur Zone A. Baden gehrt zur Zone B. Die Einteilung in die europischen Zonen spiegeln die khlen klimatischen Bedingungen und das daraus resultierende Mindestmostgewicht bei deutschen Weinen wieder 104. (S. Anhang 3) Neupflanzungen bedrfen einer behrdlichen Genehmigung
105

. Aus Grnden

der Qualittssicherung drfen Genehmigungen nur fr Flchen erteilt werden, die zum Anbau von Qualittswein bestimmter Anbaugebiete (QbA Weine) oder zum Anbau fr Landwein geeignet sind (7 Abs. 1 WeinG und 3 Abs. 1 Wein Verordnung)
106

Diese

kann

beim

Bundesministerium

fr

Ernhrung,

Landwirtschaft und Verbraucherschutz beantragt werden. Dabei wird darauf geachtet, ob die Flche bei herkmmlicher Anbauweise innerhalb eines 10 Jahres Durchschnitts einen Weinmost ergibt, der den Mindestgehalt an
101 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 8ff 102 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 13ff 103 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 16ff 104 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 39 105 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 68 106 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 68 Seite 16

Das Weinrecht

natrlichem Alkohol erreicht (7 Abs. 2 Satz 1 bis 3 WeinG und 4 Weinverordnung). Zurzeit ist die Mglichkeit fr Neupflanzungen, bis auf wenige Ausnahmen fr Forschungszwecke, durch die EU laut Blau und Nickenig untersagt worden (Stand 2010) 107. Das Anbauverbot soll eine Ausweitung der Rebflchen verhindern und zur Sanierung des Weinmarktes beitragen so Hans-Jrg Koch von der Universitt Mainz 108. Durch die Voraussetzung, dass die Weine Landwein- oder QbA Weine sein mssen, gibt der Gesetzgeber schon vor, dass Wein nur in den traditionellen, nach 3 Abs. 1 WeinG festgelegten Weinbaugebieten, stattfinden kann. Als Wiederbepflanzung gilt, wenn Wein auf bereits gerodeten Anbauflchen wieder angebaut wird. Eine Wiederbepflanzung ist melde- jedoch nicht genehmigungspflichtig, da dies eine rechtliche Genehmigung zum Anbau bereits vorrausetzt (6 Abs. 1 WeinG) Betriebes ausgebt wird. In
109

. Grundstzlich wird davon Fllen drfen

ausgegangen, dass das Recht zur Wiederbepflanzung innerhalb desselben bestimmten Wiederbepflanzungsrechte auch ganz oder teilweise auf einen anderen Betrieb bertragen werden. Dies kann jedoch von den einzelnen Landesregierungen untersagt werden 110. Die bertragung einer Steillage (30% oder mehr Steigung am Weinberg) in eine Flachlage (weniger als 30% Steigung am Weinberg) oder von einem bestimmten Anbaugebiet in ein anderes bestimmtes Anbaugebiet ist nicht zulssig (6 Abs. 2 WeinG), wobei zur Sicherung oder zu Erhaltung der Weinbaustruktur in Einzelfllen zur Vermeidung unbilliger Hrte Ausnahmen genehmigt werden knnen (6 Abs. 4 WeinG) 111. Die Durchfhrung der Anbauregelungen ist in Deutschland Lndersache der Weinbau betreibenden Bundeslnder
112

. Gesetzeswidrige Anpflanzungen

mssen auf behrdliche Anordnung hin gerodet werden und stellen eine

107 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 8 108 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S.10 109 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S.11 110 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 8 111 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 67 112 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 9 Seite 17

Das Weinrecht

Ordnungswidrigkeit laut 50 Abs. 1a WeinG dar, die mit Bugeld belegt werden knnen 113.

4.3

Die Hektarertragsregelung in Deutschland

Mit Einfhrung der Qualittswein-Verordnung der Europischen Union von 1970 wurden die Hchstertrge je Hektar Rebflche fr Qualittsweine bestimmter Anbaugebiete in den einzelnen Mitgliedsstaaten festgelegt, wobei im deutschen Weinrecht laut 9 smtliche Weinarten, Weintrauben und Traubenmost den nationalen Ertragsregelungen unterworfen sind 114. Bercksichtig wird auch bei der Festlegung des erlaubten Ertrages pro Betrieb die Ertrge der vergangenen 10 Jahre, wobei nur die qualitativ zufriedenstellenden Jahrgnge bercksichtigt werden
115

. Ziel der in Deutschland geltenden Hektarertragsreglungen ist eine

Steigerung der Weinqualitt, eine Stabilisierung des europischen Weinmarktes und die Verringerung der berproduktion an europischem Wein 116. Angegeben wird der Hektarertrag in Hektoliter wobei allerdings beachtet werden muss, dass laut 3 Abs. 1 Weinverordnung folgendes gilt:

100 Kilogramm Weintrauben = 100 Liter Traubenmost =

75 Liter Wein 95 Liter Wein 117

Dabei bleibt es den Lndern berlassen, ob sie die Hektarertrge als Einwertmodell d.h. nach Anbaugebieten (oder Teilen davon) oder, wie Rheinland-Pfalz als einziges Bundesland bisher, nach Gteklassen, als sogenanntes Qualittsgruppenmodell, festlegen 118. (S. Anhang 4) Sollte ein Betrieb eine bermenge produzieren, d.h. mehr Ertrag haben als zugelassen, so darf diese nicht in den Umlauf gebracht werden. Fr die Betriebe, die als Einwertmodell lesen, besteht die Mglichkeit nach 10 WeinG, bis zu 20% (in Ausnahmefllen auch bis zu 50%) der bermenge im eigenen Betrieb zur Herstellung von Wein oder Qualittsschaumwein
113 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S.117 und Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 70 114 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 10 115 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S.66 116 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S. 66 117 Vgl. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 129 118 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 11 Seite 18

Das Weinrecht

bestimmter Anbaugebiete zu verwenden und so zu berlagern. Das bedeutet, dass die berlagerte Menge im folgenden Jahr laut 10 Abs. 2 WeinG zur Auffllung etwaiger nicht erreichter Erntemengen verwendet werden darf
119

Dadurch soll eine Kontinuitt auf dem Weinmarkt geschaffen werden, ohne dass dieser durch die Umwelteinflsse, wie z.B. extrem heie Sommer, beeintrchtigt wird. Sollte im Betrieb weiterhin eine bermenge vorhanden sein, so muss diese nach 11 WeinG bis zum 15. Dezember des der Ernte folgenden Jahres, ohne Gewhrung ffentlicher Beihilfen oder Prmien, zwangsdestilliert werden. Der daraus destillierte Alkohol darf lediglich fr industrielle Zwecke verwendet werden 120. Eine andere Verwendung steht nach 49 Abs. 2 WeinG unter Strafe und kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder Bugeld belegt werden 121. Bei Betrieben mit Qualittsgruppenmodellen besteht keine Mglichkeit zur berlagerung. Diese so haben die Mglichkeit, Grundwein, bis zu als 200 hl/ha Verarbeitungswein, genanntem spezifischen

Hektarertragswert anzugeben. Dieser Wein ist nur fr die Verarbeitung zu Schaumwein ohne Rebsortenangabe, zum Verschneiden, zur Herstellung von Lebensmitteln, die keine Erzeugnisse im Sinne des Weingesetzes sind, oder zur Herstellung und Vermarktung von Traubensaft gedacht 122. Auch hier muss eine etwaige bermenge, ohne Gewhrung ffentlicher Beihilfen oder Prmien, zwangsdestilliert werden. Seit 2007 ist es Betrieben, die bereits bis zu 1000 Liter bermenge zwangsdestilliert haben, mglich an Stelle der Destillation die weitere bermenge als Wirtschaftsdnger in der Landwirtschaft oder als Energietrger in einer Abwasseranlage zu verwenden Dies muss in den Rechtsverordnungen der einzelnen Bundeslndern geregelt sein und, wie die Zwangsdestillation, unter behrdlicher Aufsicht geschehen 123.

119 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S.66f. und S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 70 120 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 70 121 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 92 122 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 11 123 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 12 Seite 19

Das Weinrecht

Zugelassene nologische Behandlungen fr deutschen Wein

Unter nologie versteht man, laut Janice Robinson, die Kunde oder Lehre vom Wein []. Als Begriffsinhalt hat sich fr nologie jedoch die Kellerwirtschaft im Gegensatz zur Weinbergtechnik durchgesetzt Sinne des europischenund deutschen
124

. nologische Verfahren im sind smtliche

Weinrechts

kellertechnische Verfahren, die zum Ziel haben, Wein ordnungsgem und auf natrlicher Basis bei einer Steigerung des Qualittsniveaus, herzustellen. Desweiteren sollen durch sie vermieden werden, dass chemisch verunreinigter Wein und weinhnliche Erzeugnisse, die mitunter fr den Konsumenten gefhrliche Stoffe enthalten knnten, produziert werden
125

. Im Weinrecht sind

die nologischen Behandlungen und die dafr in Deutschland zugelassenen Behandlungsstoffe nach 13 WeinG in Verbindung mit 11 Weinverordnung streng reglementiert. Zu ihnen zhlen:

Die Anreicherung nach 15 WeinG in Verbindung 15 Weinverordnung 126, Die Sung nach 15 WeinG in Verbindung 16 Weinverordnung 127, und die Entsuerung nach 18 Absatz 15 Satz 2 der Weinverordnung. Anreicherungsmethoden des Traubenmostes

5.1

Die Anreicherung von Weintrauben, Traubenmostes oder Jungweinen dient der Erhhung des Alkoholgehaltes des Weines vor der Grung 128. Erfolgen darf die Anreicherung laut EU-Recht in den fr Deutschland geltenden Weinbauzonen A und
129

mit

Saccharose,

Traubenmostkonzentrat

oder

rektifiziertem

Traubenmostkonzentrat, einer Art hoch konzentriertem Sirup aus Traubenmost . Der in diesen Behandlungsstoffen enthaltene Zucker wird bei der Grung in Alkohol umgewandelt. Dabei darf der Alkoholgehalt der Weine in Weinbauzone A hchstens um 3,0% und in Zone B maximal 2,0 % angehoben werden, wobei die EU in Jahren mit auergewhnlich ungnstiger Witterung die Erhhung in
124 Vgl. Robinson, Jancis: Das Oxford Weinlexikon, S. 505
125 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S.99f. 126 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 73 und S. 133 127 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 73 und S. 133 128 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S.12 und
Meidinger, Friedrich/ Blankenhorn, Dieter/ Funk, Edgar: Der Winzer 2, Kellerwirtschaft, 3., berarb. Aufl. Stuttgart 2000, S. 103

129 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 73 und S. 133 in Verbindung mit S.55 und Meidinger, Friedrich/
Blankenhorn, Dieter/ Funk, Edgar: Der Winzer 2, Kellerwirtschaft, S. 103

Seite 20

Das Weinrecht

beiden Zonen um +0,5% genehmigen darf

130

. Die Hchstgrenzen des

Gesamtalkohols nach der Anreicherung fr Wein bemisst sich dabei an der Art des Weins (Rot oder Wei) und an der Weinbauzonen (A oder B), mindestens mssen jedoch 8,5% vorhanden sein 131. Unabhngig davon ist in Deutschland fr Qualittsweine
132

bestimmter

Anbaugebiete

ein

Maximum

von

15%

vorgesehen

. Seit 2002 darf ebenfalls eine Anreicherung durch die

Konzentrierung des Mostes durch Wasserentzug vorgenommen werden. Dies war davor, ebenso wie die Konzentrierung des Mostes durch Klte, verboten 133. Eine Anreicherung des Traubenmostes werden, darf lediglich wobei
134

bei

Land-

und mit

Qualittsweinen

vorgenommen

die

Anreicherung

konzentriertem Traubenmost und die Konzentrierung des Mostes durch Klte lediglich bei Deutschem Wein zulssig ist jegliche Anreicherung untersagt 135. Dabei ist zu beachten, dass in allen Weinbauzonen der Europischen Gemeinschaft angereichert werden darf, sofern es die Witterungsbedingungen erfordern.136 . In Prdikatsweinherstellung ist

5.2

Sung zur Herstellung lieblicher und ser Weine

Zur Herstellung von lieblichen oder sen Weinen ist laut europischem Weinrecht die Sung zulssig. Der Wein darf dabei mit Traubenmost (der sogenannten Sreserve), konzentriertem Traubenmost oder rektifiziertem Traubenmost behandelt werden 137. Dabei darf der Alkoholgehalt nicht mehr als 4% erhht werden
138

. Landwein, Qualittswein sowie Prdikatswein drfen

nach 16 Abs. 2 Weinverordnung lediglich mit Traubenmost gest werden,


130 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S.12 und Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S.
12

131 S. Meidinger, Friedrich/ Blankenhorn, Dieter/ Funk, Edgar: Der Winzer 2, Kellerwirtschaft, S. 103 132 ebenda 133 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 133 in Verbindung mit S. 55 und Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf:
Das Weinrecht 2010, S. 13f.

134 Vgl. Deutsches Weininstitut GmbH: Aktuelles Weinrecht, S. 7 135 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 13 136 S. Meidinger, Friedrich/ Blankenhorn, Dieter/ Funk, Edgar: Der Winzer 2, Kellerwirtschaft, S. 103 137 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S.132 138 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 15 und Deutsches Weininstitut GmbH: Aktuelles
Weinrecht, S. 16

Seite 21

Das Weinrecht

wobei Rot- und Roswein nur mit rotem Traubenmost und Weiwein nur mit weiem Traubenmost gest werden darf
139

. Die Zugabe von Saccharose ist

bei der Sung, im Gegensatz zur Anreicherung, nicht erlaubt 140.

5.3

Die Entsuerung von Trauben, Traubenmost oder Jungweinen

Je nach Witterung kann der natrliche Suregehalt der Trauben in den deutschen Anbauzonen so hoch sein, dass der Wein ungeniebar wre. Deshalb darf laut deutscher Weinverordnung 18 Absatz 15 Satz 2 bei frischen Trauben, Traubenmost, teilweise gegorenem Traubenmost und Jungweinen einmal eine Entsuerung vor dem 16.Mrz des auf die Ernte folgenden Jahres vorgenommen werden 141. Bei der Entsuerung wird auf biologischem Weg die im Wein enthaltene Apfelsure zu Milchsure umgewandelt. Dazu werden die Erzeugnisse, laut Koch, mit Kaliumsalzen oder kohlesaurem Kalk behandelt 142. Bei fertigem Wein darf lediglich eine Feinentsuerung vorgenommen werden (bis 1g/l)
143

. Diese ist meldepflichtig, wobei in der Praxis eine einmalige


144

Absichtserklrung geduldet wird

. Eine Suerung, wie sie in den sdlichen

Anbaugebieten der EU gestatten ist, ist in den fr Deutschland relevanten Anbauzonen A und B nicht gestattet. Zu beachten gilt, dass die Stoffe zur Behandlung von Wein nach europischem Weinrecht berwiegend nicht lslich sind und durch Filtration wieder aus dem Traubenmost bzw. dem Wein entfernt werden mssen. Lediglich die Saccharose zur Alkoholerhhung, sowie ggf. schweflige Sure, Sorbinsure oder auch Ascorbinsure als Konservierungsstoffe verbleiben im Wein 145. 5.4 Gesetzlich vorgeschriebene Mostgewichte beim Wein

Als Indikator fr die Qualitt und den Wert des Weines wird in Deutschland die Mostdichte, oder auch als Mostgewicht bezeichnet, magebend. Entscheidend
139 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 133 und Deutsches Weininstitut GmbH: Aktuelles Weinrecht, S. 8 140 Vgl. Meidinger, Friedrich/ Blankenhorn, Dieter/ Funk, Edgar: Der Winzer 2, , S. 140 141 Vgl. Meidinger, Friedrich/ Blankenhorn, Dieter/ Funk, Edgar: Der Winzer 2, S. 99 142 ebenda 143 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 14 144 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S.43 145 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 14 Seite 22

Das Weinrecht

dafr sind der Reifegrad der Traube, und der damit verbundene Zuckergehalt.146 Dabei gilt Je grer das Mostgewicht eines Trauben- oder Fruchtsaftes, umso hher ist auch sein Zuckergehalt und umso hher der Alkoholgehalt des spteren Weines, so Edmund Lemperle, ehemaliger Chemiedirektor der vormals staatlichen Weinbauschule Freiburg (1984) 147. (s. Anhang 5) Die Dichte des Mostes wird dabei schon whrend der Lese der Trauben mit einem Refraktometer oder einer Oechslewaage ermittelt. Die Messskalen der Messwerkzeuge, die Oechslegrade (Oe) anzeigen, wurden von J.J. Reuss entwickelt und von Ferdinand Oechsle verbessert
148

. Traubenmost hat, im

Gegensatz zu Wasser, eine hhere Dichte und somit ein spezifisch hheres Gewicht. Ein Liter Traubenmost wiegt demnach 0,001g mehr auf der Oechslewaage, als ein Liter Wasser
149

. Beispielsweise knnte ein Liter

Traubenmost 1,100g wiegen. Zieht man nun den Liter ab, ergibt sich ein Restgewicht von 100g, oder auch 100 Oe. Dabei wird von einer Standardtemperatur von 20 C bei der Ermittlung des Verhltnisses der Dichte des Traubenmostes zur Dichte des Wassers ausgegangen
150

. Mit Hilfe der

Oecheslegrade lsst sich auch in etwa der natrliche Saccharosegehalt des Traubenmostes vor der Grung ermitteln. Dabei nimmt man das ermittelte Mostgewicht, multipliziert es mit der Zahl 2,5 und zieht von dem Ergebnis die Zahl 30, in Jahren mittlerer Witterung, und in Jahren guter Witterung die Zahl 25 ab 151. Beispielsweise: 100 Oe x 2,5 = 250 30 = 220 g Zucker pro Liter Der Abzug von 25 bzw. 30 ergibt sich daraus, dass im Most nicht nur Saccharose enthalten ist, sondern ebenso andere Stoffe, wie Fruchtsuren, die den Saccharose-Gehalt beeinflussen. Dieser wird in der nologie mit 25 bzw. 30 g pro Liter angenommen 152.

146 Vgl. Robinson, Jancis: Das Oxford Weinlexikon, S. 501

147 S. Lemperle, Edmund in: Vogt, Ernst: Der Wein: Bereitung, Behandlung, Untersuchung, 9., neubearb. Aufl.
Stuttgart 1984, S. 34

148 Vgl. Robinson, Jancis: Das Oxford Weinlexikon, S. 501 149 Vgl. Redaktion F.A. Brockhaus (Hrsg.): Der Brockhaus Wein, S. 298 150 Vgl. Meidinger, Friedrich/ Blankenhorn, Dieter/ Funk, Edgar: Der Winzer 2, S. 91 151 Vgl. Lemperle, Edmund in: Vogt, Ernst: Der Wein, S. 34 152 Vgl. Lemperle, Edmund in: Vogt, Ernst: Der Wein, S. 34 Seite 23

Das Weinrecht

Klassifizierung der Gteklassen des Weines nach dem WeinG zu finden, die Wein allerdings nur nach Wein mit

Die Grundlage der deutschen Qualittsstufen ist in den europischen Weinkategorien geographischer Angabe und Wein ohne geographische Angabe unterteilt. Das deutsche Weingesetz definiert grundstzliche mehrere Gteklassen von Wein, sowie innerhalb dieser Gteklassen noch zwei Produktspezifikationen. Diese sind, in aufsteigender Reihenfolge, nach 2 Abs. 3 WeinG Inlndischer Wein, nach Abs. 25 Landwein und nach Abs. 24 Qualittswein 153. Desweiteren wird im Gesetz (16a ff. WeinG) auch auf die Produktspezifikationen Qualittswein mit Prdikat, auch Prdikatswein genannt, und Landwein eingegangen 154. Deutscher Wein, d.h. laut Gesetz Inlndischer Wein, wurde bis zur EUReform der Weinkategorien mit Einfhrung der EG-Verordnung Nr. 491/2009 als Tafelwein, bezeichnet. Sie stellen die Gattung mit den niedrigsten gesetzlichen Anforderungen dar 155. Deutscher Wein muss in Deutschland aus dortigen, klassifizierten Trauben produziert werden und muss den
156

Mindestalkoholgehalt von 5% Alkohol (Weinbauzone A) bzw. 6% (in Zone B) vor Anreicherung, und mindestens 8,5% nach der Anreicherung aufweisen . Desweitern ist dies die einzige Mglichkeit, wie ein Cuve, ein Verschnitt von Wein aus mehreren Anbaugebieten in Deutschland, hergestellt und vermarktet werden darf 157. Das spezifizierte Produkt Landwein hat mit der Reform des Weinrechts eine Art Aufwertung erhalten geographischen Angabe
158

. Wo Landwein frher lediglich ein gehobener . Landweine mssen aus einem der 19

Tafelwein war, ist er heut zu Tage ein Wein mit einer geschtzten
159

vorgegebenen Landweingebiete kommen und die Geschmacksrichtungen

153 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 63 ff. 154 S. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 75 ff. 155 Vgl. IHK Trier: Informationen zum Weinbezeichnungsrecht, S. 1 und Deutsches Weininstitut GmbH: Aktuelles
Weinrecht, S. 15

156 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 16 157 Vgl. IHK Trier: Informationen zum Weinbezeichnungsrecht, S. 1 158 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 17 159 S. GEWA Etiketten GmbH: Kurzinformation Weinrecht Nr. 27, S. 5 Seite 24

Das Weinrecht

Trocken oder Halbtrocken haben 160. Desweitern muss Landwein zu 85% aus dem bestimmten Anbaugebiet stammen und den gebietstypischen Charakter besitzen, wobei eine Konzentrierung durch Klte nicht vorgenommen werden darf (22 Abs. 1 WeinG) 161. Als grte Gruppe der Weine gelten in Deutschland Qualittsweine. Qualittsweine sind deshalb auch strengeren Regularien als Landwein oder Deutscher Wein unterworfen. Als Qualittsweine drfen nur solche bezeichnet werden, die nach Antrag eine amtliche Prfnummer zugeteilt bekommen haben (19 Abs.1 WeinG) 162. Fr die Zuteilung einer Prfnummer muss der Wein eine systematische, dreistufige Qualittsweinprfung bestehen
163

Wichtige

Bestandteile dabei sind eine organoleptische Prfung, d.h. eine Sinnesprfung, und eine analytische Untersuchung nach einem 5-Punkte Schema, wobei jeweils mindestens 1,5 Punkte erreicht werden mssen. Das bedeutet, der Wein muss in Aussehen, Geruch und Geschmack frei von Fehlern sein
164

Qualittswein muss in einem der 13 bestimmten Anbaugebiete geerntet und verarbeitet werden.165 Der vorhandene Alkoholgehalt vor der Anreicherung muss 7% und der Gesamtalkoholgehalt mindestens 9% betragen. Dabei darf die Obergrenze von 15% fr angereicherte Weine nicht berschritten werden.166 Qualittsweine mit Prdikat stellen die Spitze der Gteklassen in der Kategorisierung der deutschen Weine dar. Zu beachten ist, dass diese Art zustzlicher Aufstufung innerhalb der Gteklasse Qualittswein laut IHK Trier lediglich in Deutschland und in sterreich zu finden sind
167

. Grundstzlich

werden an Prdikatsweine die selben Anforderungen wie an Qualittswein gestellt, was die Zuteilung einer Prfnummer, strengen Anbauvorschriften und

160 Vgl. IHK Trier: Informationen zum Weinbezeichnungsrecht, S. 1 f. und Deutsches Weininstitut GmbH: Aktuelles
Weinrecht, S. 15 f.

161 Ebenda und Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 77 162 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 17 und Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 77 163 Vgl. Deutsches Weininstitut GmbH: Aktuelles Weinrecht, S. 4 164 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 18 und IHK Trier: Informationen zum
Weinbezeichnungsrecht, S. 2

165 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S.109 166 Vgl. IHK Trier: Informationen zum Weinbezeichnungsrecht, S. 3. 167 ebenda Seite 25

Das Weinrecht

den Mindestalkoholgehalt betrifft

168

. Zustzlich darf Prdikatswein nicht mit


169

Eichenholzstckchen behandelt oder angereichert werden

. Damit bedeutet

letzteres: [] das Mindestmostgewicht muss aus der Rebe stammen, so Metz, Grner und Kessler 170. Um dies zu erreichen werden die Trauben je nach Prdikatsstufe, in verschiedenen Reifegraden geerntet. Damit sich der Wein entsprechend seinem Prdikat entwickeln konnte, durften Prdikatsweine frher nicht vor bestimmten Stichtagen in den Verkehr gebracht werden 171. Dies wurde 2004 aufgehoben. Somit knnen Prdikatsweine bereits im Jahr der Lese vermarktet werden 172. Die Prdikatsstufen mit ihren Besonderheiten nach 20 WeinG, sind in aufsteigender Reihenfolge Kabinett, Sptlese, Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese und Eiswein. Kabinett ist die erste Prdikatstufe, die ohne Anreicherung hergestellt wird. Sie ist somit, laut Metz, Grner und Kessler [] die erste Qualittsstufe ohne Zuckerzusatz 173. Sptlese ist Wein, der nur aus spt gelesenen, vollreifen Trauben besteht 174. Bei der Prdikatsstufe Auslese besteht Wein aus vollreifen oder edelfaulen Trauben, die bei Aussonderung von kranken und unreifen Beeren, gekeltert werden 175. Beerenauslese ist Wein, der aus berreifen und edelfaulen Trauben gekeltert wird. Die Trauben mssen dabei von Hand gelesen werden 176. Trockenbeerenauslese wird aus weitgehend eingeschrumpften, edelfaulen Trauben gekeltert. Sollte auf Grund der Witterungsverhltnisse keine Edelfule
168 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S.110 169 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 18 und Deutsches Weininstitut GmbH: Aktuelles
Weinrecht, S. 8

170 Vgl. Metz, Reinhold/ Grner, Hermann/ Kessler, Thomas: Hotel & Gast S. 114 171 Vgl. Koch, Hans-Jrg: Wein und Recht von A-Z, S.110 172 Vgl. Deutsches Weininstitut GmbH: Aktuelles Weinrecht, S. 13 173 Vgl. Metz, Reinhold/ Grner, Hermann/ Kessler, Thomas: Hotel & Gast S. 114 174 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 19 und Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 76 175 Vgl. IHK Trier: Informationen zum Weinbezeichnungsrecht, S. 3 und Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 76 176 Vgl. Metz, Reinhold/ Grner, Hermann/ Kessler, Thomas: Hotel & Gast S. 114 und Vogt, Ina: Weinrecht in
Deutschland, S. 76

Seite 26

Das Weinrecht

eingesetzt haben, gengt es auch, wenn die eingeschrumpften Trauben berreif sind. Trockenbeeren mssen ebenfalls von Hand geerntet werden 177. Eiswein ist Wein, bei dem die Trauben bei Lese und Kelterung gefroren sein mssen. Bedingt dadurch entsteht eine Konzentration des Mostes 178. Eiswein muss mindestens den im Anbaugebiet fr Beerenauslese festgelegten Mindestalkoholgehalt werden mssen 179. Eine Eigenheit des deutschen Weinrechts ist, dass in Deutschland die Qualittsfindung und Qualittsdefinition ein Hoheitsrecht ist und diese weitgehend gesetzlich einheitlich geregelt sind 180. In anderen Lndern, wie Frankreich oder Italien, ist dies Aufgabe der regionalen Weinwirtschaftsorganisationen 181. Auch spielen hier weniger das Mostgewicht eine Rolle bei der Qualittsdefinierung, sondern die Herkunft und die Hektarertragsbeschrnkungen 182. aufweisen. Die Landesregierungen knnen per Verordnung festlegen, dass auch die Trauben fr Eiswein von Hand geerntet

7. Der Deutsche Weinfonds (DWF) und das Deutsche Weininstitut (DWI) als Instrumente der Absatz- und Qualittsfrderung
Um weiterhin den Export von deutschem Wein zu frdern, wurde im Weingesetz die Bildung des Deutschen Weinfonds (DWF) verankert. Der Deutsche Weinfonds ist eine Anstalt des ffentlichen Rechts mit Sitz in Mainz. Seine rechtliche Zulassung erfolgt durch das WeinG 37, wobei es sich zur Durchfhrung seiner Aufgaben den Einrichtungen der Wirtschaft bedienen darf (37 Abs. 2)
183

. Diese Aufgaben umfassen die Qualitt des Weines sowie

durch Erschlieung und Pflege des Marktes den Absatz des Weines und sonstiger Erzeugnisse des Weinbaus zu frdern ( 37 Abs. 1 Punkt 1 WeinG),
177 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 19 und Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 76 178 Vgl. Metz, Reinhold/ Grner, Hermann/ Kessler, Thomas: Hotel & Gast S. 114 179 Vgl. Blau, Achim/ Nickenig, Rudolf: Das Weinrecht 2010, S. 19 und Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 76 180 Vgl. Deutsches Weininstitut GmbH: Aktuelles Weinrecht, S. 2 181 ebenda 182 Vgl. Mller, Edgar/ Walg, Oswald/ Lipps, Hans-Peter: Der Winzer 1, S. 14 183 Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 88 Seite 27

Das Weinrecht

sowie auf den Schutz der durch Rechtsvorschriften fr inlndischen Wein festgelegten Bezeichnungen im In- und Ausland hinzuwirken (37 Abs. 1 Punkt 2 WeinG) 184. Unterstellt ist der Deutsche Weinfonds dem Bundesministerium fr Ernhrung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (42 WeinG). 7.1 Organisation des Deutschen Weinfonds

Der Deutsche Weinfonds besteht aus drei Organen, dem Vorstand, dem Aufsichtsrat und dem Verwaltungsrat. Den Vorstand bilden ein bis hchstens zwei hauptamtliche Vorstnden, welche den Deutschen Weinfonds sowohl gerichtlich als auch auergerichtlich vertreten, sowie die Geschftsfhrung des Deutschen Weininstitut (DWI) bilden 185. Die acht ehrenamtlichen Mitglieder und der Vorsitzende des Verwaltungsrates stellen den Aufsichtsrat, dessen Hauptaufgabe die berwachung des Vorstandes, die Einberufung des Verwaltungsrates und die Festlegung seiner Tagesordnung ist (39 WeinG) 186. Der Verwaltungsrat besteht aus 44 Mitgliedern. Diese werden vom Bundesministerium fr Ernhrung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz berufen und setzen sich unter anderem zusammen aus Vertretern des Weinbaus, des Ausfuhrhandels, des Weinhandels, der Winzergenossenschaften, der Lebensmittelbranche, der Verbraucher, der landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbnden und des Gaststttengewerbes (40 WeinG Abs. 1) 187. Seine Mitglieder werden fr drei Jahre berufen, wobei jedes Jahr zum 1. April 11 Mitglieder abberufen werden. Alle drei Jahre whlt der Verwaltungsrat einen Vorsitzenden. Aufgabe des Verwaltungsrates ist die Bestimmung des grundstzlichen Handlungsrahmens in Fragen, die zum Aufgabengebiet des Deutschen Weinfonds gehren, die Definierung der Geschftsordnung fr sich selbst und den Aufsichtsrat, nach der Erteilung der Genehmigung durch das Bundesministerium (40 WeinG Abs. 2ff.) 188.

7.2

Gesetzliche Abgaben an den Deutschen Weinfonds

184 Ebenda und Redaktion F.A. Brockhaus (Hrsg.): Der Brockhaus Wein, S. 140 185 ebenda 186 Vgl. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 89 187 ebenda. 188 ebenda Seite 28

Das Weinrecht

Um seine Aufgaben erfllen zu knnen, wird vom Deutschen Weinfonds eine obligatorische Abgabe erhoben, die von der Weinwirtschaft entrichtet wird. Die Abgabenhhe wird im Weingesetz (43 WeinG) und in der Verordnung ber die Erhebung der Abgabe fr den Deutschen Weinfonds (WeinfondsV) geregelt 189. Nach 43 WeinG ist jeder Eigentmer oder Nutzungsberechtigte verpflichtet, eine Abgabe von 0,67 Euro je Ar Weinbergflche zu entrichten, sofern diese mehr als fnf Ar umfasst. Betriebe, die inlndische Weine, Perlweine oder Schaumweine abfllen und an andere gewerbsmig abgeben oder nicht abgefllt ins Ausland verkaufen, sind unter Anrechnung eines Freibetrags von 80 Euro, zur Entrichtung einer jhrlichen Abgabe in Hhe von 0,67 Euro je 100 Liter verpflichtet. Eine Befreiung ist mglich, wenn die geschuldete Abgabe nicht hher als
190

80

Euro

ist

oder

bei

Weinbaubetrieben

oder

Winzergenossenschaften die Erzeugnisse aus eigenen Trauben herstellen und direkt vertreiben . Die jhrlichen Gesamteinnahmen des Deutschen Weinfonds betragen dabei im Durchschnitt 10 Millionen Euro und unterliegen der berprfung durch den Bundesrechnungshof 191.

7.3

Manahmen zur Absatz- und Qualittsfrderung

Ein Hauptbestandteil der Arbeit des Deutschen Weinfonds fr deutsche Weine bildet die Absatz- und Qualittsfrderung durch Untersttzung von Qualittswettbewerben und wissenschaftlicher Forschung 192. Der Deutsche Weinfonds und das Deutsche Weininstitut arbeiten durch gemeinschaftliche, wettbewerbsneutrale Marketingmanahmen bei der Qualittsfrderung und der Absatzfrderung von Deutschen Weinen eng zusammen. Hierzu zhlen unter anderem Informationsveranstaltungen und Seminare fr Betriebe des Handels und der Gastronomie, Anzeigenkampagnen, Broschren, Betreiben der Website des Deutschen Weininstituts, Publikationen, durchfhren von Studien, die Durchfhrung von Messen, Veranstaltungen und Ausstellungen, Marktbeobachtungen und die Durchfhrung von Schulungen und Beratungen
189 Vgl. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 90 und 193 f. und Bund.de: Deutscher Weinfonds, in Internet:
http://www.bund.de/DE/Behoerden/D/Deutscher-Weinfonds/Deutscher-Weinfonds.html, 07.02.2011

190 ebenda 191 Vgl. Vogt, Ina: Weinrecht in Deutschland, S. 90 und 193 f. und Bund.de: Deutscher Weinfonds, in Internet:
http://www.bund.de/DE/Behoerden/D/Deutscher-Weinfonds/Deutscher-Weinfonds.html, 07.02.2011

192 Vgl. Bund.de: Deutscher Weinfonds, in Internet: http://www.bund.de/DE/Behoerden/D/DeutscherWeinfonds/Deutscher-Weinfonds.html, 07.02.2011

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Das Weinrecht

von Betrieben im In- und Ausland 193. Desweiteren sind sie fr die Herstellung und Verbreitung von Informations- und Werbematerial fr Erzeuger und Zwischenhndler zustndig. Fr den Deutschen Weinfonds und das deutsche Weininstitut sind vor allem die Medien, der Handel, die Gastronomie und die Endverbraucher Hauptzielgruppe fr ihre Marketingmanahmen 194.

8.

Fazit
Dilemma hinsichtlich Qualittsdefinierung und Absatz

Als Fazit lsst sich festhalten, dass das Weinrecht einerseits ein riesiges aufwirft, aber andererseits das Image und die Anerkennung von deutschem Wein immer besser wird. Besonders deutsche Weiweine, insbesondere Riesling, haben international ein hervorragendes Renommee 195. Der Deutsche Weinfonds, die Gastronomie und viele Weinkritiker haben dazu beigetragen, eine breitere ffentlichkeit ber das deutsche Weingesetz und dessen Auswirkungen besser zu informieren und dafr zu sensibilisieren. Wein ist aus der Gastronomie heut zu Tage nicht mehr wegzudenken. Weinservice und umfassende in in Produktkenntnisse der den Betrieben gehren und fr zum sind die
196

Ausbildungsprogramm

Gastronomie,

Absatzfrderungsinstrumente

Abschlussprfung der Ausbildung bei der IHK prfungsrelevant

Neue Geschftsfelder, wie zum Beispiel Weintourismus, bieten Winzern die Mglichkeit gastronomische Erfahrung zu sammeln, wobei die Winzer sich dabei umfassend von der Weinbauschule Weinsberg beraten lassen knnen staatlich geprften Sommelier
197

. Mit der Weiterbildung zum sich auch erfahrenen

bieten

Gastronomen neue Entfaltungs- und Erfahrungsmglichkeiten. Das Weinrecht gewinnt fr die Erzeugerbetriebe, fr die

Zwischenhndler von Wein und die Konsumenten immer mehr an


193 Vgl. Bund.de: Deutscher Weinfonds, in Internet: http://www.bund.de/DE/Behoerden/D/DeutscherWeinfonds/Deutscher-Weinfonds.html, 07.02.2011

194 ebenda 195 Vgl. Mller, Edgar/ Walg, Oswald/ Lipps, Hans-Peter: Der Winzer 1, S. 14

196 Metz, Reinhold/ Grner, Hermann/ Kessler, Thomas: Hotel & Gast, S. 380 197 Evelyn Schmidt: Zu Gast in der Weinregion, Mit Weinerlebnisangeboten bei Touristen punkten, in Internet:
http://www.landwirtschaft-bw.info/servlet/PB/menu/1312152/index.html, 22.02.2011

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Das Weinrecht

Bedeutung. Vielen Erzeugern ist heut zu Tage durchaus bewusst, dass eine Missachtung der nationalen und internationalen Weingesetze, neben drastischen Strafen, einen gewaltigen wirtschaftlichen Schaden und Imageverlust verursachen knnen. Dies mussten zum Beispiel einige Winzer aus sterreich feststellen, die 1985 durch die verbotene Behandlung von Wein mit Diethylenglykol in die Schlagzeilen gerieten und den sogenannten GlykolSkandal auslsten ser zu
198

. Die giftige Substanz wurde verwendet, um den Wein Durch den damaligen illegalen Verschnitt von

machen.

sterreichischem Wein mit deutschem Wein gelangte Glykol auch in Deutschland in den Handel und die Gastronomie. Als das Glykol nachgewiesen wurde, gerieten sowohl der Berliner Wirtschaftssenator und Weinabfller Elmar Pieroth, als auch die gesamte sterreichische Weinbranche in die Kritik 199. Der Imageverlust und die wirtschaftlichen Einbuen waren enorm. Doch trotz europischem Weinrecht bleiben heute weinbauende Nationen von Weinskandalen nicht verschont, wie Italien feststellen musste. Dort wurde 2008 nachgewiesen, dass italienische Winzer Wein illegal mit Salzsure und Dngemittel versetzt hatten, um Produktionskosten zu sparen200. Gleichzeitig werden aber durch die Gesetzgebung immer mehr Mglichkeiten entwickelt und verfeinert, Wein zu behandeln, die Qualitt zu verbessern und somit auch den Absatz zu erhhen. Ein steigendes Qualittsbewusstsein der Winzer und deren eigene, striktere Beschrnkung ihrer Hektarertrge, wie er vom Verband deutscher Prdikatsund Qualittsweingter (VDP) praktiziert wird, drfen durchaus positiv gewertet werden
201

. Institutionen wie der Deutsche Weinfonds oder das Weininstitut informieren und helfen das Image von

Deutsche

deutschem Wein durch das Anbieten von Beratungen, Schulungen von Mitarbeitern und durch Informationsbroschren zu verbessern und den Absatz zu frdern.

198 Peter Schelling: Mutter aller Panschereien, in Internet: http://www.welt.de/diewelt/wirtschaft/article8381800/Mutter-aller-Panschereien.html, 15.02.2011

199 Spiegel 11/1990: Botschaft vom Krankenbett, in Internet: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13497872.html,


15.02.2011

200 Carola Frentzen: Gepanscht und vergiftet, Weinskandal erschttert Italien, in Internet: http://www.ntv.de/panorama/Weinskandal-erschuettert-Italien-article259891.html, 21.02.2011

201 Mller, Edgar/ Walg, Oswald/ Lipps, Hans-Peter: Der Winzer 1, S. 22 und Johnson, Hugh: Der groe Johnson, S.
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Das Weinrecht

Ob sich allerdings die Qualittsfindung aus gesetzlicher Sicht nach dem Hektarertrag und dem Zuckergehalt definieren sollte, bleibt, wie Johnson schon kritisierte, fraglich umfassende
202

. Die Unbersichtlichkeit bei den Prdikatsstufen und den Kenntnisse verfgt, geschweige denn als

Anbaugebieten schreckt nicht nur deutsche Kunden ab. Wer nicht ber geographische auslndischer Kunde der deutschen Sprache nicht mchtig ist, wird vllig von Weinkarten und Weinetiketten berfordert sein und schnell sein Interesse am deutschen Wein verlieren 203. Vielleicht erreicht die Erkenntnis, dass diese Problematik durchaus ein enormes Potential und eine erhebliche Gefahr fr den Absatz darstellt, bald die nationale und internationale Rechtsprechung. Eine bersichtliche Qualittseinteilung, nach franzsischem Vorbild, unabhngig von den Oechslegraden, sowie eine einheitliche Sprache auf Weinetiketten knnte eine weitere wichtige Grundlage fr die Qualittsfindung und Absatzfrderung von deutschem Wein darstellen.

202 Vgl. Johnson, Hugh: Der groe Johnson, S. 242 203 ebenda Seite 32

Das Weinrecht

10.

Glossar
Bei zu geringem Zuckergehalt in den Trauben, darf vor der Vergrung dem Most rektifizierter Traubensaft oder Zucker zugefgt werden um den Alkoholgehalt zu erhhen. Qualittsweine mit Prdikat drfen nicht angereichert werden.

Anreichern

Alkoholgehalt

Auch Alkoholvolumenprozent genannt. Er ist wesentlicher Bestandteil des Weins und entsteht bei der Grung durch Umwandlung des Zuckers im Most. Er schwankt im Wein zwischen mindestens 8,5 % und hchstens 15%.

Ausbau

Die Lagerung zur Reifung des Weins vor dem Abfllen in Flachen. Er kann, je nach dem welcher Geschmack erzielt werden soll, in Holz oder Stahltanks erfolgen.

Barrique

Kleines, meist aus Eichenholz hergestelltes, Fass mit einem Fassungsvermgen von 225 l zum Ausbauen von Wein. Durch das Barriquefass bekommt der Wein eine besondere Note von Zimt oder Vanille.

Cuve

Ein Verschnitt von Wein, die auch mit dieser Bezeichnung aus verschiedenen Anbaugebieten stammen knnen.

Edelfule

Befall der Trauben mit dem Botrytis-Pilz. Der Pilz begnstigt die Konzentration von Zucker, Suren und Aromen in den Beeren. Desweiteren reduziert er die Vergrung des Zuckers.

Erzeugerabfllung

Wein von einer Genossenschaft oder einer Kellerei, die ihre Trauben selbst anbauen, verarbeiten und abfllen.

Filtrieren

Trennen von unerwnschten Trbstoffen und Mikroorganismen in Mosten und Weinen. Jede Filtration bedeutet aber leider auch ein Verlust von
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Das Weinrecht

Geschmacksstoffen. Grung Ein, durch Hefen bedingter, Abbau von organischen Verbindungen im Wein. Dabei wird Zucker zu Alkohol und Kohlendioxid umgewandelt. Hektar/ Hektoliter Ein Flchenma, das 10.000 Quadratmeter entspricht. In Litern sind 100l = 1 hl. Konzentrierung Verminderung des Wassergehaltes des Mostes durch Eindampfen oder Kltebehandlung. In Deutschland ist dies nur fr Deutschen Wein zugelassen. Lese Ernte der Trauben von Hand oder Maschinell. Bei den Prdikatsstufen Beerenauslese und Trockenbeerenauslese ist die Lese von Hand gesetzlich vorgeschrieben. Bei Eiswein kann sie per Verordnung vorgeschrieben werden. Most Gepresster Saft von Weintrauben, die noch nicht vergoren sind oder sich in der Grung befinden. Mostgewicht Gibt an, um wie viel ein Liter Most schwerer ist, als ein Liter Wasser. Der Unterschied ergibt sich aus dem Zuckergehalt des Mostes und ist Indikator fr den zu erwartenden Alkoholgehalt. Mindestalkoholgehalt Grundalkoholgehalt des Weins vor der Anreicherung. Er liegt zwischen 5% und 8,5% Vol. je nach Gteklasse. Oechslegrad Maeinheit fr den Zuckergehalt des Mostes. Die Einteilung erfolgt in Grad. Benannt nach dem Erfinder Ferdinand Oechsle. Die Bestimmung der chslegrad ist wichtiges Kriterium fr die Einteilung der Weine in die verschiedenen deutschen Gteklassen. nologie Die Wissenschaft vom Wein und der Weinbereitung. Akademische Weinhersteller werden nologen genannt. Restse Der vorhandene Restzuckergehalt im fertigen Wein
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Das Weinrecht

nach Beendigung der Grung. Dies wird in der Regel durch Zugabe der sogenannten Sreserve erreicht. Verschnitt Zuckergehalt Zwei oder mehr Weine werden vermischt. Trocken : Zuckergehalt von hchstens 9 g/l

Halbtrocken : Zuckergehalt bis hchstens 18 g/l Lieblich S : Zuckergehalt zwischen 19 45 g/l : Zuckergehalt mindestens 45 g/l

Es gilt folgende Toleranzregelung: Der Zuckergehalt darf nicht mehr als 1g/l von der Angabe auf dem Etikett abweichen

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